1887 / 175 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 29 Jul 1887 18:00:01 GMT) scan diff

Feichnen, 10 Stunden wöchentlich, nqengeun Brelow. Dar⸗ stellende Geometrie, 4 Stunden entlich, Derselbe. Berg⸗ recht, 2 Stunden wöchentlich, Geheimer Bergrath Eskens. Baukonstruktionslehre, 2 Stunden wöchentlich, Geheimer Bergrath Gebauer. Analytische Geometrie der Ebene, 4 Stunden voöchentlich, Professor Dr. Bertram. Differentialrechuung, 6 Stunden wöchentlich, Derselbe. Mineralogie, 5 Stunden wöchentlich, Professor Dr. Weiß.

Nineralogische Uebungen, 2 Stunden wöchentlich, Derselbe. Mineralchemie, 2 Stunden wöchentlich, Geheimer Regierungs⸗ Rath, Professor Dr. Rammelsberg. Petrographie, 4 Stunden wöchentlich, Professor Dr. Lossen. Petrographische Uebungen, 2 Stunden wöchentlich, Derselbe. Geognosie mit besonderer Berücksichtigung des sog. Flötzgebirges, 4 Stunden wöchentlich, Geheimer Bergrath, Professor Dr. Beyrich. Paläontologische Uebungen, 2 Stunden wöchentlich, Bezirks⸗Geologe Dr. Ebert. Allgemeine Geologie, 3 Stunden wöchentlich, Landes⸗Geologe Dr. Wahnschaffe. Geologie des Quartärs, 1 Stunde wöchent⸗ lich, Derselbe. Physikalische und chemische Bodenanalyse, 1 Stunde wöchentlich, Derselbe. Praktische ebihgen darin, 6 Stunden wöchentlich, Derselbe. Uebungen im Laboratorium 8 Mineralanalyse: a. quantitative und qualitatipe, 30 Stun⸗

en wöchentlich, Professor Dr. Finkener, b. qualitative, 4 Stun⸗ den wöchentlich, Derselbe.

Die Vorlesungen beginnen am 1. November d. J. Berlin, den 21. Juli 1887. 8 Der Direktor der Königlichen Berg⸗Akademie. Hauchecorne.

Bekanntmachungen auf Grund des Reichsgesetzes vom 21. Oktober 1878.

Auf Grund des §. 12 des Reichsgesetzes gegen die gemein⸗ efährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Okto⸗ ben 1878 wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, Ueberschrift: „Arbeiter und Bürger Berlins! Genossen!“ und den Schlußworten: „Um weitmöglichste Verbreitung dieses Flugblattes wird ge⸗ eten. Genossenschafts⸗Buchdruckerei Hottingen⸗Zürich“, nach 8 11 des gedachten Gesetzes durch den Unterzeichneten von andespolizeiwegen verboten worden ist. Berlin, den 29. Juli 1887. Der Königliche Polizei⸗Präsident Freiherr von Richthofen.

daß das Flugblatt mit der

In der heutigen Handelsregister⸗Beilage wird Nr. 30 der Zeichenregister⸗Bekanntmachungen veröffentlicht.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

. Berlin, 29. Juli. Se. Majestät der Kaiser und König hörten, wie „W. T. B.“ aus Bad Gastein meldet, gestern Mittag noch den Vortrag des Chefs des Civilkabinets, Wirklichen Geheimen Raths von Wilmowski.

Fun⸗ Diner, um 4 Uhr, waren der Oberst⸗Lieutenant von Villaume, der Prinz von Thurn und Taxis und der General von Osten⸗Sacken geladen.

Den Thee nahmen Se. Majestät Abends bei der Gräfin Lehndorff ein.

VPente Morgen 8 Uhr nahmen Se. Majestät der Kaiser ein Bad, machten, begleitet von dem General⸗Adjutanten Grafen Lehndorff und dem Oberst⸗Lieutenant von Villaume, von 10 bis 11 Uhr einen Spaziergang auf der Kaiser⸗ promenade und hörten sodann den Vortrag des Chefs des Militärkabinets, Generals von Albedylll.

11u“

Preußen.

Der General⸗Inspecteur der Fuß⸗Artillerie, General⸗ Lieutenant Roerdansz, ist von der gegen Mitte dieses Monats nach den östlichen Provinzen angetretenen Besich⸗ tigungsreise hierher zurückgekehrt.

Der Dampfer „Salier“, mit den abgelösten Kommandos S. M. Kreuzer „Nautilus“ und „Albatroß“, ist am 29. Juli cr. in Port Sard eingetroffen und an demselben Tage wieder in See gegangen.

Württemberg. Bebenhausen, 27. Juli. (St.⸗A. f. W.) Der König traf heute Nachmittag von Friedrichshafen hier ein. Auf der Reise hierher wurde der König in Tübingen auf dem Bahnhof von dem Rektor der Universität, Professor Dr. von Linsenmann, und dem Commandeur des daselbst garnisonirenden Bataillons, Major von Niethammer, empfangen und bei einer Fahrt durch die Stadt von der zahlreich versammelten Ein⸗ wohnerschaft mit Hochrufen begrüßt. Am Beginn der neuen Mühlstraße fand eine Begrüßung durch den Stadt⸗ vorstand statt, worauf der König die neue Straße eröffnete und in Begleitung des Stadtschultheißen und des Bürger⸗ ausschuß⸗Obmanns durchfuhr.

