1886 / 215 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 13 Sep 1886 18:00:01 GMT) scan diff

und die Großherzogin von Baden, von Sachsen mit seinem Adjutanten. vollzog sich unter dem hellen Jubel der ungezählten Tausende, welche die Straßen und Plätze, die Fenster und Balkone und selbst die Dächer füllten. An verschiedenen Stellen waren Musikcorps aufgestellt, die Kriegervereine und die Schuljugend bildeten Spalier. Der Zug bewegte sich durch die Küssstraße über die Petersbrücke und den Petersplatz nach dem Alten Weinmarkt und dem hohen Steg, durch die Meisengasse nach dem Broglieplatz und dann durch die enge Luxhofgasse nach der Brandgasse, in welcher das Palais des Statthalters liegt. Fürst und Hohenlohe waren dem Kaiser vorangeeilt,

in der dritten der König Der hochfestliche Einzug

und begrüßtten an der Schwelle ihres Heims den Erlauchten Gast; die Kaiserin fuhr direkt nach dem Stadthause. Am Abend wurde dem Kaiser und der Bevölkerung Straßburgs ein wunderherrliches Schauspiel geboten: Die Beleuchtung des Münsters. Um den Leser zu orientiren, sei mitgetheilt, daß die Kirche selbst im völligen Dunkel lag; Niemand wollte die Verantwortung ⸗z für einen Unglücks⸗ fall, wie er sich bekanntlich in Metz bei der ersten Anwesen⸗ heit des Kaisers zugetragen hat. Man hatte also nur den steinernen Thurmhelm mit Tausenden kleiner Lämpchen ge⸗ öms während die Laterne, das Innere des Helms und

as oberste Stockwerk des Thurmes mit bengalischen Flammen erleuchtet waren. Es war ein Anblick von unbeschreiblicher Schönheit; wie aus flüssigem Silber gegossen ragte die Thurmspitze zum sternenbesäeten Himmel empor. Gegen den ruhigen Glanz der Lämpchen, welche den unge⸗

ählten der Thurmspitze folgten, bildete das wechselnde Feuer der bengalischen Flammen einen angenehmen Gegensatz. Das Ganze bot einen Lichteffekt von höchster Schönheit, die keiner Steigerung mehr fähig erscheint und ihres Gleichen nur in der Beleuchtung des Kölner Domes und des Heidelberger Schlosses findet. Meilenweit hat man nach dem Elsaß und nach Baden hinein dieses köstliche Schau⸗ stück genossen. Neben dem Münster waren auch alle öffenlichen

Gebäude beleuchtet, und viele Einwohner Straßburgs gaben

ihrer Freude über die Anwesenheit des Kaisers gleichfalls durch

brennende Kerzen Ausdruck.

1 Um 9 Uhr war großer Zapfenstreich der vereinigten

Musikcorps des XV. Armee-Corps. Es ist der Boden des

neuen erweiterten Straßburg, der Kaiserplatz, auf welchem sich das militärisch⸗musikalische Schauspiel abspielte. Noch ist der Platz nicht völlig umbaut; die prächtigen monumentalen

Gebäude, an ihrer Spitze der seiner Vollendung entgegen⸗

gehende Kaiserpalast, bildeten gewissermaßen die Coulissen.

Zwischen dem Kaiserpalaste und dem Palais des Statthalters zieht sich der Kanal entlang, dessen dem Palais zugewandte Uferstraße gesperrt und für die Offiziere und ihre Damen

reservirt war. Als nach Beginn des Zapfenstreichs Se.

Najestät im hellerleuchteten Erdgeschoß in die Thür, die vom

Saal in den Garten führt, traten, erschollen begeisterte Hurrahs; der Stolz auf alles Große und Ruhmvolle, was die

Armee unter des Kaisers Leitung vollbracht, schien in diesem

endlosen Jubel ausklingen zu wollen; als Se. Kaiserliche Majestät

zum zweiten Male in die Thür traten, folgten sieben Hurrah auf einander und ein achtes wäre erklungen, wenn der Hohe

Herr nicht mit freundlichem Lächeln abgewinkt hätte.

Der Kaiser trug an diesem Tage die ae fen Seines

47. Infanterie⸗Regiments, der König von Sachsen die des Ostpreußischen Dragoner⸗Regiments Nr. 10, der Kronprinz

die Seiner Schlesischen Dragoner.

Von der großen Parade des gestrigen Sonnabend be⸗

haupten Militärs, sie sei die der Truppenzahl nach umfang⸗ reichste, welche der Kaiser und König jemals in Friedens⸗

zeiten abgehalten. Abgesehen von der Artillerie und dem rain, welche denen anderer Corps gleich sind, gestern ünfunddreißig Bataillone Infanterie und siebenzig Schwa⸗ dronen Kavallerie auf dem Polygon, dem großen Exerzier⸗ platz von Straßburg, fur Musterung bereit. Die Para de kommandirte der mit der Führung des Armee⸗Corps beauf⸗ tragte General⸗Lieutenant von Heuduck; das erste Treffen befehligte der General⸗Lieutenant von Massow, das zweite der General⸗

Lieutenant Loewe. Nachdem die gesammten Truppen dem

obersten Kriegsherrn die Honneurs erwiesen, fuhr ee Kaiser die Front der Truppen ab; ihm folgten zu Pferde der König

von Sachsen, der Kronprinz, die Großherzöge von Baden und

Hessen, der Prinz Ludwig von Bayern, Prinz Georg von

Sachsen, Prinz Wilhelm von Württemberg, viele andere

Fürstliche Herren, die Generale und die Militärbevollmächtigten.

Auch Ihre Majestät die Kaiserin und die Frau Großherzogin

von Baden fuhren in der Suite, die fremdherrlichen Offiziere fehlten,

1 Hersenh war, als sonst. In unabsehbarer Reihe stand

egiment neben Regiment; der Vorbeimarsch dieser ewaltigen Truppenmasse dauerte nicht weniger als zwei

Stunden, und dabei war es doch nur ein Vorbeimarsch. Die

Haltung und Leistung der Truppen, ihr Aussehen und die Kunst, mit der sie den berühmten Paradeschritt ausführten,

war über alles Lob erhaben.

Der Großherzog von Baden führte das Rheinische Ulanen⸗

Regiment Nr. 7 und das 1. Badische Leib⸗Dragoner⸗Regiment Nr. 20, der Großherzog von Hessen das Großherzoglich

Hessische Leib⸗Dragoner⸗Regiment Nr. 24, dessen Chef Höchst⸗ derselbe ist, an dem Kaiser vorüber. Prinz Albrecht kotoyirte das Braunschweigische Infanterie⸗Regiment Nr. 92. Se. Maäjestät der Kaiser und Ihre Majestät die Kaiserin verließen nach 1 ½ Uhr das Paradefeld. Allerhöchstdieselben wurden bei der Fijage wie bei der Rückfahrt überall mit stürmischem Jubel egrüßt.

