1887 / 32 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 07 Feb 1887 18:00:01 GMT) scan diff

von M. Ernst in München erschienene Flugblatt mit der Ueberschrift: „An die Reichstagswähler des Wahl⸗ kreises Landshut! Wähler des arbeitenden Volkes! Bürger! Arbeiter! Handwerker!“ verboten. ““ Landshut, den 4. Februar 1887. Königliche Regierung von Niederbayern. Kammer des Innern. von Lipowsky.

Nichtaumtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 7. Februar. Se. Majestät der Kaiser und König hörten heute die Vorträge des Chefs des Civilkabinets und des Vize⸗Präsidenten des Staats⸗ Ministeriums, von Puttkamer. Am Vormittage nahmen Se. Majestät die Meldung des Korvetten⸗Kapitäns und Flügel⸗Adjutanten Freiherrn von Seckendorff entgegen.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin wohnte gestern Vormittag dem Gottesdienst in der Kapelle des Augusta⸗Hospitals bei.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm am Sonnabend Vormittag 11 ½ Uhr militärische Meldungen entgegen.

Gestern Vormittag um 10 Uhr begab Sich Höchstderselbe zum Gottesdienst in die St. Nicolai⸗Kirche.

Um 1 Uhr fuhren Ihre Kaiserlichen Hoheiten die Kron⸗ prinzlichen Herrschaften mit den Prinzessinnen⸗Töchtern Victoria und Margarethe, Königlichen Hoheiten, nach Potsdam und 58 mit dem um 4,7 Uhr von dort abgehenden Zuge hierher urück. 8 Abends 7 Uhr begab Sich Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz nach dem Victoria⸗Theater. 1

Der Schlußbericht über die vorgestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten und die Reden des Ministers der öffentlichen Arbeiten, Maybach, befinden sich in der Ersten Beilage.

In Bezug auf die Bestimmung des §. 210 Z. 1 der Konkursordnung: „Schuldner .... werden wegen einfachen Bankerutts. bestraff, wenn sie 1) durch Aufwand, Spiel oder Differenzhandel mit Waaren oder Börsen⸗ papieren übermäßige Summen verbraucht haben oder schuldig geworden sind ꝛc.“ hat das Reichsgericht, III. Strafsenat, durch Urtheil vom 13.,20. Dezember v. J. ausgesprochen, daß unter „Differenzhandel“ nur die auf Zeit abgeschlossenen eschäfte, nicht aber effektive Kassageschäfte rein spekulativer Tendenz zu rechnen sind. Auch fallen Börsenspekulationen (sog. Börsenspiel) nicht unter den Begriff des „Spiels“ in der oben erwähnten Bestimmung.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Kaiserliche Unter⸗Staatssekretär von Puttkamer ist von Straßburg i. E. hier eingetroffen.

Der General⸗Lieutenant Bronsart von Schellen⸗ dorff II., Commandeur der 17. Division, hat Berlin nach Abstattung persönlicher Meldungen wieder verlassen.

Der General-Lieutenant von Melchior, bisher Commandeur der 56. Infanterie⸗Brigade, ist aus Anlaß seiner Beförderung und Ernennung zum Commandeur der 1. Divi⸗ fion zur Abstattung persönlicher Meldungen hier angekommen.

Hamburg, 5. Februar (W. T. B.) Heute Vormittag wurde das seit Anfang des Monats bereits im Betriebe befind⸗ liche neue Postgebäude am Stephansplatz feierlich eingeweiht. Vom Reichs⸗Postamt waren hierzu er⸗ schienen: der Staatssekretär Dr. von Stephan, die Direk⸗ toren Hake und Dr. Fischer sowie der Geheime Ober⸗ Regierungs⸗Rath Kind. An der Feier nahmen außerdem Theil: der Senat, Vertreter der Bürgerschaft, der öffentlichen Anstalten, der Wissenschaft, Kunst, des Handels und Gewerbes u. s. w. Der Staatssekretär Dr. von Stephan dankte in einer Ansprache dem Senat und der Bürger⸗ schaft für die Mitwirkung sowie der Bauleitung für die liebe⸗ volle Arbeit und schloß mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und den Senat. Senator Petersen sprach seinen Dank aus und brachte ein Hoch auf den starken Schirm⸗ herrn des Baues, den Fürsten Bismarck, aus, in welches die Versammelten begeistert einstimmten. Ober⸗Postdirektor Letz forderte die Beamten zum pflichttreuen Mitwirken im Werke der Kultur und der Verkehrsinteressen auf und schloß mit einem Hoch auf den Staatssekretär Dr. von Stephan. Nach einem Rundgange durch das Gebäude wurde ein Frühstück in den oberen Räumen eingenommen. Nachmittags findet ein offizielles Diner statt.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 5. Februar. (W. T. B.) Im Abgeordnetenhause erklärte heute, in Beantwortung der gestern von dem Abg. Mauthner über die ausw ärtige Lage eingebrachten Interpellation, der Minister Ziemialkowski, in Vertretung des durch Unwohlsein am Erscheinen verhinderten Minister⸗Präsidenten: Die Be⸗ der Monarchie seien zu allen auswärtigen Mächten

efriedigende, und es sei namentlich in der letzten Zeit keinerlei dem Frieden nachtheilige Aenderung eingetreten. Trotz der Unsicherheit und des Ernstes der allgemeinen poli⸗ tischen Lage Europas halte die Regierung an der Hoffnung fest, daß es gelingen werde, den Frieden aufrecht zu erhalten, da dies den wiederholt betonten Wünschen aller Regierungen und namentlich dem der Kaiserlichen Regierung entspreche. Wenn nichtsdestoweniger Seitens der militärischen Verwaltungen ge⸗ wisse Anschaffungen für nöthig befunden wurden, so enspreche dies jenen Erfordernissen der Vorsicht und Vorsorge für die Sicherheit und Machtstellung des Reichs, welche die Regie⸗ rung als eine ihrer wichtigsten Pflichten ansehe. Es könne hierin ebensowenig ein kriegerisches Symptom erblickt werden, als in der seiner Zeit erfolgten Einholung der verfassungs⸗ mäßigen Zustimmung zu jenen als nöthig anerkannten mili⸗ tärischen Vorsichtsmaßregeln.

