1886 / 280 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 27 Nov 1886 18:00:01 GMT) scan diff

An diesen Hauptsummen sind die einzelnen Auseinandersetzungs⸗Behörden, wie nachstehend angegeben, b C. Zusammenstellung der im Jahre w Gemeinheitstheilungen. *

Bei den Regulirungen und Gemeinheits⸗ Flächen⸗ theilungen sind s Inhalt

eparirt, bezw. von allen Holz⸗, Streu⸗ u. Hrtungss ervituten befreit: b 8 11 . Gemar⸗

kungen (bezw. der Gemein⸗

Gemar⸗ Mise . r kungstheile) Wiesen Gärten Unland schaftliche Summa⸗ eee Anlagen

Dorflage

1885 ausgeführten Zusammknlegungs⸗Sachen.

Zahl der neuen Pläne

ie

h⸗

Regulirungen und Ablösungen— Zahl der Bei den Regulirungen und Ablösungen sind übrigen an Diensten auf⸗ folgende Entschädigungen festgestellt:

Dienst⸗ u. gehoben Abgaben⸗ —— Ie Hsbth..

pflichtigen, be

abgelöst haben

d

lchen

lchen onenten in die Ausfüh⸗

Größe des Auseinandersetzungs⸗Arcals

ung in sfü

Zahl der Interessenten, nnaach der Größe 8 ihres Besitzstandes

6 5

Zahl Bezeichnung der irten

Eigen⸗

thü mer

in we die Au

lligt haben in we

Fläche ihrer Grundstücke in Hektaren

7

lchen sämmt⸗

Vermessen der

wurden Hektare

, in welchen der ungsplan durch

Erkenntniß festgestellt worden ist

Fläche ihrer Grundstücke in Hektaren

dec.

Roggen⸗ rente 9— Besitzer

12

in

Land in Hektaren

seinanderse nen find

Kapital Geldrente

gesondert

welche nur zur Erweite⸗ rung der Dorflage ꝛc.

„in we

achen,

Auseinander⸗

Diensttage

se

alten Grundstücke,

esen sind

über über über über über 1 1,25 5 10 10-25 25-40 40

Laufende Nummer

geführten Sachen

Zahl der Sachen,

die Monenten

8 8 L

zur Au gekomn Gesammtzahl

gewi

plan anerkannt und

Ausfü rung gewi S

Zahl der die

im Ganzen

8 8

5

führung gewilligt haben

au

rung nicht gewilligt haben

[(Zahl der Sachen

der au

Zahl der Sachen liche Interessenten den Auseinander⸗

luseinander

Zahl der welche ung

* Außerdem Staatsverträge: a gn ha a qn ha a on

Seitens der General⸗Kommissi 1— 8 1 Kassel: ssion i 1 8

a. in den Fürstenthümern Waldeck V * V b und Kommission zu

Pyrmont die 7903 Besitzern gehörigen Grud ] J“ . 64 24 62

M

Laufende Nummer

General⸗ ö wurden auf Grund besonderer

Kommission V Y

3 536 78 359 777 626 1 599 676 ,13 423 104 23 019 626 6 031 372 59 621

12 336 686 155 373 504 2 434 194 5 126 864 15 721 206 6 828 937 48 545

28 081 643 408 385 64 2034 661,5 4 515 264 59 222 182 6 090 690 240 566 V ¹) 62 223 6 663 19 015] 52 416 997 433 347 198 191

b 1) 3144 70 361 56 529 6 999 13 749 15 172 407 1 19 944 15 22 54 088 1531 859 166 4788 1

56 566 045 372 468 40 635 790 4 605 3177 57 3633 4490

167 820 155 802 34 995 631 1 087 057 5131 448

1

00 8 418

d

S

2₰

&GSumma

2

2 192 382 6 030 496 4 377 313 384 060 27 264

2 376 373 14 010

594 842 615 660 150 642 804 03

291 272 317 835 387 887 56 583 2 249 75 415 654 166 187 928

2 297 559 6 591 745 4 693 940 2 775 888 25 534 237 055 2 353 822 808 675

110 488 272 239

20

Bromberg. General⸗

Frankfurt a. O. Hannover

Kassel’? .. Merseburg“*. 3 Münster.

