— 8 “
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz empfing gestern Mittag im Neuen Palais den ersten Militär⸗Attaché bei der Botschaft in Paris, Flügel⸗ Adjutanten Sr. Majestät des Kaisers, Oberst⸗Lieutenant von Villaume, welcher sodann zum Diner 7 wurde.
um Thee waren der Herzog Nicolaus von Nassau und der Herzog von Ratibor eingeladen. “ 8 8 “
— Der Bundesrath tritt morgen zu einer Plenar⸗ sitzung zusammen.
— Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des E“ und des Hauses der Abgeordneten be⸗ nden sich in der Ersten Beilage.
— Ein an eine Suspensivbedingung geknüpfter Strafantrag, wodurch seine Wirkung von einem zukünftigen ungewissen Ereigniß abhängig gemacht wird, ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Strafs., vom 16. April d. J., überhaupt unwirksam. War dagegen die Wirkung des Straf⸗ antrages von einem vergangenen Ereignisse abhängig gemacht worden, dessen Eintritt zwar dem Antragsteller ungewiß ist, sich aber sofort feststellen läßt und der Behörde, bei welcher der Antrag gestellt wird, bekannt ist, so ist der Strafantrage wirk⸗ sam. Resolutivbedingungen, die einem Strafantrag angefügt sind, sind für das einmal durch den Antrag entstandene Strafverfolgungsrecht wirkungslos.
— Der Kaiserliche Botschafter am Königlich groß⸗ britannischen Hofe, Graf von Hatzfeldt⸗Wildenburg, hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Für die Dauer der⸗Abwesenheit desselben von London fungirt der Botschafts⸗Rath Freiherr von Plessen als interimistischer Geschäftsträger.
— Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich von Hohenzollern, Oberst à la suite des 2. Garde⸗Dragoner⸗ Regiments und Commandeur der 3. Garde⸗Kavallerie⸗Brigade, 8 lsich bis 1. August c. mit Urlaub nach Süddeutschland egeben.
— Der Königliche Gesandte von Thielau hat sich mit Unterbrechung des ihm Allerhöchst bewilligten zweimonatlichen Nachurlaubes nach Weimar zurückbegeben und die Geschäfte der dortigen Gesandtschaft wieder übernommen.
— Der hiesige Gesandte der schweizerischen Eidgenossen⸗ schaft, Oberst⸗Lieutenant Dr. Roth, hat einen ihm von seiner Regierung bewilligten Urlaub angetreten. Während der Ab⸗ wesenheit desselben von Berlin fungirt der Legations⸗Rath von Claparéde als interimistischer Geschäftsträger.
— Das Kreuzer⸗Geschwader, Geschwader⸗Chef Contre⸗Admiral Knorr, ist am 15. Juni cr. in Matupi ein⸗ gaeeefihn und beabsichtigt, am 7. Juli cr. wieder in See zu gehen.
S. M. Kreuzer⸗Fregatte „Gneisenau“, Kommandant Ka⸗ pitän zur See Valois, hat am 23. Juni cr. von Matupi ab die Heimreise angetreten.
S. M. Kreuzer „Albatroß“, Kommandant Kapitän⸗ Lieutenant Graf von Baudissin I., ist am 31. Mai cr. in Matupi eingetroffen und am 6. Juni cr. wieder in See ge⸗ gangen.
Bayern. München, 30. Juni. (W. T. B.) Die Kammer der Reichsrä bhe bewilligte heute ohne Debatte und einstimmig bei 37 Abstimmenden in namentlicher Ab⸗ stimmung die Dotation für den Frinz⸗Ffgents — Der Finanz⸗Minister erklärte auf eine bezügliche Anfrage des Grafen Törring: die Regierung werde die Fürsorge für die Hinterbliebenen des Professors von Gudden in Erwägung ziehen. — Sodann schloß der Präsident die Sitzung mit einem dreifachen Hoch auf das Königliche Haus.
— 1. Juli. (W. T. B.) Die Kaiserin von Oester⸗ reich ist in Begleitung der Erzherzogin Valerie von Feldafing über München nach Gastein abgereist.
Sachsen. Dresden, 1. Juli. (W. T. B.) In der heutigen letzten Hauptversammlung des Deutschen land⸗ wirthschaftlichen Vereins ist Frankfurt a. M. für die nächstjährige Wanderversammlung, verbunden mit einer land⸗ wirtgschaftkichen Ausstellung, und der Fürst von Wied zum Präsidenten für das nächste Jahr gewählt worden.
Bremen. Bremerhaven, 30. Juni. (W. T. B.) Zur feierlichen Eröffnung der subventionirten Dampfer⸗ linien trafen heute Vormittag 9 ¼ Uhr die Mitglieder des Bundesraths und des Reichstages, sowie die seit gestern bereits in Bremen weilenden Ehrengäste mittelst Extra⸗ zuges hier ein. Die Gäste begaben sich sötbrt an Bord des 19 der Rhede liegenden Dampfers „Oder“. Sämmt⸗ liche Schiffe wie auch die Stadt sind reich beflaggt. Auf der Rhede liegen hs transatlantische Dampfer in vollem
laggenschmuck. bei Besichtigung der „Oder“ auf der
hede wünschte der Konsul Meier derselben in einer Ansprache eine glückliche Fahrt. Der Präsident der Handelskammer Bremens überreichte Namens derselben eine Ehrenflagge und brachte ein Hoch auf den Norddeutschen Lloyd aus. Kapitän Pfeiffer sprach hierauf den Dank für die Chrenflagge aus. Alsdann wies der Staats⸗Minister von Boetticher in einer Rede auf die Bedeutung der neuen Dampferlinien hin und wünschte im Namen des Reichs der „Oder“ immerdar glück⸗ liche Fahrten.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 29. Juni. (Lds.⸗Ztg. f. Els⸗Lothr.) Der Kaiserliche Statthalter ist heute früh aus Ems hierher zurückgekehrt.
8
Belgien. Mons, 30. Juni. (W. T. B.) In mehreren Kohlengrubey in Paturages, Guaregnon und Wasmes ist wiederum eine Arbeitseinstellung eingetreten. Die Strikenden verhielten sich bisher ruhig.
Großbritannien und Irland. London, 1. Juli. (W. T. B.) Der Premier Gladstone richtete an den Kandidaten der liberalen Partei für Poplar, Buxton, ein Schreiben, in welchem er unter Hinweis auf die Leiden Irlands seit 1795 die Wähler Londons ermahnt, das an Irland begangene nühge wieder gutzumachen und dadurch zur Befestigung der
nigkeit und Stärke des Reichs beizutragen.
