1886 / 221 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 20 Sep 1886 18:00:01 GMT) scan diff

Justiz⸗Ministerial⸗Blatt. Nr. 34. Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 11. September 1886, betreffend eine Ergänzung der Instruktion für die Rechnungs⸗Revisoren vom 20. Juni 1885. Er⸗ kenntniß des Reichsgerichts vom 3. Mai 1886.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 38. Inhalt: Amtliches: Personal⸗Nachrichten. Nichtamtliches: Heizbare Güter⸗ wagen. Die Jubiläums⸗Ausstellung der bildenden Künste in Berlin. IX. (Fortsetzung.) Preisgekrönter Entwurf für das Museum in Metz. Zur baulichen Entwickelung Londons. Vermischtes: Aus⸗ zeichnungen an Architekten. Kaiserliche Nord⸗Ostsee⸗Kanalkommission. Royal Institute of Brit. Architects. Fahrpreisermäßigung auf den New⸗Yorker Hochbahnen. Sonderausstellung antiker und neu⸗ zeitlicher Webereien in Rom. VI. Verbandstag der italienischen Architekten⸗ und Ingenieur⸗Vereine. Der Panama⸗Kanal. Trockenlegung von Sümpfen in Italien. Fensterlüfter. „Arènes nautiqunes“ in Paris. Flußdampfschiffahrt in Rußland. Bücherschau.

Statistische Nachrichten.

Ergebnisse des österreichischen Tabacksverkaufes 1885. (Stat. Corr.) Aus einer unbedeutenden, zuerst im Jahre 1670 in Oesterreich ob der Enns erwähnten Einnahmequelle hat sich in Folge der Einführung des Taback⸗Monopols in den übrigen Kron⸗

ndern der österreichischen Monarchie und durch Uebernahme des Tabacksverkaufes in eigene Regie einer der wichtigsten Einnahmetitel

ieses Landes entwickelt. Während des Jahres 1885 betrugen die Einnahmen für die im allgemeinen Verschleiße abgesetzten in⸗ und ausländischen Tabacksfabrikate und Cigarren 70 562 764 und jene des Spezialitätenverkaufes 2 511 660 Fl. Unter Hinzurechnung der Er⸗ gebnisse des Verschleißes im Auslande und an das Ausland mit 716 753 Fl. erhöht sich die aus dem Tabacksverkaufe erzielte Ge⸗ sammteinnahme auf 73 791 177 Fl. und ergiebt gegen das Vorjahr eine Zunahme um 1,4 %.

Eine Zusammenstellung der innerhalb der Jahre 1883 und 1884 zum Verkaufe gelangten verschiedenen Tabackfabrikate und der hieraus erzielten Einnahme ergiebt, abgerundet auf 1000 Stück bezw. Kilo⸗ gramm und Gulden, daß 1

G 8 hieraus verein⸗ verkauft wurden nabdt wirr en

1884 1885 1884 1885

Tausende Stück Tausende Fl. 1 244 930 1 274 779 35 593 36 587 2 117 313 277 339 112

1) im allgemeinen Verkaufe: Cigarren eigenen Fabrikates Cigarren ausländischenFabrikates

Cigarretten 2 916

3 683

Schnupftaback 27 098

Rauchtaback 8 2) im Spezialitäten⸗ Verkaufe: Cigarren eigenen Fabrikates. Cigarren ausländischenFabrikates Geee1u6““ Schnupftaback (überhaupt 1 067

Rauchtaback ...

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Frankfurt a. M., 19. September. (W. T. B.) Der Professor am Städel'schen Institut, Eduard von Steinle, ist gestorben.

Geschichte des römischen Kaiserreichs von der Schlacht bei Actium und der Eroberung Egyptens bis zu dem Ein⸗ bruche der Barbaren von Victor Duruy. Uebersetzt von Professor Dr. Gustav Hertzberg. Mit ca. 2000 Illustrationen. 33.— 42. Heft à 80 ₰. Verlag von Schmidt u. Günther in Leipzig. Der Ver⸗ fasser giebt in diesen Heften zunächst die weitere Geschichte Trajan's, besonders die Verwaltung des römischen Reiches unter Trajan, dessen Regierung der Verfasser großartig nennt. Dann geht der Verfasser zu der Geschichte des Kaisers Hadrian über, der ebenfalls als ein großer Regent geschildert wird. Der Verfasser sagt von ihm: „Wenn man die Frage steltt, welcher römische Kaiser hat am wohlthätigsten für das Reich regiert, so werden wir sagen: Hadrian, dieser verständige und ent⸗ schlossene Herrscher, der keine schlaffe Nachgiebigkeit gegenüber dem Volke und den Truppen kannte, der wohl gegen den freien Gedanken, nicht aber gegen Mißbräuche duldsam sich zeigte; der die Herrschaft des Gesetzes an die Stelle der Willkür setzte, der ein ausgezeichnet leistungsfähiges Heer ausbildete, nicht zu unfruchtbaren Eroberungen, sondern zum soliden Schutze der Arbeiten des Friedens und der Eröffnung immer neuer Quellen des öffentlichen Wohlstandes. Wenn wir den verdienten Ruhm der Re⸗ genten nach dem Glück bemessen, welches sie ihren Völkern bereitet haben, so wird Hadrian unter allen römischen Kaisern die erste Stelle einnehmen müssen!“ Darauf folgt die Geschichte von noch zwei ausgezeichneten Kaisern, nämlich des Antoninus Pius und des Mare Aurel. Es fehlt uns der Raum, um auf Einzelheiten eingehen zu können; wir empfehlen aber allen Freunden der Geschichte dieses großartige Werk, das in einem so klaren und sauberen Style ge⸗ schrieben ist, daß das Studium desselben zu einem Genuß wird. Die vielen Illustrationen sind, wie schon öfter erwähnt, den Originalen

