1886 / 284 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 02 Dec 1886 18:00:01 GMT) scan diff

.11. Madeira 17./11. 27./11. St. Vincent Cap Verdes] 6./12. (Poststation: St. Thomas (Feeren, Kreuzergeschwader: S. M. Schiffe „Bismarck“ (Flaggschiff), „Carola“, „Olga“ 30/9. Chefoo.

Hannover, 1. Dezember. In der gestrigen (2.) Sitzung des Hannoverschen Provinzial⸗Landtages wurden die Schreiben des Provinzial⸗Ausschusses, betreffend die Rechnun⸗ gen der Provinzial⸗Hauptkasse und der Provinzial⸗Wittwen⸗ kasse für die Jahre 1884 und 1885, die Vorlegung der revi⸗ dirten Jahresrechnungen der Provinzial⸗Anstalten, sowie die Einnahmen und Ausgaben des Provinzial⸗Verbandes von Hannover für das Jahr 1885, der Rechnungs⸗Kommission überwiesen.

Der Abg. Merkel brachte mit genügender Unterstützung den Urantrag ein: den Provinzial⸗Ausschuß zu ersuchen, Vor⸗ schläge zu machen, in welcher Weise sich die Provinz an der 150jährigen Jubelfeier der Georgia Augusta, der hannover⸗ schen Landes⸗Universität, betheiligen werde. Der Antrag fand lebhafte Zustimmung.

In der (3.) Sitzung, am gestrigen Nachmittag, fand

die erste Berathung des Gesetzentwurfs über die

Vertheilung der öffentlichen Lasten bei Grund⸗

stückstheilungen und über die Gründung neuer Ansiedelungen in der Provinz Hannover statt.

Die Vorlage wurde an eine Kommission von 9 Mit⸗ gliedern überwiesen.

Den Entwurf einer Verordnung über die Aus⸗ führung des Fischereigesetzes in der Provinz Hannover beantragte der Abg. Adickes, an eine Kommission von sieben Mitgliedern zu verweisen und den Ober-⸗Fischmeister der Provinz zu deren Berathungen zuzuziehen. Die Verweisung an die Kommission erfolgt einstimmig.

Es folgte die Debatte über den Antrag des Provinzial⸗ Ausschusses: den Anfang und Schluß des Etatsjahres der Provinzial⸗Verwaltung von dem 1. Januar auf den 1. April zu verlegen und den nächsten

Etatsentwurf durch den Provinzial⸗Ausschuß für die Zeit vom 1. Januar 1888 bis 1. April 1889 auf⸗ stellen zu lassen.

Der Antrag wurde gegen 2 Stimmen genehmigt.

Sachsen. Dresden, 1. Dezember. Das „Dresdner Journal“ schreibt: In verschiedenen Berliner Blättern findet sich folgende gleichlautende Notiz: „In vielen Städten des Königreichs Sachsen haben bei den Stadtverordneten⸗ wahlen die Sozialdemokraten mit beträchtlichen Majoritäten gesiegt. Auch sonst treten Anzeichen für ein weiteres Wachsthum der Scezialdemokratie in Sachsen her⸗ vor.“ In ihrem Eifer im Sammeln von solchen Nach⸗ richten, die in irgendwelcher Weise geeignet sein könnten, die Verhältnisse in unserem engeren Vaterlande in einem ungünstigen Lichte darzustellen, scheuen sich jene Blätter auch nicht, gelegentlich eine absolute Unwahrheit ihren Lesern auf⸗ zutischen. Die „vielen Städte“, in denen die Sozialdemokratie bei den Stadtverordnetenwahlen gesiegt haben, existiren nur n der Phantasie des betr. Korrespondenten. Der einzige Ort, aus welchem etwas Aehnliches berichtet wird, ist, wie das „Conservative Vereinsblatt“, das Organ des kon⸗

im Königreich Sachsen, aus⸗

servativen Landesvereins führt, die Stadt Mittweida, und auch dort kann von einem Siege der Sozialdemokratie schon um deswillen nicht die Rede sein, weil vier neugewählte Stadtverordnete bestimmt Fine Sozialdemokraten sind. Der eine dieser vier Männer hat auch auf der Liste der Ordnungsparteien als Kandidat gestanden, ein zweiter ist nahe daran gewesen, von diesen eben⸗ alls aufgestellt zu werden. In Chemnitz aber haben die Sozial⸗ emokraten eine außerordentliche Niederlage erlitten. Die von ozialdemokratischer Seite vorgeschlagenen Kandidaten haben dort nur bis zu 350 Stimmen auf sich zu vereinigen vermocht. Die Sozialdemokraten machten mithin, da 3446 Stimmzettel abgegeben wurden, nur etwa den zehnten Theil er Wählenden aus. Dagegen ist es richtig, daß die Ma⸗ orität der Wähler, welche überall den Ordnungsparteien an⸗ gehört, recht gut einmal in die Lage kommen kann, von einer leinen sozialdemokratischen Elique beherrscht zu werden, wenn ie auch ferner von ihrem Wahlrecht keinen Gebrauch macht.

1“ Braunschweig, 29. November. (Br. Anz.) Der gestrige Sonntag hat sich durch den Besuch Ihrer öniglichen Hoheiten der Prinzen Wilhelm und Heinrich von Preußen am hiesigen Hofe zu einem auch für die Bewohner der Residenz freudig bewegten gestaltet. Die nkunft Sr. Königlichen des Regenten mit Seinen hohen Gästen war von der Göhrde Sonnabend Abend 10 Uhr 26 Minuten hier erfolgt und waren Höchstdieselben auf dem Bahnhofe von einem außerordentlich zahlreich ver⸗ sammelten Publikum mit enthusiastischen Hochrufen empfangen. Gestern Morgen wohnten Ihre Königlichen Hoheiten der Regent und die Frau Prinzessin mit Ihren Srec Gästen und Gefolge dem Gottesdienst im Dome bei. Nach beendigtem Dejeuner im Residenzschlosse empfingen 8 Königlichen Foheiten den Herzoglichen Baurath Viehe, den tadt⸗Baurath Winter und den Museums⸗ Direktor Professor Riegel in Audienz zum Vortrage über An⸗ gelegenheiten der Burg Dankwarderode und begaben sich dar⸗ auf abermals nach dem Dome, welcher nebst dem Erbbegräb⸗ nisse unter Führung des Domkantors Grube eingehend be⸗ tigt wurde. Mittags concertirten auf dem Schloßplatze, wo

