1886 / 129 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 02 Jun 1886 18:00:01 GMT) scan diff

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trag ein.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der 1 ur Besichtigung des Lehr⸗ fanterie⸗Bataillons in der Uniform des 2. Schlesischen renadier⸗Regiments Nr. 11, begrüßte das Bataillon und

empfing dann Se. Majestät den Kaiser und König.

Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die

Kronprinzessin wohnte mit den Prinzessinnen Töchtern,

Köni ligen Hoheiten, von der Rampe des Neuen Palais aus der Fsichtigung bei.

Abends fo Einladung des

te Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz einer egiments der Gardes du Corps zum Diner.

Im weiteren Verlauf der gestrigen (87.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten stand der Gesetz⸗ entwurf für die Provinz Hessen⸗Nassau mit Aus⸗ schluß der ehemals ayerischen Gebietstheile, betreffend die Verletzung der Dienstpflichten des Gesindes, durch welchen im Fahle 1527 Ungehorsams oder Widerspenstigkeit, desgl. im Falle willkürlicher Versagung oder Verlassung des Dienstes Geldstrafe bis zu 15 oder Haft bis zu 3 Tagen angedroht wird, zur Berathung.

Der Abg. Cahensly bestritt das Vorhandensein des Bedürfnisses einer Aenderung der für Hessen⸗Nassau bestehenden

Vorschriften und empfahl die mbledemun der Vorlage.

Der ö eheime Ober⸗Regierungs⸗ Rath von den Brincken fand es auffällig, daß gegen einen

Entwurf, der lediglich, wie schon früher ein gleicher für Schleswig⸗Holstein, den immer nnr h

den eer auftretenden Klagen über die Unzulänglichkeit der hierher gehörigen, in Geltung befindlichen Bestimmungen seine Entstehung verdanke, so schroffe Ausstellungen erhoben würden; das Bedürfniß stärke⸗ ren Rechtsschutzes der Herrschaften durch Androhung strafrecht⸗ licher Ahndung der beregten Delikte sei in jeder Beßsiehung klargestellt; die übereinstimmenden Aeußerungen der kommu⸗ nalen Körperschaften wie der Provinzialbehörden legten dafür das bündigste Zeugniß ab.

Der Gesetzentwurf wurde nach dem Antrage der Kommission unverändert angenommen.

Es folgte die Berathung des Berichts der verstärkten Geschäftsordnungskommission, betreffend eine anderweite Fassung des §. 27 der Geschäftsord⸗ nung. Derselbe lautet:

„„Anträge von Mitgliedern des Hauses, welche eine Geld⸗ bewilligung in sich schließen oder in Zukunft herbeizuführen bestimmt sind, können, sofern sie nicht durch Tagesordnung beseitigt werden,

nur dann 8 Abstimmung gelangen, nachdem eine Kommission mit ihrer Vorberathung betraut worden ist und einen Bericht über dieselben abgestattet hat.“

Der Antrag der Kommission, den §. 27 unverändert zu lassen, wurde ohne Diskussion S. Beschluß erhoben.

Die Wahlen der Abgg. Rintelen und van Vleuten im Wahlkreise Neuwied⸗Altenkirchen wurden nach dem Antrage der Wahlprüfungskommission beanstandet.

Damit war die Tagesordnung erledigt.

Auf die Tagesordnung der heutigen Sitzung sollten nach dem Vorschlage des Präsidenten zunächst drei Kommissions⸗ berichte über Petitionen und darnach der Antrag von Ham⸗ merstein, betreffend die Stellung der evangelischen Kirche, ge⸗ nommen werden.

Der Wunsch des Abg. von Hammerstein, seinen Antrag morgen an erster Stelle zu berathen, fand Widerspruch, der von der geschäftsordnungsmäßig genügenden Anzahl von 30 Mit⸗ Fiegern reisinnige, Nationalliberale, Frei eNerogahc⸗ unter⸗

ützt wurde; es blieb somit beim Vorschlage des Präsidenten.

Schluß 21 ½ Uhr. Nächste Sitzung Mittwoch 11 Uhr.

In der heutigen (88.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher mehrere Regierungskommissarien beiwohnten, stand 8* st auf der Tagesordnung der achte Bericht der Kommission für Petitionen über die Petitionen des Vorsitzenden der Kölner Brauerei⸗Korporation u. A. und des Vorsitzenden des Rheinischen Bauernvereins, betreffend die Verwendung von Surrogaten bei der Bierbereitung.

Namens der Kommission beantragte der Abg. Rumpf, die Petitionen der Königlichen Staatsregierung zur Erwägung zu überweisen.

Der Abg. Scheben trat für die Ueberweisung zur Berück⸗ sichtigung ein. b b

„Der Abg. Dr. Goldschmidt bat, den Beschluß der Kom⸗ mission anzunehmen. Wenn die Verwendung von Surrogaten ohne Weiteres zugelassen würde, so laufe namentlich die nord⸗ deutsche Brauerei Gefahr, daß der Export norddeutscher Biere in das Ausland, der in der letzten Zeit in erfreulicher Weise zugenommen habe, wieder eingeschränkt werde.

Der Abg. Schmid (Hohenzollern) meinte, daß die Petitionen der Regierung zur Berücksichtigun zu überweisen seien; das bayerische Bier habe gerade desha b einen Vorzug vor den norddeutschen erlangt, weil in Süddeutschland seit jeher strenge Vorschriften in Bezug auf die Zubereitung des Bieres be⸗ standen hätten.

„Der Abg. Dirichlet erklärte, über den Antrag der Kom⸗ mission nicht hinausgehen zu können. Wenn man die Ver⸗ wendung von Surrogaten für die Bierbrauerei gänzlich ver⸗ bieten wolle, so werde man nur dazu kommen, den armen Leuten das Bier zu vertheuern.

Der Abg. Konrad ersuchte, den Antrag der Kommission einstimmig anzunehmen.

Der Abg. von Rauchhaupt trat gleichfalls für diesen An⸗

Bei Schluß des Blattes sprach der Abg. Pleß. Der Kommandant des hiesigen Invalidenhauses,

. General⸗Lieutenant von Blumröder, hat einen 6wöchent⸗

lichen Urlaub nach dem bayerischen Hochlande angetreten.

