1887 / 161 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 13 Jul 1887 18:00:01 GMT) scan diff

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 13. Juli. Se. Majestät der Kaiser und König und Ihre Majestät die Kaiserin machten in Koblenz, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Abend und heute Vormittag eine halbstündige Ausfahrt nach den Rheinanlagen. Die Abfahrt Sr. Majestät des Kaisers nach der Mainau erfolgt heute Abend 9 ½ Uhr.

Nach der im Reichs⸗Eisenbahnamt aufgestellten, in der Zweiten Beilage veröffentlichten Nachweisung der auf deutschen Eisenbahnen ausschließlich Bayerns im Monat Mai d. J. beim Eisenbahnbetriebe (mit Aus⸗ schluß der Werkstätten) vorgekommenen Unfälle waren im Ganzen zu verzeichnen: 4 Entgleisungen auf freier Bahn, 11 Entgleisungen und 12 Zusammenstöße in Stationen und 104 sonstige Unfälle (Ueberfahren von Fuhrwerken, Feuer im Zuge, Kesselexplosionen und andere Betriebsereignisse, sofern bei letzteren Personen getödtet oder verletzt worden sind). Bei diesen Unfällen sind im Ganzen, und zwar größtentheils durch eigenes Verschulden, 111 Personen verunglückt, sowie 33 Eisenbahnfahrzeuge erheblich und 67 unerheblich beschä⸗ digt. Es wurden von den beförderten Reisenden 1 getödtet, 2 verletzt (und zwar entfällt die Tödtung auf die Bahnstrecken im Verwaltungsbezirk der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion zu Elberfeld und je eine Verletzung auf die Bahnstrecken im Verwaltungsbezirk der Königlichen Eisenbahn⸗Direktionen zu Erfurt und Bromberg); von Bahnbeamten und Arbeitern im Dienst beim eigentlichen Eisenbahnbetriebe 15 getödtet und 65 verletzt und bei Nebenbeschäftigungen 3 verletzt; von fremden Personen (einschließlich der nicht im Dienst befindlichen Bahn⸗ beamten und Arbeiter) 7 getödtet und 5 verletzt; bei Selbst⸗ mordversuchen 12 Personen getödtet und 1 verletzt. Von den ämmtlichen Verunglückungen mit Ausschluß der Selbst⸗ morde entfallen auf: A. Staatsbahnen und unter Staatsverwaltung stehende Bahnen (bei zusammen 29 451,56 km Betriebslänge und 724 782 110 geförderten Achskilometern) 95 Fälle, darunter die größte Anzahl auf ie Bahnstrecken im Verwaltungsbezirk der Königlichen Eisen⸗ ahn⸗Direktionen zu Hannover (15), Elberfeld (10) und Breslau (10), verhältnißmäßig, d. h. unter Berücksichti⸗ ung der geförderten Achskilometer und der im Betriebe ewesenen Längen sind jedoch auf der Main⸗Neckar⸗Eisenbahn, uf den württembergischen Staatseisenbahnen und auf den Zahnstrecken im Verwaltungsbezirk der Königlichen Eisenbahn⸗

irektion zu Elberfeld die meisten Verunglückungen vorgekom⸗ men. B. Größere Privatbahnen mit je über 150 km

Betriebslänge (bei zusammen 1 667,41 km Betriebslänge und 19 768 587 geförderten Achskilometern) 3 Fälle, und zwar auf die Hessische Ludwigs⸗Eisenbahn 2 Fälle und auf die Mecklenburgische Südbahn (einschließlich der Parchim⸗Ludwigs⸗ luster und Neubrandenburg-Friedländer Eisenbahn) 1 Fall. Auch verhältnißmäßig sind auf den beiden Bahnen die meisten Verunglückungen vorgekommen. C. Kleinere Privatbahnen mit je unter 150 km Betriebslänge (bei zusammen 1 513,92 km Vetriebslänge und 9 325 184 geförderten Achskilometern) kein Fall.

Der gerichtliche Befehl an eine Ehefrau, die ihren Mann böslich verlassen hatte, zur Rückkehr ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Civilsenats, vom 14. April d. J., im Geltungsbereich des Preuß. Allgemeinen Landrechts auch ohne eine darin enthaltene Fristbestimmung wirksam; in diesem Fall hat der Scheidungsrichter unter Be⸗ rücksichtigung der obwaltenden Umstände zu prüfen, ob die Frist, welche der abtrünnige Theil thatsächlich hat verstreichen lassen, ohne dem richterlichen Befehl Folge zu leisten, genügend ist, eine beharrliche Weigerung zu konstatiren.

—, Der Eigenthümer eines Miethshauses und ebenso der Fiscus und andere juristische Personen hinsichtlich ihrer dem Verkehr des Publikums bestimmten Dienstgebäude sind nach einem Urtheil des Reichsgerichts, VI. Civil⸗ senats, vom 16. Mai d. J., im Geltungsbereich des Preußi⸗ schen Allgemeinen Landrechts zur Unterhaltung von Be⸗ leuchtungs⸗Einrichtungen nach Eintritt der Dunkelheit bis zu der Zeit, bis zu welcher der regelmäßige Verkehr in dem Hause dauert, resp. das Dienstgebäude dem Verkehr des Publikums geöffnet ist, gesetzlich verpflichtet und für jeden 5 Unterlassung der Beleuchtung entstehenden Schaden haftbar. .

Hat Jemand bei einer Versicherungsgesellschaft eine Lebensversicherungspolice genommen und in dem Versicherungsvertrage eine Person, zu deren Gunsten er ver⸗ sicherte, gar nicht bezeichnet, so fällt, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, VI. Civilsenats, vom 18. Mai d. J., nach seinem Ableben die Versicherungssumme an seinen Nachlaß resp. an die Nachlaßgläubiger. Hat der Versicherungsnehmer vor seinem Tode die Rechte aus der Police durch Cession einem Dritten übertragen, so unterliegt diese Cession entsprechend den Vor⸗ schriften des R.⸗Anfechtungsgesetzes der Anfechtung der Nachlaß⸗ gläubiger.

Durch Allerhöchste Ordre vom 24. Juni d. J. ist dem Kreise Schivelbein, welcher den Bau einer Chaussee von Botenhagen bei Schivelbein nach Semerow beschlossen hot, gegen Uebernahme der künftigen chausseemäßigen Unterhaltung der Straße das Recht zur Erhebung des Chaussee⸗ geldes auf derselben nach den Bestimmungen des Chaussee⸗ geldtarifs vom 29. Februar 1840 einschließlich der in dem⸗ selben enthaltenen Bestimmungen über die Befreiungen, sowie der sonstigen, die Erhebung betreffenden zusätzlichen Vor⸗ schriften vorbehaltlich der Abänderung der sämmtlichen vor⸗ aufgeführten Bestimmungen verliehen worden. Auch sollen die dem Chausseegeld-⸗Tarif vom 29. Februar 1840 an⸗ gehängten Bestimmungen wegen der Chaussee⸗Polizei⸗ vergehen auf die gedachte Straße zur Anwendung kommen.