nachgebildet, und stets vortrefflich ausgeführt. Die Preisrichter in der Preis⸗Konkurrenz der Illustrirten Frauen⸗Zeitung, die Herren Franz von Defregger, Adolph Menzel, Paul Meyerheim, Franz Skarbina, Anton von Werner und der Verleger Franz Lipperheide, haben den Malern Herrmann, Bartels und Rickelt die ausgesetzten Preise zuerkannt. Heute liegen uns die seither in der Illustrirten Frauen⸗Zeitung er⸗ schienenen doppelseitigen Holzschnitte nach den preisgekrönten Zeich⸗ nungen vor, und mit ihnen sehen wir den Beweis dafür erbracht, daß der durch die Konkurrenz angestrebte Zweck voll erreicht ist: Eine wirkungsvolle Holzschnitt⸗Wiedergabe, welche durchaus dem ent⸗ spricht, was der Künstler in breiter, malerischer Ausführung gezeichnet. In seiner mit dem ersten Preise von Dreitausend Mark gekrönten Fischhalle in Amsterdam“ bietet uns Hans Herrmann ein treues Spiegelbild des Lebens und Treibens während der Verkaufsstunden in der Halle. Seine Figuren sind charakteristisch, die Licht⸗ und Schatten⸗ wirkung ist vortrefflich. Den anziehendsten Punkt seiner Vaterstadt Ham⸗ burg, führt uns Hans Bartels in seinem mit dem zweiten Preise von Zweitausend Mark gekrönten „Alster⸗Pavillon“ vor Augen. Der Künstler versteht es, reiche Effekte zu erzielen. Man meint, das noch om Regen nasse Straßenpflaster förmlich glänzen zu sehen „Beim Forsthause“, das mit dem dritten Preise von Tausend Mark aus⸗ gezeichnete Blatt von Carl Nickelt, stellt ein Waldidyll aus dem Nymphenburger Park dar. Eine Familie kehrt auf ihrem Ausfluge beim Forsthause an, und während der Kaffee zubereitet wird, erfreut sich das junge Volk an den zuthunlichen Hirschen und Rehen. So⸗ wohl die menschlichen Figuren, im Kostüm des zweiten Jahr⸗ zehnts unseres Jahrhunderts, wie das schlanke Damwild fesseln den Beschauer durch anmuthige Darstellung. Die Waldpartie ist geradezu virtuos gezeichnet. Die ferner mit chrenvollen Erwäh⸗ nungen und durch den Ankauf ausgezeichneten Blätter aus der Kon⸗ kurrenz werden während der nächsten Zeit in der „Illustrirten Frauen⸗ Zeitung“ erscheinen. Möge die Anregung, welche mit dem Preisaus⸗ schreiben in gleicher Weise für die zeichnende Kunst wie für den Holzschnitt in Deutschland gegeben ist, weiterhin erfolgreich sein.

Die eben erschienene Nr. 18 der „Illustrirten Frauen⸗ Zeitung“ bringt das Bildniß der Prinzessin Elvira von Bavyern, sodann den preisgekrönten Holzschnitt „Beim Forsthause“ von Carl Rickelt; ferner kunstgewerbliche Abbildungen, Modevorlagen, Kostüm⸗ bilder u. s. w. An textlichem Inhalt bringt sie den Schluß der Ziemssen'schen Erzählung: „Das böse Erbe“, ferner eine Plauderei von Balduin Groller: „Eine Viertelstunde“, endlich: „Die kleinste Waldzierde“ von Paul Kummer u. a. m.

3 979 bezw. 1 113 kg) Tausende kg)

84 103

Die am 1. Oktober erscheinende Nr. 19 hat folgenden Inhalt: An Illustrationen das Porträt F. Schweighofer's, aus der Preiskonkurrenz der „Illustrirten Frauenzeitung“ eine Karawanserai in Bergama, nach einem Aquarell von Alex. Kips; sodann den durch eine ehrenvolle Erwähnung in der Konkurrenz ausgezeichneten Holz⸗ schnitt: Auf dem Heimwege; nach einer Gouache von Otto Strützel; außerdem kunstgewerbliche Gegenstände, Modebilder und Vorlagen in reichlicher Auswahl. Von dem „Blüthenzauber“ liegt ein geschmack⸗ volles Blatt bei. Textlich enthält die Nummer eine Novellette: „April“ von Ilse Fragon, ferner den Text zu den Bildern, sowie einen Aufsatz über die „Grands Jours“ in Paris von Eugen von Jagow, kleinere Notizen u. s. w. Von der „Illustrirten Frauen⸗ Zeitung“ erscheinen jährlich 24 Unterhaltungsnummern zu je 2 bis 2 ½ Doppelbogen, 24 Modennummern, 12 Schnittmusterbeilagen und 12 farbige Modebilder; vierteljährlicher Abonnementspreis 2,50 (1 Fl. 50 Kr., mit Postzusendung 1 Fl. 80 Kr.).