Der Parade folgte um 5 Uhr das übliche Parade⸗Diner bei Sr. Maäjestät im Offiziers⸗Kasino. Den schönen Raum schmückte hierbei zum ersten Male das vom Maler E. Kagel in Berlin gefertigte Bildniß Sr. Maäjestät des Kaisers und

Königs. Bei dem Parade⸗Diner (zu welchem Se. Majestät der Kaiser nicht erschienen waren s. unten) brachte Se. Kaiser⸗ liche und Königliche Hoheit der Kronprinz im Namen Sr.

Miajfjestät des Kaisers einen Toast auf das XV. Armee⸗Corps, das sich bei der Parade die Allerhöchste Anerkennung in ge⸗ wohnter Weise erworben hatte, aus. Der kommandirende

General von Heuduck gab dem Danke des Armee⸗Corps Aus⸗

druck und schloß mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser,

in welches die Theilnehmer an dem Diner enthusiastisch ein⸗ stimmten.

Se. einige Zeit auf dem Balkon des Statthalter⸗Palais und wur⸗ den von der auf der Straße harrenden Volksmenge mit jubelnden Zurufen begrüßt. Se. Koeserlce und Königliche

Hoheit der Kronprinz begab Sich Abends gegen 7 ¼ Uhr

nach der Freimaurerloge. Der Großherzog und die Groß⸗

welche diesmal, da nicht so groß und

5. der Kaiser weilten nach dem Diner

herzogin von Baden wohnten im Theater der Vorstellung der Oper „Carmen“ bei.

(W. T. B.) Heute Vormittag 10 ½ Uhr fand in der protestantischen Thomaskirche Gottesdienst statt, welchem Ihre Majestät die Kaiserin, Se. Kaiser⸗ liche und Königliche Hoheit der Kronprinz, der Groß⸗ Berz⸗ von Baden und andere Fürstlichkeiten beiwohnten. Wivisionspfarrer Herrmann sprach das Gebet. Divisions⸗ pfarrer Steinwender hielt die Predigt. Auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers, der sich ein wenig ermüdet fühlte, und deshalb auch gestern bei dem Galadiner, sowie in der Theater⸗Vorstellung nicht erschienen war, ist der auf Sh Mittag 12 ½ Uhr angesetzt gewesene Empfang des

Kinisteriums, der Geistlichkeit, des Staatsrathes, des Landes⸗ ausschusses und des Gemeinderathes auf einen der nächsten Tage verschoben worden. Der Großherzog von Hessen erhielt heute früh 8 Uhr anläßlich seines Geburtstages den Besuch des Kronprinzen und begab sich um 8 ½ Uhr nach Darm⸗ stadt, von wo Höchstderselbe Nachts zurückkehren wird. Am frühen Morgen Hah Staats⸗Minister von Hofmann dem Großherzog, der bei ihm abgestiegen ist, eine Morgenmusik durch die Kapelle des Württembergischen Regiments bringen assen.

Se. Majestät der Kaiser machten heute Nachmittag eine Spazierfahrt. Um 5 ½ Uhr fand bei den Majestäten Diner statt, an welchem die hier anwesenden Fürstlichen Personen mit ihrem Gefolge theilnahmen. .

Ihre Majestät die Kaͤiserin ertheilte heute Mittag einige Audienzen und gedenkt, morgen die Vorstände der hiesi⸗ gen zu empfangen. Heute Nachmittag wohnten Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz, die übrigen Fürstlichkeiten und der Statthalter Fürst Hohen⸗ lohe dem Offizier⸗Wettreiten auf der Sporeninsel bei Kehl bei.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 11. September. (W. T. B.) Der König von Serbien ist heute Nachmittag 3 Uhr hier angekommen; derselbe empfing im Laufe des Nachmittags den Sektionschef Szoegyenyi und reiste am Abend nach Gleichenberg ab.

Der russische Botschafter Fürst Lobanow⸗Rostowski ist vom Urlaub hier eingetroffen.

Wie die Abendblätter melden, ist der Militär⸗Attaché der hiesigen russischen Botschaft, General von Kaulbars, auf Berufung des Kaisers von Rußland heute von Lubien nach Brest Litowsk abgereist.

Die „Pol. Corr.“ eendldet aus Bukarest, daß der inte⸗ rimistische Minister des agemessen, Sturdza, und der Flügel⸗ Adjutant des Königs, geringer schmanescu, gestern nach Lubien in Polen abgereist erblätter den Kaiser von Rußland im Namen des Königs Ib vonumänien zu begrüßen.

2— 55 Belgien. Brüssel, zunge September. (W. T. B. General Vandersmisseueln sird sich nach dem Elsa begeben, um Se. Majestät gesn Kaiser im Namen des Königs zu begrüßen.

Großbritannien und Irland. tember. (Allg. Corr.) Der Herzog und die Herzogin von Connaught sind nach Indien abgereist. Prinz Heinrich von Battenberg, welcher gestern Nachmittag von Schloß Balmoral hier eintraf, reist heute Abend über Vlissingen nach Darmstadt. Heute starb Contre⸗ Admiral J. Grant Bickford im 71. Lebensjahre. Der Verstorbene befehligte während des Krimfeldzugs die „Princeß Royal“. Joseph Chamberlain tritt demnächst eine längere Reise nach dem Orient an.

13. September. (W. T. B.) Die „Morning Post“ schreibt, die Antwort Englands auf die türkische Note werde mit den Interessen des europäischen Friedens und mit den Traditionen Englands übereinstimmend befunden werden. Der Zweck der englischen Politik sei nicht, einfach einen zeit⸗ weiligen Frieden zu schaffen, der nur momentane Verwicke⸗ lungen abwende, aber einen Zeitraum folgen lasse, in welchem politische oder militärische Vorbereitungen eintreten und zu einer Katastrophe führen würden. Was England anstrebe, sei die Sicherung eines dauerhaften Friedens, der den ganzen Kontinent von den Befürchtungen und Bürden erlöse, welche durch die gegenwärtigen Zustände auferlegt würden.

Frankreich. Paris, 10. September. (Köln. Ztg.) Der Conseils⸗Präsident Freyeinet tritt am Sonnabend seine Reise nach Toulouse an. Eine heute vom General⸗ Residenten aus Tananariva eingetroffene Depesche meldet, die Wiedereinsetzung der Franzosen in ihre Besitz⸗ thümer verursache zahlreiche Schwierigkeiten in Folge des vE des französischen Unterhändlers an die Regierung der

önigin.