Frankreich. Paris, 30. Juni. (W. T. B.) Die f ran zösische Regierung hat der englischen . daß
1 11““ “ 1 sie das Protektorat über die Gruppe der Comoren⸗ Inseln übernommen hat.
General Saussier, der Gouverneur von Paris, hat seine Entlassung eingereicht. Das Entlassungsgesuch ist begründet mit der Entfernung des Generalstabs⸗Chefs Saus⸗ sier's, Boussenard.
Mehrere Mitglieder der vereinigten Linken beabsichtigen, eine Interpellation wegen des Rücktritts des Ge⸗ nerals Saussier einzubringen.
In einem Schreiben, mit welchem der Herzog von Nemours der Gesellschaft zur Hülfeleistung für Verwundete die Niederlegung des Vorsitzes anzeigt, heißt es: „Das gegen meine Familie erlassene Ausweisungsgesetz setzt mich jeden Augenblick der Eventualität aus, meines Wohn⸗ sitzes und Frankreichs, unseres gemeinsamen Vaterlandes, ver⸗ wiesen zu werden, und bereitet mir eine Lage, in welcher ich die Obliegenheiten eines Vorsitzenden der Gesellschaft mit Erfolg nicht ausüben könnte.“ Das Schreiben wurde in der Gesellschaft verlesen; dieselbe ernannte den Herzog zum Ehren⸗ Präsidenten.
— 1. Juli. (W. T. B.) Ballay ist zum stell⸗ vertretenden Gouverneur in Gabun ernannt worden.
Zeitungsstimmen.
Die „Berliner Politischen Nachrichten“ schreiben:
Wie bereits früher hervorgehoben ist, entspricht die von einem hiesigen Blatte angestellte Berechnung des Fehlbetrages, welchen die Rechnung des Reichshaushalts für 1885/86 ergiebt, der Wirklichkeit nicht. Dieser Fehlbetrag beziffert sich dem Vernehmen nach auf rund 17,5 Millionen Mark. Er rührt gleich seinen Vorgängern in den Jahren 1883/84 und 1884/85 von dem Zurückbleiben des Istertrages der Zuckersteuer hinter dem Veranschlagungssoll her, bleibt wie diese, aber hinter dem Ausfall an Zuckersteuer zurück. Im Jahre 1883/84 stellte sich das Rechnungsdefizit auf 1,7 bis 8,6 Millionen Mark Aus⸗ fall an Rübensteuer, 1884/85 betrug das Defizit 5 735 000, der Aus⸗ fall an Rübensteuer 14,5 Millionen, 1885/86 beläuft sich das Defizit auf 17 ½ Millionen, der Minderertrag der Rübensteuer auf 20 Millionen Mark. Beide Momente, Defizit wie Ausfall an Rübensteuer, bewegen sich hiernach in aufsteigender Linie, doch wächst das Desizit zuletzt erheblich stärker, ohne gleichwohl den Ausfall an Rübensteuer in seinem vollen Betrage zu erreichen. Der Grund liegt in der Verschiedenheit der Mehr⸗ oder Mindereinnahmen, der Mehr⸗ oder Minderausgaben bei den übrigen Titeln des Etats. Darüber, wie diese sich im letzten Jahre stellt, behalten wir uns die nähere Mittheilung vor, und bemerken für heute nur, daß der Minderbetrag des Defizits gegen den Ausfall an Rübensteuer in der Hauptsache auf Mehreinnahmen bei der Bier⸗, Branntwein⸗ und Salzsteuer zurückzuführen ist. Bekanntlich bezweckt das am 1. August d. J. in Kraft tretende neue Zuckersteuergesetz dem weiteren Verfall der Rübensteuer und damit der Ursache der ungünstigen Ab⸗ schlüsse der Reichshauptkasse ein Ende zu machen, indem durch Er⸗ höhung der Rübensteuer und Herabsetzung der Ausfuhrvergütung der Wirkung der aus den Rüben erzielten größeren Zuckerausbeute
entgegen gearbeitet wird. Inwieweit dies gelingen wird, läßt sich bei
der Unbestimmtheit der in Rechnung zu stellenden Faktoren nicht mit Sicherheit im Voraus veranschlagen. Bei den Verhandlungen der Vorlage im Reichstage wurde bebanntlich der von derselben zu ge⸗ wärtigende Mehrertren auf 14,5 Mill. Mark angenommen, gegen 18 Mill. Mark, w c, ter ursprüngliche nicht beliebte Vorschlag der Regierung erhoffen ließ. Gelingt es erst, die Rübensteuer wieder auf ihren vollen Ertrag zu bringen, so darf auch gehofft werden, daß die aus dem Ausfall des letzteren resultirende Periode der Defizite im Reichshaushalt⸗Etat ihre Endschaft erreichen wird. b
— Die „National⸗Zeitung“ schließt einen Artikel über die überseeische Politik des Reichs wie folgt:.
... Noch weitaussehender sind die kolonialpolitischen Versuche, mit denen die, subventionirten Dampferlinien höchstens in losem Zu⸗ sammenhange stehen. Es ist durchaus Zukunftspolitik, die damit ge⸗ macht wird; aber solche Zukunftspolitik unterläßt nur ein Volk, welches, wie das deutsche in den Jahrhunderten der großen geographischen Entdeckungen es war, eine Nation ohne Staat und daher als solche aktionsunfähig ist. Fast gleichzeitig mit der Wiederherstellung des Deutschen Reichs begann ein Drängen der europäischen Völker, in dem letzten noch un⸗ vertheilten Erdtheil, in Afrika, weiter ins Innere hinein und auf der Inselwelt des Stillen Ozeans fester Fuß zu fassen, als es bis dahin geschehen war. Es hätte geheißen, in kolonialpolitischer Beziehung die Zukunft geradeso preiszugeben, wie die Vergangen⸗ heit verloren worden, wenn Deutschland nicht entschlossen ein⸗ gegriffen und da, wo möglicherweise große Entwickelungen der Weltverhältnisse sich vorbereiten, Sicherheitsposten aufgestellt hätte, welche unsern Anspruch auf einen Antheil an dieser Entwicke⸗ lung wahren. Mehr bedeuten die Besitzergreifungen für den Augen⸗ blick nicht, und darum ist es so überaus thöricht, wenn alle vier Wochen einmal von den Gegnern konstatirt wird, daß wir noch immer kein neues Indien in Afrika oder im Stillen Ozean besitzen. Wenn dieses Treiben harmloser gemeint wäre, als es der Fall ist, könnte man es mit dem der Kinder vergleichen, welche, wenn sie am Abend eine Eichel gepflanzt, am nächsten Morgen nachsehen, ob noch kein Eichbaum daraus hervorgewachsen ist. Die Männer, welche die kolonialen Unternehmungen in Afrika und im Stillen Ozean gewagt, sind nicht so kurzathmig, wie ihre Kritiker daheim; sie wissen, daß es sich für ve nicht um die Arbeit von Monaten, sondern um die von Jahrzehnten handelt, bevor auch nur ein Urtheil über die bleibenden Aussichten möglich sein wird. Man redet davon, daß die ö“ bereits in Deutsch⸗ land verflogen sei. Wir haben von solcher Begeisterung niemals etwas bemerkt, sondern nur zeitweilig Erregung über die Klein⸗ krämerei, welche den Versuch einer Kolonialpolitik im letzten dafür gegebenen Moment verhindern wollte. Zur „Begeisterung“ war und ist kein Grund vorhanden; mit andauernder Sympathie aber wird, wie wir glauben, das deutsche Volk den Bemühungen seiner Kolonial⸗ Pioniere weiter folgen.