Durch Allerhöchsten Erlaß vom 29. Juni d. 32 dem Kreise Teltow, welcher den Bau dreier Kreis⸗Chausseen 1) von Zossen über Schöneiche und Kallinchen nach der Teupitz Mittenwalder Chaussee unweit Motzen, 2) von Marienfelde über Buckow nach Rudow zum Anschluß an die Chaussee von Rixdorf nach Königs⸗Wusterhausen und 3) von Zossen über Telz nach Mittenwalde beschlossen hat, gegen Uebernahme der künftigen chausseemäßigen Unterhaltung der Straßen das Recht zur Erhebung des Chausseegeldes nach den Bestimmungen des Chausseegeld⸗Tarifs vom 29. Februar 1840

einschließlich der in demselben enthaltenen Bestimmungen über die Befreiungen, sowie der sonstigen, die Erhebung be⸗ treffenden zusätzlichen Vorschriften vorbehaltlich der Ab⸗ änderung der sämmtlichen voraufgeführten Bestimmungen verliehen worden. Zugleich ist genehmigt worden, daß das durch den landesherrlichen Erlaß vom 3. Mai 1852 der Stadt Teltow hinsichtlich der von ihr erbauten Chaussee von Teltow nach Zehlendorf, welche mittels Vertrags vom 24./30. März d. J. in das Eigenthum des Kreises Teltow übergegangen ist, verliehene Recht zur Erhebung des Chausseegeldes für eine halbe Meile nunmehr von dem Kreise ausgeübt werde. Auch sollen die dem Chausseegeld⸗Tarif vom 29. Februar 1840 angehängten Bestimmungen wegen der Chaussee⸗ Polizeivergehen auf sämmtlichen vier Straßen zur Anwendung kommen.

die s Die Direktion der Pulverfabrik zu Metz hat ihre Thätigkeit mit Ende v. M. eingestellt.

Der General-Inspecteur der Feld⸗Artillerie, General der Infanterie von Voigts⸗Rhetz, hat eine Besichtigungs⸗ reise nach den östlichen Schießplätzen angetreten.

Baden. Karlsruhe, 11. Juli. (Karlsr. Ztg.) Die Abreise des Großherzogs und der Großherzogin von Baden⸗Baden nach Schloß Mainau erfolgte heute früh um 3 Uhr 45 Minuten. Ihre Königlichen Hoheiten trafen gegen 11 Uhr in Konstanz ein, wo Höchstdieselben von den Spitzen der Civil⸗ und Militärbehörden empfangen wurden, und setzten alsbald die Reise nach Mainau fort.

Hessen. Darmstadt, 12. Juli. (Darmst. Ztg.) Zur Feier des 25jährigen Jubiläums des Prinzen Heinrich als Chef des 2. Großherzoglichen Dragoner⸗Regiments (Leib⸗ Dragoner⸗Regiments) Nr. 24 fand heute Vormittag auf dem hiesigen Exerzierplatz eine Parade der drei hier garnisonirenden Escadrons genannten Regiments statt. Der Prinz Heinrich hielt dabei eine Ansprache an das Regiment, welche mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und Se. Königliche Hoheit den Großherzog schloß und durch den Comman⸗ deur des Regiments erwidert wurde. Es folgte darauf ein zweimaliger Parademarsch.

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Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 12. ZJuli. (W T. W) Der Kronprinz ist heute Mittag von seiner Reise nach Galizien wohlbehalten nach Laxenburg zurückgekehrt.

Die Deputation der Sobranje ist heute Abend hier eingetroffen und auf dem Bahnhof von dem Sekretär des Prinzen von Coburg, Hofrath Fleischmann, empfangen worden. Die Deputation wird sich zusammen mit der morgen ein⸗ treffenden Abordnung der Regentschaft zu dem Prinzen Ferdinand nach Ebenthal begeben.

Großbritannien und Irland. London, 11. Juli. (A. C.) Die Königin wird bis zum 19. d. M. in Schloß Windsor verweilen, an welchem Tage der Hof nach Osborne übersiedeln wird.

Sir Edward Malet, der britische Botschafter in Berlin, ist nebst Gemahlin hier angekommen.

12. Juli. (W. T. B.) Der Unter⸗Staatssekretär des Auswärtigen, Fergusson, theilte in der heutigen Sitzung des Unterhauses mit, daß der Sultan außer Stande ge⸗ wesen sei, Sir Drummond Wolff in der vorigen Woche zu empfangen, und habe derselbe darum die Abschiedsaudienz auf nächsten Freitag festgesetzt. Die Abreise länger auf⸗ zuschieben, sei nicht beabsichtigt. Auf eine Anfrage Bryce's, ob dieser Termin definitiv sei, erwiderte Fergusson, er könne eine definitivere Erklärung nicht abgeben; sobald der bezügliche Schriftwechsel bekannt sein werde, würde man einsehen, daß weder die Würde noch die Interessen Englands irgendwie kompromittirt seien.

13. Juli. (W. T. B.) Wie die „Daily News“ nielden hat die englische Regierung an die Mächte Einladungen zu einer Konferenz über die Zuckerprämienfrage ergehen lassen und London als Versammlungsort in Vor⸗ schlag gebracht. Die Regierung sei jedoch nicht abgeneigt, die Konferenz auch an einem anderen Orte stattfinden zu lassen.

Frankreich. Paris, 12. Juli. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat den Antrag Ricard's, die De⸗ mission Floquet's zurückzuweisen und denselben zu bitten, auf seinem Posten zu verbleiben, einstimmig an⸗ genommen. Im weiteren Verlauf der Sitzung gelangten, die Berichte über die Vorlagen des Kriegs⸗Ministers, betreffenb die Errichtung neuer Kavallerie⸗Regimenter und die Organisation der Infanterie, zur Verlesung. Es wurde darauf die Dringlichkeit für die Berathung be⸗ schlossen und letztere, dem Wunsche des Kriegs⸗Ministers entsprechend, auf morgen festgesetzt.

