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können) 12 ℳ 60 ₰ für je 300 ℳ Einlagekapital = 4 ⅛6 % be⸗ tragen. Von diesem niedrigsten Satze an aufwärts betragen die auf das Jahr 1886 zu gewährenden Renten in den Altersklassen, welche die Personen von 1— 54 Jahren umfassen, bis zu 24 ℳ 55 ₰ = 8,18 %, und in den Erbklassen, in welchen alle Personen nach Ueberschreitung des 54. Altersjahres eintreten, bis zu 201 ℳ 60 ₰ = 67,2 % der Einlagen. Ende vorigen Jahres waren im Ganzen 32 650 Personen bei der Anstalt versichert. — Zur Erledigung beziehentlich Schlußabfertigung sind 290 Voll⸗ einlagen, 283 Stückeinlagen, überhaupt 573 Einlagen gelangt und es sind dadurch 79 582 ℳ statutengemäß vererbt worden. Im laufenden Jahre sind zu der in der Bildung begriffenen 46. Jahresgesellschaft 1886 vom 1. Februar bis mit 31. Mai von 1214 verschiedenen Per⸗ sonen in 2344 Voll⸗ und Stückeinlagen 342 487 ℳ baar eingezahlt und in dem gleichen Zeitraume 141 568 ℳ baare Nachzahlungen auf Stückeinlagen früherer Jahresgesellschaften geleistet worden. London, 15. Juli. (W. T. B.) Wollauktion, Tendenz sehr fest, australische grease 1 ½ — 2, fleece 3 — 3 ½, scoured 4—5, croß⸗ bred ½ — 1 ½, Kapwollen schneeweiße 3 — 3 ½, scoured 3, fleece 2 ½, grease 1 ½ —2 theurer gegen die Schlußpreise der letzten Auktion. Bradford, 15. Juli. (W. T. B.) Wolle fester, Lustrewolle vernachlässigt, Garne ruhig, aber fest, für Stoffe ziemlicher
„ .
Submissionen im Auslande.
I. Belgien.
1) Börse zu Brüssel. Lieferung bedeutender Quantitäten von
Rohmetallen, von Lokomotiven und Waggon⸗Bestandtheilen und Zu⸗
behör aller Art, theils gegen Baarzahlnug, theils gegen Rücknahme alter Materialien. Näheres in den Lastenheften, die baldigst zur Ausgabe gelangen und alsdann in der Expedition des „Reichs⸗An⸗ zeigers“ ausliegen werden.
2) 23. Juli, Mittags. Rathhaus zu Antwerpen. Lieferung von ca. 2500 t Kohlen⸗Briquettes. Das Lastenheft liegt im 4. Bureau des Rathhauses zur Einsicht auf.
II. Egypten.
25. Juli, 10 Uhr. Kairo. Administration Centrale de la Daira Sanieh. Lieferung von 5145 m Bessemer Stahlschienen nebst Zubehör und 5140 hölzernen Bahnschwellen. Näheres in Kairo und Alexandria.
Die Offerten sind bis zum 25. d. M. an die Administration Centrale de la Daira Sanieh zu Kairo zu richten und zwar unter doppeltem Briefumschlag, welcher die Bezeichnung tragen muß: oOffre pour la fourniture de rails bezw. de traverses.
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— Verkehrs⸗Anstalten.
(N. A. Ztg.) Auf den neuen Reichs⸗Postdampfschiff⸗ kursen des Norddeutschen Lloyd nach Ost⸗Asien und Australien werden, außer der schnelleren Beföͤrderung der Briefpost nach Asien, Afrika und Australien, auch S vermittelt. Zulässig sind: Gewöhnliche
ackete und solche mit Werthangabe bis zu 1000 ℳ Bis zu den nachgenannten Ausschiffungshäfen wird für dieselben unbedingte Gewähr geleistet; sollen dieselben über die Landungsplätze hinaus be⸗ fördert werden, so geschieht dies auf Gefahr und Kosten des Empfän⸗ gers. Bis zum Ausschiffungsort muß der Absender das Franko nach folgendem Tarif, der theilweise große Ermäßigungen gegenüber den Sätzen anderer Transportgelegenheiten .a vorauszahlen. Das Porto setzt sich zusammen aus der Gebühr bis Hamburg oder Bremen (innerdeutsche Taxe) und einer Scefracht ab Hamburg oder Bremen (nach Wahl des Versenders), welche beträgt: Nach Port Said und Suez bis 1 kg 3 ℳ, 1 bis 2 kg 4 ℳ, 2 bis 4 kg 5 ℳ, 4 bis 6 kg. 6 ℳ, 6 bis 8 kg 7 ℳ, für jedes Kilo mehr 80 ₰; nach Adelaide, Melbourne, Sydney und Tschagos⸗Inseln bis 1 kg 4 ℳ 50 ₰, 1 bis 2 kg 6 ℳ 50 ₰, 2 bis 4 kg 9 ℳ, 4 bis 6 kg 11 ℳ 50 ₰, 6 bis 8 kg 14 ℳ, jedes Kilo mehr 1 ℳ 20 ₰; nach Aden und Kolombo bis 1 kg 4 ℳ, 1 bis 2 kg 6 ℳ, 2 bis 4 kg 8 ℳ, 4 bis 6 kg 10 ℳ, 6 bis 8 kg 12 ℳ, jedes Kilo mehr 1 ℳ; nach Hongkong, Singapore, Schanghai, YPokohama, Hiogo und Naga⸗ saki bis 1 kg 6 ℳ, über 1 bis 2 kg 8 ℳ, 2 bis 4 kg 10 ℳ, 4 bis 6 kg 12 ℳ, 6 bis 8 kg 14 ℳ, jedes Kilo mehr 1 ℳ 50 ₰, endlich nach den Tonga⸗Inseln und Apia (Samoa⸗Inseln) bis 1 kg 7 ℳ 50 ₰, über 1 bis 2 kg 9 ℳ 50 ₰, 2 bis 4 kg 12 ℳ 50 ₰, 4 bis 6 kg 15 ℳ, 6 bis 8 kg 18 ℳ, jedes Kilo mehr 1 ℳ 50 ₰. Die Ver⸗ sicherungsgebühr für Werthsendungen beträgt 2 % des angegebenen Werthes, mit Ausnahme von Aden ꝛc., wohin dieselbe nur 1 ½ — %, und nach Suez, wohin dieselbe nur 1 %, ausmacht. An Zolldeklarationen sind nur zwei in deutscher Sprache erforderlich.
