Hülfe kommen, daß er den Besitzern die Last der Zehntenabgabe auferlegt, welche bisher die Pächter zu tragen hatten.
Ob das vorgeschlagene Mittel im Stande ist, eine Besserung herbeizuführen, erscheint freilich fraglich. Denn in Wahrheit sind auch bisher schon die Grundeigenthümer den Pächtern zu Hülfe ge⸗ kommen: dieselben haben sich meistens bemüht, dem wirthschaftlichen Verfall der Pächter vorzubeugen und haben für dieses Ziel zum großen Theil erhebliche Opfer gebracht, weil ein Bankerott oder auch nur ein plötzliches Aufgeben der Pachtungen Seitens der Pächter ihnen noch größeren Schaden zugefügt hätte; die Grundeigenthümer haben die größten Einbußen an r erlitten und sind sehr oft genöthigt gewesen, noch darüber Hinaus Opfer zu bringen. Die Uebertragung des Zehnten auf die Eigenthümer wird in vielen Fällen das thatsächlich schon bestehende
Verhältniß nur gesetzlich sanktioniren, aber schwerlich eine Aenderung der
Nothstandes bleibt bestehen, die starke amerikanische Konkurrenz.
landwirthschaftlichen Verhältnisse herbeiführen, denn die Hauptursache des In der Königlichen Kommission, welche zur Untersuchung der wirthschaft⸗ lichen Verhältnisse eingesetzt war, haben einige Mitglieder sehr ent⸗ schieden die Nothwendigkeit von Eingangszöllen betont. Mit beson⸗ derem Nachdruck sagen sie vom britischen Ackerbau: „Wir können nicht umhin, unsere Ueberzeugung dahin auszusprechen, daß der dauernde Niedergang des Ackerbaues und seiner Erzeugnisse in Berücksichtigung seines Einflusses auf die körperliche und geistige Gesundheit des Volkes, wie auf den Wohlstand und die Kraft der Nation eine so große Ge⸗ fahr birgt, daß er die Aufmerksamkeit und die Sorge des Landes und der Regierung aufs Dringendste herausfordert.“ Trotzdem kann sich die Regierung zur Einführung von Schutzzöllen nicht ent⸗ schließen. Lord Salisbury meinte, hierzu genüge es nicht, bloß eine Partei zu gewinnen, sondern es müßten dazu beide Parteien gewonnen werden; diese Eventualität sei aber keinesfalls zu erwarten.
Wir wollen nicht mit dieser Auffassung, welche in englischen Verhältnissen begründet sein mag, rechten. Aber wir müssen Genug⸗
thuung darüber empfinden, daß es bei uns möglich war, den schäd⸗
lichen Wirkungen des Freihandels entgegenzutreten, und daß die Ver⸗ hältnisse in England uns nachdrücklich warnen, uns den namentlich für den Ackerbau so verderblichen freihändlerischen Anschauungen
wieder zuzuwenden.
8
tarifs — von 661 des bestehenden Tarifs auf
Gewerbe und Handel.
Wie uns aus Lissabon geschrieben wird, liegt den dortigen Cortes seit dem 13. April d. J. ein von der Regierung ausgearbeiteter neuer Zolltarif⸗Entwurf vor, welcher den ihm beigegebenen Motiven zufolge namentlich eine Vereinfachung des Zollveranlagungs⸗ geschäfts durch Verminderung der Zahl der Positionen des Einfuhr⸗ 22 oꝙ† & 331 — bezweckt. In
dem neuen Tarif werden aufgehoben:
8
8
8
vom 2.
Der Zuschlag von 2 % ad valorem (Gesetz vom 23. April 1880),
die laut Gesetz vom 27. April 1882 erhobene Additional⸗Steuer von die sogenannte Emoluments⸗Steuer von 3 % des Zolls sowie
die für die Hafenbauten von Porto und Lissabon durch das Gesetz Juni 1882 auferlegte Abgabe. Hingegen soll für die
Douane⸗Beamten eine noch später näher festzusetzende Zollgebühr als
Tantième ihres Gehaltes erhoben werden. Der neue Tarif erhöht den Zoll auf Weizen in Körnern Pos. 183
lereaesem gräo Tarif 1885 Pos. 254: 10 Reis von 11 auf 13 ½ Reis
pro Kilo und setzt einen Zoll auf Zucker Tarif von 1885 Pos. 280: 125 bezw. 90 Reis, neuer Tarif Pos. 194, je nach dessen Güte fest à 110, 120 und 140 Reis pro Kiko; aufgehoben wird hingegen der Zoll auf Steinkohlen, Tarif von 1885 Pos 451: 300 Reis pro Tonne, neuer Tarif Pos. 123 — mit Ausnahme für Gasfabrikation
und Eisenbahnbedarf.
Ein Gesetz vom 29. April d. J., welches mit demselben Tage
in Kraft getreten ist, ordnet die provisorische Anwendung der
.
für Stoffe.
Zollsätze des neuen Entwurfs auf alle diejenigen Einfuhr⸗ waaren an, welche nicht am 18. April entweder auf den Zollämtern lagerten oder sich nach portugiesischen Häfen unterwegs befanden. Dasselbe ist in dem Diario do Governo vom 29. April d. J. ver⸗ öffentlicht und lautet in seinen zwei Artikeln:
Artikel 1.
Sämmtliche Erzeugnisse und Waaren, — deren Zölle durch den der Deputirtenkammer am 13. April d. J. von der Regierung vor⸗ gelegten Zolltarif erhöht werden und welche am 18. d. M. nicht auf den Zollamtern lagerten oder sich unterwegs nach portugiesischen Häfen befanden — sollen bis zum 2. Juli d. J. cinschließlich, wem über die in Rede stehende Zolltarif⸗Reform vom gesetzgebenden Körper nicht früher endgültig entschieden wird, ad depositum die Differenz zahlen, welche zwischen dem gegenwärtigen Zolle nebst übrigen Abgaben ind dem am 13. d. M. vorgeschlagenen Zolle besteht; die nöthige definitive Richtigstellung des Zolls geschieht demnächst auf Grund des qu. Beschlusses des Gesetzkörpers.