12. Juli. Der „Agence Havas“ wird aus Kreta ge⸗ meldet, die nach Konstantinopel entsendete Deputation sei zurückgekehrt; das von der chvistlichen Bevölkerung ein⸗ esetzee Comité habe, auf das Wohlwollen des Sultans bauend, von weiterem Vorgehen abgesehen.

Rom, 12. Juli.

Italien. (W. T. B.) Einer Mel⸗ dung aus Massonah zufolge, ist das Pulvermagazin in Taulud in der Nacht explodirt. Sieben Soldaten wurden getödtet, 15 schwer und mehrere leicht verwundet. Die Ursache der Explosion ist nicht bekannt.

Serbien. Belgrad, 12. Juli. (W. T. B.) Die Königin ist mit dem Kronprinzen heute Mittag hier eingerroffen und auf dem Landungsplatz vom König, den Ministern und dem diplomatischen Corps begrüßt worden. Die Meldungen von einer Ministerkrisis werden als vollständig

erfunden bezeichnet.

Bulgarien. Sofia, 12. Juli. (W. T. B.) Das neugebildete Kabinet ist, wie folgt, zusammengesetzt: Stoiloff, Präsident, Justiz und interimistisch auch Finanzen; Natschewitsch, Auswärtiges; Stransky, Inneres; Petroff, Krieg; Teliomakoff, Unterricht.

Stockholm, 10. Juli.

Schweden und Norwegen. (Wes. Ztg.) Der Reichstag ist gestern geschlossen wor⸗ den. Die Ersatzwahlen zur Ersten Kammer und die Neuwahl der Zweiten Kammer finden im Herbst statt. 8

wieder schla

Zeitungsstimmen.

Der „Anhaltische Staats⸗Anzeiger“ schreibt in Anknüpfung eines Artikels des „Deutschen Tageblatts“ über Schutzzollpolitik:

Ganz schüchtern, aber in der alten unlogischen Weise suchte die freisinnige Presse die Schutzzollpolitik für den theilweisen Nothstand in einzelnen Branchen der Industrie und der Landwirthschaft ver⸗ b zu machen, natürlich unter Anpreisung freihändlerischer Ideen.

Mit der Fixirung eines allgemeinen Standpunktes und der Dar⸗ legung der Gründe, warum unter den obwaltenden politischen Ver⸗ hältnissen Europas für Deutschland eine Schutzzollpolitik jetzt noch geboten ist, kommt man den Freisinnigen gegenüber nicht weit; denn obwohl sie den Fortschritt im Schilde führen, blicken sie immer rück⸗ wärts nach verblaßten Prinzipien und verwerfen Alles, was nicht in diese Schablone paßt.

Die unerbittliche Praxis wirft solche Theorien stets über den Haufen, und deshalb ist auch den naiven Behauptungen der Freisinni⸗ gen über die Schädlichkeit der Schutzzollpolitik nur durch die praktische Wehrkraft der Ziffern beizukommer. Um die mit Beziehung auf den Gang und Stand der deutschen Industrie gegen die Schutzzollpolitik des Deutschen Reichs gerichteten Vorwürfe in ihrer Ni tigkeit zu zeigen, kann man zwar viele Beweiswege einschlagen, aber am besten wird man stets den Blick auf die Haupt⸗Aus⸗ und Eingangspunkte des deutschen Verkehrs richten, und wenn wir Bremen diesmal in den Vordergrund stellen, so rechtfertigt sich das aus dem Gesagten von selbst. Die bremische Einfuhr aus dem Binnenlande betrug im Jahre

1883 14 916 681 Ctr. im Werthe von 163 579 441

1885 15 265 5006 8— 8 102 823 558 zugleich kommen aus dem deutschen Zollgebiet im Jahre

1883 15 565 353 Ctr. im Werthe von 142 254 847

1881IGe 5 144 933 728 Während also binnenwärts die auch aus anderen Gebieten als dem deutschen nach Bremen gebrachte Zufuhr im Jahre 1885 nur um 350 000 Ctr. höher war, als 1883, und 750 000 weniger Werth hatte, war die Zufuhr aus dem Zollverein, die von seewärts inbegriffen, um fast 962 743 Ctr. und trotz des geringeren Spesenaufschlags 2678 881 höher. Noch durchschlagender erscheint das günstigere Verhältniß, wenn wir das Verhältniß des überseeischen Handels ins Auge fassen. Da finden wir für die Zufuhr aus den Vereinigten Staaten im Jahre 1883 9 371 746 Ctr. im Werthe von 195 094 684 ℳ, 1885 6 573 046 Ctr. im Werthe von 146 369 000 ℳ, also eine Abnahme von 2 718 700 Ctr. im Werthe von 48 725 684 ℳ, was fast 29 % der Menge und fast 25 % des Werthes ausmacht, wogegen sicherlich das Verhältniß der deutschen Zufuhr, welche über 6 % der Menge und bei⸗ nahe 2 % an Werth, als ein günstiges bezeichnet werden muß, wenn⸗ gleich auch die Beeinflussung des Preisrückganges an der deutschen Zufuhr nicht einflußlos vorübergehen konnte. Dieser Rückgang betrug aber für den Centner bei der Zufuhr aus den Vereinigten Staaten (wobei Taback und Petroleum die Hauptrolle spielen) 1,60 (1883 22,42 ℳ, 1885 20,82 ℳ) also über 7 %, während der Rückgang für die Zufuhren aus dem deutschen Zollgebiet nur 36 (1883 9,14, 1885 8,78 ℳ) für den Centner, also nahezu 4 % betrug.

Betrachten wir andererseits die Ausfuhr aus Bremen, so findet sich das land⸗ und flußwärts, was nahezu der Einfuhr in das deutsche Zollgebiet entspricht. Es gingen ein im Jahre

1883 14 523 098 Ctr. im Werthe von 344 272 528

1885 140970a0ob. 6895 889 783 8 und während im Jahre 1883 von Deutschland für jeden Centner seiner Einfuhr über Bremen nahezu 24 gezahlt werden mußten, zahlte es im Jahre 1885 nur noch 21 ℳ, also gegen 12 % weniger. Die Differenz zu seinen Gunsten beträgt also gegen 8 %, da es für seine Ausfuhr artikel über Bremen 1885 zwar 4 % weniger erhielt, als im Jahre 1883, dagegen aber, wie wir gezeigt haben, 12 % weniger Vergleichen wir hiergegen die Bremische Ausfuhr seewärts, so sehen wir, daß dieselbe betrug im Jahre 1883 11 755 521 Ctr. im Werth von 177 657 079 ℳ, 1885 12 052 507 Ctr. im Werthe von 184 581 595