Die Zeiteintheilung für die diesjährigen Herbst⸗ bungen des Garde⸗Corps ist Allerhöchsten Orts wie folgt genehmigt worden: 17. August: Marsch der 3. und 4. Escadron des Regi⸗ ments der Gardes du Corps nach Potsdam und Gegend. 17.— 21. August: Regiments⸗Uebungen des 3. Garde⸗ Regiments 3 F bei Berlin. 18.—23. August: Regiments⸗Uebungen des Regiments er Gardes du Corps und der Regimenter der 2. Garde⸗ avallerie⸗Brigade bei Potsdam. 19.—23. August: Regiments⸗Uebungen des 1. Garde⸗ Regiments z. F. bei Potsdam und des 4. Garde⸗Regiments bLe,ndan G Grenadier⸗Regiments Königin Elisabeth

S. M. S. „Ariadne“ 4./4. Kiel.

19.— 24. August: Regiments⸗Uebungen des Garde⸗ Kürassier⸗Regiments und der Regimenter der 3. Garde⸗ Kavallerie⸗Brigade bei Berlin, mit Ruhetag am 25. August.

20.— 24. August: Regiments⸗Uebungen des 2. Garde⸗ Regiments 6 F., des Garde⸗Füsilier⸗Regiments, des Kaiser Alexander Garde⸗Grenadier⸗Regiments Nr. 1 und des Kaiser Franz Garde⸗Grenadier⸗Regiments Nr. 2 bei Berlin, mit

uhetag am 25. August.

23. August: Marsch des 3. Garde⸗Regiments z. F. uach Potsdam.

24. August: Marsch des 4. Garde⸗Regiments z. F. und des 3. Garde⸗Grenadier⸗Regiments Königin Elisabeth na⸗ Berlin, sowie des Regiments der Gardes du Corps na Berlin, Charlottenburg und Umgegend, mit Ruhetag am 25. August.

24. 28. August. Brigade⸗Uebungen der 1. Garde⸗In⸗ bö“ und 2. Garde⸗Kavallerie⸗Brigade bei Pots⸗ am, bei letzterer einschließlich eines Besichtigungstages. 26.— 30. August: Brigade⸗Uebungen der 2., 3. und kom⸗ binirten Garde⸗Infanterie⸗Brigade, der 1. und 3. Garde⸗ Kavallerie⸗Brigade bei Berlin, bei letzteren beiden einschließlich eines Besichtigungstages.

30. August: Marsch der 1. Garde⸗Infanterie⸗Brigade, des Stabes und zweier Compagnien der Unteroffizier⸗Schule Potsdam und der 2. Garde⸗Kavallerie⸗Brigade nach Berlin und Gegend.

31. August: Ruhetag.

1. September: Große Parade bei Berlin. 8

2. und 3. September: Bei den kombinirten Garde⸗In⸗ fanterie⸗Divisionen Märsche ins Manöver⸗Terrain, bei der kombinirten 1. Garde⸗Infanterie⸗Division unter Mitbenutzung der Eisenbahn.

2.— 4. September: Exerzieren der kombinirten Garde⸗ Kavallerie⸗Division im Divisions⸗Verbande.

4.—9. September: Detachements⸗Uebungen der kombi⸗ nirten Garde⸗Infanterie⸗Brigaden mit einem Ruhetage am 10. September.

.6. September: Marsch der kombinirten Garde⸗Kavallerie⸗ Division ins Manöver⸗Terrain mit Ruhetag am 7. September.

8.—13. September: Uebungen der kombinirten Garde⸗ Kavallerie⸗Division.

11.—14. September: Feld⸗Manöver der beiden kombi⸗ nirten Garde⸗Infanterie⸗Divisionen.

14. September: Marsch der kombinirten Garde⸗Kavallerie⸗ Division in das Terrain des Corps⸗Manövers (Kreis Lebus).

15. September: Ruhetag.

16.—18. September: Corps⸗Manöver mit 2 dazwischen liegenden Bivaks. dahxb in

18. September: Rücktransport der höheren Stäbe, des Stabes der Artillerie⸗Schießschule und der Fußtruppen per Eisenbahn in die Garnison.

19. September: Ruhe für die berittenen Waffen.

20.— 22. September: Rückmärsche der berittenen Waffen der Berliner und Charlottenburger Garnisonen.

20. 23. September: Hfückmärsche der berittenen Waffen der Potsdamer Garnison.

„— Das „Marine⸗Ver⸗Bl.“ veröffentlicht folgende Nach⸗ richten über C“ (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort). S. M. Kreuzer „Adler“ Kiel 27./5. (Poststation: bis 5./6. Plymouth. Letzte Post aus Berlin am 5./6. Vormittags 11 Uhr 37 Min. Vom 5,/6. bis 11./6. Gibraltar, vom 12./6. bis 22./6. Malta.) S. M. Kreuzer „Albatroß“ 17./2. Matupi 27./3. 11./4. Sydney 3./5. (Poststation: Sydney.) el. (Poststation: Kiel.)