Dieses Gesetz soll an dem Tage, an welchem es i blatte veröffentlicht wird, in Kraft treten. 8
Artikel 2. Jede entgegenstehende Gesetzgebung wird aufgeho
— Die 24. ordentliche Generalversammlung der Gladbacher Feuerversicherungs⸗Gesellschaft vom 5. d. M. genehmigte ie Seitens der Direktion vorgelegte Jahresrechnung mit Bilanz und rtheilte die Zustimmung zu den Vorschlägen in Betreff der Ver⸗ heilung des Reingewinns. Hiernach werden 58 349 ℳ an den Reserve⸗ fonds uͤberwiesen, 10 % der geleisteten Einzahlung oder 60 ℳ pro Aktie als Dividende vertheilt und 20 000 ℳ als Grundkapital einer zu bil⸗ denden Pensions⸗ und Unterstützungskasse für die Beamten der Gladbacher Feuer⸗ und der Gladbacher Rückversicherungs⸗Gesellschaft überwiesen. Dem Geschäftsbericht entnehmen wir Folgendes: Die Gesellschaft wurde m vergangenen Jahre von 1242 (+ 56) Schäden betroffen. Von iesen waren am Jahresschlusses 1117 mit einer Entschädigungssumme on 988 107 ℳ geordnet, außerdem von den aus dem Vorjahre reser⸗ virten 129 Schäden 120 mit einer Entschädigungssumme von 50 722 ℳ; es verblieben 134 Schäden mit 152 527 ℳ für 1887 in Reserve. Die Gesammtsumme der im Jahre 1886 für schwebend ebliebene und geordnete Schäden bezahlten und reservirten Ent⸗
chädigungen stellt sich auf 1 291 356 ℳ
— In der 10. ordentlichen Generalversammluug der Glad⸗ bacher Rückversicherungs⸗Gesellschaft wurde die vom Vor⸗ tande vorgelegte Jahresrechnung mit Bilanz pro 1886 sowie der mit en Bemerkungen des Aufsichtsrathes versehene Geschäftsbericht geneh⸗ nigt. Demzufolge gelangt bei der statutarisch vorgeschriebenen Dotirung der Kapitalreserve mit 17 284 ℳ eine Dividende von % der geleisteten Einzahlung oder 22 ℳ 50 ₰ pro Aktie zur Vertheilung. Aus dem Geschäftsbericht ist Fol⸗ gendes hervorzuheben: Die Gesellschaft wurde im Laufe des Jahres von 1145 Schäden betroffen, während die Zahl derselben im Vorjahr 877 betrug. Von diesen und den Ende des Jahres 1885 reservirten 97 Schäden wurden in der abgelaufenen Geschäftsperiode 1064 mit einer Entschädigungssumme von 170 381 ℳ geordnet und 178 Schäden mit einer Reserve von 40 479 ℳ auf neue Rechnung übertragen. Die Generalversammlung genehmigte das vorgelegte revidirte Statut, sowie den Anschluß an die für die Beamten der Gladbacher Feuer⸗ und der Gladbacher Rückversicherungs⸗Gesellschaft gebildete Pensions⸗ und Unterstützungskasse.
Glasgow, 7. Mai. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 767 918 Tons gegen 748 190 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 81 gegen 93 im vorigen Jahre.
New⸗York, 7. Mai. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 9111 483
davon für Stoffe 1 420 527 Doll. Der Werth der Einfuhr 5
ũ Vorwoche betrug 8 452 860 Doll., von 1 670 444 Doll.
Doll., in der
Lubmissionen im Auslande.
AM F9 Italien. 1A“
1) 14. Mai. Municipio di Gualdialfiera, Provinz Camchobasso. Wasserleitung. Voranschlag 29 100 Lire.
2) 14. Mai. Comm. militare in Neapel: 400 000 m Baum⸗ wollenstoff (Shirting) für Bekleidungszwecke, 0,74 m breit; ferner 20 000 Stück wollener Binden und anderer Ausrüstungsstücke.
3) 21. Mai. R. Fonderia in Neapel: 20 000 kg Zink in Blöcken. Voranschlag 9000 Lire.
4) 21. Mai. Stabilimenti Penali (Strafanstalt) Regina Coeli in Rom: Papierbedarf für 1 Jahr, darunter für 63 195 Lire Hand⸗ papier und für 36 050 Lire Maschinenpapier. Kaution 5 %.
5) 18. Mai. Direzione Costruz, navali R. Marina in Spezia: 3 Dampfbarkassen, System Whits, Rumpf aus Holz; 2 Stück je 12,25 m lang, 1 Stück 9,15 m lang. Voranschlag, Dampfmaschinen eingeschlossen, 60 000 Lire.
6) 16. Mai. Direzione Armam: R. Marina in Spezia: 15 245 kg Stearinlichte. Voranschlag 41 161,50 Lire. v11““ 8
Verkehrs⸗Anstalten.
Nachdem der Fernsprechverkehr auf den feit längerer Zeit im Betriebe befindlichen Verbindungen Berlin — Magdeburg, Magde⸗ burg — Braunschweig — Hannover und Berlin — Hannover sich allseitig bewährt hat, ist die Reichs⸗Postverwaltung dazu übergegangen, weitere größere Städte und Industrieplätze durch gleichartige Ver⸗ kehrsanlagen mit der Reichshauptstadt und unter sich unmittelbar in Verbindung zu setzen. Zunächst sind am 10. März d. J. die Fern⸗ sprechverbindungen Berlin — Halle (Saale) — 165 km Länge — und Berlin — Stettin — 178 km Länge —, letztere unter Anwen⸗ dung eines neuen eigenartigen Betriebsverfahrens, mit vollem Erfolge dem allgemeinen Verkehr übergeben worden.
Sodann hat am 1. Mai d. J. die Eröffnung der noch aus⸗ gedehnteren gleichen Fernsprechanlage Breslau — Beuthen (Ober⸗ schlesien) auf einer Länge von 200 km stattgefunden, durch welche das ausgedehnte Fernsprechnetz der Stadt Breslau mit der gesammten Fernsprecheinrichtung im oberschlesischen Industriebezirk unmittelbar verbunden wird.
Bei sämmtlichen Anlagen sind derartige Betriebseinrichtungen getroffen, daß ein unmittelbarer Sprechverkehr von Theilnehmer zu Theilnehmer der beiderseitigen Fernsprechnetze stattündet, dergestalt, daß die Theilnehmer von ihren Wohnungen, Geschäftsräumen und Geschäftsstellen unmittelbar mit sämmtlichen Betheiligten an der über einen Flächenraum von rund 1700 qkm ausgedehnten, die Orte Beuthen, Tarnowitz, Gleiwitz, Zabrze, Königshütte, Kattowitz, Mys⸗ lowitz u. s. w. umfassenden oberschlesischen Fernsprecheinrichtung in Sprechverkehr treten. — Eine gleich vollkommene Einrichtung ist,
—7
soweit uns bekannt, noch in keinem andern Lande ausgeführt.
Die vielgenannte und in fremdländischen Blättern als die hervor⸗ ragendste Errungenschaft der Fernsprechtechnik bezeichnete Fernsprech⸗ verbindung Bruͤssel — Parts gestattet bis jetzt nur einen Verkehr zwischen den beiderseitigen Börsenstellen, nicht aber zwischen den Theilnehmern in Paris und Brüssel von Wobnung zu Wohnung. Die Ursache dieses nicht zu verkennenden Mangels soll weniger auf Gründe technischer Art, als vielmehr auf die Schwierig⸗ keiten zurückzuführen sein zwischen den betheiligten Staats⸗ Telegraphen⸗Verwaltungen, in deren Besitz sich die Verbindungs⸗ anlage befindet, und den privaten Telephongesellschaften, welche Con⸗ cefsionaire der Stadt⸗Fernsprechnetze in Paris bew. Brüssel sind, ein Einvernehmen über die Höhe der Gebührenantheile zu erzielen.