Es zeigt sich also nicht nur kein Rückgang gegen das erstere Jahr,

ondern sogar eine Vermehrung um

296 486 Ctr. im Werthe von 7 924 516 und es betrug der Durchschnittspreis, den das Ausland für die über Bremen bezogenen Waaren zu zahlen hatte, im Jahre 1883 für den

Gentner ca. 15,11 ℳ, im Jahre 1885 ca. 15,31 ℳ, also 20 ,mehr als im Jahre 1883. Andererseits betrug die gesammte Seeeinfuhr

Bremens im Jahre 1883 21 316 464 Ctr. im Werthe von 390 853 761 1885 19 929,802 8 332 338 384 Es wurden also seewärts weniger eingeführt im Jahre 1885 gegen 1883: 1 386 662 Ctr. im Werthe von 58 515 377 und Bremen zahlte im Jahre 1883 für den Centner der Einfuhr durchschnittlich 18,35 ℳ, im Jahre 1885 aber nur noch 16,72 Ziehen wir als 9 a wir gewählt haben, weil es von der börsendemagogischen Presse hauptsächlich benutzt worden ist, um daran die für den deutschen

Handel und die deutsche Industrie schädigende Wirkung zu erweisen,

das Facit, so finden wir daraus in der Zusammenstellung folgendes

Ergebniß:

Die deutsche Ausfuhr über Bremen nahm im Jahre 1885 gegen

das Jahr 1883 nicht ab, sondern zu, und wir erhielten für unsere zum Umschlag nach Bremen gebrachten Erzeugnisse im Jahre 1885

fast 4 % mehr bezahlt als im Jahre 1883; dagegen nahm allerdings die Einfuhr nach Deutschland über Bremen ab; aber damit ist

gerade einer der Zwecke unserer Schutzzollpolitik erreicht worden;

und indem wir nachgewiesen haben, daß nicht nur die Ausfuhr 1 sondern daß wir für die eingeführten fremden Erzeugnisse auch um 12 % weniger zahlen, so

über Bremen sich vermindert hat,

ist auch festgestellt, was vordem behauptet worden ist, daß nicht wir den

Schutzzoll zahlen, sondern daß derselbe am Preise der Waaren ab⸗

geht, bevor dieselben unsere Grenze überschreiten. Danach sind auch alle freihändlerischen Behauptungen, wonach gleichwohl in Deutsch⸗

land der Schutzzoll selbst gezahlt werden müßte, da außerhalb der Zollgrenze das Getreide um den Zollsatz billiger sei, zu beurtheilen.

Eben deshalb, weil durch den Schutzzoll das in Deutschland nicht wirk⸗ lich gebaute Getreide von hier ausgeschlossen ist, mehrt sich in den freihändlerischen Gebieten das Angebot und es ergiebt sich ein Preis⸗ druck, der dort stärker ist als bei uns, weil eben der Zoll als Damm dem zwischen innerhalb und außerhalb des Zollgebiets befindlichen Ge⸗ treide errichtet ist. Dieser Zoll ist nicht hoch genug, um das fremde Getreide gänzlich von uns auszuschließen, aber er ist hoch genug, um uns vor der Ueberfluthung mit demselben zu behüten. Da es von der Getreidespekulation aber einmal aus den Ländern, die gezwungen sind um jeden Preis zu verkaufen, auf den Weltmarkt geworfen worden und nun einmal da ist, so drückt es natürlich durch seine an unseren Zollschranken sich stauende Menge außerhalb und treibt den Preis entsprechend der Höhe unserer Getreidezölle niedriger. Sobald aber der Getreidezoll bei uns wieder beseitigt würde, so würde natürlich auch die Wirkung des Zolls auf das Zollausland aufhören, das fremde Getreide würde breit nach Deutschland hereinströmen, um die Lager zu füllen und wieder auf die heimische Produktion zu drücken, und der Druck außerhalb würde sich vermindern, deshalb würden sich dort die Getreidepreise erhöhen, während es sehr fraglich erscheint, ob sie sich bei uns vermindern würden, da immerhin Deutschland bei dem Getreideverbrauch nur eine kleinere Rolle spielt und da auch voraussichtlich die einheimische Landwirthschaft sich, durch ee von außen genöthigt, bald auf andere Gebiete werfen müßte.

Abec auch das Ergebniß des Jahres 1886, soweit es auf die Be⸗ urtheilung bereits influiren kann, nähert sich dem oben Angeführten.

Die Ankläger der deutschen Schutzzollpolitik mögen sich also beruhigen, sie sind auf falscher Fährte; denn es wird ihnen immer äßig nachgewi daß di erklichen

aus diesem Beispiel des Bremer Handels, das

britanniens.

Mißlichkeiten bei Industrie und Handel, die sich wie anderwärts auch in Deutschland zeigen, nicht auf die deutsche Schutzzollpolitik zurück⸗ geführt werden können. Denn Jedermann weiß, daß ein billigerer Einkauf vom Auslande und ein theurer Verkauf an dasselbe, wie es sich bei dem deutschen Verkehr über Bremen in einer Differenz von etwa 8 % zu unsern Gunsten zeigt, nicht als Nachtheil für die Wirth⸗ schaftlichkeit berrachtet werden kann. Wenigstens weiß jeder Kauf⸗ mann, daß billig einkaufen und theuer verkaufen reich macht. Warum soll es im nationalen Verkehr anders sein.

Freilich treten manche Symptome auf, welche erkennen lassen, daß einige in Bezug auf die deutschen Schutzzölle besonders interessirte Staaten diese ganz im Sinne der Deutschfreisinnigen beseitigt wissen möchten, um wie früher auf dem Wege des Freihandels Deutschland auszubeuten. Aber so sicher, als uns erst der machtverleihende Sieg über Frankreich das Recht verlieh, Schutzzollpolitik überhaupt zu treiben, ebenso sicher wird vielleicht ein neuer Krieg von diesen in der Aus⸗ fuhr beeinträchtigten Staaten über kurz oder lang gewagt werden, um Deutschlands wirthschaftliches Selbstbestimmungsrecht zu redu⸗ sehehe ein neuer großer Sieg wird dieses Recht auf lange hinaus wahren.

Die Kriege unseres Jahrhunderts sind zwar äußerlich immer noch rein politischer Natur, aber ihr innerer Grund ist die wirthschaftliche

Nothwendigkeit der freien Bewegung der einzelnen Nation. Je mäch⸗ tiger die einzelne Nation ist, desto ungenirter wird sie ihre wirth⸗ schaftlichen Interessen verfolgen.

