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Die Stadt Krossen selbst Stadt, welche tagelang aus beworfen worden ist. 1 Die an der Promenade gelegene Brauerei ist durch den großen, massiv gebauten Dampfschornstein zertrümmert worden und gleicht einem Schutthaufen; der westliche Stadttheil ist fast ausnahmslos abgedeckt, die Zwischenböden sind durch das zusammenbrechende Mauerwerk durchgeschlagen worden. Erheblich geringer ist der südöstliche Stadttheil beschädigt, obwohl einige dem ersten Ansturm besonders ausgesetzte Häuser nahezu vollständig demolirt worden sind. Die östliche Grenze der Stadt ist indeß sehr erheblich, und zwar vorwiegend aus süd⸗südöstlicher Richtung her, beschädigt worden. Der Schornstein der Gasanstalt ist nach Nord⸗Nordwest umgestürzt, die großen Promenadenbäume liegen nach derselben Richtung nieder⸗ gestreckt; das Schützenhaus ist in seiner Ober⸗Etage fast gänz⸗ lich demolirt, der Exerzier⸗Schuppen abgedeckt worden. Die schwerste Zerstörung aber ist durch den nach Nord umgestürzten Thurm der Marienkirche bewirkt worden, welcher durch seinen Sturz ein Nachbarhaus und in ihm 4 Menschen⸗ leben vernichtete. — 8 Der ca. 75 m hohe, in seiner unteren Hälfte aus massivem quadratischen Steinbau, in seinem oberen Theile aus einem durchaus soliden achteckigen Holzbau mit reicher ornamentaler Gliederung bestehende Thurm ist, wie sowohl durch Augenzeugen beobacht t, als auch durchSachverständige nachher kon statirt worden ist, unter demlersten gewaltigen Orkanstoße ins Wanken gerathen, wodurch die nicht besonders starken Zapfenverbindungen, welche ihn mit dem Balkenkranze des Unterbaues verbanden, zerrissen, während das aus durchaus kernigem Holze bestehende Balken⸗ gerüst des Thurmes selbst noch im völligen Verband blieb. Bei einem momentanen Nachlaß des Orkans schwankte der Thurm zurück, um seine verlassene Gleichgewichtslage wieder einzunehmen, dabei aber naturgemäß in Folge der Beharrung über dieselbe hinaus, so daß alle Augenzeugen fürchteten, er werde nach Süd zu umstürzen. Jetzt, beim abermaligen urückwanken nach Nord zu traf ihn der zweite gewaltige Stoß, welcher, das vorhandene nach Nord zerichtete Bewegungs⸗ soment des Thurmes gewaltig verstärkend, ihn soweit nach Nord überlegte, daß dem Orkan freier Zutritt zu dem hohlen Innenraum des Thurmes gestattet wurde. Hiermit war sein Schicksal besiegelt! b Der in den Hohlraum eindringende aufwärts gerichtete Bewegungs⸗Komponente, hol a. 2000 Centner schweren Oberbau in die Höhe en Thurm mit der Spitze voran nach Süd um. “ Daß dieser Vorgang in einer der geschilderten ähnlichen Weise stattgefunden haben müsse, wurde außer durch die Augenzeugen auch durch Sachverständige an Ort und Stelle onstatirt, indem das zarte, weit vorgekragte Gesims, über welches der Thurm nach Nord zu gestürzt ist, völlig unversehrt und die nächsten Trümmer des Thurms in einer Entfernung von 14 m vom Fußpunkte des Thurmes nach Nord vorgefun⸗ en wurden. Der nördliche, der Oder Stadt wurde, ebenso wie alle arg beschädigt. G 3 Auf der Oder wurden zwei große u 1 ch durch den Sturm hart an einander gedrückt, darauf der süd⸗ lichere plötzlich derartig umgekehrt, daß er, mit dem Boden nach oben, auf seinen Nachbar hinauf geworfen wurde. Hier⸗ durch fanden 5 Personen den Tod durch Ertrinken. Auf dem nördlichen Oderufer⸗ blieben die tiefer gelegenen S rundf üke einigermaßen verschont, während indeß die höheren zum Theil arg verwünet wurden. Die herrlichen alten Baume des Kirchhofs, welcher auf der Höhe des Steilufers liegt, sind zum größten Theile entwurzelt. Hier fanden sich die Stoß⸗ richtungen aus Südwest, Süd, Südost und Ost deutlich aus⸗ eprägt. 1 Die seitliche Begrenzung der Sturmbahn scheint eine ziem⸗ lich scharfe gewesen zu sein; bei Krossen selbst war sie nach West zu mit großer Deutlichkeit durch die Bober⸗Mündung, nach Sst durch die äußersten Häuser der Stadt bezeichnet; außerhalb dieser Linien sind keinerlei Zerstörungen angerichtet worden. Am nördlichen Oderufer waren daher weder die Berg⸗Kirche, noch die Schornsteine oder Häuser von Silberberg irgendwie beschädigt worden, obwohl dieselben jast unmittelbar in der bis dahin eingehaltenen Richtung des Sturmes lagen. Vielmehr weist die Thatsache, daß die Sturmbahn, welche über Krossen selbst eine Breite von höchstens 650 m hatte, an den Oderhöhen sich auf ca. 1200 m verbreiterte, auf eine Aenderung der Richtung, vielleicht durch die Konfiguration des schief getroffenen Steilufers bedingt, hin. 8 *Mit Sicherheit ließ sich noch feststellen, daß der ganze Ost⸗ rand der Sturmbahn eine Zerstörungsrichtung aus Südost, der ganze Westrand indeß aus Südsüdwest bis Südwest aufwies. 1 11 An den Oderhöhen nach Ost abgelenkt, scheint die Sturm⸗ bahn nun weiterhin diesen selbst zum schwächeren Theile ge⸗ folgt zu sein, wobei die Windmühle auf der Höhe bei Gosgar umgeworfen, sowie einige Gebäude in diesem Orte und in Hundsbolle mäßig beschädigt wurden, während der mächtigere Strom des Orkanes, einem nach Nordost verlaufenden Terrain⸗ Einschnitte folgend, das Dorf Kehmen zu einem großen Theile verwüstete. 1 — — Hier wurden mächtige Pappelalleen umgestürzt, die Süd⸗ wand eines Gewächshauses sammt Mauerwerk eingedrückt und viele Häuser arg beschädigt. Hüns eigenthümlich sind die auf dem Wege nach Kehmen und besonders seitwärts in dem Gehölze, in welchem die Schießstände des Krossener Infanterie⸗Bataillons liegen,
bot ein Bild dar ähnlich einer schwerstem Geschütz mit Bomben
Orkan erhielt eine hob hierdurch den und stürzte
