glichen mit der
An dem Familiendiner, das um 5 Uhr bei Ihren Maäjestäten dem Kaiser und der Kaiserin stattfand, nahmen Ihre König⸗ lichen Hoheiten die Großherzogin, der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Baden sowie Ihre Kaiserlichen Hoheiten der Großfürst Michael mit Gemahlin und dem Großfürsten Alexander Theil.
. — An Zöllen und gemeinschaftlichen Ver⸗ brauchssteuern sowie anderen Einnahmen sind im Reich für die Zeit vom 1. April 1886 bis zum Schlusse des Monats August 1886 einschließlich der kreditirten Beträge (und ver⸗ Einnahme in demselben Zeitraum des Vorjahres) zur Anschreibung gelangt: Zölle 99 160 318 ℳ ( 7 042 000 ℳ), Tabacksteuer 2 859 222 ℳ (+ 76 665 ℳ), übenzuckersteuer — 86 122 79 ℳ (†+2 31 387 316 ℳ), Salzsteuer 14 315 887 ℳ (+ 403 134 ℳ), Branntweinsteuer 8 861 444 ℳ (— 149 257 ℳ), Uebergangsabgabe von Branntwein 36 193 ℳ (— 3460 ℳ), Brausteuer 8 380 213 ℳ (+ 231 567 ℳ), Uebergangsabgabe von Bier 836 158 ℳ (₰ 104 473 ℳ); Summe 48 326 696 ℳ, (+ 39 092 438 ℳ0). — Spielkartenstempel 310 109 ℳ (— 971 ℳ), Wechselstempel⸗ steuer 2 707 673 ℳ (— 60 960 ℳ), Stempelsteuer für a. Werth⸗ papiere 2 355 532 ℳ, b. Kauf⸗ und sonstige Anschaffungsgeschäfte 3 054 195 ℳ, c. Loose zu Privatlotterien 409 637 ℳ (+ 3 107 363 ℳ), Staatslotterien 2 112533 ℳ (+ 353 324 ℳ), zost- und Telegraphenverwaltung 71 066 8088 ℳ († 2955 337 ℳ), Reichs⸗Eisenbahnverwaltung 19 312 000 ℳ (s— 332 000 ℳ). 8 Die zur Reichskasse gelangte Ist⸗Einnahme, ab⸗ züglich der Ausfuhrvergütungen und Verwaltungskosten, be⸗ trägt bei den nachbezeichneten Einnahmen bis Ende August 1886: Zölle 88 123325 ℳ (+ 4519 692 ℳ), Taback⸗ steuer 2 401 299 ℳ (+ 240 314 ℳ), Rübenzuckersteuer 10 558 919 ℳ (+ 16 885 750 ℳ), Salzsteuer 14 551 659 ℳ (+ 412 894 ℳ), Branntweinsteuer und Uebergangsabgabe von Branntwein 16 491 244 ℳ (+ 1075 599 ℳ), Brausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 7 818 166 ℳ (+ 285 212 ℳ); Summe 139 944 612 ℳ (+ 23 419 461 ℳ). — Spielkarten⸗ stempel 402 691 ℳ (+ 12 257 ℳ).
— Mit dem Eintritt der Fälligkeit einer vertragsmäßig verzinslichen Kapitalsforderung treten beim Verzuge des Schuldners nach einem Urtheil des Reichsgerichts, V. Civilsenats, vom 30. Juni d. J., an die Stelle der vor⸗ bedungenen Zinsen die gesetzlichen Verzugszinsen, deren Rückstände nicht der für vorbedungene Zinsen in Preußen be⸗ stimmten (Gesetz vom 31. März 1838) vierjährigen Verjährung unterliegen.
— Die Uebersicht der Betriebsergebnisse deut⸗ scher Eisenbahnen für den Monat August d. H in Nr. 225 (nicht, wie in Nr. 226 angegeben, in Nr. 235) veröffentlicht.
— Der Königlich italienische Botschafter am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Graf de Launay, ist vom Urlaube nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.
— S. M. Kreuzer „Adler“, Kommandant Korvetten⸗ Kapitän von Wietersheim, ist am 25. d. M. in Cooktown ein⸗ getroffen und beabsichtigt, am 3. Oktober cr. wieder in See zu gehen.
Bayern. Augsburg, 26. September. Die Münchener „Allgemeine Ztg.“ schreibt: Die beiden Ueberraschungen des gestrigen Tages: die in der Ausstellung verliehenen Aus⸗ zeichnungen und die öffentliche Ansprache des Prinz⸗ Regenten werden lebhaft besprochen. Allgemein ist die Zu⸗ stimmung, welche beiden Kundgebungen zu Theil wird. ie Orden, Medaillen und Titel sind den um die Aus⸗ stellung meistverdienten Männern zugefallen, und auch unserem württembergischen Nachbarlande, dessen oberschwäbische In⸗ dustrie sich an dieser schwäbischen Kreis⸗Ausstellung so erfolg⸗ reich und ehrenvoll betheiligt hat, ist in der hohen Auszeich⸗ nung des Vorstandes der Centralstelle für Gewerbe und Handel, Hrn. von Gaupp, eine vollverdiente Anerkennung geworden. Wehmüthig berührt es nur, daß der treffliche Direktor Paul Koch diesen schönen Ehrentag seines Werkes nicht mehr erleben sollte. Wie dem Prinz⸗Regenten auf seine Frage an den finanziellen Leiter des Unternehmens, Bankier Schwarz, mitgetheilt werden konnte, ist auch Soll und Haben der Ausstellung einem günstigen Abschlusse nahe. Es besteht bereits die Aus⸗ sicht, den prächtigen Park der Ausstellung für die Dauer zu erhalten. Die Ansprache, welche am Abend bei der Serenade der Gesangvereine, die unter Dom⸗Kapellmeister Kammerlander den würdigsten Verlauf nahm, von dem Prinz⸗Regenten vom Balkon des Gasthofs zu den drei Mohren herab gehalten wurde, hat ungemein wohlthuend berührt. Nicht allein die schlichten, herzlichen Worte, in denen der greise Fürst seinen Dank aus⸗ sprach, sondern auch der warme, väterliche Ton der Rede machte auf die große Menschenmenge in der Maximiliansstraße einen herzbewegenden und begeisternden Eindruck. Bei der lautlosen Stille konnte man selbst in weiter Entfernung wenig⸗ stens einzelne Worte deutlich vernehmen. Die ganze abendliche Ovation nahm bei herrlichem, mildem Wetter, das dem Prinz⸗Regenten das lange Verweilen auf dem Balkon ermöglichte, den schönsten Verlauf. Der Zapfen⸗ streich machte erst in der elften Stunde den Be⸗ schluß dieses Augsburger Festtages; trotzdem hat der Prinz seine Gewohnheit des frühen Tagewerkbeginnens auch heute beibehalten. Schon um 7 ½ Uhr wohnt er der Pontificalmesse im Dom, celebrirt vom Bischof von Dinkel, bei; um 8 Uhr folgt die Truppenparade, und von 10 Uhr ab die Aufwartungen der Beamten und Deputationen.
