3 — Der Bundesrath sowie der Ausschuß desselben Rechnungswesen hielten heute Sitzungen.
— Die Grenzen des Nachbarrechts, Einwirkungen von fremden Grundstücken durch störenden Fabrik⸗ betrieb ec. abzuwehren, sind, nach einem Urtheil des Reichs⸗ gerichts, II. Civilsenats, vom 15. Oktober d. J., keine festen, für alle Verhältnisse gleichmäßigen, vielmehr richten sie
sich nach den individuellen Verhältnissen und nach der jedes⸗ maligen thatsächlichen Lage. Beispielsweise wird im ein⸗ zelnen Falle auch darauf Rücksicht genommen werden e daß es sich um ein Grundstück in einem Industrieorte handelt, wo der Einzelne seine Thätigkeit nicht entwickeln kann, ohne dem Nachbar ein gewisses Maß der Belästigung zuzufügen.
— Nach einem Spezial⸗Erlaß des Ministers des Innern nd des Finanz⸗Ministers, vom 28. Mai d. J., betreffend den Betrieb des Kleinhandels mit Spiritus ohne gleichzeitiges Feilhalten von Branntwein im Nebengewerbe, muß die Frage der Konzessionspflichtigkeit des in Rede stehenden Gewerbebetriebes im Hinblick auf den an und für sich völlig klaren Wortlaut des §. 33 Abs. 1 der Reichs⸗Gewerbeordnung bejaht werden. . Hiermit steht auch der Ministerial⸗Erlaß vom 18. Oktober 1873 (M.⸗Bl. d. i. V. S. 302) im Einklange. Der Cirkular⸗ Erlaß vom 16. Juni 1857 (M⸗Bl. d. i. V. S. 135) ist durch die unter dem 17. Mai 1858 erlassene Cirkularverfügung (M.⸗Bl. d. i. V. S. 111) aufgehoben bezw. ersetzt worden und würde ohnehin wegen der inzwischen eingetretenen Aende⸗ rung der Gesetzgebung in Ansehung der Frage des Erfor⸗ dernisses der obrigkeitlichen Erlaubniß zum Kleinhandel mit Spiritus gegenwärtig keine Anwendung mehr finden können. Weuas die Frage der Besteuerung des Kleinhandels mit Spiritus im Nebengewerbe anbelangt, so macht der §. 15 Abs. 2 des Gesetzes vom 19. Juli 1861 (Ges.⸗S. S. 697) die Steuerpflicht in der Gewerbesteuerklasse B II mit dem Mittel⸗ satze der Klasse B von dem Betriebe des Kleinhandels mit eistigen Getränken als Nebengewerbe auf Grund besonderer Konzession abhängig. Nachdem nun bereits durch den vor⸗ erwähnten Cirkular⸗Erlaß vom 17. Mai 1858 — also vor Erlaß des Gesetzes vom 19. Juli 1861 — festgestellt ist, daß Spiritus als Getränk im Sinne der Allerhöchsten Ordres vom 7. Februar 1835 und 21. Juni 1844 anzusehen, und deshalb der Kleinhandel mit demselben konzessionspflichtig sei, so kann es keinem begründeten Zweifel unterliegen, daß dieser Handel, wenn er als Nebengewerbe betrieben wird, der Be⸗ steuerung in der Klasse B II nach der oben bezeichneten Gesetzesstelle unterliegt. Dies gilt jedoch selbstverständlich nicht von denaturirtem Spiritus.
— Der General⸗Lieutenant Schulz, Präses des Ingenieur⸗Comités, ist von Urlaub aus Stettin zurückgekehrt; desgleichen Se. Hoheit der Erbprinz Bernhard von Sachsen⸗Meiningen, Oberst⸗Lieutenant und etatsmäßiger Stabsoffizier des Kaiser Franz Garde⸗Grenadier⸗Regiments Nr. 2, aus Schwerin.
„— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Senator der freien und Hansestadt Hamburg, Dr. Versmann, ist in Berlin angekommen.
— S. M. Kreuzer⸗Korvette „Sophie“, Kommandant orvetten⸗Kapitän Cochius, ist am 21. November c. von Port Sand in See gegangen. S. M. Kanonenboot „Cyclop“, Kommandant Kapitän⸗ Lieutenant Stubenrauch, ist am 6. Oktober c. in Kamerun eingetroffen.
Baden. Karlsruhe, 19. November. Der Groß⸗ herzog und die Großherzogin werden sich, wie die „Karlsr. Ztg.“ mittheilt, an der 300jährigen Jubelfeier des Karlsruher Gymnasiums vpersönlich betheiligen.
Anhalt. Dessau, 19. November. (Anh. St.⸗A.) Der Herzog und die Herzogin sind heute aus Sondershausen hier wieder eingetroffen.
Schwarzburg Sondershausen. Sondershausen, 18. November. (Lpz. Ztg.) Der Prinz und die Prin⸗ zessin Albert von Sachsen⸗Altenburg weilen seit einigen Tagen zum Besuch am Fürstlichen Hofe. — Im An⸗ fange dieser Woche ist der Landtagsausschuß zur Prüfung der Rechnungen des Staatshaushalts vom Jahre 1885 hier zu⸗ sammengetrete
für
Oesterreich⸗Ungarn. Pest, 20. November. (W. T. B.) Vor der heutigen Plenarsitzung der österreichischen Dele⸗ gation fand eine Sitzung des Budget⸗Ausschusses derselben statt. Sturm beantragte im Namen der Minorität vor der offiziellen Sitzung des Ausschusses die Abhaltung einer Privatkonferenz behufs Erzielung einer Uebereinstimmung über den Text des allgemeinen Theils des Ausschußberichts über das Budget des Aeußern. Hausner empfahl diesen Antrag vom Standpunkt der Majorität. Nachdem auch der Referent sich dafür ausgesprochen, fand sodann eine ertrauliche Konferenz statt. — Nach der Plenarsitzung der Delegation trat der Budget⸗Ausschuß wieder zu einer fiziellen Sitzung zusammen. In dieser verlas der Referent den politischen Theil des Ausschußberichts. Derselbe wurde einstimmig angenommen, worauf der Minister des Aeußern, Graf Kälnoky, seine volle Genug⸗ 8 uͤber die Einstimmigkeit des Ausschuffes hinsichtlich der Aufgaben und Ziele der österreichisch⸗ungarischen Politik aussprach und dankend die werthvolle Stärkung und Unter⸗ stützung seiner Bestrebungen hervorhob. — In der Plenar⸗ sitzung der Delegation wurden das Ordinarium des Heeres⸗ pudgets, der Reichsfinanz⸗Etat und das Budget des Obersten Rechnungshofs unverändert angenommen. — Am Dienstag gelangen die Forderungen für die Kriegs⸗ arine und der Okkupationskredit zur Berathung.