am nächsten gelegene Theil der Nordfronten der Häuser, weniger
unbeladene Oderkähne
paralleler geradliniger 3 1 sämmtlich am Nordrande des kleinen Sees, von ca. 30 und eine Länge von ca. vorhandenen drei⸗
50 — 60 m breiten
erstörungsstreifen. Dieselben beginnen haben eine Breite 250 m und schneiden die Schießstände in spitzen Winkeln. Ihre seit⸗ lichen Grenzen sind so geradlinig, daß es das Aussehen hat, als hätten neue Schießstände angelegt werden sollen. In diesen Streifen nun liegt Baum auf Baum, sämmt⸗ lich von Südwest her, gestreckt. Die dazwischen liegenden ca. Streifen ““ P-ee nicht ein Ast ist abgebrochen, nicht eine Fichte umgelegt. 88 An 85 8 Versolgung des Weges wurde der Bericht⸗ erstatter durch mangelnde Zeit gehindert, brachte jedoch von den rekognoscirenden Ofsizieren des Bataillons in Erfahrung, daß die nördlich gelegenen Waldungen bei Mürzig und Glem⸗ bach gleichfalls Zerstörungsspuren aufwiesen. 1 .S. 888 den im Auftrage der Direktion der Deutschen Seewarte das Krossener Phänomen untersuchenden Professor Koeppen dieser Theil der Bahn noch weiter verfolgt und hierbei konstatirt, daß bei Glembach, bei Straube, Neu⸗ Bautnitz und Griesel zum Theil sowohl ähnliche gerad⸗ linige Parallel⸗Windbrüche, als auch nesterförmige konvergente Zerstörungsspuren, ähnlich denen bei Braschen, vorhanden aren. “ 8 Die näheren Details der Untersuchung müssen einer aus⸗ führlicheren Darstellung an anderem Orte vorbehalten bleiben. Ueber den allgemeinen Charakter des Sturmes sei nur Fol⸗ gendes gesagt: In einem mit
breiter Front nordostwärts vordringenden Gewittersturm hat sich ein relativ schmaler Zerstörungsstreifen ausgebildet. An seinem Ursprung bei Braschen zeigte der⸗ selbe deutliche Spuren eines orkanartigen Zuströmens der Luft von allen Himmelsgegenden. Bei seinem wei⸗ teren Vorschreiten traten die bei einem Luftwirbel unzweifelhaft vorhandenen Strömungen aus West, Nord⸗ west, Nord, Nordost und Ost fast ganz in den Hin⸗ tergrund, dagegen zeigte der westliche Stand der Sturmbahn vorwiegend südwestliche, der östliche Stand südöstliche Richtung der Luftbewegung. ““ Es würde nun durchaus voreilig sein, hieraus folgern zu wollen, daß dem Orkan selbst der Charakter der Wirbel⸗ bewegung völlig gefehlt habe. 8 Erörtern wir mit wenigen Worten die Vorgänge, wie sie in einem Wirbelsturme auftreten. 3 Würde der Wirbelsturm, plötzlich von den höheren Luft⸗ schichten herabstürzend, eine Stelle der Erdoberfläche berühren, die einen nach allen
Bäumen besetzt ist, die e Seiten und unter sich gleichen Widerstand darbieten, in wirbelnder Bewe⸗
so müßte, falls die Kraft der
gung begriffenen Luft größer ist, als der äußerste Widerstand dieser Bäume, ein Bild entstehen, völlig ähnlich den Windpfeilen, welche wir in unseren Wetterkarten rings um eine barometrische Depression zu sehen gewohnt sind.
Es würden also diejenigen Stämme, welche nördlich vom Centrum des Wirbelsturmes gestanden haben, nach Südwest, die westlichen nach Südost, die südlichen nach Nordost, die östlichen nach Nordwest umgestürzt werden. Würde nun aber ein solcher Wirbelsturm z. B. nach Nordost fortschreiten, so würden die dem Wirbel nachfolgenden südwestlichen, südlichen und südöstlichen Sturmstöße
welche mit solchen
mehrfach auftretenden strichförmigen Zerstörungsstreifen, welche, in geradliniger Erstreckung nach Nordost verlaufend, parallele, durch unverletzte Zwischenräume getrennte Durchhaue darstellen, in welchen sämmtliche Bäume in derselben Richtung, dem Streifen parallel, liegen. “ “ 8 vne. Stelle, an welcher die Chaussee eine Sförmige Krümmung ausführt, sind allein die einer in der Längs⸗ richtung durchgelegten geraden Linie entsprechenden Bäume in einer Breite von ca. 15 m umgebrochen. Dagegen ist eine auf der Höhe oberhalb Kehmen liegende Windmühle nebst Wohnhaus völlig unverletzt geblieben, während einige nur 30 m entfernte andere Baulichkeiten ab⸗ edeckt worden sind. . 1 Am —3 des Gehölzes, in welchem die Schießstände liegen, sind an einzelnen Stellen die starken Bäume nach innen geschleudert worden, an anderen ist die Lisière völlig unverletzt, während 20 m nach innen die Zerstörung beginnt. Von einem kleinen See aus, welcher in diesem Gehölze
die vorangegangenen geradlinigen Fortschreiten des Wirbels ausschließlich die Stämme der Fälle haben wir es D pression (eines Gebiets niedrigen Luftdrucks) in einer Ausbuch⸗ übrigen indeß weit geringere Luftdruck⸗Unterschiede auf dieselbe dären Depressionen erfolgt aber stets . 88 nachfolgende Seite Schreitet nun ein solcher „unvollständiger“ fort, so werden die vorangehenden schwächeren Nordwest⸗, Nord⸗ die nachfolgenden Sturmstöße aus Südwest, Süd und Südost Zerstörungsbahn eines derartigen Wirbelsturmes allein aus Gegenstände durchaus nicht stets unbeweglich auf dem Erdboden Gegenstände können von den erst später nachfolgenden schwersteh, Richtung derselben gedreht werden. darbieten. Ein vom Nordost⸗Stoße nach Südwest umgestürzter getroffen werden, als an seinem Stamme oder an seiner noch ausbleiblich erfolgen müssen, so daß der ursprünglich aus Man darf daher nicht das Vorhandensein von Streckungs⸗ sturmes fordern. lichen, südlichen und südöstlichen Streckungen, würde also aus üͤberwiegende Sturmstärke auf der Rückseite entwickelte, ange⸗ nicht alle Spuren der nordwestli
liegt, beginnt indeß das oben schon edeutete System
außerordentlichen Barometerfalls aller Deutlichkeit, daß sich in einer
Details in die ausführlichere fachwissenschaftliche Erörterung verweisen.
