hat sich — ich spreche nur aus meiner früheren Erfahrung, denn ich bin nicht darauf vorbereitet, die Sache hier ausführlich zu er⸗ örtern — bei den damaligen Vorarbeiten gezeigt, daß ein solches System ganz unglaubliche Gefahren füͤr die Sicherheit der unter⸗ halb liegenden Landestheile mit sich führen kann, weil man nämlich sehr schwer zu beurtheilen vermag, ob irgend eine Stauvorrichtung, selbst wenn sie die riesigsten Mauerwerke darstellt, hinreichend stark ist, um dem Andrange bei ganz außerordentlich starker Fluth zu widerstehen. Sollte Letzteres nicht der Fall sein, so würde aus dem Durchreißen der Vorkehrungen ein ganz unabsehbarer Schaden, der wahrscheinlich mit dem Verlust zahlloser Menschenleben verknüpft sein würde, entstehen. Deshalb hat man sich auch nicht entschlossen, . glaube auch, man wird es nicht thun, dieses System anzu⸗ wenden. Dagegen hat der Regiernngs⸗Präsident in Liegnitz jetzt aller⸗ neuesten Datums — der Bericht ist erft heut eingegangen, ich habe ihn nur flüchtig durchgelesen — ein anderes System in Vorschlag gebracht, welches in einer Eindeichung auf beiden Seiten besteht. Ob dieses bei den Interessenten Beifall finden, und ob die Staatsregierung in der Lage sein wird, die Regulirung und Eindeichung ins Auge zu fassen, darüber im Augenblick Auskunft zu geben, bin ich nicht in der Lage. Ich kann nur die Bereitwilligkeit der Staatsregierung erklären, alles das zu berücksichtigen, was in dieser Beziehung nach technisch richtig abgemessenen Grundsätzen zur Abwehr der Ueberschwemmungs⸗ schäden erfoederlich sein wird. Was den hier vorliegenden konkreten Fall betrifft, so wiederhole ich, daß die amtlichen Berichte, die ich für zuverlässig zu erachten allen Grund habe, uns in diesem Augenblick keinen Anlaß geben, mit umfassenden Hülfsmaßregeln, sei es an die Landesvertretung, sei es an die Staatsfonds, heranzutreten. Auf den Antrag des Abg. Eberty trat das Haus in eine Besprechung der Interpellation ein. Der Abg. Eberty meinte, er sei dem Minister dankbar für seine umfassende Beantwortung der Interpellation und freue sich, daß die Regierung erforderlichenfalls in einzelnen drin⸗ genden Fällen Hülfe leisten wolle. Bei der Kürze der Zeit und da man wesentlich auf Zeitungsnachrichten an⸗ gewiesen gewesen sei, sei es nicht möglich gewesen, spezielle Thatsachen über den Umfang des eingetretenen Schadens beizubringen; um so mehr sei Redner be⸗ friedigt, zu hören, daß der Schaden vielleicht nicht so groß sei, als es nach den ersten Zeitungsnachrichten den An⸗ schein gehabt habe. Was aber den Kreis Hirschberg betreffe, so wisse er aus den Lokalblättern und zuverlässigen Privat⸗ nachrichten, daß die Ueberschwemmung dort ungeheuere Ver⸗ wüstungen angerichtet habe. Ob der Schaden 2, 4 oder 600 000 ℳ betrage, lasse sich noch nicht übersehen. Er freue sich, daß in dieser Beziehung auf eine Staatshülfe gerechnet werden könne. Eine Eindeichung der Flüsse Bober und Neisse sei
um so wünschenswerther, als gerade der Mangel derselben 883 die Schäden mitverschuldet habe.
Der Abg. von Risselmann gab zu, daß der Schaden sehr groß sei, und freute sich, daß in einzelnen Fällen Hülfe ge⸗ währt werden solle. Er möchte aber doch warnen, wegen jedes lokalen Nothstandes hier gewissermaßen gleich einen großen Lärm zu schlagen. Der Oderbruch, die Kreise Angermünde, Königsberg u. s. w. würden alljährlich von Ueberschwemmungen heimgesucht, ohne daß hier ein Nothstand proklamirt werde. In Krossen habe sich der Schaden sogar auf 900 000 ℳ be⸗ laufen. Man sollte nicht das Land daran gewöhnen, immer auf die Staatshülfe zu rechnen.
Der Abg. Eberty entgegnete, es sei den Interpellanten nicht eingefallen, hier großen Lärm zu schlagen. Sie hätten sich verpflichtet gefühlt, Angesichts der Kalamität, welche einen großen Theil Schlesiens betroffen habe, wenigstens eine Erör⸗ terung herbeizuführen. Diese habe alle Parteien befriedigt.
Der Abg. Friedrichs regte aus diesem Anlaß eine Regu⸗ lirung der Ilmenau an.
Damit war die Interpellation erledigt.
8 Auf Antrag der Abgg. von Zedlitz und Windthorst sah das Haus von einer Erledigung der noch auf der Tages⸗ ordnung stehenden, zum Theil wichtigen Petitionen (u. A. über den Erlaß eines Schuldotationsgesetzes) ab.
Nachdem der Präsident die übliche Geschäftsübersicht ge⸗ geben, erklärte der Abg. Dr. Windthorst, man stehe am Ende der Geschäfte, und er glaube in Aller Sinne zu handeln, wenn er ausspreche, daß man die glückliche Erledigung einer langen, mühevollen Arbeit nicht zum geringsten Theil der umsichtigen und unparteiischen Leitung des verehrten Präsi⸗ denten verdanke. Zur Bezeugung dieses Dankes bitte er ämmtliche Herren, sich von ihren Sitzen zu erheben.
1 Präsident von Köller erwiderte: die Worte, die er
soeben vernommen und die man, wie es scheine, genehmigt abe, ließen hoffen, daß er das Wohlwollen und die freund⸗
che Unterstützung, deren er sich im ganzen Lauf der Session von allen Seiten des Hauses zu erfreuen gehabt habe, auch in diesem Augenblick sich anrechnen dürfe. Er danke Allen herzlich dafür und danke insbesondere Denjenigen, die ihn bei Bewältigung der Geschäfte wesentlich unterstützt hätten, ben beiden Herren Kollegen im Präsidium, den Herren Schrift⸗ führern und den Herren Quästoren. Zum Schluß bitte er wie immer, so auch heute Zeugniß abzulegen, daß dieses Haus allezeit beseelt sei von der treuesten Ergebenheit und Ehrfurcht gegen Se. Majestät den König, und daß, wie auch sonst die Meinungen in diesem Hause auseinandergehen möchten, in dem Einen allseitige Uebereinstimmung herrsche, daß des Vaterlandes Wohlfahrt allein gewahrt sei unter dem segen⸗ vollen und ruhmreichen Regiment des Königs. Se. Majestät der Kaiser und König lebe hoch! (Die Mitglieder stimm⸗ ten dreimal in diesen Ruf ein.)