Niederlande. Luxemburg. (Lrbg. Ztg.) Das Staatsbudget für 1887 veranschlagt die Einnahmen 5 abgesehen von dem aus früheren Jahren überkom⸗ menen Guthaben von 1 500 000 Fr. — auf 6581 000 Fr. Die Ausgaben sind auf 7 277 595 Fr. geschätzt. Der Feht⸗ betrag, der mittels des Guthabens zu decken sein wird, beläuft sich demnach auf 696 595 Fr. Für 1888 bleiben dann noch ut 800 000 Fr. Das Jahr 1886 hat, trotz des schlechten Geschäftsganges, an Steuer⸗Mehrerträgen eine Summe von 347140 Fr. aufzuweisen, die indessen auf 187 262 Fr. usammenschrumpfen, in Folge des auf 159 878 Fr. veranschlagten usfalls des diesseitigen Antheils an dem Zollvereinsergebniß.
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Während das Budget für 1887 einerseits für 320 000 Fr. Mehrausgaben vorsieht, fallen für 201 000 Fr. Ausgaben fort, die für 1886 gemacht worden sind. Die Ausgaben für 1887 beziffern sich demnach um 120 000 Fr. höher als die für 1886. — Der Ober⸗Gerichts⸗Präsident Vannerus ist in Ersetzung des verstorbenen Hrn. Jonas zum luxemburgischen Geschäfts⸗ träger in Paris ernannt.
Großbritannien und Irlaud. London, 20. November. (A. C.) Gestern fand wiederum ein Ministerrath statt, dem nicht nur alle 15 Mitglieder des Kabinets, sondern auch Mr. Ritchie, der Präsident des Local Government Board, beiwohnten. Die Reform der Lokalverwaltung in England, Schottland und Irland, sowie die irischen Angelegenheiten bildeten die Hauptgegenstände der Erörterung.
Sir Robert Hamilton, der bisherige Unter⸗Staats⸗ sekretär für Irland, der wegen seiner nationalistischen Ten⸗ denzen seines Postens enthoben worden, ist der „Times“ zufolge zum Gouverneur von Tasmanien an Stelle des Sir wseee Strahan, dessen Amtstermin abgelaufen ist, ernannt worden.
— 21. November. (W. T. B.) Die von der „Sozialdemo⸗ kratischen Vereinigung“ veranstaltete Kundgebung beschäftigungsloser Arbeiter, welche heute Nachmittag auf dem Trafalgar⸗Square stattfand, nahm einen ruhigen Verlauf. Zur Verhinderung von Ruhestörungen waren von der Polizei die umfassendsten Maßregeln getroffen. Der Polizei⸗Chef Warren befand sich mit gegen 4000 Polizeimannschaften, darunter 100 berittenen, per⸗ sönlich am Flagsz außerdem wurden in den benachbarten Kasernen noch Mann Militär in Bereitschaft gehalten. Zu den vorgeschlagenen, im sozialistischen Sinne gehaltenen Reso⸗ lutionen nahmen 3 Redner das Wort. Die Resolutionen wurden angenommen. Während der Verhandlungen erschienen meh⸗ rere Deputationen mit Musikcorps, welche bei der An⸗ kunft und bei dem Wiederabmarsch die Marseillaise spielten. Eine dieser Deputationen begab sich im Laufe des Nachmittags in die Geiea Lord Salisbury's. Da dieser nicht anwesend war, so kehrte die Deputation nach dem
Trafalgar⸗Square zurück, wo von der Versammlung eine weitere Resolution, in welcher der Mangel an Rücksicht des Premier⸗Ministers gegenüber den beschäftigungslosen Asbeiegrn öste
getadelt wird, angenommen wurde. sich sodann auf.
— (A. C.) Aus Birma wird gemelde:
Rangun, 15. November. 700 Shans haben sich zusammengeschaart, um dem britischen Kontingent bei den Zugängen zu den Rubinen⸗ Minen Widerstand zu leisten. Wie verlautet, suchen die früheren Pächter der Minen die Eingeborenen zu organisiren, um die Engländer an der Besitzergreifung der Minen zu hindern.
Rangun, 17. November. Ein mächtiger Rebellenführer mit großem Anhang hat sich Mr. Colquhoun unterworfen und eine Anzahl Gewehre und Kanonen übergeben. Mehrere kleine Häuptlinge haben sich ebenfalls unterworfen.
Rangun, 18. November. Die Kolonne des 18. Bengalischen Infanterie⸗Regiments stieß auf ihrem Wege nach Myogyee, wo sie dem von den Rebellen umzingelten loyalen Wun Entsatz bringen sollte, auf 1000 Feinde, welche ein stark verbarrikadirtes Dorf besetzt hielten. Nach hartem Kampf wurde die Stellung von den Briten eingenommen. Auf britischer Seite ward / Lieutenant Fayer verwundet und 3 Sepoys getödtet. Der Feind verlor 60 Mann.
Die Rebellen griffen eine Kolonne des 3. Madras'er Infanterie⸗ Regiments an, die sich auf dem Marsche von Yemethen nach Ningyan befand. Der Befehlshaber, Oberst Anderson, wird als ernstlich verwundet gemeldet, während 4 Sepoys todt auf dem Platze blieben büne 8 . wurden. Auf feindlicher Seite war der Verlust ein
edeutender.
