1886 / 268 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 13 Nov 1886 18:00:01 GMT) scan diff

3) am Lützow⸗Platze an der Ecke der Schill⸗ und Wichmann⸗ straße, und .

4) an der Ecke der Frankfurter Allee und der Thaerstraße genehmigt. b In Folge dessen werden geeignete Bewerber zur Meldung binnen iner Präklusivfrist von sechs Wochen mit dem Bemerken auf⸗ gefordert, daß persönliche Vorstellungen zwecklos sind und di

werbungen lediglich schriftlich zu geschehen haben.

Der Meldung sind beizufügen:

a. der Lebenslauf,

b. die Approbation und die sonstigen Zeugnisse des Bewerbers,

e. der amtlich beglaubigte Nachweis über die zur Uebernahme bezw. Einrichtung einer Apotheke erforderlichen Mittel,

d. ein polizeiliches Führungszeugniß.

Der Bewerber hat außerdem pflichtmäßig zu versichern, daß er eine Apotheke bisher nicht besessen hat, oder sofern dies der Fall sein sollte, die Genehmigung des Herrn Ministers der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten zur abermaligen Bewerbung um Apothe⸗ ken⸗Neuanlagen vorzulegen. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, daß Gesuche von Bewerbern, welche seit 10 und mehr Jahren sich von dem Apothekenfach abgewandt haben, oder welche erst nach dem Jahre 1872 approbirt sind, bei der großen Zahl mehr berechtigter Bewerber zur Zeit keine Aussicht auf Erfolg haben.

Die zu solchen Kategorien gehörigen Apotheker werden deshalb zur Vermeidung unnöthigen Schreibwerkes ꝛc. am besten von der Bewerbung abstehen.

Beellin, den 10. November 1886. 8 Königliches Polizei⸗Präsidium. Freiherr von Richthofen.

.“

Bekanntmachung.

Diejenigen in Berlin und dem Regierungsbezirk Potsdam wohn⸗ haften jungen Leute, welche die Berechtigung zum einjährig⸗freiwilligen Militärdienst nachsuchen wollen, haben sich in der Zeit vom zurück⸗ gelegten 17. Lebensjahre bis zum 1. Februar ihres ersten Militär⸗ pflichtjahres, d. i. des Kalenderjahres, in welchem sie das 20. Lebens⸗ fac. vollenden, bei der unterzeichneten Kommission schriftlich zu melden. 8 Dieser Meldung sind beizufügen:

a. ein Geburtszeugniß,

b. ein amtlich bescheinigtes Einwilligungs Attest des Vaters oder Vormundes mit der Erklärung über die Bereitwilligkeit und Fähigkeit, den Freiwilligen während einer einjährigen aktiven Dienst⸗ zeit zu bekleiden, auszurüsten und zu verpflegen,

c. ein Unbescholtenheitszeugniß, welches für Zöglinge von höheren Schulen (Gymnasien, Realgymnasien, Ober⸗Realschulen, Progym⸗ nasien, Realschulen. Real⸗Progymnasien, höheren Bürgerschulen und den übrigen militärberechtigten Lehranstalten) durch den Direktor der Lehranstalt, für alle übrigen jungen Leute durch die Polizei⸗Obrigkeit oder ihre vorgesetzte Dienstbehörde auszustellen ist, und

d. ein über die wissenschaftliche Befähigung ausgestelltes Schul⸗ zeugniß.

Die Einreichung des letztgenannten Zeugnisses darf bis 1. April des ersten Militärpflichtjahres Für Diejenigen, welche den Nachweis der wissenschaftlichen Be⸗ fähigung durch Ablegung einer Prüfung führen wollen, finden alljähr⸗ lich 2 Prüfungen statt, die eine im Frühjahr, die andere im Herbst.

Das Gesuch um Zulassung zu der nächstjährigen Frühjahrsprüfung muß unter Einreichung der ad a bis c erwähnten Schriftstücke, eines selbstgeschriebenen Lebenslaufes und einer amtlich beglaubigten

hotographie, sowie mit der Angabe, in welchen zwei fremden prachen der sich Meldende geprüft sein will, spätestens bis zum 1. beeen J. Hngebracht werden⸗ b wird ausdrückli emerkt, daß Meldungen zur Prüfung, welche nach dem 1. Februar k. J. eingehen, 8 welche vr eg diesem Termine durch Einreichung der beizufügenden Schriftstücke ꝛc. vervollständigt werden, keine Berücksichtigung finden können.

Die unterzeichnete Kommission fordert diejenigen jungen Leute, welche in Berlin und dem Regierungsbezirk Potsdam im Jahre 1886 gestellungspflichtig sind und die Berechtigung zum einjährig⸗frei⸗ willigen Militärdienst zu erlangen beabsichtigen, hierdurch auf, die vorgeschriebenen Meldungen möglichst bald, spätestens jedoch bis zum 1. Februar 1887, in ihrem Geschäftslokale Niederwall⸗ straße 39 anzubringen.

Berlin, den 10. November 1886.

Königliche Prüfungs⸗Kommission für Einjährig⸗Freiwillige.

zum

Personalveränderungen.

Königlich Preußische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Berlin, 4. November. Teltz, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 116, Burgund, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 63, Metzig, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 23, in das Inf. Regt. Nr. 18, Frhr. v. Eichendorff, Sec. Lt. vom Gren. Regt. Nr. 11, in das Inf. Regt. Nr. 76, versetzt.

Berlin, 9. November. v. Bülow, Sec. Lt. von der Res. des Inf. Regts. Nr. 77 und kommandirt zur Dienstleistung bei dem⸗ selben, früher im Inf. Regt. Nr. 15, im aktiven Heere, und zwar als Sec. Lt. bei dem Inf. Regt. Nr. 77, wiederangestellt. v. Breder⸗ low, Sec. Lt. vom Gren. Regt. Nr. 1, kommandirt zur Dienst⸗ leistung bei dem Ulan. Regt. Nr. 4, in dieses Regt. versetzt.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Berlin, 4. November. Frhr. Roeder v. Diersburg, Rittm. a. D., zuletzt im Drag. Regt. Nr. 4, unter Ertheilung der Erlaubniß zum Tragen der Uniform des Drag. Regts. Nr. 24, der Charakter als Major

verliehen. Königlich Bayerische Armee. 8 Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 5. November. Bösmiller, Hauptm., Comp. Chef im 2. Fuß⸗Art. Regt., unter Stellung à la suite dieses Regts., zum Referenten bei der Inspektion der Art. und des Trains ernannt. Millauer, Hauptm., Referent bei der Inspektion der Art. und des Trains, unter Versetzung im Verhältniß à la suite vom 2. Fuß⸗Art. Regt. zum 1. Fuß⸗Art. Regt., zur Dienstleist. bei letzt⸗ genanntem Regiment kommandirt. 7. November. v. Münster, Pr. Lt. z. D., im 10. Inf. Im aktiven Heere. 2. No⸗

Regt. wiederangestellt.