sich eine sehr große Menschenmenge eingefunden hatte, die usikcorps des Husaren⸗Regiments und des 67. Infanterie⸗ Regiments. Nachmittags machten Ihre Königlichen Hoheiten er Regent und die Frau Prinzessin mit Ihren Hohen Gästen und Gefolge in offenem Wagen eine Spazierfahrt durch die Stadt und die Umgebung derselben, wobei auch das Kloster Riddagshausen berührt wurde; nach der Rückkehr fand Familientafel statt. Um 7 Uhr erschienen die Höchsten Herrschaften im Herzoglichen Hoftheater deüsen auf allen Plätzen dicht gefüllter eecepeh einen festli hen Anblick darbot, wohnten der Auf ührung des ersten Aktes von Gluck's „Iphigenia in Aulis“, des Lustspiels „Jugendliebe“ von Wilbrandt und des Ballets „Wiener Walzer“ bis zum Schluß mit sichtlichem Interesse bei und betheiligten Sich wiederholt an dem den Darstellern gespendeten Beifall. Kurz vor 10 Uhr war die Vorstellung beendigt, und es setzte sich nun vom Hagenmarkte ab der aus Fackel⸗ und Lampionträgern bestehende Festzug in Bewegung, welcher gegen 10 ¼ Uhr vom Bohlwege aus durch das nörd⸗ liche Gitterthor in den Schloßplatz einrückte. Nachdem sich die Mitglieder der am Zuge betheiligten Gesangvereine an

aufgestellt und die übrigen Theilnehmer einen weiten Halbkreis um dasselbe gebildet hatten, wurde zunächst von den Gesang⸗ vereinen unter Leitung des Domorganisten H. Schrader das Lied „Brüder, weihet Herz und Hand“ gesungen, wäh⸗ rend Ihre Königlichen Hoheiten an den Fenstern des glänzend erleuchteten Hauptgeschosses erschienen. Hierauf ergriff Rechtsanwalt Dr. Topp das Wort zu einer be⸗ grüßenden Ansprache, die mit einem dreimaligen enthusiastischen Hoch endete, worauf von den Gesang⸗ vereinen das Lied „Ich kenn' einen hellen Edel⸗ stein“ vorgetragen wurde. Inzwischen fand im Schlosse die Vorstellung der Mitglieder des Festcomités statt. Se. König⸗ liche Hoheit der Prinz Wilhelm äußerte Sich in einer an die Herren gerichteten Ansprache etwa dahin, daß er über die Kundgebung innig erfreut sei und Seinem Kaiserlichen Groß⸗ vater, welcher nicht weniger darüber erfreut sein werde, Mit⸗ theilung davon machen wolle. Nachdem das Comité auf den Schloßplatz zurückgekehrt war, wurde die Serenade mit einem dritten Vortrage der Gesangvereine beschlossen. Der Regent, Prinz Albrecht, begleitete heute Morgen 7 Uhr 38 Minuten Seinen erlauchten Gast, den Prinzen Wilhelm, welcher sich von hier aus nach Potsdam begab, zur Bahn. In der Nacht zuvor war Prinz Heinrich, ebenfalls in Begleitung des Regenten, zur Bahn gefahren, von wo aus derselbe mit dem Zuge um 12 Uhr 44 Minuten von hier

A

zurück nach Kiel gereist war.

8

DOesterreich⸗Ungarn. Wien, 1. Dezember. (Wn. Ztg.) Die österreichische Quoten⸗Deputation tritt am Sonnabend, den 4. Dezember, im Herrenhause zum ersten Male zusammen.

Pest, 1. Dezember. (W. T. B.) In der heutigen Schlußsitzung der ungarischen Delegation, in welcher, wie gemeldet, die von dem Kaiser sanktionirten Beschlüsse veröffentlicht wurden, sprach der Sektionschef Szoegyenyi im Allerhöchsten Auftrage der Delegation die Anerkennung des Kaisers für die besonnene und eingehende Durchprüfung der Regierungsvorlagen und für die Opfer⸗ willigkeit der Delegationen aus. Ebenso gab Sektionschef Szoegyenyi dem Dank der gemeinsamen Regierung für das ihr bewiesene Vertrauen und Entgegenkommen der Delegationen Ausdruck. Präsident Graf Tisza nahm von der Anerkennung des Kaisers mit ehrerbietigem Danke Kenntniß und hielt sodann die Schlußrede, in welcher er der gemeinsamen Regierung für ihre erfolgreiche Mitwirkung und den Mitgliedern der Delegation für ihre ersprießliche Thätigkeit dankte. Graf Tisza schloß mit einem Hoch auf

den Kaiser, in welches die Delegation begeistert einstimmte.

Nach einer Erwiderung Seitens des Bischofs Schlauch

r sich sodann die Delegirten unter Eljen⸗Rufen auf den önig.

Agram, 30. November. (Wn. Ztg.) Der Landtag hat

den Gesetzentwurf über die Veränderung einiger Bestimmungen

„75, esetzes vom 26 Mei 1852 unverändert an⸗

des S* genon.

1

Noyemb Großbritannien und Irland. London, 30. November. (A. C.) Heute erschien die Königliche Proklamation, welche das Parlament für den 13. Januar einberuft. Aus Dublin wird gemeldet, daß an Stelle des jüngst zurückgetretenen Sir Robert Hamilton General Sir Redvers Buller provisorisch zum Unter⸗Staatssekretär für Irland ernannt worden ist. Die nöthige Erfahrung für diesen schwierigen und verantwortlichen Posten hat sich General Buller in Kerry erworben, wo er längere seit als außerordentlicher Regierungskommissar zur nterdrückung des „Mondscheinler“”Wesens mit Erfolg funktionirte. Es steht zu erwarten, daß die Regie⸗ rung alle Gutsherren in Irland veranlassen wird, den Pachtzins herabzusetzen, dagegen, falls dieses geschehen ist, erbarmungslos gegen die Pächter vorgehen wird, welche sich weigern, ihre Pacht zu bezahlen. Heute gingen 500 bewaff⸗ nete Konstabler und zwei Compagnien Infanterie von Longford nach Newtowncashel ab, um 10 Pächter, welche kürzlich der Polizei Widerstand geleistet hatten, zu exmittiren. Das ist die eine Seite der neuen Politik der Regierung. Ein Beispiel der anderen ist, daß der Kreisinspektor von Roscommon den Gutsherren erklärt hat, daß sie auf keinen Beistand bei den Exmissionen zu rechnen hätten, wenn sie nicht wenigstens einen Nachlaß von 20 Proz. von der nicht richterlich festgesetzten Pacht gewährten. Die Stimmung des Volkes hat sich durch die gerichtliche Vor⸗ ladung Dillon's nicht gebessert. Der Pöbel empfing die von Kerry eingebrachten Mondscheinler mit Hurrahrufen. Mit O'Brien, dem Redacteur des „United Ireland“, gedenkt die irische Regierung summarischer zu verfahren als mit Dillon. Es soll ein Haftbefehl gegen ihn erlassen werden. Der Ober⸗Sekretär für Irland, Sir Michael Hicks⸗Beach, hielt gestern in Dublin eine Be⸗ rathung mit Polizeirichtern aus allen Theilen des Südens und Westens von Irland. Der Lord⸗Mayor von Dublin at für nächsten Freitag eine außerordentliche Sitzung der orporation anberaumt, um das Vorgehen der Regierung gegen die Führer der Nationalliga zu diskutiren. Eine seltsame Kundgebung wurde von den Parnelliten gestern in Cork inscenirt, zu welcher die Ankunft von etwa 50 EE1A“ welche während der letzten vier Monate wegen Verübung agrarischer Excesse vor die Assisen ver⸗ wiesen worden, den Anlaß gab. John O'Conn or, der Abgeordnete für Süd⸗Tipperary, begrüßte an der Spitze eines großen Volkshaufens die Gefangenen auf dem Wege vom Bahnhof nach dem Gefängniß und hielt dann eine Ans prache an das Volk, worin er sich in sehr heftigen Ausdrücken über die, nach seiner Ansicht parteiliche Bildung der Juries bei den Assisen in Cork, ausließ. In Irland stehen unter dem Befehl des Generals Prinzen Eduard von Sachsen⸗Weimar etwa 26 000 Mann, und zwar 898 Offiziere, 24 658 Unteroffiziere und Mannschaften mit 3621 Pferden und 60 Kanonen. Die Truppenmacht besteht aus 26 Bataillonen Infanterie, 6 Regi⸗ mentern Kavallerie, 14 Batterien Artillerie und 3 Compagnien Pionieren. In Edinburg ist für den 12. Januar eine nationale Kundgebung zu Gunsten der Gewährung von „Home⸗ Rule“ für Schottland in Vorbereitung.

