— Der Kaiserliche Botschafter, Prinz Reuß, ist von ihm Allerhöchst bewilligten Urlaube nach Wien zurück⸗ gekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Botschaft wieder übernommen.
— Der Chef der Admiralität, General⸗Lieutenant von Caprivi, ist von Wilhelmshaven hierher zurückgekehrt.
— Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. Lullies in Allenberg, Dr. Schulz in Sorau, Dr. Ascher in Landsberg a. W., Dr. Schmey in Beuthen O.⸗Schl., Dr. Lorenz in Leinefelde, Teichgraͤeber in Ellrich, Dr. Reinhardt in Groß⸗Wechsungen, Dr. Schaefer in Nordhausen, Dr. Luther
in Lahde.
— S. M. Aviso „Loreley Kommandant Kapitän⸗ Lieutenant Draeger, ist am 15. November cr. in Malta ein⸗ getroffen.
Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 15. November. Bei der vorgestrigen Cour im Thronsaale des Großherzoglichen Schlosses, welche der Herzog und die Herzogin Johann Albrecht abnahmen, war auch der am Großherzoglichen Hofe beglaubigte preußische Gesandte, Geheime Legations⸗Rath von Kusserow aus Hamburg anwesend. Das Garde⸗ Husaren⸗Regiment zu Potsdam und das Brandenburgische Kürassier⸗Regiment (Kaiser Nicolaus I. von Rußland) Nr. 6waren durch Deputationen vertreten. Nach der Cour fand im Goldenen Saal und den anstoßenden Zimmern ein Gala⸗ diner von etwa 300 Gedecken statt, bei dem der Großherzog das Hoch auf das neuvermählte Herzogliche Paar ausbrachte. — Gestern Abend 9 Uhr 8 Minuten trafen die Herzogin Wilhelm, Prinzessin Alexandrine von Preußen, mit ihrer Prinzessin⸗Tochter, der Herzogin Charlotte, sowee deren Verlobter, der Prinz Heinrich XVIII. Reuß, hier ein, wo ein Empfang durch die Fürstlichen Herr⸗ schaften und die Spitzen der Militärbehörden sowie der Ober⸗ Hofchargen stattfand. Gleich darauf langte der Prinz Hein⸗ rich von Preußen in Begleitung des Korvetten⸗Kapitäns
reiherrn von Seckendorff an, und heute Mittag 1 ½ Uhr olgte Prinz Albrecht von Preußen, Regent von Braunschweig, nebst Gemahlin. Heute Abend 8 ½ Uhr begannen die Vermählungs⸗Festlichkeiten mit einem Gala⸗Ball im Goldenen Saale des Großherzoglichen Schlosses. Auf Mittwoch Nachmittag 1 ½ Uhr ist alsdann die Trauung in der Schloßkirche angesetzt, worauf Nachmittags 6 Uhr im Goldenen Saale des Schlosses ein Diner stattfindet.
„— 16. November. (W. T. B.) Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz ist heute Mittag 12 ½ Uhr hier eingetroffen und auf dem Bahnhofe von Sr. Königlichen Hoheit dem Großberzog, der Großherzoglichen Familie sowie den Prinzen Heinrich und Albrecht von Preußen empfangen worden.
Braunschweig. Braunschweig, 14. November. (Hann. C.) Die Söhne des Regenten sind gestern Mittag von Berlin hier eingetroffen; der Prinz und die Prin⸗ zessin werden am 19. d. hier erwartet.
Waldeck. Arolsen, 12. November. Der Landtag der Fürstenthümer Waldeck und Pyrmont, welcher in seiner ersten Sitzung am 28. v. M. den Vorstand und die Kom⸗ missionen gewählt und die Regierungsvorlagen entgegen⸗ genommen hatte, hat inzwischen die ihm zugegangenen Vorlagen in Kommissionssitzungen berathen und dieselben heute in öffent⸗ licher Sitzung erledigt.
1) Von der Nachweisung über die Verwendung der zur Hebung der Pyrmonter Kur⸗ und Badeanstalten jährlich be⸗ stimmten 12 000 ℳ, sowie von den Uebersichten über das Domanial⸗Stammvermögen wurde, unter Wahrung der stän⸗ dischen Rechte, Kenntniß genommen.
2) Der Austausch verschiedener Domanial⸗Forstparzellen wurde genehmigt. 8
3) Die Staatskassen⸗Rechnung vom Jahre 1884 wurde der verfassungsmäßigen Prüfung unterworfen. Die Landes⸗ Einnahmen haben bemroßen 1 424 548 ℳ 19 ₰, die Ausgaben dagegen 1 470 935 ℳ 30 ₰, mithin hat die laufende Ver⸗ waltung ein Defizit von 46 387 ℳ 11 ₰.
An direkten Steuern sind eingekommen 303 518 ℳ 80 ₰, aus Zöllen und Tabacksteuer 101 316 ℳ 09 J, Antheil an Reichsstempelabgaben 17 090 ℳ 79 ₰. Als Zuschuß der preußischen Staatskasse sind vereinnahmt 310 000 ℳ
Das Fürstliche Domanium hat den rezeßmäßigen Beitrag zu den Landesausgaben nicht geleistet und denselben pro 1883 mit 11 678 ℳ 32 ₰ und pro 1884 mit 20 572 ℳ 96 ₰ wegen früherer Ausfälle zurückbehalten. Der Landtag beschloß einstimmig, den Herrn Landes⸗Direktor zu ersuchen, dahin wirken zu wollen, daß diese Beiträge der Landeskasse bald⸗ möglichst zugeführt werden. b
Die Etatsüberschreitungen wurden genehmigt.
4) Der Etat der Immobiliar⸗Feuerversicherungsanstalt für die Naßre 1887/89 wurde unverändert genehmigt. .5) Auf eine Petition verschiedener Gemeinben wurde der vorjährige Beschluß: „den Herrn Landes⸗Direktor zu ersuchen, eine Revision des Jagdpolizeigesetzes vom Jahre 1854 zu ver⸗ anlassen und gesetzliche Bestimmungen zum Schutze des Grund⸗ eigenthums gegen Wildschaden herbeizuführen,“ wiederholt und der Erlaß einer weiteren Gesetzesvorlage beantragt, „wo⸗ nach die Waldbesitzer, welche von der Bestimmung des §. 8 des Jagdpolizeigesetzes von 1854 Gebrauch machen, verpflichtet werden, den Besitzern der Enklaven den durch das Wild ver⸗ ursachten Schaden zu ersetzen.“ 6) Ein Gesuch der Waldeckschen Volksschullehrer um Ab⸗ änderung der Schulordnung vom Jahre 1855, insbesondere um Normirung der Gehalte nach Altersklassen und Zahlung der Gehalte aus der Staatskasse, wurde dem Herrn Landes⸗ Direktor zur Erwägung empfohlen.
