u“ v. Crousaz, Hauptm. und Comp. hause zu Plön, in das Füs. Regiment Nr. 86, rich, Hauptm. und Comp. Chef vom Inf. Nr. 132, zum Kadettenhause in Plön, versetzt. v. 812, nr Lt. vom Inf. Regt. Nr. 132, zum Hauptm. und Comp. Chef befördert. v. Beyer, Hauptm. und Comp. Chef vom Inf. Regt. Nr. 50, dem Regt., unter Beförderung zum überzähligen Major, aggregirt. Heitz, Hauptm. à la suite des Inf. Regts. Nr. 50, unter Entbindung von dem Kommando als Adjutant bei der 2. Inf. Brig., als Comp. Chef in das Regt, einrangirt; derselbe verbleibt jedoch bis nach Beendigung der diesjährigen großen Herbstübungen bei der 2. Inf. Brig. zur Dienst⸗ leistung kommandirt. Stellbrink, Hauptm. und Comp. Chef vom Füs. Regt. Nr. 86, dem Regt., unter Beförd. zum überzähl. Major, aggreg. Bölling, Hauptm. und Comp. Chef vom Inf. Regt. Nr 28, dem Regt, unter Beförderung zum überzähligen Major, aggregirt. Kolbe, Hauptm. von demselben Regt., zum Comp. Chef ernannt. v. Gabain, Pr. Lt. à la suite des Inf. Regts. Nr. 28, unter Be⸗ 1aesam in seinem Kommando als Erzieher bei dem Kadettenhause zu Wahlstatt, in das Regt. wiedereinrangirt. Kaulen, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 45, unter Beförderung zum Pr. Lt. und unter Be⸗ lassung in seinem Kommando als Erzieher bei dem Kadetten⸗ hause zu Bensberg, à la suite des Regiments gestellt. v. Porembsky, Major vom Inf. Regt. Nr. 87, dem Regt. Steltzer, Major aggregirt demselben Regt., in dieses Regt. einrangirt. Deichmann, Hauptm. vom Inf. Regt. Nr. 82, als Comp. Chef in das Infant. Regt. Nr. 60 versetzt. v. Alt⸗ Stutterheim, Hauptm. aggreg. dem Inf. Regt. Nr. 82, unter Belassung in seinem Kommando als Assist. bei der Militär⸗Schieß⸗ schule, in das Regt. einrangirt. Finner, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 114, in das Inf. Regt. Nr. 57, Sabel I., Sec. Lt. vom, Inf. Regt. Nr. 70, unter Beförderung zum Prem. Lt. mit Patent vom 16. Juli cr., in das Infant. Regt. Nr. 114, Baron v. Luchaire, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 113, in das Inf. Regt. Nr. 29, b v. Eelking, Sec. Lt. vom Jäger⸗Bat. Nr. 5, in das Gren. Regt. Nr. 5, versetzt.
Chef vom Kadetten⸗ Bull⸗·
Regiment
Nichtamtliches. eutsches Reich.
Preußen. Berlin, 30. Juli. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen, wie „W. T. B.“ aus Bad Gastein meldet, heute früh 8 Uhr ein Bad und machten um 10 Uhr einen Spaziergang auf dem Kaiserwege. An dem gestrigen Diner haben der General Timietzki und der Senats⸗Präsident Parrisius theilgenommen. Gestern Abend 6 Uhr machten Se. Majestät eine Spazier⸗ fahrt nach dem Kötzschachthal.
— An Zöllen und gemeinschaftlichen Verbrauchs⸗ steuern sowie anderen Einnahmen sind im Reich für die Zeit vom 1. April 1887 bis zum Schluß des Monats Juni 1887 einschließlich der kreditirten Beträge zur Anschreibung gelangt: Zölle 62 510 741 ℳ (+ 7042 054 ℳ), Tabacksteuer 1779 007 ℳ (+ 317 936 ℳ), Zuckersteuer — 47 639 939 ℳ (— 14 812 094 ℳ), Salzsteuer 7 983 381 ℳ (— 12 266 ℳ), Branntweinsteuer 9 496 616 ℳ (+ 1 191 064 ℳ), Ueber⸗ angsabgabe von Branntwein 30 843 ℳ (+ 6345 ℳ),
rausteuer 5 281 867 ℳ (+ 263 694 ℳ), Uebergangs⸗ abgabe von Bier 557 742 ℳ (+ 63 893 ℳ); Summe 40 000 258 ℳ (— 5 939 374 ℳ). — Spielkartenstempel 222 573 ℳ (+ 41 731 ℳ), Wechselstempelsteuer 1 641 243 ℳ (+ 20 965 ℳ), Stempelsteuer für a. Werthpapiere 1 317883 ℳ (— 139 348 ℳ), b. Kauf⸗ und sonstige Anschaffungsgeschäfte 1 795 740 ℳ (— 167 236 ℳ), c. Loose zu Privatlotterien 89 203 ℳ (— 204 776 ℳ), Staatslotterien 1 071 666 ℳ (+ 121 976 ℳ) Post⸗ und Telegraphen⸗Ver⸗ waltung 44 626 683 ℳ (+ 1 700 663 ℳ), Reichs⸗Eisenbahn⸗ verwaltung 11 825910 ℳ (+ 606 010 ℳ).