Eine Depesche vom apostolischen Vikar in Tong⸗ king meldet aus Honkong vom 9. September: „In Thanhoa wurden im August 700 eingeborene Christen niedergemetzelt, 30 Dörfer verbrannt; 9000 Christen sind der Hungersnoth preisgegeben.“

Die nach Tongking kommandirten Offiziere haben Be⸗ fehl erhalten, sich in Toulon am 20. d. M. zur Einschiffung einzufinden. Außer diesen Offizieren und einer Abtheilung der Pionier⸗Strafcompagnie gehen nach Tongking noch 2700 Mann Ersatztruppen, die aus den sechs Bataillonen der zwei Fremden⸗Regimenter zusammengestellt werden. Nach Mada⸗ gaskar sind in diesen Tagen ebenfalls Verstärkungen ab⸗ gegangen.

—. 11. September. (Köln. Ztg.) Der Kriegs⸗ Minister empfing diesen Mittag um 2 Uhr die fremden Offiziere, die den Manövern anwohnen. Der Groß⸗ fürst Alexis, Bruder des Kaisers von Rußland, traf in Paris ein. Laut den hier aus Philippopel eingetroffenen Nachrichten soll dort große Gährung herrschen; man erwarte nächstens eine Kundgebung der Truppen der Besatzung zu Gunsten des Fürsten Alexander; die Verhaftungen

dauern fort.

12. September, Abends. (W. T. B.) Eine Mitthei⸗ lung des Kriegs-Ministers an die Blätter stellt formell in Abrede, daß das Blatt „La France militaire“, welches jüngst einen kriegerischen Artikel brachte, officiöses Organ des Kriegs⸗Ministers sei.

Marseille, 12. September. (W. T. B.) Der Marquis Tseng, welcher heute nach China abreisen wollte, hat seine Abreise in Folge des mangelhaften Gesundheitszustandes ihes Sohnes verschoben und begiebt sich heute nach der

weiz.

London, 10. Sep⸗

13. September. (W. T. B.) In vergangener Mitternacht explodirte unter dem Hauptthore der hiesigen Docks eine Dynamitpatrone, doch ohne großen Schaden anzurichten. Man glaubt, die Patrone sei von böswilliger Hand gelegt worden. Marquis Tseng hat seine Abreise nach der Schweiz aufgegeben, da er die Wiederherstellung seines Sohnes hier abwarten will.

Spanien. Madrid, 11. September. (W. T. B.) Die Königin ist nicht leidend, wie in verschiedenen auswärtigen Zeitungen gemeldet wird; ihr Gesundheitszustand ist vielmehr, ebenso wie derjenige des Königs, durchaus befriedigend.

Rumänien. Bukarest, 11. September. (W. T. B.) Der „Etoile Roumaine“ zufolge ist der Chef des Konsular⸗ Departements, S. Lahovary, anstatt des nach Rom ver⸗ setzten Rosetti zum Ersten Gesandtschafts⸗Sekretär in St. Petersburg ernannt. Der bisherige Gesandtschafts⸗Sekretär in Rom, Papiniu, ist auf den Posten Lahovary's berufen.

Bulgarien. Sofia, 12. September. (W. T. B.) Heute fand hier die Vertheilung der Fahnen an die rumeliotischen Regimenter durch Mutkuroff statt, die Einsegnung der Fahnen wurde durch den Metropolitan vollzogen. Nach der Uebergabe der Fahnen an die Regimenter erfolgte ein Vorbeimarsch der Truppen, die Feier verlief ohne jeden Zwischenfall.

In Philippopel haben hier eingegangenen Nachrichten zufolge unbedeutende Ruhestörungen stattgefunden, indem eine Anzahl Anhänger des vormaligen Fürsten sich vor dem russischen Konsulate zusammenschaarte, wo sich gleichzeitig auch Gruppen von russisch gesinnten Bulgaren gebildet hatten. Die Polizei schritt sofort ein und zerstreute die Anwesenden.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 12. September. (W. T. B.) Ueber die am 10. d. M. Abends 8 Uhr in Brest Litowsk erfolgte Ankunft Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Wilhelm von Preußen berichtet der „Regierungs⸗Anzeiger“ Folgendes: Auf dem Bahnhofe, auf welchem eine Ehrenwache von dem 11. Reserve⸗Infanterie⸗Bataillon mit der Fahne und der Musik aufgestellt war, waren zum Empfange des Prinzen anwesend: Der Kaiser, der Großfürst⸗Thronfolger, sowie die Großfürsten Georg, Wladimir, Nikolaus der Aeltere und Michael Nikolajewitsch nebst ihrem Gefolge. Der Kaäiser und die Großfürsten hatten preußische Uniform mit preußischen Ordensbändern, der Prinz Wilhelm russische Uniform angelegt. Bei der Ankunft des Prinzen intonirte die Musik der Ehrenwache die preußische Hymne. Vom Bahnhofe aus fuhr der Kaiser mit dem Prinzen Wilhelm nach der Festung, wo letzterer die Kaiserin begrüßte. Hierauf fand bei den Ma⸗ jestäten zu Ehren des Prinzen ein Diner von 70 Gedecken statt, an welchem auch das Gefolge des Prinzen theilnahm. Bei der Tafel saß der Prinz rechts von der Kaiserin, links von derselben der Kaiser. Auf Befehl des Kaisers sind dem Prinzen während seiner Anwesenheit der General⸗Adjutant Fürst Schachowskoj und der Flügel⸗Adjutant Fürst Bielosselsky attachirt. Bald nach dem Diner wohnten die Majestäten, Prinz Wilhelm und die übrigen höchsten Herrschaften der nächtlichen Armirung einer Lunette bei, auf welcher ein mit Flaggen und Laubwerk geschmückter Pavillon errichtet war, von dem aus die Herrschaften die bei elek⸗ trischer Beleuchtung erfolgende Armirung beobachteten. Letztere erfolgte in musterhafter Ordnung und Stille innerhalb 32 Minuten. Hierauf wurde eine al⸗ gemeine Geschützsalve abgegeben, alsdann begann die Be⸗ leuchtung des vor der Lunette liegenden Terrains durch Raketen. Gegen 12 Uhr Nachts kehrten die Majestäten und die übrigen Herrschaften nach der Festung zurück. Für den Prinzen Wilhelm ist in einem Hause nahe dem Nicolaithore (Festungs⸗ thor) Wohnung hergerichtet. Gestern fand anläßlich des Namenstages des Kaisers Vormittags in der Festungs⸗ kathedrale ein Tedeum und Kirchenparade über das Borodinische Leib⸗Infanterie⸗Regiment und 2 Reserve⸗ Infanterie⸗Bataillone statt. Zu derselben erschienen der Kaiser und die Kaiserin, Prinz Wilhelm, sämmtliche Großfürsten und Prinz Alexander von Oldenburg, Prinz Wilhelm trug russische Uniform mit dem Bande des Alexander⸗Newsky⸗Ordens und der Kette des St. Andreas⸗Ordens. Gegen 1 Uhr Nachmittags fand im Offiziersklub ein Dejeuner zu 215 Gedecken statt, an welchem außer den Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften und deren Gefolge sämmtliche Offiziere der an der Parade betheiligt ge⸗ wesenen Truppen theilnahmen. Am Sonnabend Vormittag stattete der Prinz Wilhelm dem Kaiser und den übrigen Herr⸗ schaften Besuche ab.

