1886 / 240 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 12 Oct 1886 18:00:01 GMT) scan diff

Frankreich. Paris, 9. Oktober. (Fr. C.) heutigen Ministerrath wurden die Beschlüsse über die Budgetpläne für 1887 auf die nächste Sitzung, Dienstag, vertagt. Der Finanz⸗Minister Sadi Carnot, welcher für den Fall, daß der Budgetausschuß an der Einkommen⸗ steuer festhalten sollte, mit seinem Rücktritt gedroht hatte, ist in Folge der Vorstellungen seiner Kollegen wieder anderen Sinnes geworden und gedenkt, vor der Kammer seinen ursprünglichen Finanzplan zu vertheidigen. Der Minister des Innern, Sarrien, berichtete über die Lage in Vierzon, welche trotz der Aufreizungen von Basly und Ge⸗ B eine befriedigende ist, da die Zahl der Arbeiter, welche in die Werkstätten zurückkehren, mit jedem Tage zunimmt.

In Folge der beruhigenden Meldungen von Madagas⸗ kar findet keine Truppensendung dorthin statt.

(Köln. Ztg.) Der Vorstand der Deputirten⸗ kammer hat Anatole de Laforge und Spuller mit Vertretung der Kammern bei der Einweihung der B1“ in New⸗York beauftragt. So⸗ ort nach Eröffnung der Kammern wird Granet einen Gesetzentwurf für die Telegraphenverbin⸗ dung von Tamatave (Madagaskar) mit Frankreich vorlegen. Der Kriegs⸗Minister hat die Absicht, von den Kammern einen außerordentlichen Kredit für die Herstellung der neuen Gewehre und für die in Folge der Melinit⸗ Bomben nöthig gewordene Umgestaltung gewisser Festungswerke zu verlangen. Die Forderung soll sofort nach Wiedereröffnung des Parlaments vorgelegt werden. Vom Senegal wird gemeldet, daß der König der Trazzas, Ely, von seinem Neffen ermordet worden ist. Der Machtbereich Ely⸗Uld⸗-Mohamed⸗ el-Habids erstreckte sich auf der rechten Seite des Senegal von dessen Mündung bis Dagona. Als Verbündeter Frank⸗ reichs achtete der König die von ihm und seinen Vorgängern mit den französischen Gouverneuren abgeschlossenen Verträge. Die Lage des Landes ist ungeachtet eines Angriffs des Ma⸗ rabut gegen Senubedu ruhig; der Marabut wurde mit großem Verlust zurückgeschlagen. Die Franzosen erlitten einen Verlust von drei Schützen.

11. Oktober. (W. T. B.) Die Polizei verhinderte gestern das Anschlagen von Prospekten der Zeitung „Revanche“. Einer dieser Prospekte enthielt ein Bild mit den Zügen des Generals Boulanger. Die mit dem Anschlagen beauftragten Personen wurden festgenommen. Der Kriegs⸗ Minister weist in einer heut erlassenen Erklärung die Annahme zurück, daß er zu dem genannten Blatte in einem Patronatsverhältniß stehe, und betont, daß kein Blatt das Recht habe, sich als sein Organ zu bezeichnen.

Spanien. Madrid, 11. Oktober. (W. T. B.) Der Priester Galeoti ist wegen Ermordung des Erzbischofs von Madrid zum Tode verurtheilt worden.

Türkei. Konstantinopel, 11. Oktober. Die Pforte acceptirte den gegenwärtigen Gesandten in Bukarest, White, als interimistischen Botschafter Englands in Konstantinopel.

12. Oktober. (W. T. B.) Der englische Bot⸗ schafter, Thornton, ist heute überMarseille nach London abgereist.

Bulgarien. Sofia, 11. Oktober, Morgens. (W. T. B.) Die Landleute, welche gestern den Wahlen Einhalt zu thun gesucht und sich späterhin nach dem russischen Kon⸗ sulat begeben hatten, verließen dasselbe Nachmittags 5 Uhr in kleinen Gruppen; dieselben wurden unter militärischer Escorte nach den Kasernen geleitet und von dort im Laufe der

Nacht freigelassen. (W. T. B.) Bei der gestrigen Wahl

(W. T. B.)

11. Oktober. sind hier alle ministeriellen Kandidaten gewählt worden. Die Stadt ist ruhig. Nach den der hiesigen Regierung bisher aus den Provinzen vorliegenden Wahl⸗ nachrichten gehören die Gewählten in ziemlich großer Mehrheit der Regierungspartei an. In Ost⸗ rumelien ist, soweit bis jetzt bekannt, kein zur Opposition gehöriger Kandidat gewählt. General Kaulbars ist in Schumla angekommen. Ein daselbst stattgehabtes, zahlreich besuchtes Meeting hat sich für die Regierung ausgesprochen. In Dubnitza sind der Unter⸗Präfekt und 2 ministerielle Wahlkandidaten von Banden⸗ führern ermordet worden. Im Uebrigen sind in der Provinz keinerlei Ruhestörungen vorgekommen.

11. Oktober, Nachmittags. (W. T. B.) Der „Neuen fr. Presse“ wird aus Sofia von gestern Abend gemeldet: Die Wahl ist hier beendet; das Resultat wird soeben publizirt: von 1800 Wahlberechtigten haben mehr als 1700 ihre Stimmen abgegeben; es sind Stambuloff, Radoslawoff, Jantschoff, ferner der Advokat Mezoff und 4 hiesige Bürger gewählt; Karaweloff erhielt 17 Stimmen.

11. Oktober, Abends. (W. T. B.) Von den für die große Sobranje gewählten Deputirten werden in den der Regierung zugegangenen Mittheilungen 420 als An⸗ hänger der Regierung, 20 als Anhänger Zankoff's be⸗ zeichnet. Ueber die Parteistellung der übrigen Gewählten ist noch nichts bekannt. 1

Seitens der russischen diplomatischen Agentur

ist der 1“ Regierung ein Schriftstück zu⸗ egangen, in welchem auf Befehl des Generals von Kaulbars das Rundschreiben der bulgarischen Regierung, welches die Einmischung fremder Staatsangehöriger in die Wahlen untersagt, auf das Entschiedenste gemißbilligt und getadelt wird. Außerdem empfing die Regierung noch zwei andere Schriftstücke der russischen Agentur. In dem einen werden die Wahlen für ungesetzlich erklärt; das andere enthält einen energi⸗ schen Protest gegen den Angriff, der von einer größeren Volksmenge auf das russische Konsulat unternommen worden sei. Die Schriftstücke sind den Vertretern der Mächte mitgetheilt worden.

