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handen Anschlußbahnen für Privatzwecke in einer Betriebs⸗ und Eigenthumslänge von 1983,06 (1884/85 1896,49) km mit einer Gelciselänge von 3135,68 (1884/85 2904,27) km.
Kunst, Wissenschaft und Literatur. 1
8 Soeben ist im Verlage von C. A. Koch (J. Sengbusch) in Leipzig in zweiter Auflage erschienen:„ Die Berufswahl im Staats⸗ dienst von A. Dreger, Geheimer Rechnungs⸗Rath am Rechnungs⸗ hofe des Deutschen Reichs.“ — Obgleich seit dem ersten Erscheinen des Werkes kaum drei Jahre verflossen sind, so hat sich doch schon eine zweite Auflage nothwendig gemacht: ein Beweis, daß dasselbe seinen Zweck, ein zuverlässiger Rathgeber bei der Wahl des Lebensberufs zu sein, erfüllt hat. Der Verfasser bietet in diesem, auf amtlichen Quellen beruhenden Werke einen Einblick in die verschiedenen Laufbahnen der Reichs⸗ und Staatsverwaltung. des Militär⸗ und Marinedienstes und will dadurch Denen, die sich dem Dienst des Staates auf irgend einem Gebiete widmen wollen, die oft schwere Wahl des Berufs mög⸗ lichst erleichtern, wobei er gleichzeitig die in jeder Laufbahn zu erreichenden Ziele kenntlich macht. Außerdem haben aber in dem Werke auch noch diejenigen Vorschriften Aufnahme gefunden, welche in Bezug auf die wissenschaftlichen Erfordernisse, die Ausbildung und Prüfung der Aerzte, Apotheker, Zahn⸗Pund Thierärzte, der Seeschiffer, Steuerleute und Maschinisten in der Handelsmarine, sowie über die unter staatlicher Aufsicht stehenden Gärtner⸗, Obst⸗ und Weinbav⸗Lehranstalten gegeben sind, sodaß das Werk wohl auf das Zeugniß besonderer Vollständig⸗ keit Anspruch machen kann und daher mit Recht empfohlen werden darf. Da sowohl die Schüler der höheren Lehranstalten, als auch Eltern und Vormünder nicht selten ungenügend darüber unter⸗ richtet sind, welche Laufbahnen den Ersteren mit den von ihnen in der Schule erworbenen Schulzeugnissen offen stehen, so hat der Verfasser auch darüber in einer dem Werke angehängten Zusammenstellung Auf⸗ schluß ertheilt. Das Werk ist zum Preise von 2 ℳ 40 ₰ durch alle Buchhandlungen zu beziehen. Im Verlage von Konrad Döring in Hamburg erschien eine kleine Sammlung von Gedichten, betitelt: „Lie der eines Bis⸗ märckers, allen Freunden und Feinden des Reichskanzlers ge⸗ widmet vom Sanitäts⸗Rath Dr. Ernst Genef in Frankenhausen“ Der Herausgeber sagt selbst in einem Vorwort über die Lieder, sie erhöben weiter keinen Anspruch als den: den Gefühlen Ausdruck zu geben, welche die mächtigen, Deutschland seit zwanzig Jahren be⸗ wegenden Freignisse und die in ihnen so gewaltig hervor⸗ tretende Persönlichkeit in jedem unbefangenen, mit der Ge⸗ schichte seines Vaterlandes vertrauten und vom Parteigetriebe noch nicht verwirrten Deutschen hervorrufen müssen; diese Gefühle offen und nicht sine, sondern cum ira et studio zuszusprechen, sei jetzt mehr als je Pflicht, wo es gelte, die Trägen anzutreiben und die Schlummernden zu wecken. — Die frisch und ormvollendet geschriebenen Lieder dürften in weiteren Kreisen zahl⸗ reiche Leser finden. Der wohlthätige Zweck, welchen der Verfasser bei Herausgabe seines Buches verfolgt, indem er den Reinertrag für die Kasse der deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger be⸗ timmte, ist ein weiterer Grund, welcher für das hübsch ausgestattete Büchlein Beachtung und Verbreitung wünschen läßt. .
— In dem Februarheft 33. Bandes 1887 von „Dr. A. Peter⸗ rnann’'s Mittheilungen aus Justus Perthes' Geo⸗ raphischer Anstalt“ (herausgegeben von Prof. Dr. A. Supan; Hotha, Justus Perthes) bringt Prof. Dr. Theobald Fischer seine Küstenstudien aus Nord⸗Afrika“ zum Abschluß. In diesem zweiten
Theil seiner Arbeit untersucht der Verfasser die Veränderungen, welche die Säume der Bucht von Bona und des Golfs von Tunis im Laufe der Jahrtausende erfahren haben. Unter dem Titel „Beiträge zur barometri⸗ schen Hypsometrie von Süd⸗Amerika“ stellt Professor Kunze in Tharandt die Messungsresultate zusammen, welche Dr. Stübel auf den mit
nach Parä, von Lima
Dr. Reiß unternommenen Reisen von Ancon auf der Oroyabahn und auf dem Hochlande von Bolivich gesammelt hat. H. Wichmann berichtet über die Ergebnisse der Durchkreuzung Afrikas, welche die portugiesischen Offiziere Hermann Capello und Robert Ivens in den Jahren 1884 und 1885 ausgeführt haben. Diese Expedition reiht sich wegen ihrer Erfolge und der Fülle neuer Aufschlüsse (auf einer beigegebenen großen Karte einge⸗ tragen), welche die Reisenden zurückgebracht haben, wie der Verfasser sagt, den Großthaten afrikanischer Forschung würdig an. Capello und Jvens haben im Verlaufe ihrer Expedition ihren Routenaufnahmen durch 69 Breiten⸗ und 59 Längenbestimmungen eine feste Grundlage gegeben, an 25 Punkten die magnetischen Elemente bestimmt und endlich durch sorgfältige meteorologische Beobachtungen ein ungemein umfangreiches Material für die Kenntnisse der meteorologischen Verhaltnisse von Central⸗Afrika beschafft. Mit wenigen Unterbrechungen haben sie drei Mal täg⸗ lich Barometer- und Thermometer⸗Ablesungen vorgenommen, zugleich die Luftfeuchtigkeit gemessen, Richtung und Stärke des Windes be⸗ stimmt und Beschaffenheit der Wolken