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Am Sonnabend Vormittag wurden von Sr. Majestät .— militärische Meldungen sowie die Vorträge des ber⸗ Hofmarschalls Grafen Perponcher und des General⸗Lieutenants von Albedyll entgegengenommen.
Zum Diner um 4 Uhr waren mehrere Regiments⸗ Commandeure der Potsdamer Garnison geladen.
Gestern Mittag machten Se. Majestät der Kaiser eine Promenade im Park von Babelsberg.
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin ist, laut Meldung des „W. T. B.“, am Sonnabend Abend 9 Uhr im besten Wohlsein in Potsdam eingetroffen und im dortigen Stadtschlosse abgestiegen, woselbst Se. Majestät der Kaiser sowie Ihre Kaiserlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin zur Begrüßung anwesend waren.
Gestern Vormittag wohnte Ihre Majestät die Kaiserin dem Gottesdienst in der Friedenskirche bei.
Mittags verlegte Allerhöchstdieselbe Ihre Stadtschloß nach Schloß Babelsberg.
Um 4 Uhr fand daselbst bei Ihren Majestäten Familien⸗ diner statt, an welchem die in Potsdam anwesenden Mit⸗ glieder der Königlichen Familie theilnahmen. .
Sowohl gestern wie heute machten Ihre Kaiserlichen Majestäten Spazierfahrten im Park von Babelsberg.
Se. Majestät der Kaiser nahmen heute die Vorträge des
ber⸗Hofmarschalle Grafen von Perponcher und des Geheimen
Ober⸗Regierungs⸗Raths Anders vom Civilkabinet entgegen.
1 Zum Diner waren der Oberst⸗Kämmerer Graf Stolberg⸗
Wernigerode und der Botschafter Graf Münster geladen.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz begab Sich am Sonnabend Morgen 6 Uhr 32 Minuten von der Station Wildpark nach Steglitz, stieg dort zu Pferde und wohnte einer Felddienstübung des Kaiser Franz Garde⸗Grenadier⸗Regiments Nr. 2 bei Buckow bei.
Die Rückkehr nach Potsdam erfolgte um 11 ¼ Uhr.
Dort nahm Höchstderselbe im Stadtschloß militärische
Meldungen entgegen und empfing die Deputation der zu den Manövern nach Rußland kommandirten Offiziere, bestehend aus dem General⸗Lieutenant von Grolmann, den Majors Graf Keller und Prinz zu Salm⸗Horstmar sowie dem Premier⸗ Lieutenant Freiherrn von Humboldt⸗Dachroeden.
Abends fand im Neuen Palais eine größere Garten⸗ festlichkeit statt, zu welcher Einladungen an die Potsdamer Gesellschaft ergangen waren.
Gestern Vormittag begaben Sich Ihre Kaiserlichen Hoheiten die Kronprinzlichen Herrschaften zum Gottesdienst nach
Bornstedt.
Nachmittags fand Babelsberg statt.
Abends war der Kammerherr von Ompteda zum Thee
Residenz vom
Familientafel bei Ihren Majestäten in
— Die Vorschriften über den Nießbrauch des Ehe⸗ mannes an dem Eingebrachten der Frau sind nach einem Urtheil des Reichsgerichts, V. Civilsenats, vom 26. Mai d. J., im Geltungsbereich des Preuß. Allgemeinen Landrechts im Wesentlichen dieselben wie über den Nießbrauch im Allge⸗ meinen. Demnach ist ein zwischen Ehegatten abgeschlossener mündlicher Vertrag, wonach der Ehemann als Nießbraucher des von der Frau in die Ehe gebrachten Gutes für die von
ihm vorgenommenen Verbesserungen des Gutes oder für Aus⸗ resp. Neubauten der darauf befindlichen reparaturbedürftigen Gebäude Vergütung zu beanspruchen haben soll, völlig un- wirksam.
— Nachdem die Vertretung des Kreises Warten⸗ berg, Regierungsbezirks Breslau, beschlossen hat, die im Kreise Wartenberg belegenen Strecken der von der Herzoglich braunschweigischen Kammer zu Oels erbauten und durch Ver⸗ trag vom 2. November v. J. mit der Herrschaft Medzibor auf den Landrath Freiherrn von Buddenbrock auf Bischdorf über⸗ gegangenen Chaussee von der Oels⸗Wartenberger Staats⸗ straße bei Spahlitz über Medzibor bis zur Grenze der Provinz Posen in der Richtung auf Ostrowo auf den Kreis Wartenberg zu übernehmen, — ist durch Allerhöchste Kabinets⸗ ordre vom 4. d. M. dem Kreise Wartenberg gegen Uebernahme der chausseemäßigen Unterhaltung der betreffenden Straßen⸗ strecken das Recht zur Erhebung des Chaussee⸗ geldes auf denselben nach den Bestimmungen des Chausseegeld⸗Tarifs vom 29. Februar 1840 einschließ⸗ lich der in demselben enthaltenen Bestimmungen über die Befreiungen sowie der sonstigen, die Erhebung be⸗ treffenden, zusätzlichen Vorschriften — vorbehaltlich der Abänderung der sämmtlichen voraufgeführten Bestimmungen — verliehen worden. Auch sollen die dem Chausseegeld⸗Tarif vom 29. Februar 1840 angehängten Bestimmungen wegen der Chaussee⸗Polizeivergehen auf die gedachten Straßenstrecken zur Anwendung kommen. Die durch Vertrag zwischen der Re⸗ gierung zu Breslau und der Herzoglich braunschweigischen Kammer zu Oels vom 25. Juni’l. Juli 1844 begründete Verpflichtung der Letzteren zur chausseemäßigen Unterhaltung dieser Chausseestrecken, welche im Erbgange unterdessen auf Se. Majestät den König von Sachsen übergegangen war, ist damit erloschen.
— Der Kaiserliche Gesandte bei der Schweizerischen Eid⸗ genossenschaft, Wirkliche Geheime Legations⸗Rath von Bülow, ist aus Gastein nach Bern zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Kaiserlichen Gesandtschaft wieder übernommen.
— Der Vorgesetzte der Königlichen General⸗Lotterie⸗ Direktion, Geheime Ober⸗Finanz⸗Rath Marceinowski hat Berlin mit Urlaub auf 6 Wochen verlassen. Seine Vertretung in Angelegenheiten der Lotterieverwaltung hat der Geheime Ober⸗Finanz⸗Rath Dahlke übernommen.
— S. M. Kreuzer⸗Korvette „Carola“, Kommandant
Korvetten⸗Kapitän Aschmann, ist am 14. August cr. in Hong⸗ kong eingetroffen.