9 910 2 9091

813 1208 2050

594 84 0278

15 30

97 61 60 164 72/71

1 b“ 39 146,223 h separirt bezw. von den darauf haftend 8 88 32 28812 299 50/63 2 50 tuten befreit und 217,773 ha neu e S . 6 .“ Lippe die 8089 Hentsstenthum Lchaunbug 1035900 976990, 279 10 Besitzern gehörigen Gnundstu⸗ 6bZ“ mit einer Gesammtfläche von 28 584,313 ha 5 449 02 650 3 013 57 7571097 66 92

212 137 75 161

99/14 103,59,00 5 095 84 61

O

—ü.

591

344 38 69

78 70 57 10

31,30

rankfurt a. 8 5 78 65

207 8 Hannoner . .. 30

85 50 13 628 803

3 681

8Aachen.. 9 Coblenz. 10 (Cöln.. 11 Düsseldorf 12 Trier .. 13 Sigmaringen 14 Wiesbadens)

26 305 4 220

Regierung zu 10 962

3 360 3 348 1 006 7 457 174 36 044

131 550 38

1688 811 8538 79 2 970 262 42269

4

19 415

6 246 20 412 5 998 1 635 25 394 1 859 50 620 227

857 4

556

745 397 121

separirt bezw. von den darauf haftenden Seryj⸗ tuten befreit. haftenden Servi⸗

521 083 37 652 577

18 . Seitens der General⸗Kommission zu Merseburg:

c. in dem Fürstenthum Schwarzbura⸗ Rudolstadt die von 2802 Pflichtigen zu jeien

376

Summa [87 110 1 478 321] schädigungen von zusammen 200 245 Kapital, 1284

den darauf haftenden Servituten befreit, auch 34 109,033 ha neu vermessen. d. in dem Fürstenthum Schwarzburg⸗Sondershansen die

5272527 6856300 101,525 25 208 1027 Geldrente und 0,511 ha Land abgelöst, sowie die 12

Abgaben zweier Pflichtigen gegen zus. 4302 Kapital⸗Entschädigung abgelöst, sowie die 18 888 Besitzern gehörigen Grundstücke mit

S3J5 5202011951 162 225 97 596

einer Gesammtfläche von 55 102,439 ha separirt bezw. von den darauf haftenden Servituten befreit, auch 12 591,735 ha neu vermessen.

e. in dem Herzogthum Sachsen⸗Meiningen die Abgaben von 1493

fläche von 44 188,907 ha separirt bezw. von den darauf haftenden Servituten befreit und 7281,033 ha neu vermessen.

r. in dem Herzogthum Anhalt die

Land abgelöst, die 853 Besitzern gehörigen Grundstücke mit einer Gesammtfläche von 5 765,574 ha

2 034 78619 896 389 622 Al 376 Besitzern gehörigen Grundstücke mit einer Gesammtfläche von 38 439,770 ha separirt bezw. von

15 440 092 413 den Abgaben und 92 Handdiensttage gegen Ent⸗

Pflichtigen gegen zus. 48 610 Kapital⸗Entschädigung abgelöst, die 14 977 Besitzern gehörigen Grundstücke mit einer Gesammt⸗

von 3217 Pflichtigen zu leistenden Abgaben gegen Entschädigungen von zus. 165 399 Kapital, 21 917 Geldrente, 8 Neuscheffel Roggenrente und 4,596 k separirt bezw. von den darauf haftenden Servituten befreit und 25,840 ha neu vermessen.

1) Die auf dieser Linie aufgeführten Zahlen betreffen die Auseinandersetzungssachen in der Provinz Hannover. Die daselbst in den Spalten 5, 6, 7, 12 und 14 gemachten Angaben umfassen nur die

Resultate bis zum Jahre 1868 einschließlich rückwärts.

²) Die hier angegebenen Zahlen beziehen sich auf die in der Provinz Schleswig⸗Holstein anhängig gewesenen Geschäfte

³) Die hier gemachten Angaben weisen nur die Resultate bis zum Jahre 1868 einschließlich rückwärts nach.

betheiligt gewesenen Besitzer konnte nicht mehr festgestellt werden.

Vorher sind noch 93 923,811 ha regulirt bezw. konsolidirt worden.

Die Zahl der hierbei

B. Zusammenstellung der bei den Auseinandersetzungs⸗Behörden im Jahre 1885 anhängig gewese

Zahl der Auseinandersetzungen.

