1886 / 159 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 09 Jul 1886 18:00:01 GMT) scan diff

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esterreich⸗Ungarn. Wien, 7. Juli. Wie die Pol 8ber⸗ ichrrnmats wird die von dem Unterrichts⸗Minister Dr. von Gautsch einberufene Enquete über die Reform 32 Reeen 12. d. M., durch den Unterrichts⸗Minister eröffnet werden. 6 „Juli. (Presse.) Der rumänische E8.8 wird heute, spätestens morgen, ge⸗ schlossen. Die Synode der Bischöfe ist gestern zusammen⸗ etreten, lehnte jedoch die Durchführung des Kongreßbeschlusses, etreffend die Kreirung einer Weihbis chofsstelle, ab, weil die Canones der gr.⸗or. rumänischen Kirche von einem Weih⸗ bischof nichts wissen und auch das sanktionirte Oeepitstinaf. statut der gr.⸗or. rumänischen Metropolie eine Se eic. nicht kennt. 8* der heutigen Kongreßsitzung theilte die Synode diesen Beschluß mit.

itannien und Irland. London, 8. Juli, Abensee”cst T. B.) Bis heute Abend 7 Uhr waren 494 Parlaments⸗Wahlen bekannt; davon entfallen auf die Konservativen 249, auf dissentirende Liberale 50, auf An⸗

änger Gladstone's 130 und auf Parnelliten 65. Bei den

Pünkrn in den englischen Städten, die nunmehr be⸗ endet sind, wurden 144 Konservative, 22. dissentirende Liberale und 60 Anhänger Gladstone’'s gewählt; London mit seinen Vorstädten wählte 49 Konservative, 2 dissen⸗ tirende Liberale und 11 Anhänger Gladstone's.

Nach Meldungen aus Cardiff kam es daselbst in der vergangenen Nacht, bei der Verkündigung des Resul⸗ tats der stattgehabten Parlamentswahl, zwischen den Anhängern der einander gegenüberstehenden Parteien zu Thätlichkeiten, sodaß die Polizei einschritt und von der Waffe Gebrauch machte. Die Zahl der Verwundeten, unter denen sich auch viele Frauen befinden, wird auf nahe an hundert angegeben; mehrere Personen sind schwer verletzt.

Frankreich. Paris, 8. Juli. (W. T. B.) Der Mimͤffen 778 Posten und Telegraphen hat mit den Messageries maritimes einen Vertrag abgeschlossen, durch welchen der bestehende Dienst geändert und hauptsächlich

efordert wird, daß nur in Frankreich gebaute Schiffe in Dienst gestellt und nur französische Kohlen ver⸗ wendet werden. Der Vertrag hebt die Vortheile auf, welche in den Frachtsätzen den englischen Erzeugnissen zum Nachtheik der französischen Waaren gewährt waren. Der Vertrag wird zu Ende des Jahres 1888 in Kraft treten.

Die Einnahmen des Staatsschatzes im Monat Juni betrugen 3 ½ Millionen Francs weniger als die Vor⸗ anschläge des Budgets. Die Einnahmen im ersten Halb⸗ jahr dieses Jahres betragen 38 Millionen weniger als in 8 gleichen Periode des vorigen Jahres. Das Defizit

rührt hauptsächlich von den geringeren Einnahmen an der

Zuckersteuer her.

8. Juli, Abends. (W. T. B.) Der Senat hat den

Gesetzentwurf, welcher die Anwendung einer Zuschlag⸗ taxe auf fremden Kolonialzucker bis zum 30. August

1888 verschiebt, in der von der Deputirtenkammer be⸗

lossenen Fassung angenommen. 1“

8 8 ö“ setzte die Berathung der Vorlage, betreffend die Erhebung einer Zuschlagtaxe auf Cerealien, fort und beschloß mit 310 gegen 240 Stimmen, zu der Berathung der einzelnen Artikel überzugehen.

Privatmeldungen aus Cambodscha sagen: Si⸗

votha, ein Bruder des Königs, der seit einer Reihe von

Jahren an der Spitze aller aufständischen Bewegungen stand, sei von einheimischen Milizen gefangen und erschossen worden. Der „Temps“ erwähnt die Meldungen mit Vorbehalt, da

jede weitere Bestätigung fehle.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 9. Juli. (W. T. B.) Der „Regierungs⸗Anzeiger“ bringt ein ommuniqué über die Batumfrage, welches besagt: die Ansicht der auswärtigen Journale, daß die Schließung des Freihafens von Batum eine Verletzung des Berliner Ver⸗ trages enthalte, sei eine irrige, denn die Errichtung des Frei⸗ hafens habe unter Umständen stattgefunden, die sich seitdem vollständig verändert hätten. Die augenblicklichen Umstände seien nicht allein lästige für den Staatsschatz, sondern führten auch wegen des auf der Landseite bestehenden Zollkordons für die materielle Handelsentwickelung von Batum und dem nach dem Kriege mit Rußland vereinigten Gebiet die größten Nachtheile herbei. Unter Anderem hätten darunter der Naphthahandel unnd die Naphtha⸗Industrie zu leiden, was nicht blos für Transkaukasien, sondern auch für die ausländischen Konsu⸗ menten von großer Bedeutung sei. Die Bevölkerung der Umgegend aber werde durch die Eristen, der Oktroi⸗Abgabe in vieler Beziehung geschädigt und führe lebhafte Klagen. In Erwägung dieser Umstände habe die Kaiserliche e

nicht aus dem Auge verlieren können, daß der Art. 5

des Berliner Vertrages eine vollständige Nebenstelle in dem Vertrage einnehme. Denn er enthalte nicht das Re⸗ sultat einer Uebereinstimmung aller Mächte, sondern nur eine ganz von freien Stücken von Rußland abgegebene Er⸗ klärung, in Batum einen Freihafen einrichten zu wollen. Die Vortheile, welche man damals den vertragschließenden Mächten zu gewährleisten beabsichtigte, könnten nicht mehr in Betracht gezogen werden; denn nach der Abschaffung des kauka⸗ sischen Transitverkehrs habe Batum aufgehört, ein Entrepotplatz für die zwischen Europa und Persien ausgetauschten Waaren zu sein, und habe sich nur den Importhandel erhalten. Mithin seien gegenwärtig keine äußeren Interessen vorhanden, durch welche Ruß⸗ and bestimmt werden könnte, Opfer zum großen Schaden des Gebietes des Freihafens zu bringen. Daß die Umstände für den Fretpofen ungünstige seien, habe eine achtjährige Er⸗ fahrung bewiesen; es liege kein Grund vor, daran zu zwei⸗ feln, daß es absolut nothwendig sei, den Freihafen zu schließen.

