1 I1.“ 8 8 8
Lt. vom 3. Garde⸗Regt. z. F., v. Kuszkowski II., Sec. Lt. vom 3. Garde⸗Gren. Regt., Schiel. Sec. Lt. vom Gren. Regt. Nr. 3, v. Braunschweig, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 130, Schreiber, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 30, zur Dienstleistung bei dem Eisen⸗ bahn⸗Regt. kommandirt.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Baden⸗ Baden, 28. September. v. Gerhardt, Hauptmann a. D., zuletzt
Comp. Chef im Inf. Regt. Nr. 22, der Charakter als Major ver⸗
liehen. XII. (Königlich Sächsisches) Armee⸗Corps. Ernennungen, Beförderungen, Im Sanitäts⸗Corps. 27. September. Dr. Käppler, Stabs⸗ und Bats. Arzt im Inf. Regt. Nr. 102, zum Ober⸗Stabs⸗ arzt 2. Kl. und Regts. Arzt des Hus. Regts. Nr 19 befördert. Dr. Haase, Stabs⸗ und Bats. Arzt im Inf. Regt. Nr. 103, in gleicher Eigenschaft zum Infant. Regt. Nr. 107 versetzt. Dr. Rabenhorst, Stabsarzt à la suite des Sanitäts⸗Corps, bisher beim medizinisch⸗ chirurg. Friedrich⸗Wilhelms⸗Institut in Berlin, vom 1. Oktober cr. ab als Bats. Arzt bei dem Inf. Regt. Nr. 102 wiedereinrangirt. Dr. Krebs, Stabs⸗ und Abtheil. Arzt im Feld⸗Art. Regt. Nr. 12, vom 1. Oktober er. ab behufs Verwendung bei dem medizinisch⸗ chirurg. Friedrich⸗Wilhelms⸗Institut in Berlin, à la suite des Sanitäts⸗Corps gestellt. Dr. Paak, Assist. Arzt 1. Kl. im Inf. Regt. Nr. 133, unter Enthebung von dem Kommando zum Kaiser⸗ lichen Gesundheitsamt in Berlin, zum Stabs⸗ und Bats. Arzt im Inf. Regt. Nr. 103, Dr. Fröhlich, Assist. Arzt 1. Kl. im Karab. Regt., zum Stabs⸗ und Abtheil. Arzt im Feld⸗Art. Regt. Nr. 12, befördert. Creuzinger, Assist. Arzt 1. Kl. im Inf. Regt. Nr. 102, zum Karab. Regt., Dr. Trautschold, Assist. Arzt 1. Kl. im Feld⸗ Art. Regt. Nr. 28, zum Inf. Regt. Nr. 102, Dr. Kampf, Assist. Arzt 1. Kl. im Inf. Regt. Nr. 107, zum Feld⸗Art. Regt. Nr. 28, Dr. Meyer, Assist. Arzt 1. Kl. im Fuß⸗Art. Regt. Nr. 12, zum Inf. Regt. Nr. 102, versetzt. Dr. Päßler, Dr. Radestock, Assist. Aerzte 2. Kl. im Inf. Regt. Nr. 104, ersterer unter gleichzeitiger Vers. zu den Sanitätsoffizn. der Res., zu Assist. Aerzten 1. Kl. befördert. Dr. Trenkler, Assist. Arzt 2. Kl. im Inf. Regt. Nr. 133, zum Fuß⸗ Art. Regt. Nr. 12, Dr. Berckholtz, Assist. Arzt 2. Kl. im Garde⸗ Reiter⸗Regt., unter gleichzeitiger Kommandirung zum Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin, zum Inf. Regt. Nr. 133, versetzt. Dr. Huck, Assist. Arzt 1. Kl. der Res. des 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 102, Dr. Römer, Assist. Arzt 1. Kl. der Res. des 1. Bats Landw. Regts. Nr. 104, Dr. Grüne, Assist. Arzt 1. Kl. der Res. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 106, Dr. Gast, Dr. Findeisen, Assist. Aerzte 1. Kl. der Res. des Res. Landw. Bats. Nr. 108, zu Stabsärzten der Res., Dr. Schimanski, Assist. Arzt 1. Kl. der Landw. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 103, Dr. Ludwig, Assist. Arzt 1. Kl. der Landw. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 106, zu Stabsärzten der Landw., Dr. Jäger, Assist. Arzt 2. Kl. der Res. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 102, Dr. Götze, Assist. Arzt 2. Kl. der Reserve des 2. Bats⸗ Landw. Regts. Nr. 102, Dr. Gleich, Assist. Arzt 2. Kl. der Reserve des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 103, Gießen, Assist. Arzt 2. Kl. der Res. des 2 Bats. Landw Regts. Nr. 105, Dr. Küster, Dr. Zenker, Dr. Schmidt, Dr. Schmiedt, Dr. Fritzsche, Dr. Thümmler, Dr. Lewin, Assist. Aerzte 2. Kl. der Reserve des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 106, Dr. Golebiewski, Dr. Hempel, Stübing, Dr. Schwendler, Dr. Büttner⸗Wobst, Assistenz⸗ Aerzte 2. Kl. der Res. des Res. Landw. Bats. Nr. 108, zu Assistenz⸗Aerzten 1. Kl. der Res. befördert. Dr. Troitzsch, Stabsarzt der Landwehr des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 106, Dr. Beenen, Assistenz⸗Arzt 1. Kl. der Landw. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 103, der erbetene
Deutsches Reich.
Prenßen. Berlin, 6. Oktober. Se. Majestät der Kaiser und König machten, wie „W. T. B.“ aus Baden⸗ Baden meldet, im Laufe des gestrigen Nachmittags eine Spazierfahrt nach Lichtenthal.
16
— Ihre Majestät die Kaiserin und Königin hat der hiesigen Stadtverordneten⸗Versammlung auf das an Allerhöchstdieselbe gerichtete Geburtstags⸗Glückwunsch⸗ schreiben folgende Antwort zugehen lassen:
„Das Glückwunschschreiben der Stadtverordneten erwidere Ich mit herzlichem Dank durch die Versicherung Meiner besonderen An⸗ erkennung der zahlreichen Kundgebungen fürsorgender Thätigkeit, welche dem umfangreichen und stets wachsenden Gemeinwesen der Stadt Berlin zu Theil werden. Auf diesem Gebiete Meine Theilnahme beweisen zu können, wird Mir auch in der Zukunft immer ein wahres Bedürfniß sein, und Ich hoffe mit Gottes Hülfe in weiteren gesegneten Friedensjahren der städtischen Verwaltung wie der Bürgerschaft für die würdige Vertretung ihrer gemeinsamen wichtigen Aufgaben und für ihren hülfreichen Sinn, wie bisher, stets danken zu können.