Sachsen. Dresden, 27. September. (W. T. B.) Der Erzherzog Carl Ludwig und seine Gemahlin sind als die ersten der zu der Vermählung der Prin⸗ seln s Maria Josepha erwarteten Fürstlichen Gäste heute früh 8 ¼ Uhr hier eingetroffen. Dieselben wurden von dem König und igi haben ihr Absteigequartier im Residenzschlosse genommen.
Württemberg. Stuttgart, 25. September. (St.⸗A. f. W.) Der König und die Königin sind heute Nachmittag von Friedrichshafen wieder hier eingetroffen.
Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 26. September. Der Großherzog hat den Präsidenten des Staats⸗Ministe⸗ riums, Staats⸗Minister von Bülow, zum Ordens⸗Kanzler des Großherzoglichen Haus⸗Ordens der Wendischen Krone und
der Königin am Bahnhofe empfangen und
und emselben zugleich das Groß⸗
des Greife Ordens
kreuz mit der Krone in Gold des erstgenannten verliehen.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 26. September. (W. T. B.) Prinzessin Luise von Großbritannien, die Gemahlin des Marquis of Lorne, ist gestern Abend hier eingetroffen.
Lippe. Detmold, 24. September. (Hann. Cour.) Der Fürst ist gestern Abend mit Gefolge von dem Jagdausflug nach Steiermark hier wieder eingetroffen. — Der Landtag wird vor Ende November nicht zusammentreten. Als Vorlage wird demselben wahrscheinlich das Thronfolgegesetz zugehen. Die Fortschrittspartei wird dann auch die Domanialfrage wieder zur Sprache bringen. Diese hochwichtigen Fragen
werden zweifellos heftige Kämpfe hervorrufen. “
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Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 26. September. (W. T. B.) Der Erzherzog Karl Ludwig ist mit seiner Gemahlin, der Erzherzogin Maria Theresia, heute Abend nach Dresden abgereist, um der Vermählung seines Sohnes, des Erzherzogs Otto mit der Prinzessin Maria
Josepha beizuwohnen.
Pest, 26. September. (W. T. B.) Ein Königliches Handschreiben enthebt den Kommunikations⸗Minister Baron Kemeny unter der Versicherung Königlicher Huld und dem Ausdruck vollster Anerkennung auf dessen eigenen Wunsch von der bisherigen Stellung. — Durch ein zweites Königliches Handschreiben wird der Minister Orczy mit der interimistischen Leitung der Geschäfte des Kommunikations⸗ Ministeriums betraut.
Belgien. Lüttich, 26. September. (W. T. B.) Heute fand hier eine Arbeiterkundgebung statt, an der sich gegen 5000 Personen betheiligten. Nach einem Umzuge durch die Hauptstraßen der Stadt zerstreuten sich die Theil⸗ nehmer; Ruhestörungen sind nicht vorgekommen.
— 26. September, Abends. (W. T. B.) Der katho⸗ lische Kongreß für soziale Reform ist heute hier er⸗ öffnet worden. Der hiesige Bischof sprach sich dahin aus, daß die leitenden Gesellschaftsklassen sich mehr mit den öffentlichen und politischen Angelegenheiten befassen müßten, und daß man dem Luxus entsagen solle, um den Armen ihr Loos zu er⸗ leichtern.
Großbritannien und Irland. London, 24. Sep⸗ tember. (A. C.) Die „Times“ betont wiederum die Noth⸗ wendigkeit, in Irland die Ordnung auf alle Fälle wieder⸗ herzustellen. Sie schreibt: „Am Mittwoch wurde der letzte Ministerrath für die nächste Zeit im Zimmer des Schatz⸗ kanzlers im Parlamentsgebäude abgehalten, und gestern fand eine Sitzung des Speziglausschusses des Ministeriums für irische Angelegenheiten statt. Es istunnöthig anzunehmen, daß ein neues Programm aufgestellt wurde. Lord Salisbury und seine Kollegen wollen ehrlich versuchen, Irland mit den ihnen vom gemeinen Recht verliehenen Besugnissen zu regieren. Sollte der Versuch aber wiederum fehlschlagen unter neuen und veränderten Be⸗ dingungen, so darf das Ministerium nicht zögern, an das Parlament zu appelliren um Gewährung der Mittel, die ersten Pflichten einer Regierung zu erfüllen. Die Ausführungen Sir Michael Hicks⸗Beach's über diesen Punkt in seiner Rede über die Parnell'sche Bill dürften Niemanden überrascht haben. Wenn auf Dillon's Trotz, welcher nach der parnellitischen Presse die britische Nation bange gemacht hat, Thaten folgen, wenn die Partei der Unordnung die Maske konstitutioneller Mäßigung, die Gladstone so imponirt hat, abwirft, so giebt es nur einen Weg, welchen die Regierung und das Reichsparlament mit Ehren beschreiten können. Der Schreckensherrschaft in einigen Theilen Irlands muß ein Ende bereitet und das Volk von dem hassenswerthen Zwangssystem befreit werden. Es würde eine unauslöschliche Schande sein, davor zurückzuschrecken, die Morde, die Gewaltthaten und den Terrorismus, mit denen der Kampf in Kerry, Clare, und in geringerem Grade auch in anderen Kreisen geführt wird, zur Strafe zu ziehen. Sollte es nothwendig sein, so muß die Regierung das Parlament um weitere Vollmachten ersuchen, und es würde ein solches Gesuch sicherlich die vollste Sympathie und Unterstützung der Nation haben. Aber selbst bei den bestehenden Gesetzen ist die Exekutive nicht ganz so machtlos, wie die Redner der Nationalliga ihre dupirten Zuhörer glauben machen wollen. Wir haben immer und immer wieder darauf hingewiesen, daß die Nationalliga, so⸗ bald sie irgend welchen Widerstand gegen das Gesetz organisirt, einfach ohne Spezialakte, nur durch eine Proklamation des Lordlieutenants, unterdrückt werden kann, gerade wie es Gladstone mit der Landliga that. Bei einer ernstlichen Krisis würde das Parlament bereit sein, die Exekutive mit wenig⸗ stens ebenso großen Befugnissen auszurüsten, wie sie der libe⸗ ralen Regierung in den Jahren 1881 und 1882 übertragen wurden, und ebensowenig würde den Ministern Indemnität versagt werden, wenn sie plötzlich zu energischen Maßregeln ihre Zuflucht nehmen muüͤßten.“