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Von der Mosel, 15. September, wird der „Land.⸗Ztg. f. Els.⸗Lothr.“ geschrieben: Es giebt keinen deutschen Fluß, der in einem so großen Theil seines Laufes so sehr von Obst⸗ und Weingärten umgeben wäre, wie gerade die Mosel, und eine Fahrt auf derselben, oder wenn der Wasserstand, wie meistens um diese Zeit, ein gar zu niedriger ist, von Bernkastel bis Metz neben derselben auf der Eisen⸗ bahn, gehört in gegenwärtiger Jahreszeit, da die Natur allgemeiner schon im Rückgang begriffen ist, zu den allerinteressantesten. Der Weinbau beginnt bereits bei dem französischen Epinal, und der an ihren Ufern bis zur deutschen Grenze bei Pagny⸗ Novéant wachsende Rothwein genießt den Ruf des besten Landweines im östlichen und nördlichen Frankreich. Französische Zeitungen, besonders der „Cour. de la Moselle“, berichten in diesem Jahre von dem günstigsten Stande der Weinberge, und von Metz ab nördlich, besonders von Sierck an, hatten wir kürzlich Gelegenheit, uns persönlich von den Hoffnungen des heurigen Jahres zu überzeugen. Selbstverständlich muß sich auf einer so großen Strecke eine große Verschiedenheit bemerkbar machen; hier hat der Frost geschadet, dort ist die Blüthe verregnet, und anderwärts haben die Stürme, die zu Anfang dieses Monats von Hagel begleitet die mittleren Moselgegenden heimsuchten, nicht unbeträchtlich geschadet; aber eines haben wir überall vernommen: die Qualität des Weines wird ausgezeichnet, der des 84ers und 74ers mindestens gleich, ja, an vielen Stellen hofft man einen 65er zu erzielen. Was die Quantitat anbetrifft, so spricht man in einem Ort von einem halben, in dem anderen von Dreiviertel⸗ Herbst, selten von mehr, und die Auskunft, die wir erhielten, gestaltete sich, wie es uns schien, je günstiger, desto weiter wir stromabwärts zcen. In der Nähe von Treis sprach ein alter redseliger Wein⸗ baue, aus der Umgegend sogar von einem nahezu vollen Hralt was wir invessen ein wenig bezweifeln. In Trarbach und Bernkastel hatten wir Gelegenveit, mehrere Weinberge, die einen herrlichen Anblick ge⸗ währten, genauer in Augenschein zu nehmen. Jeder Tag des jetzigen ausgezeichneten Wetterv ist für die Besitzer Geldes werth. Der Preis des Weines ist an der ganzen Mosel aber trotz der guten Aussichten im Steigen begriffen.

Gewerbe und Handel.

Der Gewerbeverein für Nassau zählte nach den jetzt ine Druck erschienenen, von dem Centralvorstande auf der Generalver⸗ sammlung zu Montabaur am 21. Juni d. J. erstatteten Berichten im Mai 1886 in 61 Lokalvereinen 4646 Mitglieder; die Zahl der ersten hat sich im Vereinsjahre um 3, die der Mitglieder um 207 vermehrt. Das Vereinsblatt erscheint in 5200 Exemplaren. Vom Kultus⸗Ministerium hat der Verein für die Schulverwaltung 21 179 ℳ, vom Handels⸗Ministerium fuͤr die Centralverwaltung 9648 erhalten. Auch der Kommunal⸗Landtag gewährte 2800 mit der Bestimmung davon zu verwenden: zu außerordentlichen Unter⸗ süßungen bedürftiger gewerblicher Fortbildungsschulen 1250 ℳ, zur Anschaffung von Lehrmodellen 500 ℳ, zur Preisvertheilung für Lehrlingsarbeiten 300 und zur Einrichtung von Zeichensälen zu Limburg 750 ℳ. Der Vorsitzende, Landgerichts⸗Rath Wißmann, ist in die Kommission für das technische Unterrichtswesen durch das Handels⸗ Ministerium berufen worden, welche eine Anerkennung der gedeihlichen Wirksamkeit des Vereins in sich schließt. Die Thätigkeit der Lokalvereine wendete sich hauptsächlich der Pflege der Fortbildungs⸗ schulen zu. Der Besuch der Vereinsversammlungen und Vorträge war nicht an allen Orten so rege, als man im Interesse der guten Sache hätte erwarten sollen. Manche erblicken die Ursache hierfür in den getrübten Erwerbsverhältnissen, welche dem Gewerbetreibenden die Befriedigung an seinem Berufe rauben und seine Empfindung für Vereinsthätigkeit abstumpfen. Im Ganzen wurden 435 Versamm⸗ lungen und 128 Vorträge gehalten.

Die Vereinsbibliothek hat sich um 204 Bände vermehrt. Das Musterlager vergrößerte sich um 43 einzelne Gegenstände und ver⸗ schiedene Kollektionen. Auch zahlreiche Lehrmodelle wurden erworben. Die Einnahmen der Centralverwaltung beliefen sich im Vereins⸗ jahr 1885/86 auf 13 775,25 ℳ, die der Schulverwaltung auf 24 543,10 ℳ, zusammen 38 318,35 ℳ, die Ausgaben auf genau ebensoviel.

Die Schülerzahl in den 59 Gewerbeschulen des Vereins betrug:

1885/86 1884/85 Zeichenschulen 2678 gegen 2493 mehr 185

Fortbildungsschulen 2086 1-Jbö12

Vorbereitungsschulen 18336 1570 266

6600 gegen 6037 mehr 563. Hierzu kommen noch aus der Schule in Wiesbaden: Mädchen⸗ zeichenschule 72, gewerbliche Fachschule (Tagesunterricht) 42, Modellir⸗ schule 50, Kursus für Gärtner 15, Schneider 14, Schlosser 17, Schuhmacher 32, Tapezierer 15, Kursus für Rundschrift 20 und aus der Modellirschule in Schwanheim 9. Der Eifer vieler Schüler er⸗ giebt sich besonders daraus, daß die 59 Schulen von 577 auswärtigen Schülern, d. h. solchen, welche nicht am Schulorte wohnten, besucht wurden. Diese Schüler vertheilten sich auf 163 Orte, von welchen manche 2, einzelne sogar 3 Wegstunden von dem Schulorte entfernt sind. Einzelne Schulen haben einen erheblichen Prozentsatz aus⸗ wärtiger Schüler. Der Unterricht wurde von 210 Lehrern in wöchentlich 934 ¾ (im Vorjahre 880 ¼) Unterrichtsstunden ertheilt. Auf die Aktien⸗Interimsscheine der in Liquidation befindlichen hiesigen Getreide⸗Makler⸗Bank wird vom 23. d. M. ab die zweite Rate mit 55 pro Stück zurückgezahlt. Die erste Liqui⸗ dationsrate von 80 % =

200 (auf die über 500 lautenden Aktien waren nur 50 % eingezahst) erfolgte am 1. Mai d. J.