Die Versammlun
Frankreich. Paris, 19. November. (Fr. C.) Die Minister traten heute Morgen zu einem außerordentlichen Kabinetsrath zusammen, um über die neugeschaffene Lage zu berathen, und begaben sich dann in die Budgetkom⸗ mission, um mit dieser über eine Verständigung auf der Grundlage des gestrigen Kammervotums zu konferiren. Nach langen Debatten endete diese Berathung, wie der „Temps“ meldet, folgendermaßen: „Hr. de Frey⸗ cinet erklärte schließlich, daß er auf die An⸗ leihe von 466 Millionen verzichte, für den Augenblick aber nichts weiter sagen könne. Hr. Wilson drang darauf, daß man das Kapitel IV über die 396 Millionen 3prozentiger perpetueller Rente sofort votire und das auf die Amortisirung der sechsjährigen Obligationen bezügliche Kapitel V votire. Mehrere Mitglieder beschwörten den Finanz⸗Minister, sich mit der Kommission zu verständigen. Hr. de Freyeinet wandte sich direkt an Hrn. Sadi Carnot und appellirte an seinen Patriotismus, um von ihm zu erlangen, daß er auf die Anleihe von 466 Millionen verzichte. Die Kommission wird demnach der Kammer die Verständigung zwischen ihr und der Regierung anzeigen. Sie wird das sofortige Votum des Kap. IV, betr. die auf 396 Mill. reduzirten Zinsen der 3 proz. perpetuellen Rente beantragen, um so die Verzichtleistung auf die Anleihe zu bezeichnen. Des Weiteren wird sie vorschlagen, das Kap. V über die Amortisirung zu reserviren, und im Verein mit der Regierung neue Ersparnisse suchen.“
Der „Temps“ bestätigt, daß 400 Mann Marine⸗ truppen, theils Artillerie, theils Infanterie, auf dem am 1. Dezember von Toulon abfahrenden Staatsdampfer „Amérique“ nach Madagaskar eingeschifft werden. Die “ Meldungen, wonach die Regierung den französischen
eschwerden Gehör geschenkt hätte und bereit wäre, die Schutzherrschaft Frankreichs in der hier gewünschten Ausdehnung anzuerkennen, erweisen sich als un⸗ begründet. Der „Temps“ veröffentlicht im Gegensatz zu den⸗ selben heute einen Brief über die Lage in der Hauptstadt Tananarive, in welchem es heißt: „Einerseits soll die mada⸗ gassische Regierung bei ihrem Plane der Kingdon'schen Bank beharren, die Regierung der Republik aber die Anerkennung des Vertrags verweigern. Andererseits beweist die Haltung der „Madagascar Times“, daß die Lage gespannt ist. Dieses Organ der englischen Partei hängt ganz vom Premier⸗Minister ab und beginnt wieder, wie vor dem Kriege, die systematischen Angriffe auf Frankreich, die es eine kurze Zeit lang unterbrochen hatte. Der französische Aviso I. Klasse „Hussard“ ist zur Verstärkung des Geschwaders eingetroffen. Die Besatzung von Diego⸗ Suarez hat gleichfalls mehrere neue Compagnien erhalten, was nicht überflüssig ist, angesichts der Rüstungen der Hovas und ihrer Weigerung, unsere Niederlassung in der Bai abzu⸗ Frenzen. In dieser wie in allen Fragen sucht der Premier⸗
inister Zeit zu gewinnen.“
Paul Bert'’'s Leiche ist von Hanoi nach Haiphong ge⸗ bracht worden, um dort eingeschifft zu werden. Die Bestattung erfolgt in Auxerre, wo dem Verstorbenen auch ein Denkmal
86
1“ die
errichtet werden soll. Ein Comité ist zu di Pariser Mitgliedern des republikanischen Klen. eec dn n.
bildet worden. 8 (Köln. Ztg.) Der Zoll⸗Aus
beh ] ber d s ehielt sich sein Urtheil über die vorgeschlage 5b 0. ö von 30 auf 60 Ferscheasene ehen der Minister vor. Die Regierung ist der Erhähreßn Alkoholzolles günstig, doch nicht bis zur Verdoppelun Die japanische Gesandtschaft, bestehend aus dem Ae⸗ Minister General Saigo und verschiedenen Marine⸗HOffand ist in es Fügeüen. A ffäꝛen — 20. November. .T. B.) Der Mini hielt heute Vormittag eine Sitzung 88 in we aleirigeng Präsident de Freyecinet mittheilte, daß die fran wund Regierung auf den Wunsch Rußlands den Schai “ Unterthanen in Bulgarien idernnne abe. — 21. November. (W. T. B.) Der bisherige Ne in Tunis, Bihourd, soll den ihm angetragenen Posten de General⸗Residenten in Tongking angenommen iune — 22. November. (W. T. B.) Trystram (Reyut kaner) ist mit 147 000 Stimmen zum Deputirten n partement du Nord gewählt worden; der konservative G kandidat erhielt 121 000 Stimmen. Bei den Wahlen 8 tober vorigen Jahres wurden in diesem Departement 0 Kandidaten der konservativen Partei gewählt.
„Italien. Rom, 21. November. Königliche Familie ist heute Nachmittag von Florenjsi angekommen und von sämmtlichen liberalen Vereinen Bahnhof empfangen worden. Auf der Fahrt vom Lühc nach dem Quirinal begrüßte die in den Straßen versamna
Hochrufen.
Griechenland. Athen, 22. November. (W. T. „ Der Prinz von Wales wird im Laufe des nächsten Muna hier erwartet, um an den Festlichkeiten, welche anläßlc der Mündigkeitserklärung des Kronprinzen i Dezember stattfinden, theilzunehmen.
Türkei. Konstantinopel, 21. November. (W. T 8 General Kaulbars wird, über Adrianopel kommei morgen hier erwartet. Derselbe dürfte nach einer Besprechu mit dem russischen Botschafter Nelidoff alsbald über Odh nach St. Petersburg weiterreisen.
Rumänien. Bukarest, 21. November. (W. T. B.) N. König und die Königin sind mit den Prinza Leopold und Ferdinand von Hohenzollern hr Nachmittag aus Sinaia hier eingetroffen. Zum Empfeug hatten sich die Mitglieder der Civil⸗ und Militärbehörden n Bahnhof eingefunden.
Bulgarien. Sofia, 20. November. (W. T. † Abreise den Besuch der meisten hstgen Vertreter de Mächte, welche sich von ihm persönlich verabschiedeten. Bei der Abreise des Generals waren etwa 50 Personen m. der hiesigen Bevölkerung zugegen. Der General sprach de selben seinen Dank aus und verabschiedete sich, indem er sagt er verlasse das Land, weil die Regenten desselben die Stime Rußlands nicht hören wollten. — Die Stadt war heute c läßlich des Jahrestages des Sieges von Slivnitt festlich geflaggt.
Varna, 20. November. (W. T. B.) Die Flagge auf dem russischen Konsulat ist heute Nachmittag m vier Uhr eingezogen worden. Der russische Konste schiffte sich eine Stunde später an Bord eines ruffsche Kriegsschiffs ein. Eine sehr zahlreiche Menge, welche st vor dem Konsulat eingefunden hatte, begleitete den Kunst bis zum Einschiffungsplatz. Die Ruhe ist nirgends gefir worden.