— 25. September. (A. C.)“ Die erste Session des zwölften Parlaments der Königin Victoria wurde heute Mittag von der damit beauftragten Königlichen Kommission vertagt. Das Haus der Lords versammelte sich um ein Viertel vor 12 Uhr, worauf das Haus der Gemeinen entboten wurde, um die Thronrede der Königin zu vernehmen. Nachdem die Gemeinen unter Vorantritt des Sprechers ange⸗ langt waren, verlas der Lordkanzler die Thronrede, welche wie folgt lautet:
„Meine Lords und Gentlemen! schwierigen Pflichten entheben zu können.
Meine Beziehungen zu den auswärtigen Mächten sind fortdauernd freundschaftlich.
Die Meuterei eines Theils der bulgarischen Armee hat zur Ab⸗ dankung des Fürsten Alexander geführt. Eine Regentschaft ist gebildet worden, welche jetzt die Angelegenheiten des Fürstenthums leitet, und werden Vorbereitungen zur Wahl seines Nachfolgers getroffen in Ge⸗ mäßheit der Bestimmungen des Berliner Vertrages.
In Beantwortung einer Note, welche die Pforte an die Signatar⸗ mächte gerichtet hat, welche Unterzeichner dieses Vertrages sind, habe Ich mitgetheilt, daß, soweit es sich um Unser Land handelt, die durch Verträge Bulgarien garantirten Bedingungen nicht verletzt werden sollen. Andere Mächte haben Versicherungen gleichen In⸗ halts ertheilt.
Die Festsetzung der afghanischen Grenze ist bis auf wenige Meilen vom Oxus vorgeschritten. Angesichts des Nahens des Winters ist Meine Kommission zurückgezogen worden; die von ihr erlangte Information wird aber genügen zur Feststellung des noch nicht mar⸗ kirten Theils der Grenze durch direkte Verhandlungen zwischen den beiden Höfen.
Es freut Mich, Sie Ihrer
Gentlemen vom Hause der Gemeinen! Ich danke Ihnen für die Bewilligung der Gelder für die Erfordernisse des öffentlichen Dienstes
Meine Lords und Gentlemen! Ich habe die Bildung einer Kommission angeordnet, um die Umstände zu untersuchen, welche die gehoffte Wirkung kürzlich über Pacht und Landkauf in Irland ge⸗ gebener Gesetze verhindert zu haben scheinen.
Ich habe mit großer Befriedigung das Interesse bemerkt, welchez das Volk dieses Landes in einem steigenden Maße an der Wohlfahrt seiner Mitunterthanen in den Kolonien und Indien nimmt, und Ich bin zu der Ueberzeugung gekommen, daß allerseits der wachsende Wunse besteht, auf alle mögliche Weise die Bande, welche die verschiedenen Theile des Reiches umschlingen, enger zu knüpfen. 8
Ich habe angeordnet, daß mit den Regierungen der Hauptkolonien Verhandlungen gepflogen werden, um Gegenstände gemeinsamen Interesses eingehender zu erwägen. se Ich beie, daß der Segen des allmächtigen Gottes mit Ihnen ein möge!“
Belfast, 27. September. (W. T. B.) Gestern er⸗ neuerten sich hier die Ruhestörungen. Die Polizei welche einschritt, wurde von den großen Volksmassen mit Steinen beworfen, wodurch zahlreiche Mannschaften verlett wurden. Schließlich mußte die Polizei von der Schußwaffe Gebrauch machen, wodurch eine Person schwer verwundet wurde. Erst durch Verstärkung der Polizei und Entfaltung von Truppen gelang es, die Ruhe wiederherzustellen.
Bombay (Indien), 27. September. (W. T. B.) Der Herzog und die Herzogin von Connaught sind heute früh hier angekommen.
Simla (Indien), 23. September. (R. B.) Es wurde Befehl zur sofortigen Bildung von zwei neuen, aus E(in⸗ geborenen bestehenden Bergbatterien ertheilt. — Eine aus Birma hier eingegangene amtliche Meldung besagt, daß Yemethen jetzt der einstige Distrikt sei, in dem noch immen beträchtliche Unruhe herrsche. Meistentheils leisten die Dorf⸗ bewohner den Insurgenten Widerstand. Der Tod des Myjn⸗ gaing⸗Prinzen hat zur Pazifizirung eines großen Theils des Landes beigetragen.
Frankreich. Paris, 25. September. (Köln. Ztg) In dem heutigen Ministerrath wurde die Einberufung der Kammern für den 14. Oktober beschlossen. Der nächste Ministerrath ist wegen der Reise des Conseils⸗Präsidenten de Freycinet nach dem Süden auf den 5. Oktober hinausge⸗ schoben worden. — Die Nachricht des „Standard“: Frank⸗ reich habe der Regierung der Hovas ein Ultimatum gestellt, wird hier als unbegründet bezeichnet; die Weisungen für den General⸗Residenten haben nicht diese Form, doch ist die Lage auf Madagaskar sehr be⸗ denklich, und man fürchtet, daß der General⸗Resident doch Tananariva verlassen werde, um seine Residenz in Tamatave zu nehmen. In diesem Falle würden unverzüglich mehrere Kreuzer nach Madagaskar geschickt werden und eine strenge Blockade der Insel herstellen. Im Nothfall wird Hr. de Freycinet von den Kammern Kredite für die Absendung von 5000 Mann nach Madagaskar verlangen.
