1886 / 212 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 09 Sep 1886 18:00:01 GMT) scan diff

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Bulgarien. Lom Palanka, 8. September. (W. T. B.) Auf der Fahrt des Fürsten Alexander von Battenberg von Sofia hierher wurde 20 km von Sofia Halt gemacht. Hier verabschiedeten sich mehrere von den Personen, die dem Fürsten das Geleit gegeben hatten, von ihm, darunter Mutkuroff und Geschoff, welche nach Sofia zurückkehrten. Darauf setzte der Zug die Reise fort; Stambuloff und etwa zehn andere Personen, darunter Prinz Franz Josef von Battenberg, Baron Riedesel, Nikolajeff, Panitza, Karaweloff, Radoslawoff und die Adjutanten des Fürsten, blieben auch weiter in der Begleitung des 89. teren. So wurde die Reise ohne Zwischenfall die ganze Nacht fortgesetzt. Einige Kilometer von Lom Palanka erwarteten der Präfekt Berkowski und der Brigade⸗Kommandant Lubowski den Fvee Beim Eintritt in die Stadt, wo man Mittags eintraf, wurde derselbe von den Stadtbehörden und einer gedrängten Menschenmenge empfangen. Eine Compagnie des Regiments Widdin mit Fahne und Musik machte die militä⸗ rischen Honneurs. Zu den Soldaten sagte der Fürst: „Ich danke Euch fuͤr Eure Aebe und Ergebenheit für das Vaterland. Obgleich ich genöthigt bin, abzureisen, bleibe ich doch stets Bulgare und ich werde, wie jeder Bulgare, stets da sein, um das Vaterland zu vertheidigen, wenn dies nöthig wird. Dies waren die letzten Worte des Fürsten an die bulgarische Armee. Derselbe begab sich sodann über die mit bulgarischen Fahnen Nennene auf das Schiff, das um 2 Uhr Nachmittags abfahren soll.

Eüttac nbsgg September. (W. T. B.) Vor seiner Ab⸗ reise von Lom Palanka empfing Fürst Alexander noch mehrere Deputirte, welche sich von ihm verabschiedeten und dabei die Hoffnung ausdrückten, daß das Land in der Stunde der Gefahr auf ihn zählen dürfe. Die Ueberfahrt nach Widdin erfolgte auf dem österreichischen Fahrzeuge „Szava“, während derselben fand auf der Yacht des Fürsten, welche in einiger Entfernung folgte, ein Dejeuner statt, an welchem das Gefolge des Fürsten, die Minister sowie Kara⸗ weloff und Stambuloff theilnahmen. Um 4 ½ Uhr traf der Fürst in Widdin ein. 1

9. September, früh. (W. T. B.) Fürst Alexander wurde bei seiner Ankunft hier von einer großen Menschen⸗ menge empfangen und von den Offizieren der Garnison nach der Munizipalität geleitet. Derselbe hielt dort eine An⸗ sprache, in welcher er die Anwesenden aufforderte, ihrer Pflichten egen die eingesetzte Regentschaft eingedenk zu sein. Stam⸗ buloff mahnte gleichfalls zur Unterstützung der Regent⸗ schaft, damit Unordnungen ferngehalten würden, die zu einer fremden Okkupation Anlaß geben könnten. Um 11 ½ Uhr setzte der Fürst auf seiner Nacht die Reise nach Turn⸗Severin fort. Nach der Landung in Turn⸗Severin gaben die Minister und die Offiziere, welche denselben begleitet hatten, ihm das Geleit bis zum Bahnhofe. Um 3 ½ Uhr erfolgte die Weiterreise des Fürsten nach Darmstadt.

Zeitungsstimmen.

Die, National⸗Zeitung“ bringt weitere Mittheilungen aus der Denkschrift des Generals von Grolmann über Posen und fügt hinzu:

Hoffen wir unsererseits, daß die jetzt ergriffene Politik ent⸗ schiedener Förderung des Deutschthums in Posen und auch in Westpreußen nun endlich mit Beharrlichkeit durchgeführt wird; dann ist ihr Erfolg nicht zweifelhaft.

In einer Polemik gegen die „Breslauer Zeitung“ über die Branntweinsteuer bemerkt dasselbe Blatt:

. . . Die Erzielung größerer Einnahmen aus der Branntwein⸗ Besteuerung ist selbst bei sehr vielen Wählern der alten Fortschritts⸗ partei populär. . . .

Die „Times“ bemerkt über die Konkurrenz des deutschen Handels:

„Die Zeit ist gekommen, wo andere Nationen uns erhebliche Konkurrenz machen und diese Konkurrenz unterstützt und gefördert wird durch alle Mittel, welche den Regierungen dieser Nationen zu Gebote stehen. Zu diesen Mitteln zählen die Erwerbung von Kolonien und Handelsstationen, die Unterstützung von Fabriken und die thätige Beihülfe von Gesandten, Konsuln und Agenten. Alles das fällt in's Auge und wird gern angeführt von Leuten, welche das Terrain nicht mehr behaupten können, welches früher unbestritten ihres war. Aber außerdem besteht eine Armee von Handelsagenten, deren erste Aufgabe ist, die Sprache des Volkes zu erlernen, zu dem sie geschickt werden, ihre Bedürfnisse und Vorurtheile zu verstehen, die Art Waaren, welche am beliebtesten sind, ausfindig zu machen und ihre Prinzipale stets darüber unterrichtet zu halten, um die Qualität der zu exportirenden Waaren darnach einzurichten. Keine Intervention von Konsuln kann denienigen Fabrikanten ihren Absatz erhalten, welche ihre Waaren nicht den Bedürfnissen der Konsumenten anpassen. Damit ein Handlungsreisender oder Agent seine Firma erfolgreich vertreten kann, ist es ferner nicht nur nöthig, daß er fließend sich mit seinen ausländischen Kunden unterhalten kann, sondern er muß auch die technischen Prozesse der Fabrikation der von ihm verkauften Waaren kennen, um seinen Prinzipalen Abänderungen vorschlagen zu können. Zu diesem Zwecke ist eine reine Comptoirerziehung nicht ge⸗ nügend, sondern der Handlungsreisende sollte eine Zeit lang in der Fabrik thätig gewesen sein. Wenn es wahr ist, was unsere Kon⸗ suln schreiben, daß britische Handlungsreisende so mangelhafte Kennt⸗ nisse besitzen, daß britische Firmen gezwungen sind, Deutsche zu engagiren, so braucht man sich nicht darüber zu verwundern, wenn die Letteeren allmählich ihren eigenen Landsleuten die Geschäfte ihrer früheren Arbeitgeber zuzuwenden suchen. Wir glauben, daß der kommerzielle Erfolg der Deutschen in vielen Ländern zum großen Theil daher rührt, daß sie rastlose Arbeiter sind, sich mit geringem Nutzen begnügen und ans Geschäft denken, während ihre Konkurrenten sich amüsiren. Jemand, dessen Bedürfnisse gering sind und der sich nie eine Gelegenheit entgehen läßt, muß auf die Dauer siegen und diesen Grundsatz, ebenso wie die Wichtigkeit der Erlernung fremder Spetichen, sollten sich die Vertreter unseres Handels im Auslande merken.“

In dem Bericht der Handelskammer zu Bochum für 1886 heißt es, wie wir der „Norddeutschen Allgemei⸗ nen Zeitung“ entnehmen, u. A. folgendermaßen:

... AKNAnderen Kulturländern gegenüber befinden wir uns trotz alledem in relativ günstiger Lage. Die Zustände in Belgien, Frank⸗ reich, England und den Vereinigten Staaten von Amerika sind offen⸗ bar viel schlimmere als bei uns. In allen diesen Ländern sind be⸗ trächtliche Lohnherabsetzungen, umfassende Arbeiterentlassungen und be⸗ denkliche Strikes an der Tagesordnung, und in Folge davon ist es an verschiedenen Punkten Englands, Frankreichs und besonders Belgiens, in letzter Zeit auch in den Vereinigten Staaten von Amerika und in Italien, bereits zu blutigen Revolten und brutalen Eigenthums⸗ zerstörungen gekommen. Im Hinblick auf diese traurigen Ereignisse verlohnt es sich kaum der Mühe, die noch mitunter auftauchende frivole Behauptung der Freihändler, die vom Fürsten von Bismarck eingeleitete Wirthschaftspolitik trage die Schuld an unserer ungünstigen wirthschaftlichen Lage, als durchaus unbegründet zu erweisen. Das freihändlerische England hat in den letzten sechs Jahren, seit 1879,

viel geringere wirthschaftliche Fortschritte als Deutschland gemacht. Wäh⸗

rend der englische Außenhandel seit 1879 fast stationär geblieben ist, hat sich unser auswärtiger Handelsverkehr und speziell auch die Produktion von Kohlen und Roheisen seit jenem Jahre beträchtlich vergrößert. Wenn das trotz des gewaltigen Kapitalreichthums in England, trotz seiner aus⸗ gezeichneten maritimen Lage, seiner lange gepflegten Handelsverbin⸗ dungen in der ganzen Welt möglich war, so liegt jedenfalls klar zu Tage, daß sich bei uns das Schutzzollsystem besser bewährt hat, als der Freihandel in England. Auch wir werden jetzt von der allge⸗ meinen Erwerbskrisis mitberührt, aber Dank der Schutzzollpolitik, die uns wenigstens den heimischen Markt einigermaßen sichert —, doch in weit schwächerem Maße als England und das glei falls freihänd⸗ lerische Belgien. Für uns unterliegt es keinem Zweifel, daß wir uns ohne unsere mäßigen Cjchasaane⸗ in viel schlimmerer Lage befinden würden als England und Belgien, die natürlich nicht säumen würden, uns mit ihrer Ueberproduktion zu überschwemmen. Wenn die Freihändler weiter behaupten, die Schutzzollpolitik habe unsere Ueberproduktion hervorgerufen, so ist doch nicht in Abrede zu stellen, daß England unter seinem Freihandelssystem von jeher eine enorme Ueberproduktion gehabt hat, für welche der Absatz in der ganzen Welt gesucht wurde. Der Wettbetrieb des Deutschen Reichs in dem jetzt allerseits anerkannten, sehr respektabeln Umfange datirt aus viel jün⸗ gerer Zeit. Charakteristisch ist es auch, daß in Rußland, einem Lande mit nahezu prohibitiv wirkenden Schutzzöllen, von Ueberproduktion an Fabrikaten kaum die Rede ist.

Zur Frage: „Wer bezahlt den Zoll?“ erhält die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ aus Triest eine Zuschrift, welche ne Thatsache mittheilt: 1

„Frankreich bezieht große Massen Wein aus Ungarn. Die Be⸗ dingungen sind folgende: Der Wein muß mit reinem Spiritus bis auf 14 % verstärkt werden, die Fässer werden auf Rechnung Ungarns in Marseille gefüllt. Der Ungar zahlt in Marseille den französischen Zoll.“

Das genannte Blatt bemerkt dazu:

Die Freihändler werden sich vermuthlich auf die Behauptung werfen müssen, Zölle anderer Länder würden zwar vom Auslande getragen, bei deutschen Zöllen finde aber das Gegentheil statt.

