Jeden der zum Empfange Anwesenden einige huldvpolle Worte. Am Ende der Freitreppe des Badeschlosses wurde Sr. Majestät von einer Dame ein Blumenstrauß überreicht. Später erschienen Se. Majestät der Kaiser auf dem Balkon und grüßten huldvoll das versammelte Publikum. Vor der evangelischen Kirche war eine Ehrenpforte errichtet; der Kurort ist reich beelaggt. Heute Vormittag nahmen Se. Majestät der Kaiser in Gastein das erste Bad, machten sodann eine Promenade auf dem Kaiserwege und hörten später den Vortrag des Wirt⸗ lichen Geheimen Legations⸗Ralhbs von Bülow. Zum Diner ist der Statthalter Graf Thun geladen.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der
Kronprinz nahm gestern im Neuen Palais einige Vorträge entgegen.
Abends geleiteten Kaiserliche Hoheit die Herzogin ihren Kindern Bahnhof.
die Kronprinzlichen Herrschaften Ihre von Edinburg, welche mit nach St. Petersburg abreiste, nach dem
Am Morgen des 21. Juli verstarb zu Weimar im noch nicht vollendeten 46. Lebensjahre der Königlich preußische vochndch Legations⸗Raͤth und Kammerherr Florian von Thielau. —
Derselbe, geboren am 18. Dezember 1840 zu Braunschweig, legte das Auskultator⸗Examen im Juli 1863 ab und war so⸗ dann bei dem Königlichen Stadtgericht in Berlin bis zum Jahre 1865 beschäftigt. Im Februar 1866 zum Regierungs⸗ Referendar ernannt, arbeitete er zunächst bei der Königlichen Regierung in Minden und nach der Okkupation von Hannover bei dem General⸗Gouver⸗ nement dortselbst als Hülfsarbeiter. Nachdem er in den Jahren 1868 und 1869 der Königlichen Regierung in Erfurt überwiesen war, bestand er die große Staatsprüfung im Mai 1870 und erhielt noch in demselben Monat die Stelle des Vize⸗Konsuls in Bukarest kommissarisch übertragen; im Oktober 1871 war er während der Abwesenheit des General⸗Konsuls von Radowitz mit der interimistischen Leitung des General⸗Konsulats in Bukarest betraut. Unterm 4. Oktober 1872 zum Legationssekretär ernannt, wurde er zunächst im Auswärtigen Amt beschäftigt und im Fehrun 1873 mit der Vertretung des Königlichen Gesandten in Dresden beauftragt; demnächst fungirte er als Legationssekretär in München und Brüssel. Im Juli 1874 wurde ihm die interimistische Leitung des General⸗Konsulats in Alexandria übertragen, von wo er im Juni 1875 nach Brüssel zurückkehrte. Im August 1876 zur Hülfsleistung in die politische Abtheilung des Auswär⸗ tigen Amts einberufen, war er daselbst bis März 1877 thätig, worauf er den Posten des Legations⸗Sekretärs in Madrid erhielt, den er zwei Jahre lang bekleidete. m Januar 1877 wurde ihm von Sr. Majestät die Kammer⸗ herrn⸗Würde und unterm 23. Dezember 1878 der Charakter als Legations⸗Rath beigelegt. Im April 1879 zur Vertretung des Königlichen Gesandten nach Darmstadt entsandt, wurde er noch in demselben Jahre zum General⸗Konsul für Bulgarien und im Jahre 1881 zum General⸗Konsul in Budapest ernannt. Im März 1883 erhielt er den Posten des Gesandten in Oldenburg und im Juni 1884 denjenigen in Weimar übertragen; letzteren bekleidete er bis zu seinem Tode.
Der Gesandte von Thielau hat sich während seiner 23jährigen amtlichen Laufbahn und in seinen mannigfaltigen Dienststellungen als ein Beamter von unermüdlicher Pflicht⸗ treue und Hingebung bewährt, und wurde ihm als ein Zeichen Allerhöchster Huld und Anerkennung beim Ordensfest 1885 döheätze Adler⸗Orden dritter Klasse mit der Schleife ver⸗ iehen.
König und Vaterland verlieren in dem Dahingeschiedenen einen erprobten, treuen Diener, dem ein ehrendes Andenken stets bewahrt bleiben wird.
— Der Königliche Gesandte in Dresden, Graf von Dönhoff, hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub an⸗ getreten. Für die Dauer der Abwesenheit desselben von seinem Posten fungirt der Legations⸗Sekretär Prinz von Thurn und Taxis als interimistischer Geschäftsträger.
— S. M. Panzerschiff Pte dric Carl“, Komman⸗ dant Kapitän zur See Stempel, ist am 20. Juli cr. in Mada⸗ lena (Sardinien) eingetroffen.
