Land⸗ und Forstwirthschaft.
Der Kartoffelverbrauch zur Branntweinpro⸗ duktion im preußischen Staate 1884/85. — Die „Zeitschrift für Spiritusindustrie“ bringt in ihrer Nr. 30 vom 15. April I. J. eine imeressante Uebersicht über den Umfang der Kartoffelbrennerei im preußischen Staate. Aus derselben ist ersichtlich, wie viel Kartoffeln in den einzelnen Provinzen sowie im ganzen Staatsgebiete im Ernte⸗ jahre 1884/85 gewonnen wurden, wie piel Kartoffeln im Etatsjahre 1884/85 nach amtlichen Angaben zu Brennereizwecken Verwendung fanden und wie viel Prozent der geernteten Kartoffeln zur Brannt⸗ weinppoduktion verwendet wurden. Hierzu müssen wir indessen be⸗ merken, daß letztere Berechnung insofern nur annähernd richtig sein kann, als sich das Erntejahr 1884/85 nicht mit dem Etatsjahre 1884/85 deckt, indem ersteres vom 1. Juli 1884 bis zum 30. Juni 1885, letzteres dagegen vom 1. April 1884 bis zum 31. März 1885 geht, mithin im Ekatsjahre 1884/85 in den Brennereien zum Theil noch Kartoffeln aus der vorjährigen Ernte verwendet wurden, während ein Theil der jm Erntejahre 1884/85 gewonnenen Kartoffeln erst im neuen Etats abte 1884/,85 Verwendung finden konnte. Es betrug (in
der Kartoffel⸗ d. r Prozentsatz
der Ernteertrag verbrauch zur der zur Brannt⸗
aan Kartoffeln Branntwein⸗ weinprod. ver⸗ 11“ pproduktion wandt. Kartoff.
Doppelzentnern à 100 kg):
8 8 Ostpreußen 7 342 032 1 225 884 16,7 1 98 8* 2 370 575 82828 Berlin 6 065 1.và 85 gc Brandenburg . . . . . 22 055 219 5 920 158 269 Pommern 12 734 579 3 071 971 24,1 Posen 14 854 759 5 264 186 35,4 Schlesien . . . . 22 260 911 3 914 718 17,6 Sachsen 1 768 153 12,1 Schleswig⸗Holstein.. öuö 1,1 Hannover 1 65 343 0,6 Westfalen “ — 15 Hessen⸗Nassau . . .. C 2,8 Rheinland 14 732 112 50 098 0,3 Königreich Preußen . 141 546 646 23 770 008 16,8 Hohenzollern ist in dieser Zusammenstellung nicht mit aufgeführt, weil der Kartoffelverbrauch zur Branntweinproduktion wegen der fixirten Fabrikatsteuer nicht kontrolirt werden kann.
Im Durchschnitt wurden also im Jahre 1884/85 nach obiger Zusammenstellung 16,8 % oder ½ der Kartoffelernte des preußischen Staatsgebietes zu Brennereizwecken verwendet (gegen 15,6 % im Etatsjahre 1883/84). Diese Durchschnittszahl wurde überschritten in sämmtlichen östlichen Provinzen der Monarchie und nicht ganz erreicht in der etwa in der Mitte liegenden Provinz Sachsen, während in den westlichen Provinzen nur ein verschwindend kleiner Prozentsatz der geernteten Kartoffeln in den Brennereien verbraucht wurde. Es ist ja auch hinlänglich bekannt, daß im Osten die Kartoffelbrennerei, im Westen die Getreidebrennerei vorherrschend ist.
Wenden wir uns zunächst den hauptsächlich Kartoffeln brennenden Provinzen zu, so finden wir den höchsten Prozentsatz der zur Brannt⸗ weinerzeugung verwendeten Kartoffeln in Posen, nämlich 35,4 %; also mehr als ein Drittel der Gesammternte wandert hier in die Brennereien. Dann folgen die Provinzen Brandenburg mit mehr als einem Viertel und Pommern mit beinahe einem Viertel ihrer Pro⸗ duktion, Westpreußen mit über einem Fünftel, Schlesien und Ost⸗ preußen mit über einem Sechstel und Sachsen mit nicht ganz einem Achtel ihrer Produktion. Faßt man die vornehmlich Kartoffelbrennerei betreibenden Provinzen Ostpreußen, Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen zu einer besonderen Gruppe zu⸗ sammen, so berechnet sich deren Gesammternteertrag an Kartoffeln im Erntejahre 1884/85 auf 104 294 554 Doppelzentner, ihr Kartoffel⸗ verbrauch zur Branntweinproduktion auf 23 532 645 Doppelzentner, d. h. auf 22,5 % oder über ein Fünftel des Ertrages. Zieht man nun noch in Betracht, daß gerade in diesen östlichen Provinzen außer der Kartoffelbrennerei die Fabrikation von Kartoffelmehl, Kartoffel⸗ stärke, Stärkesyrup und Dextrin in ausgedehntestem Umfange statt⸗ findet — leider läßt sich dieser Umfang nicht ziffermäßig feststellen — so geht man wohl nicht fehl, wenn man den Kartoffelverbrauch zu technischen Zwecken auf die Hälfte des Gesammtertrages schätzt.
In den westlichen Provinzen, in denen die Kartoffelbrennerei eine ganz untergeordnete Rolle spielt, fällt der höchste Prozentsatz auf Hessen⸗Nassau (2,8 % oder 1/38 der Ernte); dann folgen Schleswig⸗ Holstein, Hannover und die Rheinprovinz, während in Westfalen überhaupt nicht Kartoffeln zur Branntweinproduktion verwendet werden.