6./9. 85 Kiel. (Poststation: Kiel.) G „Brummer“ 14./5. Kiel. (Poststation: Kiel.) 1b Knbt. „Cyclop“ letzte Nachricht aus Kamerun vom 13./4. (Poststation: Kamerun.) S. M. S. „Karola“ Kiel 17./5. 23./5. Plymouth 27./5. (Poststation: Gibraltar.) S. M. Vermessgsfhrzg. „Drache“ 3./5. Deren 6./5. (Poststation: Aberdeen (Schottland].) S. M. Aviso 21./5. Wilhelmshaven. Wilhelmshaven.) S. M. S. „Friedrich Carl“ 27./4. Pirgeus 7./5. 8./5. Smyrna 8./5. 9,/5. Suda⸗Bay 11./5. 23./5. Zea 27./5. (Poststation: Malta.) S. M. Kreuzer „Habicht“ 23./3. Kapstadt 6./4. (Poststation: Kamerun.) S. M. S. „Hansa“ 27./1. Kiel 22./5. 30./5. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Knbt. „Hyäne“ 29./1. Port Louis [Mauritius] 12./5. Zan⸗ zibar. (Poststation: Aden.) S. M. Knbt. „Iltis“ 8./5. Batavia 13./5. (Poststation: bis 4./6. Aden, vom 5./6. ab Port Sard.) S. M. Aviso „Loreley“ 17./5. Konstantinopel (Poststation: Konstantinopel.) S. M. S. „Luise“ 15./3. Norfolk 28./4. 5./5. Bermuda 10,./5. (Poststation: Queens⸗ town e-) S. M. Kreuzer „Möwe“ 5./3. Zan⸗ zibar 23./3. 8./4. Zanzibar. (Poststation: Aden.) S. M. S. „Moltke“ 30./4. Swinemünde. (Poststation: bis 3./6. Swinemünde, vom 4./6. bis 7./6. Kiel, vom 8./6. ab Swinemünde.) S. M. Brigg „Musquito“ 19./4. Norfolk 4./5. Queenstown (Irland].) S. M. Panzerfhrzg. „Mücke“ 15.⁄6. 85 Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelms⸗ seren. S. M. Kreuzer „Nautilus“ 5./5. Nagasaki. (Post⸗ tation: Hongkong.) S. M. S. „Nixe“ 12./4. Kiel 17./5. 17,/5. Eckernförde 20./5. 21./5. Neustadt in Holstein 27./5. Eckernförde. (Poststation: Kiel.) S. M. Av. „Pommerania“ 21./4. Kiel 16./5. 17./5. Burg a. F. 20./5. 20,/5. Kiel 24./5. 25./5. Eckernförde 29./5. Kiel. (Poststation: Eckernförde.) S. M. S. „Prinz Adalbert“ 3./5. Eckernförde 21./5. Sonderburg 24./5. (Poststation: bis 6./6. Kiel, vom 7./6. bis 14./6. Neustadt in Holstein, vom 15./6. ab Wismar.) . M. S. „Sophie“ 2./4. Kiel 25./5. Flensburg 27./5. (Poststation: Ker.) S. M. S. „Stein“ 3./5. Kiel. (Poststation: bis 14,/6. Kiel, vom 15,/6. ab Heiligendamm.) S. M. Torpedoboot „Vorwärts“ Kiel 25./5. 27./5. Danzig. (Poststation: Danzig.) S. M. Knbt. „Wolf“ 15./5. Messina 19./5. 24./5. Port Said 30./5. (Poststation: Aden bis 4./6.; Singapore v. 5. bis 18./6.)

. M. Torpedoboote S 7, 8, 9, 11, 12 und 1310./5. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Torpedoboote 81 bis 614./5. Kiel. (Poststation: Kier, S wader: S. M. Schiffe „Bismarck“, „Gneisenau“, „Olga“ 929./3. Auckland 10./4. (Poststation: Hongkong; für S. M. S. „Gneisenau“ Batavia Java].)

Wiesbaden, 31. Mai. 5. Plenarsitzung des Kom⸗ munal⸗Landtages. Nach Verlesung der Protokolle der drei letzten Stzunoen des Kommunal⸗Landtages, welche jetzt erst festgestellt sind, und nach Vertheilung der neuen Eingänge

S. M. S. „Blücher“ S. M. Pnzrfhrzg. S. M

wurde in die Tagesordnung eingetreten und zunächst der Be⸗

(Poststation:

richt der Wegebau⸗Kommission, das Wegebauwesen im Stadt⸗ und Landkreise Frankfurt a. M. betreffend, vorgetragen. Eine Diskussion fen nicht statt und wurde der Antrag der Kom⸗ mission einstimmig angenommen. Sodann wurde der Be⸗ richt der Rechnungs⸗Prüfungskommission verlesen und Decharge für sämmtliche Rechnungen beantragt und vom Landtag ge⸗ nehmigt. Auf den Bericht der Geschäftskommission, b treffend Bezirksstatuten, wurden dieselben in der Fassung, wie sie aus der Kommission hervorgegangen sind, angenommen. Die nächste Sitzung wird besonders anberaumt werden.

Kassel, 1. Juni. Der Kommunal⸗Landtag hat in seiner heutigen Sitzung den Ober⸗Vorsteher von Schutzbar enannt Milchling zum Vorsitzenden und den Ober⸗

ürgermeister Weise zu Kassel zum stellvertretenden Vor⸗ sitzenden durch Akklamation gewählt. .

Oesterreich⸗Ungarn.“Wien, 31. Mai. (Wn. Abdp.) Heute waren abermals beide Häuser des Reichsraths ver⸗ sammelt. Das Herrenhaus erledigte die auf der Tages⸗ gewesenen Verhandlungsgegenstände ohne Debatte im Sinne der Kommissionsanträge. Das Abgeordnetenhaus setzte die Spezialdebatte über die Unfallversicherungs⸗ Vorlage fort.

Die liberale Partei des ungarischen Reichs⸗ tages vechanbelte über die vom Magnaten⸗ hause beschlossenen odifikationen an den Juris⸗ diktionsvorlagen und pflichtete denselben bei. Der Minister⸗Präsident von Tisza skizzirte sodann die Ant⸗ wort, welche er dem Abg. Csanady auf dessen angekündigte E“ betreffs der Entfernung des Hentzi⸗

enkmals zu geben beabsichtigt. Die Antwort wurde unter b g zur Kenntniß genommen. Zugleich gab die

artei dem unerschütterlichen Vertrauen und der Anhäng⸗ lichkeit für den Minister⸗Präsidenten Ausdruck.

1. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses theilte der Präsident mit, daß die auf heute anberaumte Sitzung des Zollausschusses nicht stattfinden werde.

Schweiz. Bern, 1. Juni. (W. T. B.) Der Bundes⸗ rath hat bei der Bundesversammlung eine Revision der Bundesverfassung in der Richtung beantragt, daß die Gesetzgebung über den Schutz der Erfindungen auf industriellem und landwirthschaftlichem Gebiet sowie der Muster und Modelle dem Bunde übertragen werde.

2. Juni. (W. T. B.) Der Bundesrath beantragt bei den eidgenössischen Räthen, die nachgesuchte Konzession für den Bau einer Eisenbahn durch den Großen St. Bernhard (Col de Ferret) nicht zu bewilligen, um den anderweitigen Alpenbahnprojekten im Kanton Wallis nicht zu präjudiziren.

Großbritannien und Irland. London, 1. Juni. (W. T. B.) In einem heute stattgehabten Meeting von Anhängern Hartingtons beschlossen 58 von den an⸗ wesenden 60 E“ gegen die zweite Lesung der Homerule-⸗Bill zu stimmen. Etwa 20 dieser Deputirten hatten dem gestrigen Meeting von Anhängern Chamberlains beigewohnt.

