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— Ein die Gebühren der Rechtsanwälte betreffen⸗ des, bemerkenswerthes Erkenntniß ist vom Reichsgericht, II. Strafsenat, durch Urtheil vom 5. Oktober d. J., gefällt worden, wobei folgende Rechtssätze ausgesprochen worden sind: ) Die Vergütung für die berathende Thätigkeit eines Anwalts in Bezug auf ein Verfahren vor den ordentlichen Gerichten, auf welches die Civilprozeßordnung, die Strafprozeßordnung oder die Konkursordnung findet, bestimmt sich auch dann nach den Vorschriften der Reichs⸗Gebührenordnung für Rechtsanwälte vom 7. Juli 1879 und nicht nach den Landes⸗ gesetzen, wenn ein Verfahren vor den Gerichten garnicht stattfindet. 2) Die Konsultationsgebühr des Anwalts für eine Konferenz über eine Rechtsangelegenheit ist nach dem Werthe des Gegen⸗ standes der Rechtsangelegenheit nur einmal zu berechnen, selbst wenn in der Konferenz verschiedene Rechtsfragen, welche dieselbe Angelegenheit betreffen, erörtert worden sind und sich bei der Konsultation die Möglichkeit mehrerer Prozesse in Bezug auf denselben Gegenstand und dessen Theile “ stellt hat. 3) Der Anwalt wird durch die Gebühr für ein ausgeführtes Geschäft für seine ganze Thätigkeit in Bezug auf dieses Geschäft, die vorbereitende, berathende und ausführende ab⸗ gefunden; der Auftraggeber hat demnach, auch wenn er wegen des vom Anwalt ausgeführten Geschäfts vorher diesen in Be⸗ zug auf die Ausführung um Rath gefragt hat, nur die Ge⸗ bühr für die Geschäftsausführung zu zahlen. 4) Eine aus 8 352 des Str.⸗G.⸗B. strafbare Gebührenüberhebung des Anwalts kann selbst dann vom Strafrichter als vorliegend angenommen werden, wenn die unrechtmäßige Gebührenforde⸗ rung gegen den Zahlung verweigernden Klienten im Wege der Civilklage und Zwangsvollstreckung auf Grund eines nach kontradiktorischer Verhandlung ergangenen und rechtskräftigen Urtheils des Civilgerichts durchgesetzt und bei⸗ getrieben worden ist.
— Dem „Mar.⸗Ver.⸗Bl.“ Nr. 22 liegt ein Reglement über die Ergänzung des Sekretariats⸗ und Regi⸗ stratur⸗Personalsbei den Marine⸗Stations⸗Inten⸗ danturen vom 2. d. M. bei, durch welches die über diesen Gegenstand früher erlassenen Bestimmungen, insbesondere das Reglement über die Annahme, Ausbildung und Prüfung der Sekretariats⸗ und Registratur⸗Applikanten bei den Marine⸗ e üentagen vom 20. Juli 1873 außer Kraft gesetzt werden.
— Das Handbuch über den Königlich preußi⸗ schen Hof und Staat für das Jahr 1886—87 (abge⸗ schlossen am 1. November 1886) ist (in Kommission bei R. von Decker'’s Verlag, G. Schenck) erschienen.
— Der Disziplinarhof für nichtrichterliche Beamte trat gestern zu einer Sitzung zusammen.
— S. M. Kreuzer⸗Korvette „Sophie“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Cochius, ist am 17. November cr. in Port Said eingetroffen.
— Das „Marine⸗VPer.⸗Bl.“ veröffentlicht folgende Nach⸗ richten über Schäffsbepegungen (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort). S. M. Kreuzer „Adler“ 25./9. Cooktown 3./10. (Post⸗
station: Sydney [Australien].) — S. M. Kreuzer „Albatroß“ Sydney URusgatgal) —
15./10. Apia. (Poststation: S. M. Knbt. „Cyclop“ 2./10. St. Thomé 2.,/10. Pose station Kamerun.) — S. M. S. „Friedrich Carl“ 8./9. Wil⸗ helmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven.) — S. M. Kreuzer „Habicht“ 16./8. Kamerun 9/10. — 13./10. St. Thomé 13./10. — 25./10. Georgetown WEE (Poststation: Kamerun.) — S. M. S. „Hansa“ 24./9. Kiel. (Post⸗ station: Kiel.) — S. M. Knbt. „Hyäne“ 10./11. Zanzibar. (Poststation: Zanzibar.) — S. M. Fahrzeug „Loreley“ 20./10. Smyrna 11./11. — 12./11. 12./11. (Poststation: Malta.) — S. M. S. „Luise“ 29./10. Dakar [Senegambien] — 5,/11. Sierra Leone 11./11. (Poststation: St. Vincent Cap Verhe-) — S. M. Kreuzer „Möwe“ 26./8. Bombay 10. (Poststation: Zanzibar.) — S. M. Panzerfahrzeug „Mücke“ 28./7. Wilhelmshaven. (Poststation: Wil 1 — — S. M. Kreuzer „Nautilus“ 20./10. Kagasats (Post⸗ tation: Hongkong.) — S. M. S. „Nixe“ 16./10. Port of Spain (Trinidad] 22./11. Ucehts ieg⸗ Barbados West⸗ indien].) — S. M. S. „Oldenburg“ 25./9. Kiel. (Poststation: Kiel.) — S. M. Transport⸗Fahrzeug „Rhein“ 9.18 Kiel. Goscseation: Kiel.) — S. M. S. „Sachsen“ 25./9. Kiel. Poststation: Kiel.) — S. M. S. „Sophie“ 27./10. Lissabon 6./11. (Poststation: Aden.) — S. M. Knbt. „Wolf“ 29./10. Amoy 9./11. — 13./11. Hongkong. (Post⸗ säation: Hongkong.) — S. M. Torpedoboot „S. 25“ Pillau 31./10. — 2./11. Kiel. — S. M. Torpedoboot „S. 27“ Pillau 9./11. — 10./11. Kiel. — S. M. Torpedoboot „Vor⸗ wärts“ im September Kiel. (Poststation: Kiel.) — Schulgeschwader: S. M. Schiffe „Stein“ (Flaggschiff), „Moltke“, „Prinz Adalbert“ 27./10. Lissabon 7/11. — 14./11⸗ Madeira 16/11. (Poststation: bis 23./11. St. Vincent [Cap Verdes)⸗ vom 2/11. ab St. Thomas (Westindien].) — Kreuzergeschwader: S. M. Schiffe „Bismarck“ (Flaggschiff), „Carola“, „Olga“ 30,/9. Chefoo. Dampfer „Salier“ mit der abgelösten Besatzung S. M. Kreuzer „Albatroß“ 2./11. Antwerpen 2./11. — 4./11. Bremerhaven.
— Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗ Anzeigers“ ist eine „Besondere Beilage“ (Nr. 6), enthaltend Entscheidungen des Reichsgerichts, beigefügt.
Bayern. München, 16. November. Die „Allg. Ztg.“ meldet: Se. Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent hat Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin gestern Nachmittag einen Besuch abgestattet und Ihre Kaiserliche Hoheit zu einer aus Anlaß Ihrer An⸗ wesenheit gegebenen Familientafel geladen. Diese Tafel begann heute Nachmittag 4 Uhr und hatte zu Theil⸗ nehmern: Ihre Kaiserliche Foheit die Kronprinzessin Victoria, Se. Segec⸗ Hoheit den Prinz⸗Regenten, Ihre Königlichen Hoheiten den Prinzen Rupprecht, den Prinzen und die Prin⸗ zessin Arnulph, die Prinzessin Amalie, die Prinzessin Elvira, den Prinzen und die Prinzessin Ludwig Ferdinand, den Prinzen Alphons, die Herzogin Adelgunde von Modena, den Herzog und die Herzogin Karl Theodor, die Herzogin Max
manuel und den .8.. Ludwig.
Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 17. November. Den gestrigen Bericht über die am Dienstag Mittag hierselbst erfolgte Ankunft Sr. Kaiserlichen und Königlichen 6 des Kronprinzen ergänzen wir noch durch die
ittheilung, daß Höchstderselbe im Großherzoglichen Schlosse
von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog, Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Großherzogin, Ihren Königlichen ee der Großherzogin Mutter, der Großherzogin arie sowie den anderen Mitgliedern der Großherzoglichen Familie und deren hohen Gästen, soweit dieselben nicht nach Hacnic zur Hofjagd gefahren waren, empfangen wurde. ach der Rückkehr der hohen Jagdgesellschaft, zu welcher auch Ihre Königlichen en der Prinz Albrecht und der Prinz Heinrich von Preußen sowie Se. Hoheit der Herzog Johann Albrecht gehörten, und nach Beendigung des Diners in der Waffenhalle erfolgte der bereits erwähnte prächtige Fackelzug zu Ehren des Kronprinzen, an welchen der Bürger⸗ meister Tackert, als Höchstderselbe nach der Aufstellung des Zuges im Burggarten mit dem Großherzoge in die offene Thür des Blumenzimmers getreten war, eine kurze mit einem Hoch endigende Ansprache richtete. Der Kronprinz gab alsdann der vor ihm erscheinenden Deputation gegenüber in warmen Worten seiner Genugthuung darüber Ausdruck, daß er nun⸗ mehr als Gast des Großherzogs aus einem freudigen Anlaß Schwerin wiedersehe, in welchem er zuletzt am Bei⸗ setzungstage des hochseligen Großherzogs gewesen sei, und be⸗ auftragte den Bürgermeister, der Schweriner Einwohnerschaft Höchstseinen Dank für die schöne und wohlgelungene Ovation auszusprechen. Auch der heutige Tag verlief aufs Beste. 11 Uhr vollzog der Staats⸗Minister von Bülow, als Minister des Großherzoglichen Hauses, im Schlosse die standesamtliche Eheschließung Sr. Durchlaucht des Prinzen Heinrich XVIII. Reuß und Ihrer Hoheit der Herzogin Charlotte von Mecklenburg⸗Schwerin. Die kirchliche Trauung erfolgte Nachmittags 1 ½ Uhr durch den Ober⸗Hofprediger Dr. Jahn, nachdem sich unter paarweisem Vortritt der Kammerherren und der Ober⸗Hof⸗ und Hofchargen der Zug der Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften aus der Waffenhalle des Schlosses in die Schloßkirche begeben hatte, wobei der durchlauchtige Bräutigam von der Herzogin Wilhelm und die hohe Braut von dem Großherzog geführt wurde. Die Frau Großherzogin Mutter ward von dem Kronprinzen geführt. Als das erlauchte Brautpaar die Ringe wechselte, läuteten die Glocken und erscholl gleichzeitig Geschützfeuer, während der Schloßchor einen Choral sang. Nach Ertheilung des Segens verließen die hohen Herrschaften die Kirche, worauf das neuvermählte Fürst⸗ liche Paar im Musikzimmer des Schlosses die Gratulationen entgegennahm. — Nachmittags 6 Uhr fand im Goldenen Saale das Hochzeitsdiner statt, nach dessen Beendigung die durchlauchtigen Neuvermählten nach Ludwigslust abreisten.
