ARAichtamtlichees. “ Deutsches meisz. 11öö“
Preußen. Berlin, 8. Mai. Se. Majestät der aiser und König nahmen hestern den Vortrag des Oberst⸗Kämmerers Grafen zu Stol erg⸗Wernigerode entgegen und empfingen den Ober⸗Präfidenten Steinmann sowie den Major a. D. Freiherrn von Reiswitz, der die Orden des ver⸗ storbenen Landraths von Holtzbrinck zu überreichen die Ehre hatte.
Nachmittags 4 ½ Uhr wurde der neu ernannte außer⸗ ordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister Persiens, General Mirza Riza Khan, in Audienz empfangen.
Heute Morgen begaben Se. Majestät Sich zur Besich⸗ tigung des 1. Garde⸗Regiments z. F. nach Potsdam und wollten nach der Besichtigung auf loß Babelsberg das Dejeuner einnehmen.
— Ihre Majestät die Kaiserin und Königin ertheilte gestern dem neu ernannten persischen Gesandten Mirza Riza Khan die erbetene Antrittsaudienz.
8.
— Der Bericht über die gestrige Sitzung des 1ve der Abgeordneten befindet sich in der Ersten eilage.
— In der heutigen (69.) Sitzung des auses der Abgeordneten, welcher mehrere Regierungs⸗Kommissarien beiwohnten, stand auf der Tagesordnung die ö der Verhandlungen des Landes⸗Eisenbahnraths im
Jahre 1885. Die Kommnission beantragte: Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: —
1) Die Königliche Staatsregierung zu ersuchen:
a. baldmöglichst die Beseitigung der auf den Linien der ehe⸗ maligen hannöverschen Staatsbahnen noch beftehenden Ungleich⸗ heiten für den Gütertarif herbeizuführen; 1 b. in Erwägung zu ziehen, ob folgenden Positionen des Spezial⸗ tarifs III: Abfälle von Horn, Abfälle von Klauen und Hufen und folgende Abfälle von Häuten: Falzspähne, Schlichtspähne, Stollmehl;
2) Blut und Blutwasser;
) Düngemittel und Rohmaterialien kation; Aus der Position „Erde“ die Artikel: Mergel, Lehm, Schlick, sowie Schlamm aus Flüssen und Bächen;
zur Kunstdüngerfabri⸗
Aus der Position „Gips“ der Artikel Gips, roh, auch wenn
gemahlen; 8
Kalk gebrannter;
Kalksteinmehl;
8) Knochen;
9) Knochenabfalll
Ausnahmetarif auf den preußischen Staats⸗ und unter Staats⸗ eerwaltung stehenden Bahnen für den Gebrauch der Landwirthschaft
gewährt werden kann.
8 2) Im Uebrigen die Vorlagen ledigt zu erklären.
Der Abg. Biesenbach befürwortete die Beseitigung der Strombrückenzölle.
Der Abg. Seer wünschte billigere Tarife für die land⸗ wirthschaftlichen Produkte des Ostens.
Der Abg. Dr. Sattler beantragte, in dem Antrage der Kommission „l a.“ zu streichen oder doch das Wort „bald⸗ möglichst“ zu ersetzen durch „allmählich“.
Der Abg. Dr. Natorp trat für den Antrag Sattler ein und wünschte die Einführung einer zweiten Stückgutklasse für landwirthschaftliche Produkte und die Fabrikate der Kleineisen⸗ industrie. Auch eine Erweiterung der Ausnahmetarife sei dringend geboten.
Der Abg. Schultz bat um die Annahme des Kommissions⸗ antrags.
er Ministerial⸗Direktor Brefeld erklärte, daß der Minister zu seinem Bedauern durch dienstliche Gründe behindert sei, en heutigen Berathungen beizuwohnen. Derselbe werde in⸗ dessen den gefaßten Beschlüssen besondere Aufmerksamkeit zu⸗ wenden. Ueber die Anträge der Kommission sei im Schooße der Regierung ein Beschluß noch nicht gefaßt. Er könne nur mittheilen, daß die Annahme derselben einen Einnahme⸗Ausfall hervorrufen würde.
Der Abg. Büchtemann bat, den Antrag der Kommission abzulehnen. Für kleinere Bezirke lasse es sich allenfalls recht⸗ fertigen, wenn die Bahn Frachtbeförderung zu den Selbst⸗ kostenpreisen übernehme. Der Einnahme⸗Ausfall der durch den Antrag der Kommission verursacht werden würde, dürfte sich auf Millionen beziffern.
Der Abg. Schmieding wünschte Ermäßigung der Tarife für Kohlen nach den Nordseehäfen und nach Belgien und Frankreich hin.
Bei Schluß des Blattes sprach der Abg. von Tiedemann (Bomst).
— Hat der Eigenthümer zweier nebeneinander liegender Grundstücke, von denen jedes im Grundbuch sein eigenes Blatt hat und mit verschiedenen Hypotheken belastet ist, diese beiden Grundstücke mit einem, ein einheitliches Ganzes bildenden Bau überdeckt, und gelangt so⸗ dann das eine der beiden Grundstücke durch Subhastation in fremden Besitz: so kann nach einem Urtheil des Reichsgerichts, V. Civilsenats, vom 10. Februar d. J., der Eigenthümer des nicht subhastirten Neben⸗ grundstücks nicht von dem Adjudikatar, welcher sich in den Besitz des Hauses und somit beider Grundstücke gesetzt hat, verlangen, daß er das Nebengrundstück räume, vielmehr kann die durch die thatsächlichen Verhältnisse herbeigeführte Gemein⸗ schaft im Mangel gütlicher Einigung nur im Wege der Theilungsklage gelöst werden.