Es mag ja sein, daß die Zeit kommt, in der einmal durch ganz Europa ähnliche sich ergänzende wirthschaftliche Interessen herrschen und die politischen Verhältnisse so abgetönt sind, daß

man sich wirthschaftlich eins fühlt; es ist auch unzweifel⸗ haft, daß diese Zeit auch die Zeit des europäischen Frei⸗

handels sein wird. Sicher wird man aber zu dieser Zeit in Europa einmüthig im wirthschaftlichen Gegensatz zu Amerika und sicher zu Asien (China) stehen und gegen diese eindringende Wirth⸗ schaftskonkurrenz einen europäischen Zollverein errichten. Zoll und Freihandel sind eben durchaus nicht Gegensätze, sondern nur ver⸗

schiedene Ausdrucksformen für gewisse wirthschaftliche Existenzfragen. G So lange aber die europäischen politischen Verhältnisse nicht aus⸗ geglichen sind, so lange kann davon nicht die Rede sein, daß europäischer Zollverein und europäischer Freihandel Begriffe sind, die sich decken. Daß es dahin komme, ist freilich der fromme Wunsch aller denkenden Europäer.

Armee⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 18. Inhalt: Geschäftseintheilung bei dem Departement für das Invalidenwesen. Gesetz, betreffend Abänderung beziehungsweise Ergänzung des Ge⸗ setzes, betreffend die Quartierleistung für die bewaffnete Macht wäh⸗ rend des Friedenszustandes, vom 25. Juni 1868 (Bundes⸗Gesetzbl. S. 523), sowie des Gesetzes über die Naturalleistungen für die bewaff⸗ nete Macht im Frieden vom 13. Februar 1875 (Reichs⸗Gesetzbl. S. 52) Vom 21. Juni 1887. Aufhebung der Pulverfabrik zu Metz. Ueberweisung von Geldbeträgen an die technischen Institute der Ar⸗ tillerie Garnison⸗Verpflegungszuschuß für das 3. Vierteljahr 1887. Ermäßigtes Tagegeld für Zahlmeister bei Kommandos. Zur

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Versendung gelangende Tekturen.

Statistische Nachrichten.

Uebersicht über die Zahl der Studirenden auf der Königlichen Universität zu Kiel im Sommer⸗Semester 1887 A. Im Winter⸗Semester 1886/87 sind immatrikulirt gewesen 485. Davon sind: a. verstorben —, b. abgegangen mit Ermatrikel 127, c. weggegangen ohne sich abzumelden und daher gestrichen 18, d. gestrichen auf Grund des §. 13 der Vorschriften für die Studirenden ꝛc. vom 1. Oktober 1879 —, e. gestrichen aus sonstigen Gründen 3, zu⸗ sammen 149. Es sind demnach geblieben 336. Dazu sind in diesem Semester gekommen 231. Die Gesammtzahl der immatrikulirten Stu⸗ direnden beträgt daher 567. Davon zählt: die theologische Fakultät: Preußen 63, Nichtpreußen 7, zusammen 71; die juristische Fakultät: Preußen 29, Nichtpreußen 11, zusammen 40; die medizinische Fakultät: Preußen 220, Nichtpreußen 72, zusammen 292; die philosophische Fakultät: 3. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 104, b. Preußen ohne Zeugniß der Reife 12, c. Nichtpreußen 48, zusammen 164. Gesammt⸗ zahl der in Kiel anwesenden immatrikulirten Studirenden 567. B. Außer diesen immatrikulirten Studirenden haben die Erlaubniß zum Hören der Vorlesungen vom Rektor crhalten: nichtimmatrikulationsfähige Preußen und Nichtpreußen 21. Die Gesammtzahl der Berechtigten ist mithin 588. Von diesen Berechtigten hören Vorlesungen: AA. Von den immatrikulirten Studirenden: in der theologischen Fakultät 69, in der juristischen Fakultät 40, in der medizinischen Fakultät 288, in der philosophischen Fakultät 152, zusammen 549. Vom Hören von Vorlesungen dispensirt sind: in der theologischen Fakultät 2, in der juristischen Fakultät —, in der medizinischen Fakultät 4, in der philosophischen Fakultät 12, zusammen 18. BB. Von den übrigen berechtigten Personen: nicht immatrikulationsfähige Preußen und Nichtpreußen 21. Die Gesammtzahl der Berechtigten, welche Vorlesungen hören, ist mithin 570.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Das Gesetz, betreffend die Verwendung gesundheits⸗ schädlicher Farben bei der Herstellung von Nahrungsmitteln, Genußmitteln und Gebrauchsgegenständen, vom 5. Juli 1887, die

esetze, betreffend die Abänderung der Gewerbe⸗ ordnung, vom 23. April 1886 und vom 6. Juli 1887, sind in besonderen Abdrücken erschienen und durch die Norddeutsche Buch⸗ druckerei un Verlagsanstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße 32, zu be⸗

ziehen (Preis

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Pferde⸗Auktion in Trakehnen. Wie das „Landwirth⸗ schaftliche Centralblatt für die Provinz Posen“ berichtet, brachten bei der am 22. Juni d. J. in Trakehnen abgehaltenen Pferdeversteigerung 10 Hengstfohlen zusammen 6205 ℳ, durchschnittlich also 620,50 ℳ; 3 einjährige Wallache ergaben zusammen 450 ℳ, durchschnittlich also 150 ℳ, 7 Stutfohlen brachten 2750 , also pro Stück 392,86 ℳ, 17 Muttersturen 16 700 ℳ, durchschnittlich also 982,35 ℳ, 9 vier⸗ jährige Hengste 16 160 ℳ, pro Stück also 1795,55 ℳ, 7 vierjährige Wallache brachten 9680 ℳ, durchschnittlich also 1382,82 ℳ, 42 vier⸗ jährige Stuten brachten 55 970 ℳ%, durchschnittlich also 1332,62 Im Ganzen ergab die diesjährige Versteigerung von 95 Pferden einen Ertrag von 107 915 , mithin durchschnittlich pro Pferd 1135,95 Im Vergleich zum Vorjahre sind die Thiere sämmtlicher Kategorien in diesem Jahre erheblich höher bezahlt worden.

