Nr. 35, Zimmer Nr. 240 zu melden und dabei die vorge⸗ schriebenen Nachweise und Zeichnungen einzureichen.
Wegen der Zulassung zur Prufung wird denselben dem⸗ nächst das Weitere eröffnet werden.
Meldungen, welche nach dem 30. September d. J. ein⸗ gehen, müssen unberücksichtigt bleiben.
Schließlich machen wir darauf aufmerksam, daß nach . der neuen Prüfungsvorschriften vom 6. Juli 1886 die Studirenden des Baufaches, welche gegenwärtig bereits ein zweijähriges Studium auf der Technischen Hochschule zurück⸗ gelegt haben, zur Vorprüfung nach Maßgabe der Be⸗ stimmungen in den §§. 17— 21 der neuen Prüfungsvorschriften zugelassen werden, wenn sie den Wunsch zu erkennen eeben, daß die neuen Prüfungs⸗Vorschriften in vollem Um⸗ ange auf sie Anwendung finden sollen.
Beerlin, den 22. August 1886. Königliches technisches Prüfungsamt. Stambke
Angekommen: Se. Durchlaucht der Reichskanzler und Präsident des Staats⸗Ministeriums, Fürst von Bismarck, von Franzensbad;
Se. Excellenz der Unter⸗Staatssekretär im Finanz⸗ Ministerium, Wirkliche Geheime Rath Meinecke, aus der Schweiz.
Bekanntmachung.
Aus Anlaß der am 1. September d. J., Vormittags 10 Uhr, auf dem Tempelhofer Felde stattfindenden Parade des Garde⸗Corps wird von 9 Uhr ab bis zur Beendigung derselben die Tempelhofer Chaussee für Wagen und Reiter gesperrt.
Auf das Paradefeld selbst werden nur diejenigen Equipagen zugelassen, deren Inhaber mit polizeilichen Passirscheinen versehen sind. Droschken und andere Personenwagen müssen zurückgewiesen werden, auch wenn deren Inhaber mit Passirscheinen versehen sind 8
Während der Parade die Wagen zu verlassen, ist durchaus nicht gestattet.
Nach der Parade darf die Abfahrt der Equipagen durch die Belle⸗Alliance⸗ oder Blücherstraße und über die Belle⸗Alliance⸗ Brücke nicht stattfinden. b
Equipagen, deren Inhaber nicht im Besitz von Passirscheinen sind, sowie Droschken, Kremser und andere derartige2 ersonen⸗ wagen können sich rechts (westlich) der Tempelhofer Chaussee auf⸗ stellen, wo ihnen ein geeigneter Platz angewiesen werden wird, von welchem das Paradefeld übersehen werden kann. Denselben ist das Befahren der Belle⸗Alliancestraße bis zum Steuergebäude jedoch nicht erlaubt, sie müssen vielmehr bei der Kreuzbergstraße in die Lichterfelderstraße einbiegen, um durch diese auf das Tempelhofer Feld zu gelangen.
Die Abfahrt dieser Fuhrwerke * nur über die Kolonnen⸗ brücke in der Richtung nach Schöneberg gestattet.
Lastwagen und Düngerwagen dürfen während der Zeit, vom Ausrücken der Truppen bis nach vollendetem Einmarsch derselben
in die Stadt die Belle⸗Alliancestraße und Lichterfelderstraße nicht passiren.
Mit dem Beginn des Ausmarsches der Truppen — ungefähr 8 ½ Uhr Vormittags — bis nach dem Passiren der Allerhöchsten
errschaften (10 Uübr) und von 11 Uhr ab bis zur Aufhebung der perrung wird:
1) die Haltestelle der Omnibusse der Linien vom Halleschen Thor nach dem Landsberger bezw. Schönhauser Thor und der nach der Chausseestraße vom Blücherplatz nach dem Belle⸗Allianceplatz zwischen Wilhelm⸗ und Friedrichstraße verlegt,
2) der Betrieb der Pferde⸗Eisenbahn in der Friedrichstraße wird eingestellt,
die Linie Gesundbrunnen — Dönhofsplatz —Kreuzberg bis zum SvZ den die Wagen umfahren, verkürzt, und
die Linie Rirdorf — Behrenstraße nur von Rixdorf bis zum Blücherplatz befahren.
Die Linie Blücherplatz —Tempelhof bleibt im gewöhnlichen Be⸗ triebe, und ist ihre Fahrt nur zeitweise und so lange zu unterbrechen, als dies im besonderen Falle nothwendig ist; ebenso ist auch der Be⸗ trieb der anderen Pferde⸗Eisenbahnlinien nur nach Bedürfniß und so weit zu unterbrechen, als das Passiren der Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften und der aus⸗ und einmarschirenden Truppen dies noth⸗ wendig macht.
Beerlin, den 28. August 1886. Königliches Polizei⸗Präsidium. G J. V.: Friedheim.
VBekanninmnachung.
Bei der großen Zahl von Gesuchen um Passirscheine für Wagen zu der am 1. September d. J. stattfindenden Parade des Garde⸗Corps ist es nicht möglich gewesen, allen Wünschen zu entsprechen.
Die bewilligten Karten werden den Antragstellern durch die Post zugesandt; sie haben Gültigkeit nur für diejenigen Personen, auf deren Namen sie ausgestellt sind. 1b
Diejenigen Antragsteller, denen wegen Beschränktheit des Raumes Karten nicht bewilligt werden konnten, dürfen mit ihren Wagen rechts (westlich) der Tempelhofer Chaussee Aufstellung nehmen, wo ihnen ein Platz angewiesen werden wird, von dem das ganze Paradefeld übersehen werden kann.
Sie dürfen jedoch die Belle⸗Alliancestraße nicht bis zum Steuerhause befahren, sondern müssen bei der Kreuzberg⸗ straße in die Lichterfelderstraße einbiegen, um durch diese nach dem Exerzierplatz rechts der Chaussee zu gelangen.
Weitere Gesuche um Passirscheine können Berücksichtigung nicht mehr finden. 1 1
Schriftlicher Bescheid auf die Gesuche erfolgt nicht, wie über⸗ haupt das Polizei⸗Präsidium sich mit den Antragstellern auf einen Schriftwechsel nicht einlassen kann.
