schuß beginnt seine Arbeiten bestimmt am 15. September. Bis dahin werden auch die Minister und Unter⸗Staatssekre⸗ Bis zur Parlaments⸗ eröffnung wird sich auch ergeben, ob die Versuche zur Bildung einer gemäßigten republikanischen Partei Aussicht
täre wieder sämmtlich im Amt sein.
auf Verwirklichung haben.
Die „Ag. Havas“ meldet: „Es ist nicht richtig, wie einer ranzösischen Kredit⸗Anstalt Vollmacht ertheilt habe, eine Das einzige Be⸗ mühen des Ministers des Auswärtigen strebte dahin, die Ver⸗ Verschiedene finanzielle Gesellschaften und sogar einige Private haben sich welche Bedingungen die Regierung auf⸗ erlegen und welche Garantien sie anbieten würde, wenn man Bis jetzt
emeldet worden, daß die französische Regierun madagassische Bank zu gründen. suche des Generals Willoughby zu vereiteln. danach erkundigt,
eine französisch⸗madagassische Bank gründen wollte. aber ist noch kein Privilegium ertheilt worden.“
Aus Hanoi wird berichtet, daß Hr. Paul Bert diese Stadt verlassen und sich nach Sontay und Tuyen⸗Quan be⸗
geben hat.
Morgen beginnen die großen Kavallerie⸗Manöver Die Truppen, welche daran Theil nehmen, bestehen aus vier Kürassier⸗, zwei Dragoner⸗, zwei berittenen Jäger⸗ und vier Husaren⸗Regimentern. Der Kriegs⸗ Minister wird den Gesammtmanövern in den ersten Tagen
im Lager von Chalons.
des September beiwohnen.
Eine Abtheilung der Mission Brazza hat sich heute an Bord der „Gironde“ in Bordeaux nach dem Congo
eingeschifft. — 22. August.
(Köln. Ztg.)
Residenten im französischen unteren Congo und des Niari) ernannt.
Die Blätter veröffentlichen folgende Note: „Verschiedene Zeitungen haben gemeldet, daß zwischen Herrn de Freycinet und dem Kriegs⸗Minister eine Mißhelligkeit herrsche oder geherrscht habe in Bezug auf eine Inspektionsreise nach einer Wir
unserer Grenzen, welche General Boulanger vorhabe. sind befugt, zu erklären, daß eine Mißhelligkeit derart niemals
bestanden hat, und daß der Kriegs⸗Minister und der Conseils⸗ Präsident in dieser Hinsicht stets einerlei Meinung gewesen
sind.“
Der Kriegs⸗Minister wird die Kammer sofort nach der Wiedereröffnung um eine Geldbewilligung zur Ab⸗ sendung von Verstärkungen nach Anam⸗Tongking angehen. Der Minister stützt seine Forderung auf die Ver⸗ minderung des thatsächlichen Bestandes der Besatzungsabthei⸗ lung, auf die Heimsendung von über 1800 Mann, deren
Dienstzeit abgelaufen ist, und die Erweiterung des Operations⸗ feldes in Folge der Angriffe der Freibeuter.
Italien. Rom, 23. August. (W. T. B.) Der Papst empfing an dem gestrigen Fest zu Ehren des heiligen Joachim, seines Namenspatrons, die Glückwünsche mehrerer Souveräne, Regierungs⸗Oberhäupter und des Gemeinderaths von Carpineto, seines Heimathsorts. Die Kardinäle und Prälaten statteten persönlich ihre Glück⸗ wünsche ab.
Türkei. Konstantinopel, 23. August. (W. T. B.) Ein Telegramm der „Agence Havas“ meldet: Ueber die Vor⸗ gänge in Sofia liegen hier folgende Mittheilungen vor: Das Palais des Fürsten Alexander wurde am Sonn⸗ abend früh 2 Uhr von dem zweiten Kavallerie⸗Regiment aus Kostendil, kommandirt vom Obersten Stoyanoff, einge⸗ schlossen. Darauf begab sich eine Deputation, be⸗ stehend aus Zankoff, dem Metropolitan Clement und einigen Anderen, zu dem Fürsten und ersuchte ihn, abzudanken. Der Fürst unterzeichnete schließlich ein Schriftstück, in dem er erklärte, daß er, um Bulgarien durch sein Verbleiben auf dem Thron nicht zu gefährden, abdanken wolle. Gegen Morgen wurde der Fürst unter militärischer Bedeckung bis Lom⸗Palanka an der Donau gebracht, von wo er nach Rumänien übersetzen sollte. Bald nach dem Bekanntwerden der Entthronung sammelte sich eine große Menschenmenge vor dem russischen Konsulats⸗ gebäude und veranstaltete eine Kundgebung, in welcher der Schutz des Kaisers Alexander für Bulgarien erbeten wurde. Der diplomatische Agent Rußlands versprach, den Kaiser davon telegraphisch in Kenntniß zu setzen. Später begaben sich die Mitglieder der vesbiorischen Regierung zu dem diplomatischen Agenten, um ihn zu bitten, daß er dem Kaiser von Rußland den Ausdruck ihrer Ergebenheit über⸗ mittele. Die Armee leistete der provisorischen Regie⸗ rung den Eid der Treue. Karaweloff und Major Niko⸗ lajeff sollen verhaftet sein.
Rumänien. Bukarest, 23. August. (W. T. B.) Die ‚Polit. Corresp.“ meldet über die Entthronung des Fürsten Alexander: am 21. d. M. früh sei das fürstliche Palais von Truppen und einer großen Menschenmenge um⸗ ringt worden, welche die Nösetung des Fürsten verlangt hätten; etztere sei hierauf thatsächlich proklamirt worden. In Sofia und
Rustschuk hätten große Volksversammlun en stattgefunden,
die ihr Einvernehmen mit dem Geschehenen kundgaben.
Dem Journal „Vointza Nationale“ wird aus Sofia gemeldet: die bulgarische provisorische Regie⸗ ung bestehe aus dem Metropoliten Clement als Prä⸗ identen ohne Portefeuille, Stojnoff (Aeußeres), Zankoff (Fesete. Burmoff (Finanzen), Major Niki⸗ oroff (Krieg), adoslavoff (Justiz) und Velikoff Unterricht).
— 24. August. (W. T. B.) Der „Pol. Corr.“ wird us Giurgewo gemeldet, daß die in Ostrumelien tehenden bulgarischen Truppen ein Pronuncia⸗ niento zu Gunsten des Fürsten Alexander gemacht
hätten. Oberst Mutkurow sei zum Chef der Regierung proklamirt. Auch die Garnisonen in Schumla, Tirnowo und die Bevölkerung deaselbst ätten sich für den Fürsten erklärt. Letzterer wäre als Gefangener auf seiner Nacht nach Reni⸗Russi gebracht.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 24. August.
