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- Rue Latzrale Nr. 2, und b Nord⸗Station zu Brüssel.
marittima).
. 6 400 000 Persien und Georgien
. .3 500 000 Oesterreich . .. —. .2 992 000 Europäische Türkei u. 940 009 Griechenland .. 651 700 Spanien u. Portugal 600 000 Algier . . . . . 000 . . 348 750 Rußland. —. 10 000 8 Zusammen 16 158 390
Elbing, 9. März. (W. T. B.) Die Danziger Wein⸗ händler, welche wegen Weinverfälschung angeklagt waren, sind heute von der hiesigen Strafkammer, an welche der Prozeß durch Urtheil des Reichsgerichts zur nochmaligen Verhandlung zurückver⸗ wiesen worden war, sämmtlich freigesprochen worden.
Danzig, 9. März. (W. T B.) Die Einnahmen der Marienburg⸗Mlawkaer Eisenbahn betrugen im Monat Februar provisorisch 150 300 ℳ gegen denselben Zeitraum des Vor⸗ jahres 1886 definitiv 167 803 ℳ, mithin weniger 17 503 ℳ
London, 8. März. (A. C.) Der Handelsausweis für den Monat Februar ergiebt eine Zunahme der Einfuhr um 1 892 125 Pfd. Sterl. und der Ausfuhr um 619 331 Pfd. Sterl. gegen den Februar 1886 Während aber bei der Einfuhr nur die Nahrungs⸗ mittel und die Rohstoffe bezw. fertige Waaren eine Zunahme auf⸗ weisen, die Einfuhr von Taback, Metallen, Chemikalien, Farbe⸗ und Gerbestoffe, sowie Rohstoffe für andere als Terxtilfabrikate hingegen nur mehr oder weniger ab enommen hat, vertheilt sich die Zunahme der Ausfuhr auf alle vier Waarenklassen mit Ausnahme der Nahrungs⸗ mittel. Die Ausfuhr fertiger und halbfertiger Waaren ist sogar am stärksten, um 840 000 Pfd. Sterl. gestiegen.
London, 10. Februar, Mittags. (W. T. B.) Die Bank von England hat heute den Diskont von 4 auf 3 ½ % herabgesetzt.
New⸗York, 10. März. (W. T. B.) Bezäglich des nördlich der Chesapeak⸗Bay auf den Grund gerathenen Norddeutschen Lloyddampfers „Rhein“ wird gemeldet, daß sich mehrere Dampfer zur Hilfe bereits in dessen Nähe befinden und daß Passa⸗ giere und Ladung an Bord geblieben sind, weil keine Ge⸗ fahr befürchtet wird. vW1“
China Japan. Italien. 1 Ost⸗ und Hinter⸗Indien — B “ ranskaukasien. Syrien
120 320 106 180 90
Submissionen im Auslande.
I Belgien.
1) 30. März, 11 Uhr. Börse zu Brüssel. Lieferung einer bedeutenden Zahl von Telegraphenstangen in Tannenholz, der zu⸗ gehörigen Schrauben, Ringe ꝛc., von Blei, Zinn, Eisen und Kupfer⸗ draht und von Bureaubedürfnissen aller Art für die Post⸗ und Tele⸗ graphen⸗Verwaltung. Näheres im Lastenheft Nr. 34, welches am 15. März zur Ausgabe gelangen wird
2) Nächstens. Börse zu Brüssel. Ueberführung des gedeckten
Beahnhofes der Station Brüssel (Nord) nach Station Tirlemont.
Voranschlag 150 639 Fr. Vorläufige Kaution 5000 Fr. Preis der
Pläne 7 Fr. Näheres beim Ingenieur en chef Direktor Goffin, eim Ingenieur en chef Direktor De Paepe, II. Italien.
1) Am 16. März. Direzione costruzioni navali della R. Marina in Neapel: Metallröhren. Voranschlag 39 968 Lire. Lieferung in Spezia und Neapel.
2) Am 22. März, 10 Uhr Vorm. Präfektur in Venedig oder im Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Rom: Bau eines Dock⸗Quais bei der Eisenbahnstation zu Venedig (ferrovia Voranschlag 1 016 840 Lirc; Depot 50 000 Lire; Kaution 100 000 Lire.
Ferner in Aussicht:
3) Bei der Direktion der adriatischen Eisenbahn in Florenz: Bau der Eisenbahnstrecke Lecco⸗Station bis Lecco⸗Hafen und Herrichtung eines Anlageplatzes für Dampfschiffe. Voranschlag 1 140 000 Lire.
.4) Bei der Direktion der sizilischen Eisenbahnen in Messina: Lieferung eines Motors. System Halladay, für die Station Syrakus.
5) Bei der Direktion der Mittelmeer⸗Eisenbahn in Mailand: usbau der projektirten Eisenbahnstrecke Ponte Sante enere nach Calitri auf der Linie Foggia—Avellino, bestehend aus 14 600 m Curve, 18 400 m gradlinige Bahn, bezw. 13 200 m Steigung und 19 800 m Fall. — Anlage von Stationen bei Monteverde, Ruvo Napone und Calitri. — 77 kleinere, 13 größere Kunstbauten, darunter fünf Tunnel von zusammen 2652 m Länge.
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Voranschlag 12 210 000 Lire.
6) Ebendort. Legung eines zweiten Schienen⸗Geleises
auf der Strecke Brandizzi — Chivasso, auf der Linie Turin —Ticino. III. Niederlande.
1) 16. März, Vormittags 11 Uhr. Direktion des „Polder de Buiksloterham“ unter Motto: „Inschryving Stoomtuig“ im Bürger⸗ weeshuis zu Amsterdam, Kalverstraat:
Lieferung einer Hochdruck⸗Dampfmaschine mit Centrifugalpumpe und Zubehör.
Auskunft an Ort und Stelle.
2) 21. März, Mittags 12 Uhr, Kolonial⸗Ministerium, Technisches Bureau, im Haag:
Loos Nr. 89. Lieferung von Eisenwerk für Untertheile ge⸗ schlossener Güterwaggons, für den Dienst der Staatseisenbahnen auf Java.
Einschreibung muß durch in Holland wohnhafte Personen erfolgen.
3) 21. März. Gemeinde⸗Gasfabrik zu Zutphen (Provinz Gelderland): 1
Lieferung von 4 000 000 kg
Auskunft an Ort und Stelle.
