Das Regiment besteht nach der neuen Organisation
zwei Bataillonen zu vier Compagnien und einem Ersatzbataillons⸗Cadre, und im Kriege, während dessen der Bataillonsverband aufgelöst wird, aus 8 Feldeisenbahn⸗ Compagnien, 3 Feldtelegraphen⸗Direktionen erster und 3 zweiter Linie, ferner aus 45 Feld⸗ und 3 Gebirgs⸗Telegraphen⸗Ab⸗ theilungen und endlich aus einem aus zwei Compagnien be⸗ stehenden Ersatzbataillon.
— (W T. B.) Das „Fremdenblatt“ sagt mit Bezug auf einen Artikel der „Budapester Correspondenz“ über die Nothwendigkeit der Anhäufung von Verpflegungs⸗ und Montur⸗Artikeln in den Grenzbezirken, daß dieser Artikel keiner autoritativen Quelle entstammen könne, da in maß⸗ gebenden Kreisen keine neuerlichen Nachrichten vorlägen, welche f Erhaltung des Friedens beeinträchtigen
die Hoffnung auf könnten.
“ 8. Januar. (Prg. Ztg.) Im Abgeordneten⸗ hause wurde heute der neuernannte Kommunikations⸗ Minister, Baroß, bei seinem Eintritt mit begeisterten Eljen⸗Rufen begrüßt. Die Budgetdebatte wurde auf Sonnabend festgesetzt. Olay interpellirte abermals betreffs angeblicher Mißbräuche beim Bau des Handels⸗Ministerial⸗ palais und verlangte die Entsendung einer Fach⸗Enquste. Györffy interpellirte wegen der rumänischen Grenzverletzungen.
Schweiz.
wesen. im Frieden aus
Bern, 9. Januar. In Betreff der geplanten Reorganisation der eidgenössischen Departemente trägt der „Bund“ heute noch nach, daß dem neu zu schaffen⸗ den Departement des Aeußern, welches an Stelle des jetzigen politischen Departements treten soll, alle Beziehungen zum Aus⸗ lande zugewiesen werden sollen, also nament ich der diplomatische Verkehr, das Konsulatswesen, der Handel, das Auswande⸗ rungswesen, vielleicht auch die Zölle. Dem Justiz⸗Departement würde, wie verlautet, noch einverleibt werden: das Civil⸗ standswesen und die Führung des Handelsregisters, welches, wenn einmal das eidgenössische Konkursgesetz in Kraft getreten, von immer wachsender Bedeutung ist. Eine Entlastung des Finanz⸗ und Zoll⸗Departements wäre am Platze, weil dem Finanz⸗Departement wahrscheinlich die Alkoholverwaltung zugewiesen werden würde.
Die Einnahmen der schweizerischen Zollverwal⸗
tung für das letzverflossene Jahr ergaben, dem „Bund“ zu⸗ folge, ein sehr günstiges Resultat. Die Gesammteinnahmen für 1886 betragen nämlich 22 264 639,09 Fr., d. h. 1 201 339,68 Fr. mehr als im Jahre 1885 und 1 929 639,09 Fr. mehr als für 1886 (20 335 000 Fr.) budgetirt war. Zu diesem erfreulichen Ergebniß wirkte namentlich das Resultat des Monats Dezember mit, welcher eine Einnahme von 2 521 323,33 Fr. lieferte, d. h. 393 727,94 Fr. mehr als im Dezember 1885.
Frankreich. heutige Ministerrath
Paris, 6. Januar. (Fr. C.) Der t beschäftigte sich wieder vorwiegend mit dem Budget für 1887, und zwar mit dem außer⸗
verschlossen, und man mußte die Schlosser holen, um öffnen
ordentlichen. Der Finanz⸗Minister Dauphin schlägt vor, dasselbe durch die Ausgabe kurzläufiger Schatzobligationen zu bestreiten. Ein Beschluß wurde heute noch nicht gefaßt. Ferner beantragt Hr. Dauphin eine Aenderung der Zuckerbesteuerung, um die für den Fiskus un⸗ günstigen Wirkungen des Gesetzes von 1884 zu mil⸗ dern. Uebermorgen soll der Ministerrath auch hier⸗ über endgültigen Beschluß fassen. — Demselben Minister⸗ rath wird Hr. Goblet die Liste der einzuziehenden Unterpräfekturen vorlegen. Die Zahl derselben wird heute vom „Temps“ auf ungefähr sechzig angegeben. Die betreffenden Arrondissements sollen aufhören, selbständige Verwaltungsbezirke zu bilden; die Kantone derselben werden einfach unter die umliegenden Arrondissements des gleichen Departements vertheilt. Die aus dieser Reform nete Ersparniß ist aber nicht so groß, als es den Anschein hatte; denn die Präfektur⸗Räthe müssen nun mehr und größere Rundreisen in den betreffenden Bezirken machen, wozu ein Theil der eventuell ersparten Summe zu verwenden wäre. Wie verlautet, will daher ein Theil der republikanischen Abgeordneten vorschlagen, nicht die Unterpräfekten, sondern die P räfektur⸗Räthe zu vermindern. Der Post⸗Minister Granet beschwerte sich darüber, daß das neue Generalpostamt⸗Gebäude F. immer nicht bezogen werden Der Unterrichts⸗ Minister, in dessen Amtskreis die Verwaltungsgebäude gehören, wurde beauftragt, zu untersuchen, wen die Verantwortung für die nun schon um mehrere Jahre verspatete Fertigstellung des Baues treffe. Wie der Bauten⸗Minister Millaud anzeigte, ist vom Eisenbahn⸗ ausschuß ein günstiger Bericht über den Stadtbahn⸗ plan zu erwarten. — Bei der Beerdigung Berts in Auperre werden die Minister Flourens und Berthelot als Vertreter der Regierung sprechen. Der chinesische Geschäftsträger Tsching⸗Tschang rklärte im „Temps“: seine jüngste Reise nach Rom habe nur dem Neujahrsempfang bei dem König von Italien (also nicht Unterhandlungen mit dem Papste) gegolten. Tsching⸗ Tschang ist auch beim Quirinal beglaubigt. — 8. Januar. (W. T. B.) Um das Gleichgewicht des Budgets herzustellen, hat der Ministerrath u. A. beschlossen, die Zuckersteuer für das Jahr 1887 vorüber⸗ gehend um 20 Proz. zu erhöhen und vom 1. September 1887 an die den Zuckerfabrikanten bewilligte Prämie herabzusetzen. Die bulgarischen Delegirten sind gestern Abend hier eingetroffen und werden voraussichtlich morgen in nicht offizieller Weise von Hrn. Flourens empfangen werden. Die Delegir⸗ ten beabsichtigen auch den Herren Goblet, de Freyecinet, Ferry, Cléemenceau und Anderen Besuche abzustatten. —,9. Janumte W m. heutigen Empfang der bulgarischen Deputation, welchem der Direktor der politischen Abtheilung im Ministerium des Aus⸗ wärtigen, Charmes, beiwohnte, meldet die „Agence Havas“: Grekow s
kann.
