1886 / 150 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 29 Jun 1886 18:00:01 GMT) scan diff

Die Nr. 26 von „Schorer’'s von Dr. Franz Roman von E. Vely.

Pilze. Von Johannes Trojan. Ulanenliebe. Von H. Schobert.

ecke: Ein mittelalterlicher Wandteppich.

Sommeraufenthalt. Ein Kandidat der thümliche Beohnung. Das neueste in

Kunstblätter: Im Kuhstall. Von Paul Meyerheim. n Gustav Freytag's poetische Gestalten huldigen dem Dichter zu seinem siebzigsten Geburts⸗ tage. Originalzeichnung von Fritz Gehrke. Aus der Frauenwelt: Was sind Träume? Von Anny Wothe. Sprechsaal. Für Haus und Herd: Milchkochtopf. Mit Abbildung. Mit Abbildung. Auflösungen der Denkübungen. Das Trauerspiel in Bayvern. Mit

Nordhäuser. Von C. Hartmann. Beilage:

Gute Gedanken. Glasscheiben⸗Reinigs⸗ und Polier⸗Apparat. dem Bildniß des Königs Otto I. und des Prinzen Bayern. Briefkasten. 11

8 82 1“

Nachrichten über Verbreitung von Thierkrankheiten

im Auslande. Rußland.

In den Deutschland zunächst gelegenen und in den sonst haupt⸗ sächlich in Betracht kommenden Gouvernements und Gebieten

Vom 1. März bis 1. April 1886. Rinderpest.

der neu erkrankten

strachan 504 1111A1AAX“X“ 3 Charkow 8 1 2 783

Jekaterinoslaw mp Rituttuuz 702 ͤaͤ1161616 62 ͤaͤ111121214626“j 333 111111161612““ Tobolsk. qnXX“ Tomsk. . 973 Wolhynien. 158

2 149 Gebiete: Donische Kosaken. 27 197 Dagestan Kuban

Kalisch Kiew. Ljublin Poltawa. Smolensk Suwalki Tambow

Rinder:

Sibirische Pest.

8 Vom 1. April bis 1. Mai 1886. Rinderpest.

1 223 10 264 364 119 396 436

1 875 2 056 125 846

1 315 8 254

534 1 155

Astrachan Charkow Jenisseisk Jekaterinoslaw Kursk. Orenburg obolsk. Tomsk . . Wolhynien. Woronesh.. Gebiete: Transbaikal Tiflis Dagestan Kuban Sibirische Pest. Gouvernements: Charkow Lomsha. oltawa Oesterreich. Laut der am 31. hC525 ** -7757575252 hi 11 Nieder⸗Oesterrei 3 und VII. Oesterreich⸗Schlesien.. 1 1.“ Maul⸗ und Klauenseuche.

Nieder⸗Oesterreich w IIA

Nieder⸗Oesterreich 1“ Tiu 10

Lungenseuche. Zahl der e Orte.

Laut der am 7. Juni 1886 vorliegenden Meldungen.

Lungenseuche. 14*n ͤa11*“¹ mc 1111 1 Nieder⸗Oesterreich . . .. Oesterreich⸗Schlesien. Ober⸗Oesterreich

Nieder⸗Oesterreich Tirol.

Schafräude. Maul⸗ und Klauenseuche. Tirol. F“ Ungarn. Vom 4. bis 11. Mai 1886. Milzbrand der Rinder in 13 Komitaten, v111131414162* 8 Maul⸗ und Klauenseuche 2 8 Vom 11. bis 18. Mai 1886. Milzbrand der Rinder in 12 Komitaten, Utttttlhi 11mq . Maul⸗ und Klauenseuche . 3 8 Vom 18. bis 25. Mai 1886. Milzbrand der Rinder in 22 Komitaten, Lungenseuche . 19656* 12 8 Maul⸗ und Klauenseuche 4 5 Vom 25. Mai bis 1. Juni 1886. Milzbrand der Rinder in 14 Komitaten, e648** 8 8 Maul⸗ und Klauenseuche . . 3 8 Vom 1. bis 8. Juni 1886. Milzbrand der Rinder in 23 Komitaten, Lungenseuche . . . . . Maul⸗ und Klauenseuche

amilienblatt⸗ redigirt irsch) hat folgenden Inhalt: Vor der Sündfluth (1. Fortsetzung.) Eine Novelle aus dem Kuhstall. Zu Gustav Freytag'’s siebzigstem Geburtstage. Eßbare Mit 6 Abbildungen und einer Vignette. (15. Fortsetzung.) Nordhäuser. Mit einer Illustration. An der Grenze? Plauder⸗ Unser Bild. Unglückliche. Der Bierpilz. Während der Reisesaison. Zum

hilosophie. Eine eigen⸗ apier. Auch ein Grund.

Mai 1886 vorliegenden Meldungen.

Bezirk von

3 und VII. Bezirk 1

23

Beim

Die

Beim

Luitpold von

der überhaupt gefallenen

241 3

2 125 671 555 52 126 18

1 726 1 029 91

1 632

18 Gemeinden,

2

24 Gemeinden, 28

25

bis 31. Mai 1886. 2 Maul⸗ und Klauenseuche. Infizirt in: 8 3 Gemeinden, 4 Ställe mit 1 4 10 9

9„

EE18181“ 1“ Insgesammt 13 Ställe mit 134 Stück Vieh.