4) 23. März, Nachmittags 1 Uhr. Kolonial⸗Ministerium im Gebäude Nr. Z, Voorburgwal Nr. 212 zu Amsterdam, in 46 Ab⸗ theilungen:
Lieferung von Eisen, Gußeisen, Gaseinrichtungen, Schrauben, Haken, Nägeln, Blech, Blei, Bleiröhren, Zink, Bleiweiß, Wiegeschaalen, Maßen und Gewichten u. A. m. Auskunft an Ort und Stelle. Bedingungen käuflich bei den Buch⸗ händlern Gebr. van Cleef im Haag, Hofspui 28 à
5) 24. März, Mittags 12 Uhr. Direktion der Staats⸗Geschütz⸗ Sießerei im Haag, Ramonstraat 16:
Lieferung von 25 000 kg rothem Kupfer in Blöcken.
Auskunft an Ort und Stelle.
6) 29. März. Bureau vor de Plaatfelyke Werken im Timmerhuis zu Rotterdam, für städtische Anlagen:
Lieferung von eisernen Röhren, Hülfsstücken und Zubehör, im Gesammtgewichte von 1 935 040 kg.
Auskunft an Ort und Stelle.
7) 1. September, Vormittags 10 Uhr. Sekretariat beim Departement der Marine in Niederländisch⸗Indien in Batavia:
Lieferung von Steinkohlen für dreijährigen Bedarf auf Atjeh.
Auskunft beim Departement der Marine zu Batavia und im
Kolonial⸗Ministerium im Haag.
estfälischen Gaskohlen.
IV. O
21. März, Mittags. Wien. Direktion der K. K. priv. Kaiser Ferdinands⸗Nordbahn. Lieferung von:
1600 Meter⸗Centner Brennöl (doppelt raff. Rüböl) und 300 Meter⸗Centner Leinöl (Oberländer, gut abgelagert).
Keine Kaution. Näheres an Ort und Stelle.
31 März, Mittags. Wien. Direktion der K. K. priv. Kaiser Ferdinands⸗Nordbahn. Eisenbahnbauarbeiten auf der Linie Kojelein — Bielitz: 8
1) Die Herstellung der gesammten Unterbauarbeiten exklusive der Lieferung und der Aufstellung eiserner Brückenkonstruktionen und erklusive der Lieferung der Brückenhölzer.
2) Die Beistellung und Einbringung der gesammten Beschotte⸗ rung, das Legen des Oberbaues der currenten Bahn und auf den Stationen, mit Ausschluß der Lieferung des Oberbaumaterials.
3) Die Herstellung des Hochbaues auf der currenten Bahn und
Statio
esterreich.
Regenten brachte Stud. Heller aus.
Die auf die Ausführung dieser Arbeiten bezüglichen Pläne, Preis⸗ tabellen und Bedingnisse, das Offert⸗ und Vertragsformular liegen bei der Direktion für Bau⸗ und eeltane (im Lokale der Ver⸗ messungsabtheilung) am Nordbahnhofe in Wien zur Einsichtnahme auf.
Die Kaution beträgt für die Arbeiten:
dder Bausektion Kremsier 20 000 Fl., 8 der Bausektion W. Meseritsch 50 000 Fl., der Bausektion Frankstadt 45 000 Fl. 8
Berlin, 10. März 1887.
Das Denkmal der Königin Luise im Thiergarten war heute, am Ge burtstage der hochseligen Königin, vom frühen Morgen an das Ziel Vieler, die den wahrhaft entzückenden Schmuck be⸗ wunderten, in dessen Mitte sich das Standbild heute zeigte. Den ganzen Platz umgaben weitbogige Festons, aus Wachholderreisig ge⸗ flochten, die von hohen Säulen herabhingen. Hinter dem Denkmal bildete den Mittelpunkt der Dekoration eine in gleicher Pracht wohl selten vereinigte Gruppe 12 bis 15 Fuß hoher Kamelien, die über und über mit Blüthen in Weiß, in zartem Rosa und in kräftig wirkendem Roth bedeckt waren. Nur der sorgsamsten Pflege war es möglich gewesen, diese Blüthenpracht zu einer an sich so un⸗ günstigen Zeit hervorzuzaubern. Zu beiden Seiten der Kamelien prangten hochaufstrebende gemischte Gruppen blühender Gewächse. Das Weiß des zarten Ampgdalus mischte sich hier mit dem duftigen Rosa der blüthenübersäeten Prunus triloba. Zwischen⸗ durch schimmerten die kleinen gelben Blüthen von Kerria japonica, während die mächtigen, vielfarbigen Blumen der Azaleen und Rhodo⸗ dendren den Eindruck der ungemein leicht und gefällig sich auf⸗ bauenden Gruppen reich belebten. Nach vorn zu fanden die Gruppen ihren effektvollen Abschluß in einem Saum üvppig blühender Zwiebelgewächse, die mit ihren frischen Farben sich scharf von dem gelben Sande des Weges abhoben. Seitlich wurde die Dekoration durch zwei Gruppen von Blattpflanzen eingeschlossen, in denen Pyramidenlorbeeren von vollendeter Form und schmalblättrige Juccas dominirten. Diese Gruppen wieder lehnten sich an jene beiden herrlichen Thuja Lobbi an, die zum bleibenden Schmuck des Platzes gehören. Die beiden seitlich vom Denkmal belegenen Beete waren mit Hunderten von Tulpen, Hyazinthen, Krokus und Scylla besetzt, aus deren Mitte je eine Jucca sich erhob. Auf den Rampen der zum Denkmals⸗ platz hinaufführenden Stufen standen Epheukörbe, mit duftigen Blumen gefüllt, seitlich davon in den mit Buchsbaum umgebenen Rundtheilen je ein Prachtexemplar einer weißblühenden pontischen Azalce von geradezu erstaunlichem Umfang Auch die nächste Umgebung des Denkmals, der Pla zwischen Monument und Gitter, prangte in reichstem Schmuck. Das Gitter umgaben Laub⸗ gewinde, aus braunrothem Mahonienlaub gewunden; in den durch die Guirlanden gebildeten Bogen hingen buschige Kränze mit reichem Blumenschmuck, zwischen Gitter und Monument aber dehnte sich ein Blumenparterre aus von einem Duft und einer Blüthen⸗ prucht, die vergessen ließen, daß wir uns im Winter befinden, daß heute früh noch dichter Reif den Platz überdeckt hatte. Der Platz gegenüber dem Denkmal war diesmal gleichfalls nicht ohne Schmuck geblieben. Inmitten der mit Reisig ausgelegten Beete prangten auserlesene Exemplare von Prunus triloba in entzückender Blüthen⸗ pracht. Der Denkstein auf der nahen Luiseninsel war mit Blumen gefüllt, und das Gitter des Denkmals König Friedrich Wilhelm's III. umsäumten Laubgewinde und Lorbeeren.