Schluß 2 Uhr.
Der
““ 3 1““ 6 4 “ — Der um 3 Uhr stattfindenden Schlußfitzung der vereinigten beiden Häuser des Landtages wohnten der Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums, Minister des Innern, von Puttkamer, der Minister der öffentlichen Arbeiten, Maybach, der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten, Dr. Lucius, und der Finanz⸗Minister Dr. von Scholz bei.
Der Herzog von Ratibor eröffnete auf Grund der Ver⸗ einbarung beider Präsidenten des Landtages die Sitzung. Als Schriftführer fungirten die Herren Graf Zieten⸗Schwerin
und von der Osten, die Abgg. Imwalle und von Quast.
Der Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums, Minister des Innern, von Puttkamer, erklärte: Ich habe dem Hause folgende Allerhöchste Botschaft mitzutheilen (die Anwesenden erhoben sich von ihren Plätzen):
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen ꝛc. haben auf Grund des Art. 77 der Verfassungsurkunde vom 31. Januar 1850 den Vize⸗Präsidenten Unseres Staats⸗Ministeriums, von Puttkamer, beauftragt, die gegenwärtige Sitzung der beiden Häuser
des Landtages Unserer Monarchie am 30. Juni in Unserem Namen Gegeben Bad Emis, den 25. Juni 1886. 1 1t Wilhelm. 4 gegengez. vom Staats⸗Ministerium.
Im Namen Sr. Majestät des Königs schließe ich hiermit die Session des Landtags der Monarchie.
Der Herzog von Ratibor rief: Se. Majestät der Kaiser, unser Allergnädigster König und Herr, Hocht (Die Anwesenden stimmten dreimal in den Ruf ein.
Schluß 3 Uhr 7 Minuten.
Statistische Nachrichten.
Schadenbrände im Königreich Preußen während des Jahres 1884. (Stat. Corr.) — Aus der Brandstatistik des Jahres 1884 liegen jetzt die Hauptergebnisse in endgültiger Zusammen⸗ stellung vor. Sie berichtigen die vorläufigen Mittheilungen *) nament⸗ lich füͤr Berlin, Hessen⸗Nassau und Rheinland, indem 59 Brände weniger und 153 durch Feuer beschädigte Grundbesitzungen mehr be⸗ rechnet worden sind. Von je 10 000 Besitzungen, in denen ein Schadenbrand ausgebrochen war, übertrug sich der Schaden auf 1769 und ohne Berlin auf 1964 andere Besitzungen, so daß die Ausbreitung des Feuers zwar immer noch erheblich unter dem Verhältnisse für 1881 — 83 blieb, diese Gunst im Unglück aber nicht die zuerst ge⸗ meldete Höhe erreichte. Innerhalb des ganzen preußischen Staates, aber mit Unterscheidung der drei großen Gemeindegattungen, wurden betroffen in der Gruppe der zu⸗ 1.“ Städte Landgemeinden Gutsbezirke sammen Gemeinden . . . 27 62633 1 029 8 119 Besitzungen 2 10 578 137 19 699 mit Bränden . .. 8 475 1114 16 738
„ einem Gesammt⸗
schaden von Tau⸗
senden Mark 14 471 36 157 10 222 60 851 Ungeachtet der größeren Häufigkeit von Bränden erweist sich der Ge⸗
sammtschaden um 4 055 001 ℳ geringer als im Vorjahre, übersteigt aber den Schaden des Jahres 1881 um 6 ⁄ und denjenigen des Jahres 1882 um 7 % Millionen Mark.
Die Brandzählkarten, aus deren Aufbereitung die jährliche Brand⸗ statistik hervorgeht, gestatten eine ziemlich weitgehende, obschon wegen unsicherer Kenntniß der Behörden, ja sogar der Eigenthümer über den Werth des Besitzes niemals vollkommen zutreffende Unter⸗ scheidung der Vermögenstheile, welche durch das Feuer vernichtet worden sind, und zwar treffen von dem Gesammtschaden des Jahres 1884
8 in Stadt⸗ in Land⸗ in Guts⸗über⸗ gemeinden gemeinden bezirken haupt 8 8 Tausende Mark 1) Immobilien für sich 7 385 21 416 4 935 33 736 darunter Motoren. 1“ 353 714 1ö S“ 42 640 406 1 088 landwirthschaftliche Produkte und Viehfutter “ 942 5 936 3 463 10 341 Brenmmnaterialien .. 49 189 21 258 Vorräthe gewerblicher Rohstoffe 1 091 318 103 1 512 fertige und halbfertige Waaren 1 846 984 63 2 892 Mobiliar, Kleider, Wäsche, Betten CCCg111 5 315 Arbeitsmaschinen und Werkzeuge 1 115 2 171 3 844 287 310 72 669
nicht unterschiedene bewegliche Wb“
Die unter den drei großen Gattungen von Gemeinden obwaltende Verschiedenheit in den Ancheilen der zerstörten Gegenstände tritt noch deutlicher aus der folgenden Uebersicht hervor. Von je 100 000 Werth⸗
iten des Gesammtschadens entfielen
in in Land⸗ in Guts⸗ Städten gemeinden bezirken 51 028 59 231 48 277 2 440 1 975 1 269 293 1 769 3 975
16 417 33 870 522 205 880 1 006
2 721 614 9 625 4 622
6 003 5 462 6 316 nicht unterschiedene bewegl.
Sachen 1 981 856 701 1 099 Daß in den Städten mehr Handelswaaren und gewerbliche Rohstoffe, auf dem Lande mehr landwirthschaftliche Erzeugnisse verbrennen, ent⸗ spricht den natürlichen Bedingungen; das besonders starke Vorwiegen letzterer Gegenstandsgruppe in den Gutsbezirken aber folgt aus der im höheren Maße landwirthschaftlichen Betriebsthätigkeit der Gutsbezirke gegenüber der Hingabe Landgemeinden an rein gewerbliche Beschäftigungen. — Andere Ergebnisse der Brandstatistik von 1884 werden wier unseren Lesern demnächst mittheilen.
— Nach den Uebersichten der Ergebnisse des Ersatz⸗ geschäfts im Jahre 1885 waren in den Bezirken des I. bis ein⸗ schließlich XV. Armee⸗Corps in den alphabetischen Restanten⸗ listen 1 247 440 Gestellungspflichtige (513 221 20⸗, 382 197 21.⸗, 291 354 22⸗jährige, 60 668 ältere) geführt, davon als unermittelt 35 189. Ohne Entschuldigung sind 115 923 ausgeblieben; 272 660 waren anderweitig gestellungspflichtig geworden; 455 050 wurden zurückgestellt, 1109 ausgeschlossen, 57 435 ausgemustert, 97 085 der Ersatzreserve I, 50 897 der Ersatzreserve II, 483 der Seewehr I. überwiesen und 124 884 ausgehoben. 17 747 blieben überzählig und 18 978 sind freiwillig eingetreten. Von den 124 884 Ausgehobenen sind in das Heer zum Dienst mit der Waffe 118 821, ohne Waffe 3437, für die Flotte 1058 aus der Land⸗ und 1568 aus der seemännischen Bevölkerung ausgehoben worden. Wegen unerlaubter Auswanderung wurden im Jahre 1885 16 171 der Land⸗ und 542 der seemännischen Bevölkerung verurtheilt; 12 955 und bezw. 321 befanden sich dieserhalb noch in Untersuchung.
