des Str. G. B. der objektive und subjektive Thatbestand desselben
vpor. Auch wenn aus der Entstehungsgeschichte des §. 352 zu entnehmen wäre, daß er sich vornämlich gegen das übermäßige
Sportuliren der Anwälte richtet, so rechtfertigt doch weder
sene assung noch seine innere Bedeutung die Annahme, daß
eine Strafvorschrift nur den Anwalt treffen soll, der Ge⸗ bühren erhebt, die nicht geschuldet werden, weil sie die Ge⸗ bührenordnung nicht zuläßt, dagegen nicht den Anwalt, der
Gebühren erhebt, die nicht geschuldet werden, weil die Berufs⸗ thätigkeit nicht gewährt werden durfte, für die sie liquidirt. Das Gesetz macht einen solchen Unterschied nicht.“
— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Köni lich bayerische Ministerial⸗Rath von Kastner, ist hier eingetroffen.
Württemberg. Stuttgart, 25. November. (St.⸗A. W.) Der Landtag ist heute zusammengetreten. Die Kammer der Standesherren eröffnete der Präsident Fürst Waldburg⸗Zeil⸗Trauchburg mit einer Ansprache, in welcher derselbe sagte, daß der Landtag zusammenberufen sei, üäum zum Theil tief einschneidende und weitgehende Gesetze zu berathen, welche, wie er hoffe, zu Nutz und rommen des Landes erledigt werden dürften. Staats⸗ Ninister a. D. Freiherr von Linden erstattete den Bericht der Legitimations⸗Kommission. Herzog Wilhelm von Württemberg hat danach seine Stimme wie bisher an den Präsidenten von Werner übertragen. Von einem Zusammen⸗ tritt mit dem andern Hause behufs Entgegennahme des Rechen⸗ schaftsberichts des Ausschusses soll wie bisher Abstand ge⸗ nommen werden. Die nächste Sitzung wird voraussichtlich zwischen dem 12. und 18. Dezember stattfinden. — In der Kammer der Abgeordneten hieß der Präsident von Hohl die Mitglieder willkommen: die Kammer sei berufen, die Entwürfe, betreffend die Vertretung der evangelischen Kirchengemeinden uͤndder katholischen Pfarrgemein⸗ den und die Verwaltung ihrer Vermögens⸗ angelegenheiten, in Berathung zu nehmen. Nach Er⸗ ledigung dieser Aufgabe werde vorerst eine Unterbrechung des Landtages eintreten. — Am Freitag wird die Generaldebatte über die beiden Kirchengesetze beginnen.
Fehen. Darmstadt, 25. November. (W. T. B.) Anläßlich der Großjährig⸗Erklärung des Erb⸗ großherzogs fand heute Vormittag Gratulationscour der Generale und Stabsoffiziere und alsdann eine solche der Civilbeamten statt. Später war Galatafel. — Der Erb⸗ großherzog tritt in das Infanterie⸗Regiment Nr. 115 ein.
Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 25. November.
8 der gestrigen Landtagssitzung zu Malchin wurde ein esuch des Dr. Rusteberg, Direktors der höheren Töchter⸗ schule zu Wismar, um Bewilligung eines Zuschusses von 40 — 50 000 ℳ zur Errichtung eines Feierabendhauses für Lehrerinnen vorgelegt, die Beschlußfassung aber aus⸗ gesetzt. Nachdem beschlossen war, die Sonnabendsitzung wegen des am 26. d. M. stattfindenden Buß⸗ und Bettags ausfallen zu lassen, nahm man die Berathung der Pro⸗ positionen des engeren Ausschusses sowie die Wahlen zu den einzelnen Sektionen (Kommitten), welche auf dem Landtage aus Ständemitgliedern zur Berathung der einzelnen Vorlagen konstituirt worden, vor. Es sind gebildet: eine Landkassen⸗ Revisions⸗Kommitte, eine Kommitte ad Caput II Suerinense, eine Kommitte ad Caput III Suerinense, eine Kommitte für Verkehrswege, eine Justiz Kommitte, eine Polizei⸗Kommitte, S staatsrechtliche Kommitte und eine Kloster⸗Revisions⸗
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DOOesterreich⸗Ungarn. Wien,
Das „Fremdenblatt“ und die „Presse“ bezeichnen die Meldung über ein angebliches Bündniß zwischen Oesterreich⸗Ungarn und England als unbegründet. Das Programm des Grafen Kaäͤlnoky sei ein Friedens⸗ programm, welches als solches Kriegs⸗Allianzen ausschließe.
— 26. November. (W. T. B.) Das „Fremdenblatt“ erblickt in der Thronrede zur Eröffnung des Deut⸗ schen Reichstages eine gewichtige Friedenskundgebung und eine feierliche Bekräftigung der Friedenspolitik des mächtigen Deutschen Reichs, zu dessen Kaiser, einem wahren Fürsten des Friedens, die Völker Europas verehrend emporblicken. Der bohe Werth der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland für den Frieden könne nicht hoch genug angeschlagen werden, wenn man erwäge, wie sehr diese Beziehungen geeignet seien, andere friedensgefährliche Staatengruppirungen ab⸗ zuwehren. — Die „Presse“ erklärt es durch die Rücksicht auf die Friedensliebe der Regierungen, wenn in der Thronrede die Freundschaft für den russischen und den österreichischen Kaiser nebeneinandergestellt und 88 besondere Hervorhebung des Bündnißverhältnisses zu dem österreichischen Kaiser erwähnt werde. — Das „Neue Wiener Tagblatt“ sieht in den Worten des Kaisers einen klaren Hinweis darauf, daß es ihm abermals gelungen sei, durch den unwiderstehlichen Ein⸗
uß seiner Persönlichkeit einen Zusammenstoß von unberechen⸗ daren Folgen zu verhüten. — Die „Neue freie Presse“ bezeichnet den die auswärtigen Angelegenheiten betreffenden Theil der Thronrede als in jedem Falle beruhigend und ge⸗ eignet, übergroße Befürchtungen zu entkräften. Er enthalte eine Mahnung zu nüchterner und besonnener Beurtheilung der internationalen Verhältnisse.