setzte Flourens die näheren Umstände der Bil⸗ dung der bulgarischen Regierung sowie die verschiedenen Phasen, welche sie durchgemacht habe, und die gegen⸗ wärtigen Schwierigkeiten auseinander und erklärte: Die Regierung verstehe ihre Lage sowie diejenige Europas vollkommen und werde alle Konzessionen machen, welche mit der Unabhängigkeit Bulgariens verträglich seien, um aus dieser Lage herauszukommen. Sie glaube indessen nicht, daß es möglich sei, die Kandidatur des Fürsten von Mingrelien anzunehmen, da eine solche nicht die Sta⸗ bilität und die Freiheit des Landes sichern würde, auf welche dieses ein Recht habe. — Flourens erwiderte: er habe die Delegirten nur als Privatpersonen empfangen, da er ihnen in keiner Weise ein regelrechtes Mandat zubilligen könne. Bulgarien
berech⸗
habe seine Unabhängigkeit in inneren Angelegenheiten, was aber die internationalen Beziehungen angehe, so habe die Pforte allein das Recht, im Namen Bulgariens zu sprechen. Er be⸗ dauere die mißliche Lage Bulgariens, aber er glaube, das beste Mittel, um die gegenwärtigen Schwierigkeiten zu über⸗ winden, wäre, den Wünschen Rußlands, dem Bulgarien seine Existenz verdanke, Rechnung zu tragen und diesem Interesse selbst einige Konzessionen zu machen. Er (Flourens) könne sich über keine Kandidatur aussprechen, das würde im gegen⸗ wärtigen Augenblick verfrüht sein; es sei indessen vielleicht bedauerlich, daß die Regentschaft die Kandidatur des Fürsten von Mingrelien absolut zurückweise. Uebrigens müsse Frankreich, welche Sympathien Bulgarien auch verdienen möge, sich vor Allem an das allgemeine Interesse Europas, d. h. den Frieden anschließen; er könne daher nur empfehlen, möglichst schnelle und sichere Mittel zu ergreifen, um zu einer Lösung zu gelangen. — Seitens der Delegirten wurde erwidert: die bulgarische Regierung wünsche ebenfalls den Frieden Europas und deshalb habe sie auf die Kandidatur des Fürsten Alexander verzichtet; aber könne mannicht zwischen dem Fürsten Alexander und dem Fürsten von Mingrelien eine andere Kombination finden? Könnten nicht die bei der Frage nicht inter⸗ essirten Mächte eine solche ausfindig machen? — Flourens entgegnete: keine Macht, mit Ausnahme der Pforte, könne dies; Frankreich habe bei der Frage keine besondere Rolle zu spielen; es könne nur diejenigen Lösungen begünstigen, welche am meisten geeignet wären, von den Hauptinteressenten ange⸗ nommen zu werden. Frankreichs einziges Ziel sei die Erhal⸗ tung des Friedens.
Wie es heißt, wird sich die Deputation oder Donnerstag nach Rom und von da nach Konstantinopel begeben.
Spanien. Aus Madrid liegen in französischen Blättern folgende Depeschen vom 7. d. M. vor: „Als gestern Abend die Familien der Militärgefangenen das Militärgefängniß San Francisco verließen, fehlte der Sergeant, der das innere Thor zu überwachen hatte. Man untersuchte die Zellen und stellte fest, daß nicht blos die beiden Aufseher, sondern auch sieben Sergeanten verschwunden waren, die seit dem Aufstande vom 19. September sich in Haft befanden. Die
4
Flüchtigen hatten die Außenthore des Gefängnisses hinter sich
am Mittwoch Bukarest und
zu lassen. Die Nachforschungen nach den Flüchtigen sind bis jetzt vergeblich gewesen. — Der General Carmena, bekannt wegen seiner progressistischen Ideen, ist nach den Cana⸗ rischen Inseln verbannt worden. — Die Königin⸗Regentin fährt fort, mit den Generalen Castillo und Paviag die Kaser⸗ nen zu besuchen.“ Eine etwas spätere Depesche aus Madrid meldet: Das Amtsblatt veröffentlicht die Dekrete, welche den Marschall Martinez Campos zum General— Kapitän von Madrid und den General Pavia zum Gouverneur von Portorico ernennen. Man versichert, der Letztere nehme diesen Posten nicht an. — Gestern wohnten dem ersten militärischen Empfang der Königin⸗ Regentin etwa 1500 Offiziere bei. Man bemerkte die Ab⸗ wesenheit der Generale Salamanca und Lopez Dominguez.
9. Januar. (W. T. B.) Der
Bulgarien. Sofia, ist heute Vormittag
Führer der Opposition, Zankow, nach Konstantinopel abgereist.