— Bei Münzverbrechen und Münzvergehen ist es für die Münzverwaltung ꝛc. von Wichtigkeit, davon unterrichtet zu werden, welchen venfang die Verbreitung der Falsch⸗ stücke erlangt hat und ob und inwiefern eine besondere Geschicklichkeit der Thäter hinsichtlich der Verausgabung hervorgerreten ist. Der Justiz⸗Minister hat deshalb unterm 9. v. M. bestimmt, daß die Beamten der Staatsanwaltschaft der zuständigen Regierung bezw. der Hauptverwaltung der Staatsschulden jedesmal darüber Mittheilung zu machen haben, welche vegesa hinsichtlich der vorbezeichneten Punkte die Untersuchung geliefert hat. Diese Mittheilung, mit welcher in den Fällen des ersten Absatzes der citirten Vorschrift die Uebersendung der Falschstücke zu verbinden ist, hat unmittelbar nach Beendigung des Verfahrens zu “ b
“
durch Kenntnißnahme für er⸗
— Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Großherzoglich mecklenburgischer Ober⸗Zoll⸗Direktor Oldenburg und Groß⸗ herzoglich oldenburgischer Geheimer Staatsrath Selkmann sind hier angekommen.
— Der kommandirende General des III. Armee⸗Corps, General⸗Lieutenant Graf von Wartensleben, hat zur Be⸗ sichtigung der Truppen des Corps Berlin verlassen.
— Der General⸗Lieutenant von Nachtigal, Comman⸗ deur der 13. Division, ist auf einige Tage mit Urlaub aus Münster hier eingetroffen.
— S. M. Aviso „Loreley“, Kommandant Kapitän⸗ Lieutenant Dräger, ist am 7. Mai cr. in Beirut eingetroffen und beabsichtigt, am 9. dess. Mts. wieder in See zu gehen.
Braunschweig. Braunschweig, 8. Mai. (W. T. B.) Fur Feier des Geburtstages des Regenten, Prinzen lbrecht, hat die ganze Stadt reich geflaggt. Der Prinz wohnte dem im Dome bei und nahm darauf auf em Schloßplatz die Parade über die Garnison ab. Mittags wird der Prinz mit seiner Familie nach Blankenburg abreisen. Nachmittags und Abends finden verschiedene Diners und Fest⸗ versammlungen statt. Am Abend ist Festvorstellung im Hof⸗ theater. Wie hier, so wire auch im Lande der Geburtstag des Prinzen feierlich begangen. 1 üs 1“““
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 7. Mai. (Wien. 2 Die Ausschüsse des Abgeordnetenhauses nehmen na
und nach ihre Thätigkeit wieder auf. Gestern war bereits der B vb gel⸗N. versammelt. Für den 8. d. M. ist eine Ausschusses für landwirthschaftliche Erbtheilungsvorschriften anberaumt. Der Ausschuß für die Dienstpragmatik tritt am 11. d. M. zusammen, um den Antrag der Abgg. Pnrnen von Scharschmid und
Sitzung des
Genossen in Berathung zu ziehen. “
— (W. T. B.) Die „Polit. Corresp.“ bespricht den rein militärischen Charakter der Inspektionsreise des Erzherzogs Albrecht in die oibapirten Provinzen und erklärt alle an die Reise geknüpften Kombinationen für vollkommen unbegründet.
Großbritannien und Irland. London, 7. Mai. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses erklärte der Premier Gladstone: die der Regierung aus Athen zugegangenen Informationen seien noch unvoll⸗ ständig. Die Antwort Griechenlands sei den Ver⸗ tretern der Mächte zugegangen; dieselbe sei unbefriedigend und füge den früher von abgegebenen Versicherungen in substantieller Beziehung etwas Weiteres nicht hinzu. Die Gesandten Englands, Deutschlands, Oesterreichs und Italiens hätten Athen bereits verlassen.
— 8. Mai, früh. (W. T. B.) Die „Times“ bespricht den gegenwärtigen Stand der griechischen Frage und meint: wenn der griechische Minister⸗Präsident delyannis hartnäckig bleibe, werde der Abreise der Gesandten sicherlich bald eine direktere Zwangsaktisg. der Mächte folgen. Die Wahl liege zwischen einer B. Reie der griechischen Häfen und der Beseitigung der Beschränküngen, welche der Aktions⸗ freiheit der Türkei auferlegt seien. Wenn den Mächten nicht die künftige Wohlfahrt Griechenlands am Herzen läge, dürften sie sich damit begnügen, der Türkei freie Hand zu lassen. Die Pforte würde völlig gerechtfertigt sein, Griechenland zu Lande und zu Wasser anzugreifen; allein ein Bombardement von Athen würde als ein Unglück für die Civilisation empfunden werden. Im Interesse Griechenlands dürften demnach die Mächte die Blokade der griechischen Häfen übernehmen und es Griechenland überlassen, sein Glück mit den türkischen Truppen an der Grenze zu versuchen. Sollte es zum Kriege kommen, so würden die Mächte bestrebt sein, denselben nach Möglichkeit zu lokalisiren; hoffentlich werde der Krieg kurz und entscheidend sein.
Die Morgenblätter veröffentlichen ein Schreiben Chamberlains, in welchem derselbe erklärt: er würde für die zweite Lesung der Homerule⸗Bill stimmen, wenn die volle Vertretung Irlands im Reichs⸗Par⸗ lament beibehalten werde. Dieses Zugeständniß müßte in⸗ deß vor der Debatte über die zweite Lesung gewährt werden.
Mandalay (Birma), 5. Mai. (Allg. Corr.) Im öst⸗ lichen Viertel der Stadt haben neue Brandstiftungen stattgefunden. Durch einen frischen Wind angeweht, nahm das Feuer eine ungeheuere Ausdehnung und wüthete 5 Stun⸗ den lang. Es wurden acht große Häusergevierte, die eine Länge von 1 ¼ Meilen und eine Breite von einer halben Meile hatten, gänzlich eingeäschert. Durch die beiden gestri⸗ gen Brände wurden ungefähr 4000 Häuser zerstört. Die jüngsten Brandstiftungen haben mehr als 30 000 Men⸗ schen obdachlos gemacht. Wenn die Zerstörung in dem⸗ selben Maße fortdauert, wird Mandalay binnen einer Woche aufgehört haben zu existiren. Es sind keine Brandstifter ver⸗ haftet worden. Zwei Männer, die sich an den jüngsten Ruhe⸗ störungen betheiligt hatten, wurden heute früh erschossen. Bei dem jüngsten Angriff gegen Mimoo brannten die In⸗ surgenten das Dorf nieder und erbeuteten zwei Elephanten. — Im Lande kommen fortgesetzt Ruhestörungen vor. Man findet es unerklärlich, daß die Insurgenten so große Vorräthe an Waffen und Munition heben
Das Indische Amt in London verö entlicht die nach⸗ stehende, vom 5. d. M. datirte Depesche des Vize⸗Königs von Indien: „Bernard meldet ein großes Feuer in Man⸗ dalay außerhalb der ummauerten Stadt. Menschenleben sind nicht verloren gegangen. Es sind Unterstützungswerke in Angriff genommen worden, um es den Nothleidenden zu er⸗ i dgliehe S ihren Lebensunterhalt zu erwerben.“
Aus Rangun wird dem „Reuterschen Bureau“ unterm 5. d. gemeldet: 2000 Mann Sikh⸗Polizisten sind von hier nach Mandalay abgegangen, um bei der Unterdrückung der Freibeuterei und der Vranbfifnmgen behülflich zu sein.