— Ueber die diesjährigen Ernte⸗Aussichten in Ungarn ent⸗ nehmen wir dem „Ungarischen Volkswirthschaftlichen Anzeiger“ vom 6. Mai d. J. folgende Darstellung: Nach den eingetroffenen letzten Berichten über den Saatenstand steht von den Herbstsaaten der Weizen gut; in Folge der eingetretenen trockenen und kühleren Witterung wurde dessen rapide Entwickelung gehemmt, so
man nicht, wie bisher, zu fürchten braucht, daß er
üppig wird. Stellenweise beginnt der Weizen gelb
werden. Der Roggen schießt in den südlichen Komi⸗ taten schon in Aehren, während er an manchen Orten Unter⸗ Siebenbürgens, wie z. B. im Szilagyer Komitate, auch schon zu blühen beginnt. Der Raps hat größtentheils schlecht überwintert, und auch die Raupen haben ihm viel geschadet, so daß er an vielen Orten umgepflügt werden mußte; wo er aber stehen blieb, entwickelt sich derselbe schön und blüht bereits. Der Frühjahrsanbau ist bereits beendigt und die Saaten sprießen gut hervor. Auf ihre Entwickelung übt die eingetretene trockene und kühle Witterung jedoch einen ungünstigen Einflüuß aus. Der Mais⸗ und heeke ban die Gartenarbeiten und Baumpflanzung und der Tabackanbau sind im Zuge. Die Wein⸗ gartenarbeiten sind größtentheils beendet, in wärmeren Gegenden treiben die Reben schon, und an manchen Orten sind sogar schon Trauben sichtbar. In Obst darf, wenn der Mai nicht ungünstiges Wetter bringt, eine gute Ernte erwartet werden. Der Futtermangel ist noch fühlbar, da sich in Folge der kühlen Witterung die Wiesen und Weiden nur langsam entwickeln. Der Veterinärzustand ist ein
günstiger 8 8
Gewerbe und Handel. 8
1
Karl Klimsch, „Adreßbuch der Buch⸗ und Stein⸗ druckereien und der damit verwandten Geschäftszweige in Deutsch⸗ land, “ Holland⸗Luxemburg und der Schweiz. 1886.“ Frankfurt a. M. Verlag von Klimsch & Co. Die Vermehrung des Stoffes in dieser 5, Bearbeitung des Adreßbuches findet ihren Aus⸗ druck in dem Verhältniß der Bogenzayl 63, welche die diesmalige Ausgabe aufweist, gegen die 38 ½ Bogen, die die im Jahre 1883 erschienene vierte Ausgabe umfaßte. Die Einrichtung des ersten Theils ist nicht verändert worden; sie bietet eine alphabetische Adressen⸗ liste sämmtlicher Buch⸗ und Steindruckereibetriebe in den auf dem Buchtitel genannten Ländern. Hat der erste Theil nur Werth für den Fensth bep Geschäftsmann, der mit Buch⸗ und Steindruckern in Ver⸗
indung steht: so findet in dem mit außerordentlichem Fleiß bearbeiteten zweiten Theil Derjenige, der sich für den Umfang sowie wirthschaft⸗ lichen und technischen Betrieb der einzelnen Druckereien sowohl wie die ganzer Provinzen und Staaten unterrichten will, eine ins Einzelne ehende Belehrung. Noch einmal werden hier, nach Ländern und Pven eotbact die Offizinen aufgeführt, jede mit spezialisirten ngaben über die Zahl und Art der Druck⸗ und Kräftmaschinen sowie der beschäftigten Arbeiter versehen, alles nach dem Stand vom 1. Oktober 1885. Nach dieser überaus müh⸗ und sorgsamen Zusammenstellung bestanden an diesem Tage im Deutschen Reiche (die eingeklammerten Zahlen geben die von der Gesammtsumme auf Preußen entfallenden einzelnen Summen an): 3453 (1966) Buch⸗, 1295 (659) Stein⸗ und 834 (485) Buch⸗ und Steindruckereien, In diesen Betrieben waren vorhanden 142 (83. Rotations⸗, 27 (19) vierfache, 417 (220) Doppel⸗ und 6033 (3170) einfache Buchdruck⸗
weifarbenmaschinen, 632 (325) Cylinder⸗ n, 869 (586) Boston⸗ 67) Steindruck⸗Schnell⸗,
chnellpressen, 190 (86) 1 rrittpressen, 1791 (983) Tiegeldruckschnellp und 2418 (1374) Handpressen; ferner 1669 ( 8 ck⸗S 204 (104) Steindruck⸗Hand⸗Schnell⸗ und 6841 (3649) Steindruck⸗ Handpressen; dazu kommen noch 8308 (4373) Hülfsmaschinen aller Art. An Kraftmaschinen waren in allen diesen Betrieben 1997 (1027) vorhanden, von denen Dampfmaschinen mit 6209 (3007) Pferdekräften, Gaskraft mit 2491 (1330), Heißluft mit 112 (61), Wasserkraft mit 566 (108) und Göpelwerke mit 26 (14) Pferdekraft arbeiteten. b Zahl der Angestellten und Arbeiter betrug beim Buchdruck 1480 (824)
aktoren, 841 (460) Korrektoren, 19 872 (10 810) Setzer, 184 (121) Setzerinnen, 7118 (4215) Setzerlehrlinge, 3645 (1841) Maschinen⸗ meister, 1031 (568) Schweizerdegen, 667 (391) Handpressendrucker, 1681 (931) Druckerlehrlinge, 1518 (948) Einleger und 3454 (1922) Einlegerinnen. Der Steindruck beschäftigte 3507 (1759) Lithographen, 1429 (612) Maschinenmeister, 5079 (2676) Handpressendrucker, 2168 (1120) Druckerlehrlinge, 680 1451 (537) Einlegerinnen und dazu 299 (165) 8¹ 8½ v
äftigt 4126 (2216) Kontoristen, 370 (187) Materialverwalter, Buchbinderlehrlinge, Tagelöhner.
(661) Lithographenlehrlinge,
(425) Einleger, Personal waren
Buchbinder,
Von Interesse ist dabei die veröffentlichte, wenn auch unvollständige Von den 5582 Druckereien (einschl. Stein⸗
Statistik der Arbeitszeit. 5te Davon arbeiten
druckereien) haben 2292 darüber Angaben gemacht. 117 weniger, 1115 mehr als 10 Stunden und nur 1060, also noch nicht ganz die Hälfte, geben 10 stündige Arbeitszeit an. De Abtheilung ist eine sachliche und gründlich eingehende „Geschichte der Arbeiterbewegung im Deutschen Buchdruckgewerbe“ vorgedruckt. Alles in allem genommen, ist Klimschs neues Adreßbuch der Anerkennung und des Lobes werth. b — Die „New⸗Yorker Hdls. Ztg.“ schreibt in ihrem vom 7. d. M. datirten Wochenbericht: Der Gang des Geschäfts hat durch die Arbeiterwirren, welche sich in der verflossenen Woche beson⸗ ders im Westen noch vermehrt haben, eine hochgradige litten. Dabei kann der Gewinn der Arbeiter, selbst in den Fällen, in welchen sie ihr Verlangen auf kürzere Arbeitszeit und erhöhte Lohnsätze durchsetzen, kein dauernder sein; denn die Verhältnisse liegen gegenwärtig durchaus nicht derart, um die Prämisse, auf welche die Agitation sich stützt, daß die „Kapitalisten“, wie alle Arbeitgeber genannt werden, großen Profit an sich reißen, zu bewahrheiten. 2 besser, würde die Mehrzahl der Arbeitgeber gewiß nicht anstehen, dem Verlangen ihrer Angestellten auf höhere Entschädigung für die von ihnen geleisteten Dienste Folge zu leisten; jetzt wird es aber nur dazu führen, eine größere Anzahl von Fabriken zum Stillstand oder zum Ruin zu bringen und damit in erster Linie Elend und Noth unter den Arbeitern zu verbreiten. — Das ohnehin stille Geschäft am Waaren⸗ und Produkten⸗Markt ist auf fast allen Gebieten durch die Un⸗ ruhen im Westen störend beeinflußt worden. Weizen gerieth an einzelnen Tagen fast ganz ins Stocken, dagegen hat effektive Waare gegen Schluß, bei stark weichender Preistendenz, lebhafteres Mais stellte sich im Werthe höher, begegnete ngen nur mäßiger Frage. Weizenmehl stand in sehr stillem Ver⸗ willige Preistendenz frachtungsgeschäft entfaltete auf keinem Gebiet viel Regsamkkeit. — ; fast durchgehends stillen Terminhandel her erzielten Steigerung wieder ein; port etwas mehr Beachtung. von reinschmeckenden bei steigender Preis⸗ nen blieben in Folge Raffinerienarbeiter Theemarkt menden Einfluß auf das reguläre ch und Speck, für die sich ine erheblichen Preisfluktua⸗ pentinöl blieb flau, von Harz behaupteten sich die ährend die besseren Sorten willigere
Der ersten
hochgradige Lähmung er⸗
verhältnißmäßi
Die Spekulation in
Exportgeschäft gehabt. jedoch nach allen Richtu
Hafer konnte sich im Werthe nicht behaupten.