12. Oktober. (W. T. B.) Der „Polit. Corresp.“ zufolge ist General von Kaulbars gestern Abend in Varna ein⸗ getroffen und von einer Deputation Zankoffisten empfangen worden Vor dem russischen Konsulat war eine Volks⸗ menge versammelt, welche bei der Ankunft Kaulbars' rief: „Es lebe das unabhängige Bulgarien, es lebe der Held von Slivnitza!“ Eine Deputation der Bevölkerung unter⸗ breitete dem General die Wünsche des Volkes, worauf Letzterer die bulgarische Regierung einer scharfen Kritik unterzog. Die Deputation erwiderte: die Regierung verfahre gesetzlich und Hentee das Vertrauen des Volkes. Kaulbars zog sich d f zurück, u“

In dem

Rußland und Polen. St. Petersburg, 12. Oktober. (W. T. B.) Das „Journal de St. Pétersbourg“ sagt: Die Telegramme aus Sofia rechtfertigten nur allzu gut die Annahmen, durch welche sich die russische Regierung be⸗ wogen gefühlt hätte, eine Vertagung der Wahlen zu empfehlen, um den Leidenschaften Zeit zur Beruhigung zu lassen, ehe eine Entscheidung der wichtigen Fragen, bei welchen das Geschick Bulgariens auf dem Spiele stehe, getroffen würde. Es seien bedauernswerthe Scenen von Gewalt⸗ thätigkeit schon am ersten Tage der Wahl gemeldet worden. Es erscheine noch schwierig, nach den bis jetzt eingegangenen Depeschen, die genaue Wahrheit zu ermitteln. Unter allen Umständen werde man um so mehr die Erklärung der russischen Regierung begreifen, daß sie weder die unter solchen Verhältnissen gewählte Versamm⸗ lung anerkennen, noch deren Beschlüsse sanktio⸗ niren könne.

Amerika. New⸗York, 8. Oktober. (R. B.) Die Handelskammer hat einen Ausschuß ernannt, welcher sich der Fürsorge für die französischen Bürger widmen soll, die der am 28. d. stattfindenden Einweihung der Bartholdi'schen Statue der Freiheit anwohnen werden.

In Utah wird eine General⸗Konferenz der Mor⸗ monen abgehalten. Der Präsident der Sekte, Mr. Taylor, hat an die Versammlung einen Brief gerichtet, worin er das Volk ermahnt, an den Prinzipien des Mormonenthums fest⸗ 8e und die antimormonischen Gesetze für „unmenschlich“ erklärt.

Süd⸗Amerika. Leru. Lima, 7. Oktober. (R. B.) In Peru hat eine Ministerkrisis stattgefunden und ist unter der Premierschaft von Senor Arambar ein neues Kabinet gebildet worden.

Afrika. Egypten. Kairo, 7. Oktober. (A. C.) Aus Suakim meldet ein Telegramm des „Reuterschen Bureaus“, von heute: Bei Tagesanbruch nahmen die freundlich gesinnten Stämme Tamai, Osman Digma's altes Boll⸗ werk, nach verzweifeltem Kampfe mit Sturm. Die Rebellen verloren 200 Mann an Todten und Verwundeten. Noch größer war die Sahl der Gefangenen. Osman Digma's Neffe befindet sich unter den Gefallenen. Der Verlust der freundlich gesinnten Stämme war vergleichsweise gering, denn er betrug nur 20 Todte und ebenso viele Verwundete. In Suakim wurde zur Feier des Sieges eine Salve von 20 Ka⸗ nonenschüssen abgefeuert. Die Einnahme von Tamai wird als gleichbedeutend mit der vollständigen Pacifizirung des öst⸗ lichen Sudan gehalten. Einer Meldung aus Wady Halfa zufolge ist die Rebellen⸗Streitkraft in Dongola nicht 2000 Mann stark. General Stephen son begiebt sich morgen zu einer nach der Front.

8. Oktober. (R. B.) General⸗Lieutenant Sir F. Stephenson trat heute seine jährliche Inspektionsreise an. Oberst⸗Lieutenant Chermside hat sich nach Assuan begeben, um das Kommando über die dort stationirten Truppen zu übernehmen.

Zeitungsstimmen.

In der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ lesen wir:

Die „Königsberger Hartung'sche Zeitung“ bespricht an der Hand von Artikeln, welche ein amerikanischer Publizist konservativer Tendenz im „Cincinnati⸗Volksfreund“ veröffentlichte, die Arbeiterfrage in den Vereinigten Staaten und citirt folgende Auslassung:

„Sind diese letzten weitverzweigten, fast gleichmäßigen und gleich⸗ zeitigen Strikes, diese wie auf Kommando auf den 1. Mai aus⸗ geführte Achtstunden⸗Bewegung, welche unser ganzes Land erschüttert, diese steten Einmischungen der Arbeiter in die Leitung der Geschäfte, diese unter so alarmirenden Kundgebungen in Chicago, in dem Osten und Westen auftretenden gewaltsamen Aufstände etwa Tauben mit dem Oelzweige, oder sind es nicht vielmehr laute Donner, leuchtende Blitze, die Verkündiger des nahen Unwetters, und ist der Ton unserer Arbeiterzeitungen etwa ein friedfertiger? Ist das Auftreten unserer Jugend, der Repräsentation unserer kommenden Generation, etwa so beruhigend, bch wir von ihr eine Anerkennung der Autorität, eine Berechtigung höherer Lebensziele, eine bessere Moral, eine größere Enthaltsamkeit und Selbstbeherrschung, mit einem Worte Garantien für bessere Zeiten erwarten dürfen? ÜUnsere Zeitungsberichte, Polizei⸗ berichte ꝛc. beweisen dies eben nicht.“

Das Königsberger „deutschfreisinnige“ Blatt selbst zieht aus den von ihm gemachten Mittheilungen folgendes Facit:

„Die Forderungen werden gesteigert. Es ist eine historische Thatsache, daß der große Haufe in aufgeregten Zeiten sich immer neue fanatischere Führer wählt. Die sozialistische Bewegung muß logisch zum Kommunismus führen.“

Bekanntlich will aber unsere bürgerliche Demokratie die von der „Hartung'schen Zeitung“ berührte „historische Thatsache“ weder über⸗ haupt, noch für sich selbst gelten lassen. Wenn aber der demokra⸗ tische Sozialismus zum Kommunismus führen muß, wie die „Hartung'sche Zeitung“ sagt, wohin führt dann die Vorschule des ersteren?