— 27. September. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ erklärt die Mittheilung der „Liberté“, daß man sich im Falle des Bruches mit Madagaskar lediglich auf eine Blokade beschränken und keine Expedition ins Innere des Landes unternehmen würde, für unbegründet; übrigens sei noch kein diesbezüglicher Beschluß gefaßt Die „Lanterne“ will wissen, die Regierung habe Maßregeln zur eventuellen
Absendung von Verstärkungen nach Madagaskar getroffen; die
Schiffe dazu lägen bereit und die zur Einschiffung bestimmten Truppen seien schon bezeichnet.
Portugal. Lissabon, 26. September. (W. T. B.) Der
König ist g von seiner Reise hierher zurückgekehrt und von der Bevölkerung mit sympathischen Kundgebungen empfangen worden.
Italien. Neapel, 26. September. (W. T. B.) Beij der heutigen Feier zur Erinnerung an den Einzug der italienischen Truppen in die Stadt Rom kan, es zwischen den liberalen Vereinen, die mit ihren Fahnen die Toledostraße entlang zogen, und mehreren klerikalen Vereinen, die unter dem Rufe: „Es lebe der Papst⸗König⸗ aus einer Seitenstraße kamen und den Zug der liberalen Vereine wiederholt störten, zu Thätlichkeiten; es wurden, zahlreiche Verhaftungen vorgenommen, worauf sich die An⸗ gehörigen der liberalen wie der klerikalen Vereine zerstreuten.
Türkei. Konstantinopel, 26. September. (W. T. B) Der Herzog von Edinburg verabschiedete sich gestern nach dem Dejeuner im Arsenal von dem Sultan und begab sichzu seinem Geschwader.
Rumänien. Bukarest, 26. September. (W. T. B) Auf Veranlassung des Comités der liberalen Partei fand heute hier eine öffentliche Versammlung statt, welchen zahlreiche Delegirte aus den Distrikten und die Notabeln des Handelsstandes sowie auch mehrere Mitglieder des Senats und der Deputirtenkammer beiwohnten un bei welcher der frühere Minister Campineanu dur Vorsitz führte. Es wurde eine Resolution angenommen, in welcher dem Minister⸗Präsidenten Bratiano Namens der Bürger der Hauptstadt und der Delegirten der Distrikte deren Anhänglichkeit und vollstes Vertrauen versichert und die Bitt ausgesprochen wird, daß Bratiano fortfahren möge, mit Mutt und Energie für die Konsolidirung der Institutionen des Landes und für dessen Entwickelung weiter zu wirken; der selbe könne versichert sein, daß die nationalliberale Partei welche die große Mehrheit des Landes repräsentire, jederzeit unterstützen werde. In einer zweiten Resolution wird die Regierung ersucht, mit aller Energie die Gesetze gegen diejenigen Personen zur Anwendung zu bringen, die sich 11“ der Gesetze gestellt haben oder sich außerhalb der selben stellen. Zum Schlusse wurde eine Resolution an⸗ genommen, welche das Centralcomité der liberalen Parteien auffordert, sich mit den Distrikten in unausgesetzte Beziehungel zu setzen, damit das Vorgehen Derer bekämpft werden könne, die durch ungesetzliche Mittel das Land und seine Existen gefährden.
Serbien. Belgrad, 26. September. (W. T. B.), I serbische Regierung hat auf die Anfrage der bul⸗
arischen Regierung: ob sie einen diplomatischen Vertreter Bulgariens acceptiren werde, geantworten daß sie in Gemäßheit der zwischen dem König und früheren Fürsten Alexander getroffenen Verabredungen bereit sei, einen bulgarischen Spezialabgesandten in empfangen, um mit demselben über die Grundlagen zu
v handeln, auf welche die Wiederaufnahme der diplomatische
Beziehungen zwischen beiden Ländern gestellt werden solle p Der frühere Kriegs⸗Minister, General Nikolies, ein 1 wandter des Königs, ist gestorben.
Amerika. Washington, 23. September. (Allg. Corr.) Das „Reuter'sche Bureau“ meldet: Zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten schweben Unterhandlungen über den Abschluß eines Handelsvertrages.
New⸗York, 23. September. (Allg. Corr.) Eine Depesche aus Mexiko meldet, daß der Kongreß eine Kommission eingesetzt hat, welche die Silberfrage studiren soll. Es wird hinzugefügt, daß das Repräsent haus die Regelung der englischen Schuld billigte. EE1“
Die „National⸗Zeitung“ bespricht in ihrem gestrigen Leitartikel die Entwickelung der liberalen Partei und sagt u. A.:
. Die Sezession des Jahres 1880 ist von Vielen als ein Ver⸗ brechen verurtheilt, von Anderen als ein Verdienst gefeiert worden; wir haben sie als eine beklagenswerthe Nothwendigkeit, doch eben als eine Nothwendigkeit aufgefaßt, weil wir den langen Zwist, der ihr in der nationalliberalen Fraktion Jahre hindurch vorausgegangen war, zu sehr in der Nähe gesehen hatten, als daß wir damals an die Mög⸗ lichkeit neuen vertrauensvollen Zusammenwirkens in einer Fraktion hätten glauben können. Aber in unseren Augen und nach den Er⸗ klärungen namhafter Urheber der Secession sollte diese keine Lossagung von den Grundsätzen eines gemäßigten, sachlich urtheilenden, die Be⸗ festigung des Reichs alle Zeit zuerst erstrebenden Liberalismus sein, wie er das Wesen der ungetheilten nationalliberalen Partei aus⸗ gemacht hatte. Sie sollte vielmehr auf diesem alten Boden Männern, welche durch manche Differenzen nun einmal an ungestörtem Zusammenwirken in einer Partei gehindert waren, die Möglichkeit geben, getrennt zu marschiren, aber in allen den Hauptfragen, in deren übereinstimmender Behandlung das Wefen ihrer früheren gemeinsamen Thätigkeit gelegen hatte, auch ferner ver⸗ eint zu schlagen. Sogar derjenige Politiker, welcher am meisten be⸗ rechtigt war, die Sezession wie eine gegen ihn gerichtete Feindseligkeit bitter zu empfinden, Hr. von Bennigsen hat Z. durch die im Reichstag abgegebene Erklärung, daß er nach wie vor die Herren Rickert und Genossen als politische Freunde betrachtete, die Bereitwilligkeit zu einer versöhnlichen Auffassung der äußeren Lostrennung jener Gruppe von der nationalliberalen Partei bekundet. Was uns betrifft, so bemühte die „National⸗Zeitung“ sich, während sie sich in jeder einzelnen Frage das selbständige Urtheil wahrte, einer fortschreitenden Verfeindung der Nationalliberalen und Sezessionisten entgegenzuwirken. So lange eine Möglichkeit dafür vorhanden schien, suchten wir sogar der Wiedervereinigung auf einem neuen erweiterten Boden vorzuarbeiten, auf dem auch Platz für die besonneneren Elemente der Fortschrittspartei gewesen wäre.