Die zur Reichskasse gelangte Ist⸗Einnahme ab⸗ züglich der Ausfuhrvergütungen und Verwaltungskosten be⸗ trägt bei den nachbezeichneten Einnahmen bis Ende Juni 1887: Zölle 52 860 983 ℳ (+ 5 205 169 ℳ), Tabacksteuer 1 515 189 ℳ (+ 166 106 ℳ), Zuckersteuer 8 657 333 ℳ (+ 12 943 451 ℳ), Salzsteuer 9 154 012 ℳ + 80 963 ℳ), Branntweinsteuer und Uebergangsabgabe von Branntwein 11 066 557 ℳ (— 50 992 ℳ), Brausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 4 963 508 ℳ (+ 279 295 ℳ), Summe 139 217 582 ℳ (+ 18 725 976 ℳ). — Spieltarten⸗ stempel 278 996 ℳ (— 1064 ℳ).
— Erwirbt Jemand eine auf einem zur Subhastation gestellten Grundstück eingetragene Hypothek, um das Grundstück, durch Ausschluß des Cedenten vom Mitbieten, mit möglichst geringen Kosten zu erstehen, und ersteht er sodann durch das von ihm gemachte Meistgebot, welches aber die von ihm erworbene Hypothek nur zum Theil oder gar nicht deckt, das Grundstück, 6 hat er, nach einem Urtheil des Reichs⸗ gerichts, V. Civilsenats, vom 4. Mai d. J., wegen des Ausfalls ein persönliches Forderungsrecht gegen den Sub⸗ hastaten, selbst wenn sich der Cedent jener Hypothek dem Cessionar gegenüber verpflichtet hatte, bei der bie; nicht mitzubieten.
— Die für Preußen im Jahre 1881 durch den Minister der öffentlichen Arbeiten berufene Kommission zur Unter⸗ suchung und Prüfung der Sicherheitsmaßregeln gegen schlagende Wetter“ hatte nach Abschluß ihrer um⸗ fangreichen Arbeiten als Ergebniß der letzteren, im Juni 1885, ihr technisches Gutachten in der Form kurzgefaßter „Grundsätze für den Betrieb von Schlagwetter⸗Gruben“ aufgestellt. Diese Grundsätze sind seiner Zeit veröffentlicht worden und hei seitdem nicht nur unter den Bergwerksbetreibern ereits die vielseitigste praktische Verwerthung gefunden, sondern namentlich auch bei den Bergbehörden des Staats als Unterlage für die Umänderung und Erweiterung der bestehenden bergpolizeilichen Verordnungen gedient. Inzwischen sind auch die von Seiten der Kommission zur näheren Begründung ihres Schluß⸗Gutachtens erstatteten eingehenden Berichte der Oeffentlichkeit übergeben worden und liegen nunmehr vollständig (Verlag von Ernst u. Korn zu Berlin) in einem abschließenden Haupt⸗ bericht und fünf, die Einzelarbeiten umfassenden Anlage⸗ Bänden nebst einem Atlas vor. Es ist damit die erfolgreiche Thätigkeit der Kommission auch äußerlich zu einem wirksamen Abschluß gelangt. *6
— Der Königlich niederländische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Jonkheer van der Hoeven, hat Berlin mit mehrwöchentlichem Urlaub verlassen. Für die Dauer der Abwesenheit desselben von seinem Posten fungirt der Legations⸗ Rath Jonkheer de Weede als interimistischer Geschäftsträger.