Aus früheren

Jahren

waren an⸗ hängig

Summa aller anhängig gewesenen Aus⸗ einandersetzungen

Im Jahre 1885 wurden

8 anhängig

Behör den

ilungen

the

8 5

de Nummer sungen

aufen Gemeinheitstheilungen

Gemeinheitstheilungen

Regulirungen Regulirungen

2 Ablösungen

Ablösungen Gemeinheit

L blö Summa

sind erledigt

Ablösungen

1.“

Davon sind

if

Es bleiben daher Ende 1885 schweben

eßre

rezeßreif oder in der Rezeßarbeit

begriffen

achen, in denen der

t, jedoch noch eine er⸗

. 5

in der Vor⸗ bereitung begriffen

dem Hauptgegenstande nach ausgeführt, aber noch nicht re

theilungen theilungen

Regulirungen

theilungen

8 L

Gemeinheit

ts

sungen

lblösungen

Gemeinheitstheilungen V Ublö

Gemeinheitstheilungen

Summa Regulirungen Summa Ablösungen Ablösungen Gemeinhe Gemeinhe

2 2

che Thätigkeit bei⸗

ssaris ung oder Regulirung von

ebenpunkten nothwend. wird, vorhand.

Gemeinhe

2

sthei

it

lungen

Rezesse sind bestätigt

ungs

aus⸗

Zahl der Prozesse

2 3

t

5

in Sachen der Aus⸗ einander⸗ setzungs⸗ Behörden

Davon sind beendigt durch

seinanderse

ängig Behörden beschäftigten

83 7

ängig

schließlich oder überwiegend

von den Au

Zahl der Ende 188.

0

Vermessungs⸗Beamten

Gemeinheitstheilungen

Verglei

umma Entscheidung

Spezial⸗Kommissare

Entsagung

Summa

in Sachen anderer Behörden aus früheren Jahren waren an

im Jahre 1885 wurden anh

rechtskräftige

Summa

S S

(

General⸗ Kommission zu

Breslau Bromberg. 8I

annover in Prov. Rehtoer 8 chlesw.⸗ Holstein.

248 450 659 3869 489 1073 1011 681 1163

—,⸗

77

80

Kassel in Preußen ... in Waldeck⸗Pyr⸗ mont in Schaumburg⸗ eeö Merseburg in Preußen.. in Schwarzburg⸗ Rudolstadt.. in Schwarzburg⸗ Sondershausen in Sachsen⸗Mei⸗ ningen. in Anhalt. Münster Regierung zu Aachen (am linken Rheinufer) .. I 4

Coblenz (desgl.). 3

Cöln (desgl.).. 2

Düsseldorf (desgl.) 4

Trier (desgl.).. 6 1³3

Wiesbaden. 57 70

1

88 1082 251 103

(

' 52

78

310 2709 719 V 82 534 6

6 101

1

17 60 6 V 74 40

480

886

1 4

9 1 46 4— 49 382 22

I“

11 11

10542 10280

7105 3436

7096 3183 9 253

Summa. 6390 und zwar

in Preußen 6384

außerhalb Preußen 6

2771

2767 262 4

V 4334 2862 7197 1149]241 503

4329 2646 6976 216] 221

37 41

4114 630

2315

Wirthschaftliche und sittliche Zustände der Arbeiter⸗ bevölkerung, Wohlfahrtseinrichtungen.

Die amtlichen Mittheilungen aus den Jahres⸗ berichten der mit Beaufsichtigung der Fabriken be⸗ trauten Beamten (Berlin, Fr. Kortkampf) äußern sich im V. Ab⸗ schnitt, wie folgt: 8 1

Soweit die Berichte nähere Mittheilungen über die wirthschaftliche Lage der Arbeiter enthalten, die bereits im J. Abschnitt erwähnte Beobachtung, daß eine wesentliche Veränderung nicht eingetreten ist.

Die Löhne haben sich im Großen und Ganzen auf ihrer bisherigen sühe erhalten, sind in einzelnen Fällen sogar gestiegen. Soweit Bei⸗ piele angeführt werden von Arbeitern, welche auffallend niedrige Löhne verdienen, wie die Hausweber im Kreise Bielefeld und die Holzarbeiter für Löffel, Mulden u. s. w. im Amte Rahden (Aufsichtsbezirk Minden⸗ Münster), die es nur auf einen Durchschnittsver

11.“

dienst von 10 bezw.