Gewerbe und Handel. b

Dem Vernehmen nach haben die rumänischen Zollbehörden die vor dem 1. d. M. aus Deutschland nach Rumänien erxpedirten Wäaren auf Reklamation der Interessenten bisher noch nach dem mit dem genannten Tage außer Kraft getretenen österreichisch⸗rumänischen Konventionaltarif zur Verzollung zugelassen; es verlautet indessen, . Vergünstigung werde nicht über den 2. Juli hinaus gewährt werden.

Kottbus, 28. Juni. (W. T. B.) Die Generalversammlung der Oberlausitzer Eisenbahn genehmigte die Dividende von 3 ¼ % für die Stamm⸗Prioritäts⸗Aktien, deren Auszahlung vom 1. Juli ab bei der Deutschen Bank in Berlin erfolgt, und ertheilte dem Verwaltungsrath Decharge. Das Mitglied des Aufsichtsraths, Landrath von Bredow, wurde wiedergewählt.

Prag, 28. Juni. (W. T. B.) Die heutige Generalversamm⸗ lung der österreichischen Lokal⸗Eisenbahn⸗Gesellschaft beschloß, eine Dividende von 4 % zu vertheilen und 100 085 Fl. auf neue Rechnung zu übertragen. Ferner wurde beschlossen, daß der Betrieb von sechs Linien der Gesellschaft nach dem Uebereinkommen vom 18. Juni, vorbehaltlich der Genehmigung der Regierung, an den Staat übergehen soll; die ver⸗ bleibenden drei Linien Weißkirchen —Wsetin, ““ und Czaslau Motschowitz sollen gleichfalls in den Staatsbetrie übergehen, wenn die mit der Nordbahn resp. mit der Nordwestbahn schwebenden Verkaufsverhandlungen zu keinem Resultat führen. Der Sitz der Direktion wird von Prag nach Wien verlegt. Der Verwaltungsrath wurde wiedergewählt.

Luzern, 28. Juni. (W. T. B.) Die Generalversammlung der Gotthardbahn genehmigte mit großer Majorität sämmtliche auf der Tagesordnung stehenden Punkte und wählte an Stelle des verstorbenen Karrer den Nationalrath Wüst aus Luzern in den Ver⸗ waltungsrath. 1 1

London, 28. Juni. (W. T. B.) Bei der am Sonnabend abgehaltenen Wollauktion war die Stimmung fest. Montag: Stimmung fest, gute Nachfrage. 1

Bradford, 28. Juni. (W. T. B.) Wolle ruhig, schwächer, Garne fest, ruhig, Mohairgarne, Botanygarne fest, gefragt, in Stoffen mäßiges Geschäft. 8 8

Kopenhagen, 28. Juni. (W. T. B.) Der Kommunal⸗ rath beschloß auf ihm zugegangene Angebote betreffs einer weiteren Anleihe von 15 Millionen Kronen zunächst keine neue Anleihe zu machen. Die gemachten Angebote stimmten übrigens im Wesent⸗ lichen mit den Bedingungen, unter denen die letzte Anleihe abge⸗ schlossen wurde, überein.

New⸗York, 28. Juni. (W. T. B.) Es sind heute Vor⸗ bereitungen zur Absendung von einer Million Dollars Gold nach Europa getroffen. Die Goldausfuhr in so großem Maße ist dem Verkauf amerikanischer Eisenbahnaktien für Rechnung des Auslandes zuzuschreiben.

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 28. Juni. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Aller“ ist heute früh 6 Uhr in New⸗ York eingetroffen. 1““

Berlin, 29. Juni 1886.

Gerade recht zur Reisezeit erscheint im Verlage der Amthor'schen Buchhandlung in Augsburg die neue, VI. Auflage von „Amthor’'s Führer durch Tirol, das bayerische Hochland, Salz⸗ burg, Vorarlberg ꝛc.“ bearbeitet von Nepomuk Zwickh, dem langjährigen Mitarbeiter Amthor's. Dieselbe ist erheblich erweitert und mit einer großen Pahl von schönen Panoramen, Karten und Plänen bereichert worden. er Name des verstorbenen Dr. Amthor ist bekannt. Was aber seinen Nachfolger Zwickh betrifft, so betont die Nr. 9 der „Mittheilungen des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins’ in einer äußerst beifällig ge⸗ haltenen eingehenden Besprechung die reiche Erfahrung, die derselbe sich in seinen vielen und systematisch durchgeführten Reisen guch in fremden Alpengebieten der Schweiz von Ober⸗Italien und Frankreich erworben habe, so daß seinem Urtheile, das durchgehends als ein sicheres, unabhängiges und auf Autopsie begründetes bezeichnet werden müsse, voller Glauben beizumessen sei. Wir wollen noch erwähnen, daß des Verfassers Augenmerk ersichtlich darauf gerichtet ist, praktische Reiseregeln zu geben. So ist z. B. seine Umrechnungstabelle in österr. Papiergeld nach den verschiedenen Coursständen (S. XXXI) von be⸗ sonderem praktischem Werth. Wer praktisch reisen und sich dabei eingehend belehren will, bedient sich am Besten des Tirolerführers von