Zeitungsstimmen.

Die „Deutsche Konsulats⸗Zeitung“ druckt die Urtheile der deutschen Handelskammern über unser Konsular⸗ wesen ab und bemerkt einleitend dazu: 1 In Nachfolgendem werden die Aeußerungen der deutschen Handels⸗ kammern über unser Konsularwesen nach den pro 1884 und 1885 er⸗

8 statteten Berichten dieser Korporationen auszüglich wiedergegeben. Es 8

dürften damit die neuerdings wieder in einem Theile der Presse her⸗ vorgetretenen recht absprechenden Urtheile, insbesondere auch über die e eite statzhih. theilweise die wünschenswerthe Korrektur erfahren. Diese Uebersichten sollen fortgesetzt werden, da die Berichte der deutschen Handelskammern über das Vorjahr nur erst zum kleineren Töheile erschienen sind. Jedenfalls das geht auch schon aus den

nachfolgenden Aeußerungen hervor

sind die offiziellen Vertretungen

überzeugt, daß die del und Gewerbe ganz allgemein davon ü ugt, de ernene unablässig bemüht ist, das Konfulnceisndiemibar en. Wesentliche Fortschritte diese ung durchweg mit Befriedigung konstatirt.

In den „Berliner Politischen Nachrichten“

ir: iti lesen n neues Anerkennungszeugniß der deutschen Kolonialpolitik aus

sch 8 8 8 des Hrn. zsischem Munde bringt ein demnächst erscheinendes Buch des K , Deputirten ges Seine⸗Departements. Das Beich ürt den Titel: „L'expansion coloniale de la France. 8. 8 1.25 tung untersucht der Autor die Ursachen der 9 en 3 vn gung, welche alle größeren Nationen Europas ergriffen ha Ftlic ohe va politischen als kommerziellen, industriellen und werschasee Iatam punkte aus. In Betreff Deutschlands bemerkt Hr. de anes anr 1.8 „Deutschland hat diese Lehren der Geschichte ö“ 1s standen. Es genügt ihm nicht, den ersten Rang in hs zunehmen, sondern es lenkt seine Hauptanstrengungen 8 Feinig 8 Jahren auf die Schaffung einer See⸗ und Kolonialmacht, ie ihm bi zum heutigen Tage mangelte. ... Unterdessen baut es CFrte⸗ d. über Kriegsschiffe, sendet Flotten nach allen Punkten des 1 allgtk 8 legt die Hand auf alle überseeischen Gebiete, deren es sich . üeer kann. Offenbar strebt sein großer Staatsmann, indem er srhens S. einem doppelten Ziele nach: durch die Marine der 7 r 8 Deutschlands einen Stärkezuwachs zu verschaffen, und Fern n shii⸗ Absatzmärkte zu Seh2 die ihr, wie der aller anderen Völker, meh ind mehr zu fehlen beginnen.“ Behr se . die da wegen des Kostenpunktes jammern, der uns durch den Besitz von „Sandlöchern“ und Fiebernestern,, erwächst, folgender, mit Bezug auf die Kolonialpolitik des eigenen e thaner Ausspruch Herrn de Lanessan’'s zur Beherzigung empfo blen: Wie Athen und Sparta in Asien, wie Rom in Gallien, so uchen Frankreich, England, Deutschland in Indien, Ozeanien, im s Osten die zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse nöthigen Reich⸗ thümer. Dafür bringen sie in jene Gegenden, sammt ihren vhatat. erzeugnissen, den sie beseelenden Genius. Wenn man von mir forderte, die Bilanz dieser doppelten Operation in Millionen aufzumachen, so würde ich mich auf die Antwort beschränken, daß es mir shfs gsber⸗ schlägt, zu wissen, was dem römischen Volke die Eroberung 88 iens gekostet hat. Mir genügt das Bewußtsein, daß das heutige Fran reich die Frucht der kolonialen Ausbreitung Roms ist, wie das Algier, Indochina, Madagaskar, Tunis der Zukunft die Früchte der kolonialen Ausbreitung Frankreichs sein werden“.

Die s„‚Nationalliberale Correspondenz“ schreibt: Die Maßregeln gegen die sozialistische Bewegung stehen fast in der ganzen civilisirten Welt im Vordergrunde der öffentlichen Erörterung, und ohne Scheu darf man sagen, daß Deutschland auf diesem Gebiete einen großen Triumph erlebt. Die Leitung unserer Reichspolitik darf die Anerkennung für sich fordern, daß sie, nachdem die sozialistische Gefahr einmal in ihrem vollen Umfange erkannt war, einen durchaus klaren Standpunkt derselben gegenüber einge⸗ nommen und ihn mit strenger Folgerichtigkeit festgehalten hat. Dieser Standpunkt geht dahin, alles auf den wesentlichen Grundlagen der bestehenden Gesellschaftsordnung irgend Mögliche zur Verbesserung des Looses der arbeitenden Klassen zu thun, alle darüber hinausgehenden Bestrebungen aber, als mit dem Gemeinwohl unverträglich, ins⸗ besondere jede Gefährdung der staatlichen Sicherheit und Ordnung, schonungslos zu unterdrücken. Was ist nicht im Auslande über diesen Standpunkt anfangs gespöttelt und geschmäht worden! Und jetzt sieht sich ein Staat nach dem andern gezwungen, die Bahn Deutschlands zu betreten. An den schwierigeren Theil der Aufgabe freilich, an die positiven Maßnahmen zur Verbesserung der Lage der Arbeiter, haben sich noch die wenigsten herangewagt; um so entschiedener aber wird die Repression jetzt in Ländern gehandhabt, in welchen man der deutschen Bekämpfung der Sozialdemokratie gegenüber noch bis vor Kurzem nicht laut genug den Grundsatz des Gehenlassens predigen konnte. Was in Belgien und in den Vereinigten Staaten, ganz besonders aber, was in der Schweiz und vor Allem soeben in Italien geschehen ist, enthält für das Vorgehen der deutschen Reichsregierung die glänzendste Rechtfertigung. Mag man sonst über die zweckmäßigste Gestaltung der Sozialpolitik der verschieden⸗ artigsten Ansicht sein darüber sind zuletzt wohl so ziemlich alle Re⸗ gierungen einig, daß die heutige sozialistische Propaganda ein inter⸗ nationaler Feind ist, der überall mit den ernstesten und wirksamsten Mitteln zurückgewiesen werden muß. Bei dieser Sachlage müssen die Leistungen der „deutschfreisinnigen“ Presse, die sich in endlosem von der gewohnheitsmäßigen Nörgelei bis zu akutem Zetergeschrei gesteigertem Tadel über die antisozialistischen Vorkehrungen der Regierung ergeht, einen eigenthümlichen Eindruck machen. Man könnte sie komisch finden, wenn es nicht empörend wäre, daß man im fortschrittlichen Lager innerlich über die Lahmlegung der Sozialdemokratie eigentlich ganz befriedigt ist, während man nach außen radikale Entrüstung zur Schau trägt, um von den führerlos gewordenen Arbeitermassen möglichst Viele für die eigene Fahne ein⸗ zufangen. Mögen sich die Herren aber bei diesem Manöver nicht verrechnen! Uns gehen aus den verschiedensten Theilen des Landes Nachrichten zu, daß nicht allein die antisozialistischen Maßregeln der Regierung im Allgemeinen die Billigung der Bevölkerung haben, sondern auch, daß zahlreiche besonnene Männer, die bisher zur „deutsch⸗ freisinnigen“ Partei gestanden, sich gerade wegen der Haltung der letzteren in dieser Frage von ihr abwenden.

Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteo⸗ rologie. Organ des Hydrographischen Amts und der Deutschen Seewarte. Herausgegeben von dem Hydrographischen Amt der Admiralität. Vierzehnter Jahrgang. 1886. Heft VI. Inhalt: Bericht der Direktion der Seewarte über die Cypklone im Golf von Aden im Anfang Juni 1885. (Schluß und Nachtrag.) Reise S. M. S. „Moltke“ nach Island. Bemerkungen über Port Darwin und Jones⸗J. an der Nordküste von Australien. Aus dem Reisebericht des Kapt. Meyerheine, Führer der deutschen Bark „Hugo“. (D. S.) Iloilo und Versegelung von dort nach Cebu. (D. S.) Beschaffenheit des Ankergrundes im Hafen von Antofagasta, Westküste von Süd⸗Amerika. (D. S.) Bericht über den Orkan vom 14. Mai in Krossen und Umgebung. Von Prof. Dr. Köppen. (D. S.) Aufforderung, betreffend Peh ungen der glänzenden Himmelserscheinungen, welche seit dem Sommer 1885 öfter in Mittel⸗Europa gesehen worden sind. Kleine Notizen. Tabellen.

Kartenbeilagen.

Statistische Nachrichten.

Ueber die Spielkartenfabriken und den Verkehr mit Spielkarten im Deutschen Reich für das Etatsjahr 1885/86 ist einer im Maiheft zur Statistik des Deutschen Reichtz ver⸗ öffentlichten Uebersicht zu entnehmen, daß die Gesammtzahl der Spiel⸗ kartenfabriken wie im Vorjahr 61 betrug. Am Anfang des Etats⸗ jahres 1885/86 hatte der in diesen Fabriken vorhandene Bestand an unversteuerten Spielkarten 671 894 Spiele von 36 oder weniger Blättern und 177 996 Spiele von mehr als 36 Blättern betragen, und am Schluß des Jahres stellte sich derselbe auf 758 570 bezw. 207 487 Spiele, nachdem im Laufe des Jahres 3 678 501 bezw. 1 304 541 Spiele zu⸗ und 3 591 825 bezw. 1 275 050 Spiele abge⸗

angen waren. Von diesem Abgang sind versteuert worden 3 388 796 ezw. 205 744 Spiele (im Vorjahr 3 291 944 bezw. 203 514 Spiele); 199 714 bezw. 1 055 527 (1884/85 236 865 bezw. 1 074 943) Spiele wurden in das Ausland ausgeführt. Einschließlich der vom Ausland eingegangenen und in den freien Verkehr getretenen Spielkarten sind im Reichsgebiet überhaupt zur Versteuerung und in den Verbrauch

Semestern Stu⸗

Spiele von mehr als 36 Blättern (1884/85 3 308 100 bezw. 212 1n

Spiele). 4 Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berli sind . hiesigen Standesämtern in der Woche 8 27. Juni bis incl. 3. Juli cr. zur Anmeldung gekommen: 210 Che⸗ schließungen, 847 Lebendgeborene, 34 Todtgeborene, 708 Sterbefälle

Uebersicht

Studirenden an den landwirthschaftlichen E.“—“ während des Sommer⸗Semesters 1886.

Studi⸗ rende aus Hospi⸗ zusan⸗

früheren tretene

Bezeichnung der Akademie. tanten men.

dirende

1) Landwirthschaftliche Hochschule

zu Berlin

2) Landwirthschaftliche Akademie 8 zu Poppelsdorf .. .. 43 43 2 88 zusammen. 115 95 101 311

*) Außerdem nahmen an den Vorlesungen bezw. praktische der landwirthschaftlichen Hochschule Theil: 210 Studirende der Universität und 48 Studirende der Thierarzneischule, zusamman 258 Studirende.

Von den übrigen 311 Studirenden sind:

aus der Provinz Ostpreußen.

