1886 / 304 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 27 Dec 1886 18:00:01 GMT) scan diff

einen dieser Druckschrift gemäß §. 11 des gedachten Seitens der E Landes⸗Polizeibehörde ver⸗ boten worden c. München, den 18. Dezember 1886. 8 * Königliche Regierung von Oberbayern, Kammer des Innern. von Pfeufer.

Personalveränderungen.

8 Königlich Preußische Armee.

rnennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Berlin, 18. Dezember. Frhr. v. Reischach, Königl. württemberg. Major und Flü el⸗Adjutant, bisher à la suite des sllan. Regts. Nr. 19, von seinem ommando zur Dienstleist. als etatsmäß. Stabsoffizier bei dem Kür. Regt. Nr. 1 entbunden. v. Rundstedt, Major aggreg. dem Kür. Regt. Nr. 6, als etatsmäß. Stabsoffizier in das Kür. Regt. Nr. 1 einrangirt. des Barres, Pr. Lt. à la suite des Gren. Regts. Nr. 11, unter Entbindung von dem Kommando als Adjutant bei der 12. Inf. Brig., zunächst auf drei Monate zur Dienstleist. bei dem Kriegs⸗Ministerium, Frhr. v. Stein zu Nord⸗ u. Ostheim I., Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 32, unter Stellung à la suite dieses Regts., als Adjut. zur 12. Inf. Brig. kommandirt. Eidam, Sec. Lt. von demselben Regt., zum Pr. Lt. befördert.. 1

E“

Nichtamtliches. Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 27. Dezember. Se. Majestät

der Kaiser und König nahmen heute einen längeren Vortrag des Chefs des Civilkabinets, Wirklichen Geheimen

Raths von Wilmowski, entgegen.

Am Weihnachtsheiligabend fand, wie alljährlich, die Weihnachtsbescheerung für die Königliche Familie und die Hofstaaten bei den Kaiserlichen Majestäten im Palais statt.

Am ersten Weihnachtsfeiertage war die Königliche Familie zum Gottesdienst im Königlichen Palais versammelt.

Das Familiendiner fand bei Ihren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kron⸗ prinzessin statt. 1“

Abends war bei Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin Bescheerung der Zöglinge der Kaiserin⸗ Augusta⸗Stiftung. 8

Gestern wohnte Ihre Majestät dem Gottesdienst im Dome bei.

Bei Ihren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprin⸗ zessin fand am 24. d. M., Abends 6 Uhr, die Weihnachts⸗ bescheerung statt. b 1

Um 9 Uhr begaben Sich Höchstdieselben zur Bescheerung zu Ihren Majestäten. 1

Am ersten Weihnachtsfeiertage erschienen die Kronprinz⸗ lichen Herrschaften Vormittags um 11 Uhr zum Gottesdienst im Kaiserlichen Palais. “]

Nachmittags 5 Uhr fand das Familiendiner bei Höchst⸗ denselben statt. 1u

Nachher begab Sich Se. Kaiserliche Hoheit zur Weih⸗ nachtsbescheerung für die Kaiserin⸗Augusta⸗Stiftung zu Ihrer Majestät der Kaiserin und Abends in di englüsche Oper im Kroll'schen Theater.

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Die im Reichs⸗Eisenbahnamt aufgestellte, in der Ersten Beilage veröffentlichte Uebersicht der Betriebs⸗ ergebnisse deutscher Eisenbahnen für den Monat November d. J. ergiebt für die darin aufgeführten Bahnen eine Gesammt⸗Betriebslänge von 32 812,41 km. Für die 62 Bahnen, welche auch schon im entsprechenden Monat des Vorjahres mit einer Länge von 32 627,32 km im Betriebe waren und zur Vergleichung gezogen werden konnten, er⸗ geben sich nachstehende Daten: Eröffnet wurden am 1. No⸗ vember d. J. die Strecken Jablonowo-— Straßburg 23,30 km und Zuckau—Karthaus 11,86 km (Königliche Eisenbahn⸗ Direktion Bromberg), Altenhundem—Saalhausen 8,50 km Eisenbahn⸗Direktion viseh lhe Hundsfeld —Gr.

otschen 15,69 km (Königliche Eisenbahn⸗Direktion Breslau), und Karolinenkoog Fähre 0,50 km (Westholsteinische Eisen⸗ S. am 4. November d. J. die Strecke Freudenstadt Schiltach 24,83 km (Württembergische Staats⸗Eisenbahnen) und Schiltach Wolfach 9,72 km (Badische Staats⸗Eisenbahnen). Außer Betrieb gesetzt wurden Ladegeleise nach der Wilhelms⸗ bahn und nach der Mockrau⸗Grube 0,68 km. und ein Lade⸗ geleis nach der Hohenzollern⸗Grube 0,50 km (Königliche Eisenbahn⸗ Direktion Breslau). Die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war im November d. J. auf ein Kilometer Betriebslänge bei 40 Bahnen mit zusammen 30 731,50 km

öher und bei 22 Bahnen mit zusammen 1895,82 km

(darunter 2 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) niedriger als in demselben Monat des Vorjahres. Die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war in der Zeit vom Beginn des Etatsjahres bis Ende November d. J. auf ein Kilometer Betriebslänge bei 42 Bahnen mit zusammen 26 668,31 km höher und bei 20 Bahnen mit zusammen 5959,01 km (darunter 5 Bahnen mit vermehrter Betriebs⸗

es Vorjahres. Bei den unter Staatsverwaltung stehenden Privat⸗ bahnen, ausschließlich der vom Staat für em Rechnung verwalteten Sn. betrug Ende November d. N das ge⸗ sammte konzessionirte Anlagekapital 76 49 900 (30 405 000 Stammaktien, 18 204 900 Prioritäts⸗ Stammaktien und 27 440 000 Prioritäts⸗Obligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche das Kapital bestimmt ist, 270,21 km, so daß auf je 1 km 281 447 entfallen. Bei den unter Privatverwaltung stehenden Privatbahnen betrug Ende November d. J. das ge⸗ sammte konzessionirte Anlagekapital 593 071 829 (309 016 550 Stammaktien, 84 496 150 Prioritäts⸗ Stammaktien und 199 559 129 rioritäts⸗Obligationen), und die Länge derjenigen Strecken, für welche dieses Kapital nrhhrn ist, 3834,46 km, so daß auf je 1 km 154 669 entfallen.