Philippopel, 21. November. (W. T. B.) Der ti sische Konsulatsverweser ist heute früh 8 Uhr von im abgereist, nachdem er die Behörden vorher davon in Kenn. niß gesetzt hatte.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 21. Novende (W. T. B.) Das „Journal de St. Pétersbourg b zeichnet die Abreise des Generals von Kaulbars alf Bulgarien lediglich als eine logische und bis zu eine gewissen Punkt auch vorausgesehene Folge der blinden 81” starrigkeit der in Bulgarien Regierenden. 8
Der deutschen „Petersburger Zeitung“ zufolge is A F Nikolaus von Mingrelien gestern aus m Kaukasus hier eingetroffen und hat sich alsbald nach bu⸗ schina begeben.
Botschafter, de Laboulaye, machte gestern dem Miristr des Auswärtigen, von Giers, sowie den hier anwesene Botschaftern seinen Besuch.
Amerika. New⸗York, 21. November. (W. 1,1 Auf einem heute hier abgehaltenen sozialistischen Meeiin erhoben mehrere Redner gegen Henry George den Vorwm die sozialistischen Lehren verleugnet zu haben, nachdemn, Sozialisten ihm bei der letzten New⸗Yorker Mayor⸗Wahli Unterstützung geliehen.
Montevideo, 19,9
Süd⸗Amerika. Uruguay. e ta vember. (R. B.) Dem Rücktritt des Präsidemee Generals Santos, sind keine ministeriellen. 1 änderungen gefolgt, außer daß der neue Präsi m General Tajes, im Kriegs⸗ und Marine⸗Departement Ig den Obersten de Leon ersetzt wurde. Das jetzt in ieg befindliche Ministerium, welches am 3. d. unter der Pran⸗ schaft von Senor Ramirez gebildet wurde, wird für ein Ka s der Versöhnung gehalten, das sich bemühen werde, die fäane Spaltungen auszugleichen. Aus diesem Grunde wird es von der Oppositionspresse sehr günstig beurtheilt.
Das 3. Bataillon der egyptischen Infar erie hat den X
erhalten, nach Assuan abzugehen.
Zeitungsstimmen.
Ueber die schutzzöllnerische Bewegung in England 3sc „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“: „PW⸗ Der bereits erwähnte Beschluß der Handelskammer chester, welcher mit nur 22 gegen 21 Stimmen zu Gunsten
den'schen Ueberlieferungen ausfiel, darf wohl als ein b
Symptom der auch in England um sich greifenden
“
Volksmenge den König und die Königin mit enthusiastiszast
General von Kaulbars empfing unmittelbar vor seine
Der am Freitag Abend hier eingetroffene französiste
Afrika. Egypten. Kairo, 19. November. 682
ung gelten, so sehr sich die freihändlerische Presse auch bemüht, 8* alsebsame Vorkommniß zu beschönigen. ver moralische Sieg der Schutzzöllner ist nicht aus der Welt zu schaffen, und dieser Sieg wird ohne allen Zweifel nicht nur die Haltung eines Theiles der andelskammer⸗Mitglieder, sondern auch anderer Kammern und Vereinigungen, sowie der landwirthschaftlichen Kreise beein⸗ flussen. Exempla trahunt. Die Sorge, es möchte der lhätige Eifer der Schutzzöllner über die frrehändlerische Lässigkeit schließlich einen wirklichen, nicht blos einen moralischen Sieg davontragen, tritt besonders in der Mahnung zu Tage, welche die Times“ den Mitgliedern der Manchester Handelskammer zu be⸗ berzigen giebt. Die Vorsahren derselben, so sagt dieses Blatt, hätten für ihre freihändlerischen Grundsätze mit solcher Heftigkeit gefochten, daß die Auflösung der Kammer eines der Ergebnisse dieser Kämpfe ar. Wenn im vorliegenden Fall dieses äußerste Mittel zur Hinter⸗ treibung der Agitation der „fair-trade“⸗Liga nicht angezeigt gewesen wäre, so hätte doch verhindert werden sollen, daß eine Abstimmung stattfinde, da ja doch das Ergebniß nicht sicher war. So aber habe die Fent e sanen in Folge der Apathie ihrer freihänd⸗ lerischen Mitglieder, einer vorübergehenden Bewegung als Tummel⸗ latz gedient, und dadurch werde das Ansehen der Kammer schwer geschädigt werden. Man wird also zu gewärtigen haben, daß in dieser und anderen Kammern in Zukunft der Versuch gemacht wird, etwa drohenden schutzzöllnerischen Beschlüssen durch die Verhinderung der Abstimmung oder die Auflösung der Kammer zu begegnen. Der Rath der „Times“ wird aber die Bewegung, welche nun einmal be⸗ steht und die sich immer weiterer Kreise bemächtigt, nicht aufhalten.
Wenige Tage, nachdem in Manchester das Manchesterthum so fahrlässig behandelt worden ist, nämlich am 9. d. M. fand in Lincoln eine Versammlung der Grundbesitzer, Pächter, ländlichen Arbeiter so⸗ wie anderer Gewerbetreibender der Grafschaft statt, um über den Niedergang des Handels und der Landwirthschaft zu be⸗ rathen. Die Presse hat diese höchst interessante Versamm⸗ lung, welche allem Anschein nach den Beginn einer großen Bewegung in der landwirthschaftlichen Bevölkerung Englands bezeichnet, kaum gebührend gewürdigt. Und doch verdienen sowohl deren Beschlüsse, als die Begründungen des bekannten Parlaments⸗ mitglieds Mr. Chaplin alle Beachtung. Es wurde nämlich in dem Beschlusse der Versammlung folgenden Gedanken Ausdruck gegeben: Die landwirthschaftliche Nothlage nimmt in den getreidebauenden Gegenden des Landes eher zu als ab. Dieselbe ist hauptsächlich ver⸗ anlaßt durch die niedrigen Preise und den fremden Wettbewerb. Weizen kann bei den bestehenden Preisen auf gewöhnlichem Boden nicht mehr mit Nutzen gebaut werden, und die Preise von Gerste sind durch den Gebrauch von Surrogaten für Malz zurückgegangen. Andere Zweige der Landwirthschaft leiden unter ähnlichen Er⸗ scheinungen, und die allgemeine ungünstige Lage dieser Ge⸗ werbe bedroht den Handel und das wirthschaftliche Gedeihen des Königreichs ernstlich, während andererseits die Steuerlast fortwährend zunimmt. Die Versammlung wünscht, daß man sich die Folge ver⸗ gegenwärtige, welche die Vernichtung des Weizenbaues Englands nach sich ziehen würde. Bisher ist es unmöglich gewesen, irgend einen Ersatz für den Weizenbau zu finden, so daß, wenn der gegenwärtige Weizenpreis ein dauernder würde, auf weiteren Hunderttausenden von Aecres bisher fruchtbaren Landes der Anbau unterlassen werden müßte. Dies hätte zunächst einen großen Ausfall in der jährlichen Er⸗ zeugung von Lebensmitteln zur Folge; eine große Anzahl von ländlichen Arbeitern, welche keine Beschäftigung mehr in der Landwirthschaft finden, würde in den bereits über⸗ völkerten Städten Arbeit suchen und daselbst eine Ueberfüllung des Arbeitsmarktes veranlassen. Schließlich würde England in Bezug auf seinen Bedarf von Nährstoffen so sehr vom Auslande abhängig wer⸗ den, daß darin eine dauernde Gefahr für die Nation zu erblicken wäre. Die Versammlung wünscht, daß die Regierung Vorkehrungen treffe, um den bezeichneten Gefahren rechtzeitig vorzubeugen.