Hessen. Darmstadt, 29. Juli. (W. T. B.) Der Großherzog ist heute Vormittag von England hierher zu⸗ rückgekehrt. 3

GFroßbritannien und Irland. London, 28. Juli. (A. C.) In der gestrigen Nachmittagssitzung des Unter⸗ hauses wurde die Debatte über Klausel 4 der irischen Bodengesetzvorlage, welche an Stelle der wirklichen Ermission die schriftliche Gerichtszustellung setzt und den zah⸗ lungsunfähigen Pächter dadurch zum jederzeit kündbaren Platzverwalter (caretaker) des Gutsherrn macht, fort⸗ gesetzt. Den heftigsten Widerspruch erfuhr diese Klausel natürlich Seitens der Irländer, die hierin eine Hand⸗ habe erblicken, die Ausweisungen, vor deren Schwierig⸗ keiten jetzt viele Gutsbesitzer zurückschrecken, bequemer zu

lich machen werde. Shaw⸗Le⸗ dstone’s, nahm sich der Irländer die Annahme der Klausel würde die Wirkung haben, irische Pächter in Platzverwalter zu verwandeln, wodurch sie auf die Gnade oder Un⸗ nade der Gutsherren angewiesen sein würden. Parnell eschwor die Regierung, die Klausel zurückzustellen, bis Klausel 22 erledigt worden. Den liberalen Unionisten stellte er vor, daß sie durch Unterstützung der Klausel die ganze Maßregel aufs Spiel setzen würden. Nachdem ein von Do⸗ herty gestelltes Amendement, welches die Anwendung der Klausel auf drei Jahre nach Annahme des Gesetzes beschränkt wissen wollte, mit 212 gegen 156 Stimmen verworfen worden, wurde die Debatte wieder vertagt.

Bei den jetzt in der Gegend von Dover unter dem Be⸗ fehl des Admirals Hewitt stattfindenden Flottenmanövern stießen vorgestern wieder zwei Kanonenboote zusammen. Der Befehlshaber des Panzerschiffs „Deva⸗ station“, welcher mit dem „Ajax“ zusammenstieß, Kapitän Percy Luxmore, ist abgesetzt worden und an seine Stelle Kapitäan Fred. S. Vandermeulen getreten. Vorgestern ertheilte die Admiralität den Befehl, die Reparatur beider Fahrzeuge aufs Aeußerste zu beschleu⸗ nigen, damit dieselben noch an den gegenwärtig stattfindenden Flottenmanövern theilnehmen können.

Frankreich. Paris, 27. Juli. (Köln. Ztg.) Der Marine⸗Minister befürwortete gestern vor dem Budget⸗ ausschuß einen außerordentlichen Kredit von 19 Mil⸗ lionen Francs, der dazu bestimmt ist, einen Ueberschuß von Ausgaben in dem Marinebudget für 1887 zu decken. Gegenwärtig ist nämlich die Zahl der an Bord der Flotte unterhaltenen Mannschaft um 4000 höher, als im Budget vorausgesehen war, und andererseits übersteigen die im Aus⸗ lande sowohl als in Frankreich gemachten Bestellungen von Material die in das Budget eingeschriebenen Kredite. Ein Theil dieser Summe ist demnächst zahlbar. Der Minister be⸗ merkte: er sei nicht befugt, die Handlungen seiner Vorgänger zu beurtheilen, er wolle aber seine eigene Verantwortlichkeit decken. Es liege viel daran, daß die Verpflichtungen des Staats erfüllt würden, um so mehr, da der größere Theil der fälligen Summen ausländischen Schiffsbau⸗Firmen geschuldet werde; man sei z. B. einer fremden Torpedobau⸗Firma mehr als 2 Millionen Franken schuldig. Der Minister legte darauf die Mittel dar, mit welchen er die auf der Stelle fällige Schuld zu decken gedenke, da die Kammern in die Ferien gegangen, ohne die Kredite zu genehmigen. Der Aus⸗ schuß wollte sich jedoch, ohne die Nothwendigkeit der Kredite zu leugnen, über die vorläufigen Ausfluchtsmittel sowie über die in der Frage zuständigen verantwortlichen Personen nicht aussprechen und beschränkte sich darauf, folgende Tagesordnung zu beschließen: „Der Ausschuß beurkundet dem Minister seine Mittheilung und ermächtigt, indem er die Frage der Ver⸗ antwortlichkeit offen läßt, den Berichterstatter, in seinem Bericht die Bewilligung der Kredite zu befürworten.“

28. Juli. (W. T. B.) Zu Ehren des Minister⸗ Präsidenten Rouvier wird auch hier ein Festbanket vorbereitet. Wie verlautet, würde der Minister⸗Präsident dabei eine Rede halten und weitere Erklärungen über die Politik des Kabinets abgeben, durch welche seine Ant⸗ worten auf diesbezügliche Interpellgtionen in der Kammer ergänzt würden. I

Serbien. Belgrad, 26. Juli. (Wien. Abdp.) Der hiesige französische Gesandte autorisirte das Journal „Ustavnost“ zu der Erklärung, daß er die Zöglinge der Akademie gelegentlich der Nationalfeier nicht eingeladen, auch keine politische Rede gehalten und sich in die inneren Angelegen⸗ heiten Serbiens nie eingemengt habe.

Pächterausweisungen unmö fevre, ein Parteigänger G lebhaft an und behauptete:

Bulgarien. Sofia, 27. Juli. (Wien. Ztg.) Die bulgarischen Emigranten in Konstantinopel haben, wie das „Reut. Bureau“ meldet, an den Minister des Innern, Dr. Stransky, die Bitte gerichtet, sie zu amnestiren und ihnen die Rückkehr nach Bulgarien zu gestatten. Stransky verständigte heute Morgen vier dieser Emigran⸗ ten telegraphisch, daß denselben die Rückkehr gestattet sei. Wie versichert wird, werden alle Emigranten, ausgenom⸗ die, welche gerichtlich abgeurtheilt wurden, amnestirt werden.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 29. Juli. (W. T. B.) Der russischen „St. Petersburger Zeitung“ zu⸗ folge soll zu Anfang des Monats August eine russische geistliche Mission, aus einem Archimandriten, drei Priestern sowie einer entsprechenden Anzahl niederer Kleriker bestehend und mit Kirchengeräthen und Büchern versehen, nach Abessinien abgehen.

Das Medizinal⸗Departement macht anläßlich der von verschiedenen Zeitungen gebrachten Meldung von angeb⸗ lichen Cholerafällen in Charkow bekannt, daß nach amtlicher Erhebung daselbst keine Erkrankung an der asiati⸗ schen Cholera vorgekommen sei.