Auf die Bestimmung des §. 26 der Reichs⸗Konkurs⸗ Ordnung: „Rechtshandlungen, welche früher als sechs Monate vor der Eröffnung des Konkursverfahrens erfolgt sind, tönnen aus dem Grunde einer Kenntniß der Zahlungs⸗

einstellung nicht angefochten werden“ findet nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Civilsenats, vom 9. November d. J., §. 200 der Civil⸗Proz.⸗Ordn., wonach die Frist, deren Ende auf einen Sonntag oder allgemeinen Feiertag fällt, mit Ablauf des nächstfolgenden Werktages endigt, keine Anwen⸗ dung. Vielmehr endigt die sehemonsttiche rist des §. 26 Konk⸗Ordn. stets mit Ablauf des sechsten Monats. Ferner hat das Reichsgericht durch dasselbe Urtheil in Bezuß auf §. 26 Konk.⸗Ordn. ausgesprochen, daß derselbe au

auf die Bestimmung des §. 744 Abs. 2 der Civil⸗ prozeßordnung („die Benachrichtigung an den Drittschuldner hat die Wirkung eines Arrestes ( .210), sofern die Pfändung der Forderung innerhalb drei Wochen bewirkt wird. Die Frist beginnt mit dem Tage, an welchem die Benachrichtigung zugestellt ist“) Anwendung findet und sonach die sechsmonat⸗ siche Frist vom Tage der Benachrichtigung an zu rechnen ist.

Nach einem Cirkular⸗Erlaß des Ministers des Innern, vom 25. Oktober d. J., sind bei Prüfung der in Folge des Cirkular⸗Erlasses vom 19. Februar d. J. eingereichten Zu⸗ sammenstellungen der bei den Kreisausschüssen (Stadt⸗ ausschüssen, Magistraten) im Jahre 1885 vorgekommenen Geschäfte der allgemeinen Landesverwaltung nicht nur irrthümliche Eintragungen, sondern auch vielfach Rechen⸗ fehler vorgefunden worden. Der Minister hat daher die Re⸗ gierungs⸗Präsidenten ersucht, die Uebersichten der Kreis⸗ ausschuͤsse ꝛc. in Zukunft prüfen und die einzureichenden Zu⸗ von einem zur Prüfung von Rechnungen qualifizirten Beamten bescheinigen zu lassen.

Der Kaiserlich japanische Gesandte am hiesigen Aller⸗ höchsten Hofe, Vicomte Najiro Sinagawa, hat einen ihm von seiner Regierung aus Gesundheitsrücksichten bewilligten längeren Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit des⸗ selben von Berlin fungirt der Legations⸗Sekretär Neitaro Komatsubara als interimistischer Geschäftsträger.

S. M. Kreuzer⸗Korvette „Luise“, Kommandant Kor⸗ vetten⸗Kapitän Junge, ist mit den abgelösten Besatzungen S. M. Kreuzers „Habicht“ und S. M. Knbts. „Cyclop“ am 24. Dezember cr. in St. Vincent (Cap Verdes) eingetroffen und beabsichtigt, am 6. Januar k. J. die Heimreise fortzusetzen.

Breslau, 26. Dezember. (W. T. B.) Der Fürst⸗ bischof Dr. Herzog ist heute Nacht zwischen 3 und 4 Uhr ge⸗

storben. Das Domkapitel tritt aus diesem Anlaß noch

heute zusammen. 16“

27. Dezember. (W. T. B.) Die feierliche Beisetzung der Leiche des Fürstbischofs Dr. Herzog findet am Donnerstag, Vormittags 10 Uhr, im Dome statt.

Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 26. Dezember. Kurz vor dem Feste ist, wie schon telegraphisch berichtet wurde, der diesjährige Mecklenburgische Landtag durch Ver⸗ lesung des Schwerinischen und des Strelitzischen Landtags⸗Ab⸗ schiedes geschlossen worden. Der Großherzog von Mecklenburg⸗ Schwerin acceptirt die von den Ständen ertheilte Bewilligung der ordentlichen Landeskontribution von Johannis 1887 bis Johannis 1888. Zur Deckung der Bedürfnisse der allgemeinen Landes⸗Rezepturkasse ist die vom Landtage approbirte Erhebung von Siebenzehnteln (710) des vollen edisms egen Betrages der außerordentlichen Kontribution genehmigt. Auch für Mecklen⸗ burg⸗Strelitz werden ½ 0 der ediktmäßigen Sätze für die Central⸗Feuerkasse ausgeschrieben werden. Zum Caput III Suerinense (Unfallversicherung der Arbeiter in land⸗ und forstwirthschaftlichen Betrieben) ist die Schwerinsche Regierung mit den bereits von uns mitgetheilten Beschlüssen der Stände mit dem Vorbehalten einverstanden, daß die noch erforderlichen Verhandlungen über diese Materie zwischen der Regierung und dem Engeren Ausschusse von Ritter⸗ und Landschaft stattfinden. Hinsichtlich der Strelitzischen Pro⸗ position wegen Bestreitung der Kosten der Justizverwaltung und in Bezug auf die Verwendung der Ueberschüsse aus den Reichszöllen und der Tabacksteuer ꝛc. ist für die Zeit von Johannis 1887,92, wie bereits berichtet ward, eine Verständigung zwischen der Landesregierung und den Ständen des Stargardischen Kreises erreicht, welche nunmehr realisirt wird. Aus den Beschlüssen der letzten Landtags⸗ sitzungen sind noch folgende hervorzuheben: Man genehmigte den Verordnungsentwurf, betreffend die Heranziehung der Militärpersonen zu Abgaben für Ge meindezwecke, im Wesent⸗ lichen nach dem preußischen Gesetze vom 29. Juni db. S. Fe Aufhebung des Chausseegeldes auf den in landesherrlicher Verwaltung stehenden Kunststraßen ward gleichfalls nach der Regierungsvorlage beschlossen. Mit dem Erwerb eines Grund⸗ stücks in Rostock zum Bau eines neuen Ständehauses erklärte sich die Landtagsversammlung einverstanden. Ferner fand ein Verordnungsentwurf zur Regelung der Lehnsfolgefähigkeit der Mantelkinder in Mecklenburg die ständische Zustimmung. Aus Anlaß einer der neuen mecklenburgischen Rechtsübung ent⸗ gegengesetzten, die Lehnsfolgefähigkeit der Mantelkinder an⸗ erkennenden Entscheidung des Reichsgerichts wird nun zur Beseitigung von Rechtsunsicherheiten die Rechtsfrage dahin geregelt, daß ein Erbrecht an Lehne nur den ehelich geborenen, dagegen nicht den unehelichen, legitimirten oder adoptirten Kindern zusteht, und daß in gleicher Weise nur ehelich ge⸗ borene, dagegen nicht uneheliche, legitimirte oder adoptirte Töchter einen Anspruch auf das Erbjungfernrecht oder auf