In Bayern waren 115 727 (56 651 20⸗, 31 310 21⸗, 20 879 22 jährige und 6887 ältere) in den Restantenlisten geführt, davon 5249 als unermittelt. Ohne Entschuldigung blieben 6849 aus und 25 223 waren anderwärts gestellungspflichtig geworden. 33 333 wurden zurückgestellt, 116 ausgeschlossen, 9458 ausgemustert, 7837 der Ersatzreserve I, 5937 der Ersatzreserve II überwiesen. Ausgehoben wurden 17 892 (17 384 zum Dienst mit der Waffe, 508 ohne Waffe), überzählig blieben 2250, freiwillig eingetreten sind 1583. Wegen unerlaubter Auswanderung sind im Jahre 1885 1304 Mann ver⸗ urtheilt worden; 833 Mann befanden sich am Schlusse des Jahres noch in Untersuchung.
— In Preußen waren, nach dem „Justiz⸗Ministerialblatt“, am Jahresschlusse 18001 Schiedsmänner in Thätigkeit, von denen 1521 auf den Kammergerichtsbezirk Berlin, 3419 auf den Ober⸗ Landesgerichtsbezirk Breslau, 1132 auf den Ober⸗Landesgerichtsbezirk Kassel, 2519 auf den Ober⸗Landesgerichtsbezirk Celle, 2222 auf den Ober⸗Landesgerichtsbezirk Köln, 881 auf den Ober⸗Landesgerichtsbezirk Frankfurt a. M., 1530 auf den Ober⸗Landesgerichtsbezirk Hannover, 1129 auf den Ober⸗Landesgerichtsbezirk Kiel, 799 auf den Ober⸗
8 *) Vergl. Nr. 48 der „Statistischen Correspondenz“ 24. Dezember 1885. sp
auf
472 558
überhaupt 55 440 1 967 1 789
16 993 424
2 485 4 753 8 734
I;, ,2. ilien an sich... eingebaute Motoren. Vieh landwirthschaftliche Erzeug⸗ nisse und Futter Brennmaterialien gewerbliche Rohstoffe Waaren Mobiliar u. dergl Arbeitsmaschinen u. Werk⸗ zeuge
vom
. 8
— 8 1 „
Landesgerichtsbezirk Königsberg, 545 auf den Ober⸗Landesgerichtsbezirk
Marienwerder, 1107 auf den Ober⸗Landesgerichtsbezirk Naumburg, 640 auf den Ober⸗Landesgerichtsbezirk Posen und 647 auf den Ober⸗ Landesgerichtsbezirk Stettin kommen. Die Ergehnisse der schieds⸗ richterlichen Thätigkeit während des Jahres 1885 gehen aus folgender Zusammenstellung hervor:
An Beleidigungen und Körperverletzungen „ wurden durch Vergleich erledigt
34 % 40 % 40 % 43 % 32 % 30 % 33 % 39 % 34 % 33 % 39 % 35 %
An bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten , wurden durch h Vergleich erledigt
2661 1 620 = 61 % 5 700 3 410 60 % 3 523 1 792 51 % 6 944 3 909 56 % 13 156 5 699 6 627 3 077 = 46 %% 15 164 4 854 3 869 1 941 50 % 6 729 2 290 3 357 53 % 11 950 3 957 879 = 45 % 4489 1 785 2 019 62 % 19 201 6 572 614 58 % 9 790 3 245 2 235 53 % 20 814 8 064 20 632 57 % 15 221 5 338 tettin 654 1 051 64 % 10 368 3 977 38 %̃ Zusammen 43 227/23 536 54 %% y198 088/72 745 37 %. Bei bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten war demnach im Jahre 1885 die schiedsrichterliche Thätigkeit von größerem Erfolge, wie bei den Beleidigungen und körperlichen Verletzungen. Von letzteren kam je eine (in abgerundeten Zahlen): für den Kammergerichtsbezirk Berlin auf 121, für den Ober⸗Landesgerichtsbezirk Breslau auf 111, Kassel auf 56, Celle auf 173, Köln 231, Frankfurt a. M. 112, Hamm 214, Kiel 251, Königsberg 101, Marienwerder 137, Naumburg 124, Posen 116 und Stettin 148 Gerichtseingesessene. — Von den Schieds⸗ männern kam am Jahresschlusse 1885 je einer (in abgerundeten Zahlen): für den Kammergerichtsbezirk Berlin auf 2225, für den Ober⸗Landesgerichtsbezirk Breslau auf 1172, für Kassel auf 353, für Celle auf 902, für Köln auf 1576, für Frankfurt a. M. auf 1110, für Hamm auf 1606, für Kiel auf 999, für Königsberg auf 2420, für Marienwerder auf 2457, für Naumburn auf 2323, für Posen auf 2766 und für Stettin auf 2380 Gerichtseingesessene.s
Ober⸗Landes⸗ gerichtsbezirk
27 956 9 613 36 073 14 522 7 177 2 829
Berlin Breslau Kassel. Celle 1I1I1“ e“ a. M.. amm. 3 J Königsberg Marienwerder Naumburg Posen.
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*
Kunst, Wifsenschaft und Literatur.