tem Reiterstandbilde des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand

irma liegt folgende „Reuter'sche“

Mandalay, 29. November. Penere a Shan⸗Lande zurückgekehrt, wo er herzlich empfang a große Häuptling Thibo Thanbwa und andere sann r Briefe. Es sind militärische Posten gebildet worden d frms karawanen sind im Entsteben. Der Brigade⸗Gene auch ging nach Pukong ab, um die Insurgenten aufzufuch 4 rt ein Detachement des 16. Madras⸗Infanterie⸗Regimente“ welche auf nach YVemethen unterwegs war, feuerten, wobei der kommandi während Lieutenant Greenwood, getödtet wurde Die nach den Rub 8 ende Nfin

entsandte britische Expedition zählt 1100 en darunter zwei Gardners, begleitet sind. In I“ bis jetzt nicht gestört worden eis kommt in beträchtlich die Ruhr⸗ titäten aus Rangun an, aber zur Linderung der Noth en Quan⸗ Bevölkerung bedarf es weiterer Nothbauten. Währeni ter der Sir Frederick Roberts die Pläne des Generals Wht Genenl Konzentrirung der Truppen an wichtigen Stationen und die äfür 8 haltung eines Systems beständiger Patrouillen in Binnenhüf ufrech empfiehlt er die Anstellung weiterer Civilisten, eine Ne bili Patrouillendampfer und die Verstärkung der Polizeimacht a b. auch für unverzügliche Beschaffung von Arbeit für die beschäftigt it losen 8 3 Eisenbahn. päftigungs⸗ us der Kapstadt wird dem „Reuter' 8 . telegraphirt „euter schen Burea apstadt, 10. November. Eingeboren auf kolonialem Terrain und 4 englische Meilen . en haben durch Detachements von den beritkan

geges hazngen. GF“

ap⸗Schützen verstärkt, aber eine Vorwärtsbewegu ig⸗ stattgefunden. Das Ultimatum, welches die 8 hat noch g Umquikela sandte, verlangt Genu gthuung für die ng des Xesibe⸗Landes, Bürgschaften für die Zukunft, und eine En schädigung in Vieh. Den neuesten Nachrichten aus Pondol 8 zufolge hat Umquikela seinen Entschluß kundgegeben 185n kämpfen, sondern Pondoland der Reichsregierung zu überantworten.

Frankreich. Paris, 1. Dezember. (W. T. der Deputirtenkammer tadelte Keller 8 v.h 8 Kommission und der Regierung an der Truppenbesol⸗ dung vorgeschlagenen Ers parnisse. Der Redner verglich die Schwäche des französischen Effektivstandes mit dem Deutschlands und schlug vor, den ursprünglichen Kredit wieder herzustellen. Der Kriegs⸗Minister Boulanger erwiderte: man müsse Denjenigen, die im Deutschen Reichs⸗ tage eine Vermehrung des Effektivstandes verlangt haben, es überlassen, sich der Argumente zu bedienen, welche aus einet Vergleichung des französischen und des deutschen Effektivstandes gezogen würden. Die beantragte Reduktion entspreche den Beurlaubungen, die zu einer Zeit ertheilt würden, wo dies ohne Inkonvenienzen geschehen könne. Der Antrag Keller wurde schließlich mit 539 gegen 2 Stimmen abgelehnt. Nach einem Telegramm des „Temps“ aus Hanoi wird die Umgegend von Haining an der hhinesischen Grenze neuerdings durch das Auftreten von Piraten beun⸗ ruhigt. Der die Abgrenzungs⸗Kommission begleitende Civil⸗Agent wurde, als er sich zu der äußersten Grenze be⸗ geben wollte, von einer chinesischen Bande gefangen genommen und soll getödtet worden sein. Der unter dem Befehl des Lieutenants Mac Mahon stehende Militärposten in Hakoi hat einen Angriff der Piraten zurückgeschlagen. Der zu dem französischen Geschwader in den chinesischen Gewässern gehörige Kreuzer „Clocheterie“ hat den Befehl erhalten, sich zur Ver fügung der Abgrenzungs⸗Kommission zu stellen.

2. Dezember. (W. T. B.) Der Minister⸗Präsident de Freyeinet theilte im heutigen Ministerrath mit: nach Depeschen aus Hanoi sei an der Grenze in der Nihe von Hakoi ein der Abgrenzungskommission beigegebener Dolmetscher mit seinem Sekretär und 5 Chasseurs von Piraten niedergemacht worden.

Türkei. Konstantinopel, 29. November. (R. B) Zufolge des wiederholt ausgesprochenen Wunsches des öku⸗ menischen Patriarchen, seines Amts enthoben zu werden, haben die Laien⸗ und Kirchenräthe beschlossen, sein Entlas⸗ sungsgesuch anzunehmen und Monsignore John, den Metropoliten von Cäsarea, einstimmig zum Stellvertreter ge⸗ wählt bis zur Wahl des neuen Patriarchen, die 40 Tage nach der Veröffentlichung des diese Entscheidung genehmigenden Kaiserlichen Irades stattfinden wird.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 2. De⸗ zember. (W. T. B.) General von Kaulbars, welcher gestern hier eingetroffen ist, begab sich im Laufe des Nach⸗ mittags nach Gatschina.