Die Wetterkarte des 14. Mai und die Thatsache des in Krossen zeigt auch mit südlichen tiefen Ausbuchtung
einer flachen, über dem ganzen östlichen Mittel⸗ und Nord⸗
—.
Deutschland liegenden größeren Depression ein eng lokaler
Kern mit außerordentlich starken Luftdruckunterschieden an der West⸗, Süd⸗ und Ostseite ausgebildet hatte, welcher, getragen von der stärksten zwischen Südwest und Südost liegenden Luftströmung, als ein reguläres sekundäres Minimum nach Nordost fortgeschritten ist. 8
Die konstatirten starken Temperaturdifferenzen an der Ost⸗ und Westseite dieser Depression trugen zur Verstärkung der Druck⸗Unterschiede nach dieser Richtung erheblich bei, bedingten wohl auch die Entstehung der in breiter Front nordostwärts fortschreitenden Gewitterböe und der Hagelfälle. Mehr Schwierigkeiten bereitet die Erklärung der oben⸗ genannten geradlinigen Zerstörungsstreifen in dem Kehmener Gehölz. Es wäre nicht undenkbar, daß hier eine ganz einseitige Verstärkung oder eine fast allseitige Abschwächung des Gra⸗ dienten stattgefunden hätte, so daß ausschließlich ein kurzes Bogenstück des Wirbelsturmes die nöthige Kraft besessen hätte, um die Bäume umzustürzen. Die geradlinige Zerstörungsbahn ließe sich hieraus wohl herleiten, nicht aber die Eigenthümlich⸗ keit der Anordnung in drei parallelen, einander äußerst ähn⸗ lichen Streifen. 1
Daß die im Centrum der breiten Gewitterbö vorhandene cyklonale Luftbewegung über den abnorm stark erhitzten, wasserdampfreichen Flußniederungen des Bober und der Oder günstige Bedingungen zur Verstärkung ihrer aufwärts gerich⸗ teten Bewegungs⸗Komponente gefunden habe, läßt sich nach Lage der geographischen Verhältnisse wohl anneh- men. Der nach Süd sehende Steilabhang des Nord⸗ ufers der Niederung ist ohne Zweifel durch seine günstige Ex⸗ position gegen die Sonne, ferner durch die am südwärts vor⸗ liegenden Spiegel der Oder und übrigen Gewässer stattfindende Wärme⸗Reflexion äußerst günstig für die Einleitung und Unterhaltung einer lokalen Cirkulation der über der Niederung lagernden Luft. “
Hohe Temperatur und reichlicher Wasserdampf⸗Gehalt der Luft sind aber meteorologische Faktoren, welche der Erhaltung von cyklonalen Luftbewegunge erall Vorschub zu leisten im Stande sind.
2) Der Gewittersturm von Wetzlar am 23. Mai 1886.