Berlin, den 28. August 1886.
Königliches Polizei⸗Präsidium J. V.: Friedheim.
Personalveränderungen.
Königlich Preußische Armee. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Schloß Babelsberg, 14. August. Roether, Hauptm. und Comp. Chef vom Inf. Regt. Nr. 22, dem Regt., unter Beförderung zum überzähl. Major, aggregirt. v. Pannwitz, Hauptm. aggreg. dem Inf. Regt. Nr. 22, als Comp. Chef in dieses Regt. einrangirt. Schultzen, Hauptm. und Comp. Chef vom Inf. Regt. Nr. 42, dem Regt., unter Beförderung zum überzähl. Major, aggregirt. Braun, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 117, unter Beförderung zum Hauptm. und Comp. Chef, in das Inf. Regt. Nr. 42 versetzt. Babst I., Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 117, zum Pr. Lt. befördert. Chalons, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 27, in das Inf. Regt. Nr. 117, Sontag, Sec. Lt. vom Füs.
Regt. Nr. 40, in das Inf. Regt. Nr. 113, versetzt. Schloß Babelsberg, 17. August. Rudolph, Oberst⸗Lt. z. D., zum Bez. Commandeur des Res. Landw. Bats. Nr. 39 ernannt.
Johann es 8 Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 64, in das Inf. Regt. Nr. 48,
v. der Becke, Sec. Lt. vom Drag. Regt. Nr. 19, in das Drag. Regt. Nr. 6, Graf v. Rothkirch und Trach, Sec. Lt. vom Gren. Regt. Nr. 7, in das Ulan. Regt. Nr. 1, versetzt. v. Pentz, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 91, dessen Kommando als Ordonnanz⸗Offiz. bei Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog von Oldenburg vom 1. No⸗ vember cr. ab, v. Baumbach, Sec. Lt. vom Drag. Regt. Nr. 19, dessen Kommando als Ordonnanz⸗Offiz. bei Sr. Königlichen Hoheit dem Erbgroßherzog von Oldenburg vom 1. Oktober cr. ab, um ein Jahr verlängert. Tscherny I., Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 56, auf ein Jahr zur Dienstleist. bei dem Nebenetat des Großen General⸗ stabes kommandirt. Schloß Babelsberg, 19. August. Froelich, Major vom Inf. Regt. Nr. 85, v. Studnitz, Major vom Inf. Regt. Nr. 20, Dallmer, Major, aggreg. dem Füs Regt. Nr. 90, Fahren⸗ kamp, Major vom Inf. Regt. Nr. 27, ein Patent ihrer Charge verliehen. Wehmann, Pr. Lt. à la suite des Inf. Regts. Nr. 53, kommandirt als Adjutant bei dem Gouvernement von Ulm, v. Reichenbach, Premier⸗Lieutenant à la suite des Infanterie⸗ Regiments Nr. 76, kommandirt als Adjutant bei der In⸗ spektion der Kriegsschulen, unter vorläufiger Belassung in ihren Kommandos, zu überzähligen Hauptleuten befördert. Strahl, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 50, unter Beförderung zum überzähl. Hauptm., als aggreg. zum Füs. Regt. Nr. 90 versetzt. Reuter, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 50, zum Pr. Lt. befördert. Frhr. Gedult v. Jungenfeld, Pr. Lt. vom Drag. Regt. Nr. 24, unter Stellung à la suite dieses Regts., als Adjut. zur 18. Kav. Brig. kommandirt. Frhr. v. Lyncker, Pr. Lt. vom Drag. Regt. Nr. 9, in das Drag. Regt. Nr. 24 versetzt. Simon, Sec. Lt. vom Drag. Regt. Nr. 9, zum Pr. Lt. befördert. Plathner, Pr. Lt. a. D., zuletzt im Inf. Regt. Nr. 43, in der Armee, und zwar als Premier⸗Lieutenant mit einem Patent vom 15. Juli 1884 als aggreg. bei dem Füs. Regt. Nr. 34, wiederangestellt. Schloß Babelsberg, 21. August v. Wulffen, Sec. Lt. vom 3. Garde⸗Regt. zu Fuß, Hagenberg, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 68, Frhr. v. Heimrod, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 78, zur Dienstleistung bei der Gewehr⸗ und Munitionsfabrik in Erfurt, Frantz, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 14, Frhr. v. Reiswitz, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 84, zur Dienstleistung bei der Gewehr⸗
und Munitionsfabrik in Danzig, sämmtlich bis Ende September
1887 kommandirt. 1 8
Im Beurlaubtenstande. Schloß Babelsberg, 17.August. de Ball, Pr. Lt. a. D., zuletzt von der Res. des Königl. Sächs. Inf. Regts. Nr. 107, in der preuß. Armee, und zwar unter Ueber⸗ weisung zu den beurlaubten Offizieren des Res. Landw. Bats. Nr. 39, als Pr. Lt. mit einem Patent vom 23. März 1881 bei der Landw. Inf. angestellt.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Schloß Babelsberg, 17. August. Rudolph, Oberst⸗Lt., aggreg. dem Gren. Regt. Nr. 6, mit Pension zur Disp. gestellt. Pfeiffer, Major a. D., zuletzt im Inf. Regt. Nr. 84, mit seiner Pension und der Erlaubniß zum ferneren Tragen der Uniform des genannten Regts. zur Disp. gestellt. Madlung, Oberst⸗Lt. a. D., zuletz etatsmäß. Stabsoffiz. des Inf. Regts. Nr. 59, der Charakter als Oberst, Rosemann, Hauptm. a. D, zuletzt à la suite des Inf. Regts. Nr. 50, der Charakter als Major, verliehen.
Königlich Bayerische Armee. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. urch Verfügung der Inspektion der Artillerie und des Trains.
Geßlein, Zeug⸗Pr. Lt. von den Art. Werkstätten, zum Art. Depot Germersheim, Martin, Zeug.⸗Pr. Lt. vom Art. Depot Germers⸗ heim, zur Geschützgießerei und Geschoßfabrik, versetzt, Sitterer, Zeug⸗Lt., beim Art. Depot Ingolstadt eingetheilt.