Baumwolle büßte in dem am Schluß einen Theil der vo disponible Waare fand für Ex Kaffees waren still, aber fest; Padangs recht umfangreich gehandelt worden, Rohzucker schließt williger, Transaktio des immer noch nicht beendeten Ausstandes der
großen Auktionsverkäufe einen läh Geschäft aus. Schmalz, Schweinefleis nur mäßige Nachfrage kundgab, haben ke tionen erlitten. geringeren Grade, w Raffinirtes Petroleum ruhig und fest. haupten feste Tendenz; Schlußpreis 74 ½
Tendenz hatten. Pipe line Certificates be⸗ Cts. G. Der Metallmarkt Von fremden und einheimischen Manufakturwaaren port fremder Webstoffe für die heute Doll. gegen 1 425 096 Doll. in der
war ruhig. läßt sich dasselbe sagen. beendete Woche beträgt 1 667 649 Parallelperiode des Vorjahres. Lübeck, 17. Mai. von Vertretern deutscher
-v. B.) In der heutigen Konferenz 1 Gewerbekammern unter dem Vorsitz Schorers (Lübeck) wurde definitiv beschlossen, keine jährlichen Delegirtenkonferenzen einzuberufen,
1 sondern einen Gewerbekammertag Die Berufung, die V
1 Borarbeiten und die Leitung sollen dem Vororte obliegen. Fernere Konferenzen von Delegirten der Gewerbe⸗ kammern würden somit wegfallen.
Luzern, 17. Mai. (W. T. B.) Der Verw Gotthardbahn hat heute definitiv beschlossen, de ammlung die Vertheilung einer Dividende e —Luzern vorzuschlagen. Reservefonds Auf neue Rechnung werden
Ferner ertheilte der
altungsrath der r am 28. Juni stattfindenden Generalvers von 3 ½ %, sowie den Bau der Linie Immense Dem Erneuerungsfonds sollen 7 630 388 Fr., Verwaltun und der Nordost Theils des via der aargauischen sowie die Zuweisung des direkten ) Linie Luzern — Immensee, seine Zu⸗ Schließlich s neuen Verwaltungs⸗ ernannte die Herren zu Rechnungs⸗
473 591 Fr. vorgetragen. . dem Vertrage mit der Centralbahn betreffend die Ueberweisung eines Südbahn instradirten Transits, Verkehrs an die offene (längere stimmung und genehmigte das
mun Tracé der letzteren Linie. ermächtigte ders
elbe die Direktion zum Bau eine gebäudes vor dem Stadthof in Luzern und Salomonsohn, Schuster, revisoren für das Jahr 1886. Bradford, 17. Mai. Garne ruhig, unverändert, Stoffe ruhig.
Verkehrs⸗Anstalten.
In Folge der Quarantäne⸗Maßregeln ist die Befö Sicilien und Sardinien mit Nur Packete mit Desinfektionsmitteln iden werden noch zur Beförderung dahin
(W. T. B.)
Burckhardt und Maraini
(W. T. B.) 2 olle flauer
von Packeten nach der Post einstweilen eingestellt. und chirurgischen Gegenstä angenommen.
Bremen, 8 Norddeutschen Lloyd„ eingetroffen.
Hamburg, 17. Mai. der Hamburg⸗ Aktiengesellschaft ist, von in New⸗York eingetroffen. Mai. (W. T. B.) Der Post damp rg⸗Amerikanischen York kommend, heute
. Dampfer des Aller“ ist heute früh in Southampton
„B.). Der Postdampfer Amerikanischen Packetfahrt⸗ Hamburg kommend, heute Vormittag
er „Westphalia“ hrt⸗Aktiengesell⸗ Morgen auf der Elbe
(W. T. B.) „Moravia“
der Hambu schaft ist, von New⸗ eingetroffen.
Sanitätswesen und Quarantänewesen. 8
Durch ministerielle Entscheidung vom 8. Mai 1886 ist die unterm gegen Provenienzen aus Italien angeordnete Qua⸗
Nr. 106 vom 5. Mai 1886) in nachstehender Weise
chtung sollen künftig Umgebung, sowie aus hrend die Beobachtung und der französischen gesetzt, die Quarantäne
23. April d. J rantäne („R.⸗A.“ abgeändert worden:
Fünftägiger medizinal⸗polizeilicher Beoba rovenienzen aus Brindisi und dem Adriatischen Meere unterzogen werden, wä gegen Provenienzen aus den zwischen Neapel Grenze belegenen Häfen auf 24 Stunden herab gegen Sizilien aber vollständig aufgehoben wo
nur noch die
Berlin, 18. Mai 1886.
für Hinderniß⸗Rennen bei Charlottenburg a Rennen begann mit: bgehale J. Tribünen⸗Rennen. Graditzer Gestütspreis 1000
Flach⸗Rennen. Für 3 jähr. und ältere inländische Pferde. Dihe 1600 m. Sämmtliche 3 angemeldete Pferde erschienen am Shs Es siegte nach Kampf mit ¾ Längen Mr. G. Longs 4jähr, F.⸗Et „Seeschlacht“ v. Flibustier a. d. Union gegen Grf. H. Stolberg 4 jähr. br. St. „Alphede“. „Kolkrabe“ wurde Dritter. Werth da Rennens 1090 ℳ der Siegerin, 60 ℳ der Zweiten. Die Siegern wurde für 1900 ℳ von Jockey H. Salloway gefordert.