— Der ‚Schlesischen Zeitung“ wird aus Silberberg, u. d. 27. Juni, geschrieben:
Während in vielen Industriezweigen seit langer Zeit eine allge⸗ meine Verflauung des Geschäftsganges, zum Theil sogar völliger Arbeitsmangel zu verzeichnen war, und im Allgemeinen noch vor⸗ herrschend it kann von hier erfreulicher Weise berichtet werden, daß die hierorts befindlichen Leistengarn⸗Spinnereien mehr als volle Be⸗ schäftigung haben. Fast das Gleiche kann von der Uhrenfabrik von A. Eppner und Comp.,, der einzigen derartigen in Preußen, mitgetheilt werden, insbesondere was die Fabrikation von Thurmuhren, technischen Werken, Kontrolapparaten und Wächter⸗Kontroluhren verschiedener Systeme anlangt. Weniger günstig gestalteten sich die Aufträge auf dem Gebiete der Taschenuhren⸗Industrie, u. a. weil im vorigen Jahre kurz vor Erhöhung des Eingangszolles große Massen frchhsgäss er und schweizerischer Uhren na eutschland geworfen worden sind, welche nun den inländischen Markt auf das Nachtheiligste beeinflussen. Außer den größeren Werken stellt dieselbe Firma Thermometer nach dem Patent der Gebrüder Immisch zu Görlitz und London her, deren Durchmesser ungefähr gleich einem Zehnpfennigstück ist und die höcf ens je 2 bis 3 g wiegen. Trotzdem in dieser Branche eine der größten schweizerischen vf Festen als Konkurrent von Eppner u. Comp. auftrat, ist es letzterer Fixrma gelungen, neuerdings einen abermaligen Auftrag auf 7500 Stück folcher Thermometer zu erlangen.
8
Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 36. — Inhalt: Verfügungen: vom 25. Juni 1886: Deutsche Postdampferlinien nach Ost⸗Asten und Australien. 1
Nr. 37. — Inhalf: Verfügungen: vom 26. Juni 1886: Zu⸗ lässigkeit der Beförderung von Postpacketen (colis postaux) mit Nach⸗ nahme nach und aus Italien und Egypten im Durchgang durch Oesterreich.
Armee⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 17. — Inhalt: Dislokation der 3. Escadron Brandenburgischen Husaren⸗Regiments (Zieten'sche Husaren) Nr. 3. — Abänderung der Dienstvorschrift für den Inspecteur der Infanterieschulen. — Ermächtigung des Dr. Lindes in St. Petersburg zur Ausstellung ärztlicher Zeugnisse für militär⸗ pflichtige Deutsche im inneren Rußland. — Ausgahe neuer Aus⸗ rüstungs⸗Nachweisungen. — Abschnitt III a des Verkaufs⸗Preizverzeich⸗ nisses zu den Handwaffen. — Normpreis für Brot und Fourage und Vergütigungspreis für den aus preußischen Magazinen an Kadetten⸗ Anstalten verabreichten Roggen für das 2. Halbjahr 1886. — Garnison⸗Verpflegungs⸗Zuschüsse für das 3. Quartal 1886. — Eisenbahnbeförderung von Militärpersonen und Militärtransporten mit Schnell⸗ ꝛc. Zügen. 8 3
Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits⸗ amts. Nr. 26. — Inhalt: Gesundheitszustand und Gang der Volkskrankheiten. — Witterung. Volkskrankheiten in der Berichts⸗
woche. — Volkskrankheiten in dem Berichtsmonat. — Statistische
Nachweisung über Sterblichkeitsvorgänge in deutschen Städten von 40 000 und mehr Einwohnern. — Statistische Nachweisung über Sterblichkeitsvorgänge in einer Anzahl größerer Städte des Auslandes. — Nachweisung der aus Berliner Krankenhäusern gemeldeten Erkran⸗ kungen. — Nachweisung der aus deutschen Stadt⸗ und Landbezirken gemeldeten Erkrankungen. — Witterungs⸗Nachweis. — Cholera⸗Nach⸗ richten. — Infektionskrankheiten in Moskau. — Geburts⸗ und Sterb lichkeitsverhältnisse in London und anderen englischen Großstädten 1885. — Zeitweilige Maßregeln zur Abwehr und Unterdrückung von Volkskrankheiten. — Stand der Thierseuchen. Viehseuchen in Italien. — Medizinalgesetzgebung ꝛc. Bekanntm. des Reichskanzlers, betr. die gewerbl. Anlagen, welche einer besonderen Genehmigung bedürfen. — Ausführungsbestimmungen zu dem Reichsgesetz, betr. die Beseitigung von Ansteckungsstoffen bei Viehbeförderungen auf Eisenbahnen. — Preuß. Allerh. Kabinetsordre, betr. eine Militär⸗Veterinär⸗Ord⸗ nung — Verordnung des Sächs. Staats⸗Ministeriums zu Gotha, betr. den Verkehr mit Giftwaaren außerhalb der Apotheken. — Ver⸗ ordnung des Schwarzburgischen Ministeriums, das Aufblasen des Fleisches geschlachteter Thiere betr. — Verordnung des Schwarzburg. Ministeriums, die Heilgehülfen oder Heildiener betr. — Verordnung des Schwarzb. Ministeriums, betr. die mikroskopische Untersuchung des Schweinefleisches. — Einrichtungen zur Förderung der öffentlichen Gesundheitspflege. Das medizinal⸗ und veterinärärztliche Personal im Königreich Sachsen. — Bekanntmachung des Sachsen⸗Alten burgischen Gesammt⸗Ministeriums, die Eröffnung der Idioten⸗Anstalt zu Roda betr. — Verzeichniß der für die Bibliothek des Kaiserlichen Gesundheitsamtes eingegangenen Geschenke. — Steatistische Nach⸗ weisung über Sterblichkeitsvorgänge in den deutschen Städten mit 15 000 und mehr Einwohnern für den Monat Mai 1886. — Statistische Nachweisung über Sterblichkeitsvorgänge in einer Anzahl größerer Städte des Auslandes.