Zeitungsstimmen. 8
Ueber weitere Fäns e aiscen zur Militärvorlage berichtet
die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ ferner:
Die im Kreise Pillrallen unterzeichnete Petition hat, ob⸗ wohl gerade an dieser die gesinnungstüchtige Presse ein großes Aerger⸗ niß nahm, im Verlaufe von 3 Tagen gegen 5000 Unterschriften ge⸗ funden, mit denen versehen sie an den Reichstag abgegangen ist.
In Potsdam cirkulirt eine von Stadträthen, Stadtverordneten und anderen Notabilitäten ausgehende Petition folgenden Wortlautes:
„In Erinnerung. . halten die Unterzeichneten die Annahme der Militärvorlaze der verbündeten deutschen Regierungen für nöthig und bitten hiermit ausdrücklich: Ein hoher Reichstag wolle die Militär⸗ vorlage ganz und unverändert annehmen.“
Am Dienstag fand in Merseburg eine vom Vorstande des nationalen Vereins der deutschen Mittelparteien berufene Versammlung statt, welche in Veranlassung der bisherigen Verhandlungen über die Militärvorlage und in Erwägung daß sie den Absichten der Reichsregierung, des Reichskanzlers, der verbündeten Fürsten und unseres erhabenen Kaisers voll ver⸗ trauen, daß sie daher die Verstärkung unseres Heeres als nothwendig anerkennen, um den vermehrten Aufwendungen der fremden Mächte gegenüber den von Allen gewünschten Frieden aufrecht zu erhalten, wenn dies aber nicht länger möglich sein würde, gehörig gerüstet dem Feinde entgegen zu treten, daß sie demgemäß die Bewilligung der geforderten Mittel für eine durch die Vaterlandsliebe gebotene Pflicht, die Ablehnung oder Abminderung aber und die Verzögerung der Sache mit der Hingabe an Kaiser und Reich und mit der Ehre des Volkes für unvereinbar erachten, die Erwartung ausspricht, daß die Vertreter des deutschen Volkes im Reichstage die Militär⸗ vorlage des Bundesraths ohne Zögern unverkürzt annehmen.“
An den „deutschfreisinnigen“ Vertreter für Merseburg⸗Querfurt im Reichstage, Rittergutsbesitzer Panse, ist aus Schkeuditz ein von zahlreichen Wählern unterzeichnetes Schreiben abgegangen, in welchem derselbe ersucht wird,
„in Anbetracht der gefahrdrohenden Lage des Deutschen Reichs für die Verstärkung der Wehrkraft Deutschlands nach der Regierungs⸗ vorlage zu stimmen.“
Die Zahl der in Halle erfolgten Unterschriften unter der Petition, welche die Haltung der „Freisinnigen“ und des Centrums in der Militärvorlage verdammt, beträgt über 9500.
In Hildesheim fand auf Anregung des liberalen Vereins eine den großen Saal des Unionshauses bis auf den letzten Platz füllende Versammlung von Mitgliedern verschiedener politischer Par⸗ teien statt, welche ihre Meinung durch einstimmige Annahme folgender Resolution kundgab: 8
„Wir drücken unsere Entrüstung darüber aus, daß die Regierungs⸗ vorlage auf Vermehrung der Armee, durch die Verhandlungen in der Kommission aufgehalten, nicht die rasche Erledigung hat finden können, wie es das patriotische Gefühl des Volkes erwartet hat, und geben der Hoffnung Ausdruck, daß die Bewilligung der von der Regierung geforderten Mittel nunmehr rasch und anstandslos der Vorlage entsprechend vom hohen Reichstage ausgesprochen werde. Wir würden in einer solchen raschen Annahme der Regierungsvorlage nicht nur den Ausdruck des Patriotismus, wie er im Volke lebt, sondern auch einen Akt einsichtsvoller Erkenntniß der gefahrvollen Lage erblicken und dem Parlament die Verantwortung auflegen, wenn durch die Verweigerung der Mittel die Erhaltung des riedens vereitelt und dadurch namenloses Unheil über das Deutsche Reich hereinbrechen würde.“
In Celle haben Angehörige verschiedener politischer Parteien eine Adresse an den Reichstag in Umlauf gesetzt, in welcher dem dringenden Wunsche Ausdruck gegeben wird, daß die Militärvorlage
mehrung des Heeres nicht nur zur Vertheidigung des Vaterlandes sondern auch zur Erhaltung des Friedens nothwendig sei.
Auf Veranlassung des Vorstandes des nationalliberalen Ver in Verden hat eine Versammlung stattgefunden, in welcher 68 angesichts des Verlaufs der Kommissionsberathungen als angezeigt und geboten erachtet wurde, Seitens der Wähler eine Petition an den Reichstag zu richten und diesen um unverkürzte Annahme der Militäar⸗ vorlage nach dem Regierungsentwurf zu bitten.
Nationalgesinnte Bürger in Düren beschlossen, den Reichstag um unveränderte Annahme der Regierungsvorlage anzugehen.