Bremerhaven, 14. Juli. Ueber die Eröffnung der neuen Lloyd⸗Dampferlinie nach Australien berichtet die „Nordsee⸗Ztg.“ Folgendes: „Der Reichspostdampfer „Salier“, Kapt. C. Thalenhorst, welcher gestern die australische Ligie des Norddeutschen Lloyd mit Antritt seiner Fahrt nach Sydney eröffnet hat, hat 7 Kajütspassagiere, 116 einzelne Passagiere und 8 Familien im Zwischen⸗ deck, sowie die Ablösungsmannschaft für den Kreuzer „Albatroß“, be⸗ stehend aus 5 Offizieren, 5 Deckoffizieren, und 104 Mannschaften an Bord. Das Ablösungskommando kam am Dienstag Abend mit dem 7 Uhr⸗Zuge von Kiel hier an und wurde sofort auf dem „Salier“ eingeschifft. Als der „Salier“ gestern Vormittag noch im Hafen lag, trafen sämmtliche Offiziere und ein Kommando der 3. Matrosen⸗Artillerie⸗Abtheilung aus Lehe am Hafen ein und nahmen neben dem Schiffe Frontstellung ein. Der Zweck war, den scheiden⸗ den Offizieren und Marinemannschaften einen Abschiedsgruß darzu⸗ bringen. Der Abschied von hüben wie von drüben war ein sehr herz⸗ licher, und während desselben spielte die Bordkapelle das „Heil Dir im Siegerkranz.“ Unter dem donnernden dreifachen Hurrah von beiden Seiten legte der „Salier“ schließlich aus dem Hafen, nachdem das Kommando der Matrosen⸗Artilleristen den scheiden⸗ den Kameraden zu Ehren das Gewehr präsentirt hatte, wobei die Bordkapelle „Ich bin ein Preuße“ intonirte. Ein Theil der Passagiere war bereits an Bord, ein anderer Theil wurde durch den „Will⸗ kommen“ auf die Rhede und an Bord gebracht. Als der „Salier“ von der Rhede abdampfte, fand noch eine gegenseitige Begrüßung mit dem Tender „Hay“ statt, der gleichfalls auf Rhede lag und den der „Salier“ passirte. Ein dreimaliges Hurrah von beiden Seiten; dann dampfte der „Salier“ stolz weserabwärts nach See. Der „Salier“ wird später die abgelösten Mannschaften von Australien wieder in die Heimath zurückbefördern.
Triest, 15. Juli. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Melpomene“ ist heute Nachmittag aus Konstantinopel hier eingetroffen.
Berlin, 16. Juli 1886.
Die Bismarck⸗Inseln. Von D. Grundemann.
1) Ein herrliches Land.
Unter allen deutschen Schutzgebieten können die Bismarck⸗Inseln wohl mit Recht als das schönste gelten. Auf der langen Reise dahin, die fast um die halbe Weltkugel geht, bekommt man freilich manch schönes Stückchen Erde zu sehen. Wenn aber die hohen, dichtbewal⸗ deten Berge von Neu⸗Pommern oder Neu⸗Mecklenburg aus dem dunkelblauen Meere auftauchen, und man segelt entlang an den immer rünen Gestaden, von denen zu Zeiten der leichte Wind den Duft der
lüthen bis zum Schiffe führt, und über denen fast immer ein wolken⸗ loser, heiterer Himmel prangt, so mag man wohl denken: „Hier ist es doch am schönsten!“
Gehen wir ans Land, so wird dieser Eindruck nur bestätigt. Da sind schlanke Kokospalmen mit ihren kopfgroßen Nüssen, deren Milch⸗ saft einen köstlichen Labetrunk giebt, deren Kern das werthvolle Oel enthält, — da sind Gruppen von Bananenstauden mit ihren mäch⸗ tigen, 8 Fuß langen Blättern, unter denen die Hütten der Eingeborenen
niedrigsten Renten (welche noch nicht durch Erbanfälle haben steigen
“ 85 1“ 9 S — 8 versteckt liegen. Wer die nährende, süße Frucht, die diese Pflanze fast ohne menschliche Pflege in unglaublichen Massen trägt, einmal gekostet hat, der freut sich, so oft er die mächtigen hellgrünen Blätter erblickt. Steigen wir weiter den sanften Hügel hinan, so sind wir bald im Urwalde mit seinem tiefen Schatten. Kein Sonnenstrahl dringt durch das dichte Gezweig, das sich hoch über unseren Häuptern wölbt. Staunend betrachten wir die starken Stämme. Noch mehr als diese zeugen von der Fruchtbarkeit des Bodens die Schlingpflanzen, die oft von Armesdicke sich hinaufranken, sich kreuz und quer von Ast zu Ast schwingen und stellenweis zu einem dichten Netz verflochten sind. Auf dem Boden liegen alte, umgestürzte und modernde Stämme, auf denen schon wieder ein junger Pflanzenwuchs sich üppig entfaltet. Ringsumher herrscht tiefe Stille. Nur selten flattern Papageien oder Tauben durch die Zweige; aber kein Raub⸗ thier erschreckt uns, wie etwa der Tiger in Indiens Wäldern; keine giftige Schlange droht uns Gefahr.
Haben wir auf schmalem Pfade den Urwald stundenlang durch⸗ wandert, so öffnet sich uns wohl die Aussicht auf eine weite Gras⸗ halde, die sich zu dem welligen Waldgebirge hinaufzieht, hinter dem in weiter Ferne noch höhere, blaue Berge emporragen. Das Gras ist von Mannshöhe, auch ein Zeugniß von der Fruchtbarkeit des Bodens. Dazwischen treffen wir vielleicht urbar gemachte Plätze, saubere Pflanzungen mit Rohrzäunen eingehegt. Da schlingt die Yamspflanze ihre bohnenartigen Ranken um Bambusstäbe zu förm⸗ lichen Laubengängen, während ihre mächtigen Knollen in den erhöhten Beeten reifen, und der Taro entfaltet seine mächtigen, pfeilförmigen Blätter, ähnlich wie die Kalla, unsere bekannte Topfpflanze. Auch seine Wurzeln liefern ein wohlschmeckendes Gemüse.
Noch manche andere werthvolle Pflanze könnte ich erwähnen, die auf den Bismarck⸗Inseln gedeiht, könnte die mancherlei Fische be⸗ schreiben, die hier das Meer allezeit reichlich dem Menschen zur Nah⸗ rung bietet — doch genug davon! Man wird mir glauben, wenn ich dies unser Schutzgebiet ein herrliches Land nenne.