W. T. B.) Nach der Beendigung der Truppen⸗
manöver verabschiedeten sich gestern die ausländischen
Offiziere von dem Kaiser und der Kaiserin, welche
hierauf nach Peterhof übersiedelten. — Heute findet bei
Kronstadt vor dem Kaiser eine Flottenschau statt, zu welcher 56 Schiffe versammelt sind.
Das „Journal de St. Pétersbourg“ sagt anläß⸗
ich der Vorgänge in Bulgarien: man müsse hoffen, daß
je politischen Persönlichkeiten in Bulgarien und Rumelien
11 NE JL1.4““ I
Durch ein im „Journal officiel“ veröffentlichtes Dekret wird Hr. de Chavannes, früher Mitglied der Mission nach dem westlichen Afrika, zum Congo (Bezirk des
die Klugheit besäßen, einzusehen, daß die Geschicke der beiden Länder vor Allem von ihrem eigenen Ver⸗ halten abhingen, und daß die Mächte, die über das Schicksal des Landes zu entscheiden hätten, vor Allem die Auf⸗ rechterhaltung des Friedens wünschten. Dieselben müßten sich daher des Wohlwollens der Regierungen zu versichern suchen, indem sie sich jeder Agitation und jeden Unternehmens ent⸗ hielten, das geeignet sein könnte, eine wohlwollende Aktion der Mächte zu verhindern. Die Zukunft Bulgariens sei der Preis, um den es sich dabei handele.
Amerika. New⸗York, 24. August. (W. T. B.) Der Redakteur Cutting ist von der mexikanischen Re⸗ gierung wieder in Freiheit gesetzt worden.
Zeitungsstimmen.
In der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ finden wir folgende Aufstellung:
Das „Statistische Jahrbuch des Deutschen Reichs“ enthält be⸗ kanntlich auch eine Reihe von Verbrauchsberechnungen, aus denen her⸗ vorgeht, wie viel von den betreffenden Artikeln überhaupt und wie viel pro Kopf der Bevölkerung in jedem der Jahre verbraucht worden ist.
Man würde in diesen Angaben einen genauen Maßstab für die Konsumtion, damit also für die wirthschaftliche Lage des Gros der Bevölkerung haben, wenn der wirkliche Verbrauch ganz genau in den⸗ selben zum Ausdruck gebracht werden könnte; da aber bei den mehr oder weniger lagerfähigen Artikeln die von einem zum anderen Jahre übernommenen Bestände nicht kontrolirt werden können, so läßt sich nicht präzise sagen, ob der Konsum von dem einen Jahr auf das andere zu⸗ oder abgenommen hat.
Für den Durchschnitt einer längeren Jahresreihe jedoch ergeben diese Zahlen den wirklichen Verbrauch annähernd richtig, und so weit darf also auch auf Zu⸗ resp. auf Abnahme des Verbrauchs geschlossen werden, wobei allerdings nicht außer Acht gelassen werden muß, daß ein Theil der Berechnungen in Ermangelung bestimmter Nachweisungen auf Annehmen und Schätzungen beruht.
Dieses vorausgeschickt, geben wir in Folgendem einige Mitthei⸗ lungen aus jenen Verbrauchsberechnungen und wenden uns dabei zu⸗ nächst dem Taback zu, dessen 5 jähriger Durchschnittsverbrauch 1,2 kg pro Kopf war, während im Erntejahr 1884/85 1,3 und in den vorher⸗ gehenden resp. 1,1, 1,0, 1,5 und 1,1 kg verbraucht wurden. Aeltere Angaben liegen für diese auf Grund der erhobenen Steuer⸗ und Zoll⸗ beträge angestellte Berechnung nicht vor, weil diese Statistik erst auf dem neuen Tabacksteuergesetz beruht. Auf Grund der älteren Methode, welche die geernteten Mengen schätzungsweise und die ein⸗ und aus⸗ geführten Mengen, also ohne Rücksicht auf etwaige steuerfreie Lagerung zur Grundlage hatte, betrug der 14jährige Durchschnittsverbrauch 1,7 kg, und zwar für die 5 Erntejahre 1872/76 durchschnittlich 1,8 kg, 1877/81 durchschnittlich 1,7 kg, und für 1882/85 durchschnitt⸗ lich 1,4 kg. Im letzten Jahre, dem Erntejahre 1884/85, stellte sich der Verbrauch auf 1,5 kg, in dem vorhergehenden auf resp. 1,3, 1,2 und 1,6 kg.
Für den Salzverbrauch war der 15 jährige Durchschnitt 13,1 kg, und betrug für die Jahre 1870 — 74 12,1 kg, für 1875 — 80 12,6 kg, und für 1881 — 85 14,4 kg. Im letzten Jahre, dem Etatsjahre 1884, stellte sich der Salzverbrauch auf 15,1 kg und in den 4 vor⸗ hergehenden auf resp. 14,7: 14,2: 14,1 und 13,9 kg pro Kopf.
Bei Zucker beträgt der 14jährige Durchschnitt 7,0 kg pro Kopf, für die Campagnejahre 1871/72 — 1875/76 stellte sich der Verbrauch auf durchschnittlich 6,7 kg, für 1876/77 — 1880/81 auf 6,4 kg, für die letzten 4 Jahre 1881/82 — 1884/85 jedoch auf 8,0 kg. Der größte Zuckerverbrauch ergiebt sich für 1884/85 mit 9,9 kg pro Kopf, der⸗ selbe betrug in den drei vorhergehenden Jahren resp. 7,7: 8,1 und 6,4 kg pro Kopf.
Im 13 jährigen Durchschnitt betrug der Bierverbrauch 87,8 1 im letzten, dem Etatsjahre 1884/85 90,0 1 pro Kopf; in diesem Jahre wurden überhaupt verbraucht 41 325 000 hl gegen nur 33 302 000 hl in 1872. Interessant ist auch, daß sich die Bier⸗ ausfuhr von 1872 bis 1884/85 von 296 000 auf 1 154 000 hl hob, während die Biereinfuhr nur von 53 000 auf 105 000 hl stieg. Der muthmaßliche Verbrauch pro Kopf war 1872 81,4 1, 1873 90,6, 1874 92,6, 1875 93,3, 1876 91,4, 1877/78 88,8, 1878/79 87,5, 1879/80 82,9, 1880/81 84,6, 1881/82 85,0, 1882/83 85,0, 1883/84 87,8 und 1884/85 90,0 1. ☛—
Für einige Produkte der Montanindustrie stellen wir die durch⸗ schnittlichen Verbrauchsziffern pro Kopf nach 5 jährigen Perioden zusammen.