Es ist dies ein weiterer Beleg dafür, wie bedenklich es ist, den lediglich Sonderinteressen verfolgenden Privatgesellschaften die Aus⸗ beutung solcher Verkehrseinrichtungen zu überlassen und wie richtig die Deutsche Reichs⸗Post⸗ und Telegraphen⸗Verwaltung von vorn⸗ herein gehandelt hat, das Fernsprechwesen als einen Theil des Staats⸗ Telegraphenwesens zu betreiben. 8
— Auf den Linien der Großen Berliner Pferde⸗Eisen⸗ bahn⸗Aktien⸗Gesellschaft sind im Monat April 1887 8 041 703 Personen befördert und dafür 980 839,77 ℳ oder durch⸗ schnittlich pro Tag 32 694,66 ℳ eingenommen. Die Einnahme im Monat April 1886 betrug 866 170,77 ℳ oder durchschnittlich pro Tag 28 872,36 ℳ
Hamburg, 8. Mai. (W. T. B.) Der Postdampfer „Hammonia“' der Hamburg⸗Amerikanischen Packet⸗ fahrt⸗Aktiengesellschaft hat, von New⸗York kommend, gestern Abend Scylli passirt.
Trteit. 6 11h „Achille“ ist mit der ostindischen Post
Abend hier eingetroffen. 8 Havre, 8. Mai. (W. T. B.) Nach einer hier eingelaufenen Champagne“ der Trans⸗ ¶᷑
Nachricht ist das Packetboot „C
atlantischen Gesellschaft, welches gestern früh nach New⸗York ausgelaufen war, mit dem italienischen Schiff „Villederio“ um Mittag bei starkem Nebel zusammengestoßen und bei Aromanche auf den Strand gelaufen. Die Passagiere der „Champagne“ wurden von dem englischen Dampfer „Vultur“ aufgenommen und sind gegen Morgen hier eingetroffen. Die „Champagne“ hatte 900 italienische Auswanderer und gegen 100 andere Passagiere an Bord. Dem „Temps“ zufolge sind von den Auswanderern etwa 15—20, die mit einem Rettungs⸗ boot in die See getrieben waren, von der „Ville de Bordeaux“ ge⸗ rettet worden; die Zahl der Umgekommenen beträgt im Ganzen 20, darunter 3 Matrosen. Von den Passagieren und der Schifsmann⸗ schaft des „Villederio“ ist Niemand zu Schaden gekommen. Das Packetboot „Champagne“ hofft man noch im Laufe des heutigen Tages wieder flott machen zu können.
— 8. Mai. (W. T. B.) Das heute Vormittag von New⸗York hier eingetroffene Packetboot „Bretagne“ hat, wie dessen Passa⸗ giere mittheilen, gestern Abend 11 Uhr einen Zusammenstoß mit einem norwegischen Fahrzeug gehabt. Letzteres sank, seine Bemannung wurde gerettet.
Der aus
Lloyddampfer Alerandria heute
Berlin, 9. Mai 1887.
Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.)
Bei der heute angefangenen Ziehung der 2. Klasse 176. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Vor⸗ mit! ags⸗Ziehung: 11“
1 Gewinn von 5000 ℳ auf Nr. 63 433. 1 Gewinn von 3000 ℳ auf Nr. 133 356. 3 Gewinne von 500 ℳ auf Nr. 73 605. 177 100. 11 Gewinne von 300 ℳͤ auf Nr. 921. 14 420. 59,963., 78 898. 81 490. 93 216. 132 908. 140 905. 70 583.
168 055.
145 928.
Der sechste Tag des Frühjahrs⸗Meetings, welchen der Verein für Hindernißrennen am gestrigen Sonntage auf seiner Rennbahn bei Charlottenburg abhielt, begann mit:
J. Biesd rfer Flach⸗Rennen. Preis 1000 ℳ Jockey⸗ Rennen. Für 3 jährige und ältere Pferde, welche für 3000 ℳ käuflich sind. Von 12 angemeldeten Pferden starteten 10. Des Hrn. ÜUlrich 4 jähr. br. H. „Quesitus“ schlug nach interessantem Lauf und scharfer Gegenwehr des Lieut. Prinz G. Radziwill a. br. W. „Consul“ mit ½ Länge und erhielt den ersten Preis von 1990 ℳ, jenem das zweite Geld von 150 ℳ überlassend. Es liefen noch „Chic“, „Lilly“, „Twitter“, „Reflection“, „Bright⸗Star⸗Stute“, „Quicksand“, Rose⸗ mary“ und „Wild Celery“. Der Sieger wurde in der Versteigerung
II. Preis von Ruhleben. 1000 ℳ Herren⸗Reiten. Rennen III. Klasse. Distanz ca. 3000 m. Von 12 angemehüen⸗ Pferden wurde für 8 Reugeld gezahlt und 4 erschienen am .2 Es siegte nach scharfem Kampf mit einer Kopflänge des Rittmae d von Schmidt⸗Pauli (1. Garde⸗Ul.) 5jähr. F. St. „Ruby⸗ (Ress Lieut. von Arnim von demselben Regiment) gegen des Lieut. Frßen Thumb von Neuberg (2. Garde⸗Ul.) a. schwbr. W. „Croftan“ (Faeab Lieut. Graf Schmettow von demselben Regiment). Des Lieut. 2.68 herrn von Steinäcker (11. Ul.) a. br. W. „Amcer“ (Reiter Lient —⸗ Bülow von demselben Regiment) wurde Dritter. Außerdem 2⸗ „The Swell.“ — Werth des Rennens: 880 ℳ der Siegerin, 2 2 dem Zweiten. 100 ℳ dem Dritten.
III. Jungfern⸗Hürden⸗Rennen. Preis 1200 ℳ . Rennen. Für 4 jähr. u. ältere Pferde, welche noch nicht gesieg ca. 2200 m. 16 Pferde waren angemeldet, 5 starteten. Es sie und nach Gefallen des Hrn. Adalbert 4 jähr. br. St. „Mod t Längen gegen des Major von Zansen⸗Osten 5 jähr. F. H. „P Es liefen noch „Brombeere“, „Lady Ida“ u. „Grub“. — Werth. Rennens 1370 ℳ der Siegerin, 300 ℳ dem Zweiten.