Bremen, 29. Juni. (W. T. B.) Die gestern zur Feier der Betriebs⸗Eröffnung der subventionirten Dampfer⸗ linien als Ehrengäste hier eingetroffenen Mitglieder der rheinisch⸗ westfälischen und sächsischen Handelskammern, der Vorstand des Deutschen Handelstages und verschiedene industrielle Vereine wurden Seitens der hiesigen Betheiligten auf dem Bahnhof empfangen. Nach einer gemeinsamen Spazierfahrt fand Abends 9 Uhr die Begrüßung der Gäste durch den Handelskammer⸗Präsidenten Louis Meyer im Rathskeller statt, woselbst sodann auch das Abendessen eingenommen wurde. Präsident Meyer hob in der Begrüßungs⸗ Ansprache hervor, daß, wenn das Beisammensein auch nicht einer ernsten Arbeit gewidmet sei, man doch beweisen möchte, wie Bremen rastlos darnach strebe, Handel, Industrie und einen großartigen Schiffahrtsbetrieb stets zu fördern, sowie, welche große An⸗ lagen Bremen zur Verbesserung der Verkehrswege geschaffen habe. Bei dem Bewußtsein der Zusammengehörigkeit der Nationen könne es nicht ausbleiben, daß der deutsche Einfluß seine Macht im friedlichen Wettbewerb der Nationen auf dem großen Weltmarkt siegreich entfalten werde. Kommerzien⸗Rath Jansen⸗Dülken sprach Namens der Gäste den Dank aus. Heute findet eine Be⸗ sichtigung der neuen Hafenbauten im Freihafenbezirk und verschiedener großer Etablissements statt. Für den Nachmittrg ist ein Festessen im Museum und für den Abend ein Gartenfest mit Illumination im Bürgerpark in Aussicht genommeu.

Rom, 28. Juni. (W. T. B.) Von gestern Mittag bis heute Mittag sind an der Cholera in Brindisi 19 Personen erkrankt und 12 gestorben, in Latiano 50 Personen erkrankt und 9 gestorben, in Francavilla 8 Personen erkrankt und 4 gestorben, in San Vito 11 Personen erkrankt und 3 gestorben und in Erch sonen erkrankt und 1 gestorben. 1

Deutsches Theater. In der morgen ablaufenden Saison gingen im Deutschen Theater 17 Stücke neu in Scene, darunter 8 den Abend füllende Novitäten. Unter denselben wurden „Ein Tropfen

ie 4 Per⸗

Gift“ 68 mal, „Der Büreaukrat“ 11 mal, „Die Lorelei“ 10 mal, „Der Hexenmeister“ und „Jungbrunnen“ je 7 mal, „Grachus, der

Volkstribun“ 6 mal, „Die armen Reichen“ und „Die Liebes⸗Bot⸗ schaft“ je 5 mal dargestellt. Von den zur Aufführung gekommenen klassischen Stücken erreichten die meisten Wiederholungen „Das Käthchen von Heilbronn“, „Romeo und Julia“, „Nathan der Weise“, „Des Meeres und der Liebe Wellen“, Don Carlos“ und „Prinz Friedrich von Homburg“, „Der Widerspänstigen Zähmung’ wurde 7, mal, „Antigone’ und „König Lear“ je 5 mal, „Die Räuber“ 4 mal, „Hamlet“ 3 mal, „Emilia Galotti“, „Kabale und Liebe“ und „Der Richter von Zalamea“ je 2 mal, „Richard III.“ und „Wilhelm Tell“ je 1 mal gegeben. Von anderen Stücken er⸗ reichten die höchste hl der Wiederholungen der Reihe nach: „Der Königslieutenant“, „Das Urbild des Tartüffe“, „Der Weg zum Herzen“, „Die Welt, in der man sich langweilt“, „Das Fräulein von Seiglière“, „Der Hüttenbesitzer“ und „Die Anna⸗Lise“. Im Ganzen wurden an 300 Abenden 39 verschiedene Stücke aufgeführt. In den Monaten Juli und August bleibt das Theater geschlossen. Die Wieder⸗ Eröffnung desselben findet am 1. September statt.

Kroll’s Theater. Der Großherzoglich hessische Hof⸗Opern⸗ sänger, Hr. Ludwig Baer, beschließt sein Gastspiel bereits morgen, Mittwoch, und zwar in der Rolle des Faust in Gounod's „Marga⸗ rethe“. Das Publikum hat den trefflichen Tenoristen an allen Abenden seines Auftretens auf die ehrenvollste Weise ausgezeichnet. Am Donnerstag wird die „Zauberflöte“ wiederholt, während am Freitag das Berliner Publikum die schon vielgenannte Oper Heinrich Hof⸗ mann’s: „Aennchen von Tharau“ zum ersten Mal kennen lernen wird. An der Aufführung der Oper sind betheiligt: die Damen Moellering (Aennchen), J. Rödiger (Gretchen), sowie die Herren Fricke (Simon Dach), Gerhartz (Neander), Heine (Jost von Hennewitz) und Schreiber (Johannes von Berkow). Das Werk geht unter Kapellmeister Götze's Leitung in Scene.

Belle⸗Alliance-Theater. Für Hrn. Emil Thomas, welcher morgen zum letzten Male als Schneevogel in der Posse „Das Paradies“ auftritt, ist Hr. Paul Hambrock vom Friedrich⸗ Wilhelmstädtischen Theater als 58 gewonnen worden, der diese Rolle am Donnerstag zum ersten Male darstellt. 2

Bäder⸗Statistik.

1 G Aachen (seit dem 1. Januar) bis zum 27. Juni (Fremde

%“ Augustusbad (bei Radeberg (bis zum 15. Juni (121 Parteien) Baden⸗Baden bis zum 25. Juni (Fremde) . . . . .. Berka u. d. Iln bis Mitte Juni (Kurgäste) ... Burtscheid bis zum 27. Juni (Fremde und Kurgäste. Cranz (Ostpr.) am 15. Juni anwesend (Kurgäste) ... Cuxhaven bis zum 26. Juni (Fremde und Badegäste). Elgersburg bis Mitte Juni (Kurgäste) . . . . . .. Elmen (bei Großsalze) bis 11. Juni (Kurgäste) . . .. Elster bis zum 22. Juni (nebst 165 Durchreisenden; Frankenhausen (Kyffh.) bis Mitte Juni (Kurgäste) .

