1887 / 124 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 31 May 1887 18:00:01 GMT) scan diff

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den Regierungs⸗Rath von Uckro zu Schleswig zum Ober⸗Regierungs⸗Rath zu ernennen; sowie

dem Regierungs⸗ und Baurath Karl Wilhelm Eduard von Dülong in Wernigerode, Mitglied des Aufsichtsraths der Berlin⸗Dresdener Eisenbahn⸗Gesellschaft, den Charakter als Geheimer Regierungs⸗Rath, und

dem Bürgermeister Ludowieg in Harburg den Titel als Ober⸗Bürgermeister zu verleihen; ferner

den bisherigen unbesoldeten Beigeordneten der Stadt M.⸗Gladbach, Fabrikbesitzer Theodor Croon daselbst, in Folge der von der dortigen Stadtverordneten⸗Versammlung etroffenen Wiederwahl in gleicher Eigenschaft für eine fernere echsjährige Amtsperiode zu bestätigen.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den Oberpfarrer Niederstadt an St. Katharinen in Brandenburg a. H. zum Superintendenten der Diözese Neu⸗ stadt⸗Brandenburg, Regierungsbezirk Potsdam, zu ernennen.

Ministerium des Königlichen Hauses.

Der Hofkammer⸗Sekretär Alberti ist zum Geheimen expedirenden Sekretär und Kalkulator ernannt worden.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.

Der bisherige kommissarische Kreis⸗Schulinspektor, Seminar⸗

lehrer Ludwig Witt in Zoppot, ist zum Kreis⸗Schulinspektor ernannt worden.

Bei dem Realgymnasium und Gymnasium in Leer ist der Gymnasiallehrer a. D. Dr. Hugo von Kleist als Ober⸗ lehrer angestellt worden. Ministerium des Innern.

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Dem Ober⸗Regierungs⸗Rath von Uckro ist die Stelle als Dirigent der Abtheilung des Innern bei der Regierung in Schleswig übertragen worden.

Nichtamtliches. Deutsches Reich. v“

Preußen. Berlin, 31. Mai. Se. Majestäl de Kaiser und König empfingen vorgestern den Prinzen Anton von Arenberg und nahmen die Meldung des nach Madrid kommandirten Rittmeisters von Bülow vom 2. Garde⸗ Dragoner⸗Regiment entgegen.

Gestern hörten Se. Majestät den Vortrag des Staats⸗ Ministers von Boetticher und hielten das Stiftungsfest des Lehr⸗Infanterie⸗Bataillons im Neuen Palais bei Potsdam in herkömmlicher Weise ab. *

Heute empfingen Se. Majestät der Kaiser den bisherigen württembergischen Geschäftsträger hierselbst, Obersten Grafen von Zeppelin, nahmen militärische Meldungen entgegen und arbeiteten mit dem Chef des Militärkabinets.

Auf dem evangelischen Friedhofe zu Sch. bei Leipzig fand eine kirchliche Beerdigungsfeier unter Mitwirkung des evangelischen Geistlichen statt. Nach Aufstellung des die Leiche enthaltenden Sarges auf den über das offene Grab gelegten Querhölzern trat der amtirende, im Ornat befindliche Geist⸗ liche an den Sarg und nahm daselbst den üblichen Platz zu S der Leiche ein, um im Anschluß an die Einsenkung des Sarges die Einsegnung der Leiche vorzunehmen. Bevor aber der Geistliche diese Einsegnung begann, erhob einer der An⸗ wesenden, K., seine Stimme und hielt unbefugt eine Rede, wo⸗ durch er Unordnung erregte und so eine kurze Zeit lang den Be⸗ ginn der Einsegnung verhinderte. K. wurde von der Strafkammer aus §. 167 Str.⸗G.⸗B. wegen vorsätzlicher Verhinderung einer gottesdienstlichen Verrichtung durch Erregung von Unordnung verurtheilt, und die von ihm eingelegte Re⸗ vision wurde vom Reichsgericht, III. Strafsenat, durch Urtheil vom 3. März d. J. verworfen, indem dieser Gerichts⸗ hof begründend ausführte: „In keinem Fall ist ein Rechts⸗ irrthum darin zu erkennen, wenn der Vorderrichter die kirch⸗ liche Beerdigungsfeier und damit die gottesdienstliche Verrich⸗ tung von dem Augenblick an als begonnen erachtet hat, als nach Aufstellung des die Leiche enthaltenden Sarges auf den über das offene Grab gelegten Querhölzern der amtirende, im Ornat befindliche Geistliche an den Sarg getreten ist, da⸗ selbst den üblichen Platz zu Füßen der Leiche eingenommen und damit die Begräbnißfeierlichkeit eröffnet hat. Das Vor⸗ liegen einer gottesdienstlichen Verrichtung ist nicht von einer aktiven Thätigkeit des dabei betheiligten Geistlichen bedingt und etwa nur auf diejenigen Zeitabschnitte beschränkt, in welchen von diesem ein Akt eigener Thätigkeit vorgenommen wird. Völlig willkürlich aber erscheint es, wenn die Revision von der unter geistlicher Mitwirkung stattfindenden Begräbniß⸗ feierlichkeit den, einen wesentlichen Bestandtheil derselben bil⸗ denden und gleichfalls unter geistlicher Assistenz vor sich gehen⸗ den Akt der Einsenkung des Sarges in die Gruft ausnehmen will. Gehört aber dieser Akt zu der Begräbnißfeierlichkeit selbst, so bildet er auch einen Bestandtheil der gottesdienstlichen Verrichtung.“

Der Königliche Gesandte in Dresden, Graf von Dönhoff, hat einen kurzen Urlaub angetreten. Für die Dauer seiner Abwesenheit fungirt der Legations⸗Sekretär Prinz von Thurn und Taxis als interimistischer Geschäftsträger.

Der General⸗Inspecteur des Militär⸗Erziehungs⸗ und Bildungswesens, General der Infanterie von Strubberg, hat eine Dienstreise nach Metz und Oranienstein angetreten, desgleichen der General⸗Inspecteur der Fuß⸗Artillerie, General⸗ Lieutenant Roerdansz, zur Besichtigung des Königlich Sächsischen Fuß⸗Artillerie Regiments Nr. 12, nach Wahn.

Der General⸗Inspecteur der Feld⸗Artillerie, General der Infanterie von Voigts⸗Rhetz, hat sich mit mehr⸗ wöchentlichem Urlaub nach Sylt begeben und wird demnächst seine diesjährigen Besichtigungsreisen antreten.