IV. Großes Berliner Jagd⸗Rennen. Werthe von 3000 ℳ, gegeben von Einwohnern Berlins, m. 10 000 ℳ vom Verein. Handicap. Herren⸗Reiten. Für 4 jährige mn ältere Pferde. Distanz ca. 6000 m. 16 Pferde waren genannt, 5 z. schienen am Start. Es führte vom Start bis zum Ziel und sen sicher mit ¾ Längen des Lieut. Kekulé (25. Art) 5 jähr. br. „Tartaruga“ (unter Lieut. Graf H. Dohna vom 1. Garde⸗Drag.⸗ gegen des Hrn. von Tepper⸗Laski a. br. W. „Vagrant“ (Reiter M. Beasley). Graf Zd. Kinsky's a. br. W. „Wicklow“ unter Liart von Grävenitz (3. Hus.) wurde Dritter. Es liefen noch Graf Kinsehr „Valentin“ (Besitzer) und Hrn. O. Oehlschläger's a. Sch. St. „Adar⸗ (Hr. von Tepper⸗Laski), welche Letzte wurde. Der Sieger erhiel Ehrenpreis, einen großen und schweren sogenannten Thalerhumd, mit silbernem Untersatz, und 10 100 ℳ, der Zweite 1500 ℳ, Dritte 500 ℳ 1 Rennen. 1200 ℳ. Rennen. — Pferde, welche für 5000⸗ lich sind. Distanz ca. Von 4 angemeldeten Pferden teten 3. Es siegte, wi nit 20 Längen des Lieut. Frör von Fuchs⸗Nordhoff a. „Harald“ gegen des Lieut. Wirtith a. br. Stute „Cléopätre“ u es Rittmstr. v. Köller „Monk Lewis“. Der Sieger erhielt 1200 ℳ, „Clé Der Sieger wurde nicht gefordert. — Den Schluß des um 5 ½ Uhr:
Preis 1000 ℳ Beüt
Ehrenpreis
Preis
Immergrün⸗Hürden⸗Rennen. ältere Pferde, welche noch nie gesiegt, im Besitz em von Distanz ca. 2600 n erden, welche zu dem Rennen b unter
2. Garde⸗Ul.⸗Regt.) und im Kanter mt Hus.) 6jähr. F⸗V
„Emir“ unter Lieut. v 5 s 10 Längen dahinter wurde des Rittmstr. Frhrn. v. Milkau (17. U. H. Dohna vom 1. Garke Drag.⸗Regt. Dritte. Es liefen noch „Satanella“ und „Orleans⸗Mard’ — Werth des Rennens 910 ℳ dem Sieger, 200 ℳ dem Zweiten umn Die nächsten Rennen auf der Charlottenburger Bahn werde um Montag, 16. Mai, Nachmittags 3 Uhr, abgehalten, und werdn
C ebbee, ¹ solchen zu reiten. det waren, erschienen Honon does „Fidibus“ (fr. „Familienrath“) Rittmir Fuchs⸗Nordhoff v. 18. Hus.⸗Regt. schlag 4jähr. br. St. „Relief“ unter Lieut. Graf H. 100 ℳ der Dritten. an diesem Tage wieder 6 Konkurrenzen gelaufen werden.
„Die 13. Mastvieh⸗Ausj auf dem Central⸗Viehhof der Abends 7 Uhr, stattfinden.
lung wird am 11. und 12. d. N dt Berlin, Vormittags 9 Uhr
Drag Dres
sden, 7. Mai. (W. ) Die international Bzartenbau i
. — en Ausstellung ist heute Mittag im Beisein önigs und der Königin, des Prinzen Georg, der Herzogn lheid und der Prinzessinnen Luise Sophie und Feodora i Schleswig⸗Holstein, des Fürsten von Hohenlohe⸗Langenburg, somn imtlicher Minister und Gesandten, der Generalität und viele tglieder der Staats⸗ und städtischen Behörden eröffnet worden. ie Eröffnungsrede hielt der Ober⸗Bürgermeister Dr. Stübel. Nat rselben machten der König, die Königin und die anderen Fürstlich eiten einen Rundgang durch die außerordentlich reich beschickten um inen glänzenden An ’. Ausstellungsräume.
G
22 0 09
9)
5.:G 8*&
* —
)
.
ℛ¶—. 81 8₰
lick darbietenden
eater kann auch morgen das angekündigte er in dem Lustspiel „Ein Erfolg“ noch nict er statt dessen „Der Hüttenbesitzer“ gegeben.
im Wallner⸗Theater herrschenden Rührigket
man beinahe eher auf den Beginn als das Ende einer Satfen
Während allabendlich „Die Nachbarinnen“ nach wie vo
s Haus in die größte Heiterkeit versetzen, merkt man der animirte Darstellung nicht im Geringsten die am Tage stattfindenden, strengenden Proben zu der neuen Posse: „Im neuen Berlin“
welche die nächste und zugleich die letzte Novität der an künf
lerischen und pekuniären Erfolgen überaus glücklich verlaufenen Saifen
des Wallner⸗Theaters bilden wird.
Im Victoria⸗Theater fand am vorgestrigen Abend Wiederaufführung des Ballets „Frau Venus' statt, welches be früher auf dieser Bühne mit großem Erfolge gegeben worden war Es war dies mithin die zweihundert und siebenzigste Wiederholung, welche dieses Ausstattungsstück erlebte. An Zugkraft hat dasselbe nicht eingebüßt, sondern unterhält auch jetzt noch durch die in ihm gebotenen reichen Abwechselungen und mannigfaltigen Ueberraschungen die Zuschauer aufs Beste, sodaß die Wiederaufnahme der „Frau Venus“ als ein recht glückliches Unternehmen Seitens der Direktion bezeichnet werden muß. Die Ausstattung hat eine noch größere Eleganz gewonnen, die Pracht der Kostüme und Scenerien ist bedeutend gesteigert worden, sodaß auch die durch die letzten an dieser Stelle gegebenen Feerien rer wöhnten Zuschauer vollauf befriedigt werden dürften. Wenngleich der Tert sich über das bei derartigen Werken gewohnte Mnf nicht weit erhebt, so ist er immerhin noch annehmbarer als meisten derselben, welche am besten ganz wegblieben. Ven den Mitwirkenden verdient zunächst Frl. Schoder erwähnt zu werden, welche in der Titelrolle auftrat und dieselbe mit gutem Erfolge gab Die gefällige Erscheinung sowie die anmuthige Stimme der Gastin fanden freundliche Anerkennung im Publikum, welches auch dem übrigen Personal seinen Beifall, zu erkennen ab; von diesem seien hervorgehoben die Hrrn. Litaschi, Pauli und Debauer, desgleichen die Damen Heftel und Behrens. Die Ballets wurden wie immer graziös und sauber ausgeführt, insbesondere zeichneten sich Frl. Ala und Frl. Diem dabei aus.
Das Belle⸗Alliance⸗Theater war gestern (Sonntag Abend fast ausverkauft und es fanden „Die Schulreiterin“ und „Ehe⸗ glück“ wieder reichen Beifall, an welchem sämmtliche Mitwirkenden partizipirten. Auch der Sommergarten war sehr gut besucht un strahlte Abends wieder wie in einem Lichtmeer.