II. Frühjahrs⸗Hürden⸗Rennen. Preis 1000 ℳ Herren⸗ Reiten. Für 4jährige und ältere Pferde. Distanz ca. 2500 n 10 Unterschriften, 4 starteten. Es siegte leicht mit 3 Längen Ritz⸗ meister von Boddiens 4 jähr. F.⸗St. „Mezzanin“ v. Waisenknabe a.) Chlos gegen Lieut. Graf Lehndorffs br. W. „Bonze“. Es liefen noch „Toledo“ und „Revoke“. „Mezzanin“ wurde vom Grafen H. D „Bonze“ vom Lieut. von Grävenitz geritten. Werth des R. 1288 ℳ der Siegerin, 192 ℳ dem Zweiten.
meister v. Köllers 6jähr, schwbr. St. „Blanche“ Miß Hawthorn (Reit. Lieut. v. Sydow II.) gegen des Majer Grf
Kaisers bestand aus einem schweren silbernen Tafelaufsatz.
„Appellant“ wurde nicht gefordert.
Siegerin, 252 ℳ dem Zweiten.
Co.,,
*
Deutschen Landestheater in Prag
Spiel der übrigen Mitwir
Gesammtbild der „Räuber“ zu komponiren.
Freitag kommt Lortzings „Wildschütz“ zur Aufführung.
Das am gestrigen Nachmittage auf der Rennbahn des Vereinz
No. 117.
III. Charlottenburger Armee⸗Jagd⸗Rennen. Ehren⸗ preis Sr. Majestät des Kaisers für den siegenden Reiter, Ehrenpreise den Reitern des zweiten und dritten Pferdes, außerdem noch Gelx⸗ preise den Besitzern der Pferde. Distanz 5000 m. 17 Unterschriften 7 starteten. Es siegte nach scharfem Kampf mit 2 Längen des Ritt⸗
v. —— a. d.
Schlippenbachs 4 ähr. schwbr. W. „Rosefield“ (Lieut. Grf. H. Dohna Einen Hals dahinter Lieut. Frhrn. v. Fuchs br. H. 8. Dohr (Besitzer), Dritter, 10 Längen zurück Lieut. v. Sydows II. br. St. „Hurdy Eurdy“ (Lieut. v. Grävenitz), Vierte, noch weiter zurück Lieut. Wolffs F.⸗W. „Woodland“ (Besitzer) Fünfter. Es liefen noch The Rook“ und „Pioneer“. Werth, außer den Ehrenpreisen, 2200 ℳ der Ersten, 600 ℳ dem Zweiten, 400 ℳ dem Dritten, 200 ℳ der Vierten, 80 ℳ dem Fünften. Der Ehrenpreis des
„IV. Spreethal⸗Jagd⸗Renn en. Preis 1000 ℳ Herren⸗ Reiten. Für 4 jähr. und ältere Pferde. Distanz ca. 3000 m. 8 Unterschriften, 2 liefen. Es siegte ganz leicht mit 5 Längen des Lieut. von Sydow II. 5jähr. br. W. „Appellant“ v. Good Hope a. d. Adeline (Bes.) gegen des Lieut. von Ravensteins br. H. „Imperial“ (Bes.) Werth 1120 ℳ dem Sieger, 80 ℳ dem Zweiten.
„V. Handicap⸗Hürden⸗Rennen. Preis 1000 ℳ Für 4jähr. und ältere Pferde. Distanz ca. 2200 m. 11 Unterschriften, 7 starteten, wovon des Lieut, von Puttkamers 4jähr. dbr. St⸗ „Nanon“ v. Hilarious -a. d. Miß Fanny nach Kampf mit ¼ Längen gegen des Graf Sierstorpff⸗Framdorf a. dbr. H. „Valjean“ gewonnen. Hauptmann Drake's dbr. St. „Rosemary“ Dritte, dann „Elkan“, „Spermaceti“, „Struanite. — Werth 1108 ℳ der
„ In der letzten Hauptversammlung des Vereins für deutsches Kunstgewerbe sprach Direktor Jessen über die Entwickelun der Berliner Handwerkerschule. Redner entrollte ein sehr interessantes Bild von dem Wirken dieses für die Berliner Industrie so segens⸗ reichen Instituts, welches in den sechs Jahren seines Bestehens, nach glücklicher Ueberwindung mancher Schwierigkeiten sich in erfreulichster Weise erweitert hat. Nicht nur hat die Zahl der Schüler aus allen Fächern in rasch steigendem Maße zugenommen (von 268 im Oktober 1880 auf 1485 im Winter 1885/86), auch die Zahl der Klassen, der ertheilten Unterrichtsstunden ꝛc,, ist erheblich vergrößert; die Fort⸗ schritte der Schüler sind sehr bemerkenswerth; der Schwerpunkt des Unterrichts liegt in dem Zeichnen nach Modellen, und es hat sich die in der Anstalt durchgeführte Methode außerordentlich be⸗ währt. Aus den unzulänglichen Räumen in der Kurstraße wird die Handwerkerschule demnächst in das neue Heim in der Lindenstraße übersiedeln. — Nach Beendigung des Vortrages erfolgte die Wahl der Hrrn. Geh. Reg.⸗Rath Dr. Reuleaux, Hofrath Schröer, Prof. Hilde⸗ brandt und Architekt Walle zum Vorstande des Verbandsvorortes; die Wahl einer Kommission für die 88er Ausstellung wurde für die nächste Sitzung anberaumt. — Hr. Mohr (in Firma Harsch) hatte eine Kollektion neuester venetianischer Gläser aus der Salviati'schen Fabrik, deren Vertretung genannte Firma hier übernommen hat, ausgestellt; Hr. Hofgraveur Otto eine Reihe prächtig geschnittener moderner Kam n. Beide Vorlegungen besprach Hr. Geh. Reg.⸗Rath Dr. Reuleaux.
Rom, 17. Mai. (W. T. B.) Von gestern Mittag bis heute Mittag kamen in Venedig 4 Cholera⸗Erkrankungen und 4 Cholera⸗Todesfälle vor, in Bari 6 Erkrankungen und 4 Todesfälle.