Pest, 25. „November. (W. T. B.) Der Budget⸗ ausschuß der österreichischen Delegation hat den für Repetirgewehre geforderten Kredit, welcher vom Kriegs⸗ Minister eingehend begründet wurde, einstimmig angenommen.
n der heutigen vertraulichen Sitzung des Aus⸗ schusses der ungarischen Delegation wurde der Be⸗ richt des Referenten Falk authentifizirt, in welchem hervor⸗ gehoben wird, daß keine Macht im Orient irgend welches Recht auf eine privilegirte Stellung habe, welche ihr nicht ausdrücklich in dem Berliner Vertrage reservirt sei; in dem Augenblick, wo Bulgarien gegenüber eine direkte Verletzung der Verträge verübt werde, würde dessen Interesse zu einem europäischen. Der Bericht empfiehlt, die Initiative zu ergreifen zur Regelung der Union von Bulga⸗ rien und Ost⸗Rumelien. auf legalem Wege, damit, die bulga⸗ rische Frage einen Abschluß finde. Bezüglich des Verhältnisses zu Deutschland acceptirt der Bericht das Exposé des Grafen Kälnoky. Ungarn wünsche den Frieden, sei jedoch äußersten 5 zu jedem Opfer bereit. Im Laufe der Debatte hielt
raf Andrassy eine längere Rede gegenüber den Behaup⸗ tungen: die Ungarn hätten chauvinistische Gelüste. Andrassy
25. November. (W. T. B.)
wollten; beide Theile der Monarchie wünschten den Frieden, aber einen Frieden mit Ehren. Weder Deutschland noch Oester⸗ reich⸗Ungarn verfolgten eine aggressive Politik, das Interesse Oesterreich⸗Ungarns erfordere, darauf zu sehen, daß es von Rußland nicht auch im Süden umzingelt werde. Rußland könne von Süden her keine Unterstützung erwarten; Serbien, Rumänien und Bulgarien seien schon selbständig und könnten nichts mehr von Rußland hoffen, vielmehr nur eine Gefähr⸗ dung ihrer Freiheiten befürchten; daher liege im Interesse Rußlands nicht eine agressive, sondern eine konservative abstinente Politik. Auf eine Anfrage bezüglich der Kandidatur des Prinzen von Mingrelien erwiderte Graf Kälnoky: er könne hierauf keine Antwort ertheilen.
(N. Zürch. Ztg.)
Schweiz. Bern, 24. November.
In der Berathung über das Alkoholgesetz hal die Mehr⸗ heit des Bundesraths sich bis jetzt für das vom Bundes⸗ rath früher beschlossene Steuersystem ausgesprochen. Die Minderheit, Deucher, Hertenstein und Schenk, empfehlen das von der nationalräthlichen Kommission vorgeschlagene Monopol.
Großbritannien und Irland. London, 24. November. (A. C.) Der „World“ zufolge hat die Königin ihre Ge⸗ nehmigung ertheilt zur Vermählung der Prinzessin Victoria von Deck (Tochter des Herzogs und der Herzogin von Teck) mit dem Viscount Weymouth, ältestem Sohn des Marquis von Bath und Unterhausmitglied für Frome (So⸗ mersetshire). Die von England soeben annektirte Insel Socotra ist im indischen Ocean, 120 Meilen östlich vom Kap Gardafui gelegen. Sie ist etwa 70 englische Meilen lang, 20 Meilen breit, hat einen Flächenraum von circa 1307 englischen Quadratmeilen und eine Bevölkerung von über 3000 Menschen, die größtentheils aus Arabern, Negern und Abkömmlingen von Portugiesen bestehen. Die Insel gehörte bisher dem Imam von Mascat. Ihre Hauptstadt, Tamarida, an der Nord⸗Ostküste, ist in 125 39“ nördlicher Breite und 540 1“ östlicher Länge gelegen. Wie aus Dover gemeldet wird, beabsichtigt die Kanal⸗ Tunnel⸗Gesellschaft in nächster Session das Parlament anzugehen, ihr weitere Gewalten zur Ausdehnung ihrer ver⸗ suchsweisen Operationen bezüglich des Tunnels zu verleihen. Mit der Anlage des neuen Schachts wird noch immer fort⸗ gefahren, und derselbe hat bereits eine bedeutende Tiefe erreicht. — (A. C.) Aus Birma liegen folgende Telegramme vor: Rangun, 23. November. Nach einer amtlichen Meldung aus dem oberen Prome wurde die nach den Rubinen⸗Minen entsandte Ab⸗ theilung von 200 Freibeutern angegriffen. Zwei Goorkhas wurden verwundet. In der Stadt Mandalay selbst herrscht Ruhe. In den Kreisen Mandalay und Sagaing ist der Reis sehr theuer. Zwei Führer der Freibeuter halten sich bei Mindbu, wo die Kavallerie einen Angriff auf die Insurgenten machte, welche sich in einem dichten Dschungel befanden. Viel von Frreibeutern im Sagaing⸗Kreise geraubtes Eigenthum kam in die Hände der Engländer, welche es den rechtmäßigen Besitzern zurückerstatteten. Die unter Befehl des Obersten Holt, vom Regiment Königin, von Ningyan entsandte Abtheilung umzingelte die Insur⸗ genten in einem starken Verhau und Fahm die Stellung mit gefälltem Bajonnet. Der bekannte Freibeuterführer Thamhan und sein Sohn wurden getödtet. Die Insurgenten waren mit Snider⸗Gewehren be⸗ waffnet, welche sie von dem 16 Madras⸗Eingeborenen⸗Regiment am 23. Oktober erbeutet hatten. Die Truppen Holt's waren 26 Stunden unter Waffen. Im oberen Birma wird jetzt systematisch und energisch gegen die Insurgenten vorgegangen. Rangun, 23. November. Das „Bureau Reuter“ meldet: Die in Tsaga Pung stationirte Streitkraft der Shans ist angeblich 2000 Mann stark. Die Shans feuerten aus dem Dickicht auf eine Vorhut britischer Truppen, die nach Tsaga Pung unterwegs war, um diefen Platz aufs Neue zu besetzen. Zwei Mann wurden verwundet. Die Shans erließen eine Proklamation, worin sie die Stämme dringend auffordern, jedem Versuch der britischen Truppen, sich der Rubinen⸗ Minen zu bemächtigen, Widerstand zu leisten.
25. November. (W. T. B.) Zufolge Nachrichten, welche über Hyderabad aus Afghanistan hier eingegangen sind, hätte der Emir nunmehr eine größere Truppen⸗ macht gegen den aufständischen Stamm der Ghilzais aufgeboten, und wäre dieselbe im Vorrücken gegen die Ghilzais
begriffen. — 26. November. (W. T. B.) Dem ‚Reuterschen Bu⸗ emeldet, daß
e
reau“ wird aus Rangoon unter dem 25. 5 indische Eingeborenen⸗Regimenter Befehl erhalten haben, nach Birma abzugehen.
Dublin, 26. November. (W. T. B.) Gestern wurde hierselbst ein außerordentlicher Rath ab⸗ gehalten, an welchem der Vize⸗König, der Staatssekretär für Irland, der Lord⸗Kanzler für Irland, der General⸗ Prokurator, der Ober⸗Kommandirende in Irland und der Spezial⸗Kommissar General Buller theilnahmen. Wie es heißt, wäre beschlossen worden, energische Maßregeln gegen Ausschreitungen eines Theils der Presse zu er⸗ greifen, sowie gegen ungesetzliche Vereinigungen, welche bezwecken, Pachtzahlungen zu verhindern.