beobachtet. Diese sorgfältigen Beobachtungen gaben die Grundlage für die Berechnung einer großen Serie von Höhen, welche unsere Kenntnisse der topographischen Ver⸗ hältnisse in Afrika wesentlich fördern. Durch genaue Unter⸗ suchungen der ethnographischen Verhältnisse sind Capello und Ivens bestrebt gewesen, die Vertheilung der Stämme genau festzustellen; endlich haben sie reiche Sammlungen aus Fauna, Flora und Geologie des durchwanderten Gebietes zurück⸗ gebracht, so daß der Erfolg dieser Expedition, welche wohl als die letzte der wichtigen Durchkreuzungen bezeichnet werden wird, nicht so sehr in dieser Thatsache der Durchkreuzung des Kontinents beruht, sondern weit mehr noch in den wissenschaftlichen Ergebnissen begründet ist. — Den übrigen Inhalt des Hefts bilden der reichhaltige geographische Monatsbericht und literarische Besprechungen hervor⸗ ragender neuer Erscheinungen auf dem Gebiet der Erdbeschreibung und der Forschungsreisen. . — Die am 26. Februar d. J. erscheinende Nummer 2278 der „Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Die Vorgänge an der Benadirküste in Ost⸗Afrika. — 2 Abbildungen. Nach Skizzen von W. Janke, dem Gefahrten Güntter's und Jühlke's, gezeichnet von R. Hellgrewe: Das Walboot der „Isolde“, in der Brandung der Jubamündung kenternd. Dr. Jüͤhlke am Morgen des 1 Dezember 1886 vor seinem Hause in Kismayu. — Alexander Puschtin. Zum 50. Jahrestage seines Todes. — Das Eisfest auf dem Zwingerteich zu Dresden am 10. Februar. Originalzeichnung von E. Limmer. — Kölner Neubauten. 6 Abbildungen. Nach Pho⸗ tographien aus der „Sammlung der schönsten Fagaden“. Nach der Natur aufgenommen von dem Hof⸗Photographen Hermann Rückwardt in Berlin (Verlag von Ch. Claesen u. Co. in Berlin). 1) Erweite⸗ rungsbau des Schaaffhausen'schen Bankvereins. 2) Geschäftshaus am Hohenzollernring. 3) Hohenstaufenbad am Hohenstaufenring. 4) Froitz⸗ heim'sche Villa am Sachsenring. 5) Das Niessen'sche Wohnhaus am Domhofe. 6) Geschäftshaus in der Hochstraße, Ecke an den vier Winden. — Klosterschusterei. Gemälde von R. S. Zimmermann. Nach einer Photographie im Verlage der Photographischen Union in München. — Der Afrikareisende Dr. Emil Holub und seine ihn begleitende Gattin. — Aus der 5. Vogelausstellung des Vereins Ornis in Berlin. 9 Ab⸗ bildungen. Nach dem Leben gezeichnet von G. Mützel. 1) Junger Edelpapagei. 2) Gelbgefärbte Amazone (abnorm). 3) Pastorvogel Poé. 4) Chinesischer Kernbeißer. 5) Klarino 6) Klunkerstaar. 7) Papagei⸗Amandine. 8) Laubenvogel. 9) Vogelstubenkatze, zu⸗ sammen mit Lachtauben, Wachteln und Meerschweinchen. — Gustav Lisco, † am 8 Februar. — Ferdinand von Miller, † am 11. Fe⸗ bruar. — Ansicht der Stadt Massovah am Rothen Meer. Nach der Natur gezeichnet von R. Hellgrewe. — Die russische Armee. 13 Ab⸗ bildungen. Gezeichnet von Rechard Knötel. — Der Orden The Star of Merit. — Polpytechnische Mittheilungen: Das österreichische Post⸗ Tricyele. Döhring's verbesserter Typendruck⸗Kontrol⸗Apparat. Das lektrische Licht auf dem Eise. Ein neues Gasplätteisen. 2 Fiquren. — Moden: Ballkleid aus gelber Seide und schwarzem Tüll. Ball⸗ kleid aus blauer Seide und weißem Tüll. Blaues Faillekleid. Kleid aus braunem Ottoman und Kaschmir. Kleid aus altblauem Diagonal mit Kaschmirgalons. Elisabeth⸗Frisur. Ste ohani⸗Frisur.
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Gewerbe und Handel.
Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen⸗ und Stahlindustrieller belief sich die Roheisenproduktion des Deutschen Reichs (einschließlich Luremburgs) im Monat Januar 1887 auf 293 879 t, darunter 144 295 t Puddelroheisen und Spiegeleisen, 31 267 t Bessemerrobeisen, 80 005 t Thomas⸗ roheisen und 38 312 t Gießereiroheisen. Die Produktion im Januar 1886 betrug 296 869 t.
— Die nächste Börsenversammlung zu Essen findet am 28. Februar 1887 im „Berliner Hof“ daselbst statt.
— Die Direktion der Dessauischen Landes bank schlägt bei starken Reservestellungen der Generalversammlung die Vertheilung einer Dividende von 8 ½ % vor: der Verwaltungsrath beruft die Generalversammlung auf den 24. März.
— In der gestrigen Sitzung des Aufsichtsraths der Bergwerks⸗ Gesellschaft Hibernia & Shamrock wurde auf den Bericht der Rechnungsrevisoren die vorgelegte Bilanz pro 1886 festgestellt. Es wurde beschlossen, von dem. abzüglich aller laufenden und außer⸗ gewöhnlichen Betriebsausgaben verbleibenden Bruttogewinn von 1 463 538 ℳ den Betrag von 250 014 ℳ abzuschreiben, und, nach statutenmäßiger Dotirung des Reserpefonds und Zuwendung von 3000 ℳ an die Arbeiter⸗Unterstützungskasse, die Vertheilung einer Dividende von 5 ½ %, unter Vortrag von 104 211 ℳ, der diesjährigen ordentlichen Generalversammlung vorzuschlagen. Im Anschluß an vor⸗ stehende Mittheilung wird von der Direktion noch Folgendes berichtet: Die Geschäftslage hat sich seit dem 16. Dezember v. J. wenig ge⸗ ändert, obwohl die eingetretene Besserung in der Eisenindustrie stabil geblieben ist. Die Bemühungen, das Cokes⸗Syndikat wieder in Kraft treten zu lassen, sind ohne Erfolg geblieben, gleichwie die angestrebten Tarifermäßigungen. Auf der Zeche Shamrock wurden in den letzten Monaten im nordöstlichen Felde weitere reiche Aufschlüsse gemacht, welche eine unmittelbare Ausnutzung besserer Konjunktur⸗ verhältnisse durch Mehrproduktion unter gleichzeitiger Ermäßigung der Gestehungskosten ermöglichen werden. Der Betriebsüberschuß beider Zechen beziffert sich pro Januar auf 125 000 ℳ