„Dazu besteht es nicht blos aus kleinen, unbedeutenden Inselchen, wie die Karolinen, um die Spanien jüngst solch ein Geschrei erhob. Etliche von den Bismarck⸗Inseln sind ganz tüchtige Strecken Landes, wie z. B. die beiden schon genannten (die fruͤher übritzens Neu⸗ Britannien und Neu⸗Irland hießen) zusammen so groß sind wie die ganze Provinz Brandenburg. Es gehören noch an die 70 kleineren Inseln dazu, von denen einige allerdings nicht e2 sind, als die Feldmark eines Dörfchens. Ein Naturwunder darf ich nicht unerwähnt lassen. Auf Neu⸗Pommern befindet sich ein feuerspeiender Berg, der oft bei Tag seine Rauchsäule und bei Nacht seine Feuersäule zum Himmel sendet. Viele andere Berge sind in alter Zeit auch Vulkane gewesen, jetzt aber sind sie erloschen. Ihre verwitterte Lava bildet den fruchtbarsten Boden. — Ein herrliches Land; aber daselbst lebt ——22) ein greuliches Volk, dessen niedrigen Kulturzustand (es sind Menschenfresser) der Verfasser eingehend schildert.
3) Ein gewinnbringender Handel.
Bis vor Kurzem lebten die Bewohner der Bismarck⸗Inseln in der Periode der Steinzeit. Aus Stein stellten sie mit großer Ge⸗ schicklichkeit manche ihrer Geräthe her, wie z. B. die Keulenkugeln, die aus glühend gemachten Felsstücken angefertigt wurden, indem man Wasser auf alle Unebenheiten tropfen ließ. Diese Arbeit mußte un⸗ säglich oft wiederholt werden, namentlich auch um das Loch für den Stiel zu bilden. Schleifen auf hartem Stein gab dem Geräthe die Vollendung. Man kann sich denken, welche Geduld dazu gehörte, welches Maß von Arbeitskraft dabei angewendet werden mußte. — Sonst brauchten sie als Messer wahrscheinlich scharfe Muscheln oder Bambussplitter. Metalle und deren Bearbeitung waren ihnen unbekannt.
Ddiie ersten Metallgeräthe erhielten sie von europäischen Schiffern, die jedoch lange Zeit hindurch nur sehr selten in diesem Gebiete sich sehen ließen. Erst vor etwa 20 Jahren begann ein regelmäßiger “ mit den Eingeborenen. Das Haus Godeffroy in Ham⸗
urg, das von seinen Niederlassungen auf den Samoa⸗Inseln aus dem deutschen Handel in der Südsee Bahn gebrochen, hat auch auf den
Bickmarck⸗Inseln den Anfang gemacht. Die Eingeborenen kauften begierig Bandeisen, Beile, Messer, auch Glasperlen und Zeug — Letzteres wohl mehr zum Schmuck als zur Bekleidung. — Sie bezahl⸗ ten diese Waaren mit den bei ihnen reichlich wachsenden Kokosnüssen oder vielmehr mit dem getrockneten Kern derselben, Kopra genannt, aus dem in Europa Oel sepreft wird. Dieser Handel, der reichen Gewinn abwarf, erreichte schnell eine unerwartete Ausdehnung. Wenn ich nicht irre, war es die Firma Hernsheim, welche auf Neu⸗Pom⸗ mern die ersten festen Handelsstationen anlegte.
Es war freilich ein gefährliches Unternehmen, sich bei den Menschenfressern niederzulassen, die man immer mehr als habsüchtig, unverschämt und hinterlistig kennen gelernt hatte. — Solch einem Händler wurde ein fertig gezimmertes Haus mitgegeben, das er — mit Hülfe einiger in Dienst genommener Eingeborenen von anderen Inselgruppen — aufrichtete und mit einem starken Pallisadenzaun umgab. Innerhalb des letzteren wurde noch eine kleine Küche und ein Waarenhaus gebaut und Alles fest mit Schloß und Riegel versichert. Der Weiße mußte mit seinen braunen Dienstleuten immer wohl auf der Hut sein und durfte das Gehöft. nie ohne geladenes Gewehr verlassen. Täglich kamen zu ihm die nackten Wilden mit ihren Körben voll Kopra, um dafür europäische Waaren einzutauschen, oder auch mit Lebensmitteln. Letztere namentlich waren sehr wohlfeil. Für ein Beil, das eine Mark kostet, erhielt man ein Schwein. Das Pfund Kopra kostet einen Fingerhut voll Perlen. So ertragreich nun auch das Geschäft war, so war doch in jener Einsamkeit, die nur selten durch die Ankunft eines Schiffes unterbrochen wurde, für einen Europäer ein elendes Leben. Dazu waren die Händler nicht selten in großer Lebensgefahr, und einige haben unter den Speeren und Keulen der Kannibalen ihren Tod gefunden. Da wurden denn einigemal deutsche Kriegsschiffe abgesandt, um die Mörder zu strafen. Aber was man ihnen thun konnte, war nicht genügend. Sie hatten sich in das undurchdringliche Dickicht des Urwaldes zurückgezogen, und wenn ihnen ihre Hütten verbrannt wurden, so machte das wenig Eindruck — denn solch eine Hütte wird bald wieder gebaut. Schließ⸗ lich mußte die Reichsregierung, um ihren Unterthanen auf den fernen Inseln wirksameren Schutz zu gewähren, weitere Maßregeln treffen, und dazu wurde das ganze Gebiet unter deutsche Herrschaft gestellt. Freilich unsere Marine wird noch viel Arbeit haben, ehe sie eine volle Sicherheit auf den Inseln hergestellt haben wird. Erst kürzlich hat eines unserer Kriegsschiffe, der „Albatros“, wieder mehrere ernste Strafzüge ausführen müssen, wobei nicht wenig Blut geflossen ist. Aber der Handel nimmt unter dem größeren S utz einen bedeutenden
Aufschwung. 1 1 4) Eine herrliche Aufgabe
müßte es für uns sein, jene wohl beanlagten und geschickten Eingeborenen, die jetzt in so tiefe Greuel versunken sind, zu gesitteten Menschen zu machen. Keine andere Macht als die stille wirkende Macht des Christenthums und seiner barmherzigen Liebe wird im Stande sein, diese Aufgabe zu lösen. Auf andern Gruppen der Südsee ist es bereits geschehen. Auf den Witi⸗Inseln, wo bis vor wenigen Jahr⸗ zehnten bei noch höherer Kultur als auf den Bismarck⸗Inseln der⸗ selbe und womöglich noch raffinirterer Kannibalismus herrschte, sind mit der Einführung des Christenthums diese Greuel völlig verschwun⸗ den, und ein christliches Volksleben, wenn auch in einigen Beziehungen noch in den Anfängen seiner Entwickelung, bringt doch schon viele er⸗ freuliche Früchte.