13. September. (W. T. B.) Ueber den Aufenthalt Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Wilhelm in Brest⸗Litowsk berichtet der „Regierungs⸗Anzeiger“ weiter: Am 11. d. M. besuchte Prinz Wilhelm nebst dem Kaiser und der Kaiserin von Rußland und den Großfürsten das Festungs⸗ Artillerielager. Auf dem Wege dahin wurden Dieselben von den an den Fortifikationsarbeiten beschäftigten Mannschaften, welche Salz und Brod überreichten, enthusiastisch be⸗ grüßt. Um 8 Uhr Abends fand bei dem Kaiserpaare ein Diner statt, an welchem Prinz Wilhelm, die Großfürsten, die Minister, das Gefolge, sowie die General⸗ Gouverneure von Warschau und Wilna theilnahmen. Um 10 Uhr Abends begaben Sich der Kaiser und die Kaiserin mit ihrem Erlauchten Gaste und den übrigen Fürstlichen Personen zu Wagen zum Fort „Graf Berg“, von wo aus Dieselben einem anläßlich des Namensfestes des Czaren veranstalteten großen Feuerwerke zusahen, während 4 Musikcorps unter dem Donner sämmtlicher Festungsgeschütze die Nationalhymne spielten. Im Laufe des Tages hatte Prinz Wilhelm auch die militärische Brieftaubenstation in Brest⸗ Litowsk besichtigt. Gestern früh 8 Uhr begleitete der Kaiser den Prinzen Wilhelm zu Wagen nach der Eisenbahn, gefolgt von der Kaiserin, dem Thronfolger und den Großfürsten Georg und Wladimir. Das Kaiserliche Paar und die Groß⸗ fürsten geleiteten den Prinzen bis zum Salonwagen und verabschiedeten Sich dort von demselben, wobei der Kaiser den Prinzen Wilhelm, wie bei der Ankunft, wiederholt umarmte. Bis Warschau gaben dem Prinzen der Fünfr gagjutant Fürst Schachowskoj und der Flügel⸗Adjutant Fürst Belosselsky⸗Belosersky das Geleite. Nach der Abfahrt 8s Prinzen begaben Sich der Kaiser, die Kaiserin und die 9 5 2 . 2 ie 8 in Wyssoko⸗Litowsk wieder eintrafen

“] Ueber Handel und Politik im Orient Schlesischen Zeitung“ aus Wien berichtet: „—eJZetzt hält man auch in Frankreich die Zeit gekommen, um im Orient mit erneuter Kraft aufzutreten, und es ist in Paris unter 28 Vorsitz der Herren Napolson Ney und Dem. Georgiadès die Gründung einer französisch⸗orientalischen Handelsgesellschaft im Werke mit dem Zwecke, den französischen Orienthandel zu fördern. Die neue Union de l'industrie et du commerce Franko-Orientale“ in Paris mit beschränkter Haftpflicht wird ihre Thätigkeit auf die Türkei, Egypten, Griechenland, Bulgarien, Serbien, Rumänien und Süd⸗Rußland mit Kaukasien beschränken und daselbst Zweig⸗ eschäfte, Magazine, Verkaufsläger, Handelsmuseen oder Agenturen gnrichten; sie will daselbst französische Unternehmer und Unter⸗ nehmungen in jeder Hinsicht begünstigen, französische Ansiedelungen erleichtern und einrichten, französische Geschäfte und Lieferungen ver⸗ mitteln u. s. w. Gerade im Orient, dessen Völker uns freundlich esinnt sind, welcher uns so nahe liegt, so heißt es u. g. in dem ranzösischen Aufruf, ist unser Handel, obwohl alteingeführt, am chlechtesten eingerichtet, und gerade dort, wo unser Einfluß ehedem ausschlaggebend war, wird derselbe gegenwärtig durch das gewaltsame Eindringen (envahissement) der Deutschen außerordentlich gefährdet. Internationale Zuneigungen, so heißt es weiter, werden nur durch gegenseitige Dienste erweckt und die einzig dauerhaften Bande zwischen den Völkern bestehen in der Gemeinsamkeit der Interessen. Das ver⸗ stehen die Deutschen vortrefflich und handeln darnach. . ...

In dem „Frankfurter Gewerbe⸗ und Handels⸗ blatt“ lesen wir: 1..“

Die Handelskammer zu Limburg a. d. Lahn schreibt in ihrem Jahresbericht: Die Verhältnisse in dem industriereichen Kannenbäcker⸗ jande haben sich erfreulicher gestaltet, wozu der Betrieb der Wester⸗ wald⸗Bahn und die keramische Fachschule nicht wenig beitrugen. Sämmtliche Fabriken der Thonindustrie waren vollauf beschäftigt, die Nachfrage nach Thonröhren mehrte sich. Die Kalkindustrie erfreute sich in Folge der mehr und mehr zur Anerkennung gelangenden treff⸗ lichen Qualität des Lahnkalkes eines stets wachsenden Absatzes. Behufs Heltung der Preise und Einführung einheitlicher Normen in der Darstellungs⸗ und Verlaufsweise wurde im verflossenen Jahre eine Fusionirung der einzelnen Werke angestrebt, die jedoch vorläufig

eiterte.

sch Der englische Konsul in Madrid berichtet seiner Regierung über den deutschen Export: Seit 1865 hat sich der Export um das Sechsundzwanzigfache vergrößert. Obgleich die Spanier häufig über die Shoddy⸗Qualität Klage führen, so laufe der deutsche Handlungs⸗ reisende seinen französischen und englischen Konkurrenten nichtsdesto⸗ weniger den Rang ab. Auch Mr. Gosling denkt, daß Engländer von deutschen Agenten und Reisenden etwas lernen könnten. Letztere verständen die spanische Sprache und seien folglich Dem bei Weitem überlegen, der seine Waaren nur durch einen Dolmetsch anbieten könne oder einfach seine Preislisten vorlege. In Malaga, so fügt der Konsul hinzu, existire eine ganze Kolonie von jungen Deutschen, die dort die spanische Sprache erlernen und den Geschmack des Volks studiren.