5 Pfennigen für die Stunde bringen, handelt es sich meistens um Zu⸗ stände, welche dadurch entstanden sind, daß eine ältere Industrie in Folge veränderter Fabrikationsverfahren oder eines Wechsels der Be⸗ dürfnisse im Absterben begriffen ist.

Spezielle Mittheilungen über die Höhe der gezahlten Löhne finden sich nur in wenigen Berichten. Im Kreise Hirschberg z. B. (Aufsichts⸗ bezirk Breslau⸗Liegnitz) betrugen sie in einem Eisenerzbergwerk zwischen 1,79 und 3,37 für den Tag. In einer großen Textilanlage des nämlichen Kreises mit 1100 Arbeitern Bericfen sich in den verschiedenen Abtheilungen (Spinnerei, Weberei, Bleiche und Appretur, Neben⸗ arbeiten) die Wochenlöhne auf 4,49 für Anschneidemädchen in der Spinnerei und stiegen mit verschiedenen Zwischenstufen bis zu 20 und darüber für Webermeister, Aufseher u. A. Der gewöhnliche Weber hatte einen Wochenverdienst von 7,72 Die Löhne berech⸗ neten sich hierbei theils nach Schicht⸗, theils nach Akkordsätzen und nach Abzug des Krankengeldes. In einer gleichfalls dort belegenen

““ ““

1u“

Papierfabrik mit 200 Arbeitern hat man das Interesse der Arbeit an der Produktion dadurch gehoben, daß ihnen nach der Menge 5 fertiggestellten Fabrikats ein Gewinnantheil bewilligt wird. So wur⸗ d beispielsweise im Monat Mai diesen Arbeitern für 1540 Ctr. dan Druckpapier, um welche Menge die Mindestleistung von 1900 überschritten war, 770 Gewinnantheil gut geschrieben und I 43 Arbeiter nach verschiedenen Sätzen (bis 46,00 ℳ) vertheilt. ü Tagelöhne stellten sich bei zehn⸗ bis elfstündiger Arbeitszeit dadurch al etwa 1,50 bis 5 und darüber. v

Am besten stehen bei Vergleichung der drei Industriezweigesen dem genannten Bezirk die Bergleute; sie verdienen in der igeringin Stundenzahl die höchsten Löhne. Am schlechtesten stehen die 7geeh Arbeiter der Textil⸗Industrie, welche bei sehr hoher Stundenzahl le nicht das Verdienst der Arbeiter der Papierfabriken erreichen, obglen letztere durchschnittlich täglich eine Stunde weniger zu arbeiten, ha ss Am besten stehen sich in der Textil⸗Industrie die nebenher beschäftigten

6““

Kassel: in Preußen..

in Waldeck⸗ Pyrmont .. 3 315 12/01

4 V in Schaum⸗ burg⸗Lippe . 1 045 87 99.

9 736 94 01 005 24 1256 76 27

938

74 15 80

Merseburg: V

in Preußen..1 698 3 104 23 11 9 73our7

in Sachsen⸗ 8 Meiningen. 62 48

Münster 77 95

Regierung zu 8 V Wiesbaden .. 9 30 84

24 10 66

29 55 95

V 2666 10 38

96 76] 56

V V V

695 65 35

77 06 8 212 238 2809 V 3 29 24 5 511

V

2 32 70

1648,71 64 171

954 34 41 1 687

34 30 7 363

1 647 86:

69,41 202 8103 8 c 52 73 56 V V

1 36 84 9 30 84

18 833 40 246

2 037 8 016

7 40

148 130

955 157 115 2

105 146 107

179 69 V 915 203

4 068 V

360

19

331

721

Summa 46 084 95 29 26 5422 84 69

261 64 01 55:

16gs 40 737 02 611156 672 28 701 1

12 449 36 365 M.

und zwar:

. in Preußen .. . 38 619 v1s . 4639 03 162259 6026

U V 7 465 23 11

außerhalb des

preuß. Gebiets. 75

2473801

8 101799 98 76 35 760,83 90 döns- 332 87141 497grsen

612 130 641 25 348

26 031

aos 73

399 117

270 M.

I1 V ; 3 10 95 M.