Da wurde im Dunkel des Geheimnisses die Fusion vereinbart. Die Trennung des linken vom rechten Flügel der Nationalliberalen war, bevor sie erfolgte, Jahr und Tag Gegenstand öffentlicher Er⸗ örterung gewesen; sie hatte sich schon dadurch als ein Ergebniß im Volksleben wirkender, vielleicht bedauerlicher, doch eben thatsächlich vorhandener Antriebe gekennzeichnet. Die Fusion dagegen war eine von wenigen Parlamentsmitgliedern mit der Gewalt, welche eine vollendete Thatsache ausübt, den Mitgliedern der sezessio⸗ nistschen und der fortschrittlichen Fraktionen und deren Wählern im Lande aufgezwungene Verschmelzung zweier Parteien, deren nachträgliche Befragung ungefähr den Werth eines napoleonischen Plebiszits hatte. Es ist seitdem
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authentisch bekannt geworden, daß der maßgebende Grund der Fusion Besorgnisse der leitenden Wahlagitatoren auf beiden Seiten betreffs der damals bevorstehenden Wahlen von 1884 waren; man hoffte, durch Vereinigung der Agitationsmittel mehr zu erreichen, als bei gesondertem Vorgehen der Sezessionisten und der Fortschrittspartei. Die Wahlen von 1884 bewiesen, daß auf solche äußerliche Er⸗ wägungen sich keine Parteibildung in der Nation mit Erfolg be⸗ gründen läßt; die fusionirten Fraktionen, welche mit hundert Man⸗ daten in den Wahlkampf gegangen waren, verloren darin den dritten Theil derselben.
Wir hatten sehr bald nach der Begründung der deutsch⸗freisinnigen Partei unsere Mißbilligung der Fusion ausgesprochen. Aber da an derselben eine Anzahl Politiker Theil genommen hatten, mit denen wir Jahrzehnte hindurch zusammengewirkt, so hielten wir uns ver⸗ pflichtet, vor einem endgültigen Urtheil über jene Parteibildung ihre Folgen abzuwarten. Es lag sehr nahe, vorauszusagen — wie es von anderer Seite auch sofort geschah — daß in der neuen Partei die thätigsten und rücksichtslosesten Elemente, d. h. die fortschrittlichen, die Uberhand erhalten und daß es daher sehr bald nur eine erweiterte Fortschrittspartei sein würde. Aber wir — und, wie wir glauben, zahlreiche Liberale im Lande — meinten es den ehemaligen Sezessionisten schuldig zu sein, abzuwarten, ob dieselben eine andere Entwickelung bewirken könnten. Wo ein Anlauf dazu bemerkbar war, so bei dem Widerruf der Verweigerung des Direktorpostens im Auswärtigen Amt, bei der Gewinnung deutsch⸗freisinniger Stimmen für die Dampfer⸗ subvention und für die Ermöglichung der kolonialpolitischen Versuche, da haben wir dieses Bestreben unterstützt. Seit dem Beginn dieses Jahres aber war von demselben nichts mehr zu bemerken; die deutsch⸗freisinnige Politik wurde fortschrittliche Politik im alten Sinne des Wortes, Herr Richter wurde der General⸗ gewaltige der Partei, der zuͤgleich durch sein neubegründetes Organ für eine Verrohung des politischen Streites sorgte, wie sie seit 1848 in Deutschland nicht erlebt worden. Die polnische Demonstra⸗ tion im Reichstage war der Wendepunkt; sie bewies, daß die ehemaligen Sezessionisten nicht mehr im Stande waren, der alten fortschrittlichen Taktik Widerstand zu leisten, die in der Verwandlung aller Politik in Agitation, in der unausgesetzten Erzeugung von Aufregung im Volke, in der Bereitung von Hindernissen für eine bekämpfte Regie⸗ rung selbst dann, wenn dadurch wichtige nationale Interessen Scha. den leiden, von jeher bestanden hat. Diese fortschrittliche Politik setzte sich im Abgeordnetenhause durch die Bekämpfung derselben posi⸗ tiven Maßregeln zur Förderung des Deutschthums in den Ostprovinzen fort, die man vorher verlangt hatte. Diese fortschrittliche Politik hat sich zuletzt selbst übertroffen, indem die bulgarische Frage zu einer inneren deutschen Angelegenheit erhoben, es für ein Kriterium des Liberalismus erklärt wurde, ob man sich an der Aufhetzung der Be⸗ völkerung gegen die auswärtige Aktion des Reichs betheiligt.