Frankreich. Paris, 24. November. (Fr. C.) Nicht nur der Unter⸗Staatssekretär im Fihe rium, Peytral, sondern auch seine drei Kollegen, Turquet, de La Porte und Bernard wollen, von dem vorgestrigen Votum der Kammer betroffen, welches die Unter⸗Staats⸗ sekretariate nur mit 245 gegen 241 Stimmen in Schutz nahm, ihre Entlassung nehmen und richteten gestern ein in diesem Sinne lautendes Kollektivschreiben an den Minister⸗Präsidenten. Hr. de Freyeinet soll jedoch entschlossen sein, das Gesuch nicht anzunehmen. Vorläufig soll die Frage in der Schwebe bleiben und die Debatte uͤber das Budget des Ministe⸗ riums des Innern abgewartet werden, um sie ganz von selbst zum Austrag zu bringen. Wenn die Kammer dann den Kredit für das Unter⸗Staatssekretariat bewilligt, so wird man dies so deuten, daß die starke Minorität von vorgestern nur gegen die Unter⸗Staatssekretariate im Finanz⸗Ministerium Prichte war, und die Herren Turquet, de La Porte und ernard werden bei ihren Ressorts, den Schönen Künsten, den Kolonien und im Ministerium des Innern bleiben. Der Kriegs⸗Minister hat beschlossen, das Kommando des Okkupations⸗Corps in Tongking einem Divisions⸗ General zu übertragen. Die „Agence Havas“ meldet: „Der Ea dessen Mannschaft zum Theil bei Ambadu (Ambabo) niedergemetzelt wurde, ist ein kleineres Kriegsschiff, welches dem Kommandanten von Obok zur Verfügung gestellt wurde. Der Ort, wo die acht Matrosen des „Pingouin“ ums Leben gekommen, gleicht den Bergschluchten in den Pyrenãen. Wasser ist darin im Ueberflußg, was in jenen Gegenden selten vor⸗ kommt. Bereits im vorigen Jahre, ungefähr um dieselbe Zeit, sind zwei französische Kundschafter, welche sich in der Nähe von Ambadu gelagert hatten, zu wiederholten Malen angegriffen und gezwungen
und in Ruhe einrichten zu können. Da sich di 8 des Kreises der französischen Herrsänff sbie Fgmalis außerhal schwierig werden, dieselben zu züchtigen. Man darf j dn. 8 daß sie nicht unbestraft bleiben werden, da der Angrif och hoffen 2n begengen warke velches va⸗ französischem Sche nh und wo der französische Einfluß sich bis eh. — . Cöln. 8 her nur durch freunds aftlich — 25. November. öln. Ztg.) An lichen Haltung der Kammer in der Nhge hegsichts de sa die Minister der gemäßigten Richtung im heutigen Merklänt rath ihre Absicht, zurückzutreten; die Entscheidung 82 1 „ dessen bis Sonnabend vertagt. Mehrere Minister na 4. die Herren de Freycinet und Sarrien, äußerten den Emeö bei Erörterung ihres Budgets die Portefeuillefrage ean Hiricesenlaset d Thibaudin zum Oberbefehlshaber in Tongki sei, für 1 gbegrünber 1 gking ausersce — 25. November. . T. B.) Die b kammer beendete heute die Veraehung des Henutirte Finanz⸗Ministeriums ohne weiteren Zwischenfall vers die votirten Abstriche ist eine vorläufige Verständi r. zwischen der Regierung und der Kommission erzieltwonan — Unter den Budget⸗Abstrichen befindet sich auch eine Redukti des Marine⸗Pensions⸗Etats. Gerüchtweise verlauteted Marine⸗Minister, welcher heute früh nach Rochefort abgeres ist, hätte vor seiner Abreise erklärt, er würde seine En lassung nehmen, falls diese Reduktion votirt werden sollte — Der in jeder Woche stattfindende Empfang der Pet⸗ schafter ist gestern wegen der in der Kammer vorgekommenen Zwischenfälle auf Freitag verschoben worden. In parla⸗ mentarischen Kreisen glaubt man, daß dem Kabinet um Sonnabend Gelegenheit geboten werden würde, die Ver⸗ trauensfrage zu stellen.
Italien. Rom, 21. November. (Köln. Ztg.) Im Auf⸗ trage des Kriegs⸗Ministers melden die Militärzeitschristen. der Ausschuß, welcher die beabsichtigte Vermehrung der Artillerie begutachten sollte, habe vorgeschlagen, 24 neue⸗ Batterien mit je 8 Geschützen neu zu bilden, sodaß die Ge⸗ sammtzahl derselben bis auf 144 vermehrt werde, welche im Ganzen mit 1152 Kanonen ausgerüstet sein sollen. Die Zahl der 24 Artillerie⸗Regimenter soll nicht erhöht, die der reitenden Batterien dagegen um zwei vermehrt werden. Zur Neubildung dieser Batterien wird die sofortige Verwendung von 3 500 000 Lire vorgeschlagen.
- Türkei. Konstantinopel, 25. November. (W. T. L) General von Kaulbars ist zur mündlichen Berichterstattung nach St. Petersburg berufen worden.
Bulgarien. Sofia, 25. November. (W. T. B) Gadban Pascha sondirte die Regentschaft über die Kandidatur des Prinzen von Mingrelien. Seitene⸗ der Regentschaft wurde ermwidert: sie kenne den Prinzen nickt, im Uebrigen hänge die Wahl einzig und allein von der großen Sobranje ab. Gadban brachte sodann die Er⸗ nennung einer neuen Regentschaft durch die Pforte in Anregung. Es wurde ihm darauf bemerkt, daß es sich un einen von dem Berliner Vertrage nicht voörgesehenen Fal handele, und daß die gegenwärtige Regentschaft sich deshalb zur Zeit hierüber nicht aussprechen könne.
„Die „Polit. Corresp.“ meldet: Die Kandidatur des Prinzen von Mingrelien stößt in maßgebenden bul⸗ garischen Kreisen auf großen Widerstand. Man würde in diesen Kreisen der Kandidatur des Herzogs von Olden⸗ burg den Vorzug geben, und es wird der Erfolg einer even⸗ Kandidatur des Herzogs von Oldenburg als gesicher erachtet.
Grekoff ist von Konstantinopel hierher zurückgekehrt.
Dänemark. Kopenhagen, 25. November. (W. T. B) Eine heute abgehaltene Versammlung von Delegirten der Partei der Rechten aus dem ganzen Lande nahm einstimmig eine Resolution an, in welcher der Politik der Regierung warme Anerkennung gezollt und de Rechte des Reichstages aufgefordert wird, der Opposition zwar Entgegenkommen zu zeigen, sich jedoch auf Verhandlungen, in welchen das Recht des Königs, das Ministerium zu ernennen, sowie die Gleichstellung beider Kammern irgendwie in Frage gestellt werden, nicht einzulassen.