In Kilogramm betrug der Durchschnittsverbrauch pro Kopf für
1870/74 1875/79 1880/84 Roheisen (nicht im Korsaug⸗ sondern auch zur Ausfuhr i. Fabrikaten) . 70,4 Kupfer 14“ 0,46 14“ 0,09 X“ 0,84 Blockblei. “ 0,95 ““ Steinkohlen. 799 827 1026 1111““ 312 319 Ferner betrug der Verbrauch einiger nur im Auslande erzeugter Artikel während der letzten 20 Jahre im 5jährigen Durchschnitte in Kilogramm pro Kopf: 1866/70 1871/75 1876/80 3 . Kaffee
54,3 50,6 0,37 0,09 1,10 0,98
1881/85 2,44 0,06
02 0,03 Frische Südfrüchte 0,14 0,18 Getrocknete Südfrüchte 0,43 Gewürze
v Reis 1,66 Heringe 8 50 2,38 3,01 Rohe Baumwolle, 2,86 3,35 Petroleum 3,75 1A“*“”
0,97
0,02
0,03 0,25 0,50 0,12 1,81
Indigo 03 0,02 Kokosnüsse, Palmkerne, Kopra 8 — 0,59 0,89 1,46.
Selbst wenn man die Eingangs begründete Reserve in der Schluß⸗ folgerung beobachtet, geben vorstehende Zahlen des Verbrauchs dennoch ein Bild, das erfreulicher Weise mit Sicherheit auf eine fortschreitende wirthschaftliche Entwickelung der Bevölkerungsmassen zu schließen ge⸗ stattet. Gleichzeitig ergeben aber auch diese Zahlen, daß die 1879 eingeschlagene neue Wirthschaftspolitik jene Entwickelung in keiner Weise eingeengt, sondern sie vielmehr augenscheinlich und erheblich gefördert hat.
— Im „Hannover'schen Courier“ lesen wir: Das Unfallversicherungsgesetz vom 6. Juli 1884 ist am 1. Oktober 1885 in Kraft getreten. Einige wichtige seitdem gemachte Erfahrungen
Hansen in Kiel dargelegt. Der Verfasser, welcher in einer wichtigen Berufsgenossenschaft thätig mitwirkt, hebt zunächst hervor, daß nicht weniger als reichlich drei Millionen Arbeiter nunmehr gegen die Ge⸗ fahren des Berufslebens sichergestellt worden seien. Er bezeichnet es als einen Vorzug dieser deutschen Gesetzgebung, daß mit derselben nach dem Vorgange der englischen Arbeitergesetzgebung schrittweise vorgegangen sei und man sich vor einer vorzeitigen prinzipiellen Ver⸗ allgemeinerung gehütet habe.
Es wird vom Verfasser bedauert, daß vom §. 2 des Gesetzes, wonach auch Unternehmer versicherungspflichtiger Betriebe sich versichern können, besonders im Kleingewerbe, noch so wenig Gebrauch gemacht worden ist. — Die Höhe der den Verunglückten bezw. den Hinter⸗ bliebenen auf Grund des Gesetzes zustehenden Rentenbezüge wird, unter Hinweis auf einen praktischen Fall, als eine ausreichende dargethan; insbesondere empfiehlt der Verfasser auch das in dem Gesetze vor⸗ gesehene System der dauernden Rente gegenüber demjenigen ein⸗ maliger Abfindungen. Ueber die innere Organisation der Berufs⸗ genossenschaften ist bei der Kürze der Praxis noch kein abschließendes Urtheil gefällt worden. Bei Erwähnung der Bestimmungen des Ge⸗ setzes über die Vertretung der Arbeiter und die Bildung des Schieds⸗ gerichts werden gewisse Mängel der Organisation nicht verschwiegen, andererseits erfahren auch die praktischen Schwierigkeiten Berücksichti⸗ gung, welche einer grundsätzlich vollkommneren Gestaltung in dieser Hinsicht entgegenstehen. Die Bestimmungen der §S§. 51 ff. über die Feststellung und die unter Vermittelung der bö bewirkte Auszahlung der Entschädigungen scheinen sich nach Ansicht des Verfassers ausgezeichnet zu bewähren. Das Umläageverfahren macht die Einreichung jährlicher Lohnnachweisungen erforderlich, was freilich einige Mühewaltung für die Betheiligten zur Folge haben wird. Jedenfalls aber, so heißt es in dem Aufsatz, besitzt dieses Rechnungswesen einen außerordentlich schätzbaren Vortheil. „Dasselbe wird in allen Kreisen des deutschen Gewerbelebens eine wirkliche Buch⸗ führung zur Nothwendigkeit machen, woran es bekanntlich namentlich bei den kleineren Betriebsinhabern leider Gottes so sehr fehlt. Es ist dies ein beiläufiger Gewinn des Gesetzes, der bisher noch wenig ge⸗ würdigt worden ist und der doch sehr hoch geschätzt werden darf. Die Lohnlisten der Arbeitgeber werden auch eine vortreffliche Grundlage für eine künftige zuverlässige Lohnstatistik bilden.“
Nicht berührt wird von dem Verfasser die so viel umstrittene Kostenfrage, da die ins erste Verwaltungsjahr fallenden Einrichtungs⸗ und Verwaltungskosten bedeutend höher sind, wie später. Der Auf⸗ satz schließt mit der beachtenswerthen Bitte: daß Freunde und Gegner des Gesetzes sich daran gewöhnen möchten, in Wort und Schrift mit möglichster Objektivität zu urtheilen. Gewiß seien darüber Meinungs⸗ verschiedenheiten zulässig, ob die Gesetzgebung in einzelnen Punkten das Richtige getroffen hat, „aber man sollte jetzt endlich den Streit ruhen lassen, bis die Praxis unzweifelhaft nachgewiesen hat, wie denn in Wahrheit da, wo es Noth thut, eine Verbesserung stattfinden kann. Man sollte insbesondere Alles ver⸗ meiden, was irgendwie das Vertrauen der unteren Klassen zu den Absichten der Regierung und der Volksvertretung erschüttern kann und einer versöhnlichen Stimmung Raum geben, die davon Zeugniß ablegt, daß, wenn auch von vornherein die Ansichten über die Richtig⸗ keit des beschrittenen Weges von einander abweichen mochten, das Ziel einer größeren Sicherstellung des deutschen Arbeiterstandes gegen die wirthschaftlichen Folgen von Berufsunfällen gleich bedeutsam und erstrebenswerth erschien.“
— Die „Vossische Zeitung“ berichtet:
Der Großbetrieb der Schuhwaaren⸗Fabrikation ist erst seit wenigen Jahren hier zu gebührender Geltung gekommen. In andern Gegenden des Reichs gab es schon früher umfangreiche Anlagen, welche sich mit der Schuhwaaren⸗Fabrikation beschäftigten und auch bedeu⸗ tende Umsätze erzielten, für Berlin aber ist der mechanische Betrieb der Fabrikation neu. Vor zehn Jahren wurde er eingeführt; auf der Höhe steht er seit 4—5 Jahren. Die hier erzielten Umsätze sind belangreich und vermehren sich von Jahr zu Jahr. Die hiesigen Erzeugnisse finden nicht nur Absatz im In⸗ lande, sondern haben sich auch im Auslande einen Markt erobert. Berliner Schuhwaaren finden wir heute nicht allein in den Nieder⸗ landen, Dänemark, Schweiz ꝛc., sondern auch in Australien und Süd⸗Amerika in den Läden mit der Bezeichnung „Berliner Fabrikat“ ausgestellt. Zu den Verdiensten der hiesigen Schuh⸗ waaren⸗Fabrikation gehört es auch, daß ausländische Fabrikate nur noch wenig in Deutschland eingeführt wurden. Nur einzelne be⸗ sondere Artikel werden noch aus Wien bezogen. Auch dieser Geschäftszweig leidet natürlich unter der Ueberproduktion. Durch die immer noch zunehmende Vergrößerung älterer Geschäfte, durch die Begründung neuer ist der Absatz bei Weitem überholt worden. Nach einer Schätzung, die auf Glaubwürdigkeit Anspruch machen kann, be⸗ ziffert sich der Werth der hier fabriksmäßig hergestellten Schuhwaaren auf jährlich 5—6 Millionen Mark. Die Arbeit auf Bestellung und der Verkauf im Einzelnen übertrifft die angegebene Zahl noch bei Weitem. Ein verwandter Geschäftszweig, die Schäftefabrikation, wird ebenfalls in unserer Stadt ausgedehnt betrieben, namentlich werden hier bessere Schäfte in großer Zahl angefertigt.