Baden⸗Baden, 2. Oktober 1886.
Augusta.“
— Auf Ansuchen der Königlich bayerischen Gesandtschaft “ in Bayern erlassene Bekanntmachung mit⸗ getheilt:
„Nachdem Se. Königliche Hoheit Prinz Luit⸗ pold, des Königreichs Bayern Verweser, mit Einsendungen von Erzeugnissen der Wissenschaft, Kunst und Literatur oder des Gewerbefleißes überfluthet werden, wird hiermit auf die längst bestehenden Bestimmungen ausmerksam gemacht, wonach solche Einsendungen ohne vorher hierzu eingeholte Aller⸗ höchste Bewilligung nicht stattfinden dürfen, widrigenfalls die⸗ selben Nichtberücksichtigung zu gewärtigen haben.“
— Der General⸗Lieutenant von Grolman, Direktor des Departements für das Invalidenwesen im Kriegs⸗ Ministerium, ist von Urlaub aus Neisse zurückgekehrt.
— S. M. Kreuzer⸗Korvette „Luise“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Junge, ist mit dem Ablösungs⸗Kommando für S. M. Kreuzer „Habicht“ und S. M. Kanonenboot „Cyclop“ am 5. Oktober d. J. in Plymouth eingetroffen.
Württemberg. Stuttgart, 6. Oktober. (W. T. B.) Der „Staats⸗Anzeiger für Württemberg“ meldet: Mit Zustimmung des Königs wurde auf Antrag des Bischofs von Rottenburg der Domkapitular Reiser vom Papst zum Coadjutor cum jure successionis und zugleich zum Titularbischof von Enos in Thrazien ernannt.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 5. Oktober. (W. T. B.) Im Abgeordnetenhause brachte der Abg. Ruf (Deutsch— hesterreicher) einen Gesetzentwurf ein, betreffend die Er⸗
Versetzungen ꝛc.
geordnetenmandate erhalten sollen. Ausgenommen Dalmatien, soll in jedem Handelskammerbezirk eine Arbeiterkammer mit analogen Funktionen, wie solche die Handelskammern haben, errichtet werden.
6. Oktober. (W. T. B.) Der König von Sachsen und der Großherzog Ferdinand von Toskana sind heute früh hier eingetroffen und auf dem Bahnhof von dem Kaiser, dem deutschen Botschafter und dem sächsischen Ge⸗ sandten empfangen worden. Nach dem Diner werden sich die Maäjestäten zunächst nach Mürzsteg begeben und morgen dem Beginn der Jagd beiwohnen.
Ein gestern unter dem Vorsitz des Kaisers statt⸗ gehabter Ministerrath stellte endgültig das gemeinsame Budget fest und beraumte die Einberufung der Dele⸗ gationen auf den 4. November c. an. 1
Pest, 4. Oktober. (Wiener Abendpost.) Die liberale Partei des Reichstages acceptirte in ihrer gestrigen Kon⸗ ferenz den Gesetzentwurf über die Unzulässigkeit der Pfändbarkeit des Betriebsmaterials auslän⸗ discher Bahnen im Allgemeinen sowie im Speziellen. Hierauf wurden die Mitglieder für den volkswirthschaftlichen Ausschuß kandidirt.
Großbritannien und Irland. London, 4. Oktober. (A. C.) Die „Times“ meint anläßlich der Rede Lord Randolph Churchill's in Dartford, daß sie die Partei⸗ gänger der Opposition enttäuscht habe, die begierig auf irgend einen indiskreten Ausfall oder nicht zeitgemäßen Sarkasmus warteten. Es sei befriedigend, zu finden, daß Lord Randolph's eminente Fähigkeit in politischen Angelegenheiten jetzt ohne Flatterhaftigkeit und Sorglosigkeit entfaltet würde. — Der „Standard“ hält dafür, daß die Rede viel dazu bei⸗ tragen werde, seine Stellung als eines der Führer der konser⸗ vativen Partei zu befestigen. Sie sei gemäßigt im Tone, vernünftig und in gute Worte gekleidet gewesen. — Der ‚Daily Telegraph“ bezeichnet die Rede als eine äußerst fähige und merkwürdige. Se. Lordschaft habe ein Programm der Gesetz⸗ gebung niedergelegt, welches vielseitig und voluminös genug sei, um selbst die eifrigsten Reformfreunde zu befriedigen. Wenn die Regierung am Ende der nächsten Session nur die Hälfte davon erfüllt sehe, dürfe sie sich glücklicher als ihre Voraängerin schätzen. — Die „Morning Post“ sagt: „Lord Randolph Churchill's Rede wird dem Lande Befriedigung ge⸗ währen und die Bande kräftigen, welche die Unionisten zusammenhalten, während sie im Auslande zu einem klareren Verständniß unserer Stellung beitragen wird. Die Thätigkeit und Energie von Lord Ran⸗ dolph's Kopf treten in jedem Worte zu Tage. Er be⸗ spricht den Frieden, Einschränkungen und Reformen als praktische Gegenstände, legt eine Politik nieder, welche den ersteren sichern dürfte, und tritt mit massenhaften und kühnen Maßregeln hervor, um letztere zu bewerkstelligen.“ — Die liberale „‚Daily News“ bemerkt in ihrer Besprechung der Rede Lord Randolph Churchill's: Unsere eigene Stellung muß ebenso sehr definirt werden, als die der anderen Mächte, und man kann vielleicht in Lord Randolph Churchill's Rede einen solchen Versuch finden.“ Das entscheidende Wort müsse jetzt von Berlin kommen.
Der König der Belgier ist, von Ostende kommend, in dem Seebadeort Eastbourne eingetroffen, wo derselbe einige Zeit zu verweilen gedenkt.
Aus Birma wird gemeldet:
Rangun, 2. Oktober. Ein zweites, aus 120 Süd⸗Wales⸗ Grenzern bestehendes Hülfs⸗Expeditionscorps wurde von Taingdah abgesandt. Dasselbe traf in Thabyabin am 28. v. M. ein. Unterwegs traf es auf wenig Widerstand. Die meisten Sol⸗ daten der Garnison Thabyabin sind krank. 19 Soldaten, darunter 2 Sepoys, sind am Fieber gestorben. Von Oberst⸗Lieutenant Winslow's Abtheilung sind keine Nachrichten eingetroffen.
Frankreich. Paris, 5. Oktober. (W. T. B.) Heute Vor⸗ mittag fanden in Vierzon anläßlich der Wiedereröffnung der Werkstätten der französischen Gesellschaft Kuhestörungen statt. Die Menge versuchte die Wiederaufnahme der Arbeit zu hindern. Die Gendarmerie mußte einschreiten und nahm mehrere Verhaftungen vor. Unter den Verhafteten befand sich der Generalrath Baudin, der Führer der Kundgebung. Die Ruhestörer versuchten Baudin zu befreien, jedoch ohne Erfolg.