Die Wollproduktion in den Vereinigten Staaten von Amerika währeand des Jahres 1886 wird von den „Land⸗ wirthschaftlichen Annalen des mecklenburgischen patriotischen Vereins“ auf 300 Millionen Pfund geschätzt. Die Anzahl der Schafe im Lande beträgt 48 500 000. Den durchschnirtlichen Werth eines Pfundes Wolle auf 22 Cents angenommen, beläuft sich der Gesammtwerth der Wollproduktion auf 66 Millionen Dollars. Dieser Betrag ist indessen entschieden zu hoch gegriffen, da 1n Texas Falt- fornien, Neu⸗Mexiko und Oregon, woselbst die Gesammt⸗ zahl der Schafe sich auf 20 Millionen beläuft, die Wolle nicht mehr als 16 Cents per Pfund bringt. Die größte Zahl an Schafen hat Texas, nämlich 6 802 615, dann folgt Kali⸗ fornien mit 6 009 698 und Neu⸗Mexiko mit 4 328 000. In den

letzten 15 Jahren ist die Schafzucht in den Vereinigten Staaten

stetig zurückgegangen namentlich in den Staaten östlich r , buruckgegangen, G b vom

Mississippi und nördlich vom Ohio, so daß die Wehpröfttschon der

Union z. B. noch lange nicht so groß ist, als diejenige Groß⸗

8 Gewerbe und Handel.

Der „Russische Regierungs⸗Anzeiger“ vom 27. Juni / 9. Juli d. J. veröffentlicht die vom „W. T. B.“ bereits telegraphisch avisirten, am 9. v. M. (a. St.) bestätigten beiden Reichsraths⸗Gutachten, betreffend die Abänderung der Zölle auf Schiffe und auf Sal⸗ miak ꝛc. Hiernach lauten die Art. 36 und 127 des allgemeinen russischen Zolltarifs für den europäischen Handel fortan wie folgt: Art. 36. See⸗ und Flußschiffe in ganzem Zustande, mit vollständigem Takelwerk oder ohne solches:

1) eiserne: pro Ton des ganzen Raumgehalts:

a. für die ersten 100 Tons pro Ton .. —. 38 Rubel Gold

b. für die folgenden, von 100 bis 1500 Tons,

1111313153““

c. für die folgenden, von 1500 Tons und

1 ee1113“*“

2) Holzschiffe: pro Ton des ganzen Raumgehalts:

a. für die ersten 100 Tons pro Ton . ... 12 Rubel Gold

b. für die folgenden, von 100 Tons und darüber,

cA4“ 6 Anmerkung I1.

Eiserne Schiffe, mit Dampfmaschinen oder ohne solche, in zer⸗ legter Gestalt importirt, werden nach den entsprechenden Artikeln des Tarifs verzollt.

Anmerkung 2.

In gleicher Weise nach den entsprechenden Artikeln des Tarifs werden zum Schiffsinventar gehörige Gegenstände verzollt, mit Aus⸗ nahme solcher, welche für die regelmäßige und sichere Fahrt des Schiffes ganz unerläßlich oder welche an den Schiffsrumpf untrenn⸗ bar befestigt sind. Diese Gegenstände, welche mit dem Schiffe zu⸗ sammen zu verzollen sind, näher zu bestimmen, bleibt dem Finanz⸗ Minister überlassen, im Einverständniß desselben mit dem Verweser des Marine⸗Ministeriums, bezüglich der Fluß⸗ und Landsee⸗Schiffe aber auch mit dem Minister der Kommunikationenn.

Art. 127. Ammoniak und Ammoniaksalze:

1) Salmiak (Chlorammonium), kohlen⸗ saures Ammoniak und Ammoniaksalze jeder Art (außer schwefelsaurem Ammoniak) in roher und gereinigter Gestalt, desgleichen flüssiges Ammoniak (Salmiak⸗Geist) pro v“ Iv́ 1 Rubel 20 Kop. Gold. 2) Schwefelsaures Ammoniak pro Pud 50 ¹ Das dänische Gesetzblatt vom 1. Juli d. J. veröffentlicht den am 24. März d. J. zwoischen Dänemark und Oesterreich⸗ Ungarn abgeschlossenen Handels⸗ und Schiffahrtsvertrag, welcher die gegenseitige Meistbegünstigung enthält.