Centralblatt der Abgaben⸗Gesetzgebung und Ver⸗ waltung in den Königlich preußischen Staaten. Nr. 13. — Inhalt: Anzeige der in der Gesetz⸗Sammlung und im Reichs⸗ Gesetzblatt erschienenen Gesetze und Verordnungen. — I. Allgemeine Verwaltungsgegenstände: Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen. — Befugniß zum Erwerbe unbeweglicher Sachen für den Staat. — Verrechnung der Kosten für die Reinigung der Oefen in Dienstgebäuden. — III. Indirekte Steuern: Gesetz, die Besteuerung des Zuckers betreffend. — Stempel⸗ freiheit der für Apothekerlehrlinge auszustellenden Zeugnisse. — VI. Personalnachrichten.
Eisenbahn⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 19. — Inhalt: Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 26. Juni 1886, betr. Abänderungen der Telegraphenordnung für das Deutsche Reich vom 13. August 1880. — Nachrichten.
8
Landtags⸗Angelegenheiten.
vom 4. Januar 1886 einberufen und am 14. Januar d. J. eröffnet worden, hat also 109 Tage gedauert.
Demselben sind Seitens der Königlichen Staatsregierung, ab⸗ gesehen von Rechnungen, Uebersichten, Denkschriften, Berichten, 33 Gesetzentwürfe und ein Vertrag zugegangen, von denen der Ver⸗ trag und nachfolgende 29 Gesetzentwürfe die Zustimmung beider Häuser des Landtags erhalten haben:
1) und 2) Entwürfe einer Kreisordnung für die Provinz West⸗ falen und eines Gesetzes über die Einführung der Provinzialordnung vom 29. Juni 1875 in dieser Provinz.
3) Entwurf einer Landgüterordnung für die Provinz Schleswig⸗ Holstein mit Ausnahme des Kreises Herzogthum Lauenburg.
4) Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Kirchenverfassung der evangelischen Kirche im Bezirke des Konsistoriums zu Kassel.
5) Entwurf eines Gesetzes für die Provinz Hessen⸗Nassau mit Ausschluß der ehemals bayerischen Gebietstheile, betreffend die Ver⸗ letzung der Dienstpflichten des Gesindes.
8 3 6) Gesetzentwurf, betreffend Abänderungen der kirchenpolitischen esetze.
T Gesetzentwurf zur Abänderung des betreffend die Landeskreditkasse in Kassel vom 25. Dezember 1869.
8) Entwurf eines Gesetzes, betreffend Abänderungen der Kirchen⸗
gemeinde⸗ und Synodalordnung für die Provinzen Preußen (Ost⸗ und
Westpreußen), Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien und Sachsen vom 10. September 1873 und die Form der schriftlichen Willens⸗ erklärungen der Presbyterien der evangelischen Gemeinden in der Provinz Westfalen und in der Rheinprovinz.
9) Gesetzentwurf, die Aufhebung des Amtsgerichts zu Neustadt⸗ Magdeburg betreffend.
89 Gesetzentwurf die Abänderung von Amtsgerichtsbezirken be⸗
treffend.
11) Gesetzentwurf, betreffend die anderweite Feststellung des Ge⸗ schäftsbereiches mehrerer kommunalständischen Anstalten in der Pro⸗
vinz Hessen⸗Nassau. betreffend die des Staats⸗
12) Gesetzentwurf, schuldbuchs. 1 ““
18 und 14) Gesetzentwürfe: a. betreffend die Feststellung des Staatshaushalts⸗Etats für das Jahr vom 1. April 1886/87 nebst dem Etat für das Jahr vom 1. April 1886/87,
b. betreffend die Ergänzung der Einnahmen in dem Staats⸗ haushalts⸗Etat für das Jahr vom 1. April 1886/87.
15) und 16) Gesetzentwürfe, betreffend die Feststellung eines Nachtrags zum Staatshaushalts⸗Etat für das Jahr vom 1. April 1886/87 und 1
betreffend die Deckung der Ausgaben dieses Nachtrags⸗Etats.
17) Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Erwelterung und Ver⸗ vollständigung des Staats⸗Eisenbahnnetzes und die Betheiligung des Staates bei mehreren Privat⸗Eisenbahnunternehmungen.
18) Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Beförderung deutscher Ansiedelungen in den Provinzen Westpreußen und Posen.
19) Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Errichtung und Unter⸗ haschno von Fortbildungsschulen in den Provinzen Westpreußen und
osen.
20) Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Bestrafung der Schul⸗ versäumnisse im Gebiete der Schulordnung für die Elementarschulen der Provinz Preußen vom 11. Dezember 1845 und des Schulregle⸗ ments vom 18. Mai 1801 für die niederen katholischen Schulen in den Städten und auf dem platten Lande von Schlesien und der Graf⸗ schaft Glatz.
Erweiterung
Gesetzentwurf zu Nr. 1 unverändert seine Zustim mung;
Der ge ern geschlossene Landtag ist durch Allerhö sten Erlaß
1
21) Gegarn. betreffend die Anstellung und das Dienstver⸗ hältniß der Lehrer und Lehrerinnen an den öffentlichen Volksschulen im Gebiete der Provinzen Westpreußen und Posen.
22) Gesetzentwurf über die Errichtung letztwilliger Verfügungen in dem Bezirke des Ober⸗Landesgerichts zu Frankfurt a. M.
23) Gesetzentwurf, betreffend den Beitrag des Staates zu den durch den Anschluß der Stadt Altona an das deuttsche Zollgebiet ver⸗ anlaßten Kosten.
24) Gesetzentwurf, betreffend den Bau neuer Schiffahrtskanäle und die Verbesserung vorhandener Schiffahrtsstraßen. —
25) Gesetzentwurf, betreffend die Gewährung eines Beitrags von 50 Millionen Mark im Voraus zu den Kosten der Herstellung des Nord⸗Ostsee⸗Kanals von Seiten Preußens.
26) Gesetzentwurf, betreffend die Beseitigung der schwebenden Schuld von 30 Millionen Mark.
27) Gesetzentwurf, betreffend die Heranziehung von Militär⸗ personen zu Abgaben für Gemeindezwecke.
28) Gesetzentwurf, betreffend die Bewilligung von Staatsmitteln zur ceitsamng der im unteren Weichselgebiet durch die diesjährigen Frühjahrshochfluthen herbeigeführten Verheerungen.