(darunter 35 Pfleglinge der Kinderheilanstalt.) bis Mitte Juni (Kurgäste) . . . . .. oczalkowitz bis zum 18. Juni (nebst 36 Durchreisenden,

J““ Groß⸗Tabarz bis Mitte Juni (Kurgäste) . . . ... Helgoland bis zum 27. Juni (Fremde und Badegäste Nrn.) Ilmenau bis Mitte Juni (Kurgäste) O1“ Kösen bis zum 22. Juni (242 Nrn.) Köstritz bis Mitte Juni (Kurgäste) . Langebruch (Sachsen) bis zum 15. Juni Langensalza bis Mitte Juni (Kurgäste) Liebenstein bis Mitte Juni (Kurgäste) Neuenahr bis zum 23. Juni (Fremde) . . .. Neuhäuser am 15. Juni anwesend (Kurgäste) . . . .. Oeynhausen bis zum 25. Juni (nebst 3458 Durchreisenden,

1141411XAX“X“ Oppelsdorf (bei Reibersdorf) bis zum 15. Juni (151

Parteien). 14““ 23. Juni (nebst 566 Erholungsgästen und

(93 Parteien).

Reinerz bis zum Durchreisenden, Kurgäste) . . . . Salzungen bis Mitte Juni (Kurgäste) . . . .... Schandau bis Mitte Juni (nebst 2026 Durchreisenden, 216 ö4X4“ Schmalkalden bis Mitte Juni (Kurgäste) Schwarzburg bis Mitte Juni (Kurgäste) .. Schwarzort am 15. Juni anwesend (Kurgäste) . Schweizermühle bis zum 15. Juni (110 Parteien) . Sooden a. d. Werra bis zum 18. Juni (163 Nrn.). Stadt Sulza bis Mitte Juni (Kurgäste) 8 Suderode bis zum 18. Juni (Kurgäste) . . . . .. Thal (Herzogthum Gotha) bis Mitte Juni (Kurgäste). Thale (Harz) bis zum 10. Juni (Fremde überhaupt) (am 14. Juni waren in Thale 936 Fremde an⸗ wesend und zwar 130 Kurgäste und 806 Hotel⸗ Logirgäste und Passanten mit einem Aufenthalte bis zu 7 Tagen). Tharandt bis zum 15. Juni (155 Parteien) . . . . . Unna bis zum 16. Juni (nebst 202 Passanten, ständige Warmbad bei Wolkenstein bis zum 24. Juni (152 Parteien mit 233 Personen, darunter Kurgäste) 11““ Warnemünde bis zum 20. Juni (Familien bezw. einzelne 1XXXX“ Weißer Hirsch bis zum 20. Juni (239 Parteien). TTTT * Wildungen bis zum 17. Juni (902 Nrn.) . . . . . . 901 Von anderen Bädern wurden bis Mitte Juni besucht: Arnstadt von 45 Kurgästen, Blankenburg (Schwarzathal) von 84 Kurgästen, Blankenhain (Thüringen) von 10 Kurgästen, Einsiedel von 35 Personen (in 22 Parteien), Berggießhübel von 23 Pers. (in 12 Part.), Georgenbad (bei Neukirch i. d. Lausitz) von 14 Pers. (in 5 Part.), Georgenthal von 1 Kurgästen, Gottleuba von 22 Pers. (in 12 Part.), Gruben (Sachsen) von 20 Pers. (in 15 Part.), Hamm von 8 ständigen Kurgästen (u. 300 Durch⸗ reisenden), Jonsdorf von 32 Pers. (in 16 Part.), Kammerberg von 13 Kurgästen, Königsbrunn (Königstein a. d. Elbe) von 60 Pers. (in 45 Part.), Kreischa (von 32 Pers. in 7 Part.), Liegau (bei Radeberg) von 62 Pers. (in 43 Part.), Lobenstein (Reuß) von 22 Kurgästen, Louisenhall (bei Stotternheim) von 32 Kur⸗ gästen, Marienborn (bei Panschwitz) von 90 Pers. (in 79 Nrn.), Mulda von 67 Pers., Oberhof von 90 Kurgästen, Oybin von 75 Pers. (in 33 Part.), Rastenberg (Thür.) von 20 Kurgästen, Ruhla von 81 Kurgästen, Sachsa von 68 Kurgästen, Schwarz⸗ wald (Herzogth. Gotha) von 12 Kurgästen, Sonneberg (S.⸗M.) von 85 90 Kurgästen, Tennstädt von 83 Kurgästen, sowie am 15. Juni: Neukuhren von 64 und Rauschen von 76 Kurgästen; ferner bis zum 13. Juni: Heiligendamm von 61 Badegästen; 6 bis zum 20. Juni: Karlsruhe (Schlesien) von 45 Pers. (in rn.). Bad Nauheim, 26. Juni. Der Erbgroßherzog und Erb⸗ großherzogin von Baden sind mit Gefolge zu längerem Kur⸗ gebrauch hier eingetroffen und in der Villa Wagner abgestiegen.

520 526 36 728

zum Deutschen Reichs⸗

8

202

Berlin, Dienstag, den 29. Juni

en Staats⸗Anzeiger. 1886.