Im Deutschen Theater sehte gestern Abend Hr. Ernst vom
Lan - ein Gastspiel als „Carl von Moor“ fort. Die eindrucksvolle äußere Erscheinung und das klangvolle schöne Organ des Gastes thaten auch in dieser Heldenrolle ihre Wirkung, und zweimaliger Hervorruf belohnte die Vorzüge seines Spiels. Aber durch solche bewußte praktische Verwendung großer äußerer Mittel baut man keinen Charakter auf; es sind die Formen, welche einer see⸗ lischen Durchdringung bedürfen, um wirklich Menschheitliches in indipidueller Erscheinung zum Ausdruck zu bringen. Wären neben redlichem Streben ungewöhnliche Kraft der Stimme und die Kunst der Deklamation zu einem großen Schauspieler allein ausreichend, dann wäre Hr. Ernst gewiß einer; aber es mangelt ihm die geistige Vertiefung des Persönlichen, es mangelt seinem Spiel an Vornehmheit, den Ausbrüchen der Leidenschaft an Wahr⸗ heit, welche letztere gerade bei einem Charakter, wie dem des in wildem, unbedachtem Feuer der Empfindungen fortstürmenden Carl Moor Vorbedengung jeder tieferen und dauernden Wirkung ist. In der Gestalt des Hrn. Ernst ward aus dem in Jugendkraft überschäumen⸗ den Jüngling beinahe ein gereifter, kühl empfindender Mann, und die Gährung des Geistes, die Zersetzung der ursprünglichen Neigung zu allem Guten und Schönen suchte er vergeblich durch machtvolle Stimmentfaltung völlig zum Ausdruck zu bringen. Hr. Ernst hatte allerdings einen besonders (crreemg Stand durch das vortreffliche
1 kenden. Hrn. Pohls ausgezeichnete Leistung als „Franz“, mit welcher er auch gestern wieder wohlverdienten rauschenden Beifall erzielte, ist bekannt. Auch alle in kleineren Rollen beschäftigten Darsteller, und besonders die Herren Sommerstorff (Roller), Höcker (Magistratsperson), Kadelburg (Spiegelberg) und Bolz (Kosinsky), tru een in hervorragendem Maße dazu bei, ein gutes
Das Krollsche Theater war auch am gestrigen dritten Gast⸗ spielabend der Fr. Marcella Sembrich ausverkauft. Am Donnerstag wiederholt die gefeierte Sängerin die „Lucia“. Am
82
ARiieNNRedacteur: Riedel. Berlin:
ET11
8
Sechs Beilagen
(einschließlich Börsen.Beilage)
Eisenbahn⸗Direktion Erfurt.
Verlag der Expedition (Scholz). Druck: W. Elsner. 3 8
sowie den Sommerfahrplan für den Bezirk der Königlichen
E r st e B ei 1 a g
zum Deutschen Anzeiger und Königlich Preußischen Ste
Berlin, Dienstag, den 18. Mai
Preußen. Berlin, 18. Mai. In der gestrigen
(76.) Sitzung des Hauses der Abg eordneten wurde die zweite Berathung der Kreisordnung für die Provinz Westfalen, und zwar bei dem §. 27, welcher von den Amtmännern handelt, fortgesetzt.
Nach dem Kommissionsvorschlage soll die Stelle des Amt⸗
mannes als Ehrenamt aus der Reihe der größeren Grund⸗ besitzer besetzt und ein Amtmann mit Besoldung nur angestellt werden, wenn ein geeigneter Ehrenamtmann nicht zu gewinnen ist. Die Ernennung erfolgt durch den Ober⸗Präsidenten auf
Grund von Vorschlägen der Amtsversammlung, über welche der Kreisausschuß sich zu äußern hat. Die Ernennung darf nur verweigert werden, wenn der Provinzialrath der Ver⸗ sagung zustimmt. Ueber die Besoldung entscheidet der Kreis⸗ ausschuß nach Anhörung der Amtsversammlung.
ie Anträge der Abgg. Dr. Freiherr von Schorlemer u. Gen.
unn des Abg. Uhlendorff wollen den Amtmann durch die Amts⸗ versammlung wählen lassen, und zwar:
1) Abg. Dr. Freiherr von Schorlemer in der Regel als
unbesoldeten Ehrenbeamten ohne Zeitbeschränkung oder als be⸗ soldeten Amtmann auf die Dauer von 12 Jahren. Der Ober⸗ Präsident darf die Bestätigung nur mit Zustimmung des Provinzialraths versagen;
2) Abg. Uhlendorff will den Amtmann durch die Amts⸗
versammlung auf die Dauer von 12 Jahren unter Bestätigung des Ober⸗Präsidenten wählen lassen. Sein Gehalt soll durch
die Amtsversammlung mit Genehmigung des Kreisausschusses
festgestellt werden;
3) will event. der Abg. Uhlendorff unter Annahme des
Kommissionsvorschlages das Ehrenamt des Amtmanns nur für die Dauer von 12 Jahren zulassen.
Hiermit stimmt ein Antrag der Abgg. Springorum und
Richter überein, welche
4) vorschlagen, daß die Amtmänner aus allen Amtsein⸗ gesessenen, nicht blos aus den größeren Grundbesitzern aus⸗ gewählt werden sollen, und welche in den Aemtern, die nur aus einer Gemeinde bestehen, den Gemeindevorsteher zugleich als Amtmann fungiren lassen wollen.
Der Abg. Uhlendorff bemerkte, seine erste Forderung be⸗
treffe die Beseitigung des Ehrenamtmannes; die geringe Anzahl solcher in Westfalen beweise, wie wenig dieses Institut sich dort habe einbürgern können. Zweitens wünschten seine
Freunde und er die Wahl des Amtmanns durch die Amtsversammlung als das einzig Natürliche. Leider
hätten sich die Nationalliberalen mit den Konser⸗ vativen verbündet, und so müßten die Antragsteller
erwarten, daß ihre Heimath eine Kreisordnung er⸗ halte, der sie unmöglich freundlich gegenüberstehen könne. Man schnüre sie 8— in die Zwangsjacke des Ostens ein und verlange bei dieser Nichtberücksichtigung der heimathlichen Interessen Vertrauen. Dem Minister müsse Redner sagen, einer solchen Kreisordnung würden seine Landsleute nie freund⸗ 8 gegenüberstehen. Drittens gewähre sein Antrag dem Ober⸗Präsidenten das Recht, die Bestätigung zu ver⸗ sagen unter der Zustimmung des Provinzialraths. Das sei eine durchaus genügende Macht. Es werde damit
auch hier der Grundsatz verfolgt, die Bewohner des “
Landes nicht schlechter zu stellen, als die städtische Bevölkerung. Deshalb werde auch die Festsetzung des Gehaltes der Amt⸗ männer durch die Amtsversammlung unter Zustimmung des Kreisausschusses beantragt. Es seien das Alles nur Mindest⸗ ; eigentlich gingen in der Selbstverwaltung die
der freisinnigen Partei viel weiter. Aber dieser
Paragraph sei der wichtigste der ganzen Kreisordnung,, und
deshalb trete für den Redner hier das Parteiinteresse hinter
das seiner Landsleute zurück. Daher bitte er, seinen Vor⸗ schlägen zuzustimmen.
Der Abg. vom Heede meinte, er werde gerade im west⸗ fälischen Interesse für die Vorschläge der Kommission stimmen, die den seitherigen Bestimmungen gegenüber eine bedeutende Verbesserung enthielten. Bisher seien die Amtmänner ohne jegliche Beschränkung vom Regierungs⸗Präsidenten ernannt worden, jetzt sei der Ober⸗Präsident an die Vorschläge der Amtsversammlung gebunden; er könne nur mit Zustimmung des Provinzialraths davon abweichen. Wenn das Centrum und die Freisinnigen dem gegenüber die absolut freie Wahl forderten, so werde man ihnen dafür in Westfalen nie Dank wissen, weil dadurch das Zustandekommen dieses Gesetzes, welches sonst manche liberalen Errungenschaften enthalte, ge⸗ fährdet würde. Die Haltung der Freisinnigen, wel lediglich von ihren radikalen Parteianschauungen beeinflußt würde, werde in Westfalen gar keinen Eindruck machen.