29) Gesetzentwurf, betreffend die Berechnung der Dienstzeit von Beamten des Königlichen Kunstgewerbe⸗Museums in Berlin.
30) Vertrag über die Ausdehnung des Staatsvertrages vom 6. März 1876 auf die Unterhaltung der für die Beserstrecke von Bremen abwärts bis Vegesack erforderlichen Schiffahrtszeichen.
Von den vorangeführten Gesetzentwürfen gingen die unter Nr. 1. bis 8 benannten zunächst dem Herrenhause, die Übrigen zuerst dem Hause der Abgeordneten zu.
Von weiteren den Häusern des Landtages Seitens der Königlichen thasseegiernng vorgelegten Gesetzentwürfen ist unerledigt ge⸗
ieben: im Herrenhause: 8
Der Gesetzentwurf, betreffend das Bergwerkseigenthum in den ehemals Großherzoglich und Landgräflich hessischen Gebietstheile Provinz Hessen⸗Nassau
Im Hause der Abgeordneten:
Der Gesetzentwurf, betreffend die Einführung der Städteordnung
für die sechs östlichen Provinzen der Preußischen Monarchie vom 30. Mai 1853 im Regierungsbezirk Wiesbaden.
Der Gesetzentwurf, betreffend die Kantongefängnisse in der Rhein⸗ provinz und
der Gesetzentwurf, betreffend die Anstellung der Impfärzte in der Provinz Posen.
Auf den Antrag von Mitgliedern des Abgeordnetenhauses nahm dieses die nachfolgenden 3 Gesetzentwürfe an:
1) Den Entwurf eines Gesetzes zur Ausdehnung des Gesetzes vom 3. März 1850, betreffend den erleichterten Abverkauf kleiner Grundstücke (Gesetz⸗Samml. S. 145) und der §§. 2 bis 6 des Gesetzes vom 27. Juni 1860, betreffend die Abänderung des Gesetzes vom 13. April 1841 über den erleichterten Austausch einzelner Parzellen von Grund⸗ stücken (Gesetz⸗Samml. S. 384) auf die Provinz Schleswig⸗Holstein.
2) Den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Abänderung der Königlichen Verordnung vom 17. März 1839, betreffend den Verkehr auf den Kunststraßen (Gesetz⸗Samml. S. 80), und der Allerhöchsten
Kabinetsordre vom 12. April 1840, betreffend die Modifikation des
§. 1 der Verordnung vom 17. März 1839 wegen des Verkehrs auf
den Kunststraßen (Gesetz⸗Samml. 1840 S. 108).
3) Den Gesetzentwurf, betreffend das Diensteinkommen und die vegsihn der Lehrer an den öffentlichen, nicht staatlichen höheren Lehr⸗ anstalten.
Von diesen Gesetzentwürfen ertheilte das Herrenhaus dem der Gesetz⸗ entwurf zu Nr. 2 wurde nur unter Modifikationen, denen das Abgeordnetenhaus nachträglich beitrat, angenommen, der Gesetzentwurf zu Nr. 3 abgelehnt.
Außerdem sind den beiden Häusern des Landtages vorgelegt und von diesen berathen worden:
Verhandlungen des Landes⸗Eisenbahnraths im Jahre 1885.
Bericht über die Bauausführungen und Beschaffungen der Eisen⸗ bahnverwaltung während des Zeitraums vom 1. dahin 1885.
Bericht über die Ergebnisse des Betriebes der für Rechnung des Staates verwalteten Eisenbahnen im Betriebsjahre 1884/85.
Bericht über die bisherige Ausführung der Bestimmungen in den §§. 4 und 5 der verschiedenen, Gesetze betr. den Erwerb von Privat⸗ eisenbahnen für den Staat.
Bericht über die Verwendung des Erlöses für verkaufte Berliner Stadtbahnparzellen.
Denkschrift über die in der Zeit vom 1. April 1884 bis zum 31. März 1885 erfolgten Bauausführungen an denjenigen Wasserstraßen, über deren Regulirung dem Landtage besondere Vorlagen gemacht sind.
Nachrichten von der Verwaltung der preußischen Staats⸗Berg⸗, Hütten⸗ und Füargeas während des Etatsjahres 1884/85.
Rechenschaftsbericht über die weitere Ausführung des Gesetzes vom 19. Dezember 1869, betreffend die Konsolidation preußischer Staatsanleihen.
Rechenschaftsbericht über die Verwendung der flüssig gemachten Bestände der im §. 49 der Hinterlegungsordnung vom 14. März 1879 bezeichneten Fonds und der im §. 95 Absatz 3 daselbst erwähnten Gelder für die Zeit vom 1. Januar bis 31. Dezember 1885.
„Siebenunddreißigster Bericht der Staatsschulden⸗Kommission über die Verwaltung des Staatsschuldenwesens im Rechnungsjahre vom 1. April 1884/85.
Allgemeine Rechnung über den Staatshaushalt des Jahres vom 1. April 1882/83, sowie über die Rechnung von den Fonds des ehemaligen Staatsschatzes für 1. April 1882/83.
Rechnungen der Kasse der Ober⸗Rechnungskammer für das Jahr vom 1. April 1884/85 und
Uebersicht von den Staatseinnahmen vom 1. April 1884/85.
Selbständige Anträge sind im Herrenhause zwei eingebracht und erledigt, im Hause der Abgeordneten 10 gestellt und bis auf 3, von denen 2 abgelehnt worden, 1 unerledigt geblieben ist — erledigt.
Interpellationen sind im Herrenhause keine, im Hause der Abgeordneten 4 gestellt, Seitens der Königlichen Staatsregierung beantwortet und demnächst einer Besprechung unterzogen. Petitionen gingen beim Herrenhause 76 ein, von denen 39 durch Beschlußfassung über die Gesetzentwürfe, zu denen sie ein⸗ 1 waren, erledigt wurden. 19 Petitionen sind unerledigt ge⸗
lieben; darunter gehören 10 zu dem an das Herrenhaus nicht gelangten Gesetzentwurf, betreffend die Kantongefängnisse in der Rheinprovinz. Bei dem Hause der Abgeordneten sind 1236 Petitionen eingegangen. Von diesen sind 203 zur Exrörterung im Plenum nicht für geeignet erachtet, 101 durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt, 405 der Königlichen Staatzregierung überwiesen, 126 durch Annahme von Gesetzentwürfen oder Resolutionen für erledigt erklärt, über 401 ist es zu einem Beschluß des Hauses nicht gekommen.