Redacteur: Riedel. Berli: —— 1 ——— Verlag der Expedition (Scholz).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
für 2000 ℳ von Lieut. Graf Bredow gefordert.
Reichs⸗Anz
Erste Beilage
eiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
18872.
Nichtamtliches.
8 2„ . 2
Preußen. Berlin, 9. Mai. In der vorgestrigen (49.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten erklärte im weiteren Fortgange der Berathung über den Gesetzentmurf, betreffend die Theilung von Kreisen in den Pro⸗ vinzen Posen und Westpreußen, der Vize⸗Präsfident des Staats⸗Ministeriums, Minister des Innern, von Putt⸗ kamer:
Meine Herren! Der Herr Vorredner hat zwar im lezten Theile seiner Ausführungen die nationale Seite der uns jetzt beschäftigenden Frage ganz flüchtig gestreift; indeß der Hauptinhalt seiner Kede jeichnet sich nach meiner Auffassung durch eine ganz merkwürdige und auf⸗ fallende Vernachlässigung dieses nationalen Gesichtspunktes — welcher, wie ich es schon in früherer Zeit wiederholt ausgefprochen babe, die einzige Motivirung dieser Vorlage ist — aus. Er hat zunächst, viel⸗ leicht in der Absicht, auf anderen Seiten des Hauses die Sympathien
für die Vorlage herabzumindern, den anderen Provinzen gewissermaßen eine Art Warnungsruf zugehen lassen, indem er ausführte, daß es schiene, als wenn durch die Annahme dieser Vorlage für die Nor malisirung der Kreise in anderen Provinzen ein Praäjudiz geschaffen werden würde — mit anderen Worten, daß die Königl. Staats⸗ regierung damit umginge, dieser Vorlage, wenn sie nach ihren Wünschen angenommen und Gesetz geworden sein würde, in großem Maßstabe Kreistheilungsvorschläge für andere Provinzen folgen zu lassen.
Ich muß diese Absicht von der Königl. Staatsregierung durchaus ablehnen. Sie wissen alle, meine Herren, daß in einzelnen Fällen, in welchen das Bedürfniß nachgewiesen worden war, mit voller Uebereinstim⸗ mung dieses Hauses und ohne irgendwie sehr eingehende Debatten — denn man war von vornherein von dem Bedürfniß überzeugt — Theilungen einzelner zu großer Kreise in den westlichen und zum Theil auch in den östlichen Prodinzen stattgefunden haben. In allen diesen Fällen handelte es sich um solche Fälle und um denjenigen Standpunkt, den der Her Abgeordnete soeben entwickelt hat, nämlich um Theilungen, in denen die Prüfung der konkreten Verhältnisse, sowie die besonderen Rück⸗ sichten und Bedingungen des einzelnen Falles maßgebend ; bei der jetzigen Vorlage — und das möchte ich dem Herrn V merken — handelt es sich dagegen für die Regierung dings ausschließlich prinzipielle Angelegenheit, wie des Weiteren zu entwickeln mir erlauben werde.
Ich möchte der Meinung Ausdruck geben, d und die ganze Stellung des Herrn Vorredners zu einig maßen beeinflußt wird durch eine etwas optimistische Anschauung, er von den Verhältnissen und Zuständen in der Provinz hat. Er hat zwar — vielleicht nicht ganz mit Unrecht — gegen den einen Theil der Darstellungen des Hrn. v. Tiedemann (Labischin) Verwahrung ein⸗ gelegt und bestritten, daß die Zustände in den kleinen Städten so trostlos seien, wie sie theilweise von demselben geschildert worden find. Aber er hat doch andererseits nichts beigebracht, was das allgemeine Bild, welches der Hr. Abg. v. Tiedemann von den administrativen Zuständen der Provinz entrollt hat, in irgend einer Weise abzuschwächen geeignet wäre. Im Gegentheil, ich muß darin, daß er diese Erörte⸗ rung im Wesentlichen vermieden hat, das Zugeständniß auch von seiner Seite entnehmen, daß in der That — auch abgesehen von den poli⸗ tischen Gründen, auf die ich nachher noch eingehender zurückkommen werde, — in der Provinz Posen alle Veranlassung vorliegt, in eine eingehende Erwägung darüber einzutreten, ob die jetzt vorhandenen Verwaltungskräfte ausreichen, die der Administration in der Provinz gestellten Aufgaben in ausreichender Weise zu erledigen.
Der Herr Abgeordnete hat zwar die Versicherung gegeben enau prüfen würde, ob bei einem oder dem anderen Kreis Hegtere vorlat⸗ beigegebenen Motive ausreichend wären. 8 aber auf der anderen Seite eine so strenge Kritik an die einzelnen in Frage kommenden Kreistheilungen in Aussicht gestellt, daß ich beinahe fürchte, wir werden uns sehr schwer auf einem gemeinschaftlichen Boden begegnen. ]
Ich muß auch sagen, daß ich die ganze Art und Auffassung, welche der Herr Abgeordnete von der landräthlichen Thätigkeit in der Provinz Posen hat, doch nur unter großen Vorbehalten und nur sehr theilweise als richtig anerkennen kann. Er hat zwar im Eingang seiner Ausführungen eingeräumt, daß in keiner Provinz der Monarchie die Aufgabe des landräthlichen Amtes eine so schwierige sei, wie in der Provinz Posen; er hat aber gleich hinterdrein soviel hiervon ab⸗ weichende Bemerkungen einfließen lassen, daß der Zweifel entsteht, ob er blos seinen eigenen Satz für richtig hält. 8
Er, der Herr Abgeordnete, scheint nämlich der Meinung zu sein, daß nach den eigenthuͤmlichen Verhältnissen der Provinz durch die Beihülfe der Distriktskommissarien und durch den Umstand, daß die zahlreichen Städte und noch zahlreicheren Gutsbesitzer ihre Verhält⸗ nisse selbst verwalteten, der Landrath dergestalt erleichtert und entlastet würde, daß er seine Thätigkeit eigentlich nur auf die Verwaltung der kleinen Landgemeinden zu richten hätte.
Ich glaube, meine Herren, daß diesem Standpunkte nicht diejenige volle Kenntniß der administrativen Verhältnisse der Provinz beiwohnt, welche nöthig ist, um die Verhältnisse genau zu übersehen. Nament⸗ lich muß ich dem Herrn Abgeordneten von Tiedemann in dem Urtheil über die häufig sehr mangelhafte Verwaltung in den kleinen Städten ganz beistimmen. Ich erblicke hierin einen erheblichen Zuwachs und eine große Belastung der landräthlichen Geschäfte, da gerade die Ueberzahl der kleinen Städte — es sind etwa 92 allein im Re⸗ gierungsbezirk Posen — sehr wesentlich dazu beiträgt, die Geschäfte des Landraths zu kompliziren. Selbstverständlich will ich hierbei den⸗ jenigen Stadtgemeinden, welche im Stande sind, ihre Angelegenheiten sel bständig zu verwalten, in keiner Weise zu nahe treten. Im Uebrigen muß ich dem Herrn Vorredner die Verantwortung dafür vollständig überlassen, ob er aus den von ihm angeführten, nach meiner Ueber⸗ zeugung ziemlich dilatorischen Einwendungen eine wirklich negative Haltung gegen die aus nationalpolitischen Rücksichten in Vorschlag gebrachte Kreistheilung herleiten zu können vermeint.