Der „Statistische Rückblick auf die Königlichen Theater im Jahre 1886“ ist erschienen. Nach demselben sind in Berlin veranstaltet worden: im Königlichen Opernhause 267 Vorstellungen, und zwar 196 Opern⸗, 12 Schauspiel⸗, 17 Ballet⸗ und 42 gemischte Vorstellungen; im Königlichen Schauspielhause 280 Vorstellungen, darunter 3 Opernauffuͤhrungen. Zur Darstellung kamen an ver⸗ schiedenen dramatischen Werken 90, an verschiedenen Opern 47, an verschiedenen Ballets und Divertissements 16. Zum ersten Mal wurden 8 dramatische Werke mit zusammen 21 Akten, 2 Opern (⸗Johann von Lothringen“ und „Donna Diana“), mit zusammen 7 Akten und 1 Ballet („Deutsche Märsche“) in 3 Akten aufgeführt. Neu einstudirt wurden 4 dramatische Werke, 2 Opern, 1 Operette und 1 Ballet. Durch den Tod verlor das Königliche Schauspiel am 31. Juli Fr. Frieb⸗Blumauer. Die meisten Aufführungen erzielten im Schau⸗ spielbause Stahl’s Tilli (35) und das Wintermärchen (20), im Opern⸗ hause Neßler's Trompeter (22) und Joncières' Johann von Loth⸗ ringen (14), von Ballets Frappart und Gaul's Wiener Walzer. Von klassischen Schauspielen sanden 100 Aufführungen statt (Shakespeare 42, Schiller 24, Goethe 14, Lessing 7, Kleist 6, Moliéère 5, Sophokles 2) von klassischen Opern 34 (Mozart 13, Gluck 8, Beethoven 7, Weber 6). Molisre’'s Tartuffe wurde am 31. August zum 100. Male
ben.
In Hannover wurden 263 Vorstellungen gegeben, und zwar 70 Trauer⸗ und Schauspiele, 124 Opern, (9 Lustspiele, Possen mit Gesang und Vaudevilles. An verschiedenen Trauer⸗ und Schauspielen kamen 47, an verschiedenen Lustspielen ꝛc. 51, an verschiedenen Ballets 5 zur Aufführung. Zum ersten Male wurden 18 dramatische Werke mit 60 Akten, 2 Opern und 2 Ballets aufgeführt, neu ein⸗ studirt 6 dramatische Werke und 2 Opern. Im Schauspiel erzielte von Moser's Bureaukrat die meisten Aufführungen (6), von den Overn erschienen mehrere 5 Mal, von Ballets zwei 3 Mal auf dem Repertoire. Klassische dramatische Werke wurden 42 Mal aufgeführt (Schiller 14, Shakespeare 8, Goethe 6, Lessing 5, Kleist und So⸗ phokles je 3, Molière, Moreto und Byron je 1), klassische Opern 32 Mal (Mozart 11, Weber 10, Beethoven und Gluck je 5, Méhul 1).
Die Zahl der Vorstellungen in Kassel belief sich auf 269: 107 Trauer⸗, Schau⸗ und Lustspiele, 90 Opern, 44 Operetten, Possen, Voiksstücke, Zaubermärchen und 28 gemischte Vorstellungen. Zum ersten Male kamen 15 dramatische Werke, 2 Opern, 2 Operckten, 1 Festspiel und 1 Ballet⸗Pantomime zur Aufführung. Neu einstudirt wurden 20 dramatische Werke, 1 Oper, 5 Possen, 1 Schwank, 1 land⸗ liche Szene, 1 Genrebild. Von klassischen Werken wurden 51 Dramen (19 Shakespeare, 11 Schiller, 7 Goethe, 5 Calderon, 3 Moreto, 3 Kleist, 2 Lessing, 1 Molisre) und 20 Opern (11 Weber, 7 Mozart, 2 Beethoven) dargestellt. Die meisten Aufführungen erzielten die beiden Operetten „Don Cesar“ (11 Mal) und „Der Feldprediger“ (8 Mal).
„In Wiesbaden wurden 255 Vorstellungen gegeben, und zwar 105 Schauspiel⸗, 111 Opern⸗ und 39 gemischte Vorstellungen, darunter zum ersten Male 13 dramatische Werke, 2 Opern, 2 Singspiele und 5 Ballets; neu einstudirt 18 dramatische Werke, 2 Opern, 2 Sing⸗ spiele und 3 Ballets; von klassischen Werken 25 Dramen (13 Schiller, 5 Shbakespeare, 3 Lessing, 2 Goethe, 2 Bvron) und 24 Opern (11 Weber, 8 Mozart, 3 Beethoven, 2 Méhul). Die häufigsten Wieder⸗ holungen (12) erzielte hier das Ballet „Wiener Walzer“, demnächst (10) die Neßler'sche Oper „Der Trompeter von Säckingen.“
„ Aus Anlaß des bevorstehenden 91. Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers und Königs haben sich die Studirenden der Universitäten Bonn, Göttingen, Greifswald und München in diesen Tagen zu festlichen „Kartser⸗Kommersen“ vereinigt. Ueber den Kommers zu Muͤnchen meldet die M. „Allg. Ztg.“ vom 8. März Folgendes: Der von der hiesigen Studentenschaft gestern Abend im Arzberger Keller veranstaltete Kaiser⸗ Kommers nahm einen erhebenden Verlauf. An demselben nahmen gegen 300 Studenten Theil; die Zahl der Gäste war eine sehr große, darunter der Rektor der Universität, Dr. Radlkofer, und viele Professoren. Der Saal war entsprechend dekorirt; die Büste des Kaisers war umgeben von Blumen und Fahnen in den Farben des Deutschen Reichs und der deutschen Bundesstaaten. Stud. Kohler eröffnete die Feier mit einer Ansprache. Den Toast auf den Prinz⸗ Stud. Heim feierte den
Deutschen liche Haus. Telegramm
Kaiser, Rektor Dr. Radlkofer das Kazß An den Kaiser wurde ein Huldigrn abgeschickt. Es folgte sodann noch eine †
von Toasten, u. A. vom Geheimen Rath Dr. von Brinz, d der Deutschen jenseit des Böhmerwaldes und der Salzach gat während Prof. Dr. von Holtzenborff der deutschen Armee, Dr. von Christ der akademischen Jugend Hochrufe ausbrachten. in der Festversammlung begeisterten Anklang fanden. Zum! Jubel steigerte sich die Feststimmung, als Geheim⸗Rath Pro⸗
von Brinz das
Präsidium übernahm und das „Gaudeamus? 1
men ließ, dem der Gesang des deutschen Reichsliedes von 5
Beckers vorang
egangen war. 8
“
Unter großem Beifall führte sich am Dienstag Abend im Cir Renz eine junge Schulreiterin ein: Frl. Helene Wagner w über so anerkennenswerthe Fähigkeiten, daß dieses erste Aufd weitere viel versprechende Erfolge in Aussicht stellt. Die Siche
mit welcher sie
einen orientalischen Vollbluthengst beherrscht, ud
Gewandtheit, mit welcher sie die hohe Schule reitet, zeigen, di junge Reitkünstlerin tüchtigen Unterricht genossen hat und sich;
Vorgängerinnen im Circus Renz ebenbürtig anreihen wird.