seine sonstige Abfindung aus den Lehen haben. Ferner ist

noch erwähnenswerth, daß die Ritterschaft aller drei Kreise, des Mecklenburgischen, Wendischen und Stern⸗ bergischen, den Engeren Ausschuß beauftragte, beim Großherzog von Mecklenburg⸗Schwerin für den nächsten Land⸗ tag eine im Wesentlichen sich an die (wie von uns schon mit⸗ getheilt wurde) von der Landschaft abgelehnten Vorschläge des Engeren Ausschusses anschließende Vorlage zu erbitten, be⸗ treffend die Errichtung von Natural⸗Verpflegungsstationen für 1 eece Wanderer. Zum Bau einer Sekundär⸗ ahn von Oertzenhof nach Woldegk in Strelitz wurde von den Stargardischen Ständen eine Landeshülfe von 15000 pro Kilometer an die Friedrich Franz⸗ Eisenbahn- Gesellschaft bewilligt. Ueber das Projekt einer schiffbaren Wasserstraße zwischen Güstrow und Bützow, über Verordnungen zur Ausführung des Impf⸗ gesetzes, über den Verkehr mit Giften und über Reform des Jagdrechts kamen dagegen noch keine definitiven Beschlüsse zu tande. Gleichwohl war der Verlauf der Verhandlungen im Großen und Ganzen auch auf dem jetzt beendigten Landtage ein ersprießlicher. Daß der mecklenburgische Landtag jetzt bereits auf eine vierhundertjährige Wirksamkeit zurückblicken kann, ist neuerdings von konservativen Blättern zutreffend nachgewiesen worden. v“

Sachsen⸗Altenburg. Altenbur 23. Dezember.

(Lpz. Ztg.) Heute ist der Landtag, vüh⸗ am 22. vorigen

Monats zusammengetreten war, wieder vertagt worden. der diesmaligen Diät hat derselbe den Etat für die künftige Finanz⸗ periode, meist nach der Regierungsvorlage, festgestellt, den Rechen⸗ schaftsbericht auf die Finanzperiode 1881/1883 genehmigt und eine Gesetzesvorlage über die Heranziehung von Militär⸗ personen zu Gemeinde⸗Abgaben en bloc angenommen. Das ebenfalls der Landschaft vorgelegte Schul 5 ist zwar in der ev aber noch nicht in der Landf aft selbst berathen worden.

Reuß ä. L. Greiz, 21. Dezember. (Lpz. Ztg.) Im Auftrage des Fürsten ist heute von dem Regierungs Prä⸗ sidenten, Wirklichen Geheimen Rath Faber, der 7. ordentliche Landtag geschlossen worden. 6

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 24. Dezember (Lds.⸗Ztg. f. Els.⸗Lothr.) Wie bereits gemeldet, ist der Bei⸗ geordnete Hueber dahier in der vorgestrigen Sitzung des Gemeinderaths zum Abgeordneten in den Landesausschuß gewählt worden, und zwar mit allen abgegebenen Stimmen, nur diejenige des Kandidaten selbst ausgenommen. Die Stadt Straß⸗ burgwird also nunmehr in dem Landesausschuß in gleicher Weise wie die Städte Kolmar, Metz und Mülhausen durch einen eigenen Abgeordneten vertreten sein, und zum ersten Male in künftiger Session wird der Landesausschuß die in dem Gesetz vorgesehene volle Zahl von 58 Mitgliedern auf⸗ weisen. Besonders erfreulich ist die Einstimmigkeit, mit welcher die Wahl vollzogen worden ist. Man darf daraus den Schluß ziehen, daß der künftige Vertreter der Stadt StraßHburg im Landesausschuß sich den Männern anschließen wird, welche mit besonnenem und ruhigem Geiste frei von aller protestlerischen Hetzerei und Wühlerei, das wahre Interesse des Landes und dessen heilsame Entwicklung auf der Grundlage des gegebenen staatsrechtlichen Zustandes zu fördern beflissen sind.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 24. Dezember. (Wn. Abdp.) Die Landtage von Nieder-⸗Oesterreich und Ober⸗Oesterreich treten am nächsten Dienstag, den 28., wieder zusammen. Der nieder⸗österreichische Landtag wird sich an diesem Tage mit einer Reihe von finanziellen Angelegenheiten befassen und in einer nächstfolgenden Sitzung das Landesbudget für das Jahr 1887 in Berathung nehmen.

Wie die „Agramer Zeitung“ erfährt, dürfte der Bericht der kroatischen Regnicolar⸗Deputation noch in der Februar⸗Session dem Landtage vorgelegt werden.

Prag, 27. Dezember. (W. T. B.) Der Statthalter und der Oberst⸗Landmarschall von Böhmen haben sich nach Wien begeben.

Pest, 24. Dezember. (Pr.) Im Abgeordneten hause unterbreitete der Handels⸗Minister Graf Szapary heute einen Gesetzentwurf, betreffend die Abände⸗ rung des Gesetzartikels 20 vom Jahre 1875: die Be⸗ steuerung der Eisenbahn⸗ und Dampfschifftrans⸗ porte. Der Minister Baron Fejervary brachte eine Vorlage ein, betreffkend den Ankauf einer neben dem Palais des Landesvertheidigungs⸗Ministeriums befindlichen Grundfläche für den Preis von 43 000 Fl. Beide Vorlagen wurden dem Finanzausschuß zugewiesen. Referent Hegedüs legte den Bericht des Finanzausschusses über das Budget vor.