Amerika. Washington, 27. Juli. (A. C.) Der gräsident Cleveland hat die Einladung der Einwohner von Kansas City, die Stadt im Oktober d. J. zu besuchen, angenommen. Die Unterhandlungen zwischen den atlantischen Kabelgesellschaften machen dem Vernehmen nach Fortschritte. Das Ergebniß dürfte eine Beendigung des „Kabelkrieges“ und die Erhöhung des Deveschentarifs auf 40 Cts., wahrscheinlich sogar auf 60 Cts. per Wort sein.

New⸗York, 26. Juli. (Tel. des „Standard“.) Nach einer Periode unerwarteter Ruhe haben die canadischen Kreuzer wiederum angefangen, amerikanische Fischer⸗ boote wegen Fischens in canadischen Gewässern mit Beschlag zu belegen. 14 Leute wurden deshalb verhaftet. Der Schooner „Hodgson“ hat gewiß gegen die Zollgesetze sich vergangen, indem er in den Hafen von Shelburne einlief, ohne Meldung zu erstatten. Der Kapitän entschuldigte sich damit, daß das Zollhaus sehr weit entfernt sei. Ungefähr 400 amerikanische Schooner sischten beim Souris⸗Hafen. Ohne Zweifel schätzten sie die Entfernung vom Lande weiter als die Kreuzer.

27. Juli. (R. B.) Am Montag starb der Präsident der Mormonen und Oberhaupt der 12 mormonischen Apostel, John Taylor. Der Tod ereilte ihn in der Nähe von Salt Lake City. Man weiß aber nicht genau wo, da Taylor sich vor den Händen der Justiz geflüchtet hatte. .

S

Unter der Ueberschrift: „Prof. Eneist über die Aus⸗ weisung von Sträflingen“ lesen wir in der „National⸗ Zeitung“:

Das preußische Gesetz vom 31. Dezember 1842 legt bekanntlich der Landes⸗Polizeibehörde die Befugniß bei, einen entlassenen Sträfling, welcher zu Zuchthaus oder wegen eines für die öffentliche Sicherheit und Moralität gefährlichen Vergehens verurtheilt ist, von dem „Auf⸗ enthalt an gewissen Orten auszuschließen.“ Die spätere Gesetzgebung da⸗ gegen jetzt das deutsche Strafgeseßbuch, hat die Befugniß der Polizei, einem entlassenen Sträfling „den Aufenthalt an gewissen Orten zu unter⸗ sagen“,als Theil der sogenannten Stellung unter Polizei⸗Aufsicht. an bestimmte gesetzliche Vorbedingungen geknüpft und von dem Aus⸗ spruch in einem Strafgerichtsurtheil abhängig gemacht. Es entsteht danach die Streitfrage, ob durch diese neuere strafgesetzliche Norm die ältere Vorschrift des preußischen Landesgesetzes aufgehoben ist. oder ob beide Rechtsnormen neben ein⸗ ander in Wirksamkeit fortbestehen. Das preußische Ober⸗ Verwaltungsgericht indeß hat in mehreren Entscheidungen, die namentlich Ausweisungen von Berlin in viel besprochenen Fällen betrafen, die fortdauernde Gültigkeit des §. 2 Nr. 2 des Gesetzes vom 31. Dezember 1842 neben den Bestimmungen des Reichs⸗Strafgesetzbuchs anerkannt. Professor Dr. Gneist nun unter⸗ nimmt in einem Aufsatz im „Archiv für öffentliches Recht“, die Richtigkeit dieser Entscheidung nachzuweisen. Er kommt, wie wir einem Auszug der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ entnehmen, zu folgendem Schlusse:

„Es erscheint bei dieser Sachlage wohl ebenso begreiflich wie gerechtfertigt, daß das preußische Ministerium des Innern und sämmtliche Verwaltungsbehörden seit einem Menschenalter die fort⸗ dauernde Gültiakeit der Verordnung vom 31. Dezember 1842 §. 2 als unzweifelhaft angesehen und gegen erhobene Widersprüche sowohl Landtage wie im deutschen Reichstage aufrecht erhalten aben.

Die Entwickelung dieser preußischen Gesetzgebung ergiebt aber auch den überzeugenden Beweis, wie der Grundsatz der Freizügigkeit dabei wohl gewahrt und polizeiliche Beschränkungen derselben, auch wo sie im Interesse der Kommunen, der öffentlichen Sicherheit und Sittlichkeit unentbehrlich, mit solcher Vorsicht gehandhabt werden, daß Beschwerden in diesem Gebiet verhältnißmäßig sehr selten erscheinen. Es ist allerdings ein natürliches Bestreben des richterlichen Be⸗ rufs, die arbiträren Gewalten der Polizei nach Möglichkeit zu be⸗ seitigen, und dies Bestreben begegnet sich mit der Abneigung unseres Publikums gegen Alles, was Polizei heißt. Allein die immer wieder⸗ kehrenden Versuche, das geammte Gebiet der Polizeiverfügungen durch das Strafrichteramt zu ersetzen, scheitern an den praktischen Be⸗ dürfnissen des Lebens. Wohin man gelangt, wenn man darin zu weit geht, zeigen die Sicherheitspolizei⸗Verhältnisse von London, Paris und anderen Groß⸗ städten. Wenn man in wohlmeinender Intention glaubt, ein abstraktes „Grundrecht“ der Freizügigkeit über alle Rechte des kommu⸗ nalen Zusammenlebens setzen zu sollen, so verfehlt dies Bestreben seinen Erfolg, weil das Bedürfniß des Lebens sich dann auf andere Weise zu helfen weiß. Die Verwaltungsgerichte machen oft die Erfahrung, wie schwer es dem an die Civil⸗ und Strafjustiz gewöhnten Juristen wird, publizistische Rechtsverhältnisse anders als vom Standpunkt des Individualrechts anzusehen und der besonderen Natur der Ver⸗ waltungsrechtsnormen gerecht zu werden. Die Differenz der An⸗ schauungen beruht zuletzt darauf, daß man von einer Seite das Wesen der bürgerlichen Freiheit lediglich darin sieht, ob und wie weit der Willenskreis des Einzelnen durch die Staatsgewalt be⸗ schränkt werden darf: während man von der anderen Seite auch die Rechtsverhältnise im Auge behalten muß, die zwischen dem Staat und dem Einzelnen liegen, und welche das Leben der Kommune, der Kirche und anderer öffentlich rechtlicher Ver⸗ bände zu ordnen berufen sind. Das Verwaltungsgericht muß die praktischen Zwecke seiner Verwaltungsnormen in stärkerem Maße vor Augen behalten, als der Civil“⸗ und Strafrichter, wenn es nicht auf Schritt und Tritt vor ein Vacuum oder Absurdum gerathen will. Die Rechtsprechung der Verwaltungsgerichte ist freilich verhältnißmäßig von so neuem Datum, daß eine all⸗ seitige Verständigung über die Verschiedenartigkeit des Rechts⸗ schutzes nach dem verschiedenen Wesen der Justiz⸗ und der Ver⸗ waltungsgesetze keineswegs leicht ist. Aber sie schreitet weiter mit der Stabilirung der Verwaltungsrechtsprechung, und die vielseitige Bildung des deutschen Juristen, welche durch die Natur und Ent⸗ stehung unseres „Gemeinen Rechts“ bedingt ist, wird auch diese Schwierigkeit lösen, wie sie ebenso schwere Aufgaben bereits gelöst hat.“