Pest, 4. Februar. (Pr.) Der Referent der unga⸗ rischen Quoten⸗Deputation, Dr. Falk, hat bereits das

Nuntium fertiggestellt. Der persönliche Verkehr beider Quoten⸗Deputationen mußte jedoch hinausgeschoben werden, weil die Ungarn vorher die Berathungen zwischen der ungarischen und der kroatischen Regnikolar⸗Deputation erledigen wollen, nachdem die Kroaten dem am 15. d. M. zu eröffnenden kroatischen Landtage über die Resultate referiren wollen. Die Kroaten hielten heute eine Berathung ab, in welcher der Referent Miskatovics betraut wurde, die Forderung, be⸗ treffend die Errichtung respektive Ergänzung der Sektionen, zu formuliren.

Belgien. Brüssel, 6. Februar. (W. T. B.) Heute fand bei der Zeitung „Le peuple“ eine Haussuchung statt, bei welcher das Blatt „Le Conscrit, dessen erste Nummer gestern erschienen war, beschlagnahmt wurde.

Großbritannien und Irland. London, 6. Februar. (W. T. B.) Der Prinz von Wales ist heute Abend über Paris nach Cannes abgereist.

(A. C.) In Dundee fand am Donnerstag Abend eine Kundgebung zu Gunsten des Homerule für Schottland statt, der etwa 3000 Personen beiwohnten. Die Verhandlungen gipfelten in der Annahme einer Resolution, welche erklärt, daß die Regelung aller ausschließlich schottischen Angelegenheiten in die Hände des schottischen Volkes gelegt werden sollte. Eine Abschrift der Resolution wurde dem I“ von Salisbury und Hrn. Gladstone über⸗ mittelt.

Frankreich. Paris, 5. Februar. (Köln. Ztg.) Der heutige Ministerrath beschloß, der Kammer keinen Vor⸗ schlag zur Aenderung der Tagesordnung in dem Sinne zu machen, daß das Militärgesetz vor der Getreidezoll⸗ frage berathen werde, vielmehr der Kammer selbst die Be⸗ stimmung über diese Angelegenheit zu überlassen. Bezüglich der Erhöhung des Getreidezolls wurde der Ackerbau⸗Minister ermächtigt, seine persönliche Meinung zu vertreten, da hier⸗ über im Ministerium gleichwie in der Kammer getheilte An⸗ sichten bestehen.

6. Februar. (W. T. B.) Ein Telegramm des General⸗Residenten Bihourd in Hue, von gestern, meldet: die Truppenabtheilung des in Thanhoa operirenden Obersten Brissaud habe am 2. d. M. die stark befestigte Stellung von Hasenvuiloii (?) besetzt. Makao (?) sei von den Chinesen und Annamiten, die sich dort in ziemlich starker Anzahl festgesetzt hatten, geräumt. Der Widerstand des Feindes sei ein ernster gewesen; die französischen Truppen hätten 8 Verwundete, darunter 2 Offiziere, gehabt.

Italien. Rom, 5. Februar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Senats brachte der Minister⸗Prä⸗ sident Depretis die von der Deputirtenkammer angenommene Vorlage, betreffend die Bewilligung eines außerordent⸗ lichen Kredits von 5 Millionen, ein. Der Senat beschloß die sofortige Berathung und nahm den Gesetzentwurf ohne Debatte einstimmig an.

6. Februar. (W. T. B.) In einem Bericht eines Schiffskommandanten aus Massovah, vom 22. Ja⸗ nuar, an den Marine⸗Minister heißt es: Ras Alula ließ den Ober-Befehlshaber der italienischen Truppen, General Genés, durch Vermittelung des in Ketten gefangen gehaltenen Grafen Salimbeni auffordern, die vorgeschobenen Forts zu räumen und sich allein auf die Occupation von Massovah zu beschränken. Graf Salimbeni bat, dieser Aufforderung nachzukommen, da er mit dem Tode bedroht werde. General Genẽé antwortete, daß er der Aufforderung nicht Folge leisten könnte. Die bezeichneten Forts dienten zum Schutz der Karavanen. Er sei bereit, die Drohungen der Abvyssinier zurückzuweisen.

Griechenland. Athen, 5. Februar. (W. T. B.) Die Rekruten⸗Einstellung soll bis zum Juni verschoben worden sein.

Amerika. Washington, 4. Februar. (R. B.) Der Präsident Cleveland hat die Bill über den Verkehr zwischen den Staaten der Union sanktionirt und die Bill über die Zählung der Wahlstimmen unterzeichnet sowie die Demission des Schatzamts⸗Sekretärs Manning und des Schatzmeisters der Vereinigten Staaten, Jordan, welche beide an die Spitze der neugegründeten Western National Bank von New⸗York treten, angenommen.

Afrika. Egypten. Kairo, 5. Februar. (R. B.) Die französische Regierung hat nunmehr eingewilligt, daß die egyptische Regierung 250 000 Pfd. Sterl. egypt. zur Abschaffung der corvée (Frohnarbeit der Fellachen) verwende. Die egyptische Regierung hat daher alle zu Frohn⸗ diensten Verpflichteten aufgefordert, sich zu melden.

Zeitungsstimmen.

Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ schreibt:

Bei einer „deutschfreisinnigen“ Versammlung in Tilsit waren 65 Personen anwesend, von denselben bekannten sich 19 als Anhänger des Septennats, und nachdem sich diese entfernt hatten, beschlossen die übrigen einstimmig, eine Zustimmungsadresse an Hrn. Richter zu senden. Von dieser „glänzenden“ Kundgebung machte die „Frei⸗ sinnige Zeitung“ bedeutendes Aufheben. 8

Aus Landsberg a. W., v. 3. Februar, berichtet man der „Neuen Preußischen Zeitung“:

Der Kandidat der „Liberalen“, Stadtrath Richard Groß, erklärte in der allgemeinen Versammlung soeben: „Ich stehe wohl auf dem Programm der Deutschfreisinnigen, werde aber unbedingt für das Septennat stimmen. Nimmt mich wegen dieses letzteren Umstandes die deutschfreisinnige Fraktion nicht auf, so werde ich keinesfalls zu den Nationalliberalen mich gesellen, sondern mit allen Denjenigen zusammenthun, welche aus demselben Grunde von den Deutffreisinni⸗ gen nicht aufgenommen werden.“ (Werden Freisinnige dieser Art mehrfach gewählt, so darf man sich auf eine neue „Secession“ gefaßt machen.)