— 25. November, Abends. (W. T. B.) Bei dem heut⸗ gen Banket der Delegirten der Partei der Rechten erklärte der Minister⸗Präsident Estrup: die Rechte woll die Freibeit und den Fortschritt; ob die Vorbedingungen für Verhandlungen mit der Opposition vorhanden seien, hänge von dem Budget⸗Ausschuß ab, dessen Haltung sich babd kundgeben müsse, da der Schluß der verfassungsmäßigen Reichstagssession unmittelbar bevorstehe.
Amerika. New⸗York, 25. November. (W. T. 2) Dem Gesuch um Hinausschiebung der Hinrichtung der sieben in Chicago verurtheilten Anarchisten is stattgegeben worden. Die Hinrichtung wird mindestens se lange verschoben werden, bis der höchste Gerichtshof des Staates Illinois sich in einer Plenarsitzung über dee Rechtsfragen, welche zu Gunsten eines neuen Prozesses geltend gemacht wurden, ausgesprochen haben wird.
zu — as Gerücht, daß Geala
—
Zeitungsstimmen.
Die „National⸗Zeitung“ bemerkt über die Thronrede: In den ersten Worten der Rede, mit welcher heute der Reichstag eröffnet wurde, bezeichnet die Regierung die „fernere Sicherstellung der Wehrkraft des Reichs“ als die wichtigste Aufgabe, welche 5 Reichstag beschäftigen wird. Es ist merkwürdig, daß von den Einae⸗ heiten der Vorschlaͤge, welche hierfür gemacht werden, der Nachdru einer Erwähnung in der Eröffnungsrede lediglich der Forderung Theil wird, daß die Neuordnung bereits ein Jahr vor dem
des jetzt geltenden Septennates in Kraft treten soll. Will man nicht annehmen, daß bei der Auswahl dessen, was im Einzelne bei diesem feierlichen Anlaß erwähnt worden, ohne spezielle Erwägung verfahren ward, so muß vermuthet werden, daß auf die Erhöhung d riedensstandes der deutschen Armee schon für das bevorstehenze Wie dem auch sein nag, der Ernst, Nation und ihrer Vertretung ibe die Nothwendigkeit der Heeresverstärkung überhaupt und 6 „Sicherstellung der Wehrkraft des Reichs“ gesprochen widd ist vollkommen berechtigt, und wir hoffen, daß an he Volksempfindung hiervon alle Versuche, mit orten un die harte Nothwendigkeit neuer Opfer für die nationale Siche heit herumzukommen, scheitern werden./ Der Zustand der Erregumg, in welchem gerade jetzt Europa lebt, ist eine erneute dringlic⸗ Mahnung daran, daß das deutsche Volk in dieser Zeit tiefer Er 1 terung aller Weltverhältnisse Angesichts offenkundiger Feinde u
tatsjahr ein besonderes Gewicht gelegt wird. mag, der Ernst, womit zur
betonte, daß weder Ungarn noch Cis⸗Leithanien den Krieg
worden, sich nach Tadjurah zu flüchten, um ihre Karawane gehörig
in dem Maße seiner nationalen Existenz sicherj ist, wie es dir
abe nöthigenfalls allein ohne Bundesgenossen, oder wenn diese selbst angegriffen sind, zu vertheidigen vermag. Für die Einzel⸗ heiten der Militärvorlage uns in diesem Augenblicke zu erklären, kann selbstverständl ch nicht unsere Absicht sein; der Grundsatz aber, die Uügemeine Wehrpflicht durch Verstärkung der Zahl der sährlich zur Ausbildung bestimmten Mannschaften möglichst zur Wahrheit zu machen, muß in der heutigen Weltlage als berechtigt anerkannt werden;
no kann nach der Ueberzeugung der militärischen Autoritäten diese Mebreinstellung von Rekruten nicht durch eine Verkürzung der Dienst⸗ zeit kompensirt werden, so ergiebt sich die Nothwendigkeit einer Er⸗ höhung der Präsenzstärke....
— Die „Weser⸗Zeitung“ sagt, der Reichstag werde bei der Militärvorlage einer sehr bedeutsamen und sehr schwie⸗ rigen Aufgabe gegenüberstehen, und fährt dann fort:
Auf der einen Seite handelt es sich um das wichtigste aller öffentlichen Interessen, um die zeitgemäße Pflege unserer Wehrkraft, um die Sicherstellung unserer Grenzen und unserer Selbständigkeit.
(Auf der anderen Seite steht ein Interesse, welches kaum minder in die Wagschale fällt, die Fürsorge für das Gleichgewicht der Finanzen und für die finanzielle Leistungs⸗ fähigkeit der Nation. Ein inhaltsvolleres Programm kann einer Volksvertretung nicht leicht entgegengetragen werden. Man sollte denken, daß alle Köpfe der parlamentarischen Kreise in voller Arbeit wären, um eine möglichst weise Lösung der gestellten und, wie gesagt, in den Hauptpunkten völlig übersehbaren Aufgabe auszudenken. Man sollte auch denken, daß einem so ernsten, die Lebensfragen der Nation so nahe berührenden Problem gegenüber die Parteiunter⸗ schiede in den Hintergrund treten, daß alle patriotischen Kräfte ge⸗ meinsame Sache machen würden, um das sachlich richtige Mittel ausfindig zu machen. Wenn man aber einen Blick in die Blätter der Fraktionspresse wirft, zeigt sich ein ganz an⸗ deres Bild. Dann gewinnt man den Eindruck, als ob der Hader der Parteien das Oberste und Erste im Leben der Nation sei, dem alle anderen⸗Rücksichten untergeordnet werden müßten. Nicht wie unser Heer beschaffen sein soll, nicht wie der Haushalt des Reichs auf solide Grundlagen zu stellen sein wird, nicht das bildet den Gegen⸗ stand der Erörterungen und Spekulationen; sondern man berechnet und erwägt mit einem Eifer, als ob davon das Heil der Welt abhinge, in welcher Weise die Fraktionen sich muthmaßlich zu der Militärvorlage stellen, ob sie sich dabei kompromittiren und ob sie in Folge dessen bei den nächsten Wahlen gewinnen oder verlieren werden... Für eine rein sachliche Behandlung, wie sie zu wünschen wäre, bietet dies Vorherrschen der Fraktionsstimmung schlechte Aussichten. Wes⸗ halb eine solche unter normalen Verhältnissen nicht sehr wohl möglich fein sollte, ist in der That nicht einzusehen. Die auf dem Spiele stehenden. Interessen sind uns Allen gemeinsam, Allen verständlich; abgesehen von einigen, numerisch nicht be⸗ deutenden. Gruppen ausgesprochen reichsfeindlicher Elemente, wollen alle Parteien vor allen Dingen die äußere Sicher⸗ heit Deutschlands, und alle diese, mit Ausnahme vielleicht einiger weniger sonderbarer Schwärmer sehen Alle ein, daß nur ein auf der Höhe der Zeit stehendes, hinreichend starkes, mit allen technischen Hülfsmitteln ausgerüstetes Heer diese Sicherheit zu gewähren vermag. Ünd da sollte es unmöglich sein, für nothwendige und einleuchtende Maßregeln im Interesse dieser Sicherheit die Zustimmung des Reichs⸗ tages zu gewinnen?