Die „Kaufmännischen Blätter“ entnehmen dem Jahresbericht der Handelskammer für Aachen und Burtscheid ausführliche Mittheilungen, welche mit folgenden Bemerkungen schließen:

Dank der Unterstützung unserer Reichsregierung ist im Laufe des letzten Jahres die Subvention der ostasiatischen Dampfer zu Stande gekommen und dadurch Deutschland in direkte Verbindung mit dem großen chinesischen Reich getreten. Am 30. Juni 1886 eröffnete der ebenso prachtvoll wie zweckmäßig erbaute Dampfer „Oder“ vom Norddeutschen Lloyd die erste Fahrt von Bremen via Antwerpen nach Hongkong und Shanghai. Die Stadt Bremen hatte in richtiger Würdigung der Bedeutung dieses Epoche machenden Ereignisses ihr schönstes Festkleid angelegt und zu der erhabenen Feier die ersten Ver⸗ treter der hohen Regierung, des Handels und der Industrie gastlich eingeladen. Alle Festgenossen und mit ihnen ganz Deutschland waren beseelt und gehoben von der Bedeutung des Tages und glücklich, eine direkte Verbindung mit China eröffnet zu sehen! Mögen alle die Wünsche und die Hoffnungen in Erfüllung gehen, die an dieses neue Unternehmen geknüpft worden sind! Wir sind im Interesse unseres Handels und unserer Industrie von Anfang an mit dafür eingetreten, daß die subventionirten Dampfer in Antwerpen anlaufen. Wir nehmen hiermit gern Veranlassung, der hohen Reichsregierung den wärmsten Dank für die Erfüllung dieses Wunsches auszusprechen.

Eisenbahn⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 23. Inhalt: Gesetz, betreffend die Fürsorge füͤr Beamte in Folge von Betriebs⸗ unfallen. Vom 18. Juni 1887. (G.⸗S. S. 282 ff.) Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 21. Juli 1887, betreffend Ausführungsvorschriften zum Unfallfürsorgegesetz.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Stand esämtern in der Woche vom 17. Juli bis inkl. 23. Juli cr. zur Anmeldung gekommen: 202 Ehe⸗ schließungen, 953 Lebendgeborene, 24 Todtgeborene, 689 Sterbefälle.

Im preußischen Staat sind während des Jahres 1885 nach dem letzterschienenen Doppelheft der „Zeitschrift des Königlich preußischen Statistischen Bureaus“ 716 859 Personen (374 932 männl. und 341 927 weibl.) gestorben. Bei der Eintheilung der Ge⸗ storbenen nach den Altersjahren in fünfjährige Gruppen ergiebt sich folgende Zusammenstellung: Von den Gestorbenen entfielen auf das erste Jahrfünft (über 0 bis 5 Jahre): 336 695 (180 671 m u. 156 024 w.) oder 46,98 %; auf das zweite: 34 628 (17 283 m. u. 17 345 w.) oder 4,83 %; auf das dritte: 12 972 (6094 m. u. 6878 w.) oder 1,82 %; auf das vierte: 13 158 (6798 m. u. 6360 w.) oder 1,84 %; auf das fünfte:

machen, während die Regierung sich von der Klausel ver⸗ spricht, daß sie die Raufereien und skandalösen Vorgänge bei

auf das sechste: 17 320 (8498 m. u. 8822 w.) oder

16 206 (8778 m. u. 7428 w.) oder 2,26 0%; 2,42 %; auf das

““ 8 1“

siebente: 18 610 (9290 m. u. 9320 w.) oder 2,60 %; auf das achte:

19 659 (10 347 m. u. 9312 w.) oder 2,74 %; auf d : 2 (11 499 m. u. 9145 w.) oder 2,88 %; auf 9 22 14 (12 478 m. u. 8666 w.) oder 2,95 %; auf das elfte: 22 959 (13 177 m u. 9782 w.) oder 3,20 %; auf das zwölfte: 26 629 (14 335 m. u. 12 294 w.) oder 3,71 %; auf das dreizehnte: 34 631 (17 740 m. u. 16 891 w.) oder 4,83 %; auf das vierzehnte: 36 357 (18 ,205 m. u. 18 152 w.) oder 5,07 %; auf das fünfzehnte: 33 879 (16 076 m. u. 17 803 w.) oder 4,71 %; auf das sechzehnte: 25 541 (11 964 m. u. 13 577 w.) oder 3,56 %; auf das siebzehnte 16 720 (7681 m. u. 9039 w.) oder 2,33 %; auf das achtzehnte: 6727 (2971 m und 3756 w.) oder 0,93 %; auf das neunzehnte: 1598 1634 m. und 964 w.) oder 0,22 %, und auf das zwanzigste: 345 (120 m. und 225 w.) oder 0,05 %, Ueberdem waren von den Ge⸗ storbenen 86 (32 m. und 54 w.) über 100 Jahre alt und 351 (261 m. und 90 w.) unbekannten Alters. Die zahlreichsten Ge⸗ storbenen, beinahe die Hälfte, kamen auf das erste Jahrfünft, die zweitzahlreichsten, etwas über ein Zwanzigstel, auf das vierzehnte, und die drittzahlreichsten, je fast ein Zwanzigstel, auf das dreizehnte und as zweite. Die Skala der numerischen Sterblichkeit war vom dritten bis zum vierzehnten Jahrfünft steigend, fallend vom vierzehnten bis zum zwanzigsten. Die Sterblichkeitsziffer war größer: beim männlichen Geschlecht: im ersten, vierten, fünften achten, neunten, zehnten, elften, zwölften, dreizehnten und vierzehnten Jahrfünft; beim weiblichen: im zweiten, dritten, sechsten, siebenten fünfzehnten, sechzehnten, siebzehnten, achtzehnten, neunzehnten und zwanzigsten Jahrfünft. Die Differenz zwischen der numerischen Sterblichkeit war zu Gunsten des männlichen Geschlechts am belang⸗ reichsten (— 1727) im fünfzehnten, am wenigsten belangreich (— 30) 8 eeshen. zu Gunsten des weiblichen am belangreichsten Ghe. am wenigsten belangreich (— 53) im vier⸗ Betrieb der Bergwerke in Bavern. Im Jahre 1886 waren, der M. „Allg. Ztg.“ zufolge, in Bayern 70 und 202 unterirdische Steinbrüche und Gräbereien in Betrieb, welche 5015 Arbeiter beschäftigten, und zwar 4737 männliche und 148 weib⸗ liche im Alter von mehr als 16 Jahren, 103 männliche und 27 weib⸗ liche im Alter von 14—16 Jahren. Uebertretungen in Bezug auf die gesetzlichen Bestimmungen über die Verwendung jugendlicher Ar⸗ beiter sind nicht zur Anzeige gebracht worden. Ueber das Betriebs⸗ geschäft im Jahre 1886 wird amtlich mitgetheilt, daß in der Kohlen⸗ gewinnung eine etwas erhöhte Produktion eintrat, welcher in der Eisenerzproduktion verminderte Förderung gegenübersteht.

Kunst, Wissenschaft und Literatur

Von dem „Handbuch des preußischen Eisenbahn⸗ rechts“, von Dr. jur. Georg Eger, Regierungs⸗Rath und Justitiar der Königlichen Eisenbahn⸗Direklion, Dozenten der Rechte an der Universität Breslau, erschien in J. U. Kern's Verlag (Mar Müͤller) zu Breslau soeben die 4. Lieferung (Pr. 2 ℳ). 8

Im Verlage der „Librairie illustrée“ zu Paris der Chef⸗ Redacteur der „Leipziger Gerichtszeitung“, ööü 8* stellung des Prozesses gegen die in Deutschland ansässige Mitglieder der Patrioten⸗Liga in französischer 1ee erscheinen lassen. Der stattliche Band führt den Titel „Le procẽs de Leipzig, affaire de la Ligue des patriotes, compte-rendu- com- plet des débats“. Der Herausgeber theilt in der Einleitung die Gesetzesstellen mit, auf Grund welcher die Anklage erhoben wurde, und führt die Namen, den Stand und Wohnort der 8 Angeklagten, die Namen der 8 Vertheidiger, und die berufenen Zeugen sowie endlich die Namen des Senats⸗Präsidenten und der Reichs⸗ anwälte an. Nach dem Hinweis darauf, daß die Verhandlungen in völliger Oeffentlichkeit stattgefunden haben, schließt der Verfasser mit der Bemerkung, daß seine deutsche Nationalität ihm geboten habe sich aller Reflexionen zu enthalten; es sei ihm hauptsächlich darauf angekommen, den Franzosen einen ganz objektiven Bericht der großen Verhandlungen zu verschaffen; in jedem Fall überlasse er dem Leser die Sorge, die Schlüsse zu ziehen, welche sich aus den Prämissen ergeben

Der Historische Verein für das Großbherzogthum essen versendet soeben die Nr. 2 Jahrg 1887 seiner „Quartal⸗ lätter“ (Redacteur: Ernst Wörner; Darmstadt, Selbstverlag des

Vereins; in Kommission der Hofbuchhandlung von A. Klingelhöffer.) bv Heft hat folgenden Inhalt: I. Vereinsangelegenheiten: Monatsversammlungen des Vereins am 31. Januar, 14. Februar und 2. Mai. II. Historische und archäologische Mittheilungen: Fr Kofler, Der Pfahlgraben in der Wetterau. (Mit zwei Tafeln.) F. W. E. Roth, Zur Bibliographie der heil. Hildegardis Meisterin des Klosters Ruppertsberg bei Bingen O. S. B. Aus der Seligen⸗