Abschiedsbewilligungen. Imaktiven Heere. 23. August. Hurst, Major, Commamdeur des 2. Pion. Bats., mit Pension und mit der Erlaubniß zum Pragen der Uniform der Abschied bewilligt.
XII. (Königlich Sächsisches) Armee⸗Corps.
Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 1. August. v. Chlapowski, Sec. Lt. im Ulan. Regt. Nr. 18, vom 1. August d. J. ab, unter Stellung à la suite des Regts., auf ein Jahr beurlaubt.
18. August. Zschille, Sec. Lt. im Inf. Regt. Nr. 105, zum Pr. Lt., vorläufig ohne Patent, befördert. 1
Im Beurlaubtenstande. 18. August. Täger, Pr. Lt. von der Res. des Jäger⸗Bats. Nr. 13, zum Hauptm. der Res., Beck, Gerhard, Sec. Lts. von der Res. des Inf. Regts. Nr. 107, Bergner, Paul, Sec. Lts. von der Res. des Schützen⸗ (Füs.) Regts. Nr. 108, Engels, Sec. Lt. von der Res. des Feld⸗Art. Regts. Nr. 28, Tharandt, Reichelt, Seec. Lts. von der Res. des Fuß⸗Art. Regts. Nr. 12, zu Pr. Lts. der Res., Breiting, Pr. Lt. von den Landw. Jägern des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 106, zum Hauptm. der Landw. Jäger, befördert.
Abschiedsbewilligungen. Imaktiven Heere. 18. August. d’'Alinge, Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr. 106, in Genehmigung seines Gesuches mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Armee⸗Uniform der Abschied bewilligt. Anger, Hauptm. und Battr. Chef im Feld⸗Art. Regt. Nr. 12, in Genehmigung seines Ab⸗ schiedsgesuches mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß zum Forttragen der Regts. Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen zur Disp. gestellt. Frhr. v. Wangenheim, Major z. D., Graf v. der Recke⸗Volmerstein, Pr. Lt. z. D., unter Fortgewährung der gesetzlichen Pension und mit der Erlaubniß zum Forttragen der bisher. Regts. Uniform mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen, der erbetene Abschied bewilligt.
Im Beurlaubtenstande. 18. August. Hempel, Sec. Lt. von der Res. des Garde⸗Reiter⸗Regts., Hagen, Pr. Lt. von den Landw. Jägern des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 100, Falck, Sec. Lt. von der Landw. Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 106, Linke, Pr. Lt. von der Landw. Kav. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 100, Ahrens, Pr. Lt. von der Landw. Kav. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 104, Geyer, Sec. Lt. von der Landw. Feld⸗Art. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 105, der erbetene Abschied bewilligt.
Nichtamtliches.
8I“
Preußen. Berlin, 28. August. Zu Ehren Sr. Majestät des Königs von Portugal fand, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag bei Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin auf Schloß Babelsberg ein Galadiner statt, an welchem alle hier an⸗ wesenden Mitglieder des Königlichen Hauses, der Erbprinz von Meiningen, der Prinz Friedrich von Hohenzollern mit Seiner Gemahlin, der Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums, von Puttkamer, die Staats⸗Minister Maybach, von Boetticher und Bronsart von Schellendorff, der Unter⸗Staatssekretär Graf von Berchem sowie die zum Gefolge des Königs von Portugal gehörigen und die zum Ehrendienst bei demselben komman⸗ dirten Herren theilnahmen. Se. Majestät der Kaiser tranken bei dem Diner 8 das Wohl des Königs von Portugal, worauf die von dem Regiment Garde du Corps gestellte Tafelmusik die portugiesische Nationalhymne intonirte. Kurz darauf brachte der König von Portugal einen Toast auf Se. Majestät den Kaiser aus, worauf die Tafelmusik „Heil Dir im Siegerkranz“ spielte. Nach dem Diner bestiegen Se. Majestät der Kaiser und der König von Portugal gemeinsam einen Wagen und machten eine Umfahrt durch den Park von Babelsberg. Nach der Rückkehr nahm Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der
Kronprinz an der Seite des Königs von Portugal Platz und
machte mit demselben eine Fahrt nach dem Neuen Garten und durch den Garten von Sanssouci, wo ebenso wie in Babels⸗ berg alle Fontänen sprangen. Abends 7 ¼ Uhr kehrte der König von Portugal von der Wildparkstation aus mittelst Extrazuges nach Berlin zurück.
Heute nahmen Se. Majestät die Vorträge des Ober⸗ Hofmarschalls Grafen Perponcher und des Chefs des Militär⸗ kabinets, General⸗Lieutenants von Albedyll, entgegen.
Bei Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Kronprinzen findet heute Nachmittag im Neuen Palais ein Diner zu Ehren des Königs von Portugal statt. Nach dem Diner wird der König von Portugal bei Ihrer Majestät der Kaiserin den Kaffee einnehmen.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz begab Sich gestern früh um 7 ½ Uhr nach dem Königlichen Schlosse, um Se. Majestät den König von Portugal zum Exerziren der Truppen auf dem Tempelhofer Felde abzuholen. Die Rückkehr erfolgte um 10 ⁴ Uhr.
Nachmittags folgte Se. Kaiserliche Hoheit einer Einladung zum Diner nach Babelsberg zu Ehren Sr. Majestät des Königs von Portugal und geleitete später Allerhöchstdenselben bei einer Rundfahrt durch die Königlichen Gärten.
Abends waren Ihre Hoheiten der Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg und der Prinz Ludwig von Baden zum Thee im Neuen Palais geladen, woselbst auch Ihre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Meiningen abgestiegen war.
— Ein Schuldner, welcher nach eingetretener Zahlungs⸗ einstellung durch übermäßigen Aufwand Summen ver⸗ geudet hat, ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts (J. Strafsenats), vom 21. Juni d. J., ebenso wegen Banke⸗ rutts zu bestrafen, wie bei einem vor der Zahlungseinstellung geschehenen übermäßigen Aufwand; auch genügt ein ein⸗ maliger Verbrauch übermäßiger Summen zur Feststellung des strafbaren übermäßigen Aufwandes.