Vormittags
Oesterreich⸗Ungarn. Pest, 17. November. (W. T. B.) Der Budget⸗Ausschuß der österreichischen Dele⸗ gation berieth heute über den Okkupationskredit. Der Delegirte von Chlumecky hob mit Befriedigung die Verminderung des Truppenstandes in den okkupirten Län⸗ dern und die allgemeine Besserung der kulturellen wirth⸗ schaftlichen und sinanziellen Verhältnisse hervor; er wünsche jedoch Aufklärungen über die höher präliminirten Einnahmen, womit er keinen Zweifel in die vorsichtige Gebahrung des Finanz⸗Ministers setzen wolle, sowie eine ausdrückliche, be⸗ ruhigende Versicherung“ über die politische Stimmung in den okkupirten Ländern, nachdem die Okkupation Angesichts der jüngsten Erschütterungen auf der Balkan⸗Halbinsel die Feuer⸗ probe trefflich bestanden habe. Der Reichs⸗Finanz⸗ Minister, Baron Kallay, rechtfertigte eingehend die Vor⸗ anschläge und wies nach, daß dieselben auf rationeller Grund⸗ lage beruhten. Der Minister hob die bisher bewerkstelligten Fortschritte sowie die in Aussicht genommenen Maßnahmen hervor und bemerkte, daß seit der Okkupation kein Jahr so ruhig ver⸗ laufen sei wie das gegenwärtige. Die Aushebung zum Militär sei wie eine seit langem eingelebte Maßregel hingenommen worden. Der Budget⸗Ausschuß der Reichsraths⸗Delegation berieth den Marine⸗Etat. Hausner wies auf die stete Steigerung dieses Etats hin, wollte aber keinen Antrag auf Abstriche stellen. Sturm wünschte gleichfalls aus finanziellen und technischen Gründen ein langsameres Tempo, erkannte jedoch das maßvolle Vorgehen der Marineverwaltung an. Lupu sprach für die Bewilligung der erforderlichen Mittel, da der Marine eine wichtige Rolle vorbehalten sei. Marine⸗Kommandant Sterneck wies darauf hin, daß Oesterreich⸗Ungarn mit dem Schluß des laufenden Jahres erst 38 Torpedoboote haben werde, aller⸗ dings Musterboote, die auf Jahre hinaus allen Anforderungen entsprächen. Auch die österreichisch⸗ungarischen Torpedoschiffe geringeren Tonnengehalts erreichten eine größere Geschwin⸗ digkeit gegenüber den fremdländischen von größerem Tonnen⸗ gehalt und seien nach jeder Richtung vollkommen gelungen. Das Ordinarium und Extraordinarium des Marinebudgets wurde hierauf mit den Nachtragskrediten unverändert an⸗ genommen.
In dem Ausschuß der ungarischen Delegation für die auswärtigen Angelegenheiten erklärte Graf Käaälnoky auf bezügliche Anfragen, daß die Tarifverhandlungen mit der Türkei in jüngster Zeit wieder aufgenommen worden seien und, da erhebliche Diffe⸗ renzen nicht vorlägen, einen baldigen Abschluß erwarten ließen; desgleichen sei auch von den durch die Ereignisse des Vor⸗ jahres unterbrochenen, jetzt aber wieder aufzunehmenden Ver⸗ handlungen über den Handelsvertrag zwischen Oester⸗ reich und Griechenland bei dem beiderseitigen guten Willen ein günstiges Resultat zu erwarten. Hinsichtlich der Handels⸗ beziehungen Oesterreichs und Rumäniens, von denen Oesterreich viel näher berührt werde, sprach Graf Kalnoky sein tiefes Bedauern aus, daß es nicht gelungen sei, die Verhandlungen zu einem günstigen Resultat zu führen; er glaube aber, daß seither in der öffentlichen Mei⸗ nung Rumäniens eine gewisse Umkehr Platz ulichen habe; ein Abbruch der Handelsbeziehungen würde beiden Reichen nur zum Schaden sein. Auch in Oesterreich sei die Stimmung einer Wiederanknüpfung des früheren Verhältnisses günstig. Die gegenwärtigen vertraulichen Verhandlungen seien in einem Stadium, welches bei den beiderseitig vor⸗ herrschenden guten Dispositionen die Aussicht auf eine baldige Beendigung der gegenwärtigen, beiden Theilen gleich uner⸗ wünschten Situation eröffne. — Graf Keglevich sprach zu Gunsten der von dem Minister entwickelten politischen Anschauungen. Hierauf dankte der Vorsitzende des Aus⸗ schusses dem Grafen Kälnoky für die dem Ausschuß ertheilten Aufklärungen.
„Der Heeres⸗Ausschuß der ungarischen Delegation berieth über die Anschafung von Repetirgewehren.
Referent Kakowsky wies nach, daß das außer forderniß nur um 18 ⁄10 Pachio da größer senaang jährige und bedeutend geringer als in früheren 1 Referent legte ferner das Gesuch eines Ingenieurs en. um hs eines von ihm neu erfundenen Repetirganan vor. Der Kriegs⸗Minister gab sodann ein . p. technisches Exposs über das Repetirgewehr, in welha morgen fortfahren wird.
Belgien. Brüssel, 17. November. (W. T Gesetzentwurf, betreffend die Konvertirun. belgischen Schuld von 4 auf 3 ½ Proz,, ist 1 Repräsentantenkammer mit 82 gegen 2 Stimmen genommen worden. en
Großbritannien und Irland. London, 16. Nop (A. C.) Das Kabinet hat einen Ausschu enns welcher einen Plan für die Beschleunigung derend schäftsganges im Hause der Gemeinen ausar 1- soll. Mitglieder dieses Ausschusses, der gestern seine a hielt, sind: Lord Randolph Churchill, Sir Yhe Hicks⸗Beach, Mr. Matthews, Mr. Stanhope und Mr Enh Die sozialdemokratische Föderation zass Schreiben an den Marquis von Salisbury ger worin sie den Premier ersucht, am nächsten Son ausnahmsweise in London zu bleiben (der Premier ve den Sonntag stets in Hatfield zuzubringen) und eine Nas tation beschäftigungsloser Arbeiter als Vertreter der Arteim versammlung, die am genannten Tage Nachmittagz dem Trafalgar Square abgehalten werden soll, zu empfeng Gleichzeitig hat die Föderation den Polizei⸗Chef 8 Charles Warren von ihrer festen Absicht, die Lun gebung abzuhalten, förmlich in Kenntniß gesetzt. Der Rath der Freiheits⸗ und Eigenthumssche Liga hat beschlossen, seine Thätigkeit auf die Arbeitertun auszudehnen, um dem Einfluß der Sozialisten entgegem arbeiten. Geeignete Persönlichkeiten werden das ganze da ö und Vorlesungen zur Bekämpfung sozialistischer Lmm halten. Der gestern veröffentlichte Jahresbericht des gup missärs der Forsten und Königlichen Bergwett enthält die Mittheilung, daß die Kron⸗Revenuen vn fortdauernden Krisis des Ackerbaues und Bergbaues si unbedeutend berührt worden sind, und daß es nothwend
a
wurde, den Pächtern der Kron⸗Ländereien und Kron⸗Vergwe
einen Pachtnachlaß zu gewähren.