Schweiz. Bern, 24. Dezember. (Bund.) Der Bun⸗ desrath hat die Departemente für das Jahr 1887 folgendermaßen vertheilt: Politisches: Hr. Bundes⸗Präösident Droz; Stellvertreter: Hr. Vize⸗Präsident Hertenstein. Inneres Hr. Bundes⸗Rath Schenk; Stellvertreter: Hr. Bundes⸗ Rath Deucher. Justiz und Polizei: Hr. Bundes⸗ Rath Ruchonnet; Stellvertreter: Hr. Bundes⸗Rath Hammer. Militär: Hr. Vize⸗Präsident Hertenstein; Stel⸗ vertreter: Hr. Bundes⸗Rath Welti. Finanz und Zoll: Hr. Bundes⸗Rath Hammer; Stellvertreter: Hr. Bundes⸗Rath Ruchonnet. Handel und Landwirthschaft: Hr. Bundes⸗Rath Deucher; Stellvertreter: Hr. Bundes⸗Präsident Droz. Post und Eisenbahn: Hr. Bundes⸗Rath Welti; Stellvertreter: Hr. Bundes⸗Rath Schenk.

Wie der „Bund“ hört, hat der Bundesrath das poli— tische Departement beauftragt, in Verbindung mit dem De⸗ partement des Innern Vorschläge über eine Neuorga⸗ nisation des Bundesraths zu machen. Dieselbe würde am 1. Januar 1888 in Kraft treten.

25. Dezember. (W. T. B.) Der Große Rath des Kantons Freiburg bewilligte 2 ½ Millionen Franes für die Errichtung einer katholischen Universität in Freiburg.

Großbritannien und Irland. London, 25. Dezember (A. C.) In Folge der partiellen Ministerkrisis hat die Königin die Uebersiedelung des Hofes von Windsor nach Osborne bis zum nächsten Mittwoch verschoben.

Die Regierung hat beschlossen, die Okkupations⸗ armee in Egypten, welche gegenwärtig etwas über 9000 Mann stark ist, unverzüglich um nahezu Mann zu verringern. Drei Bataillone Infanterie, eine Compagnie Genietruppen und vier Batterien haben Befehl erhalten, sich zur Einschiffung bereit zu halten. Nach dem Abmarsch dieser Truppentheile wird die Okkupationsarmee aus 5 Bataillonen Infanterie, einem Regiment Kavallerie, einer Compagnie Genietruppen, 2 Batterien und einem etwa 600 Mann starken Train bestehen.

Die „Morning Post“ ist zu der Erklärung er⸗ mächtigt: die Meldung habe keine Begründung, daß seiner Zeit von der Gladstone'schen Verwaltung eröffneten Unterhandlungen zur Wiederherstellung diplomatischer Beziehungen zwischen der englischen Regierung und dem päpstlichen Stuhl von der jetzigen Administration wiederum aufgenommen worden seien.

24. Dezember. (W. T. B.) Von Lord Hartington ist heute Vormittag ein Telegramm eingetroffen, in welchen er mittheilt, daß er unverzüglich abreisen und wahrscheinlich am Montag hier ankommen werde.

Frankreich. Paris, 26. Dezember. (W. T. B.) Bei der heutigen Vertheilung der Belohnungen an. die Rettungs⸗Gesellschaften hielt der Kriegs⸗Minister, General Boulanger, eine Rede, in welcher er hervorhob⸗ Diejenigen, welche diesen Gesellschaften angehörten, hätten den Soldaten gegenüber den unschätzbaren Vortheil, daß ihre Lol⸗ beeren nicht nothwendigerweise blutige Lorbeeren sein müßten, die nur bei den Kämpfen des Vaterlandes gepflückt werden

Die Mitglieder der Rettungs⸗Gesellschaften fänden Mitmenschen Feifs ersS eden nothwendi Völker, daß diejenigen, welche die Regierung filhrten, den Preis und für jedes Opfer, das „Sicherheit ihres Landes verträglich sei, Die Mitglieder der Rettungs⸗Gesellschaften seien Repräsentanten der altfranzösischen Tapferkeit, welche sich usammensetze aus ritterlicher Großmuth und selbstlosem eroismus und so das eigenthümliche Gepräge der alten gal⸗ Race bilde und bilden werde, so lange es ein Frank⸗ gebe, oder mit anderen Worten, so lange die Welt be⸗

Ruhm, indem sie ihren Friedens,

den Völkern um der Ehre und der rhalten müßten.

(Fr. C.) Aus Madagascar liegen folgende Nach⸗ richten vor:

Die Regierung der Hovas hat auf die Absicht, die Zölle an den nder Kingdon zu verpachten, in Folge des französischerseits er⸗ i Einspruchs verzichtet und die Zölle von 5 Häfen an das Comptoir d’'Escompte von dieser Bankgesellschaft ein Darlehen von 15 Millionen, wovon Kriegsentschädigung verwendet werden. Frankreich wird machung die Hafenstadt Tamatave räumen und seine Besatzung von der Diego⸗Suarez⸗Bai d'Escompte wird in jedem der 5 Häfen 2 Vertreter mit der Erhebung der Zölle betrauen. Nach den neuesten Depeschen des Residenten de Vilers hat sich die Lage auf Madagascar überhaupt ge⸗ Ein Sohn des Premier⸗Ministers wird Frankreich besuchen. arive wurde das Fest des Bades der Königin mit Myre de Vilers nahm den Ehrenplatz Nach dem Bade Gold⸗ und Korallengeschmeide an, das ihr der räsident der Republik übersandt hatte, worauf die Anwesenden, bräuchlich, mit dem Badewasser besprengt wurden.