7) Wurde die Aufhebung des Gesetzes vom 7. August 1866, die Anwendung rua,, e 2 Dampfmaschinen betreffend, und der Erlaß anderweiter Bestimmungen über diesen Gegen⸗
stand im Landespolizeiwege, von dem Han vtage beantragt.
8) Ueber eine Petition um Aufhebung des Chaussee⸗ geldes wurde, mit Rücksicht auf die Finanzlage des Landes, zur Tagesordnung übergegangen.
9) Der Staatshaushalts⸗Etat für die Jahre 1887/89 wurde unverändert angenommen. Derselbe ist sasne gs 1 pro 1887 pro 1888 ro 1889 in Einnahme auf 1 084 717 ℳ 1 083 739 ℳ 1 081 965 ℳ, „ Ausgabe „ 1050 516 „ 1 048 806 „ 1 047 876 „
Der Antheil an dem Ertrage der Zölle ꝛc. ist auf jährlich 160 690 ℳ gigen frühere 106 000 ℳ, der Antheil an dem
2. 7
u den Aus⸗ ℳ gegen
vor zu 310 000 ℳ und der Matrikularbeitrag aben des Deutschen Reichs auf jährlich 1431 rühere 82 600 ℳ peranschlagt.
Nachdem die Tagesordnung erledigt war, erklärte Hr. Landes⸗Direktor von Saldern im Allerhöchsten Auftrage Sr. Majestät des Königs von Preußen den Landtag für geschlossen.
„Nach einem dreifachen Hoch auf Se. Majestät den König von Preußen und Se. Durchlaucht den Fürsten zu Waldeck und Pyrmont trennte sich die Versammlung.
Oesterreich⸗Ungarn. Pest, 16. November. (W. T. B.) Der Heeres⸗Ausschuß der ungarischen Delegation und der Budget⸗Ausschuß der österreichischen Dele⸗ gation haben die Ordinarien der Heeres⸗Budgets ange⸗ nommen. In dem letzteren Ausschuß erklärte im Laufe der Berathung der Kriegs⸗Minister: aus der in jedem Jahre stattfindenden Durchführung der Mobilisirung auf dem Papier ergebe sich, daß die Mobilisirung nach dem bestehenden Territorialgesetze in der Hälfte der Zeit erfolgen könne, die dieselbe früher in Anspruch genommen habe. Bei der Kaval⸗ jerie habe er eine Probe⸗Mobilisirung vornehmen lassen; die bei derselben wahrgenommenen Mängel hätten sofortige Berück⸗ sichtigung gefunden.
Agram, 12. November. (Wn. Ztg.) Dem am 20. d. M. zusammentretenden Landtage werden außer dem autonomen Budget für das kommende Jahr zunächst solche Vorlagen zur verfassungsmäßigen Erledigung zugehen, welche mit dem Budget im Herae neneng. stehen, also eine Beschlußfassung vor oder während der Behandlung des Voranschlages erheischen. So wird von der Abtheilung der Landesregierung für Kultus und Unterricht eine Vorlage eingebracht werden, durch welche der Status der Volksschul⸗Inspektoren und ihr Wirkungskreis geregelt werden soll. Auch die Justizabtheilung hat bereits eine Reihe von Vorlagen vorbereitet, und es werden von der Landesregierung aus dieser Abtheilung zur verfassungs⸗ mäßigen Behandlung eingebracht werden: die Bestimmung der Zahl und der Sitze der Gerichtshöfe und die damit in Zu⸗ sammenhang stehenden Aenderungen in der Zuständigkeit der Gerichte; die partielle Aenderung des Gesetzes über die Justiz⸗ beamten; die Ausdehnung der Wirksamkeit der Notariats⸗ Ordnung auf das Gebiet der bestandenen Grenze und Ab⸗ änderungen des materiellen Strafgesetzes.
Großbritannien und Irland. London, 13. November. A. C.) Das Kabinet beschäftigte sich in seiner vorgestrigen Sitzung mit der Berathung der in der nächsten Parla⸗ mentssession einzubringenden neuen Vorlagen. Der Präsident des Handelsamts, Lord Stanley of Preston, legte dem Kabinet einen Entwurf zur Regelung der Eisen⸗ bahntarife vor. Mit der projektirten Reform der parla⸗ mentarischen G6he. hat sich die Regierung noch nicht befaßt; sie hält jedoch angeblich an ihrem Entschluß fest, gleich zum Beginn der Session eine bezügliche Novelle einzubringen.
Die Admiralität hat den Befehl erlassen, die unlängst gebauten 4 Torpedoboote unverzüglich in Sheerneß auszu⸗ rüsten und zur Dienstleistung vorzubereiten. Die Fahrzeuge repräsentiren das neueste Stadint, der Vervollkommnung; ihre Armatur wird aus 5 Röhren zur Entladung von Whitehead⸗ schen Torpedos sowie aus 5 sechspfündigen schnellfeuernden Nordenfeldt'schen Maschinen⸗Geschützen bestehen.
Aus Birma liegen folgende Telegramme des „Reuter'schen Kn. vnn.
Rangun, 11. November. General Roberts reiste heute von hier nach Mandalay ab. Der loyal gesinnte Häuptli istri Cihg F9 1“ 48 8 T eke
Thayetmyo, 11. November. General Roberts konferi den Generalen White und Gordon in Rangun, um für 11 der alten Grenze gegen die Einfälle der Freischärler Fürsorge zu treffen. Heute kam der General hier an. Es wird beab⸗ sichtigt, auf allen Flüssen eine große Anzahl von einheimischen und Dampfbooten zu verwenden, um den Freischärlern den Rückzug abzuschneiden, wenn sie vom Militär verfolgt werden. Man glaubt, daß die wahre Lösung des Pazifizirungs⸗Problems in der weiteren Verstärkung der militärischen Polizei für ein oder zwei Jahre gefunden werden wird. Der Plan der strategischen oder militärischen Operationen über ganz Ober⸗Birma wird in Mandalay
Das französische Heer wird nach den des Kriegs⸗Ministers Zenidecer am 1. 2e. nüchen 8 Mann zählen, wovon 12 500 Mann in 8 ongking 83 1 stehen. Dies macht 4672 Mann mehr als der Voranschla gesetzt hatte. Das Erforderniß beträgt 559 336 000 hla x Unterhalt eines Fußsoldaten ist auf einen Höchstbelte, ln 440 Fr. jährlich angesetzt, worin Nahrung, Sold Kng 8 Feldzeug, Unterhalt der Waffen ec. einbegriffen sind Rücksichten der Sparsamkeit gewährt der Kriegs⸗Minister i lich Urlaub im Verhältniß von 8 ½ Proz. zur Friedengsti um die Ausgaben für das unvorhergesehene Mehr n 4672 Mann zu decken, wird der Minister jenes hältniß etwas erhöhen. In der Gesammtziffer d französischen Heeres von 491 200 Mann sind auch Truppen in Algier und Tunis, an 50 000 8 mitgezählt; ebenso die Gendarmen, die Küstenwache u ses zusammen an 20 000 Mann, die nicht im Felde gebr b- werden können. Rechnet man dazu die auf Urlaub befimi Soldaten, etwa 45 000 Mann, so ergiebt sich ein Frieden stand von etwa 380 000 Mann in Frahkreich.