Ueber die Aussichten des Ansiedelungswerks in der

Provinz Posen schreibt die „Posener Zeitung“:

Es ist der Ansiedelungs⸗Kommission das Ankaufsgeschäft in un⸗ erwarteter Weise dadurch erleichtert worden, daß polnische Groß⸗ grundbesitzer, selbst solche, welche hervorragende Stellungen in der polnischen Nationalpartei einnehmen, kein Bedenken tragen, ihre Güter zum sgrchsci6* Ankauf anzubieten, um dadurch der drohenden Sub⸗ hastation zu entgehen. Hinsichtlich der Ankaufspreise hat sich die in den Motiven zu dem Ansiedelungsgesetz ausgesprochene Vermuthung, daß sich pro Hektar des anzukaufenden Areals ein Durchschnittspreis von 560 ergeben werde, bisher als annähernd zutreffend er⸗ wiesen. Wenn die Preise auch zur Zeit noch etwas höher sind, so läßt sich bei dem starken Angebot doch mit Sicherheit erwarten, daß dieselben noch heruntergehen werden. Bei dem starken Angebot zum freihändigen Ankauf und den fortdauernden Zwangsversteigerungen größerer Güter wird sich auch die fernere Voraussetzung der Motive als zutreffend erweisen, daß es der Ansiedelungskommission gelingen werde, aus dem bereitstehenden Fonds von 100 Millionen Mark ein Areal von mindestens 100 000 ha zu erwerben und die Kosten der Heranziehung und Anwerbung von Kolonisten, der Errichtung der noth⸗ wendigen Baulichkeiten auf den Parzellen und der Regelung der Kom⸗ munalverhältnisse zu bestreiten. Wenn dann aus der Veräußerung der Kolonisationsgrundstücke der Kommission wieder Einnahmen zu⸗ fließen, wird auch der Ankauf von Gütern weiter fortgesetzt werden können. Welche erhebliche Verschiebung in den nationalen Verhält⸗ nissen des großen und kleinen Grundbesitzes durch diesen ausgedehnten Besitzwechsel eintreten muß, läßt sich aus den nachfolgenden Zahlen ersehen, die einer im Jahre 1880 veröffentlichten statistischen Aufstel⸗ lung entnommen sind. Danach umfaßte in der Provinz Posen der ge⸗ sammte Großgrundbesitz 1 626 954, der Kleingrundbesitz 1 400 625 ha. Vom Großgrundbesitz befanden sich damals 894 719 ha in deutschen und 732 235 ha in polnischen Händen. Seitdem

hat sich

das Verhältniß nicht unwesentlich zu Gunsten Deutschthums [t se daß man gegenwärtig den in polnisge Händen befindlichen Großgrundbesitz nur noch auf höchstens FWoccün

schätzen kann. Wenn das Kolonisationswerk in dem Maße geline 1,

wie es die bisherigen Ergebnisse erwarten lassen, so wird Winnerbah

einer Frist von zehn Jahren schon ein großer Theil des polnische

Großgrundbesitzes der Provinz in die Hände deutscher AUnsiedler ühn

gegangen sein, und die Einwirkung dieser Verschiebung in den Nat nalitätsverhältnissen der Grundbesitzer wird sich im öffentlichen dafr noch viel mehr geltend machen, wenn die Kommission, wie 4. den Anschein hat, bei ihren Ankäufen das Prinzip befolgt, ihre Tha keit ganz besonders den überwiegend polnischen Kreisen zuzuwenden. Die „National⸗Zeitung“ fügt hinzu: 3 „Es ist ein im Allgemeinen deutsch⸗freisinniges, aber den 8” hältnissen, um welche es sich handelt, nahe stehendes Blatt, nelte die Aussichten des Ansiedelungs⸗Unternehmens so günstig beurth 8 Welcher leidenschaftliche Widerstand dem Ansiedelungs⸗Gesetze b Abgeordnetenhause geleistet wurde, ist noch in frischer Erinnerung 9

Dem „Hannoverschen Courier“ schreibt aus Berlin:

„Trotz der mannigfachen Liebesdienste, die Hr. Eugen Richt und seine „Freisinnige“ den Sozialdemokraten leisten, kann r ihnen doch nicht recht machen Zum Dank für alle Liebesdienst wird der „Freisinnigen“ von dem sozialdemokratischen „Berliner Volk⸗⸗ blatt“ folgende Anweisung auf die Zukunft ausgestellt: „Die Zeit vielmehr nicht fern, daß bei Einbringung von Interpellationen n freisinnige Partei um Hülfe bei den Sozialdemokraten nachsu b muß. Der Richter'sche Hochmuth kommt sicher vor dem Fall.“ 8

In einer Münchener Correspondenz der „Kölnischen Zeitung“ heißt es: Herkömmlich wird mit dem Oktoberfest eine Versammlung des General⸗Comités der landwirthschaftlichen Vereine Bayerns ver bunden, eine Zusammenfassung, bei welcher auch unsere wesllike Provinz, die Rheinpfalz, vertreten ist. .. . In dem landwirthschaf⸗ lichen General⸗Comité bildete in der Sitzung vom 4. Oktober de land⸗ und forstwirthschaftliche Unfallversicherung den Hauptgegen⸗ stand der Berathung. w. . . Der Referent, Wirrthschafte⸗ Rath Otto, erinnert daran, daß 1881 im Beginn der be⸗ treffenden Gesetzgebungsarbeiten die Generalversammlung dar bayerischen landwirthschaftlichen Vereine sich noch gegen die Ausdehnung der Unfall⸗ und Krankenversicherung auf das land⸗ wirthschaftliche Gewerbe ausgesprochen habe. Seitdem hat die nähen Bekanntschaft mit dem gesetzlich Gewordenen einen völligen Umschwung der Ansichten herbeigeführt. Die ganze Verhandlung bewiet daß man der durch abstrakte Theoretiker anfangs so viel angefochtenen Sozialreform, wie sie die Kaiserliche Botschaft angebahnt hat, in Bayern jetzt volles Verständniß und Interesse entgegenbringt.