Aus Nishny⸗Nomgorod wird berichtet: Der Jahrmarkt ist beendet, und zwar in befriedigender Weise. Längs der Wolga be⸗ ginnt das Getreidegeschäft sich zu beleben, die Preise werden fester. Von Zahlungseinstellungen ist nichts zu hören; die Zahl der Proteste war geringer, als im vorigen Jahre. Die Aufhebung des Freihafens Batum hat sich dadurch geäußert, daß für Transkaukasien fast doppelt so viel gekauft wurde, als im vorigen Jahre. Aus Baku, Aschabad und Merw wird gemeldet, daß im Laufe des Monats August in russischen Manufakturwaaren gut gehandelt wurde.

Nürnberg, 18. September. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held.) Heute wurden 1200 Ballen Markthopfen und 800 Ballen auswärtige Sorten zugefahren. Der größte Theil der Zufuhr fand Nehmer. Preise waren die des Donnerstagmarktes. Auch heute theilten sich Kundschaft und Export wieder gleichheitlich in den Umsatz. Schöne Hopfen blieben stark gefragt und erzielen sehr oft einige Mark mehr. Die Notirungen lauten: Gebirgshopfen 70 75 ℳ; Markthopfen 32 50 ℳ; Aischgründer 45 —60 ℳ; Hallertauer prima 85 90 ℳ, mittel 55 60 ℳ, gering 40 45 ℳ; Württemberger prima 85 90 ℳ, mittel 50 60 ℳ; Badische prima 80 85 ℳ, mittel 55 60

Aachen, 18. September. (W. T. B.) Die außerordentliche Generalversammlung der Aachen⸗Jülicher Eisenbahngesell⸗

schaft beschloß die Erhöhung des Grundkapitals auf 8 049 600

durch Ausgabe von Stammaktien im Nennwerth von 1 449 600

Je 1200 Stammaktien sollen in erster Reihe den Aktionären ³ einem vom Aufsichtsrath zu bestimmenden Course angeboten werden Ferner wurde beschlossen, daß je 1200 Aktienkapital zu eint Stimme berechtigen sollen und daß kein Aktionär, selbst oder a Vertreter, mehr als 150 Stimmen haben darf. Eine Stellungnah

des Zsschsuthe zur Offerte der Staatsregierung hat nicht stet⸗ gefunden.

Glasgow, 18. September. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 821 037 Tons ge 622 402 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlica Hochöfen 78 gegen 90 im vorigen Jahre.

New⸗York, 18. September. (W. T. B.) Der Werth de in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 9 285 499 Doll., davon 2 781 430 Doll. für Stoffe. Der Werth der Ein⸗ fuhr in der Vorwoche betrug 8 384 804 Doll., davon 2 722 735 Dol. für Stoffe.

Verkehrs⸗Anstalten.

Der Vorortszug 708 verkehrt vom 1. Oktober d. J. 1 zwischen Erkner und Berlin Schlesischer Bahn⸗ hof, in folgender Weise: Erkner ab 6,39 Vorm., Rahnsdorf aij 6,46 Vorm., Friedrichshagen ab 6,55 Vorm., Köpenick ab 7,02 Vorn Sadowa ab 7,07 Vorm., Kietz⸗Rummelsburg ab 7,16 Vorm., Stralau⸗ Rummelsburg ab 7,20 Vorm., Schlesischer Bahnhof an 7,25 Vorm.

Sanitätswesen und Quarantänewesen.

Spanien.

Nach einem in der „Gaceta de Madrid“ veröffentlichten Cirkular der Königlich spanischen Gesundheits⸗Direktion vom 10. Septembe 1886 sind wegen des Ausbruchs der Cholera in der Provinz Neapel (Italien) die Provenienzen derselben als verdächtig erklärt worden In Folge dessen werden die Schiffe, welche seit dem 25. August d. 9 von Häfen der genannten Provinz in See gegangen sind, nach Mi⸗. gabe des Artikels 35 des Gesundheitsgesetzes der Quarantänestatien und zwar je nach den Umständen, behufs Abhaltung einer 10⸗ oder 15tägigen Quarantäne überwiesen werden.

Türkei.

Für Passagiere und deren Gepäck aus allen Donauhäfen ei⸗

schließlich Sulina ist vom 12. September 1886 an eine Quarantznk

von 5 Tagen angeordnet worden. Provenienzen ohne Passagiere sind quarantänefrei. b

Berlin, 20. September 1886.

Die Unterrichts⸗Anstalt des Königlichen Kuns⸗

gewerbe⸗Museums eröffnet ihr Winter⸗Semester am 4. Oktober

d. J. Wegen mangelnder Räumlichkeiten ist ein Theil der Tages⸗ Vorbereitungs⸗ sowie der Abendklassen in die Räume der Königlichen Kunstschule in der Klosterstraße 75 verlegt. Im Kunstgewerhbe⸗ Museum verbleiben die bisherigen Fachklassen nebst der für Natur⸗ studien sowie als Abendunterricht die vorbereitenden Klassen einschlief⸗ lich Aktzeichnen, Anatomie, Stilgeschichte, Fachzeichnen und Schrif⸗ reichnen. Aufnahmetermine für die bisherigen Schüler vom 20. bis 22., für neu eintretende vom 23. bis 25. d. M. Die Aufnahme in

die nach der zʒoestschule verlegten Klassen findet im Lokal der letzteren, für die übrigen Klassen im Kunstgewerbe⸗Museum statt.