Spanien. Die „Köln. Ztg.“ meldet: „Wie aus Madrid telegraphirt wird, feierte das dortige Central⸗Militär⸗ Ka sino am 2. d. den Einzug in sein neues Vereins⸗ haus in der glänzendsten Weise. Unter den Festrednern be⸗ fanden sich die Herren Moret, Silvela und Castelar, deren von vaterländischer Begeisterung beseelte Ansprachen mit lebhaftem Beifall aufgenommen wurden. Die Feier gestaltete sich aber namentlich dadurch zu einer bedeut⸗ samen, daß sie gewissermaßen zur Abbitte für das beleidigende Verhalten benutzt wurde, dessen sich während der Aufregung über die Karolinen⸗Frage die Hauptmitglieder gegen Deutschland schuldig gemacht hatten. Der Vorsitzende,
General Salamanca, erklärte: das spanische Heer habe, obwohl sehr aufgeregt durch den Gedanken, daß ein anderes Land den Versuch gemacht habe, sich einer spanischen Besitzung u bemächtigen, doch willig die Hand denjenigen geboten, bie es als seine Feinde betrachtet habe, sobald es erst die Ueber⸗ zeugung gewonnen hatte, daß ein derartiger Versuch nicht vissentlich und willentlich unternommen wurde. Oberst Chacon wiederholte die Erklärungen des Vorsitzenden mit noch größerem Nachdruck, und an den Besuch, den der deutsche Kronprinz seinerzeit dem Verein abstattete, erinnernd, sprach er in Worten höchsten Lobes von dem Kaiser, dem Kronprinzen und deutschen Heere, welch letzteres er als ein Vorbild des Muthes, des Gehorsams und der Männlichkeit hipstellte.“
Griechenland. Athen, 7. SchweW. 2. B.) Die Gesandten der 5 Mächte habemauf allgemadt verlassen. Der englische Gesandte Rumbold mit Gesich nach Malta begeben, der deutsche Gesandte me gaen Brincken geht über Konstantinopel nach Berlin, r russische Gesandte von Bützow traf, von Livadig kommend, heute im Piräus ein, wird aber mit seinen Kollegen wieder abreisen. Der türkische Gesandte reist mit dem gesammten Gesandt⸗ schaftspersonal ab, während bei den anderen Gesandt⸗ schaften die Ersten Sekretäre noch verbleiben, um, wenn auch nicht offiziell akkreditirt, die Geschäfte fortzuführen. 1
Ein Telegramm des „Reuterschen Bureaus“, vom 7. Mai, meldet: Das griechische Kanonenboot „Salaminia“ hat den Befehl erhalten, sofort nach Konstantinopel zu gehen und den griechischen Gesandten Conduriotis von dort abzuholen. Der Marine⸗Minister ertheilte diesen Befehl gestern Abend, nachdem das türkische Kanonenboot „Hanie“ im Piräus eingetroffen war.
Dasselbe Bureau theilt Folgendes mit: Das internatio⸗ nale Geschwader, welches im Hafen von Phalerun ankkerte, ist nach der Sudabai zurückgekehrt. Die griechische Flotte hat Salamis verlassen; dieselbe soll nach Poros ge⸗
gangen sein. — Das erste Regiment von der hiesigen
Garnison ging heute nach Thessalien ab.
Türkei. Konstantinopel, 8. Mai. (W. T. B.) Der
Botschafter Thornton hat sich durch ünen Fall vom Pferde einen Bruch des linken Schlüsselbeins zu gezogen.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 7. Mai (W. T. B.) Der „Invalide“ verö entlicht die Ab⸗ berufung des Fürsten Dolgorouky, Generals à la suite des Kaisers Alexander, bisher attachirt der Person des Deutschen Kaisers Wilhelm, und seine Ersetzung durch den Flügel⸗Adjutanten, Obersten Grafen Kutu soff vom Chevalier Garde⸗Regiment.
Zeitungsstimmen. b
“ 111“
Der „Danziger Allgemeinen Betreff der Erhöhung der russischen Zölle geschrieben:
... Es ist in hohem Maße bezeichnend, wie ein Theil der
freihändlerischen Presse sich zu der Angelegenheit stellt.
Mehrzahl der größeren freisinnigen Blätter übergegangen ist, natürlich die außerordentlichen Benachtheiligungen, welche für die deutsche Industrie eine Erhöhung des Differential⸗ zolles auf Kohle und die allmähliche Absperrung der Grenze gegen deutsches Eisen haben würde, nicht in Abrede stellen. Was folgt aber daraus nach freisinniger Logik? Die heftigsten Angriffe auf die deutsche Politik und die Inschutznahme der russischen. . .. Rußland thue nur, was Deutschland seit sieben Jahren thue, es sei ganz billig, wenn es englische Produkte in der Zollbehandlung bevor⸗ zuge, da England keine Zölle habe.