— Der General⸗Lieutenant von Grolman, Comman⸗ deur der 8. Division, ist nach Beendigung seines Kommandos zu den russischen Manövern auf der Durchreise aus St. Peters⸗ burg hier eingetroffen.
Breslau, 27. August. (W. T. B.) Prinz Ludwig von Battenberg, welcher heute Morgen hier eintraf, ist um 12 ¼ Uhr nach Oderberg weitergereist, nachdem er im Hotel du Nord Zimmer auf unbestimmte Zeit bestellt hatte.
Sachsen. Dresden, 27. August. (Dresdner Journal.) Erzherzog Otto von Oesterreich ist gestern Abend von Pillnitz wieder abgereist.
Baden. Baden⸗Baden, 27. August. (W. T. B.) Der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin sind heute zu längerem Aufenthalt hier eingetroffen und von der Be⸗ völkerung festlich empfangen worden.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 27. August. (Th. Corr.) Das fünfzigjährige Dienstjubiläum des Staats⸗ Ministers Dr. Stichling findet am 8. k. M. statt. Abgesehen von dem Empfang der Spitzen der Behörden und der Deputa tionen, wird das Fest durch ein Mahl gefeiert werden.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 27. August. (Lds. Ztg. f. Els.⸗Lothr.) Die diesjährigen großen Herbst⸗ übungen der Truppen des XV. Armee⸗Corps be⸗ ginnen mit der am 11. September d. J. bei Straßburg (auf dem Polygon) stattfindenden großen Parade sämmtlicher an den Uebungen Theil nehmenden Truppen vor Sr. Majestät dem Kaiser. Am 12. September ist Ruhetag, am 13. findet Corpsmanöver sämmtlicher Truppen gegen einen markirten Feind in der Nähe von Brumath statt; am 14. rücken die Truppen in die neue Manöverstellung ein, worauf am 15., 17. und 18. Feldmanöver der Divisionen gegen einander bei Hochfelden stattfinden; am 16. ist Ruhetag; am 17. sollen sämmtliche an den Manövern Theil nehmenden Truppen biwakiren (großes Biwak in der Nähe von Hochfelden). Am 19. kehren sämmtliche Truppentheile nach ihren Garnisonen zurück.
An diesen Uebungen nehmen Theil: Die 30. Infanterie⸗ Division, bestehend aus der 59. Infanterie⸗Brigade (Infanterie⸗ Regimenter Nr. 98 und 130), der 60. Brigade (Infanterie⸗ Regimenter Nr. 92 und 131) und der bayerischen Besatzungs⸗ Brigade (Infanterie⸗Regimenter Nr. 4 und 8); die 31. In⸗ fanterie⸗Division, bestehend aus der 61. Brigade (Infanterie⸗ Regimenter Nr. 25 und 105), der 62. Brigade (Infanterie⸗ Regimenter Nr. 47, 60 und 126) und dem Jäger⸗Bataillon Nr. 11. Der 30. Division sind noch das Ulanen⸗Regiment Nr. 14 und das Pionier⸗Bataillon Nr. 16 und der 31. Division das Ulanen⸗Regiment Nr. 15 und das Pionier⸗Bataillon Nr. 15 zugetheilt worden. Ferner nehmen an den Uebungen Theil: die 15. Feld⸗Artillerie⸗Brigade (Feld⸗Artillerie⸗Regimenter Nr. 15 und 31) und die beiden kombinirten Kavallerie Divisionen, von denen die erste sich aus dem Kürassier Regiment Nr. 8, dem Husaren⸗Regiment Nr. 9, den Dragoner⸗ Regimentern Nr. 6, 9 und 13 und dem 5. bayerischen Chevaulegers⸗Negiment (nebst 2 Batterien des Feld⸗Artillerie Regiments Nr. 8), und die zweite aus den Dragoner⸗ Regimentern Nr. 15, 20 und 24 und den Ulanen⸗Regimentern Nr. 7, 19 und 20 (nebst je 1 Batterie der Feld⸗Artillerie⸗ Regimenter Nr. 14 und 25) zusammensetzen. Die den vor⸗ bezeichneten großen Uebungen vorhergehenden Brigade⸗ und Detachements⸗Uebungen und Manöver finden wie folgt statt:
Die Uebungen der Brigaden der 30. Division finden bei Metz, die der 31. Division bei Straßburg statt. Die 59. und die bayerische Besatzungs⸗Brigade halten ihre Detachements⸗ Uebungen, erstere östlich von Chäateau⸗Salins, letztere südöstlich von St. Avold in der Zeit vom 28. August bis 3. September, die 60. Brigade bei Saarburg vom 30. August bis 4: Sep⸗ tember ab. Vom Ulanen⸗Regiment Nr. 14 sind während dieser Zeit je 2 Escadrons der 59. und 60. und 1 Escadron der bayerischen Besatzungsbrigade zugetheilt, während vom Pionier⸗Bataillon Nr. 16 je 1 Compagnie an den Uebungen der 59. und der bayerischen und 2 Compagnien an denen der 60. Brigade Theil nehmen.
Die Detachements⸗Uebungen der 61. Brigade, welcher noch das Jäger⸗Bataillon Nr. 11 zugetheilt ist, finden vom 1. bis 4. September bei Wasselnheim, die der 62. Brigade vom 2. bis 4. September bei Barr statt. Dabei sind vom Ulanen⸗ Regiment Nr. 15 3 Escadrons der 61. und 2 Escadrons der 62. Brigade und vom Pionier⸗Bataillon Nr. 15 je 2 Compagnien jeder der beiden Brigaden zu
theilt. Vom 6. bis 8. September sind Divisionsmanöver und zwar der 30. Division bei Pfalzburg und Zabern und der 31. Division bei Molsheim. Vom Feld⸗Artillerie⸗ Regiment Nr. 15 nehmen je eine Abtheilung an den Uebun⸗ gen der 61. bezw. der 62. Brigade Theil, wogegen vom Feld⸗ Artillerie⸗Regiment Nr. 31 eine Abtheilung der 60, und je zwei Batterien der 59. und bezw. der bayerischen Besatzungs⸗ Brigade zugetheilt sind.