Aus Süd⸗Afrika meldet das „Reuter'sche Bureau“”
Petermaritzburg, 16. November. Die für die Ünte⸗ handlungen mit der Boeren⸗Republik eingesetzte Gren⸗ kommission wird ihre Arbeiten am 2. Dezember in Esthone ginnen. — Die Nachrichten, daß die Zulus sich weigern, die me Regelung anzuerkennen, bestätigt sich.
— 17. November. (W. T. B.) Die Regierung h. beschlossen, die Versammlung der Sozialisten a nächsten Sonntag zu gestatten; den Behörden sind indese für den Fall, daß Ruhestörungen vorkommen, die näthihe Vollmachten ertheilt worden. Fünf Bataillone Garden nebst Artillerie und Kavallerie werden, mit Munitin versehen, zum etwaigen Einschreiten bereit sein. Einer Ne putation der Sozialisten wird gestattet sein, sich nue der Wohnung des Premiers, Lord Salisbury, zu begekte aber ohne dabei von einer größeren Menschenmenge beglet zu sein.
Bombay, 18. November. (W. T. B.) Prin Friedrich Leopold von Preußen wohnte gestern einn von dem Bombay⸗YNacht⸗Klub zu Ehren des Vize⸗König, veranstalteten Balle bei.
Frankreich. Paris, 16. November. (Fr. C) N. „Temps“ bringt folgende Nachricht: „Wir glauben g wissen, daß Hr. Rouvier endgültig das Anerbieten ar “ hat, welches ihm Hr. de Freycinet gemacht hurt⸗ als General⸗Resident nach Indo⸗China zu ga Heute hat Hr. Rouvier dem Conseils⸗Präsidenten seine Nm wort mitgetheilt. Hr. Rouvier erachtet es für schwer, w große Werk der Organisirung Tongkings durchzuführen, dhr mehrere Jahre darauf zu verwenden, was mit seim 1“ Stellung unvereinbar sei. Anders
seits zeigte Hr. Rouvier an, daß seine Freunde mit Briee und Besuchen in ihn dringen, die Kammer nicht zu einne
Stunde zu verlassen, da große wirthschaftliche Fragen erötie und gelöst werden sollen. Hr. de Freycinet bat Hrn. Rouvje⸗ sich vorerst noch zum Präsidenten der Republik zu begeba ehe er diese Antwort als endgültig annehme. Aus Ehrfunc vor Hrn. Grévy wird sich Hr. Rouvier heute Nachmittag ah dem Elysée begeben; wir glauben aber zu wissen, daß sei Ablehnung unwiderruflich ist.“
Der Senat nahm gestern den Gesetzentwul Batbie's, betreffend die Aenderung der auf die Natuka⸗ lisirung bezüglichen Bestimmungen, in erster Lesung an mj beschloß, zu der zweiten Berathung überzugehen. Die Haupthebmn hatte sich um Artikel 9 entsponnen, demzufolge alle in Fu⸗ reich geborenen Kinder von Ausländern bei ihrer Vollit keit von Rechtswegen die Aufnahme in den französischen Suult verband erlangen können. Batbie schlug nun vor, daß zün einzelne Fall geprüft werden und es den Behörden fn stehen solle, die Naturalisirung zu verweigern, wenn dafüt besondere Gründe der Unwürdigkeit oder Unzulässigkeit 19 lägen. Naquet sprach dagegen, allein die Majorität P⸗ Hauses pflichtete, in Uebereinstimmung mit der Regierung, 5 Ausschusse bei. Desgleichen wurde Art. 10 in dem Eim geändert, daß die im Auslande geborenen Kinder französise Eltern, welche ihre Nationalität verloren haben, ll⸗
mehr auf ihr bloßes Gefuch sondern nach einer Prufnn .
ihrer Würdigkeit in das französische Bürgerrecht ni aufgenommen werden sollen. Der Gesetzentwurf hebt Naturalisirungsgesetz vom 15. Dezember 1790 auf; doch 1 auf Antrag des Senators de Pressensé eine Bestimmung d
selben in Kraft eöhalgen, der gemäß die Nachkommen derig
ihrer Religion willen Verbannten — es handelt si g hauptsächlich um die durch die Aufhebung des Ediktz g- antes heimathlos gewordenen Hugenotten — nur Fag ihrer Abstammung beizubringen brauchen, um in die Re ihrer Ahnen einzutreten. „Die gestern von dem Kriegs⸗Minister Boulanze, im Hippodrom an die Pariser Turner gehaltene — sprache wird von den republikanischen Blät wegen ihrer friedfertigen Haltung und maßvollen Form Das nach den Angaben des Marine⸗Mini
Admirals Aube, hergestellte Kanonenboot wird demnüte g
unter der Leitun es Linienschiffs⸗Lieutenants Canb Ordonnanzoffiziers und Schwiegersohns des Ministers,
Versuche machen. Der Kriegs⸗Minister hat die Schaffung von Kavallerie⸗Sappeurs, so wie sie bereits in mehreren europäischen Heeren be 3 angeordnet. — 16. November. (Köln. Ztg. szn dem Trauer⸗ ottesdienst zu Ehren des kürzlich verstorbenen Kardinals Puibert, Erzbischofs von Paris, der im Beisein des gestern aus Italien zurückgekehrten päpstlichen Nuntius Msgr. di Rende morgen in der Notre⸗Dame⸗Kirche stattfinden wird, nd viele französische Erzbischöfe und Bischöfe hier eingetroffen. Uebermorgen werden dieselben über die Errichtung einer katholischen Universität in Paris, die, wie es heißt, den Namen „Institut catholique“ er-⸗ alten soll, berathen und am nächsten Freitag einer großen Nesse in der Kirche des heiligen Herzens auf dem Montmartre heiwohnen. Die Erzbischöfe und Bischöfe wollen die Gelegen⸗ eit auch benutzen, um auf Wunsch des Papstes an den Prä⸗ lnenren Grévy ein Schreiben zu richten, um gegen das neue Elementar⸗Unterrichtsgesetz Einspruch zu
erheben.