Aus Leipzig wird berichtet, daß der Vorsitzende der deutschen Turnerschaft, Hr. Georgii in Eßlingen, der Ansprache, welche er in der „Deutschen Turn⸗Zeitung“ an die Turngenossen als Neujahrsgruß zu erlassen pflegt, in diesem Jahre nachträglich den Satz einverleibte:
„Ich denke, wir Turner sind in unserer großen Mehrheit der Mei⸗ nung, daß unser Kaiser, Bismarck und Moltke besser wissen als Richter und Windthorst, was zum Schutze des Reiches und Vater⸗ landes nothwendig ist. Im Uebrigen berührt uns der Streit der Parteien nicht! Für uns Turner ist ja die Möglichkeit oder Wahr⸗ scheinlichkeit eines Krieges nur eine doppelte Mahnung oder Sporn an der Wehrhaftmachung des Einzelnen und des ganzen Volkes un⸗ entwegt weiter zu arbeiten mit allen Kräften und von ganzem Herzen!“
Aus Limbach in Sachsen ist folgende Petition an den Reichstag abgegangen:
„Mit großem Bedauern haben die unterzeichneten Einwohner der Stadt Limbach Kenntniß von der Ablehnung der Militärvorlage Seitens der zur Vorberathung derselben niedergesetzten Reichstags⸗ Kommission genommen, und sie erachten es als ihre Pflicht, Alles zu thun, was zur Aufrechterhaltung der Vorlage geschehen kann. Indem nun dieselben der festen Ueberzeugung leben, daß die Forderungen der verbündeten Regierungen, welche ei haben welche aufgestellt wurden zum Schutze des Reichs gegen feind⸗ liche Invasion, dem Vaterlande zum Heile gereichen, so bitten und erwarten sie: der hohe Reichstag wolle wenn irgend in demselben die Wünsche des deutschen Volks zum Ausdruck kommen sollen — ohne Rücksicht auf die zu bringenden Opfer, die ja in durchaus keinem Ver⸗ hältniß zu den Schreckaissen eines landes geführten Krieges stehen, die Militärvorlage ohne jede Ab⸗ änderung mit aroßer Majorität annehmen.“
Aus Pößneck, welches zum 2. Meiningischen Wahlkreise ge⸗ hört, ist eine mit Hunderten von Unterschriften nationalliberaler und „deutschfreisinniger' Wähler bedeckte Petition um unveränderte An⸗ nahme der Militärvorlage an den Reichstag gerichtet worden. Der „Post“ zufolge verlautet, daß der deutschfreisinnige Vertreter jenes Wahlkreises, Herr Dr. Witte bei dem Wahlcomité angefragt habe, welche Meinung es von der Vorlage habe.
Die liberale Vereinigung des ersten unterfränkischen Wahl⸗ kreises hielt am 6. cr. im Saale des Schützenhauses zu Aschaffenburg eine außerordentlich zahlreich besuchte Versamm⸗ lung ab, in welcher Redacteur Patzig unter lebhaftem Beifall der An⸗ wesenden über die Militärvorlage dahin sich äußerte, die Opposition hätten die friedlichen Versicherungen Boulanger’s doch bedenklich machen müssen, um so mehr, als dieselben zeitlich zusammenfielen mit den der Vorlage von der Reichstagsmajorität bereiteten Schwierig⸗ keiten, und weil sich die auswärtigen Verbältnisse im verflossenen Jahre immer bedrohlicher gestaltet hätten. Am Schlusse des Vor⸗ trages bekundete die Verfammlung durch lauten, anhaltenden Beifall ihr Einverständniß mit den Ausführungen des Redners.
— Die „Magdeburgische Zeitung schreibt: Wir erhalten folgende Mittheilung zur Veröffentlichung: Die Petition an den Reichstag um Annahme der Militärvorlage mit 3 — 4000 Unterschriften versehen, an das Präsidium des Reichs⸗ wie die Unterschriften zeigen, gefunden. Auch der deutschfreisinnigen Partei Zugehörige haben in dem richtigen Gefühl, daß es sich um eine patriotische und nicht um eine Parteikundgebung handle, unterzeichnet. Wir haben, da wir uns an alle Wähler, ohnt Unterschied der Parteistellung wandten, die Vorstände der beiden konserväativen Vereine wie den der deutsch⸗freisinnigen Partei unter Einsendung eines Exemplars der Petition gebeten, die Unterz ichnung Seitens ihrer Gesinnungsgenossen so viel wie thunlich fördern zu wollen. Unsere Bitte hat sehr verschiedene Aufnahme gefunden. Der Vorstand des Neuen konservativen Vereins hat sich zu unserer Ueber⸗ raschung bewogen gesehen, eine besondere Petition, die er allerdings einen Nachtrag zu der unserigen nennt, in Umlauf zu setzen. Der Vorstand des kon ervativen Vereins hat uns freundl’ch zustimmend seine Unterstützung zugesichert und der der deutsch⸗freisinnigen Partai unsere Bitte mit folgendem Schriftstück beantwortet:
An den Vorstand des nationalliberalen Wahlvereins, zu Händen des Hrn. Dr. M. Dürre hier. Das dem ergebenst Unterzeichneten am Sylvester v. J übersandte Druckstück beehrt sich derselbe Namens des Vorstandes der deutschfreisinnigen Partei, Wahlverein Magdeburg, in der Anlage mit dem ergebenen Bemerken zurückzureichen, daß wir in der geschehenen Uebersendung eine ernsthafte Absicht nicht meinen er⸗ blicken zu dürfen, da wir den verehrlichen Vorstand des national⸗ liberalen Wahlvereins für politisch zu gut unterrichtet halten, als daß wir bei demselben den Glauben an die Möglichkeit der Unterzeichnung derartiger Petitionen durch freisinnige Männer thatsächlich voraussetzen möchten. Hochachtungsvoll gez. R. Hein.
Wir haben im Vorstehenden kurz über den Verlauf und dats Ergebniß der Petitionsbewegung berichten wollen.
Der Vorstand des nationalliberalen Wahlvereins.
tages abgesandt worden. — Sie hat, in allen Ständen und Parteien Zustimmung
Veterinärwesen. N1
Rußland. In den Deutschland zunächst gelegenen und in den sonst haupt⸗ sächlich in Betracht kommenden Gouvernements und Gebieten. November 1886.