Bestimmte Vorschläge sind allerdings nicht gemacht worden, wenn man absieht von einem in Bezug auf die bei der Bierbrauerei ver⸗ wendeten Ersatzmittel für Malz und Hopfen gefaßten Beschluß und von den auf die Kanalfrachten und die Steuerfrage bezüglichen Wünschen, von welchen die Versammlung aussagte, daß deren Befriedigung zwar will⸗ kommen, aber doch nicht geeignet wäre, die Nothlage der Landwirth⸗ schaft zu beseitigen. Auf welche tiefergreifenden Maßregeln die Land⸗ wirthe in Lincolnshire es abgesehen haben, das ging aus der Rede des Mr. Chaplin hervor, der die Frage der Getreide⸗ und Fabrikatzölle eingehend erörterte. Von den letzteren glaubte er, daß sie in der öffentlichen Meinung Englands viel weniger Widerstand finden würden als Getreidezölle. Die Einführung von Getreidezöllen sei nicht unbedenklich, und dieselben könnten vielleicht vermieden werden, wenn der Ertrag der Zölle auf fertige Erzeugnisse für die Unter⸗ stützung der Landwirthschaft verwendet würde. Immerhin werde es der Regierung nur dann möglich sein, das bisherige System zu verlassen, wenn dieselbe die öffentliche Meinung für sich habe. Daraus sei die Nutz⸗ anwendung zu ziehen, daß — um zum gewünschten Ziele zu gelangen — die öffentliche Meinung eben erzogen werden müsse. Mr. Chaplin gab deshalb der Hoffnung Ausdruck, daß die Begarnrnlheg in Lincoln den Anfang einer großen Bewegung bedeute, und daß dieses Vesspien von der gewerblichen Bevölkerung anderer Landestheile werde befolgt werden. Dadurch würden dem zukünftigen wirthschaftlichen Gedeihen und dem Wohlbefinden der Bevölkerung die Wege geebnet. Die nächste Aufgabe der Landwirthschaft sei aber nicht die, mit Gewalt auf eine Aenderung in der Handelspolitik zu dringen, sondern vielmehr, aufklärend auf die Bevölkerung einzuwirken, um jenen Rückhalt, den die Regierung in der öffentlichen Meinung bedarf, zu schaffen. Damit wäre also das Zeichen für den Beginn einer Bewegung gegeben, die wohl in erster Linie auf die landwirthschaftlichen Kreise berechnet ist, aber sich auf diese kaum beschränken dürfte.
„— Ueber die im Reichshaushalts⸗Etat sich markirende Fimanzlage äußert die „Nationalliberale Correspon⸗ enz“:
„Wenn die Oppositionsparteien bei den neueren Steuervorlagen einen genügenden Nachweis des Bedürfnisses zu bestreiten pflegten, so könnten sie sich, wenn sie wollten, durch den neuen Reichshaushalt gründlich belehren lassen. Derselbe erfordert eine neue Erhöhung der Matrikularbeiträge um 33 Millionen Mark, und es ist wenig Aus⸗ sicht vorhanden, daß dies ungünstige Ergebniß ein blos vorübergehen⸗ des sein werde, im Gegentheil, die Ausgaben werden sich noch immer steigern. Auf die Dauer mit solchen Defizits zu wirthschaften und ihre Deckung den selbst meistens in Finanznöthen befindlichen Bundes⸗ staaten zu überlassen, ist schlechterdings unmöglich. In einer Zeit, wo Alles auf Wahlagitation zugeschnitten ist, scheut man freilich viel⸗ fach zu sehr den Verlust an Popularität, um gern von Steuervermeh⸗ rungen zu reden. Die nationalliberale Partei namentlich hat sich von fortschrittlicher Seite unendlich viel Vorwürfe gefallen lassen müssen als ob sie eine ganz besondere Freude an Steuern hätte und dafür schwärmte, dieselben der Regierung auf dem Präsentirteller ent⸗ gegenzubringen, wie der fortschrittliche Lieblingsausdruck lautet. Allein wohlfeile Demagogenkünste und leichtfertige Wahlspekulationen können uns nicht veranlassen, nach unseren Kräften die Mitarbeit zu ver⸗ sagen, um die Finanzen des Reichs und der Bundesstaaten auf gesunde solide Grundlagen zu stellen und das Wirthschaften mit Defizits und Anleihen zu beseitigen. Bei allen einsichtigen und über⸗ egenden Männern kann ein solches Streben nur Zustimmung finden „ und wenn die Fortschrittspartei über „Steuerfanatis⸗ mus“ spottet und schmäht, ohne ihrerseits ein Mittel angeben zu önnen, ein gesundes Gleichgewicht in den Haushalten des Reichs und der Staaten herzustellen, so mag das zum Handwerk von Agi⸗ atoren und Demagogen gehören, ernsten Politikern aber geziemt es licht und es muß nothwendig auch bei der großen Menge seine Wir⸗ ung mehr und mehr einbüßen. Indessen ist es gewiß nicht Sache einer parlamentarischen Partei, ihrerseits mit bestimmten Steuervor⸗ hlägen hervorzutreten. Das ist unbestreitbar eine Aufgabe der Re⸗ gierung, und Angesichts der herrschenden Finanzlage müssen die offi⸗ 5 en Ankündigungen befremden, daß neue Steuervorlagen in der be⸗ orstehenden Reichstagssession nicht zu erwarten seien. Kommen sie
wirklich in diesem Winter nicht, so werden sie sich vnn vwvern ültcs
in der folgenden Session einstellen, und wir wollen hoffen, daß der als Steuerobjekt nicht bereits endgültig fallen gelassen worden ist.“
— Im „Bromberger Tageblatt“ weist Dr. Hein⸗ rich Contzen unter Berufung auf Gustav Freytag und Schmitthenner auf die Bedeutung der Landwirthschaft für den Staat und deren gefährdete Lage hin und sagt dann:
Muß sich denn die Landwirthschaft erst förmlich ein Interesse erbetteln? Soll sie — die Grundlage des Staats — sich erst die Gleichberechtigung mit Handel und Gewerbe erkämpfen? Ist die Landwirthschaft nicht der Boden, auf welchem die größten Staats⸗ männer erwachsen sind?