— (Köln. Ztg.) Die „Ag. Havas“ meldet: d Minister des Auswärtigen hat gestern den Genent Warnet, einen der Kandidaten für den Posten Berts Tongking, empfangen und soll heute Hrn. Rouvier srche der gleichfalls auf der Liste dieser Kandidaten steht. Aüe — diesen Beiden ist auch noch die Rede von Hrn. de Lan essan . de Freycinet möchte womöglich einen Civilisten ernennen. N verlautet, hätte man überdies die Absicht, die Verwaltun von Tongking und von Anam zu trennen.
—
linge nach Neu⸗Kaledonien hat heute früh — 15. November. (W. T. B.) Der Botschafter de Laboulaye ist heute auf seinen Poste nach St. Petersburg abgereist. — Der Präsiden Grévy empfing heute Nachmittag den Großfürsten Aleri — Rouvier hat die Uebernahme des Postens eines ie sidenten in Tongking abgelehnt.
In der Deputirtenkammer vertheidigte der Finang Minister Sadi Carnot heute den von ihm vorgelegre Budget⸗Entwurf, welcher aus dem Wunsch hervorgegange sei, Ersparnisse zu machen und die Steuerzahler nicht n überbürden. Der Entwurf würde das Gleichgewicht de Budgets herstellen und die schwebende Schuld vermindern. Da Entwurf der Kommission müsse er ablehnen. Der Deputirte Soubeyran bekämpfte den Regierungsentwurf sowie den En⸗ wurf der Kommission, da beide gleich mangelhaft seien; m das Gleichgewicht herbeizuführen, sollte man Ersparnisse macher und das Staatsbahnnetz verkaufen, wodurch man eine Millian erzielen würde. Die Generaldiskussion wurde hierauf ; schlossen; die Berathung der einzelnen Artikel beginnt morgen
Rumänien. Bukarest, 15. November. (W. T. B.) Da Comité der vereinigten Opposition hat ein Manifei erlassen, in welchem erklärt wird: die Freiheit der Wahl se beeinträchtigt worden und die Wähler des zweiten Wall⸗ kollegiums sollten sich morgen an den Munizipalwahle nicht betheiligen.
Amerika. Washington, 15. November. (W. T. 1) Nach dem offiziellen Ausweise betrugen die Gesammte⸗ einnahmen aus den inländischen Steuern in da verflossenen Finanzjahr 116 902 869 Dollars gegen 112 421 1 Dollars im vorhergehenden Finanzjahr. Die Einnahmen de laufenden Finanzjahres sind auf 118 Millionen veranschlant
begonnen. neu ernannt
bringt nach stehenden Artikel über die Besserung des Handels:
„Amuch eine sehr vorsichtige Beurtheilung der. kommerziellen Ver⸗ hältnisse darf mit Genugthuung zugeben, daß sich das so lange ge drückte Geschäft seit einiger Zeit gehoben hat und daß die Aussichtn
Die „Hamburgische Börsenhalle
auf einen lebhafteren Gang desselben gerechtfertigt sind. Zum erfta Male haben die verschiedenen Zweige seit Jahren wieder ein gute Herbstgeschäft gesehen, und unsere Informationen zeigen uns, daß de
Zerkehr in seinen verschiedenen Verzweigungen nachgeht und schon sät
endgültig beschlossen werden. Für Operationen läßt die Witteru nichts zu wünschen übrig. Die Truppen sind wsn er Mandalay, 12. November. In militärischen Kreisen wird die Ansicht ausgedrückt, „daß zur Wiederherstellung der Ordnung in Birma das Civilrecht für nicht ausreichend befunden werden dürfte, und daß strenge Maßregeln nothwendig seien, um das Land zu pazi⸗ fiziren. Die Freischärler fahren fort, die Eingeborenen grausam zu foltern, die sie in dem Verdacht haben, gegen die Engländer loyal zu sein Von den Freischärlern werden Gerüchte in Umlauf gesetzt, daß die Briten im Sinne hätten, den König Thibau wiederum einzusetzen und das Land zu räumen, Gerüchte, welche die Wirkung haben, zum Wider⸗ stande zu ermuntern.
Frankreich. Paris, 12. November. (Fr. C.) Die Leiche Paul Bert's wird auf dem Staatsiransportschi el'Annamite“ nach Frankreich zurückgebracht werden. Der Ober⸗Resident in Hanoi, Vial, hat bis zur Ankunft des Generals Jamont die Funktionen des General⸗Residenten übernommen. Letzterer wurde telegraphisch aufgefordert, von Saigon nach Tongking zurückzukehren und interimistisch die d der Geschäfte zu führen. Ueber die Krank⸗ heit Paul Bert's wird jetzt amtlich mitgetheilt, daß der General⸗Resident schon nach seiner Ankunft, im Mai, einen ersten ö hatte und sich davon schwer erholte. Vor vierzehn Tagen erneuerte sich derselbe, weshalb er selbst an den ET“ telegraphirte: er fühle sich sehr krank und wünsche, daß ihm ein Naͤchfolger füclan würde. Hr. de Freycinet machte ihm telegraphisch Vorstellungen über die bse; solchen Wechsels, und der Patient erkannte die Berechtigung derselben. Es ginge ihm etwas besser, ant⸗ wortete er, und er wolle ausharren. Die Besserung war aber nur eine vorübergehende, und die Dyssenterie artete nun in ein Starrfieber aus, welches in Tongking der 1. gleichkommt. Bis Diensta telegraphirte er noch selbst; dann aber kamen Depeschen, welche nicht mehr seine Unterschrift, son⸗ dern diejenige seines Schwiegersohns und Kabinets⸗ Chefs Chaillet trugen. Am Mittwoch Abend um 6 Uhr lautete der Bericht: „Die Aerzte geben alle Hoffnung auf“, und jetzt entschloß sich die Regierung zu der Mittheilung, welche die „Agence Havas“ gestern früh brachte. Die Be⸗ kannten versichern, daß die zahlreichen Unannehmlichkeiten, Enttäuschungen und Konflikte, welche der General⸗Resident in Hus durchzumachen gehabt, noch mehr dazu bei etragen hätten als das Klima, den starken, aber reizbaren Mann zu
Ertrage der Reichsstempelabgaben auf 27 960 8 en frühere
15 000 ℳ, der Zuschuß der preußischen Staatskasse nach wie
[beginnt.
erschüttern und aufs Krankenlager zu werfen.