Sturmerscheinungen konstatiren

einander

meter haben,

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Scholz). Druck: W. Elsner.

Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

Berlin:

Die Gewitterstürme in Krossen a. d. Oder 8

v-“ Wetzlar. 1 Die außergewöhnlichen meteorologischen Erschei welche die Gewitterstürme von Krossen 8e Erszeinnoen. begleitet zu haben schienen, veranlaßten den Direktor des Kö⸗ niglich preußischen meteorologischen Instituts, durch den Unterzeichneten an Ort und Stelle eine genaue Untersuchung der Phänomene, soweit es aus den Berichten von Augenzeugen sowie aus ihren Wirkungen möglich war, vornehmen zu lassen. Das Folgende stellt einen Auszug aus den ausführlichen 9 deg betrauten Ober⸗Beamten ar, welche demnächst in einer fachwissen itschri zur Veröffentlichung gelangen süüchn u““ Se

1) Der Gewittersturm von Krossen a. O. am 14. Mai 1886.

Krossen a. O. liegt in dem ca. 3. Thale der Oder an jener Stelle, wo dem 52. Breitengrade ihren Lauf rein westwärts fort⸗ setzt. Die Niederung ist von mäßigen Uferhöhen umgeben welche im Süden sanft, im Norden der Oder aber von einer Höhe von ca. 50 m steil nach dem Flußthale abfallen. An den nördlichen Uferhöhen, welche wegen ihrer nach Süd offenen Lage sehr günstige Einstrahlungsverhältnisse gegen die Sonnenwärme haben, wird allgemein Wein gebaut, welcher auch gekeltert wird. 8

Die Niederung selbst ist sehr wasserreich, von vielen Gräben und Kanälen, theilweise Resten alter Ueberfluthungen, durch⸗ zogen; unmittelbar westlich von Krossen mündet der Bober von Süd her in die Oder. Der Boden des Oderthales ist schwarzgrundig und schwer, meist mit Wiesen bedeckt, während der der Bober⸗Niederung leichter erscheint. Die Stadt Krossen liegt hart am südlichen Ufer der Oder in der Niederung und ist durch eine Brücke mit dem nördlichen Steilufer verbunden, woselbst Villen und Etablissements in großer Anzahl zwischen Weingärten anmuthig gelegen sind.

„Am 14. Mai herrschte in Krossen, wie überhaupt im östlichen Mittel⸗Deutschland, eine verhaltnißmäßig hohe Tempe⸗ ratur, während in Mittel⸗ und Süd⸗Deutschland abnorm niedrige Temperaturen beobachtet wurden. Dieser Temperatur⸗ Gegensatz verschärfte sich im Laufe des Vormittags derartig, daß z. B. Breslau Mittags 2 Uhr 24 Grad, München aber nur 8 Grad hatten. Ein flaches Gebiet niederen Luftdrucks entwickelte sich über dem Odergebiete, um welches eine baruch

km breiten dieselbe unter

kreisende Bewegung der Winde zu konstatiren war.

Leider liezen aus Krossen selbst keinerlei streng wissen⸗ schaftliche meleorologische Beobachtungen vor, aus welchen ein sicherer Schluß auf die meteorologischen Gründe der gewaltigen

gen gezogen werden könnte. Sicher ließ sich nur die Thatsache, daß das Barometer in Krossen von 10 Uhr Vormittags bis 2 Uhr Nachmittags um den ganz außerordentlichen Betrag von 10,5 mm gefallen war. Da nun aber in der näheren Umgebung Krossens, z. B. in Grünberg, in der gleichen Zeit das Barometer nur um ca. 3 mm gefallen war, so muß ein gewaltiger Luftdruck⸗Unterschied auf kurze Entfernungen hin geherrscht haben. Nach den Lehren der neueren Meteorologie entsteht aber Wind nur dann, wenn zwischen verschiedenen Orten ein Unterschied im Luftdrucke, ausgedrückt durch die Ba⸗ rometerstände, besteht, und zwar fließt die Luft vom Orte des höheren nach dem des niedrigeren Barometerstandes. Dieses Abfließen der Luft wird aber um so schneller erfolgen, je größer die Luftdruckunterschiede zweier Orte, oder je geringer

ihre Entfernung von einander ist.

Unterschied, welchen zwei von um 15 Meilen oder 111 km (einen mittleren Meridian⸗Grad = 60 Seemeilen) entfernte Baro⸗ den barometrischen Gradienten und drückt dessen Größe in Millimetern der beobachteten Barometer⸗ Differenz aus. Steht also z. B. in Berlin das Barometer um 1,5 mm höher als in Guben, welches 112 km entfernt

Man nennt den

list, so ist der Gradient, oder wenn man eine deutsche Be⸗

zeichnung gebrauchen will, „das Gefälle des Luftdrucks“ zwischen beiden Orten 1,5 mm groß; es wird demnach eine Luftströmung von Berlin aus in der Richtung gegen Guben orhanden sein, welche, der Gradientgröße von 1,5 mm. entsprechend, mäßig kräftig sein wird. Steigt der Gradient auf den Werth von 4,5 mm, so tritt stürmische Luftbewe⸗

gung ein.