„— Der Münchener Korrespondent der „Kölnischen Zeitung“ schreibt derselben:

„Ohne voraus die Namen nennen zu dürfen, weiß ich gewiß, daß zwei weitere Centrumskandidaten dem Septennat freundlich sind, zu⸗ sammen also bisher sechs. Die Umwandlung innerhalb des Centrums ist damit noch lange nicht abgeschlossen.

Die „Post“ meldet:]

In Graudenz hat man den Staats⸗Minister a. D. Hobrecht als den alleinigen Kandidaten aller deutschen Wähler aufgestellt, ohne daß sich die Deutsch⸗Freisinnigen um die Wünsche ihres Parteipapstes kümmerten, wie das ja auch anderwärts oft geschehen ist. Der „Graudenzer Gesellige“ begrüßt diesen Entschluß mit folgenden kräf⸗ tigen Worten: „Der Beschluß der Graudenzer liberalen Wählerversamm⸗

lung wird wahrhaft nationalgesinnte Deutsche aller Parteien unseres Wahl.

kreises mit aufrichtiger Freude erfüllen. Die Hetzartikelchen des sogenannten

„Deutschen Reichsblattes“ und die Diktatorsprache des Eugen Richter

schen Organs haben sich als gänzlich einflußlos erwiesen. Partei⸗

nervosität ist bei uns in der Ostmark, dem Kampffelde zweier Na⸗ tionalitäten, eben nicht angebracht. Wenn die Deutschfreisinnigen des Wahlkreises für Hrn. Hobrecht stimmen, machen sie sich nicht zu Deutschen zweiter Klasse, die anderen Parteien hörig sind (wie sich das Berliner sogenannte „Deutsche Reichsblatt“ ausdrückt), sondern sie zeigen sich als Deutsche erster Klasse, als Deutsche, die ihr Vater⸗

land lieben und nicht blos Parteiinteressen kennen, sondern auch die

Pflichten einer deutschen Partei richtig zu würdigen wissen.“

Zu den Wahlen sagt die „Berliner Börsen⸗ Zeitung“:

Ein ganz besonderes Interesse in der gegenwärtigen Wahlbewegung nehmen die Vorgänge im ultramontanen Lager in Anspruch. Die klerikalen Blätter mögen noch so viel Widerspruch und Spott äußern,

die Thatsache bleibt doch bestehen, daß in der Centrumspartei eine

lebhafte Gährung und Zersetzung herrscht und daß eine höchst beachtens⸗ werthe Scheidung der Geister sich vollzieht. In Dutzenden von Wahlkreisen, die als die festesten Besitzungen der Ultramontanen gelten,

sind den bisherigen Abgeordneten von der ertremen antinational⸗oppositio-

nellen Richtung Kandidaten gegenüber gestellt worden, an deren gutkirch⸗ lich⸗katholischer Gesinnung nicht zu zweifeln ist, die vollkommen auf

dem kirchenpolitischen Programm der Centrumspartei stehen, die aber

nicht mehr einsehen, was die Interessen der katholischen Kirche mit den welfischen Bestrebungen des Hrn. Windthorst und mit der För⸗ derung aller destruktiven, reichsfeindlichen Wühlereien zu thun haben. Zum nächsten Ausdruck ihrer Gesinnung verpflichten sich diese Kan⸗ didaten förmlich auf das Septennat oder sie geben, wie auch einzelne bisherige Abgeordnete der Centrumspartei, Erklärungen ab, wonach sie sich ihre Entscheidung vorbehalten, was nach Lage der Sache auch nicht viel anders ist, als die Zusage der Bewilligung. Inwiefern diese gemäßigtere, reichsfreundlichere Gesinnung im Centrum schon bei den bevorstehenden Wahlen zum Sieg kommt, wollen wir abwarten. Aber auch wenn die ultramontanen Intransigenten noch einmal allent⸗ halben durchdringen sollten, fruchtlos wird diese Bewegung im kleri⸗ kalen Lager doch nicht bleiben. Die Opposition gegen die welfisch⸗ demokratische Leitung des Centrums ist doch, und zwar gerade in den geistig und wirthschaftlich höher stehenden und unzweifelhaft gut kirchlich gesinnten Schichten des katholischen Volkes zu einem Aus⸗ druck gekommen, der mächtig fortwirken wird, auch wenn in der parlamentarischen Vertretung zunächst noch der alte Geist überwiegen sollte. Es kracht und gährt in der Centrumspartei an allen Ecken und Enden, und Herr Windthorst wird für seine welfisch⸗demokratischen Interessen nicht nur keine Reichstagsmehrheit, er wird auch seine Partei nicht mehr geschlossen hinter sich haben.

In einem ‚Ein neues Bild“ betitelten Aufsatz sagt der „Schwäbische Merkur“:

In früheren Reichstagswahlkämpfen nahm man es zumeist er⸗ gebungsvoll als Schicksal hin, daß die ungefähr hundert Mann, welche sich Centrum nennen und der Führerschaft Windthorst's folgen, aus der Wahlurne wieder hervorgehen werden. Es sei da nichts oder nicht viel zu machen, hieß es; das Verhältniß sei eben als ein Unglück zu betrachten, andere Zeiten würden es vielleicht einmal ändern. Andere Zeiten? Schlechter Trost. Die Zeiten sind die Menschen. Wir dürfen die Hand nicht in den Schoß legen auch den schwierigsten äußeren Umständen gegenüber. Wenn wir uns nicht wehren, wird sich Niemand für uns wehren. Höchstens werden die Umstände noch schlechter, wenn wir ihnen thatenlos zusehen. Aus den hundert werden dann hunderteins, hundertzwei u. s. f. Das hat sich auch wirklich bewahrheitet, mancher Wahlkreis ist dem Centrum noch zugefallen, weil man auch das für Schicksal nahm, auch in diesem und jenem Wahlkreise zusah, wie er vollends erobert wurde, statt jeden Zoll breit zu vertheidigen. Nicht überall ist es so gewesen, besonders am Rhein ist vielfach mit Aufbietung der äußersten Kraft gekämpft worden, streitige Sitze sind genommen, nur nach hart⸗ näckigstem Widerstand verloren und auch wieder gewonnen worden. Aber allerdings, das waren Erfolge der natio⸗ nalen Anstrengungen in einzelnen Fällen, der große Be⸗ stand des Centrums ist geblieben. Im jetzigen Wahlkampf aber soll endlich, wie es scheint, auch an ihn die Hand gelegt werden. Der „Thurm“ wird untergraben. Es wäre freilich ein Wunde , wenn es gelänge; ober es wäre auch des Schweißes der Edeln werth. Und an Wundern bietet ja dieser Wahlkampf noch Anderes. Sucht man doch „deutschfreisinnige“ Kandidaten und wird sie allem Anschein nach auch finden, welche für das Septennat stimmen. Man wird eben noch merkwürdige Dinge in diesem Wahlkampfe erleben, wenn einmal dem Wähler überall die Augen aufgegangen sind, daß es sich handelt um Haus und Hof, um Weih und Kind, sie zu sichern, zu schirmen vor Feindesgefahr. Und wenn nun fromm katholische Männer, Leuchten ihrer Konfession, von hochangesehenen Namen, wie Fürst Leopold von Hohenzollern, ein Verwandter des Kaiserhauses, aus demselben alten schwäbischen Herrscherstamme entsprossen, hervortreten und einen Auftrag als schlichte Abgeordnete des Volks anzunehmen sich bereit erklären; .. wenn das katholische Volk . .. eine Anzahl von Männern, wie sie jetzt vorgeschlagen sind, so Fürst Leopold, Fürst Isenburg, der kommandirende General von Loë, Freiherr von Sole⸗ macher, wirklich wählt, und diese bilden einen Stamm, der zu Allem bereit sein wird, nur nicht welfischer Führung zu folgen; nun dann wird eben ein Loch in die Grundlage des „Thurmes“ gegraben, dann ändern sich eben die Zeiten