Diese Beweisführung ist ebenso schief als unpatriotisch. Rußland
hat lange ver Deutschland ein Zollsystem, und zwar ein recht scharfes, besessen und es würde seinen Tarif autonom ausgestaltet haben, möchten wir auch heute noch Freihandel treiben und einem Prinzip zu Liebe die feiernden Arbeiterschaaren weiter vermehrt haben. Ferner ist doch ein großer Unterschied zwischen mäßigen Zöllen, welche die einheimische. Industrie erziehen und verhindern sollen, daß ein aufblühender Zweig von der früher entwickelten oder sonst begünstigten ausländischen Konkurrenz erdrückt werde, und zwischen der Absperrung der Grenze sowie einem System, das die verschiedenen konkurrirenden Staaten handelt. In letzterer Beziehung wird freilich darauf hingewiesen, daß der Reichstag im vorigen Jahre beschlossen hat, auf Dach⸗ schiefer einen Zoll von 1,50 pro 100 kg und wenn er seewärts ein⸗ geht, von nur 0,50 ℳ zu legen. Der Grund war, daß für das Binnenland der Ostsee, das keine Schiefergruben hat, dieses Baumaterial nicht vertheuert werden sollte. Der Bundesrath hat damals durch den Mund des Staatssekretärs von Burchard eindringlich gewarnt, das System der differentiellen Behandlung, das nur die allerdringendste Noth rechtfertigen könne, weiter auszubilden. Was will aber die differentielle Behandlung von Schiefer und rohen Steinmetzarbeiten bedeuten gegen diejenige von Kohle und Eisen und vor Allem, was hat Rußland für ein Interesse an unserem Schieferzoll?
Mit solchen Beweismitteln für die russische Zollpolitik möge man uns verschonen. Wir möchten wissen, ob in einem Falle, wie dem vorliegenden, der das Wohl und Wehe der einheimischen Industrie und eines ganzen Landestheils so nahe berührt, in irgend einem Lande die oppositionelle Presse so ungeschminkt gegen die eigene Regierung Stellung nehmen würde, wie es die freisinnige Presse bisher gethan hat. Es ist nicht anders, als ob sie die russischen Zollpläne als einen Triumph der freihändlerischen Ideen betrachte. Das einzige Erfreuliche an dieser konfusen und unpatriotischen Haltung ist, daß selbst gut liberalen Leuten die Augen darüber aufgehen, wo⸗ hin es führt, wenn eine Partei allerwegen nur darauf bedacht ist, ohne Rücksicht auf wichtige vaterländische Interessen sich in dem Ge⸗ fühle der höchsten politischen und wirthschaftlichen Einsicht zu sonnen und der herrschenden Politik Schwierigkeiten zu bereiten, wo und wie es nur gehen mag.
— Wie die ‚Schlesische Zeitung“ der Zeitschrift des vssee berg⸗ und hüttenmännischen Vereins entnimmt, hat der Vorsitzende des Vereins in dessen letzter ordentlicher Generalversammlung über die Lage der oberschlesischen Montan⸗ industrie während des Jahres 1885 Folgendes ausgeführt:
„Wenn man die Situation, in welcher sich die oberschlesische Montanindustrie im verflossenen Jahre befunden hat, mit der Lage dieser Industrie in der ganzen Welt vergleicht, dann muß man im Großen und Ganzen noch zufrieden sein.
Von unseren drei Hauptbranchen, der Kohlen⸗, Eisen⸗ und der Blei⸗ und Zinkindustrie, ist nur die Eisenindustrie ausgesprochen krank. Die Verhältnisse der Kohlenindustrie sind zwar auch nicht gerade blühende zu nennen, die Majorität der oberschlesischen Steinkohlengruben noch mit Ueber⸗ schüssen arbeitet, was in anderen Steinkohlenbezirken durch⸗ aus nicht in gleicher Weise der Fall ist. Von der Zink⸗ und Blei⸗Industrie aber können wir mit Freude berichten, daß sich in deren Situation im vorigen Jahre eine ausgesprochene Wendung zum Besseren geltend gemacht hat. Bei Blei trat diese
Golenistscheff⸗
Zeitung“ wird in
Ein Artikel der „Freihandels⸗Correspondenz“, der wahrscheinlich auch 8 die ann
nicht auf gleichem Fuße be⸗ 8
es kann aber doch nicht bestritten werden, daß
Besserung fosnsagen auf dem natürlichen Wege ein; der ungeheuere
Preissturz dieses
rtikels, fast auf die Hälfte seines früheren Werthes,
zwang einen Theil der Konkurrenz zur Betriebseinstellung und ver⸗
besserte so den Markt.
Bei Zink, dessen Lage nicht viel besser stand,
wurde die Sanirung des Marktes durch eine mit 1886 beginnende Koalition versucht; dieselbe betraf nur die Produktion und fixirte die⸗ jenige von Belgien und Rheinland auf die Höhe des Jahres 1885.
Oberschlesien erhielt als Benefizium bloße Bekanntwerden der Koalition, welcher
um 5 Proz. Das
das Recht einer Steigerung
sic nachher auch die englischen und französischen Zinkproduzenten an⸗
chlossen, genügte zur Befestigung und zu
einer nicht unerheblichen
Steigerung der Preise. . .. 8 Auch in den Zahlen der Statistik spiegelt sich das angedeutete
Bild unserer Situation wieder.
Die Kohlenproduktion Oberschlesiens hat sich 445 000 t, gleich 3,6 %.
. gesteigert um Es ist das, sieht man von dem kleineren
niederschlesischen Revier ab, immer noch die stärkste, im vorigen Jahre in allen größeren deutschen Kohlenrevieren vorgekommene Produktions⸗
steigerung.
Die Zinkpreduktion hat sich gesteigert um 1420 t, gleich 2,26 %, gegen 7 % im Vorjahre. 2 Die Bleiproduktion hat sich vermehrt um 2710 t, gleich 7,75 %.
Die Roheisenproduktion
4300 t, gleich 0,84 %
1 hat gleichfalls eine Vermehrung von erfahren . .*
Centralblatt f
ür das Deutsche Reich. Nr. 19. — Inhalt:
Versicherungswesen: Wahl von je zwei nichtständigen Mitgliedern des Reichs⸗Versicherungsamts Seitens der Vorstände der Berufsgenossen⸗
schaften und der Vertreter der Arbeiter. — — Polizeiwesen:
nennungen. Reichsgebiet
Ministerial⸗B tung in den Köni
Inhalt: Allgemeine Verwaltungssa
t, Konsulatwesen: Er⸗ Ausweisung von Ausländern aus dem
latt für die gesammte innere Verwal⸗ glich etußischen Staaten. Nr. 4. — en. Fischereibeamte, Hülfsbeamte
der Staatsanwaltschaften. — Unzulässigkeit der Wiederincourssetzung
von Inhaber⸗Papieren mittelst faesimilirter Unterschrift. — bigung von Schristsgsches vor bulgarischen Behörden. — Vor
Angelegenheiten
Beglau⸗ Medizinal⸗
riften zur Sicherung der gehörigen Aus⸗
führung des Impfgeschäfts. — Polizeiverwaltung. A. Im Allgemeinen.