Die Brigade⸗ und Divisions⸗Uebungen der 1. Kavallerie⸗ Division finden in der Zeit vom 23. August bis 1. September bei Metz, die der 2. Division vom 30. August bis 8. Sep⸗ tember bei Niederschäffolsheim statt.
Oesterreich⸗Ungarn. Franzensbad, 27. August. Nachmittags. (W. T. B.) Der Fürst und die Fürstin von Bismarck sind heute Nachmittag abgereist, der Minister von Giers und dessen Familienangehörige ver⸗ abschiedeten sich auf dem Bahnhofe auf das Herzlichste von denselben.
Lemberg, 27. August. (W. T. B.) Fürst Alexander ist heute Nachmittag 2 Uhr hier eingetroffen und am Bahn⸗ hofe von seinem Hofmarschall, dem Baron von Riedesel, und dem Hofprediger Koch, sowie von einem sehr zahl⸗ reichen Publikium empfangen worden. Als der Fürst am Coupfenster erschien, wurde derselbe mit stür⸗ mischen Hochrufen begrüßt, das dichtgedrängte Publikum bildete Spalier; von einem Kinde wurde dem Fürsten ein Blumenbouquet überreicht; sodann geleitete eine dichtgedrängte Menschenmenge unter dem Schwenken von Tüchern und Hüten und unter unausgesetzten enthusiastischen Kundgebungen den Fürsten bis zu dem Wagen, der ihn nach dem Hotel führte. Der Fürst beabsichtigt, morgen die Reise nach Breslau fortzusetzen.
— 27. August, Abends. (W. T. B.) Im Laufe des Nachmittags wurden dem Fürsten, welchen sein Bruder be⸗ gleitet, vor seiner Wohnung wiederholt Ovationen von der Bevölkerung dargebracht. Abends fand ihm zu Ehren ein Fackelzug statt; viele Häuser hatten illuminirt. Der kom⸗ mandirende General, Herzog Wilhelm von Württem⸗ berg, machte Nachmittags dem Fürsten einen Besuch.
— 27. August, Abends. (W. T. B.) Heute Abend 8 ½ Uhr machte der Fürst Alexander dem kommandirenden General, Herzog Wilhelm von Wü rttemberg, einen Besuch. Bei der Ausfahrt aus dem Hotel und vor dem Palais des Herzogs wurde der Fürst von der zahlreich dort versammelten Menschenmenge mit lebhaften Hochrufen be⸗ grüßt.
Großbritannien und Irland. London, 26. August. (Allg. Corr.) Gladstone langte gestern Abend auf seiner Reise nach Bayern in Brüssel an. Der ehemalige Minister ist von seiner Tochter Helene und Lord Acton be⸗ gleitet. Um 11 Uhr 40 Minuten setzte er die Reise nach München über Köln und Frankfurt a. M. fort. Sein Ziel ist Tegernsee, wo er einige Wochen zu verweilen gedenkt, falls ihn nicht politische Ereignisse früher nach England zurück⸗ rufen.
An Stelle des zum Gouverneur von Madras ernannten früheren Unter⸗Staatssekretärs des Auswärtigen, Robert Bourke, wurde gestern der konservative Kandidat Jarvis zum Unterhaus⸗Mitgliede für King's Lynn gewählt.
In Belfast erneuerten sich gestern Abend die Ruhestörun⸗ gen in der Shankhill⸗road. Die Menge bekundete große Er⸗ bitterung gegen die Polizei, wurde aber schließlich von dem Militär und der Gendarmerie zerstreut. Auch in der Falls⸗ road kam es zu leichten Zusammenstößen zwischen dem Volke und der Polizei.
— 27. August, Abends. (W. T. erklärte Unter-Staatssekretär Fergusson in Beant⸗ wortung mehrerer Anfragen, nach einer Depesche aus Bukarest habe Fürst Alexander gestern früh 10 Uhr Braila verlassen, seine Ankunft in Schlesien stehe morgen zu er⸗ warten. — Von einer Konvention Japans mit einer Gruppe deutscher Fabrikanten und Kaufleute, welche deutschen Firmen ein achtjähriges Monopol für die Lieferung von Stahlschienen an Japan gewähre, s
B.) Im Unterhause
sei der Regierung nichts bekannt. — Von dem Deputirten Sexton wurde alsdann die Adreßdebatte fortgesetzt, wobei das Amendement Parnell'’s mit 304 gegen 181 Stimmen abgelehnt wurde.
— 28. August, Morgens. (W. T. B.) Die heutigen Morgenblätter sprechen sich wiederholt dahin aus, daß Fürst Alexander unverzüglich nach Sofia zurückkehren müsse; wenn nicht, würde er einen großen Fehler begehen.
Frankreich. Paris, 27. August, Abends. (W. T. B.) Der morgen unter dem Vorsitz des Präsidenten Grévy statt⸗ findende Ministerrath wird sich mit den zwischen Frankreich und dem Vatikan über die Errichtung einer diplomatischen Ver⸗ tretung der Kurie in Peking schwebenden Fragen be⸗ schäftigen. Dem „Temps“ zufolge läge Grund zu der An⸗ nahme vor, daß eine Verständigung mit der Kurie wahr⸗ scheinlich sei. Der hiesige päpstliche Nuntius wurde heute vom Minister⸗Präsidenten Freycinet empfangen.
Italien. Rom, 27. August. (W. T. B.) Der Papst hat anläßlich der Feier zur Erinnerung an die Wieder⸗ eroberung Ofens eine Encyklika erlassen, in welcher auf das, was Seitens der Päpste für Ungarn geschehen sei, hingewiesen, aber auch dem ungarischen Volke die päpstliche Anerkennung ausgesprochen wird. Die Encyklika fordert ferner die Bischöfe auf, die Gläubigen über die Civilehe und die Illegitimität der Ehe zwischen Christen und Nichtchristen aufzuklären, spricht sich gegen die gemischten Schulen aus und verlangt die Rückgabe des Vermögens der katholischen Institute und der Verwaltung der letzteren an die Bischöfe.