Ministerial⸗Blatt für die gesammte innere Verwal⸗ tung in den Königlich preußischen Staaten. Herausgegeben im Bureau des Ministeriums des Innern. Nr. 1. Inhalt: Behoͤrden und Beamte. Verzeichniß von Behörden, an welche Gesuche um An⸗ stellung Seitens der Militäranwärter zu richten sind. Unterrichts⸗ verwaltung. Konservirung vorgefundener Ueberreste der Vorzeit, wie Stein⸗ und Erdmonumente ꝛc. Verwaltung der Kommunen, Kor⸗ porationen und Institute. Die Ersatzwahlen für den Provinzial⸗ Landtag. Verträge mit Kreis⸗Korvorationen über die Erfüllung der gesetzlichen Bedingungen für den Bau von Eisenbahnen. Die mit der Staatsaufsicht verbundenen Befugnisse der sogenannten Zwangsetatisirung, der Selbstverwaltung der Provinzen, Kreise und Gemeinden gegenüber, betreffend. Verwaltung der öffentlichen Arbeiten. Praktische Ausbildung der Eleven und Regierungsbauführer des Maschinenbaufachs. Bezeichnung derjenigen Dienststellen in der allgemeinen Bauverwaltung, welche in Gemäßheit der ertheilten Vor⸗ schrift nur auf Kündigung besetzt werden sollen.

Eisenbahn⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 4. Inhalt: Allerhöchster Erlaß, betr. Ernennung der im Staatseisenbahndienste beschäftigten Königlichen Regierungs⸗Baumeister des Maschinenbau⸗ fachs zu Bau⸗Inspektoren bei der ersten etatsmäßigen Anstellung. Vom 24. Januar 1887. Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 21. Januar 1887, betr. Verwendung der in den Betriebs⸗Etats für „außergewöhnliche Unterhaltung und Ergänzung“ vorgesehenen Mittel. Nachrichten.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 6. Inhalt: Amtliches: Personalnachrichten. Nichtamtliches: Die Berliner Stadtbahn im ersten Jahrfünft. Wohnhaus in Berlin. Der Kraftbegriff und andere in der Mechanik übliche Ausdrücke. Selbst⸗ thätiges Wehr mit rautenförmigen Klappen. Das neue Haupt⸗ Postamt in Paris. Tvrockenlegung feuchter Einschnittsböschungen mittels Drainröhren. Vermischtes: Neubau eines Dienstgebäudes für das Finanz⸗Ministerium in Dresden. Besuch der technischen Hochschulen des Deutschen Reichs. Bauten und Denkmäler Bremens. Heizung der Lokomotiven und Dampfschiffe mittels Naphtas. Umgestaltung der Stadtmitte von Florenz. Entwurf eines indo⸗europäischen Kanals. Stahldraht von besonders hoher Festigkeit. Bücherschau. Bekanntmachung.

Landtags⸗Angelegenheiten.

Dem Herrenhause ist der Bericht der IX. Kommission über die Entwürfe einer Kreisordnung für die Rheinprovinz und eines Gesetzes über die Einführung der Provinzial⸗ ordnung vom 29. Juni 1875 in dieser Provinz, nebst den Ab⸗ änderungs-⸗Anträgen, zugegangen.

Dem Hause der Abgeordneten ist ein Gesetzentwurf, betreffend das Theilungsverfahren und den gerichtlichen Verkauf von Immobilien im Geltungsbereiche des Rheinischen Rechts, zugegangen, ferner ein von den Abgg. Dr. von Cuny, Greiß, Lehmann und Olzem eingebrachter Antrag auf Annahme eines Gesetzes, betreffend, die Ergänzung des Gesetzes vom 20. Mai 1885 über die Veräußerung und hypothekarische Belastung von Grundstücken im Gel⸗ tungsbereich des Rheinischen Rechts.

Statistische Nachrichten. zog⸗

Die Nr. 377 der „Mittheilungen der Großher lich hessischen Centralstelle für die Landesstatistik“ h folgenden Inhalt: Ergebnisse des Betriebes der Oberhessischen E bahnen 1885/86. Einnahmen aus Stempelmarken 1884/85. Steuerrückvergütungen für ausgeführtes Bier 1885,86. Meteorol. Beobacht. zu Darmstadt Dezember 1886. Meteorol. Beobacht. zu Schweinsberg Dezember 1886. Meteorol. Beobacht. zu Kassel Dezember 1886. Vergl. meteorol. Beobacht. November 1886. Preise der gewöhnl. Verbrauchsgegenst. Dezember 188é6. Sterblichkeitsverhältn. Dezember 1886. Anzeige. 8