8
3 11“.“
Literarische Neuigkeiten und periodische Schrif Deutsche Gemeinde⸗Zeitung. (Verlag von P. Ste
wicz, Berlin SW.)
Nr. 10. — Inhalt: Gesetzentwurf, betreh
die durch ein Auseinanderfetzungsverfahren begründeten gemeinst lichen Angelegenheiten. — Reform der Gemeindeschullasten (Sch
preuß. Abgeord
Angekündigte Vorlagen für den Reichstag. —
Verhandlungen
netenhauses. — Petitionen beim preuß. Herrent
— Petitionen beim preuß. Abgeordnetenhause. — Ministeriala
betr. den Rektortitel. —
betr. die Erhöhung der Beleihungsgrenze für Gemeinde⸗Sparz
Erlaß des preuß. Ministers des In
— Eingreifen der Polizeibehörden in das Verfügungsrecht der se
schen Behörden der Jagd durch land im Jahre
bei Festsetzung von Fluchtlinien. — Die Auzut Lehrer. — Die überseeische Auswanderung aus Der 1886. — Ueber die Naturalverpflegungsstationen
Anwendung von Gipsestrich im feuersicherheitspolizeilicher Inten
— Erlaß eines
Ortsstatuts, betr. die Krankenversicherung der in!
und forstwirthschaftlichen Betrieben beschäftigten Arbeiter. — Beit der Stadtverordnetenversammlung, betr. die Gleichstellung der on lichen an den städtischen Schulen angestellten Lehrer mit denen
Königlichen An
stalten und Anschaffung eines Abstimmungs⸗Appa
in Berlin. — Beziehung zwischen Krankenversicherung und Ar
krankenpflege zu Breslau.
— Beschluß der Gemeindebehörde,
die Gehalts⸗ und Pensionsverhältnisse der Gemeindebediensteter des Lehrerpersonals zu München. — Erlaß eines Regulativs Gast⸗ und Schankwirthe in Leipzig. — Disziplinarische Verwan
von Magistrats
— Beilagen: — Ortsgesetze.
Milch⸗Z
mitgliedern wegen politischer Agitation zu Ste Deutscher Gemeinde⸗Anzeiger und Schul⸗Anzn
eitung. Organ für die gesammte Viehhaltung
das Molkereiwesen. (Heinsius, Bremen.) Nr. 10. — Inhalt: Beh
zur Hebung de weiler und Ka
Hausthierkrankheiten — Ausstellunge
Internationale Berichte. reiche des lar Dezember 1886
Bullenstationen und Stierhaltungsgenossenschaften im ndw. Centralvereins der Provinz Sachsen bis (
s Ausstellungswesens. Bearbeitet von August 8 rl Zuber in Laubenheim. (Schluß.) — Anstech Impfung des Rindviehes gegen Rauschbn n. Bock⸗Ausstellung in Berlin. — Oesterreich⸗Ung landwirthschaftliche Ausstellung in Prag. — Allgen
.— Die Stiergenossenschaften und Bullenstatio
der Provinz Preußen. (Schluß.) — Zur Kunstbutterfrage. — 2 Milchgeschäft von Frank K. Ward in Washington, D. C. — Es rungen in der Praxis. Der „Livländische Haus⸗ und Gesundheitskk sowie einige Fälle der Schweinezüchterei, als Beiträge zur vortz
haften Verwert
hung der Sauer⸗Magermilch. — Betriebsresultat
der Molkerei. — Die Fütterungsversuche in Woburn. — Vergleick Versuche mit einigen neueren Methoden zur Fettbestimmung der M — Statistik. Viehstand im Großherzogthum Baden. — Geri Maschinen⸗ und Baukunde. Patent⸗Dampfgrabemaschine von Prech — Verschiedene Mittheilungen. Deutschland. Kunstbutter. — Ver⸗
wesen und Versammlungen. Kongreß deutscher Landwirthe. — Schweiz. wirthschaftlicher Verein. — Literatur.
deutung und
Verein der Spiritusfabrikanteu. Schweizerischer mi Die Thomasschlacke, ihre Sprechsaal.
Anwendung als Düngemittel. —
Brennerei⸗ (Molkerei⸗) Berufsgenossenschaften. — Marktberichte,
Anzeigen.
Die gefiederte Welt. Zeitschrift für Vogelliebhaber,⸗Zäs
und ⸗Händler,
herausgegeben von Dr. Karl Ruß (Magdern
Creutz'’sche Buch⸗ und Musikalienhandlung, R. & M. Kretschmm
DX
Nr. 10. — Inhalt: Der Pos oder Pastorvogel von Neuseeland. Die fünfte Ausstellung des Vereins „Ornis“ in Berlin. V
fremdländischen
des Sumpfrohrsängers. — Ornithologische Mittheilungen. über den Eichelheher. — Kreuzschnabelbrut in der böhmischen Schn — Der Gesang des Harzer Edelrollers:
Hof, Feld und einen: Straßbu stellungen. —
körnerfressenden Vögel; b. Finkenvögel. — Zur Pf
Einleitung. — Aus H= Wald. — Briefliche Mittheilungen. — Aus den 2 rg i. E; Königsberg i. Pr.; Essen; Würzburg; 2 Anfragen und Auskunft. — Briefwechsel. —
Beilage enthält: Vom Geflügelhof: Großartige Leistung von Bu⸗ tauben — Anzeigen. 8
Isis. Zeitschrift für alle naturwissenschaftlichen Liebhabere herausgegeben von Dr. Karl Ruß (Magdeburg, Creutz'sche Buch⸗ Musikalienhandlung, R. & M. Kretschmann). Nr. 10. — Ink⸗ Thierkunde: Seewasser⸗Aquarien im Zimmer: X. Die Thiere
Aquariums. (Mit Vom Blumenmarkt. II
Abbildungen; Fortsetzung) — Pflanzenkum —. Die fünfte Ausstellung des Vereins
Vogelkunde und ⸗Liebhaberei „Ocnis“ in Berlin. — Anleitung
Einfassungen fü
Blumenläden zu
Hamburg. —
r Gartenwege; das Schwitzen der Schaufenster „verhüten. — Nachrichten aus den Naturanstal Vereine und Ausstellungen: Magdeburg (Schluß)
Jagd und Fischerei. — Briefliche Mittheilungen. — Anfragen:
Auskunft. — Briefwechsel. —
Illustri (Verlag von G Gedenktage. — von Oskac Sch
Anzeigen.
rte Berliner Wochenschrift „Der Bit ebrüder Paetel in Berlin W.) Nr. 23. Inbt Die Templer von Tempelhof, vaterländischer Roꝛ webel (Fortsetzung). — Feuilleton: Aberglaube in.