— Die „New⸗Yorker Hdls.⸗Ztg.“ schreibt in ihrem vom 11, d. M. datirten Wochen bericht: Der Geldmarkt ist reich⸗ lich mit disponiblem Kapital versehen, das zu 3 — 4 % p. a. on call. gegen gutes Unterpfand, gern dargeliehen wird. Feinste indossirte 2 bis 4 Monats⸗Platzwechsel sind nach wie vor zu 4 ½ bis 5 % zu plaziren. — Am Wechselmarkt waren Course sehr fest behauptet, bei ziemlich ruhigem Geschäft. Ein Posten von ca. 300 000 Doll. Gold gelangte zum Exvport; indessen hatte die Transaktion eine spezielle Veranlassung; bis jetzt gewähren die Notirungen noch kein Rendement für Goldverschiffungen. — Das Geschäft am Waaren⸗ und Pro⸗ duktenmarkt hat, trotz der noch immer, allerdings nicht in dem Maße wie in der Vorwoche, anhaltenden Arbeiterausstände, auf den meisten Gebieten einen nicht unbefriedigenden Verlauf genommen. Brodstoffe verkehrten in Loko⸗ waare und für Termine in stetiger, schließlich etwas abge⸗ schwächter Haltung, hatten aber, besonders Weizen und Mais, recht lebhafte Exrportbewegung. Hafer und Gerste lagen fest. Am Frachtenmarkt hat sich die Situation etwas günstiger gestaltet. Baumwolle schloß sowohl für Loko⸗Waare als auch für Termine eine Kleinigkeit abgeschwächt, im großen Ganzen blieb jedoch die Grundstimmung eine feste. Der Erport dieses Stapelartikels ist recht befriedigend gewesen. Brasil⸗Kaffees hatten stilles Geschäft, ebenso milde Sorten, was auch von Roh⸗ und raffinirtem Zucker, die im Preise stetig blieben, zu sagen ist. Der Theemarkt wies nichts Neues von Bedeutung auf, Provisionen verkehrten anfänglich in ruhiger, aber stetiger Haltung; im weiteren Verlaufe belebte sich jedoch das Geschäft ganz bedeutend, und folgte unser Markt in dieser Beziehung dem Chi⸗ cagoer Markte, an dem gleichfalls ein wesentlicher Preisaufschlag für Provi⸗ sionen eingetreten, sonders Schmalz und Schweine⸗
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sion so daß dieselben, bes fleisch, bei bedeutenden Umsätzen, die sich auch auf Ervort ausdehnten, animirt schlossen. Von Schiffsb dürfnissen hatten Terpentinöl und Harz, bei behaupteten Preifen, ruhiges Geschäft. Raffinirtes Pe⸗ troleum behauptete die vorwöchentlichen Notirungen nur mühsam. Pipe lines Certificates haben sich von dem Anfangs der Woche er⸗ littenen Bruche nur ganz wenig erholt und schlossen tendenzlos 63 ¾⅔ C. Am Metallmarkt waren Eisen und Blei fest, Kupfer und Zinn stellten sich schließlich etwas williger, Zink blieb ziemlich stetig. Am Wollmarkt haben Preise, bei ruhigem Geschäft, keine veesentliche Veränderung erfahren. In fremden und einheimischen Ma nufaktur⸗ waaren hat sich kein Animo entwickelt. Der Import fremder Web⸗ stoffe beträgt für die heute beendete Woche 3 156 268 Doll. gegen 3 464 670 Doll. in der Parallelwoche es Vorjahres. —
Han nover, 24. Februar. (W T. B) Der Aufsichtsrath der Hannoverschen Bank beschloß auf Antrag der Direktion, der Generalversammlung für das abgelaufene Geschäftsjahr die Verthei lung einer Dividende von 5 % vorzuschlagen. ““
ün bn 8 W Submissionen im Anslande. Niederlande.
ö.1) 4. März, Vormittags 11 ½ Uhr, Bürgermeister⸗Amt meinde Arnhem, Provinz Gelderland, im Gemeindehause: Lieferung von 6 eisernen 10 400 Gulden. Auskunft ertheilt das Gemeinde⸗Sekretariat.
„ 2) 7. März, Nachmittags 2 Uhr: Hollandsche Uzeren⸗Spoorweg⸗ Maatschappy, im Verwaltungsgebäude, Zimmer Nr. 46, zu Amster⸗ dam, am Droogbak: 3
Loos Nr. 400: Lieserung von stählernen Laschplatten, eisernen „ Haken⸗ und Schraubenbolzen und Schienen, in 7 Abtheilungen;
Auskunft ertheilt der zuständige Ingenieur, Zimmer Nr. 154 in obigem Gebäude. c3) 10. März, Mittags 12 Uhr: Direktion der Gemeinde⸗Gas⸗ fabrik zu Alkmaar, Provinz Nordholland:
Lieferung von 36 000 hl Gaskohlen; Auskunft an Ort und Stelle.
— 88 . . Deichverwaltung von Rynland zu Leiden, Provinz
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Brücken⸗Pontons. Taxwerth
1““
— ieferung einer festen eisernen Brücke für Oegstgeest und einer eisernen Drehbrüͤcke für Spaarndam, in 2 Ab⸗ theilungen.
Auskunft im Burcau des zuständigen Ingenieurs
landshuis von Rynland zu Leiden.
Verkehrs⸗ Anstalten.
Hamburg, 24. Februar. (W. T. B.) Der P „Rhenania“ der Hamburg⸗Amerikanischen P Aktiengesellschaft ist, eingetroffen.
im Gemeen⸗
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ostdampfer — Lacketfahrt⸗ von Hamburg kommend, gestern in Colon
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Sanitätswesen und Quarantänewesen.
Cypern.
Durch Verfügung der Lokalregierung auf der Insel Cypern sind die aus Italien anlangenden Schiffe nunmehr zum freien Verkehre zugelassen worden; ferner sind die über Ankünfte aus Triest. sowie von der adriatischen Küste Oesterreich⸗Ungarns und Monte⸗ negros s. Zt verhängten Quaran änemaßregeln aufgehoben worden, jedoch werden die von dsrt kommenden Schiffe bis auf Weiteres noch einer ärztlichen Untersuchung unterzogen.