Bayern. München, 19. Juli. Die Münchener „Allge⸗ meine Ztg.“ schreibt: Wie wir hören, hat Sich Se. Majestät der Deutsche Kaiser gegenüber dem preußischen Gesandten über den Empfang, der ihm in Augsburg zu Theil geworden, und die Arrangements, die zu Seinem kurzen Aufenthalt hier
etroffen worden waren, in gerührten Worten be⸗ onders dankend und anerkennend ausgesprochen. Ob⸗ wohl jede Ovation wie jeder offiien⸗ Empfang ver⸗ beten war, hatte sich doch au⸗ hier das verhält⸗ nißmäßig wenig zahlreiche Publikum, das den Kaiser zu ehen bekam, den Anlaß nicht nehmen lassen, dem greisen Monarchen durch brausende Hochrufe kund zu geben, wie sehr er dem deutschen Volke ans Herz gewachsen ist.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 20. Juli. Die Wiener „Presse“ leitet einen anläßlich der Reise Kaiser Wilhelms nach Gastein geschriebenen Begrüßungsartikel folgender⸗ maßen ein: „Kaiser Wilhelm weilt seit heute wiederum in unserem österreichischen Salzkammergut, um wie regelmäßig seit Jahren zur Zeit des Hochsommers in der kräftigenden, nervenerfrischenden Luft unseres Hochlandes im Gasteiner Wildbade Erholung zu suchen. Die besten Glückwünsche von Seite der österreichischen Völker heißen den erlauchten Bundesgenossen ihres allverehrten Monarchen willkommen und geleiten denselben auf seiner Fahrt zu den Heilquellen, die ein . geworden für den greisen Fürsten. Wie in den Vorjahren wird auch heuer eine Begegnung der beiden Kaiser stattfinden, und wie in den Vorjahren wird man bis weit hinaus über die Grenzen der beiden mächtigen Reiche, welche dieselben beherrschen, diese Zusammenkunft als ein wich⸗ tiges politisches Ereigniß begrüßen, obwohl derselben mit zuver⸗ sichtlicher Gewißheit entgegengesehen wurde seit Monaten. Neuer⸗ dings wird man in dieser Zusammenkunft und in dem herzlichen Verkehr beider Kaiserlichen Majestäten den aller Welt faß⸗ baren verständlichen Beweis von dem ungetrübten Fortbestehen der freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Kaiser⸗ höfen und den beiden großen Monarchien Central⸗Europas
registriren, marn demnächst in Aussicht stehenden Begegnung ihrer beiden Minister des Auswärtigen die Bürg⸗ schaft sehen wird, daß in allen großen Fragen der inter⸗ nationalen Politik beide Reiche im harmonischen Einverständ⸗ nisse mit einander vorgehen werden auch fernerhin, wie dieses seit Jahren geschehen ist, im Interesse der Erhaltung des Friedens.“
Großbritannien und Irland. London, 20. Juli. 8. T. B.) In dem heute Nachmittag abgehaltenen Ka⸗ inetsrath beschloß das Ministerium, unverzüglich seine Demission zu geben. — 21. Juli, früh. (W. T. B.) Noch gestern Abend wurde ein Kabinetscourier nach Osborne entsendet, um der Königin von dem Rücktrittsentschluß des Ka⸗ binets Mittheilung zu machen. Lord Salisbury wird heute hier erwartet. en en ü ne Ee hns — (A. C.) Das Kriegs⸗Ministerium hat beschlossen, die Bildung eines Freiwilligen⸗Corps von unter⸗ seeischen Mineurs zu fördern, das dazu bestimmt ist, mit den Königlichen Genietruppen bei der Vertheidigung ge⸗ wisser Handelshäfen im Vereinigten Königreich zu cooperiren. Dieses Corps soll aus unabhängigen Compagnien von je 60 Mann und 3 Offizieren bestehen, die am Clyde in Greenock, an der Mersey in Liverpool, am Tyne in Tyne⸗ mouth, an der Severn (zwei Compagnien) in Cardiff, an der Humber in Hull, am Tees in Middlesbrough, an der Forth in Leith, am Tay in Dundee und in Falmouth in Wirksam⸗ keit treten sollen. Aus Birma liegen folgende Nachrichten vor: Rangun, 17. Juli. Sir C. Bernard reiste gestern auf dem Irrawaddy⸗Dampfer „Kah Byoo“ nach dem Distrikt Chindwin ab. Er wird den Fluß bis Kendat hinauffahren. Im Distrikt Chindwin herrscht fortgesetzt große Unruhe. Es ist beschlossen worden, daß die Truppen nicht über Kendat hinaus vorrücken sollen, bis die Regenzeit vor⸗ über ist. Die Truppen, welche Tummoo am oberen Chindwin besetzt hielten, sind zurückgezogen worden, und es ist somit zeitweise den In⸗ surgenteneein großer Flächenraum überlassen worden. Myingyan am Irrawaddy ist von den Insurgenten angegriffen und der dortige Bazar niedergebrannt worden. Die Nachrichten aus dem süd⸗ östlichen Theil von Ober⸗Birma lauten unbefriedigend. Die Rebellen hinderten mehrere Tage lang die Schiffahrt auf dem Sittang, indem sie den Fluß abgesperrt hatten. Große Banden bedrohen die Stadt Ningyan. Der Commissair des Distrikts benachrichtigte unlängst die Handelsleute in Ningyan, daß in Folge der Kleinheit der zu seiner Verfügung stehenden Truppenmacht und des Umstandes, daß die Truppen überarbeitet sind, keine Leute zum Schutz der Stadt disponibel seien. Er empfahl, alle Werth⸗ sachen in das Fort zu senden. Die Insurgenten haben ohne Erfolg zwei befestigte Posten unweit Ningyan angegriffen. Es haben in diesem Distrilt viele Scharmützel stattgefunden, die meistentheils ein unbefriedigendes Resultat hatten. Eine Ab⸗ theilung von 100 Mann des Regiments „Prinz Albert“ sowie Madrassche Eingeborenen⸗Infanterie griffen erfolglos einige Insurgenten an, die sich hinter Palissaden verschanzt hatten. Nach zweistuͤndigem Kampf zogen sich die Briten mit dem Verlust von einem Todten und drei Verwundeten nach Ningyan zurück. Jetzt sind dorthin Verstärkungen abgegangen, und eines der täglich von Indien erwarteten drei Regimenter wird sich nach seiner Ankunft gleich⸗ falls dahin begeben.
Frankreich. Paris, 20. Juli. (W. T. B.) Die hiesige russische Botschaft hat der „Agence Havas“ eine Mittheilung zugehen lassen, in welcher es heißt, daß die Zeitungen der Haltung und den Worten des Generals Fredericks bei der Enthüllung des Denkmals für den General Chanzy eine demonstrative Bedeutung beigelegt hätten, welche mit seiner offiziellen Mission nicht im Einklang stehe. Fredericks hätte durchaus nicht über die militärischen Ver⸗ dienste Chanzy's sprechen können; er hätte sich darauf be⸗ schränkt, die sympathische Erinnerung hervorzuheben, welche Chanzy bei dem Hofe und der Gesellschaft St. Petersburgs zurückgelassen hätte. &
RNumänien. Bukarest, 20. Juli. (W. T. B.) Bra⸗ tiano begiebt sich in der nächsten Woche nach Govora, im Distrikt Valcea, woselbst er einen Monat verbleiben wird.
Serbien. Nisch, 20. Juli. (W. T. B.) Die Skupschtina hat einen Adreß⸗, einen Legislations⸗, einen Petitions⸗ und einen Finanz⸗Ausschuß gewählt. Der Finanz⸗Ausschuß zählt 15 Mitglieder, die übrigen Aus⸗ schüsse je 9 Mitglieder. In Folge eines Kompromisses sind in 89 Ausschuß auch drei oppositionelle Deputirte gewählt worden.
Amerika. Washington, 17. Juli. (A. C.) Das
„Reuter'sche Bureau“ meldet: Ein Mitglied des Senats⸗Aus⸗ schusses für die auswärtigen Angelegenheiten theilt mit, daß der Auslieferungsvertrag am 25. Juni von dem ameri⸗ kanischen Gesandten, Mr. Phelps, und Lord Rosebery in London unterzeichnet und von dem Präsidenten Cleveland am 8. Juli dem Senat mit dem Rath, den Vertrag zu ratifiziren, übersandt wurde. Der Ausschuß für die auswärtigen Angelegen⸗ heiten, an welchen die Sache ging, hat noch keinen Beschluß gefaßt, aber es kann keinem Zweifel unterliegen, daß er einen üünstigen Bericht erstattet, und die Ratifikation ohne wesent⸗ iche Opposition stattfinden wird. Sowohl das Staats⸗Departe⸗ ment wie der Senats⸗Ausschuß weigern sich indessen, die Ein⸗ zelnheiten des Vertrages bekannt zu geben, und sind die darüber veröffentlichten Berichte daher nur Muthmaßungen, welche sich auf die seit einigen Jahren vielfach geführte Diskussion der Mängel des Vertrages von 1842 gründen. Man kann jedoch mit gutem Grund daß Bestimmungen in den neuen Vertrag aufgenommen sind, welche sich auf die Auslieferung flüchtiger, des Betrugs und der Unterschlagung schuldiger Per⸗ sonen und ebenso solcher, welche Verluste an Menschenleben verursacht haben, was auch die Dynamitarden in sich begreifen würde, beziehen.