Der Madrider Berichterstatter . „Aus amtlichen Quellen wird mir bestätigt, daß die Zorrillisten wieder verzweifelte An⸗ ne abermalige Störung der Sie möchten der Welt beweisen, daß die Umstürzler trotz der Abschaffung der Feldwebelstellen im Heere und trotz der Erklärungen Castelar's, Salmeron's, und anderer republikanischer Führer noch im anzurichten. spanischen

In der Hauptstadt Tanan roßer Pracht gefeiert.

f einem Schemel gegenüber der Königin ein. legte die Königin das Gol

Spanien. (Köln. Ztg.)

der „Times“ schreibt:

strengungen machen, um ein Ruhe ins Werk zu setzen.

Spekulation

Gegensatz zu der im Auslande theilweise herrschenden Krisis, die Madrider Börse fest geblieben ist. orrilla's in der spanischen Presse („Progreso“) welche die bewaffnete Empörung nicht und Acht Der jetzige Feldzug der Revolu⸗ tionäre ist ein Versuch der Verzweiflung, aber die Regierung ist entschlossen, ihn mit der ganzen Strenge zu unterdrücken, welche der Mißbrauch, den man letzthin mit ihrer Milde ge⸗ trieben, nöthig macht.“

Nach neuntägiger Berathung im Senat ist der Entwurf, welcher die Neugeburt der spanischen Flotte plant, zum Gesetz erhoben worden; alle Parteien der Cortes, ohne Ausnahme, haben ihre Bereitwilligkeit gezeigt, die nöthigen Geldopfer zur Neugestaltung der Flotte zu brin⸗ gen, um die nationalen und kolonialen Interessen wirksam schützen zu können. Die neue Flotte wird vornehmlich Verthei⸗ digungszwecken dienen und soll umfassen: 22 schnelle Kreuzer, 10 Torpedobootjäger, 136 Torpedoboote, 28 kleine Kanonen⸗ boote, 30 Dampfschaluppen 3000 t Gehalt, das als schwimmendes Arsenal ausgerüstet werden soll. Eine gewisse Anzahl der neuen Schiffe soll auf spanischen Werften gebaut werden; werden sich auf etwa 180 Mill. Mark belaufen.

Türkei. Konstantinopel, 25. Dezember. (W. T. B.) Der Handels⸗Minister Zihni Pascha ist zum Minister der öͤffentlichen Arbeiten, der bisherige Minister der öffentlichen Arbeiten, Zuhdi Pascha, zum von Brussa ernannt worden.

und Polen. .B.) Dem hiesigen evange

Der anerkannte Ver⸗

Republikaner, in Bann und Acht gethan.

ein Transportschiff von

die Gesammtausgaben

wwerneur

St. Petersburg,

lischen Sonn⸗ zufolge entschied der Senat in der Angelegen⸗ eit der acht livländischen Pastoren, welche der Ver⸗ ihrung von Orthodoxren zum Lutherthum angeklagt waren und deshalb auf Antrag des livländischen Gouvernements⸗ Prokurators dem weltlichen Gericht übergeben werden sollten, daß die Angelegenheit vor ein geistliches Gericht gehöre und n an das evangelisch⸗lutherische General⸗Kon⸗

(W. T. B.) Der türkische hen Hofe, Schakir Pascha, ist heute hier eingetroffen.

Rußland zember. (W. T tagsblatt

sistorium zu verweisen sei. Odessa, 25. Dezember.

Botschafter am russis

der Rückreise nach St. Petersburg

Zeitungsstimmen.

Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ Verschiedene hiesige Zeitungen verbreiten folgende, der „Magde⸗ burgischen Zeitung“ entnommene Notiz:

In parlamentarischen Kreisen erzählt man, d auf eine telegraphische Anfrage nach Friedrichsrr lösung des Reichstages ausgesprochen h daß die Regierung sich der Hoffnung hingiebt Grundlage des Centrumsantrags zu einer Reichstage zu gelangen.

inisters in der Militärkommission lassen ebenfalls

Wir sind in der Lage diese Nachricht als eine und können hinzufügen, daß in Regierun Nothwendigkeit des Festhaltens an der

der Reichskanzler sich gegen eine Auf⸗ Es scheint demgemäß, ‚auf der zu erweiternden rständigung mit dem Aeußerungen eine solche erhoffen. willkürliche Er⸗

Verschiedene

findung zu bezeichnen, nirgendwo ein Zweifel an der Militärvorlage um jeden Preis besteht.

Der „Leipziger Zeitung“ schreibt man unter dem

22. d. M. aus dem östlichen „Die hiesige Gegend wird eigentlich

strömung weniger berührt, weil hier die g pflegt werden, aber die Nörgeleien und ppositionsparteien in der Reichstags⸗Militärko die Gemüther in weitesten Krei in peinlichste Erregung versetzt. Ansicht, daß der Reichstag schließlich gewähren wird, sich für die Stunde der Gef und die Militärvorlage unverkürzt annehmen wird.

Der „Nürnberger K

Der deutsche Bund, repräs 88 eine Gruppe lose zusammenhängender, Die Machtstellung des deutschen Bundes reich, hinter England und Rußland. Das aus

Thüringen:

von der politischen Haupt⸗ eschäftkichen Interessen mehr Verschleppungsmanöver der mmission haben doch chichten des Volkes Man begegnet doch allgemein der doch dem Vaterlande die Mittel ahr rüsten zu können,