Griechenland. Athen, 17. November. (W. T. B.) In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer ver⸗ fangten mehrere Deputirte der Oppositionspartei die Vorlage der Correspondenz betreffs der Vorgänge an der Grenze während der über Griechenland verhängten Blockade. Der Minister⸗Präsident Trikupis verweigerte die Vor⸗ lage und stellter die Kabinetsfrage. Die Opposition verließ darauf die Sitzung. Die Abstimmung wurde vertagt. — Heute erklärte der Minister⸗Präsident: da die Kammer es
gestern abgelehnt habe, über die Vertrauensfrage abzustimmen
und somit eine oppositionelle Haltung anzunehmen scheine, so werde die Regierung sich bis morgen von den Sitzungen fern halten. Die definitive Entscheidung des Ministeriums wird morgen erwartet. .5—
8 —
Schweden und Norwegen. Stockholm, 13. November. (Köln. Ztg.) Der ve Ausschuß hat sich grundsätzlich für die Verstaatlichung sämmtlicher Privat⸗Eisen⸗ bahnen entschieden. — Die zwischen dem schwedischen und dem norwegischen Finanz⸗Minister geführten Verhand⸗ lungen über die Revision der schwedisch⸗norwegischen Zollbestimmungen, des sogenannten „Zwischenreichs⸗ gesetzes“, haben in allen wesentlichen Punkten zu einer Eini⸗ gung geführt. Norwegischerseits sind die wichtigsten von der schwedischen Regierung gestellten Forderungen als berechtigt anerkannt worden. Es läßt sich mithin erwarten, daß schon dem nächsten Reichstage und Storthing eine Regierungsvor⸗ lage zugehen werde.
Dänemark. Kopenhagen, 14. November. (Köln. Ztg.) Die sozialistischen Arbeitergesetz⸗Vorlagen sind gestern von der Mehrheit des Folkethings für erheblich erachtet und sofort in Berathung genommen worden. Eine Minderheit wollte sie durch eine begründete Tagesordnung abgelehnt wissen.
Amerika. New⸗York, 17. November. (W. T. B.) In den hiesigen Arbeitervereinen cirkuliren Petitionen zu Gunsten der Einleitung eines neuen Prozesses der in Chicago verurtheilten Anarchisten. Die Petitionen finden zahlreiche Unterschriften. 88
— Afrika. Egypten. Kairo, 15. November. (A. C.) Einer hier eingegangenen amtlichen Meldung zufolge erschien ein etwa 500 Mann starker Rebellenhaufen plötzlich auf einer Anhöhe 12 Meilen oberhalb von Wady Halfa und begann das Eisenbahngeleise und andere Werke daselbst zu zerstören. Es wurde sofort ein gepanzerter Zug zur Ver⸗ folgung der Rebellen ausgesandt, und nach einem ziemlich scharren Feuer zogen sich letztere mit Fngsflan. vieler Todten zurück. Zwei Scheichs, die gefangen ge⸗ nommen wurden, erklärten, daß der Vorstoß lediglich wegen Mangels an Lebensmitteln erfolgt sei; sie fügten jedoch hinzu, daß eine größere und gutbewaffnete Streitmacht sich weiter aufwärts am Nil ansammle. Achmed Mukhtax Pascha's Bericht bestätigt durchaus die in seinem ersten Bericht an die ottomanische Regierung
ausgedrückten Ansichten über die Sudan⸗Frage und die
Reformen in der egyptischen Armee. Der ottomanische Spezial⸗Kommissär behandelt auch erschöpfend die Fragen be⸗ treffs der Gendarmerie und der Polizei, sowie das Defizit bei der Daira und den Domänen.
Zeitungsstimmen
11““ 1““ jie „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ zum 17. November:
„Mit der Wiederkehr des heutigen Tages ist ein Lustrum vergangen, seitdem im Auftrage Sr. Majestät des Kaisers — welcher wider Er⸗ warten durch Unwohlsein verhindert war, Allerhöchstselbst die erste Session der V. Legislaturperiode des Reichstages zu eröffnen — der Reichs⸗ kanzler Fuͤrst von Bismarck im Weißen Saale des Königlichen Schlosses unter der höchstgespannten Aufmerksamkeit aller Anwesenden jene be⸗ deutungsvolle Botschaft verlas, in welcher der ruhmgekrönte Helden⸗ kaiser die Heilung der sozialen Schäden im Wege der positiven Gesetz⸗ sebung als die Aufgabe Seines Lebensabends dem deutschen Volke ver⸗
ndet.
Heute möchte es daher wohl angezeigt erscheinen, jene oft ge⸗ nannte Kaiserliche Botschaft wenigstens in dem Theile nach ihrem vollen Wortlaute in Erinnerung zu bringen, welcher sich auf die sozialen Aufgaben des Reichs bezieht.... 18
Was inzwischen in dem für die Entwickelung staatlicher Verhält⸗ nisse immerhin kurzen Zeitraume von fünf Jahren auf dem Gebiete er sozialen Gesetzgebung bereits erreicht worden, ist notorisch; es be⸗
arf jedenfalls für unsere Leser einer besonderen Aufzählung nicht.
nd daß die großen Ziele der sozialen Reformen mit Eifer und Ernst auch ferner unablässig weiter werden verfolgt werden, darüber ist jeder begründete Zweifel ausgeschlossen! iejenigen aber, die in Verkennung der großen Schwierigkeiten, welche der Durchführung der sozialen Gesetzgebung entgegenstehen, mit dem angeblich langsamen Gang derselben sich nicht zufriedenstellen, sollten sich gegenwärtig halten, daß jene Allerhöchste Botschaft vom
7 November 1881 selbst ausdrücklich das Weitgreifende und die Fchwierigkeit der gestellten Aufgaben betont, „zu deren Anregung Wir Uns aber vor Gott und Menschen, ohne Rücksicht auf den unmittel⸗
aren Erfolg derselben, verpflichtet halten!“
— Eine Betrachtung über die Finanzlage des Reichs schließt die „Post“ folgendermaßen: v Gegenüber dieser 1;. im Reiche, dem Staate und 1” Gemeinden, welche die efriedigende Lösung der der Nation ge⸗ ellten Aufgaben militärischer, kultureller und wirthschaftlicher Natur iu gefährden droht, weist Schäffle mit Recht auf Deutschlands Auf⸗ 5 für geistige Getränke hin. Derselbe beträgt jetzt für Bier allein eit über eine Milliarde Mark im Jahr, sowie eine stattliche Reihe
1u
1“ 8 von hundert Millionen für Branntwein und Wein. hic salta!