Ausstellung von Leichenpässen. Bahnpolizei⸗Reglement. — und Häusern mit elektrischem Licht. — B. Sicherheitspolizei. zur Verhütung der Gefährdung militärischer Pulver⸗
vorschriften
— Anlegung von Begräbnißplätzen. — — Anlagen zur Beleuchtung von Straßen Straf⸗
transporte. — Uebernahme von Transportgefangenen Seitens säch⸗
sischer Grenzbehörden.
Reichstags⸗Angelegenheiten.
Bei der im 7. Gumbinner Wahlkreise
vorgenommenen Ersa
8 8 “
1 3 (Ortelsburg) tzwahl für den verstorbenen Oberst⸗Lieute⸗
nant a. D von Redecker ist von Mirbach (konservativ) einstimmig
mit 6707 von 6832 ab tages gewählt worden.
gegebenen Stimmen zum Mitglied des Reichs⸗
Statistische Nachrichten.
Im Anschluß an lichen Statistischen Amts
der Volkszählung
die frühere Veröffentlichung des Kaiser⸗ über das vorläufige Ergebniß
vom 1. Dezember 1885 werden in dem
kürzlich erschienenen Märzheft zur Statistik des Deutschen Reichs die
Einwohnerzahlen derjenigen 20 000 Einwohner hatten,
Termin mehr als
deutschen Städte, welche an diesem nach den vier letzten
Volkszählungen mitgetheilt. Bei einer Zusammenfassung dieser Stäͤdte
nach Größenklassen ergiebt sich,
wachsen sind:
8
Berlish um.
die übrigen 20 Städte von mehr als 100 000 GEinwohnern um . die 23 Städte von 50—
nern um
die 87 Städte von 20 — 50 000 Einw. um
Die Städte von
daß durchschnittli
1880/85 3,17 %
) 2 2,08 „ AEE111“
VIZ 3,06 „ 20 — 50 000 Einwohnern weisen demnach in
jährlich ge⸗ 1875/80 1871/75 2,92 % 3,92 %
85 3,04 100 000 Einwoh⸗
ihrer Gesammtheit eine nicht weniger starke Zunahme auf wie die⸗
jenigen von 50 — 100 000 und von mehr
als 100 000 Einwohnern,
wenn man von letzteren Berlin ausnimmt. vae Millionstadt ragt aber mit ihrem Wachsthum über die Gesammtheit jeder der übrigen
Größenklassen in allen
drei Zählungsperioden bedeutend hervor. Die
gesammte Bevölkerung des Reichs vertheilt sich nach der letzten Zäh⸗ ung in der Art auf die Größenklassen der Wohnorte, daß von den 46 840 906 Einwohnern leben:
in Berlin
den übrigen Städten von mehr als 100 000 Einwohnern. “ „ Städten von 50 — 100 000 Einw.
allen übrigen “ 94 — Die Gebiete der evangelischen Mission.
1 315 297
3 128 254
1 542 291
2 486 170 = 38 368 894
2,81 %
6,68 „ 3,29 5,31 „ 81,91„ (Stat.
20 — 50 000
Corr.) — Betrachten wir nach unseren neulichen Ausführungen über
die evangelische Quelle (Grundemann),
Heidenmission heute,
e, in Anlehnung an dieselbe deren Ausbreitung und sehen dabei der Ver⸗
einfachung wegen von allen Schätzungen ab, so giebt folgende Ueber⸗
sicht Auskunft über die Gebiete,
mission thätig ist. Es
die Zahl der Stationen
Mifsionare
eingeborenen
Gehülfen
gesammelten
Christen.
Kommuni⸗
kanten. .„. ZSbhlen He. Schuüln darunter Mädchen die Summe
Hüepäh chen b 1
der „Aus⸗ gaben in ℳ
in denen die evangelische Heiden⸗ betrug im Jahre 1883 in Austra⸗ lien u. Po⸗ lynesien 120
in in Asien Afrika Amerika V 963 600 674 476 120 7 373 1 19 575 994 415 883 160 214 2 757
147 245
920 190 819 32 266
78 218 5 281 311
8 1 420 10 825 . 752 176
222 512
7 087
3 369
280 648
70 260
1 116 82 785 35 461
986 410
294 064 81 354
17 386 416
31 466 2 123 097
Die den verschiedensten europäischen Völkern angehörigen Missions⸗
rer Thätigkeit vor. Missionsstationen Futscher Gesellschaften
e. glischer nchrdamerikan. 8
6 hiadischer
mabhängiger hollaͤndischer französischer 8 nordischer 88
ie deutschen,
und die holländischen
esellschaften ziehen bald dieses, bald jenes Gebiet für die Ausübung Es bestanden nämlich 1883
in Austra⸗ lien u. Po⸗ ynesien 6
32
6 7 — englischen und nordamerikanischen Gesellschaften sind in allen Theilen der Erde thätig, die
französischen ausschließlich
fast nur in Kolonien ihres Vaterlandes. In
ndien, der indische Archipel, China und Japan die Hauptgebiete der Mission, in geringerem Maße Vorderasien, Palästina und Hinterindien. In Afrika findet die eifrigste Missions⸗ arbeit im Süden statt, demnächst in West⸗ und Ostafrika; in Nord⸗ afrika giebt es nur in Algerien und Egypten eine geringe Zahl evangelischer Missionsstationen. Unter den afrikanischen Inseln erfreut sich namentlich Madagaskar reger Fürsorge, und zwar seitens der norwegischen Missionsgesellschaft. Die in Amerika wirkenden Missions⸗ gesellschaften haben sich vornehmlich die Vereinigten Staaten, Britisch Nordamerika, Grönland, Westindien und die Moskitoküste als Arbeitsfeld erkoren; dagegen ist Südamerika bei seiner fast aus⸗ schließlich katholischen Bevölkerung gänzlich vernachlässigt worden. In Australien hietet das Festland mit seinem noch wenig bekannten Innern nur selten Gelegenheit, eine rege Missionsthätigkeit zu ent⸗ falten. Außer in fast allen Inselgruppen Polynesiens, Melanesiens und Mikronesiens wird besonders noch in Neuseeland und seit einiger Zeit auch in Neuguinea seitens der Mission eifrig gewirkt.