Berlin, 24. Februar 1887. Der Senat der Königlichen Akademie der Künste in rlin hat beschlossen, der hohen Freude des Instituts über das orstehende Fest des 90 jährigen Geburtstages Sr. jestät des Kaisers und Königs durch einen festlichen
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des Akademie⸗Gebäudes einen entsprechenden Ausdruck zu geben. Es ist zu diesem Zweck von den Senator Professor Johannes Otzen ein Festschmuck ern worfen und vom Senat zur Ausführung genehmigt worden, dessen gedanklicher Inhalt der folgende ist: der Genius des Friedens streckt seine schützende, mit der Kaisergewalt bewehrte Hand über den Alta⸗ des deutschen Vaterlandes aus, welchen Kunst und Wissenschaft he⸗ kränzen. Das menschliche Leben in seiner stufenweisen glücklichen Enf⸗ wickelung vom Kindes⸗ bis zum Greisenalter kommt in friesartiger Anordnung zur Anschauung, während markige Kriegergestalten den Schutz der Werke des Friedens durch die Wehrkraft des Volkes zur Darstellung bringen und auf Bannern die Symbole der Ueberwindun von menschlicher Schwäche durch die Kraft sittlicher und moralischer Mächte darstellen. Ein reicher Farben⸗ und Goldschmuck wird das Gebäude selbst künstlerisch mit diesen Skulpturen und Malereien in Uebereinstimmung setzen. Unter den Mitgliedern der Königlichen Akademie der Künste haben folgende Künstler die honorarlose Her⸗ stellung der schmückenden Kunstwerke übernommen: Senator Professor Geselschap den großen 18 m langen Fries der Lebens⸗ alter, die Professoren Callandrelli und Herter die 3 m hohen Gestalten der Wehrkraft, Professor Eberlein den Genius des Friedens mit den zugehörigen Skulpturen und Professor Lessing die Banner mit den vorerwähnten Darstellungen. Die Namen dieser Künstler bürgen dafür, daß das alte Gebäude der Kunst⸗Akademie einen Schmuck an⸗ legen wird, welcher der freudigen und gehobenen Stimmung des ganzen deutschen Volkes an dem festlichen Tage einen würdigen Ausdruck ver⸗ leiht. Es ist anzunehmen und zu hoffen, daß dieses Vorgehen an vielen Stellen der Reichshauptstadt Nachahmung findet und Berlin ein so festliches Kleid anlegt wie an seinen glücklichsten Tagen.
Schmuck
In der heutigen Schlußsitzung beschloß die 4. Jahresversamm⸗ lung des Centralvorstandes deutscher Arbeiterkolonien in Hinweis auf die Thatsache, daß durch die zahllosen Schankstätten die Trunksucht und dadurch das Vagabondenthum und das Verbrechen in erschreckender Weise gefördert wird, diesem Uebelstande gegenüber Gesetzeshülfe in Anspruch zu nehmen. Der Reichstag soll ersucht werden, den Erlaß eines Reichsgesetzes zu veranlassen, durch welches 1) eine höhere Besteuerung des Branntweins herbeigeführt und 2) der Verkauf unrektifizirten Branntweins verboten wird; außerdem aber auf Abänderung der Gewerbeordnung hinzuwirken, und zwar, daß ein Gesetz 1) die zulässig höchste Zahl solcher Wirthschaften und Kleinhandlungen nach der Bevölkerung der fraglichen Gemeinden bemesse, mit der Ermächtigung für die Landes⸗ und Provinzialgesetzgebung, innerhalb der allgemeinen Reichs⸗ schranken die Verhältnißzahl der Schenken noch weiter zu beschränken und mit der Einführung periodischer Neufeststellung dieser Verhält⸗ niszahlen, — und daß ein anderes Gefetz 2) solchen Wirthschaften und Kleinhandlungen eine Abgabe zu Gunsten der Gemeinden auferlege. Im Anschluß an das Referat des Schatzraths Müller⸗Hannober üͤder einheitliche Aufstellung der Kostenberechnung für die Kolonisten nahm die Versammlung eine Reihe von Anträgen an. — Pastor Mörchen berichtete sodann über die Wanderschein⸗Ordnung des Deutschen Herbergs⸗ vereins und deren bisherige Durchführung.
Rom, 23. Februar. (W. T. B) In Turin und Genug wurden heute, Morgens 6 ½ Uhr, heftige und länger andauernde Erd⸗ Erschütterungen wahrgenommen. In Genua flüchteten viele Bewohner aus den Häusern; mehrere Rauchfänge wurden herab⸗ geworfen, und viele Häuser erhielten Risse; der ersten Er⸗ schütterung folgten mehrere weitere. Gleichzeitig wurde in Aqui eine starke Erd⸗Erschütterung verspürt, der später mehrere leichte folgten. Die gesammte Provinz Pavia sowie Lucca und Savona wurden von stärkeren und schwächeren Erd⸗Erschütterungen heimgesucht; in letzterer Stadt stürzten mehrere Häuser ein, wobei 11 Personen das Leben einbüßten. 1 01.— 23. Februar. (W. T. B.) Ueber die heute in Nord⸗ Italien vorgekommenen Erd⸗Erschütterungen liegen noch aus mehreren anderen Ortschaften Meldungen vor: In Cuneo stürzten einize Schornsteine sowie mehrere Gewölbe ein. Die Be⸗ völkerung flüchtete aus den Häusern. In mehreren anderen Orten sind durch eingestürzte Häuser zahlreiche Personen verunglückt. In Savona wurden bis jetzt 8 Todte und 15 Verwundete, 4 Schwerverwundete, aufgefunden; in Noli sind 15 Personen ums Leben gekommen. In Albisola sind 2 Personen verwundet; in Oneglia sind 6 Todte, dar⸗ unter 1 Soldat, und 28 Verwundete, darunter 10 Soldaten und 3 Gendarmen, aufgefunden worden; in Porto Maurizio wurden 1 Person getödtet und 8 verwundet; in Diano Marina ist der dritte Theil der Häuser eingestürzt und sind sehr viele Personen ums Leben gekommen und verwundet worden. Außerdem wurden in Mondov Erd⸗Erschütterungen wahrgenommen, bei denen jedoch kein Unglücksfall vorgekommen ist. ur. —, 23. Februar. (W. T. B.) In Casale fand heute früh 6 Uhr 20 Minuten ebenfalls eine Erd⸗Erschütterung statt; dieselbe war wellenförmig und währte etwa 10 Sekunden. Kurz darauf folgte ein weiter Erdstoß, der sich über den ganzen Bezirk erstreckte. Auch in Alessandria wurden 2 leichtere Erdstöße wahrgenommen.
Im Deutschen Theater
n. Nis⸗ m1f p den 27., eine Wiederaufnahme
nächsten
findet am Sonntag, den 27 — u des Lustspiels „Das Urbild des Tartüffe“ von Gutzkow statt. — Fr. Niemann kehrt in den nächsten Tagen von ihrem Urlaub zurück und wird am Dienstag, den 1. März,
Rrisdie eite gnn⸗ Mal als „Frau von Pöchlaar“ in dem Lustspiel 8 lofische“ auftreten.