S. M. Kanonenboot „Iltis“, Kommandant Kapitän⸗ Lieutenant von Eickstedt, ist am 28⸗ Mai cr. in Port Said eingetroffen.

Potsdam, 30. Mai. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser und a trafen heute Vormittag 11 ½ Uhr mittelst Extrazuges auf der Station Wildpark zum Stiftungs⸗ fest des Lehr⸗Infanterie⸗Bataillons ein und begaben Sich von dort nach dem Neuen Palais. Dem Fest wohnten bei: Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin nebst Prinzessinnen Töchtern, Königlichen Hoheiten, Ihre Königlichen Hoheiten die Großherzogin von Baden, der Prinz und die Prinzessin Wilhelm, Se. Hoheit der Erb⸗ prinz und Ihre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Sachsen⸗Meiningen, Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold, Ihre Hoheiten der Herzog und die Johann Albrecht von Mecklenburg⸗Schwerin, die Prinzen von Hohenzollern, der Prinz Komatsu von Japan und der Chef der Admiralität, General⸗Lieutenant von Caprivyi. Um 12 Uhr fand Gottesdienst statt, welcher von dem Hofprediger D. Rogge abgehalten wurde. Nach demselben schritten Se. Majestät der Kaiser die Front des Bataillons ab, und hierauf folgte der Parademarsch des Bataillons. Beim Speisen der Mann⸗ schaften unter den Colonnaden brachten Se. Majestät der Kaiser einen Toast auf die Armee und der kommandirende General von Pape das Hoch auf Se. Majestät den Kaiser aus.

Sachsen. Dresden, 28. Mai. (Dr. J.) Die Prinzen Johann Georg, Max und Albert sind heute Vor⸗ mittag nach Sibyllenort gereist.

Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 28. Mai. (M. Anz.) Laut Privatnachricht vom 27. d. M. über das Befinden des Herzogs Paul Friedrich war der hohe Patient zwar sehr schwach, hatte jedoch etwas Schlaf, und der Zustand Sr. Hoheit war nicht hoffnungslos.

Lippe. Detmold, 27. Mai. (Hann. Cour.) Der Landtag fuhr heute in der Berathung über die Land⸗ gemeindeordnung fort und erledigte die §§. 12 bis 46 in erster Lesung. §. 21 wurde auf Antrag Schemmel's dahin abgeändert, da für Gemeinden bis zu 800 Seelen 6, darüber 12 Mitglieder in den Gemeinderath ge⸗ wählt werden, während die Regierung 12 verlangt. Ein heftiger Kampf entbrannte über den §. 46 der Vorlage. Der Abg. Riekehof wünschte den Vorstand der Gemeinde nur aus dem Vorsteher gebildet, während der Abg. Asemissen mehrere Beigeordnete dem Vorsteher zugetheilt wünscht“. Mit einer Stimme Minorität wurde schließlich der Antrag Rieke⸗ hof's abgelehnt. Der Paragraph behält also in erster Lesung die Fassung der Regierungsvorlage.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 28. Mai. (Wien. Abdp.) Das Abgeordnetenhaus hat gestern das Gesetz über die Lokalbahnen nach kurzer Debatte in zweiter und dritter Lesung genehmigt. 1 .

Im Herrenhause wurde der Gesetzentwurf, betreffend die nachträgliche Ausgleichung des Mehrerfordernisses bei den Staatsbahnen, in zustimmendem Sinne erledigt.

Pest, 27. Mai. (Wien. Ztg.) Das „Amtsblatt“ publizirt heute ein an sämmtliche Jurisdiktionen und zur selbstän⸗ digen Ablegaten⸗Entsendung berechtigten Städte gerichtetes Königliches Reskript, welches den ungarischen Reichs⸗ tag auf den 26. September nach Pest einberuft.

Belgien. Brüssel, 29. Mai. (W. T. B.) Der Kongren der Progressisten, der eine Revision der Ver⸗ fassung, betreffkend Aenderung des Wahlrechts, anstrebt, ist heute Vormittag eröffnet worden. Derselbe lehnte mit 317 gegen 127 Stimmen das allgemeine Stimmrecht ab und nahm mit 379 gegen 45 Stimmen eine Resolution an, nach welcher das Stimmrecht allen Bürgern zu verleihen wäre, welche des Lesens und Schreibens kundig sind.

An den Eingängen zur Maison du peuple drängten sich heute Abend große Menschenmassen. Die Polizei nahm einige Verhaftungen vor.

30. Mai. (W. T. B.) Der gestrige Abend und die Nacht sind in allen Ortschaften, in welchen die Arbeiter striken, ohne Störung der öffentlichen Ruhe verlaufen. Die Strikenden in dem Distrikt von Charleroi werden eine Deputation an den König senden, um demselben ihre Beschwerden vorzutragen.

Die Versammlung der Progressisten hat heute verhandelt über den obligatorischen Unterricht, die Regelung der Kinderarbeit, die Reform der Steuern, die Organisation einer Arbeiterbörse und die Verantwortlichkeit der Arbeitgeber bei Unglücksfällen ihrer Arbeiter. Die Versammlung sprach sich ferner zu Gunsten des Erlasses einer Amnestie aus.

31. Mai. (W. T. B.) Das hiesige Syndikat der Mechaniker hat beschlossen, die Arbeit einzustellen. In St. Vaast (Bassin du Centre) zersprengten Gendarmen die Strikenden, von denen einer schwer verwundet wurde. Heute Morgen ist in mehreren Kohlengruben des Bo⸗ rinage die Arbeit wieder aufgenommen worden.

Lüttich, 29. Mai, Abends. (W. T. B.) In einer heute hier abgehaltenen, stark besuchten Arbeiterversamm⸗ lung wurden Beschlüsse gefaßt, in denen das allgemeine Stimmrecht, Amnestie und die Zurückziehung des Gesetz⸗ entwurfs, betreffend die Eingangszölle auf Fleisch, verlangt werden.

31. Mai. (W. T. B.) Im Bassin von Séraing ist der Strike im Nachlassen. Während am Sonnabend noch 1300 feiernde Arbeiter gezählt wurden, hat sich heute deren Zahl bis auf 800 reduzirt.