den südlichen Abhängen des Lahnthales, welches sich in nahezu ostwestlicher Richtung zwischen den mäßigen Höhen des hessischen Berg⸗ und Hügel⸗ landes in einer Breite von circa 2 km hinerstreckt. Unmittel⸗ bar östlich von Wetzlar mündet die Dill mit mehreren Armen von Nord her in die Lahn, aus einem von Nordwest her sich öffnenden ziemlich engen, erst bei seiner Vereinigung mit dem Lahnthal erweiterten Thale austretend. Die Lahn durch⸗ zieht die Thalung in vielfachen Schlingen und hat mehrfach Reste alter Flußbetten in Gestalt von stagnirenden Wasser⸗ armen zurückgelassen. Der Boden ist im Lahn⸗ und Dill⸗ thale ein schweres, durch die vielen Eisenbestandtheile braun⸗ roth gefärbtes Alluvium, mit Wiesen und Aeckern kultivirt und, abgesehen von Alleen, völlig baumlos. 1 8 Das Südufer der Lahn ist steil, am Lahnberg sogar bis 50 — 60 Grad Böschung, vielfach durch Steinbrüche ab— Zwischenstellen theils mit Laubholz oder Kiefernbeständen von ca. 5-— 6 m Höhe bedeckt. Die Lahn nähert sich mit einer Windung dem Steilufer bis auf einige Meter, wo sie von zwei dicht bei einander liegenden Eisenbahn⸗ brücken überschritten wird. Am anderen Ufer liegen mehrere Bahnhofsgebäude, Schuppen, Wasserthurm und der große in einem nach Nord offenen Halbkreise gebaute massive Lokomotiv⸗ schuppen. “ 8 Die Stadt Wetlar selbst liegt in einem die südlichen Steilränder tief einschneidenden nach Süd verlaufenden Nebenthale, welches sich allmählich auf das im Süden vor liegende Plateau erhebt. Die Höhe dieses Plateaus über dem Lahnspiegel beträgt ca. 150 m. In ca. 4 km Entfer⸗ nung südöstlich von Wetzlar liegt der ca. 400 m hohe Stappelberg, der höchste Punkt dieses Plateaus, welcher von den Bewohnern dieser Gegend als Wetterscheide be⸗ trachtet wird. Der Nordrand der Lahnniederung ist weniger steil und erheblich niedriger, fällt jedoch bei dem Dorfe und der Ruine Hermannstein, ca. 5 km nördlich von Wetzlar, abermals in steiler Böschung ca. 30 m zu einem nach Nordost streichenden engen Thale ab. “ Vergleichen wir die geographische Situation der Lahn⸗ Niederung bei Wetzlar mit der in unserer obigen Auseinander⸗ setzung skizzirten des Oderthales bei Krossen, so drängt sich unwillkürlich eine nahezu vollkommene Uebereinstimmung beider auf: in beiden Fällen eine einige Kilometer breite, von West nach Ost verlaufende, durch mehrere Wasserläufe und den Zusammentritt zweier Flußthäler ausgezeichnete Niederung, in beiden Fällen eine im Süden vorgelagerte dominirende Er⸗ hebung. Der alleinige Unterschied liegt in der umgekehrt an⸗ geordneten Steilheit der Niederungsränder. 1 Das Phänomen von Wetzlar war, wie wir des Weiteren sehen werden, in seiner räumlichen Erstreckung in den Hori zontal⸗Dimensionen ganz erheblich kleiner, als das von Krossen. Den Charakter des Orkanes hatte es nur in einer Erstreckung von höchstens 6 km, sein Breitendurchmesser aber war höchstens 100 m, an vielen Stellen sogar nur 60 m. Diese enge räumliche Umgrenzung erhielt der Erscheinung in weit höherem Grade, als in Krossen, den Charakter des Wirbelsturmes, so daß man sie, dem Sprachgebrauch folgend, ohne Anstand als einen Tornado, eine Trombe oder Windhose bezeichnen kann. M 8 Lee Wetterkarte vom Morgen des 23. Mai zeigt die Existenz einer höchst unregelmäßig zestalteten flachen Depression über West⸗ und Mittel⸗Deutschland; zwischen Wiesbaden, Karlsruhe und Kaiserslautern deuten die Windrichtungen das Vorhandensein eines Kernes dieser Depression an. Bei wolkenlosem Wetter war die Temperatur in Mittel⸗ und Westdeutschland sehr erheblich über dem normalen Werthe und erreichte in Kassel am Tage den — von der Seewarte aller⸗ dings mit einem Fragezeichen versehenen — abnormen Werth von 36 Grad C. Um 2 Uhr Nachmittags wurden 31 Grad
notirt. sich im Laufe des Vormittags
Die flache Depression hatte etwas ostwärts verschoben, der Kern cyklonaler Luftbewegung Kaiserslautern
Wetzlar liegt an
zu gebaut, an den
sächlich keine Bäume zum Umstürzen mehr vorfinden, da östlichen Sturmstöße schon die von ihnen früher getroffenen aus Nordwest, Nord und Nordost gestreckt finden. Seiten gleich stark wirkende Luftwirbel mit kreisrunder Um⸗ mit sogenannten „sekundären De⸗ pressionen“ zu thun, welche, tung der Isolaren entwickelt, nun in einem oder zwei s Die Fortbewegung dieser sekun⸗ stärksten Luftbewegung, sodaß stets die Wirbel⸗ sturm, um serem Beispiele zu bleiben, nach und Nordostwinde geringe oder keine Zerstörungen hervorrufen, aber ausschließlich die getroffenen Gegenstände in ihrer Rich⸗ Südwest, Süd und Südost niedergestreckte Gegenstände aufweist. liegen bleiben müssen; leichtere, aus Nordwest, Nord und aus Südwest bis Südost kommenden Sturmstößen in ihrer Dies ist besonders bei solchen Gegenständen möglich, belaubter Baum wird vom nachfolgenden Südost sicherlich an theilweise im Erdreiche festhängenden weitverzweigten Wurzel; Nordost gestreckte Baum nach dem Vorübergange des Sturmes richtungen aus allen Gegenden der Windrose als eine un⸗ Die Krossener Zerstörungsbahn zeigt nun in völlig diesem Grunde ohne Zweifel als einem ungleichmäßig aus⸗ 1 hörig zu betrachten sein. estlichen bis nordöstlichen voran⸗ gegangenen Luftströmungen fehlten;
thats Un me nordwestlichen, nördlichen und nord⸗ Stämme niedergelegt haben. Wir würden also bei weiterem Nun kommen aber thatsächlich derartige, auf allen ihren grenzung kaum jemals vor. In der überwiegenden Mehrzahl am Rande einer größeren De⸗ Quadranten beträchtliche barometrische Gradienten haben, in den Entfernungseinheit aufweisen. in der Richtung der des Luftwirbels die stärksten Sturmstöße bringt. bei uns Nordost tung hinstrecken. So kann es sehr wohl möglich sein, daß die Es ist auch wohl daran zu denken, daß die umgestürzten Nordost von der Vorderseite des Luftwirbels niedergestreckte Lage auf dem Erdboden verändert und nachträglich in die welche nicht in allen ihren Theilen dem Sturme gleiche Flächen seiner, eine große Widerstandsfläche bietenden Krone wirksamer eine nachträgliche Verschiebung der Krone nach Nordwest wird un⸗ so liegt, als sei er aus Südost umgestürzt. erläßliche Bedingung für die Anerkennung eines Wirbel⸗ arakteristischer Weise das erhebliche Vorwiegen von südwest⸗ gebildeten Luftwirbel, welcher, nach Nordost fortschreitend, seine Nähere Untersuchungen Ffigten übrigens, daß durchaus doch müssen wir diese
chien östlich von Kaiserslautern zu liegen; elbst hatte Gewittteer.