Dem „Deutschen Wollen⸗Gewerbe“ wird zum Berliner Konfektions⸗ und Manufakturwaaren⸗Geschäft aus Berlin, 6. September, geschrieben:

Das englische und amerikanische Geschäft war andauernd äußerst befriedigend, und wenn dasselbe sich nunmehr abwickelt resp. die in bedeutendem Umfang ertheilten Hauptordres ihre Er⸗ ledigung finden, so ist es doch keineswegs ausgeschlossen, daß bei guͤnstiger, d. h. früheintretender kalter Witterung noch Nachbestellungen erfolgen werden. Was das deutsche Geschäft anbelangt, so trafen, wie erwartet, von Mitte des verflossenen Monats an zahlreiche Einkäufer hier ein, welche recht bedeutend vom Lager kauften und auch belangreiche Aufträge ertheilten. Immerhin machte aber die anhaltend heiße Witterung die Käufer einigermaßen vorsichtig, resp. würden sie wohl noch flotter gekauft haben, wenn die Witterung schon kühler gewesen wäre, während sie jetzt meinen, sich nicht allzu sehr beeilen zu sollen.

Was die verarbeiteten Stoffe betrifft, so stehen im Vordergrund Soleils und sodann als Neuheit der gegenwärtigen Saison Curls.... Heut können wir konstatiren, daß der Artikel im deutschen Geschäft einen durchschlagenden Erfolg erzielt, und daß er namentlich in den letzten Wochen einen sehr erheblichen Aufschwung genommen

wird der

Zu ganz billigen Wintermänteln werden immer noch die bekannten Presidents genommen, worin der Umsatz ein befriedigender ist; Preise haben sich aber nicht wesentlich gebessert. . .. 8

Ueber das Geschäft in Regenmänteln ist zu berichten, daß dasselbe zwar an und für sich bedeutend war, aber doch nicht ganz so, wie es hätte sein können und gewesen wäre, wenn statt der anhaltenden Hitze, von der man auch aus England und anderen Ländern schreibt, schon kühlere und regnerische Witterung eingetreten wäre.

.Was die Berliner Fabrikation von Sachen für Damen⸗ mäntel anbetrifft, so steht jetzt diesenige von Plüschen und Krimmern derartig im Vordergrund, daß die Fabrikation von anderen Stoffen darüber entschieden an Interesse verloren hat. Die Weber hier am Platz und in der näheren Umgebung genügen keineswegs, um den An⸗ orderungen, welche an unsere Fabrikanten gestellt werden, gerecht zu werden, weshalb dieselben auch in entfernter gelegenen Plätzen, wie in Schlesien ꝛc., fortwährend neue Faktoreien einrichten. Man hat es hier in diesem Zweig der Fabrikation unterstützt auch dadurch, daß man über die neuesten Anforderungen des Weltmarktes stets aufs genaueste orientirt ist zu einer Vollkommenheit und Tüchtigkeit gebracht, daß eine ernsthafte und belangreiche Konkurrenz durch andere Plätze und Länder kaum zu befürchten ist.

Ueber den Gang des Geschäfts ist zu berichten, daß derselbe fort⸗ gesetzt ein sehr erfreulicher war, und daß speziell auch amerikanische und englische bedeutende Nachbestellungen einliefen. Die ganze Lage ist offenbar so, daß unseren Fabrikanten die Nothwendigkeit nahe gerückt wird, den ganzen Winter durchzuarbeiten, wenn auch natürlich nicht in dem Umfang, wie es jetzt der Fall ist.

.... Das Geschäft in Jerseys geht unveräͤndert flott und ist man nicht im Stande, den gemachten Anforderungen mit einiger Pünktlichkeit zu entsprechen.

. . Zu Herren⸗Artikeln übergehend, ist zunächst über den weiteren Verlauf des Wintergeschäfts zu berichten, daß bis jetzt noch wenig Nachbestellungen erfolgten, eine natürliche Wirkung der heißen Jitterung, welche das Detailgeschäft zurückhält, und jene daher noch nicht nothwendig macht.

. . Das Sommergeschäft ließ sich bis jetzt sehr gut an, und ertheilten namentlich Grossisten sehr belangreiche Orders Viel⸗ ach hat man auch schon erhöhte Preife, namentlich für Kammgarn⸗ achen, anlegen müssen.

„— Die „Vossische Zeitung“ bringt folgende Privat⸗ mittheilung aus Sachsen vom 10. d. M.: Die seit etwa 5 Jahren im Voigtlande eingeführte Fabrikation

englicher Tüllgardinen hat besonders auch im Laufe der letzten Zeit Q Während des letztverflossenen

recht erfreuliche Fortschritte gemacht. Jahres ist die Zahl der ziemlich kostspieligen Tüllstühle, welche im Voigtlande aufgestellt sind, von 106 auf 151 gestiegen, und die Nach⸗ rage nach Tüllgardinen war zu manchen Zeiten so groß, daß in ein⸗ pelnen Fabriken mit zwanzigstündiger, ja theilweise sogar mit 24 stün⸗ iger Arbeitszeit gearbeitet wurde. Die in dem Bezirke der Handels⸗ ammer zu Plauen gelegenen 12 Etablissements dieser Art erzielten während des Jahres 1885 einen Geschäftsumsatz von etwa 4 ½ Millionen EFer „Die Arbeitslöhne sind dagegen keineswegs hoch, denn bei eedghig,n Arbeitszeit erreichten dieselben wöchentlich nur eine Höhe 2—15

8— Reichstags⸗Angelegenheiten.

Der Stadtverordnete, Fabrikbesitzer Ludwig Löwe, Vertreter des I. Berliner Wahlkreises im Reichstage und im Hause der Ab⸗ geordneten, ist am 11. d. M verstorben.

Bei der im 3. Bromberger Wahlbezirk (Bromberg) statt⸗ gefundenen Ersatzwahl sind 10 260 gültige Stimmen abgegeben worden. Es erhielten Ober⸗Verwaltungsgerichts⸗Rath Hahn (kon⸗ servativ) 6019, Komierowski (Pole) 4200 Stimmen, so daß Ersterer zum Mitglied des Reichstages gewählt worden ist.