“
Magdeburg, 30. Juli. Die „Magdb. Ztg.“ schreibt: In der Fahl der Generale, die, um unsern Kaiser geschaart, an den Kämpfen für die Wiederherstellun Deutschlands glor⸗ reichen Antheil genommen haben, wird als einer der hervor⸗ ragendsten und verdientesten stets der jetzige Commandeur des IV. Armee⸗Corps, General der Infanterie Graf von Blumenthal, genannt werden. Sechzig Jahre hat der sein 77. Lebensjahr vollendende greise Feldherr in treuester Pflichterfüllung drei Königen gedient. Wie hoch Se. Majestät der Kaiser die Verdienste des Generals schätzt, dafür spricht die Allerhöchste Bestimmung, daß dieser Ehrentag des Grafen Blumenthal in feierlicher Weise be⸗ gangen werden soll.
Die Bürgerschaft Magdeburgs wird an der Feier des Ehrentages ihres berühmten Ehrenbürgers freudig bewegt Theil nehmen und ihm ihre Glück und Segenswünsche von Herzen darbringen.
Seitens der Stadt Halle ist General Graf von Blumenthal, Chef des dort stehenden 36. Infanterie⸗Regi⸗ ments, heute, anläßlich seines Jubiläums, zum Ehrenbürger ernannt worden.
— 30. Juli. (W. T. B.) Zur “ des 60 jährigen Dienstjubiläums des kommandirenden Generals des IV. Armee⸗Corps, Grafen von Blumenthal, fand heute früh große Reveille statt, welche durch alle Theile der vielfach mit Flaggen geschmückten Stadt ging. Das Rathhaus war zur Feier des Tages besonders festlich geschmückt. Der Magistrat hat dem General ein Glückwunsch-Tele⸗ gramm übersandt, das folgendermaßen lautet:
„Erfüllt von innigster Theilnahme, gestatten wir uns, Ew. Excellenz zu dem heutigen Festtage, an welchem es Ew. Excellenz durch Gottes Gnade vergönnt ist, auf 60 an Ruhm und Ehren reiche Dienstjahre zurückblicken zu können, samens der Stadt Magdeburg die ehrerbietigsten und herz⸗ lichsten Glückwünsche zunächst auf diesem Wege zu übermitteln. Gott erhalte Ew. Excellenz, den ruhmreichen Feldherrn, noch lange zum Heile und Segen unseres Vaterlandes!
Der Magistrat: Bötticher.“
Bayern. München, 29. Juli. (Allg. Ztg.) Der Prinz⸗Regent ist gestern Abend von Schloß Wildenwarth hier wieder eingetroffen. — Durch Allerhöchstes Dekret des Prinz⸗Regenten wird die Einberufung des Landtages auf Mittwoch, den 14. September, angeordnet werden.
Württemberg. Stuttgart, 28. Juli. Der „St.⸗A. f. W.“ berichtet: „Am 15. Juli d. J. wurde in Freudenstadt von Bevollmächtigten der Königlich württembergischen und der Großherzoglich badischen Regierung ein Staats⸗ vertrag wegen Herstellung der nach dem Gesetz vom 24. Mai 1887 zu erbauenden Lokalbahn von Schram⸗ berg nach Schiltach, die zum größeren Theil auf badisches Staatsgebiet zu liegen kommen wird, zum Ab⸗ schluß gebracht. Anläßlich der Verhandlungen über den Staatsvertrag wurde auch eine Verständigung über die techni⸗ schen Grundlagen für die Art der Benutzung der badischen Staatsstraße von Schiltach nach Schramberg zu dieser Bahn⸗ anlage herbeizuführen gesucht. Hierbei hat sich ergeben, daß die Zustimmung der Großherzoglich badischen Straßenbau⸗ Verwaltung zur Benutzung der Straße in der Weise, wie in dem von der württembergischen Eisenbahn⸗Verwaltung auf⸗ gestellten Projekt angenommen war, nicht zu erlangen sein wird. Es ist daher eine neue Bearbeitung des Projekts nothwendig geworden, welche voraussichtlich zu einiger Er⸗ höhung des bisher angenommenen Kostenvoranschlags führen wird. Wann die Inangriffnahme der Bauarbeiten selbst wird stattfinden können, läßt sich unter diesen Umständen zur Zeit noch nicht genauer bestimmen.“
Anhalt. Dessau, 29. Juli. (Magdb. Ztg.) Der Herzogliche Hof, welcher seit einigen Wochen in Ballen⸗ stedt verweilte, reist am Sonnabend, den 30. d. M., zu längerem Aufenthalt nach Berchtesgaden ab, wird aber auf der Durchreise noch einige Tage in Gehren zum Besuch der Fürstlich Schwarzburg⸗Sondershausen'schen Herrschaften Aufent⸗ halt nehmen. Das Eintreffen in Berchtesgaden wird am 5. August erfolgen.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 29. Juli. (Wien. Ztg.) Der Minister des Auswärtigen, Graf Kälnokny, ist heute früh, begleitet von einem Sekretär, an das Kaiserliche Hoflager in Ischl abgereist, wo er zwei oder drei Tage verbleiben dürste. Vorgestern früh haben sich der Minister⸗ Präsident, Graf Taaffe, und der Handels⸗Minister, Marquis von Bacquehem, ebenfalls dorthin begeben.