Abschiedsbewilligungen. vembexr. Schleiß v. Löwenfeld, Hauptm. und Comp. Chef des 5. Inf. Regts., mit Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform der Abschied bewilligt.

4. November. Graf v. Tauffkirchen⸗Lichtenau, Oberst⸗ Lt. und etatsmäß. Stabsoffiz. des 11. Inf. Regts., unter Verleihung des Charakters als Oberst, mit Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform, v. Brunnenmayr, Oberst⸗Lt, und etatsmäß. Stabsoffiz des 12. Inf. Regts., unter Verleihung des Charakters als Oberst, mit Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform, Hittner, Oberst⸗Lt. u. etatsmäß. Stabsoffiz. des 15. Inf. Regts., unter Verleihung des Charakters als Oberst, mit Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform, Ritter, Major und Bats. Commandeur des 6. Inf. Regts., unter Verleihung des Charakters als Oberst⸗Lt,, mit Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform, Haren, ajor und Bats. Commandeur des 2. Inf. Regts., mit Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform, v. Baur⸗Breitenfeld, überzähl. Major des 16. Inf. Regts., mit Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform, Westermayer, Pr. Lt. des 10. Inf. Regts., unter Verleihung des Anspruches auf Anstellung im Militär⸗Verwaltungsdienste, mit Pension

bast

6. November. Kolb, Major z. D., „Referent für Landw. und Ersatz⸗Angelegenheiten bei der 5. Inf. Brig., mit Pension und mit der Uniform des 5. Inf. Regts., Ochs, Pr. Lt. z. D., Adjut. beim Landw. Bezirks⸗Kommando Passau, unter Verleihung des An⸗ spruchs auf Anstellung im Militär⸗Verwaltungsdienst, mit Pension und mit der Uniform des 16. Inf. Regts., der Abschied bewilligt

7. November. Grünberger, Oberst, Commandeur 3. Inf. Regts, mit Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform, Gundermann, Hauptm. und Comp. Chef des 10. Inf. Regts, unter Verleihung des Charakters als Major, mit Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform, Löhner, Hauptm. und Comp. Chef des 18. Inf. Regts, mit Pension und mit der Er⸗ laubniß zum Tragen der ÜUniform, der Abschied bewilligt. Geiger, Major und Bats. Commandeur im 9. Inf. Regt., mit Pension zur Disp. gestellt.

Im Beurlaubtenstande. 2. November. Wild, Sec. Lt. von der Res. des 16. Inf. Regts., der Abschied bewilligt.

XIII. (Königlich Württembergisches) Armee⸗Corps.

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 1. November. Sautter, Major im Ulan. Regt. Nr. 19, kommandirt als Adjut. zur 27. Div., unter Ent⸗ bindung von seiner gegenwärtigen Dienstleistung, als etatsmäß. Stabsoffizier in das Ulan. Regt. Nr. 20, Kleiner, Major und Escadr. Chef im Drag. Regt. Nr. 26, als etatsmäß. Stabsoffizier in das Drag. Regt. Nr. 25, versetzt Frhr. v. Starkloff, Pr. Lt. im Drag. Regt. Nr. 26, unter Beförderung zum Rittm., als Adjut. zur 27. Div. kommandirt. Frhr. v Crailsheim⸗Rügland, Pr. Lt. in dems. Regt., zum Rittm. und Escadr. Chef be⸗ fördert. Frhr. Pergler v. Perglas, Sec. Lt. im Ulan. Regt. Nr. 20, Frhr. v. Thumb⸗Neuburg, Sec. Lt. im Drag. Regt. Nr. 25, unter Beförderung zu Pr. Lts., in das Drag. Regt. Nr. 26 versetzt. v. Schroeder, außeretatsmäß. Sec. Lt. im Feld⸗ Art. Regt. Nr. 29, zum Art. Offiz. ernannt.

5. November. Erpf, Sec. Lt. im Pion. Bat. Nr. 13, zum Pr. Lt. bef rdert mit einem Patent vom 11. November 1885 und unter Stellung à la suite des Bats. nach Preußen kommandirt, behufs Dienstleist. bei der 3. Ingen. Insp., v. Wundt, Oberst⸗Lt. a. D., zum Kommandanten des Ehreninvaliden⸗Corps ernannt.

In der Gendarmerie. 5. November. v. Reibel, Oberst z. D., zum Commandeur des Landjäger⸗Corps ernannt.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 5. No⸗ vember. v. Reibel, Oberst und Commandeur des Inf. Regts. Nr. 125, in Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit Pension und mit der Regts. Uniform zur Disp. gestellt. v. Wundt, charakteris. Oberst⸗Lt. z. D., von der Stellung als Bez. Commandeur des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 122. entbunden und unter Verleihung eines Patents seiner Charge in die Kategorie der mit Pension ver⸗ abschiedeten Offiziere versetzt. v. Seggern, Pr. Lt. im Ulan. Regt. Nr. 19, unter Verleihung des Charakters als Rittm., mit Pension und mit der Regts. Uniform der Abschied bewilligt. In der Gendarmerie. 4. November. v. Günthert, Oberst, Commandeur des Land⸗Jägercorps, die erbetene Versetzung in den Ruhestand ertheilt. 1 Im Beurlaubtenstande. 5. November. Flammer, Sec. Lt. von der Landw. Inf. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 121, Schwenk, Sec. Lt. der Res. der 13. Art. Brig., der Abschied bewilligt. Im Sanitäts⸗Corps. 1. November. Nuding, Stabs⸗ arzt der Landw. im 1. Bat. Landw. Regts Nr. 119, der Abschied bewilligt.

Nichtamtliches. Deutsches Reich. Berlin, 13. November. Die

Preußen. Ausschüsse des Bundesraths für Eisenbahnen, Post und Telegraphen und für Rechnungswesen, sowie der Ausschuß desselben für Rechnungswesen hielten heute Sitzungen.

vereinigten

Ueberläßt Jemand, welchem persönlich für seinen Geschäftsbetrieb die polizeiliche Erlaubniß zur Anschaffung und Verwendung von Sprengstoffen ertheilt worden, während seiner dauernden oder häufigen Abwesenheit die Ver⸗ waltung des Sprengstofflagers und die Verwendung der Stoffe bei dem DE einem Vertreter (einem seiner Geschäftsgehülfen oder Arbeiter), so verfällt er, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafs., vom 16. Septem⸗ ber d. J., der in §. 9 Abs. 1 des Sprengstoffgesetzes ange⸗ drohten Strafe. 8

Der Chef der Admiralität, General⸗Lieutenant von Caprivi, ist nach Wilhelmshaven abgereist.