Das Unterhaus setzte heute die Berathung der irischen Verwaltungsbill fort. Chamberlain erklärte: er würde für eine abstrakte Resolution zu Gunsten des Home⸗Rule ge⸗ stimmt haben, müsse aber gegen die zweite Lesung der Bill stimmen, weil nach der Erklärung des Premiers Gladstone das Haus sich sonst verpflichten würde, für eine spätere ähnliche Bill zu stimmen. Vor Allem müßten die Suprematie und die Autorität des Reichsparlaments, sowie die Reichseinheit gewahrt bleiben. Diese würden durch die Bill zerstört. Die Auflösung des Parlaments sei kein Schrecken für 8 denn er glaube, die unionistische Majorität werde aus den Neuwahlen gestärkt hervorgehen. Der Schatz⸗ kanzler Harcourt äußerte: die irische Verwaltungsbill könne zwar durch die Kombination der Parteien zerstört werden, dies werde aber nicht geschehen können mit dem Prinzip der Bill, das die Mehrheit der Liberalen billige und welches die Mehrheit des Landes sanktioniren werde. „Was uns betrifft, sagte der Redner, so werden wir stets, mögen wir uns im Amte oder in der Opposition befinden, die traditionelle Politik der Tory⸗ partei gegen Irland bekämpfen.“ Mr. Gladstone erklärte: die Regierung würde es vorziehen, wenn die Abstimmung über die Bill am nächsten Freitag erfolge; sie wolle aber keine Pression ausüben, falls die Liberalen wünschen sollten, die Debatte zu verlängern. Die Berathung wurde hierauf bis zum Donnerstag vertagt. 1

„Das Oberhaus nahm die irische Waffenbill in zweiter und dritter Lesung und schließlich in definitiver Abstimmung an und genehmigte die Bill, betreffend die schottischen Kleinbauern, in dritter Lesung.

„Frankreich. Paris, 1. Juni. (W. T. B.) Der Ministerrath hat in einer heute Vormittag abgehaltenen Sitzung sich über die Erklärungen geeinigt, welche heute Namens des Kabinets vor der Kommission für die Vorbe⸗ rathung der Vorlage über die Ausweisung der Prinzen abgegeben werden sollen. Dem Vernehmen nach wurde ein Einvernehmen dahin erzielt, daß die Ausweisung der Prätendenten der direkten Linie auf legis⸗ lativem Wege erfolgen und daß der Regierung das Recht zu⸗ stehen solle, den übrigen Prinzen den Poiencsal⸗ in Frank⸗ reich zu gestatten oder zu versagen. Die Regierung solle indessen hinsichtlich dieses Gesetzentwurfs nicht die Initiative ergreifen, sondern denselben annehmen, falls die Kommission ihn vorschlage. 1

„Die Deputirtenkammer berieth in ihrer heutigen Sitzung darüber, ob der Antrag Michelin⸗Planteau (Intransigenten), welcher die Abschaffung des die Be⸗ ziehungen zwischen Staat und Kirche regelnden Gesetzes vom Jahre 1802 fordert, in Erwägung zu ziehen sei. Der Kultus⸗Minister Goblet wünschte eine rathung, um die Ansichten des Landes kennen zu lernen. Es wurde auch mit 296 gegen 250 Stimmen beschlossen, den 78 trag in Erwägung zu ziehen. Die Kammer vertagte si darauf 89 Mostags, heutigen

1. Juni, Abends. (W. T. B. n der heutigen Sitzung der Kommission zur Frbehathan der Vor⸗ lage, betreffend die Ausweisung der Prinzen, gal der Conseils⸗Präsident de Freyecinet eine den in 8 Ministerrath gefaßten Beschlüssen analoge Er⸗

lärung ab. Hr. de Freycinet betonte: es 16 keine un⸗ mittelbare Gefahr vorhanden d auch kein gewalt⸗

8 82 8

1 ritt der Prinzen zu fürchten, aber die Haltung segg Schrit Augemeinen sei eine solche, daß sie de zfilliche Meinung beunruhige und den Feinden der Re⸗ lit einen Vereinigungspunkt biete. Er (der Minister) le nicht die allgemeine Ausweisung der Prinzen, aber er sbereit, sofort die wirklichen Prätendenten und die Deszen⸗ iten der direkten Linien, d. h. den Grafen von Paris und ag Söhne, sowie den Prinzen Napoleon und dessen Sohn

or, auszuweisen. In parlamentarischen Kreisen wird ggenommen, daß die Kommission wahrscheinlich den im Minister⸗ ih gefaßten Beschluß annehmen werde, d. h. obligatorische usweisung der direkten Prätendenten und fakultative Aus⸗

Feisung der übrigen Prinzen.

Serbien. (W. T. B.) Der „Polit. Corresp.“ zufolge ritt das serbische Taback⸗Monopol am 1. Juli a. St. 113. Juli n. St.) in Wirksamkeit; am gleichen Tage beginnt üuch die Thätigkeit der serbischen Monopolgesellschaft.

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Bulgarien. Sofia, 1. Juni. (W. T. B.) Nach den nunmehr vollständig vorliegenden Resultaten der Wahlen in Ost⸗Rumelien sind von 89 Deputirten 10 Gegner der Regierung, 20 von unbestimmter Parteistellung und die übrigen Anhänger der Regiernng. Die Kammer wird demnächst zu⸗

sammentreten.

Amerika. 29. Mai.

New⸗York, (A. C.) Die

Verurtheilung Mosts und der anderen beiden Sozialisten

erregt allgemeine 1u.“ .Alle Zeitungen enthalten zustimmende Artikel und drücken die Hoffnung aus, daß der Ausgang des Prozesses die Wirkung haben werde, alle Arten von Agitatoren von mordbrennerischen Reden zurück⸗ zuhalten. Der Urtheilsspruch wird in der nächsten Woche gefällt werden, und es wird wahrscheinlich das äußerste Straf⸗ maß, ein Jahr Gefängniß und eine Geldstrafe von 100 Doll., zur Anwendung kommen. In Chicago sind 22 Aufrührer in Anklagezustand versetzt worden, und es wird die Ver⸗ urtheilung fast aller mit Sicherheit erwartet.

Zeitungsstimmen.