— 6. Oktober. (W. T. B.) Die Regierung hat die Internirung des Herzogs von Sevilla in einem Departement nördlich von der Loire angeordnet.
Die gestrige Aufführung des Dramas „Juarez“, welches den mexikanischen Krieg behandelt, im Theater „Chaäteau d'eau“, rief einen großen Lärm hervor. Die Blätter bedauern, daß die Aufführung gestattet wurde.
— (Köln. Ztg.) Der am 3. d. M., Morgens, in Mar⸗ seille eingetroffene Postdampfer hat den vielgenannten anamitischen Staatsschatz an Bord, welchen die franzö⸗ sischen Soldaten im vorigen Jahre in Hué erbeuteten. Der⸗ selbe besteht aus 14 Kisten mit Geldmünzen sowie 192 Kisten mit Silberbarren und hat einen Gesammtwerth von neun Millionen Franken. —
Spanien. Madrid, 5. Oktober. (W. T. B.) Die zum Tode verurtheilten Aufständischen sind begnadigt worden. Die Begnadigung erfolgte auf den Wunsch der Regentin durch den Ministerrath.
Italien. Rom, 6. Oktober. (W. T. B.) Der neu ernannte Bischof von Antivari, Sundecich, ist hier eingetroffen, um die Ratifikationen der zwischen dem Vatikan und Montenegroabgeschlossenen Vereinbarung auszuwechseln.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 6. Oktober. (W. T. B.) General von Werder war am Montag zum Abschiedsdiner bei dem Kaiser und der Kaiserin nach Peterhof geladen. Der Kaiser verlieh dem General eine mit seinem Bildniß und demjenigen Alexander's II. geschmückte
Tabatière in Brillanten.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 1. Oktober. (Köln. Ztg.) Der König hat sich heute mit dem Prinzen Oskar nach Christiania begeben und wird sich dort acht Tage aufhalten.
Die Ergänzungswahlen zur Ersten Kammer des schwedischen Reichstages sind erfolgt: 10 Schutz⸗ zöllner, 3 Freihändler und 4 Neue, deren Ansichten noch nicht bekannt sind; es treten aus 8 Schutzzöllner und 9 Freihändler. Im letzten Reichstage hatte der Freihandel in der Ersten Kammer noch eine Mehrheit von 18 Stimmen.
Dänemark. Kopenhagen, 5. Oktober. (W. T. B.)
richtung von 26 Arbeiterkammern, welche neue Ab⸗
Die dem Folkething gemachte Budgetvorlage für
8 8 1887/88 beziffert die Einnahme auf 53 391 000, 2 Millionen weniger als in diesem Jahre, da die Steuern und die Brannt⸗ weinabgaben auf 1 400 000 und der Ueberschuß der Staats⸗ bahnen auf 100 000 weniger veranschlagt sind. Die Ausgaben belaufen sich auf 62 ½ Millionen; das Defizit von 8 ½ Mil⸗ lionen soll aus dem Kassenbestand gedeckt werden.
Morgen sollen von dem Finanz⸗Minister im Folke⸗ thing Vorlagen eingebracht werden, welche betreffen: die Erhebung eines Einfuhrzolls von einer Krone für den Centner unvermahlenen Mais und von zwei Kronen für ver⸗ mahlenen Mais, ferner die zollfreie Einfuhr von Stein⸗ kohlen sowie die Aufhebung von Schiffahrtsabgaben für ausgehende Schiffe. Außerdem soll ein Gesetzentwurf vor⸗ gelegt werden, betreffend die Errichtung einer allgemei⸗ nen Hypothekenbank für Dänemark. Die Bank soll den Zweck haben, Grundbesitzern auf dem Lande und in Städten durch Vermittelung von Kreditvereinen und ähnlichen Institutionen nach schwedischem System Anleihen zu gewähren. Die Bank soll die erforderlichen Mittel durch Anleihen im In⸗ und Auslande beschaffen und zwar durch verzinsbare, amor⸗ tisable, stempelfreie, auf den Inhaber lautende Obligationen. Der König ernennt den Vorstand der Bank und setzt die Statuten der Bank fest.
Zeitungsstimmen.
Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ meldet:; In München hielt am Sonntag der Landesausschuß der national⸗ liberalen Partei eine Sitzung, die sich mit inneren Partei⸗Angelegen⸗ heiten befaßte. Am Abend vorher begrüßten die Münchener Partei⸗ genossen die auswärtigen Mitglieder des Ausschusses im großen Saale des Kunstgewerbe⸗Museums. Dr. von Schauß, Prof. Marquardsen, Henle und Kreß hielten Ansprachen und Dr. Armand Buhl brachte einen begeistert aufgenommenen Trinkspruch auf den Reichskanzler aus, welchem folgendes Begrüßungstelegramm gesandt wurde:
„Die in München versammelten Nationalliberalen bringen in dankbarer Erinnerung der Wiederaufrichtung des Reichs dem verdienst⸗ vollen Begründer ein donnerndes Hoch.“
Dasselbe Blatt schreibt:
Bekanntlich besteht das Steuer⸗Ideal unserer demokratischen Finanzkünstler in der Einführung einer einzigen direkten, auf das Einkommen gelegten Besteuerung, die eventuell einen mit dem Ein⸗ kommen progressiven Prozentsatz des Einkommens betragen soll. Dem gegenüber ist von Interesse, wie sich Leroy⸗Beaulieu im „Journal des Débats“ zu dem Projekt, in Frankreich die Einkommen⸗ steuer einzuführen, ausspricht:
„In einem mäßig besteuerten Lande, wo das Vermögen bisher den Schätzungen des Fiskus sich entziehen konnte, sei die Einkommen⸗ steuer an und für sich nicht zu verwerfen. Damit diese Steuer aber gleichzeitig ergiebig und erträglich sei, müsse das Vermögen in den höheren und mittleren Klassen konzentrirt sein, wie in England, oder es müsse, wie in Preußen und in mehreren deutschen Staaten, eine fest⸗ gefugte Centralmacht, eine über den Parteien und über Parteigehässig⸗ keiten stehende Regierung, eine unabhängige, wachsame, angesehene Verwaltung, eine gefügige, disziplinirte, die Einmischung der Verwal⸗ tung ruhig ertragende Bevölkerung vorhanden sein. Wo diese Vor⸗ bedingungen fehlten, werde die Einkommensteuer lästig, und sie bringe doch nichts ein, und namentlich sei sie so verwerflich wie möglich dort, wo die haßerfüllte, uneinige Demokratie ihr Wesen treibe.“
Man sieht, nach Leroy⸗Beaulieu stimmt das Steuer⸗Ideal der Demokratie recht schlecht zu den sonstigen Idealen derselben.