„Der Abg. Dr. Freiherr von Heereman führte aus, daß in den östlichen Provinzen auf die Amtsvorsteher immer das Hauptgewicht in der Kreisordnung gelegt worden sei, ja daß einige Anhänger derselben so weit gingen, sie als das einzig Gute darin zu bezeichnen. Im Allgemeinen würde er sich da⸗ mit einverstanden erklären können, daß diese Amtsvorsteher⸗ schaft auf die Provinz Westfalen d übertragen würde, wenn nicht die Verhältnisse in Westfalen doch etwas anders lägen, als in den östlichen Provinzen. Jedenfalls aber müßte der Versuch gemacht werden, nach dem Antrage von Schorlemer die E renamtsvorsteher als Regel einzuführen, wenn nicht Westfalen nur einen Schein von Selbstverwaltung erhalten sollte. Der Minister von Petstatbes sei ja überhaupt nur der Adoptivvater der älteren
esetzgebung; er übertrage dieselbe nur, einem ewissen Zwange folgend, auf die westlichen Provinzen. Es sei leider zu be⸗ ürchten, daß den Wünschen der Westfalen von der unter der
ührung des Ministers stehenden Mehrheit keine Rechnung getragen, sondern daß der Provinz die Kreis⸗ und Provinzial⸗ ordnung aufgezwungen werden würde.
Dem gegenüber erwiderte der öö“ des Staats⸗ Ministeriums, Minister des Innern, von Puttkamer:
Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich meine - en mit einigen persönlichen Bemerkungen eröffne, zu denen mir die Rede des Hrn. Freiherrn von Heereman Anlaß giebt
G
Ich habe immer auf sich Gott
im Wesentlichen habe ich es öfter aus⸗ im Augenblick geläufig Aemter zu übernehmen eben einen nenen Impuls daß einer bestimmten eil damit bereitet wird. liberale Strömung so erheblich erwaltung sich im Besitze der
r anch Landestheile, in denen ch muß gestehen, ich bin der Mei⸗ s sich auf den Standpunkt stellen rteilos und nrutral — ich will nicht n Parteien gegenüber — zu halten.
er Herren, auf der
Meinung diese neue Gesetzgebung bringen sollte. dem Standpunkte gestanden — und als der ausschlazgebende erwiesen —, Selbsiverwaltun 1 „daß die ländlihe Gentry — so gedrückt, es ist mir kein passenderer Ausdruck —, daß diese die Lasten und Ehren öffetlicher berufen sei, und daß damit das öffentliche L auf seinem gesammten Gebiete erhalte, ohr Parteirichtung eine Förderung oder ein Nachth Wir haben Landestheile, in denen die ist, daß ein großer Theil der Selbstv liberalen Partei befindet; w das Umgekehrte der Fall ist, und i nung, daß die Regierung ihrerseit muß, sich in dieser Beziehung pa sagen über den Parteien, aber de Nun scheint die Meinung von Seiten d zurückkommen werde, dir zu sfein, das, was der Provinz Westfalen an Selbstverwaltung, am licher und kommunaler, durch die illusorisch und zu nichte gema
Er hat sich bei der allgemeinen Beurtheilung der Vorlage un⸗ gefähr auf denselben Standpunkt gestellt wie sein Fraktionsgenosse von Schorlemer, indem er etwa dem Gedanken Ausdruck gab, es sich hier um ein Gesetz handle, mit Hülfe einer von ihr geführten 1 gewissermaßen aufgestülpt, aufgedrängt würde. politischen Standpunkte Ausdruck
welches von der Staatsregierung kommunalt Majorität der Provinz Westfalen Er hat damit seinem gegeben, der bei dieser Vorlage doch wohl dahin geht, daß es den Westfalen am liebsten sein würde, wenn sie mit der Einführung der Kreis⸗ und Provinzialordnung überhaupt verschont würden, wenn Alles beim Alten bliebe. 1
Schon vorgestern habe ich darauf hingewiesen, daß das ein Standpunkt ist, den meines Erachtens weder eine Regierung, noch eine Landesvertretung sich zu eigen machen kann. 1
Herr von Heereman hat gemeint, ihm habe es früher geschienen, als wenn ich eigentlich mehr die Adoptivvaterschaft für diese ganze Gesetzgebung und für ihre Weiterführung auf die damit noch nicht bedachten Provinzen übernommen hätte, und als ob mir eigentlich die ganze Sache sehr gegen den Strich ginge. durch meine vorgestrigen „gereizten“ mit Leib und Seele dabei sei. 8
Wenn Herr von Heereman die Güte gehabt hätte, meine öffent⸗ etwas aufmerksam
darin bemuht,
ir haben aber
Jetzt sei er allerdings Aeußerungen überzeugt, daß ich Amendements ich noch e Vorlage geboten wird, vollkommen t werde durch den § 27 der Kom⸗
missionsvorschläge, weil die Amtmänner, denen ja eine große Rolle in der künftigen Selbstverwaltung zufällt, nicht frei gewählt werden Ich werde mir erlauben müssen, mit einigen Worten auf Es ist unzweifelhaft die Hauptaufgabe der gen in die Frage der Organisation . 1 Sie wissen, meine g für Westfalen hierüber erhebliche Z aß die Ge
n, an einer der Polizei
zu verfolgen,
eben habe. darauf berufen, auch bevor
Supposition keinerlei Veranlassung meine Herren, meinen öffentlichen
ich kann mi Meinungsäußerungen, Minister war — sie sind ja theilweise in die Oeffentlichkeit ge⸗ r frank und frei auf dem Standpunkt ge⸗ der Einführung der kommunalen und obrig⸗ Kreisordnung von 1872 zum Ausdruck gekommen ihr meine Kräfte widmen
diese Sache einzugehen. neuen Kreisordnung, Klar der ländlichen Ortspolizeiverwaltung. die Landgemeindeordnun indem an einer Stelle davon die Rede ist, d meindevorsteher die Inhaber der ländlichen Ortspolizei seie anderen Stelle werden wieder die Amtmänner als Träger — und es ist natürlich erforderlich, hierüber, den en gegenüber, die gleichzeitig mit der 8 Klarheit zu schaffen und keinen Zweifel tmann künftig der alleinige Träger de lI. Dies allein ist der Grund gewesen, nöthig gehalten hat über das Institut der Amtmänner, über die Befetzung der Stellen derselben in der Kreisordnung etwas festzusetzen.