In Wiesbaden ging um 4 ½ Uhr Nachmittags ein G “ Hegelfan nieder, welches 89 nordostwärts 2 8 n Theil des südwestlichen Mittel⸗Deu en sei ü eit di d durchzogen zu haben scheint. Hbwestliche Wetzlar 22½,— berabeedeungen ö“ Umgebung kein Hagel gefallen ist, sollen die Ortschaften Ebersgöns, Obereleen, Hörnsheim und mehrere andere südlich Wetzlar sowie im Lahnthale in einer Entfernung von 8— 10 km gelegen, fast allgemein schweren Hagel bekommen
von
haben.
Die Abendkarte des 23. zeigt die Fortexistenz cyklonaler
Luftbewegung zwischen Wiesbaden und Karlsruhe,
zwischen Kassel, Hannover und Magdeburg. ebenso
Die Tendenz zur Bildung kleiner Depressions⸗Centren ist
also aus diesen Angaben durchaus deutlich erkennbar;
fehlt das bei dem Krossener Phänomen so dchantennbar, doch
handensein einer starken Temperaturdifferenz auf relativ engem
Raume vollständig; über ganz West⸗Deutschland herrschte außer⸗
ordentlich hohe Temperatur. In Wetzlar selbst wurde um
5 Uhr Nachmittags noch eine Temperatur von 30 Grad C
im Schatten beobachtet.
Leider fehlen all und jede Notirungen oder Angaben über den Barometerstand; diese außergewöhnlichen Phänomene
schigen mit Vorliebe Orte ohne meteorologische Station heim⸗
zusuchen.
Man erkennt aus diesen Thatsachen die Nothwendigkeit, die Zahl der meteorologischen Stationen weit mehr, als bisher geschehen ist, zu vergrößern, um die Wahrscheinlichkeit, diese höchst wichtigen Erscheinungen wirklich mit wissenschaftlichen Hülfsmitteln studiren zu können, zu vermehren.
Was für interessante Luftdruck⸗ Kurven hätten z. B. die beiden besprochenen Phänomen in Krossen und Wetzlar geben neafgsn⸗ wenn grade in ihren Centren Barographen gestanden
ätten!
Wie würden alle Zweifel in der Wirbelnatur des Krossener Sturmes geschwunden sein, wenn ein einziger Anemograph, welcher die Richtung des Windes notirt, vor⸗ handen gewesen wäre!
Wie wichtig für die Konstatirung der in diesen Stürmen erreichten Windgeschwindigkeiten gewesen sein!
Leider fehlen diese Nachweise in beiden Fällen nahezu vollkommen.
In Wetzlar wollte es trotz sorgfältigster Bemühungen nicht gelingen, Beobachtungen über die an den vielen hohen Fabrikschornsteinen so leicht zu gewinnenden Windrichtungen zu erhalten.
Ueber den Barometerstand konnte nur so viel ermittelt werden, daß er verhältnißmäßig hoch gewesen und im Laufe des Tages nur ca. 3—4 mm gefallen sei. Bei der überaus engen Umgrenzung des Sturmes ist aller⸗ dings anzunehmen, daß schon in geringer Ent⸗ fernung von demselben das Barometer wenig von den in demselben sich abspielenden Vorgängen gemerkt haben könne. Ein Barometerunterschied von wenigen Millimetern würde ferner aus demselben Grunde schon dieselben Wirkungen hervorgerufen haben wie ein bedeutend größerer auf weitere Entfernung. Allerdings ist nicht zu vergessen, daß der Gradient ein um so größerer sein muß, je geringer der Durch⸗ messer eines Luftwirbels ist, da schon die starke Krümmung der Windbahnen einen erheblichen Theil der Gradientkraft in Anspruch nimmt.
Stellen wir nun für das Wetzlarer Phänomen die glaub⸗ würdigsten Berichte zu einem Bilde zusammen, so finden wir Folgendes:
Am 23. Mai zogen sich gegen 5 Uhr Nachmittags am südwestlichen und südöstlichen Horizont zwei, wie es schien, etrennte Gewitterherde beiderseits vom Stappelberge zu⸗ 5 Beim Näherrücken derselben verschmolzen sie in eine einzelne sehr dunkele und schwere Wolke, welche an ihrem östlichen und oberen Rande eine eigenthümliche goldgelbe Färbung von so intensiver Leuchtkraft zeigte, daß Silber⸗ münzen täuschend den gelben Glanz des Goldes zeigten.
Unter der über das Plateau von Süd her anziehenden Gewitterwolke bemerkte man starke Staubwolken, als solche durch die röthlich gelbe Farbe, wie sie dem eisenoxydreichen Boden jener Gegend eigen ist, charakterisirt.
In Gestalt von breiten Säulen sollen zwei derartige Erscheinungen über das Plateau fortgeschritten sein. Die eine sog sich in schneller Bewegung in dem nach Wetzlar absteigen⸗
en Wetzbach⸗Thale abwärts, brach mit einigen kurzen Sturm⸗ stößen an dem obersten Theile der Stadt, an dem sogenannten Geiersberge, einige starke Aeste von exponirt stehenden Bäumen aus der Richtung Nord⸗Nordwest ab, nahm jedoch schnell an Stärke der Luftbewegung ab, führte vielmehr nur eine dichte Staubwolke über die Stadt hinweg. Ueber die andere, aus Südost herkommende Staubsäule liegen nähere Beobachtungen auf dem Plateau nicht vor.