1 Invasion

Zeitungsstimmen.

In dem „Bromberger Tageblatt“ lesen wir:

Urtheile des Auslandes über deutsche Eisenbahn⸗ einrichtungen: Bekanntlich haben vor Kurzem einige der industriellen Vertreter, welche Seitens der Schweizer Regierung zur Theilnahme an den Berathungen über die Verlängerung des deutsch⸗schweizerischen Handels⸗ vertrages nach Berlin entsandt waren, diese Gelegenheit dazu benütt, sich über die deutsche sozialpolitische Gesetzgebung näher zu unter⸗ richten. Wie sie mit dem Reichs⸗Versicherungsamt konferirten, so haben sie auch eins der größeren berufsgenossenschaftlichen Bureaux besichtigt und die ganze Organisation eingehend studirt. Es haben somit nach⸗ gerade fast alle europäischen Staaten sich veranlaßt gesehen, von den h8 Deutschland zu Gunsten der Arbeiter getroffenen sozialpolitischen Maßnahmen nähere Kenntniß zu nehmen. Wie somit das Ausland unserer Gesetzgebung und Verwaltung, unseren Leistungen auf in⸗ dustriellem und handelspolitischem Gebiete seine Aufmerksamkeit zu⸗ wendet, so finden auch unsere Eisenbahneinrichtungen bei demselben immer mehr Beachtung und wie wir hinzufügen können, eine be häufig größere und unbefangenere Anerkennung, als vielfach 8 unsern eigenen Landsleuten. Zwei Zeugnisse darüber aus denjene, Ländern, welche heut allein noch auf dem Boden des Privatba 1. systems stehen, also grundsätzlich zu den Gegnern derjenigen 68 wickelung gehören, welche das Eisenbahnwesen glücklicher Weise bei uns genommen hat, werden unsern Lesern von besonderem Interesse sein, Die letzte Nummer der in London erscheinenden „Railway News⸗ macht die auf preußischen Universitäten gehaltenen Vorlesungen über Eisenbahnwesen zum Gegenstand einer Erörterung, und bemerkt da „Es würde gar kein so übler Gedanke sein, etwas diesen Vorlesungen Aehnliches wenigstens in London einzurichten, wenn dies nicht zwe⸗ mäßiger Weise auch in anderen größeren Städten geschehen kann. 1 „Die „New⸗Yorker Railroad Gazette“ vom 5. November enthält einen längeren Auszug aus einem, vor einiger Zeit in dem Archid für Eisenbahnwesen (herausgegeben im Ministerkum der öffentlichen Arbeiten) veröffentlichten Aufsatze über „die neueren Einrichtungen zur Erhöhung der Sicherheit des Eisenbahnbetriebs“. Am Schlusse des Auszugs äußert sich das amerikanische Blatt über die deutschen Bahnen u. A. wie folgt: „Was die Bequemlichkeit der Stationseinrichtungen die Aufmerksamkeit der Beamten und die Unterweisung des Publikum betrifft, so lassen die deutschen Eisenbahnen kaum Etwas zu wünschen übrig. In der Gepäckbeförderung sind die deutschen Eisenbahnen den englischen weit überlegen. Ebenso sind sie uns Amerikanern weit überlegen in

Die Admiralität hat bescfassen⸗ in Portsmouth drei neue Stahlkreuzer bauen zu lassen.

der Höflichkeit der Beamten, der Aufmerksamkeit gegen Reisende,

1 Unfallversicherung der Seeleute,

Seeleute herbeizuführen; sie

gemeinden

n sie in dieser Beziehung auch vielleicht den englischen ein klein en.“ 8 1 Sehaen Eisenbahnkursbücher sind die besten der Welt; von unsern Heeeehtuen in mehr als einer Be⸗ 8 macht werden.“ Fehung nachgemiche keftzapparaten und ihrer allgemeinen Verbreitung zK vielleicht jetzt noch die englischen Bahnen die erste Stelle in nehmget ein. Wir Amerikaner aber stehen hinter den Deutschen in 2 acher Beziehung zurück, und sind ihnen nur noch in Bremseinrich⸗ überlegen.“ . —Der FetiohetZeitung“ wird aus Lübeck, u. d. ember, geschrieben: 50 eee TeN qams hier im Odeum eine Versammlung der Seeleute, Hafen⸗ und Lastadie⸗Arbeiter statt, die das seltsame Schau⸗ e darbot, daß ein sozialdemokratischer Führer nicht warm genug spie Regierungsvorlage empfehlen konnte. Dieser Führer war 27 bisher immer als Reichstagskandidat aufgestellte Schiffs⸗ 82 Theodor Schwartz, der z. Z. eine Speisewirthschaft hier s t. Zum Schluß seiner Ausführungen, in denen er sich iit Schärfste gegen die Handelskammern erklärte, welche die ezierungsvorlage theilweise als unbrauchbar und sogar als haͤdlich zurückgewiesen hätten, unterbreitete er der Versammlung fol⸗ nde Resolution: „Gegenüber den von den 11““ fommern nautischen Vereinen und Versammlungen der Rheder ge⸗ v ng Kesolutionen, daß der Regierungsentwurf, betreffend die faß vich seigemäß nfei. weil die jsti frhebung über die Lage des maritimen Betriebes Feüftsc . 8. 5 ferner, wie es in einem Bericht heiße, 88** Entwurf nur dazu dienen könne, Unzufriedenheit in die bisher zufriedenen Kreise der Seeleute zu bringen“, weil ferner gesagt wird, daß Seitens der Seeleute noch keine Stimme laut geworden sej welche eine staatliche Einmischung in die Angelegenheiten der See⸗ leute verlange, erklärt die heute im Odeum tagende Versam mlung der Seeleute, daß sie den Entwurf der Regierung mit Freuden begrüßt, da sie darin den ersten Schritt erblickt, eine Besserung der Lage der erklärt ferner, daß für die Kaiserlich deutsche Marine der Entwurf von weitgehender Bedeutung ist und erwartet, daß in allen Hafenstädten Deut chlands diese Resolution be⸗ sprochen und zur Annahme gelangen wird.“