Centralblatt für die gesammte Unterrichts⸗Ver⸗ waltung in Preußen. Juli⸗August⸗Heft. Inhalt: Aller⸗ höchster Erlaß vom 5. Mai 1886, betreffend die Ueberweisung des Meteorologischen Instituts zu Berlin aus dem Ressort des Ministe⸗ riums des Innern in dasjenige des Ministeriums der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten. Gesetz, betreffend die Bestrafung der Schulver⸗ säumnisse im Gebiet der Schulordnung für die Elementarschulen der Provinz Preußen vom 11. Dezember 1845 und des Schulreglements vom 18. Mai 1801 für die niederen katholischen Schulen in den Städten und auf dem platten Lande von Schlesien und der Graf⸗ schaft Glatz. Vom 6. Mai 1886. Staatsausgaben für öffentlichen Unterricht. Gesetz, betreffend die Anstellung und das Dienstver⸗ hältniß der Lehrer und Lehrerinnen an den öffentlichen Volksschulen im Gebiet der Provinzen Posen und Westpreußen. Vom 15. Juli 1886. Inventarisirung der Kunstdenkmäler. Verhandlungen der im Jahre 1885 in Wien abgehaltenen Konferenz der K. K. Central⸗ kommission für Kunst⸗ und historische Denkmale. Zusammensetzung der wissenschaftlichen Prüfungskommissionen für das Jahr 1. April 1886 87. Preußischer Beamtenverein: Nachrichten über seine Zwecke, Geschäftsabschluß für das Jahr 1885. Theilung des Kreises Inowrazlaw im Regierungsbezirk Bromberg in die Kreise Inowrazlaw und Strelno. Verfahren bei Beurlaubung von Geist⸗ lichen der evangelisch⸗lutherischen Kirche in der Provinz Hannover, welche ein unmittelbares Staatsamt bekleiden oder mit der neben⸗ amtlichen Verwaltung staatlicher Kreis⸗ oder Lokal⸗Schulinspektionen widerruflich beauftragt sind. Bestätigung der Wahlen des Präsidenten der Akademie der Künste zu Berlin und des Stellvertreters desselben. Preisausschreiben bei der Ginsberg⸗Stiftung für Maler und Bildhauer. Der für die Zulassung zur ärztlichen Prüfung erfor⸗ derliche Nachweis des vorgeschriebenen Besuches der Kliniken kann nur durch Zeugnisse der Dirigenten von stationären Kliniken, nicht von Polikliniken geführt werden. Veranstaltung photographischer Auf⸗ nahmen von allen größeren Universitätsbauten in den verschiedenen Stadien ihrer Ausführung. Beurlaubung von Privatdozenten. Nachrichten über Verwaltung und Verwendung des Kollektenfonds für Studirende der evangelischen Theologie auf der Königl. Universität zu Berlin während des Etatsjahres 1. April 1885/86. Bestätigung der Rektorwahl an der Universität zu Halle. Bestätigung der Wahlen der Rektoren und der Abtheilungsvorsteher an den technischen Hochschulen. Aufforderung zur Bewerbung um ein Stipendium der Jacob Saling'schen Stiftung. Stellung der König⸗ lichen Provinzial⸗Schulkollegien als Schulaufsichtsbehörden gegen⸗ über den Patronatsbehörden der nicht staatlichen höheren Schulen. Verfahren bei Ertheilung von Urlaub zur Ableistung militärischer Uebungen an Lehrer höherer Lehranstalten. Ist im Falle der Pensionirung eines Lehrers einer höheren Unterrichtsanstalt die außer⸗ alb Preußens zugebrachte Schuldienstzeit mit in Anrechnung zu bringen, so ist dies auch für die Abmessung der Höhe der Relikten⸗ gelder maßgebend. Einsendung der von den Provinzial⸗Schul⸗ kollegien erlassenen Cirkular⸗Verfügungen an die Geheime Registratur des Ministeriums der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten. Staats⸗ aufsicht über die Privatschulanstalten. Ausflüge von Schülern höherer Lehranstalten unter der Führung von Lehrern. Konferenzen der Direktoren höherer Lehranstalten. Stempelpflichtigkeit der amtlichen Unterschriftsbeglaubigung zu dem von einem Seminaristen Chscesben eg Reverse. Ausdehnung des Wirkungskreises des Schullehrer⸗Seminars zu Aurich auf sämmtliche reformirte Gemeinden der Provinz Hannover. Be⸗ schränkung des Unterrichts an den Schullehrer⸗Seminaren auf die Forderungen der Allgemeinen Bestimmungen vom 15. Oktober 1872. Pädagogische Reisen der Seminar⸗Direktoren und ⸗Lehrer. Befähigungszeugnisse für Zöglinge der Lehrerinnen⸗Bildungsanstalten zu Droyßig. Befähigungszeugnisse aus der Turnlehrerinnen⸗ Prüfung im Frühjahr 1886. Uebergang der städtischen Taub⸗ stummen⸗Anstalt zu Essen in die provinzialständische Verwaltung der Rheinprovinz. Normal⸗Lehrplan für die höheren Mädchenschulen zu Berlin. Regelung des Diensteinkommens der Volksschullehrer; Bemessung des Gesammtdiensteinkommens derart, daß nach den örtlichen Verhältnissen ausreicht, neben sonstigem Lebensbedarf auch die zur Beschaffung einer angemessenen Wohnung erforderlichen Kosten zu decken. Aufsicht des Staates über die kommunale Provinzialverwaltung (über die Kommunal⸗Angelegenheiten des Pro⸗ vinzialverbandes) und über Schuleinrichtungen in Provinzialanstalten. Die neben der Kommunalaufsicht bestehende Schulaufsicht ist durch die Schulaufsichtsbehörde zu üben. Für Provinzial⸗Blindenanstalten ist in der Provinzialinstanz das Provinzial⸗Schulkollegium die zu⸗ ständige Schulaufsichtsbehörde. Zeitweise Verwaltung erledigter Lehrerstellen bezw. Vertretung erkrankter oder sonst behinderter Lehrer durch die übrigen Lehrer. Voraussetzungen, unter welchen von der Schulaufsichtsbehörde die Trennung eines mit dem Schulamt ver⸗ einigten kirchlichen Amts von dem ersteren angeordnet werden kann. Ist einem Lehrer ein kirchliches Amt nur als ein widerrufliches Nebenamt übertragen, so kann er im Falle der Niederlegung oder Entziehung des kirchlichen Nebenamts für den Verlust des Einkommens aus dem letzteren keinen Anspruch auf Ersatz desselben an die schulunterhaltungspflichtige Gemeinde erheben. Voraussetzungen für den Anspruch eines Lehrers auf Ersatz von Schulgeldausfällen. Einrichtung, nach welcher das Schulgeld als ein seiner Natur nach steigendes und fallendes persönliches Dienstemolument der Lehrer einen Theil des vokationsmäßigen Diensteinkommens derselben bildet. Gnadenkompetenz für die C“ von Schullehrern; Gnadenquartal für die Hinterbliebenen solcher Schullehrer, welche als Lehrer an einer mehrklassigen Schule in einem kollegialischen Ver⸗ hältnisse gestanden haben. Vertheilung der Schullasten in den

Provinzen Ost⸗ und Westpreußen. Berücksichtigung der wirthschaft⸗

Empfehlung der Abschaffung der

Lage der zur Unterhaltung der Volksschulen Verpflichteten bei 1. zur Hebung des Volksschulwesens; Sicherstellung der Geldmittel für Schuleinrichtungen vor deren Ausführung. Ver⸗ rechnung der den Königlichen Memhagen zur Errichtung neuer Schulstellen überwiesenen Staatsbeihülfen. Unter welchen Voraussetzungen und in welchem Umfange sind nach dem Neuvor⸗ pommerschen Provinzialrechte die über sechzig Jahre alten Haus⸗

väter von Beiträgen zum Unterhalt der Elementarlehrer befreit? Nichtamtlicher Theil: Verzeichniß der im Jahre 1885 in den König⸗ lichen Schullehrer⸗ und Lehrerinnen⸗Seminaren sowie in den König⸗ lichen Präparanden⸗Anstalten in Preußen eingeführten, befindlichen Schulbücher. Personalchron

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Gebrauche richtigung. I1“

ik. Be⸗

Statistische Nachrichten.

Das Kleingewerbe und die Hausindustrie. (Schluß.) (Stat. Corr.) Nachdem wir in der vorigen Nummer der Corre⸗ spondenz das allgemeine Verhältniß des Kleingewerbes in Preußen zur Hausindustrie dargelegt und schon an zwei Gewerbegruppen (Metallverarbeitung und Maschinenverfertigung) erläutert haben, bringen wir unsere Untersuchung in Nachstehendem zum Schlusse.

In der Textilindustrie beschäftigte das Spinnereigewerbe den meisten Zweigen wegen der bedeutenden technischen Fortschritte der mechanischen Spinnerei größtentheils zum fabrikmäßigen Groß⸗ betriebe übergegangen zwar 1882 noch 18 781 Personen (26,3 % der Gesammtheit) in Kleinbetrieben und einen erheblichen Theil davon im Handbetriebe (handwerksmäßige Lohnspinne⸗ reien auf dem platten Lande); aber die hausindustrielle Spinnerei, welche von der Großindustrie abhängt, nimmt in der Seidenspinnerei etwa 54, in der Wollspinnerei etwa 34, in der lachs⸗ spinnerei etwa 22 und in der Baumwollspinnerei etwa 46 % aller kleinbetrieblichen Spinner für sich in Anspruch. Indessen mag aus⸗ drücklich bemerkt werden, daß die dieser Rechnung zu Grunde liegenden Zahlen nicht durchweg einwandfrei sind. Das eben Gesagte gilt theil⸗

weise auch von dem Webereigewerbe, sogar noch in verstärktem Maße

auch von der Strickerei und Wirkerei, von der Häkelei, Stickerei und Spitzenverfertigung, von den Gewerben für Veredelung von Garnen und Geweben, sowie von der Posamentenfabrikation. In den Klein⸗ webereien aller Art befinden sich unter den 157 467 beschäftigten Personen (59,05 % der gesammten Weberbevölkerung) 138 891 Hausindustrielle; das sind 88,2 %. Die kleingewerblich betriebene Seiden⸗ und Sammt⸗ weberei zumal (56 551 Kleingewerbtreibende) ist ganz Hausindustrie, die Kleinwollweberei (16 515) etwa zu 90 %, die Kleinleinenweberei (46 649) zu 61 und die Kleinbaumwollweberei (23 391) zu 65 %; in der Leinen⸗ und Baumwollweberei dürften diese Ziffern sogar nur die