„Das Herrenhaus hat 22 Plenarsitzungen abgehalten; die Ab⸗ theilungen sind zu 14, die Kommissionen zu 48. Sitzungen versammelt gewesen; im Hause der Abgeordneten haben 96 Plenarsitzungen, 110 Abtheilungssitzungen und 199 Sitzungen der verschiedenen Kom⸗ missionen stattgefunden.
und Ausgaben des Jahres
Statistische Nachrichten.
der Kaiserlichen Normal⸗
ichungs⸗Kommission' ist jetzt in sehr guter Ausstattung Nr. 1 erschienen. Dieselbe hat folgenden Inhalt: Bekanntmachung, betreffend die Fehlergrenzen von Maß und Gewicht im Verkehr. — Bekannt⸗ machung, betreffend die Zulassung von Brückenwaagen ohne Ent⸗ lastungsvorrichtung. — Erläuterungen zur Aichordnung, betreffend Gas⸗ messer. — Zusätze zur Jastruktion, betreffend Kubizir⸗Apparate für Fässer, Waagen, Gasmesser, bildliche Darstellungen. — Verschiedenes.
Von den ʒWattht ang en
Oktober 1884 bis
— Bevölkerung des Königreichs Sachsen. (Stat. Corr.) — Von allen größeren deutschen Staaten hat Sachsen, wie gewöhnlich, auch nach den vorläufigen Ergebnissen der jüngsten Volkszählung die bedeutendsten Fortschritte in seiner Bevölkerung gemacht; es übersteigt die absolute Zunahme gegen 1880 — 206 363 Personen — bei Weitem die des Königreichs Bayern und erreicht nahezu die Gesammt⸗ vermehrung in den 22 nicht königlichen Ländern des deutschen Reiches. Relativ stehen diesmal nur Hamburg und Reuß jüngerer Linie, denen in der vorigen Zählungsperiode noch Lübeck, Bremen, Anhalt und Reuß älterer Linie beigesellt waren, besser da. Gegen diese allgemein günstigere Periode 1875 — 80, in welcher die ortsanwesende Bevölkerung des Reiches um 2 506 689 statt der 1 606 845 für die Periode 1880 — 85 zugenommen hatte, hat übrigens auch in Sachsen die Volksvermehrung, die damals 212 219 oder 7,69 % betragen hatte, etwas nachgelassen.
Die Bevölkerung der Kreise (Kreishauptmannschaften) nahm zu: bei Bautzen um 5057 Ortsanwesende oder 1,44 % auf 356 383, bei Dresden um 51 126 oder 6,32 % auf 859 638, bei Leipzig um 65 892 oder 9,31 % auf 773 718 und bei Zwickau um 84 288 oder 7,63 % auf 1 189 429 Ortsanwesende. Von den dreißig Verwaltungs⸗ bezirken des Staates zeigt nur die Amtshauptmannschaft Döbeln eine geringe, durch die Landgemeinden verschuldete Abnahme; außerdem hat sich die Städtebevölkerung in den Aemtern Dippoldiswalde, Flöha und Marienberg ein wenig vermindert.
Den Stadtgemeinden mit jetzt 1 339 879 Personen sind seit 1880 109 292 Ortsanwesende oder 8,88 % zugewachsen, und in den Größen⸗ klassen bis herab auf 5000 Bewohner erscheinen jetzt 56 Städte (davon 2 neu); 9 unter ihnen gegen 7 während der vorigen Periode weisen eine Verminderung nach. Die Landgemeinden mit jetzt 1 839 289 Personen sind um 97 091 Personen oder 5,57 % volkreicher geworden, und von den 32 unter ihnen (worunter 6 neu), welche bis herab zu 5000 Einwohner haben, erlitten nur 2 gegen 1 während der vorigen Periode einen Bevölkerungsverlust.
Um die Gemeinden, welche mehr als 10 000 Bewohner zählen, von den kleineren deutlich abzuscheiden, so daß man den Einfluß des gedrängten Beisammenwohnens auf die Volksvermehrung erkennen möge, ordnen wir unseren Auszug aus dem amtlichen Berichte des Königl. sächsischen statistischen Bureaus geographisch an. Es betrug die Zahl der Ortsanwesenden “ W“
in den Kreishauptmannschaften 1885 und Gemeinden: v““ a) Bautzen: Stadt Zittau. . .. 22 47. 2. 3,22
Ce“ 19 094
kleinere Stadtgemeinden ... 34 198
alle Landgemeinden 279 893 b) Dresden: Stadt Pirna . . . .
Stadt Dresgen ...
Landgemeinde Löbtau
Stadt Großenhain
b“ „ Freiberg kleinere Stadtgemeinden . .. „ Landgemeinden .... Leipzig: Stadt Döbeln . . . Stadt Wurzen 3 o“ Landgemeinde Gohlis 8 1“
220 818 927383 10— 11 0L5 11 537 14 166 15 470 25 445 27 038 74 419 — 441 666 11 802 9 719 149 081 9 804 12 166 14 452 11 054 140 419 349 329 10 913 12 956 95 123 8 265 21 358 22 293 18 925 13 654 35 005 16 509 35 078 199 319
32,69 26,11 30,27 14,82 4,62 6,74 — 0,18 6,68 16,49 27,08 1,65
— 1,36 4,35 7,40 12,11 11,04 22,18 4,57
15
kleinere Stadtgemeinden. „ Landgemeinden . . .. d) Zwickau: Stadt Frankenberg. Stadt Annaberg . . . . ... “ Limbach Glauchau Meerane.... Krimmitschau Werdau Zwickau .. Reichenbach „ Plauen kleinere Stadtgemeinden . .. alle Landgemeinden 615 743 656 432 6,61 Summe des Staates . 2 972 8059 3 179 168 6,94 Von den Gemeinden mit mehr als 10 000 Bewohnern haben mithin 18 größere und 8 geringere Fortschritte als die minder stark bevölkerten gemacht, und in den letzteren ist die Stadtbevölkerung innerhalb der beiden östlichen Kreishauptmannschaften stärker, innerhalb der beiden westlichen hingegen schwächer als die Landbevölkerung an⸗ gewachsen. Je dichter die Bevölkerung beisammen wohnt, desto mehr
372 881 10 893 13 822
110 808 10 503 21 710 21 993 19 749 14 664 39 244 18 331 42 858
208 422
schwindet auch der Unterschied von Stadt und Land.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Im Verlage von Philipp Reclam jun. in Leipzig ist von Paul Lindenberg, dessen Schilderungen des Berliner Lebens sich bereits früher den Beifall der Leser erwarben, ein neues Bändchen, das fünfte, erschienen, welches sich mit „Neu⸗Berlin“ beschäftigt und Skizzen aus dem Leben und Treiben, wie es sich in neuester Zeit in der Reichshauptstadt entwickelt hat, bringt. Im ersten Kapitel macht der Verfasser interessante Mittheilungen über den erstaunlichen Auf⸗ schwung, welchen Berlin seit hundert Jahren genommen, und belegt seine Angaben mit statistischen Daten, wodurch dieselben an Werth gewinnen. Nicht minder interessant ist das folgende Kapitel, welches die Ueberschrift trägt: „Zu Schutz und Trutz“, worin Lindenberg uns einen Einblick in die städtische Verwaltung giebt und zu diesem Zweck vom Rathhaus ausgeht, um von da auf die verschiedenen Zweige der städtischen Verwaltung zu kommen. Auch hier stehen ihm reichliche Daten zu Gebote und erleichtern das Verständniß. In dem nächsten Kapitel handelt der Verfasser