Türkei. Konstantinopel, 27. August. (W. T. B.) Einer Meldung aus Philippopel vom 25. d. M. zufolge wäre der Kommandant der ostrumelischen Truppen, Oberst Maduroff, am genannten Tage mit 2 Regimentern und einer halben Batterie nach Sofia abgegangen, um die An⸗ hänger des Fürsten zu unterstützen. Sämmtliche bul⸗ garischen Truppen, mit Ausnahme von 3500, hätten sich geweigert, der revolutionären Regierung den Eid der Treue zu leisten.
— 27. August. (W. T. B.) Ein Telegramm des „Reuter'schen Bureaus“ meldet: Der englische Botschafter Thornthon überreichte der Pforte ein Memorandum über die Nothwendigkeit, den Artikel 61 des Ber⸗ liner Vertrages, betreffend die Durchführung von
Reformen in Armenien, zur Ausführung zu bringen, um dadurch einer anderen Macht den Vorwand zu einer Intervention zu nehmen.
Rumänien. Bukarest, 27. August. (W. T. B.) Der Metropolit von Bukarest und Primas der ortho⸗ doxen rumänischen Kirche, Calinic, ist gestorben.
Serbien. Belgrad, 27. August. (W. T. B.) Von authentischer Seite werden alle Zeitungsnachrichten won einer angeblichen Mobilisirung der serbischen Armee wiederholt für vollkommen unbegründet erklärt.
Bulgarien. (W. T. B.) Die „Neue Freie Presse“ erhält von dem Hofprediger des Fürsten von Bulgarien, Koch, aus Lemberg ein Telegramm, in welchem es heißt: „In Bulgarien herrscht keinerlei Unruhe, kein Tropfen Blut wurde vergossen. Ich reiste unbehelligt durch das ganze Land; überall fand ich fast einmüthige Entrüstung über die Ehrlosigkeit der Verschwörer und überall den größten Enthusiasmus für den Fürsten Alexander.“
Rußland und Polen. St. Petersburg, 28. August. (W. T. B.) Die deutsche „Petersburger Zeitung“ räth dem Fürsten Alexander, die Regierung in Bulgarien nicht wieder aufzunehmen, da, wie die Verhältnisse jetzt lägen, nur ein zweiter, aber nachhaltigerer Sturz die Folge davon sein würde.
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Zeitungsstimmen. ] -
Unter der Ueberschrift „ein französischer Kritiker über die deutsche Konkurrenz“ schreibt der „Ham burgische Corre⸗ spondent“:
Herr Amédée Marteau, welcher letzthin Seitens des französischen Handels⸗Ministers mit dem Studium der industriellen Bewegung in Deutschland während der letzten zehn Jahre beauftragt war, hat einen die Resultate seiner Thätigkeit und Untersuchung zusammenfassenden höchst interessanten Bericht erstattet. Nachdem er auf die Aufregung hingewiesen, welche in Frankreich durch die rasche Entwickelung der deutschen Industrie und durch die lebhafte Konkurrenz zwischen deutscher und französischer Waare nicht nur an fremden Märkten, sondern in Frankreich selbst, hervorgerufen worden war, konstatirt Hr. Marteau, daß die beregte Aenderung in Deutschland sich zuerst im Jahre 1877 bemerkbar machte. Bis zu dem genannten Jahre habe die deutsche Industrie eine Uebergangsperiode durchzumachen ge⸗ habt, eine Periode langsamer und schwieriger Vorbereitung, während welcher selbst die aufmerksamsten und urtheilsfähigsten Beobachter sich hätten täuschen lassen. Von 1872 bis 1877 habe die Bilanz des Handels mit dem Auslande sich zu Ungunsten des Deutschen Reichs gestellt, im Jahre 1872 habe diese Bilanz 972 Mil⸗ lionen Mark zu Ungunsten Deutschlands betragen, und es sei diese Summe im Jahre 1874 auf 1441 Millionen, im Jahre 1877 auf 1101 Millionen gestiegen. Bis zum Jahre 1877 habe die deutsche Industrie sich im Stadium der Vorbereitung befunden, sei aber auf dem Kampfplatze noch nicht erschienen. Deutsch⸗ land habe damals seine Maschinen verbessert oder neue angeschafft und seine Methoden vervollkommnet, sodaß es bald im Stande ge⸗ wesen sei, mit dem besten auswärtigen Mitbewerber zu konkurriren. Thatsächlich, so sagt Herr Marteau, habe Deutschland die Kon⸗ kurrenz erst im Jahre 1878 aufgenommen, denn während die Handels⸗ bilanz im Jahre 1877 noch einen Ausfall von 1101 Millionen Mark zu Ungunsten Deutschlands gezeigt, habe die Lage der Dinge sich schon bis zum Jahre 1880 vollständig geändert und zu Gunsten der deutschen Ausfuhr gestaltet. Dabei sei allerdings zu bemerken, daß das Jahr 1880 für den Handel des Auslandes mit Deutschland ein sehr günstiges war, weil der neue autonome Zolltarif damals in Kraft trat und bedeutende Quantitäten von Waaren vor dem Gültigkeitstermin des neuen Tarifs nach Deutschland binein⸗ geworfen wurden, um von den niedrigeren Zollsätzen des alten Tarifs zu profitiren. Die Einfuhr aber, welche zwischen den Jahren 1874 und 1877 zwischen 3673 und 3877 Millionen Mark schwankte, ging bis zum Jahre 1884 stetig zurück, indem dieselbe damals nur 3 284 900 000 ℳ betrug, während die Ausfuhr, welche 1874 2 532 800 000 ℳ betragen hatte, bis zum Jahre 1884 auf 3 269 400 000 ℳ, d. h. um etwa 80 Millionen pro Jahr, während eines Zeitraums von zehn Jahren gestiegen war.