Die Kunst⸗ und Geschichtsdenkmäler der Provinz Westfalen (herausgegeben vom westfälischen Provinzialverein für Wissenschaft und Kunst), II. Stück, Kreis Warendorf, bearbeitet von Dr. J. B. Nordhoff, Professor, Münster, Coppenrath'sche Buchhandlung, 1886. — Ueber das erste Stück dieser Sammlung ist in Nr. 241 des Jahrganges 1881 vom 14. Oktober berichtet. Dort ist auch über die Entstehung des Planes, die Gesammtanlage der Arbeit, die Förderer und Hülfsarbeiter des Werkes gehandelt. Ist nun auch in diesen Ver⸗ hältnissen insofern eine Aenderung eingetreten, als der damalige Ober⸗ Präsident der Provinz von Kühlwetter unterdessen von seiner frucht⸗ bringenden Thätigkeit durch den Tod abberufen wurde, so hat doch der durch ihn geschaffene Verein materielle Mittel und geistige Kraft genug sich zu erhalten gewußt, um auf dem vom Verewigten gewiesenen Wege fortzuschreiten. Daß so viele Jahre verflossen sind, ohne daß ein neuer Kreis durchforscht und bearbeitet werden konnte, findet seine Er⸗ klärung darin, daß ein einzelner und derselbe Bearbeiter, welcher das erste Heft vollendete, die Ausführung auch des folgenden unternahm, und ferner darin, daß wiederum auch in diesem Hefte alle Angaben und Abbildungen authentisch sind, d. h. auf eigener Forschung an Ort und Stelle und selbständigen, genauen Aufnahmen beruhen. Es schien der vom Provinzialvereine für die Vorbereitung der Arbeit und zur Unterstützung des Bearbeiters niedergesetzten Kommission verdienstlicher, ein weniger umfangreiches aber zuverkässigeres Material zu liefern, als größere Kreise weniger genau zu durchforschen. Die Publikation deutscher Kunstdenkmäler nicht nach kunsthistorischen Ge⸗ sichtspunkten geordnet, sondern zusammengefaßt nach den Provinzen und Kreisen, in welchen sie sich finden, wird augenblicklich in mehreren Gegenden unseres Vaterlandes durchgeführt und es läßt sich über die Zweckmäßigkeit des dabei eingeschlagenen Verfahrens rechten. An⸗ zuerkennen ist jedenfalls, daß für die Wahl dieser oder jener Art der Anordnung die Beschaffenheit des Materials, seine Reichhaltigkeit und seine künstlerischen und antiquarischen Werthe ausschlaggebend sein müssen. Es sei gestattet, hier einige Vergleiche anzustellen, ohne Polemik üben zu wollen. Schon vor langerer Zeit erschienen die von Lotz ausgeführten und angeregten Inventarien (bez. der Regierungs⸗ bezirke Wiesbaden [Lotz] und Kassel [Dehn⸗Rotfelser]). Sie gleichen dem wissenschaftlich bearbeiteten Verzeichnisse einer Kunst⸗ sammlung, indem sie einen Ueberblick uͤber das vorhandene Material geben, dasselbe nach Alter und Kunstwerth bestimmen und die nöthigen geschichtlichen Angaben hinzufügen. Der Forscher oder Künstler aber, welcher die Kunstwerke als Grundlage für Studien oder als Vorbilder benutzen will, muß bei dem Mangel an Abbildungen immer wieder auf die Originale oder anderweitige Veröffentlichungen zurückgreifen. Mehr bietet der von Bergau im Vereine mit Anderen bearbeitete, vor kurzem erschienene stattliche Band: Inventar der Bau⸗ und Kunstdenkmäler in der Provinz Brandenburg. Er liefert auch mehr als sein Titel besagt, denn er enthält eine Reihe von Abbildungen, welche dem Kunsthistoriker anschauliches Material für die Forschung bieten und dem Künstler zur Verwerthung beim eigenen Schaffen willkommen sein werden. Aber diese Abbildungen sind nur zum Theile nach genauen, auf Messungen beruhenden Auf⸗ nahmen gegeben oder nach Photographien mechanisch vervielfältigt, viele sind nur auf Grund von Reiseskizzen gegeben. Sie gewähren daher zwar ein allgemeines Bild, aber nicht dgaane eine genügend ge⸗ sicherte Grundlage für die Forschung. Dabei hat im Terxte vielfach auf ältere Literatur hingewiesen werden müssen, so daß manche Auskunft, welche man zu finden hofft, erst in anderen Werken auf Grund dieser Hinweise aufgesucht werden muß. Die Fülle des Materials einer ganzen Provinz zwang u diesem Verfahren und rechtfertigt es. Da das Material in West⸗ 88. noch bei weitem größer ist als das der Provinz Brandenburg, so wäre es selbst in der für die Provinz Brandenburg gewählten
Weise unmöglich gewesen, ein Inventar in einem oder zwei handlichen Aber die Publikationen des westfälischen
Provinzialvereins sind von Anfang an in der Absicht unternommen, soweit es in menschlichen Kräften steht, die Kunstdenkmäler des in Angriff genommenen Landstriches erschöpfend und abschließend zu be⸗
Bänden zusammenzustellen.
handeln. Sie wollen das Material nach allen Richtungen hin voll⸗ ständig. bieten und die durch Alter, Schönheit oder Eigenactigkeit der Ausführung hervorragenden Werke in Abbildungen zur Anschauung bringen. Bei solchem Programme boten viele Kreise vollkommen ausreichendes Material fuͤr ein eigenes Heft. Dies beweist auch der Inhalt der besprochenen 172 Quartseiten starken Lieferung zur Genüge. Schon die beiden allerdings von der großen Heer⸗ straße weit abgelegenen und daher wenig bekannten Klöster Frankenhorst und Marienfeld würden Se. ihre interessanten baulichen Formen und durch ihre reiche Ausstattung mit Kunst⸗ werken aller Stile — vom romanischen bis zum Zopfe — eine mono⸗ graphische Bearbeitung in einem eigenen Buche rechtfertigen. Aber auch die Denkmäler der Stadt Warendorf, der vielen kleinen Kirchen und Klöster des Kreises, die zum Theile aus vorhistorischer Zeit stammenden Landwehren, Anlage und Ausstattung der Burgen und Adelssitze erwecken Interesse. Es würde zu weit führen, einzelne hervorragende Kunstwerke herauszuheben; es genüge die Bemerkung, daß eine nicht unerhebliche Anzahl von Abbildungen dem Kunst⸗ handwerker unmittelbar brauchbare Vorbilder darbieten werden. Die äußere Ausstattung steht der des ersten Heftes nicht nur mse nach, sondern sie übertrifft sie sogar, da die (14) von Hundt in ünster ausgeführten Lichtdrucke in diesem Hefte wesentlich besser, d. h. durchweg
angchörend,
voller Sorgfalt gearbeitetes Sachregister: beide Register
1n G 8 W— v11“; Is.
vorzüglich zu nennen sind. Auch ist eine Buntdrucktafel (doppelseitig) beigefügt, welche von Carl Müller in Berlin nach mit feinem Geschmacke von dem leider seit der Zeit verstorbenen Kaplane Sprickmann ausgewählten und gezeichneten Initialen vortrefflich aus⸗ eführt ist. Der mit unendlicher Sorgfalt, auf Grund aller gedruckten Flnzelschriften und vielfacher Archivalien gearbeitete Text stellt sich dem des früheren Heftes ebenbürtig zur Seite. Dasselbe gilt von den (87) Holzschnitten und der typographischen Ausstattung. Möge der Verein weiter in dieser Richtung wirken und stets die materiellen Mittel besitzen, die geistigen Kräfte heranzuziehen wissen, welche eine Weiterführung des Unternehmens in gleicher Güte gewährleisten!