Nach dem Bericht des Verwaltungsraths der Ostpreu ßischen landwirthschaftlichen Darlehnskasse zu Königs⸗ berg i. Pr. über das am 31. März beendete Geschäftsjahr wurde dasselbe durch die von der Ostpreußischen Landschaft bewirkte Um⸗ wandlung ihrer 4 % in 3 ½ % Pfandbriefe und durch den in Folge dieser allgemeinen Herabsetzung der Zinsen sämmtlicher landschaft⸗ lichen Darlehen ganz besonders lebhaften Begehr der assotiations⸗ fähigen Gutsbesitzer nach Erlangung mehreren landschaftlichen Pfandbriefkredits aufs lebhafteste beeinklußt. Der lebhafte Ge⸗ schäftsverkehr des vorangegangenen Jahres 1885 86 dauerte neben Vermittelung zahlreicher Neu⸗ und Ergänzungsbeleihungen mit 3 ½ % Pfandbriefen noch den ersten Monat des Be⸗ richtsjahres, den April 1886, und auch noch in den Mai desselben Jahres hinein, fort. Demnächst aber nahm er mit Abschluß des die allgemeine Konvertirung aller noch im Umlauf befindlichen 4 % Ostpreußischen Pfandbriefe in 3 ½ % betreffenden Vertrages der General⸗Landschafts⸗Direktion mit dem durch die Königliche General⸗ direktion der Seehandlungs⸗Sozietät geführten Konsortium von Bank⸗ häusern eine andere Gestalt an. Die Kündigung aller 4 % Ost⸗ preußischen Pfandbriefe erfolgte im Mai 1886 zur Rückzahlung nach dem Nennwerth am 1. Dezember 1886, und hierdurch W dem 1, Mai v. F. die freiwillige Konvertirung für Rechnung der sie beantragenden Gutsbesitzer beendet. In dieser kurzen Zeit sind durch die Darlehnskasse noch über 2 Millionen Mark 4 % Pfandbriefe für Rechnung der einzelnen beantragenden Gutsbesitzer in 3 ½ % umgewandelt. In der nun folgenden Periode der allgemeinen Konvertirung sämmrlicher 4 % Ostpreußischen Pfand⸗ briefe aber war es der Darlehnskasse vorbehalten, eine so umfang⸗ reiche Thätigkeit entwickeln zu dürfen, wie sie ihr seit ihrer Errich⸗ tung noch nicht beschieden war. Von den Seitens der General⸗Land⸗ schafts⸗Direktion an das Konvertirungs⸗Konsortium verkauften 183 Mil⸗ lionen Mark 3 ½ % Pfandbriefe sind im Ganzen 158 941 200 ℳ, also etwa 1¹8/15 gegen 4 % umgetauscht. Am 1. Dezember 1886 war das Umtausch⸗ und Einlösungsgeschäft schon so weit vorgeschritten, daß überhaupt nur noch ca., 18 400 000 4 % Ostpreußische Pfandbriefe einzulösen blieben, und hiervon hat die Dar⸗ lehnskasse bis zum 31. März ecr. noch 5 974 200 ℳ, also ca. ein Drittel gegen Baarzahlung eingelöst. Das ganze Geschäft ist bis zum Schlusse dieses Geschäftsjahres vollendet und abgerechnet worden. Zu diesem großen Geschäftsbetriebe kam ein besonders ausgedehntes Vorschußgeschäft, Hypotheken⸗Vorschuß⸗Conto und ein lebhaftes Bestreben, Kontokorrent⸗Kredit zu erlangen, so daß das Vorschuß⸗Conto zeitweise bis zu der bisher nicht erreichten Höhe von ca. 3 000 000 zum Zweck neuer Bepfandbriefungen gewährter Vorschüsse an⸗ wuchs, und das Kontokorrent⸗Conto A bei Jahresschluß noch ein Außenstandssaldo von über 1 200 000 aufwies. Sodann wurden in Folge der Pfandbriefkündigung zahlreiche Kapitalien derjenigen Pfandbriefsinhaber, welche ihre 4 % Pfandbriefe nicht kon— vertirten, sondern entweder vor dem 1. Dezember a. p. zu dem den Nennwerth noch um fast 1 % übersteigenden Course verkauften oder vom 1. Dezember v. J. ab gegen Zahlung des Nennwerths und Zinsen einlösen ließen, für anderweitige Verwendung frei und fanden zu einem erheblichen Theile durch Vermittelung der Darlehnskasse auf asso⸗ ziirten Gütern zinsbare Unterbringung. Der Einnahme⸗Ueberschuß betrug 286 109 ℳ, also circa 14 ½ % des in diesem Jahre zum ersten Male in seinem vollen Betrage zur Berechnung kommenden jetzigen Stiftungskapitals von 2 000 000 Nach Abzug der davon geschehenen Ueberweisungen verbleibt ein Reingewinn von 243 761 ℳ, das ist ca. 12 ½8 % des Stiftungskapitals von 2 Millionen Mark. Im Vorjahre betrug der Reingewinn 168 285 Von dem Reingewinn gebühren ⁄1 0 dem eigenthümlichen Fonds der Ostpreu⸗ ßischen Landschaft mit 219 385 und 1/10 wächst dem Reservefonds der Ostpreußischen Darlehnskasse zu mit 24 376 Letzterer Reserve⸗ fonds erreicht dadurch einen Bestand von 41 167 Die Gesammt⸗ umsätze betrugen je im Debet und Credit 245 039 562 ℳ, also im Ganzen 490 079 127 und übersteigen damit die Gesammtfumme des Vorjahres von 327 157 006 um ca. 163 Millionen Mark. Das bisher geschäftsreichste Jahr 1881/82 hatte Gesammtum säͤtze von ca. 418 ½ Millionen Mark geliefert, also ca. 71 Millionen Mark weniger als das Betriebsjahr.

Die „New⸗Yorker Handels⸗Ztg.“ schreibt in ihrem vom 1. Juli datirten Wochenbericht: Ungeachtet aller durch illegitime Spekulation verursachten Vorkommnisse bleibt die Stim⸗ mung in der hiesigen Geschäftswelt vertrauensvoll. Handel und Industrie befinden sich auf gesunder Basis, und wenn auch gegen⸗ wärtig, wie stets im Hochsommer, der in diesem Jahre sich sehr früh⸗ zeitig geltend macht, der Geschäftsgang ein ruhiger ist, so liegen doch alle Anzeichen für eine lebhafte und lohnende Herbstsaison vor, zumal die Ernteaussichten sich sehr günstig gestalten. Die temporäre Geld⸗ klemme, welche zum Theil künstlich zu Spekulationszwecken intensiver gemacht und zum Theil auch durch den Semestralwechsel bedingt wor⸗ den, hat auch in dieser Woche die Raten für Call Loans am hiesigen Geldmarkt häufig auf 12 bis 15 % p. a., sogar ½ % pro Tag, an⸗ ziehen lassen, wenn auch dazwischen gegen feinstes Unterpfand zu 6 bis 7 % p. a. und selbst billiger anzukommen war. Jetzt hat aber der Markt die gefährliche Klippe überwunden. Die Diskonto⸗Rate für feinste indossirte 2—4 Monats⸗Platzwechsel wird nominell auf 6 bis 7 %20,p. a. angegeben. Der Wechselmarkt blieb in der ersten Hälfte der Woche flau. Einige Goldrimessen aus Europa, zusammen

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1 1 ½ Mill. Dollars betragend, wu nach hier unterwegs befindlich gemeldet. In den letzten Tagen befestigte sich indessen die Tendenz wieder, wenn dies auch in den Notirungen kaum zu irgend welchem Ausdruck gelangte. Das Geschäft am Waaren⸗ und Produktenmarkt hat keinen animirten Verlauf genommen. Was Brodstoffe betrifft, so blieben Umsätze in Weizen, sowohl in Loco⸗Waare als in Terminen, weit hinter denen der Vorwochen zurück, Preise für Loco⸗Waare wurden künstlich emporgeschroben, während Termine eher matt lagen. Der Erport dieses Cereals war befriedigend. Mais hatte nach jeder Rich⸗ tung hin, ebenso wie Hafer, reguläres Geschäft. Am Frachtenmarkt ist eine kleine Besserung der Situation zu verzeichnen. Baumwolle verkehrte auf gute Liverpooler Berichte, für prompte Waare und auf Zeit, in fester Haltung. In Brasil⸗ Kaffees war das Geschäft bei matter Tendenz still; milde Sorten waren total vernachlässigt. Am Thee⸗ und Zuckermarkt ist nichts Neues von Bedeutung vorgefallen. Schmalz, anfangs weiter rückgängig, schloß befestigt; Schweinefleisch war im Preise ziemlich fest. Der Metallmarkt war still, doch haben die in den Verkehr gekommenen Metalle die Notirungen der Vorwoche meist be⸗ hauptet. Letzteres war auch von Schiffsbedürfnissen mit Terpentinöl und Harz der Fall. Raff. Petroleum in Fässern und Kisten ist unverändert flau und nominell. In Pipe line Certificates ist die Spekulation total abgestorben. Schlußpreis 61 ¾ e B. u. G. Festig⸗ keit war auch in dieser Woche am Wollmarkt vorherrschend. Der Import fremder Webstoffe beträgt für die heute beendete Woche 1 864 712 Doll. gegen 1 997 356 Doll. in der Parallelwoche des Vor⸗

jahres. Wollauktion. Tendenz

LN fest, Preise unverändert.