Mark Brandenburg, mitgetheilt von Prediger E. Handtmann in 5 dorf. — Berlin in den Jahren 1805 und 1806, nach den Aufz
nungen Garlieb
Merkel's (Fortsetzung); Schwärmer und Schwinm
vor hundert Jahren. — Miscellen: Wustrau in der Mark (mit Abb Johann Joachim Winckelmann (mit Porträt); Das neue Stä⸗ haus der Provinz Brandenburg (mit Abb.); Carl Ferdinand!
Gräfe's 100. Geburtstag;
Festschriften zu Kaisers Geburttt
Custine und Friedrich der Große; Kabinetsschreiben Friedrich B. helm's I.; Aus dem Leben der Gemahlin Friedrich's des Geo
(Elisabeth Christine von Braunschweig);
Aus dem Leben Frieꝛ⸗
Wilhelm’s IV.; Ein Gedicht auf die Königin Louise; Die Todesst⸗
unter Friedrich
II. — Inserate.
Berlin:
Redacteur: Riedel.
Druck der
Verlag der Expedition (Scholz). Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 33.
Vier Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
5*
E rste Beilage
Berlin, Donnerstag, den 10. Müärz
nzeiger und Königlich Preußi
eiger.
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Nichtamtliches.
Preußen. Berlin, 10. März. Im weiteren Verlauf estrigen (5.) Sitzung des Reichstages erfolgte erste Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, reffend einige auf die Marine bezügliche Ab⸗ erungen und Ergänzungen des Gesetzes vom Zuni 1871 über die Pensionirung und Ver⸗ gung der Militärpersonen u. s. w. Hierzu ergriff der Chef der Admiralität, tenant von Caprivi, das Wort: Ich möchte den vorliegenden Gesetzentwurf dem Wohlwollen des n Hauses empfehlen. Nach drei Richtungen erstrebt er eine Er⸗ erung der Wohlthaten, welche das Militär⸗Pensionsgesetz der rine gewährt: einmal für diejenigen der Marine Angehörigen, die Dienst in auswärtige Gewässer führt, dann für diejenigen, die Kaiserlichen Dienst in fremden Welttheilen am Lande ver⸗ dt werden, und drittens für die Schiffsjungen. Als das jetzige kraft bestehende Militär⸗Pensionsgesez erlassen wurde, waren die rücke der ersten asiatischen Expedition noch lebhaft, und sie haben m Gesetz ihren Stempel aufgedrückt. Seitdem haben sich die hältnisse geändert. Der Wirkungskreis der Marine ist größer ihre Thätigkeit eine bewegtere geworden. Die Wohlthaten, die damals den Theilnehmern an der ostasiatischen Exped ition zu⸗ rochen hat, kommen nach dem Dafürhalten der verbündeten jerungen jetzt auch den Marineangehörigen zu, die auch in anderen ttheilen dienstlich verpflichtet sind, längere Zeit zu navigiren. den ersten Jahren der Marine, in velche das jetzt ige Gesetz fällt, wurden die Schiffe fast immer zwei bis drei Jahre in Dienst gestellt. Die Auf⸗ e, die sie draußen zu erfüllen hatten, waren, abgesehen der Ausbildung der Mannschaften, gering. Meist handelte es sich das damals beliebte Flaggenzeigen; man fuhr dorthin, zeigte die ge und ging weiter Der Kommandant war nicht in Bezug auf Zeit gebunden, er konnte seinen Aufenthalt wählen, wie ihm gut schien; wurde in dem einen Hafen die Besatzung k, so ging er anderwärts hin, er ging in See, wenn der Auf⸗ alt an der Küste ihm für die Mannschaften gefährlich zu sein Das hat sich geändert; jetzt werden die Schiffe ungleich fer gebraucht; der politische Dienst schreibt ihnen die Aufgaben und während der eine Theil der Schiffe, beispielsweise das zergeschwader, dadurch in Bezug auf seine Gesundheit einer Ge⸗ dung ausgesetzt ist, daß er sich häufigem Klimawechsel unter⸗ n muß, bisweilen viermal vom Sommer in den Winter, der andere Theil dadurch Gefahren ausgesetzt, daß er in unge⸗ Klimaten an der ost⸗ und westasiatischen Küste, in Australien Zeit stillliegen muß. liegt also nach Ansicht der verbündeten Regierungen ein drin⸗ ses Bedürfniß vor, die Wohlthaten, die §. 50 des Reichs⸗Pensions⸗ Bes gewährt, auszudehnen. 1 Was den zweiten Punkt anlangt, so liegt die Billigkeit wohl auf Hand. Bis jetzt sind es wenige Militärpersonen, die in fremden ttheilen dienstlich verwandt werden; es ist aber billig, daß diesen lben Wohlthaten zu Theil werden, wie den Beamten des Aus⸗ igen Amts. Was den dritten Punkt angeht, die Gewährung von Invaliden⸗ fizien an die Schiffsjungen, so sind die Schiffsjungen von dem bisher in allen Richtungen als Zöglinge behandelt worden, als Soldaten, und es ist mwünschenswerth, daß das bleibt, namentlich den Strafgesetzen gegenüber. Das junge Leute, die als Knaben eintreten, deren Sünde Vergehungen oft noch etwas Kindisches haben, und die der ganzen Strenge des Militär⸗Strafgesetzbuches zu behandeln lässig sein würde. Wenn sie nun bisher auch in Bezug auf ihre Zöglinge behandelt worden sind, so wünscht die Vorlage dem helften. Es kommt im Durchschnitt in jedem Jahre al ein Fall vor, wo ein Schiffsjunge eine Dienstbeschädigung er⸗ t, sei es, daß er von oben aus der Takelage fällt oder beim Boots⸗ Geschützexerzieren geklemmt wird, — eine Dienstbeschädigung, die nunfähig macht, fortzudienen. Es ist eine Härte, wenn der Junge nun assen wird, ohne daß er Anspruch auf irgend ein Benefizium hat. Es diese Härte um so größer, wenn der Junge sich mit den vierjährigen willigen vergleicht. Wir stellen die Schiffsjungen der Regel nach im Alter von 15 16 Jahren ein. Drei Jahre ist der Junge Junge; bis er Matrose ‚ist er also 18, 19 Jahre. Die vierjährigen Freiwilligen nehmen schon von 17, 18 Jahren an; die sind in demselben Alter wie die en Schiffsjungen. Der vierjährige Freiwillige, wenn er aus der cg fällt, bekommt Invaliden⸗Benefizien, der Schiffsjunge keine. er
General⸗
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validisirung