S. M. Kanonenboot „Hyäne“, Kommandant Kor⸗ vetten⸗Kapitän Langemak, ist am 10. November d. J. in Zanzibar eingetroffen.

Baden. Karlsruhe, 11. November. (Karlsr. Ztg.) Die Abreise des Erbgroßherzogs und der Erbgroß⸗ herzogin erfolgte heute früh 8 Uhr. Auf dem Bahnhof in Baden⸗ Baden hatten sich zur Verabschiedung eingefunden: der Fürst zu Fürstenberg, der preußische Gesandte von Eisendecher, der Stadtdirektor Richard und der Ober⸗Bürgermeister Gönner. Der Großherzog und die Großherzogin gaben ihren Kindern das Geleit bis Oos, wo dieselben den Orient⸗Expreßzug bestiegen. In der Begleitung des Erbgroßherzogs befinden sich außer den bereits gestern genannten Personen der Geheime Rath Tenner, welcher nur für kurze Zeit in Cannes bleiben wird, und Dr. Doll, welcher für die Dauer des Auf⸗ enthalts der erbgroßherzoglichen Herrschaften daselbst ver⸗ weilen soll. Ihre Königlichen Hoheiten reisen heute bis Paris und von da voraussichtlich morgen ohne Aufenthalt nach Cannes. Dort ist für einige Monate die Villa des Herzogs von Valombrosa gemiethet, welche die Erbgroß⸗ herzoglichen Herrschaften beziehen werden, wenn unter ihrer Leitung alle Einrichtungen daselbst getroffen sind. Prinz Ludwig Wilhelm ist heute früh nach Heidel⸗ berg zurückgekehrt. Unmittelbar nach der gestern Abend in Baden⸗Baden erfolgten Ankunft der Fürstin von Hohen⸗ zollern besuchten der Großherzog, die Großherzogin, der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin dieselbe im Euro⸗ päischen Hof. Die Fürstin ist zu längerem Kurgebrauch in Baden⸗Baden anwesend.

Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 12. November. Heute Nachmittag 2 Uhr 35 Minuten trafen, von dem Groß⸗ herzog, den Hofstaaten und der Generalität auf dem schön geschmückten Bahnhofe empfangen, der Herzog Johann Albrecht mit seiner Gemahlin, der Herzogin Eli⸗ sabeth, Prinzessin von Sachsen⸗Weimar, hier ein. Die hohen Neuvermählten wurden zunächst im Großherzoglichen Empfangs⸗ salon von einer Deputation des Magistrats und der Bürger⸗ schaft feierlich begrüßt und fuhren alsdann durch die festlich dekorirten Hauptstraßen der Stadt, bewillkommnet von den be⸗

und mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform, der Abschied be⸗ willigt. 1“ 1

geisterten Hochrufen einer nach Tausenden zählenden Menschen⸗

wurden die Herzoglichen Herrschaften von der regierenden Grot herzogin sowie von der Großherzogin⸗Mutter, der au⸗f⸗ Schwester Sr. Majestät des Kaisers, und der Feisa herzogin Marie nebst den Fürstlichen, im Schlosse a⸗ wesenden Gästen empfangen. Demnächst nahm das 8 Paar die Vorstellung der Ober⸗Hof⸗ und Hoscharar sowie der Großherzoglichen Adjutantur entgegen. Abende 6 Uhr fand im Schlosse Familientafel, desgleige Marschallstafel in der Waffenhalle statt. Abends 8 Una begann im Hoftheater eine Festvorstellung (zweiter Akt n „Tannhäuser“). Morgen ist im Schlosse Cour bei den h Neuvermählten, welcher ein Diner ebendaselbst folgt. ohe Aus Anlaß der am 17. d. M. bevorstehenden Vermä lung der Herzogin Charlotte von Mecklenbunh⸗ Schwerin mit dem Prinzen Heinrich XVIII. Reil⸗ wird am Montag, den 15. ein Gala⸗Ball im Großhera⸗ lichen Schlosse veranstaltet. da

Lippe. Detmold, 11. November. (Hann. Cou Landtag ist auf den 10. Dezember d. J. . Vorlagen sind den Abgeordneten zugegangen: der Etat pro 1887/88, Gesetzentwürfe über die Errichtung öffentliche Schlachthäuser, die Außerhebungsetzung eines Theils de Schulgeldes für das Jahr 1887, die Anstellung eines vierten Kreis⸗Thierarztes sowie einige kleinere Vorlagen.

v““ Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 12. November. Das „Fremdenblatt“ kommt bei Besprechung der vorgestrigen Rede des englischen Premiers Marquis von Salisburg neuerlich auf die Ansprache des Kaisers an die Dele⸗ gationen zurück und sagt: „Wir konstatiren mit großer Genugthuung, daß auch in den leitenden Kreisen jen⸗ seit des Kanals die Anschauungen vorherrschen, welche in der jüngsten Ansprache unseres erhabenen Herrschers mit unüber⸗ trefflicher Klarheit und Bestimmtheit dargelegt sind. Unser Kaiser hat sich weder den ernsten Besorgnissen, zu welchen die Verwicklungen in Bulgarien Anlaß gaben, noch den Gefahren der neu entstandenen Krisis verschlossen. Aber die Allerhöchste An⸗ sprache erklärt sofort mit unantastbarer Bestimmtheit, daß die Ve⸗ mühungen der österreichisch⸗ungarischen Regierung darauf gerichten sind, unter der Mitwirkung der Mächte in dem autonomen Fürsten⸗ thum legale Zustände schließlich zu schaffen. Die Segnungen des Friedens, hofft der Kaiser, werden, unter Wahrung der Interessen Oesterreich⸗Ungarns, der Monarchie und Europa erhalten bleiben. Wir finden in der Rede Marquis Salis⸗ bury's keinen Satz, welcher nicht in seinem wesentlichen Ge⸗ halt mit der Auffassung der Kaiserlichen Rede sich in Einklang bringen ließe.“ Klagenfurt, 10. November. Der Landesausschuß von Kärnten hat, wie die „Klagenfurter Ztg.“ meldet, die K. K. Landesregierung ersucht, dahin wirken zu wollen, daß der Landtag jedenfalls noch in diesem Ja hre einberufen werde, weil die Feststellung der Voranschläge des Landes, insbesondere mit Rücksicht auf die zur theib weisen Bedeckung der Erfordernisse dienende 20 prozentige Umlage auf die Verzehrungssteuer, noch in diesen Zahre erfolg. müsse, solle diese letztere nicht durch einen später erfolgenden Beschluß und die hierdurch ebenfalls hinausgeschobene Kaiser⸗ liche Genehmigung desselben für die erste Zeit des Jahres bis

zur Kaiserlichen Sanktionirung dem Lande verloren gehen. „Trient, 12. November. (W. T. B.) Ihre Kaiser⸗ liche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin ist mit Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzessinnen Töchtern heute hier eingetroffen und im Hotel di Trente

abgestiegen.