„Die größten Staatsmänner der Römer waren Landwirthe, ebenso Fs Cavour und Bismarck sind mit der Landwirthschaft auf⸗ gewachsen.
Der Stand der Landwirthe muß, wie Freiherr von Schorlemer⸗ Alst sagte, sein und bleiben, was er immer gewesen, nämlich der erste Träger der religiös⸗sozialen Ordnung des Staats.
Es ist offenbar, daß der Stand des Landmannes und namentlich der Bauern immer mehr Schaden nehmen muß, wenn nichts zu seiner Abhülfe geschieht, wie dies der Reichskanzler in folgenden Worten ausdrückte:
„Ich muß mich fragen: Rückt der Augenblick nicht näher, wo unsere Landwirthschaft überhaupt nicht. mehr bestandsfähig ist, weil das Getreide auf einen Preis gedrückt wird, zu welchem es in Deutsch⸗ land nach den Verhältnissen der Abgaben, der Kosten des Lebens, der Verschuldung überhaupt nicht mehr produzirt werden kann? Ja, meine Herren, wenn das eintritt, so geht dabei nicht blos die Land⸗ wirthschaft zu Grunde, dabei geht der preußische Staat, das Deutsche Reich zu Grunde, ganz einfach! Sobald die Landwirthschaft nicht mehr bestehen kann, fängt zuerst an, der Kredit zu schwinden — und alle die Herren, die ihre Forderungen in Hypotheken und Pfandbriefen haben, werden zuerst von dem Ruin der Landwirthschaft leiden — es wird die landwirthschaftliche Thätigkeit in Verfall gerathen.“
Darum ist es für unsere Landwirthe erforderlich, daß sie nicht Parteipolitik, sondern geradezu Interessenpolitik treiben, und gemäß dem Ausspruch des Fürsten Bismarck dafür sorgen, daß ihr Stand numerisch mehr im Parlament vertreten wird. b
Daß der Grundbesitz dem Untergang entgegengeht, ergiebt fast mit mathematischer Gewißheit die Statistik. 1b
Der Bauer erscheint uns vielfach bereits als ein Mann, welcher aus seinem Gut nur so viel zieht, wie er verzehrt. Die idyllische Ansicht, daß ein solcher Mann sehr glücklich sein müsse, können wir einem Poeten zu gute halten. Der praktische Volkswirth wird einen solchen Bauer jedenfalls nur für einen armen Teufel ansehn.
Alles in Allem hat der Bauernstand in den letzten Jahrzehnten an Terrain verloren und, soweit er erhalten ist, hat er zum bei weitem größten Theil mit schwierigen Existenzbedingungen zu kämpfen.
Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 47. — Inhalt: Marine und Schiffahrt: Zulassung der aus dem Dienste der Kaiser⸗ lichen Marine geschiedenen Maschinisten und Maschinen⸗Ingenieure als Maschinisten auf Seedampfschiffen der Handelsflotte. — Finanz⸗ wesen: Nachweisung über Einnahmen des Reichs vom 1. April bis Ende Oktober 1886. — Konsulatwesen: Einziehung eines Konsulats. — Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.
Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 57. — Inhalt: Verfügungen: Vom 14. November 1886. Zulässigkeit von Post⸗ packeten im Verkehr mit Gibraltar und verschiedenen außereuropäischen britischen Besitzungen.
Nr. 58. — Inhalt: Verfügungen: vom 16. November 1886. Herausgabe einer Dienstanweisung für Posthülfstellen.
Statistische Nachrichten.
Unterscheidung der Bevölkerung des preußischen Staats nach dem Glaubensbekenntniß. (Stat Corr.) — Von der gesammten ortsanwesenden Bevölkerung waren am 1. De⸗ zember 1885 dem Religionsbekenntnisse nach 18 243 587 (64,42 %) evangelisch und 9 621 624 (33,97 %) katholisch, darunter 1437 griechisch⸗ katholisch oder russisch⸗orthodox; 83 020 (0,30 %) gehörten zu den sonstigen Christen; 366 543 (1,30 %) waren Juden, 155 Bekenner anderer Religionen; bei 2183 war die Angabe des Religionsbekennt⸗ nisses unverständlich oder so unbestimmt, daß eine Zutheilung zu einer der vorgenannten Gruppen nicht erfolgen konnte, und bei 1346 Personen fehlte diese Angabe in den Zählkarten überhaupt und konnte auch weder aus dem Fseslidigen Inhalte der Zählpapiere, noch durch Rückfragen ergänzt werden.
Tner Gen im Alter von über 6 bis zu 14 Jahren stehenden 5 225 884 schulpflichtigen Kindern waren 3 326 931 evangelisch, 1 819 238 römisch⸗katholisch, 15 407 waren griechisch⸗katholisch oder gehörten zu den sonstigen Christen, und 64 308 waren jüdisch.
Von je 1000 Personen standen demnach im schulpflichti en Alter: bei den Evangelischen 182,4, bei den Römisch⸗katholi en 189,1, bei den Griechisch⸗katholischen und sonstigen Christen 178,3 und bei den Juden 175,5. 1
Auch bezüglich der Vertheilung nach dem Geschlechte macht sich ein Unterschied zwischen den Bekenntnißgruppen bemerklich; denn unter je 1000 Personen befanden sich bei den Evangelischen 489,2, bei den Katholiken 493,2, bei den sonstigen Christen 481,8, bei den Juden 492,1 und bei den Bekennern anderer Religionen (Muhame⸗ danern, Buddhisten u. s. w.) sogar 877,4 Männer.