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Das Eisenbahntarifwesen im Allgemeinen und nach seiner besonderen Entwickelung in Deutschland, Oesterreich⸗Ungarn, der Schweiz, Italien, Frankreich, Belgien, den Niederlanden und England, dargestellt von Franz Ulrich, Regierungs⸗Rath, Mitglied der Königl. Eisenbahn⸗Direktion Elberfeld, Berlin und Leipzig. Verlag von J. Guttentag (D. Collin). 1886. gr. 80. (XII, 504 S.) — Der Verfasser des vorliegenden Werkes, welcher das Eisenbahntarifwesen seit dem Jahre 1873 als Tarif⸗Dezernent zunächst bei der Königl. Eisenbahn⸗Direktion zu Münster, dann bei der Kaiserl. General⸗ Direktion der Reichs⸗Eisenbahnen zu Straßburg und gegenwärtig bei der Königl. Eisenbahn⸗Direktion zu Elberfeld praktisch bearbeitet, hat, da kein Handbuch oder Lehrbuch über Eisenbahntariswesen vor⸗ handen ist, nachdem er bereits im Archiv für Eisenbahnwesen, Jahr⸗ gang 1885, S. 162 ff. einen Aufsatz zur Geschichte des deutschen Eisenbahnwesens“ geliefert, es unternommen, für alle Diejenigen, welche im Eisenbahntarifwesen nicht praktisch Erfahrungen gesammelt haben, in dem vorliegenden verdienstlichen und recht brauchbaren Buch eine systematische Darstellung des Eisenbahntarifwesens im All⸗ gemeinen zu liefern und sich hierbei nicht auf eine Behandlung und Darstellung des deutschen Eisenbahntarifwesens zu beschränken, sondern auch das Tarifwesen der anderen wichtigeren Eisenbahnländer in den Kreis seiner Erörterungen zu ziehen, um durch Vergleichung die ver⸗ schiedenen Erscheinungen und Gestaltungen der Eisenbahntarife klar⸗ zustellen und sie unter bestimmte Gesichtspunkte zu bringen. Das vorliegende Werk zerfällt demnach in einen allgemeinen und einen besonderen Theil. Der allgemeine Theil enthält eine systematische Darstellung des Eisenbahntarifwesens im Allgemeinen. Nachdem sich der Verfasser über Privatwirthschaft und Gemeinwirthschaft beim Betriebe der Eisenbahnen im Allgemeinen und zwar zu Gunsten der letzteren geäußert, handelt er zunächst eingehend und nach allen Seiten von der privatwirthschaftlichen Eisenbahntarifgestaltung, schildert hier⸗ bei ausführlich die Nachtheile der privatwirthschaftlichen Tarifgestaltung und spricht sich schließlich dafür aus, daß die privatwirthschaftliche Tarifgestaltung gänzlich beseitigt und eine andere, eine gemeinwirth⸗ schaftliche Tarifgestaltung an ihre Stelle gesetzt werden müsse, wenn man zu einer wirklichen Reform des Eisenbahntarifwesens, zu einer gründlichen Abstellung der Mängel und Nachtheile der privatwirth⸗ schaftlichen Tarifgestaltung gelangen wolle. Durch die unmittel⸗ bar darauf folgende ausführliche Schilderung und Darstellung der gemeinwirthschaftlichen Tarifgestaltung sucht der Verfasser nun den Nachweis zu erbringen, daß die letztere allerdings geeignet sei, die Mängel und nachtheiligen Folgen der privatwirthschaftlichen Tarif⸗ gestaltung zu beseitigen. Nachdem der Verfasser in solcher Weise im ersten, dem allgemeinen Theile seines Werkes sich eingehend mit dem Eisenbahntarifwesen im Allgemeinen beschäftigt und sich hierbei ent⸗ schieden für eine gemeinwirthschaftliche Tarifgestaltung ausgesprochen hat, liefert er hierauf in dem „Besonderen Theile“ eine Darstellung der Entwickelung des Eisenbahntarifwesens in den verschiedenen Kulturstaaten, und zwar besonders ausführlich für Preußen, die übrigen deutschen Staaten und das Deutsche Reich, sodann kürzer für Oesterreich⸗Ungarn, die Schweiz, Italien, Frankreich, Belgien, die Niederlande und England. — Am Schlusse des Buches wird ein Verzeichniß der einschlägigen bezw. vom Verfasser benutzten Schriften
egeben. 1 — Das Maiheft der „Deutschen Ru ndschau“ eröffnet Paul Heyse mit einem einaktigen Trauerspiel: „Zwischen Lipp' und Bechersrand“, welches durch seinen graziösen Dialog erfreut und durch den ergreifenden Schluß einen tiefen Eindruck hinterläßt. Das kleine Drama liest sich so spannend und anregend wie eine der besten novellistischen Schöpfungen des Dichters. — Weiter enthält das Heft die letzte Arbeit Julian Schmidts, welche sich mit Leopold von Ranke beschäftigt. Liebe⸗ und verständnißvoll gezeichnet, tritt in dieser Studie das persönliche wie geistige Bild des großen Geschichtsschreibers klar vor uns hin und zeigt seinen weitgehenden Einfluß und seine eminente Bedeutung von neuem in hellem Licht. Wie wir aus dem diesem Essay vorangeschickten, warmgeschriebenen Nachruf ersehen, sollte der Auffatz über Ranke den Anfang einer Reihe von Studien über unsere modernen deutschen Historiker aus der Feder Julian Schmidts bilden. — Die älteste und die modernste Geschichte vereint in kurzem Rahmen Ernst Curtius in seinem Vortrage: „Das Königthum bei den Alten“, in welchem er zuerst die Bedeutung der oft erst nach blutigen Kämpfen auf den Thron gelangten Herrscher bei den Alten hervorhebt und dann darauf hinweist, wie sich seitdem still und unscheinbar der Keim einer neuen