Fortschrittliche Politik dieser Art ist seit zwanzig Jahren von der „National⸗Zeitung“ bekämpft worden; wir weisen die Zumuthung kühl ab, sie jetzt zu unterstützen oder zu ihr zu schweigen. In einem Pro⸗ vinzialblatte lesen wir ein gegen uns gerichtetes, nebenbei falsches Citat aus „Wallenstein“, worin von „Flucht und Felonie⸗ die Rede ist; es entspricht nicht unseren Gewohnheiten, derartige Worte früheren Ge⸗ finnungsgenossen, wie es sehr nahe liegen würde, zurückzugeben; aber man täuscht sich außerordentlich, wenn man sich deshalb ein⸗ bildet, auf uns durch solche Redensarten irgend einen Eindruck zu machen. Wir vertreten wie immer den nationalen und gemäaßigten Liberalismus, der sich ebenso, wie für die Bewahrung der liberalen Grundlagen unseres Staatslebens auch für die Konsolidirung des Reichs verantwortlich fühlt. Die alte Fortschrittsvartei hat die gesammte Politik bekämpft, welche zur Begründung des Reichs führte; die neue Fortschrittspartei schlägt Bahnen ein, auf denen Alles wieder verloren gehen kann, was früber errungen worden, darunter auch speziell der Einfluß des Liberalismus auf unser öffentliches Leben. Denn niemals werden die Klassen des deutschen Volkes, welche seit der Begründung von Volksvertre⸗ tungen in Deutschland den gemäßigten Liberalismus ausmachen, sich einer Politik unterwerfen, die, durch Hrn. Richter repräsentirt, unsachlich und roh ist. Gelänge es den Herren Richter und Genossen, jede andere parlamentarische Vertretung des Liberalismus zu zerstören — wie es ihr jetzt offen eingestandenes, nächstes Ziel ist — so wäre es sehr bald um den Liberalismus überhaupt geschehen. Denn so weit sie selbst ihn vertreten, würden sie ihn ebenso von Neuem
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ruiniren, wie sie das schon wiederholt zu Stande gebracht; und diejenigen Liberalen, welche unter keinen Umständen Richter'sche Politik mitmachen wollen, würden sich entweder vom politischen Leben zurückziehen oder zu den Konservativen gehen. In erster Reihe zur Sicherung des Reichs gegen die leicht vorherzusehenden Gefahren der Zukunft, daneben aber zur Wahrung der dem Liberalismus nach seiner Vergangenheit gebührenden Stellung im deutschen öffentlichen Leben bedarf Deutschland wieder einer starken, nationalen, gemäßigt⸗ liberalen Partei.
SPve „Hamburgische Correspondent“ bemerkt hinsichtlich der Fachvereine:
Mancherlei Zeichen sprechen für die Annahme, daß die Sozialdemokraten mit der Errichtung von Fachvereinen in der Absicht vorgehen, sich unter dieser Form eine ihren sozialen und politischen Bestrebungen dienstbare Organisation zu schaffen. Daß sie Strikes öfter auch da, wo die wirthschaftliche Lage dazu einen ausreichenden Anlaß nicht darbietet, und 1 die Lohnbewegung keine Aussicht auf Erfolg bat, lediglich behufs Verhetzung der Arbeiter und Erhöhung der Empfänglichkeit derselben für die sozialdemokratische Agitation in Seene gesetzt haben, ist bei Besprechung der Puttkamer'⸗ schen Strike⸗Erlasse mehrfach hervorgehoben worden. Wo es also um den Mißbrauch der Institutionen der Fachvereine oder der Koalitions⸗ freiheit zur Förderung derjenigen Bestrebungen sich handelt, gegen welche das Sozialistengesetz gerichtet ist, entspricht die Anwendung des letzteren der Zweckbestimmung desselben, und ist durch die⸗ selbe sogar geboten. Denn es hieße nichts Anderes, als den mittelst des Ausnahmegesetzes zu bekämpfenden Umsturz⸗ bestrebungen Thür und Thor öffnen, wsllte man von der Anwendung des Gesetzes absehen, wenn jene Bestrebungen in die Formen der Fach⸗ vereinsbildung, der Organisation von Lohnkämpfen sich kleiden. Die Schuld dafür, daß Fachvereine und Strikebewegungen von der Schärfe des Sozialistengesetzes getroffen werden, fällt daher auf Die⸗ jenigen zurück, welche dieselben für die durch das Gesetz verpönten sozialdemokratischen Bestrebungen zu mißbrauchen beabsichtigen; die Staatsgewalt befindet sich lediglich im Stande der Nothwehr.
In dem Mißbrauch zu sozialdemokratischen Zwecken liegt aller⸗ dings die Gefährdung jener an sich berechtigten Einrichtungen und Bestrebungen selbst. Statt also die Regierungen zu bekämpfen, weil sie gegen diesen Mißbrauch von den ihnen gesetzlich übertragenen Vollmachten nothgedrungen Gebrauch machen, wäre es Sache wahrer Freunde einer gesunden Entwickelung des Fachvereinswesens und der Erhaltung der Koalitionsfreiheit, jenem Mißbrauch durch die Sozial⸗ demokratie entgegenzutreten. Dazu vermögen die Freisinnigen sich freilich nicht aufzuraffen; ob die Rücksicht auf die ihnen unentbehr⸗ lichen sozialdemokratischen Stimmen daran die Schuld trägt, mag dahingestellt bleiben.
Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 39. — Inhalt: Konsulatwesen: Entlassung; — Todesfall; — Exequatur⸗Ertheilung. — Finanzwesen: Nachweisung der Einnahmen des Reichs vom 1. April bis Ende August 1886. — Polizeiwesen: Ausweisung von Aus⸗ ländern aus dem Reichsgebiet.
Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 49. — Inhalt: Verfügungen: vom 21. September 1886. Zulässigkeit von Nach⸗ nahmebriefen, sowie von Einschreibpacketen und von dringenden Packeten im Verkehr mit Luxemburg; vom 22. September 1886. Post⸗Dampfschiffverbindungen Stettin —Kopenhagen und Stralsund — Malmö. 8
Justiz⸗Ministerial⸗Blatt. Nr. 35. — Inhalt: Erkenntnisse des Reichsgerichts vom 4. und 11. Januar 1886.