Mindestbeträge angeben, weil ein Theil von den 23 489 hausindustriellen

Webern gemischter Stoffe sinngemäß noch diesen Ordnungen hinzu⸗ zufügen wäre. Auch die Strickerei und Wirkerei ist im Kleinbetriebe fast ganz Hausindustrie und ebenso die Häkelei und. Stickerei sowie die Posamentenfabrikation. Dagegen sind die Kleinfärber, ⸗Bleicher, „Drucker und ⸗Appreteurs, zusammen 9344, noch zu 93,69 % im Handwerksbetriebe thätig; auch die kleingewerbliche Seilerei hat sich ausschließlich dem Handwerk erhalten. Im Ganzen aber sind rund 39 % aller Erwerbsthätigen der IX. Gewerbe⸗ gruppe (Textilindustrie) Hausindustrielle. Daß die nicht in ge⸗ schlossenen Fabriken arbeitende kleingewerbliche Spinnerei, Weberei, Wirkerei, Färberei u. s. w. in so erdrückendem Verhältnisse der haus⸗ industriellen Lohnarbeit verfallen ist, darf man, vom sah gepelttische Standpunkte wenigstens, diesem Zweige unseres vaterländischen Gewerbefleißes gewiß nicht zum Vorzuge anrechnen, um so weniger, als derselbe im Ganzen nächst den Bekleidungsgewerben die meisten Erwerbsthätigen beschäftigt, nämlich 12 ½ „% der gesammten gewerb⸗ lichen Bevölkerung Preußens. Zwar beruht unsere gewaltige Aus⸗ fuhr an Textilfabrikaten nicht weniger als der mächtige inländische

Verbrauch an solchen zu einem guten Theile auf der hausindustriellen

Arbeit; aber bekanntlich ist gerade die Textilindustrie zufolge des wechselnden Geschmackes und der launischen Mode u. s. w. im Ein⸗ zelnen störenden Absatzkrisen mehr als andere Gewerbe ausgesetzt, und deren Wirkungen sind für die Hausindustriellen wiederum naturgemäß viel verderblicher als für die wirthschaftlich mehr geschützten Fabrik⸗ lohnarbeiter. In der That haben die öfter wiederkehrenden Nothstände in den Webereibezirken bekanntermaßen stets die hausindustrielle Weberbevölkerung am härtesten betroffen.

In der Papier⸗ und Lederindustrie kommt Hausbetrieb in merk⸗ lichem Umfange nur bei der Bunt⸗ und Luxuspapierverfertigung, in der Buchbinderei und Pappenverarbeitung, in der Sattlerei und in der Tapeziererei vor; doch beträgt der Antheil der Hausindustriellen an den kleingewerblich beschäftigten Personen bei den Buchbindern nur 8,54, bei den Sattlern nur 4,47 und bei den Tapezierern nur 2,22 %. Hier ist also noch ein weites Feld für das Handwerk.

Bei der Verarbeitung der Holz⸗ und Schnitzstoffe hat die Haus⸗ industrie eine größere Verbreitung; natürlich aber macht sie nur in einzelnen Zweigen dem handwerksmäßigen Kleingewerbe merklich Kon⸗ kurrenz: unter 115 999 tleingewerblichen Tischlern sind nur 2049 oder 1,77 % Hausindustrielle, unter 22 235 Böttchern gar nur 94 oder 0,42 %; die Korbmacher (13 736 Kleingewerbliche) zählen aber schon 3,67 % Hausindustrielle, die Kamm⸗, Bürsten⸗ und Pinselmacher (4645) 3,90, die Drechsler und Schnitzarbeiter (13 521) 7,93, die Holzvergolder (2636) 15,52, die Verfertiger von groben Holzwaaren (8725) 17,93, die Stock⸗ und Schirmmacher (1747) 22,32 und die Geflechtmacher in Holz und Stroh (3595) sogar 30,46 % Auch hier hat das Handwerk in der Hauptsache noch einen breiten Boden.

Die Tabacksverarbeitung, welche bekanntermaßen die Neigung

hat, aus den Fabriken in die Wohnung der Arbeiter zurückzukehren, und deshalb von allen Erwerbsthätigen 1882 20,21 % gegen 15,02 % im Jahre 1875 in den Kleinbetrieben zählte, ist in letzteren fast zur Hälfte (45,25 % der Kleingewerbtreibenden) Hausindustrie und be⸗ schäftigt in diesen 5369 Personen.

Die Bekleidungsgewerbe sind nächst der Textilindustrie besonders reich mit Hausindustriellen besetzt. In der Näherei, Schneiderei und Konfektion sind allein 349 015 Kleingewerbtreibende und davon 59 716 oder 17,11 % hausindustriell thätig. Die Putzmacherei zählt unter 14 394 Kleingewerbtreibenden 9,50 %, die Hut⸗ und Filzmacherei unter 2551 15,60 %, die Mützenmacherei unter 2105 11,88 %, die Kürschnerei unter 8229 13,20 %, die Verfertigung von Waaren für Handschuhgeschäfte unter 5416 sogar 74,89 % Hausindustrielle Verhältnißmäßig noch gering ist der Bruchtheil der kleingewerblichen Schuhmacher, welche für Rechnung großer Schuhwaarenfabriken in ihrem Hause arbeiten; nur 4,11 % von 212 301 Kleinmeistern und deren Gesellen stehen in wirthschaftlicher Abhängigkeit von Groß⸗ bee

„Doch genug der Zahlen über die Durchsetzung des Kleingewerbes mit Hausindustrie. Um das Bild zu vonsec eäscas Aeing freilich noch vielerlei hinzugefügt werden. Beispielsweise wäre noch der Nachweit erforderlich, und man vermißt ihn ungern, wie die hausindustrielle Produktion im Einzelnen organisirt ist, wie und in welchen Gewerbszweigen der Arbeitgeber neben dem Rohstoffe und den Mustern die Umtriebs⸗ und Arbeitsmaschinen und Werkzeuge leiht oder liefert, wie er mit den Arbeitern verkehrt (ob direkt oder durch Verleger, Faktoren u. dergl.), wie hoch die Produktion sich beläuft, welche Loͤhne gezahlt werden, wie sich die hausindustrielle Bevölkerung zusammensetzt, wo EE11“*“ besonders zusammengedrängt, wo sie als Haupt⸗ 8 häftigung und wo sie als zeitweilige Nebenbeschäftigung neben der Landwirthschaft erscheint u. s. w. u. s. w. Die gegenwärtige Gewerbe⸗ statistik vermag aber nur einzelne dieser Fragen zu beantworten; ein Eindringen in diese Verhältnisse wird überhaupt nicht so⸗ woh Mer amtlichen Statistik, als vielmehr besonderen Umfragen un e1.. auch privaten Forschungen vorbehalten bleiben müssen, un vornt etzteren liegen aus neuerer Zeit auch bereits rühmenswerthe

eistungen vor. Indessen kennzeichnet doch auch das Vorstehende, in großen Zügen, wenigstens, schon manche Eigenart dieser Seite der

Gewerbthäti ltniß zum Kleingewerbe überhaupt.

bezw. im

Jahrbuches ist besonders reich.

freudige Hans“,

heimmittelschwindel“ von Dr. L. W.;

Geferung von 20 000 m Seidenabfallzeug.

Bhf. 11,00 V.