sittlichen Ordnung entwickelt hat, die schließlich auch dem Königthum eine andere Weihe, diejenige edler Menschlichkeit, verlieh, und wie diese sittliche Aufgabe des Königthums von keinem Herrscher⸗ geschlecht höher gefaßt und großartiger durchgeführt wurde als von den Hohenzollern; denn nirgends sind Fürst und Volk durch festere Bande verknüpft, nirgends die Gegensätze zwischen Herrschaft und Gesetz, Gehorsam und Freiheit, Monarchie und Bürgerstaat glücklicher überwunden. — Der Schluß des eingehenden Artikels: „Ueber die amerikanische Romandichtung der Gegenwart“ von Anton E. Schönbach macht uns mit den neuesten hervorragenden amerikanischen Novellisten und Romanschriftstellern bekannt und regt uns zur Lektüre ihrer Werke an. — „Jenseits des Weltmeers“ führt uns auch E. Reyer mit einem neuen Abschnitt seiner interessanten kacifornischen Reiseskizzen, welche sich diesmal mit der kalifornischen Ebene beschäftigen und uns an⸗ schaulich die fruchtbringende Arbeit der westlichen Pioniere schildern. — Zum hundertjährigen Geburtstage Ludwig Börne’'s widmet Otto Brahm demselben ein auf eingehenden Studien basirendes Gedenkblatt. — Auf heimischem Boden steht Julius Rodenberg mit seiner liebenswürdigen Skizze „Die frühen Leute“, die uns in feinsinniger, gemüthreicher Weise mit all Jenen bekannt macht, die einem Berliner Wintermorgen seine eigenartige Physiognomie verleihen. Rodenberg zeigt sich hier wieder als der warmherzige, stets unterhaltende Schilderer, der überall mit Liebe und Anhänglichkeit seiner zweiten Heimath, Berlins, gedenkt und welcher der modernen Weltstadt auch ihre poetischen Seiten ab⸗ zugewinnen versteht. — Gottfried Kellers Roman „Martin Salander“ ist in dem vorliegenden Heft um ein tüchtiges Stück vorwärts gerückt. — Karl Frenzel giebt eine übersichtliche Revue der letzten Hälfte der Berliner Theater⸗Saison, und Professor von Gyzicki macht uns mit den neuesten Erscheinungen der philosophischen Literatur bekannt. Neben der „Politischen Rundschau“ finden wir sodann noch litera⸗ rische und bibliographische Notizen.
— Von Engelhorns Allgemeiner Romanbibliothek“
(Stuttgart, J. Engelhorn) ist der 18. Band (2. Jahrgang) erschienen, welcher den Schluß der englischen Novelle „Die hübsche Miß Neville“, von B. M. Crooker, bringt.
Veterinärwesen.
Vereinigte Staaten von Amerika. 8 In den Staaten Kentucky, Ohio, Michigan, West⸗Virginia und Indiana hat die Schweinecholera zwar —8.E.8 sie ist dort aber noch keineswegs als erloschen zu betrachten. “
Ansteckende den Pferden Staates Ohio. —, Um Mitte März d. J. wurden in der Nähe von Cynthiana im Staate Kentucky 111 Stück Rindvieh, welche mit der Lu ngenseuche behaftet bezw. derselben verdächtig waren, auf Grund obrigkeitlicher Verordnung getödtet und sechs Fuß tief vergraben.
Von sachkundiger Seite wird der im Staate Kentucky durch die Lungenseuche angerichtete Schaden auf 10 Millionen Dollars geschätzt.
Drüsen⸗Krankheiten herrschen stark unter der Grafschaften Cuyahoga, Erie und EClinton des
Gewerbe und Handel.
Man schreibt uns aus Bukarest: Die rumänische Regie rung hat nunmehr auch den am 18. April 1880 zwischen Griechen⸗ land und Rumänien auf die Dauer von 7 Jahren abgeschlossenen und am 27. April 1880 in Kraft getretenen Handelsvertrag ge⸗ kündigt. Derselbe läuft daher mit dem 27. April nächsten Jahres ab
-—— Der Verwaltungsrath der Wilhelmshütte hat die Di⸗ vidende für das am 31. März zu Ende gegangene Geschäftsjahr auf 6 ½ % festgesetzt. 8
Leipzig, 7. Mai. (W. T. B.) Die Garnbörse war peer besucht, baumwollene Garne fest, die Spinner halten auf höhere
reise.
„Prag, 8. Mai (W. T. B.) Die Generalversammlung de Aktionäre der Buschthierader Eisen bahn hat folgende Anträge angenommen:
Zu Litt. A.: Von dem Reingewinn von 868 839 Fl. sind dem Reservefonds 20 756 Fl. zuzuweisen, wodurch derselbe die durch die Gesellschaftsstatuten bedingte Minimalsumme von 997 500 Fl. er reicht. Von den verbleibenden 848 82 Fl. sind 5 % des Nominal betrages der Aktien Litt. A. somit 481 451 Fl. zu vertheilen, wonach 366 631 Fl. verbleiben. Hiervon kommen 27 000 Fl. als Tantiéme des Verwaltungsraths in Abzug. Zu dem Reste von 339 631 Fl. sind hinzu zurechnen: der Zuschuß aus dem Spezialreservefonds des Kohlenwerkes mit 38 397 Fl. und der Uebertrag aus dem Jahre 1884 mit 56 607 ri b was einen Gesammtbetrag von 434 636 Fl ergiebt. Hiervon sind dem Erneuerungsfonds Litt. A. 80 000 Fl., dem Pensionsfonds der Beamten und Diener 15 000 Fl., zusammen 95 000 Fl zu überweisen. Nach 6 Abzug dieser Beträge verbleiben 339 636 Fl. Von diesem Reste ist als Superdividende auf die Aktien Litt. A. und auf die Genußscheine Litt. A. der Betrag von 13 Fl. 75 Kr. zu vertheilen, was 18 341 Aktien und 659 Genußscheine 261 250 Fl. ausmacht. verbleibende Rest mit 78 386 Fl. ist auf neue Rechnung für Litt. A. zu übertragen.