Westpreußen Brandenburg. Pommern Posen. Schlesien 11“ Schleswig⸗Holstein. Hannover . Westfalen... Hessen⸗Nassau. Rheinland . Hohenzollern aus Preußen ... . aus den übrigen deutschen Staaten aus Deutschland . aus dem Auslande. 655 8. zusammen wie oben 311 Studirende.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Das Juliheft der „Deutschen Rundschau“ (Verlag von Gebr. Pätel, Berlin) eröffnet der den Lesern der Zeitschrift wohl⸗ bekannte Salvatore Farina mit einer neuen Erzählung „Die letzte Schlacht des Priesters Augustin“. Auf das Glaärzendst zeigen sich hier wiederum der Humor und die Schilderungs⸗ gabe des Autors, sein tiefes Gemüth und warmes Herz. Bewexgend und erschütternd klingt der Schluß der „Erinnerungen an Gustar Nachtigal“ aus, der uns nochmals die Persönlichkeit des Forschung⸗ reisenden vor Augen führt, zumeist in seinen eigenen Worta. Viele werden in den hier mitgetheilten Briefen Nachtigel von einer ganz neuen Seite kennen lernen, und zwar vor der des gutmüthigsten Spottes und des erquickendsten Frohsinn⸗. Professor Friedrich Ratzel entrollt vor uns „Das geographische Bib der Menschheit“, indem er an die hundertjährige Wiederkehr jene Zeit anknüpft, in welcher Herder seine „Ideen zu einer Philosophie der Geschichte der Menschheit“ geschrieben, und des Weiteren sodam ausführt, daß das Bild der Menschheit nach hundert Jahren, alo jetzt, forschenden Geistern in den Hauptzügen wirklich so erscheint wie Herder es in seinen „Ideen“ nur nach dem Anblick aus der Ferm⸗ geschildert hatte: die Einheit des Menschengeschlechtes wird anerkannt und dessen enge Verbindung mit der Natur ist das Mittel, jene in verstehen. In das entfernteste Alterthum führt uns Ernst Zitelmam in seinem Aöhse „Eine neuentdeckte altgriechische Gesetzgebung zurück 1884 war es, als in den Ruinen der vor zweitausend Jahren blühen gewesenen griechischen Stadt Gortzna auf der Insel Kreta ein Fund gemacht wurde, der das höchste Interesse nicht nur der Gelehrten sondern des ganzen gebildeten Publikums beanspruchen darf: man hatte eine Mauer mit einer Inschrift entdeckt, welch letztere ein vol⸗ ständiges Gesetz für das alte Gortzna, und damit das älteste Gesete werk, das wir überhaupt außer der in der Bibel aufbewahrte Mosaischen Gesetzgebung bisher kennen, enthält. Professor Zite⸗ mann geht näher auf diese Gesetzgebung ein und giebt in seine Ausführungen einen fesselnden Beitrag zur altgriechischen Kultur. E. Reyer setzt seine unterhaltenden Studien über Kalifornien fort und der Roman Gottfried Keller's „Martin Salander“ rechtfertigt jetzt, wo er sich dem Ende naht, die Erwartungen, die man an 5 Anfang knüpfen durfte: daß die deutsche Literatur hier um ein großes und bleibendes Werk bereichert worden sei. Interessant und ü8 regend ist Otto Gildemeister's Essay: „Der Kampf gegen die Fremd⸗ wörter“, in welchem er nachweist, daß unter den Uebeln, die unsen Sprache bedrängen, der Gebrauch der Fremdwörter nicht das größeste sei, daß man sich gegen eine gewisse Sprachverwilderung viel meht wahren müsse. Professor Ludwig Friedländer giebt sodann noch persön⸗ liche „Erinnerungen an Turgenjew“, und die „Literarische Rundschau wie literarische Notizen gewähren einen Ueberblick der neuen hefrne ragenden literarischen Erscheinungen. Nach dem Vorstehenden leite das Juliheft der „Deutschen Rundschau“ das eben beginnende neur Quartal bestens ein. Von der im A. Hartleben'schen Verlage (Wien) erscheinende Publikation „Zwischen Donau und Kaukasus“, Land⸗ 9 Seefahrten im Bereich des Schwarzen Meeres, von A. vor Schweiger⸗Lerchenfeld (mit 215 Illustrationen und 11 Karte worunter zwei große Uebersichtskarten in Wandkarten⸗Format. 25 Liefe rungen à 60 ₰), liegen uns die vierte, fünfte und sechste Lieferung 78 Dieselben entrollen ein anschauliches Bild jenes ungeheuren Sberdhe gebiets, das sich von der Donau bis zur Wolga und dem Kaspische Meere erstreckt. Wir heben als besonders gelungen hervor: Un Schilderungen der Natur des Landes, die Vegetationsbil 6 die fesselnde Darstellung der Steppenstürme und andere 8 schaftliche Schilderungen. Dazu kommt eine knappe, a. 1 klare Auseinandersetzung über das Russenthum vom ethnologiscen und geschichtlichen Standpunkte. Sehr zeitgemäß sind die Mitthä lungen über die Krim. Der Verfasser läßt auch hier einen alleg emein historischen Ueberblick vorausgehen und beschäftigt sich einge end mi der Natur dieser Halbinsel, deren Südküste bekanntlich zu den rei

zu Livadia, die Stätten des Krimkrieges und das Innere der dn insel mit ihren hochinteressanten Oertlichkeiten sind eingehend handelt. Dieses Kapitel enthält eine Fülle des Lehrreichen un⸗ Interessanten. Illustrationen und Karten sind, wie in den vorau gegangenen Lieferungen, sehr gelungen. 1 Das soeben erschienene 19. Heft der von Fr. Pecht

der Bruckmann'schen Verlagsanstalt (München) hercusgegehemn „Kunst für Alle“ bringt über die Berliner Jubiläums Ausstellu die Fortsetzung der ausführlichen Ausstellungsberichte von Flder Pecht und die sehr gelungenen Reproduktionen der Ausstellungs in⸗ Brandschatzung von Wisby von C. G. Hellqvist; In der Worffam von C. F. Smith; Desdemona von Hugo König (als n. er) saec wei Töchter des Ozeans von A. Delobbe; Im Johannishospita 6 rügge von Marg. Löwe; Feierabend von Fr. Kallmo gen;⸗ 9 Lebensmüden von E. Neide; Deckengemälde im Kuppelraum der Vr stellung von W. Friedrich und Ein junger Tasso von A. Schrö 8 Das Heft enthält ferner außer den üblichen Kunstnotizen, Besprechu

gelangt 3,405 151 Spiele von 36 oder weniger Blättern und 209 664

gen, Briefkasten ꝛc., die Fortsetzung der sehr amüsanten Erinnerunger

vollsten Strichen von Osteuropa gehört. Die Sommersitze der Cäan⸗

ben E. J. Hähnel's von Julius Grosse und des Berichts nus dem Shasser Salon, und eröffnet mit E. Grünewald’s „Das Urheberrecht auf dem Gebiete der bildenden Kunst und der Photo⸗ graphie“ eine neue Rubrik für diese für Künstler höchst wichtige

Materie, welcher in Zukunft auch ein juristischer Fragekasten gewid⸗

met werden soll.