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Scoceben erschien: „Theorie und Praris des heutigen gemeinen preußischen Privatrechts.“ Auf der Grundlage des Werkes von Dr. Franz Förster bearbeitet von Dr. M E. Eccius, Geh. Ober⸗Justiz⸗Rath und vortrag. Rath im Justiz⸗Ministerium. I. Band. (Die Grundbegriffe und die Grundlehren des Rechts der Schuldverhältnisse.) Fünfte Auflage, (Zweite der neuen Bearbeitung.) (Verlag von Georg Reimer in Berlin SW. 11. Preis: geheftet 15 ℳ, gebunden 17,50 ℳ) In dem Vorwort zu dieser (5.) Auflage sagt der Verfasser: „Die neue Ausgabe der Theorie und Praxis des preußischen Privatrechts bezeichnet sich als „auf Grundlage des Werkes von Dr. Franz Förster“ von mir bearbeitet. Als ich vor sieben Jahren unternahm, das Buch meines verstorbenen Freundes in vierter Auf⸗ lage herauszugeben, war ich mir bewußt, daß die Veränderung der Gesetze und die Nothwendigkeit der Erörterung neuerdings hervor⸗ getretener Fragen zu einer erheblichen Umgestaltung des Werkes führen werde. Aber nur der Wunsch, Förster's Buch der Praxis zu erhalten, hatte mir die Feder in die Hand gegeben und ich mußte mich deshalb bei meiner Arbeit streng an die Gedankenfolge Förster's anschließen, durfte von den Ausführungen desselben nicht leicht etwas fortlassen und hatte Wort für Wort zu prüfen, ob ein Anlaß zu Abänderungen vorliege.

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Sollte sich freilich meine Arbeit als ein einheitliches und brauchbares Werk erweisen, und sollte der innere Zusammenhang der von mir selbständig bearbeiteten Abschnitte und des Ueberarbeiteten nicht vermißt werden, so durfte ich nicht unterlassen, der eigenen Auf⸗ fassung, wo sie von der Förster's wesentlich abwich, bestimmten Aus⸗ druck zu geben. Im Fortgang meiner Arbeit zeigte sich, daß die Les⸗ barkeit und Uebersichtlichkeit des Werkes bei zu strengem Festhalten dieser ursprünglich befolgten Methode leiden würde, und ich kam des⸗ halb dazu, mehrfach nur das Wesentliche des Förster'schen Buches in die neue Bearbeitung hinüber zu nehmen. Als unmittelbar nach Vollendung meiner Arbeit das Bedürfniß nach einer neuen Auflage hervortrat, mußte ich mir sagen, daß die vierte Ausgabe nicht durch⸗ aus gleichmäßig bearbeitet sei, und daß die ersten Abschnitte des Buches nicht überall den vollständigen Ausdruck meiner eigenen Anschauung enthielten. Ich habe deshalb geglaubt, bei der neuen

Bearbeitung gegenüber dem Förster'schen Werk einen freieren Stand⸗

punkt in Anspruch nehmen zu sollen. Bei den Rechtsnachfolgern meines verewigten Freundes fand ich hierfür die vollste Zustimmung. In Uebereinstimmung mit denselben habe ich Förster's Werk als die Grundlage meiner Arbeit festgehalten, aber ich darf das, was ich biete, nicht mehr als Förster's Werk bezeichnen, wenn auch Einzelnes ohne wesentliche Aenderung übernommen ist. Festgehalten habe ich im Wesentlichen, aber nicht überall, an der Ordnung, in welcher Förster den Rechtsstoff behandelt hat, wenn ich dabei auch zuweilen einen abweichenden systematischen Aufbau versucht habe. Infolge dessen hat in diesem Bande den einzelnen Paragraphen in ihrer früheren Zahlenbezeichnung meist im Wesent⸗ lichen derselbe Rechtsstoff wie in den früheren Ausgaben belassen werden können. Der §. 23, welcher von der allgemeinen Natur der Beziehungen des Subjekts zum Objekt, der Berechtigung handelte, ist in zwei Paragraphen zerlegt, die dem persönlichen nd dinglichen Recht und einer allgemeinen Erörterung des Grund⸗ buchwesens gewidmet sind. An die Stelle des mit „Verfügungsfähigkeit“ überschriebenen §. 28 ist eine Auseinandersetzung über das „Rechts⸗ geschäft“ getreten. In die Behandlung der Verjährung durch Nicht⸗ gebrauch (§. 57) ist die in den früheren Ausgaben davon gesonderte Erörterung der Verjährung von Entschädigungsansprüchen 120 der früheren Ausgabe) hineingezogen. Die Anfechtung von Rechts⸗ handlungen durch Gläubiger, welcher Förster ihren Platz im Vertrags⸗ echt (§. 88) angewiesen hatte, ist an dieser Stelle gestrichen; die Anfechtung von Verträgen durch die Paciszenten ist in den §. 827 verwiesen und §. 88 ist zu einer zusammenfassenden Darlegung der bei Aufhebung und Anfechtung von Verträgen entstehenden Rück⸗ leistungspflicht benutzt worden. Der Vermögensverfall und das Konkurs⸗ recht, denen Förster mit Rücksicht auf die dadurch bewirkte Ver⸗ änderung im Obligationsgegenstand ihre Stelle angewiesen hatte (§§. 109 bis 116), sind in die Füe vom gerichtlichen Schutz der Schuld⸗ verhältnisse, insbesondere in die der Darstellung von Klage und Ein⸗ rede aus Schuldverhältnissen hinzugefügte Lehre vom gerichtlichen Zwang gestellt worden. An dieser Stelle hat auch im Anschluß an die das Civilrecht berührenden Grundsätze von der Zwangs⸗ vollstreckung (§§. 111 f.) das Anfechtungsrecht (§. 114) Erörterung gefunden. Für die Darstellung der einzelnen Lehren habe ich den Grundgedanken Förster's, die Theorie des preußischen Rechts im Zusammenhang mit der jetzt maßgebenden Auffassung des gemeinen Rechts darzustellen, überall festgehalten. Im Uebrigen bin ich davon ausgegangen, daß die vorliegende Bearbeitung meine eigene Auffassung wiedergeben soll, ich habe deshalb auch nicht wie in der vorigen Ausgabe überall sondern nur da, wo mir dieser Hinweis erheblich schien, darüber Rechenschaft gegeben, wie sich die jetzt vertretene Auffassung zu derjenigen Förster's verhält. Einen Theil der gemeinrechtlichen Auseinandersetzungen, der mir zur Illustraͤ⸗ tion des preußischen Rechts nicht wesentlich schien, habe ich im Ver⸗ hältniß zu den früheren Ausgaben gekürzt. Die Revision der einzelnen landrechtlichen Lehren hat mich nicht selten von dem Standpunkt Försters noch weiter, als in der vorigen Ausgabe hervortritt, ab⸗ geführt, auch die eigenen Auseinandersetzungen der vorigen Ausgabe habe ich nicht ohne Kritik und in Folge dessen nicht überall unverändert beibehalten. Eine nicht unerhebliche Anzahl von rechtlichen Beziehungen, welche garnicht oder nur beiläufig erörtert waren, hat grundsätzliche und eingehende Erörterung gefunden. Be⸗ sondere Rücksicht ist selbstverständlich überall auf die Praxis des Reichs⸗ gerichts genommen. Nach meinem Dafürhalten gehört es zu den wesentlichen Aufgaben einer wissenschaftlichen Erörterung des Rechts, der Fortentwicklung desselben in der Praris aufmerksam zu folgen, die Ergebnisse derselben aber nicht ohne Weiteres anzunehmen, sondern zu prüfen. Wo ich dem Reichsgericht nicht zustimmen konnte, habe ich die abweichende Ansicht zu begründen versucht.“ 8