I1“ Marie Langsdorff aus Gießen, eine junge, im Kon⸗ jervatorinm zu Stuttgart ausgebildete Sängerin, gab gestern im Saale der Sing⸗ Akademie ein Concert, in welchem sie zum ersten Male vor dem hiesigen Publikum erschien Mit einer sehr kräftigen, um⸗ fangreichen und in allen Lagen gleich wohlklingenden Altstimme ver⸗ bindet die Künstlerin zugleich eine vortreffliche Ausbildung, stets reine Intonation und musterhaft deutliche Aus sprac e, so daß der vortheil⸗ hafte Ruf, der sich auf ihre Mitwirkung in den Leipziger Gewand⸗ haus⸗Concerten stutzt, vollkommen gerechtfertigt erscheint. Außer einer Arie aus dem Oratorium „Achilleus⸗ von Mar Bruch, welche die Sangerin mit dramatisch belebtem Ausdruck vortrug, brachte sie noch Lieder von Schubert, Schumann, Hiller, Peter Müller, Jüngst und Schnell zu Gehör. Wirkte die volle, fast männliche Kraft der Stimme in dem Vortrage der Arie, sowie in dem „Nachtstück“ von Schubert besonders ergreifend, so war andererseits in den zarter gehaltenen Liedern, wie „Kinderwacht“, von Schumann, und Wenn ich ein Vöglein wär „ von Hiller, die Mäßigung der in der That ungewöhnlichen Stärke der Stimme anzuerkennen. Sollte die Sängerin sich entschließen, die Bühne zu betreten, so würde auch die imponirende äußere Erscheinung diesen Entschluß rechtfertigen. — Der bereits vortheilhaft bekannte Pianist Hr. Ebert⸗Buchheim unterstützte das Concert durch den Vortrag mehrerer Kompositionen von Beethoven, Chopin, Reinecke und Liszt und erwarb sich damit lebhaften und wohlverdienten Beifall, der auch der Concertgeberin in reichem Maße zu Theil wurde. — Der klangvolle Flügel von Tb. Steinweg kam dem Spiel des Pianisten sowie der diskreten Be⸗ gleitung des Hrn. O. Backe sehr zu statten. 8 8
Redacteur: Riedel.
Verlag der Expedition (Scholz). 8 Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗Anf deuts Buc e „Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. 8 Vier Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage),
sowie der Prospekt: Wiener, Handbuch der Medizinal⸗ Gesetzgebung des Deutschen Reichs und seiner Einzelstaaten.
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Berlin, Donnerstag, den 24. Februar
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staa
Nichtamtliches.
Preußen. Berlin, 24. Februar. In der gestrigen -e19.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten bemerkte 8. der Fortsetzung der Berathung des Etats des Ministe⸗ riums der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗ Angelegenheiten zu Kap. 119 der Ausgaben (Universitäten) der Abg. Dr. Reichensperger, es sei bedauerlich, daß der Justiz⸗ Minister die bei der Berathung des Etats des Justiz⸗Ministeriums aus dem Hause gemachten Anregungen, betreffs einer Reform des juristischen Prüfungswesens, so rundweg zurückgewiesen habe; bedauerlicher noch sei, wenn man den jungen Studenten der Juristenfakultät Aussprüche zitire, wie den, daß ein berühmter Professor erklärt habe, er sei viel fauler gewesen als die heutigen Studenten, und das sei auch entschieden das Richtige. Für die Reform seien die berühmtesten Namen auf dem Ge⸗ ür der Rechtskunde in Deutschland eingetreten, so von Holtzendorfkf, Rümelin und vor Allen Schmoller. Geradezu befremdlich sei dem gegenüber das Auftreten des Präsidenten der JustizꝛPrüfungskommission, Dr. Stölzel, gewesen. Es handle sich nicht blos darum, ob die Studenten fleißig seien, sondern ob sie das Maß von juristischen Kenntnissen erwürben, welches sie befähige, im praktischen Leben die wichtige Rolle weiter zu spielen, welche ihnen nach der Lage unserer Staatseinrichtungen und Gesetze vorbehalten sei. Er bitte das Unterrichts⸗Ministerium, das eventuelle Bedürfniß einer Reform ernstlich zu erwägen; auch komme eine Aufbesserung der Professorengehälter und eine anderweite, festere Regelung der Stellung der Professoren an unseren Universitäten dringend in Frage.
Der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten, Dr. von Goßler, entgegnete:
Meine Herren! Ich habe zunächst meinem Bedauern Ausdruck zu geben, daß ich dem Herrn Vorredner nicht in allen Theilen so habe folgen können, wie die Bedeutung des Gegenstandes und mein Interesse s erfordert hätten. Ich will aber versuchen, die springenden Punkte aus seiner Rede, soweit ich sie aufgefaßt habe, zum Gegenstande einer entgegenkommenden Erörterung zu machen.
Der Herr Vorredner ist uͤberzeugt und er kann überzeugt sein, daß die Frage nach einer Reform des juristischen Studiums bei der Unterrichtsverwaltung nicht allein heute, sondern so lange ich die Ehre habe, an der Spitze der Unterrichtsverwaltung zu stehen, volles Interesse findet. Ich erkenne mit ihm und Hrn. Schmoller an, daß
es sich nicht blos darum handelt, festzustellen, ob die zeitigen Juristen fleißig sind oder nicht, sondern daß es darauf ankommt, ob sie die⸗ jenigen Eigenschaften und Kenntnisse auf der Universität er⸗ werben, welche sie befähigen, demnächst die Rolle im öffent⸗ lichen Leben zu übernehmen, die unser juristisch gebildeter Beamtenstand nach unserer ganzen Tradition einnimmt. Ich habe mich daher nicht allein bemüht, in entgegenkommender Weise allen Vorschlägen, die, gedruckt und ungedruckt, in reicher Fülle an mich berantraten, nachzugehen, sondern ich habe selbständig, fortgesetzt, Jahre lang versucht, hinter die Wahrheit zu kommen, das That⸗ sächliche zunächst zu ermitteln und die sehr schwierige Frage zu beantworten, wie die etwa entdeckten Schäden zu heilen sind. Ich habe daher im Laufe des letzten Jahres noch eine sehr interessante Enguete anstellen lassen, indem ich alle einzelnen Professoren gebeten babe, sich über ihre Wahrnehmungen über den Besuch der Vorlesungen, den Fleiß und die Fertigkeit der gegenwärtig Studirenden im Vergleich gegen die früher Studirenden in einer ganz offnen, vertraulichen Weise mir gegenüber auszusprechen. Dieses Material ist erst im Laufe der letzten Zeit vollständig eingegangen und deshalb noch nicht bis zum letzten Punkte durchgearbeitet. Der Eindruck aber besteht, daß eine Verschlechterung gegen frühere Zeiten nicht eingetreten ist. Die Professoren wünschen zwar, daß manches besser wäre, aber sie können nicht allgemein in den Ruf einstimmen,