In der „Deutschen volkswirthschaftlichen Cor⸗ respondenz“ lesen wir über Hamburg und den Zollanschluß:

.. Heute hat man sich thatsächlich in Hamburg in den Gedanken an den bevorstehenden Zollanschluß bereits vollständig hineingelebt, und es liegen offizielle Publikationen in reichlicher Anzahl vor, welche be⸗ kunden, daß man keineswegs mehr mit Furcht, sondern mit den freu⸗ digsten Hoffnungen der kommenden Zeit entgegensieht. Noch jüngst hob der Bericht über „Hamburgs Handel im Jahre 1885“ hervor, daß die durch den Zollanschluß Hamburgs bedingten Bauten ihren planmäßigen Fortgang nähmen und die Hoffnung berechtigt erscheinen ließen, daß die großartigen Anlagen dem Hamburger Handelsplatze die Aufrecht⸗ erhaltung seiner hervorragenden Stellung auf die Dauer sichern würden. Man erkenne dort denn auch gern und unumwunden an, daß die Machtentfaltung des Deutschen Reichs nach Außen und Innen einen großen nationalen Aufschwung bewirkt habe, der von den weit⸗ tragendsten segensreichen Folgen auch für Handel und Verkehr sei. Dies lasse sich nicht nach den Erfolgen oder Mißerfolgen einzelner Jahre ermessen; Jahrzehnte müßten zur Vergleichung herangezogen werden, und dann werde man an der fortschreitenden Wohlfahrt der heegen Nation nicht zweifeln können. Schließlich heißt es: „Bei derselben zu seinem Theil kräftig mitzuarbeiten, wird der Hambur⸗ gische Handelsstand stets für seine Pflicht erachten.“⸗ 8

Es ist von nicht geringem Interesse, die Gestaltung des Ham⸗ fie n Geschäftslebens während der jetzigen Uebergangszeit zu beobachten. Man findet hierbei nämlich alles das, was von unserer Seite schon so oft über die wirthschaftliche Lage und die realen Interessen Hamburgs gesagt worden ist, vollauf bestätigt. Zunächst ist hervorzuheben, daß, und zwar gerade im Hinblick auf die in Aussicht stehende Zollvereinigung und die zur Ermöglichung derselben auszuführenden großartigen Neu⸗ anlagen, der Unternehmungsgeist entschieden wächst. Neue Verbin⸗ dungen, neue Schiffahrtslinien, neue Kapitalanlagen entstehen und bereiten sich vor; ja man ist sogar geneigt, die Wirkungen der Zoll⸗ vereinigung in dem Maße im Voraus zu berechnen, daß sich starke

Lust zeigte, die erforderlichen Ausführungen bedeutend über den

nöthigen, bezw. vorgeschriebenen Umfang hinaus vorzunehmen. Andererseits aber tritt die oftmals behauptete Thatsache, daß das jetzige Hamburgische Geschäft viel zu sehr eigentlich ein Gelegenheits⸗ geschäft sei und des inneren Halts zu sehr entbehre, immer noch deut⸗ lich zu Tage. Befand sich der Gesammtumsatz auch zwar in den letzten Jahren noch in erfreulichem Aufschwunge, so entfiel doch ein unverhältnißmäßiger Theil hiervon auf einen Verkehr von immerhin etwas zweifelhaftem Charakter, nämlich auf den Verkehr mit England. Das vielbeklagte Verhältniß, daß Hamburg unseren Be⸗ darf an Kolonialwaaren nicht direkt befriedigt, sondern dem englischen Vermittelungsgeschäft eine große Quote des Gewinnes läßt, ist auch bis heute noch fast unverändert geblieben; während doch deutlich er⸗ sichtlich ist, daß auch der gesammte unmittelbare Verkehr mit den Ursprungsländern sehr wohl zu bewerkstelligen wäre. Man muß in dieser Beziehung noch das Beste von der Zukunft hoffen. Sehr be⸗ merkenswerth ist dem gegenüber der erfreuliche Aufschwung, den neuer⸗ dings der Wasserverkehr mit Hamburg auf der mittleren und unteren lbe genommen hat. 8 Man muß es anerkennen, daß Hamburgs Kaufmannschaft sich ohne Kleinlichkeit in die neue Lage und in die Gestalt, die sie nun⸗ mehr ihren Zukunftshoffnungen geben muß, hineingefunden hat. Micht aamburg, die kosmopolitische Stadt, sondern Hamburg, der deutsche roßhafen, ist das Losungswort der Zukunft; die Hamburger haben ch dasselbe schnell genug angeeignet, dafür mag denn manches Frühere er Vergessenheit überantwortet werden!

Der „Hamburgische Korrespondent“ bemerkt: Die „Nationalliberale Correspondenz“ hat nicht unrecht, wenn sie namentlich Hrn. Richter Schuld giebt, daß er mit seiner ö. und gegen seine eigene, lange Zeit mit Nachdruck vertheidigte Ansicht verstoßenden unbedingten Opposition gegen eine höhere Besteuerung es Branntweins eine sich in mäßigen Grenzen haltende Reform der Branntweinsteuer unmöglich gemacht hat. Sie schreibt: „Es konnte seit geraumer Zeit keinem Menschen mehr zweifelhaft sein, daß sich eine stärkere Besteuerung des Branntweins in irgend welcher Form auf die Dauer nicht mehr werde abweisen lassen, daß sie von den meisten urtheilsfähigen Männern und den weitesten Kreisen des Volkes als durchaus zweckmäßig und nothwendig anerkannt wird. nter diesen Umständen konnte es die Aufgabe einsichtiger und wohlmeinender Volkswirthe und Politiker nicht mehr sein, jede höhere Besteuerung dieses Gegenstandes abzuwehren, denn das wird heute nicht möglich sein, auch wenn für den Augenblick das Gesetz noch einmal scheitern sollte; sondern es konnte nur die Aufgabe sein, die Reform auf Wege zu leiten, auf denen sie möglichst schonend, gerecht und rationell ins Werk gesetzt werden könnte. Das wäre ins⸗ esondere auch die woßlverstandene Aufgabe der Interessenten ge⸗ wesen. Statt einer zuhicgen Erörterung der Angelegenheit aber haben sie und große Massen des Publikums sich von Herrn Richter in eine tolle itation hineinhetzen lassen, die in ihrer maßlosen Uebertrefbung und vollständigen Negation ganz un⸗ -. und unverständig war, praktisch gar nichts genützt, sondern nur abschreckend gewirkt und einem befriedigenden Verlauf der Sache b chadet hat. Wenn sich jetzt das b- ese:. Interesse mehr als ge⸗ ührlich und wünschenswerth in den Vordergr

dafür einen großen Theil der Verant verständige und leidenschaftliche Behandlung, die dem Gegenstand von Seiten der Richterschen Agitation zu Theil geworden ist. Auf solche Weise wird die Branntweinsteuerreform nicht dauernd abgewehrt, sondern es wird nur eine schonende, vorsichtige und gerechte Lösung der Frage erschwert oder verhindert.“