en und in allen S

orrespondent“ sagt: entirt durch weiland den Bundestag, machtloser Staaten

rangirte erst hinter Frank⸗ der Kleinstaaterei her⸗

vorgehende Bewußtsein der Machtlosigkeit wurde dem deutschen Staats⸗ und Kleinbürger so zur Gewohnheit, die Nutzlosigkeit und Ueberflüssigkeit der Militärgewalt bei ihm so zur Ueberzeugung, daß er alle Opfer für dieselbe als pure Verschwendung zu betrachten sich gewöhnte, und in dieser Anschauung ist unsere heutige ältere Generation erzogen und aufgewachsen. Konnte ja doch noch wenige Tage vor Ausbruch des Krieges 1870, nach den Erfahrungen von 1866, der Abg. Kolb in der baverischen Kammer der Abgeordneten die Erörterung über die Anbahnung des Milizwesens ganz ernsthaft auf die Tagesordnung bringen, und es war blos der hereingebrochenen Kriegserklärung zu danken, daß wir nicht die „unwiderleglichen Zahlen⸗ beweise“ auf diesem Gebiete zu hören bekamen. Es ist das eigenste und immer noch mit das größte Verdienst des jetzigen Deutschen Kaisers, daß Er zu Anfang der sechziger Jahre in klarer Erkenntniß Seiner deutschen Sendung die Idee der Militärreorganisation faßte und diese Reorganisation trot;z allen Widerstandes des deutschen Philisterthums auch zur urchführung brachte. Von daher datirt unbestreitbar die Machtstellung der heutigen deut⸗ schen Nation. Diese Machtstellung war gleichsam das Angebinde, das Preußen der neuzugebärenden Einigung in die Wiege legte; sie ist das Fundament, auf welchem, wenn sorgfältig gehütet und gepflegt, die wirthschaftliche Wohlfahrt der Nation sich aufbaut und ausbaut, auf welchem überhaupt die Zukunft des germanischen Stammes beruht. Ohne Machtstellung war weder in der Vorzeit eine gedeihende Nation möglich, noch läßt sich eine solche in der Zu⸗ kunft denken. An der Machtlosigkeit ging das alte Deutsche Reich zu Grunde. Den Werth der Machtstellung erkannt und mit eisernem Willen erstrebt zu haben, ist, wie gesagt, das unsterbliche Verdienst unseres Kaisers; Ihn in der Erhaltung dieser Stellung aufrichtig zu unterstützen, ist das Verdienst unserer Bundesfürsten. So weit liegen die Dinge gut und, Gott sei Dank, wohlgeborgen. Leider aber nicht den Abgesandten des deutschen Volkes, den Vertretern der ation.

Der „Schwäbische Merkur“ schreibt:

8“ Wenn wir verwundert fragen, wie ist es menschenmöglich, daß eine vom deutschen Volk gewählte Vertretung in ihrer Mehrheit so oft gar nicht in den Wegen geht, welche der einsichtige und gut⸗ gesinnte Theil der Bevölkerung als für das Heil und Wohl des Vaterlandes allein förderlich erkennt, so kommt man in weiten Kreisen, auch von ganz liberaler Tonart, mehr und mehr zur durchschlagenden Erkenntniß, daß die Zusammensetzung des Reichstages mehr als gut bestimmt ist durch Elemente in der Bevölkerung, welche ohne eigene Einsicht und ohne die Kraft eigener Ueberzeugung dem falschen Klingklang des Schlagworts und dem falschen Glanze demagogischer Versprechungen, die kein Mensch hält, sklavisch zur Beute werden. In diesem Boden wurzelt die falsche und doch ver⸗ hängnißvolle Größe kleiner Excellenzen und großer Rhetoren, deren Gedächtniß längst wie Staub verweht sein wird, wenn die Genien der Gerechtigkeit und Dankbarkeit nach Jahrhunderten fort und fort den goldenen Glanz der Schrift auffrischen, mit der Namen und Verdienste der gegenwärtigen Träger deutschen Staatslebens auf dem Felsen der Geschichte verewigt sind. Sie stellen es als selbstverständlich hin, daß, wenn die Regierung neue Forderungen mache für das Heer, auch sie ihre Gegenforderungen machen, nicht für das Volk, sondern für ihre Parteiinteressen.. . Wenn das so fortginge, so hätte das nicht nur die Folge, daß mit Recht wieder gesagt werden könnte in ähnlichem Ton wie zu des alten Bundestages Zeiten: Das ist ein schönes Reich! sondern es würden dadurch die ernstesten Gefahren für den Bestand des Vaterlandes herbeigeführt. Das muß demnächst ein Blinder sehen, und daß man es mit Unruhe im deutschen Volk zu spüren beginnt, das merken auch die Schuldigen. Man höre am Schluß der Kommissionsberathung für die Heeres⸗ vergrößerung, wie da auf einmal die Tonart geändert wird. Man hat kein Wässerlein getrübt, man hat der Regierung alles, was sie wünschen konnte, auf dem Präs entirteller entgegengebracht, und sie hat nur eigensinnig nicht nehmen wollen, was man ihr geboten hat. Nach dem Finale der Kommissionsberathung ist der Kriegs⸗Minister der Wolf, welcher die Lämmlein Windthorst, Richter und Ge⸗ nossen beschuldigt, das Wasser getrübt zu haben. Das deutsche Volk aber erkennt in Bronsart von Schellendorff den Mann, der in männlicher Weisheit und bewundernswerther Würde und Besonnenheit zum Guten redet und mit Heldenernst baut im Schweiß seines An⸗ gesichts an des Vaterlandes Wehr, die vom Unverstand immer wieder eingerissen werden will. Möge es der Bewegung des gerechten Un⸗ willens, von der die besser Denkenden im Volke erfaßt sind, gelingen, diesem Treiben vor dem Plenum des Reichstages ein kräftiges Quos ego zuzurufen, und das neue Heeresgesetz so schnell und entschieden unter Dach zu bringen, daß auf lange den Feinden Deutschlands der Hohn vertrieben werde, mit dem sie sagen möchten: Das ist mir ein

schönes Reich!

Einer längeren Betrachtung des „Wiener Fremden⸗ blatts“ über die in Frankreich und in Deutschland auf der parlamentarischen Tagesordnung stehenden Militärvorlagen entnehmen wir folgende Stellen:

.. CEs ist bezeichnend, daß eben in diesen Tagen, da die deutsche Reichsregierung mit einem in mäßigen Grenzen gehaltenen Antrage auf Vermehrung der Cadres und Erhöhung der Friedens⸗ präsenzstärke von dem seltsamen Bunde der Opposition zurückgewiesen wird, in Frankreich lebhafter denn je der Boulanger⸗Kultus getrieben, eifriger denn je der Boulanger'sche Heeres⸗Reorganisations⸗Entwurf er⸗ örtert wird. Dieser Entwurf . .. besteht aus der imposanten Anzahl von 285 Artikeln, einer Unzahl von Tabellen und einem gewaltigen Be⸗ gründungsapparat. Während sich die deutsche Vorlage damit begnügt, eine Heeresverstärkung um 48 000 Mann zu verlangen, von denen die Kommissionsmehrheit großmüthig 13 000 zugesteht, verlangt der Kriegs⸗ Minister Frankreichs ein jährliches Rekrutenkontingent von 192 000 Mann, was die französische Armee auf nicht weniger als 545 000. Mann im Friedenspräsenzstande bringen würde. Daß die Berathung eines so artikelreichen Gesetzes ein gewaltiges Stück Arbeit bedeutet, liegt auf der Hand; aber der betreffende Ausschuß der Deputirten⸗ kammer huldigt keineswegs der Ferialschwärmerei des Par⸗ laments Windthorst⸗Richter; er ist mit täglich wachsender Emsigkeit bei der Sache und geht nun daran, die beiden ersten des Entwurfes, eben jene, welche die Erhöhung der Heeres⸗ tärke bedingen, von dem Gros loszulösen, um sie alsbald vor die Kammer zu bringen und damit die Durchführung wenigstens eines Theiles der Vorlage zu beschleunigen. General Boulanger . .. . hat seinen Einfluß in der Kammer nicht umsonst geltend gemacht; in ähnlicher Weise wie Herr von Bronsart im Deutschen Reichstage hat er „geheime“ Andeutungen über die militärische und politische Situation Europas gemacht, um den Erfolg aber, den er damit er⸗ zielte, darf ihn Kollege Bronsart ehrlich beneiden. Die französische Heeresentwickelung wird in beschleunigtem Tempo fortschreiten; dies erscheint schon heute gewiß und die optimistische Hoffnung der Herren Richter und Genossen, daß die deutsche „Sparsamkeit“ und Zurückhaltung in Fragen der Heeresvermehrung den französischen Nach⸗ darn ein gutes Beispiel geben werde, hat wenig Aussicht auf Er⸗ füllung. Je schwächer nach der durch die Vorgänge im deutschen Reichstage wachgerufenen Anschauung der Franzosen die deutsche Armee wird, je mehr sich die numerische Stärke des deutschen Heeres im Verhältniß zum wachsenden französischen vermindert, desto lebhafter wird jenseits der Vogesen die Revanche⸗Idee propagirt werden, deren Realisirung schon heute nur durch die besonnene Politik der maß⸗ gebenden Faktoren in der französischen Republik wirksam entgegen⸗ gearbeitet werden kann.

So besorgen, wie man in deutschen Regierungskreisen nicht ohne Grund betont, die oppositionellen Parteien des Reichstages unbewußt die Geschäfte der militärischen Rivalen des Deutschen Reichs. Oder bieten die „Konzessionen“ jener oppositionellen Mehrheit der Heeres⸗ verwaltung irgend eine reelle Basis für die Weiterentwicklung und Vervollkommnung des Heerwesens? Was bedeuten 9000 Mann, angeboten auf ein Jahr, 15 vierte Bataillone eben⸗

falls auf ein Jahr, was bedeuten statt 41 000

Mann gegenüber den kolossalen Anstrengungen der franzö⸗ sischen Republik? Wie soll die Stabilität in der Fortentwicke⸗ lung der Armee verbürgt werden, wenn das ganze Gesetz nur auf drei Jahre Geltung behält? Die Absurdität jener Kommissionsbeschlüsse, die sonderbare Taktik der klerikal⸗freisinnig⸗sozialdemokratischen Koa⸗ lition, welche ihnen zum Leben verholfen hat, wird übrigens schon in den weiten Kreisen des deutschen Volkes begriffen, und die Hoffnung eines konservativen Organs, daß die Berührung mit dem Volke er⸗ nüchternd und heilsam auf die Mitglieder der Opposition wirken werde, scheint durchaus nicht ohne Berechtigung. ... Das deutsche Volk verschließt sich nicht dem Gedanken, daß ein Gesetz, welches die um des Reiches Schöpfung verdientesten Männer, Autoritäten auf dem Gebiete der Kriegskunst und des Heerwesens, als unabweisbare Nothwendigkeit bezeichnet haben, dessen Zustande⸗ kommen der greise Kaiser selbst in unzweideutiger Weise als einen seiner Herzenswünsche bezeichnet, kein schlechtes, kein unpatriotisches Gesetz sein könne. Diese Stimmung prägt sich immer deutlicher in der Presse aus, sie dürfte auch im Verkehr der Abgeordneten mit dem Volke zu Tage treten und ihren Einfluß namentlich auf die Centrumsfraktion äußern, deren katholische Wählerkreise immer klarer einsehen, daß es nicht gerade „katholische“ Interessen sind, welche die Führer des Centrums im Auge haben. Das Centrum wird immer entschiedener Kampfpartei um jeden Preis, es bekämpft Bischöfe wie Feldmarschälle wäre nicht eben jetzt diese Kampfesfreudigkeit einer Prüfung von Seite jener Wähler werth, die einen Unterschied zu machen wissen zwischen Maigesetz und Militärgesetz?“

Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 63. Inhalt: Verfügungen: Vom 19. Dezember 1886. Einrichtung eines Packet⸗ austausches mit Malta

Archiv für Post und Telegraphie. Nr. 23. Inhalt: I. Aktenstücke und Aufsätze: Die Posteinrichtungen in Berlin im Todesjahre Friedrich's des Großen. Die Entwickelung des Post⸗ wesens in Siam. Der Sirpenny⸗Telegrammtarif in England. Die Erwerbung deutscher Kolonien in Afrika. II. Kleine Mit⸗ theilungen: Eine neue Verbindung zwischen dem nordnestlichen Amerika und Europa. Die Quelle des Mississippi. Austrocknung central⸗asiatischer Seen. Seeverkehr der deutschen Hafenplätze im Jahre 1884. Der Bau einer Zahnradbahn auf dem Pilatus. III. Literatur des Verkehrswesens: Grundzüge der Postgeographie und österreichisch⸗ungarischen Statistik, von Eduard Effenberger, K. K. Post⸗Rath in Wien. Zweite Auflage. Wien 1886. Druck und Verlag der K. K. Hof⸗ und Staatsdruckerei. 249 Seiten. 80. IV. Zeitschriften⸗Ueberschau.