„Die Ermittelungen haben das, wenn auch nur angenähert ichtige Resultat ergeben, daß zur Zeit des Krossener Sturmes

zwwischen Grünberg und Krossen ein Gradient von ca. 25 mm vorhanden gewesen ist! Dies ist ein Werth, wie er sonst nur

ein den Cyklonen (Wirbelstürmen) der Tropengegenden zu finden

st, und aus ihm wird die Größe der in Wirkung getretenen Gewalten durchaus verständlich. Das Phänomen selbst wurde von den meisten Bewohnern Krossens zwar schon frühzeitig wahrgenommen wegen der berwältigenden Schnelligkeit des Heranstürmens und der ervenerschütternden Gefährlichkeit des Aussehens, aber nur Lon sehr Wenigen mit kaltem Blute beobachtet. In der That llaubten selbst verständige ruhige Männer, daß eine unmittel⸗ kare, nicht mehr abwendbare Todesgefahr sie bedrohe. n Unter diesen Umständen machte die Sammlung korrekten Beobachtungsmaterials große Schwierigkeiten und ist es wesent⸗ sich der Thatsache, daß außer wenigen Andern besonders die offiziere des in Krossen stehenden 1. Bataillons des 52. Infan⸗ erie⸗ Regiments mit kaltem Blute der Gefahr ins Auge zu ehen vermochten, zu danken, daß die Visionen einer a8g das Leußerste gesteigerten Phantasie von den thatsächlichen objek⸗ ven Wahrnehmungen getrennt werden konnten. Im „Folgenden wollen wir eine kurze Zusammenstellung z thatsä lic Beobachteten geben. ze Nachdem am Morgen zwischen 8 und 8 §½ Uhr schon ein äftiges Gewitter mit Regen über die Oder⸗Niederung hinge⸗ Pritten war, verfinsterte sich gegen 2 Uhr im Westen und küdosten der Himmel sehr beträchtlich. Zwei getrennte Ge⸗ hitterheerde schienen in konvergenter Bewegung heraufzuziehen.

der höchsten Erhebung der

2

In der Nähe des Kempenberges, näheren Umgegend, südlich von Krossen gelegen, sollen sich diese Gewitter zu einem vereinigt haben, wobei eine Anzahl kleiner rundlicher, gräulich⸗weißer Haufwolken in schneller drehender Bewegung besindlich beobachtet wurde. Nun habe sch eine schlauchförmige Bildung aus dem unteren und öst⸗ lichen Rande der schweren, überaus bedrohlich aus⸗ sehenden Gewitterwolke dem Erdboden zu gesenkt und habe scheinbar hinter dem Dorfe Braschen, ca. 9 km süd⸗ westlich von Krossen, an einer Waldlichtung den Erdboden er⸗ reicht. Diese Beobachtungen sind übereinstimmend von Mehreren auf den Höhen bei Merzdorf und Berg, nordwestlich von Krossen, welche eine weite Aussicht in das Boberthal hinein gestatten, gemacht worden. Hierauf habe sich eine säulenförmige, tiefdunkle, oben strahlenförmig verzweigte Wolke mit großer Schnelligkeit nach Krossen zu bewegt, sei bei ihrem Näherkommen aber wie eine gewaltige breite Walze erschienen, welche mit Sturmeseile durch die Niederung einherrollte.

Der vorher völlig stille Wind sei stark bis stürmisch ge⸗ worden, viele und starke Blitze seien aus der Wolke gefahren, deren Donner jedoch in dem überwältigenden Toben und Brausen unhörbar geblieben, welches unmittelbar darauf mit dem ersten Orkanstoß die Luft erfüllte, die Menschen mit lähmendem Entsetzen schlagend. Zugleich sei Hagel in großen Stücken herniedergeprasselt, während Schornsteine, Dachziegel, Sparren und Balken wie Spreu im Sturm umherstoben.

Der Zeitpunkt des Orkanausbruchs wird auf 3 Uhr 16 Minuten, dessen Dauer auf 2—3 Minuten angegeben. Die Uhr des stark beschädigten, aber an seiner Stelle ge⸗ bliebenen Rathhausthurms markirte durch ihr Stehenbleiben um 3 Uhr 16 Minuten den Zeitpunkt des Anfangs.

Wir glauben, hier am Besten einen Augenzeugen reden lassen zu sollen, welcher das fürchterliche Schauspiel aus nächster Nähe zu beobachten in der Lage war. Hr. Gustav Gallas aus Alt⸗Rehfeld bei Krossen berichtet folgendermaßen:

„Ich war in den Morgenstunden des 14. Mai zu Felde

Zeitdauer des Wirbel⸗

gegangen und habe mich während der

sturmes auf der freien Flur in unmittelbarer Nähe des so schwer heimgesuchten Dorfes Alt⸗Rehfeld aufgehalten, hatte also Muße und Gelegenheit, die atmosphärischen Erscheinungen zu beobachten. Der Morgen war still und schwül und eine ge⸗ wisse Schwere bemächtigte sich der Glieder, wie dies ja ge⸗ wöhnlich bei dem Herannahen eines Gewitters der Fall zu sein pflegt; doch war mir eine gewisse Aengstlichkeit des Ge⸗ müths, die in mir Platz griff, unerklärlich, umsomehr, als sich im Laufe des Vormittags rings am süd⸗ östlichen Horizont die dunklen, zerstreuten Wolken⸗ massen zu einer Regenwolke zusammenballten, die in mäßigen Niederschlägen die regendurstige Flur erquickte. Doch blieb die nach jedem Regen gewöhnlich eintretende Abkühlung der Atmosphäre gänzlich aus, und wenn die Sonnenstrahlen durch die Wolkenhaufen brachen, so konnte man eine intensiv stechende Hitze wahrnehmen. Dumpfes Rollen und Grollen in un⸗ bestimmbarer, südlicher Entfernung kündete uns, daß elektrische Gewalten in der Bildung begriffen seien. Bald zeigte sich am südwestlichen Horizont ein besonders dunkler Wolkenstrahl, der sich mit rapider Schnelligkeit erweiterte, indem entweder nahes, angrenzendes Gewölk sich mit demselben vereinigte, oder aber, daß die Wolke aus sich selbst zu sichtlicher Größe heranwuchs. So bedeckte bald ein drohendes Gewitter den ganzen südwestlichen Horizont und dem Anschein nach hatten wir schwere Regengüsse zu erwarten. 8 folgte, näher heraufziehend, dem Thallauf des Bobers, der sich hier in nördlicher Richtung in die Oder ergießt, und hatte einen tiefschwarzen Hintergrund, der verschleiert war von lichten Wolkenschichten, die sich mit rapider Schnelligkeit nöherten, gleichsam als würden sie von den elektrischen Gewalten der hinteren Wolkenmassen vorwärts gejagt.