Frankfurt a. O., 16. August. (W. ·T. B.) Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz ist heute früh zur Vornahme von Truppenbesichtigungen hier eingetroffen und hat Sich alsbald nach dem Kunersdorfer Felde begeben, wo die Besichtigung stattfindet. Bei der Fahrt durch die mit Flaggen und Guirlanden geschmückte Stadt wurde Se. Kaiserliche Hoheit mit brausenden Hoch⸗ und
Hurrahrufen begrüßt.
Homburg v. d. Höhe, 14. August. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Prinz von Wales ist heute Nach⸗ mittag 5 Uhr zum Kurgebrauch hier eingetroffen
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Bayern. München, 14. August. Allg. Ztg.) In der Allerheiligen⸗Hofkirche fand sich heute Nachmittag 4 Uhr eine Kommission ein, um die Verbringung des Herzens weiland Sr. Majestät König Ludwig'’s II. in das hierfür bestimmte silberne Gefäß vorzunehmen. Es waren erschienen: der Oberst⸗Hofmeister Graf zu Castell, der Premier⸗Lieutenant der Königlichen Leibgarde, General⸗Lieutenant Freiherr von Lerchenfeld⸗Aham, der Staatsrath Ritter von Höß in Ver⸗ tretung des Ministers des Aeußern und des Königlichen Hauses, der Stiftsdekan Ritter von Türk, der Ministerial⸗Rath Freiherr von Völderndorff, der Hofrath Hölzl, der Hof⸗Stabsarzt Keller und der Hof⸗Silberarbeiter Wollenweber. In Gegen⸗ wart dieser Herren legte der Arzt das Herz in eine zinnerne Kapsel; dieselbe wurde verlöthet und dann in die silberne Urne gesenkt, die nach Unterzeichnung des Protokolls wieder dem Oberst⸗Hofmeister Grafen zu Castell anvertraut ward.
— 16. August, früh. (W. T. B.) Die feierliche Ueberführung des Herzens König Ludwig's II. nach Alt⸗ ötting hat heute nach dem dafür aufgestellten Programm stattgefunden.
Anhalt. Dessau,
Herzog und die Herzo Alexandra nach Berchtesga
12. August. (Anh. St.⸗A.) Der in sind heute mit der Prinzessin en abgereist.
(Wn. Ztg.) Immaculata, ist vorgestern in
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 15. August. Die Erzherzogin Henriette Maria Tochter des Erzherzogs Karl Salvator, Traunkirchen verschieden.
Pest, 14. August. (W. T. B.) Der hiesige deutsche Generalkonsul hat an den Bürgermeister ein Schrei⸗ ben gerichtet, in welchem er für die Einladung zur Theilnahme an der 200 jährigen Jubelfeier der Rückeroberung Ofens in den verbindlichsten Worten dankt und hinzufügt: er betrachte es als einen besonderen Vorzug, den Festlichkeiten beiwohnen zu können.
— 15. August. (W. T. B.) Die zur Feier der Rück⸗ eroberung der Hauptstadt Ofen veranstaltete histo⸗ rische Ausstellung wurde heute im Beisein der Minister, der Generalität, zahlreicher Reichstagsmitglieder, des Konsular⸗ Corps, der Vertreter der ungarischen Universitäten und Akademien sowie des Magistrats und der Ver⸗ treter der Stadt Pest durch den Minister⸗Prä⸗ sidenten von Tisza eröffnet. Letzterer hob in seiner Eröffnungsrede die große Bedeutung der Rückeroberung Ofens für die ganze Christenheit hervor, dankte den Nationen, welche an der Befreiung der ungarischen Hauptstadt theilgenommen, und wies auf die großen Erfolge hin, die eine von der Begeisterung der Nation unterstützte Armee zu er⸗ ringen vermöge. Der Minister⸗Präsident sprach schließlich die Erwartung aus, daß im Fall der Nothwendigkeit, die hoffent⸗ lich nicht eintreten werde, jeder Feind, der den Thron oder das Vaterland bedrohe, der vereinten Mitwirkung der Armee und der Nation begegnen werde.
Belgien. Ueber den Verlauf der Nationalfeier liegen folgende Telegrar ꝛime des „W T. B vor:
Brüssel, 15. August, früh. Die Nationalfeier begann gestern Abend mit einem großen militärischen Zapfenstreich, welchen eine dicht gedrängte Menschenmenge begleitete. Eine dem Zuge vorausgehende Schaar sang die Marseillaise; irgend welche andere Zwischenfälle kamen nicht vor. — Zur Ver⸗ stärkung der hiesigen Garnison waren gestern 2 Regimenter aus Antwerpen hier angekommen.
— 15. August, Vorm. 10 ½ Uhr. Die Theilnehmer an der Arbeiter⸗Kundgebung treffen auf den verschiedenen Bahnhöfen weniger zahlreich ein, als erwartet wurde. Die An⸗ kunft erfolgt ohne irgendwelche Störung der Ordnung. Die Arbeiter führen Schilder mit Inschriften mit sich, in welchen das allgemeine Stimmrecht und Amnestie für die anläßlich der jüngsten Unruhen Verurtheilten verlangt wird. Die Bahnhöfe sind militärisch besetzt, die Truppen jedoch so untergebracht, daß sie dem Publikum nicht sichtbar sind. Nur Gendarmen und Polizeibeamte besorgen den Sicherheitsdienst auf den Straßen. Die Zahl der Theilnehmer an der Kundgebung von außerhalb dürfte 15 000 schwerlich übersteigen; der Zug nimmt um 11 ½ Uhr seinen Anfang. Die Stadt bietet den Anblick völliger Ruhe und Ordnung.
— 15. August, Vorm. 11 ½ Uhr. Der Zug der an der Arbeiterkundgebung Theilnehmenden bildet sich in größter Ruhe und Ordnung. Die aus Gent gekommenen Theilnehmer sind zahlreicher und auch besser organisirt als diejenigen aus den anderen Städten und Provinzen; die Gesammtzahl aller Theilnehmer dürfte 20 000. nicht übersteigen. Der Führer der Sozialisten, Anseele, der sich an die Spitze des Zuges stellte, wurde mit Beifallsrufen begrüßt. Eine kirchliche Prozession, welche von der Kirche Finistére aus die Straßen passirte, wurde mit Lärm und Pfeifen empfangen, im Uebrigen aber die Ruhe bis jetzt nicht gestört. b
— 15. August, Nachmittags 12 ½ Uhr. Der Zug hat sich um die Mittagsstunde in Bewegung gesetzt, kommt aber nur mit Mühe vorwärts, da die Straßen mit Menschen⸗ massen angefüllt sind. An der Spitze des Zuges befindet sich eine Abtheilung Polizei; die im Zuge befindlichen Musik⸗Corps spielen die Brabançonne und die Marseillaise. Die Bevölke⸗ rung empfängt den Zug sympathisch; es werden Kränze und Blumen unter die am Zuge Theilnehmenden geworfen. Das Wetter ist prachtvoll.