Handwerker, wie Tischler u. s. w., die einen Arbeitsverdienst von durch⸗ schnittlich 15 die Woche haben. 1“ 8 Dafür, daß die Löhne auch im Durchschnitt der letzten Jahre

nicht zurückgegangen sind, sondern sich in den meisten Industriezweigen

eher gehoben haben, beruft sich der Bericht aus dem Aufsichtsbezirk Leipzig auf die Ergebnisse der sächsischen Einkommensteuer in den 5 Jahren von 1879 bis 1884. Es heißt dort:

„Während dieses Zeitraumes hat sich die Zahl derer, welche nach Ausscheidung der Aktiengesellschaften und sonstigen juristischen Personen, die unterste Steuerklasse (bis zu 300 ℳ,. Einkommen) bilden und als solche steuerfrei sind, von 77 060 (7,11 %) auf 76 287 Personen (6,31 %) verringert, so daß also ein Theil der⸗ selben 1884 ein höheres Einkommen besaß, als 1879. Auch die nächsthöhere Klasse (300 400 Einkommen) verminderte sich von 245 283 (22,61 %) auf 236 988 Personen (19,60 %). Da sich nun die unterste Klasse verringert hat, so kann der Abgang in der vorletzten Klasse nicht als ein Herabsinken in die unterste, sondern nur als ein Aufrücken in eine höhere Klasse, also als eine Ver⸗ mehrung des Einkommens der bisherigen Steuerpflichtigen dieser Klasse, gedeutet werden. Auch zeigen in der Tbat die nächsthöheren Klassen ein Wachsthum des Einkommens. Die Zahl derer, die 400 bis 500 einnehmen, ist von 236 408 (21,79 %) auf 270 395 Personen (22,37 %) gestiegen. Werden die Einkommen bis zu 500 den von 500 bis 800 gegenüber gestellt, so sind jene von 583 670 Personen (51,51 %) auf 558 751 (48,28 %) zurück⸗ gegangen und diese von 269 935 (24,88 %) auf 322 577 Personen (26,68 %) gestiegen. Ebenso ist die Klasse von 800 bis 1600 Einkommen von 165 262 (15,24 %) auf 197 564 Personen (16,34 %) hinaufgegangen” 8 „Die Preise der Wohnungen stellen sich, namentlich in größeren

Städten, noch immer zu hoch für die Verhältnisse der Arbeiter. Der Bau von Arbeiterwohnungen bezw. Arbeitervierteln bleibt deshalb, zumal in industriereichen Gegenden, ein Gegenstand unabweislicher Fürsorge für die Arbeitgeber.

Wie viel auch in einzelnen Bezirken dafür geschehen mag, so scheint doch noch keineswegs überall dem Bedürfniß genügt zu werden. Um dem Mangel an Wohnungen abzuhelfen, bezw. entfernter wohnen⸗ den Arbeitern den Verkehr mit der Fabrik zu erleichtern, ist man hier und da auch zur Einrichtung besonderer Arbeiterzüge übergegangen, welche gegen einen mäßigen Fahrpreis zu bestimmten Stunden des Morgens und des Abends die Arbeiter auf der Eisenbahn befördern.

Als Beweis für die bessere Ernährung der arbeitenden Klassen wird die stetige Zunahme der Zahl der Schlächtereien angesehen. Der Bericht aus dem Aufsichtsbezirk Dresden nimmt an, daß die Steige⸗ rung des Fleischverbrauchs in der Stadt Dresden von 38,5 kg für den Kopf 1880 auf 42 kg im Jahre 1885 zum großen Theil auf die eigentlichen Arbeiter kommt. Der geringe Preis der meisten Lebens⸗ mittel hat im Berichtsjahre dazu beigetragen, die Lage der Arbeiter befriedigend zu gestalten; geklagt wird in einzelnen Bezirken, daß die Brotpreise trotz des billigen Getreides nicht heruntergehen.