Das Eberhard⸗Ludwigs⸗Gymnasium in Stuttgart begeht am 23. bis 25. September die Feier des 200jährigen Bestehens mit der Aufführung der „Antigone“ durch Schüler der Anstalt in der Uebersetzung eines Lehrers derselben, Prof. Dr. W. Straub, mit Festgottesdienst, Festakt, Bankett und der Aufführung von „Wallensteins Lager“ durch jüngere Schüler. Wie man hört, stehen von hoher und höchster Seite Geschenke und Begrüßungen zum Jubiläum in Aussicht, wie auch von den Töchteranstalten, welche aus dem Gymnasium hervorgangen sind. Ihre Nr⸗ hänglichkeit an die Anstalt zu bezeugen, werden die früheren Schüler und weitere Freunde der Anstalt eine Stiftung übergeben, zu welcher zur Zeit zahlreiche Beiträge von allen Seiten eingehen (Sammelstelle: Kommerzien⸗Rath Dörtenbach, Stuttgart). Um bei den Schülern die Erinnerung an das Jubiläum wach zu halten, sollen mit einer der oberen Klassen jährlich größere mehrtägige Ausflüge gemacht werden an Orte, welche in vaterländischer, geschichtlicher, wissenschaftlicher oder künstlerischer Beziehung geeignet sind, eine besondere Anregung auf die Jugend auszuüben. Man hat dabei an Orte wie das Nieder⸗ wald⸗Denkmal, den Hohentwiel, Straßburg, das germanische Museum in Nürnberg u. a. gedacht. Die Zinsen der Stiftung sollen die Reisekosten, wenn möglich, größtentheils decken, jedenfalle aber die äußere Anregung zu derartigen gemeinschaftlichen, gleichzeitig die körperliche Gesundheit fördernden, wie den Geist anregenden kleinen Reisen geben. Das bevorstehende Fest, zu welchem Prof Schanzen⸗ bach eine anziehende Geschichte der Anstalt, ein Stück schwäbischer Kulturgeschichte, geschrieben hat, wird glänzend gefeiert werden; die früheren Schüler werden insbesondere beim Bankett Gelegenheit haben, ihre alten Schulkameraden wiederzusehen.

Wien, 18. September. (W. T. B.) Cholerabulletin. I. Pest 2 Erkrankungen, 1 Todesfall, in Triest 7 Erkrankungen, 1 Todes⸗ fall, in Istrien 5 Erkrankungen und in Fiume 1 Erkrankungs⸗ und

1 Todesfall.

19. September. (W. T. B.) Cholerabulletin. In Pest 4 Erkrankungen, 3 Todesfälle, in Raab 5 Erkrankungen,? Todesfälle, in Fiume 1 Erkrankung, 1 Todesfall, in Triest 5 Erkran⸗ kungen und 1 Todesfall.

Belgrad, 19. September. (W. T. B.) Zur Verhinderung der Einschleppung und Verbreitung der Cholera sind entsprechende Maßregeln getroffen und ist eine besondere Sanitätskommission ernannt worden.

Warschau, 19. September. (W. T. B.) In Granica und Sosnovieca sind sanitäre Vorsichtsmaßregeln betreffs der Reisenden aus Oesterreich getroffen worden. Der Verkehr von Krakau nach Miechow und Olkuß ist gesperrt.

Victoria⸗Theater. „Amor“, dessen Attractionskraft diejenige „Excelsiors“ noch übersteigt, wird morgen, Dienstag, den 21. Sept, zum 150. Male aufgeführt werden und würde voraussichtlich noch viele Vorstellungen erleben, wenn nicht zu befürchten wäre, daß ein frühzeitiger Winter die Benutzung der zu Hülfe genommenen Räume des Sommertheaters unmöglich macht. Frl. Ala tanzt morgen zum 100. Male ohne Unterbrechung die Partie des Amor.

„Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater ist die Wiederaufnahme des „Zigeunerbarons“ in das Revpertoire von sehr günstigem Erfolge gewesen, da die Operette anregend und an⸗ ziehend wie eine Novität wirkte. Um das Gelingen der Vorstellung machten sich besonders Frl. Drucker und die Hrrn. Steiner und Wel⸗ hof verdient.

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Schol z).

Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

8 5 . Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

Druck der

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger

ste Beilage und Königlich Preußi

20. September

Er

Berlin, Montag, den

schen Staats⸗Anzeiger.

der in der

Deutsches Reich.

Nachweis

Zeit vom 1. Januar bis 15. September 1886 innerhalb des deutschen Zollgebiets mit dem Anspruch auf Zoll⸗ und Steuervergütung abgefertigten Zuckermengen. ¹)

8

jetzt komme die Rache: sie müßten jetzt dieselbe Kritik von den Freihändlern hinnehmen, die sie damals an jenen geübt:

sie müßten sich heute hinter dieselben Gründe verschanzen, die

un g

Ueberhaupt im deutschen Zoll⸗

Menge d

es abgefertigten Zuckers.