Zahl der überhaupt gefallenen
121
405
15 165
2 812
0 203
1 300
475
10
104
5
Astrachan Bessarabien Charkow Irkutsk. Jekaterinoslaw Kiew. Kursk Ljublin Minsk. Mohilew öi“ 9 3 Drenburg 732 Podolsk 45 Poltawa 1 524 Rjasan v1“ 339 v 5 Taurien v“ 3 331 ““ : 334 Tomsk 520 Tschernigow 318 üee 072 Wolhynien. 609 Gebiete:
im Sinne der Regierung angenommen werden möge, weil eine Ver⸗
Donische Kosaken
Kuban 11 604
Woronesh
einen Moltke zum Vertheidige:
innerhalb der Grenzen des Vater⸗
müssen,
über Verbreitung von Thierkrankheiten im Auslande
Nach Meldungen vom 1. November bis 1. Dezember ö Bessarabien . aooo Charkow 6 998 Irkutsk. .. 3 215 Fekaterinoslaw 15 190 Kursk. 796 Mohilew 44 Moskau. 100 Orenburg 1733 4 729 St. Petersburg 22 Ssamara 8. aurien. 4 E 13 368 Tschernigow 936 Warschau 62 1 667
14 407 876 1“ 3 240 Oesterreich. Laut der am 21. Dezember 1886 vorliegenden Meldungen. Lungenseuche:
4 908 2825
Gebiete: Donische Kosaken Dagestan Kuban
Land: Mähren vseee Nieder⸗Oesterreich Schlesien Ober⸗Oesterreich ö1“ Maul⸗ und Klauenseuche:
Zahl der infizirten Orte: 7
Steiermark Schafräude: Kärnten.D ““ ö14.“
Vom 30. November bis 7. Dezember 1886. Milzbrand in 17 Komitaten, 38 Gemeinden Lungenseuche. “ 8 20 Maul⸗ und Klauenseuche „ 1 8 4
Vom 7. bis 14. Dezember 1886. Milzbrand in 15 Komitaten, 32 Gemeinden, 1161“ 19 Maul⸗ und Klauenseuche „ 1 1 Vom 1. bis 15. Dezember 1886. Maul⸗ und Klauenseuche. Kanton Bern in 1 Gemeinde 1 Stall mit 7 Rindern.
Gewerbe und Handel.
Vom 1. bis 31. Mai d. J. findet zu Mailand auf Ver⸗ anstaltung des Königlich italienischen Ministeriums für Ackerbau, Industrie und Handel eine internationale Preisbewerbung für Getreide⸗Dörr⸗Oefen oder ⸗Apparate statt. Dieselben um zur Konkurrenz zugelassen zu werden, vollständig und zu Versuchen eingerichtet sein.
Als Preise sind für einen besonders zum Dörren von für den je 2000 Lire ausgesetzt. zu bewerben beabsichtigen
Reis und
besten zum Dörren von türkischem Weizen geeigneten Apparat
Um welchen dieser Preise sich die Aussteller haben ieselben vorher zu erklären.
Für den Hin⸗ und Rücktransport der Gegenstände und für die Reisen der Aussteller, bezw ihrer Vertreter sind die üblichen Fracht⸗ vergünstigungen Seitens der italienischen Bahnen und Schiffahrts⸗ gesellschaften in Aussicht gestellt.
Die Inbetriebsetzung der Apparate zu Versuchen erfolgt durch die Aussteller, und zwar ebenso wie der Transport, auf eigene Gefahr. Die Kosten der Versuche trägt das Comité für Rechnung des Ackerbau⸗Ministeriums.
Gesuche um Zulassung und zwar für jeden einzelnen der auszu⸗ stellenden Gegenstände besonders sind unter Beifügung von Beschrei⸗ bungen, Zeichnungen ꝛc. bis spätestens zum 31. März d. J. an das Ausstellungscomité zu richten.
— Unterm 17,29. Juni v. J. war vorbehaltlich eines definitiven Handelsvertrags zwischen Frankreich und Rumänien eine am I. Juli v. J. in Kraft getretene provisorische Abmachung getroffen worden, inhalts welcher dem französischen Import mit Aus⸗ schluß gewisser Artikel — und zwar derselben, welche auch in dem schweizerisch⸗rumänischen Handelsvertrage von der Meistbegünstigung in Rumänien ausgeschlossen sind — die bestehenden rumänischen Vertrags⸗ tarife zu Gute kommen sollten. Jene Abmachung ist, nachdem die Geltungsdauer derselben mit dem Ablauf vorigen Jahres erloschen war, auf weitere zwei Monate verlängert worden.
— Nach einer Zusammenstellung des „Deutschen Oeconomist“ wurden im Deutschen Reich im zweiten Semester des vorigen Jahres Aktiengesellschaften mit einem Aktienkapital von 67 166 600 ℳ neu gegründet; im ganzen Jahre 1886 betrug die Zahl der neu⸗ gegründeten Aktiengesellschaften 116 mit 105 483 900 ℳ Kapital (1885 74 Gesellschaften mit 55 534 700 ℳ, 1884 165 Gesellschaften mit 123 952 500 ℳ und 1883 182 Gesellschaften mit 167 643 420 ℳ). Kapital⸗Erhöhungen fanden bei 55 deutschen Aktiengesellschaften statt, jedoch konnte der Betrag derselben nur für 51 Gesellschaften mit 33 472 500 ℳ festgestellt werden.
— In der heutigen außerordentlichen Generalversammlung der Eisen⸗Industrie zu Menden und Schwerte, in welcher ca. 375 000 ℳ Aktien vertreten waren, wurde die Erhöhung des Grundkapitals durch Ausgabe von zwei Millionen Mark Prioritäts⸗ Stamm⸗Aktien innerhalb dreier Jahre einstimmig genehmigt. — Die Offerte eines Berliner Bankhauses auf Uebernahme eines größeren Betrages dieser Prioritäts⸗Stamm⸗Aktien fest und des Restes in Option wurde ebenfalls angenommen.
Köln, 10. Januar. (W. T. B.) Eintragung der Rheinisch⸗Westfälischen Sprengstoff⸗Aktiengesellschaft n das Handelsregister ist nach der „Kölnischen Zeitung“ heute verfügt
Den Verwaltungsrath bilden: Baron Eduard Oppenheim
Die
worden. in Köln, Geheimrath Haniel in Ruhrort, Bergwerksbesitzer Schueren⸗ erg und Waldthaus in Essen, Abg. Dr. Natorp und Justiz⸗Rath Maas in Aachen.