In dem Bericht aus Leipzig werden 16 Beispiele von Haus⸗

haltungsüberschlägen angeführt, in denen die Jahreseinnahmen und ⸗„Ausgaben von 11“ Arbeitern verschiedener Betriebszweige verglichen werden. Die Angaben beruhen auf mündlichen Mittheilungen der betreffenden Arbeiter, die von ihren Arbeitgebern als ordentliche eute bezeichnet worden sind. Nur in vier Fällen ist die Einnahme um ein Geringes größer, als die Ausgabe. Wo sich Fehlbeträge herausstellen, werden dieselben meistens durch den Verdienst der Familienangehörigen gedeckt, oder es muß dies durch Ersparungen finzelner ä geschehen. Die in 1 Jc Fällen angegebene Spezi⸗ stkation der Ausgaben ist im Anhang als Anlage 24 beigefügt. d Vielfach wird in den Berichten über den Verfall der Sitten unter en jüngeren Arbeitern und Arbeiterinnen geklagt. Die unverheiratheten männlichen Arbeiter, deren Arbeitsverdienst ihnen meistens ein gutes Uuskommen gewährt, werden, namentlich in größeren Städten, häufig urch die mangelhaften Wohnungsverhältnisse, wenn sie sich nur mit einer Schlafstelle begnügen müssen, an frühen Wirthshausbesuch ge⸗ wöhnt; unter den Arbeiterinnen nehmen Putz⸗ und Vergnügungssucht ark überhand. Der Sinn für Sparsamkeit geht dabei verloren. Der häufige Besuch öffentlicher Tanzmusiken, die an manchen Orten im Uebermaß geboten werden, und deren Beschränkung deshalb in mehreren Berichten empfohlen wird, giebt Anlaß zu allerlei Abwegen. rühe Heirathen bessern nichts daran, zumal den Fabrikarbeiterinnen ei ihrem Eintritt in die Ehe häufig jegliche Erfahrung fürzden häuslichen Beruf abgeht.

111“

Es wird in den Berichten noch auf mancherlei andere Uebelstände aufmerksam gemacht. So auf das zu weit gehende Borgen von Wirthen und Geschäftsleuten, welches schließlich zur Verschuldung des unerfahrenen Arbeiters führt. Auch den Schnapskleinhandel zu be⸗ schränken, wird empfohlen, um dem zu häufigen Branntweingenuß, über den manche Arbeitgeber klagen, zu steuern. In Schwarzburg⸗ Rudolstadt ist deshalb verordnet worden, daß die Erlaubniß zum Aus⸗ schänken oder zum Kleinhandel mit Branntwein oder Spiritus von dem Nachweis eines vorhandenen Bedürfnisses abhängig zu machen ist, wenn es sich um den Verkauf bis zu 15 Litern, nicht wie früher bis zu ½ Liter, handelt. Auch wird in genanntem Bezirk die Errichtung von Kaffeeschänken als Gegenmittel gegen das zu viele Branntwein⸗ trinken empfohlen. In der Provinz Posen hat der übermäßige Branntweinverbrauch auf den größeren, besonders aber auf den um die Stadt Posen herumliegenden Ziegeleien Anlaß zu eingehenden Unter⸗ suchungen gegeben, bei denen sich schwere Uebelstände herausgestellt haben. Die Ziegelmeister, bezw. deren Frauen und Töchter haben vielfach mit der ihnen verliehenen Genehmigung zum Verkauf von Nahrungsmitteln und Getränken argen Mißbrauch getrieben und die Ziegelarbeiter geradezu zur Völlerei verführt. Es ist selbstverständ⸗ lich auf Abstellung dieser Mißbräuche Bedacht genommen worden.

Das Quartier⸗ und Kostgängerwesen ist namentlich in stark be⸗ völkerten Industriebezirken als ein weit verbreiteter Uebelstand anzu⸗ sehen, dem schwer zu steuern ist. Deshalb wird empfohlen, besondere Bedingungen für dasselbe aufzustellen, wie es bereits in preußischen Bezirken vielfach geschehen ist*) und neuerdings u. A. auch in Cöthen Nachahmung gefunden hat. 1b

Auch aus den diesjährigen Berichten ist zu entnehmen, daß Seitens der Arbeitgeber sowohl als auch durch den Staat, durch einzelne Gemeinden und Vereine fortdauernd Vieles zur Förderung des wirth⸗ schaftlichen und sozialen Wohles der arbeitenden Klasse geschieht. Namentlich in den größeren Fabriken bestehen Einrichtungen der mannigfachsten Art, welche diesen Zwecken dienen, und auch in dem Berichtsjahr ist zu dem Vorhandenen manches Neue hinzugekommen. Arbeiterwohnungen sind in größerer Zahl errichtet worden, die Fabrik⸗ anlagen selbst werden ausgestattet mit allen Räumen zur Bequemlich⸗ keit der Arbeiter, wie Küchen und Speisesälen, Badeanstalten und Waschräumen, Unterhaltungs⸗ und Lesezimmern, Bibliotheken, Gärten und Erholungsplätzen, Konsumvereine werden ins Leben gerufen und unterstützt; Volksküchen, Kinderbewahranstalten und Spielschulen entstehen in immer größerer Zahl; Gewerbe⸗ und Fachschulen sorgen für die Ausbildung der jugendlichen Arbeiter, Frauenarbeitsschulen, Nähschulen u. s. w. für den Unterricht der Arbeiterinnen. Be⸗ schreibungen einzelner Wohlfahrts⸗Einrichtungen sind im Anhange abgedruckt.