Die „Vossische Zeitung“ berichtet:

Die Fabrikation von Bronzckronen nimmt im Berliner Kunst⸗ gewerbe eine hervorragende Stellung ein und hat, da sich nur größere Firmen mit ihr befassen, von Jahr zu Jahr an Leistungsfähigket und Ausdehnung gewonnen. Während das Geschäft in Cuiyvre pob. Kronen, für welche schon im vergangenen Jahre die Nachfrage zurückgegangen war, fast ganz aufgehört hat, werden augen⸗ blicklich besonders Kronen aus sogenanntem Rothguß und aus Schmiedeeisen in Verbindung mit Kupfer 1-ege Bezeichnend für die Geschäftslage und hauptsächlich den Bestrebungen der Fabrikanten zu danken ist es, daß Kronen untergeord⸗ neter Art nur wenig gesucht sind und sich daher auch nur geringer Bedarf für Zinkkronen bemerkbar macht. Die Kronenfabrikanten eiferten schon seit Jahren gegen den vielen anderen Industriezweigen zum Verderben gereichenden Grundsatz, die Preise der Waare zum Nachtheil ihrer Güte zu ermäßigen, und indem sie bemüht waren, nur tadelfteie Waare zu liefern und streng stilgerecht durchgeführte Modelle zu verwenden, gelang es trotz anfänglicher Schwierigkeiten allmählich, den Geschmack des Publikums zu bilden und dieses für gute Arbett empfänglich zu machen. Während in früheren Jahren Frank⸗ reich nicht allein uns, sondern auch andere Länder mit Gas⸗ und Lichterkronen versorgte, deckt jetzt die Berliner Fabrikation sowohll den heimischen Bedarf als auch zum Theil den Rußlands, Italiens und Hollands. Die gesunde Geschäftslage dieses Industriezweiges it besonders den schon erwähnten löblichen Bestrebungen der Fabrikanten zu danken und diese haben die Genugthuung, augenblicklich mit reich⸗ lichen Aufträgen versehen zu sein.

man

Archiv für Post und Telegraphie. Nr. 18. Inhalt: Aktenstücke und Aufsätze: Stromverhältnisse und Stromarbeit in ober⸗ irdischen Telegraphenleitungen. Die Posteinrichtungen in Nieder⸗ land. Die Verwaltung der Königlich Bayperischen Verkehrsanstalten. Der Panamakanal. Kleine Mittheilungen: Post und Tele⸗ graphie in Heidelberg während der Universitäts⸗Jubiläums⸗Tage. Internationales statistisches Institut. Das Postwesen der Schweiz im Jahre 1885. Ueber den Umfang des Rundreiseverkehrs. Zeitschriften⸗Ueberschau.

Eisenbahn⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 28. Inhalt: Allerhöchste Verordnung, betr. die Abänderung bezw. Ergänzung der Bestimmungen über die Umzugskosten der Beamten der Staatseisen⸗ bahnen und der unter der Verwaltung des Staats stehenden Privat⸗ eisenbahnen. Vom 5. September 1886. Allerhöchste Verordnung, betr. die Abänderung bezw. Ergänzung der Bestimmungen über die Tagegelder und Reisekosten der Beamten der Staatseisenbahnen und der unter der Verwaltung des Staats stehenden Privateisenbahnen.

Vom 6. September 1886. Grundsätze für die Besetzung der Sub⸗

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altern⸗ und Unterbeamtenstellen bei den Reichs⸗ und Staatsbehörden

mit Militäranwärtern. Nachrichten.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund“⸗ heitsamts sind in der Zeit vom 26. September bis 2. Oktober cr. von fe 1000 Einwohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 26,6, in Breslau 30,9, in Königsberg 31,0, in Köln 28,1, in Frankfurt a. M. 20,2, in Wiesbaden 16,9, in Hannover 38,0, in

Kassel 8,1, in Magdeburg 29,0, in Stettin 24,6, in Altona 25,3, in Straßburg 30,6, in Metz —, in München 30,8, in Nürnberg 327, in Augsburg 29,4, in Dresden 28,0, in Leipzig 19,0, in Stuttgart 23 in Karlsruhe 18,7, in Braunschweig 29,9, in Hamburg 30,9, in Wien 22,9, in Pest 52,2, in Prag 23,1, in Triest —, in Krakau 275, in Basel 25,0, in Amsterdam 21,9, in Brüssel 31,5, in Paris 21,0, in London 17,0, in Glasgow 21,8, in Liverpool 26,4, in Dublin 225, in Edinburg 14,8, in Kopenhagen 30,4, in Stockholm 18,8, in Christiania 27,4, in St. Petersburg 22,9, in Warschau 328, Odessa 38,3, in Rom 21,1, in Turin 18,3, in Venedig —, i Madrid —, in Alexandria 48,7 Ferner in der Zeit vom 5. bis 11. September cr.; in New⸗York —, in Philadelphia 19,8, in Balti⸗ more 20,4, in San Francisco —, in Calkutta 23,0, in Bomtbay 21,8, in Madras —. 1 Die Sterblichkeitsverhältnisse haben sich in der Berichtswoche in den meisten europäischen, namentlich in den deutschen Großstädten er⸗ heblich günstiger gestaltet und wurden ziemlich allgemein niedrigere, nur aus Hannover, Augsburg, Stuttgart, Braunschweig, Bascl Christiania, Pest ansehnlich gesteigerte Sterblichkeitsverhältniß⸗ zahlen gemeldet. In Folge der vielfach niedrigeren Temperatur der Luft, die in der Berichtswoche vorherrschte, haben in den meisten Großstädten Todesfälle an Darmkatarrhen und Brechdurchfällen der Kinder abgenommen, nur in wenigen Städten (Frankfurt a. N.; Aachen, Mannheim, Wien, Pest) stieg die Zahl der dur diese Krankheitsformen hervorgerufenen Sterbefälle. Die Theil⸗

nahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war in Folge dessen in den meisten Berichtsstädten eine weit geringere als in der Vorwoche. Von 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, in Berlin 112, in München 162 Säuglinge. Auch Sterbefälle an akuten Entzündungen der Athmungsorgane wurden im Allgemeinen weniger gemeldet. Dagegen zeigten sich vielfach infektiöse Krank⸗ heiten häufiger und veranlaßten insbesondere Scharlach, Diphtherie und Croup, typhöse Fieber und Pocken mehr, Masern dagegen und Keuchhusten weniger Todesfälle. Todesfälle an Masern waren in Berlin, Magdeburg, Hannover etwas häufiger, in Elberfeld, London, Paris, St. Petersburg seltener. Auch aus den Regierungs⸗ bezirken Königsberg und Schleswig wurden weniger Erkrankungen an Masern gemeldet. Das Scharlachfieber hat in Berlin, Ham⸗ burg, Köln, London, St. Petersburg etwas weniger, in Liverpool, Christiania, Pest, Warschau, Odessa und ganz besonders in Hannover (wo es in der Berichtswoche 34 Opfer forderte) mehr Sterbefälle hervorgerufen. Die Sterblichkeit an Diphtherie und Croup war gleichfalls vielfach eine gesteigerte, besonders in Berlin, Hamburg, Breslau, Königsberg, Hannover, Altona, Wien, London, Paris, Pest, Christiania, Kopenhagen, Warschau, Odessa, während in Dresden, Leipzig, Danzig, Magdeburg, St. Petersburg die Zahl der Todesfälle eine kleinere wurde. Typhöse Fieber bedingten in Hamburg, München, Magdeburg, London, Paris, Lyon, Warschau, Odessa eine größere Zahl von Sterbefällen als in der Vorwoche, während letztere in Berlin, Pest, St. Petersburg etwas abnahm. An Flecktyphus kam nur ein Todesfall aus Pest und acht Erkrankungen aus dem Regierungsbezirk Marienwerder, an Rückfallsfieber 2 Erkran⸗ kungen aus Berlin, 2 Todesfälle und 8 Erkrankungen aus St. Peters⸗ burg zur Mittheilung. An epidemischer Genickstarre wurden aus Elberfeld und Kopenhagen je 1 Todesfall, aus dem Regierungsbezirk Marienwerder 2 Erkrankungen berichtet. Dem Kindbettfieber er⸗ lagen in London eine größere Zahl von Frauen. Der Keuchhusten forderte in London, Glasgow weniger, in Berlin, Paris und St. Petersburg die gleiche Zahl von Opfern wie in der Vor⸗ woche. Einzelne Pockentodesfälle kamen aus Hamburg, Danzig, Brüssel, Warschau, mehrfache aus Prag. Paris, St Petersburg, Alexandria und Wien, 42 aus Pest zur Mittheilung. Auch wurden aus Berlin und St. Petersburg je 1, aus Hamburg 2, aus Wien 8, aus Pest 152 Erkrankungen an Pocken gemeldet. Die Nach⸗ richten über die Cholera lauten im Allgemeinen günstiger. Neu aufgetreten ist die Epidemie in Szegedin, wo sie vom 4. bis 8. Oktober 94 Erkrankungen mit 33 Todesfällen hervorrief. In Pest scheint die Epidemie in der Abnahme begriffen zu sein. Vom 19. bis 25. Sep⸗ tember erlagen der Seuche daselbst 94 Personen; vom 25. bis 30. September erkrankten 227 und starben 76 Personen, vom 3. bis 8. Oktober wurden nur 63 Erkrankungen und 30 Sterbefälle gemeldet. In Triest kamen vom 3. bis 8. Oktober noch 69 Erkrankungen und 12 Sterbefälle zur Mittheilung. In Raab, Fiume und in den an⸗ grenzenden kroatischen Gebieten sind nur wenige Erkrankungen und Todesfälle, seit Ende September keine weiteren Erkrankungen vorge⸗ kommen. Auch in Istrien, Dalmatien und in Görz⸗Gradisca zeigten sich Ende September nur vereinzelte Fälle. Auch in Nord⸗Italien hat die Epidemie ziemlich allgemein abgenommen. In Brescia, Piacenza, Bergamo sind die Erkrankungen leichter Natur. Auch in Süd⸗Italien geht die Epidemie ihrem Erlöschen entgegen.

Die Pocken in Calcutta. Seit dem Jahre 1879 ist in Calcutta die Impfung obligatorisch, sowohl für Einheimische wie namentlich für Ortsfremde bezw. Eingewanderte, nachdem man in Erfahrung gebracht hatte, daß besonders diejenigen Stadttheile heim⸗ gesucht wurden, in denen sich letztere niederzulassen pflegen. Wie nöthig diese Einrichtung war, erhellt aus folgender Zusammenstellung der Epidemiejahre seit 1832, welche wir dem amtlichen Berichte des Heaeth Officer von Calcutta für 1884 entnehmen. Es starben an Pocken in den Epidemiejahren

Personen 1832 679 11835 2548 1837

266 1838 1507 1843 336 1844 2840 1849 1724. 11839 4430 1856 11,8 1881 1857 3177 1884 478 Auch in sämmtlichen anderen Jahren des 53jährigen Zeitraumes sind Todesfälle an Pocken zu verzeichnen gewesen; im Ganzen starben 29 102 Individuen daran. Die Pocken⸗Epidemien sind in regelmäßigen Intervallen von 4—6 Jahren aufgetreten und haben sich fast stets über 2 Jahre erstreckt. In den letzten Jahren sind die Epidemien etwas häufiger, die Sterblichkeit an Pocken aber wesentlich geringer als früher. Es wird dies ersichtlich, wenn man den Zeitraum von 1832 84 in zwei Hälften theilt. Dabei ergiebt sich, daß in der ersten Hälfte die Mortalität 18 608 oder durchschnittlich jährlich 702. betrug, während sie in der zweiten Hälfte auf 10 397, durchschnittlich also auf 392 oder beinahe die Hälfte gefallen ist, obgleich in die letzte Periode noch die große Epidemie von 1864/65 mit 5556 Todesfällen fällt und die Bevölkerungszahl der Stadt eine größere war.

London, 8. Oktober. (A. C.) Amtlichen Ausweisen zufolge wanderten im September 29 073 Engländer, Schotten und Irländer nach überseeischen Ländern aus, und zwar hauptsächlich nach den Vereinigten Staaten, den britischen Kolonien in Nordamerika und Australien. Seit Beginn des laufenden Jahres bis Ende September sind im Ganzen 188 359 Personen aus Groß⸗ britannien und Irland ausgewandert, gegen 168 668 im entsprechenden Zeitraum des Vorjahres. .

Personen 1864 11865

1870 1874

11875 11878 11879

Kunst, Wissenschaft und Literat

Im Verlage von Ferd. Schöningh in Paderborn und Münster erschien soeben: „Die Preußischen Stempelabgaben aus dem Gesetze vom 7. März 1822 nebst den ergänzenden bezw. abändernden Erlassen“. Zusammengestellt und heraus⸗ gegeben durch Cl. A. Severin, Geh. Regierungs⸗Rath und Stempel⸗ fiskal. (38 B. gr. 8 broch. 12 ℳ) Das preußische Stempelgesetz vom 7. März 1822 hat, namentlich in den letzten Jahren, theils durch Abzweigung bestimmter Stempelsteuern, als Reichs⸗Stempel⸗ abgaben, theils durch Aufhebung und wesentliche Aenderung der be⸗ stehenden Vorschriften, bekanntlich einschneidende Abänderungen er⸗ fahren. Neben neu ergangenen Gesetzen und anderen Erlassen auf dem Gebiete der Stempelsteuer⸗Gesetzgebung sind ferner durch zahl⸗ reiche Entscheidungen der obersten Gerichtshöfe des preußischen Staates zweifelhafte Fragen klargestellt worden, so daß eine neue Bearbeitung des Gesetzes in seiner jetzigen Lage durchaus nothwendig erschien. Der Verfasser des vorliegenden, umfassenden und gediegenen Werkes hat es daher unternommen, unter Ausscheidung der Reichs⸗Stempelsteuergesetze sowie alles anderen veralteten und überflüssig gewordenen Materials, die noch verbliebenen Bestimmungen des alten Gesetzes zusammenzustellen und in dem vorliegenden Werke zu ver⸗ öffentlichen. Dasselbe zerfällt in 4 Abtheilungen. Die 1. Abtheilung (S. 12 448) beschäftigt sich eingehend mit dem Gesetz wegen der Stempelsteuer vom 7. März 1822. An die einzelnen Gesetzespara⸗