Afrika. Egypten. Kairo, 18. Juli. (A. C.) Der von der britischen Regierung in einer Spezialmission hierher gesandte Oberst Grove ist wieder nach London abgereist. — Oberst de Montmorency ist zum Befehlshaber der Truppen am oberen Nil mit dem Range eines General⸗ Majors ernannt worden.
Zeitungsstimmen.
„Düsseldorfer Anzeiger“ schreibt „zur Aera der neuen Wirthschaftspolitik“:
Man liest jetzt wieder sehr viele offene und versteckte Angriffe auf die deutsche Wirthschaftspolitik. Aus der nunmehr auch in der deutschen Industrie hervorgetretenen Stockung des Absatzes wird von den Anhängern des Freihandels Kapital zu schlagen gesucht, wobei so stark auf die Gedankenlosigkeit der Leser gerechnet wird, daß man
schwer
begreift, wie eine solche Spekulation unternommen werden kann. Statt nämlich zu zeigen, wie und warum unsere Erwerbsthätigkeit unter den Zällen elitten hat und noch leidet, wie und warum wir bei Fortdauer der reihandelsära wirthschaftlich viel besser gefahren wären, wird einfach mit einer gewissen Genugthuung auf die zahlreichen Lachen wirth⸗ schaftlichen Niederganges verwiesen und gesagt: Da habt Ihr den Segen der neuen Wirthschaftspolitik. Aber es ist noch Niemandem eingefallen, zu behaupten, daß die Zölle ein absolutes Schutzmittel gegen Rückschläge seien. 1 Der Beweis, den die Freihändler zu erbringen hätten, wenn sie Verständige wirklich überzeugen wollten, läßt sich schlechterdings nicht führen. Bei der großen Verschiedenartigkeit der Interessen ist eh möglich, daß ein bestimmter Zoll, der einen großen Erwerbszweig scl. einem anderen unerwünscht ist, und es muß in diesem Falle die Größe des Interessenkreises, seine Bedeutung für die Allgemein⸗ heit den Ausschlag geben. So konnte man z. B. einräumen, daß der Königsberger Handel von einer Beschränkung der russischen Getreideeinfuhr durch Zölle eher Nachtheil als Vortheil haben werde. Aber das Interesse der Getreidebauer, das Interesse des Staats an der Erhaltung der Landwirthschaft war doch jedenfalls viel gewich⸗ tiger als das der Königsberger Handelsfirmen, die nur einer geringen Anzahl von Menschen Brod und Nahrung geben. Nebenbei führt jetzt die Königsberger Kaufmannschaft selbst als Hauptursachen des Rückganges ihres Handels die russischen Zölle auf Thee, Eisen, Ma⸗ schinen ꝛc., die russische Eisenbahntarifpolitik, welche die Zufuhren nach Libau außerordentlich begünstigt, und die Konkurrenz Odessas auf. Die Freisinnige Zeitung“ hat sich eine besondere Spitzmarke: „Zur Aera der neuen Wirthschaftspolitik“ angefertigt, unter welcher sie Zeugnisse von Handelskammern ꝛc. für die schlechte Lage der In⸗ dustrie veröffentlicht. Da ist z. B. in Dortmund die Kohlenförderung eingeschränkt worden, hat die Borsig'’sche Fabrik den Lokomotivbau aufgegeben, beides erscheint ohne Weiteres als Wirkung der Wirth⸗ schaftspolitik. Wenn das richtig wäre, so müßte doch jedenfalls die Kohlen⸗ und Eisenindustrie von Freihandelsländern in beneidenswerth besserer Lage sein als die deutsche Thatsächlich liegt sie in der ganzen civilisirten Welt darnieder, wie überhaupt die Erscheinungen einer Krisis in der ganzen Welt und mit am frühesten und stärksten in dem Freihandelsland England zu Tage getreten sind. An diesem Einwand, welchen Jeder erhebt, der nicht blos aus freisinnigen Blättern sich zu unterrichten gewohnt ist, muß jene Spekulation auf die Gedankenlosigkeit und Unwissenheit nothwendig scheitern. Uebrigens ist die Mehrzahl der freihändlerischen Handelskammern klug und ehrlich genug, bei Beurtheilung der un⸗ günstigen wirthschaftlichen Lage die Zölle aus dem Spiel zu lassen und die Gleichartigkeit der Erscheinungen in den verschiedensten Län⸗ dern des Freihandels und Schutzzolls, der Gold⸗ und Doppelwährung monarchischer und republikanischer Verfassung hervorzuheben.
„Wir befinden uns in einer Krisis nicht wegen, sondern trotz der Wirthschaftspolitik, ohne welche unsere Industrie sich zweifellos aus dem großen Krach gar nicht wieder hätte emporarbeiten können und jetzt jedenfalls noch viel schwerer, da ihr nicht einmal der einheimische Markt einigermaßen gesichert wäre, zu leiden haben würde. Unter allen Umständen ist es eine ganz unehrliche Taktik, den deutschen Zöllen, die doch den Weltmarkt nicht vor Ueberproduktion schützen können und sollen, eine jener periodisch eintretenden Krisen zur Last zu legen, welche auf ihrem Zug durch alle Kulturländer vergleichsweise erst spät bei uns aufgetreten ist.