Nach der in die Zählkarten eingetragenen näheren Angabe des Religionsbekenntnisses befanden sich unter den 18 243 587 Evange⸗ lischen 2 480 171 Lutheraner (einschließlich der Alt⸗ und Separirt⸗ lutheraner) und 378 275 Refosrmirte. Unter den 83 020 „sonstigen Christen waren 4711 Herrenhuter, 13 022 gehörten zur gpostolischen Kirche; 22 728 waren Baptisten, 13 948 Mennoniten, 3321 Metho⸗ disten, Quäker, Presbyterianer; 1372 gehörten der englischen Hoch⸗ kirche an, und 23 918 hatten sich als Dissidenten, Freigemeindler, Christkatholiken, Mormonen u. f. w. bezeichnet. Die Zahl der An⸗ gehörigen der apostolischen Kirche (Irvingianer) ist wagescheisfi be⸗ trächtlich größer, als oben angegeben, da sich ein Theil der be⸗ treffenden Personen bei der Volkszählung als „evangelisch“ zu bezeichnen
egt 4 gg rlsruhe, 18. November. (Karlsr. Ztg.) Die für das Jahr 1886 festgestellten Rentenste uerkapitalien belaufen sich nach dem Abschluß der Kapitalrentensteuer⸗Register auf 994 830 000 ℳ Die für das Jahr 1885 konstatirten Rentenkapitalien betrugen 982 847 660 ℳ; somit ergiebt sich eine Zunahme von 11,982 340 ℳ — Die Gesammtzahl der Rentensteuerpflichtigen ist von 50 321 im Vorjahre auf 51 441, somit um 1120 gestiegen. Zu beachten ist hierbei, daß die auf ein öffentliches oder privates Dienst⸗ verhältniß fic gründenden Wittwen⸗ und Waisenbenefizien bei der Rentensteuer abgeschrieben worden sind, da diese Bezüge seit 1. Januar J. J. nur noch der Einkommensteuer unterliegen. Ohne diesen Umstand, welcher allein in Karlsruhe eine Minderung des Rentensteuerkapitals um 1 600 000 ℳ zur Folge hatte, würde sich also ein bedeutend größerer Zuwachs an Rentensteuerkapitalien er⸗ geben haben — Von obiger Gesammtsumme mit 994 830 000 ℳ entfallen 628 249 000 ℳ oder 63,1 % auf die 20 größeren Städte des Landes mit mehr als 4000 Einwohnern, während die Zahl der Rentensteuerpflichtigen in diesen Städten 15 819 oder 30,7 „% der Gesammtzahl der Pllichtigen beträgt. — Die Ver⸗ mehrung der Rentensteuerkapitalien gegenüber dem Vor⸗ jahre beträgt in diesen 20 Städten 4 116 40 ℳ oder 34,3 Prozent der Gesammtvermehrung. — Zugenommen haben die Rentensteuerkapitalien in Mannheim um 13 841 560 ℳ, Freiburg um 2479 000 ℳ, Heidelberg um 725 840 ℳ, Pforzheim um 802 020 ℳ, Konstanz um 672 280 ℳ, Lahr um 139 460 ℳ, Durlach um 424 400 ℳ, Weinheim um 90 840 ℳ, Villingen um 1720 ℳ, Ett⸗
lingen um 135 720 ℳ, Eberbach um 28 200 ℳ, Schwetzingen um 131 920 ℳ, Bretten um 98 360 ℳ, — abgenommen in: Karls⸗ ruhe um 13 910 860 ℳ. Rastatt um 7060 ℳ, Baden um 409 220 ℳ, Bruchsal um 163 620 ℳ, Offenburg um 289 680 ℳ, Lörrach um 319 580 8, Wertheim um 354 880 ℳ Die bedeutende Abnahme bei Karlsruhe erklärt sich — abgesehen von der bereits erwähnten Abschreibung der Wittwen⸗ und Waisen⸗Benefizien — aus dem Umstande, daß in Folge der Aenderung des Art. 11 des Rentensteuergesetzes die auf Gegenseitig⸗ keit gegründeten, mit Agenten betriebenen Lebensversicherungsanstalten der Rentensteuer nicht mehr unterliegen, wogegen dieselben in weiterem Umfang als seither zur Gewerbesteuer sowie zur Einkommensteuer herangezogen werden. Das Gesammterträgniß der Rentensteuer be⸗ läuft sich für das Jahr 1886 bei einem Steuerfuß von 11 ₰ für 100 ℳ Steuerkapital auf 1 094 308 ℳ 18 ₰. 8
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kron⸗ prinz besuchte bei Seiner Anwesenheit in Schwerin am 17. d. M. Vormittags zweimal das Großherzogliche Museum und besich⸗ tigte unter Führung des Museums⸗Direktors, Hofrath Dr. Schlie, die Schätze desselben in eingehendster Weise Se. Kaiserliche Hoheit erkannte zuerst ein dort befindliches Oelgemälde von G. D. Matthieu als ein Porträt der Gemäaͤhlin König Georg's III. von England, der Königin Charlotte, einer geborenen Prinzessin von Mecklenburg, welches dieselbe in jugendlichem Alter darstellt. Der Kronprinz gab Seiner Ueberraschung über den Reichthum der einzelnen Abtheilungen des Museums Ausdruck. So berichten die „Meckl. Landesnachrichten“. 8
— Die „Civilprozeß⸗Ordnungfürdas DeutscheReich“ nebst Einführungsgesetz. Unter Berücksichtigung der neueren Gesetzgebung und der Entscheidungen des Reichsgerichts zum prak⸗ tischen Handgebrauch bearbeitet von J. A. Schroetter, Land gerichts⸗Direktor. Preis geh. 3,50 ℳ, geb. 4,20 ℳ Verlag von L Schwaan in Düsseldorf. — Der Verfasser verfolgt, wie er in seinem Vorwort ausführt, mit dieser Ausgabe den Zweck, dem praktischen Juristen ein handliches Vademecum zu bieten, welches die Gesetz⸗ gebung, die Erlasse der zuständigen Centralbehörden und die Entscheidungen des Reichsgerichts bis in die Gegenwart be⸗ rücksichtigt. Diese Zielpunkte hat der Verfasser erreicht. In fortlaufenden Anmerkungen wird die Ci vilproß⸗Ordnung nebst Einführungsgesez aus den Motiven und der Praxis erläutert, auf die entsprechenden Vorschriften des Textes selbst hin⸗ gewiesen und so ein Eindringen in den Geist des Gesetzes ermöglicht. Die neuere Gesetzgebung nebst den Erlassen der zuständigen Central behörden ist sorgfältigste berücksichtigt und die Rechtsprechung des Reichsgerichts in knapper, jedoch präziser Fassung mitgetheilt. Die Nummern der amtlich aufgestellten Formulare sind neben dem Text aufgeführt; ein ausführliches Sachregister erleichtert die Be⸗ nutzung des Handbuchs. Das gut ausgestattete Werkchen wird dem Richter, Rechtsanwalt, dem zum Examen sich vorbereitenden Referendar und den Studirenden der Rechte gute Dienste leisten.