— Die „National⸗Zeitung“ ist wegen ihrer von uns in den Hauptpunkten in Nr. 227 an dieser Stelle mit⸗ getheilten Kritik der deutschfreisinnigen Partei u. A. auch von der „Danziger Zeitung“ angegriffen worden. Hierauf ant⸗ wortet die „National⸗Zeitung“:
„Das reaktionäre System, so versichert der Verfasser seinen hoffentlich nicht allzu nervenschwachen und schreckhaften Lesern, greife immer drohender um sich, und wer nicht zur deutschfreisinnigen Fahne halte, der verlasse den Liberalismus treulos in der „Stunde schwerster Bedrängniß“. Wir glaubten einen Augenblick, den Schluß einer jenen gedankenlosen Parlamentsreden zu lesen, welche regel⸗ mäßig in eine derartige Phrase auslaufen. Es ist wahr, Hr. von Puttkamer ist preußischer Minister des Innern, und wie wir über sein Verwaltungssystem denken, brauchen wir kaum zu wiederholen Es ist wahr, Hr. von Goßler ist Kultus⸗ und Unterrichts⸗Minister, und er bietet, so anerkennenswerthe Seiten seine Amtsführung auch hat, nicht diejenige Gewähr gegen die Zulassung ungerechtfertigten kirchlichen Einflusses auf die staatlichen Dinge, namentlich auf die Schule, welche auch der gemäßigteste Liberalismus fordern muß. Aber ach! wie zufrieden wären die Generationen, welche wirklich zur Zeit „schwerster Bedrängniß des Liberalismus“ lebten, gewesen, wenn sie es nur mit den Herren von Puttkamer und von Goßler zu thun gehabt hätten! Wüßte man nicht, daß Sätze, wie der citirte, sich lediglich durch die Gewohnheit des Hantirens mit Phrasen erklären, so müßte man ihn für eine Verhöhnung der Männer erklären, welche wirklich in Zeiten schwerster Bedrängniß des Liberalismus für diesen einzutreten hatten. Der Liberalismus leidet heute nicht, wie zu jenen Zeiten, unter einer Unterdrückung, sondern er leidet unter seiner eigenen Schwäche; und diese beruht großentheils darauf, daß die „entschiedenen“, die „wirklichen“, die „echten“ Liberalen — oder wie die ven der alten Fortschrittspartei übernommenen Selbstbelobigungen der neuen Fortschrittspartei sonst noch lauten mögen — die Bevölkerung durch keinerlei positive Gedanken zu gewinnen vermögen, lediglich von einer negativen Polemik leben, die selbst die getreuesten Anhänger nur noch gewohn⸗ heitsmäßig und ohne inneren Antheil mitmachen.“
Gegen die „Neue Preußische Zeitung“ bemerkt die „National⸗Zeitung“ in Betreff der Feststellung der Friedensstärke des Heeres:
Damit die „Neue Preußische Zeitung“ sich nicht noch länger der Täuschung hingebe, daß die in Rede stehende Frage uns in Verlegen⸗ heit setze, wollen wir ihr bemerken, daß die „National⸗Zeitung“ das letzte Mal, als die Regierung einen Vorschlag, wie den jetzt angeblich beabsichtigten, machte, nämlich im Jahre 1874, in zahlreichen Artikeln für denselben eingetreten ist und, als schließlich das Kompromiß wegen, des Septennates geschlossen wurde, dasselbe nur als ein Aus⸗ kunftsmittel zur Gewinnung der Stimmen einer Anzahl Nationalliberaler vom damaligen linken Flügel betrachtet hat. Wir denken heute über die prinzipielle Zulässigkeit einer Feststellung der Friedensstärke bis zu gesetzlicher Abänderung um so weniger anders, als 1874, da die Erfahrung seitdem die Grundlosigkeit der Ansicht, periodische Feststellung werde eine baldige Herabsetzung der Heeres⸗ stärke ermöglichen, erwiesen hat: die letztere ist 1880 erhöht worden und wird wahrscheinlich 1887 abermals gesteigert werden. ...
— Von befreundeter Seite wird der „Kölnischen Zei⸗ tung“ geschrieben:
Selten dürfte einer Truppe in Friedenszeit eine Aufnahme zu Theil geworden sein, wie das achte Kürassier⸗Regiment sie auf der Rückkehr von den großen Herbstübungen des XV. Armee⸗Corps in der bayerischen Rheinpfalz erfahren hat. Sein Marsch durch dieses gesegnete Land gestaltete sich zu einem wahren Festzuge. Auf den Anmarschstraßen drängte sich eine bunte, von nah und fern herbeigeströmte, freundlich grüßende Menge, die Jugend empfing vor den Schulen die Reiter mit hellem Jubel und Hurrahrufen und gab ihnen von Ort zu Ort das Geleite, in Städten und Marktflecken wurden Liebesgaben aller Art beim Durchmarsch an die Mannschaft vertheilt, aus den Weinbergen
Trauben herzugetragen und den Offizieren nicht selten von zarten änden Rosen dargereicht. Die Gastfreiheit der Bevölkerung schien bee⸗ Grenzen zu kennen, in den “ wurde der Soldat empfan⸗ en, wie ein aus fernen Landen heimgekehrter lieber Freund, ja, es ehlte nicht an Häusern, die zu Ehren ihrer Gäste die Fahne auf⸗ gezogen und die Treppe von Kinderhänden mit einem „Willkommen“ festlich geschmückt hatten. Unzufrieden war nur der, welcher keine Ein⸗ quartierung eryielt. Konnte die Truppe, welche in langen Reihen die
ferde der bereits entlassenen Reserven mitführte, die Schaulust der vielhundertköpfigen Menge beim Einrücken in das Quartier nur wenig befriedigen, so entschädigten dafür Concerte des Trompeter⸗ Corps und gaben Veranlassung zu lauten patriotischen Kundgebungen. Es ist die ausgezeichnete Aufnahme überhaupt von dem Gesichtspunkt aus zu betrachten, daß eine echt deutsche Bevölkerung die Gelegenheit ergriff, ihren nationalen Sinn und ihre Liebe zu Kaiser und Reich in herzlichster Form zu bethätigen. Möge derselbe Geist alle Gauen des Vaterlandes durchwehen, dann steht es gut um Deutschland! Wie viele Flaschen guten Pfälzerweins die Reiter vom grünen Rhein leer hinter sich gelassen, wird keine Chronik melden; der Segenswunsch aber, mit dem sie geleert wurden, bleibt bestehen: „Fröhlich Pfalz, Gott erhalt's!“
Statistische Nachrichten.