Gewerbe und Handel.

Ueber den Artikel Gummi arabicum ist nach dem Jahres⸗ bericht der Handelskammer zu Breslau für 1885 eigentlich, soweit es sich um egyptischen Gummi handelt, nichts mehr zu sagen, denn die Vorräthe sind, so unglaublich es klingt, nahe am Ende. Elegirte Gummata, die heute schon 500 600 kosten, werden in wenig Monaten überhaupt nicht mehr zu schaffen sein. Natureller egyptischer Gummi, Anfang 1884 noch 140 fl. kostend, ist heute auf 250 300 fl. estiegen. Es darf dies nicht Wunder nehmen, wenn man auf die Anarchie blickt, die im Sudan herrscht. Während sonst von Kairo 15 20 000 Farden allein nach Triest geliefert wurden, ist vergangenes Jahr an diesen Platz so gut wie nichts gekommen. Die neuesten Nachrichten aus dem Insurrektionsgebiet haben auch den letzten Rest von Möglichkeit geraubt nachdem die wenigen Karawanenstraßen sich im Besitze der Aufständischen befinden —, irgend welche Zufuhren zu erhalten. Triest, das im Dezember 1884 noch ca. 5000 Farden be⸗ saß, hatte am 1. Dezember 1885 nur noch 16 Farden. Dabei ist saß. zu vergessen, daß auch nach Herstellung geordneter Zustände von erwähnenswerthen Zufuhren keine Rede sein kann, weil das Wenige, was überhaupt an Gummi im Sudan gesammelt worden ist, theils als Nahrungsmittel benutzt wurde, theils vernichtet worden ist. Den hohen Preisen gegenüber, die egyptischer Gummi erzielte, war der Zufluß von ostindischen, australischen und anderen Abarten natürlich ungemein groß. London importirte von allen Deskriptionen 1884 im Ganzen 30 623 Kisten und lieferte 27 514 Kisten vom Lager, doppelt so viel wie in den Vorjahren. Es handelt sich aber hierbei um Qualitäten, die egyptische Gummi nie ersetzen können. Dabei war auch die Ernte an Senegal⸗Gummi sehr gering und heute ist echter Bas du fleuve-Gummi in dem Hauptstapelplatz Bordeaux schon nicht mehr zu finden, so daß wir bald auf den untergeordneten Galam⸗ Gummi angewiesen sein werden, der bekanntlich 15 20 % Schmutz und Staubtheile enthält.

Breslau, 8. Juli (W. T. B.) In der heute stattgehabten Sitzung des Aufsichtsraths der Vereinigten Breslauer Oel⸗ fabriken, Aktien⸗Gesellschaft, wurde beschlossen, nach Ab⸗ schreibung von 217 000 ℳ, aus dem Aktienrückkauf herrührend, und von 49 000 ℳ, aus dem Betriebsgewinn herrührend, der General⸗ versammlung eine Dividende von 3 ½ % vorzuschlagen.

London, 8. Juli. (W. T. B.) Wollauktion. Tendenz sehr fest, Preise anziehend.

Bradford, 8. Juli. (W. T. B.) In Wolle lebhaftes Ge⸗ schäft bei geringer Avance, Spekulation jedoch ruhig, Exportgarne fest, ruhiger, Stoffe stetig. G

Helsingfors, 5. Juli. In dem Konkurse der Firma Oscar Lindblad hierselbst ist der Prüfungstermin auf den 2. August d. J., 11 Uhr Vormittags, sowie in dem Konkurse der Firma Leonard Lindblad hierselbst auf den 2. September d. J., 11 Uhr Vormit⸗ tags, feltgesett worden.

In beiden Fällen findet der Termin vor dem Rathhausgericht zu Helsingfors statt.

8 DSESubmissionen 8— Auslande. I. Belgien.

1) 21. Juli, 11 Uhr Vormittags. Société Nationale des chemins de fer viecinaux. Bureau: Rue de la loi Nr. 9 zu Brüssel.

a. Vergebung des Betriebes der Strecken Andenne Eghezée, Melreux Laroche, Poix —St. Hubert.

b. Bau der Strecken Charleroi —Mont⸗sur⸗Marchienne, Char⸗ leroi —Montigny⸗le⸗Tilleul, Charleroi —Lodelinsart.

Näheres im genannten Bureau, bezüglich b außerdem beim Ingenieur Bouillon zu Roux⸗les⸗Charleroi.

2) 4. August, Mittags. Börse zu Brüssel. Uebernahme gegen Baarzahlung von 2396 alten Waggonrädern und 465 stählernen Waggonachsen verschiedener Dimensionen, die zu Malines lagern. 20 Loose. Lastenheft Nr. 223 in der Expedition des „Reichs⸗Anzeigers“.

II. Niederlande.

1) 13. Juli 1886, Deichverwaltung von Rynland. Lieferung von 2600 Tons Ruhrkohlen. Bedingungen käuflich bei der Sekretarie von Rynland zu Leiden.

2) 12. Juli 1886, Nachmittags 4 Uhr, im Kaffee „De Oude Hoorn“ zu Oud⸗Beierland. Lieferung von 3000 hl Ruhr⸗Maschinen⸗ kohlen. Auskunft bei der Deichverwaltung zu Oud⸗Beierland.

3) 13. Juli 1886, Nachmittags 2 Uhr, im Central⸗Bureau der „Maatschappy tot Exploitatie von Staatsspoorwegen“ zu Utrecht.

veferung von

a. stählernen Schienen, Lasch⸗ und Endplatten, eisernen Haken⸗ und Schraubenbolzen, 1 8

b. eichenen Querschwellen und von Eichenholz zu Weichen ꝛc.

Auskunft an Ort und Stelle.

4) 8. Juli 1886, Vormittags 12 Uhr. Direktion der „Artillerie- Stapel- und Constructie-Magazynen“ zu Delft, Houttuinen. Lieferung von 8000 kg Zink in Bloͤcken, 1000 kg Zinkdraht. Auskunft an Ort und Stelle. Einschreibung muß durch in Holland wohnhafte Personen erfolgen.

Verkehrs⸗Anstalten.