Von den christlichen Insulanern sind nach und nach Anstrengungen gemacht, das Evangelium auch auf die noch von Heiden bewohnten Inselgruppen zu verpflanzen. So gingen denn auch eine Anzahl christ⸗ licher Witi⸗Lehrer unter Führung des Missionars Braun (Brown) nach dem Neu⸗Britannien⸗Archipel — so wurden damals die Bismarck⸗ Inseln genannt. Sie waren vorher noch auf eine ernste Probe gestellt worden. Der englische Statthalter der Witi⸗Inseln wollte sie nicht ziehen lassen. Er stellte ihnen mit lebhaften Worten die Gefahren ihres Unternehmens vor, wie sie sammt Weib und Kind gar leicht unter den Keulen der Menschenfresser ihr Ende finden könnten.
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fest. Sie antworteten dem bescheiden, aber sehr bestimmt, wenn ich nicht dem Bibelspruch: „Daran haben wir erkannt die er sein Leben für uns gelassen hat; und wir sollen auch das für die Brüder lassen.“ Auf der kleinen Inselgruppe, die jetzt N Lauenburg heißt, zwischen Neu⸗Pommern und Neu⸗Mecklenbur 2 legen, wo bereits einige Händler lebten, wurde die Missionzzt angelegt. Von dort aus machte der Missionar in seinem lis Doempsschiffe an den Küsten der größeren Inseln möglichst 2 Besuche und sicherte sich hier und da die Freundschaft eines Ha 8 lings. An solchen Orten wurden dann je zwei von den — Lehrern stationirt, die in allereinfachster Weise die Grundzü F christlichen Lehre verkündigten und die Samenkörner n Kultur ausstreuten. Das Werk ging langsam und latte 9 Schwierigkeiten. Mehrere dieser eßrer wurden 1878 erschla und aufgefressen, und einer von den wilden Häuptlingen h Anstifter des Mordes, ließ damals dem Missionar Vram sumen Yamswurzeln würden schon gekocht, zu denen sein Fleisch als Br nn dienen sollte. Er hat die einzig richtige Antwort darauf bekonma Die Kaufleute haben sich mit den Witi⸗Lehrern und einer Anzahl h freundeter Eingeborener aufgemacht und dem Kannibalen sein Der verbrannt. Er selbst wurde in dem dabei stattfindenden Kampfe de wundet. Wir verdenken es dem Missionar nicht, daß er zu diese Kampfe seine Einwilligung gab. Das Leben aller Weißen auf 8 Bismarck⸗Inseln wäre in doppelter Gefahr gewesen, wäre jener feth Häuptling nicht gezüchtigt worden. jener Gegend blieben n ehrer fortan unbelästigt; ja, nach einigen Jahren konnte dort eine zweite Hauptstation angelegt werden. „Die Mission ist freilich eine Geduldsarbeit, die nur langsan ihre Früchte bringt. Ein Reisender, der die Bismarck⸗Inseln dri Jahre nach Gründung der Mission besuchte, erzählt, daß sie sehr wenig ausgerichtet habe. Es ist das aber gar nicht auffallend, G. kann ja keineswegs entmuthigend sein, wenn man von einem Kinse das eben in die Schule aufgenommen ist, sagen muß, nach den dn ersten Unterrichtsstunden habe es noch sehr wenig gelernt. Im Leben eines Volkes ist ein Jahr jedenfalls weniger, als im Leben eines Menschen eine Stunde. Jetzt können wir zurückblicken auf eine zwölf⸗ jährige Missionsarbeit auf den Bismarck⸗Inseln und finden in über. raschender Weise schon christliche Gemeinden mit 370 getauften Christen, und in den Schulen werden über 700 Kinder unterrichtet Mögen diese dunkelbraunen Christen in vieler Beziehung noch auf einer tiefen Stufe stehen — so ist es auch bei uns einst nach En⸗ führung des Christenthums nicht anders gewesen. Jedenfalls sind sie von den Greueln der Menschenfresserei losgekommen und blicken nit Abscheu auf dieselben. Ihrer früheren Nacktheit haben sie sich schäma gelernt und gewöhnen sich an eine anständige Bekleidung. Die abe⸗ gläubische Furcht vor den bösen Geistern ist gewichen vor einem festen, kindlichen Vertrauen auf den lieben Gott, der das Heil aller Menschen will, und auch das Unwesen des Dukduk ist abgestellt. Bei manchem dieser jungen Christen aber finden sich schon Spuren aufrichtiger Frömmigkeit, wenn wir auch noch nicht gleichmäßig durch⸗ gebildete christliche Charaktere erwarten dürfen. Jedenfalls ist es eine reich gesegnete Arbeit, welche die Mission auch uf jenen Inseln treibt. Bis jetzt geht sie von englischen Christen auk. Vielleicht suchen diese — wie es jetzt am Kamerun geschieht — über kurz oder lang das Werk in deutsche Hände niederzulegen. Jeden Patrioten aber sollte daran liegen, die Arbeit zu fördern, durch welche allein den Greueln unserer neuen Reichsgenossen ein Ende gemacht werden und Friede und wahre Kultur unter ihnen gepflanzt und ge⸗ pflegt werden kann. Möge es unter deutscher Herrschaft auch auf den Bismarck⸗Inseln bald soweit kommen, wie auf einer der benachbarten Neu⸗Hebriden, wo in einer netten Kirche der Denkstein des ersten Missionars steht mit der Inschrift: „Als er hierher kam, gab es hiet noch keinen einzigen Christen. Als ihn der Tod abrief, gab es hier keinen einzigen Heiden mehr.“
Wien, 15. Juli. (W. T. B.) In Fiume ist in den letzten 24 Stunden eine weitere Cholera⸗Erkrankung vorgekommen und ein früher Erkrankter gestorben. — In Triest sind von gestern Mittag bis heute 5 Personen an der Cholera erkrankt.
„Rom, 15. Juli. (W. T. B.) Von gestern Mittag bis heute Mittag sind an der Cholera erkrankt in Codigoro 5 Personen, gestorben 3 Personen, in Venedig 1 erkrankt, 1 gestorben, in Brindisi 12 erkrankt, 4 gestorben, in Francavilla 53 erkrankt, 18 gestorben, in Latiano 23 erkrankt, 10 gestorben, in Erchies erkrankt, 3 gestorben, in San Vito 7 erkrankt, 1 gestorben.
Aber sie blieben
„St. Petersburg, 15. Juli. (W. T. B.) Als ein hiesiger Eisenhändler heute Nachmittag eine Partie alten, bei einer Auktion vom Fiskus gekauften Artilleriematerials von einem Wagen abladen ließ, entlud sich eine darunter befindliche, für be⸗ reits entladen gehaltene, alte 9 zöllige Granate, wodurch 16 Per⸗ sonen, darunter 4 Kinder, getödtet und mehrere andere Personen ver⸗ wundet wurden.