— 15. August, Nachm. 1 ½ Uhr. Weg in der größten Ordnung fort; halten sich ernst und ruhig. Die an der Kundgebung theil⸗ nehmenden Arbeiter sind von ihren Führern angewiesen, sich jeder Störung der Ordnung sowie auch des Genusses von spirituosen Getränken zu enthalten.
Der König und die Königin wohnten der Vertheilung der Preise und Auszeichnungen an solche Personen, die sich durch Entschlossenheit und Muth hervorgethan haben, persön⸗ lich bei und wurden bei der Fahrt durch die Straßen enthu⸗ siastisch begrüßt.
— 15 August, Nachm. 3 ½ Uhr. Der Zug der Arbeiter hat sich nach Vollendung des ihm vorgeschriebenen Weges in vollster Ruhe aufgelöst. Als derselbe hinter dem Palais des Königs und vor dem Ministerialgebäude vorbei passirte, wurde die Marseillaise gesungen. Die Bevölkerung begegnete den am Zuge Theilnehmenden bis zum Schlusse freundlich, nahm aber, selbst in den eigentlichen Arbeiterquartieren, durch keinerlei Kundgebung für oder gegen dieselben Partei. Der Platz bei dem Palais war von der Bürgergarde gegen den öffentlichen Verkehr abgesperrt. Die Minister waren, während die
Der Zug setzt seinen die Theilnehmer ver⸗
Kund⸗
ebung stattfand, im Justiz⸗Ministerium versammelt. Nach
usweis der vorgezeigten Eisenbahnfahrscheine waren mit Extrazügen gegen 13 000 Personen von außerhalb hierher gekommen.
— 15. August, Nachmittags. Der Generalrath der Arbeiterpartei hat dem Minister⸗Präsidenten eine Adresse übersendet, in welcher die Gewährung des allgemeinen Stimmrechts gefordert wird und die Minister ersucht werden, das Verlangen der Arbeiter den Kammern bei deren Wiederzusammentritt zu unterbreiten.
— 16. August, früh. Die Ruhe in der Stadt ist auch während des gestrigen Abends nicht gestört worden.
Großbritannien und Irland. London, 14. August. (W. T. B.) Das Kabinet hat ein Comité zur Berathung der irischen Angelegenheiten ernannt.
— 16. August. (W. T. B.) Nach Meldungen aus Belfast kam es in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag daselbst abermals zu Ruhestörungen. Bewaffnete Trupps der protestantischen und der katholischen Einwohnerschaft schossen mehrere Stunden lang auf einander und auf beiden Seiten gab es Todte und Verwundete. Erst am Sonntag früh wurde die Ruhe durch das Militär wiederhergestellt.
Frankreich. Paris, 14. August. (W. T. B.) In dem heute Vormittag stattgehabten Ministerrath theilte der Minister⸗Präsident de Freyeinet mit, daß der Papst noch keine endgültige Entscheidung in Betreff der Errichtung einer Gesandtschaft in Peking getroffen habe, und daß die Verhandlungen darüber noch fortdauerten. — Hr. de Freyeinet beabsichtigt, morgen oder am Montag nach Mont⸗sous⸗Vaudrey zurückzukehren und von dort Ende nächster Woche wieder hier einzutreffen.
(W. T.
Belgrad, 14. August. ( B.) „Polit. Corresp.“ wird aus Belgrad von authentischer Seite gemeldet: die serbische Antwort auf die von der Pforte in freundschaftlichster Weise nachgesuchte Auskunft über in Sofia verbreitete Gerüchte von angeblichen serbischen Kriegsvorbereitungen laute sehr befriedigend. Die serbische Regierung habe auf das bestimmteste erklärt: Serbien sei viel zu sehr mit der Ordnung seiner inneren Angelegen heiten beschäftigt, um irgendwie an kriegerische Abenteuer zu denken. Alle Nachrichten von der Einberufung von Reserven und Tru ppen⸗Konzentrirungen seien daher grundlos.
Serbien. Der
Amerika. Washington, 14. August. (W. T. B. Der Staatssekretär Bayard hat den General Sedgwick nach Mexiko gesandt, um den wahren That bestand der Cutting⸗Angelegenheit festzustellen.
Chicago, 15. August. (W. T. B.) Gestern fand hier unter dem Vorsitz des früheren Kongreß⸗Deputirten Finerty eine große Versammlung der trischen Genossenschaften statt, an welcher gegen 15 000 Personen theilnahmen. Egan Alexander Sullivan Davitts führte in einer an die Versammlung gerichteten An sprache aus, daß das irische Volk seinen Kampf ohne Appell an die Waffen ausfechten, und daß das Schicksal I⸗ lands ohne die Anwendung von Dynamit entschieden werde könne; die Irländer dürften aber nicht eher rasten und ruhen als bis in Dublin ein Parlament errichtet sei.
Zeitungsstimmen.
Die „Kölnische Zeitung“ schreibt über Deutschland wirthschaftliche Lage:
Allbekannt ist die Neigung der Deutschen zur Schwarzfärber in der Schilderung ihrer öffentlichen Zustände; es rührt diese erster vielleicht zum Theil von dem Hange zur Verallgemeinerung ihr Gedanken und Erfahrungen her. Was dem Einzelnen Unerfreulich begegnet, wird sofort zum Maßstabe für das Ganze genommen, u an kleine oder in ihrer Tragweite ganz unbedeutende trübe C scheinungen, wie sie in jedem Staate vorkommen, wird alsbald eine tiefsinnige, weltumspannende und weltschmerzliche Betrachtu geknüpft. Auch die frühern politischen Verhältnisse mögen in den ganzen durch sie geoffenbarten Jammer deutscher Handlungsunfäͤhigkeit und Hülflosigkeit zur Züchtung dieser schwermüthigen Weltanschauu das Ihrige beigetragen haben. Alles dies rechtfertigt es aber nicht daß man bei jeder Gelegenheit auch jetzt noch schwarz sieht und schwarz färbt, wo wir uns, trotz der leider in einzelnen großen C schäftszweigen seit geraumer Zeit schon bestehenden gedrückten Pre verhältnisse in vielbeneideten politischen und in recht guten wirt schaftlichen Verhältnissen befinden.