Hamburg, 9. Juli. (W. T. B.) Der Postdampfer zSuevia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von New⸗York kommend, heute früh § Uhr auf der Elbe eingetroffen.

Triest, 8. Juli (W. T. B.) Der Lloyddampfer Helios⸗ ist heute Nachmittag aus Konstantinopel hier einge⸗

roffen Sanitätswesen und Quarantänewesen.

„Italien. Quarantäne⸗Verordnung Nr. 11.

8 Verordnung des Königlich italienischen Ministeriums des Innern vom 30. Juni 1886. Art. 1. Die Schiffe, welche mit der Bestimmung nach Sar⸗

dinien und Sizilien und den benachbarten kleinen Inseln, sowie nach äfen und Stapelplätzen des italienischen Festlandes am Jonischen

Merce vom Vorgebirge Santa Maria di Leuca an und am Mittel⸗ ändischen Meere und den Inseln desselben vom ganzen österreichisch⸗ ungarischen Küstenlande angekommen und am 30. Juni d. J. nna nicht mit der Erlaubniß zum Landen in einem Hafen oder Stapel⸗ platze des Königreichs außerhalb des Adriatischen Meeres versehen ind, werden einer siebentägigen Beobachtungs⸗Quarantäne unterworfen, welche je nach dem E der Schiffe in den Quarantäne⸗ anstalten zu Augusta, im Meerbusen degli Aranci, zu Taranto, Gasta oder Porto Santo Stefano abzuhalten ist.

d Urt. 2. Den ebendaher kommenden und nach italienischen Häfen es Adriatischen Meeres bis zum Vorgebirge Santa Maria di Leuca istimmten Schiffen wird die Landung daselbst gestattet, wenn sie reine esundheitspässe einreichen; dagegen werden sie der ärztlichen Unter⸗ uchung und der strengen 24stündigen Desinfektion der zum persön⸗ ichen Gebrauche dienenden Gegenstände, der Bettgeräthschaften an ord und der inneren Theile des Schiffes unterzogen, wenn sie un⸗

reine Gesundheitspässe vorzeigen.

1 Art. 3. Dieses letztere Verfahren findet von jetzt an auf alle

8 unreinen Gesundheitspässen versehenen Schiffe Anwendung, auch enn dieselben aus einem Hafen oder Stapelplatze des Königreichs

ausgelaufen sind.

wirkt werden können. Pflanze vorhanden, doch ist die Pflanze durch das längere trockene Wetter nur sehr niedrig geblieben, und der Ertrag des ersten Schnitts wird deshalb meistens ein geringer bleiben. Die Kartoffelfelder sind überall gut bestanden und berechtigen zu den besten Hoffnungen. sind im Allgemeinen gut bestanden, weniger im Stroh. Der Roggen hat recht gute Aehren, ebenso der Weizen. Bei beiden Getreidearten wird auf eine Mittelernte zu rechnen sein.

hat auf die Entwickelung der Saaten und Futterkräuter einen nachtheiligen Einfluß geübt, welcher durch die spätere günstige Witterung nicht völlig ausgeglichen worden ist. steht der Roggen auf leichterem Boden dünn; der Klee⸗, zum Theil auch der Wiesenertrag ist gering, und bei allen Ge⸗ treidearten wird sich ein bedeutender Ausfall an Stroh fühlbar machen. Dagegen sind die Aussichten für die Kartoffeln gut,

wird sie nicht erreicht werden. Roggen ist die Blüthezeit günstig verlaufen, und die wohl⸗

ausgebildeten Aehren sind voll mit Körnern besetzt. Im Halme ist der Roggen meist nur kurz geblieben.

dbi Adriatischen Meere bestimmt sind, unterworfen. rt. 5. Lumpen, Hadern, zum

dem österreichisch⸗ungarischen Gebiete nach Italien verboten. Egypten.

der Reisenden und der Mannschaft, zu unterwerfen. 8

kommen, welche den Verdacht der Cholera erregen, werden der strengen 21tägigen Quarantäne in der Anstalt der Insel Asinara, wenn sie nach Häfen des Jonischen Mceres, des Mittelmeeres und dessen Inseln, dagegen in der Anstalt zu Poveglia, wenn sie nach einem

Bis auf weitere Bestimmung bleibt die Einfuhr von Lum 2 andel bestimmten, nicht gewaschenen alten Kleidungsstücken, gebrauchten Bettgeräthschaften und von Dünger aus

—Deer internationale Gesundheitsrath zu Alexandria hat in seiner Sitzung vom 21. Juni 1886 beschlossen, die Ankünfte aus Triest einer dreitägigen Beobachtungsquarantäne mit ärztlicher Besichtigung, verbunden mit Desinfizirung des Schiffes, der Gebrauchsgegenstände

Berlin, 9. Juli 1886. 4 8 8 * 11111.A“ über den Stand der Saaten und der Ernte .““ Aussichten. ö

Provinz Ostpreußen. 1) Reg.⸗Bez. Königsberg i. Pr.: Die diesjährige Früh⸗ jahrsbestellung hat unter günstigen Verhältnissen ausgeführt werden können, jedoch war die im April und Mai herrschende Dürre dem Auflaufen der Saaten hinderlich. Auch das Wintergetreide hat durch die Dürre gelitten, ist kurz geblieben und hat vielfach nur einen dünnen Stand; der Roggen hat jedoch eine gute Blüthezeit gehabt und zeigt daher einen be⸗ friedigenden Körneransatz. Raps steht durchweg mangelhaft. Die Hackfrüchte versprechen im Allgemeinen einen guten Ertrag. Pfgge ist die Klee⸗ und Heuernte meistens sehr dürftig aus⸗ gefallen. 2) Reg.⸗Bez. Gumbinnen: Der Stand sämmtlicher Saaten muß gegenwärtig und vornehmlich in den litthauischen Kreisen als ein guter bezeichnet werden. Die Roggenfelder gewähren in ihrer gleichmäßigen Stärke und Dichtigkeit einen vortrefflichen Anblick und versprechen einen reichen Ertrag; nicht minder üppig hat sich der Weizen entwickelt. Auch das Rundgetreide ist üppig eingewachsen, aber auch Gerste und Kartoffeln stehen der Jahreszeit entsprechend gut. Die Aus⸗ sichten für die diesjährige Getreideernte sind daher durchaus gute. Auch der Klee, das Wiesengras und die sämmtlichen übrigen Futterkräuter sind üppig emporgediehen. Provinz Westpreußen. G“ Reg.⸗Bez. Danzig: Der Roggen ist durchweg kurz im Stroh geblieben, zeigt aber einen verhältnißmäßig guten Körneransatz. Der Weizen hat weniger unter der Dürre ge⸗ litten. Der Kartoffelstand ist durchweg befriedigend. Klee und Wiesen haben überall nur geringen Wuchs.