Als zweite neue, wenigstens bisher hier noch nicht von ihm ge⸗ hörte Rolle sang Hr. Heinrich Bötel gestern in der Kroll’'schen Oper den Masaniello in Auber's „Stumme von Portici“ Diese aus dem rein lyrischen schon in das heroische Fach hinüber⸗ greifende Tenorpartie liegt dem feurigen Temperament des jungen Künstlers und seiner kräftig accentuirenden Vortragsart so günstig, daß er im Spiel und Gesang, namentlich in ersterem, völlig Ueberraschendes bot. Die bewegt⸗dramatischen Stellen gelangen ihm fast durchweg vortrefflich, und in den lyrischen würde er ohne Zweifel no Bedeutenderes geleistet haben, wenn ihm nicht eine leichte Indispo⸗ sition an der vollen Entfaltung seiner schönen Stimmmittel hinderli gewesen wäre. Wie es uns schien, litt darunter schon der Vortrag der allbekannten Barcarole: „Es wehen frische Morgenlüfte“ im ersten Akt, noch mehr aber die Schlummer⸗Arie im vierten, bei der sich auch einzelne Unreinheiten geltend machten. Trotzdem wurde letztere da capo verlangt und gewährt. Hier und da machen sic übrigens auch Manieren geltend, von denen Hr. Bötel sich bei Zeiten befreien sollte; dahin rechnen wir die nasale Beimischung zu manchen Bokalen und die breite Aussprache des e, das manchmal wie ä klingt. Bei einiger Achtsamkeit und Selbstkritik wird es ihm leicht ge⸗ lingen, diese Kleinigkeiten zu beseitigen; im Uebrigen ist ja gerade seine Aussprache eine für einen Tenor besonders lobenswerth deutliche. Auch unter den obwaltenden Umständen war seine Leistung in der schwierigen Rolle eine recht erfreuliche; die eifrigen Studien, die si darin nach den verschiedensten Seiten bekundeten, stellen dem Streben des jugendlichen Sängers das ehrenvollste Zeugniß aus, und das Publikum ließ es an Kundgebungen der gleichen Ausicht auch keineswegs fehlen, sondern spendete ihm enthusiastischen Beifall. — Die Mitglieder der Bühne unterstützten den Gast nach allen Kräften. Besonderes Lob verdient Frl. Rödiger, welche sich in der Rolle der Elvira als Koloratur⸗Sängerin von schönen Stimmmitteln, guter Schule und geschmackvollem Vortrage bewährte. Das bewies schon die Arie „Dem Geliebten vermählt“ im 1. Akt und fand im Verlauf des Abends seine Bestätigung. Die Herren Schreiber und Riechmann waren in den Rollen des Pietro und des Alfons gleich anerkennenswerth. Die Titelrolle wurde von Frl. Swoboda sehr ausdrucksvoll un graziös gespielt. Der Chor hielt sich wacker, und auch die Ensembles gelangen unter Leitung des Hrn. Kapellmeisters Jäger trefflich. Der große Saal war wiederum vollständig ausverkauft, und das Publikum kargte nicht mit dem den Hauptdarstellern gebührenden Beifall.
Redacteur: Riedel. 1
8 8 Verlag der Expedition (J. V.: Heidrich). Druck: W. Elsner. Fünf Beilagen
“
8
8
11
Erste
1““ Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen
Staats⸗Anzeiger. 1888.
Berlin, Freitag, den 16. Juli
heptember 1862 in
ig ist, ist die Untersuchungshaft wegen eines am
Ir gegen den Maurer Wilhelm Ulrich wegen
80] Steckbriefs⸗Erledigung.
A. serate für den Deutschen Reichs⸗ und Königl. s. Staats⸗Anzeiger und das Central⸗Handels⸗ nimmt an: die Königliche Expedition
euß.
neg 2 2
2 Zentschen Reichs⸗Anzeigers und Königlich Prenßischen Staats-Auzeigers:
Berlin SW., Wilhelm⸗Straße Nr. 32.
1. Steckbriefe und Untersuchungs⸗Sachen.
2. Zwangsvollstreckungen, Aufgebote, Vor⸗ ladungen u. dergl.
3. Verkäufe, Verpachtungen, Verdingungen ꝛc.
4. Verloosung, Kraftloserklärung, Zinszahlung
2
zbriefe und Untersuchungs⸗Sachen. Steckbrief. 2 den unten beschriebenen Kellner Franz or Ludwig Hänseler genannt Calvo, am Berlin geboren, zuletzt in Alexandrinenstr. 35 bei Brandt wohnhaft, flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen chlagung in den Akten 83 G. 3729. 86 — 2 279. 86 verhängt. 2 wird ersucht, denselben zu verhaften und in ntersuchungs⸗Gefängniß zu Berlin NW., Alt⸗ it 11/12, abzuliefern. rlin, den 10. Juli 1886. liche Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht I. hreibung: Alter 23 Jahre, Größe 1,65 m, r schwächlich, Haare blond, kurz, Stirn hoch hmal, Bart: keinen, Augenbrauen dunkelblond, (blau, Nase römisch, Mund gewöhnlich, Kinn Gesicht länglich, Gesichtsfarbe fahl, Sprache und mehrere Sprachen.
U Steckbrief. gen den unten beschriebenen Arbeiter Martin , am 27. November 1831 zu Geismar, Kreis enstadt, geboren, früher in Berlin wohnhaft n, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungs⸗ egen Diebstahls in den Acten 83 G. 3757. 86 IHa. 421. 86 verhängt. b
wird ersucht, denselben zu verhaften und in das suchungs⸗Gefängniß zu Berlin NXW., Alt⸗Moabit 1/12 abzuliefern.
rlin, den 10. Juli 1886.
liche Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht I. chreibung: Alter 54 Jahre, Größe 1,75 m, ar schlank, Haare blond, Augenbrauen blond, gewöhnlich, Mund gewöhnlich, Gesicht oval, tsfarbe gesund, Sprache deutsch.
gen den unten beschriebenen Arbeiter Julius ann Max Steinicke (alias Plitzkow), welcher g ist, ist die Untersuchungshaft wegen Unter⸗ ng in den Akten J. IV c. 536. 86 verhängt. wird ersucht, denselben zu verhaften und as Untersuchungsgefängniß zu Berlin, Alt⸗ bit 11/12 NW., abzuliefern.
erlin, den 10. Juli 1886.
btaatsanwaltschaft beim Kgl. Landgericht I. chreibung: Alter: 26 Jahre, geb. 15. März Größe 1,70 m, Statur untersetzt, Haare blond, gewöhnlich, Bart: blonder, starker Schnurr⸗ Augenbrauen blond, Augen grau, Nase gewöhn⸗ Mund gewöhnlich, Zähne vollständig, Kinn ge⸗ ich, Gesicht voll, Gesichtsfarbe blaß, Sprache cho. Kleidung: grauer Rock und Hose, runder licher Filzhut. Besondere Kennzeichen: Der zuldigte hat bei seiner Flucht einen ihm nicht gen, einspännigen Chaise⸗Wagen und einen wallach mit kleiner Blässe mit sich geführt.