Die Regierung hat in der Vorlage in Bezug auf die Bestellung schläge gemacht als die jetzt vor⸗ den Verhandlungen der
heit zu brin kommen —, ich von je he standen habe, daß ich mit keitlichen Selbstverwaltung sie und in der demnächst erlassenen Gesetzgebung ist, vollkommen einverstanden sei und würde, um sie womöglich in der ganzen Monarchie einzuführen. Aller⸗ dings habe ich — und da hat der Hr. Abg. Dr. Freiherr von Heereman mir zu meiner Freude zur Seite gestanden — geglaubt, daß die Aus⸗ gsgesetzgebung, wie sie sich in den früheren en dargelegt hat, eine zu wenig durchsichtige, eine sse und für das Verständniß des Publ plizirte und deshalb der Vereinfachung bedürftige sei. Punkte habe ich von vornherein meine wesentlichen die Gesetzgebung von 1875 und folgende gehabt. mit dem hier vorliegenden Gegenstand in keiner ist durchaus von dem uns heute beschäftigenden Gegenstande zu trennen. Der Hr. Abg. Dr. Freiherr von verübelt, daß ich mir gestattet habe, machen, wie meiner Ansicht nach Westfalen bei Prüfung dieser W des Provinzialen, hat daran eine
Herren, daß
, wie sie in der lassen hat,
gewalt bezeichnet, neuen Zuständigkeit in Wirksamkeit treten werden, darüber zu lassen, daß der Am ländlichen Ortspolizei sein so weshalb die
Kreisordnung
führung der Verwaltun Zuständigkeitsgesetz für die Bedürfni ikums zu kom⸗ Und in diesem Vorbehalte gegen Indessen das hängt Weise zusammen und der Amtmänner etwas andere Vor liegenden; ich kann aber sagen, do 1 Kommission des Herrenhauses, dieses letzteren felbst und nach den Verhandlungen in Ihrer Kommission sich mir die Ueberzengung auf⸗ gedrängt hat, wie ich richtig handle, wenn ich, nachdem die parla⸗ mentarische Berathung in beiden Körperschaften der Landesvertretung zum definitiven Abschluß gebracht sein wird, im Schoße der Staatses⸗ regierung dafür eintrete, daß in Bezug auf Ernennung der Amt⸗ männer die Kommissionsvorschläge zur Annahme gelangen. Daraus folgt konsequenterweise meine Bitte an das hohe H 3 missionsvorschläge so, wie sie liegen, anzunehmen unter Ablehnung Ich wenigstens bin nicht in der Lage, die Verantwortung dafür zu übernehmen, daß die Kreisordnung zu Stande kommt, wenn irgend eins dieser Amendements ange⸗ nommen wird.
Ich weiß ja, damit mache ich sehr weni der jenigen Herren, welche überhaupt für diese Amendements stimmen, wollen ja die ganze Vorlage werfen. Majorität, von der Hr. Freiherr von K mit Recht — behauptete, daß sie unter meiner wende mich an die staatsmännische Weisheit d Hauses, von der es abhängt, ob ein Gesetz, welches in den
öffentlichen Lebens für eine
Heereman hat es mir nun sehr e, vorgestern darauf aufmerksam zu die Herren Abgeordneten aus der Provinz Borlage sich weniger auf den Standpunkt als auf den des Gesetzgebers hätten stellen müssen. Er Ausführung geknüpft, der ich gegenübertreten muß. meiner Aeußerung in keiner Weise eine Animosität gegen die Herren Abgeordneten aus der Provinz Westfalen kund⸗ gegeben; ich wüßte auch gar nicht, wie ich dazu käme. Mir hat dabei vorgeschwebt die Bestimmung des Artikels 83 der Verfassung: „Die Mitglieder der Kammern sind Vertreter des ganzen Volkes.“ Deshalb hat jeder Abgeordnete die Pflicht, ein Gesetz, welches, wie ich will, wesentlich mit Interessen seines W allgemeinen Gesetzgebers,
sämmtlicher Amendements.
ahlkreises sich beschäftigt, Standpunkte 3 Eindruck; denn die⸗ ch wende mich an die Heereman — ich glaube nicht, Führung gehe; ich ter Majagität diefes
lichen Worten Ausdruck geben ß die Kreis⸗ und Provinzialordnung, ff sind zu berathen, ein Provinzialgese atsgesetz im eminentesten Sinne Inhalt? Sein Zweck eile des Staates be⸗ ebung weiter zu führen und sie den sie bisher nicht besteht, ebenfalls zu Gute Das ist ein himmelweiter Unterschied von dem „Provinzialgesetz“ ver⸗ berechtigt, die Herren Ver⸗ der Prüfung ausschließlich von provinziellen Eigenthüm⸗ ch auf den Standpunkt Und wenn ich davon aus⸗
Ich bestreite durchaus, da welche wir im Begri wöhnlichen Sinne ist des Wortes. Denn was ist sein Zw und sein Inhalt ist, die für die übrigen Th reits festgelegte Reform⸗Gesetzg Landestheilen, in denen kommen zu lassen. t Begriff, den man gewöhnlich mit dem Worte bindet. Ich glaube also, ich war ganz Provinz Westfalen der Vorlage sich nicht lichkeiten leiten zu lassen, des allgemeinen Staatsinteresses u stellen. weᷓ gehen darf, so bin ich auch berechtigt, die ganze Stellung der Herren vom Centrum dem Gesetze gegenüber, welcher auch Hr. von Heereman heute wieder Ausdruck gegeben hat, eine Berechtigung nur werden kann.