Ich wende mich nunmehr zu dem Herrn Abgeordneten von Jazdzewski, der die Bebatte eröffnet hat, und möchte an dessen Rede die Gründe für die Rechtfertigung der Vorlage anknüpfen. Der Herr Abgeordnete von Jazdzewski hat in sehr anerkennenswerther formaler Mäßigung gesprochen und ich glaube voraussetzen zu bürfen, daß seine Fraktion ihn gerade wegen dieser ihm innewohnenden (. eligenschaft an erster Stelle ins Gefecht geschickt hat, um in seiner liebenswürdigen und sanften Art zu entwickeln und darzuthun, daß es mit der polnischen Noth in der Provinz Posen garnicht so schlimm aussehe und daß für den Entwurf der Staatsregierung ernsthafte politische Motive garnicht vorhanden seien. * “
vgn Herren, ich habe bereits in den früheren Stadien dieser Berathung, und zwar sowohl bei der ersten Lesung, wie nament⸗ lich auch in der Kommissionsberathung ausdrücklich hervorgehoben und nehme gar keinen Anstand, dies jetzt wieder zu vesssen Die 5 gebrachte Vorlage, durch welche der Verwaltungs⸗Organismus 54 Provinz Posen durch Theilung zu großer Kreise gestärkt werden soll, ist allerdings — und insofern charakterisirt sie sich als eine allein und ausschließlich politische Maßregel — nach meiner Auffassung das letzte Glied in der Kette derjenigen Maßregeln, welche die Regierung im vollen Einverständniß mit der überwiegenden Majorität der Landes⸗ vertretung zur Zurückdrängung polnischer Bestrebungen, sowie zur Stärkung deutschen Wesens und deutscher Kultur in den beiden be⸗
Berlin, Montag, den 9. Mai
theiligten Provinzen getroffen Hat, und ich meine, daß alle diejenigen, welche mit vollem Bewußtsein die Regierung auf dem bisher betretenen Wege begleiter und unterstützt haben, die politische und moralische Verpflichtung haben, auch in diesem Falle ihr zur Seite zu stehen und sie bei diesem Schlußstein der getroffenen Maßregeln nicht im Stiche zu lassen.
Wenn aber dies richtig ist, dann glaube ich, bin ich berechtigt, auf einen Satz der Rede des Abg. v. Jazdzewski noch befonders zurück⸗ zukommen. E hat mir ja eine sehr schmale Front des Angriffs oder auch der Defensive, wie Sie wollen, geboten. Es war dies gewitz eine ganz fein berechnete Absicht. Aber jede Polenrede enthält doe immer — (zu den Polen gewandt) Sie mögen Ihre Tendenz ver⸗ schleiern, so viel Sie wollen — den eigentlichen Kern des ganzen Streites, in welchem wir uns mit unseren Mitbürgern in der Probinz Posen und auch in Westpreußen befinden. Der Herr Abgeordnete hat diesen Kern heute in einem kurzen Worte in den scheinbar einfachen und harmlosen Gedanken gefaßt: die Regierung be⸗ fände sich mit den polnischen Landestheilen der Monarchie oder vielmehr mit der polnischen Bevölkerung in denselben in einem Kriegszustande; und auch diese Vorlage sei wieder eine Kriegserklärung an den polnischen Theil der Bevölkerung. Wenn diese Aeußerung die Bedeutung haben soll, daß die Regierung sich ununterbrochen in einem defensiven Kriege gegen die Polen befindet, will ich dem Herrn Abgcordneten die Berechtigung zu diesem Ausspruch nicht absprechen, darüber hinaus kann ich aber diesen Kriegszustand als vorhanden nicht anerkennen. Es ist schon an diefer Stelle oft genug ausgesprochen worden, — und ich möchte sagen: es ist dies wirklich ebenso klar wie, daß die Sonne um Himmel scheint — daß die Regierung weit entfernt ist, gegen ihre Staats⸗ bürger polnischer Zunge und polnischen Ursprungs erwa von Haß und Zorn erfüllt zu sein, und gewissermaßen an weiter nichts zu denken, als wie dieselben zu unterdrücken und ihnen ein Joch aufzuerlegen, welches zu tragen sie nicht im Stande oder wenigstens zu tragen nicht verpflichtet sind. Meine Herren, denken Sie doch daran, daß die preußische Regierung — ich komme auf Westpreußen vielleicht noch in anderem Zusammenhange zurück — seit sie in den Besitz der Provinz Pofen gelangt ist, keinen anderen Gedanken gehabt hat, als diese Provinz mit Segnungen und Vortheilen förmlich zu überschütten.
2 z Pofen ist nach allen Beziehungen, was Förderung materi Interessen betrifft, geradezu das verwöhnte Kind Preußens. Die Hebung des allgemeinen Wohlstandes, die Entwickelung des Eisen⸗ bahnnetz Kommunikationen überhaupt, Meliorationsanlagen aller Art, die alle mit Staatsunterstützung, theilweise durch den Staat ganz allein ins Leben gerufen sind, zeigen das doch mehr als deutlich.