daß das gegenwärtige juristische Studium gegen früher zurückgegangen sei; sie meinen, daß es relativ gleich günstig dastehe, in absoluter Beziehung mag ja noch manches zu wünschen übrig bleiben. Es ist für die Unterrichtsver⸗ waltung ein sehr schätzbares Material, welches hier gewonnen ist, weil sie andererseits wieder in der Lage ist, eine Kontrole über die Gutachten der einzelnen Dozenten eintreten zu lassen und sich die Frage vorzulegen, ob vielleicht gewisse Klagen ihren besonderen Grund haben, sei es in der Einrichtung des Kollegs, sei es in der Persönlichkeit des Vortragenden. Es treten da sehr schwere Fragen ein, namentlich hinsichtlich der Ausdehnung der Stundenzahl für einzelne Vorlesungen; z. B. ob es richtig ist, daß man gewisse Kollegien, die wir vielleicht zu unserer Zeit vierstündig gehört haben, jetzt auf 7 oder 8 Stunden ausdehnt; oder ob es richtig ist, daß Kollegien, die wir zweistündig gehört haben, jetzt auf 4 Stunden ausgedehnt werden, beispielsweise, um den Studirenden eine genauere Kenntniß des öffentlichen Rechts zu geben, als wir sie zu unserer Zeit erworben haben. 8
Eine andere Enquete, die ich veranstaltet habe, ist auch von großem Interesse. Ich habe die Verwaltungen sämmtlicher Universitäts⸗ bibliotheken zu vertraulichen Aeußerungen darüber veranlaßt, in welchem Umfang wohl von den Studirenden der einzelnen Fakultäten die Bücher der Bibliothek benutzt werden, und zwar erstens Bücher ihres Fachs und zweitens Bücher, deren Inhalt, wenn ich so sagen darf, auf allgemein bildenden Gebieten liegt. Da will ich nicht verhehlen, daß die Juristen bei diesem Vergleich im Allgemeinen am schlechtesten wegkommen. Ich habe auch noch manches andere Material gesammelt, vertrauliche Gut⸗ achten, die sich zur öffentlichen Mittheilung nicht eignen. Ich bin noch nicht schlüssig über die Maßregeln, welche hena chlagen sind. Denn, meine Herren, im Vordersatz einigen wir uns ja leicht, aber über die Wege, die wir zu gehen haben, herrscht unter den kompetenten und berufenen Beur⸗ theilern noch eine bedauerliche Verschiedenheit. Ich habe, soweit es im Augenblick möglich war, die Materien zu gruppiren — ich war auf eine solche Hickussion nicht vorbereitet — versucht, mir im Wesentlichen die Vorschläge klar zu machen, die nach der Richtung einer Besserung des juristischen Studiums hervorgetreten sind, und habe mir sieben Hauptvorschläge notirt. Der erste Vorschlag, welchen der Herr Vorredner näher erörtert hat, ist ein sehr einfacher; man soll den Besuch der Vorlesungen kon⸗ trolliren, eine etwas mechanische Zählmethode, welche den entschlossensten Widerspruch findet. Ich würde auf das Aeußerste in Verlegenheit sein, wenn ich einen Einzigen nennen sollte, der Seitens der Dozenten diesem Vorschlage beiträͤte. Auch die Frage nach dem Zwischenexamen ist erörtert, zumeist in verneinendem Sinne. Es spricht von vornherein manches dafür, aber näher betrachtet, sind nicht bloß die Dozenten, sondern auch die Praktiker fast alle dagegen. Drittens ist von der Ausdehnung des Studiums auf 4 Jahre gesprochen. Viertens will man eine Fakultätsprüfung eintreten lassen, d. h. das erste Examen wieder in die Fakultät verlegen, oder mindestens das Pro⸗ fessorenelement in der Prüfungskommission verstärken. Dagegen sind die Praktiker entschieden, und es lassen sich auch bedeutsame Gegen⸗ gründe anführen. Man hat fünftens sich für Theilprüfungen erklärt. Nach dem Verfasser einer bekannten Broschüre soll das öffentliche und
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Professoren.
private Recht werden, es soll stückweise geprüft werden und es soll zwischen den einzelnen Prüfungen noch ein spatium
n werden, damit sich der junge Mann für das noch ausstehende eileramen vorbereiten kann. Es ist sechstens der obligatorische Besuch von Seminarien verlangt, namentlich auch von Rümelin. Der Herr Vorredner hat dies auch erwähnt und ich werd auf diesen Punkt noch zurückkommen. Es ist siebentens ein ganz eigenthümlicher Vorschlag von demjenigen Herrn aus⸗ gegangen, welcher den Schmoller'schen Vorschlag öffentlich ekämpft hat, dahingehend, das Studium abzukürzen und das erste Erxamen auf das Privatrecht zu beschränken, demnächst die jungen Leute als Referendare in den praktischen Dienst einzuführen, dann sie aus der Praxis wieder auf die Universität zu senden, damit sie öffent⸗ liches Recht studiren, und dann eine neue Prüfung eintreten zu lassen.
Alle diese sieben wesentlich sich gegenseitig ausschließenden Vor⸗ schläge gehen von ernsten, von bedeutenden, für ihren Beruf begeisterten Männern aus und die Herren werden es verstehen, wenn ich hier sage, daß es mir nicht leicht wird, zwischen allen diesen Klippen hindurch das richtige Fahrwasser zu finden.
Ich gehe noch ein auf den Rümelin'schen Vorschlag wegen der Seminare. Die Herren, welche sich mit unseren Etatsverhältnissen beschäftigt haben, werden mir zugeben, daß ich auf die Seminare stets großen Werth gelegt habe. Darin sind ja Alle einig, daß an dem Fleiß und der Tüchtigkeit der juristischen Seminaristen nichts aus⸗ zusetzen ist; überall giebt es natürlich Leute, die bedauerlicherweise zurückfallen; aber da ist kein Unterschied zwischen Juristen und anderen Fakultäten. Das ist für mich ein Fingerzeig, auf diesem Wege fortzugehen und in Bezug auf die Seminare und die Konversatorien die Bestre⸗ bungen nicht nach der gelehrten Seite allein, sondern wesentlich nach der praktischen zu richten. Gestatten Sie mir, mich auf diese Be⸗ merkungen zu beschränken. Wenn ich weiter in die Materie eintreten wollte, so könnte ich vielleicht die Sache im gewissen Sinne vertiefen, aber sie doch nicht zum Abschluß bringen. Ich will nur versichern, daß ich fortgesetzt in diesem Sinne bemüht bin.