Großbritannien und Irland. London, 11. November⸗ (A. C.) In dem gestern im Schlosse Windsor unter dem Vorsitz der Königin abgehaltenen Ministerrath wurde bo⸗ schlossen, das Parlament bis zum 9. Dezember d. J. zu ver⸗ tagen. Kurz vor diesem Datum wird wahrscheinlich eine weitere Vertagung des Parlaments bis Ende Januar oder Anfangs Februar eintreten.

Der Vize⸗Kanzler Sir James Bacon, der älteste Richter Englands, ist in den wohlverdienten Ruhestand ge⸗ treten, nachdem er sein 88. Lebensjahr erreicht hat. Mit ihm erlischt der Titel Vize⸗Kanzler, da der frühere Kanzleigerichte⸗ hof bereits seit Jahren eine Abtheilung des Obersten Gerichts⸗ hofes bildet.

Die Indische und Kolonial⸗Ausstellung in Süd⸗Kensington wurde gestern Abend ohne jedes Ceremoniell geschlossen. Seit ihrer Eröffnung ist die Aus⸗ stellung von 5 550 749 Personen besucht worden, was im Durchschnitt 33 846 Besucher pro Tag ausmacht. Man glaubt allgemein, daß die Ausstellung im Mai oder Juni nächsten Jahres auf ausdrücklichen Wunsch der Königin und des Prinzen von Wales mit großem Pomp als „Reichs⸗Institut wieder eröffnet werden werde.

Der neue englische Verdienstorden für Heer und Flotte ist ein weiß emaillirtes goldenes Kreuz, welches auf der Vorderseite in der Mitte auf roth emaillirtem Grunde innerhalb eines Lorbeerkranzes die Reichskrone in Gold und auf der Rückseite innerhalb eines ähnlichen Kranzes cbenfalt auf rothem Grunde den Namenszug der Königin zeigt. 3 wird auf der linken Brust an einem 1 Zoll breiten rothen Bande mit blauem Rande getragen.

Großbritanniens Staatseinkünfte in der 88

vom 1. April bis 6. November beliefen sich auf 46 571 81 Pfd. Sterl. gegen 46 150 865 Pfd. Sterl, im entsprechenden Zeitraum des verflossenen Finanzjahres, und die Ausgaben auf 52 657 448 Pfd. Sterl. gegen 54 969 478, Pfd. Sterl. Das Guthaben der Regierung in der Bank von England be⸗ zifferte sich am 6. d. auf 1 286 642 Pfd. Sterl. gegen 1 969 276 Pfd. Sterl. am 6. November 1885. 13. November. (W. T. B.) Der Generalrath der Sozialdemokratischen Föderation hat beschlossen, am 21. d. M. auf dem Trafalgar⸗Square eine neue Arbeiterkundgebung zu veranstalten.

Frrankreich. Paris, 11. November. (Köln. Zig.) Jn Folge der Erkrankung des Minister⸗Residenten in Tongking und Anam, Paul Bert (dessen Tod in⸗ zwischen gemeldet worden), erhielt General Jamont, der auf sein Ersuchen von seiner Stellung in Tongking entbunden wurde und von Hanoi abreiste, aber noch in Saigon weilt, heute Befehl, in Saigon zu bleiben und neue Weisungen vom Kriegs⸗Minister abzuwarten. General Jamont wird Paul Bert ersetzen. In den Ausschuß der Deputirten⸗

menge, nach dem Großherzoglichen Schlosse. In demselben

kammer für die Trennung des Staats von der Kirche

Gegenstand eines

rurden 14 Mitglieder gewählt, welche für die Trennung,

lche dagegen sind.

nd 8, JAeee. (Köln. Ztg.) Die Handelskammer on Hanoi telegraphirte der Regierung den Wunsch nach ufrechthaltung der Civilregierung.

gerbien. Nisch, 12. November. (W. T. B.) Die kupschtina hat sowohl in der General⸗ wie in der pezialdebatte das Budget fast einstimmig genehmigt.

Dänemark. Kopenhagen, 12. November. (W. T. B.) der Kronprinz und die Kronprinzessin sind heute Abend über Lübeck nach Gmunden abgereist. 8

Wegen der in das Budget eingestellten 3 Millionen eronen für öffentliche Arbeiten beschloß die Regierung, sehufs Beschleunigung der Angelegenheit eine besondere Vorlage beim Reichstage einzubringen. 8

Der Reichstag erledigte heute die Vorlage, betreffend

bie theilweise Konvertirung der Staatsschuld.

New⸗York, 11. November. (R. B.) Der New⸗York⸗Herald“ meldet, daß Präsident Cleveland in einer Botschaft an den Kongreß sehr ausführlich den

englisch⸗amerikanischen Ausliefe⸗ behandeln werde, und zwar mit auf die Nothwendigkeit, daß die Bestimmungen eines solchen Vertrages auf Canada unwendbar gemacht werden, und ferner, daß jeder Verdacht daraus beseitigt werde, daß man wünsche, an⸗ nebliche politische Vergehen in den Vertrag einzuschließen. gluch ist der „Herald“ benachrichtigt, daß der Präsident die ortgesette Abwesenheit des amerikanischen Gesandten von

Amerika.

ungs-Vertrages besonderer Bezugnahme

Wien und das Unterlassen der Ernennung eines Gesandten

ür Oesterreich⸗Ungarn berühren werde. Es wird hinzu⸗ gffügt, daß die Fischerei⸗Frage mehrere Seiten der Bot⸗ shaft füllen werde.

Der Senat des Staates Vermont hat die Frauen⸗

immrechts⸗Bill verworfen.

Afrika. Egypten. Kairo, 9. November. Chudi Pascha, der egyptische Commandeur in Halfa, bat um Entsendung von Verstärkungen.