Liest man die Betrachtungen sogenannt „freisinniger“ Blätter über die jetzige Geschäftslage, so sollte man meinen, ganz Deutsch⸗ land nage am Hungertuche; läßt man dagegen sein Auge auf dem Leben und Treiben des Volkes ruhen, beobachtet man den Gang im Handel und Gewerbe, im Kapitalverkehr, im Reise⸗ un Badeleben, bei den Verkehrsanstalten u. s. w., so wird man in der Regel mehr oder weniger behagliche, gedeihliche Zustände an⸗ treffen. Zunächst ist von einer Zunahme der Noth, der wirk⸗ lichen und unverschuldeten Armuth nirgendwo die Rede, wenn auch die Armenlasten der großen Städte im Verhältniß fü dem Anwachsen ihres Gesammtaufwandes und ihrer Arbeiterbevölke⸗ rung sich steigern. Alsdann ist die Lebenshaltung, auch in der nicht besitzenden Klassen, fast allenthalben eine befriedigende, ode sogar gute. Von Hungersnoth kann nirgendwo die Rede sein, Arbeitsgelegenheit fehlt es, wenn man etwa die Schaar der stellen⸗ losen Handlungsgehülfen und Techniker ausnimmt, für fleißige Leutk niemals, gegen die schädlichen Folgen von Krankheiten und Ver' letzungen ist durch Krankenkassen und Unfallversicherung gesorgt. N. anerkannt vortrefflichen Volksschulen sind für Unbemittelte entwed ganz frei oder sehr billig, die Wohnungsfrage gestaltet sich mit der zunehmenden Bauthätigkeit auch für die Arbeiter immer günstiger Daß die breiten Massen des Volkes sich allgemein behäbiger Ver⸗ hältnisse erfreuen, beweisen Bekleidung, Wohnung, Vergnügun und sonstige Genüsse derselben. Zerlumpten Leuten wird man, 9 gesehen von verkommenen arbeitsscheuen Strolchen, nur selten! gegnen; vielmehr zeigt sich in der Kleidung der meisten Angehörigen des Volkes eine erfreuliche Wohlanständigkeit, an Sonn⸗ und Feier tagen und bei festlichen Gelegenheiten häufig ein gewisser Aufwand Die Mittelstände sind in den neueren Jahren auch im Ganzen gut daran insofern die Nahrungsmittel eher wohlfeiler, jedenfalls nicht theurar geworden sind, das Einkommen der Handwerker und der Beamt aller Art sich im Ganzen aber nicht vermindert, sondern sogar erhöht hat Handwerk hat auch heute noch goldenen Boden, we man es nur recht betreibt und Meister in seinem Fache ist. Kreise der Besitzenden sind heute, wie die Vertheilung des Volls⸗ vermögens an Werthpapieren beweist, entschieden weiter ausgedere als früher. Die Zahl der wohlhabenden Leute erfährt fortwähre⸗ eine Zunahme, während vielleicht die Ziffer der eigentlichen Reiche d. h. Derjenigen, die über Hunderttausende und Millionen gebiet nicht in dem Maße wie Anfangs der 1870er Jahre wächst, was aber auch aus gesellschaftlichen Erwägungen nicht zu beklagen ist. 8
Wie beträchtlich unser Volksvermögen an⸗ ausländischen Weri papieren im Laufe der Zeit geworden ist, beweist die auf zwei Milli
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hiigen können und mit nicht länger mehr
Mark lautende Schätzung des deutschen Besitzes an russischen nats⸗Schuldverschreibungen. Und doch bilden diese letzteren nur 2n, Theil unseres in ausländischen Werthpapieren angelegten be⸗ ven 8 Vermögens! Wir besitzen große Mengen an Aktien und neguldverschreibungen ausländischer Gesellschaften, namentlich öster⸗ 8 disch⸗ungarischer und russischer Eisenbahnen. Wir sind Gläu⸗
ener der Staaten Oesterreich Ungarn, Rumänien, Serbien, Türkei, Italien, Egypten, Spanien, Schweden und Norwegen; nsere Banken haben kürzlich eine argentinische Anleihe über⸗ nommen und auch an dem Abschluß einer portugiesischen Anleihe st die deutsche Bankwelt betheiligt, nachdem sie vorher eine Lissaboner Stadtanleihe übernommen und zur Zeichnung gebracht hatte. Deuten bise Zeichen etwa auf einen, Verfall unserer wirthschaftlichen Kräfte, sen sie nicht vielmehr eine fortdauernde Zunahme unserer Kapital⸗ 1 üsse? Und leitet nicht das Herabgehen des Zinsfußes auf eine gleiche Ursache hin? Allerdings giebt es für dieses letztere noch eine andere Erklärung, das ist die anders geartete Vertheilung des Unter⸗ rehmergewinnes in den verschiedenen Erwerbszweigen; aber ohne einen farken Kapitalandrang zu allen diesen Beschäftigungsarten würde doch dos Kapital einen höheren Ertrag mit Erfolg beanspruchen können! ellt es doch auch in dem gegenwärtig am wenigsten gut beschaffenen Bergwerks⸗ und Hüttenbetriebe nicht an fortwährenden Neuanlagen und Vergrößerungen von Werken. 8 Fassen wir endlich die Hervorbringung von Verbrauchs⸗ und Nutzungsgütern aller Art, von Boden⸗ und gewerblichen Erzeugnissen, von Häusern, Straßen, öffentlichen Gebäuden, von Verkehrsanstalten, bon wissenschaftlichen und künstlerischen Unternehmungen u. s. w. ins nne, nehmen wir die Aus⸗ und Einfuhrlisten zur Hand, berücksich⸗ igen wir die Steigerung des inländischen Geschäftsverkehrs, wie er sch in den erfreulicher Weise heuer wieder steigenden Einnahmen der Eisenbahnen kundgiebt: so werden wir zugeben müssen, daß die Hervor⸗ bringung stets zunimmt, wenn sie auch zuweilen die Gebiete wechselt. Statt der großen Vollbahnen, deren Netz einstweilen ausgebaut ist, legen wir Kanäle an, errichten wir Nebenbahnen und besondern Zwecken dienende Schmalspurbahnen (Wald⸗ und Feldbahnen), statt der hölzernen Segelschiff bauen wir eiserne Dampfschiffe und Schleppkähne, und vollzieht sich auch in andern Gewerbe⸗ und Verkehrszweigen eine den Fortschritten der technischen Wissenschaften und des Weltverkehrs entsprechende unaufhörliche Neugestaltung in der Hervorbringung, Ausstattung und Anordnung. Für manche Gattungen von Unter⸗ nehmungen, die sich zu weit ausgedehnt oder die nicht bei Zeiten gegen Wechselfälle Vorsorge getroffen haben, gestalten sich dann allerdings solche Veränderungen zuweilen recht nachtheilig.