Wenn wir hierbei die Hausindustrie absichtlich in einen gewissen Gegensaß zum Handwerke gebracht haben, so ist uns zwar nicht ent⸗ gangen, daß ein solcher nicht überall besteht; aber, von zählbaren Aus⸗ nahmen abgesehen, wird nicht geleugnet werden dürfen, daß die heuti⸗ gen Hausindustriellen in der Hauptsache nicht mehr Anspruch auf wirthschaftliche und soziale Gleichstellung mit den Handwerkern er⸗ heben können. Die Hausindustrie ist allerdings eine der rasch fort⸗

eschrittenen Gewerbsthätigkeit entsprechende höhere Form gründ⸗ sichster Ausnutzung der produktiven Kapital⸗ und Arbeitskräfte und vermag unzweifelhaft den Mitbewerb unserer Industrie auf dem Weltmarkte zu steigern; der gesunde Boden für einen breiten Hand⸗ werkermittelstand, der sie vormals war, ist sie aber nicht mehr. Und deshalb kann man die nicht immer von Unklarheit freizu⸗ sprechenden Bestrebungen zur Förderung der Hausindustrie auch nur mit getheilten Sympathien aufnehmen. Man arbeite eifrig an der Hebung und Verbesserung der Lage der Hausindustriellen; aber man wolle nicht neue Hausindustriezweige schaffen, wenn man den Hausindustriearbeitern nicht gleichzeitig einen wirksamen gesetzlichen Schutz zur Seite stellen kann. Der Fabrikarbeiter ist durch unsere Gewerbe⸗ und neueste sozialpolitische Gesetzgebung und durch mancherlei

gewerbepolizeiliche Maßnahmen mit einem weitgehenden und wohl⸗ wollenden Fürsorge⸗ und Schutzsystem umgeben. . stã Hausindustrielle aber, in den meisten Fällen Lohnarbeiter wie jener,

Der selbständige

muß, eben seiner angeblichen Selbständigkeit wegen, auf viele Wohl⸗ thaten jener fürsorglichen Gesetzgebung verzichten. iese Klasse ge⸗ werblicher Arbeiter zu vermehren, kann nicht dem Zuge unserer Zeit, kann nicht den Bestrebungen zur wirthschaftlichen und sozialen Hebung des vierten Standes entsprechen. 8

Kunst, Wissenschaft und Literatur. 8

Der Kalender des Deutschen Schulvereins für das Jahr 1887 befindet sich, wie die Leiter desselben mittheilen, bereits unter der Presse und wird nächstens zur Versendung gelangen. Die erste Auflage desselben wird in einer Höhe von 10 000 Exemplaren gedruckt. Der Kalender hat folgende drei Abtheilungen: „Kalendarium“, „Literarisches Jahrbuch“ und „Nachschlagebuch für Jedermann“. Der Inhalt des literarischen s Eröffnet wird dasselbe durch einen Aufsatz von Franz von Löher über „Die Macht⸗ und Weltstellung der Deutschen“; dann folgen die „Deutschen Mundarten in Oester⸗ reich’, die durch Beiträge von Anzengruber, Adolf Pichler, Hans Grasberger und Anderen vertreten sind. Die Reihenfolge der übrigen Arbeiten ist die folgende: „Das Schulzeugniß“ von P. K. Rosegger; „Abschied“, Gedicht von Wilhelm Jensen; „Der arme Hans“ von Emil Marriot; „Die Erstürmung Angermündes“ von Ernst von Wildenbruch; „Der Sohn seiner Mutter“ von Adam Müller⸗Guttenbrunn; „im Strafhause“, Gedicht von Stefan Milow; „Ein Wiener Jahr“ von V. Chiavacci; „Der Gedicht von Rudolf Baumbach; „Das Morgen⸗ ständchen“, Lied von Richard Heuberger (Gedicht von Max Kalbeck); „Die Post⸗Elevin“, Gedicht von Ferdinand von Saar; „Ueber Berufs⸗ wahl“ von Prof. Julius Deininger; „Das Versicherungswesen und seine Bedeutung“ von Karl Mazal; „Ueber Kurpfuscherei und Ge⸗ „Der Schulverein“, Gedicht von Felix Dahn; „Vom Allgemeinen Deutschen Schulverein zu Berlin“ von Prof. Dr. P. von Hofmann⸗Wellenhof; „Der Deutsche Schulverein in Wien“ von Dr. Rudolf Maresch. Den Beschluß bildet ein alphabetisches Verzeichniß sämmtlicher Ortsgruppen des Deutschen Schulvereins und ihrer Obmänner. Die Zeichnung des Titelblatts hat Prof. Julius Deininger nach älteren Motiven aus⸗ geführt. Geheftete Exemplare kosten 50 Kr., für gebundene mußte der Verkaufspreis im Hinblick auf die reiche Ausstattung des Ein⸗ bandes in rother Leinwand mit 65 Kr. bestimmt werden. Bestellungen nehmen die Vorstände sämmtlicher Ortsgruppen und die Vereins⸗ kanzlei in Wien (I. Kolowratring 8) entgegen.

Die in Leipzig und Berlin den 11. d. M. erscheinende Nr. 2254 der „Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Fuchs⸗ familie. Gemälde von C. F. Deiker. Nach einer Photographie von Franz Hanfstängl in München. Metropolit Clement, Miturheber der bulgarischen Revolution. Dragan Zankow, der Haupturheber der bulgarischen Revolution. Petko Karaweloff, Chef der nach dem Sturz der revolutionären Regierung in Sofia gebildeten provisorischen Regentschaft. Die Restaurationsarbeiten am Hochschlosse der Marienburg in Westpreußen. 3 Abbild. Nach photograph. Auf⸗ nahmen. 1) Gesammtansicht des Schlosses. 2) Der nördliche Kreuz⸗ gangflügel. 3) Der obere Kreuggang. Heuboot. Nach dem Ge⸗ mälde von Hans Dahl. Mit Genehmigung der Photographischen Gesellschaft in Berlin. (Zweiseitig) Ein Feuerwerk im Kurpark zu Wiesbaden. Originalzeichnung von Ferd. Lindner. Der Zwerg Abdurrahman Pascha. Das am 31. August abgebrannte Kurhaus zu Scheveningen. Ansicht der durch das Erdbeben am 31. August zerstörten Stadt Charleston in Süd⸗Carolina. Stock⸗ holms Versorgung mit Milch. Originalzeichnung von G. Broling. Protisten und Protozoen. Aus der neuesten (13.) Auflage des Brockhaus'schen Konversations⸗Lexikons. Joseph Pircher, der Er⸗ steiger des Stephansthurms. Polytechnische Mittheilungen: Photo⸗ graphie des Augenhintergrundes am lebenden Menschen. 4 Figuren. Distanzmesser. Moden: Kleid aus schwarzer Faille und schwarz⸗ seidenem Spitzenstoff. Promenadenkleid.

8 Gewerbe und Handel.

Die Liquidatoren der Landwirthschaftlichen Bank zu Berlin in Liq. künden an, daß die erste Rückzahlung auf die Aktien mit 50 % vom 15. d. M. ab an der Kasse der Bank geleistet wird. „— Die „Leipz. Ztg.“ berichtet unter dem 8. d. M.: Die dies⸗ jährige Karpfenbörse in Kottbus wurde vorgestern abgehalten. Was die Preise anbelangt, so wurde Primawaare, d. h. beste starke Karpfen, von denen höchstens 30 bis 33 Stück auf den Centner gehen, mit 60 bis 63 (vor Jahr nur bis 60 ℳ), Mittelwaare, bis 40 Stück auf den Centner, mit 57 bis 60 (vor. Jahr nur 57 ℳ) und dritte Sorte, 40 bis 50 Stück und mehr auf den Centner, mit 54 bis 56 (vor. Jahr nur 54 ℳ) für den Centner lebendes Ge⸗ wicht bezahlt.