(A. C.) Wady

Zeitungsstimmen.

Das Novemberheft von „Stahl und Eisen“ bringt einen Aufsatz, betreffend die ausländische Konkurrenz auf dem deutschen Markte. In diesem Artikel heißt es:

. Nun haben die hochweisen Verfechter der Theorie „vom reien Spiel der wirthschaftlichen Kräfte“ allerdings schon häufiger die Behauptung aufgestellt, daß eben nur in dem natürlich freien, durch einerlei wirthschaftspolitische Maßnahmen eingeschränkten Wettbewerb der Industrie aller Länder sich auch unsere Gewerbthätigkeit zu einer felbständigen und konkurrenzfähigen Stellung heraufzuschwingen vermöge

lund daß der Schutz, welchen die deutsche Wirthschaftspolitik im Zoll⸗ tarif der heimischen Produktion zu verleihen zweckmäßig erachte, jede benbürtige Leistung unserer Industrie zu Grunde richten werde. Demgegenüber wird zunächst jeder Unbefangene gestehen müssen, daß ich diese Behauptungen und Weissagungen als eitles Phrasengeklingel rwiesen haben, da die technische Entwickelung unserer Industrie und

zdie Fortschritte im gewerblichen und geschäftlichen Betriebe, trotz den

im Vergleich mit England und Belgien in vielen Punkten kaum zu⸗ länglich erscheinenden Mitteln, der Konkurrenzleistung anderer Nationen her vorausgeeilt sind. Ebenso ist es aber auch jedem Verständigen lar, daß ohne den mäßigen Zollschutz gegenüber dem Auslande eine große Zahl der bedeutendsten industriellen Unternehmungen Deutsch⸗ lands auf dem Gebiete des Bergbaues und des Hüttenwesens längst hätten zum Erliegen kommen müssen, welche noch heute die ausschließ⸗ liche Erwerbsquelle und Existenzgrundlage vieler Tausende von Ar⸗ beiterfamilien bilden. ..

Dem „Hamburgischen Correspondenten“ schreibt

man über die von Stauffenberg'sche Rede aus Berlin: . .. Hrn. von Stauffenberg's Fürther Rede liefert einen betrü⸗

benden Beweis dafür, in welchem Grade ein sonst klar denkender

Mensch im Banne der Parteipolitik die Unbefangenheit und Objek⸗ tivität des Urtheils verlieren kann. .... Hr. von Stauffenberg hat mit Selbstbewußtsein erklärt, er würde die Unfallversicherung in ungleich besserer Weise geordnet baben, als dies durch das Gesetz von 1884 geschehen ist; bedauerlicher Weise hat er aber verschwiegen, welche Regelung er plant. Denn das, as an Gegenvorschlägen in der Zeit von 1881—1884 Seitens der Linksliberalen im Reichstage gemacht ist, hatte, soweit es um die prinzipiellen Grundlagen sich handelte, einen kläglich dilettantischen Anstrich, oder war, wie der Gedanke des Versicherungszwangs, ohne das Korrelat einer öffentlichen Versicherungsanstalt, welche Schutz

gegen die Ausbeutung der dadurch geschaffenen Zwangslage böte, prak⸗

tisch völlig unausführbar. Wenn Hr. von Stauffenberg sich dabei

grundsätzlich auf einen positiven Standpunkt zu stellen suchte, so

kannte er augenscheinlich die neueste Parole des Parteiführers nicht, welche alle positiven Anwandlungen kurz abschneidet und die Rückkehr zum absoluten Manchesterthum vorschreibt.

Hr. von Stauffenberg beklagt die Verschärfung der Gegensätze zund schreibt sie ausschließlich der Schärfe der Bekämpfung der Oppo⸗ sition durch die Regierung und ihre Organe zu. Wäre Hrn. von Stauffenberg's Gedächtniß nicht im Lethe des Freisinns ertränkt, so würde er sich der Tonart erinnern, in welcher seine jetzigen Partei⸗ henofsen von den ersten Tagen des Deutschen Reichs an den

unzler und Alles, was er auf dem Gebiete der inneren, ie der äußeren Politik gethan hat, bekämpft haben. Er würde sich erinnern, daß man selbst vor dem schmählichsten Versuche der Verhetzung des Monarchen gegen seinen Rath⸗ geber nicht zurückschreckte und daß kein Mittel zu schlecht war, um aFselbst gegen die andere liberale Richtung, wie z. B. aaus Anlaß der Justizgesetze, von der neueren Zeit gar nicht zu reden, eine gründliche Hatz zu veranstalten. Hr. von Stauffenberg scheint die tonangebenden Blätter seiner Partei nicht zu lesen; ein Einblick 8 diese, der Centralleitung der Partei so nahe stehenden Organe ürde ihn gelehrt haben, wo eine Hauptquelle der gegenwärtigen erschärfung der Parteigegensätze zu suchen ist, und daß er gut thäte, zunäͤchst vor der eigenen Thüre zu fegen. fas Am schlimmsten aber erscheint Hrn. von Stauffenberg's Auf⸗ zassung getrübt durch die Gewohnheit, Personen und Dinge durch die larteibrille zu sehen, bezüglich der Militärangelegenheiten. Er glaubt issigegenüber der populären Strömung, welche von einer Vernach⸗ aeiPeng bes Heerwesens nach freisinnigem Rezept Nichts wissen will, ins er Bemerkung abzufinden, daß er gern Alles bewilligen möchte, nachweisbar zur Sicherung Deutschlands erforderlich sei, eufm G nicht befürchten müßte, daß die geforderten Mehr⸗ de wendungen dazu dienen sollten, einer weiteren Erhöhung Reichssteuern die Wege zu ebnen. Schon der Gedanke, daß eine

Regierung eine Vermehrung der Steuern als Selbstzweck erstrebe,...

si doppelt unhaltbar gegenüber dem von dem Kanzler bis zu dem se 1 haftem Experimente der preußischen Verwendungsgesetze kon⸗ Shaen festgehaltenen Gedanken, daß das Bedürfniß im Reich und Se Js Grundlage jeder Neubewilligung sein müsse. Völlig aus das Rahmen gesunden und logischen Denkens fällt aber

Endergebniß jener Stauffenbergischen Betrachtung. Denn

er gelangt dazu, aus Furcht vor möglichen zukünftigen Steuerplänen,

eren Realisirung oder Nichtrealisirung überdies völlig in der Hand

des Reichstages liegt, auch diejenigen militärischen Forderungen abzu⸗ lehnen, deren Nothwendigkeit im Interesse der Sicherheit des Reichs er anerkennt. Eine schärfere Kritik, wie sie Hr. von Stauffenberg, wern auch unfreiwillig, an der eigenen Partei mit dieser Stellungnahme übt, läßt sich kaum denken; mag das Reich in einer stürmischen Zeit, wie die jetzige, der nothwendigen Sicherung entbehren, wenn nur der Parteistandpunkt in den Besteuerungsfragen gewahrt wird! .. .