Der „Berliner Börsen⸗Zeitung“ wird berichtet: Einen erheblichen Aufschwung hat im Verlaufe dieses Jahres

die Fabrikation wollener Phantasiewaaren genommen, deren Haupt⸗

produktionsstätten in Berlin, dann in Thüringen und in Schlesien sind. Diese Branche wird bald zu den hervorragenden deutschen Exportindustrien zu zählen sein. Die Beschäftigung in diesem Jahre war fast durchgehends eine gute, Aufträge, besonders vom Ausland, gingen zu bestimmten Zeiten sehr zahlreich ein. Die verschiedenen Artikel dieser Industrie gehören mit zu denjenigen Erzeugnissen, welche im Auslande einen gewissen Ruf genießen, wenn sie den Stempel der Berliner resp. deutschen Abkunft tragen. Man bevorzugt sie im Auslande in Mitbewerb mit den Erzeugnissen anderer Staaten (es kommen hauptsächlich englische und französische Erzeugnisse in Betracht) wegen ihrer Preiswürdigkeit und wegen ihrer angemessenen Ausstattung. Unsere Fabrikation hat sich hauptsächlich auf Befriedigung des Massenkonsums eingerichtet, des⸗ balb ist auch die Produktion eine sehr große. England und Britisch⸗ Amerika zeigen sich besonders aufnahmefähig für die Produktion dieser Industrie und nach beiden Ländern hat sich in diesem Jahr ein ganz vorzügliches Geschäft entfaltet. Die Ausfuhr nach Süd⸗ Amerika, welche seit einigen Jahren sich im Rückgange be⸗ fand, hat durch die Anwesenheit verschiedener Käufer aus Brasilien und aus den La Plata⸗Staaten, welche in den letten Wochen den hiesigen Markt begingen, an Lebhaftigkeit gewonnen. Außerdem erweisen sich noch Spanien, Portugal Italien, Holland, Schweden, Dänemark als recht aufnahmefähig, wenn auch in einzelnen dieser Länder das Geschäft nicht mehr so erfolgreich ist wie in früheren Jahren; bemerkenswerth sind ferner noch die Verbindungen, welche von diesem Industriezweig mit Australien theils direkt, theils über London unterhalten werden Am meisten gesucht wurden hübsch aussehende Gegenstände, die allerdings von leichtem wohlfeilen Material, zu erstaunlich billigen Preisen eliefert werden; in diesen Genres werden quantitativ die größten Uncgütze erzielt, außerdem sind die auf Rascheln und Kettenmaschinen hergestellten Gegenstände immer noch gesucht, Artikel aus Wolle mit Seide verziert, selbst ganz seidene Tücher haben lebhaften Absatz zu verzeichnen, auch der sogenannte Schneehüllenstoff wird sehr viel gekauft.

Statistische Nachrichten.

Die auf Grund des Bundesraths⸗Beschlusses vom 24. Juni 188l erhobene Statistik der öffentlichen Armen⸗ pflege in Baden für das Jahr 1885 erstreckte sich einmal auf die Zahl der unterstützten Personen, die Art der Unterstützung und die Ursachen der Unterstützungsbedürftigkeit, sodann auf die Aus⸗

Fera zu Zwecken der Armenpflege, das Erstattungswesen und die rmenstreitsachen. Die hauptsächlichsten Ergebnisse dieser Er⸗ ebung sind, nach der „Karlsruher Ztg.“, folgende: Im Jahre

1885 wurden im Großherzogthum Baden 37 753 Familien⸗

vorstecnde und einzelne Personen nebst 27 939 Angehörigen, zusammen 65 692 Personen, Seitens oder durch die Ver⸗ mittelung der 1605 Ortsarmenverbände, 1755 bezw. 979, zusammen

2734 Personen, Seitens oder durch Vermittelung der Landarmenver⸗

bände, und endlich 70 bezw. 10, zusammen 80 Personen, Seitens des

Staats unmittelbar im Wege der öffentlichen Armenpflege unterstützt.

se Gesam mtzahl der ÜUnterstützten betrug hiernach 68 506 oder

428 % der vorläufig festgestellten Volkszahl vom 1. Dezember 1885,

vährend das entsprechende Verhältniß für Preußen 3,68 %, für chsen 2,79 %, für Braunschweig 3,9 % war. In den Stadt⸗ nden wurden an Ortsarmen 17 626 selbstunterstützt,

5 045 mitunterstützt, zusammen 31 671, in Landgeme inden

20 127 selbst⸗, 13,894 mitunterstützt, zusammen 34 021 Unter⸗

fütte in den Stadtgemeinden 6,03, in den Landgemeinden lb o der Bevölkerung. Was die Art der Unterstützung betrifft, lacwurden von den Ortsarmenverbänden 8885 Selbst⸗ und

9 2 Mitunterstützte, zusammen 10 687 Personen (16,27 % der Orts⸗

Enen) in einer Anstalt oder in geschlossener Pflege und 28 868

89 19 und 26 137 Mitunterstützte, zusammen 55 005 Personen 1178 70), in ihrer eigenen oder einer fremden Wohnung oder in ln Pflege unterstützt. Die Städte waren bei der Anstaltspflege et 20,65, die Landgemeinden mit 12,19 % betheiligt. Von 9 en der Landarmenverbände wurde an 971 Selbst⸗ pfle 9 Mitunterstützt, zusammen an 980 Personen, Anstalts⸗

. an 784 Selbst⸗ und 970 Mitnunterstützte, zusammen Uengsersonen, offene Armenpflege gewährt, von Seiten des Staates ehen 35 Selbstunterstützte Anstalts⸗ und 35 Selbst⸗ und 10 Mit⸗ noffe ützte, zusammen 45 Personen, offene Armenpflege. Somit ge⸗

156 80, m, Ganzen 11 702 Unterstützte (17,09 %) Anstalts⸗ und Fffentli (82,91 %) offene Armenpflege. Was die Kosten der Meatlichen Armenpflege betrifft, so wurden im Jahre 1885 Seitens aus urch Vermittelung der Ortsarmenverbände 3115 752 ver⸗

18 jervon entfielen auf Baarunterstützungen 1 264 716 ℳ, auf er An unterstützungen 477 713 und auf sonstige ordentliche Ausgaben zutarmenpflege 1 328 543 Auf außerordentliche Ausgaben (Neu⸗ mit Fdunh dergl.) entfielen 44 750 Die Städte waren hierbei oder 40 28 oder 59,3 %, die Landgemeinden mit 1 265 184 trugen o betheiligt. Bei den Landarmenverbänden be⸗ 168,899 die ordentlichen Ausgaben an öö in Baar die 48 ℳ, in Naturalien 61 214 ℳ, an sonstigen Kosten 114 550 ℳ, gaben nherordentlichen Ausgaben 167 242 ℳ, die gesammten Aus⸗

*n498 915 ℳ; der Staat gab in baarem Geld

Gee inh. Naturalien 9651 ℳ, zusammen 17 757 omit beziffern sich die Gesammtausgaben für die