Großbritannien und Irland. 26. Mai. (R. B.) Lord Lansdowne, welcher heute Morgen von Toronto abfuhr, kam heute Abend hier an, nachdem er auf verschiedenen Stationen der Route eine herzliche Aufnahme ge⸗ funden. Das Unterhaus vertagte sich aus diesem Anlaß, und die Abgeordneten verbanden sich mit den Bürgern Ottawas, um eine großartige Kundgebung zu Gunsten des heimkehrenden General⸗Gouverneurs zu veranstalten. Eine Abtheilung von 300 berittenen Bürgern

ab ihm das Geleit, und in der beflaggten und bekränzten

tadt waren mehrere Triumphbögen errichtet mit der Inschrift: „Willkommen daheim!“ Auf dem Cartier⸗Platze wurde Lord Lansdowne von 2000 Kindern, dem Bürgermeister Stewart und dem Stadtrath empfangen, welcher ihm eine Willkommens⸗ Adresse überreichte. Ein bejahrter katholischer Geistlicher ver⸗ las darauf ein Begrüßungsgedicht und sagte, daß alle, so⸗ wohl die englischen, wie die französisch redenden Canadier durch

die Kundgebung einen beredten Protest gegen den Versuch

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Ottawa (Canada),

erheben wollten, die Streitigkeiten der alten Welt n 8 hinüber zu verpflanzen. Die Kundgebung war eine der zaih artigsten, welche die Hauptstadt von Canada je erlebt ha5

Frankreich. Paris, 28. Mai. (W. T. B. heutigen Sitzung der Setinbet vnnh de mehrere Abgeordnete die Vertagung der Kammer bis Die 85 der Antrag' wurde aber abgelehnt. Die Kammer beschänag⸗ sich sodann mit Gesetzvorlagen lokaler Natur. füge

Der Senat genehmigte den bereits von der Deputirten kammer angenommenen Antrag auf Bewilligung von 200 nte-. für die Hinterbliebenen der bei dem Brande 8 Komischen Oper Verunglückten. der

Die drei republikanischen Gruppen des erklärten sich mit der Vorstellung ihrer resp. denten bei dem Präsidenten Grévy in langer's einverstanden. Die äußerste Linte der Deputirtenkammer beschloß, bis zur Beendigung der Ministerkrisis täglich Sitzungen abzuhalten. Der dieser Grunn⸗ angehörige Abgeordnete Labordére erklärte: es müsse jedes 68 radikalen Ideen feindliche Kabinet bekämpft werden, um 55 Zweideutigkeit vor dem Lande zu zerstreuen. 8

29. Mai. (W. T. B.) Der General⸗Resident . . . 7 2 Il in Tongking, Bihourd, berichtet dem Minister des Aeußern aus Hanoi, daß der Gesundheitszustand der Trur⸗ pen in Tongking durchaus zufriedenstellend sei, und daß die sonst umlaufenden beunruhigenden Nachrichten bezüg⸗ lich Tongkings jeder Begründung entbehrten.

Anläßlich des Jahrestages des Falls der Komn⸗ mune fanden heute auf dem Poère la Chaise bei 88 Gräbern der Kommunarden Kundgebungen statt; es kan dabei zu einem Handgemenge mit der Polizei, welche 5 Per⸗ sonen verhaftete.

30. Mai. (W. T. B.) General Ferron, Comman⸗ deur der 13. Division und ehemaliger Generalstabs Chef unten dem Ministerium Gambetta, hat den Posten des Kriegs⸗ Ministers angenommen. Saussier soll das Portefeuile des Krieges abgelehnt haben, weil er verlangt habe, daß der von Boulanger eingebrachte Militär⸗Gesetzentwurf zurück⸗ gezogen würde.

„— 30. Mai, Abends. (W. T. B.) Das neue Ministerium ist nunmehr definitiv wie folgt gebildet: Rouvier, Präsidium, Finanzen, Posten und Telegraphen, Fallieres Inneres, Flourens Auswärtiges, Spuller Unterricht, Mazeau Justiz, Ferron Krieg, Barbey Marine, de Heredir öffentliche Arbeiten, d'Autresme Handel, Barbe Ackerbau.

31. Mai. (W. T. B.) Das „Journal offitciel“ veröffentlicht das neue Kabinet in der bereits gemeldeten Zusammensetzung. Dem Vernehmen nach wird die in den Kammern zu verlesende ministerielle Erklärung sehr kurz gehalten sein und sich darauf beschränken, die Schwierig⸗ keiten aufzuzählen, denen die Bildung des neuen Kabinets be⸗ gegnete, sowie die Nothwendigkeit einer Finanzreform und die Herbeiführung von Ersparungen zu betonen. Außerdem wind die Vorlage eines neuen, dem Votum der Kammer ent⸗ sprechenden Budgets in Aussicht gestellt und gleichzeitig an⸗ gekündigt, daß in Bezug auf die Berathung der Militär⸗ vorlagen die von der Kammer beschlossene Reihenfolge innegehalten werden soll. Auch wird ausdrücklich hervor⸗ gehoben werden, daß das Kabinet entschlossen sei, zurückzu⸗ treten, falls es nicht die Mehrheit der republikanischen Stimmen erhalten sollte.

31. Mai. (W. T. B.) Der bisherige Kriegs⸗Minister General Boulanger hat einen Tagesbefehl erlassen, in welchem er allen denjenigen dankt, die ihn unterstütt haben, die Mittel der Landesvertheidigung zu ihrer vollen Höhe zu entwickeln, und die Bewahrung der Treue für Gesetz und Verfassung zur dringenden Pflicht macht. Er werde der Erste sein, das Beispiel für diese doppelte militärische wie republikanische Disziplin zu geben.

Die radikale Linke wird heute Mittag zusammen⸗ treten, um den Wortlaut einer Interpellation über die allgemeine Politik des neuen Kabinets festzustellen Die republikanischen gemäßigten Blätter sprechen sich in wohlwollendem Sinne für das neue Kabinet aus, ebenso de monarchistischen; dagegen beobachtet die radikale Presse eine direkt feindliche Haltung.

Italien. Rom, 28. Mai. (W. T. B.) Dem „Popol⸗ Romano“ zufolge beschloß die Finanz⸗Kommission, nat⸗ dem der Bericht Luzzatti's über den Zolltarif verlesen worden, an den Minister des Auswärtigen eine Inter⸗ pellation zu richten: ob es angezeigt wäre, die Handelt⸗ verträge mit der Schweiz und Deutschland im Jun⸗ resp. Juli zu kündigen, damit Italien in zukünftige Verhand⸗ lungen mit voller Tariffreiheit eintreten könne.