Rohzucker von mindestens 90 % Polarisation und raffinirter Zucker von unter 98, aber mindestens 90 %3 Polarisation (Nr. 697 a des statistischen Waarenverzeichnisses)

Staaten bezw. Verwaltungs⸗

Bezirke in der Zeit

var in der Zeit

CFEE’ 8 1. Januar 1 bis zusammen

31. Nag. 15. Sept.

kg kg

Kandis und Zucker in vollen, harten Broden in Gegenwart der Steuerbehörde zerkleinert, sogenannte Krystalls ꝛc. (Nr. 698 a des statistischen

in der Zeit A vom bah der Zeit vom

1. Januar „H bis 1. bis

Aller übrige harte Zucker, sowie aller weiße trockene (nicht über 1 % Wasser enthaltende) Zucker in Krrystall⸗, Krümel⸗ u. Mehlform von mindestens 98 % Polarisation

(Nr. 699a des statistischen Waaren⸗ verzeichnisses)

weißen, ꝛc. oder

Waarenverzeichnisses)

in der Zeit in der Zeit

vom 1. bis 15. Sept.

vom 1. Januar zusam bis 31. Aug.

kg

zusammen 15. Sept.

kg kg

Preußen. Ostpreußen. Westpreußen Brandenburg Pommern Posen

375 000 844 564 V

““; 19 510 9 750 Sachsen, einschl. der 8 Schwarzb. Unterherr⸗ cJ“ Schleswig⸗Holstein Hannover

Westfalen

354 000 35 936 662

33 145 959

29 260

354 000

rovin 354 00 6 35 561 662

32 301 395

21 858 347 95 053 764 48 777 891

892 710 3 451 699 1 159 284

20 965 637 91 602 065 47 618 607 Hessen⸗Nassau. u“ V

Rheinprovinz 1 287 177 9 847 581

8 560 404

153 620

6 300 604 213 861 14 441 985 1 004 277 5 122 777 88 197

44 153

14 067 887

396 565 3

29 679 183 299 531 870, 6 832 474

213 861

479

44 289 114 273

222 748

2 641 632 5 419 777 2 694 799

3 369

337 812

15 446 262 5 336 713 132 346 48 737

213 936 44 149 4 584

979 552 15 047 439

8 020 184 245 003 464

153 383 2 657 635 17 500

Sa. Preußen 236 983 280

2 504 252

Bayern 17 500

Sachsen Württemberg zad Fen 733 932 Mecklenburg . . . .. 9 270 Thüringen einschl. der Großh.

760 745

. .

sächsischen Aemter Allstedt und Oldisleben de,8 Z“ 1“ Braunschweig 820 035 Anhalt 7 460 037 Lübeck u Elsaß⸗Lothringen .

205 120 315 516

90 805

40 433 084 2 808 047 43 241 131

55

930 348

11 493 954

84 373 351 598 72 733]¹ ꝑ9000

54 218

1 042

4 950

5 935 971 81 73

81 732 1 042

4 950 eeee. 75

33 631 421 528 277 336

387 897

243 670 ;

Eentburg. ..

gebietae) . . . . ... H249 370 856 8 694 203 258 065 059 In demselben Zeitraum des

Vorjahres³).

274 264 872 6 782 469 281 047 341

direkten 2 bestimmten, als auch auf den zur Aufnahme in eine Niederlage angemeld 1 cht darauf gte Naeshr cfigh 1 Vergütung in den freien Verkehr des Zollgebiets zurückgebracht werden soll.

ten Uebersicht beruhen auf einer nachträglich eingegangenen Berichtigung.

nach dem Zollausland ausgeführt oder gegen Erstattung der Ve ) Die Abweichungen gegenüber der letztveröffentlicht

3) Bei der Vergleichung mit den Zahlen des Vorjahrs sind die seit der Wirksamkeit des Gesetzes vom 1.

Zuckersteuergesetzgebung, und besonders in der Klassifizirung des Zuckers Berlin, den 18. September 1886.

50 548 656 3 467 597 54 016 253 46 475 535, 1 449 595] 47 925 130 1) Die Nachweisung bezieht sich auf allen mit dem Anspruch auf Steuervergütung abgefertigen Zucker,

Kaiserliches Statistisches Amt.

Becker.

12 612 674 168 642 14 920 889

sowohl auf den zur er von der Niederlage

12 165 254 447 420

14 752 247 deten, ohne Rücksicht darauf, ob

Juni 1886 in der

eingetretenen Aenderungen beachte

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 20. September. Im weiteren Ver⸗ lauf der vorgestrigen (2.) Sitzung des Reichstages erklärte bei fortgesetzter Berathung über die Ver⸗ längerung des deutsch⸗spanischen Handels⸗ und Schiffahrtsvertrages der . Rickert: Schon am Tage vorher habe er eine überraschende Nachricht empfangen über eine Praxis, welche gegenwärtig in der Hauptstadt Spaniens in Bezug auf die Behandlung des deutschen Spiritus angewendet zu werden scheine. Der Alkalde von Madrid habe die Ver⸗ wendung des Kartoffelspiritus zur Bereitung von Liqueuren verboten und die Verwendung reinen Sprits verlangt. Zuerst habe man dieses Verlangen nicht ernst genommen, vor Kurzem aber hätten einige der betheiligten Liqueurfabrikanten an die Danziger Spritfabrik geschrieben, die letztere möchte nicht weiter die Lieferungen perfekt machen. Damit sei denn in dieser Beziehung fast ein völliger Stillstand eingetreten. Der Madrider Konsum von Sprit zur Liqueurfabrikation belaufe. sich beiläufig auf 9 Millionen pro Jahr; folgten andere Städte Spaniens dem Beispiel der Hauptstadt nach, so würde der ganze Handels⸗ vertrag in Bezug auf seinen Nutzen für Deutschland in Frage gestelt. Nach der Meinung des Alkalden sei der Kartoffel⸗ spiritus wegen seines Gehalts an Fuselöl gesundheitsgefährlich, und ungefährlich nur der wahre, reine Sprit. Ein solches Verlangen gehe doch aber weit über das hinaus, was auf diesem Gebiete geleistet werden könne; es wäre sehr wün⸗ schenswerth, wenn man schon heute von der Reichs⸗ regierung erfahren könnte, ob sie von dieser Verordnung Kenntniß habe oder den Erlaß einer etreffe, welche in der heutigen Debatte aufgetreten seien, so möchte er zunächst auf die Ausführungen des Abg. nicht näher eingehen. Man begegne ihm auf dem Gebiete der Handelspolitik zum ersten Male; seine Argumente seien so entsetzlich schwach, daß ein Eingehen darauf nicht lohne. 8 den Abg. Stöcker seien freilich mildernde Umstände vorhand 8 er habe für seinen Wahlkreis gesprochen; gehe man darü 88 in milder, christlicher Gesinnung zur Tagesordnung über, 88 d überlasse man den Abg. Stöcker seiner besonderen Han els⸗ politik. Er (Redner) bitte ihn nur, sich gelegentlich 9. erkundigen, ob man in der Grafschaft Mark die Eisenerze, die jener verzollen wolle, entbehren könne.