von dem Verkehrsleben der Weltstadt, insbesondere in Bezug auf die Eisenbahnen von deren ersten Anfängen an, indem er die große Entwickelung des Berliner Bahnwesens bis zur Vollendung der Stadtbahn, sowie diejenige der Post und der Pferdebahnen darlegt und uns ein fesselndes Bild von der Groß⸗ artigkeit des Verkehrs in einer aufblühenden Weltstadt entwirft. Der nächste Abschnitt führt uns in des Kaisers Heim und schildert in pietätvoller Weise die Wohnräume des Monarchen. Berliner Heiraths⸗ vermittelungen mit ihren oft mysteriösen Manipulationen, Ar⸗ beiterinnen⸗ und Arbeiterversammlungen finden in den nächsten Kapiteln ihre Erledigung und lehren uns das soziale Leben der Großstadt von einer neuen Seite kennen. Kleinere Kreuz⸗ und Querzüge machen den Beschluß des Heftes. Das Lotteriegebäude am Gensdarmen⸗ markt, das Leihamt mit seinen wechselnden Bildern; ein Stündchen im Panoptikum und ein Spaziergang unter den Linden vollenden die kleine Serie. Wie schon in seinen früheren Arbeiten über Berlin zeigt sich Lindenberg auch in dem vorliegenden Bändchen als ein fleißiger und gewandter Beobachter, dessen neuestes Werkchen den Berlinern und auch den Provinzbewohnern Vergnügen bereiten wird. Der Preis beträgt 20 ₰.
Von demselben Verfasser erschien im Verlage von Caesar Schmidt in Zürich eine neue Nummer der „Städtebilder und Land⸗ schaften aus aller Welt“ (Mitherausgeber J. A. in Zürich), und zwar die 17. und 18. In derselben wird von Paul Lindenberg ein Führer durch Potsdam und d. reizende Umgegend geboten. Nach einer für Touristen recht beachtenswerthen Vor⸗ bemerkung, worin über die am meisten praktische Art, Potsdam rasch und billig kennen zu lernen, willkommene Rathschläge gegeben werden, wird zunächst in einer kurzen Skizzirung die Geschichte der Stadt und ihrer Umgebung geboten, sobaß der Reisende sich rasch und bequem über das Wissenswertheste orientiren kann. Sodann werden wir in die Stadt selbst geführt und lernen, vom Schloß und dem Lustgarten ausgehend, die wichtigsten Baulichkeiten nach Geschichte und Be⸗ deutung kennen. Im dritten Abschnitt führt uns der Verfasser hinaus
in die Umgebung von Potsdam und beginnt seine Fahrt mit dem prächtigen Park und Schloß Sanssouci, von wo aus der Reihe nach alle weiteren wundervollen Partien durch die herrliche Landschaft be⸗ sprochen werden. Im vierten Kapitel macht uns der Verfasser mit der weiteren Umgebung Potsdams bekannt. Siebenundzwanzig sauber ausgeführte Illustrationen und ein Stadtplan sind dem Führer bei⸗ gegeben, welcher die Anerkennung aller Besucher Potsdams finden wird (Preis 50 4).
— Strecker (Kaiserlich ottomanischer General). „Ueber den Rückzug der Zehntausend.“ Eine Studie. Mit einer farbigen Karte in Steindruck. E. S. Mittler & Sohn, Königliche Hof⸗ buchhandlung. — Gestützt auf eine durch langjährigen Aufenthalt in Kleinasien erworbene Terrainkenntniß und vom militärischen Stand⸗ punkte aus, namentlich unter Beachtung des wesentlichen Umstandes, daß der Rückmarsch der Griechen ein fortgesetzter Kriegszug durch feindliches Gebiet war, nimmt der Verfasser die vielerörterte Frage bezüglich des Rückzuges der Zehntausend von neuem auf und legt die Marschlinie derselben fest; insbesondere den Punkt des Niederstieges der Griechen vom Pontischen Gebirge nach Trapezunt — woraus sich dann nach rückwärts die vorangegangene Marschrichtung näher ergiebt.
— Die Buch⸗ und Antiquariatshandlung von Isaac St. Goar
in Frankfurt hat einen antiquarischen Katalog (Nr. 72) ver⸗ sandt. Derselbe enrhält ein Verzeichniß von 708 Schriften, betreffend hessische und rheinische Geschichte, welche unter folgende Rubriken vertheilt sind: Hessen; Mainz, Worms und Rheinhessen; Nassau⸗, Rheingau, Taunus, Homburg; Rheinland und Westfalen; Rheinpfalz und Baden; Franken und Henneberg; Frankfurt a. M. Unter den angeführten Nummern befinden sich viele interessante Schriften. Die letzte, Frankfurt a. M. betreffende Abtheilung bildet übrigens nur einen Theil des reichhaltigen Lagers von Francofurtensien in dem oben genannten Antiquariat. —— Die in Leipzig und Berlin am 3. d. M. erscheinende Nr. 2244 der „Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbil⸗ dungen: König Ludwig II. von Bayern. Nach der letzten, im ver⸗ gangenen Winter auf Schloß Hohenschwangau erfolgten Original⸗ aufnahme des Hof⸗Photographen J. Albert in München. — Ueber⸗ führung der Leiche des Königs Ludwig II. von Bayern von Schlo Berg nach München in der Nacht zum 15. Juni: Durchzug 8 den Forstenrieder Park. Originalzeichnung von J. Leonhard. — König Ludwig II. auf dem Paradebett in der Alten Hofkapelle des Residenzschlosses zu München. Originalzeichnung von J. Leonhard. — Die Bestattung des Königs Ludwig II. von Bayern: Der Königliche Leichenwagen im Kondukt. Originalzeichnung von P. F. Messer⸗ schmidt. — Die Beisetzung der Leiche des Königs Ludwig II von Bayern in der St. Michaelis⸗Hofkirche zu München. Originalzeich⸗ nung von E. Thiel. — Der Erdball in einem Hundertmilliontel seines Durchmessers mit den Einschnitten der Oceane und den Erhe⸗ bungen der höchsten Berge in verhältnißmäßig 50 facher Vergrößerung. Die höchsten Berge, das tiefste Bohrloch und die Tiefe des Meeres in einem Milliontel Verkleinerung. — Ansicht von Berneck und Um⸗ gebung im Fichtelgebirge. 7 Abbildungen. Nach Zeichnungen von Eduard Gutmann. Berneck. Schloßthurm Ruinen. Marktplatz. Kapelle Stein. Dorf Stein. Oelsnitzthal. — Adolf Bastian. — Aus der Jubiläums⸗Kunstausstellung zu Berlin. Der Austräglerin Ende. Gemälde von Karl J. Becker. Nach einer Photographie von F. Hansstängl in München. — Die der Umhüllung entkleidete Mumie des egyptischen Königs Ramses II. aus der 19. Dynastie (etwa 1400 bis 1250 v. Chr.). 3 Abbildungen. Nach photographischen Auf⸗ nahmen. — Schach: Meister des Schachspiels: 31) Samuel Loyd — Frauen⸗Zeitung: Tafelaufsatz beim Hochzeitssouper des amerikanischen Präsidenten Cleveland.