ist ferner zu berücksichtigen, daß, wenn man auch das Be⸗ haben würde, diese Jungen im Kriegsfall nicht ohne Noth exponiren, es sich doch nicht hindern läßt, daß Schiffe, auf denen sie sind, wenn morgen Krieg richt, sich ihrer Haut wehren müssen und zum Gefecht kommen
„ 8 8 8 v
Phen. Es wäre eine schreiende Unbilligkeit, den im Krieg invalide
rdenen Scheffstungen nicht das zu gewähren, was man anderen rosen giebt. Ich möchte mir noch die Bemerkung erlauben, daß der finanzielle kt des Gesetzes ein unbedeutender sein wird. Wenn die im Etats⸗ 1885/86 pensionirten Militärpersonen, auf die §. 50 Anwen⸗ fand, nach dem neuen Ihnen vorgeschlagenen Gesetz pensionirt würden, so würde der ganze Mehrbetrag der jährlichen Pension auf 1129 ℳ belaufen. Wenn zweitens derjenige Offizier, der sich Zeit in Kamerun befindet, der also den Vertretern des Auswärtigen s gleichgestellt werden soll, wenn der — was im Uebrigen licherweise nicht der Fall sein wird — in diesem Jahre invalide e, und das Gesetz würde auf ihn angewendet, so würde der jrbetrag 35 ½ ℳ betragen. Was endlich den finanziellen Effekt in ug auf die Schiffsjungen im Frieden angeht, so kommt durchschnitt⸗ in jedem Jahre ein Fall vor. Es handelt sich also um eine rinvalidisirung von einem einzigen Mann in der Marine. Ich bitte deshalb die Herren, Wohlwollen gegen die Marine zu und das Gesetz anzunehmen. 1 Da ein Antrag auf Kommissionsberathung nicht gestellt so wird die zweite Lesung ohne kommissarische Berathung glenum erfolgen. 8 1 Es folgte die erste Berathung des Gesetzentwurfs, keffend die Fürsorge hfür die Wittwen und isjsen von Angehörigen des Reichsheeres und Kaiserlichen Rarine. b Hierzu ergriff der Staats⸗Minister Bronsart von ellendorff das Wort: Meine Herren! Bei der früheren wiederholten Vorlage dieses zentwurfes ist ein Punkt streitig geblieben, nämlich die Heran⸗ ng gewisser Klassen der Offiziere und Beamten, welche bei ihrer eirathung an den Nachweis eines bestimmten Privateinkommens nden sind. Die verbündeten Regierungen gingen von der Auf⸗ ng aus, daß, da diesen Offizieren für den Fall ihrer Verheirathung estimmte Last
auferlegt werde, sie nicht gleich behandelt werden
dürften mit allen anderen Kategorien, welche an der freien Ehe⸗ schließung nicht gehindert sind. Zu dem kam auch, daß die Gehalts⸗ verhältnisse dieser Offiziersklassen ihrer gesellschaftlichen Stellung egenüber nur so bemessen sind, daß ein neuer Abzug von diesem Ein⸗ ommen ihnen nicht wohl auferlegt werden konnte. Der Reichstag hat in früheren Sessionen an dieser Absicht der verbündeten Regie⸗ rungen Anstoß genommen, und es ist in Folge dessen das Gesetz nicht zur Vereinbarung gelangt. Die verbündeten Regierungen haben sich nun entschlossen, in einer Beziehung dem Reichstage entgegenzukommen, insofern sie die grundsätzliche Befreiung dieser Kategorien von den Reliktenbeiträgen aufgegeben haben, dagegen gegenüber der wirklich bestehenden Unmöglichkeit, diese Offiziersklassen bei den jetzigen Gehalts⸗ verhältnissen mit Beiträgen zu belasten, wenigstens bis zu einer erfolgenden Aufbesserung sie thatsächlich von den Beiträgen befreit zu lassen beschlossen.
Ich bin darauf aufmerksam gemacht worden schon im Privat⸗ hespräch, wie denn das Wort zu verstehen sei im §. 4 der Vor⸗ age, wo es heißt: „Die Beiträge sollen bis nach erfolgter entsprechender Erhöhung der Gehälter nicht erhoben werden.“ Meine Herren, das ist so gedacht, daß, sobald eine Erhöhung der Gehälter eintritt, welche den vorgeschriebenen Reliktenbeitrag erreicht, dann der Reliktenbeitrag voll gezahlt werden soll. Ich glaube, meine Herren, daß dies eine Forderung ist, der Sie zustimmen können. Der Grund⸗ satz der Beitragspflicht ist festgehalten, und es ist also nur ein Uebergangsstadium, über dessen Länge im Augenblick wohl kaum eine be⸗ stimmte Aussicht eröffnet werden kann, wonach, so lange die Offiziere nicht in ihren Gehaltsbeziehungen erhöht werden, sie auch von der Beitragspflicht befreit bleiben.
Ich bitte, daß Sie, nachdem die verbündeten Regierungen doch immerhin ein volles grundsätzliches Entgegenkommen gezeigt und den grundsätzlichen Bedenken des Reichstages Genüge geleistet haben, nun, wo es sich hier um wirklich thatsächliche Bedürfnisse handelt, nicht weiter widersprechen, sondern daß Sie diese Vorlage, welche inter allen anderen Gesichtspunkten auch von Ihnen als eine dringende Nothwendigkeit anerkannt worden ist, annehmen.
Der Abg. Pfafferott erklärte: Seine politischen Freunde hätten an dem Zustandekommen dieses langersehnten, durchaus berechtigten Gesetzes ein lebhaftes Interesse. Er persönlich möchte gern eine Bestimmung aufgenommen sehen, die es er⸗ mögliche, daß bestimmte Wittwen und Waisen an den Wohl⸗ thaten dieses Gesetzes theilnehmen könnten. Er behalte sich vor, einen dahin gehenden Antrag einzubringen. So sehr er auch wünsche, daß die Vorlage bald zu Stande komme, so glaube er doch, daß man von einer Kommissions⸗ berathung nicht Abstand nehmen könne. Er beantrage daher, die Vorlage an eine Kommission von 21 Mitgliedern zu ver⸗ weisen, in der Hoffnung, daß die Vorlage noch vor dem 1. April verabschiedet werde.
Der Abg. von Bernuth schloß sich diesem Antrage an. In der Kommission müßte die Vorlage auch nach finanzieller Richtung auf das Sorgfält Iste geprüft werden. Namentlich bei der gesammten politischen Situation sei es dringend noth⸗ wendig, daß diese wichtige Angelegenheit eine befriedigende Lösung erfahre.