Jahren über Druck und Niedergang berichten mußte, kann nur ein aufrichtige Freude darüber empfinden, daß endlich einmal die düstein Schatten verfliegen und der Handel in eine bessere Periode einzutrenn 1 Denn wir halten die Hebung des Geschäftsverkehrs für ken vorübergehende, nicht für ein bloßes Aufflackern, sondern sind iu Ueberzeugung, daß das Vertrauen auf die Gesundung der Verhältrise berechtigt ist und der Aufschwung Dauer verspricht.
Ziffernmäßige Beläge für eine im Werden befindliche Bewegmg zu erbringen, ist natürlich nicht leicht. Ueberhaupt läßt sich nicht Ale⸗ statistisch beweisen. Was wir mit den herkömmlichen Maßstäta messen können, das sind allenfalls die großen sichtbaren Verhältris und Thatsachen, namentlich im Außenhandel, während die unendl vielen kleinen und feinen Beziehungen des Geschäftslebens, insbesonder im inländischen Verkehr, in Zahlenreihen nicht aufgefangen werde können. Die Zunahme des Konsums z. B. läßt sich erst nach längen! Zeit statistisch feststellen; der inmitten des Geschäftes stehende Kal⸗ mann wird aber schon sehr bald fühlen, daß der Bedarf sich in stärkerem Umfange geltend macht.
Immerhin sind eine Anzahl Thatsachen vorhanden, aus welche hervorgeht, daß unsere im Eingang ausgesprochene Annahme hir⸗ reichend begründet ist. Zunächst läßt sich in den Preisen vieler Ar⸗ tikel eine Steigerung konstatiren, welche die Zunahme des Bedalt beweist. Kaffee hat seinen Preis erheblich erhöht, Wolle um 50 0, ostindische Artikel sind wesentlich gestiegen, ferner Flachs, Hanf, einig Metalle, Seide u. s w. Für eine größere Anzahl Artikel kor statirt auch die bekannte Berechnung des „Economist“ nach soge nannten Index Numbers eine Preisbesserung; die letzteren sin bekanntlich für 22 Artikel des Großhandels berechnet, und zwar al der Basis des Durchschnittspreifes der Jahre 1845—50, welcher ni 2200 als Total Index Number angenommen wird. Es ergeben sic darnach folgende Index Numbers: für Januar 1886 2023, Apri 2017, Juli 2026, September 2108. Natürlich gewähren diese Zahla nur einen ungefähren Anhalt, zumal jene 22 Artikel sehr ungleic⸗ artigen Werth haben Aber auch im Einzelnen sind Preiserhöhunge für die letzten drei Monate leicht nachweisbar; es standen z. B.:
Ende Juni Ende Oktob Differen ge ettisches Roheisen 38 n 1. goder 28 3* 88 Seetce K +
— 148 6 &d 168 6 &d 28 Kupfer (Chili) 401⁄16 £ 40¹516 A + 14, Zinn (Straits) 101 ⅛ £ 102 ¼ & 1½4 Kaffer.. 8 578 6 d 698s 6 d 88“ 68 3d Baumwolle, Middling. “ I1uöuöu“] 10 d19) Salpeter ...
Hanf (Manila). .
Seide (Cossimbuzar)
FI . ...
+
218s 3 d 29 x¼ £ 128
31 ½ &
4
Vortheile davon gehabt haben,
Einschiffung des ersten Schubs rückfälliger Strif
[16. Oktober cr.: in New⸗York 26,1, in Philadelphia 21,9, in Balti
egen sind Getreide, Blei, Thee, Zucker, Talg u. s. w. ferner im ——5 gesunken. Die nämlichen Bewegungen haben, bei der Gleichartigkeit der Preisbildung auf dem Weltmarkte, auch in Deutsch⸗ land stattgefunden; sie sind befördert worden durch die Anfänge einer eu erwachenden und auf Grund des niedrigen Preisstandes wohl⸗ berechtigten Spekulation, welche anregend auf den .2 Handel einwirkt. Die Spekulation ist gewissermaßen die Avantgarde für den langjamer nachrückenden Handel; sie rekognoszirt das Terrain und signalisirt die demnächst zu erwartenden Bewegungen der Preise und des Verkehrs. Daß diese, für die Ausdehnung und Anregung des Ge⸗ schäftes unerläßliche Spekulation auf dem Waarenmarkte bis jetzt nicht stürmisch darauf losgeht, sondern vorsichtig operirt, darf als ein gutes Zeichen betrachtet werden. 8 8 3
Das Anziehen des Diskontsatzes ist ebenfalls ein Symptom für die Besserung der Gesammtlage, weil es im Allgemeinen herrührt von einem größeren Geldbedarf in Handel und Industrie. Die Wechsel⸗ bestände der deutschen Banken waren Ende Oktober um etwa 90 Millionen Mark höher als gleichzeitig im vorigen Jahre. Die Periode des billigen Geldstandes ist wesentlich als eine Folge des Darniederliegens von Handel und Wandel zu betrachten, das Steigen des Zinsfußes würde demnach den Wiederbeginn erhöhter Thätigkeit bezeichnen. Wir sind stets der Ansicht gewesen, daß der niedrige Zinsfuß national⸗ wirthschaftlich durchaus kein Segen gewesen ist; der Einzelne mag. 1 für die Börse ist er das Signal zu einer kolossalen Steigerung der Rentenpapiere und zu der Konver⸗ tirungsbewegung gewesen; dem Handel und dem Privatpublikum da⸗ gegen hat er keinen Nutzen gebracht oder Schaden zugefügt.