Statistische Nachrichten.

Nach den soeben im Druck erschienenen „Verhandlungen des 9. Westpreußischen Provinzial⸗Landtages“ erledigte derselbe, welcher vom 14. bis einschließlich den 18. Dezember 1885 im Ständehause zu Danzig unter dem Vorsitz des Grafen v. Rittberg auf Stangenberg bezw. des Freiherrn von Buddenbrock auf Kl. Ottlau tagte, und welchem als Königlicher Kommissarius der Ober⸗Präsident von Ernsthausen beiwohnte, in fünf Sitzungen 4 Vorlagen der Königlichen Staatsregierung, 23 Vorlagen des Provinzial⸗Ausschusses, 10 Petitionen, 2 Berichte und 3 Anträge. Der Haupt⸗Etat der Ver⸗ waltung des Provinzial⸗Verbandes pro 1. April 1886/87 wurde abschließend in Einnahme und Ausgabe auf 5 360 500 festgestellt und angenommen. A. Einnahme: Kap. 1. Vorhandene Bestände 30 892,77 Kap. 2. Jahresrente aus der Staatskasse 993 3833 Kap. 3. Bei⸗ träge zur Bestreitung der Verwaltungskosten 16 400 Kap. 4. Ge⸗ schäftsgewinn aus den Nebenfonds 59 000 Kap. 5. Zinsen 8000 Kap. 6. Kunst und Wissenschaft 500 Kap. 7. Verwaltung und Unterhaltung der Provinzial⸗Chausseen, Jahresrente aus der Staats⸗ kasse 793 859 Kap. 8. Eigene Einnahmen 18 750,88 Kap. 9. Westpreußischer Landarmenfonds 2000 Kap. 10. Landarmen⸗Bei⸗ träge 782 500 ℳ, Kap. 11. Zur Unterbringung verwahrloster Kinder zur Zwangserziehung 34 736,590 Kap. 12. Hebeammenwesen 18 978 Kap. 13. Landwirthschaftliche Lehranstalten, Jahresrente aus der Staatskasse 10 230 Kap. 14. Insgemein 2688,43 Kap. 15. Außerordentliche Einnahmen 3100 Kap. 16. Pro⸗ vinzial⸗Chausseebau⸗Prämienfonds 64 059,28 Kap. 17. Provin⸗ zial⸗Hülfskassen⸗ und Meliorationsfonds 1 598 100 Kap. 18. Re⸗ servefonds des Provinzial⸗Hülfskassen⸗ und Meliorationsfonds 13 553,05 Kap. 19. Pferdeversicherungsfonds 72 987,24 Kap. 20. Pferdeversicherungs⸗Reservefonds 72 987,24 Kap. 21. Rindviehversicherungsfonds 26 529,06 ℳ. Kap. 22. Rindviehversiche⸗ rungs⸗Reservefonds 11 529,06 Kap. 23. Krankenpflegefonds für den Regierungsbezirk Danzig 1674,47 Kap. 24. Provinzial⸗ ständischer Stipendienfonds 461,12 Kap. 25. West⸗ preußischer Feuer⸗Sozietätsfonds 673 600 Kap. 26. West⸗ preußische Provinzial⸗Wittwen⸗ und Waisenkasse 50 000 B. Ausgabe Kap. 1. Verwaltungskosten 24 000 Kap. 2. Besoldungen 93 377,96 Kap. 3. Sächliche Kosten der Central⸗ verwaltung 23 166,60 Kap. 4. Zur Durchführung der Kreis⸗ ordnung 170 761 Kap. 5. Landes⸗Meliorationen 8300 Kap. 6. Ausgaben für Kunst und Wissenschaft 36 500 Kap. 7. Zuschüsse an Wohlthätigkeitsanstalten 2000 Kap. 8. Ausgaben für die Gewerbekammer 5000 Kap. 9. Zur Wegebau⸗Verwal⸗ tung 818 903,81 Kap. 10. Verwaltung der Provirnzial⸗ Chausseen 98 023 Kap. 11. Unterhaltung der Chausseen 471 071,25 Kap. 12. Landarmen⸗Verwaltung. Unterstützung und Beihülfen aus gesetzlicher Bestimmung 259 400 Kap. 13. Zuschüsse an die Institute 496 638,43 Kap. 14. Sonstige Zuschüsse 28 461,57 Kap. 15. Zur Unterbringung verwahrloster Kinder zur Zwangserziehung 66 650 Kap. 16. Hebeammen⸗Wesen 20 570 ℳ. Kap. 17. Landwirthschaftliche Lehranstalten 5300 ℳ. Kap. 18. Insgemein 109 894,96 ℳ. Kap. 19. Außerordentliche Ausgaben zur Schuldentilgung für das aus dem Provinzial⸗Hülfs⸗ kassen⸗ und Meliorationsfonds entnommene Darlehn von 1 850 000 II. Rate 37 000 Kap. 20. Provinzial⸗Chausseebau⸗Prämienfonds 64 059,28 ℳ. Kap. 21. Provinzial⸗Hülfskassen⸗ und Meliorations⸗ fonds 1 598 100 Kap. 22. Reservefonds des Provinzial⸗Hülfs⸗ kassen⸗ und Melioͤrationsfonds 13 553,95 ℳ. Kap. 23. Pferde⸗ Versicherungsfonds 72 987,24 Kap. 24. Pferdeversicherungs⸗Reserve⸗ fonds 72 987,24 Kap. 25. Rindvieh⸗Versicherungsfonds 26 529,06 Kap. 26. Rindvieh⸗Versicherungs⸗Reservefonds 11 529,06 Kap. 27. Krankenpflegefonds für den Regierungsbezirk Danzig 1674,47 Kap. 28. Provinzialständischer Stipendienfonds 461,12 Kap. 29. Westpreußischer Feuer⸗Societäts⸗Fonds 673 600 Kap 30. West⸗ preußische Provinzial⸗Wittwen⸗ und Waisenkasse 50 000 Pro 1. April 1886/87 schließt der Etat der Provinzial⸗Irrenanstalt zu Schwedt in Einnahme und Ausgabe mit 205 510 (Zuschuß aus der Landeshauptkasse 146 115 ℳ) ab; der Etat der Provinzial⸗Irren⸗ anstalt zu Neustadt Westpr. mit 218 480 (Zuschuß aus der Landes⸗ Hauptkasse 145 973,43 ℳ); der Etat für die Provinzial⸗ Taubstummenanstalt zu Marienburg mit 47 050 (Zuschuß aus der Landeshauptkasse 46 950 ℳ); der Etat der Provinzial⸗Taubstummenanstalt zu Schlochau mit 38 250 % (Zu⸗ schuß aus der Landes⸗Hauptkasse 38 150 ℳ); der Etat für das Pro⸗ vinzial⸗Hebeammen⸗Lehr⸗Institut zu Danzig mit 20 570 (Zuschuß aus der Landes⸗Hauptkasse 15 221 ℳ); der Etat für die Provinzial⸗ Besserungs⸗ und Landarmen⸗Anstalt zu Konitz mit 153 000 (Zuschuß aus der Landes⸗Hauptkasse 98 000 ℳ); der Etat für die Unterbringung der dem Provinzial⸗Verbande der Provinz Westpreußen zur Zwangserziehung überwiesenen Kinder und die Provinzial⸗Zwangs⸗Erziehungsanstalt zu Tempelburg mit 66 650 (Zuschuß aus der Landes⸗Hauptkasse 31913,50 ℳ); der Etat für die Wilhelm⸗Augusta⸗Blinden⸗Anstalt zu Königsthal mit 22 100 (Zuschuß aus der Landes⸗Hauptkasse 21 450 ℳ); der Etat für die Einnahmen und Ausgaben für Kunst und Wissenschaft bei der Verwaltung des Westpreußischen Provinzial⸗Verbandes mit 36 500 (Zuschuß aus der Landes⸗Hauptkasse 36 000 ℳ); der Etat für die Verwaltung des Westpreußischen Feuer⸗Sozietäts⸗Fonds mit 673 600 ℳ; der Etat für die Westpreußische Provinzial⸗Wittwen⸗ und Waisenkasse mit 50 000 (Zuschuß aus der Landes⸗Hauptkasse 7074,96 ℳ). ¹