insgesammt 5 122 958 betragen, worunter der Grunderwerb mit A ℳ, die Erdarbeiten mit 718 970 ℳ, der Oberbau mit 244 123 ℳ, die Brücken und Durchlässe mit 497 205 ℳ, die Bahn⸗ höfe mit 532 063 ℳ, die Betriebsmittel mit 346 340 ℳ. die Ver⸗ waltungskosten mit 294 627 ℳ, die Zinsen während der Bauzeit mit „284 254 verzeichnet sind. Die Einnahmen betrugen 2 146 954 (darunter die Einzahlung der Aktien mit 4 200 000 ℳ, desgleichen auf die Prioritäts⸗Obligationen 800 000 die Zinsen während der Bauzeit 76 685 ℳ, der Betriebsüberschuß während der Bauzeit 30 079 ℳ, sonstige kleine Einnahmen während der Bauzeit 7984 ℳ, Extra⸗Reservefonds 25 209 Uebertrag aus der Betriebsrechnung pro 1883/84 6988 ℳ). Hiernach stellt sich der Uebrrfebat der Einnahmen gegenüber den Ausgaben auf 23 987 e“ Reserve⸗Baufonds überwiesen werden soll. Vom Auf⸗ 8 gtsrath sind Ausgaben im Gesammtbelaufe von 166 859 zur üusführung genehmigt worden, wovon bis Ende März 1887 bereits 143 718 verwendet und danach noch 23 141 erforderlich waren. Zur Deckung dieses Ausgaben⸗Betrages von 166 859 war nur bverfügbar der Uebertrag aus der Baurechnung mit 23 987 während der Rest sowie die ferner erforderlichen Ausgaben durch Auf⸗ nahme der zweiten Prioritäts⸗Anleihe (die bereits beschlossen jedoch . s) 1öö sollen. Nach der Rechnung hat etragen pro 1. April 1886 bis 1. April 1887 die Einnahme 8 die Ausgabe 254 712 ℳ, der reine Ueberschuß hfsne 2s ö seten sich zusammen aus dem Personenverkehr ꝛc. ac. 59 % = 291 210 ℳ, aus dem Güter⸗ und Viehverkehr ꝛc. mit 5 %. = 170 286 Die Kosten des Betriebs stellen sich auf 52 % der Roheinnahme. Von dem Ueberschuß des Rechnungs⸗ jahres pro 1886/87 (235 817 ℳ) gehen zunächst ab: die konzessions⸗ und statutenmäßigen Rücklagen in den Erneuerungsfonds (abzüglich bereits verausgabter 897 ℳ) 48 003 ℳ, in den Reservefonds 5000 in den Bilanz⸗Reservefonds 2824 ℳ, für die Verzinsung und Tilgung der 800 000 Prioritäts⸗Obligationen 36 000 ℳ, zusammen 91 827 ℳ, und es verbleibt somit aus jenem Ueberschuß ein Restbetrag von 143 991 ℳ, über deren Verwendung die bevorstehende General⸗ versammlung zu bestimmen haben wird. Von dem Aufsichtsrath und der Direktion werden folgende Vorschläge gemacht: 1) den Inhabern der Prioritäts⸗Stammaktien eine Dividende von 4 % = 83 960 2) den Inhabern der Stammaktien eine Dividende von 2 ½¾ % = 52 525 zu zahlen, 3) die Eisenbahnsteuer mit 3500 ℳ, 4) den Rest Rechnung zu übertragen. In den eservefonds ist ½20 des Reingewinns eingestellt abzüglich des 1114“ ausgeloosten Prioritäts⸗Obligationen. Der S s weist am Schluß des Rechnungsjahres den Bestand von 233 950 ℳ, der Reservefonds einen solchen von 26 771 ℳ, der Bilanz⸗Reservefonds von 2824 auf. 8s Wurzen, 29. Juli. (W. T. B.) Die der Aktieng Kunstmühlenwerke, vormals Krietsch, in Wurzen gehörige mühle ist total niedergebrannt. 5 London, 26. Juli. (A. C.) Der amtliche spektors der Bergwerke für 1886 wurde gestern veröffentlicht waren im vorigen Jahre in den Bergwerken des Vereinigten Königreichs und Irlands 561 092 Personen beschäftigt von welchen 5568 Frauen oberhalb der Erde arbeiteten. Im Ganzen sind 869 Unglücksfälle vorgekommen, bei denen 1018 Personen ums Leben kamen. In den Kohlenbergwerken arbeiteten allein 519 97 Personen 8 Bradford, 28. Juli. (W. T. B.) Wolle ruhig, aber .“ ruhig, Käufer warten auf Preisermäßigung, Stoffe

Submissionen im Auslande

Oesterreich. 6. September. Mittags. Triest. K. K gebung der Arbeiten zur Erweiterung des Triester Hafens: I. Erweiterung. des Hafenplateaus nordseits der jetzigen Petroleum⸗ Bassins nebst Verbreiterung des äußeren Molos dieses Bassins veranschlagt öu 441,91 II. Ablenkung des Martesinkanals, veranschlagt auf 54 618,28 III. a. Herstellung eines vierten Hafenbeckens (Bassin III. und Molo IV.) am füdlichen Ende des neuen Hafens sammt b. Verlängerung des Klutsch⸗Kanals, veranschlagt auf Anlage eines Holzlagerplatzes beim Molo S. Theresa, veranschlagt auf . . . . „Herstellung eines Molo und Uferplatzes bei

S. Sabba in der Bucht von Muggia, ver⸗ schaufss*

Z., Se

zusammen F

städter Chronik. Ernst Wörner, Mittelaltrige und nachmittel⸗ altrige Grabmäler und Grabschriften im Paulusmuseum in Worms Römerstraße zwischen Eich und Gernsheim. Bronzemünze. Sitzung des Oberhessischen Vereins für Lokalgeschichte am 17. März in Gießen. Bericht des Vorstandes des Alterthumsvereins zu Worms über Feststellung von Römerstraßen und archäologische Ent⸗ deckungen ꝛc. Litterarisches. (Schneider, Der Dom zu Mainz Schleuning, Die Basilika auf dem heiligen Berg bei Heidelberg. Handbuch der Architektur). Veterinärwesen. Zufolge einer in der Nummer 46 der „Javaschen C nt“ v 10. Juni 1887 erlassenen Bekanntmachung des Fefshen ohrant, voan vom 9. dess. M. ist auf den Ländereien Tyloewar und Soerakaradja, der Abtheilung Buitensorg bei Batavia, die Rinderpest ausgebrochen.

Gewerbe und Handel.

Vom 15. September bis 15. Oktober nächsten Jahres fi uf Veranstaltung des Königlich italienischen Ministeriums für Naetanf Industrie und Handel in Portici bei der dortigen Ackerbauschule eine internationale Preisbewerbung für Apparate zum Trocknen von Früchten (essiccatoi da fru tta) statt. Als Prämien sind ein Ehrendiplom und 500 Lire, zwei silberne Medaillen und je 200 Lire und 4 Bronze⸗Medaillen ausgesetzt.

An dieser Bewerbung können sich einheimische und fremde Er⸗ finder und Verfertiger, sowie auch solche Personen betheiligen, welche lediglich Inhaber von Niederlagen der fraglichen Apparate sind Letztere müssen in vollständigem Zustande ausgestellt werden sodaß sie L. werden können.