— Die „Kölnische Zeitung“ enthält über den rheinisch⸗westfälischen Eisenmarkt einen längeren Bericht, dem wir folgende Stellen entnehmen:
Die befriedigenderen Zustände im Markt dauern an, es laufen fortwährend Aufträge in ansehnlichem Umfange ein und auch die Preise bessern sich allmählich auf den meisten Gebieten. Beschäftigung im Großgewerbebetrieb ist auf Monate hinaus gesichert. Amerika spielt noch immer die Hauptrolle unter den Abnehmern, und so hat z. B. kürzlich ein einziges größeres niederrheinisches Werk die Lieferung von 20 000 t Stahlblöcken dorthin verschlossen. Der Eisen⸗Großhandel ist nunmehr ein guter Abnehmer geworden. Die Verarbeiter von Stabeisen und Walz⸗ draht haben sich dagegen noch nicht zur Forderung höherer Preise für ihre Erzeugnisse entschließen können, und halten mit Einkäufen ihrer⸗ seits zurück, weil sie sich an die von den Walzwerken geforderten höhern Preise noch nicht gewöhnen können. Die letzteren sind aber in der Lage abzuwarten und glauben, da sie bis zum Frühjahr hin Auf⸗ träge haben, daß sie dann schon von selber höhere Preise zugestanden erhalten werden. Die Walzwerke haben nämlich bereits der steigenden Preisrichtung im Eisenmarkt durch Bewilligung höherer Roheisenpreise Rechnung tragen müssen, so daß sie geradezu genöthigt sind, auf bessere Be⸗ dingungen ihrerseits zu halten. Die Preisbesserung hat, wie es oft der Fall ist, beim Rohstoff angefangen, kann sich aber nicht so schnell allen Gliedern der Kette mittheilen, wie es zur Herstellung allgemein befriedigender Ertragsbedingungen erforderlich ist. Als eine bemerkens⸗ werthe Erscheinung dieses Preisverhältnisses verdient Erwähnung der Umstand, daß das Thomas⸗Roheisen einen so hohen Werthstand er⸗ reicht hat, daß die Rechnungsvortheile, welche das Thomasiren bot, großentheils hinfällig geworden sind und die Möglichkeit näher gerückt ist, daß man wieder mehr zum Bessemer⸗ und Siemens⸗Martin⸗ Stahl⸗Bereitungsverfahren übergeht.
— Der „Leipziger Monatsschrift für Textil⸗ Industrie“ wird aus Chemnitz, 15. November, berichtet:
Strumpfwaaren halten sich in sehr reger Nachfrage, so daß die Fabrik immer länger hinaus beschäftigt ist. Den hier geforderten Preisaufschlag durchzusetzen, wird freilich meistens sehr schwer, da man in den Exportmärkten nicht gewillt ist, dieser Steigerung zu folgen und noch immer daran festzuhalten scheint, daß der Aufschlag nicht von Dauer sein werde.... Große Posten werden noch immer in den 2/40er Glanzflorstrümpfen gekauft, sowohl glatt, als auch mit 1/3 Sohle maco. Es sind manche bedeutende Aufträge im Markte, die nicht unterzubringen sind, weil die Lieferzeiten zu kurz und bis dahin Alles schon reichlich beschäftigt ist. Selbst die Bewilligung ausgiebigster Löhne kann dabei nichts helfen.
In feinen Socken dagegen könnte die Nachfrage wohl etwas leb⸗ hafter sein, denn was darin bestellt ist, entspricht weder dem sonstigen 1. deus⸗ noch steht es im Verhältniß mit dem Quantum der übrigen
aaren.
Eine kleine Besserung ist im Handschuhgeschäft nun doch zu ver⸗ zeichnen, die Ordres fließen reichlicher und an den Preisen wird nicht nur nicht mehr herumgemäkelt, sondern man bewilligt hie und da einige Groschen mehr, wenn die früheren Preise gar zu gedrückt waren
Tricotstoffe liegen im Ganzen ruhig, wie wir denn die Gründe dafür schon in unserem letzten Berichte angeführt haben. Man scheint aber dem Artikel auch für die Zukunft eine große Bedeutung beizu⸗ legen, denn die Fabriken richten sich dafür noch immer zahlreicher und theilweise geradezu großartig ein. Ist doch ein Neubau eben beendet, welcher allein 50 Rundstühle aufnehmen soll. Die Nachfrage nach den Stühlen ist eine so große, daß eine der bedeutendsten Stutt⸗ garter Fabriken bis zum Ende dieses Jahres noch circa 120 Maschinen aufzustellen hat. A Er 8 Ass geswatb ⸗s
Dem neuesten Bericht des österreichisch⸗ungarischen General⸗ Konsulats zu Berlin entnimmt dasselbe Blatt über den deutschen Tuchmarkt Folgendes: “
Es ist zu konstatiren, daß in der Lage des Tuchmarkts eine Besse⸗ rung eingetreten ist. Während sonst das Angebot vorherrschte und die Fabrikanten sich beeilten, zu nur halbwegs erträglichen Preisen zu ver⸗ kaufen, wird jetzt fest auf Preise gehalten. In allen großen Fabrik⸗ plätzen herrscht anhaltende und starke Beschäftigung, und Fabrikanten couranter Muster⸗ und Stapelwaaren sind auf Monate hinaus enga⸗ girt. Der stärkste Begehr herrscht augenblicklich für Stapelartikel, welche der modernen Musterung entsprechen. Kammgarnstoffe sind ge⸗ sucht, werden aber auch in großen Mengen produzirt. Neben Kammgarnstoffen finden solche aus Streichgarn dadurch erhöhte Bedeutung, daß erstere im Preise derartig gestiegen sind, daß man auf deren Konsum für bestimmte billige Artikel wird verzichten müssen; recht vortheilhaft gestaltet sich auch die Nachfrage nach einfarbigen Paletotstoffen. Minder befriedigt zeigen sich noch immer die Fabrikanten von schwarzen Tuchen. Die Nachfrage für diese Waare hat früher durch die Aufnahme, welche schwarze Kammgarnstoffe beim großen Publikum gefunden haben, entschieden gelitten. Die Situation der Branche hat sich aber neuerdings da⸗ durch gebessert, daß viele Fabrikanten ihre Produktion stark einge⸗ schränkt haben. Die Fabrikation der sogenannten billigen englischen Herrenstoffe hat sich seit Inkrafttreten des neuen Zolltarifs erheblich ausgedehnt, ebenso sollen die Fabrikanten von Damen⸗Regenmäntel⸗ stoffen mit Aufträgen reichlich versehen sein.