31 Steckbrief 8 en den unten beschriebenen Knecht Hermann ner, gen. Wernicke, aus Pyritz, welcher
huni d. Js. zu Karlshof zum Nachtheil des ts Carl Engel begangenen Diebstahls an Klei⸗ stücken, §. 242 des St.⸗G.⸗B. verhängt. wird ersucht, denselben zu verhaften und in Hherichts⸗Gefängniß zu Berlinchen abzuliefern. rlinchen, den 13. Juli 1886.
„Ksönigliches Amtsgericht. schreibung. Alter: ungefähr 20 Jahre. Statur: gedrungen. Besondere Kennzeichen: auf beiden armen tätowirt, auf dem einen Arme Namen, em andern Arme eine Frauensgestalt.
1 Steckbriefs⸗Erledigung.
denfälschung und Betruges in den Akten U. R. 56. 86, unter dem 8. März 1886 erlassene rief wird zurückgenommen. lin, Alt⸗Moabit Nr. 11/12 (NW.), den Königliches Landgericht. I. Der Untersuchungsrichter: Johl.
gegen den Commis Johannes Schmedding schwerer Urkundenfälschung unter dem 1. Mai in den Akten J. IV a. 65. 85 erlassene Steck⸗ wird zurückgenommen. elin, den 12. Juli 1886. zanwaltschaft bei dem Königlichen Landgericht I.
2- Steckbriefs⸗Erledigung. eregeh „den Buchhalter August Hermann er, am 20. Januar 1861 zu Schlieben, Kreis nitz, geboren, wegen versuchten schweren Dieb⸗ in den Akten J. III. B. 83. 83. unter dem uni 1883 erlassene Steckbrief wird zurück⸗
men. Juli 1886
rlin, den 13. zanwaltschaft beim Königlichen Landgericht I.
18 1 Vorladung. loühefrau Wilhelmine Heuser, geb. Knodt, Dncen, deren Wohn⸗ und Aufenthaltsort un⸗ ast, und welcher zur Last gelegt wird:
u. s. w. von öffentlichen Papieren.
Oeffentlicher Anzeiger.
8
5. Industrielle Etablissements, Fabriken und
Großhandel. .Verschiedene Bekanntmachungen . Literarische Anzeigen. “ n der Börsen⸗
v“
X
Inserate nehmen an: die Annoncen⸗Expeditionen des „Invalidondank“, Rudolf Moffe, Haasenstein & Bogler, G. L. Daube & Co., E. Schlotte, Büttner & Winter, sowie alle übrigen größeren
Annoncen⸗Bureaug.
8.
. Theater⸗Anzeigen. - . .Familien⸗Nachrichten. Beilage.
boten zu haben, ohne im des dazu er⸗ forderlichen Gewerbescheins gewesen zu sein.“
Uebertretung des Gesetzes vom 3. Juli 1873, wird auf Anordnung des Königlichen Amtsgerichts hierselbst auf Dienstag, den 9. November 1886,
Vormittags 9 Uhr, vor das Königliche Schöffengericht zu Lübbecke Hauptverhandlung geladen. Auch beim unentschuldigten Ausbleiben wird Hauptverhandlung geschritten werden. 8 Lübbecke, den 13. Juli 1886. Hardieck, — Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. [12324] Oeffentliche Ladung. Nachstehende Personen: 1) der Knecht Friedrich Ernst Schulze Dahme, daselbst geboren am 13. März 1862. 2) der Julius Ansim aus Fröhden, daselbst am 7. März 1862 geboren, evangelisch, 3) der Wilhelm Gaertner aus Jüterbog, da⸗ selbst am 26. Januar 1862 geboren, evangelisch, 4) der Sattler Gottfried Hermann Ziege aus Jüterbog, daselbst am 3. September 1862 geboren, evangelisch, 1 1 8 8 5) der Fleischer Karl Friedrich Philipp Göschel aus Zinna, Flecken, daselbst am 2. November 1862 geboren, evangelisch, 6) der Kellner Johann Friedrich Paul Bulland aus Friedrichshof, daselbst am 14. April 1864 ge⸗ boren 7) der Schüler Moritz Heinrich Friedrich Ludwig von Knoblauch, geboren den 28. März 1862 zu Pessin, daselbst zuletzt wohnhaft gewesen, 8) der Gärtner Albert Friedrich Karl Ludwig, geboren den 18. September 1863 zu Dom Branden⸗ burg, zuletzt in Potsdam wohnhaft gewesen,
9) der Segelmacher Karl Friedrich Wilhelm Raneberg, geboren den 9. März 1863 in Stechow, zuletzt in Rathenow wohnhaft gewesen, b 10) Otto Hermann Pohl, geboren den 15. März 1863 zu Elsthal, evangelisch,
11) August Otto Maschke, geboren zu Neumarkt den 11. Oktober 1863, evangelisch,
12) Friedrich Wilhelm Rietz, geboren zu Scharfen⸗ brück am 25. November 1863, evangelisch,
13) der Schriftsetzer Hermann Rudolf Hoppe, geboren zu Dahme am 31. März 1864, evangelisch,
14) Karl Friedrich Wilhelm Hillmand, geboren zu Neumarkt am 23. Juni 1864, evangekisch, d
15) Johann Friedrich Kothe, geboren zu Werbig am 31. Oktober 1864, evangelisch,
16) Karl Otto Roeger, geboren zu Zinna am 26. Juli 1864, evangelisch,
17) Eduard Reinhold Böhmer, geboren Jänigkendorf am 18. Januar 1863, evangelisch,
werden beschuldigt, 1
als Wehrpflichtige in der Absicht, sich dem Ein⸗
tritte in den Dienst des stehenden Heeres oder
der Flotte zu entziehen, ohne Erlaubniß das
Bundesgebiet verlassen oder nach erreichtem
militärpflichtigen Alter sich außerhalb des
Bundesgebietes aufgehalten zu haben. — Vergehen gegen §. 140 Absatz 1 Nr. 1 des Straf⸗Gesetz⸗Buches.