Leipzig, 7. Januar. Die „Leipz. Ztg.“ bringt folgenden Meß⸗ ericht über Tuche: Die Neujahrsmesse war durch die reservirte Haltung, welche Grossisten seit Anfang Dezember im Kaufen beob⸗
Pachtet haben, besonders von Forster und Krimmitschauer ordinären
Fabrikaten stärker befahren als in früheren Jahren, während Kottbus zund Guben, die bekanntlich bessere Qualitäten arbeiten, ebenso Forster essere Waaren nahezu fehlten. Großenhain, Spremberg, Kirch⸗ erg brachten die gewohnten Quantitäten hierher, und Gleiches ar auch Seitens der Fabrikanten aus Finsterwalde, Grünberg ꝛc. n schwarzer der Fall. Das Geschäft begann am 2. Ja⸗ uar, da viel Einkäufer des Sonntags wegen noch fehlten, schlep⸗ end während der darauf folgende Tag ziemlich viel Leben zeigte. da Fabrikanten versuchten, die letzten Meßpreise, welche dem heutigen ktande der Wolle entsprechen würden, zu erreichen, fanden sie auf jeser Basis bei Käufern wenig Entgegenkommen. Nachdem indeß Fa Preiskonzessionen gemacht wurden, entwickelte sich das Geschäft 4 r lebhaft, ohne daß indessen, wie dies in der letzten Messe der Fall ar, die Läger gänzlich geräumt wurden. Es haben sowohl die jederlausitzer wie die sächsischen Fabrikanten zum Theil große Be⸗ “ nach der Heimath gehen lassen, weil sie sicher glauben, b ie nächsten Wochen ihnen diejenigen Preise bringen, die sie haben nüfsen, um existiren zu können. Geszen letzte Michaelismesse beträgt ber. Abschlag in den Stapelartikeln etwa 10 — 15 ₰ pro Meter. Bei guten Mustersachen, die überhaupt wenig vertreten waren, ist sen einem Abschlag keine Rede, da die Fabrikanten ihren Lieferungs⸗ erpflichtungen. die sie vor Monaten per Dezember und Januar bernommen haben, noch gar nicht nachkommen konnten und mit
A.
Waare
—
nicht lange.
Ordres für die nächste Zeit voll versehen sind. Aus diesem Grunde ist wohl auch vorerst hier an eine Preisreduktion noch gar nicht zu denken.
Glasgow, 8. Januar. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 840 554 Tons gegen 672 068 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 75 gegen 92 im vorigen Jahre.
New⸗York, 8. Januar. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 8 598 054 Dollars, davon für Stoffe 2 450 222 Doll.
Halifax, 5. Januar. (A. C.) Der Werth des Fischerei⸗ Ertrages von Neuschottland, Neubraunschweig und der Prinz Edward⸗Insel während des vergangenen Jahres wird amtlich auf 13 750 000 Doll. veranschlagt. Dies ist der höchste Ertrag, den man je erzielt hat.
Submissionen im Auslande.
Italien 8 1) Am 13. Januar, 3 Uhr Nachm Territorial⸗Kommissariats Direktion zu Neapel: Lieferung von Tuch und Flanell.
2) Am 13. Januar, 3 Uhr Nachm. Territorial⸗Kommissariats⸗ Direktion zu Turin: desgl.
3) Am 19 Januar, Mittags. Direzione armamenti della Reale Marina zu Neapel: Verzinntes Eisengeräth. Voranschlag 8726,90 Lire. (Bereits zwei Mal vergeblich ausgeschrieben.)
4) Am 20. Januar, 2 Uhr Nachm. Territorial⸗Kommissariats⸗ Direktion zu Bologna: Eine Million Rationen konservirtes Ochsen⸗ fleisch, zu 220 gr die Ration. (Depot 40 000 Lire.)
5) Am 20. Januar, 1 Uhr. Neapel. Artillerie⸗Direktion des Arsenals: Lieferung 6 verschiedener Partien Hölzer (Eichen⸗, Ulmen⸗, Lärchen⸗, Eschen⸗ und Nußbaumholz). Kaution 10 %
Näheres an Ort und Stelle.
6) 14. Januar. (Vergl. „R.⸗A.“
Ja (Vergl. „R. vom 22. Dezember 1886.) Stück 2000 Eichenholzfässer für Genua.
Voranschlag 34 000 Lire.
Berkehrs⸗Anstalten.
er Postpäckereiverkehr in Berlin ist auch während der verflossenen Weihnachtszeit von erheblichem Umfange gewesen. Im Laufe zweier Wochen sind in Berlin 551 870 Packete eingeliefert worden und 365 510 Stück an Empfänger in Berlin eingegangen; außerdem haben 2 012 658 Postpackete im Durchgangsverkehr Berlin berührt. In der Zeit vom 18. bis 27. Dezember sind an Beamten, Unterbeamten und Hülfsmannschaften zusammen mehr als 7000 Per⸗ sonen täglich mit Bearbeitung der Päckeresen beschäftigt gewesen. Für die Besorgung des innerhalb der Stadt, sowie von und nach den Bahnhöfen waren während desselben Zeitraums täglich 1056 Pferde erforderlich.
Hamburg, 8. Januar. (W. T. B.) Der Postdampfer „Wieland“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft hat, von New⸗York kommend, heute Nach⸗ mittag Lizard passirt.
Hamburg, 10. Januar. (W. T. B.) Der Postdampfer „Wieland“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von New⸗York kommend, heute Vormittag 10 Uhr auf der Elbe eingetroffen.
Triest, 9. Januar. (W. T. t Der Lloyddampfer „Euterpe“ ist mit der ostindischen Post heute früh aus Alexandria hier eingetroffen.
London, 8. Januar. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Norham⸗Castle“ ist gestern von Darthmouth auf der Ausreise abgegangen, und der Castle⸗ Dampfer „Pembroke⸗Castle“ hat heute auf der Heimreise Madeira passirt.
Hyoer —
B.)
Berlin, 10. Januar -1887.