— „Zwischen Donau und Kaukasus“. Land⸗ und Seefahrten im Bereich des Schwarzen Meeres. Von A. von Schweiger⸗Lerchenfeld. Mit 215 Illustrationen und 11 Karten, worunter zwei große Uebersichtskarten in Wandkarten⸗ Format. Complet in 25 Lieferungen zu 60 ₰. Auch in Pracht Einband für 16 ℳ 20 ₰ zu haben. Wien, Pest, Leipzig, A. Hart⸗ leben's Verlag.) — Das vorgenannte Werk liegt nun voll⸗ endet vor (13. bis 25. Lieferung) und gestattet eine Ueberschau auf den ausgedehnten, zum Theil großartigen Stoff, dessen Bewältigung dem Autor durch verständiges Maßhalten und Vermeidung aller überwuchernden Einzelheiten trefflich gelungen ist. In Bezug auf die Behandlung des Gebiets von Persien Sran und Armenien, dann der anatolischen Halbinsel, will es freili bedünken, als ob die Hülle mitunter zu knapp gerathen sei und der reiche Inhalt nach Ausgestaltung dränge. Man ersieht dies aus manchem Abschnitt, wo der Verfasser gezwungen ist, größere Anläufe zu nehmen, um alsbald wieder in das engere Fahrwasser des populären Vortragstones einzulenken. Dank diesem Verfahren erhält der Leser in dem Werk „Zwischen Donau und Kaukasus“ ein übersichtliches, je nach der Bedeutung des Gegenstandes harmonisch gegliedertes und in sich förmlich nach Skalentönen ab⸗ gestuftes Gemälde des hochinteressanten Erdraumes, welcher nicht nur den größten Theil von Süd⸗Rußland und die östlichen Balkangegenden, alsdann Klein⸗Asien und den Kaukasus umfaßt, sondern über Persien hinweg sich auch über die heute so aktuellen Gebiete von Mittel⸗Asien erstreckt. Erst in Herat und Kabul macht der Ver⸗ fasser Halt. Auf dem so umschriebenen Gebiete erhält der Leser in einer Reihe von trefflich gelungenen Bildern und durch Belesenheit gewürzten Abhandlungen Kenntniß von allem Wissenswerthen — Alter⸗ thumskunde, Geschichte, Sagen, Natur⸗ und Völkerleben — der vielen anregenden Schilderungen mit kulturgeschichtlicher Unterlage nicht zu vergessen. Welch neuere Seiten man einem so oft behandelten Gegen⸗ stande, wie Konstantinopel, abgewinnen kann, wie es möglich ist, die Farbe durch die Feder zu ersetzen, um Scenen und Oertlichkeiten voll lebensvoller Wahrheit zu liefern, möge der Leser selber nachempfinden. Auch der kurze Abriß über „Das Land der Bulgaren“ ist belehrend und interessant. Das nun fertig vorliegende Buch zeigt ich im Schmuck von nicht weniger als 215 Illustrationen, meist na Photographien hergestellt, deren Beschaffung, wie es im Vorwort heißt, mitunter sehr umständlich war. Von den 11 Karten ragen besonders die beiden großen, in dece ee g gehaltenen Beilagen: „Das Schwarze Meer“ und „Die Baltan⸗Halbinsel“ hervor. Eine so splendide Bei⸗ gabe wird äußerst selten einem populär⸗wissenschaftlichen Werke zu Theil. Die Einbanddecke zu dem Werke ist in Farben hergestellt und ungemein wirkungsvoll ausgeführt. Da das Werk so gut gelungen ist und einen Gegenstand behandelt, welcher dermalen im Vordergrunde des Tagesinteresses steht, wird das schöne Buch gewiß den Weg auf manchen Weihnachtstisch finden. “
— Die Nährstände und ihre zukünftige Stellung im Staate, von A. Steinmann⸗Bucher. 2. Auflage. Berlin, 1886. R. von Decker's Verlag, G. Schenck. Pr. 5 ℳ — Dieses Buch, dessen zweite unveränderte Auflage vor uns liegt, hat bei seinem Er⸗ scheinen in der Presse der verschiedenen Parteien Aufsehen erregt. Der Verf. unterwirft die heutige Organisation der Verwaltung der wirthschaftlichen Interessen einer eingehenden Prüfung und schenkt dabei namentli allen Erscheinungen auf dem Gebiet der großgewerblichen Thätigkeit, insbesondere den sogenannten Kartellen, ihren Mängeln und der erforderlichen Um⸗ gestaltung derselben, eine sachkundige Würdigung; aber auch die klein⸗ gewerbliche (Innungen, Gewerbekammern, Innungsamt) und die land⸗ wirthschaftliche Bewegung (landwirthschaftliche und Bauernvereine, Genossenschaften) werden in die Betrachtung hineingezogen. Der von dem Verfasser vorgeschlagene Plan, nach welchem die Nährstände an der Verwaltung der wirthschaftlichen Angelegenheiten theilzunehmen haben, baut sich auf von den untersten korporativen Erscheinungen bis hinauf in die Staatsverwaltung und den gesetzgebenden Körper. Daß das Buch innerhalb Jahresfrist bereits die zweite Auflage erlebt, be⸗ weist, daß dasselbe beachtenswerth ist.
— In dem soeben ausgegebenen 6. Bande des 3. Jahrgangs von „Engelhorn's allgemeiner Roman⸗Bibliothek“ (Stutt⸗ gart, J. Engelhorn) endet der Roman „Lieutenant Bonnet“, in welchem Hector Malot sein Erzählertalent wieder glänzend bewiesen hat. 1““ “ 1
— Vor Kurzem erschien ein „Verzeichniß des antiquari⸗ schen Bücherlagers von Ferd. Rabe’'s Nachfl., Gugeg Heig. rich, Antiquariat und Buchhandlung in Königsberg i. Pr.“ Dasselbe — Nr. 74 „Staatswissenschaft, Nationalökonomie“ — führt 3152 Schriften unter folgenden Rubriken auf. Staatsrecht, Politik, Völker⸗ recht, Geschichte der Revolutionen (Der Adel Nr. 9 — 25. — Juden⸗ frage Nr. 728 — 760. — Kirche und Staat Nr. 778 — 852. — Parla⸗ mentsberichte Nr. 1136 — 1156. — Polen und die polnische Frage Nr. 1168 — 1205. — Rußland und die orientalische Frage Nr. 13 bis 1442. — Die Schleswig⸗Holsteinische Frage Nr. 1476