Während dieser Wolkenbildungsprozeß im Südwest statt⸗ fand, war der Südost und Zenith nur mäßig bewölkt, indem sich lichte Wolkenschleier scheinbar zweck⸗ und ziellos am Firmament umhertrieben. Doch in den Momenten der An⸗ näherung der südwestlichen Gewitterwolke schossen auch diese Wolkengebilde zusammen und verdichteten sich als eine im Südost stehende Gewitterwolke von lichterer Färbung, welche nun in der Richtung von Südost nach Nordwest im Anzug begriffen schien, und bereits einzelne schwere Regen⸗ tropffen von der Größe eines Markstückes zur Erde sandte. So stellte sich nun die Ortschaft Alt⸗Rehfeld muthmaßlich als Kreuzungspunkt der elektrischen Strömungen dar und wahrhaft grauenerregend war das dumpfe Getöse und Brauisen in den höheren Luftschichten, als diese beiden elemen⸗ taren Gewalten so zu sagen zusammenprallten; ein lang⸗ andauerndes Wirbeln und Rasseln, in seinen Tonschattirungen viel ausgeprägter, als das Brausen eines schnell dahin⸗ rollenden Eisenbahnzuges, erfüllte mich mit Entsetzen, und obschon die allgemeine Luftströmung eine rasende Schrelligten annahm, so bot diese dennoch keinen Vergleich zu den einzelnen Stößen des Orkans, der sich in vereinzelten Momenten ruck⸗ weise zu überholen schien, also, daß meinen Augen die Seh⸗ kraft zu schwinden drohte; es schien, Alles vom Erdboden weggefegt werden. starke, abgerissene Baumzweige unheimlich vorüber und bald darauf begann das Hagelwetter seine theilweise vernichtende Thätigkeit. Faustgroße, plattgedrückte Eisklumpen, deren Masse sich um einen Kern strahlen⸗ resp. rippenförmig an⸗ gesetzt, prasselten hernieder, und das Schauerliche dieses Natur⸗ schauspiels gleichsam zu verhüllen, bedeckte nun mitternächtige Finsterniß die Landschaft, von matten Blitzen nur spärlich erhellt. Ueberhaupt habe ich in diesem schrecklichen Aufruhr der entfesselten Elemente nur selten elek⸗ trische Entladungen wahrgenommen, obgleich der Wolken⸗ schleier fast bis auf den Erdboden hing. Vielleicht sind die durch die Lufterschütterung entstandenen Schallwellen in ihrer Weiterpflanzung durch die Vehemenz des Orkans unterdrückt oder zerrissen worden; denn das⸗ was in meine 8 drang, war in dem Stadium der höchsten Entwickelung resp. Ausbildung des Cyklons nur noch ein ganz allgemeines, unesir asee Geräusch und schwer auf seinen Ursprung zurückzuführen.

als sollte buchstäblich; Anfänglich sausten

Weas nun den Geburtsort des Wirbelsturmes betrifft, so muß als solcher das Bobergebiet oberhalb Alt⸗Rehfeld an⸗ gesehen werden, und in das Wolkengebiet verlegt, würde dies der Punkt sein, wo sich die beiden elektrischen Ströme ent⸗ weder gestoßen oder vereinigt haben; um so mit unbegreif⸗ licher Gewalt eine Landschaft zu verheeren welche von der Natur mit den schönsten Vorzügen aus⸗ eschmückt erscheint. Man hat nur eine schwache Vor⸗ tellung von der niederschmetternden und emporschleudernden Gewalt des Phänomens, wenn man die stärksten Pappeln in Augenschein nimmt, welche die Naturgewalt sammt der ganzen Wurzelverzweigung tief aus dem Erdboden herausgehoben, oder, wo dies nicht gelang, die stärksten Stämme mehrere Fuß über der Erde stumpf abgebrochen hat. Erdklumpen, von mehreren Quadratmetern im Umfang, starren mitsammt der Wurzelverschlingung hochaufgerichtet den bestürzten Einwohnern und den herbeieilenden Fremden ent⸗ gegen; aber was will das Alles sagen im Hinblick auf lange Scheunenreihen, welche der Orkan förmlich niedergemäht hat, und auf alle jene Verwüstungen, deren Einzelheiten zu schil⸗ dern schwerlich eine Feder im Stande ist. Wankelmüthige, gebrechliche Gebäude blieben stehen und starke, massive Bau⸗ werke sanken in einen Trümmerhaufen zusammen; überall u“ von einer kreisenden Bewegung, von einem starken Abschwenken des Sturms nach allen Richtungen der Windrose zurücklassend.