Die Zollverhältnisse der fremden Staaten haben unsere auslän⸗ dischen Handelsbeziehungen mehrfach beeinträchtigt, aber neue Aus⸗ landsgebiete oder die durch eigenen Zollschutz geschaffene größere Auf⸗ nahmefähigkeit des heimischen Marktes haben uns dafür Ersatz ge⸗ boten. Es ist unwahr, daß unser Wirthschaftsleben unter der neuen Zollpolitik Noth gelitten hat; was von derselben leidet, würde auch meistens ohne unsere Schutzzölle leiden, während viele und bedeu⸗ tendere Gewerbezweige, die heute blühen oder in leidlich günstiger Lage sich befinden, voraussichtlich schwer bedrängt oder gar vernichtet sein würden ohne Zollschutz.
Schließlich können wir in Deutschland auf einen gut geordneten Staatshaushalt verweisen, in welchem dem Betrage der Anlehen⸗
schulden mehr als entsprechende Werthe an zinstragenden Besitzungen, an Eisenbahnen, Wäldern, Landgütern gegenüberstehen, sodaß der Staatsbürger keine Beiträge zu den Kosten der Staatsschuld zu keisten hat, während ein sehr großer Theil des Volkes von jeder unmittelbaren Steuerleistung (an den Staat) befreit ist. Alles in Allem, haben wir Deutsche somit auch heute noch, trotz des allge⸗ meinen in der Welt empfundenen Druckes der wirthschaftlichen Ver⸗ hältnisse, keinen Grund oder gewiß am wenigsten Grund zu Klagen, viel weniger sicherlich auch als die Engländer, die ihre Fabrikarbeiter zum guten Theil schon seit geraumer Zeit nicht mehr voll beschäf⸗ d m verhehlter Bestürzung die gewaltigen Fortschritte wahrnehmen und erörtern, welche Deutschland unter seiner jetzigen Wirthschaftspolitik in der Versorgung überseeischer und sonstiger ausländischer Absatzgebiete mit seinen gewerblichen Er⸗ jeugnissen unaushaltsam macht.
Mögen daher unsere freisinnigen Heulpolitiker endlich ihren un⸗ melodischen, unwahrhaftigen Ergüssen über einen wirthschaftlichen Rückgang Deutschlands Einhalt gebieten, möge aber auch das Volk, wenn es zur Wahlurne tritt, sich fragen, ob solche Leute sein Ver⸗ trauen beanspruchen können, welche ihren unfruchtbaren Parteizwecken zu Liebe eine fortwährende Entstellung der Thatsachen betreiben und damit das arbeitende Volk gegen die Regierung und die in der vanthet vetügg vorherrschende wirthschaftliche Anschauung aufwiegeln
en!
VEb(I(i er Börsen⸗Zeitung“ berichtet:
Trotzdem die Umsätze in der hiesigen, wie überhaupt in der deutschen Shawl⸗ und Tücherfabrikation in Folge von Mode⸗Ein⸗ flüssen zurückgegangen sind, so gehört diese Industrie doch immer noch, der Ausbreitung nach, (Berlin fabrizirt jährlich für circa 20 Mill. Mark Shawls und Tücher) zu den bedeutenderen. Die Lage der⸗ selben beginnt sogar sich zu bessern. Die Effektuirung der Herbstaufträage nimmt die volle Thätigkeit der Fabrikanten in An⸗ spruch, und wenn auch nicht mehr der, Shawl als solcher eine Hauptrolle spielt, so hat doch die Fabrikation so viele Artikel nisdech Bereich ihrer Produktion gezogen, die namentlich dem Phan⸗ e. angehören, daß die Fabrikanten wohl im Stande 1 wihre Arbeitskraft vor der Hand voll zu verwerthen. Die Kon⸗ hcn benutzt den Shawl auch in diesem Winter für ihre Absat biet 1 Das „Exvportgeschäft, bildet das integrirende die Shüdie “ hiesigen Fabrikation, vornehmlich d es hh ELE111““ Staaten, welche verhältnißmäßig noch a ses gz Behan zeigen. Dieses Geschäft steht zwar nicht mehr 6 böhe früherer Jahre, hat sich jedoch insofern gebessert, als de ufnahmefähigkeit jener Länder, die in Folge Ueberfüllung der vhah erhe des Rückganges der Erzeugnisse der Bodenkultur in der n” he Fheiffen war, seit Beginn dieses Jahres sich etwas gehoben W wurden einige große Sendungen gemacht, der Export Geschäft G Staaten ist nicht mehr von Bedeutung; das ungen: die Fhcteoaisggen fremden Ländern zeigt keine großen Schwan⸗ velche Fiederlgg. Spanien, Schweden, Dänemark und Italien, ihre ö 11““ für Berliner Shawls sind, bestelleu 19 Holl⸗ 9 en Quantitäten; nach Rußland und Oesterreich verhindert I he 8 Ausbreitung des deutschen Fabrikats. Wie wir bereits 8 eichaf . II n den letzten Monaten, also seit Beginn des alt di Wüfts, Mangel an Beschäftigung um so weniger zue bemerken, ton denen seitigkeit der Artikel und die große Zahl der Fabrikanten, wissen c fast Jeder eine Spezialität hat, das Geschäft in einer ge⸗ eine Bewegung erhielt; die erhöhten Umsätze haben aber leider en erhöhten Gewinn gebracht.
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Bmentralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 33. — Inhalt 1 1 Aufruf und Einziehung der Einhundert⸗Mark⸗Noten der mmerzbank in Lübeck. — Konsulatwesen: Ernennung. Ent⸗
8 Aufhebung eines Konsulats. — Polizeiwesen: Ausweisung Am 9 aus dem Reichsgebiete.
Verfuüntsöblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 44,1. Inhalt: ostdampfen: vom 10. August 1886. Fahrplan der Deutschen Reichs⸗ Erlasisenbahn⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 24. 0 Inhalt: etr. dinbes Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 2. August 1886, m8 gemeine Vorschriften über die Behandlung der Fundsachen; age D August 1886, betr. Ergänzung und Abänderung der An⸗ eutsch zum §. 48 des Betriebsreglements für die Eisenbahnen
ülands. — Nachrichten. . machönitiz⸗Ministerial⸗Blatt. Nr. 31. — Inhalt: Bekannt⸗ gkatt vom 4. August 1886, betreffend die Herausgabe einer Ueber⸗ rte der Verwaltungsbezirke der preußischen Staatseisenbahnen.
— Zur Erinnerung an den Präsidenten der Justiz⸗Prüfungskommission Herzbruch.
Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 33. — Inhalt: Amtliches: Zusammensetzung der technischen Prüfungsämter in Preußen für das Jahr 1886/87. — Personalnachrichten. —Wichtamtliches: Die Festhalle in Heidelberg. — Ueber den Widerstand eiserner Stützen und Träger im Feuer. — Entwurf zu einer Rheinbrücke zwischen Köln und Deutz. — Die englischen Schiffahrtskanäle. — Die Ju⸗ biläums⸗Ausstellung der bildenden Künste in Berlin. VII. — Ver⸗ mischtes: Bau⸗ und Kunstgewerbe⸗Ausstellung des Berliner Architekten⸗ hauses. — Abbruch des Brandenburg⸗Hotels am Gendarmenmarkt in Berlin. — Zur Vereinbarung einheitlicher Prüfungsarten für Bau⸗ und Konstruktionsmaterialien. — Die öffentlichen Arbeiten in Cochin⸗
Statistische Nachrichten.
Im Verlage von E. Heinrich in Dresden erschien soeben: Kalender und Statistisches Jahrbuch für das Königreich Sachsen nebst Marktverzeichnissen für Sachsen, Thüringen und angrenzende Königlich Preußische Regierungsbezirke auf das Jahr 1887“, herausgegeben vom Statistischen Bureau des Königl. Sächs. Ministeriums des Innern. — Wie in den früheren Jahrgängen bringt diese Veröffentlichung des Königl. Sächs. Statistischen Bureaus zunächst den astronomischen Kalender, bearbeitet von dem Direktor des mathematischen Salons in Dresden, Hofrath Dr. A. Drechsler. Diesem Kalendarium folgen kurze Mittheilungen über die obere Kulmination des Palarsterns und über Kulmination von Fixsternen, sowie über die Sonnen⸗ und Mondfinsternisse im Jahre 1887; ferner über die Ascensionaldifferenz für 45 bis 57 Grad geographischer Breite und 0 bis 30 Grad nördlicher und südlicher Deklination, über Refraktionswirkungen, über die geographische Lage verschiedener Städte Europas, über die Zeitdifferenzen zwischen Dres⸗ den und den sächsischen Städten, endlich eine Uebersicht über das Planetensystem, Mittheilungen über die Mondoberfläche und Er⸗ klärungen und Erläuterungen zu dem Inhalte des Kalenders. Hierauf folgt eine Uebersicht, enthaltend die Ergebnisse der Beobachtungen an sämmtlichen meteorologischen Stationen in Sachsen im Jahre 1885 zusammengestellt im Königlichen meteorologischen Institute zu Chem⸗ nitz (Direktor Dr. Paul Schreiber). — Das Marktverzeichniß nebst einem Nachtrage, welcher die während des Druckes gemeldeten Ver⸗ änderungen bringt, enthält sämmtliche Messen, Kram⸗, Vieh⸗, Woll⸗ und Produktenmärkte im Königreiche Sachsen, in den Thüringischen Staaten und den angrenzenden Königlich preußischen Regierungsbezirken Merseburg und Liegnitz im Jahre 1887. — Das statistische Jahrbuch. redigirt von dem Direktor des Königlich sächsischen statistischen Bureaus, Geheimen Regierungs⸗Rath Professor Dr. Victor Böhmert, behan⸗ delt im ersten Abschnitt „Allgemeine Bevölkerungs⸗ und Landesstatistik“ unter folgenden Hauptrubriken: 1) Alphabetische Uebersicht sämmt⸗ licher Ortschaften des Königreichs Sachsen nebst Angabe der Amts⸗ hauptmannschaft und der vorläufig ermittelten Einwohnerzahl nach der Zählung vom 1. Dezember 1885, sowie der Postbestellanstalten, Eisenbahnstationen und Eisenbahnhaltestellen; 2) der Flächeninhalt und die vorläufig ermittelte Bevölkerung der deutschen Bundesstaaten; 3) die Verwaltungsbezirke des Königreichs Sachsen nach Flächeninhalt und vorläufig ermittelter Bewohnerzahl. Hieran schließen sich ver⸗ schiedene Tabellen über die Bewegung der Bevölkerung in dem Jahre 1884 bezw. in den Jahren 1840 bis 1884 (Eheschließungen, Geburten, Sterbefälle), über tödtliche Verunglückungen und über Selbstmorde in den Jahren 1884 und 1885 in den Jahren 1849 bis 1885, über Aus⸗ und Einwanderungen in den Jahren 1871 bis 1885, sowie über die Aufnahmen in den sächsischen Staatsverband und die Entlassungen aus demselben im Jahre 1885. Der zweite Hauptabschnitt des statistischen Jahrbuchs bringt Mit⸗ theilungen aus der Finanzstatistik — darunter der Staatshaushalts⸗ Etat auf die Finanzperiode 1886/87, die Erträge des Staatsforst⸗ wesens, der Intraden⸗ und Domänenverwaltung, die Erträgnisse des Erzbergbaues, des fiskalischen Berg⸗ und Hüttenwesens und der Por⸗ zellanmanufaktur im Jahre 1884, die fiskalischen Gebäude, die Erträge der indirekten und direkten Steuern im Jahre 1884 bezw. 1885, die Hauptresultate der Einkommensteuer⸗Einschätzungen im Jahre 1885. In dem dritten Abschnitte, der Wirthschaftsstatistik, werden dargestellt: der Gesammtbergbau Sachsens in den Jahren 1855—1884, der Steinkohlen⸗ und der Braunkohlenverkehr in den Jahren 1879 bis 1885, die Eisenproduktion und Eisenverarbeitung im Jahre 1884, das Steinbruchswesen im Meißner Hochland in den Jahren 1875 bis 1885, die Frequenz der sächsischen Wollmärkte von 1868 bis 1885. Der vierte Abschnitt, über Konsum⸗ statistit, enthält Tabellen über Fleischverbrauch, Bierbrauerei⸗ und Branntwein⸗Brennereibetrieb.⸗ Die übrigen Abschnitte behandeln die Landwirthschaftsstatistik, die Verkehrs⸗, Brände⸗ und Brand⸗ versicherungs⸗, Justiz⸗, Bettler⸗ und Vagabunden⸗, Medizinal⸗ und Schulstatistik. — Aus vorstehendem Auszuge ergiebt sich die große Reichhaltigkeit und Vielseitigkeit des Jahrbuchs, welches nicht nur den Behörden, Beamten und Geschäftsleuten, sondern überhaupt allen Denjenigen, welche sich für die staatlichen und wirthschaftlichen Ein⸗ richtungen Sachsens interessiren, reiche Belehrung bieten und als ein nützliches und oft sehr nöthiges Nachschlagebuch dienen wird. — Der Preis für das ganze ca. 23 Bogen umfassende Buch beträgt 1 ℳ, während die darin enthaltene „Alphabetische Uebersicht sämmtlicher Ortschaften des Königreichs Sachsen ꝛc.“ auch einzeln zu dem Preise von 50 ₰ abgegeben wird.