Am 11. d. M. vollenden sich 50 Jahre, seitdem der Jor⸗ sitzende der Kommission zur Ausarbeitung des Entwurfs eines bürgerlichen Gesetzbuchs, Wirkliche Geheime Rath und Mitglied des Staatsraths Dr. Pape, in den preußischen Staatsdienst getreten ist. Will zwar derselbe den Tag, um jeder persön⸗ lichen Feier zu entgehen, in stiller Zurückgezogenheit zubringen, so können wir uns doch an diesem Tage der öffentlichen Be⸗ sprechung der großen Verdienste nicht entziehen, welche Dr. Pape während des fünfzigjährigen Zeitraums um die Pflege und die Fortbildung des vaterländischen Rechts sich erworben und durch welche er sich ein ruhmvolles Andenken in weiten Kreisen der Nation gesichert hat.
Geboren am 10. September 1816 zu Brilon in Westfalen als Sohn eines tüchtigen praktischen Juristen, des dortigen Stadtrichters Pape, hat Heinrich Eduard Pape während seiner Beschäftigung als Auskultator und Referendar in Bielefeld und Paderborn bei den vormaligen Land⸗ und Stadtgerichten und dem Ober⸗Landesgerichte daselbst in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten noch nach dem alten, durch die Verordnung vom 1. Juni 1833 nur für wenige Prozeßarten geänderten System der Allgemeinen Gerichtsordnung und in Strafsachen nach der Kriminal⸗Ordnung von 1805 instruirt und referirt. Er legte die dritte Staatsprüfung, nachdem ihm schon in den beiden vorangegangenen Prüfungen das Prädikat „vorzüglich“ zu Theil geworden war, am 28. März 1843, „sehr gut“ ab, wurde von diesem Tage zum Ober⸗ Landesgerichts⸗Assessor ernannt und demnächst bei den Land⸗ und Stadtgerichten in Warburg, Paderborn, Brakel und Burg sowie bei den Ober⸗Landesgerichten in Paderborn und Frankfurt a. O. als Hülfsrichter beschaftigt. Während seines Vorbereitungs⸗ und Hülfsrichter⸗ Dienstes erfüllte er seine Wehrpflicht; als Premier⸗Lieutenant im zweiten Aufgebot der Landwehr ist er aus dem Militär⸗ verbande geschieden. 1849 war er Abgeordneter in der Zweiten Kammer. Definitive Anstellung erhielt Pape am 24. Juni 1850 bei dem Kreisgericht in Stettin. Dort, in der Ab⸗ theilung dieses Gerichts für See⸗ und Handelssachen thätig, legte er den Keim für sein späteres Wirken. Im Mai 1852 wählte ihn die Stettiner Kaufmannschaft zum Mit⸗ glied ihres Schiedsgerichts. Am 14. Juni 1856 zum Kreis⸗ gerichts⸗Rath ernannt, wurde er schon am 20. September desselben Jahres zum Rath bei dem damaligen Appellations⸗ gericht in Königsberg befördert. Wir finden ihn daselbst
Nachdem die Handelsgesetzgebungs⸗Konferenz in Nürnberg die Eröffnung der Berathungen über ein gemeinsames deut⸗ sches Privatseerecht in Hamburg beschlossen hatte, wurde dorthin von Seiten der preußischen Regierung der junge Tribunals⸗Rath abgeordnet. Die Kon⸗ ferenz, am 26. April 1858 in Hamburg löste ihre Aufgabe in der kurzen Zeit bis zum 22. August 1860; Pape war von ihr zum Referenten bestellt und erwarb sich mit der ungetheilten Anerkennung seiner ausgezeichneten Leistungen bald bestimmenden Einfluß. Inzwischen, am 25. Juli 1859 zum Geheimen Justiz⸗Rath und vortragenden Rath im Justiz⸗Ministerium ernannt, nahm Pape als einer der preußischen Bevollmächtigten auch an den wieder in Nürn⸗ berg am 19. November 1860 zur dritten Lesung des Handels⸗
Lesung wurde schon am 12. März 1861 beendigt. Der ausgezeichneten Thätigkeit der in Nürnberg und Hamburg versammelt gewesenen Männer war es unter den schwierigsten Verhältnissen geglückt, den Beweis „daß das organische Rechts⸗ leben Deutschlands einer Einigung fähig sei“, zu erbringen und für deren spätere Erreichung den Grund zu legen. Im August 1861 wurde Pape von der juristischen Fakultät der Universität Breslau zum doctor honoris causa promovirt. Die Arbeiten, welche die Einführung des Handelsgesetzbuchs in Preußen bedingte, waren hauptsächlich Pape’'s Werk.
Es harrte seiner eine neue Aufgabe. Zur Revision des preußischen Civil⸗ und Strafprozeßrechts „zund — wo möglich — zur Herbeiführung einer gemeinsamen Gesetzgebung für Deutschland auch auf diesen Gebieten“ hatte der König bald nach der Tyronbesteigung zufolge Allerhöchsten Erlasses vom 15. Februar 1861 den Zusammentritt einer Kommission an⸗
ordnet und zu deren Vorsitzenden den zweiten Präsidenten des Ober⸗Tribunals, Dr. Bornemann, ernannt. Pape wurde Mitglied dieser Kommission; aus ihren Berathungen ging 1864 der „Entwurf einer Prozeßordnung in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten für den preußischen Staat“ hervor; das erstrebte Ziel aber sollte erst erreicht werden, nachdem die politische Einigung des deutschen Volkes gelungen war.
Die Ergebnisse des Jahres 1866 spannten alle Kräfte der preußischen Gesetzgebung zu rastloser Thätigkeit an. Dr. Pape fielen vornehmlich die vorbereitenden Arbeiten zu, um auf civilrechtlichem Gebiete den Rechtszustand in den neu⸗ erworbenen Landestheilen mit dem der alten in Ein⸗ klang zu setzen; er hauptsächlich war an der Aus⸗ arbeitung der in jenen eingeführten Civilprozeßordnuug vom 24. Juni 1867 sowie an dem Entwurf des Gesetzes, betreffend die Errichtung eines obersten Gerichtshofes für dieselben, vom 27. Juni 1867 betheiligt. Schon vorher hatte er sich durch die Mitwirkung an den Vorarbeiten zu dem über die Gerichts⸗ barkeit der Konsuln in Preußen erlassenen Gesetze vom 29. Juni 1865, welches demnächst durch §. 24 des Bundes⸗ gesetzes vom 8. November 1867 als maßgebend für die Bun⸗ deskonsulate erklärt wurde, sowie durch die Vorarbeiten zu mehreren kleineren Gesetzen Verdienste erworben.