— Im Kommissionsverlage der J. C. Hinrichs'schen Buchhand⸗ lung zu Leipzig erschien vor Kurzem ein gut gearbeiteter, von Dr. jur. Walth. Jul. Gensel verfaßter „Katalog der Bibliothek der Handels kammer zu Leipzig“ (für 10 ℳ). Die Bibliothek der erwähnten Handelskammer ist Fachbibliothek und hat als solche im Vergleich zu einer allgemeinen wissenschaftlichen Bibliothek einen eng begrenzten sachlichen Umfang. Ihr Hauptgebiet bilden das öffentliche Recht und die Volkswirthschaftslehre, insbesondere in ihrer Anwen⸗ dung auf Handel und Gewerbe, sowie die Finanzwissenschaft; die Gesellschaftswissenschaft, welche namentlich in der reichen Literatur über die soziale Frage hervortritt, läßt sich von der Volkswirth⸗ schaftslehre nicht füglich trennen. Unter den einzelnen Gebieten, welche, sowohl dem öffentlichen Recht als der Volkswirthschaft eingehende Beachtung gefunden haben, sind fol⸗ gende hervorzuheben: das Urheberrecht und das sogenannte gewerbliche Eigenthum; Münz⸗, Bank⸗ und Kreditwesen; Ausstellungswesen; endlich die Verkehrsanstalten. Einen breiten Raum nehmen ferner die Organe der wirthschaftlichen Interessenvertretung ein; ihnen sind die Vereine und Genossenschaften und die Bildungs⸗ anstalten angereiht. Sodann folgen als selbständige Gebiete: Ge⸗ schichte, Länder⸗ und Völkerkunde und Statistik, jedoch bei Weitem nicht so reichlich vertreten, da für diese Fächer schon in anderen Bibliotheken Leipzigs gesorgt ist. Die Literatur des Handelsrechts, welches neben dem Gewerberecht und der Handels⸗ und Gewerbepolitik zunächst auf die Finanzwissenschaft folgt, ist, da sie in der Bibliothek des Reichsgerichts in hervorragender Weise gepflegt wird, nur insoweit berücksichtigt, als es sich um Werke von allgemeinerer Bedeutung handelt. Dasselbe . von der letzten Abtheilung: Gewerks⸗ lehre, insbesondere Handelsurkunde und Technologie; hier war Beschränkung deshalb geboten, weil die dahin gehörigen Werke meist nur einen engen Leserkreis haben und rasch veralten. Nach diesen Gesichtspunkten ist die erwähnte reichhaltige Bibliothek hergestellt und geordnet sowie von Dr. Gensel der Katalog registrirt worden. Innerhalb der soeben angedeuteten Anordnung des Stoffes hat sich Dr. Gensel bei der Anfertigung des Kataloges vor allen Dingen von dem Bestreben leiten lassen, das Verwandte zusammen zu gruppiren und jeder Gruppe die ihr gebührende Stelle und eine be⸗ zeichnende Ueberschrift zu geben. Die Gesammtzahl der in den Katalog aufgenommenen Büchertitel beträgt 4322, die der Bände und Hefte 8794; mit der Mitte des Jahres 1884 schließt der Katalog. Den Schluß desselben bilden 2 Register: ein Register der Namen der Ver⸗ fasser, nebersetzer und Herausgeber der Schriften und ein mit liebe⸗
erleichtern außerordentlich die Benutzung des Katalogs. 8
— Dermatologische Studien. Zweites Heft. Ichthyol und Resorein als Ue het ercbanen der Gruppe reduzirender Heil⸗ mittel von Dr. P. G. Unna, Hamburg und Leipzig. Verlag von Leopold Voß. In einer Arbeit über Ueberhäutung und Ueberhornung (Dermatoplasie und Keratoplasie) hat Dr. P. G. Unna zuerst auf die hervorragende Bedeutung einer Klasse von Arzneimitteln hingewiesen, von denen einzelne schon seit längerer Zeit pharmakologisch untersucht, wie auch praktisch im Gebrauch sind. Das Neue lag in der Klassi⸗ fikation derselben. Er nannte dieselben reduzirende Arzneimittel, da sich ihm eine ihrer Hauptwirkungen als eine Sauerstoffentziehung, also als eine Reduktionswirkung darstellte. Diese Sauerstoffentziehung ist nun bei einigen derselben ein chemischerseits längst nachgewiesener, von ihrem Wesen untrennbarer Vorgang, so bei dem Schwefelwasserstoff, dem Pyrogallol, Chrysarobin, dem Zucker. Bei anderen Mitteln derselben Klasse steht der exakte Beweis noch aus, trotzdem besteht nach dem Ergebniß ihrer klinischen Anwendung gar kein Zweifel, daß dieselben ebenfalls und zwar sehr wichtige Reduktionsmittel sind, so die ichthyol⸗ sauren Salze, das Resorein (Brenzkatechin, Hydrochinon). Diese
pharmakologische Zusammengehörigkeit sucht der Verfasser im vor⸗
die klinische Beob⸗
erweisen, soweit dazu weniger bekannten
Wund die Kenntniß der unter ihnen, vor allem der Ichthyolderivate und des Re⸗ sorcins theoretisch und praktisch zu erweitern. — Das Ichthyol, welches durch Einwirkung von konzentrirter Schwefelsäure auf das Destillationsprodukt eines bituminösen Gesteins (mit Ueber⸗ resten vorweltlicher Fische) gewonnen wird, und welches nach der Elementar⸗ analyse des Professors Dr. Baumann und Dr. Scholter 55,05 % Kohlenstoff, 6,06 % Wasserstoff, 15,27 % Schwefel, 7,78 % Natrium und 15,83 % Sauerstoff (in chem. Formel ausgedrückt C28 Hae S3 Naz Oe) enthält, ist theils rein, theils in Präparaten von mehreren Aerzten, unter denen sich Autoritäten befinden, bei akutem und chronischem Gelenk⸗Rheumatismus, bei verschiedenen Hautkrankheiten, bei Quetschungen, bei Verbrennungen ꝛc. mit überraschend gutem Er⸗ folge angewandt. — Dr. Ackermann⸗Weimar theilt in Nr. 8 der „Correspondenzblätter des Allgem. ärztlichen Vereins von Thüringen 1885“ u. a. einen Fall von chronischem Gelenk⸗Rheumatismus mit, bei dessen Behandlung er das Ichthyol als „Antirheumaticum ersten Ranges“
Hefte zu
liegenden 1 ausreicht,
achtung
vorzüglich bewährt gefunden hat. Professor Dr. Schweninger hält dafür, „daß das Ichthyol ein werthvolles, geradezu g-2 nicht nur in der äußern, sondern auch in der innern Be⸗ andlung geworden ist, und daß es namentlich bei Rheumatismen, Lumbago, Kontusionen, Haut⸗ und Muskelblutungen und verschiedenen Formen von Haut⸗Affektionen erfolgreich angewandt wird.“ — In der „Deutschen militärärztlichen Zeitschrift“ prognosticirt der Assistenz⸗ Arzt im Ulanen⸗Regiment Nr. 1, Lorenz, auf Grund mehrfacher sehr erfolgreicher Anwendung dem Ichthyol, „daß es besonders in der Militär⸗Gesundheitspflege eine große Rolle zu spielen berufen ist, speziell bei Kontusionen, Distorsionen, Panaritien und Rheumatismus.“ — Das Ichthyol, noch nicht in die Pharmakopöe aufgenommen, ist von der Ichthyol⸗Gesellschaft, Cordes, Hermanni u. Co., Hamburg, zu beziehen.
Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.
Deutsche Medizinal⸗Zeitung. (Berlin SW., Wil⸗ helmstraße 121.) Nr. 52. — Inhalt: Jaffé, Austreibungsperiode in der Geburt. — von Pettenkofer — von Sehlen — Cunningham — Trevisan, Cholerabakterien. — Pöls — Nolen, Kontagium der Lungenseuche. — Senger — Lewaschow, Pneumonikokken. — Rauschen⸗ bach, Tuberkelbacillen in den Nebennieren. — Neuhauß, Typhus⸗ bacillen beim Lebenden nachgewiesen. — Kassowitz — Hochsinter, Mikroorganismus bei hereditärer Syphilis. — Taylor, Aetiologie der Kakke. — Schwarz, perifere Körpertemperatur. — Bollinger, Plethora. — Ferrare, Gumma in Pons. — Fränkel, Schilddrüsentuberkulose. — Vetlesen, Trichterbrust. — Brewer, trilokuläres Herz. — Zaleski, Diabetes und Eisenablageruug. — Herzen, Pepfinbildung, Magen⸗ verdauung und Krankenkost. — Eulenburg, Realeneyklopädie. — Hager, Mikroskop. — Mann, Elekrizität, Pest und Cholera. —
eutsche Gesellschaft für öffentliche Gesundheitspflege: Kost⸗ und Haltekinder. — Praktische Notizen. — Vermischtes. — Umschlag: Personalien. — Familiennachrichten. — Aus Bädern und Kurorten. — Vakanzen — Anzeigen.
Deutsche Gemeinde⸗Zeitung. (Verlag von P. Stankiewiez. Berlin SW., Beuthstraße 5.) Nr. 25. — Inhalt: Das Recht auf Arbeit. II. — Petitionen beim Reichstage. Neue Eintheilung des Ober⸗Verwaltungsgerichts. — Behördliche Verfügung, betr. die Ueber⸗ tragung der Diphtheritis von Geflügel auf Menschen, zu Breslau. — Kammergerichtliche Entscheidung, betreffend die Strafbarkeit des Verweilens eines Gastes über den gebotenen Feierabend. — Mißstände beim Krankenkassengesetz. — Errichtung von telegraphischen Unfall⸗ meldestellen auf dem platten Lande. — Ueber die Unterbringung irrer Sträflinge. — Zur Steuerung des Zuhälterwesens. — Ueber den Erwerb und Verlust der Staatsangehörigkeit in Preußen. — Ver⸗ handlungen des 12. Brandenburgischen Städtetages in Rathenow. — Generalversammlung der Gesellschaft für Verbreitung von Volks⸗ bildung zu Wiesbaden. — Erweiterung der Beleihungsgrenze der städtischen Sparkasse zu Berlin. — Nichtgenehmigung des Gesuchs der Gemeindebehörden um Erhöhung der Gemeindekrankenkassen⸗ beiträge zu Stolp. — Staatswissenschaftliche Literatur. — Beilagen: Archiv für Verwaltungsrecht. — Ortsgesetze. — Deutscher Gemeinde⸗, Polizei⸗ und Schul⸗Anzeiger.
Die Arbeiter⸗Versorgung. Centralorgan für die Staats⸗ und Gemeindeverwaltungsbehörden, Vorstände der Krankenkassen und Berufsgenossenschaften. (Herausgegeben von J. Schmitz zu Berlin C., Alexanderstraße 36a.) Nr. 12. — Inhalt: Abonnements⸗Einladung. — Amtlicher Theil: A. Großherzoglich badisches Ministerialreskript vom 19. Februar 1886 Nr. 2413, betr. die Kosten der Aufsichtsführung über die örtlichen Verwaltungsstellen der eingeschriebenen Hülfskassen. — B. Bekanntmachung des Reichs⸗Versicherungsamts vom 13. Mai 1886, betr. die Unfallversicherung der für Reichs⸗ bezw. Staatsrechnung ver⸗ walteten Baggerei⸗, Binnenschiffahrts⸗, Flößerei⸗, Prahm⸗ und Fähr⸗ betriebe. — C. Rundschreiben des Reichs⸗Versicherungsamts vom 10. Mai 1886 — R.⸗V.⸗A. I. 9450 — an die Vorstände der Berufs⸗ genossenschaften, betr. die Dauer der Amtsführung der Genossenschafts⸗ organe. — D. Bescheide und Beschlüsse des Reichs⸗Versicherungsamts: 1) Versicherungspflicht von Strumpfwirkereien (§. 1 Abs. 1 U.⸗V.⸗G.). — 2) Begriff des landwirthschaftlichen Nebenbetriebes (§. 1. Abs. 3 a. a. O.). — 3) Merkmale der „Betriebsunfälle“; sind be Het. verrenkungen, Muskeldehnung ꝛc., welche infolge gewerblicher Arbeit auftreten, sowie außerhalb der eigentlichen Betriebsstätten sich ereignende Unfälle als „Betriebsunfälle“ anzusehen (§§. 1 u. 63 a. a. O.) 4) Zahlung des Mehrbetrages an Krankengeld (§. 5 Abs. 9 a. a. O.). — 5) Wie ist die Rente für die Hinterbliebenen eines durch Betriebs⸗ unfall Getödteten beim Wegfall eines von mehreren Entschädigungs⸗ berechtigten zu berechnen und anzuweisen (§. 6 a. a. O.) ?2 — 6) Ist bei Unterbringung eines Verletzten in einem Krankenhause die Ge⸗ währung einer höheren als im §. 7 Abs. 2 U.⸗V.⸗G. vorgesehenen Rente zulässig? — 7) Ersatzansprüche von Krankenkassen ꝛc. an Be⸗ rufsgenossenschaften (§. 8 a. a. O.). — 8) Zustellung der Mitglied⸗ scheine, wenn die Annahme derselben wie überhaupt jede Erklärung in der Sache verweigert wird (§. 37 a. a. O.). — 9) Unfallanzeige (§. 51 a. a. O.). — 10) Feststellung der Entschädigungen (§. 57 a. a. O.). — 11) Auszahlung der Rente an im Auslande sich auf⸗ haltende Personen (§. 69 a. a. O.). — 12) Zahlung der Rente für minderjährige Empfangsberechtigte (§. 69 a. a. O.). — 13) Kosten der Ueberwachung und Kontrole der Betriebe (§§. 82 und 86 a. a. O.). — 14) Stempelfreiheit der Physikatsatteste über die Folgen der durch
Betriebsunfälle im Sinne des Unfallversicherungsgesetzes verursachten Verletzungen (§. 102 a. a. O.). — 15) Vollstreckung der gegen Betriebsunternehmer verhängten Ordnungsstrafen (§. 106 a. a. O.). — Nichtamtlicher Theil: Kostenersparniß bei der Arzneiverordnung. Von Dr. med. Huperz in Neuwied. — Zur Anwendung des §. 48 Abs. 3 K.⸗V.⸗G. — Die Unfall⸗ und Krankenversicherung der in land⸗ und forstwirthschaftlichen Betrieben beschäftigten Personen. III. — Die Krankenversicherung im Bezirk Lothringen während des Jahres 1885. Mitgetheilt von —, Regierungs⸗Rath Becker in Metz. — Verwaltungskosten der erufsgenossenschaften. — Unfallversicherung in Oesterreich. — Entscheidungen der Schiedsgerichte. — Ergänzung des §. 73 K.⸗V.⸗G. — Abschluß der Allgemeinen Ortskrankenkasse für die Stadt Duisburg pro 1885. — Resultate der Ortskrankenkasse zu Kleve. — Sprechsaal: Inwiefern können Krankenkassen ihre Auf⸗ wendungen von den Eltern des Erkrankten zurückfordern? — Lite⸗ rarisches. — Briefkasten: Umfang der Unfallversicherungspflicht. Tritt die Befreiung von der Versicherungspflicht (§. 3 Abs. 2 K.⸗V.⸗G.) mit dem Tage der Einreichung des Befreiungsantrages oder erst von dem Tage ab ein, an welchem der Antrag genehmigt wird? Zur 8, des §. 75 K.⸗V.⸗G. 1 .