111AA“ Weizen⸗Ver⸗ schiffungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Ver⸗ einigten Staaten nach Großbritannien 264 000, do. nach Frank⸗ reich 28 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents 170 000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 36 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents Orts.

12. Juli. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche ausgeführten Produkte betrug 6 812 761 Dollars, gegen die Vorwoche 5 870 686 Dollars.

(W. T. B.)

Submissionen im Auslande. ) 18. Juli, Mittags. Oviedo. Waffenfabrik. Lieferung von Stahl für Flintenläufe, Bajonette ꝛc.

2) 26. Juli, 11 Uhr. Trubia. Waffenfabrik. Lieferung von Stahlrohren für Flintenläufe. Voranschl 1544,86 Pesetas Kaution 5 %. 8

Italien.

1) 18. Jult. Direzione costruz. navali R. Marina in Neapel. Kupfernägelchen; Voranschlag 14 794 Lire. Liefe⸗ rung innerhalb dreier Monate in Spezia, Neapel und Venedig.

2) 18. Juli. Commend. militare in Verona. 20 000 Stück Säcke in 20 Loosen, pro Sack 2,40 Lire. (Dem Vernehmen nach schreibt die gleiche Behörde in Neapel dieselbe Lieferung aus).

3) 20. Juli. Commend. militare in Turin und in Florenz: je 100 000 m Baumwollenst off (Shirting, tela cotone), zur Bekleidung der in Afrika stehenden Truppen. Lieferung 171—I

4) 22. Juli. Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Rom und gleichzeitig Präfektur Salerno.

Bau des 2. Abschnitts der Eisenbahn von Salerno bis San Se⸗ verino, Strecke Tratte Capezzano, Voranschlag 4 166 800 Lire; Depot 140 000 Lire, Kaution 260 000 Lire. Bauzeit 3 Jahre.

5) 25. Juli. Reale Loboratorio Precis in Turin.

a. Papier. 1300 kg farbiges Imperialpapier à kg 0,80 Lire, desgl. starkes, türkischblau 1000 kg, à kg 0,85 Lire, desgl. feinere Sorte à kg 0,90 Lire, Strohpapier, 9000 kg, à 0,35 Lire, Summe 5580 Lire.

b. 2 003 000 Stück Patronen⸗Disken für Feuerwaffen, Modell 1870 zu 0,0012 Lire das Stück.

c. 6400 qm weißer Percal zu 0,80 Lire d. M., zusamme 7523 60 Lire.

Italien und Schweiz. In Aussicht stehend:

Bau der vom Schweizer Bundesrath konzessionirten Eisenbahn von Lugano nach Ponte⸗Tresa, welche dazu bestimmt 1. Verbindung zwischen dem Komersee (Menaggio) und dem Langen (Luino) über Lugano (Porlezza) herzustellen.

Diese Linie wird in Luino von der Gotthardbahn abzweigen un über die Stationen Sorengo, Agnuzzo, Muzzano, Bioggia, Agno un Magliasco nach Ponte⸗Tresa laufen.

Gesammtlänge 11,24 km gradlinige und 3,87 Kurven⸗Bahn.

Die engste Kurve ist zu 200 m angelegt. zwischen 0,1 bis 25 0% im Maximum

““

Die Rampen wechseln

Kunstbauten von Belang: 4 große eiserne Brücken: 4 Brücken

aus Stein; mehrere Aquädukte. Normalspurbreite. Oberbau mi Eisenschwellen und Stahlschienen zu 28 kg das laufende Meter.

Die Stationen sowie die Typen des anzuschaffenden rollender Materials sollen denen, welche bei der Eisenbahn in Val de Travers benutzt werden, entsprechen

Bedarf: 3 Lokomotiven, 2 Wagen I. Klasse, 2 Wagen II. Klasse, 2 Wagen III. Klasse, 2 Packwagen mit Abtheilung für die Post, 3 bedeckte und 3 offene Güterwagen.

Gesammtkostenanschlag, das Material 1 050 000 Lire.

rollende inbegriffen,

Verkehrs⸗Anstalten.

Nach einer uns zugegangenen Mittheilung wird für die Dauer des

in Genf vom 24. Juli bis einschl. 4. August stattfindenden eid⸗ genössischen Schützenfestes auf dem Festplatze eine Post⸗ anstalt eingerichret werden, deren Thätigkeit sich auf sämmtliche Sweige des Postdienstes, mit Ausnahme des Postanweisungs⸗ und Postauftragsverkehrs, erstrecken wird. Postsendungen, welche bei dieser Postanstalt in Empfang genommen werden sollen, müssen die Bezeich⸗ nung „postlagernd Festplatz Genf“ tragen.

Hambueg, 12. Juli. (W. T. B.) Der Post dampfer „Rugia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗

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Aktiengesell chaft ist, von New⸗York kommend, heute Nach⸗

mittag auf der Elbe eingetroffen.

Sanitätswesen und Quarantänewesen. Oesterreich⸗Ungarn.

Durch Verfügung der K. K. Seebehörde zu Triest ist für Provenienzen der Insel Sicilien eine fünftägige Quarantäne, für solche aus Calabrien eine strenge ärztliche Visite angeordnet worden.

Türkei.

Mit Rücksicht auf den Wiederausbruch der Ch Italien ist türkischerseits angeordnet worden, daß bis au alle von Stzilien oder dem südlichen Küstengebiet Ita kommenden Schicfe in Quarantäne zu legen seien.

ööe Weiteres euns an⸗

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Berlin, 13. Juli 1887.

Die in dieser Saison gestern wieder zum ersten Mal auf der Kroll'schen Bühne aufgeführte Kaiser'sche Oper „Der Trom⸗ veter von Säckingen“ ging vor gut verkauftem Hause in Scene. Der musikalische Werth der Oper ist bereits wiederholt gewürdigt worden. Scenisch war die Oper von Hrn. Engel jr. sehr geschickt arrangirt. Sämmtliche Darsteller waren nach Kräften bemüht, das Werk möglichst zu beleben. Nur bei Hrn. Bandromsky hätten wir nach seiner impo⸗ santen Erscheinung etwas mehr Energie im Ton gewünscht. Die Hauptrollen waren in den bewährten Händen der Herren Fricke 1 Kirchhof), Nebuschka (Freiherr) und des Frl. Sander (Mar⸗ garethe).

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