Auch die „Kieler Zeitung“ äußert: 8
Wenn versichert wird, die neue Militärvorlage verlange nur das für die Sicherheit des Reichs unbedingt Erforderliche, so bezweifeln wir keinen Augenblick, daß die Freisinnigen das Nothwendige be⸗ willigen werden. Denn wenn der gegenwärtige Reichstag auch das Branntwein⸗Monopol ablehnt, so wird er doch das, was als für
die Sicherheit des Reichs erforderlich nachgewiesen wird, nimmermehr ablehnen, selbst nicht bei einer so schlechten Finanzlage, wie es die gegenwärtige ist.
Ein Shanghaier Brief des „Frankfurter Journals“ konstatirt, daß Deutschland auf dem Gebiet des Handels in China bereits in großem Stil mit England rivalisirt: 1 3
Die Erfolge der neuen Dampferlinie, heißt es, werden sich erst später in vollem Umfange zeigen; was die Küstenschiffahrt in den chinesischen Gewässern anbetrifft, so stellt jetzt schon Deutschland 39 Dampfer mit 27 733 t 46 fremden Dampfern mit zusammen 40 586 t gegenüber. Von den letzteren gehören 18 Dampfer einer chinesischen Gesellschaft, und nur 28 Dampfer mit 23 915 Tonnen, von denen einige noch in Hongkong zu Hause sind, fahren unter englischer Flagge in den ostasiatischen Gewässern. „Die An⸗ erkennung der deutschen Industrie bricht sich auf allen Gebieten Bahn, und wenn die deutsche Kolonialbank zu Stande kommt, auf die man hier die allergrößten Hoffnungen setzt, so wird eines der Haupt⸗ hindernisse für den Aufschwung des deutschen Handels, das Fehlen genügenden Kapitals, beseitigt sein und der Fortschritt ein rascheres Tempo einschlagen. Der Betheiligung deutscher Technik, deutscher Industrie und deutschen Kapitals steht hier noch ein weites Feld offen. Der Bau von Eisenbahnen wird von der chinesischen Regierung noch immer hinausgezögert. Dagegen hat die Regierung, namentlich durch die Erfahrungen im jüngsten Kriege gewitzigt, den Bau von Telegraphenlinien mit erstaunlichem Eifer in die Hand genommen. Die telegraphische Verbindung mit der tongkingesischen Grenze und die Verbindung aller militärisch wichtigen Positionen dortselbst ist nahezu vollendet; seit 6 Monaten wird aber auch, an⸗ läßlich des Eindringens der Engländer in Birma, an einer Tele⸗ graphenlinie von Junnan und Szechuen gebaut, und zwar, den unge⸗ heuren Schwierigkeiten gegenüber, mit bewundernswerther Raschheit.
Statistische Nachrichten
Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 14. November bis incl. 20. November cr. zur Anmeldung gekommen:; 261 Eheschließungen, 847 Lebendgeborene, 34 Todtgeborene, 541 Sterbefälle. “ 8 — Von den im Auftrage der Centralkommission für wissenscha t sich Landeskunde von Deutschland von Dr. Richard Lehmann, Pro⸗ fessor der Erdkunde an der Akademie zu Münster i. W., heraus⸗ gegebenen und im Verlage von J. Engelhorn in Stuttgart er⸗ scheinenden, Forschungen zur deutschen Landes⸗ und Volks⸗ kunde“ ist soeben das 1. Heft (Preis 0,80 ℳ) des zweiten Bandes erschienen. Dasselbe bringt eine interessante Abhandlung über „Die Nationalitätsverhältnisse Böhmens“ aus der Feder des Dr. Ludwig Schlesinger in Prag. Der Verfasser behandelt sein Thema in folgenden Abschnitten: Statistik der Nationalitäten im Allgemeinen;
ertheilung auf die einzelnen Gerichtsbezirke; Die Sprachgrenze; prachzungen und Sprachinseln. — Aus dem ersten Abschnitt ent⸗ nehmen wir folgende Daten: Bei der in Oesterreich am 31. De⸗ zember durchgeführten Volkszählung wurde in Böhmen eine anwesende evölkerung von 5 560 819 Seelen gezählt, wovon einheimische 5 527 263 Seelen. Von den Einheimischen wurden durch die Rubrik Umgangssprache gefunden: 2 051 486 (37,12 %) Deutsche, 3 472 940 (62,83 %) Czechen und 2837 (0,05 %) andere. — Von den 13 184 Ortschaften, welche Böhmen zählt, ergeben sich als rein deutsch 4304, als rein czechisch
3 und als gemischt 407. Die verhältnißmäßig kleine Anzahl von 407 national gemischten Ortschaften läßt sich, je nachdem in denselben die deutsche oder czechische Bevölkerung in der Majorität sich be⸗ findet, in gemischt deutsche oder gemischt czechische scheiden. Von den ersteren giebt es 299, von den letzteren 108. In den gemischt deutschen
rtschaften wohnen 159 209 Deutsche und 47 445 Czechen, in den gemischt ezechischen Ortschaften 62 605 Deutsche und 256 546 Czechen. — Czechisch gemischte Städte mit über ein Zehntel deutscher Ein⸗ wohner si 32 657 Deutsche; Karo⸗
12 868 C., 1672 D.; Pilsen 31 600 C., 6827 D.; Neuhaus 7718 C. 976 D.; Königgrätz 6216 C, 761 D;. Königinhof 5878 C., 909 D.; Josefstadt 3485 C., 1454 D.; Trebnitz 1066 C., 383 D.; Manetin 986 C., 400 D., und Nürschan 2608 C. und 1647 D. Diesen gegen⸗ über stehen folgende deutsch gemischte Städte mit über ein Zehntel czechischer Bevölkerung: Budweis 11 829 Deutsche, 11 812 Czechen; Böhmisch⸗Aicha 1473 D., 1054 C.; Braunau 2707 D., 339 C.; Brüx 8943 D., 1026 C.; Rudolfstadt 670 D., 479 C.; Dux 4872 D., 2285 C.; Seestadel 1180 D., 143 C.; Hohenelbe 3303 D. 445 C.; Krumnau 5969 D., 1658 C.; Leitmeritz 9263 D., 1417 C.; Theresienstadt 4827 D., 1873 C.; Lobositz 3687 D., 522 C.; Postel⸗ berg 2779 D., 457 C.; Prachatitz 3261 D., 1086 C.; Dobran 2579 D., 345 C.; Stechen 1116 D., 507 C.; Tannwald 1929 D., 310 C.; Bodenbach 1700 D., 681 C; Trautenau 7895 D., 1522 C; Liboch 612 D., 255 C.; und Winterberg 2985 D. und 658 C.