Dieselben werden auf den 20. August 1886, Vormittags 9 Uhr, vor die Strafkammer des Königlichen Landgerichts zu Potsdam zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben werden dieselben auf Grund der nach §. 472 der Strasprozeßordnung von den Civilvorsitzenden der Ersatz⸗Kommis⸗ sionen der Kreise Jüterbog⸗Luckenwalde bezw. West⸗ havelland über die der Anklage zu Grunde liegen⸗ den Thatsachen ausgestellten Erklärungen verurtheilt werden.
Potsdam, den 27. Mai 188s6.
Königliche Staatsanwaltschaft.
aus
zu
Zwangsvollstreckungen, Aufgebote, Vorladungen u. dergl. [20560] Aufgebot. Auf Antrag des Kaufmanns Eduard Constein zu Berlin, als Pflegers des Nachlasses des zu Berlin wohnhaft gewesenen, am 15. Juni 1886 todt, auf⸗ gefundenen Holz⸗ und Kohlenhändlers August Bünger, werden sämmtliche Nachlaßgläubiger und Vermächt⸗ nißnehmer des ꝛc. Bünger hierdurch aufgefordert, spätestens in dem auf 8 den 16. Oktober 1886, Vormittags 11 ½ Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Neue Friedrich⸗ straße Nr. 13, Hof parterre, Saal 32, anberaumten Aufgebotstermine ihre Ansprüche anzumelden, widri⸗ genfalls sie dieselben gegen die Benefizialerben nur insoweit geltend machen können, als der Nachlaß mit Ausschluß aller seit dem Tode des Erblassers auf⸗ gekommenen Nutzungen durch Befriedigung der ange⸗ meldeten Ansprüche nicht erschöpft wird. Berlin, den 8. Juli 1886. Königliches Amtsgerichts I. Abtheilung 48.
[20559] Aufgebot.
Von dem Möbelfabrikanten Leopold Domker zu Berlin, als Vormund für den dem Aufenthalt nach unbekannten Kaufmann Hermann Cohn, ist der An⸗ trag gestellt worden, den am 1. Mai 1840 zu Schwerin a. Warthe als Sohn des Kaufmanns Samuel Philipp Cohn und dessen Ehefrau Sara (später verehelichte Alterthum) geborenen, angeblich seit dem 1. August 1872 verschollenen Hermann Cohn
DSommer
etwa zurückgelassenen unbekannten Erben und Erb⸗ nehmer werden in Folge dessen aufgefordert, sich vor oder in dem am 2. Juni 1887, Vormittags 11 ½ Uhr, vor dem unterzeichneten Amtsgerichte, Neue Friedrich⸗ straße 13, Hof part, Saal 32, anstehenden Termine persönlich oder schriftlich zu melden, widrigenfalls der ꝛc. Hermann Cohn für todt erklärt werden wird. Berlin, den 8. Juli 1886. Königliches Amtsgericht I. Abtheilung 48.
[20565] Aufgebot. e Der Wirthschaftsbesitzer Friedrich Wilhelm Merz⸗ dorf in Prüfern hat das Aufgebot des ihm im 1882 abhanden gekommenen Döbelner Stadtschuldscheins Nr. 80 vom 1. Juli 1841 über 100 Thaler beantragt. Der Inhaber der Urkunde wird aufgefordert, spätestens in dem auf den 2. Juli 1887, Vormittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte anberaumten Auf⸗ gebotstermine seine Rechte anzumelden und die Ur⸗ kunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunde erfolgen wird. Döbeln, den 13. Juli 1886.
Königliches Amtsgericht.
1 (Unterschrift.)
[1998é60 Bekanntmachung. Auf Antrag des Partikuliers Georg Wilhelm Oelkers aus Dresden, zur Zeit in Kuxhaven, als Vollstrecker des Testaments von Frau Ottoline Oskartine, geb. Oelkers oder Oelckers, des vorverstor⸗ benen Heinrich Adolph Aemil Walther Wittwe, wird ein Aufgebot dahin erlassen: daß alle Diejenigen, welche an den Nachlaß der am 23. Juni 1886 in Ritzebüttel verstorbenen Frau Ottoline Oskartine, geborene Oelkers oder Oelckers, des vorverstorbenen Landmannes Heinrich Adolph Aemil Walther Wittwe, Forderungen und Erbansprüche zu haben vermeinen, oder dem am 22. Juni 1886 in Ritzebüttel errichteten und am 28. Juni 1886 da⸗ selbst publicirten Testamente, in welchem, unter An⸗ ordnung mehrerer Legate, die Nichten der Verstor⸗ benen, Agnes und Emma Bohln, zu Universal⸗ erbinnen eingesetzt und der Antragsteller zum Testa⸗ mentsvollstrecker mit der Befugniß, den Nachlaß vor allen Gerichten und Behörden zu vertreten und die erforderlichen Konsense vor den Hypothekenbehörden allein zu ertheilen, ernannt ist, widersprechen wollen, gehaften seien, ihre An⸗ und Widersprüche spätestens in dem auf 95 b Dienstag, den 26. Oktober 1886, Vormittags 10 Uhr, angesetzten Aufgebotstermine, im unterzeichneten Amtsgerichte, und zwar Auswärtige unter Bestellung ordnungsmäßig legitimirter Bevollmächtigter, anzu⸗ melden und auf Erfordern zu rechtfertigen, bei Strafe des Ausschlusses und ewigen Stillsch Ritzebüttel, den 12. Juli 1886. Das Amtsgericht. A. Reinecke, Dr. [2049885 8 2 Oeffentliche Aufforderung. Die Wittwe des Ernst Emil Höfer, Louise, geb. Bruckner, von Darmstadt, ist am 24. Mai 1886 verstorben mit Hinterlassung eines Testaments, worin sie neben Zuwendung von Legaten an dritte Per⸗ sonen zu Erben eingesetzt hat: den Pfarrer Netz in Meddersheim bezw. dessen Kinder, Frau Karl Hem⸗ merde, Wittwe, und Fräulein Lonise Harteneck zu Darmstadt. Da 6 gesetzlichen Erben der Wittwe Höfer nicht sämmtlich bekannt sind, so ergeht auf Antrag der Testamentserben an die unbekannten gesetzlichen Erben hiermit die öffentliche Aufforderung, bis spätestens in dem Termin: Freitag, den 17. September 1886, Vormittags 10 Uhr, 1 die Erbenqualität geltend zu machen und sich über Anerkennung des Testaments zu erklären, als dasselbe sonst als anerkannt angesehen und in Vollzug gesetzt werden wird.
Darmstadt, den 2. Juli 1886. Großherzogliches Amtsgericht Darmstadt I. (Unterschrift.)