Gewerbe und Handel.
Frankfurt a. M. 30. Juni. (W. T. B.) In der heutigen außerordentlichen Generalversammlung des Frankfurter Bank⸗ vereins wurde der Antrag auf Auflösung und Liquidation der Ge⸗ sellschaft angenommen und den Liquidatoren der Auftrag ertheilt, sämmtliche Aktien des Bankvereins inkl. Immobilien an die Deutsche Bank in Berlin gegen Uebernahme aller Passiven sowie gegen Zahlung von 9 660 000 ℳ gleich 300 ℳ per Aktie, zuzüglich 3 % Zinsen ab 1. Januar 1886, verkäuflich zu überlassen.
Nürnberg, 29. Juni. Rückblick auf die Hopfensaison 1885/86 von Leopold Held⸗Nürnberg.) Die Hopfensaison 1885/86 neigt sich nunmehr ihrem Ende zu. Das abgelaufene Erntejahr war für die den Hopfenbau betreibenden Landwirthe mit wenig Ausnahmen ein unproduktives. Die Preise, welche schon bei Beginn der Einkaufszeit für alle Sorten sehr niedrig waren, gingen gegen Jahresschluß für Mittel⸗ und geringe Sorten so weit zurück, daß sie kaum mehr den Pflückerlohn deckten. Die Ursache des niedrigen Preisstandes muß
(theils in der Ueberproduktion, theils aber auch in der schlechten, den
Export erschwerenden Qualität eines großen Theils der 1885er Ernte gesucht werden. Die Reife und Pflücke fiel gerade in eine lang an⸗ dauernde Regenperiode. Der Hopfen verfärbte sich in Folge dessen Wund wurde in vielen Bezirken außerdem noch rußig. Am empfindlichsten litt durch Ruß die Spalter Gegend. Die Ueberproduktion ist weniger auf ein ausnehmend großes Erträgniß der Pflanze, als in erster Linie auf eine namhafte Vergrößerung des Hopfenlandes, das heißt des mit Hopfen bepflanzten Areals zurückzuführen. Im Jahre 1883 sind, da die 1882er Ernte in Folge des ungewöhnlich hohen Preises den Produzenten reichen Ge⸗ winn gebracht hatte, allenthalben in jedem hopfenbauenden Lande große Ländereien frisch mit Hopfen angepflanzt worden. Diese Neuanlagen wurden im vergangenen zum ersten Male voll tragfähig und vergrößerten das Gesammt⸗Ernteerträgniß bedeutend. Schon Anfangs August machte sich am Markte die Ueberzeugung geltend, daß der Preisstand ein sehr niedriger werden würde. Für die ersteintreffenden Früäthvpfen zeigte sich im Gegensatz zu den vorher⸗ gehenden Jahren keine besondere Kauflust und mußten dieselben täglich billiger abgegeben werden. Mit Beginn September kam einiges Animo in den Markt. Es kosteten damals Primahopfen 60 — 70 ℳ, Ausstich etwas mehr, Mittelhopfen 50 —60 ℳ und geringe 35 — 45 ℳ je nach Herkunft. Diese Preise hielten sich bis Anfangs Oktober, von da ab begannen Mittel⸗ und geringe Hopfen langsam aber stetig billiger
zu werden, bis sie mit Neujahr auf das Niveau, welches sie jetzt naoch
inne haben, nämlich Mittelhopfen 20 — 40 ℳ und geringe 12 —20 ℳ. urückgegangen waren. Primahopfen haben seit Saisonbeginn stets völlig unveränderte Preise. Die Kundschaftshändler — diejenigen Hopfenfirmen, die an kontinentale Brauereien verkaufen — hatten in der abgelaufenen Saison größeren Absatz als in den letzten Geschäfts⸗ jahren, da sich zahlreiche Brauereien in Büchsen oder Kisten konservirte Hopfen auf Spekulation kauften. Das Exportgeschäft nach England ist im Allgemeinen schlecht gewesen und wurde hierbei von vielen Firmen, die Hopfen zum Marktverkauf nach London konsignirten, oft mit Verlust gearbeitet. Der Einkauf Seitens der Exporteure war zu Grunde der minimalen Gewinnchancen stets ein recht ruhiger, doch nahmen dieselben zusammengerechnet immerhin beträchtliche Posten am Markte und in den Produktions⸗ bezirken und kaufen auch jetzt noch hie und da etwas. Für Export nach Amerika trat ein hiesiges Haus fortwährend als Käufer auf. Zu Spekulationszwecken wurde in der Zeit vom Februar bis heute von Händlern und Privatleuten ziemlich viel Waare in der Preislage von 10 — 20 ℳ erworben. Für den Zwischenhandel war die abgelaufene Saison keine besonders gewinnreiche. Viele Händler, die größere Posten Mittel⸗ und geringe Hopfen besaßen, und nicht noch rechtzeitig abgaben, erleiden sogar verhältnißmäßig namhafte Verluste. Im Allgemeinen verlief das Hopfengeschäft der Saison 1885/86 bis jetzt in einem so ausnahmslos und durchgängig gleichbleibenden Geleise, wie dies seit langer Zeit nicht mehr der Fall gewesen. 6 Dresden, 1. Juli. (W. T. B.) Die Einnahmen der Deutschen Elbschiffahrts⸗Gesellschaft „Kette“ betrugen im Juni 1886 459 477 ℳ, gegen Juni 1885 mehr 71 568 ℳ London, 30. Juni. . T. B.) Wollauktion. Tendenz fest, Preise unverändert. 1“