Der Außenhandel hat nach den letzten Ausweisen in England eine Besserung noch nicht erfahren, obgleich auch dort die Anzeichen für eine freundlichere Gestaltung der Verhältnisse durchaus nicht fehlen. Die meisten Industrien sind gut beschäftigt; selbst die Eisenbranche, welche bei uns noch ganz daniederliegt, läßt sich besser an; nur im Schiffsbau zeigt sich keine Besserung der Lage. Das Geschäft in den Vereinigten Staaten ist in offenbarem Aufschwunge begriffen. Die 31 Clearinghäuser der Union hatten in den ersten 9 Monaten dieses Jahres einen Umsatz von 34 550 Millionen Dollars gegen 27 670 Millionen in der gleichen Periode des Vorjahres, was einer Steige⸗ rung um 24 % gleichkommt. Die Einnahmen der amerikanischen Eisen⸗ bahnen sind wesentlich gestiegen. Auch die Statistik des Außenhandels zeigt eine unverkennbare Hebung des Verkehrs; im September war der Erport um 6 Millionen, der Import um 5 Millionen Dollars größer als in 1885. Das deutsche Exportgeschäft hat sich entschieden gehoben und die für den Export arbeitenden Industrien sind gut be⸗ schäftigt. Unsere hiesigen Exporthäuser sind nach unseren Informa⸗ tionen nach so ziemlich allen Ausfuhrrichtungen in lebhafter Thätig⸗ keit. Die amtlichen Ausweise für die ersten 9 Monate d. J. zeigen eine Erhöhung des Exports in einer großen Anzahl von Waaren und industriellen Erzeugnissen; dieselbe betrug z. B. für Roheisen 56 000 t, für Fertigeisen und Eisenerzeugnisse 68 000 t, für Baumwollwaaren
2400 t, für Wollwaaren 1900 t, für Seiden⸗ und Halbseidenwaaren
1 860 t, für Leinen⸗ und Jutegarn und Zwirn 640 t, für Leinen⸗ und
andel im Ganzen befriedigend liegt. Wer, wie wir, jahraus jahrein den u
Jutewaaren 190 t, für Holzwaaren 3300 t. Der deutsche Export nach den Vereinigten Staaten war im letzten Fiskaljahre um ca. 14 Millionen Dollars oder 55 ½ Millionen Mark größer als im vorigen; der Konsulatsdistrikt Hamburg weist eine Mehrausfuhr von 2 028 255 Dollars auf. Die Schiffsbewegung im Hamburger Hafen zeigt eine fernere Vergrößerung des Seeverkehrs; es kamen in den ersten drei Vierteljahren hier 5956 Seeschiffe mit 3 171 687 Reg.⸗Tons an, gegen 5889, 8 3 105 041 in 1885, und es gingen 5922 Seeschiffe mit 3177 024 Reg.⸗Tons aus, gegen 5851 bezw. 3 111 654 im Vorjahre.
Obgleich einzelne wichtige Geschäftszweige, wie der Getreide⸗ handel, noch kein Zeichen entschiedener Besserung verrathen, so ist doch die Summe der Beweise für ein Wiederaufleben der Geschäfte groß genug, um ein solches konstatiren zu können. Wir haben, soviel kann man auch bei vorsichtigster Beurtheilung der kommerziellen Verhältnisse behaupten, den Tiefpunkt der Depression ein gutes Stück hinter uns und befinden uns in der Periode des Aufsteigens, Daß der Handel, noch etwas mißtrauisch gegen die Nachhaltigkeit der Besserung, vorsichtig operirt, kann die im Werden begriffene Gesun⸗ dung des Wirthschaftslebens nur beschleunigen. Wir sind der An⸗ sicht, daß das Vertrauen in die künftige Gestaltung der Handelslage ein berechtigtes ist, und daß wir es nicht mit einem nur zeitweisen
aun Aufflackern, sondern mit einer, auf wirklichem Bedarf beruhenden und
fortschreitenden Entwickelung zu thun haben....
— Die „Landes⸗Zeitung für Elsaß⸗Lothringen“ theilt NKäheres aus dem Protokoll der Alkohol⸗Kommission des schweizerischen Nationalraths über ihre Basler Berathungen
mit. Als Einleitung ist danach dem Protokoll ein zusammen⸗
fassender Bericht des Kommissions⸗Präsidenten Geigy⸗Merian vorausgeschickt, worin u. A. bemerkt wird:
„Das Monopol ist die einzige Steuerform, welche dem Gesetzgeber gestattet, zwischen den widerstreitenden Interessen des Fiskus, der Kon⸗ sumenten und der Landwirthschaft eine billige Vermittelung herzustel⸗ len, in der Weise nämlich, daß die Antheile des Imports, des inlän⸗ dischen Großbetriebs und des inländischen Kleinbetriebs an der Ver⸗ sorgung des Landes mit Sprit in einer jene verschiedenen Interessen billig berücksichtigenden Weise regulirt werden.“
Das genannte Blatt schreibt weiter: u“
„Wie die „Grenzpost“ zu ihrer besonderen Freude bemerkt, ist die Erörterung der finanziellen Tragweite des Monopols in dem Berichte noch bedeutend günstiger ausgefallen, als das von ihr selbst kürzlich ausgerechnete Erträgniß. Es rühre dies vornehmlich davon her, daß sie die Einnahmen aus der Monopolgebühr für die Einfuhr von
einschnäpsen und Liqueurs sehr unterschätzt hatte. Die Brutto⸗
innabmen werden zu 20 244 000, die Betriebsausgaben zu 6500 000 Fr., der Reinertrag (excl. Amortisation) mithin zu 13 744 000 Fr. berechnet, um 3 034 000 Fr. höher als bei dem bundes⸗ räthlichen System der Fabrikatsteuer.
1 Reichstags⸗Angelegenheiten. Wie die „Nat.⸗Ztg.“ mittheilt, ist gestern der Rittergutsbesitzer Rose auf Döhlau verstorben. Derselbe vertrat im Reichstage den
Wahlkreis Osterode⸗Neidenburg und gehörte der deutsch⸗konservativen Fraktion an.
Landtags⸗Angelegenheiten.
Bei der im 4. Königsberger Wahlbezirk (Heiligenbeil⸗ Pr. Eylau) vorgenommenen Ersatzwahl ist der frühere Landrath Rr. Fornet (konservativ), welcher wegen seiner Ernennung zum
tegierungs⸗Rath in Stade sein Mandat niedergelegt hatte, mit Mitglied des Hauses der Abgeordneten wieder⸗
Stimmen zum gewählt worden. Ein Gegenkandidat war nicht vorhanden.
—
Statistische Nachrichten.
b tGemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ eitsamts sind in der Zeit vom 31. Oktober bis 6. November cr. von je hene inwohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben 8f det; in Berlin 22,7, in Breslau 26,0, in Königsberg 23,7, in Köln K g in Frankfurt a. M. 14,8, in Wiesbaden 16,9, in Hannover 35,4, in dasel 24,3, in Magdeburg 19,6, in Stettin 28,7, in Altona 27,8, in A raßburg 20,9, in Metz —, in München 25,6, in Nürnberg 19,0, 8. Kügshur 30,8, in Dresden 20,7, in Leipzig 17,1, in Stuttgart 13,2, 29 Rarlsru 220,4, in Braunschweig 22,6, in Hamburg 33,0, in Wien in Bafen Pest 47,3, in Prag 26,9, in Triest —, in Krakau 23,9, ing nüs 22,1, in Amsterdam 20,7, in Brüssel 25,9, in Paris 22,1, in Edon 16,7, in Glasgow 24,1, in Liverpool 19,8, in Dublin 26,1, Chri Uinburg 24,7, in Kopenhagen 19,7, in Stockholm 17,5, in Odesstcnia 17,5, in St. Petersburg 23,3, in Warschau 31,7, in ler 18 40,5, in Rom 20,1, in Turin 18,3, in Venedig 22,9, in xandria 42,6. Ferner in der Zeit vom 10. Oktober bis
more 17,0, in Kalkutta 27,3, in Bombar 20,5, in Madras 41,0. Die Sterblichkeitsverhältnisse waren auch in dieser Berichtswoche in den meisten Großstädten Europas, besonders in den deutschen, günstige, wenn auch aus einem Theile derselben ein wenig größere Sterblichkeitsziffern gemeldet wurden. Sein war die Sterblichkeit (nicht 20 pro 1000 Einwohner, aufs Jahr berechnet, erreichend) in Fhanffact a. M., Wiesbaden, Stuttgart, Darmstadt, Mainz (13,3), eipzig, Bremen, Nürnberg, Magdeburg, Düsseldorf, Barmen, Elber⸗ feld, Chemnitz, London, Liverpool, Kopenhagen, Stockbolm, Christiania, Turin; auch in Berlin, Dresden, Straßburg, Mien, Paris, St. Petersburg war die Sterblichkeit keine große, wenn auch zum Theil eine etwas größere als in der Vorwoche; unter den deutschen Städten war nur in Hamburg, Altona, Hannover, Stettin, Köln die Sterblichkeit eine der Jahreszeit nicht entsprechend höhere — Darmkatarrhe und Brechdurchfälle haben fast in allen Groß⸗ städten eine weitere Abnahme erfahren und traten meist in normaler Zahl auf, nur in Berlin, Hamburg, Breslau, München, London, Paris Wien, Pest, St. Petersburg, Warschau war die Zahl der Sterbefälle an diesen Krankheitsformen eine die normale noch über⸗ steigende. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Stervblichkeit war die gleich hohe wie in der vorangegangenen Woche. Von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, in Berlin 81, in München 92 Säuglinge. Akute Entzündungen der Athmungsorgane kamen etwas häufiger zum Vorschein und veranlaßten auch etwas mehr Sterbefälle wie in der Vorwoche. — Von den Infektionskrankheiten haben Masern, Scharlach, Diphtherie, Keuchhusten etwas mehr Ver⸗ breitung gewonnen, während Pocken, tvphöse und Kindbettfieber etwas weniger Sterbefälle hervorriefen. — Masern waren in Dresden, Breslau, Hamburg, Plauen, Nürnberg, Barmen, Elberfeld, London, Prag, St. Petersburg häufig Todesveranlassung, aber auch in Berlin, Wien, wie in den Regierungsbezirken Düsseldorf, Marien⸗ werder, Schleswig, Stettin waren Erkrankungen an Masern zahlreich. — Das Scharlachfieber hat in Paris, St. Petersburg Odessa mehr, in Berlin, Hannover (39), Pest, London, Liverpool, Warschau weniger Sterbefälle veranlaßt, doch war sowohl in den meisten dieser Städte wie auch in Hamburg, Kopenhagen, Christiania, Wien die Zahl der Neuerkrankungen eine größere. Die Sterblichkeit an Diphtherie und Croup war in Berlin, Hamburg, Altona, Leipzig, Stertin, München, Frankfurt a. M., Danzig, Braunschweig, Kassel, Wien, Prag eine größere, in Magdeburg, Nürnberg, Pest fast die gleiche, in Dresden, Breslau, Königsberg, London, Paris, Kopenhagen, St. Petersburg, Warschau eine kleinere als in der vorangegangenen Woche; auch aus den Re⸗ gierungsbezirken Düsseldorf, Schleswig sowie aus Christiania werden zahlreiche Erkrankungen gemeldet. — Typhöse Fieber forderten in Lyon und St. Petersburg etwas mehr, in Berlin, Hamburg, Paris, London, Warschau weniger Opfer, neue Erkrankungen waren jedoch in Hamburg noch sehr häufig. An Flecktyphus kam aus London 1 Todesfall, aus St. Petersburg sowie aus den Regierungsbezirken Düsseldorf und Marienwerder je 1 Erkrankung, aus St. Petersburg auch mehrere Erkrankungen an Rückfallsfieber zur Berichterstattung. An epidemischer Genickstarre wurden nur aus Kopenhagen 1 Todes⸗ fall und aus dem Regierungsbezirk Marienwerder 1 Erkrankung zur Anzeige gebracht. — Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Hh waren in Berlin, Nürnberg, Wien, Paris, Kovenhagen, Stock⸗ bvolm nicht selten. Auch der Keuchhusten veranlaßte in Berlin und London mehr Todesfälle, in Hamburg, Kopenhagen vielfache Er⸗ krankungen. — Todesfälle an Pocken kamen aus Königsberg, Wien, Paris je 1, aus Venedig 2, aus Hamburg 3, aus St Petersburg 4, aus Rom und Warschau je 5, aus Pest 83 zur Mittheilung. Erkrankungen wurden aus dem Regierungsbezirk Marienwerder 2, aus Hamburg 5, aus Wien 14, aus St. Petersburg 23, aus Pest 305 gemeldet. — Die Nachrichten über die Cholera in Oesterreich⸗Ungarn lauten günstig. In Pest hat die Epidemie erheblich abgenommen. Vom 29. Oktober bis 4. November kamen nur noch 17 Erkrankungen und 19 Todesfälle zur Kenntniß. Aus dem Pester Komitate und aus Kroatien werden jedoch noch häufigere Erkrankungen gemeldet. In Szegedin ist nach Gtägiger Pause am 3. November erst wieder ein neuer Cholerafall vorgekommen. In Triest kamen in der Zeit vom 27. Oktober bis 3. November noch 11 Erkrankungen und 10 Sterbefälle zur Meldung. In Istrien, Görz⸗Gradiska und Dalmatien zeigten sich nur vereinzelte Fälle, auch in Krain blieben die Cholerafälle vereinzelt. Aus Italien lauten die Meldungen gleichfalls günstig. Nur in der Provinz Bergamo kamen Cholerafälle noch mehrfach zum Vorschein.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Die Festschrift zur fünfhundertjährigen Jubelfeier der Universität Heidelberg: „Theorie der Staaten⸗ verbindungen“, im Namen und Aunftrage der Universität Breslau verfaßt von Dr. Siegfried Brie, ordentlicher Professor des Staats⸗ und Völkerrechts an der Universität Breslau, ist im Verlage von Ferdinand Enke in Stuttgart im Druck erschienen.