Noch eine zweite Frage hat der Herr Abgeordnete an mich ge⸗ richtet, sie betraf die Besoldungsverhältnisse der Pro⸗ fessoren. Ich habe leider — das Geräusch war zu groß — nicht allen seinen Ausführungen folgen können. Er nahm Bezug auf eine Bro⸗ schüre von Schulte in Bonn. Ich bin natürlich dankbar für Alles, was mir aus Universitätskreisen entgegengebracht wird, ich muß aber be⸗ daß solche Anregungen nicht immer auf richtiger Grundlage Wenn im vorliegenden Falle der Verfasser jener Broschüre her mit mir in Verbindung gesetzt hätte, so würde ich wohl jetzt die Bemerkung ersparen können, daß auf Grundlagen seiner ganzen Ausführungen doch nur ein bedingter Werth zu legen ist. Auf der Seite 8 befindet sich eine Tabelle I über die Durchschnittsgehälter und die Besoldung der Professoren. Diese Tabelle enthäͤlt 42 Positionen, von welchen nicht weniger als 18 unrichtig sind. Ein Fall, bei dem die Unrichtigkeit besonders hervor⸗ tritt und auf welchen er besonders exemplifizirt, betrifft das Durchschnitts⸗ gehalt der katholischen Theologie⸗Professoren in Bonn. Der Verfasser hat aus dem Etat die Ziffer der Gesammtbesoldung genommen und mit 9 hineindividirt, während er hätte in dieselbe mit 6 hineindividiren müssen, weil das Gehalt der 3 neuen Stellen, die mit Zustimmung des Landtages begründet sind, nicht in der im Etat ausgebdrachten Ge⸗ sammtbesoldung, sondern in dem zur Disposition der Unterrichts⸗ verwaltung stehenden Betrage enthalten ist. Wenn man nun die Ziffer, die als Gesammtbesoldung angegeben ist, nicht durch 9, sondern durch 6 dividirt, so ergiebt sich das richtige Durchschnittsgehalt von 4333, entgegen dem Satze von 2886, den der Verfasser annimmt.
So sind noch 17 Positionen, die mehr oder weniger Unrichtig⸗ keiten darstellen. Es mag daraus dem betreffenden Verfasser kein Vorwurf zu machen sein; er hat nach dem Etat die vor⸗ liegenden Ziffern genommen, hat aber nicht die nöthige Korrektur ein⸗ treten lassen, da ihm die nähere Kenntniß der Sachlage fehlte.
Die Frage der Professorenbesoldung läßt sich nicht so mechanisch regeln wie etwa die Besoldung der sonstigen Beamten. In Preußen besteht die Einrichtung — ich weiß nicht, seit welcher Zeit, ich habe sie vorgefunden — daß zwischen dem Unterrichts⸗Minister und dem Finanz⸗Minister für jede Universität eine Durchschnittsbesoldung ver⸗ einbart ist, und ein Maximum für ordentliche und außerordentliche Dieses Maximum darf bis zu einem gewissen Punkt nur mit Allerhöchster Ermächtigung, die ich gemeinsam mit dem Finanz⸗Minister nachzusuchen habe, überschritten werden. Also es ist möglichst dafür gesorgt worden, daß, wenn ich so sagen darf, der Eigenwille und die Vorliebe des Unterrichts⸗Ministers eine an⸗ gemessene Grenze findet.
Es ist nicht zu verkennen, daß die preußische Unterrichtsverwaltung seit der Errichtung der Universität in Straßburg in eine schwierige Lage gekommen ist. Die Universität Straßburg bewilligte, um außer⸗ ordentliche Kräfte heranzuziehen, ungewöhnlich hohe Gehälter, so hohe, wie sie in Preußen nicht Sitte waren. Dadurch sind alle deutschen Staaten in die Nothwendigkeit gekommen, daß, wenn sie außerordentliche Kräfte erwerben wollten, sie hohe Gehälter bewilligen mußten, die, wenn ich so sagen darf, recht unbequem waren. Denn es ist nun der unerwünschte Zustand eingetreten, daß zum Theil jüngere Kräfte unter Umständen nennens⸗ werth höhere Gehälter bekommen, als altgediente Pro⸗ fessoren, die Jahrzehnte lang zum allgemeinen Segen an den einzelnen Universitäten gewirkt haben. Das nun auszu⸗ gleichen ist allerdings Aufgabe der Unterrichtsverwaltung; aber diese Ausgleichung kann sich natürlich nur allmählich vollziehen. Es ist von Hren. von Schulte selbst als richtig anerkannt worden, daß die Durchbrechung seiner eigenen Sätze in allen denjenigen Fällen ein⸗ treten muß, wo es sich darum handelt, bedeutende zu fesseln, also ein sogenannter ernster Ruf an eine andere Universität vorliegt. Ja, meine Herren, damit durchbricht er sich von vornherein den wichtigsten Theil seiner eigenen Vor⸗ schläge. Das muß sein.
Es handelt sich bei jeder Fakultätsbesetzung um die Einheit der Fakultät. Es giebt Fakultäten, die nur 5 oder 6 Ordinarien haben. Aus einer solchen Einheit ein einzelnes Glied herauszunehmen, ist oft von außerordentlichen Folgen begleitet. Denn es handelt sich nicht nur um die einzelne Disziplin, die vielleicht auch von einem Anderen ver⸗ treten werden kann, sondern vor allem auch um die Person des Lehrers. Es ist ein ungeheurer Unterschied, ob A. oder B. in einer kleinen Fakultät ist. Es kommt darauf an, wie er es versteht, die jungen Leute heranzuziehen; es kommt darauf an, wie er sich mit seinen Kollegen stellt und wie er sich mit ihnen in die wissenschaftlichen Disziplinen theilt. Ich darf hier vielleicht bemerken, daß, wenn auch in den Universitäts⸗ statuten die Verpflichtung der Professoren im Allgemeinen nur auf eine private und eine öffentliche Vorlesung gestellt ist, für die spe⸗ zielle Verpflichtung jedes Professors die Bestimmung maßgebend ist, welche bei seiner Anstellung in dem Berufungsbriefe enthalten und ihm als Anstellungsbedingung auferlegt worden ist. Diese Verpflichtung ist häufig eine sehr viel weiter gehende. Wenn auch z. B. einem Anatomen natürlich nicht viel mehr für das Wintersemester zugemuthet werden kann, als die Leitung der großen Präparirübungen, so giebt es doch eine große sanl von Ordinarien, die verpflichtet sind, 2, 3 oder selbst 4 Privatkollegien zu lesen neben der öffentlichen Vorlesung. Das entspricht der 2 othwendigkeit, ge⸗ wisse Disziplinen unter allen Umständen auch in einem kleineren Lehrkörper lesen zu lassen. Ein gesunder Gedanke ist allerdings in dem Vorschlage, mit dem ich aber schon ängere
Lehrer
ach den Alters⸗ in der Natur der zeichnetste Lehrer
Zeit getragen habe, zulagen. Es ist nicht zu leu menschlichen Verhältnisse — 3 auch schließlich auf eine abgleitende a kommt. n Schulte meint zwar, es sei nicht richtig, bei der Besoldung ie Honorarbezüge Rücksicht zu nehmen. Das würde ich für eine Unmöglichkeit halten. Ich habe hier die sehr sorgfältigen dreijährigen Durchschnitte sämmt⸗ licher Hon züge in der Hand, und wenn ich Ihnen sage, daß zwischen 0 und 50 000 ℳ differiren, so werden s zwar Unrecht wäre, wenn die Unterrichts⸗ s Weise die vielgehörten Dozenten, z stellen wollte, daß aber 8 denjenigen Dozenten, die Fachs wenig in die Lage rsammeln, Semittisten, .w., ein uernde Zulage zu ge⸗ für solche gezeichneten Gelehrten, die gewesen sind,
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bei der größten wissenschaft⸗ Lehrtalent irgendwie nennens⸗ beziehen, habe ich selbst den dringendsten Wunsch, etwas erhöhte Einnahme zugewendet wird. Die verquickt sich für mich mit der Honorar⸗ der Institutsgebühren, und einer ganzen n wichtigen Fragen, sehr komplizirten sehr schwierig zu behandelnden Sachen. Ich bin mit dem Herrn Finanz⸗Minister schon vor längerer Zeit daruͤber schlüssig geworden, daß wir diese ganze, sehr schwierige Materie in kommissarischen Berathungen zu erledigen versuchen werden. Ich hoffe, daß es dann gelingen wird, in der Gehaltsfrage einige von den Wünschen, die ich selbst für berechtigt erachte, zu erfüllen, andererseits aber auf dem Gebiet der Honorarfrage, der Institutionsgebühren u. s. w. etwas zu beseitigen — ich will es nicht als einen Mißstand be⸗ jeichnen — aber doch als etwas, dessen weitere Ausdehnung ich für unsere Universitäten für bedenklich halte. Es sind das keine fiskalischen Motive bei mir, aber es sind, glaube ich, richtige Gesichts⸗ punkte, die ich in einer ganzen, Reihe Instituten, Laboratorien u. s. w. geltend zu machen habe. Ich will das nur anführen, um den Herrn Vorredner zu der Ueberzeugung zu bringen, daß auch, ab⸗ gesehen von der Besoldungsfrage, diese ganze Angelegenheit mir sehr am Herzen liegt, und daß, wenn ich auch überzeugt bin, daß nicht von Monat zu Monat, von einer Session zur andern sich große Resultate erzielen lassen, doch durch sehr sorgfältige Behandlung ohne j
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I hne jede Störung unserer Universitätsverhältnisse Aenderungen eintreten können, die ich für vortheilhaft halte. 1
Tit. 1 des Kapitels „Zuschuß für die berg“ wurde hierauf genehmigt.