Aus einer im Augustheft der vom Kaiserlichen Statistischen Amt herausgegebenen Monatshefte enthaltenen Uebersicht über die Schulbildung der im Ersatzjahre 1885/86 in die deutsche Armee und Marine eeingestellten Rekruten, der auch summarische Nachweisungen für die Vorjahre beigefügt sind, ergiebt sich, daß von den sämmtlichen in dem betreffenden nachstehenden Jahre eingestellten Mannschaften ohne Schulbildung waren, d. h. weder lesen noch ihren Namen schreiben konnten:
1885/86 1657 oder 1,08 % aller Eingestellten,
1884/85 1851 2
1883/84 1923 1882/83 1992 1881/82 2332 1880/81 2406 1879/80 2217 1878/79 2574 1877/78 2476 1876/77 2975 1875/76 3311 .
Stellt man für die Bezir den bedeutendsten Prozentsatz von Analphabeten lieferten, das erste dem letzten Jahre der vor⸗ stehenden Periode gegenüber, so betrugen die Analphabeten von der Gesammtzahl der Rekruten:
1885/86
2 2 2 82 * 1 8 2 a2
1875/76 im Regierungsbezirk Marienwerder 11,90 % 11111“ Bromberg. 11,30 Gumbinnen . 9,62 Königsberg 5,88 8999 1“ Niederbayern. 3,35 05
„ „ Bberpfalz. . 3 : in Elsaß⸗Lothringen . . . .. 3,45 „ 1“
Hiernach ergiebt sich überall eine erfreuliche Abnahme des Prozentsatzes.
— Kirchliche Statistik der evangelisch⸗lutherischen Kirche der “ Schleswig⸗Holstein. Von J. M. Michler, Kirchenpropst der Propstei Fehmarn und Hauptpastor in Burg a. F. Erster Band. Kiel, Kommissionsverlag von Lipsius & Tischer. 1886. (XXV, 576 S.) — Da die bis jetzt vorhandenen kirchlichen Statistiken von Schleswig⸗Holstein als längst antiquirt und nicht mehr zutreffend erscheinen, so hat der Verfasser der vor⸗ liegenden Schrift eine schon vielfach gewünschte Neubearbeitung der kirchlichen Statistik dieser Provinz unternommen und liefert jetzt als das Produkt einer vieljährigen, mühevollen und fleißigen Arbeit in einem umfassenden und gründlichen Werke eine ausführliche und zugleich möglichst zuverlässige Darstellung der kirchlichen Statistik der evangelisch⸗lutherischen Kirche der Seeh. Schleswig⸗ Holstein, und zwar in der Weise, daß in die Arbeit eine Darlegung der kirchlichen Verhältnisse aller derjenigen Gemeinden aufgenommen ist, welche der Aufsicht des Königlich evangelisch⸗lutherischen Kon⸗ sistoriums in Kiel unterstehen; während diejenigen Gemeinden, für welche das Königlich evangelisch⸗lutherische Konsistorium der Provinz Schleswig⸗Holstein nicht Aufsichtsbehörde ist (Militärgemeinden, Strafanstalten, Diakonissenanstalten), außerhalb des Rahmens der Darstellung liegen. — Der erste Band des Werkes, welcher vor Kurzem erschienen, enthält die erste Hälfte dieser kirchlichen Statistik und umfaßt die Propsteien Hadersleben, Törninglehn, Apenrade, Sonderburg, Flensburg, Nordangeln, Nordtondern, Südtondern, Husum⸗Bredstedt, Eiderstedt und Schleswig. Was nun die Be⸗ arbeitung des Stoffes anlangt, so finden sich bei jeder Propstei Zahlen⸗ angaben über die Wohnbevölkerung des betr. Kreises nach der Volkszählung von 1880 und ihre Religionsbekenntnisse, bei jeder einzelnen Gemeinde Angaben über die Zahl der getrauten Paare, der Getauften und Kom⸗ munikanten, die Gründung der einzelnen Gemeinden, deren Lage und Einwohnerzahl, über die einzelnen Kirchen, ihre bauliche Beschaffen⸗ heit und ihre Vermögensverhältnisse, über die Prediger, deren Geschäfte und Einkünfte u. s. w. Für seine Arbeit hat der Verfasser nicht blos die früheren kirchlichen Statistiken und Monographien über einzelne Kirchen und Gemeinden, sondern besonders amtliche Nachrichten, ge⸗ druckte und handschriftliche, fleihßig benutzt. Der 2. Band der kirch⸗ lichen Statistik wird die übrigen, im 1. Bande noch nicht berücksich⸗ tigten Propsteien behandeln und am Schlusse ein alphabetisches Fieciister über sämmtliche Kirchengemeinden von Schleswig⸗Holstein geben.
— Die durch Reichsgesetz vom 14. Mai 1879. eingeführte, Beaufsichtigung des Verkehrs mit Nahrungsmitteln. Genußmitteln und Gebrauchsgegenständen (eichsgef Bl. 1879 S. 145 ff.) bewirkte namentlich in den großen Städten die Errichtung öffentlicher Anstalten zur technischen Untersuchung jener Gegenstände, eine Einrichtung, die sich überall, wo sie besteht, außer⸗ ordentlich bewährt hat. Von welchem Einflusse auf den Verkehr solche Untersuchungsämter sein können, ersieht man aus dem Bericht des Direktors des chemischen Untersuchungsamts der Stadt Breslau, Fe Dr. Gscheidlen, der in der vom Magistrat genannter Stadt
erausgegebenen „Festschrift zur XIII. Versammlung des Deutschen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege“ die Einrichtung und Thätig⸗ keit der genannten Anstalt von ihrer Eröffnung bis zur Gegenwart schildert. Die Anstalt wurde am 2. Mai 1881. eröffnet und hat von da an bis zum 31. März 1886 eine rege Thätigkeit entfaltet, wie folgende Uebersicht ausweist. Es betrug die Zahl der Untersuchungen: aufgetragen von 1881/82 1882/83 1883/84 1884/85 1885/86 überh. dem Königl. Po⸗ lizei⸗Präsidium 512 1382 den Gerichten und 88 ausw. Behörden 39 87 s 95 1 338 dem Magistrat d. 1 Stadt Breslau 505 511 491 228 598 2566 Privaten ... 81 89 45 85 341 Summe 1137 2069 1721 19832 9013