Der Hr. Abg. Dr. Freiherr von Heereman meinte, er könne an der ganzen Vorlage, namentlich aber an dem §. 27, mit dessen Dis⸗ kussion wir uns jetzt beschäftigen, beweisen, daß die Regierung nur den Schein der Selbstverwaltung, aber nicht die wirkliche Selbst⸗ verwaltung der Provinz Westfalen zu geben im Begriff und Willens sei. Wäre das richtig, so müßte man sofort den weiteren Schluß ziehen, daß auch für den uͤbrigen Theil der Monarchie, in welchem diese Gesetzgebung bereits gilt, die Selbstverwaltung nur ein Schein sei. iß j eine gewisse⸗Strömung in dem politischen Leben orschub leistet; aber es ist zu bestreiten, daß diese Strömung irgendwie in der Mehrheit oder auch nur in gr Umfange geltend wäre. Da hat der Hr. Abg. Dr. Freiherr von man zu meinem Bedauern einen Standpunkt ein ich mit ihm, als konservativen Mann, für den estand bisher immer gehalten habe und noch gern halten möchte, absolut nicht zu vereinigen im Stande bin. Er identifizirt offenbar den Begriff Selbstverwaltung und freie Wahl, indem er meint, die Selbstverwal⸗ tung könne nur geführt werden durch freigewählte Organe. Ja, meine Herren, wo in der Welt ist denn dieser Sa als richtig und pra ube mir, den Hrn. Abg. von H England zu erinnern, an das klassische Land der Selbstverwaltung. Friedensrichter richter unterliegen der freien Ernennung der Krone, und man nimmt sie natürlich aus denjenigen Elementen, die für die Ausübun Amtes als geeignet erachtet werden. Ich weiß nicht, ob die Allianz, in welche der Abg. Freiherr von Hecreman — vielleicht nicht ganz mit seinem Willen — in der Beurtheilung dieser Vorlage mit dam reisinn gerathen ist, ihn auf diese etwas schiefe Ebene gedrängt hat. Die ultraliberalen Anschauungen kulminiren a erdings Wahl und Selbstverwaltung, das sind untrennbare, reie Wahl bis in die tiefsten Gliederungen hinein giebt es keine tverwaltung, und die Selbstverwaltung kann nur durch solche Wenn das richtig wäre, dann anze Kreisordnung von 1872 eine Fehlgeburt im
ortes. Diesem Gedanken hat Richter vorgestern ganz offen Ausdruck ge⸗ ar für die Kreisordnung von 1872 gestimmt, aber sehr ungern, i abe meine bestimmten Besorgnisse gleich daran geknuü es mir sehr leid, daß ich es gethan habe, d wir Liberalen auf dem Gebiete der Kreiso . Provinz Brandenburg, gemacht haben, sind so übler Natur, daß wir uns künftig wohl hüten werden, wieder so zu votiren.
Worauf beruht denn diese ganze Ans der Enttäuschung des Liberalismus ü
es ist ein Sta eck und sein wesentlichsten Punkten unseres . Provinz große Fortschritte bringt, ins Leben treten wird oder ni Nun glaube ich doch, den Ausführungen des Frweih Heereman gegenüber betonen zu müssen, daß diese Vorschläge in Bezug auf die Ernennung der Amtmänner nicht einen kleinen und unerheb⸗ lichen, sondern im Gegentheil einen sehr wesentlichen, fehr erheblichen Fortschritt gegen den bisherigen Zustand in der Richtung einer Er⸗ weiterung der Rechte der Bevölkerung enthalten, und deshalb muß ich nochmals auf das vorgestrige Wort zurückkomman, welches von diese Vorlage sei weit danen entfernt, eine Erweiterung der Selbstverwaltung von Westfalen zu enthalten; sie lege im Gegentheil noch Beschränkungen gegen den gegenwärtigen Dieses Wort ist vollkommen unzutrefsend, wie sich sehr leicht nachweisen lassen wird. Es ist übrigens doch eine merkmürdige Erscheinung, daß, wie der Hr. Abg. Uhlendorff mit ziner gewissen Emphase von der Tribüne aus hervorgehoben hat, eine angebliche Einstimmigkeit ganz Westfalens über die fundennentalsten Punkte dieser Vorlage vorhanden sein soll, 2t . hervorragendsten Punkten absolute Meinungsversckhzedenheit unter den Herren Vertretern Westfalens herrscht. Zunächst in Bezug auf den wesentlichsten Punkt stehe ich ganz. auf dem Standpunkte der Herren vom Centrum (wenigstens haben. sie einem entgegengesetzten Standvunkt meder in wnendements, noch der Diskussion Ausdruck gegeben). Ichd halte die Aufrechterhaltung des⸗ Instituts der Ehrenamtmänner, und zwar mit der ausdrücklichen Maßgabe, daß sie wesentlich aus dem größeren Grundbcsitz ge⸗ nommen werden sollen, für einen fundamentalen. Punkt den Vorlage und auch der künftigen Entwickelung der Dinge. Und nun zum größten Erstaunen allen Deren, welche sich mit diesen Fragen ein⸗ tigen, hören wir aus den Reihen des Freisinns: das ist i der Ehrenambenänner ist ab⸗
rn. Freiherrn von
n, sondern sich au . irgendeinem der Herren
als eine solche zu bezeichnen, Zustand auf.
in geringerem Maße zuerkannt
mährend thatfächlich in den
dieser Meinung
genommen, welchen ch ihn, offen gestanden, 1 gehend beschäftigen, alles baarer Widersinn. Das Inf 1b nänner is solut nicht zu verwerthen; es ist micht zu verwerthen, mie Hr. Richter erklärt hat, schon deshalb, meil die Funktionan viel un schwieri⸗ n nicht gesagt; kein Wont.) — her; Ihr Fracionsgenesse sich raktion will ja aumch die Ehren⸗
(Abg. Richter: Habe i widerlegen Sie mich
drücklich darauf beinfen, und Ihre b. d hre amtmänner als solche durch einen besonderen Antrag beseitigt wissen. ’ Und dann wendet man sich vor allen Dingen gogen die Bevor⸗ zugung der Klasse der größeren Grundbesitzer bei Nebertragung dieser dieienigen, welche die Entwicke⸗ östlichen Provinzen mit Aufmerksamkeit verfolgt 1
zusübung polizeilicher Funktionen ein Ehrenamt, eine Hauptsäule der Selbstverwaltung ist, und ich freue mich, daß weder Hr. von Schorlemer noch diesem Punkte i eäußert haben.
bisher im Staatsleben sch durchführbar ange⸗ Heereman an
und in der Gese hat sich aus⸗
sehen worden? Ich er
ehrenamtlichen lungen in den 2 werden ja wissen, daß die
Hr. von Heereman in egierung abweichende Meinung sagen zu dürfen daß es eine ehr weise Bestimmung der westfälischen Landgemeindeordnung — heute besteht — ist, vorzugsweise auf die größeren ländlichen sitzer hinzuweisen als Träger dieser ehrenamtlichen Funktiov. Ich meine selbstverständlich damit — und das gebt schon aus der Vorlage hervor — nicht, daß etwa ausschließlich oder auch nur er hierunter gemeint sind. rundbesitzes zum Kreistage hat weder die Landgemeindeordnung da ja damals diese Wahlen nicht ins Auge gefaßt werden rzulegen; sondern i daß im Gro
eine von der R.
8 de S e: 8 in dem Satz glaube aber auch
identische Dinge;
freigewählte Organe geführt werden. wäre allerdings unsere
eminentesten Finne des
rößeren Grundb
vorzugsweise diejen nce verband des Gr
welche künftig den darstellen sollen.
agte: Ich habe
öft; jetzt thu enn die Er die
vwnung, z. B. hier in der verstehe unter
anzen diejenigen kerung, welche nach ihrer sozialen Un⸗ abhängigkeit und ihrem intellektuellen Standpunkte becufen si Führer im öffentlichen Leben zu sein, diese Funktionen übernehmen
t dieser Sinn unte rschrift die Direktive Elemente der ländlichen Beyö chauung? Sie beruht auf er die Vortheile, die nach seiner