— Die definitiven Ergebnisse der sächsischen Volks⸗ zählung vom 1. Dezember 1885. (Soz. Corr.) Nach den soeben bekannt gewordenen definitiven Ergebnissen der letzten Volks⸗ zählung zählte Sachsen am 1. Dezember 1885 3 182 003 Einwohner, während am 1. Dezember 1880 nur 2 972 805 gezählt wurden. Die Zunahme von 1880/85 beträgt mithin 209 198, d. i. 7,04, während sie im Zeitraume 1875/80 7,69 % betrug. (Die vorläufigen Zusammen⸗ stellungen hatten nur 3 179 168 Einwohner ergeben. Die Differenz hat ihren Grund in den unrichtigen Aufrechnungen und Uebertragungen in verschiedenen Zählerkontrollisten, welche vor der Veröffent⸗ lichung der vorläufigen Resultate noch nicht sämmtlich einer Kontrole unterworfen werden konnten.) Sachsen hat auch diesmal wieder eine weit größere Zunahme als Preußen und andere Staaten; denn nach den vorläufigen Ergebnissen, die sich nicht viel ändern werden, betrug die Zunahme von 1880 — 85 in Preußen nur 3,79 %, in Württemberg 1,20 %, in Baden 1,95 %. “
. IFçn den einzelnen Kreishauptmannschaften Sachsens zeigt sich folgendes Wachsthum:
Kreishauptmannschaften
Zunahme Zunahme von von 1875 — 80 1880 — 85 3,57 1,49 7,87 6,44 10,60 9,35
Zwickau. 1 105 141 1 190 849 7,10 7,76 Königreich Sachsen 2 972 805 3 182 003 7,69 7,04 Die drei sächsischen Großstädte sind seit 1880 gestiegen: Dresden von 220 818 auf 246 086, d. i. 11,44 %, Leipzig von 149 081 auf 170 340, d. i. 14,26 %, und Chemnitz von 95 123 auf 110 817, d. i. 16,50 %. 1 e“
Von den Amtshauptmannschaften Sachsens ist die Amtshaupt⸗ mannschaft Leipzig von 161 946 auf 195 540 Einwohner, d. i. um 20,74 %, gewachsen, Amtshauptmannschaft Chemnitz von 145 828 auf 166 450 Einwohner, d. i. um 14,14 %, und Amtshauptmannschaft Dresden⸗Neustadt von 75 282 auf 83 638 Einwohner, d. i. um 11,09 %, dagegen Amtshauptmannschaft Löbau nur von 93 989 auf 94 531, d. i. um 0,58 %, Dippoldiswalde von 51 399 auf 51 635, d. i. um 0,46 %, und Amtshauptmannschaft Döbeln von 100 160 auf 100 203, d. i. nur um 0,04 %. 8
Unter den Mittelstädten über 20000 stieg Plauen von 35 078 auf 42 848, Zwickau von 35 005 auf 39 243, Freiberg von 25 445 auf 27 042, Zittau von 22 473 auf 23 215 und Glauchau von 21 358 auf 21 715, während Meerane von 22 293 auf 22 013 herabgegangen ist. Unter den Städten über 10 000 ist nur Frankenberg von 10 913 auf 10 898 herabgegangen. 8
Unter den sächsischen Landgemeinden zeigen namentlich die Vorstadtdörfer von Leipzig eine außerordentliche Zunahme. Reudnitz vermehrte sich von 14 452 auf 18 824, Lindenau von 12 166 auf 15 342, Gohlis von 9804 auf 12 996, Volkmarsdorf von 11 054 auf 12 696, Plagwitz von 6966 auf 9170, Konnewitz von 6611 auf 7756, Neustadt b. Leipzig von 5918 auf 7656, Eutritzsch von 5879 auf 7612, Neuschönefeld von 5628 auf 6131. “
Von den Dresdener Vorstadtdörfern vermehrte sich Löbtau von 9273 auf 10 090, Striesen von 7225 auf 8011, Pieschen von 6573 auf 7950, Plauen von 4258 auf 5192. “.“
Dem Geschlecht nach vertheilen sich die 3 182 003 Einwohner Sachsens auf 1 542 405 männliche und auf 1 639 588 weibliche Per⸗ sonen. Die Zunahme seit 1880 betrug 97 075 männliche, 112 123 weibliche, zusammen 209 198 Personen. Auffallend ist der große Ueberschuß der weiblichen Bevölkerung in Dresden. Dasselbe zählt 116 465 männliche und 129 621 weibliche Personen, dagegen Leipzig 84 736 männliche vnd 88 604 weibliche, Chemnitz 55 141 männliche und 55 676 weibliche Personen. b
Die Zahl der bewohnten Gebäudekomplexe in Sachsen hat sich seit 1880 von 275 299 auf 284 304, mithin um 9005 vermehrt
11.““ 8
1885
356 560 860 558 774 036
1880
351 326 808 512 707 826
Bautzen. Dresden. Leipzig
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
In Wien ist am 23. d. M. der Schriftsteller Leopold Kompert, Präsident des dortigen Zweigvereins der Schiller⸗ Stiftung, und namentlich durch seine „Ghettogeschichten“ bekannt, verstorben.