Der Abg. Richter erklärte, er sehe nicht ein, inwieweit die gesammte politische Situation entscheidend sein könne für die Ausgleichung des Differenzpunktes, ob die Offiziere von der Beitragspflicht entbunden sein sollten, oder nicht. Dieses Gesetz enthalte eine erhebliche finanzielle Mehrbelastung. Bei den gegenwärtigen Finanzverhältnissen falle dies mindestens ebenso sehr ins Gewicht, wie vorher. Während nun ein Privilegium des Offizierstandes in Bezug auf die Kommunalbesteuerung wenigstens theilweise durch ein neues Gesetz beschränkt sei, wolle man hier dazu über⸗ gehen, ein neues Privilegium durch dieses Gesetz zu begründen. Der letzte Briefträger müsse, wenn er auch unverheirathet sei, 3 Proz. von seinem Gehalt abgeben; hier sollten Tausende von Offizieren von dieser Beitragspflicht befreit bleiben. Nun habe der Kriegs⸗Minister geglaubt, dieses grundsätzliche Bedenken würde gehoben dadurch, daß die Beitragsfreiheit gesetmzlich nur so lange bestehe, bis die Offiziersgehälter entsprechend erhöht seien. Gerade diese Formulirung gebe zu neuen Bedenken Anlaß. Ihm (dem Redner) sei kein Fall bekannt, wo in ein Gesetz eine der⸗ artige Klausel aufgenommen worden sei. Man solle sich hüten, eine Gehaltserhöhung für die Zukunft in den Text des Gesetzes aufzunehmen, wenn man nicht entschlossen set, diese Gehaltsaufbesserung alsbald vorzunehmen. Wenn nun auch aus einer solchen Klausel eine wechselseitige Verpflichtung für den Reichstag nicht erwachse, so fürchte er doch, daß nach Erlaß dieses Gesetzes bei passender Gelegenheit man sich dar⸗ auf berufen werde, daß der Reichstag gewissermaßen selbst die Zweckmäßigkeit einer Gehaltserhöhung anerkannt habe.
Der Abg. Frhr. von Manteuffel entgegnete: Zwischen der Beamtenkategorie, welche der Abg. Richter erwähne, und den Offizieren bestehe doch ein Unterschied insofern, als diese ein⸗ fach nicht heirathen könnten, ehe sie den Konsens hätten, während die Briefträger ohne Einholung eines Konsenses heirathen könnten. Uebrigens könne der Ungerechtigkeit, die bezüglich der betreffenden Beamten vielleicht obwalte, in der Kommissionsberathung abgeholfen werden. b
Die Vorlage wurde einer Kommission von 21 Mitgliedern überwiesen.
Um 4 Uhr vertagte sich das Haus auf Donnerstag 1 Uhr.
— In der gestrigen (26.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten entgegnete bei der dritten Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Abgrenzung und Organi⸗ sation der Berufsgenossenschaften auf Grund des §. 110 des Reichsgesetzes über die Unfall⸗ und Krankenversiche⸗ rung der in land- und forstwirthschaftlichen e⸗ trieben beschäftigten Personen vom 5. Mai 1886, auf die Beschwerden des Abg. von Tiedemann (Bomst) der Staats⸗ Minister von Boetticher: 1“
Ich habe bereits bei der zweiten Lesung die Bereitwilligkeit dazu erklärt, die Frage wegen der Zuweisung sämmtlicher landwirthschaft⸗ licher Nebezbetriebe zu den Berufsgenossenschaften für die landwirth⸗ schaftliche Unfallversicherung in eine ernste Erwägung zu ziehen, und ich habe es zur Zeit als meine persönliche Auffassung hin⸗ gestellt, daß ich eine solche Zuweisung nicht für absolut un⸗ möglich halte. Insofern bin ich also mit dem Herrn Vorredner ganz einverstanden, wenn er dieses Ziel erstrebt. Ich will nur daran erinnern, daß die Sache nicht so ganz einfach ist. Zunächst aus dem
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Grunde, den ich neulich schon angeführt habe, daß nämlich bei der Ueberweisung einer bestimmten Kategorie von Betrieben an eine andere Berufsgenossenschaft immer die Frage in Erörterung gezogen werden muß, welchen Einfluß hat eine solche Abtrennung und Zuweisung zu einer anderen Berufsgenossenschaft auf diejenige Berufsgenossenschaft, der die Betriebe bisher zugewiesen waren. Diese Frage muß noth⸗ wendigerweise sehr sorgfältig geprüft werden, weil man anderenfalls dazu kommt, die Berufsgenossenschaften, denen die Betriebe bisher angehört haben, leistungsunfähig zu machen, und das ist ein Resultat, welches vermieden werden muß.
Aus diesen neulich schon betonten Momenten will ich aber den Herrn Abgeordneten darauf hinweisen, daß er, wenn er die sämmtlichen land⸗
wirthschaftlichen Nebenbetriebe und insbesondere die Brennereien den
landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaften zuweisen will, nicht wird umhin können, auch die landwirthschaftlichen Betriebe in bestimmte Gefahrenklassen einzutheilen. Denn es ist klar, daß man, wenn diese Brennereien mit ihrer hohen Unfallziffer der Landwirthschaft zugewiesen
werden, nimmermehr die ganze Landwirthschaft über einen Kamm
scheeren kann, daß man vielmehr die Verschiedenartigkeit des Risikos durch die Einreihung der Betriebe in verschiedene Gefahrenklassen wird zum Austrag bringen müssen.
Was nun aber die Klage über die hohen Verwaltungskosten an⸗ langt, so werde ich um deswillen veranlaßt, heute noch einmal darauf zurückzukommen, weil aus dieser Klage heraus eine gewisse Antipathie gegen die Institution der Berufsgenossenschaften abgeleitet werden könnte. Der Hr. Abg. von Saucken hat ja schon vorher behauptet, man sei bei der Berathung dieses Gesetzes bereits zu der Ueberzeugung gekommen, daß die berufsgenossenschaftliche Organisation keine fehlerfreie und keine zutreffende Unterlage für die Unfallversicherung biete. Ich möchte darauf erwidern, daß ich nicht annehme und aus dem Kommissionsbericht nicht die Ueberzeugung habe schöpfen können, daß eine kräftigere Ausgestaltung der land⸗ wirthschaftlichen Berufsgenossenschaften um deswillen unterblieben ist, weil man diese Berufsgenossenschaften überhaupt für eine unzweckmäßige Grundlage fuͤr die Unfallversicherung ansieht, sondern vielmehr lediglich aus dem Grunde, weil man der Landwirth schaft eine möglichst billige Organisation der Unfallversicherung hat schaffen wollen, und weil man der Meinung gewesen ist, daß dieses Ziel einer billigen Organisation am wirksamsten zu erreichen wäre, wenn man die Organe der Selbstverwaltung, wie sie bereits im Lande bestehen, in Mitleidenschaft ziehe.