öffentliche Armenpflege in Baden im Jahre 1885 auf 3632 424 ℳ, was auf den Kopf der Bevölkerung im Durchschnitt 2,28 (in Preußen 1,94, in Sachsen 1,75, in Braunschweig 1,45), auf den einzelnen Unterstützten im Durchschnitt 53,02 (in Preußen 57,55, in Sachsen 63,14, in Braunschweig 38,56) ausmacht. Von diesen Ausgaben kommen auf die fünf größten Städte 777 491 oder 21,3 % und zwar auf Karlsruhe 178 677 ℳ, Mannheim 197 259 ℳ, Freiburg 212 240 ℳ, Heidelberg 114 115 und Pforzheim 75 200 In Betreff der Armenstreitsachen wurden Seitens der Ortsarmenverbände 150 Klagen wegen eines gesammten Streitbetrags von 31 971 er⸗ hoben, davon 77 gegen andere Ortsverbände, 29 gegen Landarmen⸗ verbände, 44 gegen andere Parteien; die Landarmenverbände erhoben nur 4 Klagen (gegen andere Landarmenverbände keine, gegen Orts⸗ armenverbände 2, gegen andere Parteien 2), wegen eines gesammten Etreitgegenstandes von 3430 8

Aus dem Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeinde⸗Angelegenheiten der Stadt Magdeburg für die Zeit vom 1. April 1885 bis 31. März 1886 heben wir Folgendes hervor. Das wichtigste Ereigniß ist die mit dem 1. April 1886 zur Ausführung gekommene Vereinigung der beiden Kommunen Altstadt und Neustadt Magdeburg. Die Stadt Neustadt zählte zuletzt 1425 Wohnhäuser und 42 sonstige Wohn⸗ stätten. Die Bevölkerungszahl betrug am 1. Dezember 1885 29032 Seelen, wovon 26 801 der evangelischen Kirche, 1809 der römisch⸗katholischen und 217 anderen christlichen Religionsbekenntnissen angehörten; 115 waren Dissidenten und 90 Jsraeliten. Durch Ueber⸗ schuß der Geburten über die Sterbefälle und der Zugezogenen über die Abgezogenen trat bis zum 31. März 1886 noch eine Vermehrung von 110 Köpfen ein. Für den alten Gemeindebezirk Magdeburg ergab die Volkszählung eine Bevölkerung von 114 298 Personen, welche durch Ueberschuß der Geborenen über die Gestorbenen um 480 und durch Mehrzuzug um 1653 Köpfe stieg, so daß die Altstadt am 31. März 116 429 Einwohner hatte. Das laufende Etatsjahr 1886/87 hat für den jetzigen vereinigten Gemeindebezirk mithin mit einer Bevölkerung von 145 571 Seelen begonnen. Schon während der Verhandlungen über die Einverleibung der Neustadt war im Magistratskollegium de Gedanke angeregt worden, mit der Annexion Buckau's, welche, nachdem Sudenburg und Neustadt in die Altstadt aufgegangen sind, zu einer Natur⸗ nothwendigkeit wurde, nicht mehr lange zu säumen. Diese Idee fand in Buckau Anklang. Die Verhandlungen mit den Deputirten Buckau's begannen im Anfang dieses Jahres und im März 1886 gelang es der gemischten Kommission eine vorläufige Vereinbarung über einen Ein⸗ verleibungsvertrag herbeizuführen, welcher die Ausführung der Ver⸗ einigung Buckau's mit Magdeburg zum 1. April 1887 in Aussicht nimmt. Da Buckau am 1. Dezember 1885 16 050 Einwohner besaß, so wird Magdeburg voraussichtlich im Jahre 1887 mit einer Be⸗ völkerung von rund 167 000 Köpfen unter den preußischen Städten die dritte, unter den deutschen Großstädten die siebente Stelle ein⸗ nehmen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Professor Hermann Spielberg, Lehrer an der Technischen Hochschule und der Kunstschule, ist vorgestern in Charlottenburg ver⸗ storben.

Im Verlage von Duncker & Humblot in Leipzig erschien ein Buch, betitelt: „Der erweiterte Militärstaat in seiner sozialen Bedeutung“ von Gustav Tuch. Der Verfasser giebt zu Beginn seiner umfangreichen Untersuchungen und Beobachtungen einen Ueberblick über die gegenwärtige soziale Bewegung und legt dieselbe nach der Art ihrer verschiedenen Formen und Strömungen dar. Er gelangt zu folgendem Resultat: es ständen auf der einen Seite eine ganze Reihe von internationalen, antinationalen und negirenden Kampfgenossen, auf der anderen Seite wirkten die Re⸗ gierungen unverzagt und unentwegt für des Vaterlandes Macht und Wohl, worin sie bald von dieser, bald von jener Partei unterstützt würden. Noch aber sei kein Banner erhoben, vor dem die inter⸗ nationale Gegnerschaft, die demokratische Verneinung, die revolutionäre Propaganda und die trübselige Parteiverhetzung gern oder ungern würden weichen müssten. Der Verfasser ist nun der Ansicht, daß der national⸗soziale Gedanke, um den Alle sich schaaren sollten, kein an⸗ derer zu sein vermöge, als die Verwirklichung und Vervollkommnung des Deutschen Militärstaats und der sich daraus ergebenden sozialen und wirthschaftlichen Bedingungen. Diesem Gedanken, seiner Bedeu⸗ tung und der Art seiner Ausführung, der Beseitigung der Vorurtheile, welche dagegen bestehen, ist das Buch gewidmet. Als grundlegende Forderungen für die Verwirklichung der vom Verfasser geplanten und des Weiteren ausgeführten Friedens⸗ und Sozialmission verlangt der Verfasser, daß das deutsche Heer statt ein Prozent der Bevölkerung die gesammte Jugend des dienstpflichtigen Alteg⸗ umfassen solle. Die Deckung der Kosten, welche der erhöhte Militär⸗Etat fordere, müsse durch solche Steuern herbeigeführt werden, welche einerseits der bisher unbe⸗ steuerten, mit der menschlichen konkurrirenden, sie ersetzenden, ja ausschlie⸗