28. Mai, Nachts. (W. T. B.) Die Deputirten⸗ kammer genehmigte heute in geheimer Abstimmung mit großer Majorität die Armee⸗Gesetzentwürfe und begann alsdann die Berathung über die Marine Entwürfe. Chiaves richtete eine Interpellation ar die Regierung: ob irgend eine auswärtige Macht über die an der Küste von Massovah verhängte Blockade E klärungen abgegeben habe. Bonghi fragte an, ob die Regierumg genaue Informationen über das französisch⸗englische Abkommen, betreffend die Abgrenzung des Gebietes zwischen Obock und Zeilah, besitze. In Beantwortung der ersteren Interpellation theilte der Minister⸗Präsiden! Depretis mit: die Vertreter Italiens im Auslande hätten unter dem 1. Mai die Weisung erhalten, die gegen Abessinien verhängte Blockade den Regierungen, bei denen sie beglaubigt sind, zu notifiziren. Die Türkei habe in freundschaftliche Weise den Wunsch ausgesprochen, ihr die Notifikatior⸗ nicht schriftlich zu übermitteln. Die Regierung habe dem 8u gestimmt und der Türkei Erklärungen über den Charakter de Blockade abgegeben. Hierauf seien keine weiteren Bemerkungen erfolgt. Allen anderen Mächten sei die Blockade schriftlics notifizirt worden; bisher seien von keiner derselben Bemer⸗ kungen oder Vorbehalte gemacht worden.

Griechenland. Athen, 29. Mai. (W. T. B.) Deh Revisions⸗Gerichtshof verwarf das Urtheil des Kriegsgerichts wider die Offiziere, welche der De sertion bei der vorjährigen Truppenzusammenziehung an der türkischen Grenze angeklagt waren, und überwies die Ver handlung einem anderen Gerichtshofe.

Türkei. Konstantinopel, 28. Mai. (W. T. B. Ein Telegramm des „Reuter'schen Bureaus“ meldet: Sämmt liche Zusatzbestimmungen zu der englisch⸗türkischer

Senatz Betreff Bou⸗

Konvention in Betreff Egyptens sind festgestellt und

höhere, ethischere Auffassung vom Berr

te von Drummond Wolff und den ottomanischen belegirten unterzeichnet worden. sch

Bulgarien. Sofia, 28. Mai. (W. T. B.) Die Regenten, welche im Laufe des heutigen Tages die Minister und einige Vertreter der Mächte empfangen haben, sollen sich sehr befriedigt über die Stimmung der Bevölkerung geäußert haben, welche mit Vertrauen der durch die Initiative der Pforte angebahnten Lösung der bulgarischen Frage entgegensehe.

Rußzland und Polen. St. Petersburg, 31. Mai. reproduzirt die letzte von der Türkei an die Mächte ge⸗ richtete Cirkularnote und sagt: die Aufnahme, welche die Note bei den Kabinetten finde, sei noch nicht bekannt. Rußlands hinlänglich bekannte und genügend motivirte Weigerung, mit der gegenwärtigen bulgarischen Regentschaft zu ver⸗ handeln, könne durch die erwähnte Cirkularnote in keiner Weise geändert werden.

General Bogdanowitsch, attachirt dem Ministerium des Innern und à la suite der Armee, ist seines Amtes ent⸗ hoben worden.

Zeitungsstimmen.

Zur parlamentarischen Situation äußert die „National⸗ liberale Correspondenz“:

„Der Reichstag hat nunmehr seine Pfingstferien angetreten, um nach dem Fest noch zu einer Nachsession zusammenzukommen, die sich Angesichts der vorgerückten Jahreszeit und der herrschenden Ermüdung hoffentlich nicht mehr allzu lange ausdehnen wird. Der letzte Theil der Session wird vorzugsweise der Erledigung der beiden Steuervor⸗ lagen gewidmet sein. Die Branntweinsteuer⸗Kommission hat (mit Ausnahme der Frage der Nachsteuer) ihre Arbeiten beendigt, und das Ergebniß der Kommissionsberathung läßt mit höchster Wahrscheinlich⸗ keit voraussehen, daß das Gesetz mit großer Mehrheit zu Stande kommt Auch für die Zuckersteuer⸗Vorlage hat die erste Lesung im Plenum günstige Aussichten eröffnet. Von konfervativer und nationalliberaler Seite wurde der Gesetzentwurf als eine geeignete Grundlage der Verständigung anerkannt. Auch beim Centrum, welches in dieser Berathung vollständig schwieg, wird man Neigung zur Verständigung auf der Basis der Vorlage voraus⸗ setzen dürfen. Es eröffnet sich sonach die Aussicht, daß die Steuer⸗ reform mit Zustimmung einer überwältigenden Mehrheit zu Stande kommt, daß nur die Deutschfreisinnigen und einige andere kleine Gruppen in der Opposition stehen. Es wäre ein außerordentlicher Erfolg und würde der gegnerischen Agitation von vornherein allen Boden entziehen, wenn die finanzielle Befestigung des Reichs nicht blos mit einer knappen Mehrheit, sondern mit nahezu allgemeiner Zustimmung zu Stande käme. Was von den zahlreichen und wich⸗ tigen sonstigen Vorlagen, die in den Kommissionen erledigt sind oder sich in anderen Stadien der Berathung befinden, nach Pfingsten noch unter Dach gebracht werden kann, läßt sich noch nicht übersehen.“

Das „Bromberger Tageblatt“ schreibt:

Die Widerstandskraft des Reichstages“ so klagt ein demo⸗ kratisches Blatt „ist gebrochen.“ Richtiger muß es heißen: die Volksvertretung ist glücklicherweise der unfruchtbaren Kampfeslust überdrüssig geworden, und sie besinnt sich auf ihren eigentlichen Beruf, in gemeinsamer Arbeit mit der Regierung das Wohl des Landes zu fördern. Dieser Wandel ist der natürliche Rückschlag der Erfahrungen, welche wir mit den früheren Reichstagen gemacht haben. Er ist aber auch zu einem Theil eine Folge des kirchenpolitischen Friedensschlusses. Wir sahen das Centrum jetzt bei der 172 Millionen⸗Anleihe wie in der Branntweinsteuer⸗Kommission unter den eifrigsten Vertheidigern der dem Reichstage gemachten Vorlagen. Wenn etwas die Kirchen⸗ politik rechtfertigt, so ist es diese Aenderung in der Haltung des Centrums. Ihr letztes Ziel war, die Hindernisse zu beseitigen, welche sich der inneren Erstarkung des Reiches entgegenstellten. Die Rech⸗ nung war, wie schon jetzt zu bemerken, richtig. Und so dürfen wir mit Zuversicht der weiteren Entwickelung des parlamentarischen Lebens wie des Reichs entgegensehen.“