v“
Statistische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamts sind in der Zeit vom 8. bis 14. August cr. von je 1000 Einwohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 29,7, in Breslau 32,5, in Königsberg 31,0, in Köln 28,4, in Frankfurt a. M. 18,5, in Wiesbaden 21,6, in Hannover 23,4, in Kassel 17,0, in Magdeburg 28,0, in Stettin 34,0, in Altona 30,8, i Straßburg 30,2, in Metz 19,3, in München 27,8, in Nürnberg 32,7 in Augsburg 24,6, in Dresden 23,3, in Leipzig 27,5, in Stuttgart 20,5 in Karlsruhe 20,4, in Braunschweig 26,9, in Hamburg 25,9, in Wie 23,0, in Pest 33,4, in Prag 28,9, in Triest —, in Krakau 23,2 in Basel 15,5, in Amsterdam 22,8, in Brüssel 31,2, in Paris 22,5 in London 18,9, in Glasgow 19,1, in Liverpool 23,4, in Dublin 20,8 in Edinburg 17,2, in Kopenhagen 22,3, in Stockholm 23,4, i Christiania 21,8, in St. Petersburg 28,9, in Warschau 33,7, i Odessa 37,5, in Rom 18,5, in Turin —, in Venedig 29,0, Madrid —, in Alexandria 57,3 Ferner in der Zeit vom 18. Jul bis 24. Juli cr.: in New⸗York 34,3, in Philadelphia —, in Balti more 23,4, in San Francisco —, in Kalkutta —, in Bomba 23,9, in Madras 34,3.
Während der Berichtswoche hat die Sterblichkeit in einer größern Zahl der europäischen Großstädte, besonders in Mittel⸗ und Nord deutschland, zugenommen, während sie in andern, meist süd⸗ und west lich gelegeneren Orten, vielfach kleiner wurde. Von den deutschen Städten melden Frankfurt a. M., Wiesbaden, Karlsruhe, Mannheim Darmstadt, Metz, Stuttgart, Düsseldorf, Kassel, sowie Basel London, Glasgow, Edinburg, Kopenhagen, Christiania niedrige wenn auch zum Theil etwas größere Sterblichkeitsziffern als in de Vorwoche. — Das Vorkommen von Darmkatarrhen und Bre durchfällen der Kinder war noch immer ein — der durch sie bedingten Sterbefälle eine bedeutende, wozu in der ersten Wochenhälfte, besonders in Nord⸗ Süddeutschland hohe Temperatur der Luft, nicht ohne Einfluß war Doch ist ein allmähliches Abnehmen dieser Krankheitsformen schon in vielen Orten zu konstatiren; insbesondere war in Berlin, München Dresden, Magdeburg, Stettin, Aachen, Braunschweig, Wien, London, Prag, Pest, Kopenhagen, Odessa u. a. die Zahl der Sterbefälle ein leinere, in Breslau die gleiche, in Leipzig, Hamburg, Königsberg Danzig, Hannover, Nürnberg, Paris, Brüssel, St. Petersburg, Warschar eine größere als in der Vorwoche. Die Theilnahme des Säuglingsalter an der Sterblichkeit war eine etwas verminderte; von 10 000 Lebende starben in Berlin, aufs Jahr berechnet, 156, in München 124 Säug linge. Akute Entzündungen der Athmungsorgane zeigten sich vielfach
sind in einem längeren Aufsatze des „Arbeiterfreund“ von P. Chr.
seltener, auch der Keuchhusten veranlaßte weniger Todesfälle. — Vor den Infektionskrankheiten haben nur Diphtherie und Croup meh
1
London, Paris, St. Petersburg etwas mehr Todesfälle hervor.
vom 14. bis 20. August 93 Personen und starben 24.