— In der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ lesen wir:
Die in Adelaide erscheinende „Australische Zeitung“ äußert betreffs der neuen vom Reiche subventionirten Postdampferlinien des Norddeutschen Lloyd nach Australien: 1u“
„In wenigen Wochen wird der erste deutsche Postdampfer in Australien eintreffen. Zum ersten Mal werden wir die Nachrichten aus dem sernen Vaterlande durch deutsche Schiffe empfangen; zum ersten Mal wird eine regelmäßige, schnelle und sichere Verbindung mit Deutsch⸗ land ins Leben treten, bei welcher nicht das Sonderinteresse eines einzelnen Rheders den Interessen der Reisenden und der Befrachter nachgestellt sein wird, .. sondern bei welcher der Weltruf und der Ehrgeiz des Norddeutschen Lloyd in Bremen von vornherein jede Bürgschaft für außerordentliche Leistungsfähigkeit bieten, bei welcher das Deutsche Reich selbst, seiner Weltstellung gemäß, und trotz des Widerspruchs der kurzsichtigen, im Seewesen und den außereuropäischen, zumal australischen Handelsverbindungen ganz unerfahrenen Oppositions⸗ partei, durch die Anregung des großen Reichskanzlers seine Beihülfe und Mitwirkung garantirt hat.“
Nachdem dann eine Beschreibung der Dampfer und ihrer Ein⸗ richtungen gegeben ist, heißt es weiter: 1 ..Dringend ist es zu wünschen, daß die Deutschen in den Kolonien in jeder Weise den deutschen Postdampfern Unterstützung dadurch an⸗ gedeihen lassen, daß sie als Kaufleute ihre Waaren an die Schiffe des Lloyd bestimmen, daß sie durch Verbreitung der Vorzüge der neuen Linie dem Reisendenverkehr den möglichsten Vorschub leisten. Der Vortheil wird immer auf Seiten der Reisenden selbst sein, wie dies ja die aufgeführten Faktoren, die Schnelligkeit, die Bequenlich⸗ keit und die Sicherheit der Fahrt genügend beweisen.“
„ 8 8 „ „ „ 7 — Die „Berliner Politischen Nachrichten“ schreiben:
Unsere Privatbahnschwärmer dürfte es vielleicht interessiren, zu vernehmen, daß deutsche Kartoffeln, wie auch englische und irische, gegenwärtig in ungeheueren Massen nach New⸗York gesandt werden und zwar nicht etwa blos als Delikatesse, sondern als Nahrungsmittel für Reich und Arm. „Unsere Farmer“, schreibt man dem Berner „Bun⸗ aus Albany, „könnten zwar die Riesenstadt reichlich mit Kartoffeln versehen, allein die Eisenbahnen haben die Frachtraten so hoch ge⸗ schraubt, daß sich der Versandt nicht mehr bezahlt und die Einwohner der Metropole ihre Kartoffeln billiger aus Europa beziehen, als aus dem Inlande.“ Wir bemerken, daß Albany 230 km von New⸗Yor entfernt und daß das Privatbahnsystem in den Vereinigten Staaten zu einer Macht gediehen ist, welche der Union, den Einzelstaaten, der Gesellschaft Gesetze vorschreibt und Zustände, gleich den oben geschilderten, erzeugt, die als „Segnungen“ der schrankenlosen Kon⸗ kurrenzfreiheit zu charakterisiren eben nur dem kritiklosesten Manchester⸗ fanatismus möglich ist. Der „kleine Mann“ in Amerika wird nach⸗ gerade wohl eines Besseren belehrt sein.
Reichstags⸗Angelegenheiten.
Kiel, 20. Juli. (W. T. B.) Der Reichstags⸗Abgeordnete Jung⸗ green ist heute in Apenrade gestorben.
Statistische Nachrichten.
Im Jahre 1885 haben die in Schlesien eingesammelten
Kirchen⸗ und Hauskollekten, nach einer von dem Königlichen Konsistorium der genannten Provinz veröffentlichten Nachweisung, fol⸗ genden Ertrag ergeben: Die Kollekte für bedürftige Fahe Kirchengemeinden der Provinz 19 851,65 ℳ, für Bibelgesellschaften 3071,12 ℳ, für die Gustav⸗Adolf⸗Stiftung 5600,53 ℳ, für hülfs⸗ bedürftige Theologie⸗Studirende 4426,74 ℳ, für die Heidenmission 4095,29 ℳ, für die Judenmission 2043,22 ℳ, für die innere Mission 7163,38 ℳ, für das Blindeninstitut in Breslau 2661,52 ℳ, für das Taubstummeninstitut 3096,44 ℳ, für das Waisenhaus in Bunzlau 3772,90 ℳ, für den Jerusalemsverein 2061,23 ℳ, für den Land⸗ dotationsfonds 1950,79 ℳ, für Predigerwittwen und ⸗Waisen 4695,66 ℳ, für den schlesischen Vikariatsfonds 3463,59 ℳ, für hülfs⸗ bedürftige Gymnasiasten, die sich dem Studium der Theologie widmen wollen, 2137,44 ℳ, für Bethanien in Berlin 3720,70 ℳ Ins⸗ gesammt ergab sich eine Kollekten⸗Einnahme von 73 812,20 ℳ
Beiträge zur Statistik Mecklenburgs. Vom Groß⸗ 8 Statistischen Bureau zu Schwerin — 21— Heft. — nhalt: Die Sterblichkeit im Großherzogthum Mecklenburg⸗Schwerin ährend der Jahre 1867 — 1881. — Prämien⸗ und Rententafeln, be⸗ 82 t auf Grund der Sterblichkeit in Mecklenburg⸗Schwerin während v 1867 — 1881. — Die Sterblichkeit der Kinder während des 83 Lebensjahres im Großherzogthum Mecklenburg⸗Schwerin. — Die Heirathsaussichten der Junggesellen und Jungfrauen im Groß⸗ herzogthum Mecklenburg⸗Schwerin. — Das Alter der in den Jahren 1876 — 1880 im Großberogthum Mecklenburg⸗Schwerin Kopulirten. 