Prinz Kraft zu Hohenlohe⸗Ingelfingen (General der Infanterie), „Strategische Briefe I.“ (C. S. Mittler & Sohn, Königliche Hofbuchhandlung, Berlin SW. 12, Kochstr. 68 70. 7 ℳ.) Prinz Kraft zu Hohenlohe⸗Ingelfingen läßt auf seine

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Militärischen Briefe“, die ihm schnell das gesammte militärische Publikum gewonnen haben, „Strategische Briefe“ folgen. Er be⸗ stimmt die Strategie als eine Kunst, zu welcher nur gewisse Charaktereigenschaften befähigen, erhöht durch Studium und entwickelt und erprobt durch Erfahrungen im Dienste und Kriege. Da sich die Lehren der Strategie am Deutlichsten und Leichtesten aus der Betrach⸗ tung bestimmter Feldzüge ergeben, so erörtert der Verfasser den Be⸗ ginn des Krieges von 1806, die Eröffnung des Feldzuges von 1859 in der Lumellina bis zur Schlacht von Magenta und die des Krieges von 1870 bis zur Schlacht von St. Privat in insgesammt 20 Briefen, in welchen nicht allein dieselbe Klarheit, Gefälligkeit und Sicherheit der Darstellung, wie sie den früheren Briefen eigen war, den Leser fesselt, sondern zu aller Belehrung über die wichtigsten Fragen der Heerführung auch manche höchst werthvolle Erweiterung unserer Kennt⸗ nisse über die Begebenheiten jener Kriege selbst geboten wird.

„Das bulgarische Festungsviereck.“ Ein Rückblick auf den russisch⸗türkischen Krieg 1877/78. (E. S. Mittler & Sohn, Königliche Hofbuchhandlung, Berlin, Kochstr. 68 70. 0,75 ℳ) Ein mit den Ereignissen des russisch⸗türkischen Krieges von 1877/78 aufs genaueste vertrauter Militär macht in einer Schrift: „Das bul⸗ garische Festungsviereck“ auf den oft verkannten großen Einfluß auf⸗ merksam, den dasselbe (Rustschuk —Silistria - Warna Schumla) auf die Operationen dennoch ausgeübt hat, und weist nach, wie es einer⸗ seits die Russen genöthigt hat, die langen Verbindungslinien durch Rumänien zu wählen, anderseits die Türken ihre Streitkräfte zu ver⸗ zetteln veranlaßt hat. Ein Rückblick auf den Verlauf des Krieges ergiebt im Einzelnen, daß es für den Gang der Ereignisse von ein⸗ greifender Wichtigkeit gewesen ist.

Frankreich in Wort und Bild. Seine Geschichte, Geographie, Verwaltung, Handel, Industrie, Produktion, geschildert von Friedrich von Hellwald. Mit 458 Illustrationen. In 57 Heften à 75 ₰. Leipzig. Schmidt & Günther. 50.—57. Heft. Dieses ausgezeichnete Werk liegt jetzt vollständig vor. Es ist die beste sachgemäße Schilderung Frankreichs und seiner Kolonien, die in den letzten Jahren erschienen ist. Ganz abgesehen von dem lehrreichen und unterhaltenden Tert ist das Werk auch wegen seiner vortrefflichen Illustrationen eine Zierde jedes Büchertisches. Die Verlagshandlung liefert für jeden der beiden Bände 5 ℳ) elegante Einbanddecken, welche der Ausstattung des Werks entsprechen.

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Katalog XLVIII von Ludwig Rosenthal's Anti⸗ quariat in München, Hildegardstraße 16. Telegramm⸗Adresse: Rosenthal, Antiquariat, München. Genealogie und Heraldik. II. Abtheilung: Art officiel. Geburts⸗, Krönungs⸗, Leichenfeierlich⸗ keiten u. dgl. von Mitgliedern regierender Fürstenhäuser und von Prä⸗ laten. Stammbücher und Stammbuchblätter. Ritterorden. Duellwesen. Nachträge zu beiden Abtheilungen. (München. G. Meßner's Buchdruckerei [M. Specht)]).