Das soeben erschienene 20. Heft der Statistischen Nach⸗ richten über das Großherzogthum Oldenburg, heraus⸗ egeben vom Großherzoglichen Statistischen Bureau (Oldenburg, Ag. Littmann) enthält in der Abhandlung über das Finanzwesen der Kommunalverbände interessante statistische Daten, von denen wir nachstehend einzelne wiedergeben. Was zunächst die Dichtigkeit der Bevölkerung betrifft, so betrug dieselbe nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1880 auf 1 qkm im: b Herzogthum Oldenburg (5376 qkm, 263 648 ö 49 Einw., Davon in der Marsch (1145 76 066 ) 66 Oldenburger Geest. (2086 122 959 ) 59 Münsterschen Geest (2145 64 623 ) 30 Fürstenthum Lübeck .. (541 35 135 ) 65 Fürstenthum Birkenfeld. (503 38 685 ) 77 Froßherzogthum 11 337 478 ) 53 Es wohnten in Ortschafterere mit mindestens 2000 Einw. in kleineren Herzogthum Oldenburg 11:52 793 Einw. 2369: 210 855 Einw. davon Marsch ..3:11 017 1103: 65 049 Oldenburgische Geest . 6:37 238 867: 85 721 Münstersche Geest . . 2: 4 538 299: 60 085 Fürstenthum Lübeck. 1: 4 574 198: 30 571 8 Birkenfeld 3:11 084 151: 27 601 Großherzogthum. .15: 68 451 2718: 269 027

Die Zunahme der Bevölkerung betrug von 1871 zu 1880 24 750 oder 7,91 %, während das Mittelergebniß im Deutschen Reich sich auf 11,06 % belief. Das Zurückbleiben des Großherzogthums ist hauptsächlich durch die Münstersche Geest und das Fürstenthum Lübeck veranlaßt worden, wo die Bevölkerung in Folge starker Aus⸗ wanderung nur um 3,38 bezw. 2,31 % zugenommen hat.

Die Bevölkerung des ⸗Großherzogthums trägt ein stark agrarisches Gepräge, denn von derselben gehörten 51,22 % der Landwirthschaft an (in der Münsterschen Geest sogar 74,29 %), während die industriellen Gewerbe nur 28,09, die kommerziellen Gewerbe nur 10,01 und die sonstigen Berufsarten nur 10,68 % der Einwohnerschaft umfaßten. 4

Das Grundeigenthum 8 2 E ven. Haul nn

arunter Unkult. u. Oeffentl. Wege Kulturland Wald Unland u. Gewässer Herzogthum Oldenburg 55,36 % 05,95 % 41,21 % 3,43 % Darunter in der Marsch 91,40 0,50 5,82 2,69 Oldenburger Geest 53,45 8,73 42,85 3,70 Münsterschen Geest. 37,92 6,16 58,51 3,57 Fürstenthum Lübeck. 92,35 8,28 0,95 6,70

Fürstenthum Birkenfeld 91,56 39,47 5,03 3,41

Großherzogthum . 61,37 8,77 34,98 3,71 Zur Grundsteuer ist der Reinertrag eines Hektars eingeschätzt:

des öffentlichen privaten gesammten Grundeigenthums

Herzogth. Oldenburg 9,87 20,02

Darunter Marsch 40,80 46,21 1

Oldenburger Geest 7,35 13,82

Münstersche Geest 2,82 10,92

Fürstenthum Lübeck 28,10 33,05 Birkenfeld 8,88 20,54

Großherzogthum 10,69 1, Es kommen auf 1 Grundbesitzer:

Fläche ha Herzogthum Oldenburg 13,57 Davon in der Marsch. 12,70 Oldenburgischen Geest. 11,18 Münsterschen Geest. 18,46 Fürstenthum Lübeck. 15,23 503,54 Fürstenthum Birkenfeld 4,92 88,74 Großherzogthum.

e 271,64 20,02 574,11 2 154,45

201,49

11,97 254,09 Das Aktivvermögen der Kommunalver im Großherzogthum Oldenburg im Jahre 1880 im Vergleich mit 1870 in den

weltlichen Verbänden 12 883 401 (+ 17,13 %) pro Kopf 38,18 (34,14) kirchlichen 8 21 650 120 (+ 7,88 „) 65,75 (89,99) zusammen 34 533 521 (+ 12,78 „) 102,33 (97,91 Mit Hinzurechnung der Amtsverbände, welche 1870 noch nicht be⸗ standen, steigt das Vermögen auf 34 978 473 ““

Die Schulden betrugen in 1870 den .