Zu Litt. B.: Von dem Reingewinn von 664 045 Fl. sind 4 % dem Reservefonds zuzuweisen mit 26 561 Fl., zu dem Rest von 637 483 Fl. wird der Zuschuß aus der Spezialreserve des Kohlen⸗ werks mit 38 397 Fl. und der Uebertrag aus dem Jahre 1884 mit 61 680 Fl. hinzugerechnet, was einen Betrag von 737 561 Fl. er⸗ giebt. Hiervon ist auf 68 403 Aktien lIitt. B. eine Dividende von je 9 Fl., somit ein Betrag von 615 627 Fl. zu vertheilen. Von dem Reste mit 121 934 Fl. ist dem Erneuerungsfonds Litt. B. der Be⸗ trag von 50 000 Fl. zu überweisen und der sodann noch verbleibende Rest mit 71 934 Fl. auf neue Rechnung für Litt. B. zu übertragen
New⸗York, 7. Mai. (W. T. B.) In den nächsten Tagen steht eine Goldverschiffung im Werthe von 350 000 Doll. bevor.
New⸗Nork, 27. Mau. B.) Baumwollen⸗ Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 43 000 B., Aus⸗ fuhr nach Großbritannien 61 000 B., Ausfuhr nach dem tinent 29 000 B., Vorrath 655 000 B. 2
Submissionen im Auslande
MNiederlade . Direktion der Trinkwasserleitung in Kralingen, im
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1) 19. Mai. Bureau zu Rotterdam, Haringoliet Nr. 6. Steinkohlen. Auskunft an Ort und Stelle.
2) 21. Mai, Nm. 2 Uhr. Koninklyke Nederlandsche Locaal Spoorweg⸗Maatschappy, im Bureau zu Apeldoorn, Loos Nr. 21. Lieferung von Eichenholz für Weichen. Auskunft an Ort und Stelle oder beim Hauptingenieur K. 5 van Brederode zu Apeldoorn.
3) 31. Mai, Vm. 11 ½ Uhr. Provinzial⸗Verwaltung von Süd⸗ Holland, im Dienstgebäude im Haag. Loos Nr. 101. Lieferung einer eisernen Drehbrücke über den Zederik⸗Kanal. Tarwerth 9170 Gld. Bedingungen liegen vom 17. d. M. ab aus im Ministerium von Waterstaat, Handel en Nyverheid im Haag und sind käuflich bei den Buchhändlern Gebr. van Cleef, Haag. Spui Nr. 28a.
4) Gasfabrik zu Deventer, Lieferung von 45 000 hl Gaskohlen. Auskunft an Ort und Stelle.
Sanitätswesen und Quarantänewesen.
Schweden. 1
Laut Bekanntmachung des Königlich schwedischen Kommerz⸗Kolle⸗ giums vom 27. April 1886 sind sämmtliche an der Küste des Adria⸗ tischen Meeres belegene italienische Provinzen vom 19. des selben Monats an als von der Cholera befallen erklärt worden.
Egypten
Der internationale Gesundheitsrath zu Alexandria hat in seiner Sitzung vom 21. April 1886 beschlossen, gegen die Ankünfte aus Bassein von dem gedachten Tage ab das Cholera⸗Reglement in Anwendung bringen zu lassen.
Der internationale Gesundheitsrath zu Alexandrig hat in seiner Sitzung vom 24. April d. J. beschlossen, sämmtliche Ankünfte aus Häfen zwischen Brindisi und Neapel einschließlich von dem gedachten Tage ab einer 24 stündigen Beobachtungsquarantäne, ver⸗ bunden mit ärztlicher Besichtigung zu unterwerfen.
Berlin, 8. Mai 1886.
Die Jubiläums⸗Ausstellung der bildenden Künste in Berlin. (Centralbl. der Bauv.) — Wie aus den Mit⸗ theilungen der öffentlichen Presse bekannt, wird im Laufe dieses Monats die mit außergewöhnlichen Aufwendungen vorbereitete Jubiläums⸗Ausstellung der bildenden Künste auf dem Aus⸗ stellungsplate am Lehrter Bahnhof in Berlin eröffnet werden. Die Ausstellung wird von der Königlichen Akademie der bildenden Künste unter Mitwirkung der Deutschen Kunstgenossenschaft ver⸗ anstaltet, und es gilt mit ihr das hundertjährige Bestehen der Berliner Kunstausstellungen zu feiern. Die Jubiläums⸗Ausstellung wird neben der herkömmlichen Vorführung neuer Maler⸗ und Bildhauer⸗ werke und architektonischer Entwürfe eine rückblickende geschichtliche und eine kunstgewerbliche Abtheilung bieten, dem Interesse der Archi⸗ tekten aber vorzüglich durch eine Reihe besonderer baulicher Ver⸗ anstaltungen näher treten. Wir eröffnen unsere Berichte über das bedeutungsvolle Unternehmen für heute mit der aus der Feder des Professors F. Wolff stammenden Beschreibung des Ausstellungshauses.
Das im Jahre 1883 für die damalige Ausstellung auf dem Ge⸗ biete der Hygiene und des Rettungswesens errichtete Hauptgebäude, welches der Staat inzwischen käuflich erworben hat, ist in dem letzten halben Jahre behufs Aufnahme der diesjährigen Jubiläums⸗Kunst⸗ ausstellung einem durchgreifenden Umbau unterzogen und durch einen Anbau erweitert worden. Seine ursprüngliche Gestalt ist bekannt. In dieser Gestalt eignete Ausstellungen — wie es denn auch die Ausstellung von Lehrling arbeiten, von einfachen Wohnungseinrichtungen und it ketzten Herbst noch die Gartenbau⸗Ausstellung zur Zufriedenheit der Aussteller und der Besucher aufgenommen hat — nicht aber für Ku⸗ asstellungen, bei welchen bekanntlich an die Beleuchtung ganz besonoere Anforde⸗ rungen gestellt werden müssen. Diesen gerecht zu werden, war die hauptsächlichste Aufgabe des Umbaues. Zu dem Zweck sind die inneren Felder der Anlage, welche früher einen einzigen F⸗ hängenden Raum bildeten, durch Aufführung neuer Zwischenwände zu theils quadratischen, theils länglich achteckigen bezw. sechseckigen Sälen
11,g
Der
Lieferung von 4 500 000 kg.
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es sich zwar ausgezeichnet für gewerbliche