Gewerbe und Handel. Das „Deutsche Handels⸗Archiv“ (Februarheft) weist in

einer Mittheilung über den auswärtigen Handel Japans im Jahre 1885 darauf hin, daß Deutschland auch an der Zufuhr von Butter und kondensirter Milch, für welche Artikel in Japan eine steigende Nachfrage bei guten Preisen vorhanden sei, sich betheiligen könnte. Wie die Butter⸗Versandtgeschäfte jetzt die deutsche Kriegs⸗ marine zu befriedigen verstehen, so sollte es denselben unschwer ge⸗ lingen, mit Hülfe der neuen Dampferlinien auch Japan mit Butter zu versorgen. Aus einem Artikel der genannten Zeitschrift, betreffend die Betheiligung Deutschlands an der Antwerpener Weltausstellung 1885, verdient u. A. hervorgehoben zu werden, daß von den 823 deutschen Ausstellern, nachdem 9 der hervorragendsten derselben in ihrer Eigenschaft als Mitglieder der Jury, „hors concurs“ ge⸗ setzt waren, 774 Belohnungen erhielten. Auf 100 Aussteller entfielen hiernach 94 Belohnungen, während der Prozentsatz für die anderen europäischen Länder, nämlich England, Oesterreich, Belgien, Frank⸗ reich, Italien, Rußland und die Schweiz nur bezw. 71,4, 84,4, 70,7, 85,1, 85,9, 86,2 und 80,4 betragen habe. In den verschiedenen Zweigen der Eisen⸗ und Stahlindustrie soll in Chile der englische Import noch vorherrschend sein. Abgesehen von einer Lieferung Stahl⸗ schienen, welche von einer deutschen Firma ausgeführt wurde, sollen Lokomotiven, Lokomobilen, landwirthschaftliche Maschinen und zeuge, Schienen, Dampfkessel und kleinere Eisen⸗ und Stahlg und Werkzeuge fast ausschließlich aus England eingeführt Deutsche Waaren sollen überhaupt in Chile zu denselben Preisen englische nur mit äußerst geringem Gewinn zu verkaufen sein. einer Mittheilung aus Venezuela hat sich die dortige Lage in letz Zeit günstiger gestaltet. Nach langer Pause seien in Caracas und an den anderen Stapelplätzen wieder zahlreiche Käufer eingetroffen. Die bisher stattgehabten Umsätze sollen befriedigt haben Der Auf⸗ schwung, welchen das schwedische Spritgeschäft genommen bat, erhellt daraus, daß nach dem „Deutschen Handelsarchiv“ die Einfuhr von fremdem Sprit nach Schweden von 61 200 l im Jahre 1884 auf 22 548 000 1 in den ersten elf Monaten 1886, und die Ausfuhr von 182 000 1 in 1884 auf 21 094 000 1 in den ersten elf Monaten 1886 gestiegen ist. Die gesammte Mehr⸗Einfuhr und ⸗Ausfuhr seit 1884 wird der ungewöhnlichen Ausdehnung der Spritveredelungsfabrik in Carlshamn zugeschrieben.

Vom Berliner Pfandbrief⸗Institut sind bis Ende Januar 1887 7 716 900 3 ½ % ige, 20 281 200 4 %cige, 44 553 900 4 ½ %ige und 9 457 200 5 %ige, zusammen 82 009 200 Pfandbriefe ausgegeben, wovon noch 7 656 900 3 ½ %oige, 17 860 200 4 %ige, 28 499 700 4 ½ 7%ige und 4 686 600 5 %ige, zusammen 58 703 400 Pfandbriefe Seitens der Grundstücksbesitzer verzinslich sind. Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben 332 200 ℳ, im Laufe des Monats Januar 1887. angemeldet 1 Grundstück mit einem Feuer⸗Versicherungswerthe von 24 500

Die Vertreter der Leder⸗Industrie Deutschlands haben im Sommer vorigen Jahres mehrfache Berathungen gehabt, um für die im Rückgang begriffenen Messen einen Ersatz zu schaffen. In einer in Frankfurt a. M. abgehaltenen Versammlung war man übereingekommen, an Stelle der Messen „Börsentage“ zu veranstalten. Diesem Beschluß zufolge haben bereits in Frankfurt a. M. und in Leipzig Börsentage stattgefunden, welche einen sehr günstigen Verlauf genommen haben. Am Sonnabend fand nun im Generalversammlungs⸗ Saale der hiesigen Fondsbörse wieder ein solcher Börsentag statt und nahm einen sehr erfreulichen Verlauf. Vertreten waren beinahe alle Abtheilungen der Lederindustrie, so der Rohlederhandel, Fabrikanten aller Gattungen, Kommissionäre, Grossisten und Detailhändler, Schuh⸗ fabrikanten, Handschuhmacher, Händler in Gerbstoffen, Thran, Dégras, Maschinenfabrikanten u. s. w.; der Besuch war also ein außerordent⸗ lich zahlreicher. Der Börsentag wurde durch den Vorsitzenden des Aeltestenkollegiums der Berliner Kaufmannschaft Commerzienrath Frentzel, mit einer Ansprache eröffnet, welche mit einem Hoch auf Se. Mhasestat den Kaiser schloß Der geschäftliche Verkehr entwickelte sich alsdann in umfangreicher Weise.

Nach dem Geschäftsbericht des Aktien⸗Bauvereins Unter den Linden pro 1886 haben sich die Verhältnisse der Ge⸗ sellschaft wieder gebessert. Von der schwebenden Schuld wurden 25 978 und mit dem 1. Januar cr. weitere 7000 gezahlt, so daß dieselbe jetzt nur noch 22 654 beträgt. Diese dürften im 2 F 6 & e8 8 do MBoetrioße odecr m 9 Dor obors Laufe des Jahres aus dem Betriebe gedeckt werden. Der Ueberschuß pro 1886 beträgt 24 177 Hiervon werden 2000 für Projekt skizzen abgesetzt, 10 000 auf Grundstück abgeschrieben und der Rest von 12177 zur Verringerung der Unterbilanz verwendet. Letztere beträgt nunmehr noch 1 635 799

Aus dem Geschäftsbericht des Dortmunder Bank⸗ Vereins für das Jahr 1886 sind folgende Angaben hervorzuheben: Der Gesammtumsatz hat sich gegen das Vorjahr um 4 Millionen Mark erhöht, der Bruttogewinn beträgt 171 852 (+ 32 100 ℳ). Hiervon entfallen auf Zinsen und Diskont 23 766 ℳ, Provisionen 7149 ℳ, Diverse 1183 Nach Abzug der Verwaltungskosten und Steuern beträgt der Gewinn 132 389 ℳ, der in nachstehender Weise Verwendung finden soll: zu Abschreibungen 4633 ℳ, zur Verstärkung des Reservefonds 12 775 ℳ, 6 % Dividende auf 1 500 300 90 018 ℳ, zu statutenmäßigen Tantiémen 13 742 ℳ, zur Bildung eines besonderen Reservefonds 11 220

Der Aufsichtsrath der Kommunalbank des König⸗ reichs Sachsen hat beschlossen, für das Jahr 1886 eine Dividende von 10 % wie im Vorjahr zur Vertheilung zu bringen.

Glasgow, 5. Februar. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 842 203 Tons gegen 684 080 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 75 gegen 94 im vorigen Jahre.

New⸗York., 5. Februar. (W. T. B.) Der der vergangenen Woche eingeführten Waaren Doll., davon 3 320 600 Doll. für Stoffe. er Werth der Einfuhr in der Vorwoche betrug 7 529 145 Doll., davon 2 612 399 Doll. für Stoffe.