Unter den von dem Königlichen Polizei⸗Präsidium zu Breslau aufgetragenen Untersuchungen waren in 4381 Fällen Nahrungsmittel, in 942 Fällen Gebrauchsgegenstände, 87 Medikamente und 358 Ge⸗ heimmittel; die Zahl der Beanstandungen betrug 1395 bezw. 40 und 71, während die Beheimmittel zum Theil aus ungefährlichen, meist werthlosen oder ganz geringwerthigen Substanzen bestanden. Bei den 75 im Laufe der fünf Jahre erfolgten Untersuchungen von Leichen⸗ theilen wurden 15 Arsenikvergiftungen, 4 Kohlenoxydvergiftungen, je b
1125 1277 5768
2 Morphium⸗, Karbolsäure⸗, Phosphorvergiftungen und je 1 Cyan⸗ kalium⸗, Chloralhydrat⸗, Strychnin⸗, Alkohol⸗, Alaun⸗ und Baryt⸗ vergiftung konstatirt. 8 Aeußerlich hat sich der Einfluß des Untersuchungsamts dahin geltend gemacht, daß 1) die Zahl der Verfälschungen und der Grad derselben auf dem Gebiete des Nahrungsmittelverkehrs erheblich ab⸗ genommen hat, und 2) der Handel mit den gesetzlich nicht gestatteten und meist gesundheitsschädlichen Geheimmitteln fast ganz unterdrückt wurde. Als Belag für diese Schlußfolgerungen möge nachstehende Uebersicht dienen, welche die Babr der beanstandeten Nahrungsmittel, Gebrauchsgegenstände und Geheimmittel in Prozenten der untersuchten angiebt: v1“ Gebrauchs⸗ Geheim⸗ gegenstände mittel 5,9 63,1 LLI1I1m“ 1,0 34,4
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Von der von Achilles. Hinschius, Johow und Vierhaus mit
besonderer Berücksichtigung der Reichsgesetzgebung bearbeiteten 8. Auf⸗ lage des von Koch mit Kommentar in Anmerkungen herausgegebenen „Allgemeinen Landrechts für die preußischen Staaten“ sind zu Berlin und Leipzig im Verlage von J. Guttentag (D. Collin) vor Kurzem wiederum 2 Lieferungen (25 und 26) erschienen. — Lieferung 25 (S. 641 — 928) enthält von Theil 2 Titel 11 (von katholischen Domstiften und Kapiteln), 12 (von niederen und höheren Schulen), 13 (von den Rechten und Pflichten des Staats überhaupt, darunter [S. 781 — 822] Verfassungs⸗Urkunde für den preußischen Staat, vom 31. Januar 1850, [S. 822 — 841] Verfassungs⸗Urkunde für das Deutsche Reich, Wahlgesetz für den Reichstag des Norddeutschen Bundes, Kreisordnung für die Provinzen Ost⸗ und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen, vom 13. Dezember 1872, Gesetz über die allgemeine Landesverwaltung, vom 13. Juli 1883), 14 (von den Staatseinkünften und fiskalischen Rechten). Lieferung 26 (S 929— 1248) bringt zunächst den Schluß des 14. Titels, sodann Titel 15 (von den Pflichten und Regalien des Staats in Ansehung der Landstraßen, Ströme, Häfen und Meeresufer, [S. 1023 — 1043] über das Postwesen), 16 (von den Rechten des Staats auf herrenlose Güter und Sachen), 17 (von den Rechten und Pflichten des Staats zum besondern Schutze seiner Unterthanen), 18 (von Vormundschaften und Kuratelen), 19 (von Armenanstalten und anderen milden Stiftungen), 20 (von Verbrechen und Strafen). Den Schluß der 26. Lieferung bilden Nachträge und Berichtigungen zum 4. Bande. Auch in den beiden jetzt vorliegenden Lieferungen sind, wie bei den voraufgegangenen, die einzelnen Para⸗ graphen von zahlreichen und höchst lehrreichen Anmerkungen begleitet. Da wir uns schon wiederholt bei der Anzeige der früheren Liefe⸗ rungen über dieses treffliche Werk mehr oder weniger ausführlich ge⸗ äußert haben, so beschränken wir uns hier auf diesen neuen Hinweis. Nach dieser 26. Lieferung wird noch eine Schluß⸗Lieferung erscheinen, welche die Nachträge, das chronologische und Sachregister enthalten wird. Der Preis des ganzen Werkes beträgt 80 ℳ.
— In Carl Heymann's Verlag hierselbst ist soeben das zweite Heft des 47. Bandes von „Busch'’s Archiv für Theorie und Praxis des Allgemeinen Deutschen Handels⸗ und Wechselrechts“ erschienen, welches eine bemerkens⸗ werthe Neuerung aufweist. Das Heft widmet seinen Haupt⸗ theil einem Zweige der Rechtswissenschaft, welcher bisher in der Zeitschriftenliteratur nicht die seiner Bedeutung entsprechende Beachtung gefunden hat, dem Immaterialgüterrecht. Professor Dr. J. Kohler in Würzburg, eine anerkannte Autorität auf dem ge⸗ nannten Gebiet, hat die Bearbeitung dieser Materie übernommen. In dogmatischen und historischen Abhandlungen, Berichten über die in⸗ und ausländische Jurisprudenz, Gesetzgebung und Literatur soll nach der Vorbemerkung fortan Alles, was das Gebiet des Autor⸗, Patent⸗ und Industrierechts anlangt, in fortlaufender, zusammenfassender Darstellung Berücksichtigung finden. Bei der Wichtigkeit der Materie, zumal in Anbetracht der bevorstehenden Re⸗ vision des Patentrechts und der Ausdehnung der industriellen und er⸗ finderischen Thätigkeit in Deutschland, darf das Unternehmen auch außerhalb der juristischen Kreise auf allgemeine Anerkennung rechnen. Außerdem enthält das Heft einen Aufsatz von Landgerichts⸗Direktor Hergenhahn in Kassel über die Möglichkeit des Wirkens mehrerer Theilhaber derselben offenen Handelsgesellschaft in dem Aufsichtsrath und Vorstand einer Aktiengesellschaft nach dem Gesetz vom 18. Juli 1884, und weiter eine umfangreiche Abhandlung von Gerichts⸗Assessor Ring in Berlin über den dem Bundesrath vorliegenden wichtigen Entwurf eines Mäklergesetzes, durch welches den vereidigten Handels⸗ mäklern gestattet werden soll, sich für die Erfüllung der vermittelten Geschäfte verbindlich zu machen oder zu verbürgen, endlich Literatur⸗ berichte.