In der „Berliner Börsen⸗Zeitung“ lesen wir: In der industriellen Thätigkeit Berlins hat sich fast in allen Betriebszweigen im Verlaufe des Jahres eine Vergrößerung des Ab⸗ satzes bemerkbar gemacht, sodaß diejenigen Gewerbe, welche in diesem Jahr einen ungünstigen Erfolg zu verzeichnen haben, sich entschieden in der Minderheit befinden. Die jüngst schon erwähnten, von dem hiesigen amerikanischen Konsulat veröffentlichten Ziffern über den Berliner Export im Fiskaliahr 1886 sind eine treffende Illustration für die Zunahme unseres Exports, wie überhaupt unserer gesammten Ge⸗ schäftsthätigkeit, und beweisen ferner den Vorsprung, welchen das deutsche im Wettbewerb mit den konkurrirenden Staaten erreicht hat. (Der Berliner Export betrug in diesem Jahr 5 704 882 Doll. oder 1 120 121 Doll. mehr als in der gleichen Periode des Vorjahrs. Der gesammte deutsche Export nach den Vereinigten Staaten im letzten Fiskaljahr betrug 76 588 044 Doll. oder circa 12 Millionen Dollars mehr als im Vorjahr.) Von den einzelnen hiesigen Ge⸗ schäftsbranchen war die Fabrikation wollener und halbwollener Stoffe recht gut beschäftigt, die Plüschfabrikation arbeitet fortgesetzt für Export und ist trotz der für diesen Artikel vorgerückten Jahreszeit immer noch in Thaͤtigkeit. Weniger befriedigend sprechen sich die Shawls⸗ und Tücherfabrikanten aus, der Geschäftsgans in dieser Branche war schleppend und nur für gewisse Spezialitäten in Fantasie⸗ und Chenilleartikeln gab sich ein größerer Bedarf kund. Ueber die ganz vorzügliche Beschäftigung der hiesigen Tricotwaarenfabrikation konnten wir bereits mehrfach berichten. Der Verkehr in den hiesigen Teppichfabriken setzte anfangs schwach ein, hat sich aber in den letzten Monaten gebessert. Die Wäschefabrikation hat sich dadurch, daß Damenartikel wieder in Aufnahme kamen, recht erholt, auch im Leinen⸗ handel ist man mit dem Absatz durchaus zufrieden, wenn auch in diesem Industriezweige die Klagen über gedrückte Preise noch nicht verstummen wollen. Daß die Damenkonfektion mit wenigen Unter⸗ brechungen recht flott beschäftiat war, ist ebenfalls bereits mitgetheilt worden. Die Schirmfabrikation hat in letzter Zeit überhaupt einen recht bedeutenden Aufschwung genommen und vergrößert ebenso wie die Hut⸗ fabrikation ihre Umsätze von Jahr zu Jahr; im letztgenannten Industriezweige war die Beschäftigung eine sehr reichliche, der Absatz hat sich im In⸗ und Ausland vergrößert, mit ihm aber auch die Konkurrenz. Die Lampenfabrikation war reichlich beschäftigt, die Industriellen dieser Branche klagen aber darüber, daß der Geschäfts⸗ gewinn erheblich zurückgegangen ist. In der hiesigen Bronze⸗ und Messingwaarenindustrie gebricht es durchaus nicht an Aufträgen, diese liegen sogar sehr reichlich vor, es werden aber zu viel billige Artikel verlangt, welche nur mit kleinstem Nutzen verkauft werden können. Zu den vielen Geschäftszweigen, welche das Jahr 1886 zu den günstigen rechnen, gehört auch die Silber⸗ und Goldwaaren⸗ fabrikation, in dieselbe Kategorie fällt die Handschuhwaaren⸗ fabrikation, sowie der Pelzwaarenhandel, welch letzterer noch besonders von einer steigenden Konjunktur und durch die Mode be⸗ günstigt wurde. Die Lederwaarenfabrikation steht auf gleicher Stufe mit der Erzeugung sogenannter Berliner Kurzwaaren, in beiden Be⸗ trieben kann der Verkehr als blühend bezeichnet werden, In⸗ und Ausland wetteifern in Ertheilung großer Aufträge, und bedeutende Fabrikanten hatten schon vor längerer Zeit ihre Produktion auf Mo⸗ nate hinaus vergeben. Unsere Luxuspapierfabrikanten zeigen sich meistens befriedigt, indem es ihnen gelingt, die Umsätze auf der Höhe früherer Jahre zu erhalten. Vermindert hat sich der Export der Klavierbauanstalten, in dieser Branche liegt das Geschäft überhaupt schwieriger als in früheren Jahren, da die Konkurrenz stark zugenom⸗ men hat. In der chemischen Industrie beklagt man noch immer die zu starke Produktion und in deren Gefolgschaft gedrückte Preise.

Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 46. Inhalt: Konsulatwesen: Wahrnehmung konsularischer Funktionen in Transvaal. Bestellung eines Konsularagenten. Entlassungen. Exequatur⸗ ertheilung. Bankwesen: Status der deutschen Notenbanken Ende Oktober 1886. Zoll⸗ und Steuerwesen: Veränderungen in dem Stande oder den Befugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen. Militärwesen: Nachtragsverzeichniß höherer Lehranstalten, welche zur Ausstellung von Zeugnissen über die wissenschaftliche Befähigung für den einjährig⸗freiwilligen Militärdienst berechtigt sind. Handels⸗ und Gewerbewesen: Abänderung des Verzeichnisses der im Reichsgebiet regelmäßigen Untersuchungen unterliegenden und den Anforderungen der Reblauskonvention entsprechend erklärten Gartenbau⸗ ꝛc. Anlagen. Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 46. Inhalt: Amtliches: Personal⸗Nachrichten. Nichtamtliches: Die Kensington⸗ Halle in London. Der Dom in Merseburg. Vorschläge für be⸗ wegliche Stauanlagen. Aufdeckung von Gräbern in Pompeji. Zur Buchenholzfrage. Das Bose’'sche Nivellirinstreument. Ver⸗ mischtes: Kirchthurm zu Stralau. Verblendung der Betonbauten. Nord⸗Ostsee⸗Kanal. Beseitigung von alten Oelfarbenanstrichen und Oelflecken. Tränken der hölzernen Eisenbahnschwellen mit Zinkchlorid. Elektrische Beleuchtung des Fahrwassers am Hell⸗Gate.