ℳ— kirchlichen 8 875 446 (+ 104,63 „) 2,66 (1,39) zusammen 5 034 162 (+ 115,06 „) 14,92 (9,49)

Der jährliche Aufwand der Kommunalverbände betrug im Groß⸗ herzogthum Oldenburg im Durchschnitt 1873 82 4 966 448 ℳ, da⸗ von 4 551 249 in den weltlichen und 415 199 in den kirchlichen Verbänden oder auf 1 Einwohner für die politische und Ortsverwal⸗ tung 4,42 ℳ, für die Armenverwaltung 2,58 ℳ, Schulverwaltung 3,93 ℳ, zusammen 10,93 ℳ, außerdem kirchliche Verwaltung 1,27

Armenunterstützungen erhielten 3,76 % der Bevölkerung mit durchschnittlich 65,55 oder 2,46 pro Einwohner.

Der Schulaufwand berechnet sich für 867 Lehrer und 53 165 Schul⸗ kinder (61 auf 1 Lehrer) auf 1 028 702 oder 3,15 pro Kopf der Bevölkerung.

Die Einkünfte der Kommunalverbände betrugen im Mittel 1873 bis 1882 4 729 291 oder 14,50 pro Einwohner, davon in den weltlichen Verbänden (10,58 pro Kopf) 12,28 % aus Vermögen, 63,16 % (2 195 049 ℳ) aus Steuern, 13,20 % aus Nutzung der Anstalten und 11,36 % aus sonstigen Quellen. Die Kommunal⸗ abgaben belaufen sich im Mittel in den Stadtgemeinden auf 10,25 ℳ, auf dem Lande auf 6,96 ℳ, im Staate auf 7,60 pro Kopf, stehen daher denen in Preußen (11,42, bezw. 5,67 und 7,84 ℳ) ziemlich gleich, obwohl in Preußen viel größere örtliche Unterschiede obwalten, als in Oldenburg. Das Hauptkontingent zu den Kommunal⸗Abgaben (85,88 %) stellen hier die Zuschläge zu den direkten Staatssteuern.

Summarische Uebersichtüber die Zahl der Studi⸗ renden auf der Königlichen Universität zu Breslau im Sommer⸗Semester 1886. A. Im Winter⸗Semester 1885/86 sind immatrikulirt gewesen 1330. Davon sind: a. verstorben 6, b. abge⸗ gangen mit Exmatrikel 260, c. weggegangen, ohne sich abzumelden und daher gestrichen 3, d. gestrichen auf Grund des §. 13 der Vor⸗ schriften fuͤr die Studirenden ꝛc. vom 1. Oktober 1879 —, e. gestrichen aus sonstigen Gründen 1, zusammen 270. s sind dem⸗ nach geblieben 1060. Dazu sind in diesem Semester gekommen 365. Die Gesammtzahl der immatrikulirten Studirenden beträgt daher 1425. Die evangelisch⸗theologische Fakultät zählt; Preußen 179, Nichtpreußen 2, zusammen 181; die katholisch⸗theologische Fakultät zählt Preußen 192, Nichtpreußen 3, zusammen 195; die juristische Fakultät zählt: Preußen 199, Nichtpreußen 1, zusammen 200; die medizinische Fakultät zählt: Preußen 379, Nichtpreußen 12, zusammen 391; die philosophische Fakultät zählt: a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 285, b. Preußen ohne Zeugniß der Reife nach §. 3 der Vorschriften vom 1. Oktober 1879 147, c. Nichtpreußen 26, zu⸗ sammen 458. B. Außer diesen immatrikulirten Studirenden haben die Erlaubniß zum Hören der Vorlesungen vom Rektor erhalten: nicht immatrikulationsfähige Preußen und Nichtpreußen 11. Die Gesammtzahl der Berechtigten ist mithin A. u. B 1436. Von diesen Berechtigten hören Vorlesungen: AA. Von den immatri⸗ kulirten Studirenden: in der evangelisch⸗theologischen Fakultät 181, in der katholisch⸗theologischen Fakultät 195, in der juristischen Fakultät 199, in der medizinischen Fakultät 390, in der Pbilosophischen Fa⸗ kultät 458, zusammen 1423. Vom Hören der Vorlesungen dis⸗ pensirt sind: in der evangelisch⸗theologischen Fakultät —, in der katholisch⸗theologischen Fakultät —, in der juristischen Fakultät 1, in der medizinischen Fakultät —, in der philosophischen Fakultät 1, zu⸗ sammen 2. BB. Von den übrigen berechtigten Personen: nicht imma⸗ trikulirte Preußen und Nichtpreußen, welche vom Rektor die Er⸗ laubniß dazu erhalten haben, 11. Die Gesammtzahl der Berechtigten, welche die Vorlesungen hören, ist mithin 1434.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Nach einer bei der deutsch⸗afrikanischen Gesellschaft eingetroffenen Meldung ist der Afrikareisende Robert Flegel in Braß an der Nigermündung verstorben.

Paris, 11. September. (W. T. B.) Der französische For⸗ schungsreisende Soleillet ist in Aden gestorben.

Das Staatsrecht des Königreichs der Nieder⸗ lande, bearbeitet von D. C. de Hartog, Professor an der Uni⸗ versität Amsterdam Freiburg i. B, 1886. Akademische Verlags⸗ buchhandlung von F. F. B. Mohr, Paul Siebeck. gr. 8. S. 92. Dieses Werk bildet die vierte Abtheilung des ersten Halbbandes vom vierten Bande des Handbuchs des öffentlichen Rechts der Gegenwart, welches Professor von Marquardsen in Erlangen unter Mitwirkung bedeutender Fachgelehrten mit der Absicht herausgiebt, eine wissenschaft⸗ liche, aber zugleich dem Verständniß aller politisch Gebildeten zugängliche Darstellung des Staatsrechts sowohl des Deutschen Reichs wie seiner Gliederstaaten als auch der anderen modernen Kulturstaaten zu liefern. Die den früher erschienenen Bänden dieser lange entbehrten, daher dankenswerthen Sammlung zuertheilte Anerkennung muß in gleich ge⸗ bührender Weise für die neueste Fortsetzung ausgesprochen werden. Der Verfasser genügt den eben erwähnten Bedingungen vollständig. Obgleich ein streng juristisches Buch, gewährt dasselbe doch gleich⸗ zeitig eine angenehme Unterhaltung. Die De lichtvoll, leicht verständlich, kurz und knapp, die Materie klar und übersichtlich geordnet. Nach einem kurzen Bericht über die betreffende Literatur erörtert der Verfasser in der Ein⸗ leitung zuerst Geschichtliches des jetzigen Königreichs der Niederlande.

Es sei hier die sprachliche Bemerkung gestattet, daß keine geringere

Reinertrag Reinertrag

ℳ. E1“ 8 weltlichen Verbänden 4 158 716 (+ 117,39 %) pro Kopf 12,32 (6,12)

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