Der Aufsichtsrath der Bank für Landwirthschaft und Industrie Kwilecki, Potocki u. Co. in Posen beschloß, der bevorstehenden Generalversammlung nach den Abschreibungen eine Divi⸗ dende von 4 % (wie 1884/85) für das letzte Geschäftsjahr vor⸗

zuschlagen. „London, 8. September. (W. T. B.) Wollauktion. Stärkere Konkurrenz. Austr lische wieder —1 d. theurer. Kapwolle

eine Kleinigkeit theurer. Submissionen im Auslande. Schweden.

Stockholm. Zeugmeister beim Munitionsvorrath. 0 Näheres an Ort und

telle.

Verkehrs⸗Anstalten.

d Zusammen stellung der wesentlichsten Aenderungen ec. s im Eisenbahn⸗Direktionsbezirk Erfurt am 1. Oktober in Kraft retenden Winter⸗Fahrplans für 1886/87 gegen den Sommer⸗

Fahrplan 1886. (Zeit⸗Angabe nach Ortszeit.) 9 1) Ausfall von Zügen ꝛc. Außer den bereits vor dem 1. Oktober wegfallenden ISonntags⸗ iggen, Ergänzungszügen ꝛc. fallen aus: a. Die Anschluß⸗Schnellzüge Nr. 73 und 74 zwischen Leipzig und Korbetha; an Leipzig 5,50 Nachm. und ab Leipzig 11,20 Vorm. Wer Anschluß an den Berlin⸗Frankfurter Tagesschnellzug Nr. 4 wird ab Leipzig wieder über Halle vermittelt, ab Leipzig Magdeb.

Vorm., an Halle 11,28

Den Anschluß an den vvF, Tagesschnellzug Nr. 3 nach Leipzig vermittelt der ab Korbetha 7 später zu legende Zug Nr. 91 ab Korbetha 5,02 Nachm., an Leipzig 5,55,

b. die in diesem Sommer zwischen Halle und Weißenfels ein⸗ gelegten Lokalzüge Nr. 29 und 30: ab Weißenfels 1,45 Nachm., an Halle 2,46 und ab Halle 3,20 Nachm., an Weißenfels 4,20,

eL. die mit dem Güterzuge Nr. 317 von Großheringen bis Weißenfels bestehende Personenbeförderung ab Großheringen 10,22 Abends, an Weißenfels 12,14 Nachts da der anschließende letzte Saalbahnzug Nr. 9 künftig 8,42 in Großheringen eintrifft, mithin schon an den Zug Nr. 23 nach Weißenfels ꝛc. anschließt,

d. die in diesem Sommer zwischen Erfurt und Weimar ein⸗ gelegten Frühzüge Nr. 11a und 20: ab Erfurt 4,25, an Weimar 5,22 und ab Weimar 5,42, an Erfurt 6,13.

„Für den letzteren Zug befördert nunmehr wieder der vorliegende Güterzug Nr. 320 Personen bis Erfurt: ab Weimar 4,42 früh, an Erfurt 5,24,

e. der Nachtzug Nr. 202 Ritschenhausen Neudietendorf auf der

Strecke Suhl Neuüͤdietendorf, f. die im Sommer zwischen Neudietendorf und Ilmenau be⸗ sonders durchgeführten Züge 215 a und 216 a: ab Neudietendorf 9,53, an Ilmengu 11,15 Vorm. und ab Ilmenau 11,45 Vorm., an Neu⸗ dietendorf 1,09 Nachm.,

g. der erste Frühzug Nr. 229 Mühlhausen —Gotha und der letzte Abendzug Gotha —Mühlhausen Nr. 230,

h. die für den Sommer auf der Gotha⸗Ohrdrufer Strecke ein⸗ geschobenen Züge Nr. 233, 234, 235 a, 236 a, 237 und 238.

„Die in beiden Richtungen verbleibenden je 3 Züge werden dem Winterverkehr entsprechend theilweise verschoben, ähnlich wie dies stets im Winter geschehen,

i. die Abends zwischen Berlin und Ludwigsselde verkehrenden Abend⸗Lokalzüge Nr. 274 und 275 auf der Strecke Groß⸗Lichterfelde Ludwigsfelde unter gleichzeitiger Verlegung dahin, daß künftig Ab⸗ fahrt des Ersteren von Berlin erst 6,22, Abfahrt des Letzteren von Groß⸗Lichterfelde schon 7,42 Abends erfolgt.

1 2) Wichtige Veränderungen und Verlegungen von Zügen.

a. Es halten die Nacht⸗Schnellzüge Nr. 1 und 2 nicht mehr in Kösen, die Tages⸗Schnellzüge Nr. 3, 4 und 6 nicht mehr in Fröttstädt,

b. der Früh⸗Lokalzug Nr. 20 Erfurt—Eisenach, jetzt ab Erfurt 6,20, wird um 20 Min. früher verkehren, also ab Erfurt schon 6,00, an Gotha 6,56, an Eisenach 7,50.

Gleichzeitig wird der Frühzug Nr. 222 Gotha ’—Leinefelde, jetzt ab Gotha 6,30, später gelegt: ab Gotha 7,05, Langensalza 7,39, Mühlhausen 8,13, Leinefelde Ankunft wie jetzt.

Es werden dadurch die beiden Züge Nr. 20 und 222 in Gotha in Zusammenschluß gebracht, behufs Herstellung einer neuen Frühver⸗ bindung Erfurt —-Mühlhausen Göttingen —Hannover,

c. der erste Frühzug Arnstadt Neudietendorf Nr. 201 verkehrt ab Arnstadt 6,00, also 5 Minuten früher,

d. der Frühzug Nr. 204 Neudietendorf—Ritschenhausen, ab Neudietendorf 7,10, verkehrt bis Oberhof bis zu 15 Minuten früher, ab Neudietendorf 6,55, Arnstadt 7,25 Vormittags,

e. die Frühzüge Nr. 213, 214 und 215 zwischen Plaue und Ilmenau verkehren um 5 bis 10 Minuten früher,

f. Abfahrt des gemischten Zuges Nr. 421 von Eisenach, jetzt 2,05 Nachmittags, erfolgt 5 Min. früher, also 2,00,

g. Zug Nr. 12 Berlin Halle, ab Berlin 4,40 Nachm., verkehrt sweischen Jüterbog und Halle um einige, ab Bitterfeld um 5 Min. rüher,

h. der Abendzug Nr. 50 Berlin —Röderau, jetzt ab Berlin 7,22, fährt bereits 7,45 aus Berlin,

i. der Abendzug Nr. 69 Bitterfeld —Zerbst, jetzt ab Bitterfeld 10,22, verkehrt um 15 bis 30 Min. später, ab Bitterfeld 10,22, so * hesäle noch Anschluß an den Schnellzug Nr. 2 von Berlin

esteht,

k. auf der Strecke Wittenberg —Falkenberg verkehren die Abend⸗ züge Nr. 104 und 105 um 5 bis 20 Min. früher.