Hic Rhodus,
Marine⸗Verxordnungs⸗Blatt. Nr. 22. — Inhalt⸗ Disziplinarstrafgewalt und Urlaubsbefugniß. — Ergänzung des Sekre⸗ tariats⸗ und Registratur⸗Personals bei den Marine⸗Stationsintendan⸗ turen. — Aenderung der Entscheidungsbefugnisse in Verwaltungs⸗ angelegenheiten. — Einquartirung von Marschkommandos. — Militäranwärter. — Proviantausrüstungs⸗Etats. — Eil⸗ und Schnell⸗ ꝛc. Züge. — Proviantlieferungs⸗Verträge. — Personal⸗ veränderungen. — Benachrichtigungen.
Amtliche Nachrichten des Reichs⸗Versicherungs⸗ amts. Nr. 22. — Inhalt: Amtlicher Theil. Bekanntmachung, be⸗ treffend die Verlegung des Sitzes des Schiedsgerichts für den Bezirk der Sektion III. der Steinbruchs⸗Berufsgenossenschaft von Saarbrücken nach Mainz. Vom 29. Oktober 1886. — Unfallverhütungsvorschriften der Süddeutschen Edel⸗ und Unedelmetall⸗Berufsgenossenschaft. — Gefahrentarif der Leinen⸗Berufsgenossenschaft. — Gefahrentarif der Nord⸗ deutschen Edel⸗ und Unedelmetall⸗Industrie⸗Berufsgenossenschaft. — Ge⸗ fahrentarif der Brennerei⸗Berufsgenossenschaft. — Gefahrentarif der Musikinstrumenten⸗Industrie⸗Berufsgenossenschaft. — Gefahrentarif der Buchdrucker⸗Berufsgenossenschaft. — Gefahrentarif der Nord⸗ deutschen Holz⸗Berufsgenossenschaft. — Gefahrentarif der Bekleidungs⸗ Industrie⸗ Fgegenosenfchäft. — Rekursentscheidungen. — Bescheide und Bes e.
Sische ahn⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 31. — Inhalt: Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten: Vom 3. November 1886, betreffend allgemeine Vorschriften über die Behandlung der Fundsachen. — Nachrichten.
Statistische Nachrichten.
Die Be der Bevölkerung im preußischen
Staat 1885. (Stat. Vorr.) — Die Bevölkerung Preußens berech⸗ nete sich am 1. Januar 1885 auf rund 28 124 000 Personen. Wäh⸗ rend des Jahres 1885 fanden 1 108,509 Geburten s(einschließlich 44 108 Todtgeburten), 230 707 Eheschließungen und 760 967 Todes⸗ fälle (einschließlich der Todtgeburten) statt. Die natürliche Bevölke⸗ rungsvermehrung, d. h. der Ueberschuß der Geburten über die Todes⸗
gun
1
Die Zahl der in den Jahren 1871 bis
im p Staat (einschließlich des seit dem 1. Juli 1876 mit demselben ver⸗
einigten nunmehrigen Kreises Herzogthum Lauenburg) vorgekommenen
veeig. “ ergiebt sich aus nachfol⸗ eender Uebersicht. Es fanden sta 1“ 8
1 Geburten Sterbefälle
8* eins cließlich eins 8n
Jahre er e
Todtgeburten Todtgeburten
1871 868 510 744 563 1872 1 024 881 1873 1 030 042 253 327 1874 1 055 529 245 224 1875 1 088 790 231 331 1876 8 221 727 1877 8 210 357 1878 1 076 261 207 716 1879 1 096 475 206 7522 1880 1 071 782 208 456 1881 1 054 679 209 586 1882 8 1 078 669 217 239 1883 1 070 822 220 748 1884 1 094 224 225 939
1885 1 108 509 230 707 760 96527
Hiernach war die Zahl der Geburten innerhalb des lbjahrigen Zeitraumes von 1871 bis 1885 mannigfachen Schwankungen unter⸗ worfen. Dieselbe stieg zunächst nach der Beendigung des deutsch⸗ französischen Krieges sehr bedeutend bis zum Schluß des Jahres 1872 und dann noch weiter bis zum Jahre 1876, sank hierauf, mit einer kurzen Unterbrechung im Jahre 1879, bis zum Jahre 1881 und nahm seitdem, mit Ausnahme des Jahres 1883, wieder beständig zu, bis sie im Jahre 1885 den höchsten, bisher überhaupt beobachteten Betrag erreichte. 1
Die Geburtsziffer hatte, wie die weiter unten folgende Zusammen⸗ stellung zeigt, während der Jahre 1872 bis 1879 einen außerordentlich hohen Betrag erreicht, der wohl auf die vielen, in den Jahren 1872 bis 1876 neu geschlossenen Ehen zurückgeführt werden muß, hat sich jedoch seitdem wieder auf den gewöhnlichen Durchschnittsbetrag er⸗ mäßigt. 1 “ hig. Zahl der Eheschließungen stieg im Jahre 1872 ungewöhnlich hoch, offenbar eine Folge davon, daß viele durch den Ausbruch des deutsch⸗französischen Krieges verzögerte Eheschließungen bald nach der Beendigung des Krieges stattzefunden haben, auch viele neue Ehe⸗ schließungen durch z. Th. wohl übertriebene wirthschaftliche Hoffnungen gezeitigt worden sind. Die Zahl der Eheschließungen sank dann bis zum Jahre 1879 beständig, nahm von da ab jedoch alljährlich wieder zu. Diese Zunahme hat auch im Vergleiche mit der Volkszahl seit dem Jahre 1881 beständig stattgefunden, wie gleichfalls aus der Schlußzusammenstellung erhellt, und darf deshalb als Anzeichen dafür gelten, daß sich seit dem Jahre 1881 die durchschnittliche wirth⸗ schaftlive Lage der Bevölkerung unseres Staates thatsächlich gebessert hat; denn noch immer bezeichnet für die große Masse der Bevölkerung die Eheschließung den Beginn wirthschaftlicher Selbständigkeit, dessen Voraussetzung und Vorbedingung ein gewisser, zur eines eigenen Hausstandes unbedingt erforderlicher Kapitalbesitz und ein einigermaßen gesichertes Einkommen bilden. . 1
Weitaus die stärksten Schwankungen zeigt die Zahl der Sterbe⸗ fälle, welche in einzelnen Jahren durch epidemisches Auftreten der Cholera, der Pocken und der Diphtherie erhöht worden, im Ganzen aber doch während der fünfzehn Beobachtungsjahre allmählich nicht unerheblich gesunken ist, wenn man die gleichzeitige Zunahme der Volkszahl gebührend in Betracht zieht.