2 der ersten Abhandlung werden zuvörderst die Sterblichkeits⸗ verhältnisse in Mecklenburg⸗Schwerin während der Jahre 1867— 1881 sehr eingehenden statistischen Betrachtungen unterzogen; sodann werden die für das Großherzogthum gefundenen. Werthe der Ab⸗ sterbeordnung, der Sterbenswahrscheinlichkeit, der durchschnitt⸗ lichen und der wahrscheinlichen Lebensdauer für die wichtig⸗ sten Lebensabschnitte, die für Schleswig⸗Holstein und Lauen⸗ burg pro 1855 — 59, für Oldenburg pro „1855 — 64, 1 für Preußen pro 1867, 1868, 1872, 1875, 1876 und 1877 und für Berlin pro 1876/77 geltenden analogen Werthe gegenübergestellt. Aus dieser Zusammenstellung erhellt, daß Mecklenburg⸗Schwerin in Hinsicht auf ünstige Sterblichkeitsverhältnisse den Vergleich aushält, da es in feiner Mortalität Schleswig⸗Holstein und Lauenburg am nächsten kommt, während es Oldenburg nicht unerheblich übertrifft und Preußen und namentlich Berlin weit in Schatten stellt. So waren z. B. nach der vergleichenden Absterbeordnung männliche Lebende beim Beginn der Alterstufe von 50 —51 Jahren (0—0: 1000,0): in Meck⸗ lenburg⸗Schwerin während 1867/81 495,7; in Schleswig⸗Holstein und Lauenburg während 1855/59 500,0; in Oldenburg während 1855/64 453,2; in Preußen während 1867, 1868, 1872, 1875, 1876 und 1877 385,5 und in Berlin während 1876/77 nur 312,8; — weibliche: in Mecklenburg⸗Schwerin 519,5; in Schleswig⸗Holstein und Lauen⸗ burg 501,9; in Oldenburg 455,7; in Preußen 427,6 und in Berlin nur 381,5. — In der zweiten Abhandlung sind Prämien⸗ und Renten⸗ tafeln in Ansehung der Sterblichkeitsverhältnisse Mecklenburg⸗ Schwerins, welche von denen anderer deutschen Staaten nicht unerheb⸗ lich abweichen, für die Zwecke mecklenburgischer Lebensversicherungs⸗ Institute und Wittwenkassen berechnet. — In der dritten Abhand⸗ fung finden sich nach dem Geschlecht, nach Stadt und Land und nach dem Familienstand der Mutter gesonderte Ueberschriften über die in den Jahren 1876 — 1884 in Mecklenburg⸗Schwerin Geborenen und im Alter unter einem Jahre Gestorbenen. Die Ergebnisse dieser Ueber⸗ sichten ergeben im Vergleich mit den für Preußen für die Jahre von 1875— 83 geltenden analogen Werthen, daß auf je 1000 Geborene jeden Geschlechits vor Ablauf des ersten Lebensjahres in Preußen 241 Knaben und 205 Mädchen, in Mecklenburg⸗Schwerin aber nur 190 Knaben und 163 Mädchen dem Tode als Opfer fallen. Der Verlust, den Preußen demnach zu erleiden hat, übertrifft, auf je 1000 Geborene berechnet, denjenigen Mecklenburg⸗Schwerins um 51 Knaben und 42 Mädchen, d. h. bezw. um 27 und 26 %. In Betreff der Sterblichkeit bei den unehelichen Kindern zeigt die Ver⸗ gleichung einen noch größeren Unterschied für Preußen und Mecklen⸗ burg⸗Schwerin. Von je 1000 unehelich Geborenen jeden Ge⸗ schlechts starben vor Ablauf des ersten Lebensjahres in Preußen 402 Knaben und 362 Mädchen, in Mecklenburg dagegen nur 290 Knaben und 257 Mädchen. Es gehen also in Preußen auf 1000 unehelich Ge⸗ borene bezüglich 112 Knaben und 105 Mädchen, d. h. etwa 39 % Knaben und 41 % Mädchen mehr als in Mecklenburg im ersten Lebensjahr zu Grunde. Dabei ist zu bemerken, daß die größere Lebensgefahr für ein uneheliches Kind in Preußen gegenüber einem solchen in Mecklenburg⸗Schwerin schon im Mutterleib anhebt; denn während vor und bei der Geburt in Preußen von je 1000 unehelich Geborenen 57,7 Knaben und 49,7 Mädchen dem Tod zur Beute fallen, erliegen ihm in Mecklenburg vor und bei der Geburt auf je 1000 unehelich Geborene nur 45,6 Knaben und 38,7 Mädchen, d. h. es beziffert sich Preußens Verlust durch Todtgeburten etwa 26 % Knaben und 28 % Mädchen höher, als der Mecklenburg⸗Schwerins. — In der vierten Abhandlung werden die Heirathsaussichten der Junggesellen und Jungfrauen im Großherzogthum Mecklenburg⸗ Schwerin statistisch erörtert. Darnach sind die Heirathsaussichten in Mecklenburg⸗Schwerin etwas günstiger als durchschnittlich im Reich; denn von je 1000 im Alter von 15— 20 Jahren stehenden Personen haben in Mecklenburg⸗Schwerin 860 Junggesellen und 863 Jung⸗ frauen, im Deutschen Reich dagegen 842 Junggesellen und 844 Jung⸗ frauen Aussicht, in den Stand der Ehe zu treten. — In der fünften Abhandlung wird das Alter der in den Jahren 1876—1880 im Großherzogthum Mecklenburg⸗Schwerin Kopulirten nach den aus den Civilstandsregistern abgeleiteten Ergebnissen mitgetheilt. Darnach haben in 1876 — 1880 incl. 21 990 Paare sich geehelicht, bei denen das durchschnittliche Alter des Mannes 29,82, das der Frau 25,93 Jahre betrug. In 1880 wurden geschlossen Ehen 3596 zwischen Jung⸗ esellen und Jungfrauen (durchschnittliches Alter des Mannes 27,76 Jahre, das der Frau 24,44 Jahre); 121 Ehen zwischen Junggesellen und Wittwen (31,93 bezw. 34,78 Jahre); 433 zwischen Wittwern und Jungfrauen (41,26 bezw. 31,52 Jahre) und 101 zwischen Witt⸗ wern und Wittwen (49,79 bezw. 42,49 Jahre).
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
„Verzeichniß der autorisirten Führer in den deutsschen und österreichischen Alpen. Herausgegeben von der Sektion Berlin des „D. u. Oe. Alpenvereins“. 2. Auflage. Preis 50 ₰. Berlin. Raim und Mitscher. 1886. — Die freundliche Aufnahme, welche die erste Ausgabe dieses Verzeichnisses im vorigen Jahre besonders bei den Mitgliedern des D. u. Oe. A.⸗V. und anderer alpiner Vereine gefunden, hat die Sektion Berlin veranlaßt, das Büchlein in diesem Jahre wiederum erscheinen zu lassen. Diese zweite vorliegende Auflage darf als ein wesentlicher Fortschritt be⸗ zeichnet werden, da darin so manche Lücke der ersten, namentlich was die Leistungen der Führer betrifft, ausgefüllt ist. Das Verzeichniß giebt nach Maßgabe der Führer⸗Evidenz⸗Protokolle des Central⸗ Ausschusses die Namen der Ende Mai 1886 autorisirten Führer innerhalb ihrer Wohnorte in alphabetischer Reihenfolge an, unter drei Hauptabtheilungen (Nordalpen, Centralalpen, Südalpen), die wieder in viele eö zerfallen.