enden Arbeitskraft, andrerseits dem Luxuskonsum auferlegt werden. Die Armee werde die Aufgabe erhalten müssen: das Verständniß der politischen Institutionen des Deutschen Reichs und der Einzelstaaten zu vermit⸗ teln und zu wecken, ohne jedoch der e bestimmter politischer G dabei Vorschub leisten zu dürfen. Der vorhergegangene ienst in der Armee solle zur Anstellung im Civildienst bevorzugen, auch bei der Uebernahme von öffentlichen Arbeiten, sowie bei einer kräftigst herbeizuführenden Förderung der landwirthschaftlichen Inter⸗ essen in Betracht kommen. Die Agrargesetzgebung werde sich nicht nur mit einem großen System der Kolonisirung im Innern, das in seinen Anfängen durch die Maßnahmen von Seiten Preußens für mehrere seiner östlichen Provinzen ange⸗ bahnt worden, nicht nur mit gründlicher Regelung der bäuerlichen Erbverhältnisse u. s. w. zu befassen haben. Die Inanspruchnahme der gesammten Jugend für das Reich erheische außerdem noch liche Fürsorge für die Ermöglichung landwirthschaftlichen Großgrund⸗ betriebes durch die korporativ bezw. gemeindlich organisirten Klein⸗ besitzer, durch Beaufsichtigung und Beistand (mittels Bürgschaft u. s. w.) behufs erleichterter Beschaffung landwirthschaftlicher Maschinen von Seiten der Gemeinden, und bis zu deren Herbeischaffung durch die nach gesetzmäßiger Beurtheilung der Einzelfälle zu gewährende Darleihung geschlossener militärischer Körper an die Gemeinden während der Erntezeit u s w. Die von den verschiedensten Gesichtspunkten aus erwogenen Gründe sprechen nach Ansicht des Verfassers für die allgemein durchzuführende Kasernirung des gesammten Heeres Die Armee muß der Aufgabe gewidmet werden, fachgewerbliche Kenntnisse zu verbreiten, sowie den Kunstsinn in verschiedenartiger Weise zu beleben. Sie soll den Bildungsbedürfnissen der Mannschast gerecht werden. Zur Erweckung der Herzensgüte soll sie sich des Mittels der Religion bedienen. Die Aus⸗ bildung der männlichen Jugend, welche in der Armee in bürger⸗ licher und sozialer Beziehung eine Fortsetzung der Schule finden soll, würde eine einseitige Maßnahme sein, wenn ihr nicht eine Hebung der weiblichen Jugend parallel liefe. Auch auf dieses Gebiet, auf die Fürsorge für die Verhältnisse des weiblichen Theils der Bevölkerung müsse sich die Reichsgesetzgebung in umfassender Weise erstrecken. Die Begründung der hier aufgestellten Forderungen und ihre weiteren Ausführungen bilden den Inhalt der folgenden Erörterungen und dürften in weiteren Kreisen aufmerksame Leser finden.

Der juristische Verlag von J. Guttentag, (D. Collin) in Berlin und Leipzig hat soeben in der beliebten handlichen Ausgabe der „Guttentag'schen Sammlung Deutscher Reichsgesetz⸗ gebung und Preußischer Gesetze, Text⸗Ausgaben mit An⸗ merkungen“ nachstehende neue Auflagen und Ausgaben veröffentlicht:

Verfassung des Deutschen Reichs von Dr. L. v. Rönne. Fünfte vermehrte Auflage. Taschenformat; kartonnirt. Preis 1 ℳ.

Auch diese neue Auflage enthält in der Einleitung die gedrängte Darstellung der Entstehungsgeschichte des Reichsgrundgesetzes. u jedem Artikel der Verfassung sind die darauf gegründeten, bis jetzt ergangenen Bundes⸗ beziehungsweise Reichsgesetze und die auf dieselben bezüglichen Ausführungserlasse in systematischer Anreihung an die Be⸗ stimmungen der Verfassung angegeben. Insbesondere haben auch die

das Reichsland Elsaß⸗Lothringen betreffende Gesetzgebung, sowie die

Verträge und Militär⸗Konventionen mit den süddeutschen Staaten vollständige Berücksichtigung gefunden. Das kleine vortreffliche Büch⸗ lein sollte im Besitz eines jeden Staatsbürgers sein. 4 Allgemeines Deutsches Handelsgesetzbuch nebst Ein⸗ führungs⸗ und Ergänzungsgesetzen unter Ausschluß des Seerechts. Text⸗Ausgabe mit Anmerkungen, den von dem Reichsgericht und dem früheren Reichs⸗Ober⸗Handelsgericht angenommenen Rechtsgrundsätzen und Sachregister. Herausgegeben von F. Litthauer, Rechtsanwalt am Ober -Landesgericht in Posen und Notar. Sechste Auflage. Taschen⸗ format; kartonnirt. Preis 2

Die Deutsche Post⸗ und Telegraphengesetzgebung nebst dem Weltpostvertrag und dem internationalen Telegraphenvertrag. Textausgabe mit Anmerkungen und Sach⸗ register von Dr. P. D. Fischer, Direktor im Reichspostamt. Dritte vermehrte Auflage, Taschenformat; kartonnirt. Preis 2 50 ₰. Das Reichsbeamtengesetz vom 31. März 1873 mit den zur Abänderung und Ergänzung desselben erlassenen Gesetzen und Ver⸗ ordnungen. Nebst einer Zusammenstellung der besonderen Vorschriften für einzelne Beamtenklassen. Textausgabe mit Anmerkungen und Sachregister. Zweite Auflage. Bearbeitet von W. Turnau, Reichs⸗ gerichts⸗Rath. Taschenformat; kartonnirt. Preis 2 40 ₰. Das Buch hat folgenden Inhalt der Anlagen: I. Wittwen⸗ und Watfenaen, II. Besteuerung, III. Wohnungsgeldzuschüsse, IV. Tagegelder, Fuhrkosten und Umzugskosten, V. Kautionen, VI. Urlaub und Stellvertretung, VII. Disziplinarbehörden, VIII. Anstellung der Reichsbeamten, IX. Be⸗ sondere Rechtsverhältnisse einzelner Beamtenklassen. Das Buch ist bis auf die neueste Zeit fortgesetzt. Ueber die noch vielfach verkannte recht⸗ liche Stellung der Beamten in privatrechtlicher und publizistischer Hinsicht giebt dasselbe genügende Auskunft. 8 1