solchen auch nur für möglich halte. Was nun die allgemeinen Gesichtspunkte

Stöcker⸗

Dieser ganze Appell an die Reichsregierung stehe ein wenig auf thönernen Füßen. Von den Berichtigungen, die der Staats⸗ sekretär zur Rede des Abg. Broemel in Aussicht gestellt, habe er (Redner) trotz gespannter Aufmerksamkeit nichts vernommen; im Gegentheil habe der Minister von Boetticher in vollem Umfange jene Ausführungen bestätigt. Wenn derselbe die Empfehlung des Abg. Broemel, daß das Reich mehr als bisher auf den Abschluß von Tarifverträgen sehen solle, nicht an⸗ 8 zu können erkläre, so werde eben die deutsche Industrie niemals dahin kommen, wohin zu kommen sie ein Recht habe; habe doch der Abg. Hammacher Namens des gemäßigten Schu 3⸗ zolles und das müsse für denStaatssekretär besonders empfindlich sein sich ausdrücklich dem Wunsche des Abg. Broemel an⸗ geschlossen! „Wir können mit den Resultaten der neuen Han⸗ delspolitik zufrieden sein“, sage der Minister von Boetticher. Wer sind die „wir“? Er (Redner) hätte doch gern etwas Positiveres durch Anführung von Ziffern u. dgl. Belägen ge⸗ hört. (Staatssekretär von Boetticher: Deutschland!) Deutsch⸗ land? Wer sei Deutschland? Der deutsche Handelsstand? Die Gewerbetreibenden? Er (Redner) würde doch um benannte Ziffern bitten. Auf die Anführungen aus den Handels⸗ kammerberichten habe der Minister nichts geantwortet; er (Redner) wolle neben den von dem Abg. Broemel schon citirten nur noch auf diejenigen von Lüdenscheid und Barmen verweisen, deren Klagen über die Erschwerung und den Rückgang des Exports „hervorragend die hohen, fort und fort erhöhten Eingangszölle, mit denen die meisten Kulturstaaten zur Hebung der eigenen Industrie in den letzten Fahren sich abgesperrt hätten“, verantwortlich machten. er sei also mit den Resul⸗ taten der neuen Handelspolitik zufrieden? Der Minister sei auch nicht im Stande, den Rückgang des Exports zu leugnen

man könne eben die Sonne vom Himmel nicht wegleugnen. Nun solle aber der Rückgang nicht in der Zollpolitik, sondern in anderen Ursachen begründet sein. Wie aber sei es denn 1878/79 gewesen? Als seine (des Redners) Partei damals den Rückgang des Exports zugegeben, aber darauf verwiesen, daß er nicht in der Delbrück⸗Bismarck'schen Handelspolitik seine Ursache habe, und auf den Vergleich mit den anderen Ländern sich bezogen, da gerade sei die Hetze über jene Delbrück⸗Bismarck'sche Politik gekommen; sie allein hätte den Rückgang verschuldet, mit ihrem Sturz würde die In⸗ dustrie wieder aufathmen. Wo sei das Aufathmen geblieben, wo die anderen günstigen Resultate? Die Erfolge, mit denen

sie damals so lebhaft bekämpft hätten. Als letzten Trumpf spiele dann der Minister die Behauptung aus: ob nicht die Exportziffern für 1885 bewiesen, daß der Export in diesem Jahre noch größer gewesen, als selbst in dem günstigsten Jahre der Freihandelsperiode. Er (Redner) sei erstaunt, aus diesem Munde ein derartiges Argument hören zu müssen. G verständniß darüber geherrscht, daß man es hier mit absolut unvergleichbaren Zahlen zu thun habe, und jetzt dieser als gänzlich haltlos von allen Seiten anerkannte Vergleich zur Stütze seiner Beweisführung! 8 3 Deutschen Reichs für 1881 der Minister von Boetticher sei ja Chef der Reichsbehörde, die sie herstelle werde aus⸗ führlich dargelegt, wie nach Einführung der gesetzlichen An⸗ meldepflicht ein Vergleich der Ergebnisse vor und nach dem