Buenos⸗Alres, 5. Februar. (W. T. B.) Während Monats Januar d. J. sind hier 35 Dampfer mit 8700 wanderern eingetroffen. Die Zolleinnahmen betrugen während desselben Monats 2 922 000 Piaster für Buenos⸗Atres und 514 000 Piaster für Rosario.

Werth der in

betrug 8 906 091 △₰△ 8 D

Submissionen im Auslande.

Belgien. 1) 2. März, 11 ½ Uhr Vormittags. Société Nationale des chemins de fer vicinaux zu Brüssel. Bureau rue de la loi Nr. 9. Vergebung des Betriebes der Linien Charleroi Mont sur Marchienne, Montigny le Tilleul, 1 Lodelinsart (Saint Antoine). Näheres in obigem Bureau.

) Im selben Termine ebendaselbst. Vergebung aue Strecke Sprimont Pont de l'Ourthe (1. Sektion Linie Sprimont Poulseur).

3) 9. März, 11 ½ Uhr Vormittags, ebendaselbst. Lieferung von Transportmaterial für Linien von 1,435 m Spurweite. 1) 4 Personenwagen 1. u. 2. Klasse gemischt,

2) 8 desgl. 2. Klasse,

3) 6 Gepäckwagen,

4) 6 Frachtwagen mit Seitenwänden von 10

5) 2 desgl. flache 10]

6)* desgl. geschlossene 10] iüheres ebendaselbst.

2

Italien. 1) 12. Februar, Direzione d'Artigleria de urin: Stahl⸗ und Eisengeräth, als: Schrauben, Näg⸗ ahmen ꝛc. 2) 14. Februar, 10 Uhr Vorm., Präfektur in Genua: Eiserne Brücke über den Migliarese bei Busalla; Voranschlag 8088 Lire.

3) 15. Februar, Mittags, Telegraphen⸗Direktion in Bari: Lieferung von 11 500 Stück Telegraphenstangen aus Roßkastanienholz im Verlaufe von 5 Jahren, jährlich 2300 Stück; Voranschlag 104 300 Lire.

4) 16. Februar, Mittags. K Annunziata bei Neapel: 1000 anschlag 1000 Lire. Leder für S in Trapezform.

5) 17. Februar, 10 Uhr Vorm., Genio militare della Reale marina in Spezia: Installation zweier Dampfkessel und einer Dampfmaschine auf der Werft San Bartholomaeo; Voranschlag 22 000 Lire.

6) 18. Februar, 10 ½ Uhr Vorm., Direzione Artigleria della Reale marina in Spezia: zwei gleiche Drehpressen (Torni) zu ca. 16 000 kg das Stück; Voranschlag 24 000 Lire.

7) 18. Februar, Mittags, Direzione costruzioni navali in Neapel: 80 000 kg Mineral⸗Schmieröl für Maschinen; Vor⸗ anschlag 74 000 Lire (bereits zwei Mal vergeblich ausgeschrieben, efr. „R.⸗A.“ 22. Dezember 1886).

8) 19. Februar, 3 Uhr Nachm., Königliche Waffenfabrik Terni: 4000 qm Pavppelholz⸗Brettchen (assicelli); Voranschlag 10 000 Lire.

9) 19. Februar, 10 Uhr Vorm., Direzione territoriale d'Ar- tigleria in Spezia: 1830 qm Bretter verschiedener Größe aus Pappel⸗, Ulmen⸗, Lärchen⸗ und Eichenholz.

10) 21. Februar, Direzione d'Artigleria della fonderia (Eisen⸗ gießerei) in Genua: 3000 kg aufgedrehtes Baumwollengarn; Vor⸗ anschlag 2700 Lire.

T R;

znigliche Waffenfabrik in Torre⸗ 8 e Eisendraht⸗Stifte. Vor⸗

1 kg 8. c

g klein äbel⸗ und Bajonett⸗Scheiden Futter

Verkehrs⸗Anstalten.

Nach Tanger in Marocco ist über Gibraltar eine raphenverbindung hergestellt worden. Die Wortgebühr elegramme nach Tanger beträgt für die Beförderung über Spanien, San Roque 40 ₰; über Schweiz, Malta 60 ₰; über Groß⸗ britannien 75 ₰.

Dr. J.) Neuester Zusammenstellung zufolge betrug die ächsischen Staatsbahnen im Jahre 1886 (inkl.

r erkl. der verpachteten Strecken) 2265,99 km, d. h.

gegen Schluf Vorjahres 57,76 km mehr. Hievon dienen 2233,52 km dem Personen⸗ und Güterverkehr, 32,47 km nur dem

Güterverkehr. Normalspurig sind 2108,87 km, schmalspurig 157,12 km.

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Hamburg, 7. Februar. (W. T. B.) Der Postdampfer „Suevia der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft hat, von New⸗York kommend, gestern 5 Uhr Nachmittags Lizard passirt. 1

Triest, 6. Februar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Euterpe“ ist mit der ostindischen Post gestern Abend aus Alexandria hier eingetroffen. 3

London, 5. Februar. (A. C.) Die allgemeine Einführung unterirdischer Telegraphenleitungen in England scheint noch in weitem Felde zu stehen. In Erwiderung einer ü⸗ e Gegenstand an ihn gerichteten Anfrage erklärte der General⸗Post⸗ meister Raikes dieser Tage, daß jetzt Berathungen stattfänden, um wenigstens die größeren englischen Städte durch unter⸗ irdische Leitungen mit einander in Verbindung zu setzen. 8

London, 5. Februar. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Garth Castle“ hat gestern auf der Ausreise Madeira passirt und der Castle⸗Dampfer „Drummond Castle“ ist auf der Ausreise gestern von Darthmouth abgegangen.

Her Dern

Der Union⸗Dampfer „Moor“ ist auf der Heimreise heute in Plymouth angekommen.

Halifax, 4. Februar. (R. B.) Infolge des Strikes der New⸗Yorker Dockarbeiter war der von New⸗York nach Liver⸗ pool bestimmte Postdampfer „Wyoming“ gezwungen, zur Ein⸗ nahme von Kohlen hier anzulaufen. Es heißt, daß viele andere atlantische Dampfer genöthigt sein werden, während der ameri⸗ kanischen Arbeiter⸗Streitigkeiten diesem Beispiel zu folgen. Der Strike unter den Grubenarbeitern in Neu⸗Schottland macht die Lage noch komplizirter.