Aber, meine Herren, ich gehe viel weiter. haben dadurch,
en Herren von der polnischen Nationalität den vollen Mit⸗ serer staatsbürgerlichen Rechte und verfassungsmäßigen Frei⸗ 5 Emanation der Verfafsungsurkunde selbstverftändlich und es entspricht dies der Würde eines 2s, wie ich vollkommen anerkenne — geradezu die Waffen gen uns in die Hand gegeben. Vergleichen Sie unsere ie in der Provinz Posen auch auf politischem Gebiete en, mit denen anderer Staaten — ich will hier nicht f en Sie mir zugeben,
iere. Se MII
der
Wir
p
Lübere 8. weiter exemplifiziren — einem Z de befinden lichen und sehr segensreichen anerkennen müssen. 1
Aber, meine Herren, ehen nun doch leider in Ihren An⸗ sprüchen viel w 3 daß Sie sich nur als gleichberechtigte, — wie der Hr. Abg. Jazdzewski mit voller Befugniß erklärte, Unter⸗ thanen Sr. 2 Königs von Preußen anerkannt wissen wollen. politischen Manifestationen kehrt immer ie Hoffnung auf Aenderung der bisherigen Zu⸗ rer Erklärungen, daß Sie gegen den preußischen n Sicherhei zu unternehmen entschlossen seien, in Bezug auf die Zukunft, und Kegel in den Satz zusammen:
1 — daß Sie sich in ie vergleichsweise als einen sehr glück⸗
stände zurück; Staat und d hat ihre ganz Sie fassen J wir werden z fernt; aber d
—₰ 8 842
michra 52
r Horr Werbhen
8422
ze Haltung in der R Satz t Revolution machen, davon sind wir weit ent⸗ Höe g auf die Zukunft können und dürfen Sie uns nicht abschneiden. Meine Herren, in ersterer Beziehung bin ich voll⸗ kommen beruhigt, namentlich den Herren gegenüber, die Mitglieder dieses hohen Hauses sind; denn aben ja für ihre Person den Eid der Treue und des Gehorsams gegen Se. Majestät den König von Preußen geschworen. Also bei diesen Personen kann von revolutionären Velleitäten keine Rede sein. Ich möchte daher nur die schon oft hier aufgeworfene Frage erörtern, welcher Art die vorerwähnten Hoffnungen auf die Zukunft sind. Diese Hoffnungen verkörpern sich doch immer und immer wieder in der Wiederherstellung des polnischen Reichs in seinen früheren Grenzen; das heißt also: sie sind identisch, wenn sie verwirklicht werden, mit der Zertrümmerung des preußischen Staats. — Ja, meine Herren, zweifeln Sie daran noch einen einzigen Augenblick? Denken Sie doch, was es heißen würde, wenn ein polnisches Reich wieder erstünde, welches sich wie ein Keil zwischen einen großen Theil unserer Monarchie und die Gesammtheit einschöbe, bis an die Ostsee reichte, im Besitz eines Theils unserer Häfen wäre und uns politisch und national vollständig auseinanderrisse. Daß aber hierauf fort⸗ während die Wünsche und die Hoffnungen der polnischen Partei ge⸗ richtet sind, das ist ja notorisch kehrt überall in unseren Ver⸗ handlungen wieder. 8 3 ö“ Meine Herren, ich wage der Geschichte nicht vorzugreifen; ich kann nicht wissen, ob es im Plane der göttlichen Vorsehung liegt, daß Polen wieder hergestellt wird oder nicht; ich halte es, offen gestanden, für meine Person für eine Chimäre. Aber lassen wir das dahin ge⸗ stellt; das wird ja in späteren Jahrhunderten sich erfüllen. Aber wozu wir fest entschlossen sind, das ist das, daß unsere polnisch⸗west⸗ preußischen Provinzen einen Theil dieses künftigen Polenreichs nicht bilden werden. Wir sind fest dazu entschlossen, Alles, was in unseren Kräften steht, dagegen zu thun und alle Maßregeln dagegen anzuwen⸗ den, daß, wenn diese Katastrophe einmal hereinbrechen sollte, unsere beiden Provinzen innerlich versöhnte und wirklich lebendige Glieder im Körper des preußischen Staats sein werden. Und gerade aus dieser Hoffnung, meine Herren, sind ausschließlich diese Maßregeln hervorgegangen und von der Landesvertretung genehmigt, welche jetzt schon 6 oft den Gegenstand der Erörterung im Hause gebildet haben. Ich glaube auch, daß ein etwas näherer Blick auf die gesammten Zu⸗ stände Posens sowohl wie Westpreußens dazu ausreichen wird, um die Nothwendigkeit dieses Defensivkampfes gegen die polnischen Agitatoren allen Denjenigen klar zu machen, welche davon durchdrungen sind, daß es unsere erste Pflicht und erste Aufgabe ist, das deutsche Wesen unseres Staats durchweg aufrechtzuerhalten. . b Meine Herren, in dieser Beziehung herrscht auf manchen Seiten ein merkwürdiger Optimismus, und ich glaube, daß gerade hierin auch theilweise die Quelle einer gewissen kühlen Behandlung und Betrachtung der uns jetzt beschäftigenden Vorlage gefunden werden muß. Ich halte es fuͤr meine Pflicht, diesem Optimismus einmal eine Schilderung derjenigen Zustände entgegen zu setzen — rein politisch und national, ich spreche hier nicht von administrativen Dingen — welche sich in den östlichen Provinzen unter den Augen der Regierung entwickelt und zur Nothwendigkeit eines scharfen Eingreifens geführt haben. Ich glaube, daß das ganze preußische Staatswesen, ein⸗ schließlich der Landesvertretung und der Regierung, Jahrzehnte lang sich sehr erheblich getäuscht hat über die Widerstandskraft und damit auch über die Aggressionskraft der polnischen Nationalität gegenüber
96g
79
Inktion 1 82
2₰
1
—— 0
und
dem Deutschthum. Man hat sich darauf verlassen und hat sich damit getröstet, daß ja von Jahr zu Jahr der deutsche Grundbesitz wachse, die deutsche Bevölkerung an Wohlstand und Kultur und deshalb auch an Einfluß zunehme, daß die Ueberlegenheit der deutschen Kultur aus⸗ reichen werde, um unhberechtigten polnischen Bestrebungen den nöthigen Damm entgegen zu setzen. Unter dieser Illusion haben sich im Laufe der Jahrzehnte Zustände entwickelt, welche uns qguf das ernstlichste die Pflicht nahe legen, zu untersuchen, ob wir nicht jeßt genöthigt sind, denselben im Wege der Defensivpolitik etwas mehr ins Auge zu schauen. Ich spreche zunächst von der Provinz Posen. Wie stellt sich uns das polnische Wesen in der Provinz Posen gegenüber? Während wir früher immer geglaubt haben, daß es die letzten Akte eines aufflackernden nationalen Gefühls seien, dessen moralische Berechtigung ich hier keineswegs einer Kritik unterziehen will, sondern deren politische Unmöglichkeit ich nur betone, hat sich ganz in aller Stille eine ganz kompakte planmäßige, keinen Augenblick von ihren Zielen abweichende Agitation entwickelt, der entgegenzutreten uns zwar Pflicht, aber gewiß sehr schwer sein wird. An der Spitze dieser Bewegung steht selbstverständlich der polnische Adel. Meine Herren, der polnische Adel ist keineswegs mehr dasjenige, was man s wirthschaftlich betrachtet, in den zwanziger und dreißiger Jahren von ihm vorstellte.
Es ist ja richtig, ein Theil dessetben ist durch eigene Schuld wirthschaftlich zu Grunde gegangen, und die Kolonisationsvorlage und deren Ausführung giebt ja davon lehrreiche Beispiele. Aber, meine Herren, n Sie sich nicht der Illusion hin, daß dies typisch sei für polnischen Adel in seiner Gesammtheit. Im Gegentheil, er ist mächtig durch Bildung, Besitz und seinen — wie ich von meinem Standpunkte aus sagen muß — falsch verstandenen Patriotismus; er steht in Familienbeziehungen zu allen masgebenden Strömungen, die das polnische Wesfen in unseren Nachbarländern unter⸗ stützen, und bildet deshalb durch seine soziale und gesellschaftliche Position, durch die immer noch in seinen Händen befindlichen unge⸗ ahlten Massen von Kulturland an und füͤr sich schon eine so kolossale Macht, daß in ihm an der Spitze einer olchen Bewegung eine große Gefahr erkannt Das ist ja auch immer bis auf einen gewissen Grad anerkannt und im Bewußtsein gewefen. Aber man hat sich damit getröstet, len keinen Mittelstand habe und daß eine Nation, die keinen Mittelstand und nicht in der Lage ist, sich einen solchen zu bilden, überhaupt che Zutkunft habe; man beruhigte sich daher darüber, daß von dem Adel ange⸗ fachte Agitation sich jemals zu politischen Aktion würde verdichten können.