Der letztere Zug Nr. 105 erhält dadurch in Falkenberg noch An⸗ schluß an den Abend⸗Schnellzug Nr. 42 nach Röderau und Dresden,

J. der Frühzug Nr. 123/133 Halle und Leipzig Guben, jetzt ab Halle 7,57, ab Leipzig 8,36, verkehrt bis Falkenberg etwas früher ab Halle 7,45, ab Leipzig 8,30, Delitzsch 8,29, Eilenburg 9,13, Torgau 9,52,

m die jetzt mit dem Güterzuge Nr. 353 bestehende Personen⸗ beförderung Leutzsch —Leipzig, ab Leutzsch 8,22 Abends, wird aufge⸗ hoben, dagegen wird solche, jedoch nur Sonn⸗ und Festtags, mit dem Güterzuge Nr. 351, ab Leutzsch 6,25 Abends stattfinden.

n. Während der Winterfahrplanperiode, vom 1. Oktober ab, jedoch nur bis zum Osterfest 1887 ausschließlich, werden die Mittags⸗ Personenzüge Nr. 21 und 22 (Zug 21 ab Eisenach 12,00, Zug 22 ab Halle 10,15 Vorm.) auch auf der Strecke Eisenach Halle Personen in IV. Wagenklasse befördern.

Es wird weiter noch besonders darauf aufmerksam gemacht, daß die während der diesjährigen Sommerperiode bestandenen, nach⸗ bezeichneten Züge 8

a. der Schnellzug Nr. 7 (I. —III. Kl.), ab Eisenach 5,42 früh, Erfurt 6,53, Weißenfels 8,33, Halle 9,18, an Berlin 12,30 Nachm., mit Anschluß nach Leipzig, Nr. 77, Ankunft daselbst 9,40 Vorm.,

b. der Schnellzug Nr. 8 (I. —III. Kl.), ab Berlin 2,30 Nachm.ü an Halle 5,23, Weißenfels 6,42, Erfurt 7,22, Eisenach 9,27 Abends, mit Anschluß von Leipzig, Nr. 78, Abfahrt daselbst 5,05 Nachm.,

c. die neuen zwischen (Berlin) Weißenfels bezw. Leipzig und Probstzella (München) über Zeitz—Gera verkehrenden Schnellzüge Nr. 178/178 a und 175/175 a (ab Berlin 2,30 Nachm.), ab Weißen⸗ fels 6,24 Abends, ab Leipzig 6,22 Abends (an München 8,00 Vorm.) und (ab München 7,15 Vorm.), an Weißenfels 8,12 Abends (an Berlin 12,28 Nachts), an Leipzig 8,2à Abends,

d. die Lokalzüge Nr. 40a und 39a zwischen Bitterfeld und Leipzig, ab Bitterfeld 8,22 Abends, an Leipzig 9,22 und ab Leipzig 10,42 Abends, an Bitterfeld 11,44,

e. die Personenbeförderung mit Güterzug Nr. 312 Weimar

Erfurt, ab Weimar 10, 4 Abends, an Erfurt 11,22,

auch im Winterfahrplan bis auf Weiteres mit nur geringer Abände⸗ rung einiger Fahrzeiten beibehalten werden.

Wegen der sonstigen kleineren Zugverschiebungen und Verände⸗ rungen, namentlich auch Späterlegungen muß auf den Fahrplan selbst verwiesen werden.

Hamburg, 8. September. (W. T., B.) Der Postdampfer „Bohemia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft hat, von New⸗York kommend, gestern Nach⸗ mittag Lizard passirt.

Berlin, 9. September 1886.

Die Jury zur Beurtheilung der Entwürfe für das Krieger⸗ denkmal auf dem Garnisonkirchhof ist gestern Abend nach längerer Berathung schlüssig geworden. Der erste Preis wurde dem Entwurf mit dem Motto „Fürs Vaterland“ zugesprochen, als dessen Schöpfer Bildhauer Böse⸗Berlin erkannt wurde. Bildhauer Böse hat sich bereit erklärt, binnen Jahresfrist das Denkmal im Rahmen der bewilligten Mittel auszuführen. Der Böse'’sche Entwurf zeigt einen Obelisk, an dessen Vorderseite ein Sarkophag sichtbar ist, vor dem ein Krieger die Fahne senkt. Den Obelisk, dessen Seitenflächen kriegerischen Schmuck tragen, krönt ein eisernes Kreuz von gewaltigen Dimensionen. Mit dem zweiten Preis, 300 ℳ, wurde der unter dem Motto „Wie es Euch gefällt“ eingeschickte Entwurf des Bildhauers Hüschen prämiirt, der eine Germania dargestellt hat.

Das Luisenstift feierte heute Vormittag in dem geschmückten Saale der in der Hollmannstraße belegenen Anstalt sein 79. Stiftungs⸗ fest, dem auch die Freunde und Gönner der Anstalt beiwohnten. Der

allgemeine Gesang des „Lobe den Herrn“ und die von den Z

des Hauses recht rein und sicher vorgetragene Motette „Der

unsere Zuversicht“ leitete die Feier ein. Alsdann nahm der Prediger Lisco, der Seelsorger der Anstalt, das Wort zur Festansprache, in der er die Blicke zurücklenkte in die Zeit Friedrichs des Großen, dann in die Tage nach der Schlacht von Jena, die auch Veranlassung wurden zur Begründung der Anstalt, welche den Namen der Königin Luise trägt. War sie doch bis zu ihrem Tode ihr eine theilnehmende Be⸗ schützerin, wie letztere denn auch noch von Königsberg aus die ersten Mittel zur Errichtung der Anstalt übersandt hatte. Nach abermaligem Gesang und Gebet begaben sich die Zöglinge in den Speisesaal zur festlichen Speisung. Das Luisenstift, die Schwesteranstalt des im gleichen Jahr begründeten, Friedrichstifts“, zählt augenblicklich 42 Zög⸗ linge, es ist eigentlich für 60 eingerichtet. Die Verringerung des Zinsfußes und die erhöhten Bedürfnisse haben jedoch schon seit Jahren eine gewisse Beschränkung auferlegt, doch hofft man durch Gewinnung neuer Freunde bald die Zahl wieder erhöhen zu können.

Düsseldorf, 8. September. (W. T. B.) Die erste öffent⸗ liche Versammlung des Gustav⸗Adolf⸗Vereins wurde heute nach der vom Hofprediger Frommel aus Berlin gehaltenen Fest⸗ predigt durch den Vorsitzenden, Konsistorial⸗Rath Fricke (Leipzig), er⸗ öffnet. Die Zahl der Theilnehmer beträgt weit über 1200. Im Auftrage des evangelischen Ober⸗Kirchenraths begrüßte Ober⸗Konsi⸗ storial⸗Rath Hubert, im Auftrage des rheinischen Konsistoriums be⸗ grüßte Ober⸗Konsistorial⸗Rath Korten die Versammlung. Regierungs⸗ und Schulrath Hildebrandt überreichte eine außerordentliche Festgabe der evangelischen Gemeinden der Rheinprovinz im Betrage von 18 000 ℳ, welche für bedrängte Gemeinden der Provinz Posen ver⸗ wendet werden soll.