Die nachträglichen Untersuchungen ergaben, daß am Ost⸗ Abhange des Stappelberges zwei starke, ca. 200 jährige Eichen von ca. 25 m Höhe aus der Richtung Ost⸗Südost bis Südost umgestürzt waren und daß aus der Reihe der dichten Allee⸗ bäume, welche die Chaussee nach Groß⸗Rechtenbach einfaßt, ein starker Apfelb2um aus Süd⸗Südost, etwas weiter westlich ein Kastanienbaum aus Süd⸗Südwvest niedergestreckt waren; letzterer war ca. 18 m von seinem Standorte nach Nord⸗Nordost fort⸗ getrieben worden.
An den Gebäuden der Fpngsenagg, ostsüdöstlich von Wetzlar gelegen, waren die füdlichen Giebel und Dächer zum 1g. erheblich beschädigt, im dahinter liegenden Garten aber 6 bis 8 große Obstbäume umgeworfen worden. Die Richtungen aus welchen dieselben hingestreckt worden waren, erwiesen sich bei sorgfältiger Peilung — genauer Bestimmung ihres Winkels gegen die Kompaß⸗Linie Nordsüd — als sehr ver⸗ schiedenartig.
Ein Baum war aus NNW, vier zusammenstehende aus NNO, andere aus SO, ein Nußbaum aus SSO umgeworfen, eine Reihe von großen Bohnenstangen lag aus WSW gestreckt.
Wir finden hierin die vollen Eigenthümlichkeiten eines Wirbelwindes ausgedrückt, welcher an dieser Stelle, von den höheren Luftschichten herabsteigend, den Erdboden berührte und an allen seinen Seiten von annähernd gleicher Stärke war.
Von dieser Stelle an bis zu dem ca. 2 km in nord nord⸗ westlicher Richtung entfernten Steilabfalle des Lahnberges (auch Häuser⸗Berges genannt) fehlt thatsächlich jede Spur eines zerstörenden Sturmwindes, obwohl mehrere Alleen und Obst⸗Plantagen zwischen den mit fast meterhohem Roggen be⸗ deckten Feldern vorhanden sind. Diese Thatsache ist von dem mit der Untersuchung beauftragten Unterzeichneten sorgfältig
anderen Ausweg, als anzunehmen, daß ein in höheren Schichten der Atmosphäre entstandener Wirbelwind hier nach unten
erührt habe.
Den im Lahnthale und von den gegenüber liegenden Höhen aus die Witterungserscheinungen beobachtenden Per⸗ sonen ist derjenige Theil der Gewitterwolken, welcher von Südost heranzog, erst wieder auffallend geworden, als er scheinbar dem Stande des Absturzes nahe war. Völlig über⸗ einstimmend wird von diesen berichtet, daß aus dem östlichen Rande der Wolke schnell ein schlauchförmiges Gebilde herab⸗ gestiegen sei, welches ein röthlich braunes Aussehen gehabt und in deutlicher Rotation um eine senkrechte Achse ge⸗ wesen sei.
Ebenso wird von mehreren Bestimmtheit angegeben, daß diese Drehung, mit einer am Erdboden liegenden Taschenuhr verglichen, „gegen den Uhrzeiger“, also links herum stattgefunden habe. Ganz plötzlich habe sich nun diese Säule am Rande des Lahnberges nach unten verlängert und mit ihrem Fuße das Thal berührt,
abe hierbei eine Höhe von circa 60 — 70 m gehabt, im rapiden
eiterschreiten na Nordwest aber ihren Zusammenhang mit der fnes ihr schwebenden Wolke verloren und sich oben völlig zugespitzt.
Der obere Theil sei erheblich langsamer fortgeschritten als der untere, so daß die ganze Säule eine nach rückwärts, Südost, umgebogene Gestalt erhalten habe; dieselbe habe den Eindruck hexergeesshs als wende sich die Säule wieder rück⸗ wärts auf ihrem Wege und habe daher allgemeine Bestürzung hervorgerufen. Bei dem Eintritt in das Lahnthal trat eine fast vollständige höchst beängstigende Finsterniß ein, ein furcht⸗ bares Krachen und Rollen, ähnlich dem durch zwei gleichzeitig die Lahn⸗Eisenbahnbrücken passirende Eisen⸗ bahnzüge, wurde in betäubender Stärke hörbar, starke und häufige Blitze von eigenthümlich dreieckiger Bahn fuhren aus der Sturmwolke heraus, doch fiel weder Regen noch Hagel. Stürmische Windstöße wurden auch in weiterer Umgebung verspürt. Mit voller Sicherheit ist von Vielen beobachtet worden, daß eine spiralförmig aufsteigende, ‚links herum“ gerichtete Bewegung in der Sturmsäule vor⸗ handen war, welche große Baumzweige, Balken, Sparren, Dachschiefer, Bekleidungs⸗ und Wirthschafts⸗Gegenstände, wie Bettstücken, Beinkleider ꝛc. bis in ca. 50 bis 60 m Höhe emporhob; an den seitlichen Rändern des Luftwirbels sollen zeitweise mit großer Geschwindigkeit die herumgewirbelten Gegenstände herausgeschossen und zu Boden gefallen sein. Nachdem der Fuß der Säule schon nach dem Dillthale zu⸗ geschritten gewesen sei, sollen aus der oberen zurückgebogenen Spitze fortwährend Baumzweige und Dachschiefer heraus⸗ gefallen sein.
So schritt binnen weniger Minuten das Phänomen durch die ca. 2 km breite Lahn⸗Niederung hin, an einigen Stellen fast stillstehend, so daß man, wie man meint, demselben hätte zu Fuß nachfolgen können. Am nördlichen Abhange angelangt, soll dasselbe durch weiteres Voraneilen des unteren Theiles fast horizontal geworden und schnell spurlos ver⸗ schwunden sein. Regen in mäßiger Stärke ist erst nach dem Vorübergange des Wirbelsturmes eingetreten. Die Luft war dermaßen mit Staub erfüllt, daß alle Fenster völlig undurch⸗ sichtig, alle dem Sturmfelde nahe Personen völlig geschwärzt im Gesicht wurden.