— Die Augustnummer (1886) der „Mittheilungen der Großherzoglich hessischen Centralstelle für die Landes⸗ statistik“ hat solgenden Inhalt: Verkaufte Fruchtquantitäten und jährliche Durchschnittspreise auf den Fruchtmärkten 1885. — Die landwirthschaftliche Bodenbenutzung und die Ernte⸗Erträge 1885. — Preise der gewöhnlichen Verbrauchsgegenstände Juni 1886. — Ver⸗ gleichende meteorologische Beobachtungen Juni 1886. — Taub⸗ stummen⸗Anstalten 1885—86.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Von dem „Anzeiger des Germanischen National⸗ Museums“ in Nürnberg ist soeben das Doppelheft für Juli und August 1886 (1. Band, Nr. 31 und 32) ausgegeben worden.
Die Museums⸗Chronik gedenkt zunächst des inzwischen einge⸗ tretenen Todes König Ludwig's II., des Allerhöchsten Protektors der Anstalt, welche dem Hochseligen Könige nicht nur eine Reihe von unmittelbaren Förderungen zu verdanken hat, sondern unter seiner Re⸗ gierung auch jenen Aufschwung nahm, durch den sie ihre heutige Be⸗ deutung erhalten hat. Zugleich mit der Trauer um den Verlust des Königlichen Gönners wird aber auch die frohe Zuversicht ausgesprochen, daß Prinz Luitpold, als Sohn Ludwig's I., des Schöpfers der Anstalt, das Werk des Vaters mit gleicher Huld stützen und fördern werde. Eine Bestätigung dessen bietet das mitgetheilte huldvolle Antwort⸗ schreiben auf die Beileids⸗Adresse der Museums⸗Verwaltung, worin der Prinz⸗Regent seinen Dank und den Wunsch ausspricht, daß das Germanische Museum, dessen Fortschritte er mit Interesse verfolge, sich auch fernerhin blühenden Gedeihens erfreuen möge. Dann ge⸗ denkt die Chronik auch der Wiederkehr des 100. Geburtstages König Ludwig's I. (am 25. August d. J.), der zuerst den Gedanken der Gruͤndung des Germanischen Museums ausgesprochen, und ohne dessen Fürsorge dasselbe nicht hätte ins Leben gerufen werden können: der die Kartause vor der Zerstörung rettete, den Freiherrn von Auf⸗ feß seiner Beihülfe bei der Errichtung des Museums versicherte, selbst mit reichen Privatmitteln den Grund dazu legte und Deutschlands Fürsten für das Unternehmen interessirte. Als Beweis der eifrigen Fürsorge Ludwig's I. für das Zustandekommen des Museums ist ein Schreiben des Königs an den Freiherrn von, Aufseß sowie die Urkunde abgedruckt, welche er über seinen Beitrag zum Ankauf der Aufseß’schen Sammlung ausstellen ließ und die aus Algier, vom 6. März 1864, datirt ist.
bezw.
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Ueber Stiftungen und Schenkungen meldet die Chronik u. A., daß zu der bereits srüber erwähnten Stiftung des Gesammtzeschlechts der Grafen und Freiherren von der Recke⸗Volmerstein als Nachtrag noch die Summe von 1100 ℳ hinzugekommen ist, sowie daß A. Ritter von Lanna in Prag neuerdings dem Museum abermals einen Betrag von 100 ℳ zu Ankäufen für die Porzellansammlung überwiesen hat. Außer neu angemeldeten Jahresbeiträgen und einmaligen Geldgeschenken haben auch die Sammlungen selbst durch Geschenke und Ankäufe wieder manchen erfreulichen Zuwachs zu verzeichnen. So ist ein großer Theil der Gipsabgüsse, welche auf Kosten der Stadt Augsburg für das Museum besorgt worden sind, nunmehr an das letztere abgeliefert und zur Aufstellung gebracht worden. Von der Großherzoglichen Museums⸗Direktion in Darmstadt ist eine Anzahl Gipsabgüsse von karolingischen Skulpturen aus der Halle zu Lorsch überwiesen worden. Angekauft wurden u. A. ein Gemälde der Kreuzigung Christi aus dem 14. bis 15. Jahrhundert, ein romani⸗ scher Leuchter in Gestalt eines thurmtragenden Thieres, ein Renaissance⸗ Schrank (holsteinische Bauernarbeit aus dem 17. Jahrhundert) ein reich getriebenes silbernes Krüglein mit Darstellungen altrömischer Helden, aus dem 16. Jahrhundert, ein Sattel mit Eisenbeschlag aus der Zeit Maximilian's, eine Hohenzollern’sche Goldmünze (15. Jahrhundert), Medaillen, Flugblätter, Kupferstiche von Wächter, Flint und Hopfer ꝛc. Auch die Bibliothek ist durch Geschenke, Tauschschriften und Ankäufe vermehrt worden.