mit zwei farbi
Sterbefälle hervorgerufen. — Masern wurden in Berlin, Hamburg, Hrag, London, Paris seltener, in Elberfeld und St. Petersburg zäufiger Todesursache, auch aus den Regierungsbezirken Königsberg, Stettin wurden mehr Masernerkrankungen als in der Vorwoche ge⸗ meldet. Das Scharlachfieber zeigte in Hamburg, Köln, Pest, Paris eine 2 in Berlin, London, St. Petersburg eine Verminde⸗ nung der Sterbefälle. — Die Sterblichkeit an Diphtherie und Croup war in Berlin, Breslau, Hamburg, Altona, Kopenhagen, Odessa eine kleinere, in München, Magdeburg, Wien, St. Petersburg eine twas größere, in Pest, Paris, London, Warschau fast die gleiche wie in der Vorwoche. — Typhöse Fieber, die sich im Allgemeinen in beschränkter Zahl zeigten, riefen in Berlin und Breslau krankungen traten aber meist seltener zu Tage. — An Flecktyphus kam aus London 1 Todesfall, aus Berlin, Edinburg und aus dem Reg.⸗Bez. Aachen je 1, aus St. Petersburg 3 Erkrankungen, an Rück⸗ fallsieber nur aus St. Petersburg 3 Erkrankungen zur Berichterstat⸗ tung. — Sterbefälle an epidemischer Genickstarre wurden aus St. Petersburg und Kopenhagen je 2, aus letzterem Ort auch eine Erkrankung gemeldet. — Rosenartige Entzündungen des Zellen⸗ gewebes der Haut waren in Berlin, Paris und London nicht jelten. Der Keuchhusten verlief in Berlin, London, Glasgow, Wien, Paris milder. — Todesfälle an Pocken kamen aus Prag, Venedig, Brüssel, Warschau, St. Petersburg einzelne, aus Rom 6, aus Pest 15 zur Anzeige. Erkrankungen aus den Regierungsbezirken und Schleswig je 1, aus St. Petersburg 3, aus Pest 54. — Die Nachrichten über die Cholera in Italien lauten nicht günstig; die Seuche breitet sich rasch nach dem Norden aus und tritt in den Provinzen Pavia, Mantua, Como zum Theil recht bösartig auf, wie in San Cipriano Po (Pavia), wo vom 26. Juli bis 9. August von ctirca 1000 Einwohnern gegen 120 erkrankten und mehr als 50 starben. Auch im südlichen und mittleren Italien hat die Epidemie an Aus⸗ dehnung gewonnen, besonders in Apulien und Calabrien, wo besonders in der Stadt Barletta vom 7. zum 8. August 119 Erkrankungen und 51 Todesfälle vorgekommen sein sollen. Auch in der Provinz Caserta, wohin die Einwohner aus Apulien fliehen, sowie in der Stadt Neapel sind einige Cholerafälle unter den Flüchtlingen konstatirt worden. In der Provinz Venetien erkrankten vom 6. bis 11. August 112 Personen und starben 71; von diesen entfallen auf die Stadt Venedig 15 Er⸗ krankungen und 14 Todesfälle. — In Fiume nimmt die Epidemie ab. Vom 14. bis 17. August erkrankten 4 Personen, von da bis zum 20. ist keine Erkrankung mehr gemeldet worden. In Triest erkrankten In Isola bei Triest erkrankten innerhalb 4 Tagen 18 Personen, von denen 6 starben. Außerdem zeigt sich die Cholera in einer großen Zahl von Ortschaften des Küstenlandes in Istrien.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Die Nummer 16 der „Illustrirten Frauenzeitung“ (Berlin, Verlag von Franz Lipperheide, W. Potsdamerstr. 38) bringt in ihrem Unterbaltungstheil ein großes lebensvolles Porträt der Ge⸗ mahlin des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Mrs. Frances Cleveland, sowie eine vorzügliche Holzschnittwiedergabe der Gouache⸗Zeichnung von Hans Herrmann, Fischhalle in Amsterdam, welche bekanntlich in der von Hrn. Franz Lipperheide ausgeschriebenen preiskonkurrenz mit dem ersten Preise von 33900 ℳ gekrönt worden ist. Ebenso peinlich nach dem DOriginal, einer Gouache von Franz Skarbina, faesimilirt ist die „Fantasia“ der Araber auf dem Marsfelde bei den Maifesten zu Paris. An novellistischen Beiträgen bietet die Nummer eine Erzählung: „Das böse Erbe“ von Ludwig Ziemssen, ferner „Phantasieen einer römischen Frühlingsnacht“ unter dem Titel „Quod non fecerunt Barbari, fecerunt Barberini“ von Richard Voß. In der Rubrik „Kunstgewerbliches“ sind moderne und alte Zinnarbeiten besprochen; die Abschnitte „Verschiedenes“, „Aus der Frauen⸗ weltt, „Die Mode vom August 1786 und 1886“ (mit Abbildungen), „Neue Handarbeiten’ (mit Abbildungen), „Wirth⸗ schaftliches', „Briefmappe“ bieten mannigfaltigste Anregung, Belehrung und Unterhaltung. Beigelegt ist der Nummer von den „Blättern für Kostümkunde“ das 204. Blatt der neuen Folge, eine alte Bäuerin aus Dachau in Oberbayern darstellend. — Der Mode⸗ theil enthält, wie immer, das Allerneueste in Mode und Putz für Damen und ist außer zahlreichen Holzschnitten im Text auch noch Kupfern sowie einem Schnittmusterbogen aus⸗
Gewerbe und Handel.
Der Direktor des Bayerischen Gewerbe⸗Museums in Nürnberg, von Stegmann, hat für die Permanente Aus⸗ stellung für Industrie und Handel der genannten Anstalt folgende Bestimmungen erlassen:
I. Die Permanente Ausstellung für Industrie und Handel über⸗ nimmt zur zeitweiligen Aufstellung alle neueren Erzeugnisse des Ge⸗ werbes, des Kunstgewerbes und der Industrie, sowie darauf bezügliche Plakate, Abbildungen, Karten, Modelle, Verzeichnisse und Kataloge, soweit es der Platz erlaubt.
II. Zweck der Ausstellung ist, den Verkehr zwischen Erzeugung und Verbrauch, d. h. den Handelsverkehr und damit den Absatz der Gewerbe und Fabriken zu erleichtern und die Verbesserung und den Fortschritt in der Erzeugung anzuregen. 8
Es wird daher der kaufmännischen und technischen Seite des Ge⸗ werbes und der Industrie besondere Berücksichtigung zu Theil.
III. Ueber die Aufnahmefähigkeit in die Ausstellung entscheidet das Bayerische Gewerbe⸗Museum und steht ihm dabei das Gutachten der Fachsektion der Ausstellung zur Seite, welches in allen zweifel⸗ haften Fällen eingeholt wird. 8
IV. Die Ablieferung in die Ausstellung, sowie die Rückgabe er⸗ folgt auf Kosten des Ausstellers.
Für Aus⸗ und Einpacken, sowie für Aufstellung und Unterhal⸗ tung werden keine Kosten berechnet, so lange der beanspruchte Raum 1 qm nicht überschreitet, einerlei ob Tisch⸗, Wand⸗, Decken⸗ oder Bodenfläche in Betracht kommt.
Bei sonstigen besonderen Ansprüchen hat der Aussteller, auch wenn er unter 1 qm Raum beansprucht, die Kosten für die Erfüllung derselben zu tragen. Die Montirung der Maschinen findet auf Kosten der Aussteller statt.
Bei Inanspruchnahme eines größeren Raumes als 1 qm werden die dadurch entstehenden Kosten nach den Auslagen in Rechnung gebracht.