Archiv für Post und Telegraphie. Nr. 17. — Inhalt: Aktenstücke und Aufsätze: Universität und Post. — Emden und seine Telegraphenanstalten. (Schluß.) — Das sechzigjährige Doctor⸗Ju⸗ biläum Wilhelm Weber's. Kleine Mittheilungen: Optische Tele⸗ graphie in Algier. — Das Straßenwesen in Rußland. — Literatur des Verkehrswesens: Die „Geographische Universalbibliothek“ — eine von dem Geographischen Institut in Weimar herausgegebene Samm⸗ lung von je nach Bogenstärke zum Preise von 20 bis 60 ₰ Ein⸗ zelnen käuflichen Heftchen. — Zeitschriften⸗Ueberschau. 8
8— 8 8 885
—
Gewerbe und Handel.
Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen⸗ und Stablindustrieller belief sich die Roheisen⸗ produktion des Deutschen Reichs [(einschließlich Luxemburgs) im Monat August 1886 auf 264 902 t, darunter 140 373 t Puddel⸗ roheisen und Spiegeleisen, 25 780 t Bessemerroheisen, 65 350 t Thomasroheisen und 30 299 t Gießereiroheisen. Die Produktion im August 1855 betrug 308 956 t. Vom 1. Januar bis ult. August 1886 wurden produzirt 2 248 417 t gegen 2 497 079 t im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
— Der Verwaltungsrath der Deutschen Bank hat die Er⸗ richtung der mit dem 1. Oktober d. J, ins Leben tretenden Filiale Frankfurt a. M. vorgestern definitiv beschlossen. Zu Mitgliedern des Vorstandes wurden der bisherige Direktor der Danziger Privat⸗ Aktienbank, W. Seefried, und Dr. von Leyden aus Frankfurt a. M. (früher Mitglied der Direktion des Frankfurter Bankvereins) sowie sämmtliche Mitglieder der Berliner Direktion ernannt.
— Nach einer Bekanntmachung des Verwaltungsraths der Hessischen Ludwigs⸗Eisenbahn⸗Gesellschaft sollen dem⸗ nächst die den Aktien dieser Bahn beigegebenen Couponsbogen zur Vermeidung der bei Nebeneinanderbestehen von Abschlags⸗ und Rest⸗ dividende⸗Coupons sich ergebenden Anstände einberufen und dagegen neue ganzjährige Dividendescheine, beginnend mit Nr. 1 vom 15. Mai 1887, ausgegeben werden. Der Termin dieses Umtausches wird in kurzer Zeit bestimmt werden. 8
Dresden, 27. September. (W. T. B.) Die heutige General⸗ versammlung der Sächsischen Bank, in welcher durch 15 Aktionäre 1849 Aktien vertreten wurden, war nicht beschlußfähig. Es wird deshalb eine zweite Generalversammlung auf den 4. November ein⸗ berufen.
Leipzig, 25. September, Abends. (W. T. B.) Baumwoll⸗ garnbörse: Tendenz sehr fest, große Abschlüsse fanden in deutschen Baumwollgespinnsten zu theils höheren Preisen statt. Das Geschäft in englischen Gespinnsten wurde durch höhere Forderungen der Spinner gehemmt.
Charleroi, 25. September. (W. T. B.) In drei Gruben des hiesigen Kohlenbeckens ist eine theilweise Arbeitseinstel⸗ lung erfolgt. Die strikenden Arbeiter verlangen ein Lohnminimum von 4 ½ Fr. täglich. Ruhestörungen sind nicht vorgekommen.
London, 27. September, Vormittags. (W. T. B.) Die Getreidezufuhren betrugen in der Woche vom 18. bis 24. September: Englischer Weizen 4327, fremder 31 239, englische Gerste 1232, fremde 9474, englische Malzgerste 19 915, fremde —, englischer Hafer 2186, fremder 196 858 Qrts. Englisches Mehl 19, 164, fremdes 8219 Sack und 13 Faß.
Glasgow, 25. September. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 822 460 Tons gegen 624 871 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 77 gegen 90 im vorigen Jahre.
St. Petersburg, 27. September. (W. T. B.) Die Reichs⸗ Einnahmen betrugen bis 1. Juli d. J. 290 100,000 Rbl., gegen 308 900 000 Rbl. in dem gleichen Zeitraum des vorigen Jahres; die Reichs⸗Ausgaben 361 700 000 Rbl., gegen 338 400 000 Rbl. in dem gleichen Zeitraum des vorigen Jahres.
New⸗York, 25. September. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 7 512 259 Doll., davon 2 340 578 Doll. für Stoffe. Der Werth der Ein⸗ fuhr in der Vorwoche betrug 9 285 449 Doll., davon 2 781 430 Doll. für Stoffe. 8
Submissionen im Auslande.
1 I. Egypten. 1 21. Oktober. Kairo. Kriegs⸗Ministerium. Lieferung von Bohnen und Seife für Armeezwecke. II. Oesterreich. 7. Oktober, Mittags. Direktion der Mährisch⸗Schlesischen Cen⸗ tralbahn. Wien. 4400 Meter⸗Centner Flußstahlschienen à 35,4 und 31,6 kg per lfd. Meter und 81 Meter⸗Centner appretirter Block⸗
zungen für Weichen.
III. Spanien.
1) 5. Oktober. Madrid. General⸗Direktion der Staats⸗
opole. 500 Ries weißes Papier ohne Ende für Wechselblanketts, 300 desgl. für kaufmännische Zahlungsverpflichtungen. Voranschlag 11,20 Pes. für das Ries. Kaution: 560 Pes.
2) 16. Oktober, 1 Uhr. Madrid. Stempelfabrik. 50 Ries blaßgelber Karton für Postkarten.
Näheres an Ort und Stelle.
Verkehrs⸗Anstalten.
Hamburg, 26. September. (W. T. B.) Der Postdampfer Allemania“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗
ktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern in
t. Thomas eingetroffen; der Postdampfer „Rhaetia“ der⸗ selben Gesellschaft hat, von New⸗York kommend, heute Lizard passirt. 3
Berlin, 27. September 1886.