— Von der „Illustrirten Frauen⸗Zeitung“ (Verlag von Franz Lipperheide, Berlin W., Potsdamerstraße 38), liegen uns die Nrn. 13 und 14 vor. Das Unterhaltungsblatt 13 bringt Porträt und Biographie der Schriftstellerin Helene von Götzendorff⸗Grabowski, sowie, als Probe ihrer schriftstellerischen Thätigkeit, eine sehr interessante Novelle aus der Feder dieser Dame, betitelt „Ihr Roman“. Ein anderer fesselnder novellistischer Beitrag trägt die Ueberschrift „Räthsel des Herzens“ und ist den Erinnerungen eines jungen
ittwers von dem steyerischen Poeten P. K. Rosegger nacherzählt. Die Nr. 14 zeigt das Brustbild Ihrer Hoheit der Prinzessin Char⸗ lotte von Mecklenburg⸗Schwerin, Braut des Prinzen Heinrich XVIII. Reuß j. L., nebst Biographie. Ferner finden wir darin unter der Ueberschrift „Pergamon in Berlin“ eine Beschreibung des ünstlerfestes in der Jubiläums⸗Ausstellung und eine Schilde⸗ rung des Frauenlebens in Mexiko, von Ernst von Hesse⸗Wartegg. en übrigen Inhalt beider Nummern bilden Theaterbesprechungen, von Ernst Schubert, sowie die ständigen Rubriken: Verschiedenes, us der Frauenwelt, Die Mode von 1786 und 1886 (mit Abbil⸗ ungen), Kunstgewerbliches (Zimmereinrichtung im japanischen tyl, von dem Maler R. Baron von Seydlitz in München, in der Jubiläums⸗Kunstausstellung, Beschreibung und Ab⸗ bildung), Neue Handarbeiten, Wirthschaftliches, Briefmappe. — n vorzüglichen, in der Kunstmanier der Originale sorgfältig faesimilirten Holzschnitten enthalten die beiden Nummern folgende: „Der Jäger“, Tuschzeichuung von Georges Subic; „Dorfstraße in eer Auvergne“, Tuschzeichuung von Karl Ribarz; „Kajüte des rinzen Heinrich von Preußen an Bord der Korvette „Stein““ Sommer 1885), Tuschzeichnung von Paul Höcker; ein großes zwei⸗ seitiges Bild aus den Bestattungsfeierlichkeiten in München: „Die Ankunft der Leiche König Ludwigs II. vor dem Portal der St.
Michaels⸗Hofkirche“, Tuschzeichnung von Carl Rickelt; „Bilder von der Berliner Jubiläums⸗Kunstausstellung“, Tuschzeichnung von Paul Heydel. — Als besondere Kunstbeilagen erschienen dazu: eine neue Nummer aus der Folge der „Blätter für Kostümkunde“, darstellend einen Kuh⸗ hirten aus Mittenwald in Ober⸗Bayern, sowie ein Blatt aus der an⸗ muthigen Serie „Blüthenzauber“, von L. v. Kramer. — Die dazu gehörigen Mode⸗Nummern sind wie sonst aufs Reichste mit Illustra⸗ tionen und Beschreibungen aller neuesten Neuheiten aus dem Gebiet der Mode und des Damenputzes ausgestattet. Außer zahlreichen Ab⸗ bildungen im Text liegen den Nummern wieder mehrere schön aus⸗ geführte Modekupfer sowie ein großer Schnittmusterbogen bei.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Washington, 20. Juli. (W. T. B.) Das Landwirth⸗ schaftliche Bureau konstatirt in einem Nachtrage zu dem am 10. d. M. erstatteten Bericht, daß der mit Mais bestellte Flächen⸗ raum sich stetig vermehre und sich gegenwärtig auf 75 Millionen Morgen belaufe, seit dem Jahre 1879 demnach um ca. 20 % gewachsen sei. Bezüglich des Frühjahrsweizens heißt es, daß der gegenwärtige Stand der Ernte, wenn keine weitere Abnahme erfolge, einen Ertrag von ungefähr 139 Millionen Bushels erwarten lasse, es sei jedoch sehr wahrscheinlich, daß der Zu⸗ stand zur Erntezeit ein noch niedrigerer sein werde. Der Ertrag des Winter⸗ und Frühjahrsweizens dürfte dem amtlichen Voranschlage von 1885 gegenüber einen Mehrertrag von ungefähr 80 Millionen Bushels ergeben. Der durchschnittliche Stand des Hafers werde auf 888/10, derjenige der Gerste auf 897/10 und derjenige des Roggens auf 95 10 % geschätzt.
Gewerbe und Handel.
Liverpool, 20. Juli. (W. T. B.) Bei der heute eröffneten Wollauktion waren 19 760 B. angeboten. Bei guter Nachfrage
Preise im Allgemeinen †¼ bis 1 d. höher als bei der letzten Auktion.
New⸗York, 19. Juli. (W. T. B.) Weizen⸗Ver⸗ schiffungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Ver⸗ einigten Staaten nach Großbritannien 51 000, do. nach Frank⸗ reich —, do. nach anderen Häfen des Kontinents 112 000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 18 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents 13 000 Qrts.
— 20. Juli. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche ausgeführten Produkte betrug 6 305 533 Doll. gegen 5 500 000 Doll. in der Vorwoche.
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Submissionen im Auslande.
I. Schweiz.
24. Juli. Baudirektion des Kantons Aargau.
gestelle mit Federn. II. Spanische Kolonien.
Ohne Datum. Konzession und Lieferungen für Bau der Bahn von Manilla nach Dagupan (Philippinen). Es werden etwa 30 Loko⸗ motiven mit Tender, 60 Personen⸗ und 515 Güterwagen nöthig sein. Voranschlag: 4 964 473,65, Kaution prov. 92 316, defin. 230 788,53 Pesos. Näheres an Ort und Stelle. ö“
Eiserne Bett⸗
Verkehrs⸗ Anstalten.
Der Reichs⸗Postdampfer „Braunschweig“, welcher die erste Fahrt auf der deutschen Mittelmeerlinie zu ver⸗ richten hatte, ist am Sonntag, den 18. Juli, um 5,2 früh in Port Said eingetroffen. Das Schiff hat die in Bezug auf die Fahr⸗ geschwindigkeit zu stellenden Anforderungen wesentlich übertroffen, in⸗ dem es die 940 Seemeilen betragende Strecke von Brindisi bis Port Said in 72 Stunden zurückgelegt und somit anstatt der vorgeschriebenen Geschwindigkeit von 12 Seemeilen eine solche von 13 Seemeilen in der Stunde entwickelt hat. Der Dampfer der ostasiatischen Hauptlinie „Oder“, welcher von Bremerhaven am 30. Juni abgegangen und in Port Said am 16. Juli eingetroffen war, hat nach Uebernahme der Post und der Reisenden von dem Dampfer „Braunschweig“ seine Fahrt nach Shanghai von Port Said aus am 18. Juli 7,0 früh fortgesetzt.
Hamburg, 20. Juli. (W. T. B.) Der Postdampfer „Rhaetia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, heute früh in New⸗York eingetroffen.