Schweiz. Genf, 29. Juli. (W. T. B.) Bei der heutigen offiziellen Eröffnung des internationalen Schützenfestes wies der Bundes⸗Präsident Droz in seiner Rede darauf hin, daß, Dank der Weisheit der leitenden Kabinette, der Frieden gesichert sei. Die Völker wollten nicht den Krieg, sondern eine friedliche Entwickelung. Die Schweiz wolle in dieser Hinsicht vorangehen; es sei aber auch Pflicht ihrerseits, alle Opfer zu bringen zur Aufrecht⸗ erhaltung der internationalen Pflichten einerseits und ihrer Unabhängigkeit andererseits. Ihre Neutralität werde die Schweiz nicht nur durch Verträge, sondern auch durch eigene Energie zu bewahren suchen. Hierzu trügen vor Allem bei: die Verbesserung militärischer Institutionen, die Schützenfeste, die Erziehung der Jugend und ein freier eidgenössischer Geist.
Belgien. Brüssel, 29. Juli. (W. T. B.) Die Repräsentantenkammer hat heute mit 83 gegen 35 Stimmen abgelehnt, den Antrag des Deputirten Guillery, betreffend die Revision des Artikels 47 der Verfassung im Sinne einer weiten Ausdehnung des Wahlrechts, in Erwägung zu nehmen.
Großbritannien und Irland. London, 28. Juli. (A. C.) Der Herzog von Connaught verläßt England am 22. August, um auf seinen Posten in Indien zurück⸗ zukehren. Seine Gemahlin und Familie folgen ihm erst Ende Oktober. —
Dem Parlament wurde gestern der erste Theil de Berichts der Gold⸗ und Silber⸗Kommission vorgelegt. Die Kommission hat 24 Sitzungen abgehalten und 20 Sach⸗ verständige vernommen. Zuerst suchte sie sich zu informiren über Angebot und Nachfrage nach den edlen Metallen und den da⸗ durch etwa bestimmten Preis der Lebensbedürfnisse. Hierauf wurden “ vernommen, deren Interessen durch das ver⸗ änderte Verhältniß des Werthes von Gold und Silber gelitten haben, und dieselben aufgefordert, Mittel zur Abhülfe anzu⸗
eben. Die Untersuchung ist übrigens noch nicht abgeschlossen, süünbemn wird fortgesetzt werden.
Aus Simla meldet ein Reuter'sches Telegramm: Taimar Shah, der Führer der Aufständischen in der iüsshen Militärrevolte in Herat, wurde am 13. d. in Kabul hinge⸗
richtet.
— 29. hch (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Oberhauses erklärte Lord Salisbury in Beantwortung einer bezüglichen Anfrage: Der König von Abessinien ist ein Freund, über den wir nicht zu klagen haben; die Italiener sind unsere Freunde seit langer Zeit; unsere Freundschaft mit ihnen ist niemals gestört worden. Wir würden daher mit großem Kummer auf einen Krieg sehen, in welchen Abessinien und Italien mit einander verwickelt würden. Wir sind bereit, jede legitime Hülfe zu leisten, können unsere Vermittelung aber nur anbieten, wenn wir versichert sind, daß dieselbe mit Befriedigung aufgenommen wird. Wir werden ernstlich zu Gunsten der Erhaltung des Friedens wirken.
Im Unterhause erwiderte der Unter⸗Staatssekretär Fergusson auf eine bezügliche Anfrage: die Re⸗ gierung habe keine Bemühungen gescheut, um Frank⸗ reich durch freundliche Vorstellungen zur Er⸗ füllung seiner formellen Verpflichtungen bezüglich der Neuen Hebriden zu veranlassen; er könne nur sein tiefes Bedauern aussprechen über den ungeregelten Zu⸗ stand, in welchem diese Frage bleibe. — Der vierte Artikel der irischen Landbill wurde mit 143 gegen 111 Stimmen angenommen.