— Im Verlage von Richter und Kappler in München sind zwei bereits bekannte Erzählungen in Buchform erschienen. In der einen derselben: „Fahr wohl!“ von Amlie Godin, schildert die Verfasserin den Konflikt, in welchen der Idealist Dr. Elmen sich dadurch verwickelt, daß er sich zur Verlobung mit einem reichen, realistisch veranlagten Mädchen verleiten läßt, während er die Liebe zu einer Anderen noch im Herzen trägt, durchdacht und spannend, und löst den so geschürzten Knoten geschickt, wenn auch nicht in ganz befriedigender Weise, da der Held der Erzählung mit der Schuld belastet bleibt, „daß eine Seele, der er Führer werden sollte, in die Gewöhnlichkeit zurücksank.“ Die Novelle ist es werth, in Buchform aufbewahrt und weiteren Kreisen zugänglich gemacht zu werden.
Die andere Erzählung: „Adlerflug“, von Elisabeth Werner (Bürstenbinder), zeigt, wie das Talent eines jungen Malers, das bei seinem bisherigen Leben und in seiner Umgebung verkümmert, durch eine glückliche Liebe, dem Adler gleich, einen schnellen und glän⸗ zenden Aufschwung nimmt. Die Verfasserin hat diese Aufgabe in ebenso unterhaltender wie gewandter Weise gelöst. Die handelnden Personen sind trefflich gezeichnet, namentlich der alte Lehrer des Malers, Professor Berthold, der seinen Schüler durch Liebesunglück zur Energie zu treiben glaubt, während es gerade Liebesglück ist, das diesen Erfolg herbeiführt. Auch die prachtvolle Gebirgsscenerie, in welcher die Handlung spielt, ist anschaulich geschildert, und die Kata⸗ strophe: das Ausnehmen des Adlernestes, wahrhaft ergreifend. Die Adlerfabel, welche mit der Erzählung symbolisch verwebt ist, umgiebt dieselbe mit einem anmuthenden poetischen Duft. Jeder Leser wird sich durch die Novelle befriedigt fühlen.
— Die „Erzählungen aus der neuesten Geschichte“ (1815 — 1881), von Professor Dr. Ludwig Stacke in Rinteln, Pro⸗ rektor a. D., sind in 5. vermehrter und verbesserter Auflage erschienen (Oldenburg, Gerhard Stalling, Preis 4,50 ℳ). — Die letzte Auflage dieses weit verbreiteten, nützlichen Buchs war im Jahre 1880 er⸗ schienen; es entspricht daher sicher einem Bedürfniß, dasselbe in einer neuen Auflage herauszugeben, in welcher die Darstellung bis zum Jahre 1881 bezw. 1882 fortgesetzt und die der früheren Perioden nach den neueren Quellen ergänzt und berichtigt worden ist.
— Das bekannte „Weinbuch“ von Wilhelm Hamm ist im Ver⸗ lage von J. J. Weber in Leipzig in einer dritten, von dem Freiherrn A. von Babo bearbeiteten, bedeutend vermehrten Auflage erschienen. (620 S. Preis geb. 12 ℳ4) — Das Weinbuch zerfällt in drei Theile: „Weinbau“, „Weinstatistik“ und „Kellereiwirthschaft“. Die Besprechung und Charakteristik der Weine der verschiedenen Länder ist der wesentlichste Theil des Werkes, den der Bearbeiter in der mühsamsten und anerkennenswerthesten Weise nach den zuverlässigsten Quellen bis auf die neueste Zeit fortgeführt hat. Außer den europäischen Weinen behandelt Freiherr von Babo auch das Wesen der Weine der atlantischen Inseln, des südlichen Rußlands, Asiens, Afrikas, Amerikas und Australiens. Besonders werthvoll ist die sorgfältig gesammelte Statistik des Weinbaues. In den Abschnitten „Weinbau“ und „Kellerwirthschaft“ sind alle Erfahrungen
berücksichtigt, welche der Fortschritt der Wissenschaften ergeben hat. Aus dem „Weinbuch“ wird jeder Weinbauer und Weinhändler Rath
und Belehrung, der Weintrinker aber Unterhaltung schöpfen, da der Text reich durch — gewürzt ist. 36 in den Text gedruckte Ab⸗ bildungen von Instrumenten, Maschinen und Vorrichtungen erhöhen den praktischen Werth des Buchs. 1 — Der Schweißhund und seine Arbeit Auf Grund praktischer Erfahrung dargestellt von E. Drömer, Oberförster. Mit einer Abbildung des Schweißhundes, nach der Natur gezeichnet von H. Sperling. Preis eleg. brosch. 3 ℳ Oranienburg, Ed. Frevhoff's Verlag. — Der Verfasser, durch seine literarischen Arbeiten in der Zeitschrift „Der Hund“ bereits bekannt, hat es in diesem Buche unternommen, allen denjenigen Waidleuten, welche sowohl den Schweiß⸗ hund am Riemen führen, als auch solchen, die sich hierin erst aus⸗ zubilden beabsichtigen, mit Rath zur Hand zu gehn. Das Werk er⸗ geht sich in einer ausführlichen Darstellung über die Aufzucht, Be⸗ handlung der Krankheiten, Dressur auf Schweiß wie auf Hetze, Lan⸗ ziren und Widersprung des Schweißhundes. Mit ebensolcher Gründ⸗ lichkeit und genauer Kenntniß des Schweißhundes, wie diese Kapitel behandelt werden, folgt zum Schluß die Waidmannsprache bei der Schweißhundsarbeit. Der Leser wird finden, daß es ein Stück Wald⸗ leben ist, welches das Buch vor unseren Augen aufrollt, und daß die Lehren unter dem frischen Eindruck des Erlebten und Selbsterlernten entstanden sind.
— Die Reihe der Damen⸗Kalender für das Jahr 1887 eröffnet der im 21. Jahrgang im Verlage der Haude⸗ und Spener’schen Buch⸗ handlung (F. Weidling) hierselbst erschienene „Damen⸗Almanach.“ Derselbe enthält außer dem Kalendarium einen Notizkalender, Fa⸗ milien⸗Gedenktafel, Geburts⸗ und Namenstagskalender, Privatadreß kalender, Raum zu Ausgaben ꝛc., Genealogie der europäischen Re⸗- gentenhäuser, Münz⸗ und Längenmaß, Vergleichungstabellen, ferner eine kleine anmuthige, muntere Erzählung: „Unverbesserlich“, von Julie Hallervorden, und das Alles auf 263 Seiten bequemsten Taschen⸗ formats. Der von Gebrüder Grunert ausgeführte Druck ist trotz der kleinen Schrift scharf und klar, die Ausstattung so elegant, wie man es bei diesem Kalender gewohnt ist. Auch den Jahrgang 1887 hat Th. Laudien mit einem geschmack⸗ und prachtvollen Farbendruck geschmückt. 1
Weimar, 15.November. (Th C.) Durch die Munificenz der Groß⸗ herzogin ist dem Goethe⸗Archiv ein werthvoller Besitz an Goethe⸗ Handschriften, die bis jetzt Eigenthum des Dr. Keil hierselbst waren, gesichert worden, doch bleiben dieselben in Verwahrung des bisherigen Eigenthümers, so lange dieser lebt. — Entgegen anderen Meldungen ist festzustellen, daß bis jetzt hier von einer Neubesetzung des Postens des Direktors des Goethe⸗Archivs nichts verlautet.