Die „Elberfelder Zeitung“ äußert triebseröffnung der subventionirten Dampferlinien“:

Nur noch eine kurze Spanne Zeit, ungefähr vier Wochen, trennen uns von dem Zeitpunkte, an dem die subventionirten Dampferlinien eröffnet werden und der erste Dampfer Bremen verlassen wird. Der 30. Juni ist bekanntlich der Termin, an dem die Fahrten beginnen werden. Ein Jeder wird sich noch der schweren Kämpfe er⸗ innern, die geführt werden mußten, um dem Plane, der jetzt der Realisirung nahe ist, zum Siege zu verhelfen. Es waren Zeiten hochgradiger Erregung, in denen ungeachtet der heftigsten Opposition der Freisinnigen und der Freihändler die Subventionirung der Dampferlinien bewilligt wurde, um damit der deutschen Industrie die Absatzgebiete Ost⸗Asiens und Australiens leichter zugänglich zu machen. Die Industrie sah damals schon ein, welch ein Vortheil ihr damit gewährt wurde; und mit immer wachsendem Interesse und auch in gegnerischen Kreisen um sich greifendem Verständniß der großen Aufgabe, die die deutsche Industrie im fernen Orient durch die Hülfe dieser Verbindungswege erfüllen soll, hat man die weitere Entwickelun des Unternehmens verfolgt. Es wurden vielfach Zweifel laut, ob au die Ausführung des Planes den Intentionen des Gesetzgebers ent⸗ sprechen würde, ob sich in der praktischen Ausführung nicht vielleicht Schwierigkeiten zeigten, die den beabsichtigten Zweck illusorisch machen könnten. Jetzt, nachdem nun der Fahrplan u. s. w. vorliegt, muß man zu dem Urtheil kommen, daß auch dieser Theil der Ausführung verfbesac gelungen zu sein scheint, und daß er die besten Erfolge verspricht . ..

Es ist nun nicht ausgeschlossen, daß sich später noch einige Mängel in der Organisation des Verkehrs herausstellen werden, der Plan ist aber jedenfalls mit großer Umsicht und Vorsicht festgestellt; und so kann denn die deutsche Industrie voller Hoffnung auf den 30. Juni blicken, der vielleicht eine neue Aera in der deutschen Gewerbe⸗ thätigkeit erschließt, von der wir hoffen wollen, daß sie eine erfolg⸗ und segensreiche sein möge.

zur „Be⸗

Marineverordnungsblatt. Nr. 11. Inhalt: Größen⸗ maße des Schuhzeuges. Aerztliche Ausrüstung S. M. Schiffe ꝛc. Friedens⸗Geldverpflegungs⸗Reglement. Normalrollenbücher. Proviantpreise. Schulverzeichnisse. Cylinderschmieröl. Schiffs⸗ bücherkisten. Geruchlosmachen der Latrinen an Bord durch Theer⸗ firniß. Proviantlieferungs⸗Verträge. Lieferungsverträge. Frachtkosten. Personalveränderungen. Benachrichtigungen.

Beilage zum „Marine⸗Verordnungs⸗Blatt“ Nr. 11: Sta⸗ tistischer Sanitätsbericht über die Kaiserlich Deutsche Marine für den Zeitraum vom 1. April 1883 bis 31. März 1885.

Statistische Nachrichten.

Dem Bericht über die Geburten in München wäh⸗ rend des Jahres 1885 im Vergleich mit den Vorjahren entnehmen wir folgende Daten: 8

Im Jahre 1885 wurden im Münchener Stadtgebiete 8850 Kinder lebend geboren und zwar 14633 Knaben 52,35 (51,84) ⁄%

8 4217 Mädchen 47,65 (48,16)

86183 in der Ehe 69,86 (71,30)

2667 außer der Ehe 30,14 (28,70)

Das Jahr 1885 bleibt hiernach in der Gesammtzahl hinter den letztvorangegangenen acht Jahren zurück und erhebt sich nur über das erste Jahr der zehnjährigen Frist. Die Knabenzahl ist 1885 größer, als sie in diesem ersten Jahre und außerdem in den Jahren 1880, 1882 und 1883 war, die Mädchenzahl dagegen ist 1885 kleiner als in den neun vorausgegangenen Jahren. Das Gleiche gilt von der Zahl der ehelich geborenen Kinder, während die Zahl der außerehelich ge⸗ borenen 1885 höher steht als in irgend einem der Vergleichjahre.

Gegen das unmittelbare Vorjahr hat sich 1885 die Zahl der lebendgeborenen Kinder überhaupt um 257 gemindert = 2,82 %, jene der Knaben um 88 = 1,86 %, jene der Mädchen um 169 = 3,85 %, jene der ehelichen Kinder um 310 = 5,01 %, während jene der außer⸗ ehelichen um 53 = 2,03 % gestiegen ist.

Die letzten zehn Jahre ergeben für den Prozentantheil der Knaben

50,89 51,40 50,88 50,94 51,04 51,84 50,95 1885 52,35. 1885 weist also weitaus den höchsten Prozentantheil in der ganzen Frist nach.

Im Durchschnitte des ganzen Jahrzehntes, in welchem 46 206 Knaben und 43 996 Mädchen, zusammen 90 2E Kinder lebend geboren wurden, beträgt der Antheil der Knaben 51,23 %.