— „Fürs deutsche Haus, Blüthenlese aus der Bibel und den mustergültigen griechischen und römischen Schriftstellern, als der Grundlage unserer Volks⸗ und gelehrten Bildung“, von Daniel Sanders, mit einem Titelbild von O. Wisnieski (Berlin, S. Rosenbaum, eleg. geb. mit Goldschnitt 6 ℳ). — Die vorliegende Blüthenlese wird neben den zahlreichen vorhandenen Anthologien noch einen weiten Leserkreis gewinnen, weil sie viel mehr als andere der⸗ artige Sammlungen aus den Schätzen der Bibel, und zwar des alten wie des neuen Testaments geschöpft (122 S.) und aus den griechischen und römischen Schriftstellern von den besten Blüthen die weniger be⸗ kannten ausgewählt hat. Dabei hat der Verfasser bei seiner Auswahl überall den Zweck der Bildung im Auge gehabt und geschickt die ein⸗ zelnen Blumen wieder zu Kränzen vereinigt. Sein Name bürgt für den gediegenen Inhalt des Buchs, welches die Verlagshandlung würdig ausgestattet hat. 8
— „Kunsthistorische Bilderbogen.“ Die seit dem Jahre 1878 in dem bekannten kunstsinnigen Verlage von E. A. Seemann zu Leipzig erschienenen Bilderbogen sind bestimmt, zur Veranschau⸗ lichung der Sitten und Gebräuche, der Trachten und Moden, der Waffen und Geräthschaften sowie der gesellschaftlichen Zustände des Alterthums und des Mittelalters zu dienen. Da das ursprüngliche Werk mit seinen Supplementen für viele Freunde und Liebhaber der Kunstgeschichte zu umfangreich, desgleichen zu kostspielig war, so ver⸗ anstaltete der Verleger eine Handausgabe. Freilich hatte sich auch das Bedürfniß geltend gemacht, für Unterrichtszwecke eine engere Auswahl von Abbildungen zur Hand zu haben, so daß die übergroße Fülle des Materials den Unterricht nicht erschwert. Die erste vor⸗ liegende Abtheilung dieser Handausgabe behandelt das Alterthum. Der Herausgeber dieses Bilder⸗Atlasses, Dr. Theodor Schreiber, a. Professor der Archäologie an der Universität Leipzig, in archäo⸗ logischen Kreisen bereits vortheilhaft bekannt durch die Schriften: „Apollon Pythoktonos. Ein Beitrag zur griechischen Religions⸗ und Kunstgeschichte', und „Die antiken Bildwerke der Villa Ludovisi in Rom“, — hat durch die Zustammenstellung der 100 den Quartband ausmachenden Tafeln eine ebenso schwierige wie dankenswerthe Aufgabe auf befriedigende Weise gelöst. Das gesammte Kulturleben der Griechen und Römer entwickelt sich dem Auge in den mit Sorgfalt und Sachkenntniß ausgewählten Ab⸗ bildungen, welche sämmtlich, die Anzahl 1000 überschreitend, dem reichen Schatze überlieferter Denkmäler des klassischen Alterthums entnommen sind. Bei jeder Abbildung ist die Quelle, welcher sie entstammt, angeführt. Der Werth und die Bedeutung dieses verdienst⸗ vollen Bilderwerkes tritt erst in das volle Licht, wenn man an der Hand der zwar kurzen aber doch inhaltreichen Erläuterungen Bild für Bild näher betrachtet. Das gebotene Bildermaterie! umfaßt das Theaterwesen, Plastik, Malerei und Architektonik, öffentliche Spiele, Kriegswesen, Marine, Städtebau, Handel, Verkehrsmittel und Kalenderwesen, Symposion und Fajmilienrecht, Jugend⸗ spiele, Jagd, Hochzeit und Frauenleben, öffentliches Leben, Schul⸗
und Unterrichtswesen, Bestattungswesen. Die so überaus reiche und mannigfaltige Sammlung legt nach der Versicherung im Vorworte nicht den Nachdruck auf Seltenheiten und Seltsamkeiten, auf das
noch Unbekannte und Unerklärte; vielmehr sollte der Aufgabe genügt werden, die Vielseitigkeit der klassischen Kultur auch in den Denk⸗ mälern zur Anschauung zu bringen, dasselbe Gebiet möglichst allseitig zu beleuchten und durch übersichtliche Zusammenstellung das unmittel⸗ bare Verständniß zu erleichtert. Wo die Wichtigkeit des Gegenstandes es empfahl, eine völlig zuverlässige Darstellung an Stelle einer älteren ungenügenden Publikation zu beschaffen, wurde die Abbildung nach photographischen Vorlagen neu angefertigt. In den übrigen Fällen sind die Abbildungen direkt aus den besten Publikationen herübergenommen. Der Text giebt über die Absicht der Auswahl genügende Auskunft. — Die zweite Abtheilung des Gesammtwerks behandelt das Mittelalter, bearbeitet von Essenwein, dem in dieses Kunstgebiet tüchtig eingeweihten Direktor des Germanischen Museums zu Nürnberg. Aus der großen Menge dessen, was bis jetzt schon die Quellenveröffentlichungen zu Tage gebracht haben, will der vorliegende Bilder⸗Atlas eine Reihe von Ag⸗ bildungen bieten, in denen die Entwickelung der Kultur von den Zeiten der Völkerwanderung (375 n. Chr. Geb.) bis auf Kaiser Maximilian I. (1493 n. Chr. Geb.) an dem Auge vorüberzieht, mit gleichzeitigem Ausblick auf die Kultur der benachbarten Völker, deren Entwickelung im Wesentlichen denselben Gang genommen hat. Der Umfang des Werkes wurde zunächst auf 120 Blätter beschränkt, damit dasselbe zu einem Preise abgegeben werden könne, welcher der Popularität nicht hindernd im Wege steht. Findet der Atlas die gewünschte Aufnahme, so kann bald eine ebenso große zweite Reihe folgen, für welche genügendes Material bereit ist. Die jetzigen Bilder mußten theilweise sehr klein gegeben werden, um möglichst viel auf dem beschränkten Raume zu bieten; sie mußten nicht blos auf den Reiz, sondern auch auf die Belehrung verzichten, welche in der Farbe liegt. Ebenso war nicht möglich, allenthalben auf die Original⸗ quellen selbst zurückzugehen; es mußten vielmehr alle vor⸗ handenen Vorarbeiten benutzt werden, obwohl nicht alle zuverlässig sind. Man darf dem verdienten Herausgeber bei⸗ stimmen, daß einstweilen aus dem Vorhandenen reiche Belehrung ge⸗ schöpft werden kann, und wenn auch nicht alles Dargebrachte voll⸗ kommen gut ist, so findet sich doch neben Vorzüglichem so viel Gutes, daß der Versuch, es einmal zusammenzustellen, jedenfalls seine Berech⸗ tigung hat. Die recht beachtenswerthe Einleitung behandelt die ger⸗ manische Kultur und Nachklänge der Antike, die Kultur unter dem Einfluß der Kirche, unter dem Einfluß der Fürstenhöfe, während des Hervortretens des bürgerlichen Geistes, unter der Herrschaft des bür⸗ gerlichen Geistes XV. Jahrhunderts. Die einzelnen Tafeln liefern die interessantesten Abbildungen von Geräthen und Schmuckgegen⸗ ständen aus germanischen und nordischen Gräbern, aus dem Leben des V. — XV., Verzierungen aus dem VII. und VIII. Jahrhundert, Schrift und Initialen, VIII. Jahrhundert, Geistlichkeit und Ornat, V. — XIII. Jahr⸗ hundert, Gewerbe, VI. — XIV. Jahrhundert, Trachten und Mobilien, VI. — XIV. Jahrhundert, Kriegertrachten, IX. und X. Jahrhundert, Pferdezeug und Waffen, IX.—XI. Jahrhundert, Kleinodien und Prunk⸗ gefäße, X. und XI. Jahrhundert, Küchengeräthe, X. und XI. Jahr⸗ hundert, Kaiser, Könige, Kronen und Königliche Insignien, XI. u. XII. Jahrhundert, Umgebung einer Burg, XV. Jahrhundert, auf der Land⸗ straße, XV. Jahrhundert, das Leben auf dem Weiberhaus im Frieden, XV. Jahrhundert, höfisches Leben, XIII. und XV. Jahrhundert.