An Se. Majestät den Kaiser wurde von der Versammlung folgender, von den beiden Vorsitzenden unterzeichnete telegraphische Gruß gerichtet: Zum ersten Male auf rheinischem Boden tagend, an Deutschlands Strom, aber nicht Deutschlands Grenze, läßt es nach Gebet und Gottesdienst die vierzigste Hauptversammlung des Gustav⸗ Adolf⸗Vereins ihr Erstes sein, im Gotteshause selbst dem erhabenen Protektor des Vereins, dem Vater Seines ganzen, durch Ihn gesegne⸗ ten Volkes ohne Unterschied der Konfession, unserem allverehrten, ge⸗ liebten Kaiser die ehrerbietigsten Gebetswünsche für ferneren Frieden und Segen zum Heil unseres ganzen Volkes einmüthig darzubringen.

Darmstadt, 8. September. (W. T. B.) In der heutigen letzten Plenarversammlung der deutschen Forstmänner wurde Aachen als nächstjähriger Versammlungsort gewählt.

London, 7. September. (Allg. Corr.) Ein handelsamt⸗ licher Ausweis für die am 31. August endenden 8 Monate er⸗ giebt, daß während dieser Zeit 159 286 Engländer, 65 298 Ausländer und 1707 Personen, deren Nationalität nicht festgestellt wurde, mit⸗ hin im Ganzen 226 291 Personen aus dem Vereinigten Königreich nach außereuropäischen Plätzen auswanderten. Diese Anzahl übersteigt die der Auswanderer in demselben Zeitraum des vorigen Jahres um 39 003 Personen.

„Gräfin Dubarry“, komische Operette in 3 Akten von F. Zell und Richard Genée, Musik von Carl Millöcker, wurde gestern, nachdem sie eine Reihe von Jahren seit der Aufführung im alten Friedrich⸗ Wilhelmstaͤdtischen Theater geruht hatte, im Walhalla⸗Theater zu neuem Leben erweckt. Der inneren und äußeren Erscheinung der älteren Novität war mit allerlei Kunstmitteln geschickt nachgeholfen worden, so daß in der That ein günstiger, ja überraschender Eindruck erzielt wurde, für welchen die animirte beifallslustige Stimmung des Publikums als bester Maßstab gelten muß. Die Musik ist durchweg gefällig und zeigte den Melodienreichthum, welcher den Millöcker'schen Arbeiten überhaupt eigenthümlich ist. Nur selten nähert sich die Komposition einem niedrigeren musikalischen Genre; der Komponist sucht vielmehr feine Nüancen, gewählte Technik und Inftru⸗ mentation harmonisch mit einander zu verbinden. Das Antrittslied „Leonard's“, welches auch einer originellen und charak⸗ teristischen Färbung nicht entbehrt, fand reichen Beeifaäll. Im zweiten Akt gefiel sehr ein wirksam vorgetragenes Couplet und ein sehr anmuthiger Walzer „Ob man gefällt, ob nicht gefällt“. Auch das den Akt beschließende stimmungsvolle Schlummerlied übte eine sympathische Wirkung aus. Der dritte Akt brachte als pikante Num⸗ mer ein Terzett zwischen der Dubarry, Leonard und seiner Frau und einen hübschen Contretanz. Die kräftige und lebendige Wirkung aller dieser musikalischen Nummern wäre eine bei Weitem tiefere ge wesen, wenn die Schwächen des Librettos, die Fadheit der Diction u. A. nicht lähmend gewirkt hätten. Eine oberflächliche Hofintrigue, bei welcher die Person, um deren höchste Gunst gebuhlt wird, unsicht⸗ bar bleibt, ist in der That ein zu dürftiger Stoff für eine dreiaktige Operette. Die Theilnahme des Publikums an der Handlung wurde erst gegen Ende des zweiten Akts etwas angeregt. Die Wortführung lag oft ganz allein dem Friseur Leonard ob, der allerdings Heiterkeit und fröhliches Lachen durch den Vortrag seiner im buntesten Chaos durcheinander gerührten geschichtlichen und literarischen Weis⸗ heit erzielte. Diese komische Figur wurde von Hrn. Klein mit viel natürlicher Bonhomie und mit komischem Enthusiasmus dargestellt. Frl. Seebold (Lucette) war eine allerliebste Friseursgattin; sie ent⸗ ledigte sich ihrer Partie mit anmuthiger Schelmerei und zartem Takt⸗ gefüh!, und trug ihren gesanglichen Theil klar und sauber vor. Die Rolle des „Oberst⸗Jägermeisters“ wurde von Hrn. Herrmann mit drastischem Humor, ohne Uebertreibung, gespielt. Auch die Leistung des Hrn. Bollmann (Criquet) ist lobend hervorzuheben. Zum ersten Male trat Frl. Ahrens gestern Abend als „Gräfin Dubarry“ vor das Berliner Publikum, welches sie sehr freundlich aufnahm. Die Stimme der Dame ist besonders in den Mittel⸗ und hohen Lagen voll und wohlklingend und giebt Zeugniß von einer guten Schulung; ihr Vortrag ist exakt und pikant und wird durch ein sicheres, ausdrucks⸗ volles Spiel unterstützt. Die zweite neue Kraft, Hr. Kaiser (Herzog von Aiguillon) fügte sich gesanglich wie schauspielerisch dem Ensemble gut ein, doch war seine Rolle zu klein, um ein Urtheil über sein Können zu gestatten. Die Inscenirung und Ausstattung war glänzend wie immer und bot einen farbenprächtigen Hintergrund für die Millöcker'sche Operette. Das Publikum, welches das Haus vollständig besetzt hatte, spendete seinen Beifall reichlich jedem Darsteller und jeder hübschen musikalischen Einzelheit.

Ein Zusammenauftreten der beiden Primadonnen Sophie Brajnin und Josephine von Maleczky in Kroll's Theater findet vo Schluß der Saison noch einmal und zwar am Sonntag in Bellini's „Norma“ statt. (Frau von Malecsky: Adalgisa, Sophie Brajnin Norma.) Sowohl „Undine“ mit Frl. Gentz, wie Gounod's „Mar garethe“ mit Fr. Brajnin haben so außerordentliche Anerkennung ge⸗ funden, daß sie noch einmal wiederholt werden, „Undine“ am Sonn abend, „Margarethe“ am Freitag.

Die Treptow⸗Herrmann'sche Gesangsposse feiert im Belle Alliance⸗Theater übermorgen das Jubiläum der 100. Auf⸗ führung und werden derselben nur noch 4 Aufführungen folgen, da am Donnerstag das Ensemble⸗Gastspiel der Mitglieder des Fried rich⸗Wilhelmstädtischen Theaters beginnt.

Diese Saison verspricht nach den getroffenen Vorbereitungen z einer um so interessanteren sich zu gestalten, als sie sich in ihren Repertoire vom Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater voll⸗ kommen unabhängig halten wird. Den Anfang macht Donnerstag, den 16. d. M. Franz von Suppé’'s „Boccaccio“ in fast ganz neuer Besetzung der Hauptrollen. Am 1. Oktober ecröffnet Fr. Marie Geistinger ihr Gastspiel, in dessen Verlauf das Volksstück und die Posse hervorragende Berücksichtigung finden werden. Das Gastspiel der Fr. Marie Geistinger ist ausschließlich für das Belle⸗Alliance⸗ Theater bestimmt und umfaßt die Monate Oktober und November. Wegen der Erwerbung einer interessanten und heiteren Novität, welche für den Weihnachtsmonat in Aussicht genommen ist, schweben Ver⸗ handlungen.

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