Der Antheil der Knaben an der Gesammtzahl der Geburten ohne Ausscheidung zwischen lebend⸗ oder todtgeborenen Kindern war 1885 höher als in irgend einem der Vergleichjahre, jener der Mädchen dem⸗ entsprechend geringer; ebenso war der Antheil der ehelichen Kinder 1885 kleiner, jener der außerehelichen größer als in der ganzen Ver⸗ gleichfrist. 1

Auch der Prozentsatz der außerehelichen unter den lebend⸗ geborenen Kindern ist 1885 höher als in irgend einem der Vergleich⸗ jahre, wie die folgende Uebersicht zeigt: 1“

1876 25,65 1881 1877 26,08 16 1878 26,41 1879 26,23 1880 28,23 1885 Die Zahl der Eheschließungen war 1876 2067 1881 1877 1947 1882 1878 1902 1883 1879 1621 1884 1880 1765 1885 -

Sie hat in der ganzen Vergleichfrist nie so hoch gestanden wie im Jahre 1885, mit einziger Ausnahme der Jahre 1876 und 1882, in welch letzterem (ohne Zweifel infolge der ersten Wirksamkeit des Gesebes gegen das außereheliche Zusammenleben) in außergewöhn⸗ lich hoher Zahl Ehen geschlossen wurden. g.

Von den 2753 außerehelichen Kindern waren 56 Zwillinge, so daß also 2725 außereheliche Mütter in Betracht kommen. avon waren 2575 unverheirathet, 137 verwittwete und 13 geschiedene Frauen, in Prozenten 94,49, 5,03, 0,48; ferner 2526 Katholiken, 196 Pro⸗ testanten und 3 Israeliten, in Prozenten 92,70, 7,19, 0,11; 51 in München und 2206 auswärts beheimathet, in Prozenten 19,05 un 80925 Vergleich mit den Vorjahren ergiebt sich in nachstehender Uebersicht:

Wie die Gesammtzahl der außerehelichen Mütter 1885 größer ist als in irgend einem der Vergleichjahre, so ist dies auch der Fall in Bezug auf ledige und geschiedene, auf Protestanten und auf die auswärts beheimatheten. Die Zahl der betheiligten Wittwen war 1881 und 1882 je um eine größer, jene der betheiligten Katholiken 1882 um 15, die der Israeliten 1879 um eine größer, in drei anderen Jahren gleich der letztjährigen Zahl, die der hier beheimatheten 1882 um 13 größer.

Todtgeboren wurden im Jahre 1885 267 Kinder, 149 Knaben und 118 Mäddchen, 181 in, 86 außer der Ehe.

d drängt, so trägt

Gegen das unmittelbare Vorjahr weist 1885 durchweg geringere Zahlen nach; insbesondere ist jene der außerehelichen Todtgeburten be⸗

trächtlich gesunken.

Die zehnjährigen Reihen zeigen insgesammt leb⸗ hafte Schwankungen zwischen Mehrung und Minderung. Die Ge⸗ sammtzahl der Todtgeborenen war in dieser Reihe fünfmal höher als 1885 und zwar in den Jahren 1876 und 1877, 1881, 1882 und 1884. Von je hundert im Jahre 1885 zum katholischen Bekenntnisse angemeldeten neugeborenen Kindern waren 31,32 außerehelich, von je hundert protestantischen 22,46, von je hundert israelitischen 3,37.

Unter den besprochenen Geburten des Jahres 1885 finden sich 105 Zwillinggeburten und zwar 77 in der Ehe und 28 außer der Ehe. In der Ehe waren in 27, außer der Ehe in 4 Fällen die Zwillinge Knaben, in der Ehe in 15 und außer der Ehe in 14 Fällen Mädchen, in der Ehe in 35 und außer der Ehe in 10 Fällen Knaben und Mädchen. Von den 210 Zwillingkindern waren 151 in und 53 außer der Ehe lebend⸗, 3 in und 3 außer der Ehe todtgeboren, und zwar in der Ehe 87 Knaben und 64 Mädchen lebend, 2 Knaben und 1 Mädchen todt, außer der Ehe 15 Knaben und 38 Mädchen lebend und 3 Knaben todt.

Von je hundert im Jahre 1885 zum katholischen Bekenntnisse angemeldeten neugeborenen Kindern waren 3,14 todtgeboren, von je hundert protestantischen 1,25.

Die Nr. 361 der „Mittheilungen der Großherzoglich hessischen Centralstelle für die Landesstatistik⸗(Maiheft) enthält: Verkehr bei den Telegraphen⸗Anstalten des Großherzogthums

essen 1884 und 1885. Dienstliche Arbeiten der Großherzoglichen

teuerkommissariate 1884 85. Schiffs⸗ ꝛc. Verkehr im Fesen bei Mainz 1885. Vorläufige Ergebnisse des Betriebs der Eisenbahnen Februar 1886. Schülerzahl in den Präparanden⸗Anstalten des Großherzogthums Hessen 1885 86. Vergleichende meteorologische Beobachtungen März 1886. Muthungen und Belehnungen im Großherzogthum Hessen 1885. Anzeige.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von Dr. Georg Eger’'s „Handbuch des preußischen Eisenbahnrechts“ sind in J. U. Kerns Verlag (Max Müller) in Breslau bis jetzt 2 Lieferungen (VIII, 192 S.) erschienen. Dieselben enthalten von den 12 Abschnitten, in welche das Werk zerfällt, die 3 ersten (Einleitung: Begriff der Eisenbahn und des Eisenbahnrechts; System, Literatur und Quellen. Verhältniß der preußischen Eisen⸗ bahnen zum preußischen Staate und zum Deutschen Reiche. Gründung der preußischen Staats⸗ und Privatbahnen) vollständig und vom 4. Ab⸗ schnitt (Organisation der preußischen Staats⸗ und Privat⸗Eisenbahnen) den §. 17 (die Organisation der preußischen Staats⸗Eisenbahnen) fast vollständig. Bekanntlich geht des Verfassers Absicht dahin, in seiner Schrift die Normen des preußischen Eisenbahnrechts in thunlichst gedrängter, klarer und übersichtlicher systematischer Form und Fassung zur wissenschaftlichen Darstellung zu bringen, und in der That ist ihm dies, soweit sich auf Grund der bis jetzt vorliegenden Theile des Werkes ein Urtheil fällen läßt, durchaus gelungen.