Bei der fast überall gefundenen großen Uebereinstimmung der Schilderungen und der Zeichnungen des Phänomens, auf deren Wiedergabe der Berichterstatter nur ungern zu Gunsten der ausführlichen Darstellung verzichtet, ist an der That⸗ sächlichkeit der oben erwähnten Formeigenthümlichkeiten durch⸗ aus nicht zu zweifeln.
Verfolgen wir nun die Spuren, welcher dieser Wirbel⸗ sturm von seinem Herabtreten in das Lahnthal⸗ zurück⸗ gelassen hat.
Der oberste Rand des Steilabhanges am t mit einer fortlaufenden dach kaum dicht bei einander stehender Dornbüsche und junger Eichen besetzt. Deren Blätter und Zweige sind, wenn man von West nach Ost fortschreitet, völlig unversehrt, bis man an eine Stelle gelangt, an welcher unmittelbar neben einem gänzlich intakten Eichenstrauchwerk ein solches mit völlig zerschlagenen, durchlöcherten, vielfach gänzlich zerstörten Blättern steht. Hier haben wir die wunderbar scharfe westliche Grenze des Zerstörungsstreifens vor uns, welcher sich senkrecht zum oberen Rande am ganzen Abhange abwärts erstreckt. Diese zer⸗ rissenen, durchlöcherten, zum großen Theile von ihren Stielen abge⸗ rissenen Blätter waren geradezu charakteristisch für die Sturm⸗ bahn und fanden sich überall im Bereiche derselben. Die mit großer Kraft mitgeführten kleineren Steine und Kiesel, sowie die mechanische Gewalt des Sturmes selbst dürften die Er⸗ scheinung wohl hervorgerufen haben.
Die Meinung der Bewohner wollte indeß die Erscheinun auf „Feuerwirkung“ zurückführen, da die Blätter thatsächlich solchen, welche starker Hitze ausgesetzt gewesen sind, nicht un⸗ ähnlich sahen.
n Krossen wurde übrigens ein völlig ähnliches Aussehen der . Je de.
ie den Abhang bedeckende niedrige Eichenschonung grenzte hier an ein lichtes Gehölz von krüstigen 190 maf 88 5—6 m hohen Kiefern, welches in einer Breite von ca. 3 — 400 m den weiter ostwärts liegenden Abhang bedeckte. Nach Ost endigt dasselbe an einem durch künstlichen Abbau hergestellten Absturze von ca. 800 Böschung.
Aus diesem Kiefern⸗Gehölz hat der Tornado einen am oberen Rande 60, am unteren 50 m breiten Streifen völlig herauggeschniten.
Am westlichen Rande stehen nur noch die sechs äußersten Stämme aufrecht, scheinbar auch vnir nech n Fast genau in der Mitte des Sturmfeldes stehen zwei Fichten aufrecht, alles andere liegt entwurzelt zu Boden. Der eet Rand ist weniger scharf, da einige Stämme inmitten von stehengebliebenen, gestürzt sind. Die Böschung an dieser Stelle beträgt ungefähr 40—45 Grad.
Ganz besonders harakteristisch sind die Richtungen, aus welchen die gestürzten Bäume geworfen sein müssen.
Der Westrand weist gan überwiegend Süd⸗West, der Ost⸗ rand ausnahmslos Ost bis st⸗Nord⸗Ost auf. In der Mitte liegen viele Stämme aus Süd⸗Südost, zahlreiche aber gekreuzt aus Ostsüdost und Südwest, einige sogar völlig peneltol nean⸗ einander, die Krone des einen an der Wurzel des anderen, Südwest und Nordost. Bei allen gekreuzten Stämmen liegen ausnahmslos die aus Ost gefallenen unten, die aus Südwest
Beobachtern mit voller
Lahnberge
ist meterhoher,
konstatirt worden. 8 Es giebt zur Erklärung dieser Erse eeiinung kaum einen
Die Thatsache, Sturmfeldes eine Anzahl von Stämmen bergauf umgestürzt ist, zeigt deutlich, daß thatsächlich Sturmstöße von nordwestlicher bis nordöstlicher Richtung vorhanden gewesen sein müssen. Die nachfolgenden südlichen und südwestlichen Stöße mußten, weil bergabwärts wehend, in diesem Falle viele aus anderen Richtungen gestreckte Bäume mit den Kronen thalwärts verschieben.
Am unteren Rande des Abhanges läuft ein Weg der Lahn nahezu parallel; an demselben sind die meisten Bäume unversehrt, einige aber aus Nord⸗Nord⸗Ost umgelegt. 16 m östlich von der Grenze des Sturmfeldes steht ein großer alter und morscher Baum hart am Rande eines Wassertümpels, mit seinen Wurzeln nur noch halb im Boden haftend: derselbe scheint völlig unberührt geblieben zu sein. estlich von der Sturmbahn steht eine Reihe hoher Pappeln, von welcher auch nicht ein Zweig abgebrochen ist.
Zwischen dem Wege und der Lahn in der Mitte der Sturmbahn liegt eine ca. 20 Centner schwere eiserne Stoß⸗ Lowry umgestürzt in der Ausschachtung.
Beim Ueberschreiten der Lahn wurde ein 6 m langer Fischerkahn aus dem Wasser gehoben und 50 m nach West⸗ Nordwest auf das 1,5 m höhere Ufer geworfen. Augenzeugen versichern auf das Bestimmteste, gesehen zu haben, d0 auf der Lahn ein über 1 m hoher, mehrere Meter breiter Wasserberg emporgehoben und in wirbelnder Bewegung gewesen sei.
Am anderen Ufer der 1 sind die am rechten Rande der Sturmbahn gelegenen ebäude sämmtlich an ihren östlichen Giebeln und Dachseiten demolirt; ein Theil des Daches vom Wasserthurm ist 1“] auf das Dach eines 86668“ Schuppens nach Westnordwest geworfen worden und hat dieses zerschmettert.