Reichsgesetz, ecreffend diekommanditgesellschaften

auf Aktien und die Aktiengesellschaften vom 18. Juli 1884 Textausgabe mit Anmerkungen und Sachregister von Hugo Keyßner, Kammergerichts⸗Rath, und Dr. H. Veit Simon, Rechtsanwalt bei Landgericht I. Berlin. Zweite Auflage, Taschenformat; kartonnirt. Preis 1 ℳ. Die Verfassungsurkundefür den Preußischen Staat vom 31. Januar 1850 nebst Ergänzungs⸗ und Ausführungsgesetzen. Mit Einleitung, Anmerkungen und Sachregister von Dr. Adolf Arndt, Ober⸗Bergrath und Dozent an der Universität Halle. Taschenformat; kartonnirt. Preis 1 60 ₰. Seit der Ausgabe der von Rönne'schen Bearbeitung dieses wichtigen taatscheaeee ist eine lange Reihe von Jahren verflossen. Welche Fluth von Gesetzen ist seitdem zur Ausführung und Ergänzung dieser Verfassung ergangen und wie emsig haben Wissenschaft und Judikatur an der Auslegung dieser Fundamental⸗ bestimmungen gearbeitet?! Dies alles ist in diesem kleinen handlichen Buche in-möglichster Kürze und ohne der Deutlichkeit zu schaden zusammengefaßt und giebt dem Leser ein klares Bild von dem heutigen Zustande unseres konstitutionellen Staatslebens. Außer der Einleitung (Entstehung und Charakter der preußischen Verfassungsurkunde, Ver⸗ hältniß Preußens zum Deutschen Reiche) und außer der Verfassungs⸗ urkunde selbst enthält das Büchlein auch noch einen werthvollen Anhang von Gesetzen. Den Schluß bildet ein gutes Nachschlageregister.

Die Vormundschaftsordnung vom 5. Juli 1875, das Gesetz, betreffend die Geschäftsfähigkeit Minderjähriger und die Auf⸗ hebung der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand wegen Minder⸗ jährigkeit vom 12. Juli 1875, und das Gesetz, betreffend die Unter⸗ bringung verwahrloster Kinder vom 13. März 1878 nebst den dazu erlassenen Nebengesetzen und allgemeinen Verfügungen. Von Max Schultzenstein, Landrichter. Text⸗Ausgabe mit Erläuterungen und Sachregister. Taschenformat; kartonnirt. Preis 1 20 ₰. Der durch die Herausgabe des Dernburg'schen Kommentars zur Vormundschafts⸗ ordnung rühmlichst bekannte Verfasser hat es hier unternommen, in einem kleinen handlichen Werkchen den Mitgliedern der Familien⸗ und den Waisenräthen, sowie den Vormündern, Pflegern und Gegenvor⸗ mündern die Erfüllung ihrer Obliegenheiten zu erleichtern. Die zu dem Texte der abgedruckten Gesetze gegebenen Erläuterungen sind auf das Nothwendigste beschränkt und knapp seal en, andererseits aber doch auf alles Nothwendige ausgedehnt, insbesondere so gefaßt, daß sie zu leichtem Verständniß des Gesetzes führen. Letzteres gilt in gleichem Maße von der behufs besserer und schnellerer Gewinnung eines Ueber⸗ blicks gegebenen Einleitung. Die Entscheidungen des Kemmeh. als obersten Beschwerdegerichts für Preußen, sowie die des Reichs⸗ gerichts und des Oberverwaltungsgerichts sind, da für die Praxis von maßgebender Bedeutung, vollständig mitgetheilt. Das Werkchen erfüllt vollkommen, was es beabsichtigt. 1

Die Guttentag'sche Sammlung Deutscher Reichsgesetze und Preußischer Gesetze, hat jetzt die stattliche Zahl von 27 resp. 8. Bändchen erreicht. Korrektheit des Textes, Sorgfalt der typographischen Herstellung, handliches Format und ein billiger Preis zeichnen die Guttentag'sche Sammlung vortheilhaft aus. 1 Die am 4. d. M. in Leipzig und Berlin erscheinende Nr. 2266 der Illustrirten Zeitung enthält folgende Abbildungen: Aus der Jubiläums⸗Kunstausstellung zu Berlin: Die Erwartung der Seele. Aquarellgemälde von Karl Gehrts. Die Einweihung der neuen Hafenbauten zu Wilhelmshafen am 13. November. Original⸗ Zeichnung von unserem Spezialzeichner Robert Geißler. General Boulanger, französischer Kriegs⸗Minister. Nach einer Photographie von Pierre⸗Petit in Paris. Berliner Bilder: Asphalt legende Neger in der Landsberger Straße. Original⸗Zeichnung von Ernst Hosang. Zum 100 jährigen Gedenktag des Bestehens der König⸗ lichen Hoftheater zu Berlin. 53 Abbildungen. Gezeichnet von F. Waibler. (Zweiseitig.) 1—47 Porträts der Inten⸗ danten und Künstler. I—VI die Königlichen Hoftheater. Der Großmutter Liebling. Nach einem Gemälde von Georg Jako⸗ bides. Hartel u. Neckelmann's preisgekrönter Entwurf für das neue Landesausschußgebäude in Straßburg im Elsaß. Die neuen Offiziers⸗Uniformen der französischen Infanterie, des Genie⸗Corps, der Artillerie und des Trains. Passage mit Hindernissen. Original⸗ zeichnung von A Wanjura. Unbekanntes Stadtsiegel. Poly⸗ technische Mittheilungen: Paul v. Janko's Patentklaviatur. 4 Figuren. Die Hausbank von Holscher. Die Schulbank von Holscher. Selbstschließende Couverts für Drucksachensendungen. 2 Figuren. Hauck's Regulator⸗Hosenhalter 2 Figuren.

Gewerbe und Handel.

Der Cours für die hier zahlbaren Oesterreichischen Silber⸗Coupons ist auf 161,50 für 100 Fl. österr. Silber herabgesetzt worden. 2 .— der gestrigen außerordentlichen Generalversammlung der Berliner Maschinenbau⸗Actien⸗Gesellschaft vormals L. Schwartzkopff wurde der Antrag des Aufsichtsraths, dem §. 2 des Statuts den Zusatz zu geben: „Die Gesellschaft ist auch befugt, sich bei anderen industriellen Unternehmungen, deren Geschäftsbetrieb zu den vorgedachten Zwecken in Beziehung steht, mit Kapital zu be⸗ theiligen“, einstimmig per Akklamation angenommen.

Die Direktion der Union, Allgemeine Hautsccht Hagel⸗ versicherungs⸗Gesellschaft in Weimar hat beschlossen, der Generalversammlung vorzuschlagen, daß von dem Geschäftsgewinn pro 1886 von 560 000 an Zins und Dividende 150 570 = 10 % unter die Aktionäre zu vertheilen und der Rest in die Reserve zu legen sei.

d len on, 1. Dezember. (W. T. B.) Wollauktion. Tendenz besser, Preise unverändert. 8 b

Washington, 1. Dezember. (W. T. B.) Die Staats⸗ schuld der Vereinigten Staaten hat im Monat November um 3 005 247 Doll. abgenommen; im Staatsschatze befanden sich ult. November 439 023 740 Doll.

Submissionen im Auslande.

Serbien. 22. März 1887. Belgrad. Stadtverwaltung. Versorgung der

Stadt mit Trinkwasser, Kanalisation und Straßenbeleuchtung. Näheres an Ort und Stelle.