Das „Posener Tageblatt“ erörtert die Ergeb⸗ nisse der parlamentarischen Arbeiten auf steuerreformatorischem Gebiete und bemerkt darüber:

“Die geheimen Wünsche der Opposition, daß dem Einverständ⸗ niß der nationalen Reichstagsmehrheit in seiner praktischen Bethäti⸗ gung von Fall zu Fall kein langes Dasein blühen werde, sind bis jetzt nicht in Erfüllung gegangen. An Versuchen, das Mißtrauen der Verbündeten gegeneinander rege zu machen, hat es ja nicht gefehlt, und namentlich war es der nationalliberale Flügel, der um jeden Preis dem Kartell mit den konservativen Parteien abspenstig gemacht werden sollte. Aber es hat sich gezeigt, daß die realen Thatsachen doch stärker sind, als alle etwa hier oder da vorhandenen subjektiven Velleitäten: das Kartell der nationalen Parteien beruht eben auf einer dauerhafteren Grundlage, als auf wechselnden Augenblickskonjunkturen. So wie es ist, stellt es nur die parlamentarische Verkörperung des Willens der Wählerschaften dar. Letztere haben sich überzeugt, daß die Reichsregierung von dem redlichsten Willen für das Beste des deutschen Volkes erfüllt ist, daß dieser Wille durch die konsequente Opposition der früheren Reichstagsmehrheit lahmgelegt wurde, und haben durch ihr Votum bei den jüngsten Reichstags⸗ neuwahlen darthun wollen, wie es ihnen vor Allem darauf ankomme, daß der Reichstag mit der Reichsregierung gemeinsam Hand ans Werk lege, in der stillschweigenden Annahme, daß Meinungsverschieden⸗ heiten über Mittel und Wege zum Ziel, die ja unvermeidlich sind, das gute Einvernehmen zwischen den beiden Faktoren nicht ernstlich gefährden werden, so lange man in der Hauptsache Eines Sinnes ist.“

Die „Schlesische Zeitung“ sagt zum Schluß eines Artikels über das Pfingstfest: .. Wenn heute die vor zwanzig Jahren als Grundsäule der Freiheit und des irdischen Glückes gefeierten Prinzipien der Frei⸗ handelsschule ihre Geltung verloren haben, wenn eine diametral ent⸗ gegengesetzte Strömung für unsere sozialen und wirthschaftlichen Verhältnisse bestimmend geworden ist, so ist dies nicht etwa auf eine im Schooße der Freihandelspartei selbst gereifte bessere Erkenntniß, sondern auf die zwingende Macht materieller Interessen zurück⸗ zuführen. Unentwegt wie an allem, was die Entfesselung der wirthschaftlichen Kraft anlangte, hielten die damals noch die große Mehrheit unserer Parlamente bildenden manchesterlichen Parteien auch an ihrer jeden Schutzzoll verwerfenden Handelspolitit fest. Als sie 1876, in einer Zeit schwerster wirthschaftlicher Noth, hartnäckig auf der Beseitigung des letzten mäßigen Eisenzolls bestanden und es in⸗ folge dessen dahin kam, daß große gewerbliche Anlagen ihren Betrieb einstellen und zahllose Hände, die bis dahin noch ein kärgliches Brot erworben hatten, feiern mußten, nahm Fürst Bismarck die bedrängte Industrie in seinen Schutz. Es gelang ihm, deren Interessen mit denen der Landwirthschaft wenigstens zeitweise zu versöhnen, die konservative Partei plötzlich vom Freihandel zum Schutzzoll zu be⸗ kehren und diesen zum Siege zu führen. Schritt für Schritt wurde dem Manchesterthum der Boden entzogen, und heute hat dasselbe voll⸗ ständig bankerott gemacht. Die kleine Schaar sogenannter Deutsch⸗ freisinniger, welche es als Vertreter in unserem Parlament noch auf⸗ weist, hat nichts zu bedeuten 1 .GSGanz unstreitig haben wir im Laufe eines Jahrzehnts auf sozialem und wirthschaftlichem Gebiete belangreiche Fortschritte ge⸗ macht. Durch eine Reihe legislatorischer Akte, in denen sich eine

die schwersten der Fehler, welche vor zwanzig Jahren begangen wur⸗ den, beglichen. Den Umsturzparteien gegenüber ist die staatliche Autorität wieder zu der ihr gebührenden Geltung gelangt. Durch die herrliche Kaiserliche Botschaft vom Herbst 1881, welche auf die Pflichten des christlichen Staats hinwies, ist ein neuer großer Gedanke in das politische Leben hineingetragen worden, und dieser Gedanke hat bereits segensreiche Früchte gezeitigt....