New⸗York, 20. Juli. (W. T. B.) In einer von den General⸗Agenten der westlich, nordwestlich und südwestlich von Chicago befindlichen Eisenbahnen abgehaltenen Ver⸗ sammlung ist beschlossen worden, alle Tarifreduktionen zu widerrufen und die vollen Tarife wieder einzuführen.
Sanitätswesen und Quarantänewesen. Oesterreich⸗Ungarn.. 8
In Folge der von den Regierungen der Türkei und Griechenland
gegen Provenienzen aus Triest verhängten elftägigen Quarantäne hat der österreichisch⸗ungarische Lloyd in Triest bezüglich der Fahrten nach der Levante folgende Verfügungen getroffen:
1) Alle nach der Türkei und Griechenland bestimmten Lloyd⸗ dampfer haben die vorgeschriebene elftägige Quarantäne in Corfuü⸗ durchzumachen.
2) Die Abreise des Dampfers der griechisch⸗orientalischen Linie wird an jedem Montag bezw. Dienstag nach bewirkter Zulassung zum freien Verkehr erfolgen und wird dieser Dampfer die gesammte Post des Eilschiffes für Kandia, Smyrna und Konstantinopel übernehmen.
3) Derselbe Dampfer wird die Fahrt nach Piräus und von dort nach Smyrna fortsetzen.
4) In Piräus wird der griechisch⸗orientalische Dampfer die für Piräus, Syra und Candia bestimmten Waaren ausschiffen, während die für Cefalonia, Zante und Cerigo bestimmten Waaren erst auf der Rückreise dieses Schiffes am Bestimmungsorte ausgeschifft werden.
5) Die Dampfer der orientalischen Eillinie und der thessalischen Linie werden nach Abhaltung der elftägigen Quarantäne in Corfuü ihre Fahrt fahrplanmäßig fortsetzen.
8 Griechenland.
Die Königlich griechische Regierung hat die Provenienzen aus Fiume und dem zwischen Triest und Fiume gelegenen Gestade einer elftägigen Effektivquarantäne unterworfen.
Türkei.
I. Der internationale Gesundheitsrath zu Konstantinopel hat unterm 30. Juni 1886 folgende Anordnungen getroffen:
Während der gegenwärtigen Quarantäneperiode und bis auf weitere Verfügung werden die Sanitätsbehörden, bei welchen sich ein Arzt befindet, ermächtigt, nach strenger ärztlicher Untersuchung zum freien Verkehr zuzulassen:
1) diejenigen Schiffe, welche in einem mit ärztlichem Sanitäts⸗ beamten versehenen Hafen der türkischen Küste 14 Tage nach Abgang von einem Lande ankommen, dessen direkte Provenienzen einer fünf⸗ tägigen Quarantäne unterliegen; sind diese 14 Tage noch nicht ver⸗ flossen, so verbleiben die Schiffe bis zum Ablauf derselben in Quarantäne.
2) Diejenigen Schiffe, welche in einem mit ärztlichem Sanitäts⸗ beamten versehenen Hafen der türkischen Küste vierundzwanzig Tage nach Abgang von einem Lande ankommen, dessen direkte Provenienzen einer zehntägigen Quarantäne unterliegen; sind diese 24 Tage noch nicht verflossen, so verbleiben die Schiffe bis zum vollständigen Ablauf dieser Frist in Quarantäne.
In beiden Fällen sollen die Schiffe die Vortheile dieser Be⸗ stimmung nur dann genießen, wenn sie mit reinem Gesundheitspaß versehen sind, belcher im Lauf der Reise, nach Abgang aus dem in⸗ fizirten Lande, in einem gesunden Hafen ausgestellt ist, oder wenn andererseits die ärztliche Untersuchung ergiebt, daß die sanitären Ver⸗ hältnisse des Schiffes gute sind. 8
Ferner haben während der gegenwärtigen Quarantäneperiode die in einem Hafen der türkischen Küste ankommenden Schiffsführer den Sanitätsbehörden jede Auskunft zu ertheilen, welche von ihnen hinsicht⸗ lich der direkten in ihrem Gesundheitspaß angegebenen Provenienz ihrer Schiffe sowie hinsichtlich von den letzteren vor der Abreise von dem letzten Herkunftsort berührten Ort verlangt werden. Wenn zum bezüglichen Nach⸗ weis der Gesundheitspaß oder andere Schiffspapiere, welche die frühere Reise betreffen, mangeln, so haben die Schiffsführer der Sanitätsbehörde eine mit ihrer Unterschrift versehene schriftliche Erklärung abzugeben. Im Fall sich ein Schiffsführer weigert, diese Formalitäten zu er⸗- füllen, soll das Schiff als verdächtig angesehen und den Quarantäne⸗ maßregeln unterworfen werden. Eine in einem fremden 25 nach der Abreise des Schiffes aus dem infizirten Hafen überstandene Quaran⸗ täne in den türkischen, mit einem Arzt besetzten Häfen ist auf die nach den türkischen Vorschriften erforderliche Quarantänezeit in Anrechnung zu bringen. 8 1
II. Vom 4. Juli 1886 ab sind auch die Provenienzen von Fiume sowie des ganzen österreichisch⸗ungarischen Küstengebiets des Adriatischen Meeres mit einer 10tägigen (ohne Berechnung der Reisetage) in den Lazarethhäfen durchzumachenden Quarantäne belegt worden. 3
Egypten.
Der Conseil Sanitaire Maritime et Quaranténaire d'Egypte hat in seiner Sitzung vom 9. Juli 1886 beschlossen, das Cholera⸗ Reglement gegen alle Ankünfte von der österreichisch⸗ungarischen Küste sowie von dem demselben bisher noch nicht unterworfenen Theile der Küste des italienischen Festlandes, und zwar von Brindisi bis zur französischen Grenze, in Wirksamkeit zu setzen. 3
Berlin, 21. Juli 1886.