Daß die Berufsgenossenschaften eine an sich zweckmäßige, und ofern sie richtig organisirt sind, auch billige Grundlage für die erwaltung des Unfallversicherungswesens bilden, das, meine Herren, rgiebt sich zur Evidenz aus der Uebersicht, von der ich neulich ge⸗ prochen habe und die heute vor mir liegt, der Uebersicht über die finanziellen Ergebnisse der Verwaltung der Berufsgenossenschaften für das letzte Vierteljahr des Jahres 1885. Ich gebe dem Herrn von Tiedemann zu, daß diese Uebersicht, weil sie nur ein Vierteljahr um⸗ faßt, und weil sie eine Periode behandelt, in welcher naturgemäß noch eine ganze Reihe solcher Faktoren für die finanzielle Gebahrung der Berufsgenossenschaften mitsprechen, welche nachher, wenn die Ver⸗ waltung erst eingerichtet ist, nicht mehr mitsprechen werden, — daß aus diesen Gruͤnden jene Uebersicht keine vollständig maßgebende Grundlage für die Beurtheilung der Ocganisation bildet. Hr. vorn Tiedemann ist in dem glücklichen Besitz der Rechnungsergeb nisse der Brennerei⸗Berufsgenossenschaft für das ganze Jahr 1886; ich dagegen bin noch nicht im Besitz dieser Rechnungs⸗ ergebnisse. Aber selbst wenn ich in ihrem Besitze wäre, so würde mir das doch nichts helfen, wenn ich nicht gleichzeitig eine Parallele anstellen könnte, zwischen den Rechnungsergebnissen der Brennerei⸗Berufsgenossenschaft einerseits und denen der übrigen Ge⸗ nossenschaften andererseits. Das beste Material, welches ich zumn Zweck einer solchen Vergleichung zur Zeit besitze, ist eben die Ueber⸗ sicht für das letzte Vierteljahr des Jahres 1885. Und diese Ueber⸗ sicht bestätigt denn voll und ganz, was ich neulich schon gesagt habe, daß die Belastung der Berufsgenossenschaften durch die Ver⸗ waltungskosten — und das ist der Hauptfaktor für jenes Vierteljahr, weil während desselben Entschädigungen nur in sehr untergeordnetem Maße gezahlt worden sind — daß die Belastung der Berufsgenossen— schaften durch die Verwaltungskosten sich ganz außerordentlich ver⸗ schieden gestellt hat.
Ich habe hier einige Berechnungen aufgemacht, wie sich pro Kopf
wversicherten Personen die Kosten der Unfallversicherung in den einzelnen
Genossenschaften stellen. Und da habe ich beispielsweise gefunden, daß die Knappschafts⸗Berufsgenossenschaft, auf die ich aber nicht so großen Werth legen will, weil sich dieselbe anknüpft an eine alt fundirte Organisation, und um deswillen billiger wirthschaften kann, wie neue Gestaltungen — daß die Knavppschafts⸗Berufsgenossenschaft mit einer Zahl von praeter propter 350 000 versicherten Personen auf den Kopf des Versicherten eine Ausgabe von 14 (0,14 ℳ) gehabt hat. Ich sage, auf diese Berufsgenossenschaft will ich keinen zu großen Werth legen, weil sie sich eben an eine alt fundirte Organisation anschließt. Dagegen sind auch unter den Neu⸗ bildungen eine ganze Anzahl von Berufsgenossenschaften, die es ver⸗ standen haben, sich eine solche Organisation zu geben, daß die finanzielle Belastung ihrer Mitglieder durch die Verwaltungs⸗ kosten eine keineswegs unerträgliche ist. Zum Beispiel hat die rheinisch⸗westfälische Hütten- und Walzwerks⸗Berufsgenossenschaft nur eine Belastung von 0,11 ℳ, also 11 ₰ pro Kopf. Sie stellt sich also noch billiger wie die Knappschafts⸗Berufsgenossenschaft. Da ist ferner die südwestdeutsche Eisen⸗ und Stahl⸗Berufsgenossenschaft; die⸗ selbe hat eine Belastung von 19 ₰, also 0,19 ℳ Die süddeutsche Eisen⸗ und Stahl⸗Berufsgenossenschaft hat eine Belastung von 0,20 ℳ, die Berufsgenossenschaft der Feinmechanik eine Belastung von 0,31 ℳ Ich könnte die Reihe noch vervollständigen, um zu zeigen, daß es Berufsgenossenschaften giebt, die sehr billig sich zu organisiren und ihre Verwaltung einzurichten verstanden haben. “
Wenn dagegen die Brennerei⸗Berufsgenossenschaft in jenem Vierteljahr eine Belastung von 0,61 ℳ, also 61 ₰ pro Kopf des Versicherten, an Ausgaben zu decken gehabt hat, so ersehen Sie daraus, daß das eine sehr viel höhere Belastung ist, die eben nur darauf zurückgeführt werden kann, daß entweder die Verhältnisse der Berufs⸗ genossenschaft, ihre Ausdehnung, die Art der Zerstreuung der Be⸗ triebe ꝛc., oder die Einrichtung ihrer Verwaltung zu einem ungünstigen Resultat geführt haben. 1 8 “
Zum Trost kann ich der Brennerei⸗Berufsgenossenschaft aber sagen, daß sie bei Weitem nicht die am höchsten belastete ist. Ich bin mit meiner Ausdehnung pro Kopf der Versicherten noch nicht fertig; aber ich stoße hier beispielsweise auf die Berufsgenossenschaft der Schornsteinfeger, welche sich den Luxus erlaubt hat, in jenem Quartal an 5184 versicherte Personen einen Betrag von 11 342 ℳ aus⸗ zugeben; das macht pro Kopf der Versicherten 2,18 ℳ
Nun, meine Herren, habe ich mir die Verwaltungskosten, wie sie sich aus dieser Uebersicht ergeben, auch in ihren Details angesehen. und dazu giebt die vom Reichs⸗Versicherungsamt aufgestellte Nach⸗ weisung ebenfalls einen sehr werthvollen Anhalt. Es sind da die Verwaltungskosten geschieden zunächst in eine Rubrik der einmaligen Ausgaben, wie sie für die erste Organisation erforderlich waren, und dann in die Rubrik der dauernden Ausgaben. Und unter dieser Rubrik der dauernden Ausgaben hat mich besonders interessirt das Kapitel von den Gehältern, denn auch in dieser Beziehung m- wie ich durch eigene Revision verschiedener Genossenschafts⸗Bureaus erfahren habe,