Provinz Brandenburg.

1) Reg.⸗Bez. Potsdam: Der Roggen ist im Stroh etwas zurückgeblieben, verspricht aber einen lohnenden Körner⸗ ertrag. Die übrigen Kornarten, sowie die Kartoffeln und Rüben zeigen durchweg einen befriedigenden Stand und sind die Ernteaussichten in Betreff dieser Früchte günstig. Winter⸗ raps und Rübsen sind nur sehr dünn und schwach aufgegangen, so daß nur auf eine sehr geringe Ernte gerechnet werden kann. Klee, Luzerne, Esparsette stehen im Allgemeinen be⸗ friedigend. Die Wiesen sind im Ganzen gut, theilweise sogar recht gut bestanden.

2) Reg.⸗Bez. Frankfurt a. O.: Neumark und Nieder⸗ lausitz können im Großen und Ganzen auf eine Mittelernte aller Getreidearten rechnen. Der vielfach dünne Stand des Roggens wird durch gute Aehren⸗ und Körnerbildung aus⸗ geglichen, der allgemein bevorstehende Ausfall im Strohertrage des Wintergetreides durch einen reichen Ertrag der Kleefelder und Wiesen übertragen. Ungewöhnlich reiche Heuerträge hat der Spreewald, sowie das Oder⸗ und Warthewiesengebiet zu ver⸗ zeichnen. Die Zuckerrübenfelder sehen vielfach nicht beso iders gut aus; Kartoffeln stehen zur Zeit gut. 8

Provinz Pommern.

1) Reg.⸗Bez. Stettin: Am erfreulichsten gestalten sich die Ernte⸗Aussichten für den Weizen; der Stand dieser Frucht ist zum Theil ein recht üppiger. Der Roggen ist im Stroh kurz geblieben, hat aber lange Aehren. Die Sommersaaten stehen sehr verschieden; im Ganzen sind aber Aussichten für eine Mittelernte nicht mehr überall vorhanden. Der Stand der Kartoffeln ist ein befriedigender. Der erste Klee⸗ und SbG hat zum größten Theil einen nur geringen Ertrag gegeben.

2) Reg.⸗Bez. Köslin: Fast im ganzen Bezirk wird über Auswinterung, namentlich des Roggens und Ruͤbsens geklagt, und auch die in das Sommerkorn bei dessen fröhlichem Auf⸗ laufen gesetzten Erwartungen sinken erheblich. Im Kreise Lauenburg wird sogar bezüglich des Winterroggens eine totale Mißernte befürchtet. Auch über den Ertrag resp. den Zustand der Wiesen, namentlich der Naturwiesen, wird vielfach geklagt, so daß Futtermangel stellenweise nicht ausgeschlossen sein wird. Dagegen berechtigt die Kartoffel nach ihrem jetzigen Stande zu den besten Hoffnungen.

3) Reg.⸗Bez. Stralsund: Die Frühjahrsbestellung hat wegen der großen Nässe des Bodens überall erst verspätet be⸗ Bei dem Klee ist zwar hinreichend

Die Roggen⸗ und Weizenfelder

Provinz Posen. 1) Reg.⸗Bez. Posen: Die lange Trockenheit im Mai

Namentlich ür die Rüben befriedigend. Im Allgemeinen ist auf besserem oden eine Mittelernte zu erwarten, auf leichtem Boden aber

2) Reg.⸗Bez. Bromberg: Sowohl beim Weizen wie beim

Die Winterfrüchte

186 rt. 4. Diejenigen der in den vorhergehenden Artikeln bezeich⸗ eten Schiffe, welchen bei der Ueberfahrt Krankheitsfälle vor⸗

haben sich in Folge der Dürre schwach bestockt und durchweg

rech igt zu guten Hoffnungen. der W

Futterkräuter und Wiesen versprechen einen rei in quantitativer und qualitativer Beziehung.

kleine Schoten angesetzt. Die Frühjahrssaaten sind vielfach schlecht aufgegangen und auch später in ihrem Wachsthum durch Regenmangel mehr oder weniger beeinträchtigt worden. Am meisten gelitten hat die frühzeitig gesäete Gerste, wogegen bei den späteren Gerste⸗ und Hafersaaten ein befriedigender Ertrag in Aussicht steht. Sehr ungleich und lückenhaft sind die Zuckerrüben aufgegangen. Die Erbsen stehen meist be⸗ friedigend. Die Kartoffeln stehen recht kräftig. Der Ertrag an Grünfutter und Heu ist ein geringer gewesen. Auch der Heuertrag der Wiesen kann im Allgemeinen nur auf die Hälfte einer Durchschnittsernte geschätzt werden. Provinz Schlesien.

ꝗ1) Reg.⸗Bez. Breslau: Der Stand der Kornfelder ist ein überaus verschiedener. Schwere Bodenarten, welche die Feuchtigkeit länger anhalten, zeigen zum Theil ganz normale Bestände, während auf leichtem Höhenboden der Roggen viel⸗ fach einen sehr traurigen Anblick darbietet: spärliche Pflanzen, kurz im Stroh und geringer Kornansatz. Der Weizen und die Sommerung stehen im Allgemeinen besser. Der Raps ist fast allgemein schlecht aus dem Winter gekommen und ver⸗ spricht kaum eine Mittelernte. Allgemein empfunden wird der Mangel an Futtergewächsen. Der Klee ist vielfach aus⸗ gewintert. Auch die Heuernte liefert kein günstiges Re⸗ sultat. Im Allgemeinen befriedigend ist der Stand der Kartoffeln.