[20501 8 Verschollenheitserklärung. Nr. 1— Gr. Amtsgericht Villingen hat unterm eutigen beschlossen: 1 T“ Förnbacher von Mönchweiler, seit ca. 60 Jahren an unbekannten Orten abwesend, wird für verschollen erklärt und werden dessen muth⸗ maßlichen Erben: “ Ebn Rosenfelder jung, Weber, in Mönch⸗ weiler Mathias Rosenfelder, Weber, von Oberkirnach, Martin Rosenfelder, Dienstknecht, von da, Margaretha Rosenfelder, Ehefrau des Tag⸗ löhners Johann Georg Kratt, in Mönchweiler, Bartholomä Rosenfelder, Schuster in Mönch⸗
weiler, Ehefrau des Mathias
Barbara Rosenfelder, Weisser, von da, Christine Rosenfelder, ledige Dienstmagd, von da, gegen Sicherheitsleistung in den fürsorglichen Besitz des
[20506] Oeffentliche Zustellung. 5 Der Peter Graf, Bahnbeamter in Aachen, ver⸗ treten durch Rechtsanwalt Kaeuffer, flagt gegen den Hubert Rumpen, Bahnbeamter, früher zu Aachen, jetzt ohne bekannten Wohn⸗ und Mrfenthaltsort, wegen baaren Darlehns aus einem Schuldscheine vom 1. Juli 1883, mit dem Antrage: „Königl. Landgericht wolle den Vonklagten zur Zahlung von 515 ℳ 28 ₰, nebst 5. % Zinsen seit dem 1. Juni 1886 verurtheilen, demselben die Kosten zur Last legen und das Urtheil event. gegen Sicherheitsleistung für vorlaäufig vollstreck⸗ bar erklären,“ und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreits vor die I. Civilkammer das König lichen Landgerichts zu Aachen auf Mittwoch, den 20. Oktober 1886, Vormittags 9 Uhr, mit der Aufforderung, einen bei dem gebachten Gerichte zugelassenen Anwalt zu bestellen. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. 1 Aachen, den 12. Juli 1886. 12 Bernards, Assistent, Gerichtsschreiber des Königlichen Landgeri
[20196] Oeffentliche Zustellung. 1 Das Handelsinstitut und Centralmöbelmagazin hiesiger Meister des Tischlergewerks zu Berlin, ver⸗ treten durch den Rechtsanwalt Dr. L. Jacobi hier, klagt gegen b 1) den Kaufmann Constantin Albert Rosenm jetzt in Nordamerika, 8 2) dessen Ehefrau Katharine Rosenmund, geb. Hilde⸗ brandt, in Wanzleben wegen gelieferter Möbel, mit dem Antrage auf soli⸗ darische kostenpflichtige Verurtheilung der Beklagten zur Zahlung von 1 a. deh “ 6 % Zinsen seit 1. November 1882, b. 329 ℳ 10 ₰ nebst 6 % Zinsen seit 18. De⸗ zember 1885, 8 an Kläger, sowie auf vorläufige Vollstreckbarkeits⸗ erklärung des Urtheils gegen Sicherheitsleistung, und ladet den Beklagten zu 1 zur mündlichen Verhand⸗ lung des Rechtsstreits vor die vierte Civilkammer des Königlichen Landgerichts I zu Berlin, Jüden⸗ straße 59 I, Zimmer 46, auf den 13. Dezember 1886, Vormittags 11 Uhr, mit der Aufforderung, einen bei dem gedachten Gerichte zugelassenen Anwalt zu bestellen. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Troschel, Gerichtsschreiber des Königlichen Landgerichts I, - Civilkammer IV
nd,
[20449] Oeffentliche Zustellung.
Die Anna Emilie, verehelichte Grubenarbeiter Neu⸗ mann, geborene Brendel, zu Beuthen O.⸗S., vertreten durch den Rechtsanwalt Reichmann, klagt gegen den Grubenarbeiter Carl Eduard Neumann, zuletzt in Stawiska wohnhaft, zur Zeit unbekannten Aufenthaltes, wegen böslichen Verlassens und Versagung des Unter⸗ haltes mit dem Antrage: “
a. das zwischen den Parteien bestehende Band der
Ehe zu lösen, 1 8 1
b. den Beklagten für den allein schuldigen Theil
zu erklären, und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreits vor die II. Civilkammer des König⸗ lichen Landgerichts zu Beuthen O.⸗S. auf den 20. November 1886, Vormittags 9 Uhr, mit der Aufforderung, einen bei dem gedachten Ge⸗ richte zugelassenen Anwalt zu bestellen. . 8
Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser⸗ Auszug der Klage bekannt gemacht. 8
Beuthen O.⸗S., den 5. Juli 1886.
Barbarino, Gerichtsschreiber des Königlichen. Landgerichts.
[20419] Oeffentliche Zustellnng. 1— Die Köchin Katharina Sachs hier, vertreten darch Rechtsanwalt Dr. Stern in Frankfurt a. M., Aagt egen 1) den Gastwirth Wolfgang Schambarger, fßber hier, jetzt unbekannt wo abwesend, 2) dessen Ehefrau hier, aus einem Dienstverhältnisse, mit dem Antrage auf: .“ 1)e Srb luta von 50 ℳ nebst 6 % Zinsan seit Zustellung der Klage, 89 2) Herausgabe verschiedener Gegenstände event. Ersatz deren Werthes mit 23 ℳ 25, und ladet die Beklagten zur mündlichen Berhande⸗ lung des Rechtsstreitz vor das Königliche Amts⸗ gericht 12 zu Frankfurt a. M. auf 1 den 17. September 1886, Vormittags 9 Uhr. Zum Zwecke der öffentlichen Zustelung an den⸗ Gastwirth Wolfgeng Schamberger wird de Anszug der Klage bekannt gemacht. Frankfurt a. “ Juli 1886. Loebe, — Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts
[20409] Oeffentliche Zustellung. u“ Die Ehefrau Johanne Wagner, geborene Tölke,
Vermögens des Bartholomä Förnbacher eingewiesen. Dies veröffentlicht: Villingen, den 8. Juli 1886. 8 Der Gerichtsschreiber Gr. Amtsgerichts:
1 6 14. Mai 1886 in der Gemeinde Isen⸗ hausirend Kleiderstoffe zum Verkauf ange⸗
für todt zu erklären. Die Angehörigen des ꝛc. Cohn und die von ihm
Huber.
in Linden, vertreten durch den Rechtsanwalt Bauer⸗ meister in Hannover, klagt gegen ihren Ehemann,
sdden Schlosser Eduard Wagner, früher in Linden,
jetzt unbekannten Aufenthalts, wegen böslicher Ver⸗ lassung, mit dem Antrage, die unter den Parteier
8.—