Wilh. Koch u. Reimer, Antiquariat, Prinzessinstraße Nr. 3a. Königsberg i. Pr. Catalogus XIX. Dissertationes philologicae historicae arehaeologicae magnam partem ex Batavis arcessitae. 1886. .
Pharmaceutische Centralhalle für Deutschland. e; eben von Dr. Hermann Hager und Dr. Ewald Geißler,
erlin. Nr. 26. — Inhalt: Chemie und Pharmacie: Neues pharma⸗ ceutisches Manual. — Zur Revision der Pharmacopoea Germanica edit. II. — Ueber eine einfache spektroskopische Methode zum Nach⸗ weis des Blutfarbstoffes. — Das offizinelle Veratrin. — Neue charak⸗ teristische Reaktionen der Goldsalze. — Charakteristische Reaktion des Codeins. Miscellen: Kalium sulfuratum. — Ueber käufliche Salz⸗ säure. — Chrysarobinsalbe. — Liquor Carbonis detugius. Ver⸗ silberung auf kaltem Wege. — Preisaufgaben. — Anzeigen.
Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift. 62. Bericht des unter dem Protektorat Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Frau Kronprinzessin Friedrich Wilhelm stehenden Vereins für das Museum schlesischer Alterthümer. Nr. 18. — Inhalt: Das heilige Grab in Görlitz und seine Erbauer. Von Dr. E. Wernicke in Bunzlau. — Einige Bemerkungen zu dem Artikel des Hrn. Elsner von Gro⸗ now über polnische Wappen und Adelsgeschlechter. Von Anton von Mach. — Ueber die polnische Heraldik von einem polnischen Edel⸗ mann. — Der Sakrauer Alterthumsfund. — Der Rudelsdorfer Fund von Dr. H. Crampe. — Die welschen Maurer von Bunzlau. Von Dr. E. Wernicke in Bunzlau. — Schläfenringe aus einer Legirung von Blei und Zinn, gefunden in Kl. Tinz, Kr. Breslau. Von Dr. H. Crampe. — Ein Grenzstein des Fürstenthums Neisse. Von Otto 2 — Der Adler auf dem Ständehause. Von Joh. Marcinowski. — Zur Lokalgeschichte von Breslau. — Zu den Zopten⸗Alterthümern. — Zu Nr. 17 meiner Inschriften. Oppeln, 1437. Von Direktor Dr. H. Luchs. 1
Milch⸗Zeitung. (M. Heinsius in Bremen.) Nr. 26. — Inhalt: Die Wirkung des Reichs⸗Viehseuchengesetzes vom 23. Juni 1880 in Bezug auf die Lungenseuche. — Ausstellungen: Bericht über die Zuchtviehausstellung der ostpreußischen Heerdbuchgesellschaft zur Ver⸗ der holländer Viehrassen vom 3. bis 7. Juni cr. (Schluß.) — Deutschland. Katalog der chleswig⸗holsteinischen Provinzial⸗Thierschauꝛc. — Erste bäuerliche Molkerei⸗Ausstellung zu Demmin. — Allgemeine Berichte: Zur Kindermilchfrage in Paris. — Erfahrungen in der Praxis: Ueber Ersatz von Her durch Haferschrot in dem Futter für Milchkühe. (Schluß.) — Verschiedene Mittheilungen: Deutschland. Verband von Meiereien im Großherzogthum Oldenburg. — Massen⸗ erkrankungen durch Genuß von Fleisch einer Kuh. — Ostholsteinischer Meiereiverband. — Verein zur Verstaatlichung des Grundbesitzes. — Vereinswesen und Versammlungen: Milchwirthschaftlicher Verein für Schlesien und Posen. — Exkursionen durch S enmg gcrsten⸗ — Sprechsaal: Die Verpflichtung der Molkerei⸗Genossenschaften zur Einkommen⸗ und Gewerbesteuer. — Personalien. — An⸗ und Ver⸗ hit. ven Vieh: Vollblut⸗Oxfordshiredown⸗Böcke. — Marktberichte. — Anzeigen.
Monatsschrift für das Turnwesen mit besonderer Be⸗ rücksichtigung des Schulturnens und der Gesundheitspflege. Heft 6. (Berlin. R. Gaertner's Verlagsbuchhandlung, Hermann Heyfelder. Schönebergerstraße 26.) — Inhalt: Abhandlungen: Der Reigen und seine Verwendung im EE“ Von Hugo 8 burg. — Ein Wort zur Vertheidigung der Turnhallen. Von Gym⸗ nasiallehrer Fr. Vollheim zu Eisleben. — Das Strukstehlen (ein Turnspiel). Von G. Tönsfeldt⸗Altona. — Beurtheilungen und An⸗ zeigen. — Vermischtes. 8
llustrirte Berliner Wochenschrift „Der Bär“. (Verlag von Gebrüder Paetel in Berlin W.) Nr. 39. — Inhalt: Gedenktage. — „Verfestet“, eine Berliner Geschichte aus dem Jahre 1380 von Oskar Schwebel (Fortsetzung). — Feuilleton: Der Brand des Königlichen Opernhauses in Berlin, von E. K. — Die Berliner Straßenreinigung vor 200 Jahren, von F. Meyer. — Adalbert von Chamisso in Berlin, von C. Neumann⸗Strela. — Ein Aufruhr 8 Guben im Jahre 1618, von Adam Löffler. — General⸗Arzt Dr. Görcke, der Begründer der militärärztlichen Akademie, von P. Wallé (mit Porträt). — Miscellen: Todesmuth Friedrichs II. (mit Abb.). eche Gesundbrunnen vor hundertzwanzig Jahren (mit Abb.). —
iserate.