FPerr große, mit stärkster Eisenkonstruktion seines halbkreis⸗ förmigen Daches versehene Lokomotivschuppen ist in seinen beiden westlichen Dritteln völlig abgedeckt worden; die schweren eisernen Rauchfänger sind herausgerissen, deren eiserne Auf⸗ hängungen zerrissen oder verbogen worden.
Weit weniger beschädigt ist der östliche Flügel des Lokomotivschuppens. Auf dem T“ sind mehrere Weichensteller⸗ und Aufseherbuden völlig fortgeweht, eine der⸗ selben mitsammt ihrem Insassen aus nordnordöstlicher Richtung 35 m weit fortgetragen und völlig zertrümmert worden. Der ü Waüchensteller Abel wurde hierbei ziemlich schwer verle
t.
Vier Eisenbahnwaggons sind entgleist, einer derselben ca. 40 m weit nach Ostnordost fortgeschleudert worden. Das Haus der Brückenwaage wurde völlig zerstört, seine Bestandtheile weithin zerstreut. Eine böee von Reserve⸗Eisenbahnwaggons sind an ihrer Südseite unverletzt geblieben, während die Fenster⸗ scheiben der Nordfront zerschmettert in das Innere der Coupés zugleich mit großen Dachschiefern, welche nur von den 85 östlich stehenden Gebäuden kommen können, geworfen wurden.
Hier war also der Sturmstoß aus Nord gekommen; die mit⸗ Wege eines
geführten Dachschiefer aber konnten nur auf dem Kreisbogens von ca. 130° hierhin gekommen sein. Es würde wesentlich über den Rahmen dieses aus⸗ zugsweisen Berichtes hinausgehen, wollte man alle interessanten und merkwürdigen Zerstörungsspuren hier auf⸗ zählen, welche in überreicher Anzahl vorhanden waren. Im Folgenden sollen daher nur summarische Angaben über den weiteren Charakter der Zerstörungsbahn Platz finden.
Am Eisen⸗Walzwerk Wetzlar, einem bedeutenden Eta⸗ blissement mit sechs großen Schloten, wurden die östlich ge⸗ legenen massiven Gebäude sehr eaesch an Dächern und Mauerwerk beschädigt. In sehr instruktiver Weise ziehen sich Markirungen der Flugbahn der fortgeführten Gegenstände durch die benachbarten Getreidefelder hin. In einem flachen, nach Nord konvexen Bogen stecken Balken, Bretter, Dachsparren zertrümmert z. Th. mehr als 40 cm tief im Erdboden, während einzelne nach rechts abweichende Streifen ebensolcher Reste den Eindruck von Tangenten an dieses Bogenstück hervorrufen. Ist es aus den angeführten Spuren am Ostrande des Walz⸗ werkes zweifellos, daß hier der zerstörende Stoß aus Ost und Südost gekommen sein muß, so zeigt die Westseite ebenso un⸗ zweifelhaft die Wirkung eines hierauf rechtwinkligen Stoßes aus Südwest. Die großen Holzwände im westlichen Giebel der Gießerei sind zur Hälfte nach innen gedrückt. Der große 30 m hohe Fabrikschornstein ist aus Westsüdwest zu Suüͤd in ca. 14 m Höhe abgebrochen worden.
Die schon oben erwähnte äußerst scharfe westliche Grenze der Sturmbahn zeigt sich auch hier wieder höchst eigenartig. Von der 40 m langen Holzwand im Westgiebel, welche an allen Stellen die gleiche Widerstandsfähigkeit besaß, ist doch nur die eine nördliche Hälfte eingedrückt worden, während die andere keine Spur einer 8 sie wirkenden Ge⸗ walt zeigt. Entsprechend dieser Bruchgrenze ist au das darüber befindliche Dach bis zu einem von Südwest vuch Nordost verlaufenden Grenzstreifen abgedeckt worden.
In einem ca. 50 m weiter westlich liegenden Gebäude ist ein nach West liegendes Fenster zertrümmert worden, in ein noch weiter westwärts liegendes Wohnhaus ist durch ein nach Nord schauendes Fenster ein Balkenstück von dem ostwärts liegenden Iescgeze sus hineingefahren; die Nordwand des Züuses Fa 88 Re b pon Baltenermmnern 8. pickt. Beide
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„Im weiteren nordwestwärts gerichteten Fortschreiten er⸗ reichte die Windhose die Marmorschleiferei 9 2r erhoff und . f dieselbe d
ier warf dieselbe den 23 m hohen, mit Wandstärken 35 cm gemauerten Schornstein bis auf einen Vandst von Len Höhe aus Südsüdwest zu Süd um und zerstörte die fupfi hon und westlichen Dächer und Giebel der Gebäude sehr erheblich. Die Marmorschleiferei scheint dem westlichen Rande 2. Sturm⸗ bahn näher als dem östlichen gelegen zu haben, da fast alle Zerstörungen von Süd bis Südwest her geschehen sind.
Doch feigen mehrere interessante Einzelheiten auch das Vorhandensein der ostwestlichen Bewegungskomponente an. Drei am Südrande des Etablissements gelegene Klärbassins welche je 16 am Fläche haben und Wasser von 1 m Tiefe e waren unmittelbar nach dem Sturm leer; der 899 amm aber fand sich in weiter Ausdehnung an den vehe ten gSs 8 Platten nach Westnordwe
; hier haben wir also f zehast 8 so den Sturmstoß aus Ostsüdo
— in schwerer eiserner Flaschenzug hin m eiserner Kette inmitten eines daschenug venn gn.,5 Süen 8.
Nach dem Sturme fand man die unteren Kloben See.
8* auf denselben, so daß man schließen kann, der Sturm⸗ stoß aus Ost sei dem entgegengesetzten zeitlich voraufgegangen.
Kette um die nach Nord stehende Stütze „gegen die Uhr“ ungeshlungen. tze von rechts nach links,
daß besonders an den Rändern des