Justiz⸗Ministerial⸗Blatt. Nr. 48. Inhalt: Bekannt⸗ machung. Allgemeine Verfügung vom 18. Dezember 1886, betref⸗ fend die Herausgabe eines Gemeinde⸗Lexikons für das Königreich Preußen. Allgemeine Verfügung vom 22. Dezember 1886, betref⸗ fend die Vertretung des Fiskus in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten der Justizverwaltung.

Centralblatt der Ab aben⸗Gesetzgebung und Ver⸗ waltung in den Königlich preußischen Staaten. Nr. 26. Inhalt: Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der vole. und Steuerstellen. Verwendung von Surrogaten bei der

erstellung von Tabackfabrikaten. Erkenntniß des Reichsgerichts. 1““ Ordnungsstrafe. Verjährung. Personal⸗ nachrichten.

Statistische Nachrichten.

Summarische Uebersicht über die Zahl der Studi⸗ renden auf der Königlichen Universität zu Breslau im Winter⸗Semester 1886/87. A. Im Sommer⸗Semester 1886 sind immatrikulirt gewesen 1392. Davon sind: a. verstorben 3, b. abge⸗ gangen mit Exmatrikel 304, c. weggegangen, ohne sich abzumelden und daher gestrichen 1, d. gestrichen auf Grund des §. 13 der Vor⸗ schriften fuür die Studirenden ꝛc. vom 1. Oktober 1879 —, e. gestrichen aus sonstigen Gründen 2, zusammen 310. Es sind dem⸗ nach geblieben 1082. Dazu sind in diesem Semester gekommen 235. Die Gesammtzahl der immatrikulirten Studirenden beträgt daher 1347. Die katholisch⸗theologische Fakultät zählt Preußen 163, Nicht⸗ preußen2, zusammen 165; die evangelisch⸗theologische Fakultät zählt: Preußen 164, Nichtpreußen 2, zusammen 166; die juristische Fakultät zählt: Preußen 217, Nichtpreußen 4, zusammen 221; die medizinische Fakultät zählt: Preußen 354, Nichtpreußen 8, zusammen 362; die philosophische Fakultät zählt: a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 266, b. Preußen ohne Zeugniß der Reife nach §. 3 der Vorschriften vom 1. Oktober 1879 140, c. Nichtpreußen 27, zu⸗ sammen 433. B. Außer diesen immatrikulirten Studirenden haben die Erlaubniß zum Hören der Vorlesungen vom Rektor erhalten: nicht immatrikulationsfähige Preußen und Nichtpreußen 101. Die Gesammtzahl der Berechtigten ist mithin (A u. B) 1448. Von diesen Berechtigten hören Vorlesungen: AA. Von den immatri⸗ kulirten Studirenden: in der katholisch⸗theologischen Fakultät 164, in der evangelisch⸗theologischen Fakultät 166, in der juristischen Fakultät 221, in der medizinischen Fakultät 361, in der philosophischen Fa- kultät 433, zusammen 1345. Vom Hören von Vorlesungen dis⸗ pensirt sind: in der katholisch⸗theologischen Fakultät 1, in der evangelisch⸗theologischen Fakultät —, in der juristischen Fakultät —, in der medizinischen Fakultät 1, in der philosophischen Fakultät —, zu- sammen 2; BB. von den übrigen berechtigten Personen: nicht imma⸗ trikulirte Preußen und Nichtpreußen, welche vom Rektor die Er⸗ laubniß dazu erhalten haben, 101. Die Gesammtzahl der Berechtigten, welche die Vorlesungen hören, ist mithin 1446.

Ueber die Ergebnisse der Civilrechtspflege in Oesterreich giebt der XI. Band der „Oesterreichischen Statistik“ (1. Heft, 1886) für die Jahre 1881/83 erschöpfende Auskunft. Wir entnehmen demselben die folgenden Angaben Bei den Gerichtshöfen erster Instanz betrug die Zahl der erledigten Rechtsstreite (mit Aus⸗ nahme der Ehestreitigkeiten) 1881 38 477, 1882 39 462, 1883 38 995. Davon wurden erledigt:

1881 1882 1883

durch Vergleich . . . % 14 15 15

8 Versäumniß⸗Urtheil oder Eingeständniß 47 49 49

EArtheil nach durchgeführter Verhandlung 29. 27 27

Bescheid oder auf andere Weise 10 9 9 Ueber den Gebrauch und Erfolg der Rechtsmittel wird berichtet, daß 1882 wie 1883 auf 8 Urtheile erster Instanz ein Urtheil zweiter, auf 29 bezw. 28 Urtheile erster Instanz ein solches dritter Instanz kam. Von je 100 Entscheidungen II. Instanz waren bestätigend 72 bezw. 713, abändernd 22 bezw. 20 und aufhebend 6 bezw. 7 in den beiden Jahren. Von je 100 Entscheidungen dritter Instanz über vorgelegte Urtheile erster Instanz waren im Ganzen 73 bezw. 72 bestätigend, 25 bezw. 26 abändernd und nur 2 aufhebend.

Kunst, Wissenschaft und Literatur. 6

Aus dem Jahrgang 1886 der Sitzungsberichte der il.⸗hist. Klasse der Kaiserl. österr. Akademie Sinaecbefiebte, 102 bäst 1. Heft S. 3) ist in Kommission bei Carl Gerold's Sohn (Wien) ein Sonderabdruck der von Dr. Emil Steffenhagen, Ober⸗ Bibliothekar in Kiel, verfaßten Abhandlung: „Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels“ erschienen. Der Verfasser behandelt den Glossenprolog. Während, wie er in der Einleitung ausführt, für die Sachsenspiegelglosse selbst 1 ein reiches handschriftliches Material zur Verfügung steht, ist der Glossenprolog nur in 6 Handschriften enthalten. Die mangelhafte Gestalt der Glosse in den beiden Familien I. Ord⸗ nung kennt ihn gar nicht. Aus der II. Ordnung bieten ihn vier Glossen⸗ Handschriften, aus der III. Ordnung eine. Die 6. Handschrift mit dem Prolog enthält den lateinischen Text des Sachsenspiegels ohne Glosse. Alle sonstigen Glossenhandschriften haben den Prolog weg⸗ gelassen. In den Drucken findet er sich nirgends. Nach der Reihen⸗