„Gesuche um Zulassung sind und zwar unter möglichst ge Beschreibung der auszustellenden Gegenstände, deren möglich be geungs. fäbigket Brennmaterials bis spätestens . 31. Juli nächsten Jahres 8 Comi Ausste g ] hres an das Comité der Ausstellung

Nach der Bilanz der Aktiengesellschaft für öffent⸗ liches Fuhrwesen in Liqu. pr. 31. März 1887 handene Liquidationsmasse 289 428 und entspricht einer Rate von ca. 16 % des Aktienkapitals. Wegen des Verkaufs des allein noch vorhandenen Grundstücks in der Chausseestraße haben fortgesetzt Ver⸗ handlungen geschwebt, aber bisher zu keinem Abschluß geführt.

In den Bitterfelder Ziegeleien sind der Deutschen Töpfer⸗ Zeitung“ zufolge im vorigen Jahre 43 625 000 Thonsteine, Verblender und Terrakotten gefertigt und in den Thongruben 1309 cbm Kaolinthon verladen worden. Die 5 Thonrohrfabriken und 1 Fabrik für gemusterte Fliesen haben im Vorjahre ca. 22 450 000 kg Thonwaaren, besonders

lasirte Thonröhren, angefertigt und 23 680 t mit der Eisenbahn ver⸗ andt. Diese Fabriken beschäftigten 380 Arbeiter und 9 Maschinen mit 206 Pferdekräften und 10 Dampfkessel mit 504 qm Heizfläche.

Dem Geschäftsbericht der Kiel⸗Eckernförde⸗Flens⸗

Kaution 5 %. Näheres an Ort und Stelle.

Verkehrs⸗Anstalten.

9 x&,,I; 8 2 Hamburg, 29. Juli. (W. T. B.) Der Postdampfer

Da nun am 19. August diese bisher von den wissenschaft⸗ lichen Expeditionen vernachlässigte Phase der Beschattung der Erde eine an Forschern reiche Gegend der Erde selber auf⸗ sucht, so ist es in der Ordnung, daß unsererseits alles irgend Thunliche für eine möglichst verständnißvolle Ausnutzung dieser seltenen Gelegenheit geschieht. 1

Aber nicht blos für die Erforschung der Zustände unserer

Atmosphäre wird diese Erscheinung von Wichtigkeit sein, son⸗ Pern die eigenthümlichen Umstände, unter denen dieselbe in Mitteldeutschland eintritt, werden auch einer an möglichst vielen Orten ausgeführten genauen Aufzeichnung der Zeit⸗ welchen der letzte direkte Sonnenstrahl verschwindet erste wieder hervorbricht, einen besonderen Werth Allerdings wird es für die wissenschaftliche Verwerthung solcher Beobachtungen erforderlich sein, daß nicht nur die geographische Lage des Beobachtungsortes, bis auf etwa hundert Meter bekannt ist oder nachträglich bestimmt wird sondern daß auch die Abweichung der Uhr⸗Angabe von der Ortszeit oder der Berliner Zeit etwa bis auf eine halbe Sekunde möglichst bald nach der Beobachtung ermittelt wird. 8 Die Berliner Sternwarte wird bereit sein, allen Den⸗ jenigen, welche bis zum 6. August eine darauf bezügliche An⸗ meldung einsenden und auf Grund einer gewissen Uebung oder Erfahrung in derartigen Bestimmungen eine zuverlässige Beobachtung an einer guten Uhr in Aussicht stellen, in den frühen Morgenstunden des 19. August, sobald sie das Ge⸗ lingen ihrer Beobachtung telegraphisch gemeldet haben, eine möglichst genaue Zeitbestimmung zu vermitteln, falls nicht die Hülfe einer anderen, dem Beobachtungsort näher liegenden Sternwarte, wie derjenigen von Leipzig Göttingen oder des Observatoriums der II Hochschule zu Braunschweig, dafür besser geeignet

In der Nähe der nördlichen und südlichen Grenzlinie der totalen Verfinsterung, wie sie auf den Karten von Schur und Zenker verzeichnet sind, wird es auch schon einen nutzlichen

Beitrag gewähren, wenn an einer guten Taschenuhr mi Sekundenzifferblatt die Zeitpunkte des Anfangs und des Endes der totalen Verfinsterung bis auf die Sekunde beobachte werden, auch ohne daß eine Vergleichung der Angabe der Uh mit einer genauen Zeitangabe stattfindet. 18 Hierbei ist übrigens noch darauf aufmerksam zu machen daß die Berechnung der Lage der nördlichen und südlichen Grenzlinie der totalen Verfinsterung um mehrere Kilomete 11ö“ der wenlichen Grenzlinie um noch etwas stärker Beträge unsicher sein kann, und daß auch die Vorausbestim mung der Anfangs⸗ und End⸗Momente der Verfinsterung gewissen, zwar kleinen, aber doch noch merklichen Unsicherheit unterworfen ist.

Alle diese Unsicherheiten werden zunächst durch die noch vorhandenen Mängel der Thesrie der Mondbewegung, sodamn aber in unvermeidlicher Weise durch die Unregelmaßigkeiten

des gebirgigen Mondrandes und zum Theil durch die lokalen 8 Unregelmäßigkeiten der Erdgestaltung, endlich auch durch die bei dem tiefen Sonnenstande besonders erheblichen Schwierig keiten der genauen Berücksichtigung der atmosphärischen verursacht.