Hannover, 23. November. (Hann. Cour.) Der Historische Verein für Niedersachsen hielt gestern Abend seine diesjährige Generalversammlung ab, die an Stelle des behinderten Präsidenten, Abts Dr. Uhlhorn, der Sekretär, Oberlehrer Dr. Köcher, eröffnete, welcher den mit großer Gründlichkeit ausgearbeiteten Jahresbericht verlas. Derselbe schildert zunächst eingehend die mit dem Uebergang der Museumsgebäude in den Besitz der Provinz eingetretenen Aende⸗ rungen, die für den Historischen Verein ergeben, daß derselbe nur noch für seine Bibliothek eine Miethe von 275 ℳ zu zahlen und für Be⸗ nutzung der Versammlungsräume nur die Auslagen für Feuerung und Licht zu entrichten hat. Der Verein hat zwei Mitglieder von hervorragender Bedeutung verloren: den Studien⸗Rath J. Müller, der sich auch um den Verein als Konservator, geschäftsführender Sekretär und durch Vor⸗ träge sehr verdient gemacht, und den Ober⸗Baurath Mithoff, bekannt durch seine kunsthistorischen Arbeiten. Auch hat der Verein den Tod seiner beiden bedeutendsten Korrespondenten zu beklagen: Leopold von Ranke und Georg Waitz. Von den 434 Mitgliedern, welche der Verein in der vorjährigen Generalversammlung zählte, sind 28 aus⸗ geschieden, 11 neu eingetreten, so daß sich die Mitgliederzahl jetzt auf 416 beläuft. An Stelle des verstorbenen Studien⸗Raths Müller hat Landsvndikus Jugler die Geschäfte des Konservators übernommen. Die Vereins⸗Zeitschrift wird sieben größere und einige kleinere Arbeiten bringen. Ein neuer Katalog ist in Ausarbeitung begriffen. Wegen Herausgabe der Ebstorfer Weltkarte schweben Verhandlungen mit dem Kultus⸗Ministerium; die Edition des Hamelnschen Urkundenbuches ist zu erwarten. Von dem Han⸗ noverschen Städtebuch ist das die Stadt Uelzen behandelnde Probeheft zum großen Theil vollendet. Zur Fösderang der Arbeiten des Vereins haben Kultus⸗Ministerium und Provinzialverwaltung je 600 ℳ, die Kalenbergsche Landschaft 200 und 300 ℳ gewährt; für das Städtebuch haben Baurath Wallbrecht und Bürzermeister a. D. Mohrhoff wiederum je 100 ℳ gespendet. Die Einnahmen des Ver⸗ eins haben 3490 ℳ, die Ausgaben 2939 ℳ betragen, so daß ein Ueberschuß von 551 ℳ bleibt. Die Sammlungen haben sich erheblich vermehrt; besondere Erwähnung wird der „Gildestube“ geschenkt, welche durch die rastlose Thätigkeit des Landsyndikus Jugler zu großer kulturhistorischer Bedeutung gelangt ist. Es wird die Hoffnung aus⸗ gesprochen, daß an die den Bürgerstand repräsentirende Gildestube sich demnächst eine Ritter⸗ und Bauernstube schließen werde.
— Zum bevorstehenden Weihnachtsfest machen wir wiederholt auf die Hugo Zöller'schen Werke über die deutschen Be⸗ sitzungen an der westafrikanischen Küste aufmerksam, die durch ihre lebendigen, farbenreichen Schilderungen bei ihrem Erscheinen ein großes Interesse erregten, welches ihnen durch ihren ingerer Werth auch auf die Dauer verbürgt ist. Das mit zahlreichen Illustrationen ge⸗ zierte Werk ist in 4 Bänden (à 5 ℳ) bei W. Spemann in Stuttgart
I. Das Togoland und die Sklavenküste. Kap. 1. Die Fepeler in Senegambien. Kap. 2. Die Neger⸗Republik Liberia. Lap. 3. Wie Togo deutsches Schutzgebiet wurde. Kap. 4. Das Togo⸗ Land: Das Handelsdorf Lome. Das Haussalager bei Abosa. Die Fetischgadt e. Kap. 5. Lagunenfahrten und Streifzüge in 2 nd. Kap. 6. Der Togo⸗See und die Auffindung des Haho⸗Flusses. Kap. 7. Die Handelsorte Bagida und Porto Seguro. Kap. 8. Weitere Streifzüge ins Togo⸗Land und deren Ergebnisse. Kap. 9. Die drei Königreiche Klein⸗Popo, Ague und Groß⸗Popo. Kap. 10. Handel und Klima scher 1. Kap. 11. Das Leben auf einer west⸗ afrikanischen Faktorei. 1 1— II. Forschungsreisen in der deutschen Kolonie Kamerun. Das Kamerungebirge nebst den Nachbarländern Dahome, englische Goldküstenkolonie, Nigermündungen, Fernando Po u. s. w. Kap. 1. Die englische Goldküstenkolonie. Kap. 2. Unter den Ama⸗ zonen von Dahome. Kap. 3. Lagos, Porto Novo und Mahin⸗Gebiet. Kap. 4. Die Nigermündungen. Kap. 5. Die Spanier auf Fernando Po. Kap. 6. Viktoria und Bimbia. Kap. 7. Am Lagerfeuer im afri⸗ kanischen Urwald. Kap. 8. Zum Gipfel des Götterbergs. Kap. 9. Das Bakwiri⸗Volk. Kap. 10. Die Alpendörfer des Hochgebirges. Kap. 11. Mein friedlicher Eroberungszug im Kamerungebirge. Kap. 12. Dr. Nachtigal. 1
III. Forschungsreisen in der deutschen Kolonie Kamerun. Das Flußgebiet von Kamerun, seine Bewohner und seine Hinterländer. Kap. 1. Das Mündungsdelta der Kamerunflüsse. Kap. 2. Mit Dr. Nachtigal ins Mungo⸗Land. Kap. 3. Afrikanische Jagdabenteuer. Kap. 4. Das Dualla⸗Volk. Kap. 5. Schwarze Studien. Kap. 6. Europäerleben in Kamerun. Kap. 7. Der Handel. Kap. 8. Plantagenbau. Kap. 9. Das Klima unserer westafrikanischen Kolonien. Kap. 10. Zur älteren Geschichte von Kamerun. Kap. 11. Die kriege⸗ rischen Ereignisse im Dezember 1884. Kap. 12. Kamerun unter deutscher Verwaltung. — Anhang: Die hervorragendsten Sprachen und Dialekte unserer westafrikanischen Kolonien. 1“
IV. FosE unhs sslen in der deutschen Kolonie Kamerun. Das südliche Kamerungebiet, die spanischen Besitzungen, das französische Kolonialreich und der Kongo. Kap. 1. Das südliche Kamerun⸗Gebiet. Kap. 2. Malimba und Klein⸗Batanga. Kap. 3. Die Entdeckung des Moanja⸗Stroms. Kap. 4. Das Batange⸗Land. Kap. 5. Kampo⸗Fluß und Batta⸗Land. Kap. 6. Der Benito⸗Fluß. Kap. 7. Deutscher Handel in spanischen Kolonien. Kap. 8. Das franzö⸗ sische Kolonialreich in Westafrika. Kap. 9. Eine deutsche Kaffeeplantage. Kap. 10. Von Banana bis Vivi. Kap. 11. Der belgische Kongo⸗ Staat. Kap. 12 Die Heimreise. Kap. 13. Togo und Kamerun im Jahre 1698. Anhang 1. Westafrikanischer Klima⸗Kalender. Anhang 2. Entfernungen der Küstenplätze in Seemeilen. Anhang 3. Firmen⸗ Liste für Westafrika. Anbang 4. Die Literatur über Togo und Kamerun. Anhang 5. Geologische Ergebnisse der Reise des Verfassers. — Die soeben erschienenen Lieferungen 55—59 der illustrirten Prachtausgabe von Heinrich Heine!s Werken, heraus⸗ gegeben von Heinrich Laube, bringen den Schluß des „Romancero und den Anfang der letzten Gedichte aus den Jahren 1853/56. Die zahlreichen Illustrationen dieser Hefte sind ebenso charakteristisch und künstlerisch wie die der früheren Lieferungen. Das Werk erscheint be⸗ kanntlich im Verlage von Sigmund Bensinger in Wien, Leipzig und Prag Der Preis der höchst sauber ausgestatteten, je 2 Bogen gr. 80 umfassenden Lieferung beträgt nur auf 50 ₰.