Meine Herren, es war dies
Jahrzehnten hat sich durch eine, wie ich anerkennen kluge Berechnung und Anwendung aller Machtmittel, politischen Händen befinden, allerdings ein polnischer herausgebildet. Die Herren von der polnischen Fraktion begrüßen das mit freudigem Kopfnicken, — meinerfeits muß ich diese Thatsache ihnen gegenüber als Waffe fü Vorschläge benutzen. Der pol⸗ nische Mittelstand, wie er jetzt vorhanden ist, ist das Produtt einer von langer Hand her planmäßig vorbereiteten und durchgeführten Be⸗ vegung. Ich muß ja hier Bekanntes w in dem Brenn⸗ punkt der heutigen Debatte wird dies vielleicht in beionders interessantem Licht erscheinen: die polnische Bewegung hat es verstan⸗ den, beinahe in jeder Stadt — und das gilt auch für Westpreußen — einen Mittelpunkt polonisirender Bestrebungen und Agitationen zu bilden durch Bildung landwirthschaftlichen Vereinen, geselligen Vereinen, durch die Mittel, welche verwandt werden auf die Erziehung der lernenden Jugend; ferner dadurch, daß jeder Kreisstadt einen Rechtsanwalt, einen Arzt, jetzt selbst Bautechniker etablirt, die, ubgesehen davon, daß sie ihrem Erwerb nachgehen, sich damit zu be⸗ schaftigen haben, die Bevölkerung in dem Sinne zu bearbeiten, daß man sich den wohlmeinenden Bestrebungen der preußischen Regierung nach jeder Richtung hin widersetzt, — eine kompakte, konzentrisch wirkende, in dauernder nationaler Opposition befindliche Phalanx.
Ich komme, meine um Bauernstand. Der polnische Bauernstand ist ja allerdings in, glaube ich, sehr berechtigtem Andenken der früheren Zeit an sich kein Freund des Adelsstandes; er hat den sog. Herren gegenüber immerhin gewisse Sympathien für die deutsche Kultur, die ihn aus den Fesseln der Leibeigenschaft und der Sklaverei, wie man wohl sagen kann, befreit hat. Aber, meine Herren, das muß ich auch andererseits anerkennen, daß, je mehr der kleine ländliche Grundbesitz sich wirthschaftlich entwickelt und konsolidirt zu einer — und das ist ja eine sehr große Freude gewissen Selbständigkeit, um so mehr wachsen auch in ihm die Erinnerungen an die großen Traditionen der nationalen Vergangenheit, und er schließt sich auf politischem Ge⸗ biete blindlings den Bestrebungen des polnischen Adels an. Es ist eine völlige Illusion, zu glauben, daß wir durch irgend eine Maßregel zwischen diese kompakten Bevölkerungsmassen einen Keil zu unsern Gunsten treiben können. b
Und das Ganze dieser Solidarität wird nun umschlungen und befestigt durch das Band der Kirche — ich muß das hier auch ganz offen aussprechen —, nicht der römisch⸗katholischen Universalkirche, sondern der heiligen polnischen Nationalkirche. Meine Herren! Das ist ein großer Unterschied — ich brauche dabei nur daran zu erinnern, daß der Erz⸗ bischof von Gnesen und Posen noch heute in den Augen der Be⸗ völkerung derjenige interrex ist, welcher solange das polnische Land regiert, bis der künftige König gekrönt sein wird. Die polnische Geist⸗ lichkeit — das muß doch auch hier wieder gesagt werden erkennt ihren Beruf nicht ausschließlich in der Pflege der Seelsorge und in Erfüllung der geistlichen Pflichten, sondern ist zu einem sehr großen Theile — ich muß sogar sagen: leider in ihrer Mehrheit — mindestens ebenso sehr bereit zur Stärkung des national⸗polnischen Gefühls und zur Stärkung derjenigen Bestrehungen, welche absolut unvereinbar sind mit dem bestehenden preußischen Staate.
Nun glaube ich also, wenn das richtig ist, wenn ich dargethan habe, wie groß die täglich wachsenden Gefahren sind, welche aus der Stärkung und Fortbewegung der polnischen Bestrehungen für unser Staatswesen im Osten sich ergeben, dann wird zu erwägen sein: welches sind die Widerstandsmittel und diejenigen in der Provpinz selbst vorhandenen Elemente, um einem solchen konzentrischen Angriffe gegenüber, wie er notorisch stattfindet, die nöthigen Wehren aufzubauen, die unsern nationalen Staat dort zu schützen geeignet sind? Da ist also zunächst, meine Herren, der deutsche Großgrundbesitz. Ich weiß ja vollkommen, daß in einem großen Theil der Provinz der deutsche Großgrundbesitz nicht nur durch die Intelligenz seiner Wirthschaft, sondern auch durch seine nationale Haltung und durch die Opferwilligkeit, mit welcher er allen Be⸗ strebungen der Regierung auf diesen Gebieten folgt, ausgezeichnet ist. Ich weiß sogar, daß ein Theil dieses Großgrundbesitzes so befestigt in seinem Besitz ist, daß er als eine dauernde Schutzwehr gegen polonisirende Bestrebungen erachtet werden darf. Aber ich frage die deutschen Herren aus der Provinz Posen, die hier im Hause sitzen, ob man diese anerkennende Bemerkung auf die Gesammtmenge unseres deutschen Großgrundbesitzes in der Provinz Posen mit vollem Vertranen be⸗ ziehen kann. Ich glaube, das ist zu verneinen aus sehr begreiflichen Gründen. Ich spreche hier nicht von der augenblicklichen wirthschaft⸗ lichen Nothlage; die ist ja allen Provinzen gemein. Aber ein großer Theil des sogenannten deutschen Großgrundbesitzes der Provinz gehört doch nur mit halber Seele dieser Provinz an. Er ist von außen her hereingekommen; er hat nicht diejenige Befriedigung, wirthschaftlich und sozial, gefunden, welche er erwartet hat, und er befindet sich in einer gewiß auch auf die politische Entwickelung sehr nachtheilig wirken⸗
A — hat Pen tein
9n irgend
einer
Üürüems enen
welche virtlich
eine zweite Täuschung. In den letzten muß, überaus velche sich in Mittelstand
wiederholen, aber
213 ganz
von
mamn „ man in