Bisher habe Ein⸗

In der offiziellen Statistik des

1. Januar 1880 unthunlich sei. Es sei wirklich ein starkes Stück, daß der Minister einen so verunglückten Vergleich anstellen könne. Er (Redner) schöpfe daraus den Trost, daß die Vertheidiger der neuen Aera der Handels⸗ und Wirthschaftspolitik bei der immer mehr abnehmenden Stichhaltigkeit ihrer Gründe sich bereits an die unsichersten Argumente anzuklammern genöthigt seien, um ihre Position zu halten. Führen sie so fort, dann werde man desto eher das Ende ihrer Politik erleben! 3 Hierauf entgegnete der Regierungs⸗Kommissar, Geheime Regierungs⸗Rath Schraut: Auch der Vorredner habe nicht mit einem Worte den Vortheil in Abrede stellen können, den die Verlängerung des Handelsvertrages mit Spanien für Deutsch⸗ land und unseren Verkehr habe; indessen die allzu große Ge⸗ neigtheit, die allgemeinen Schlußworte des Vorredners über Erfolge und Lage der Schutzzollpolitik als einen Sieg seiner handelspolitischen Ansicht hinzustellen und dies in der Publi⸗ zistik und Oeffentlichkeit entsprechend auszubreiten, nöthige och zu einem nicht blos formellen Widerspruch, sondern geradezu zum Nachweis ihrer thatsächlichen Unhaltbarkeit. Der Rückgang der Ausfuhr in 1885 sei vom Abg. Rickert in einem ganz einseitigen Lichte dargestellt worden; er beruhe nämlich ausschließlich auf dem Rückgang der Waarenpreise. Die Hauptausfuhrartikel seien im Jahre 1885 nach seiner Auffassung leider dermaßen im Preise gefallen, Vieh, Zucker, Spiritus und Eisen, daß das kleine Minus an Exportwerthen im Jahre 1885 gegen⸗ über 1884 vollständig aus der Wagschaale falle. Wenn man bei der deutschen Ausfuhr von 1885 die Preise des günstigsten Freihandelsjahres zu Grunde legte, würde man auf eine Berech⸗ nung von über 4 Milliarden Ausfuhr kommen, eine Zahl, wie sie kein einziges Freihandelsjahr aufweisen könne. Es wäre aber auch eine vollständige Verkennung aller thatsächlichen Verhältnisse, zu bestreiten, daß die Ausfuhr in den letzten Jahren nicht eminent gewachsen wäre und fortwährend im Steigen sei. Alle Industriezweige, alle Handelskammerberichte bekundeten dies. Nicht über ein Stocken der Ausfuhr sei Klage, sondern über die schlechten Preise, darüber, daß ein Gewinn nicht mehr abgeworfen werden könne. Nicht darauf komme es an, ob früher einmal ein günstigeres Jahr als 1885 vorhanden gewesen sei, sondern darauf, daß in den 70er Jahren die Einfuhr konstant viel stärker gewesen sei, als die deutsche Ausfuhr, daß die deutsche internationale Zahlungsbilanz deren Existenz er (Redner) trotz alledem behaupte fortwährend so ungünstig gewesen, daß der wirkliche Metallvorrath nicht mehr im Lande habe gehalten werden können. Es seien über 600 Millionen in der da⸗ maligen Periode hinausgegangen, und wenn man sie wieder hereinbekommen habe, so sei das lediglich das Verdienst des Waarenexports hauptsächlich nach Amerika in den letzten zwei Jahren. Von 1874 bis 78 seien über 600 Millionen Gold hinausgeflossen. Ein zuverlässiger Barometer, ein mathe⸗ matischer Beweis für die deutschen Handelsbeziehungen mit dem Auslande sei doch der Stand der Wechselcourse, und diese stän⸗ den seit 2 Jahren fortwährend zu Gunsten Deutschlands. Der Vorrath der Reichsbank an Gold vermehresich fortwährend aus dem Auslande in ungeahnter Weise. Woher solle das kommen? Zwei Faktoren regelten doch nur den Handel mit dem Aus⸗ lande: die Waarenbilanz und die Effektenbilanz. Es sei doch nicht anzunehmen, daß ausschließlich die Effektenspekulation das Gold nach Deutschland hereinbringe. Ob der deutsche Waaren⸗ export zurückgehe, darüber noch einige Details. In der Zeit vom 1. Januar bis ultimo Juni 1886 ergebe sich, daß an Roh⸗, Bruch⸗ und Abfalleisen 43 000 Tonnen mehr aus⸗ geführt worden seien als 1885, an Eisen, Ganz⸗- und Halb⸗ fabrikat 61 990 Tonnen mehr als 1885. Die Eisenindustrie klage nicht über mangelnden Absatz im Auslande, sie klage über die schlechten Preise, über die ruinöse Schleuder⸗ konkurrenz. Die Lage der deutschen Textilindustrie sei zur Zeit so günstig, wie seit langen Jahren nicht, mit Ausnahme der Baumwollspinnerei. Hier speziell in Berlin, das erwidere er dem Abg. Kayser, seien die Löhne nie günstiger gewesen, als in der jetzigen Periode. In Wollgarnen seien 1145 Doppelcentner, in Seiden und Halbseiden 450, in Leinen⸗ und Jutewaaren 253 Doppelcentner mehr exportirt; in Holz, Lederwaaren, Wein, Branntwein sei der deutsche Export gestiegen, ebenso in Papierwaaren, Glaswaaren. Solche Verhältnisse wiesen doch nicht auf einen Rückgang der Industrie hin. Was habe endlich die Frage des Exports mit der Schutz⸗ zollpolitik zur Zeit überhaupt zu thun? Damals als die Politik des Abg. Richter an der Herrschaft ge⸗ wesen (Abg. Richter: Sie verwechseln mich mit Delbrück!), hätten sich die Schutzzollstaaten in den 70 er Jahren, Frank⸗ reich an der Spitze, mit einem gemäßigten Schutzzollsystem in einer ganz guten volkswirthschaftlichen Lage befunden. Heut⸗ zutage sei der Rückgang des Exports bezw. der Niedergang der Preise in allen Ländern, hauptsächlich in dem Freihandels⸗ lande England, vorhanden. Was beweise es, den Rückgang der Preise auf die Schutzzollpolitik schieben zu wollen? Seien doch in England Produktions⸗, Lohn⸗ und rbeiterverhältnisse theilweise noch ungünstiger. Kurz, auch die Ausführungen des Abg. Rickert würden die Regierungen in der Ansicht nicht rschüttern, daß der Schutz der einheimischen Industrie da

die Schutzzöllner prunken könnten, seien ausgeblieben, und

Vortheilhafteste sei für die wirthschaftliche Prosperität.

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