Es ist daher rathsam, wenn man aus von dem

Kernschatten nicht getroffenen Gegenden sich in Totalitäts⸗Zone begeben will, den Beobachtungsort nicht zu nahe am Rande der letzteren zu wählen, weil man dann

möglicher Weise die eigentliche Total⸗Verfinsterung und derer

merkwürdige Effekte nicht zu sehen bekommt. 8

Dagegen sind alle Beobachter jenseits der westlichen

Grenzkurve, aber in der Nähe derselben, d. h. im Westen von

einer durch Gotha und Holzminden gelegten Linie, z. B. in

Kassel und Fulda, darauf aufmerksam zu machen, daß auch sie

den Anblick der totalen Verfinsterung der Sonne noch genießen

können, wenn sie eine ansehnliche Höhe ersteigen welche nach Ost⸗Nord⸗Ost einen möglichst ebenen, gebirgsfreien Hori⸗

zont hat. 8

Deusrch eine Erhebung um mehrere hundert Meter über die

Ebene wird man in jenen Gegenden in die Bahn des Kern⸗

schattens emporsteigen und die völlige Verfinsterung der Sonne

noch zu Gesicht bekommen können. 8 5 8

„Bohemia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ iengesellschaft ist, von New⸗York kommend, am 28. cr., 8 Nachts, auf der Elbe eingetroffen. Triest, 28. Jult S. T. . f

bbböbö. Juli. (W. T. B.) Der Llorddampfer

„Dia eute Vormittag aus Konstantinopel hier ein⸗

getroffen. 2 28 Inl; 88 London, 28. Juli. (W. T B.) Der Union⸗Dampfer artan“ ist am Mittwoch auf der Heimreise von Capetown

gangen.

Sanitätswesen und Quarantänewesen.

Egypten. r Gesundheitsrath zu Alexandria hat in sein

Was nun die völlig eigenartigen Phänomene betrifft, g

welche (in dem Gebiet zwischen diesen Grenzregionen und einer um wenige Zehner des Kilometer östlich von Berlin gelegenen Begrenzungslinie) bei dem Durchgang des Kern⸗ schatten⸗Kegels durch die Atmosphärenschichten in den der Tota⸗ lität vorangehenden zwei bis drei Minuten möglicher Weise wahrgenommen werden können, so beruht die Erwartung der⸗ selben hauptsächlich auf der Voraussetzung, daß die Atmo⸗ sphäre bis in sehr hohe Schichten hinauf von sehr kleinen süen ö v ist, welche, bedeutend stärker, als ie umgebenden Gastheilchen der 2 spho 8 S enli ee1e e heilch Atmosphäre, das Sonnenlicht

e

16. Juli 1887 beschlossen, das Cholera⸗Reglement ge aus Sizilien und von der Küste Kalabriens zwi Cotrone in Kraft zu setzen. ..

Berlin, 29. Juli 1887.

UMeber die am 19. August bevorstehende Sonnenfinsterniß ist das größere Publikum bereits durch die trefflichen Darstellungen von Zenker, Albrecht, Schurig, Kiesling und Anderen näher unterrichtet worden. 1

Es erscheint indessen zweckmäßig, für die wissenschaftliche Ausnutzung dieser Erscheinung, welche für eine bestimmte Gegend der Erde fast nur in jahrhundertlangen Zeiträumen wiederkehrt, Seitens der hiesigen Königlichen Sternwarte noch einige Anhaltspunkte zu geben, zumal da der Kernschatten des Mondes diesmal gerade in einer eigenthümlich interessanten Phase seiner Bewegung durch Mitteldeutschland, also durch eine an Freunden der Astronomie und ihrer Helferin, der Photographie, besonders reiche Gegend der Erde hindurchzieht. Es wird selten vorkommen, daß diese Phase der - schatten⸗Bahn von den Forschern aufgesucht wird, weil bei derselben viele der erforschungswerthen Einzelheiten am Rande und in der Umgebung der Sonne wegen des tiefen Standes derselben am Horizont nicht unter günstigen Umständen zur Erscheinung kommen, wogegen gerade in dieser Phase bei der nahezu horizontalen Lage des Schattenkegels sein allmäh⸗ liches Herabkommen aus den höheren Atmosphären⸗Schichten

burger Eisenbahn pro 1886/87 ist Folgendes 8 n 1886 st Folgendes zu entnehmen: Nach dem definitiven Abschluß der Baurechnung haben die Ausgaben

Nan hat z. B, allen Grund, anzunehmen, daß in den Schichten zwischen 2 und 10 Kilometer Höhe sich zahlreiche Eis⸗ krystalle, in den Schichten um 50 Kilometer Höhe noch gegenwärtig

letztere totale

Beobachtungen von eigenem Reiz und hohem Werth für di Kenntniß der Zustände der Erdatznosshar⸗ hen e th für die

Staubmassen vulkanischen Ursprungs und endlich in den Schichten

um 100 Kilometer Höhe Staubmassen kosmischen Ursprungs,

wie sie durch das Zerstieben der aus dem Weltenraum ein⸗ dringenden Meteore in dieser Höhe entstehen, in ziemlich roßer Dichtigkeit vorfinden werden. Namentlich wird Schicht gerade am 19. August reicheren Zufluß erhalten haben durch die in den Tagen vom 8.—10. August in die Atmosphäre eindringenden Sternschnuppen aus der so⸗ genannten Perseiden⸗Schaar.

8 Möglicher Weise wird nun der Durchgang des über Mittel⸗Deutschland nahezu parallel den Horizont⸗Ebenen ge⸗ richteten Kernschattenkegels durch diese Zwischenschichten schon an stufenweisen Verminderungen der Helligkeit des Himmels⸗ grundes an gewissen Punkten des Firmaments erkannt werden können; sicherer aber ist zu erwarten, daß in den Zeitpunkten, in welchen die Beobachter selber von dem Kernschatten erreicht und die über ihnen lagernden Luftschichten bis zur Höhe von mehreren Zehnern des Kilometer dadurch des Sonnenlichtes beraubt sind, die von Eistheilchen oder von vulkanischem oder kos⸗ mischem Staube erfüllten höheren Luftschichten, welche der Kernschatten bereits wieder verlassen hat und das Sonnen⸗ licht bereits wieder beglänzt, in besonders strahlender Intensität in den verdunkelten Raum, in welchem der Beobachter sich befindet, hineinleuchten werden denn der intensive Lichtschleier des in den unteren, dichteren Luftschichten zerstreuten Sonnenlichts ist alsdann gewissermaßen weggezogen, und die von der Sonne beleuch⸗ teten Gebilde der höchsten Schichten kommen dadurch mög⸗ licher Weise zu einer ganz eigenthümlichen Wirkung.