graphen sind hier überall die neuesten ministeriellen Entscheidungen

und die Urtheile des Reichsgerichts übersichtlich und systematisch in gedrängter, aber durchaus verständlicher Form und ohne der Voll⸗ ständigkeit Abbruch zu thun, angereiht. In dieser Abtheilung ist der ausführliche Abschnitt über den Stempeltarif besonders hervorzuheben. Die 2. Abtheilung handelt von den Stempelabgabegesetzen für die neuen Landestheile (die Hohenzollernschen Lande, das vormalige König⸗ reich Hannover, das vormalige Kurfürstenthum Hessen, das frühere Herzogthum Nassau, sowie die vormals bayerischen Gebietstheile, ferner Frankfurt a. M. und Schleswig⸗Holstein), die 3. von dem Gesetz, betr. die Stempelabgaben von gewissen, bei dem Grundbuchamt anzubringenden Anträgen, vom 5. Mai 1872; die 4. endlich von dem

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ö

Gesetz, betr. die Erbschaftssteuer, vom 30. Mai 1873; doch sind die 3 letzten Abtheilungen bei weitem nicht so ausführlich, wie die 1., denn alle 3 zusammen umfassen nur einige 120 Seiten, während die 1. Abth. allein 437 Seiten füllt. Der 1. Abth. geht inhaltlich als allgemeine Information eine Zusammenstellung der bei Anwendung des Gesetzes leitenden Grundsätze, welche bisher in den 2 nur zerstreut gebracht worden und sich erst nach eingehendem, längern Bekanntsein mit der Stempelgesetzgebung ergeben bezw. durch die Rechtsprechung festgestellt sind, voraus. Zu Ende des Buches be⸗ findet sich ein vollständiges Zeitregister (von 1766, 29. Okt., bis 1886, 14. Aug.) sowie ein umfassendes Sachregister. Wegen der Genauigkeit und Sorgfalt, mit welcher das vorliegende gründliche und ausführliche Werk gearbeitet ist, sei dasselbe allen denen, welche sich mit der gegenwärtigen preußischen Stempelgesetzgebung und Stempelpflichtig⸗ keit bekannt machen wollen, schließlich bestens empfohlen.

Der 3. Band des 3. Jahrgangs von „Engelhorn's all⸗ gemeiner Romanbibliothek“ (Stuttgart, J. Engelhorn) ent⸗ hält einen Roman von Miß Braddon: „In Acht und Bann“ (in autorisirter Uebersetzung von A. Geisel), der den Lesern der Bibliothek um so willkommener sein wird, als diese ihnen erst einen einzigen Roman der beliebten Schriftstellerin („Unter der rothen Fahne“), und zwar schon in den ersten Bänden, gebracht hat.

Im 4. Bande führt die Bibliothek mit der Erzählung „Die Tochter des Meeres“ die in ihrer Heimath sehr beliebte dänische Schriftstellerin Frau Johanne Schjörring, geb. Krohn, ein, die sich zuerst im Jahre 1874 durch ihre „Fortellinger og Skizzer“ vor⸗ theilhaft bekannt gemacht und durch eine Anzahl auf einander fol⸗ gender anderer Erzählungen die Erwartungen, die sich an ihr Erst⸗ lingswerk knüpften, nicht nur erfüllt, sondern übertroffen hat. Die ernste, aber im Gottvertrauen doch freudig verlebte Jugend und der melancholische Schauplatz derselben, die jütische Heide, spiegeln sich in den Erzählungen der Frau Joh. Schjörring deutlich ab, und sie ist ebenso begabt, Natur und Menschen realistisch zu schildern, wie durch Idealismus die edelsten Saiten in der Brust des Lesers erklingen zu lassen. Der Staat hat ihre schriftstellerischen Verdienste durch die Bewilligung eines Jahrgelds anerkannt. Die hier vorliegende duftig poetische Erzählung (Havets Datter) ist eine ältere, die im Jahre 1883 bereits die zweite Auflage erlebte; sie ist in der geschickten Ueber⸗ setzung durch L. Fehr besonders geeignet, die Dichterin, deren Bildniß den Titel schmückt, in Deutschland empfehlend einzuführen.

Florenz in Wort und Bild. Geschichte, Kultur⸗ geschichte, Kunstgeschichte von Rudolf Kleinpaul. Mit 200 Illustrationen. In 20 Heften à 1 Leipzig, Schmidt & Günther. 8. und 9. Heft. Diese Hefte bringen den Schluß der Galerie der Uffizien. Sodann führt uns der Verfasser durch die Via Calzaioli mit der interessanten Kirche Or San Michele über den Mercato Vecchio nach dem wohlbekannten Dome mit dem wunderherrlichen Glockenthurm des Giotto, der das Entzücken jedes Beschauers bildet. Die Geschichte dieser Gebäude ist höchst interessant, besonders das Dekret, durch welches dem Baumeister Arnolfo di Lapo der Beschluß des Magistrats wegen des Dombaues kundgegeben wurde. Es lautet: „In Anbetracht dessen, daß es sich für ein Volk von edler Herkunft ziemt, in seinen Geschäften also vorzugehen, daß durch seine äußeren Operationen ebensowohl seine Weisheit, als sein großer Sinn durchblicke, wird Arnolfo, erstem Baumeister unserer Gemeinde, hiermit befohlen, das Modell oder den Plan für den Neubau von Sancta Reparata zu machen, und zwar mit jener höchsten und ver⸗ schwenderischen Pracht, daß von menschlichem Thun und Können etwas Größeres und etwas Schöneres auf der Erde nicht gefunden werde.“ Den Heften sind wieder treffliche Illustrationen beigegeben: Ansichten des Doms und einzelne Theile desselben, die Mater dolorosa von Sassoferrato, die Tizian'sche Venus aus den Uffizien u. s w.