Centralblatt der Abgaben⸗Gesetzgebung und Ver⸗ waltung in den Königlich preußischen Staaten. Nr. 23. Inhalt: Anzeige der in der Gesetz⸗Sammlung erschienenen Gesetze und Verordnungen. I. Allgemeine Verwaltungsgegenstände: Ver⸗ änderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen. III. Indirekte Steuern: Erkenntniß des Reichsgerichts. Zollstelle im Auslande. Inland. Zollgrenze. Defraudation. Bona fdes. Steuervergütung für zur Ausgangsabfertigung gelangenden Zucker. VI. Personalnachrichten.

Statistische Nachrichten.

Die endgültigen Ergebnisse der Volkszählu om 1. Dezember 1885 in Preußen. (Stat. Corr.) Die Aufberei⸗ tung des endgültigen Ergebnisses der Volkszählung vom 1. Dezember v. J. ist nunmehr so weit vorgeschritten, daß wir über einen großen Theil der durch diese Aufnahme ermittelten Thatsachen zuverlässige Auskunft für jede einzelne politische Gemeinde, jeden Kreis (jedes Oberamt) und jeden Regierungsbezirk, jede Provinz und den gesamm⸗ ten preußischen Staat zu geben vermögen.

Die ortsanwesende Bevölkerung des Staates betrug am Zählungs⸗ tage 28 318 458, und zwar 13 893 599 männliche und 14 424 859 weib⸗ liche Personen, ist mithin nur um 4625 Personen = 0,016 % größer gewesen als im März d. J. auf Grund der Zähler⸗Kontrollisten F. vorläufig ermittelt worden war. Das in diesem Jahre festgestellte vorläufige Zählungsergebniß kommt dem endgültigen demnach sehr viel naͤher, uls das vorläufige Ergebniß der 1880er Zählung, welches um 28 044 Köpfe = 0,103 % hinter dem endgültigen zurückge⸗ blieben war.

Außerdem befanden sich am Zählungstage noch 5312 Marine⸗ personen im Auslande an Bord deutscher Kriegsschiffe. 1b

Von den Ortsanwesenden waren 27 984 594 am Zählorte wohn⸗ haft und 333 864 vorübergehend dort anwesend; dagegen wurden nur 289 608 Personen als vorübergehend aus ihrem Wohnorte abwesend gezählt. Die Wohnbevölkerung des preußischen Staates beträgt demnach 28 274 202, und zwar 13 888 812 männliche und 14 385 390 weibliche Personen. Sie ist um 44 256 (darunter 39 469 weibliche) hhne niedriger, als die ortsanwesende Bevölkerung, woraus man olgern darf, daß die vorübergehend abwesenden Personen und namentlich die darunter befindlichen weiblichen Personen nicht voll⸗ ständig aufgenommen worden sind, mithin die durch die Volkszählung

gewonnene Zahl der ortsanwesenden Bevö kerung dem wirklichen Stande der Bevölkerung näher kommt, als die Wohn bevölkerung.

Die Zahl der bundesangehörigen aktiven Militärversonen betru 271 581, von denen 253 049 Preußen und 18 532 Angehörige anderer deutscher Staalten waren An Wohnstätten wurden 3 248 859 er⸗ mittelt, darunter 3 180 793 bewohnte und 53 422 im Bau vollendete aber nicht bewohnte Wohnhäuser, 6185 andere bewohnte und nich hauptsächlich zu Wohnzwecken bestimmte Gebäude, 1518 bewohnte Hütten, Bretterbuden oder Zelte und 6941 bewohnte Wagen, Schiffe oder Flöße Ein erheblicher Theil der unbewohnten Wohngebäude bestand aus lediglich während der wärmeren Jahreszeit im Gebirge, in Badeorten u. s. w. benutzten Bauden, Gastwirthschaften und sonstigen Wohnzwecken dienenden Baulichkeiten. Auf je 10 bewohnte Wohnstätten entfielen im Durchschnitt 19 Haus⸗ haltungen, deren im Ganzen 5 976 179 vorhanden waren, nämlich 5 584 440 gewöhnliche Familienhaushaltungen zu je zwei und mehr Personen, 121 846 Einzelhaushaltungen männlicher und 249 935 Einzelhaushaltungen weiblicher, selbständig lebender Personen und 19 958 Anstalten zu gemeinsamem Aufenthalte.

Von den 1287 preußischen Städten zählten 12 mehr als 100 000. 14 über 50 000 bis 100 0 0, 6 über 40 000 bis 50 000, 12 übe 30 000 bis 40 000, 38 über 20 000 bis 30 000, 114 über 10 000 bis 20 000, 202 über 5000 bis 10 000, 527 über 2000 bis 5000, 290 über 1000 bis 2000 und 72 unter 1000 Bewohner. 6

Karlsruhe, 11. November. (Karlsr. Ztg.) Bei der Hund musterung im Juni d. J. wurde im Großberzogthum Baden im Ganzen für 27 171 Hunde die gesetzliche Steuer entrichtet. Außerdem wurde solche in der Zeit zwischen der Musterung des Vor⸗ jahres und des laufenden Jahres für 3338 Hunde bezahlt. Die Ge⸗ sammtzahl der versteuerten Hunde belief sich hiernach auf 30 509 Stück, worunter 22 442 männliche und 8067 weibliche Thiere waren. In den Städten von 4000 und mehr Einwohnern, in welchen die Taxe 16 beträgt, kamen 7688, in den übrigen Ge⸗ meinden, in welchen nur eine Taxe von 8 zu entrichten ist, 22821 Hunde zur Versteuerung. Der Ertrag der Taxen hat sich demnach in den ersteren Gemeinden zusammen auf 123 008 und in den übrigen Gemeinden zusammen auf 182 568 ℳ, im Ganzen also auf 305 576 belaufen, wovon, nach Abzug der Musterungs⸗ und Erhebungskosten, die Hälfte in die Gemeindekassen fließt. In den letzten fünf Jahren stellte sich die Anzahl der versteuerten Hunde wie folgt: im Jahre 1881 auf 24 984 ℳ, 1882 auf 25 214 ℳ, 1883 auf 25 358 ℳ, 1884 auf 26 813 ℳ, 1885 auf 28 569

Kuust, Wissenschaft und Literatur. Kürzlich ist bei Doerffling

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und Franke in Leibvzig eine „Christliche Eschatologie“, von Dr. Th. Kliefoth, Ober⸗ Kirchenraths Präsidenten in Schwerin, erschienen (350 S., 11 ℳ). Nach einer längeren Einleitung behandelt die Schrift in zwei Theilen die Vorbereitungen des Endes und das Ende selbst. Der erste Theil zerfällt in „Die Bewahrung der Verstorbenen auf das Ende“ und „Die Vorzeichen des Endes“; die zweite Hälfte handelt von dem „Abschluß dieser Zeit“ und von der „Ewigkeit“.