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Dem Bericht über das zweite Geschäftsjahr des Deutschen Offizier⸗Vereins, vom 1. April 1885 bis 31. März 1886, entnehmen wir folgende Ziffern: Es betrug die Zahl der stimmberechtigten Mitglieder am 31. März 1886 16 362, am 31. März 1885 14 104, es traten also im Laufe des Jahres hinzu 2258 Personen. Der Umsatz an direkten Verkäufen an die Mitglieder betrug im zweiten Geschäfts⸗ jahr 1 756 904,00 ℳ, gegen 1 064 626,30 ℳ in 1884/85. Außerdem wurden an Ordres bei den mit dem Verein in Verbindung stehenden Lieferanten bestätigt und dafür Zahlung geleistet in Höhe von 142 657,85 ℳ, der Gesammtumsatz beträgt also 1 899 561,85 ℳ Von obiger Ziffer entfallen auf den eigenen Werkstättenbetrieb 485 688,90 ℳ Der Brutto⸗Gewinn beträgt nach bereits erfolgter Abschreibung auf Waaren 94 624,62 ℳ, wovon für Reservestellungen ꝛc. verwendet werden 22 860,00 ℳ Es ergiebt sich demnach ein Rein⸗ erträgniß gemäß §. 28 des Staätuts in Höhe von 71 764,62 ℳ Dasselbe ist durch Comitébeschluß vom 16. Juni 1886 auf Grund K. 28 des Statuts wie nachstehend vertheilt worden: 1) Verzinsung: Die bis zum 1. April 1885 voll eingezahlten Antheil⸗ scheine erhalten für das Jahr bis zum 31. März 1886 auf 544 900 ℳ à 5 % = 27 245,00 ℳ Die im Laufe des Geschäftsjahres einge⸗ zahlten Antheilscheine im Betrage von 180 550 ℳ erhalten bis zum 31. März 1886 Interimszinsen à 4 % mit 4130,15 ℳ = 31 375,15 ℳ 2) Dem Reservefonds ist der verbletbende Rest mit 40 389,47 ℳ zu⸗ gewiesen worden, zusammen 71 764,62 ℳ Bilanz für das Jahr 1885/86 1 134 221,65 ℳ, Gewinn⸗ und Verlust⸗Conto 293 226,60 ℳ Durch Comitébeschluß vom 16. Juni 1886 ist für das Geschäftsjahr 1885/86 der Zinsfuß für die bis zum 1. April 1885 voll eingezahlten Antheilscheine auf 5 % festgesetzt.
Wien, 20. Juli. (W. T. B.) Von gestern Mittag bis heute Mittag sind in Triest 6 Personen an der Cholera erkrankt und 3 gestorben; in Fiume 5 erkrankt und 3 gestorben.
Rom, 20. Juli. (W. T. B.) Von gestern Mittag bis heute Mittag sind an der Cholera in Codigoro 8 Personen erkrankt und 2 gestorben, in Venedig 2 erkrankt und 2 gestorben, in Brindisi 8 erkrankt und 5 gestorben, in Francavilla 16 er⸗ krankt und 3 gestorben, in Latiano 7 erkrankt und 3 gestorben, in Erchie 3 erkrankt und 2 gestorben, in Oria keine erkrankt und 1 gestorben, in San Vito keine erkrankt und 2 gestorben, in Ostuni 2 erkrankt und 1 gestorben, in San Donaci keine erkrankt und 1 gestorben.
In Kroll's Theater setzte vorgestern Hr. David Ney vom Hof⸗ Theater zu Pest, welcher sich schon bei seinem ersten Auftreten als Kardinal in der „Jüdin“ vortheilhaft beim Berliner Publikum eingeführt hatte, sein Gastspiel fort und hatte als zweite Gastrolle den Kaspar im „Freischütz“ gewählt. Auch in dieser Rolle bewies Hr. Ney im Großen und Ganzen ein tüchtiges Können, ohne sich jedoch von einzelnen Fehlern frei zu halten. Namentlich fielen kleine Aenderun⸗ gen, welche sich der Gast in der Partitur erlaubte, störend auf und beeinträchtigten die Wirkung des Vortrags. Ein anderer kleiner Miß⸗ stand war die fremdartige Aussprache des deutschen Textes, welche nament⸗ lich im Dialog hervortrat. Abgesehen von diesen Kleinigkeiten läßt sich jedoch über die Leistung des Hrn. Ney, welchem die Rolle des Kaspar vielleicht nicht gut liegt, Lobenswerthes berichten, insbe⸗ sondere verdient die Wolfsschluchtseene hervorgehoben zu wer⸗ den. Die Agathe wurde von Frl. Martin gesungen, doch fand die junge Dame nicht den Beifall dessen sie in anderen Rollen sich bereits oft zu erfreuen hatte; vielleicht stand die Sänge⸗ rin an diesem Abend unter dem Eindruck einer leichten Indisposition, welche sie verhinderte, ihre sonst anerkannt tüchtigen Mittel erfolg⸗ reich zu verwerthen. Recht wacker lösten Hr. Schreiber, der den Mavx mit seinem frischen, ansprechenden Tenor sang, und Frl. But⸗ schardt als Aennchen ihre Aufgabe und verdienten die Anerkennung, welche ihnen zu Theil wurde. Die Kapelle that ihre Schuldigkeit, nur dürfte sich ein etwas langsameres Tempo an bestimmten Stellen empfehlen, wenn die Leistung des Orchesters auf unbedingte Anerkennung Anspruch machen will.
Gestern hatte das gemeinsame Gastspiel des Hrn. Heinrich Bötel und der Frau Carlotta Grossi, durch die Witterung begünstigt, ein ungewöhnlich zahlreiches Publikum in dasselbe Theater hinausgelockt. Es wurde Flotow's liebliche Oper „Martha“ gegeben, welche durch ihren melodiösen Reichthum wie durch die Einfachheit des musikalischen Ausdrucks zugleich bewegt und entzückt. Die vorzügliche Besetzung trug dann das Uebrige zu einer vollkommenen Wirkung bei. Fr. Grossi (Lady Harriet) war ausnehmend gut disponirt und entzückte durch die Klarheit und Sauberkeit ihres Gesanges; die heitere „Nancy“ ist eine sehr beliebte und vom Berliner Publikum schon oft lobend anerkannte Rolle des Frl. Baader, welche den neckischen Uebermuth der Partie mit jugendlicher Frische in Gesang und Spiel treffend zum Ausdruck brachte. Die Rolle des „Lyonel“ darf Hr. Bötel, wie der gestrige Abend bewies, zu seinen besten und erfolgreichsten rechnen. Der Klang der Stimme und die Vortragsweise schmiegten sich schlicht und treu aneinander und erzielten beständig eine wohlthuende Wirkung. Der helle Klang der Stimme und die Kraftentfaltung des Sängers kamen in hervorragender Weise in der bekannten Arie des dritten Aktes zum Durchbruch. Die Kraft und Ausdauer, welche das Organ gerade in den Hohen Lagen zeigte, fand den jubelnden Beifall des Publi⸗ kums, welches mit seinen Hervorrufen nicht ruhte, bis die Arie wieder⸗ holt wurde. Hervorheben dürfen wir noch, daß auch das äußere Auftreten des Hrn. Bötel jetzt allmählich freier, sicherer und selbst⸗ ständiger wird. Hr. Riechmann führte die Rolle des Plumket trefflich durch und fand nach seinem Trinklied aufrichtigen und kräftigen Beifall. Bei solcher Besetzung gestaltete sich die Aufführung im Ensemble zu einer vorzüglichen, welche den rauschenden Beifall des
Publikums, den sie erregte, auch wohl verdiente “ 8