Die „Berliner Ies.. berichtet: „Die Geschäftslage unserer Weberei⸗Industrie ist im Augenblick eine ungleichmäßige. Während viele Betriebe mit Aufträgen für längere Zeit reichlich versehen sind, haben andere weniger zu thun, obgleich von einem Mangel an Beschäftigung glücklicher Weise nicht die Rede sein kann. Der starke Konsum der Vereinigten Staaten hat für viele Distrikte eine Vermehrung der Thätigkeit veranlaßt. Wir haben es hier nicht mit einem vorübergehenden Aufschwung zu thun, sondern mit einer lange vorbereiteten Vermehrung des Bedarfs, welche durch mächtige Faktoren begründet ist und gerade auf unsere Weberei⸗Industrie den günstigsten Eindruck ausübt, weil deren Erzeugnisse sich vor denen konkurrirender Industriestaaten am ersten durch Billigkeit und angemessene Beschaffenheit auszeichnen. Auch in den südameri⸗ kanischen Staaten beginnen die Vorzüge deutscher Waaren allgemein bekannt zu werden. Es hat langer Zeit bedurft, um dem französischen Fabrikat, welches seit einer Reihe von Jahren die Allein⸗ herrschaft in den eben genannten Staaten besaß, beizukommen; endlich ist dies gelungen, nicht zum Wenigsten durch Pariser Kommissions⸗ häuser selbst, welche deutsche Waare seit vielen Jahren unter franzö⸗ sischer Marke dort binsandten; seitdem aber Hamburger Exporteure und direkte Vertreter unserer Fabrikanten es sich zur Aufgabe ge⸗ macht haben, das deutsche Fabrikat, welchem der Boden bereits ge⸗ ebnet war, dort immermehr einzuführen, haben wir uns ein Absatz⸗ gebiet geschaffen, welches für die Zukunft die größten Chancen bietet Erst vor Kurzem hat ein hiesiges Haus der Weberei⸗Industrie, welches einen direkten Vertreter nach Mexiko entsandt hat, die besten Erfolge erzielt; dort, wo fast nur französische Waare bekannt war, ist das deutsche Fabrikat in bevorzugter Weise aufgenommen worden, so daß sich die Firma entschlossen hat, ihren Vertreter regelmäßig nach Mexiko zu entsenden. Wir haben ferner über eine Zunahme unserer Ausfuhr nach Ost⸗Asien zu berichten, welche sich durch verschiedene große, unserer Weberei⸗Industrie zugekommene Aufträge bemerkbar macht; nicht zum mindesten verdanken wir diesen Erfolg unseren subventionirten Dampferlinien. England hat seit Beginn dieses Jahres einen größeren Konsum für deutsche Erzeugniss der Weberei⸗Industrie gezeigt, als dieses in den letzten fünf Jahren der Fall gewesen. Auf dem Continente dürfte, wenn auch kein Rück⸗ schritt, so doch eine Stagnation im Bezuge deutscher Weberei⸗ Erzeugnisse stattgefunden haben. Das Geschäft in Deutschland hat seinen regelmäßigen Verlauf genommen; daß das inländische Geschäft sich bis jetzt vergrößert hat, wird von keiner Seite behauptet. Die Aussichten für die Herbstsaison sind bis jetzt fast durchgehends günstige, und wir hoffen, bei friedlicher Entwickelung unserer politischen Verhältnisse, von einer bedeutenden und rationellen Ver⸗ mehrung unseres Absatzes mit Sicherheit in Bälde berichten zu können.

Statistische Nachrichten.

Nach den „Aktenstücken des zwanzigsten hanno⸗ verschen Provinzial⸗Landtages“ weist der Haushalts⸗Etat des Provinzialverbandes von Hannover für das Jahr vom 1. Januar bis 31. Dezember 1887 an Einnahme 5 188 724 (gegen 1886 20 339 ℳ) und an Ausgabe 5 181 412 (— 25 102 ℳ) auf, so daß sich für 1887 ein Ueberschuß von 7312 ergiebt, während derselbe für 1886 2549 betrug. In Vergleichung des Einnahme⸗ Etats für das gegenwärtige Kalenderjahr mit dem für das Vorjahr sind die Pos.: I. (Ueberschuß aus den Vorjahren), II. (Restituenda ex monitis), III. (Rückstände aus Vorjahren), IV. (das feststehende Ordinarium) und VIII. (Erstattungen aus den Viehseuchenfonds) un⸗ verändert. Mehreinnahmen finden sich an den Pos.: IX. (Aufkünfte von den Chausseen) mit 5000 und X. (Insgemein) mit 10 000 ℳ, zusammen 15 000 ℳ; Mindereinnahmen in den Pos. V. (Zuschuß zu den Kosten der Zwangserziehung verwahrloster Kinder) mit 3000 ℳ, VI. (an Zinsen) mit 13 750 und VII. (Landarmen⸗ und Korri⸗ gendenwesen) mit 18 589 ℳ, zusammen 35 339 Gegen das Vorjahr sind beim Ausgabe⸗Etat gleich geblieben die Pos. I. (Com- pensanda ex monitis), II. (Rückstände aus Vorjahren), IV. (Kosten der einzelnen Landschaften), V. (Unterhaltung und Ergänzung der Pro⸗ vinzialbibliothek), VI. (Für Kunst und Wissenschaft), XI. (Blinden⸗ anstalt zu Hannover), XII. (Idiotenanstalt zu Langenhagen), XIV. (Für das jüdische Schul⸗ und Synagogenwesen, zur Vertheilung durch den Provinzialausschuß), XX. (Reservefonds für bevorstehende Bauten), XXI. (Zur Dotation der Kreisverbände), XXV. (An den Viehseuchen⸗ fonds) und XXVI (Für Unterhaltung des Ständehauses und zur Be⸗ streitung der auf demselben ruhenden öffentlichen Lasten). Mehr⸗ ausgaben enthalten die Pos. III. (Behufs des Provinzial⸗Landtags, des Provinzialausschusses, des Provinzialraths und des Landesdirekto⸗ riums) mit 2305 ℳ, IX.(Hebammenlehranstalten) mit 2782 ℳ, XVII. (Für Chausseen, Landstraßen und Gemeindewege) mit 9905 ℳ, XVIII. (Behufs Bildung eines Fonds für Zuschüsse zu Landesmeliorationen) mit 922 und XXIII. (An den Aufforstungs⸗Darlehnsfonds) mit 580 ℳ, zusammen 16 494 ℳ; Minderausgaben die Pos. VII. (Irrenanstalten) mit 3767 ℳ, VIII. (Taubstummen⸗Anstalten) mit 4590 ℳ, X. (Land⸗ wirthschaftliche Lehranstalten) mit 114 ℳ, XIII. (Rettungsanstalten, zur Vertheilung durch den Provinzial⸗Ausschuß) mit 2000 ℳ, XV. (Beihülfen an milde Stiftungen, gemeinnützige und wohlthätige Anstalten, sowie an Hülfsbedürftige) mit 622 ℳ, Zwangserziehung verwahrloster Kinder) mit 6000 ℳ, XIX. (Pensions⸗ fonds) mit 1388 ℳ, XXII. (An den Aufforstungsfonds) mit 3633 ℳ, XXIV. (Für das Landarmen⸗ und Korrigendenwesen) mit 18 589 und XXVII. (Insgemein) mit 1053 ℳ, zusammen 41 596