Ingenieur⸗Kalender 1887, von H. Fehland. Preis 3 Verlag von Julius Springer in Berlin. Der soeben erschie⸗ nene neunte Jahrgang stellt sich in Bezug auf Inhalt und äußere Ausstattung seinen Vorgängern würdig zur Seite. Außer einer voll⸗ ständigen Neubearbeitung und Erweiterung des Kapitels „Elektro⸗ technik“ sind diejenigen Veränderungen, welche die Fortschritte der Technik und Wissenschaft im letzten Jahre nothwendig machten, vor⸗ genommen worden, sonst ist der alte, bewährte Inhalt derselbe ge⸗ blieben: Notiz⸗ und Terminkalender, Mathematik, Maß⸗ und Gewichts⸗ tabellen, Physik und Chemie, Mechanik, einfache Maschinentheile, die Wärme, das Wasser, die Luft, Hüttenwerke, Werkzeugmaschinen, Bauwissenschaftliches, Eisenbahnen, Gasfabrikation und Gasmotoren, Elektrotechnik, Mahlmühlen, Papierfabrikation, Rübenzuckerfabrikation, Diverses. Der Ingenieur erhält in diesem mit so großem Fleiß und Geschick zusammengetragenen Kompendium die letzte Arbeit des auch sonst literarisch mehrfach hervorgetretenen Ingenieurs H. Fehland, den im Frühjahr d. J. leider der Tod dahingerafft hat. Sein Ingenieur⸗ Kalender, in dem er sein Bestes gegeben hat, wird von tüchtigen Fach⸗ männern, welche die Verlagshandlung hierfür gewonnen hat, weiter fortgeführt werden.

Die Beilage enthält: I. Mathematik: a. Arithmetik. b. Tri⸗ gonometrie. II. Mechanik: a. Einfache Bewegung. b. Zusammen⸗ gesetzte Bewegung. c. Kraft und Arbeit. d. Einfache Maschinen. III. Konstruktion der Maschinentheile.

Das Oktober⸗Heft der „Internationalen Revue über sämmtliche Heere und Flotten“ (Verlag der Hellring'schen Buchhandlung in Hannover) hat folgenden Inhalt: Regiments⸗ studien. Reiten ist nicht Dressiren. Von Otto von Monteton. Italienischer Chauvinismus, deutsche Friedenspolitik und die⸗ Gotthardbefestigung. Objektive Skizzen von Leonardo Pungulus. Die Schicksale des Whitehead⸗Torpedos Nr. 70. Frei nach dem Englischen von Guns. De l'espionnage. Allerlei Kavalleristi⸗ sches, pro et contra. Von A. von Drygalski. Michael Dmitrie⸗ witsch Skobeleff, sein Leben, sein Charakter und seine Thaten, nach russischen Quellen und vorzüglich nach seinen eigenen Tagesbefehlen von Ossip Ossipowitsch. Zur Reorganisation der türkischen Armee. Compagnie Lagunari. Von v. S. Italienische Correspondenz. VIII55I

Das 10. Heft 24. Jahrgangs der „Gewerbehalle“, Organ für den Fortschritt in allen Zweigen der Kunstindustrie, unter Mitwirkung bewährter Fachmänner redigirt von Ludwig Eisenlohr und Carl Weigle, Architekten in Stuttgart (Verlag von J. Engel⸗ horn in Stuttgart), enthält folgende Tafeln: Tafel 64: Rauchschrank und Spieltisch; entworfen von Ihne und Steg⸗ müller, Architekten in Berlin, ausgeführt von Ferd. Vogts u. Cie. daselbst. Tafel 65: Silberne Buchschließen im bayerischen Ge⸗ werbe⸗Museum in Nürnberg. Deutsche Arbeit des 17. Jahrhunderts. Aufgenommen von Architekt Otto Häberle daselbst. Tafel 66: Plafond; entworfen von C. Zänken unter Leitung von Professor Herrmann in Dresden. Tafel 67: Bronze⸗Kandelaber auf der Place de la République in Paris; entworfen von Architekt M. Mavense, aufgenommen von Architekt W. Vittali. Tafel 68: Bischöf⸗ licher Thronsessel im Suermondt⸗Museum in Aachen; aufgenommen von Regierungs⸗Baumeister U. Wendt in Eisenach. Tafel 69: Entwürfe zu Oefen im Renaissancestil von Architekt Leop. Theyer, K. K. Direktor in Bozen. Tafel 70: Entwürfe zu Majolika⸗ Tellern von L. Hellmuth in Weißenburg a. S. 2aa k⸗h eneee.

rrTr rsnn, 7 Eürnrgoren 8 2 YX EFrEen

zLand⸗ und Forstwirthschaft.

Landwirthschaftliche Verhältnisse in

tannien. Das Königliche Agrikultur⸗Departement zu London ver⸗ öffentlichte soeben einen Bericht über die neuesten Aufnahmen hinsicht⸗ lich der landwirthschaftlichen Besitz⸗ bez. Pachtverhältnisse in Groß⸗ britannien, welcher in einer Reihe von Tabellen eine interessante Ueber⸗ sicht über die Vertheilung des Besitzes in England, Wales und Schottland gewährt. In der ersten Tabelle wird eine Uebersicht über die landwirthschaftlichen Arbeiter und Landhausinhaber (cottagers) gegeben, und zwar nach der Zählung von 1881, wonach 899 409 land⸗

toffelbau und theilweise können sie eine Kuh füttern. Besitzungen und Pachtungen unter 4 Acres an Feld und Garten gab es in ganz Groß⸗ britannien mit Ausnahme der Eisenbahnstellen 394 517, davon 381 049 in England, 8018 in Wales, 5450 in Schottland. Hiervon hatten weniger als x Acre 134 932, ½ ½ Acre 117 766, t bis 1 Aecre 105 097, 1—4 Acres 36 722 Inhaber. Hierzu traten noch 39 425 Eisenbahngrundstücke, wodurch die Summe auf 433 942 steigt. Von Letzteren hatten weniger als ½ Acre 33 385, ¼ Acre 4160, ¼— 1 Acre 1570, 1—4 Acres 310. Die Eisenbahnbesitzungen waren meist ver⸗ pachtet und schwankten in ihrem Pachtertrage von 3 Sh. bis 20 £ für den Acre. Von den Stellen zu 1—4 Acres standen 19 071 unter dem Pflug, 12 330 dienten als Weide und 5321 dienten für Beides. Gärten im Anschluß an Landhäuser in der Größe von bis 1 Acre gab es 272 567; hiervon ergaben 9953 keine Rente, 262 614 ergaben einschließlich des Hauses eine durchschnittliche Jahresrente von 4 £ 12 Sh. 8 d. Zu der Gesammtsumme kommen noch 6852 Be⸗ sitzungen dieser Art, welche den Eisenbahnen gehörten und von denen 710 keine Rente abwarfen; für die übrigen betrug die durchschnittliche Jahresrente in England und Wales 7 Ff, in Schottland 4 £ 8 Sh. Die Gesammtzahl der Stellen (Loose) unter 4 Acres betrug demnach in ganz Großbritannien 712 652. Bei diesen kleinen Stellen zeigt sich nun bis zum Jahre 1885 ein sehr starker Rückgang, so daß es fast scheint, als ob in der Methode der statistischen Aufnahme eine Abweichung stattgefunden habe. Es ergab sich nämlich nach der Er⸗ hebung von 1885 die Grundvertheilung folgendermaßen: Es gab Be⸗

sitzungen von:

Wales Schottland Großbritannien Aere 1 083 1 300 23 512 8 Aeres 11 044 21 463 135 736 17 389 22 132 148 106 12 326 10 677 84 194 10 044 29 778 64 715 100 300 7 844 2 549 79 573 300 500 389 2 034 13 875 500 1000 b 63 632 4 826 über 1000 565 8 90 663 insgesammt 414 950 60 190 80 715 555 865 Demnach gab es im Jahre 1885 in Großbritannien überhaupt nur 555 865 landwirthschaftliche Stellen, während 1881 schon die Zahl derjenigen unter 4 Acres 712 651 betragen hatte. Auch wenn man die Stellen unter ½ Acre von 1881 noch dazu zählt, bleibt der Ausfall noch groß. Ueber die thatsächliche Vertheilung des Grund und Bodens auf die einzelnen Besitzklassen wurde festgestellt, daß kamen auf die Besitzungen von:

Groß⸗

l v 8 8 J in England Wales x

9 988 530 11 195 Aeres 286 526 34 532 389,001s1. 1 219 663 200 169. 1 656 827 2 042 370 420 487 361 675 2 824 527 3 285 350 735 671 725 499 4 746 520 10 285 988 1 233 374 2 139 133 13 658 495 4 328 722 143 623 768 823 5 241 168 2 697 794 39 793 409 641 3 142 228 über 1000 735 138 10 373 137 104 882 615 insgesammt 24 891 539 2 818 547 4 848 166 32 558 252 Aecres Interessant ist auch die Tabelle über die Vertheilung des Vieh⸗ standes auf die verschiedenen Klassen der Stellen. Es wurden nämlich gehalten in den Besitzungen von 1 Pferd 1 Rind 1 Schwein 1Art 3,7 2,5 17,1 9 20 —50 1 3,5

in England 21 069 103 229 109 285

4—1 1—5 5 20 20 50 50 100

Schott⸗ land 677 68 619

236 995

Aecre Aecres

1—2

1—5

5 20 20 50 50 100 100 300 300 500 500 1000

1 Schaf Acres

.

18,4 3,5 50 100 1

100 300 300 500 500 1000 über 1000

Die letzte 1 die sehr großen Besitzungen der Viehzucht besonders günstig seien, ziemlich schlagend widerlegen. 1

In Irland sind für das Erntejahr 1885/86 insgesamm 5 033 846 Aecres Land in Beackerung gewesen, gegen 4 957 127 Aeres im Jahr 1884/85, was einer Vermehrung von 76 719 Acres oder 1 ½ % gleichkommt. Dagegen sind die Grasbauflächen (insgesamm 10 160 292 Acres) um 90 828 Acres gegen 1884/85, wo sie 10 251 120 Aecres betrugen, zurückgegangen. Das landwirthschaftlich unbenutzt Land (Sümpfe, Berge ꝛc) umfaßte 4 771 947 gegen4 788 030 Aere im Jahr 1884/85, dasselbe ist also um eine Kleinigkeit zurückgegangen beträgt aber immer noch 23 ½ % der Gesammtfläche von Irland Was die Benutzung des Landes im Einzelnen anlangt, so ist auch in Irland wie in England der Getreidebau im Rückgang und zwa zunehmend, wie folgende Uebersicht über den Anbau während de letzten fünf Jahre zeigt: Es wurden in Irland angebaut im Jahr

1886 1885 1884 1883 1882

Acres 1 7 94 740 152 8

67 809 183 291 7 566 11 190 806 467 306 799

37 945 35 813 29 866

. 68 408 . 1 323 205 181 494 10 864 6 696 799 858

299 273

Weizen. Hafer

Gerste Spelz und Roggen Erbsen u. Bohnen Kartoffeln.. Turnips 1 Mangelwurzel u.

Rüben

Kohl und Kraut. Möhren ꝛc. 8 Wicken und Raps Flachs 1

167 061 7 495 8 729 798 952 304 031

187 257 813

797 292 296 984

37 179 42 127 31 309 13 753 14 418 13 395 13 393 127 865 108 247 89 225 95 943 insgesammt 2 939 708 2 922350 2 910 257 35007 917 3 119181 Hierzu: Wiesen u. Triften 2 094 138 2 034 768 1 962 487 1 931 784 1 962 152 Der Stand der Viehzucht in derselben Periode zeigt sich folgender⸗ 1882

maßen. Es waren vorhanden: 8 1 1884 1883 561 427 565 925

1886 1885 Pferde und Stück Maulthiere 578 350 576 419 562 439 1 59 Esel 196 263 197 121 191 339 189 760 187 782 Rinder 4 148 027 4 228 751 4 112 789 4 096 953 3 987 211 Schafe 3 367 722 3 447 840 3 245 212 3 219 311 3 071 755 1 348 364 1 430 128 263 146 263 272

Schweine 1 263 133 1 269 122 1 306 550 Ziegen 266 135 264 433 254 411 256 Federvieh 13 910 633 13 849 175 12 747 460 13 382 430 13 999 096

Beide Uebersichten gewähren ein wenig tröstliches Bild des Still⸗ standes und zum Theil des Rückganges. Hinsichtlich des Weizens, des Brotgetreides in Großbritannien und Irland, sehen wir nicht nur, wie unbedeutend seine Rolle noch für die irische Landwirthschaft ist, sondern auch mit welcher Raschheit sein Anbau den Boden dort verliert. Auch Hafer, der bekanntlich in den keltischen Gebieten eine weit größere Rolle als in den germanischen auch als mensch liches Nahrungsmittel spielt, sehen wir in zwar langsamerem abe doch stetigem Rückgange. Auch die Viehzucht erscheint meist im Rück gange verhältnißmäßig am stärksten bei den Schweinen, dem Fleischvieh der Landleute. Was aber die landwirthschaftlichen Han delsbetriebe, wie den Flachsbau betrifft, so zeigt sich in den bedeutenden Schwankungen die Unsicherheit derselben für den auf Stetigkeit hin gewiesenen Landwirth; und dieselbe Erscheinung sehen wir bei der Viehzucht, wo die Zahl der Schafe nach kurzer Zunahme bis 1883 schon wieder rückgängig geworden ist.

New⸗York, 11. Oktober. (W. T. B.) Nach dem Bericht des Bureaus des landwirthschaftlichen Departements be⸗

34 541 39 473 31 021

37 413 40 077 30 802

wirthschaftliche Arbeiter, wozu noch 33 000 Schäfer kommen, vor⸗ handen waren; von diesen hatten 111 146 etwas Land zum Kar⸗

trug die mit Weizen bebaute Fläche 37 Millionen Aecres, der mitt