Ueber den Fortgang der Bauten des Museums wird berichtet, daß, nachdem noch vor Ende vergangenen Jahres der Hauptflügel des Südbaues aus den vom Reiche bewilligten Mitteln im Rohbau voll⸗ endet worden, derselbe nunmehr so weit gediehen ist, daß er in Be⸗ nutzung genommen werden konnte. Der Unterbau ist für die Ge⸗ schäftsbureauxr des Museums bestimmt, die bereits in den neuen Räumen untergebracht sind. Das Hauptgeschoß, ein mächtiger ge⸗ wölbter Saal, der durch das bekannte schöne Heilsbronner Portal mit den Kreuzgängen verbunden wird, ist bereits mit den übrigen alten Lokalitäten des Museums in Verbindung gesetzt und den Besuchern zur Besichtigung geöffnet. Die Aufstellung der Sammlungsobjekte in demselben soll in den nächsten Wochen stattfinden. Der erste Stock wird eine Reihe getäfelter ganzer Zimmer und Säle enthalten, für deren Einrichtung noch eine längere Zeit in Aussicht genommen ist. Der zweite Stock enthält den Sitzungssaal des Ver⸗ waltungsausschusses und die Wohnung des 1. Direktors, welcher die⸗ . selbe bereits bezogen hat. Die gemalten Fenster, welche als Schmuck des Südbausaals gestiftet wurden, sind in Arbeit und werden, wie man hofft, noch vor dem Herbst fertig werden. Die Fenster, welche die Museums⸗Verwaltung als dankbare Erinnerung an die Stiftung der Grafen und Herren von der Recke hat anfertigen lassen, sind in den letzten Wochen in dem Thürmchen eingesetzt worden, das jetzt die Bezeichnung „Reckenthürmchen“ erhalten hat. In Folge der von den städtischen Behörden durchgeführten Kanalisirung und Straßenreguli⸗ rung ist die Straße auf der Südseite um mehr als einen Meter tiefer gelegt worden; durch gleichzeitig ausgeführte Trottoirlegung, Ausbesserung der Abschlußmauern und eines Theils der Façaden haben die Gebäude an malerischem Charakter wesentlich gewonnen. 8
Was die Aufstellung der Sammlungen betrifft, so hatte der Zuwachs an Räumen, welcher sich nicht blos durch den Neubau, sondern auch dadurch ergeben hat, daß die bisherigen Geschäftsbureauxr sowie die Wohnung des I. Direktors nach einigen Aenderungen eben⸗ falls für Sammlungszwecke frei werden, eine abermalige Verschiebung derselben zur Folge. Zunächst wurden die Lokale für die germanischen Alter⸗ thümer erweitert, und ist durch Prof. Dr. von Reber eine Neuordnung der Gemäldegalerie vorgenommen worden. Auch die Grabstein⸗ Abgüsse im Kreuzgange sind mit Zuhülfenahme eines neuen Flügels theilweise neu aufgestellt, ebenso die Abgüsse der kirchlichen Geräthe. Die Waffenmodelle sind im Anschluß an den Waffensaal neu auf⸗ gestellt. Für die pharmazeutische Sammlung ist ein Lokal eingerichtet ebenso ein anderes, in welches die Merkel'sche Sammlung übertragen wird. Die Bibliothek, welche nunmehr bereits 100 000 Bände zählt und in Folge dessen räumlich beengt ist, erhält zwei neue Lokale. 1
Der Bogen 30 der „Mittheilungen des Germanischen Museums“, welcher dem „Anzeiger“ beiliegt, enthält mehrere werth⸗ volle Beiträge von dem Direktor Essenwein. Der erste derselben gieb eine Beschreibung des aus dem Kloster Heilsbronn in das Germanische Museum übertragenen, prächtigen romanischen Portals, einer Schenkung Sr. Majestät des Kaisers. Das Portal gehörte bekanntlich zu der großartigen Bauanlage des genannten Cisterzienser⸗Klosters, dessen Kirche die Begräbnißstätte der fränkischen Hohenzollern umschließt, und ist, da dem schönen Werk die Zerstörung drohte, im Auftrage des Kaisers von der Besitzerin der Gebäude, die jetzt einer Brauerei dienen, angekauft und dem Museum überwiesen worden. Das Portal ist auf einer beigegebenen Tafel in ⅛50 der Originalgröße abgebildet; es gehört der letzten Periode des romanischen Stils, etwa der Mitte des 13. Jahrhunderts an. Von speziellem Interesse waren die Reste von Polychromie, die es zeigte, und welche dazu bestimmt war, die Gliede⸗ rungen und Verzierungen hervorzuheben. Leider sind fast die letzten Spuren von Farbe während des Transports durch Regen abgewaschen worden. — Ferner beschreibt Direktor Essenwein zwei Rürnerische Schränke mit reicher Schnitzarbeit aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, welch dem Museum gehören und ebenfalls auf besonderen Tafeln abgebildet sind. Endlich theilt derselbe noch ein schönes Handwerker⸗Epitaph aus dem 17. Jahrhundert in Abbildung mit. Ein urkundlicher T trag von Hans Bösch besteht in dem Vertrage zwischen einem pr vaten Münzherrn und dem Münzmeister, aus dem Jahre 1594. Di Urkunde ist als Beispiel interessant, in welcher Weise und unter welchen Bedingungen man früher solche Geschäfte zur Ausführung brachte und wie sich das Verhältniß zwischen Unternehmer und Münz⸗ meister gestaltete.
Das Heft bringt sodann den „Katalog der im Germanische Museum befindlichen Kartenspiele und Spielkarten“ zum Abschluß, und zwar mit einem alphabetischen Verzeichniß der Literatur über Spielkarten im Museum, sowie der Literatur über die verschiedenen Arten, Karten zu spielen. Dazu gehören weitere 12 Tafeln (29 bis 40) sorgfältig nach den Originalen faecsimilirter Spielkarten aus der Sammlung des Museums.
Die nächste Nummer des „Anzeigers“ wird (wieder als Doppel⸗ nummer) Ende September ausgegeben werden. b
Gewerbe und Handel.
Nürnberg, 14. August. (Hopfenmarktbericht von Leopol Held.) Im Stande der Pflanzungen hat sich in den letzten acht Tagen wenig geändert. Die Reife macht langsame Fortschritte. Zahlreiche Bezirke können dieses Jahr die Pflücke erst 8—10 Tage später als im Vorjahre beginnen. — Zu Anfang dieser Woche zeigte sich am Markte rege Frage nach kleinen Quantitäten Frühhopfen und ver⸗ mochten letztere, weil täglich nur 3—5 Bällchen Württemberger und Badische eintrafen — aus Steiermark haben die Zufuhren voll⸗ ständig aufgehört — bis Donnerstag 10.—15 ℳ im Preise zu profitiren. Gestern und heute kamen bereits etwas mehr, nämlich ca. 30 Säckchen württemberger und badische hier an; die Frage hatte aber plötzlich nachgelassen, daher mußte wieder einige Mark billiger abgegeben werden. Die heute verkauften 15 Säckchen erlösten 125 — 150 ℳ je nach Qualität. 1885er werden von Amerika⸗Exporteuren täglich 100 — 150 Ballen gute grünliche Mittelhopfen zu 25 — 32 ℳ gekauft. Kundschaftshändler nehmen hie und da kleine Pöstchen feine Sorten zu 45 — 55 ℳ Der Hauptstock des hiesigen namhaften Lager⸗ bestandes von 85er besteht aus untergeordneten Qualitäten, welche selbst zu billigsten Preisen nicht zu begeben sind. 1s
Glasgow, 14. August. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 804 573 Tons gegen 615 040 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb denindkichen Hochöfen 83 gegen 92 im vorigen Jahre. 1
New⸗York, 14. August. (W. T. B.) in der vergangenen Woche eingeführten 7 972 000 Doll., davon 2 731 026 Doll. der Einfuhr in der Vorwoche betrug
669 Doll. für Stoffe.
Der Werth der ten Waaren betrug für Stoffe. Der Werth 9 017 011 Doll., davon