Dem „Bericht über das Veterinärwesen im Königreich Sachsen für das Jahr 1885“ entnehmen wir folgende Angaben über die Fleischschau: In den Schlachthäusern des Dresdener Central⸗Schlachthofes wurden im Jahre 1885 ge⸗ schlachtet 14 040 Rinder, 43 142 Schweine, 30 783 Kälber, 20 773 Hammel. Im Vergleich zu Berlin ist die Zahl der geschlachteten Kälber verhältnißmäßig hoch, die der übrigen Schlachtthiere etwa den Bevölkerungszahlen der beiden Städte entsprechend; im Vergleich zu München ist die Zahl der geschlachteten Hammel relativ gleich hoch, die der übrigen Schlachtthiere dagegen erheblich geringer. Von den Rindern wurden 213 oder 1,5 % tuberkulös befunden; jedoch sind nur 2 wegen allgemeiner Tuberkulose als ungenießbar bezeichnet und vernichtet worden. Von den übrigen konnte das Fleisch nach Be⸗ seitigung der tuberkulösen Organe zum menschlichen Genusse verkauft werden. Von den im Bereiche des Stadtgebiets Dresden untersuchten Schweinen wurden 9 Stück trichinös, 39 finnig und 19 tuberkulös befunden. Wie nothwendig eine Untersuchung des von aus⸗ wärts eingeführten Fleisches ist, erhellt aus fol⸗ genden Angaben. Etz wurden an frischem Fleisch (das zum Theil nothgeschlachteten Thieren entstammte) aus der Umgebung von Dresden in die Stadt eingebracht 133 331 kg Rindfleisch, 95 838 kg Schweinefleisch, 81 839 kg Kalb⸗ und Hammelfleisch. Aus Oesterreich⸗Ungarn wurden allein über Bodenbach und Tetschen, trotz der fast sieben Monate währenden Sperre, in das Königreich Sachsen 594 333 Schweine in 496 Transporten eingeführt und veterinär⸗ polizeilich untersucht, wobei 4 Transporte mit 320 Schweinen wegen Maul⸗ und Klauenseuche zurückgewiesen werden mußten. 1

In Nr. 385 der „Mittheilungen der Großherzoglich hessischen Centralstelle für die Landesstatistik“ findet sich eine Uebersicht über die ortsanwesende Bevölkerung des Großherzogthums Hessen nach dem Religionsbekenntniß am 1. Dezember 1885. Nach derselben waren von 956 611 Einwohnern: 643 939 oder 67,32 % Evangelische, 278 440 oder 29,10 % Katholiken, 3824 oder 0,40 % Frei⸗Protestanten, 2986 oder 0 31 % Deutsch⸗Katholiken bezw. Freireligiöse, 955 oder 0,10 % Mennoniten bezw. Baptisten,

XVI. (Für die

Verlage erscheinen

1“ 11“ 8 ““ u“ 26 114 oder 2,73 % Israeliten und oder 0,04 % anderen ligionsbekenntnisses beiw. mit unbestimmter Angabe desselben bezw. ohne Angabe der Religion, worunter 10 Griechisch⸗Katholische, 24 Apostolisch⸗Katholische, 23 Mitglieder der Brüderversammlung bezw. Brüdergemeinde, 23 Methodisten, 43 Dissidenten, 1 Congreg. Chapel, 1 Quäker, 9 Christliche ohre nähere Bezeichnung, 58 Kon⸗

fessionslose, 64 mit unbestimmter Angabe des Religionsbekenntnisses

und 97 Personen ohne Angabe der Religion. In der Provinz Star⸗ kenburg waren von 402 378 Einwohnern: 274 248 Evangelische, 116 974 Katholiken, 26 Frei⸗Protestanten, 1390 Deutsch⸗Katholiken bezw. Freireligiöse, 86 Mennoniten bezw. Baptisten, 9516 Israeliten und 138 anderen Religionsbekenntnisses bezw. mit unbestimmter Angabe desselben bezw. ohne Angabe der Religion; in der Provinz Ober⸗ hessen von 263 044 Einwohnern: 236 221 Evangelische, 19 152 Katholiken, 4 Frei⸗Protestanten, 22 Deutsch⸗Katholiken bezw. Frei⸗ religiöse, 159 Mennoniten bezw. Baptisten, 7438 IJsraeliten und 48 anderen Religionsbekenntnisses bezw mit unbestimmter Angabe des⸗ selben bezw. ohne Angabe der Religion; in der Provinz Rheinhessen von 291 189 Einwohnern: 133 470 Evangelische, 142 314 Katholiken,

3794 Frei⸗Protestanten, 1574 Deutsch⸗Katholiken bezw. Freireligiöse,

710 Mennoniten bezw. Baptisten, 9160 Israeliten und 167 anderen Religionsbekenntnisses bezw. mit unbestimmter Angabe desselben bezw ohne Angabe der Religion.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Dem Dr. Oscar Borchardt, Verfasser der „Handels⸗ gesetze des Erdballs“ (Bd. I—V in R. von Decker's Verlag, G. Schenck, hierselbst), ist anläßlich dieses Werkes von dem König von Württemberg die „Große goldene Medaille für Wissenschaft und Kunst, am Bande des Ordens der Württembergischen Krone“ verliehen worden.

—.Bau⸗und Kunstgewerbe⸗Zeitung für das Deutsche Reich.“ Unter diesem Titel erscheint bereits im zweiten Jahrgange eine Zeitschrift, welche sich zum Ziel gesetzt hat, die Interessen der genannten Gewerbszweige in technischer sowohl wie in künst⸗ lerischer Hinsicht zu fördern, und, wie die stattliche Reihe der vor⸗ liegenden Nummern und der stetig wachsende Leserkreis des Blattes darthun, diesem Ziele mit Glück und Erfolg zustrebt. Der an mannigfaltigen fachlichen und technischen wie künstlerischen und kunstästhetischen Beiträgen gleich reichhaltige Text erhält durch eine große Anzahl beigelegter, vorzüglich ausgeführter Licht⸗ druckblätter noch eine sehr willkommene Zugabe, die der Zeit⸗ schrift auch bereits in Laienkreisen viele Freunde erworben hat. Diese Beilagen zeigen Ansichten und Grundrisse von modernen Pracht⸗ bauten: Wohnhäusern, öffentlichen Gebäuden nebst Details, Erb⸗ begräbnißbauten, in Berlin, Magdeburg, Dresden, Leipzig, Buenos Aires ꝛc., dann u. A. auch in mehreren Blättern das prachtvolle Ideol⸗Projekt für ein deutsches Künstlerhaus nebst Werkstatt in Rom (entworfen vom Architekten Bernhard Sehring in Berlin), Aufnahmen vortrefflicher moderner Bildwerke, wie der Gruppe des Spartacus, vom Bildhauer Michael Lock hierselbst (welche auf der Jubiläums⸗Kunstausstellung mit einer ehrenvollen Erwähnung aus⸗ gezeichnet worden ist), und des vor einer Schlange erschrecken⸗ den Faun, vom Bildhauer Max Landsberg hierselbst, ꝛc. ꝛc. Blätter werden gesammelt den Abonnenten ein schönes Album modernen künstlerischen, bau⸗ und kunstgewerblichen Schaffens darbieten. Von den textlichen Beiträgen des Blattes mögen die Inhaltsangaben oer beiden letzten Nummern Beispiele geben: Die Nr. 15 (2. Jahr⸗ gangs 1887) vom 1. Mai enthält: Betrachtungen über das Wort „Stylvoll“; Tuschirmethode von Prof. T. B. Günzberg; Erklärung