— „Weimar⸗Album. Blätter der Erinnerung an Carl August und seinen Musenhof.“ Eine geschichtliche Schilderung von August Diezmann. Mit vielen Stahlstich⸗Illustrationen. In 12 Heften à 75 ₰. Leipzig, Schmidt u. Günther. 6.—8. Heft. — Diese Hefte behandeln Weimar im höchsten Glanze, vom Sommer des Jahres 1787 an, als auch Schiller in Weimar erschien. Besonders interessant in diesem Zeitraum ist das eingehend geschilderte, abwehrende Verhalten Goethe’'s zu Schiller. An Stahlstichen enthalten diese Hefte: Aufaang zum römischen Hause, Der Stern, Das römische Haus, Denkmal für Franz von Dessau, Schillerbüste von Dannecker, Genius hujus loci und Die Schillerbank. — Der Großherzog von Sachsen⸗ Weimar hat seine Theilnahme an dem Werke dadurch bekundet, daß er die Widmung desselben angenommen hat.
— „Die Landgemeindeordnung für die Provinz West⸗ falen vom 19. März 1856, in der durch die neuen Verwaltungsgesetze abgeänderten Gestalt, im amtlichen Auftrage herausgegeben,“ ist in Karl Heymann's Verlag, Berlin, erschienen.
Gewerbe und Handel.
Englischer Handelsausweis für August. — Die englische Einfuhr ist im August d. J. abermals um 5 ½ % gegen den ent⸗ sprechenden Monat des Vorjahres gesunken — auf 27 321 355 A gegen 28 806 976 £. Während der ersten acht Monate des Jahres zeigt sich gegen den entsprechenden Zeitraum des Vorjahres noch eine Verminderung des Einfuhrwerthes von 22 692 398 £ oder 9 %, da sich die Gesammteinfuhr auf 227 595 045 ₰ belief.
Die Ausfuhr wurde auf 23 385 445 £, 1 543 825 £ oder 7 % mehr als im August 1885 bewerthet. Seit 1. Januar betrug der Ausfuhrwerth 178 391 399 4, also 1 933 350 £ oder fast 1 % weniger als in den ersten acht Monaten des Jahres 1885.
meist Lebensmittel betraf. Es verminderte sich nämlich die Einfuhr bei lebendem Vieh im Betrage von 797 399 £ um 193 814 £
zollfreien Nahrungsmitteln und
ii111118“”“ 71 295 zollbaren Nahrungsmitteln und
Getränken 2 029 004 „ 651 908
Metallen .. . 1 346 529 37 545
Chemikalien ꝛc. 477 917 58 023
103 437
1 094 527
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Rohmaterialien (außer Textilien) 3 197 516 „ „
Wenn man erwägt, daß gleichzeitig im Lande selbst eine Ver⸗ minderung der landwirthschaftlichen Produktion stattgefunden hat, so wird man nicht fehlgehen, wenn man die hier vorliegende Einfuhr⸗ verminderung nicht günstig deutet und auf die Verschlechterung der Lebenshaltung der Bevölkerung zurückführt. Vermehrung hat die Finfuhr nur erfahren bei Taback (bei 728 268 £ um 136 196 f). Bei Rohmaterialien für die Textilfabrikation (bei 3 111 516 £ um 256181 f), also außer bei Baumwolle bei Wolle und Flachs, deren Druck auf die Landwirthschaft fällt, dann bei Maunfaktur⸗
angenehm sein dürfte. 1““
Bei der Ausfuhr hat die Textilindustrie, welche neuerdings starke Exporte nach China gemacht hat, erheblichere Zunahmen der b gehabt, nämlich 272 744 T bei einem Gesammtbetrag von 9 475 834 f. Für die ersten acht Monate betrug die Zunahme 1 334 459 f bei einem Gesammtbetrag von 70 264 094 f, danach kommen Metalle und Metallwaaren mit einer Zunahme von 106 333 bei einer Gesammt⸗ ausfuhr von 2 674 513 f; für die ersten acht Monate betrug die Ver⸗ mehrung 332 105 9 bei einer Gesammtausfuhr von 21 345 587 f. Hierauf kommen die vermischten Artikel mit einer Monatszunahme von 104 806 Tf bei einer Gesammtausfuhr von 2 141 806 £, welche jedoch für die ersten acht Monate noch eine Abnahme von 714 773 bei einer Gesammtausfuhr von 17 326 161 ₰ zeigen. Auch Rohmaterialien (Kohle ꝛc.) zeigen noch eine Zunahme der Ausfuhr von 74 864 ₰£ bei einer Gesammtsumme von 1 276 478 *, wogegen die ersten acht Monate eine Abnahme von 634 562 f bei einem Gesammtbetrag von 8 151 165 £ ausweisen.
Alle übrigen Artikel zeigen aber Abnahme des Ausfuhrwerthes; obenan steht dabei die Ausfuhr von Maschinen, welche bei 842 636 £ Gesammtausfuhrwerth eine Verminderung von 139 443 zeigt, welche Verminderung bei der Ausfuhr der ersten acht Monate bei einer Ge⸗ sammtausfuhr von 6 519 111 £ auf 1 134 558 £ ansteigt. Etwas günstiger ist das Verhältniß bei Apparaten und Werkzeugen, 1 Verminderung im August bei 834 704 £ Ausfuhr 71 378 & und für die ersten acht Monate bei 6 477 682 £ Gesammtausfuhr 404 563 £ betrug. Für Chemikalien und Droguen betrug bei 516 912 £ Aus⸗ fuhr die Abnahme 25 685 f, für die ersten acht Monate 173 911. A
bei einer Gesammtausfuhr von 4 397 199 £. Ferner nahm ab di
Hinsichtlich der Einfuhr ist hervorzuheben, daß die Verminderung
waaren (bei 4 739 288 £ um 283 948 £), was den Industriellen kaum