— 30. Juli. (W. T B.) Das Unterhaus nahm im weiteren der gestrigen Sitzung alle Artikel der irischen Landbill bis zum Artikel 20 incl. ohne wesent⸗ liche Amendements an und vertagte die Fortsetzung der Be⸗ rathung auf Montag.
Kapstadt, 6. Juli. (R. B.) Der Premier⸗Minister und Schatzmeister der Kolonie, Sir J. Gordon Sprigg, legte gestern der gesetzgebenden Versammlung der Kolonie sein Budget vor. Er führte dasselbe mit einer Rede ein, worin er auf das Wiederaufblühen von Handel und Wandel hinwies. Die Ausfuhr der Kolonie habe sich im vergangenen Jahre merkwürdig gehoben, und die Verminderung verschiedener Einfuhrprodukte beweise, daß in der Kolonie jetzt mehr Bodenerzeugnisse gebaut würden als früher. Die Fi⸗ nanzen seien geordneter als seit vielen Jahren, und die Summe der in den Sparbanken hinterlegten Gelder sei merklich gestiegen. Obgleich ein bedeutendes Defizit vorhanden gewesen sei, als die jetzige Regierung ans Ruder kam, habe weise Sparsamkeit es so weit gebracht, daß jetzt endlich im abgelaufenen Finanz⸗ jahr das Gleichgewicht zwischen Ausgaben und Einnahmen her⸗ gestellt sei. Im verflossenen Jahre seien 141 000 Pfd. Sterl. gespart worden. Die voraussichtlichen Ausgaben im laufenden Finanzjahr seien auf 3 147 000 Pfd. Sterl. geschätzt worden: der niedrigste Etat, welcher seit 1881 dagewesen sei. Von finanziellen Vorschlägen der Regierung sind zu erwähnen: der Plan, die Accise auf Bier abzuschaffen und diejenigen Gesellschaften, deren Haupt⸗ sitz in Europa ist, zu besteuern; ebenso sollen auch die Agenten aus⸗ ländischer Firmen, welche keine Geschäftshäuser in der Kolonie haben, zur Steuer herangezogen werden. Der Minister erwähnte auch die Absicht, einen Zollverein für die südafrikanischen Staaten Zolleinnahmen in den Häfen der Kapkolonie im Juni waren um 11 400 Pfd. Sterl. größer als in demselben Zeitraum des Vorjahres. In den ersten sechs Monaten des Jahres wurden 44 401 H. Straußenfedern im Werthe von 56 153 Pfd. Sterl. verkauft. An Gold wurden im Juni 1094 Unzen im Werthe von 3956 Pfd. Sterl. und in den ersten sechs Monaten des Jahres 7543 Unzen im Werthe von 27 421 Pfd. Sterl. ausgeführt. Aus dem östlichen Theil der Kolonie werden starke Schneefälle gemeldet, welche jedoch den Heerden nur geringen Schaden zugefügt haben.
Frankreich. Paris, 29. Juli. (W. T. B.) Das „Journal des Débats“ meldet: die Regierung habe sich im Prinzip für die Theilnahme an der inter— nationalen Konferenz über die Ausfuhrprämien ausgesprochen, zu welcher England die Initiative ergriffen habe; die Regierung verlange nur, daß die Fragen, welche der Konferenz unterbreitet werden sollten, vorher genau fest⸗ gestellt würden.
Dem Vernehmen nach wird den Kammern nach ihrem Wiederzusammentritt ein Gelbbuch vorgelegt werden, welches die diplomatische Correspondenz über die bulgarische Frage, die Schnäbele⸗Angelegenheit und die egyp⸗ tische Frage umfaßt.
— Der „Köln. Ztg.“ wird geschrieben: Der Finanz⸗ Minister soll beabsichtigen, eine besondere parlamentarische Kommission zu ernennen, welche während der Ferien die Alkoholfrage zu prüfen hat, um das bestehende Fiskalsystem abzuändern und die Mittel ausfindig zu machen, um die öffentliche Gesundheit zu schützen. Hr. Rouvier möchte deshalb, ohne die gegenwärtigen Steuern zu er⸗ höhen, so viel wie möglich das Schmuggeln verhindern und die Rektifizirung des Alkohols gesetzlich vor⸗ schreiben. Die Steuer würde dann bezogen im Augenblick, wo der Alkohol die Rektifizirungsanstalten verließe. Denn darin würde man ein wirksames Mittel zur Kontrolirung finden. Die Kommission wird sich außerdem noch mit der Frage der Beibehaltung oder Unterdrückung der Privat⸗ brennereien zu beschäftigen haben. Der Minister hofft, gleich nach den Ferien im Stande zu sein, der Kammer einen Entwurf in diesem Sinne vorzulegen.