zu den Lichtdrucken der Nummer; Internationale Gartenbau⸗Aus-⸗

Ueber das Schicksal einzelner Privat⸗Samm⸗ lungen (1. Die Fenkner'sche Sammlung in Goslar, 2. Die Krauth'sche Sammlung); Neuere Bauten; Ausgrabungen und Funde; Kunst und Gewerbe; Technische Notizen; Preiserledigung; Preisausschreibung; Schulnachrichten; Personalien; Patentliste. Die Nummer vom 16. Mai enthält: Neuerungen an Heizungs⸗An⸗ lagen; Ausstellungen; Neuere Bauten ꝛc. ꝛc. Die „Bau⸗ und Kunstgewerbe⸗Zeitung für das Deutsche Reich“, mit Album (redigirt vom Architekten Nothnagel), erscheint monatlich zwei Mal, am 1. und 16. Der Abonnementspreis für Blatt und Album beträgt jährlich 24 ℳ, die Versandtspesen inkl. Schutzmappe 3 jährlich. Das Blatt allein ohne das Album kostet jährlich 10 Beigelegt werden der ersteren Ausgabe mindestens jährlich 120 Lichtdrucktafeln in freier Folge. Das Blatt ist von der Administration, Berlin SW. Putt⸗ kamerstraße 1, oder durch den Buchhandel zu beziehen (bei L. Fernau in Leipzig und L Bohne, Berlin SW., Wilhelmsstraße 35).

Die „Zeitbilder“ (Franz Lipperheide, Berlin und Wien, 30 ₰) haben folgenden Inhalt: 3. Heft. 9. Bogen. Die Feste der Stadt Paris: Die Präfektur⸗Treppe. Von F. de Haenen. Robbenfang im nördlichen Polarmeere. Von W. H. Overend. Die Strandung

es Dampfers „Scotia“ an der Küste von Long Island. Das Schmelzen des Eispalastes zu St. Paul in Minnesota. „Die Wienerstadt in Wort und Bild“, das neue Ausstattungsstück des Theaters an der Wien. Von Wilhelm Gause. Die Fußwaschung in München, am 7. April. Von Arthur Langhammer. Ras Alula, der abessinische Ober⸗Feldherr, und seine Gattin Miriam. Von Friedrich Stahl. Die Kaiser Wilhelm⸗Brücke zu Berlin in ihrem gegenwärtigen Stadium. Von Max Seliger.

10. Bogen. Fang eines Walfisches an der Küste von Lincoln⸗ shire in England. Nach einer Photographie von E. A. Jackson.

11. Bogen. Das Nordenfelt⸗Torpedoboot. Terpentin⸗Ge⸗ winnung in Nord⸗Carolina. Von Harry Fenn. Die Rennspiele im Industrie⸗Palast zu Paris: Die Quadrillen. Von Charles Morel. Der Afrika⸗Reisende Dr. Emil Holub und seine Gattin Rosa, geb. Hoff. Die Nihilisten in St. Petersburg: Entdeckung einer geheimen Druckerpresse. Die hypnotischen Experimente Theodor Böllert's im Hotel de Rome zu Berlin. Von Friedrich Stahl. Der Kon⸗ flikt Englands mit Haiti: General Salomon, der Präsident der Neger⸗ republik, neben ihm der haitische Minister des Aeußern, Saint Viector, und Mr. Clement Hill, der englische Kommissar.

12. Bogen. Der Ueberfall englischer Offiziere bei Gizeh in Egypten und die Bestrafung der schuldigen Eingeborenen.

Umschlag: Städtewappen: Nr. 3: Rom, Allerlei.

4. Heft 13. Bogen. Baumwollen⸗Markt in Georgia, Nord⸗ Amerika. Auffindung verborgener Waffen im Kloster zu Bagna in Ost⸗Rumelien. Von M. Schönberg. Episode aus dem Feldzug in Ober⸗Birma: Heldenthat eines indischen Sepoys. Von W. E. Hill. Die Feste der Stadt Amsterdam zum siebzigsten Geburtstage des Königs Wilhelm III. Von F. de Haenen. Drei Abbildungen. Die Parade auf dem Schmelzer Execzier⸗Felde bei Wien, am 26. April. Von Wilhelm Gause. Die Jubiläums⸗Feier der Königin Victoria in Bombay: Die Illumination des Down Ram⸗ part Row (Nieder⸗Wallstraße). Von Oberst Boyd. Das Wrack des an den Klippen bei Cap Ailly gescheiterten Dampfers Viectoria. Nach einer an Ort und Stelle aufgenommenen Photographie. Das Scheitern des englischen Kanal⸗Dampfers Victoria bei Dieppe.

14. Bogen. Ein Jagd⸗Unfall in Central⸗Indien.

15. Bogen. Die Pokal⸗Regatta des Berliner Segler⸗Klubs auf dem Müggelsee. Von Ewald Thiel. Die Okkupation von Birma: Das Lager der britisch⸗indischen Truppen in Webong. Nach Skizzen von G. S. Streeter von A. Forestier. Ostereier⸗Rollen vor dem Weißen Hause in Washington. Die internationale Gartenbau⸗ Ausstellung zu Dresden. Von Friedrich Stahl Die Feier zum hundertjährigen Bestehen des Columbia⸗College in New⸗York: Festzug der Studirenden. Kinderfest zum Jubiläum der Königin Victoria von England. Prinz Friedrich August von Sachsen und seine Fürstliche Braut, Erzherzogin Margarete von Oesterreich. Zusam⸗ menstoß des deutschen Dampfers „Australia“ mit der englischen Mis⸗ sions⸗Vacht „Breeze“ bei Beachy Head an der Südküste von Sussex.

16. Bogen. Briefkasten in der Prairie, Von M. B. Zogbaum. Umschlag: Städtewappen Nr. 4: Hamburg. Allerlei.

Derselbe Text und die Illustrationen sind auch in der in de

en „Illustrirt it’ enthalten. Di

stellung in Dresden;