Bibliotheca Hassiaca. Repertorium der landes⸗ kundlichen Literatur für den Königlich preußischen Re⸗ gierungsbezirk Kassel. Bearbeitet von Dr. Karl Acker⸗ mann. Erster Nachtrag. Kassel. Verlag von Ferd. Keßler. 1886. Die günstige Aufnahme, welche die vor zwei Jahren heraus⸗ gegebene erste Zusammenstellung der auf dem Gebiete der Landeskunde des früheren kurhessischen Staates und der anstoßenden Landestheile von Hessen⸗Darmstadt, Nassau, Bayern, Waldeck ꝛc. erschienenen Ar⸗ beiten in Fachzeitschriften wie in der heimathlichen Presse gefunden hat, ferner die vielfache entgegenkommende Unterstützung durch Freunde der Sache hat den Verfasser veranlaßt, in vorliegender Schrift die Arbeit fortzusetzen. Das Ergebniß eines zweijährigen weiteren Sammelns, vermehrt durch zahlreiche Beiträge von Seiten hessischer Gelehrter, liegt in diesem ersten Nachtrag mit ungefähr 700 Nummern vor. In ausgiebigem Maße ist hierbei die Landesgeschichte heran⸗ gezogen, die eigentliche politische Landesgeschichte, Regentengeschichte, Verfassungs⸗, Rechts⸗ und Kriegsgeschichte dagegen durchweg nicht be⸗ rücksichtigt worden. Die Anordnung ist natürlich dieselbe geblieben, wie die in dem früher erschienenen Theile. Wir verweisen in dieser Beziehung auf die dort S. 7 sowie im Reichs⸗ und Preuß. Staats⸗ Anzeiger, 1884 17. Juli, Nr. 166, wo die frühere Arbeit überhaupt eingehend besprochen worden, gegebene Inhaltsübersicht. Die in dem vorliegenden ersten Nachtrage gelieferten Ergänzungen betreffen fast sämmtliche Abtheilungen, und zwar: A. Natur: 2. Bodenkunde (Geologisches inkl. Bergbau, Höhenmessungen, Landesvermessungen), 3. Hydrographie (Flüsse und Bäche, Balneologie, d. i. die einzelnen Mineralquellen), 4. Klima, einschl. Meteorologie und Phänologie, 5. Pflanzenverbreitung, 6. Thierverbreitung; B. Bewohner: 1. Be⸗ völkerungsstatistik und Gesundheitsverhältnisse, 2. wissenschaftliche Kultur (Landwirthschaft, Forstwirthschaft, Jägerei und Fischerei, Verkehrs⸗ wesen, Industrie, Handel und Gewerbe, Münzverhältnisse), 3. geistige Kultur (Religions⸗ und Kirchenwesen, Schulwesen, Wissenschaft und Kunst), 4. Volksthümliches (Sagen, Märchen, Aberglaube, Sitten, Gebräuche, Trachten, Bauart und Einrichtung der Häuser, Mund⸗ arten, Volkslied), 5. Allgemeingeschichtliches (Ethnographie im Sinne der Herkunftslehre der Bewohner, Gau⸗ und Territorialkunde, Orts⸗ namen und Wüstungen); C. w.-a.e. Landeskunde: 1. Gesammthessen oder größere Theile, 2. Einzelne Orte. Am Ende des Nachtrages ist sowohl für die erste, wie für die vorliegende Zusammenstellung ein alphabetisches Sachregister angefügt, welches den Gebrauch der Schrift wesentlich erleichtern dürfte. b

„Charakterbilder aus der neueren Geschichte

Italiens“, von Alfred von Reumont. Leipzig, Verlag von Duncker und Humblot 1886. 80. S. VIII und 295. Preis 5 ℳ. Der ge⸗ diegenste und bewährteste Kenner in Deutschland von der Vergangenheit wie Gegenwart Italiens liefert hiermit wieder einen beachtenswerthen Beitrag zur näheren Kenntniß einzelner in dem gepriesenen Lande jenseits der Alpen maßgebend gewesener Persönlichkeiten während der letzten Dezennien. Die vorliegenden Lebensskizzen beruhen wie die „Zeitgenossen“ von 1862 und die „Biographischen Denkblätter“ von 1878 wefentlich auf persönlichen Erinnerungen. Vorzugsweise Personen in hervorragender Lebensstellung, mit denen Reumont während der auf der Südseite der Alpen verlebten besten Lebensjahre in freund⸗ schaftlichem Verkehr gestanden hat, sind Worte des Andenkens mit dem Streben nach Wahrheit und Billigkeit gewidmet, auch wo eigene Neigungen und Ansichten nicht mit den ihrigen übereinstimmten. Nur zwei Nichtitaliener, von denen der Eine ein Brite, Rawdon Brown, Italien sein Leben und seine Thatkraft geweiht, der Andere, Karl Hillebrand, durch längeren Aufenthalt italienischen Einfluß erfahren hat, sind den Söhnen Italiens angereiht, denen sie im Leben nahe estanden haben. Die in 10 Abtheilungen gelieferten anschaulichen Bilder spiegeln nicht nur treu die litterarische Eigenart Reumonts wieder, sie geben auch durchweg den vollständigsten Beweis von der umfassenden wie vielseitigen Kenntniß aller Verhältnisse Italiens. Wie vortrefflich sind beispielsweise die Zeichnungen von Land und Leuten in den verschiedenen Gebieten, wie unbefangen und geschichtlich treu die Erzählung der historischen Begebenheiten, wie besonnen und vorurtheilsfrei die Beurtheilung des politischen Entwickelungsganges Italiens! Das Bekenntniß strenggläubiger katholischer Gesinnung ist ja nur ein sicherer Ruhm für den berühmten Verfasser, welcher, ungeachtet begreiflicher Vorliebe für die alten Zustände, doch bereits 1860 in dem „Leben der Gräfin Albany“, I, S. 330, anerkannte, „daß, abgesehen von allem revolutionären Schwindel und von den obligaten Fanfaren und maßlosen Uebertreibungen, neue mächtige Faktoren wirksam geworden sind im Leben und Fühlen des italienischen Volkes.“ Die wiederum in allen Einzelheiten überaus sorgfältig ge⸗ arbeiteten „Gedenkblätter“ geben eine feine und gewählte Darstellung von Carl Ludwig von Bourbon, Herzog von Lucca und Parma, von Azeglio und Cavour, Bettino Ricasoli, von dem Philosophen und Staatsmann Terenzo Mamiani della Rovere u. v. A. An der sichtlich eingehenden und persönlich unbefangenen Darstellung von der Wirk⸗ der Staatsmänner Azeglio, Cavour und Bettino Ricasoli eweist Reumont, da ch ein Verständniß für die Be⸗ strebungen besitzt, welche die politische Einigung Italiens bezw

Die Charakteristik von Karl Hillebrand, wel ch glücklich ü standenen Sturmjahren der Jugend in sein vielseiti literarisches Schaffen ruhmvoll 1884 bes den deutscheu Be⸗