— Von der bei Fr. Kortkampf hierselbst erscheinenden Ausgabe der „Reden des Fürsten von Bismarck“ ist der 4. Band ausgegeben worden. Derselbe umfaßt die Reden aus den Jahren 1881 — 84 und ist von Otto de Grahl (W. Wohlgemuth) mit erläuternden Einleitungen und Anmerkungen versehen. Die Reden der bezeichneten Jahre sind vollständig wiedergegeben, weshalb auf dem Titel der Zusatz in den früheren Bänden: „Ausgewählte (Reden) fortgeblieben ist. Der Preis des Bandes beträgt geh. 4 ℳ, geb. 5 — 7 ℳ 1
— Die beliebte Jugendschriststellerin und Künstlerin Marie Beeg ist gegenwärtig mit der Herausgabe eines auf periodisches Er⸗ scheinen berechneten illustrirten Sammelwerks: „Blüthen und Aehren, ein Schatzkästchen für die junge Mädchenwelt von 14 Jahren an“ (München, Richter und Kappler; Preis stilvoll gebun⸗ den 4 ℳ) beschäftigt, welches Belehrendes und Unterhaltendes in Poesie und Prosa gemeinsam in die Hände der jungen Leserinnen legt und Namen wie Clementine Helm, Emma Laddey, Helene Stökl, Karl Gerok, Johannes Trojan, Emil Frommel, Marie von Olfers, Th. Spann⸗Weber, Ludwig Stacke, Helene von Hülsen, Jakob von FS Luise Otto u. A. unter der Aegide der P vereint. Dieses Unternehmen kommt dem längst gehegten Wunsch nach einem Buche entgegen, das den jungen Mädchen, welche die Schule ver⸗ lassen und demgemäß höhere Ansprüche an eine Unterhaltungs⸗ schrift stellen, als die eigentlichen Jugendschriften zu gewähren ver⸗ mögen, eine ihrem Ideen⸗ und Interessenkreise angepaßte, geist⸗ und herzerfrischende Lektüre bietet. Der erste Band, welcher außer einer poetischen Einleitung eine anmuthige Erzählung von Marie Beeg, „Die Geschichte eines alten Strickstrumpfes“, enthält, ist auch von einem entschiedenen Erfolg begleitet gewesen. Für jedes Jahr ist ein weiterer Band in Aussicht genommen, der stets ein für sich ab⸗ eschlossenes Ganzes bildet und auch einzeln käuflich ist. Auch dieses Jahr erscheint misder 9 Uener mit trefflichen Beiträgen unserer besten zeitgenössischen Schriftsteller. .
Eine ugendschrift für das Alter von 12 bis 14 Jahren (Knaben und Mädchen) bestimmt, von Marie Beeg selbst illustrirt und mit deren Bildniß geziert, ist kürzlich unter dem Titel: „Junge Freunde“, ebenfalls im Verlage von Richter und Kappler in München, erschienen (Preis gebunden 3 ℳ).
— Die Buch⸗ und Antiquariatshandlung von Joseph Jolo⸗ wicz in Posen hat Katalog 94 ihres antiquarischen Bücher⸗ lagers ausgegeben. Derselbe, die Bibliothek des verstorbenen Ge⸗ heimen Raths Odenheimer in Schroda und andere nachgelassene Sammlungen enthaltend, führt 1392 Schriften, welche sich auf Juris⸗ prudenz, Staatswissenschaft und Nationalökonomie beziehen, unter fol⸗ genden Rubriken auf, und zwar zunächst die Jurisprudenz in folgenden 12 Abtheilungen: I. Geschichte des Rechts, Rechtsphilosophie, Natur⸗ recht, Methodologie; II. Sammelwerke, allgemeine Zeitschriften, Gesetzsammlungen und Entscheidungen; III. Geschichte und Quellen des römischen Rechts, sowie griechisches Recht ꝛc.; IV. Quellen und Alterthümer des deutschen Rechts, Gesetzentwürfe, Provinzialrechte; V. Ausländisches, speziell slavisches Recht; VI. Altjüdisches Recht, sowie rechtliche Stellung der Juden im modernen Staat; VII. Lehr⸗ bücher des Privatrechts und civilistische Monographien; VIII. Familien⸗ und Eherecht; IX. Grundeigenthum, Handels⸗ und Wechsel⸗ recht, Presse ꝛc.; X. Gerichtsverfassung, Civilprozeß, Gerichtspraxis, Notariat ꝛc.; XI. Strafrecht und Strafprozeß; XII. Kirchenrecht, rechtliches Verhältniß zwischen Staat und Kirche. — Die 2. Haupt⸗ abtheilung des Katalogs, die Staatswissenschaften betreffend, zerfällt in die zwei Rubriken: I. Staatsrecht, Politik, Völkerrecht; II. waltung und Polizei. — Die 3. Hauptabtheilung endlich, National⸗ ökonomie, verzeichnet die darauf bezüglichen Schriften unter folgenden 2 Abschnitten: I. Allgemeines; II. Finanz⸗, Bank⸗, Zoll⸗ und Steuer⸗ wesen, sowie Handel und Verkehr. In allen 3 Hauptabtheilungen des vorstehenden Katalogs findet man viele werthvolle Schriften.
— Joseph Baer & Co., Buchhändler und Antiquare in Frankfurt a. M. und Paris, haben über ihr reichhaltiges anti⸗ quarisches Bücherlager wiederum 2 Lager⸗Kataloge (186 u. 188) veröffentlicht. Katal. 186, „Aegyptologie und Assyriologie, zum Theil aus der Bibliothek des verstorbenen Dr. G. Parthey in Berlin“, enthält ein Verzeichniß von 347, zum großen Theil recht werthvollen Schriften über Egypten, Arabien, Assyrien, Babylonien, Aethiopien, Nubien, aus deren Anzahl wir Lepsius' Denkmäler aus Egypten und Aethiopien in 12 Bdn. mit 900 Tafeln erwähnen. — Katal. 188, — „Bibliotheca Biographica, Reichhaltige Sammlung von Biographien und Memoiren.“ „I. Abtheilung: Biographische Sammelwerke. Biographische Monographien A—Hatto“, — führt 1847 solche Schriften auf, welche Biographien von Kaisern Deutsch⸗
ind folgende: Prag 125 742 Czechen, linenthal 14 147 C., 382 .; Frickow 20 611 C., 2982 D.; Weinberge
erschienen. Der Inhalt der einzelnen Bände ist folgender:
lands, Fürsten der verschiedenen deutschen Staaten und anderer Länder
II. Ver⸗