Mit der Errichtung des norddeutschen Bundes erweiterte sich sein Arbeitsfeld. Dr. Pape gehört zu den ersten, am 2. August 1867 ernannten Bevollmächtigten Preußens zum Bundesrath des Norddeutschen Bundes sowie auch des Zoll⸗ vereins. An demselben Tage wurde Dr. Pape zum Geheimen Ober⸗Justiz⸗Rath befördert. Bis zu seinem Ausscheiden aus dem Bundesrath, Ende Juli 1870, waren die wichtigsten Arbeiten der Justizgesetzgebung im Bundesrath und deren Vertretung im Reichstag ihm anvertraut. Zugleich war er Mitglied der vom Bundesrath zur Ausarbeitung des Entwurfs einer „Prozeßordnung in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten für die Staaten des Norddeutschen Bundes“ berufenen Kommission, deren Berathungen am 3. Januar 1868 durch den Bundeskanzler in Person eröffnet wurden und am 20. Juli 1870 endigten; Dr. Pape als Referenten und Mit⸗
währung
Qdesselben Jahres
gliede des Redaktionsausschusses fiel die Hauptarbeit zu. Vier wichtige Bundesgesetze: die Gesetze über Aufhebung der Schuldhaft und über den Lohnarrest, beide gleichfalls von Dr. Pape bearbeitet, das Gesetz über die Ge⸗ der Rechtshülfe und das Genossenschastsgesetz, an denen er hervorragend Theil nahm, haben in den Berathungen der Kommission theils ihren Ursprung gehabt, theils ihre letzte Form erhalten. — Die Novelle über die Akt iengesellschaften vom 11. Juni 1870 vertrat Dr. Pape im Reichstage noch, nachdem er durch Patent vom 2. Januar zum Präsidenten des Bundes-Ober⸗Handels⸗ gerichts ernannt war.
Es beginnt für ihn eine neue, der höchsten Richterthätigkeit gewidmete Das starke, die deutschen Staaten um⸗ schließende Band hatte es ermöglicht, die mühevoll errungene Einheit des Handels⸗ und Wechselrechts dauernd zu sichern. Das Handelsgesetzbuch und die Wechselordnung waren zu Bundesgesetzen erklärt, und auf Anregung Sachsens für Handelssachen ein oberster, über alle Staaten des Nord⸗ deutschen Bundes sich erstreckender Gerichtshof mit dem Sitz
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gesetzbuchs eröffneten Konferenzen lebhaften Theil. Die
in Leipzig errichtet worden. Wie Dr. Pape die auf beide Gesetze bezügliche Vorarbeit für den Reichstag und ihre Ver tretung in diesem zu übernehmen hatte, so war ihm als Präsident auch die erste Einrichtung und die Leitung des Gerichts bis an dessen Ende beschieden. Am 5. August 1870 „während die deutsche Nation“, — so rief Dr. Pape in seine Eröffnungsrede aus — „im blutigen Kampfe mit einem mächtigen von seinem Gewalthaber mißleiteten Nachbarvolke um di Erhaltung der vollen Selbständigkeit rang, trat der neu Bundesgerichtshof zusammen, um seine auf Frieden und Ruh berechnete Thätigkeit zu beginnen.“ Zur Erfüllung seine Aufgabe hatte das Gericht, welches mit der Errichtung de Deutschen Reichs zum obersten Handelsgericht für gan Deutschland und durchweg zum obersten Gerichtshof fü Elsaß⸗Lothringen erweitert wurde, die größten Schwierigkeiter zu überwinden. Zusammengesetzt aus den Juristen der ver schiedensten Bundesstaaten, sollte es nach den von einan der abweichenden Landes⸗Prozeßgesetzen, und neben der
obersten Landesgerichten auf einem mit den Systemen d.
Civilrechts mannigfach verwachsenen Theilgebiete die Wohl⸗ that einheitlicher, das nationale Rechtsleben fördernder Recht⸗ sprechung gewähren. Daß es diese Aufgabe voll erfüllt, daß es sich das unbedingte Vertrauen des Volkes und in der juristischen Welt das höchste Ansehen erworben hat, ist nich
zum geringsten das Verdienst seines Präsidenten gewesen
Dr. Pape, seit dem 11. Juli 1873 zugleich Präsident des mi
dem Reichs⸗Oberhandelsgericht verbundenen höchsten Diszi‚
plinarhofs für die Reichsbeamten, wurde durch Patent von
29. November 1873 Wirklicher Geheimer Rath mit dem Prä dikat Excellenz. 1 Bei dem Erlöschen des Reichs⸗Oberhandelsgerichts zun 1. Oktober 1879 gesetzlich in den Ruhestand versetzt, war e Dr. Pape vorbehalten, dem Reich noch wichtigere Dienste zu leisten. Auf Grund des Gesetzes vom 20. Dezember 1873, durch welches die Zuständigkeit der Reichs⸗Gesetzgebung auf das gesammte bürgerliche Recht ausgedehnt worden war, hatte
eröffnet, am 22. Juni 1874 der Bundesrath beschlossen, eine Kom
mission mit dem Sitz in Berlin „zur Ausarbeitung des Ent wurfs eines allgemeinen deutschen bürgerlichen Gesetzbuchs einzusetzen. Zu ihrem Vorsitzenden war Dr. Pap ernannt worden. Noch von Leipzig aus hatte e die Verhandlungen der zuerst am 17. September 1874 behufs Feststellung ihrer Geschäftsordnung und ihrer Thätigkeit, sodann wiederholt in den Jahren 1875, 1876 und 1878 zur Berathung grundlegender Prinzipien zusammengetretenen Kommission geleitet. Inzwischen waren die Vorarbeiten für