Die schon vorhandenen Sparkassen aller Art, die sich meistens einer besonderen Fürsorge Seitens der Arbeitgeber erfreuen, sind auch im Berichtsjahre wieder vermehrt worden; außerdem sind aus Anlaß von Geschäftsjubiläen eine Reihe von Zuwendungen an die Arbeiter in Form von Kapitalstiftungen für Alters⸗ und Invalidenkassen, Wittwen⸗ und Waisen⸗Unterstützung erfolgt, die von dem hochherzigen Sinne ihrer Geber ein beredtes Zeugniß ablegen; so u. A. von der bekannten Firma Geographische Anstalt von Justus Perthes in Gotha, welche anläßlich des hundertjährigen Bestehens derselben eine Unter⸗ stützungs⸗ und Hülfskasse für die Beamten und Arbeiter der Firma mit einem Kapital von 50 000 gründete. Auch Prämien an besonders fleißige und geschickte Arbeiter werden in einigen Fabriken vertheilt, und in einem sächsischen Aufsichtsbezirk hat man den Anfang gemacht, durch Beurlaubung unter Gewährung einer Reisebeihülfe Arbeitern eine angemessene Erholungszeit zu gewähren. Der humane Sinn der Arbeiter zeigt sich vielfach in höchst anerkennenswerther Opferwilligkeit. Doch befindet sich in dem Bericht aus einem thüringischen Aufsichtsbezirk auch die Bemerkung, daß die Rohheit der Arbeiter das Publikum und die Arbeitgeber von jedem wohlwollenden Entgegenkommen zurückschrecke. Auch über die Widerspenstigkeit der die Fortbildungsschule besuchenden jugendlichen Arbeiter wird in einem Bericht Klage geführt.

In dem Bericht aus dem Aufsichtsbezirk Breslau⸗KLiegnitz wird der Wunsch nach der Errichtung von Fachschulen, der im vorigen Jahre“**⁄) als ein sehr dringender im Interesse der dortigen Industrie ausgesprochen worden war, wiederholt.

*) Vergl. „Amtliche Mittheilungen“ Jahrg. 1882 S. 53, Jahrg. 1884 S. 140 und 672 ff. 8 **) „Amtliche Mittheilungen“ Jahrg. 1884 S. 63.

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Dem religiösen Bedürfniß wird gleichfalls in einzelnen Fällen durch Einrichtung besonderer Gottesdienste zu einer für die Arbeiter passenden Zeit Rechnung getragen.

Das Unfallversicherungsgesetz ist noch nicht lange genug in Wirk⸗ samkeit, um den Aufsichtsbeamten schon Stoff zu eingehenderen Beob⸗ achtungen geben zu können. Dagegen werden in einer Reihe von Berichten die mit dem Fron envers gchenunc gese gemachten Erfah⸗ rungen ausführlich besprochen. Im Allgemeinen läßt sich diesen Mit⸗ theilungen entnehmen, daß die neuen Krankenkassen überall rasch organisirt sind und gut wirken; selbst da, wo ältere Kassen dieser Art bestanden, an die sich die Arbeiter gewöhnt hatten, ist die ursprüng⸗ liche Abneigung gegen das neue Gesetz überwunden worden und man hat sich hineingelebt. In einzelnen Fällen war allerdings die Umge⸗ staltung solcher älteren Kassen, die neben der Unterstützung in Krank⸗ heitsfällen zugleich die Alters⸗ und Invalidenversorgung mit umfaßten, mit Schwierigkeiten verbunden, namentlich wenn es sich um die Theilung größerer Kapitalien handelte. Ein Beispiel dafür führt der Bericht aus Ober⸗Bayern an Dasselbe betrifft die im vorigen Jahresbericht (1884 S. 247) erwähnte Kranken⸗ und Unterstützungskasse der „Baum⸗ wollspinnerei am Stadtbach“ zu Augsburg, der größten Spinnerei Bayerns. Die genannte Kasse mußte in Folge des Reichsgesetzes vom 15. Juni 1883 in zwei getrennte Kassen zerlegt werden. Von dem sich auf rund 360 000 belaufenden Vermögen derselben wurden deshalb 100 000 in bayerischen 4 prozentigen Staatspapieren der neuen Krankenkasse als Reservefonds überwiesen, während aus den verbliebenen 260 000 gleichzeitig eine Unterstützungskasse gegründet wurde, aus welcher nach wie vor die Invaliden und Halbinvaliden, sowie unverschuldet in Noth gerathene Arbeiter und deren Wittwen und Waisen unterstützt werden.