Eine Platzmiethe wird nicht erhoben. ““
V. Die erforderlichen Schränke und Stellagen stehen, falls solche bom Aussteller nicht mitgeliefert werden, unentgeltlich zur Ver⸗ ügung. 1“
Nur im Falle besonderer Ansprüche in Bezug auf Größe (siehe Satz 4), Verschluß und Dekoration der Schränke oder Stellagen wird fe öö von Unkosten auf Grund vorheriger Vereinbarung eansprucht. b „VI. Vor Ablauf der jedesmal zu vereinbarenden Ausstellungszeit können die Ausstellungsgegenstände vom Aussteller nicht zurückgefordert werden und sind nur in besonderen Fällen Ausnahmen hiepon zulässig, e peecche die Entscheidung von der Fachsektion der Ausstellung zu reffen ist. “
Eine Auswechslung der ausgestellten Gegenstände ist während der vereinbarten Ausstellungszeit gestattet. Eine Verlängerung der Aus⸗ stellungszeit kann vom Aussteller nicht beansprucht werden, wenn nicht mindestens 8 Tage vor Ablauf der vereinbarten Ausstellungszeit eine neue Vereinbarung getroffen ist. 8 8
VII. Der direkte Verkauf der ausgestellten Gegenstände wird vom Bayerischen Gewerbe⸗Museum nicht übernommen, dagegen wird bereitwilligst durch das Auskunftsbureau jede Auskunft über Preis und Bezug u. s. w. vermittelt, sofern es der Aussteller selbst wünscht. Jeder Aussteller kann die einzelnen Gegenstände mit den Verkaufs⸗ preisen versehen, oder Preislisten auslegen; ebenso Agenten bestellen.
In Ausnahmefällen übernimmt das Bayerische Gewerbe⸗Museum den Verkauf ausgestellter Gegenstände des Gewerbes und Kunst⸗ gewerbes und sind in diesem Falle an dasselbe 5 % als Verkaufs⸗ spesen zu entrichten. 8 1 1
VIII. Kataloge der Permanenten Ausstellung für Industrie und Handel werden in verschiedenen Sprachen hergestellt und in interessir⸗ ten Kreisen unentgeltlich verbreitet. Jeder Aussteller wird in den Katalog aufgenommen und ist verpflichtet, nach Maßgabe der von dem⸗ selben beanspruchten Zeilenzahl einen Unkostenbeitrag zu leisten.
In der Regel enthalten diese Kataloge nur die Firma des Aus⸗ stellers und die Bezeichnung der ausgestellten Arbeiten. Zur Reklame steht ein Inseratenanhang zur Verfügung.. 8
IX. Gegen b werden die Gegenstände bis zum Betrage von 500 ℳ für den einzelnen Aussteller auf Kosten der Ausstellung versichert. Für höhere Werthe erfolgt die Versicherung auf Kosten des Ausstellers. 4
X. Das Bayerische Gewerbe⸗Museum sichert den ihm zum Zwecke der Permanenten Ausstellung für Industrie und Handel überlassenen Gegenständen alle diejenige Sorgfalt für Aufbewahrung und gute Er⸗ haltung zu, welche es den Gegenständen seiner eigenen Sammlungen gegenüber zu beachten pflegt.
Darüber hinaus vermag es keinerlei Verbindlichkeit bei etwaiger Beschädigung oder beim Abhandenkommen zu übernehmen.
XI. Das Abzeichnen oder Abbilden der ausgestellten Gegen⸗ stände ist verboten, und nur durch Beibringung der schriftlichen Er⸗ laubniß des Ausstellers kann von diesem Verbot Umgang genommen werden. Die schriftliche Erlaubniß bedarf überdies der Bestätigung durch das Bayerische Gewerbe⸗-Museum.
XII. Mit der Ausstellung sind ein Auskunftsbureau für technische und Handelsfragen, sowie ein Lese⸗ und Schreibzimmer verbunden, welche unentgeltlich für die Aussteller und Besucher zur Verfügung stehen. Auskünfte, welche Untersuchungen und Auslagen erheischen, werden nur gegen Ersatz dieser Kosten ertheilt und soll bei Aufwand an größerer Arbeitszeit eine Vergütung beansprucht werden.
XIII. An die Ausstellung reiht sich eine Sammlung von wichtigen Handelsprodukten, Rohprodukten, Halbfabrikaten, ethnographischen Gegenständen, Karten, Reiseplänen und dergleichen an, sowie eine auf den Handel bezügliche Bibliothek, welche gleichfalls der Benutzung ohne besonderes Entgelt zugänglich sind. 1
XIV. Die Anmeldeformulare und die Lieferscheine werden in dop⸗ pelten Exemplaren gegen je 10 ₰ Vergütung an die Aussteller ab⸗ gegeben oder versendet. Dieselben sind, genau ausgefüllt, in beiden Exemplaren bei der Anmeldung oder Lieferung abzugeben.
Xv. Der Besuch und die Benutzung der Ausstellung und ihrer Einrichtungen ist nur gegen ein Eintrittsgeld von 50 ₰ gestattet, in welchem das Garderobegeld inbegriffen ist.
Mitglieder des Bayerischen Gewerbe⸗Museums, Aussteller und Mitglieder von Gewerbevereinen, welche Mitglieder des Bagyerischen Gewerbe⸗Museums sind, ferner die Mitglieder des Industrie⸗ und Kulturvereins haben freien Eintritt. Solchen, welche die Ausstellung zu Studiumszwecken besuchen, sowie Arbeitern und in besonderen Fällen noch Anderen, welche nicht in die Kategorie des freien Ein⸗ tritts fallen, werden Freikarten gewährt.
Außerdem werden Abonnementskarten mit 25 Coupons zum Preise von 5 ͤ ausgegeben Auch hier ist das Garderobegeld inbegriffen.
XVI. Den Aufsehern ist ein entgegenkommendes und höfliches Benehmen zur Pflicht gemacht. Den Anordnungen und Anweisungen derselben ist Folge zu leisten und werden die zur Sicherheit und leichten Benutzung erforderlichen besonderen Vorschriften in den Aus⸗ stellungsräumen zur Kenntnißnahme und Beachtung angeschlagen.
XVII. Alle Aussteller haben das Recht, sich um die Preise der König Ludwigs⸗Preisstiftung nach Maßgabe der Stiftungsurkunde und der in Folge derselben getroffenen Bestimmungen zu bewerben. Es werden diese Bestimmungen in entsprechenden Zwischenräumen durch die „Mittheilungen des Bayr. Gewerbe⸗Museums“ veröffentlicht.
— Der Einlösungscours für hier zahlbare öster⸗ reichische Silbercoupons und verlooste Stücke ist auf 162 ℳ für 100 Fl festgesetzt worden, weist somit gegen die letzte Notiz eine Erhöhung um 25 ₰ auf.