Da somit der Import Deutschlands sich stetig verminderte, bei einer beständigen Zunahme des Exports, so fabrizirt Deutschland jetzt viele Gegenstände, die es früher im Auslande kaufte, und es führt überdies gegenwärtig Waaren aus, an deren Export es früher nicht dachte. Wie man auch über die Bedeutung der sogenannten Handels⸗ bilanz eines Landes denken mag, so ist es, wie Hr. Marteau hinzufügt, jedenfalls vollständig zwecklos, zu leugnen, daß das Anwachsen der deutschen Ausfuhr, besonders in dem starken Maße der letzten fünf Jahre, eine bedeutsame Thatsache ist, welche die Beachtung der Volkswirthe und aller Derjenigen finden sollte, zu deren Pflicht die Beobachtung der großen und umfangreichen Bewegungen des Handels gehört.
Die eingetretene Veränderung machte sich sofort in den kom⸗ merziellen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich geltend. Bis zum Jahre 1877 sandte Frankreich Deutschland mehr, als es von dort empfing; im Jahre 1877 stellte der Saldo zu Gunsten Frank⸗ reichs sich auf 77 Millionen Franecs, im Jahre 1878 aber verkaufte Deutschland Frankreich mehr, als es von ihm kaufte. Im Jahre 1880 stellte die Bilanz sich mit 75 Millionen Francs und im Jahre 1884 mit 89 Millionen zu Gunsten Deutschlands. Es hat sich sonach in zehn Jahren eine Differenz von 166 Millionen Francs im deutsch⸗franzö⸗ sischen Handel vollzogen, indem die Ausfuhr Frankreichs nach Deutsch⸗ land von 486 Millionen auf 328 Millionen gefallen ist, während die Einfuhr gleichzeitig von 349 Millionen auf 417 Millionen stieg; Frankreich verkauft mit anderen Worten Deutschland für 158 Mil⸗ lionen weniger, als vor zehn Jahren und kauft für 68 Millionen mehr. Die eingetretene Veränderung erhellt am Besten aus nach⸗ stehender kleiner Tabelle, in welcher die Werthe in Millionen Francs aufgeführt sind:
Einfuhr von Einfuhr von Unterschied zu Gunsten
Deutschland Frankreich des des
Jahr nach nach deutschen französischen 8 Frankreich Deutschland Erxports Exports 11““ 349,0 426,9 77,9 ZE6 389,0 4912 42,2 1877 372,8 395,1 1878 418,5 342 1879 413,0 ““ 438,2 454,7 1882 476,5 1883 461,7 1884 169 Besonders ist es die Ausfuhr von Fabrikaten, welche sich zu Gunsten Deutschlands gehoben hat, indem dieselbe sich während der zehn Jahre von 1874 bis 1884, wie sich aus nachstehenden Zahlen er⸗ giebt, mehr als verdoppelte. An Fabrikaten wurden nämlich Seitens Deutschlands in Millionen Mark ausgeführt: 1874. . 841,8 1880. 4686 7
a 11161 Darin sind Chemikalien und Droguen nicht einbegriffen, da die offi⸗ zielle Statistik Deutschlands dieselben nicht unter die Fabrikale sub⸗ sumirt. Hr. Marteau unterzieht sodann die deutsche Ausfuhr einer eingehenden Betrachtung, um festzustellen, in welchen Fabrikaten der Erport am meisten gewachsen ist. Die Resultate dieser Betrachtung sind in der folgenden Tabelle niedergelegt 8.
Ausfuhr Deutschlands an Fabrikaten von 1874 bis 1884 1874 1877 1880
48,8 31,6 67,5
und Krystall. ““ Metallwaaren, Eisen, Kupfer, Zink, Blei, Zinn (mit Aus⸗ schluß der Edelmetalle) . 51,6 78,6 136,0
Maschinen, Werkzeuge, Instru⸗ 79,2 72,0 94,2
Töpferwaaren, Porzellan, Glas
hc“ Häute, Felle und Waaren
1“; 63,9 Gewebe aus Baumwolle, Wolle,
Seide ꝛc. 1“ Papier ꝛc.. Kurzwaaren,
gegenstände
369,3 418,6 20,4 28,3
38,4 49,3
651,2 762,3
Dhne zu sehr in Details sich einzulassen, die den Bericht zu um⸗ fangreich machen würden, erklärt Hr. Marteau, daß es auf Grund seiner eigenen Beobachtung wie auch auf Grund der von den fran⸗ zösischen an den Hauptplätzen Deutschlands amtirenden Konsuln er⸗ statteten Berichte als feststehend zu betrachten sei, daß Deutschland auf allen Gebieten eine lebhafte Thätigkeit entwickelt und vor keinem Opfer zurückschreckt. An vielen Orten seien die entstandenen In⸗ dustrien neuesten Datums und die in diesen Gewerben zur Verwen⸗ dung gelangenden Maschinen und Werkzeuge seien daher bester und neuester Konstruktion. Hr. Marteau erklärt, er könne nicht begreifen. wie etliche volkswirthschaftliche Schriftsteller der Ansicht zu sein ver⸗ möchten, daß Deutschland gegenwärtig eine intensive und gefährliche kommerzielle Krisis durchmache. Seiner Meinung nach habe die deutsche Industrie, ermuthigt durch die rasche und unerwartete Ent⸗ wicklung der Ausfuhr, mehr produzirt, als sie unterzubringen vermöge. Ueberproduktion komme in Handel und Wandel nicht gerade selten vor, und man dürfe dieselbe in dem in Rede stehenden Falle nicht als großes kommerzielles Unglück bezeichnen. 8
Als Ursachen der namhaften Entwicklung des deutschen Geschäftes führt Hr. Marteau die Wohlfeilheit gewisser Artikel, die für die Fabrikation von grundlegender Bedeutung sind, an, wie z. B. Kohle, Eisen und Holz; außerdem bezeichnet er als solche Ursachen noch die Billigkeit des Geldes, die erleichterte Vertheilung des Kapitals durch die Banken und anderen Institute, die von so vielen deutschen Kaufleuten gezeigte Unternehmungslust, welche dieselben veranlaßte, Agenturen in den entferntesten Gegenden der Erde zu gründen, nach denen sie ihre Waaren mit unermüdlicher Energie entsenden. Zumal aber und hauptsächlich sei der Aufschwung den kommerziellen und industriellen Schulen aller Art zu verdanken, deren Zahl sich täglich im Deutschen Reich vermehre. Es giebt jetzt, wie Hr. Marteau sagt, 250 solcher Schulen in Deutschland, in denen junge Leute in die für ihren Beruf erforderlichen praktischen und tech⸗ nischen Kenntnisse eingeführt werden.