Reg.⸗Bez. Oppeln: Der Roggen steht in Körnern ziemlich befriedigend, ist im Stroh jedoch sehr kurz geblieben. Weizen steht meist gut und läßt ebenso wie Hafer eine mittel⸗ gute Körnerernte erhoffen, wenngleich der Strohertrag auch hier ein geringer werden wird. Raps, Lupinen und Hülsen⸗ früchte zeigen einen günstigen Stand und versprechen eine gute Ernte. Die Kartoffeln sind in der Entwickelung zurück⸗ geblieben. Die Heuernte ist durch den im Juni fast drei Wochen täglich gefallenen Regen stark beeinträchtigt worden.

3) Reg⸗Bez. Liegnitz: Der gegenwärtige Stand des Winter⸗ und Sommergetreides ist als ein im Ganzen zufrieden⸗ stellender zu bezeichnen. Insbesondere sind die Aehren des Wintergetreides gut entwickelt, nur ist ö“ durchweg auch in den besseren Böden im Stroh kurz geblieben.

Provinz Sachsen.

1) Reg.⸗Bez. Magdeburg: Die Ernte⸗Aussichten sind durchweg befriedigende, wenngleich die Frühjahrsbestellung durch die vielen Regen im April eine Verzögerung erfahren hat. Das Wintergetreide hat sich ziemlich gut entwickelt. Das Sommergetreide steht überall gut, ja Hafer und Erbsen meist sehr gut. Die Rüben und Kartoffeln sind wegen der verspäte⸗ ten Bestellung im Wachsthum etwas zurückgeblieben, so daß hier im Durchschnitt nur eine Mittelernte erwartet werden kann. Der erste Schnitt der Futterkräuter hat durchweg einen mittleren Ertrag gegeben.

2) Reg⸗Bez. Merseburg: Der Stand der Früchte kann durchgehend als ein guter, ja in manchen Kreisen als ein vorzüglicher bezeichnet werden und läßt mindestens eine gute Mittelernte erwarten. Der Raps steht fast durchaus befrie⸗ digend. Der Roggen steht meist sehr gut, nur wird in zwei Kreisen über die kurzen Halme geklagt. Das Getreide im Allgemeinen ist sehr gut durch den Winter gekommen, so daß der jetzige Stand zu den besten Hoffnungen berechtigt. Des⸗ gleichen ist der Zustand der Hackfrüchte in fast allen Kreisen vorzüglich.

.3) Reg⸗Bez. Erfurt: Die Frühjahrsbestellung ist recht⸗ zeitig und gut von Statten gegangen. Ebenso ist der Aufgang der Saaten schnell und gleichmäßig erfolgt. 8

Im Allgemeinen versprechen die Winter⸗ und Sommer⸗ saaten eine zufriedenstellende Ernte. Der Stand des Weizens ist erheblich besser als der des Roggens. Gerste und Hafer versprechen eine leidliche Mittelernte. Wiesen und Kleefelde 3 sind im Großen und Ganzen recht gut bestanden. Kartoffeln und Rüben haben in Folge der anhaltenden Nässe sehr gelitten.

Provinz Schleswig⸗Holstein. Reg.⸗Bez. Schleswig: Der Roggen hat während des Winters vielfach Schaden genommen. Dagegen hat sich der Weizen fast überall besser gehalten, und berechtigt der gegen⸗ wärtige Stand desselben zu Hoffnungen auf eine Mittelernte. Dasselbe gilt von den Oelsaaten. Die Frühjahrssaaten habe sich fast durchweg gut und kräftig entwickelt. Wenn stellen⸗ weise auch der quantitative Ertrag der Wiesen und Kleefelde zu wünschen übrig läßt, so wird dieser Ausfall in qualitativer Hinsicht ausgeglichen werden. Im Allgemeinen können die Ernte⸗Aussichten als günstig bezeichnet werden. G

Provinz Hannover. 1) Reg.⸗Bez. Hannover: Der Weizen steht den Haupt flächen nach gut oder doch befriedigend. Der Roggen is etwas kurz geblieben, steht theilweise auch dünn, doch hoff man, daß durch guten Körneransatz der Ausfall der Mass zum großen Theil gedeckt werde. Gerste und Hafer stehen befriedigend. Der Stand der Hülsenfrüchte ist im Allgemeinen ein befriedigender. Die Zuckerrüben stehen meistens gut, die Kartoffeln durchgehends. Die Ernte von Klee und Wiesen gras ist in günstigster Weise verlaufen. 2) Reg.⸗Bez. Lüneburg: Der Weizen hat einen be⸗ friedigenden, theilweise guten Stand. Roggen steht auf leichtem Boden recht gut, wird jedoch nur kurzes Stroh

bringen. Hafer hat im Ganzen einen ziemlich befriedigenden Stand, ebenso Gerste. einen reichlichen Ertrag. Der Stand der Kartoffeln ist ein ausgezeichneter und verspricht eine sehr gute Ernte. Futterkräuter stehen im Allgemeinen befriedigend und ver⸗ sprechen eine ganz gute Ernte.

Erbsen versprechen im Allgemeinen

Klee und

3) Reg.⸗Bez. Hildesheim: Der Stand der Saaten be⸗

Der Roggen steht mittelgut,

Zeizen ebenso. Rüben, Kartoffeln und das Sommer⸗

etreide haben sich gleichfalls im Allgemeinen gut entwickelt. clichen Ertrag

4) Reg.⸗Bez. Stade: Weizen hat durch Frost und Mäuse⸗

fraß sehr gelitten, sodaß eine Mittelernte nicht zu erwarten ist. Roggen hat durchschnittlich einen dünnen Stand und ist kurz im Stroh, zeigt aber einen sehr guten Körneransatz. Raps und Rübsen hat sich kräftig entwickelt, ebenso Hafer und Gerste. Klee und Kleegras stehen theilweise sehr gut.

Die Kartoffeln versprechen einen guten Ertrag.

5) Reg.⸗Bez. Osnabrück: Weizen und Roggen zeigen

einen nicht besonders guten Stand, und beklagt man sich namentlich über kurzes Stroh. Dagegen haben sich Gerste, Hafer und Kartoffeln durchaus befriedigend entwickelt. Der Stand der Erbsen läßt eine Mittelernte erwarten. Wiesenheu berechtigen zu

Klee⸗ und

sind für

. uten Hoffnungen. 6) Reg.⸗Bez. Aurich: Die Ernte⸗Aussichten

Wintergetreide in Bezug auf den Körnerertrag als günstig zu