Wie sich die Geburts⸗, Heiraths“ und Sterbeziffern der preußischen Bevölkerung für die Jahre 1871 bis 1885 stellten, er iebt die hierunter folgende Zusammenstellung. Auf je 1000 zu Anfang des Jahres Lebende entfielen 3
im Geburten einschl. neuvermählte Sterbefälle einschl.
Jahr Todtgeburten Personen Todtgeburten
1871 35,3 “ 16,0 “ 30,2
1872 41,5 20,7
1873 41,5 20,4
1874 42,1 19,6
1875 42,8 18,2
1876 L1“ 17,2
1877 41,7 16,1
1878 40,5 15,7
1879 40,8 15,4
1880 39,7 15,4
1881 38,6 15,3
1882 39,2 15,8
1883 38,6 15,9
1884 39,2 16,2
1885 39,4 16,4
— Von den „Beiträgen zur Statistik des Groß⸗ herzogthums Hessen“, herausgegeben von der Großherzog⸗ lichen Centralstelle für die Landesstatistik, liegt uns der 27. Band vor (Darmstadt, G. Jonghaus'sche Hofbuchhandlung, Verlag). — Derselbe enthält: I. Allgemeine Mittheilungen aus der Forstverwaltung: Erster Abschnitt. Eintheilung der Waldungen in Wirthschaftsgebiete, Lage, Klima, geognostische und Bodenverhältnisse derselben. — Zweiter Abschnitt. Die in den Waldungen des Groß⸗ herzogthums im Freien vorkommenden Wildarten. — Dritter Ab⸗ schnitt. Forstorganisation. — Vierter Abschnitt. Erläuterungen und Bemerkungen zu den nachstehenden Tabellen. — II. Spezielle statistische Mittheilungen: A. Mittheilungen, welche sich auf sämmtliche Wal⸗ dungen des Großherzogthums beziehen: 1) Uebersicht der sämmtlichen Waldungen und der unter der Verwaltung der Oberförstereien stehen⸗ den Kameral⸗Domänen. — 2) Uebersicht der Waldungen im Groß⸗ herzogthum Hessen, getrennt nach Holzarten und Betriebsarten, sowie nach Domanial⸗, Kommunal⸗ und Privatwaldungen. — 3) Zusammen⸗ stellung der Ergebnisse des Forstschutzes: 2. in den Forstgerichtsjahren 1881, 1882, 1883 und 1884. — b. der Hauptsummen der Ergebnisse in den Jahren 1866 bis 1884. — 4) Uebersicht der Waldbrände. B. Mittheilungen aus der Verwaltung der Domanialwaldungen: 1) Zusammenstellung der Holznaturalerträge und der für dieselben erzielten Einnahmen. — 2) Zusammenstellung der summarischen Holz⸗ naturalerträge nach Bau⸗ und Nutzholz und Brennholz geschieden, nebst Berechnung des Fällungsergebnisses pro Hektar und des Nutz⸗ holzprozents. — 3) Uebersicht der Holzhauer⸗ und Setzerlöhne für die Maßeinheiten. — 4) Uebersicht der für Aufarbeitung der Holz⸗ ernte verausgabten Beträge. — 5) Berechnung des Reinerlöses aus Holz pro Hektar. — 6) Berechnung des Reinerlöses pro Festmeter Bau⸗ und Nutzholz, pro Festmeter Brennholz und pro Festmeter im Ganzen. — 7) Reihenfolge der Oberförstereien nach der Nutzholz⸗ . aussortirung. — 8) Reihenfolge der Oberförstereien nach dem Rein- erlöfe pro Festmeter Holz. — 9) Reihenfolge der Oberförstereien nach dem Reinerlöse aus Holz pro Hektar. — 10) Uebersicht der Kulturkosten. — 11) Uebersicht der Wegbaukosten. — C. Mittheilungen aus der Kameralverwaltung: 1) Uebersicht der Erlöse aus den unter Selbstverwaltung der Oberförstereien stehenden Wiesen. — 2) Ver⸗ gleichung des Pachterlöses, welchen die parzellirt in Zeitbestand ver⸗ liehenen Domanialgüter (Ackerland) in den Fehrer 876 und 1885 geliefert haben. 8
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
In dem 3. und 4. (Doppel⸗) Quartals⸗Heft VII. Jahrgangs von dem „Jahrbuch der Königlich preußischen Kunst⸗ sammlungen“ (Berlin, Verlag von G. Grote) kommen die ästhetisch höchst anregenden und scharfsinnigen „empirischen Betrach tungen über die Malereien von Michel Angelo am Rande der Decke in der sixtinischen Kapelle“ von dem verstorbenen Anatomen W. Henk⸗ zum Abschluß. Der letzte Theil der Arbeit macht (unter Beifügung mehrerer Umrißskizzen) die Nischen, Stichkappen und Lünetten zum
196 330 255 886
fälle, betrug somit 347 542 Personen oder 1,24 % jener zu Anfang
des Jahres vorhanden gewesenen Bevölkerung.
Gegenstande der Betrachtung. Am Schluß wird die ganze großartige 8