Das 50 jährige Dienstjubilä um, welches der Präsident der Reichsbank, Wirkliche Geheime Rath von Dechend, heute feiert, brachte dem Jubilar zahlreiche Beweise ehrendster An⸗ erkennung. Se. Majestät der Kaiser übersandten dem Jubilar folgendes Schreiben:
„Es ist Mir angezeigt worden, daß Sie morgen die Feier Ihres 50jährigen Dienstjubiläums begehen werden. Ihnen zu diesem freu⸗ digen Tage Meine aufrichtigen Glückwünsche auszusprechen, ist Mir ein Bedürfniß des Herzens. In der langen Reihe von Jahren haben Sie ununterbrochen Ihre Dienste dem preußischen Staate, und nun schon länger als ein Jahrzehnt hindurch dem Deutschen Reiche mit gewissen⸗ hafter Pflichttreue gewidmet. Seit bald 22 Jahren an der Spitze der Reichsbankverwaltung, ist es Ihnen, Dank Ihrer Umsicht und Thatkraft, in dieser wichtigen und hervorragenden Stellung gelungen, vorzugsweise im Interesse von Handel und Industrie mit reichem Segen zu wirken. Ich benutze daher gern den gegenwärtigen Anlaß, um Ihnen von Neuem für Ihre ersprießliche Thätigkeit Meine Anerkennung auszu⸗ drücken. Als ein äußeres Zeichen derselben mögen Sie es betrachten, wenn Ich Ihnen Meinen Rothen Adler⸗Orden 1. Klasse mit Eichen⸗ laub mit dem Emaillebande des Kronen⸗Ordens verleihe. Diese Dekoration lasse Ich Ihnen hiermit zugehen.
Baden⸗Baden, den 26. September 188. Wilhelm.
Von Ihrer Majestät der Kaiserin ist folgendes Schreiben ekngegangen: 1
„Mit wahrhafter Theilnahme für die ehrenvolle Feier, die Sie begehen, sende Ich Ihnen Meine aufrichtigen Glückwünsche zu der⸗ selben und hoffe, daß es Ihnen vergönnt sein möge, dem Kaiser und dem Vaterlande noch lange Ihre bewährten Dienste zu widmen, im Be⸗ wußtsein einer allgemeinen Anerkennung, die auch Ich in jeder Hin⸗ sicht für Sie empfinde und Mich freue, Ihnen bei diesem Anlaß aussprechen zu können.
Baden⸗Baden, den 21. September 1886.
Angusta.“
Bereits am frühen Morgen wurde der Jubilar durch ein Ständchen überrascht, welches ihm die Kapelle des Kaiser Franz Garde⸗Grenadier⸗Regiments, dem der Schwiegersohn, Lieutenant von Kathen, angehört, darbrachte. Nachdem die Familie den Jubilar beglückwünscht hatte, überbrachte zunächst das Centralbureau als Ehrengabe ein Album mit Abbil⸗ dungen der Reichsbank. Alsdann erschienen, geführt von den Vorstehern der Bureaux und Comptoirs, Deputationen der Beamten der Reichs⸗Hauptbank, um den Glückwünschen der⸗ selben Ausdruck zu geben. Inzwischen hatten sich in dem mit Blumen und Topfgewächsen geschmückten großen Sitzungssaale der Staats⸗Minister von Boetticher, die Mitglieder des Reichsbank⸗ Direktoriums und etwa 50 auswärtige Bank⸗Direktoren ver⸗ sammelt. Nachdem der Jubilar mit seiner Nagehe im Saale erschienen war, nahm das älteste Mitglied des Direktoriums, Geheimer Ober⸗Finanz⸗Rath Böse, das Wort, um die dem Jubilar gewidmete Adresse zu verlesen.
Dieselbe war von sämmtlichen Beamten unterzeichnet und enthielt außerdem die Abbildungen aller Reichsbankgebäude. Das Titelblatt, von Döpler dem Jüngeren gemalt, zeigt in allegorischen Figuren den Handel und die Industrie. Das von der Reichsdruckerei auf Pergament gedruckte Kunst werk liegt in einer braunen Ledermappe, welche mit Renaissancebeschlägen und Edelsteinen geschmückt und der das von Dechend'sche Wappen aufgedrückt ist. Die als Tafel aufsatz und zugleich als Zimmerschmuck gedachte silberne Ehren⸗ gabe der Beamten zeigt das Reiterstandbild Sr. Majestät des Kaisers auf einem ovalen Postament, zu dessen beiden Seiten auf konsolartigen Seitenpostamenten zwei weibliche Figuren, Handel und Industrie allegorisch darstellend, lagern. Am Hauptkörper des Postaments sind die Ansichten des alten und des neuen Bankgebäudes, sowie des preußischen und des Reichsadlers en relief ausgeführt. Das Abschluß gesims des Postaments zeigt in farbiger Emaille die Wappen Preußens, Bayerns, Sachsens und Württembergs und außerdem zwei Schilder mit den Daten: „27. September 1836“, „27. September 1886“. Die Langseiten des reich ornamentir ten Plateaus schmückt vorn das von Putten gehaltene Wid⸗ mungsschild, welches als Bekrönung die Porträtbüste König Friedrichs II. trägt, die entgegengesetzte Seite ein ebensolches Schild mit dem von Dechend'schen Wappen und der Büste König Friedrich Wilhelms 1V. als Bekrönung. Der silberne Aufsatz erhebt sich auf einem reichgeschnitzten Tisch von Ebenholz, dessen Formen sich denen des Aufsatzes harmonisch anschließen. Der Entwurf ist vom Baumeister H. Stöckhardt, die Reiterfigur von Prof. Calandrelli, der weitere Figuren⸗ schmuck und das Ornament von W. Uhlmann und Quehl, die Ausführung in Silber von den Hof⸗Goldschmieden Sr. Majestät des Kaisers, D. Vollgold und Sohn.
Nachdem die Hülle von der Ehrengabe gefallen war, nahm der Jubilar zum Dank das Wort. Im Namen der Beamten erwiderte der Geheime Ober⸗Finanz⸗Rath Dr. Koch, der demnächst eine Anzahl eingegangener Adressen von Be⸗ zirksausschüssen, Handelskammern u. dgl. überreichte. Als⸗
dann erschien eine Deputation des Central⸗Ausschusses der