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1 Inserate für den Deutschen Reichs⸗ und Königl. Preuß. Staats⸗Anzeiger und das Central⸗Handels⸗ register nimmt an: die Königliche Expedition des Heutschen Reichs⸗Anzeigers und Königlich Preußischen Staats-Anzeigers: 8 Berlin SW., Wilhelm⸗Straße Nr. 32. ³.
1. Steckbriefe und Untersuchungs⸗Sachen.
2. Zwangsvollstreckungen, ladungen u. dergl.
3. Verkäufe, Verpachtungen, Verdingungen ꝛc.
4. Verloosung, Kraftloserklärung, Zinszahlung u. s. w. von öffentlichen Papieren.
Deffentlicher Anzeiger.
5. Industrielle Etablissements, Fabriken und
Großhandel. 6. Verschiedene Bekanntmachungen. 7. Literarische Anzeigen.
Aufgebote, Vor⸗
9. Familien⸗Nachrichten.
8. Theater⸗Anzeigen. In 8 2219 1 age.
Inserate nehmen an: die Annoncen⸗Expeditionen des „Invalidendank“, Rudolf Mosse, Haasenstein & Vogler, G. L. Daube & Co., E. Schlotte, Büttner & Winter, sowie alle übrigen größeren Annoncen⸗Bureanx.
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Steckbriefe und Untersuchungs⸗Sachen.
[17407] Steckbrief.
Gegen den unten beschriebenen Former Johann Friedrich Ernst August Karl Nitschke, geboren am 7. Juni 1855 zu Dobbersaul, Kreis Kossen, welcher ich verborgen hält, soll eine durch vollstreckbares
rtheil der IV. Strafkammer bei dem Königlichen Landgerichte I. zu Berlin vom 18. Februar 1886 er⸗ kannte Gefängnißstrafe von 3 Monaten 14 Tagen vollstreckt werden. Es wird ersucht, denselben zu ver⸗ haften und in das Strafgefängniß zu Plötzensee bei Berlin unter Angabe des Aktenzeichens J. III. c. 548. 85 abzuliefern.
Berlin, den 17. Juni 188è6.
Der Erste Staatsanwalt beim Königlichen
Landgericht I. Beschreibung: Statur mittel,
Statur klein trägt grau,
[175760 r Gegen den 2 Alter 31 Jahre. S 6. Juli 1857 kräftig. Haare dunkelblond. Stirn breit. Bart hell⸗ blond. Nase dick. Gesichtsfarbe gesund. Sprache pol⸗ nischer Dialekt. — 8 lungen mit [17579] Steckbrier. .
Gegen die unten beschriebene verehelichte Rosalie Veronica Pranschke, geborene Grieser, auch Gryza, geboren am 15. September 1857 zu Bromberg, welche flüchtig ist resp. sich verborgen hält, ist die Unterfuchungshaft wegen Beebsaht nach mehr⸗ maliger Vorbestrafung wegen Diebstahls in d Akten J. III. D. 380. 86 verhängt.
abzuliefern.
Es wird ersucht, dieselbe zu verhaften und in das Untersuchungs⸗Gefängniß zu Berlin NW., Alt⸗ Moabit 11/12, abzuliefern.
Berlin, den 28. Juni 1886.
Königliche Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht I. J. A.: Schaeffer.
Beschreibung: Alter 28 Jahre, Größe 1 m 58em, untersetzt, ony⸗Haare, Augen ase gewöhnlich, Mund gewöhnlich, Kinn oval Gesicht rund, Gesichtsfarbe gesund, Sprache deutsch und polnisch. Kleidung: schwarzer Hut, schwarzes Kleid, dunkelblauer Regenmantel.
Arbeiter zu Biscupice, geboren, welcher sich verborgen hält, ist die Unter⸗ suchungshaft wegen Vornahme einer Person unter 14 Jahren in den Akten III. J. 160/86 verhängt.
Es wird ersucht denselben zu verhaften und in das Untersuchungs ffängniß zu Berlin, Alt⸗Moabit 11/12, ackola ker mit blonden Haaren.
Berlin, den 29. Juni 1886.
8 Der Untersuchungsrichter 1 bei dem Königlichen Landgerichte II.
[17581] Der unterm 17. Juni 1885 hinter
mit erneuert.
Berlin, den 29. Juni 1886. dunkelblond, Stirn rauen dunkelblond, Augen
[17404]
Eteckbrief. e wird zurückgenommen. Johann Mackolak am Kreis Schildberg, Königliches Landgericht
unzüchtiger Hand- Johl
[17623]
aus Hausen bei Friedber Men lassene Steckbrief wird genommen.
ist ein kleiner, ste iermit als
Steckbriefs⸗Erneuerung. meister Oscar Moritz Friedrich Baum,
28. Juni 1850 zu Schwertin, Kreis Lauban, in den Akten J. Ia. 300. 85 erlassene Steckbrief wird hier⸗
Königliche Staatsanwalschaft beim Landgericht I.
Steckbriefs⸗Erledigung. Der gegen den Arbeiter Carl Heinrich
Schulz wegen Diebstahls in den Akten R.
214/85 unter dem 10. März 1885 erlassene Steck⸗
lin, Altmoabit Nr. 11/12 (NW.) den 25 Juni
Der Untersuchungsrichter.
Der gegen den Mechaniker Johann Ludwig Mohr unterm 25. Juni cr. er⸗
Fraukfurt a. M., den 30. Juni 1886. Der UntersuchungsrichtergII.
[17406] Steckbriefs⸗Erledigung. Der gegen den Güteragenten und Taxator Heinrich riedrich Joachim Möller, am 1. Februar 1838. u Brunshaupten in Mecklenburg geboren, wegen Voll⸗ treckung einer 6monatigen Gefängnißstrafe in den kten — J. III B. 113. 82. — unter dem 30. No⸗ vember 1885 erlassene Steckbrief wird zurück⸗ genommen. Berlin, den 25. Juni 1886. Staatsanwaltschaft bei dem Königlichen Landgericht I.
den Schlächter⸗ eboren am
riedrich . R. II. [17405] Steckbrie E.-nege ng 8 Der gegen den Schneidermeister Nepomuk Szy⸗ mansky, zuletzt hier wohnhaft gewesen, wegen wissentlichen eineides, wiederholten strafbaren I. Eigennutzes und Vergehens gegen die öffentliche Srbnung unter dem 13. April 1886 erlassene Steck⸗ brief wird erneuert. 1 Potsdam, den 26. Juni 1886. Der Untersuchungsrichter beim Königlichen Landgericht.
erledigt zurück⸗ 17577] Steckbrief.
Gegen den Schmied Ernst Albert Franz Linck, eb. am 4. April 1858 zu Beeskow, zuletzt in öpenick aufhältlich gewesen, jetzt unbekannten Auf⸗ enthalts, welcher sich verborgen hält, ist wegen un⸗