Langsamer scheint die Bildung der neuen Krankenkassen zuweilen in ländlichen Bezirken vor sich gegangen zu sein. So fanden sich 3 Mecklenburg⸗Schwerin nach dem Bericht des dortigen Aufsichts⸗

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„in den ländlichen Betrieben ritterschaftlicher Besitzungen Einrich⸗ tungen für die Krankenversicherung der Fabrikarbeiter nur ganz vereinzelt, und es waren daher letztere in Krankheitsfällen berechtigt, von den betreffenden Gutsherrschaften die durch das Gesetz vom 15. Juni 1883 festgesetzte Mindestleistung der Krankenunterstützung zu fordern. Daß ihnen dieses thatsächlich zu Theil werde, wurde mehrmals von Arbeitern in Abrede gestellt. Stellenweise fand sich dort auch, daß man in ländlichen Fabriken von dem Vorhandensein des Krankenversicherungsgesetzes überhaupt noch keine Ahnung hatte.“

Betriebskrankenkassen wurden in Mecklenburg 22 mit ungefähr 2200 Mitgliedern gezählt. Im Uebrigen sind dort in den Städten die Fabrikarbeiter meistens Mitglieder von Ortskranken⸗ und freien Hülfskassen.

In größeren Fabriken ist überall die Bildung eigener Betriebs⸗ krankenkassen erfolgt; die Ueberweisung der Arbeiter an die Ortskranken⸗ kassen zählt zu den Ausnahmen. So ist eine große Spinnerei des Schwarzwaldkreises 8

„der Ortskrankenkasse beigetreten, weil sie durch die vielen älteren Arbeiter eine zu große Belastung befürchtete. Einige Anlagen. welche Ortskrankenkassen angehören, beabsichtigen aus diesen auszu⸗ scheiden und Fabrikkrankenkassen zu errichten, nachdem sie mit den ersteren schlechte Erfahrungen gemacht zu haben behaupten. Von zwei Seiten wurde über die kostspielige und umständliche Verwal⸗ tung der Ortskrankenkassen geklagt.“ 1

„Ferner giebt es“ heißt es in dem Bericht aus dem vorge⸗ nannten Aufsichtsbezirk „in Reutlingen und Umgebung etwa 17 Firmen, deren Arbeiter auf Grund des §. 3 Abs. 2 des Kranken⸗ kassengesetzes von der Versicherungspflicht befreit sind, weil ihnen im Krankheitsfall der Lohn mindestens für 13 Wochen fortgezahlt wird. Die Arbeitgeber haben bei einer Versicherungsgesellschaft Versiche⸗ rung genommen. Von einer weiteren Ausdehnung dieser Versiche⸗ rungsart ist nichts bekannt geworden; auch scheint die Versicherungs⸗ gesellschaft nach den gemachten Erfahrungen nicht geneigt zu sein, dieselbe weiter zu betreiben, obwohl sie bei Erkrankungen von neu be Arbeitern für die ersten zehn Tage keine Vergütung gewährt.“

Als eine besondere Wirkung des Krankenversicherungsgesetzes hebt der Bericht aus Potsdam⸗Frankfurt a. O. die genossenschaftliche Organisation hervor, die dasselbe im ost⸗ und westhavelländischen Kreise (Reg.⸗Bez. Potsdam) unter den dortigen Ziegelarbeitern ge⸗ schaffen hat. Bisher war es unmöglich gewesen, diesen Arbeitern, die aus den verschiedensten Elementen (Polen, Schlesier, Westfalen,