Die kreisende Bewegung des Orkans nahm ich zunächst wahr an dem Fall der Schlossen, die anfänglich in einem von Südost nach Nordwest laufenden Bogen zur Erde niedersausten. Was nun weiter geschehen, nachdem sich die Gewalt des Sturmes in ihrer ganzen Macht und Größe entfaltet, kann ich, der ich mich mehr auf der Grenzscheide desselben befand, nicht be⸗ richten. Mit der äußersten Anstrengung klammerte ich mich an einem Bretterwagen fest, unter welchem ich vor den nieder⸗ prasselnden Schlossen Schutz gesucht, und mußte endlich, da große Schmutz⸗ und Staubwolken umherwirbelten, meine Augen schließen. Als ich dieselben öffnete, war der Orkan vorüber, und nach einer halben Stunde lachte die Frühlingssonne auf eine verheerte Landschaft hernieder.“ Versuchen wir es nun, auf Grund der ein Bild der Bahn des Sturmes keiten zu entwerfen.

8 Zunächst ist zu konstatiren, daß der Krossener Orkan eine Theilerscheinung eines weit verbreiteten starken Gewitter⸗ sturmes gewesen ist, welcher mit schweren Hagelfällen und stürmischer Luftbewegung in breiter Front von der Gegend des Spreewaldes an in nordöstlicher Richtung über das Oder⸗ gebiet hinweggegangen ist. Abgesehen von den beträchtlichen Hagelschäden, welche z. B. in Guben an vielen Fensterscheiben, besonders dem Oberlichte des Bahnhofes zu bemerken waren, ist indeß eine nennenswerthe Sturmbeschädigung ausschließlich auf einem ca. 30 km langen, 1 bis 2 km. breiten, in dem Dorfe Braschen beginnenden und hinter dem Dorfe Griesel endigenden, von Südwest nach Nordost verlaufenden Streifen eingetreten.

In diesem Streifen haben wir also die Sturmbahn vor uns.

Gehen wir dieser Sturmbahn entlang nach Nordost, so treffen wir folgende hauptsächlichste Zerstörungsspuren an. „Ungefähr 2 km westlich von Braschen findet man im Königlichen Forst im Jagen 97 zwei nahe benachbarte Stellen an welchen alle, ca. 30 35 m hohe starke Fichten entwurzelt zu Boden liegen. Der hohe Waldbestand grenzt hier nach Ost an eine mit ganz kleiner Schonung bedeckte Blöße, welche sich von hier aus ununterbrochen bis nach Braschen und in di Bober⸗Niederung erstreckt. 1 Ein breites „Gestell“ stößt rechtwinklig im Süden an diese Waldgrenze an. Aus der östlichen Waldgrenze sind hie zwei von einander ca. 40 m entfernte tiefe Nischen heraus⸗ gebrochen worden, in welchen die mächtigen Stämme theils aus Nord, theils aus Süd, theils aus West gestreckt zu Boden liegen. Die Fichten liegen mit den Kronen nahezu strahlen⸗ förmig auf einander, g. ihre Wurzelballen im Halbkreise herum sichtbar sind. Die Breite des südlichen Bruches ist ca. 40, die des nördlichen 70 m. An den Rändern der Lichtung bis nach Braschen hin sind nur noch einige vorspringende Waldecken niedergelegt, sonst aber fehlen weitere Zerstörungsspuren. Im Dorfe Braschen selbst sind nur geringe Zerstörungen zu fin⸗ den; an der Oberförsterei sind einige Bäume aus Südwest umgeworfen, die Dächer nur mäßig beschädigt worden. Westlich vom Gasthaus „Bauschbude“ scheint der Sturm die Bober⸗Niederung erreicht und in ihr seinen Weg fortgesetzt zu haben. Bauschbude selbst, die Ort⸗ schaften Feitschendorf und Deutsch⸗Sagar sind so gut wie gänzlich unbeschädigt geblieben, dagegen ist eine am westlichen Rande des Boberthales gelegene Ziegelei an den Dächern ee norbehe 1 ie an der östlich vom Bober verlaufenden Chaussee nach Krossen stehenden starken Bäume findf zum Faussee Theile umgeworfen oder abgebrochen worden; ihre Lage ist bald eine nach Südost, bald nach Südwest zurückweisende. ese aanh C“ Dess KWalddestandes, welcher

Boberthal einfaßt, liegende Dorf Neu⸗ ist gänzlich vne gätig bethen b g Rehfeld ist gänzlich Am Bahnhof Krossen, welcher nahe der Vereini 2 stelle des Boberthals mit der Oder⸗Niederun liegt, s Per. störungen an den Dächern bewirkt worden. die volle Schwere der Sturmgewalt zeigt sich aber zuerst an dem nördlich von der Guben⸗Krossener Bahn gelegenen Dorf Alt⸗Rehfeld. Man sagt nicht zu viel, wenn man behauptet, daß dieses Dorf zu seinem größeren Theile geradezu niedergemäht worden sei.

Die Richtung des Sturmes muß hier eine vorwiegend

8 Wohnhäuser, Scheunen, mächtige e liegen am Boden, von manchen Gebä

noch die Fundamente aufrecht. b bäuden stehen kaum

Am Wege nach Krossen ist eine Windmühle, die sogenannte

. Zerstörungsspuren und seiner Eigenthümlich⸗

„Schindermühle“, umgestürzt, in der Steindamm⸗ sind viele Häuser abgedeckt, die Giebel eingedrückt reeeve L sich vorwiegend an den Südseiten die stärkste Zer⸗