Der bekannte elsässer Publizist und frühere Reichstags⸗ Abgeordnete August Schneegans, seit mehreren Jahren Konsul des Deutschen Reichs in Messina, hat soeben ein Werk vollendet, das unter dem Titel: „Sizilien, Bilder aus Natur, Geschichte und Leben“, eine farbenreiche Schilderung der merkwürdigen Insel bietet und noch vor Schluß dieses Jahres im Verlage von F. A. Brockhaus in Leipzig erscheinen wird.

Geschichte des römischen Kaiserreichs von der Schlacht bei Actium und der Eroberung Egyptens bis zu dem Einbruch der Barbaren von Victor Duruy. Uebersetzt von Professor Dr. Gustav Hertzberg. Mit ca. 2000 Illustrationen. 43.— 45. Heft, Pr. je 80 ₰. Verlag von Schmidt u. Günther in Leipzig. In diesen neuesten Heften des gründlichen und dabei doch anziehend ge⸗ schriebenen Werks wird die Kultur des römischen Reichs und die römische Gesellschaft während der beiden ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung geschildert. Wir machen Bibliotheken und Freunde der Geschichte wiederholt auf das Werk aufmerksam, welches vermöge seiner zahlreichen Illustrationen zugleich als instruktives An⸗ schauungsmittel dienen kann.

Deutscher Kalenderfür 1887. Verlag von Reinhold Kühn, Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei, Berlin W., Leipzigerstr. 115. Pr. 1 ℳ%ℳ Der Dichter des „Rattenfänger von Hameln“, Julius Wolff, und der hochgeschätzte heraldische Zeichner und Maler Emil Döpler der Jüngere haben sich diesmal vereint, um den vor einem Jahre zuerst erschienenen „Deutschen Kalender“ für den neuen Jahrgang 1887 noch anziehender und schöner zu gestalten, als es schon der alte war. Julius Wolff hat die sinnige Grundidee des reizenden Werkchens: mit dem Beginn, dem Wachsen und der Vollendung des Kalenderjahres das Bild des allmählichen Werdens unseres jetzt so herrlich neu erstandenen Deutschen Reichs und Kaiserthums vorzuführen in schwungvoller Poesie auf das Glück⸗ lichste zum Ausdruck gebracht. Wir sehen mit dem Dichter die Herrscher des alten heiligen römischen Reichs deutscher Nation an uns vorüberziehen: die Karolinger, die sächsischen Kaiser, die Franken, die Salier, die Hohenstaufen, die Habsburger, die Kaiser aus den Häusern Nassau, Luxemburg, Bayern, Schwarzburg, Pfalz, bis die Hohenzollern und das neue Deutsche Reich glorreich die Reihe schließen. Dazu hat Emil Döpler der Jüngere fünf⸗ farbige Zeichnungen geliefert, die die strengen Formen der Heraldik auf das Anmuthigste beleben und die Freude jedes Kunst⸗ freundes sein werden. Es sind Allegorien über die Zeiten jener Herrscherhäuser, die zugleich die Hauptstätten ihres Wirkens vorfüh⸗ ren, Ansichten von Aachen, Augsburg, Frankfurt a. M., Goslar, Hagenau, Wien, Limburg a. d. Lahn, Konstanz, München, Schwarz⸗ burg, Heidelberg, Berlin. Der Kalender enthält außerdem noch eine Ansicht des Niederwald⸗Denkmals, eine Regententafel und als Sym⸗ bol der festgegründeten Einigkeit einen „Stammbaum des Deutschen Reichs“. Die sorgfältige Druckausstattung auf Büttenpapier spricht außerordentlich an. Erst jetzt scheint uns das kleine Prachtwerk voll⸗ endet. So sei denn als Schmuck für das deutsche Haus der „Deutsche Kalender 1887“, der für den billigen Preis von nur 1 zu haben ist, warm empfohlen.

Die beiden uns vorliegenden Nummern Karl Emil Franzos im Verlage von Adolf Bonz & Comp. (Stuttgart) herausgegebenen „Deutschen Dichtung“ halten voll⸗ kommen, was der Prospekt und das erste Heft versprachen; sie stehen ihm an Inhalt und Güte der Illustrationen durchaus gleich. Heft 2 hat folgenden Inhalt: Ein Doppelgänger. Novelle von Theodor Storm Eortsetzung), Parabeln von Marie von Ebner⸗Eschenbach: Prometheus. er Gottesleugner. Gedichte: Das kranke Kind. Die lyrische Muse (Autogramm). Wehrlos. Von Robert Hamer⸗ ling. Rabe und Nachtigall. Von Feiedrich Bodenstedt. Nach der Erfüllung. Von Stephan Milow. In den Alpen. Von Hein⸗ rich Leuthold. (Ungedruckter Nachte. Der herbste Verlust. Von Betty Paoli. Angela. on Max Kalbeck. Meine Lilie. Gedicht von Robert Hamerling, Kom⸗ position von Adolf Wallnöfer. Cesario. Novelle in Versen. Von Otto Roquette. II. Romanze. Von Arthur Fitger. Scenen aus „Schwert, Hammer, Buch“. Dramatisches Gedicht von Friedrich Halm. (Ungedruckter Nachlaß.) Zahme Xenien. Von Eduard von Bauernfeld. Modernes Theater. Robert Hamerling. Von Karl von Thaler. Kleine Aufsätze und Rezensionen: Paul Heyse’s „Himmlische und irdische Liebe“. Besprochen von Ludwig Fulda. Borinski's „Poetik der Renaissance“. Besprochen von A. C. Schön⸗ bach. Illustrationen: Titelbild. Von Professor Julius Berger in Wien. Robert Hamerling. Nach einer Photographie von Rott⸗ mayer & Zintl in Graz. Das kranke Kind. Zu Hamerling's Gedicht. Illustration und Schlußvignette von J. R. Wehle in Wien.

2 und 3 der von

Heft 3 enthält: Ein Doppelgänger. Novelle von Theodor Storm (Fortsetzung). Gedichte: Gedenkspruch, von einer Schweizerreise