Veterinärwesen. Frankreich. Der französische Ackerbau⸗Minister hat das unter dem 1. Sep⸗: tember d. J. erlassene Verbot der Einfuhr von Schafen und Ziegen aus den dem Zollamt Fontan (See⸗Alpen) benachbarten italienischen Bezirken („Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 222 vom 21. September 1886) durch Verfügung vom 25. Oktober 1886 aufgehoben.
Gewerbe und Handel.
In der Generalversammlung der Märkischen Maschinen⸗ Bauanstalt, vormals Kamp und Co., vom 13. d. M. wurde Decharge ertheilt und das nach dem Turnus ausscheidende Mitglied des Aufsichtsraths aus Elberfeld wiedergewählt. Der Antrag eines Aktionärs, das Grundkapital um die Hälfte zu reduziren, fand nicht die Dreiviertelmajorität; schließlich wurde ein anderer Antrag, das Grundkapital von 3 600 000 auf 2 400 000 ℳ herabzusetzen, per Akklamation angenommen. 18
Stettin, 16. November. Die Gewerbekammer für Pommern wurde heute durch den Ober⸗Präsidenten Grafen Behr⸗- Negendank mit einer kurzen Ansprache eröffnet. Redner sprach, der „N. St. Ztg.“ zufolge, die Hoffnung aus, daß die neue Schöpfung Wurzel fassen und gedeihen möge, und daß die Provinzialvertretung auch in Zukunft die nothwendigen Mittel für den wirthschaftlichen Zwillingsbruder bewilligen werde. Landesdirektor von der Goltz hieß im Namen der Provinzialverwaltung die Anwesenden willkommen. O die Hoffnungen und Erwartungen, welche sich an die neugeschaffenen Ver⸗ tretungen der gewerblichen Interessen anknüpfen, in vollem Umfange in Erfüllung gehen würden, müsse die Zukunft lehren; das sei jedoch ge⸗- wiß, daß die Kammer mit ernstem Eifer an ihre Arbeit herantreten werde, und daß in dieser Hinsicht sie die Wünsche aller betheiligten Kreise sowie die Förderung der Staats⸗ und Kommunalverwaltung begleiteten. Zum Vorsitzenden wählte die Versammlung Hrn. Dr. Delbrück⸗Stettin, welcher die Wahl mit dankenden Worten annahm und ein Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König aus⸗ brachte Zum stellvertretenden Vorsitzenden wurde Hr. von Zadow⸗ Alt⸗Wuhrow gewählt. Die Berathung über die Geschäftsordnung ergab die Annahme der 15 Paragraphen mit einer Reihe von Amen⸗ dements, die aus der Mitte der Versammlung gestellt wurden.
Leipzig, 15. November. (W. T. B.) Die Stadt Leipzig beabsichtigt, eine neue 3 ½ % Anleihe im Betrage von 30 Millionen aufzunehmen. Der Finanzplan unterliegt, nachdem sich der Rath darüber schlüssig gemacht hat, noch der Zustimmung der Stadtver⸗ ordneten. Wie das „Leipziger Tageblatt“ erfährt, soll aus dem neuen Anlehen zunächst die Rückzahlung der 4 % Anleihen von 1850, 1856 und 1864 im Betrage von 6 600 000 ℳ erfolgen und ferner von der Anleihe von 1884 der noch nicht begebene Rest von 3 300 000 ℳ außer Cours gesetzt werden Es handelt sich sonach um Umwandlung der verschiedenen Anleihen in 3 ½ prozentige. Aus den weiteren Mitteln der Anleihe sollen ferner die Kosten für den Bau des neuen Schlachthofes, der Wasserleitung, den Umbau der Gasanstalt, die Errichtung einer Markthalle, den Neubau des Rath⸗ hauses, sowie die Einverleibung der Vorstadtdörfer bestritten werden. Der allmählichen Lösung dieser Fragen entsprechend dürften jetzt im Ganzen 16 Millionen der neuen Anleihe zur Ausgabe gelangen.
Bradford, 15. November. (W. T. B.) Wolle fest gehalten Gacnf ruhig, Spinner halten feste Preise, in Stoffen mäßiges
eschäft.
Chicago, 15. November. (W. T. B.) Die Wiederauf⸗ nahme der Arbeit Seitens der Fleischverpacker und der auf den Viehhöfen beschäftigten Arbeiter erfolgte auf Befehl Powderly’s, des Chefs der „Knights of labour“. Die Arbeiter beschlossen, wie be⸗- reits gemeldet, obwohl unter Protest und Einlegung von Verwahrung, die verlangte 10 stündige tägliche Arbeitszeit zu acceptiren.
Submissionen im Auslande.
I. Argentinien.
6. Dezember. Der argentinische Gesandte zu London. Lieferung und Aufstellung einer Reihe von Reservoiren für eine Wasserleitung in Buenos⸗Ayres. Beim Bau sollen etwa 3500 t Guß⸗ und 9700 t Schmiedeeisen Verwendung finden.
II. Belgien.
1) 20. Dezember, Mittags. Bau der Kirche St. Jean Borgerhout. Pläne und Lastenhefte liegen rue St. Marc No. 8 zu Borgerhout zur Einsicht auf. Die Offerten sind bis spätestens den 19. Dezember an Jos. Verbeelen, rue des Trois-Coins No. 44 zu Borgerhout abzugeben. 8 1
2) Nächstens. Börse zu Brüssel. Lieferung Loos 1: 1000 Kaut⸗ schukröhren, 0,61 m lang, 0,025 m innerer, 0,13 äußerer Durch⸗ messer; Loos 2: 1000 Pufferbüchsen (Pufferlager) von Eisen für Güterwagen. Das zugehörige Lastenheft wird baldigst zur Ausgabe gelangen. 1b 8
3) Nächstens. Börse zu Brüssel. Lieferung von 5 Loosen von je 50 000 kg Rüböl; 6 Loosen von je 60 000 kg enttheerten russi⸗ schen Mineralöls; 5 Loosen von je 28 000 kg gereinigten Oels für Beleuchtung. Ablieferungsort Malines. Lastenheft wie ad 2. —
4) Nächstens. Börse zu Brüssel. Lieferung von bedeutenden Quantitäten Roh⸗ und zubearbeiteter Metalle, †⸗Eisen, Lokomotiven und Wagen⸗Bestandtheilen aller Art. Lastenheft wie ad 2.
III. Dänemark. Ohne Datum.
„M. Th. Jochimsen, Ingenieur der Stadt Schm Röhren für die Wasserleitung der Stadt