Nachdem der Marteau'sche Bericht sodann sich noch über den Bestand der deutschen Rhederei geäußert, berührt er die Arbeits⸗ verhältnisse Deutschlands und den dort bezahlten Arbeitslohn. Hr. Marteau meint, daß die Löhne in keinem Theil der Welt sich den Erfordernissen der Konkurrenz so rasch anbequemen, wie in Deutsch⸗ land, da die deutschen Arbeiter leichter als diejenigen irgend eines an⸗ deren Landes sich einer Lohnherabsetung unterwerfen. Es ent⸗ stehen allerdings häufig Differenzen zwischen den Arbeitern und den Arbeitgebern, dieselben kommen aber seltener vor und sind leichterer Art als in anderen Ländern. Die deutschen Arbeiter sind, wie Hr. Marteau meint, genügsamer als ihre französischen Kollegen, ein Um⸗ stand, der bei der Konkurrenz recht beträchtlich ins Gewicht fällt.
Nach einem kurzen Streifen der sozialdemokratischen Bewegung in Deutschland, kommt Herr Marteau am Schlusse seiner Abhandlung zu der Ueberzeugung, daß auf den deutschen Bahnen für alle diejenigen Waarenmengen, welche zur Ausfuhr über die Grenze aufgegeben werden, niedrige Exporttarife zur Anwendung gelangen.
— Im „Hannoverschen Courier“ finden wir fol⸗ gende Auslassung:
Mit der jetzt vorgeschlagenen Verstaatlichung von acht Eisenbahn⸗ linien wird die Ueberführung der preußischen Pahnen in Staatsbesitz nahezu vollendet. Nach der Verstaatlichung dieser Bahnen würden in Preußen nur noch Secundärbahnen und einige unbedeutende Linien unter 100 km in Besitz und Verwaltung von Privatgesellschaften bleiben. An der Zustimmung der Generalversammlungen der Gesell⸗ schaften zu den Kaufanerbietungen werden einige Zweifel erhoben doch sind die Anerbietungen bisher allemal angenommen worden Noch weniger zweifelhaft ist die Zustimmung des Landtags. Da in der Session 1879/80 begonnene Werk der preußischen Eisenbahn verstaatlichung wird damit der Hauptsache nach vollendet. Nachdem gegen den Widerspruch des Centrums und der Fortschrittspartei ein mal das Prinzip zu Gunsten des Staatsbahnsystems entschieden war sind die späteren Verstaatlichungen in sehr glatter Weise, ohne jed ernstliche Opposition durchgegangen, und das wird wohl auch mit de neuesten Vorschlägen der Fall sein. Im Interesse der Einheitlichkeit de Verkehrs ist es auf alle Fälle wünschenswerth, daß mit dem störenden Rest der noch bestehenden Privatbahnen aufgeräumt wird, und der Zeitpunkt ist insofern günstig, als die wirthschaftliche Lage der in Betracht kom menden Gesellschaften eine Zurückweisung der staatlichen Kauf anerbietungen kaum gestattet. Auf die Vollendung des großen Werkes der Verstaatlichung der preußischen Eisenbahnen wird man nur mit hoher Befriedigung blicken können. Wenn auch die Ein nahmen der Eisenbahnen zur Zeit im Allgemeinen im Rück gange sind und der finanzielle Erfolg der Reform für di Staatskasse im Auͤgenblick hinter manchen hochfliegenden Er wartungen zurückgeblieben sein mag, so darf man doch, bemerkt die „Nationalliberale Correspondenz“ mit Recht, eine vorübergehende mit der Gedrücktheit aller wirthschaftlichen Verhältnisse zusammen hängende Erscheinung gerechterweise nicht zum Maßstab eines dauern⸗ den Urtheils über die Wirkung der Eisenbahnverstaatlichung machen. Im Ganzen ist denn auch anzuerkennen, daß der Widerspruch der Gegner gegen diese große Reform ziemlich verstummt oder schüchtern geworden ist Selbst die „Vossische Zeitung“ erkennt heute an: „Das Staatsbahnsystem hat sich bis jetzt in mehrfacher Beziehung bewährt; die gemeinsame Verwaltung und andere Vortheile mußten sich geltend machen.“
— Der (Leipziger) „Monatsschrift für Textil⸗ Industrie“ wird aus Chemnitz, 23. August, berichtet:
Auch die verflossene Woche war der Markt durch amerikanische Käufer belebt und es ist bemerkenswerth, wie lange in diesem Jahre der Besuch von dieser Seite andauert.
.... Die Verschiffungen in Winterwaaren gehen jetzt flott von Statten und da es sich hierin meist oder doch vorwiegend um Hand⸗ schuhe handelt, so können die Lieferungen fast immer pünktlich inne⸗ gehalten werden
Da die Preiserhöhung in Wollgarnen doch eine nachhaltigere zu sein scheint als man bisher annahm, ja sogar für September noch höhere Preise in Aussicht gestellt werden, so fehlt es nicht an tele⸗ graphischen Nachbestellungen, welche willige Aufnahme finden, hie und da aber nur mit kleinen Preisbesserungen begeben werden können.
Bijouterie, Kunst⸗
Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 35.— Inhalt: Konsulatwesen: Ernennung. — Entlassung. — Exequatur⸗Ertheilungen. — Post⸗ und Telegraphenwesen: Uebersichtskarte der überseeischen Post⸗Dampfschiffslinien im Weltpostverkehr. — Polizeiwesen: Aus⸗ weisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.
Justiz⸗Ministerial⸗Blatt. Nr. 32. — Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 12. August 1886, betreffend die Bestellung von Amtskautionen mit Prioritäts⸗Obligationen von Staatseisenbahnen.
Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 35. — Inhalt: Amtliches: Personal⸗Nachrichten. — Bekanntmachung. — Nicht⸗ amtliches: Ueber neuere Arbeiten im mechanisch⸗technischen Labora⸗