— Die „New⸗Yorker Hdls. Ztg.“ schreibt in ihrem vom 13. d. M. datirten Wochenbericht: Je mehr wir uns der Herbst⸗ Saison nähern, desto sichtbarer werden die Auspicien eines recht leb⸗ haften Geschäftsganges. Besonders im Südwesten rührt es sich bereits gewaltig, und daß das Kapital der rapiden Entwickelung jenes Landestheils volle Beachtung schenkt, geht aus der Thatsache hervor, daß im Staate Kansas allein, nach zuverlässigen Schätzungen, im Laufe dieses Jahres ca. 1500 Meilen neuer Bahn zur Konstruktion gelangen werden. — Dem Geschäft am Waaren⸗ und Pro⸗ duktenmarkt fehlt es nach wie vor an Regsamkeit. Weizen verkehrte Angesichts der stetigen Zunahme der sichtbaren Vorräthe in vorwiegend williger Tendenz, schließt aber etwas fester und hat für Export mehr Beachtung gefunden als in der Vorwoche. Mais stellte sich unter dem Einfluß ungünstiger Berichte über die kommende Ernte im Werth höher, während Hafer bei starkem Angebot eine erhebliche Preiseinbuße erlitt. Weizenmehl stand in trägem Verkehr und konnte vorwöchentliche No⸗ tirungen nur mühsam behaupten. Das Befrachtungsgeschäft ist still verlaufen. Baumwolle ging nach häufigem Hin⸗ und Herschwanken im Werth eine Kleinigkeit zurück und hat erst in den letzten Tagen wieder etwas lebhafteren Terminhandel gehabt. Brasil⸗Kaffees verharrten Anfangs in stiller Geschäftslage, sind aber am Schluß be⸗
gehrter und fester gewesen. Rohzucker behielt willige Tendenz, ohne an Nachfrage gewonnen zu haben. Am Theemarkt geben sich bis jetzt keine Anzeichen der Belebung des regu⸗ lären Geschäfts kund, Käufer fahren fort ihren Bedarf auf den Auktionen zu decken. Schmalz stellte sich, stimulirt durch große Exportkäufe, im Werthe erheblich höher, im Uebrigen standen Pro⸗ visionen in ruhigem Verkehr, bei im Ganzen genommen steigender Preistendenz. Harz⸗ und Terpentinöl waren still, aber eher etwas fester. Raffinirtes Petroleum war zu der gehabten Preisernie⸗ drigung in etwas besserem Begehr. Pipe line Certificates reagirten heute von 60 —61 ⅜ C., konnten aber die Steigerung nicht behaupten und schlossen zu 60 ⅞ C. in matter Tendenz. In der Lage des Metallmarktes ist keine wesentliche Aenderung eingetreten. Fi und einheimische Manufakturwaaren sind nicht so leb⸗ haft gewesen wie in der Vorwoche. Der Import fremder Webstoffe für die heute beendete Woche beträgt 2 731 026 Doll. 2 431 531 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahres.
Amsterdam, 23. August. (W. T. B.) Da die fortgesetzten Bemühungen, das nöthige Kapital herbeizuschaffen, um die Dorre⸗ paal'sche Bank zu retten, keinen Erfolg gehabt haben, so hat das Unternehmen ein Moratorium nachgesucht.
Bradford, 23. August. (W. T. B.) Wolle ruhiger, Botany⸗ wolle fester, zweifädige Garne guter Begehr, ruhig, einfädige Garne anziehend, in Stoffen gutes Geschäft in speziellen Fabrikaten.
gegen
Submissionen im Auslande.
Oesterreich.
28. August, 11 Uhr. Wien. Magistrat. Kohlenlieferung für sämmtliche innerhalb des Wiener Gemeinde⸗Gebietes gelegenen städtischen Schulen, Aemter und Anstalten, einschließlich des Bürger⸗ versorgungshauses und des städtischen Lagerhauses, mit Ausschluß des neuen Rathhauses und der Gebäude im Reservergarten, während der Heizperiode 1886/7, bestehend in
1) circa 20 000 Metercentnern Steinkohle in Würfel⸗ und Nuß⸗ größe für die Objekte im I., II., III. und IX. Bezirk, 8
2) circa 24 000 Metercentnern Steinkohle in Würfel⸗ und Nuß⸗ größe für die Objekte im IV. —VIII. und X. Bezirk,
3) 2500 Metercentnern Braunkohle für die Schulen II. Novara⸗ gasse 30 und VIII. Zeltgasse 7, 8
4) circa 700 Metercentnern Steinkohlenklein je nach Bestellung für verschiedene Objekte. 1“
Näheres an Ort und Stelle.
Verkehrs⸗Anstalten.
Hamburg, 23. August. (W. T. B.) Der Postdampfer „Lessing“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von New⸗York kommend, heute Abend auf der Elbe eingetroffen.
— 24. August. (W. T. B.) Der Postdampfer „Hungaria“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗Aktiengesell⸗ schaft ist, von Westindien kommend, heute in Havre eingetroffen. Triest, 23. August. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Aglaja“ ist heute Nachmittag aus Konstantinopel hier eingetroffen.
Sanitätswesen und Quarantänewesen.
EE“ Nach einem Erlaß der Königlich portugiesischen Regierung vom
12. August 1886 sind die portugiesischen Häfen in Indien von jetzt ab
für cholerafrei erklärt worden.
Berlin, 24. August 1886.
Der Berlin⸗Potsdamer Reiter⸗Verein hatte gestern
Nachmittag auf der Feldmark bei Sperlingslust (zwischen der
Kolonie Neu⸗Babelsberg am Griebnitzsee und Nowaweß gelegen) sein Sommer⸗Meeting veranstaltet, welchem Se. Majestät der Kaiser sowie die anderen in Potsdam anwesenden Mitglieder der Königlichen Familie beiwohnten, und welches überaus zahlreich, nament⸗ lich von den Offizieren der Potsdamer und der Berliner Garnison, besucht war.
Um 5 Uhr erschien Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz, bald darauf Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich Carl, und um 5 ¾ Uhr in einem offenen Phaston Se. Majestät der Kaiser, von den anwesenden Offizieren und dem zahlreichen Publikum mit lebhaften Hochrufen und von dem aufgestellten Musik⸗ corps des Garde⸗Husaren⸗Regiments mit den Klängen der National⸗ hymne begrüßt.
Se. Majestät wurden von dem Vorsitzenden des Offizier⸗Comités, Major Grafen Schlippenbach vom 2. Garde⸗Ulanen⸗Regiment, empfangen und nahmen sodann die Vorstellung der übrigen Mitglieder des Comités entgegen. Sodann begaben Sich Se. Majestät, im Wagen Platz be⸗ haltend, nach dem Ziel und gaben den Befehl für den Beginn des Rennens.