Der Zuschuß für die Universität Berlin soll nach dem Etat um 80 749 ℳ erhöht werden. Die Mehrforderung resul— tirt hauptsächlich aus der bei der Universität in Aussicht ge⸗ nommenen Gründung eines Seminars für orientalische Sprachen, welches eine Dotation von 57000 ℳ erhalten soll; ferner wird für einen neuen Lehrstuhl für Geodäsie die Summe von 6900 ℳ, für eine künftig wegfallende ordentliche Ersatz⸗ professur in der juristischen Fakultät der Betrag von 9300 ℳ verlangt. 3
Der Abg. Dr. Arendt gab seiner großen Befriedigung darüber Ausdruck, daß die Regierung durch die Errichtung des orientalischen Seminars der Richtung, welche auf eine energische Kolonialpolitik hinstrebe, ausreichend Rechnung getragen habe. Er (Redner) hoffe, daß auch Ost⸗Afrika, dessen Erschließung schon in kurzer Zeit vollendet sein und den natürlichen Reich thum der von Deutschen erworbenen dortigen Landestheile uns sehr bald vor Augen führen werde, genügenden Vortheil von diesem Institut haben möge, und er schlage zu diesem Zweck die Errichtung eines besonderen Lehrstuhls für die Bantu⸗ sprache vor.
Der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten, Dr. von Goßler, bemerkte:
Ich kann nur dankbar sein für die Anregung, welche der Herr
Vorredner gegeben hat. Ich verkenne durchaus nicht, daß das orientalische Seminar in sich eine gewisse Erpansionskraft haben wird und haben muß. Auch die Bedeutung der afrikanischen Sprachen ist schon bei den Vorberathungen nicht unerwogen geblieben. Ich glaube allerdings, daß das arabische Idiom zunächst ausreichen wird. Aber es wird vielleicht den Herrn Vorredner interessiren, daß ich beschlossen habe, eine afrikanische Zeitschrift in der centralafrikantschen Sprache zu unterstützen. Ein Geistlicher, welcher lange in Afrika gewirkt hat und hierher zurückgekehrt ist, wird für die Hauptidiome Afrikas eine Zeitschrift herausgeben, und dafür habe ich die Freude, ihm eine Unterstützung gewähren zu können, welche es ihm möglich macht, die Zeitschrift erscheinen zu lassen. Das wäre ge⸗ wissermaßen ein erster Schritt nach der Richtung hin, daß die innerafrikanischen Sprachen und die Sprachen von der Ost⸗ und Südseite her Beachtung bei uns finden, und ich zweifle nicht, venn das praktische Bedürfniß hervortreten sollte, daß dann auch die von dem Herrn Vorredner gewünschte Erweiterung des Lehrplans des Seminars eintreten wird. Ich kann nach dieser Richtung nur dankbar sein für das Wohlwollen, welches der Herr Referent, die Kommission und das hohe Haus bisher für die Errichtung des orientalischen Se⸗ minars kundgegeben haben. 8
Der Zuschuß wurde in der geforderten Höhe bewilligt, ebenso die entsprechenden Titel des Extraordinariums, welche die Forderungen für die Einrichtung des öorientalischen Se⸗ minars (35 000 ℳ) und die ergänzende Ausstattung des geo⸗ dätischen Instituts (15 000 ℳ) enthalten.
Die Zuschüsse für die Universitäten resp. Akademien und Lyzeen Greifswald, Breslau, Halle, Kiel, Göttingen, Marburg, Bonn, Münster und Braunsberg wurden ebenfalls bewilligt. Nur bei der Position für Göttingen beschwerte sich der Abg. Brüel darüber, daß aus den Einnahmen der hannöverschen Klosterfonds 2000 ℳ für die Universität zur Verwendung gelangen sollen.
Der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten, Dr. von Goßler, entgegnete:
Auf eine prinzipielle Erörterung dieser Frage möchte ich um so weniger eingehen, als der Herr Abgeordnete ausdrücklich anerkennt, daß die Regierung berechtigt ist, die 3000 ℳ hier für die Universität Göͤttingen mehr einzusetzen. Um das Bild aber vollständig zu machen, möchte ich ausdrücklich anführen, daß der gegenwärtige Etat zu Gunsten von Kirchen oder von Kirchengemeinschaften 15 000 ℳ laufende Mehrausgaben aus dem hannoverschen Klosterfonds enthält. Es sind 7500 ℳ aus dem Fonds für die Predigerwittwenkassen hinzu⸗ gekommen und der Betrag zur Belastung des Klosterfonds für ein neu einzurichtendes Predigerseminar, über dessen Unterbringung noch Verhandlungen schweben. Also, man muß sich gegenwärtig halten: der Klosterfonds zahlt in dem hier zur Berathung stehenden Etat 3000 ℳ mehr für Göttingen, aber 15 000 ℳ mehr für kirch⸗ liche Zwecke. “
Universität Königs⸗