Zunächst wurde I. eine Steeple⸗Chase um den Ehrenpreis Ihrer Majestät der Kaiserin Augusta, bestehend in einem silbernen Tafel⸗ aufsatz, geritten. Distanz ca. 2800 m. 10 ℳ Einsatz, ganz Reugeld. Es starteten 5 Pferde, von denen des Rittmeisters v. Crosigk br. H. „Hyppolit“ (Reiter Lieut. Grf. Stolberg vom 3. Garde⸗Ulanen⸗ Regiment) leicht mit 10 Längen des Rittmeisters v. Schmidt⸗ Pauli (1. Garde⸗Ulanen⸗Regiment) dbr. W. „Kühleborn“ schlug, welcher vom Rittmeister von Kramsta geritten wurde. Des Lieutenants von Arnim F.⸗St. „Isabella“ unter ihrem Besitzer wurde 6 Längen dahinter Dritte. Es liefen noch Lieutenant von Wuthenow's F.⸗St. „Clementine“ und Lieutenant Graf Stolberg's br. H. „Hochheimer“. — Diesem Rennen folgte
II. Steeple⸗Chase um den von Sr. Majestät dem Kaiser Aller⸗ gnädigst bewilligten Ehrenpreis, einen silbernen Tafelaufsatz. Distanz 2800 m. 10 ℳ Einsatz, ganz Reugeld. Es starteten 4 Pferde, von denen nach einem schönen Rennen des Majors Grafen Schlippenbach (2. Garde⸗Ul.) br. St. „Penitent“ (Reiter: Rittmstr. von Kramsta vom Garde⸗Kür.⸗Regt.) mit 3 Längen nach scharfem Kampf als Sieger einkam. Des Lieut, von Willich (3. Garde⸗Ulan.) schwbr. St. Queen Bee II. (Reiter: Besitzer) wurde Zweite, des Lieut. Freiherrn von Kapp⸗herr br. W. „Welcome“ wurde Dritter. Des Lieut. Prinz Hohenlohe br. W. „Warwick“ (Reiter: Rittmstr. von Köller vom 3. Garde⸗Ul.⸗Rgt.) kam in diesem Rennen zu Fall, ohne daß jedoch weder Reiter noch Pferd beschädigt wurden. — Den Schluß des Meetings bildete: 1
III. Steeple⸗Chase um einen vom Verein ausgesetzten Ehrenpreis. Distanz 2800 m. Es starteten 5 Pferde und traf als Sieger mit 4 Längen Vorsprung des Rittm. Grafen Kagyserling br. H. „Pikle“ (geritten vom Lieut. von Blumenthal vom 1. Garde⸗ Ulan.⸗Regt.) ein. Des Lieut. v. Rochow br. St. „v. Jackson“ (Reiter: Besitzer) wurde Zweite. Des Lieut. Grafen Solms⸗Laubach br. H. „Pitz⸗Langaard“ (Reiter: Besitzer) traf als Dritter ein. Es liefen noch Lieut. Graf Stolberg's „Rekisch“ und Lieut. Graf Zedlitz's
Reb“. *Unter dreimaligem Hoch der Anwesenden kehrten Se. Majestät der Kaiser nach Babelsberg und Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz nach Potsdam zurück.
Zur Theilnahme an den Herbstübungen vom 24. d. bis 1. k. M. trafen heute Vormittag das 4. Garde⸗Regiment z. F. und das 3. Garde⸗Grenadier⸗Regiment Königin Elisabeth per Fußmarsch aus Spandau hier ein und bezogen in der Nähe des Kreuzberges Bürgerquartiere, welche bereits gestern von den Fourier⸗ Kommandos vorbereitet waren.
Für den in Biarritz im Monat Oktober d. J. stattfindenden Internationalen Konareß für Hydrologie und Klimato⸗ logie ist nunmehr folgendes Programm aufgestellt worden:
Freitag, den 1. Oktober: Eröffnungssitzung; am Abend Empfang. Sonnabend, den 2. Oktober: Sektionssitzungen; Abends Vortrag des
Pyrenäen. — Sonntag, den 3. Oktober: Ausflug nach San Sebastian; Empfang durch das Ayuntamiento (den Magistrat der Stadt). — Montag, den 4. Oktober: Sektionssitzungen und Plenarsitzung; Vor⸗ träge über Meteorologie von den Herren Angot und Teisserene de Bort. — Dienstag, den 5. Oktober: Sektionssitzungen; Ausflug zu Wagen nach Cambo, Frühstück daselbst, Besuch der Thermen, Rück⸗ kehr nach Biarritz; Abends Plenarsitzung; Vortrag des Hrn. Schrader über die Geographie der Pyrenäen. — Mittwoch, den 6. Oktober: Ausflug nach Dax, wo übernachtet wird. — Donnerstag: Ausflug nach Arcachon; Abends zurück nach Biarritz. — Freitag, den 8. Oktober: Sektionssitzungen; Schluß⸗Plenarsitzung des Kongresses. 8 Ferner werden sich dann noch unter Leitung des General⸗
nach den Warmbädern der Pyrenäen anschließen, wobei die Besucher
von den leitenden Aerzten der betreffenden Bäder geführt werden sollen, während Dr. Garrigou die gewünschten Auskünfte über Ursprung, Fassung und Leitung der Quellen geben wird. Dieser zweite Theil des Programms ist folgendermaßen entworfen: Sonnabend, den 9. Ok⸗ tober: Sektion A Salies-de-Béarn, Besuch der Station, Déjeuner, dann weiter nach Pau, wo dinirt und übernachtet wird; Empfang durch die Munizipalität. Sektion B Eaux-Bonnes und Eaux- Chaudes, Besuch der Thermen; Diner, Nachtlager. — Sonn⸗ tag, den 10. Oktober: Sektion B Besuch der Eaux-Chaudes; Rückkehr nach Pau zur Vereinigung mit der Sektion A; Besuch der klimakterischen Station und ihrer Merkwürdigkeiten; dann nach Cauterets; Vortrag, Diner und Nachtlager. — Sonntag, den 11. Oktober: Wiederholte Besuche der Thermen von Cauterets;
weiter nach Bagndères⸗de⸗Bigorre, Nachtlager. — Dienstag, den 12. Ok⸗ tober: Besuch der Thermen, dann weiter nach Bagnères⸗de⸗Luchon; Vortrag, Nachtlager. — Mittwoch, den 13. Oktober: Fahrt nach der Vallée du Lys, Rückkehr nach Luchon, Besuch der Bäder, Nachtlager daselbst. — Donnerstag, den 14. Oktober: Abfahrt nach Toulouse, Besuch der Stadt, Diner und Empfang, Abends Vortrag. — Freitag, den 15. Oktober: von Toulouse nach Tarascon; von dort zu Wagen oder zu Fuß nach Ussat. Besuch der Bäder; dann weiter zu Wagen nach Axr, Diner und Abends Vortrag. — Sonn⸗ abend, den 16. Oktober: Besuch der Station Ax, Abfahrt nach Toulouse, Diner; Weiterfahrt nach Carcassonne. — Sonntag, den 17, Oktober: Besuch der Stadt Carcassonne, Fahrt nach Béziers,
von Beziers nach Bédarieur; von dort zu Wagen nach Lamalou,
General⸗Sekretärs Dr. Garrigou über Geologie und Hydrologie der
Sekretärs Dr. Garrigou eine Reihe von weiteren Exkursionen