Italien. Rom, 29. Juli. (W. T. B.) Der Minister⸗ Präsident Depretis ist heute Abend in Stradella ge⸗ storben.
30. Juli. (W. T. B.) Der Ministerrath wird heute zusammentreten, um darüber zu berathen, ob das Kabinet in Folge des Todes von Depretis seine Demission einreichen soll. — Der Minister des Innern, Crispi, begiebt sich heute Nach⸗ mittag nach Stradella und von da nach Monza, um mit dem König, der Nachts aus Verona dort eintrifft, zu
konferiren. Bulgarien. Sofia, 29. Juli. (W. T. B.) Der Ninister des Auswärtigen, Natschevitsch, ist nach Ebenthal abgereist.
Dänemark. Kopenyvagen, 30. Juli. (W. T. B.) Der König der Hellenen ist heute Vormittag hier ein⸗ getroffen und hat sich alsbald mit den Mitgliedern des König⸗ lichen Hauses, die ihn am Bahnhof empfingen, nach Schloß Bernstorff begeben.
zu gründen. Die
Zeitungsstimmen. 8
Unter der Ueberschrift „Die Ungeduldigen“ sagt die
eutsche Volkswirthschaftliche Correspondenz“: „* Die „Deutsche Volkswirthschaftliche Correspondenz“ kann mit Genugthuung auf die Thätigkeit hinweisen, welche sie im Interesse der nationalen Wirthschaftspolitik unserer Regierung entfaltet hat. Niemals aber war diese Thätigkeit von größerer Bedeutung, als gerade in der jetzigen Zeit der Ungeduld, wie sie den Genesenden zu ergreifen pflegt, nachdem die sorgsame Pflege des Arztes die schweren Gefahren ge⸗ hannt hat, die sein Leben düster bedrohten. Die Sehnsucht, recht bald wieder der fürsorglichen Einschränkungen ledig zu sein, welche die bessere Einsicht des Arztes für ebenso dringlich hält, wie sie der Kranke abzustreifen sucht, wirkt auf den Genesenden häufig in einer geradezu unbezwinglichen Weise und läßt ihm seinen Zustand in einem üͤbermäßig günstigen Licht erscheinen. Ein Schritt vom Wege, eine Unvorsichtigkeit im Gebrauch von vermeintlichen Kräften, die gleich⸗ wohl den Dienst versagen, führt dann zu einer verderblichen Reecidive und all die sorgsame Pflege von Wochen und Monaten wird durch einen einzigen Augenblick mißbrauchter Freiheit zu nichte ge⸗ macht. Zu wiederholten Malen sind wir nach der Richtung hin als Warner aufgetreten, daß wir die mächtig fortschreitende Besserung im Organismus unseres Wirthschaftslebens, die allseitig wiederkehrende Lebensfreudigkeit, die wiedererwachende Lust am Schaffen, nicht etwa als das Zeichen der bereits vollkommen über⸗ wundenen Krise betrachten und uns geberden, als ob nunmehr der Wirthschaftsorganismus genügend gekräftigt wäre, um den Kampf mit den Elementen allüberall erfolgreich bestehen zu können. Unsere Ansicht, daß gerade jene Angriffe auf die deutsche Wirthschaftspolitik, die nicht etwa von Seiten unserer erklärten Gegner, sondern eben von derjenigen Seite kommen, die aller Wahrscheinlichkeit- nach optima fide, verführt durch oft einseitige Wünsche gewisser Industrieller, vorgeht, am meisten zu befürchten sind, wurde unlängst wieder durch die bekannten Aeußerungen der „Nationalliberalen Correspondenz“ bestätigt, welche vor einiger Zeit ein gewisses Aufsehen erregten und bereits in der „Nordd Allg. Ztg.“ eine Widerlegung erfahren haben. Den Be⸗ richten einzelner Handelskammern entsprechend, welche die Er⸗ gebnisse des Jahres 1886 als ungünstige bezeichnen und dieses Resultat der jetzigen Wirthschaftspolitik zuschreiben, hatte diese Correspondenz der Rückkehr zu dem früheren System der Oeffnung unserer Grenzen für ausländische Waaren in einer Weise das Wort gesprochen, welche an die schlimmsten Enun⸗ ziationen der manchesterlichen Presse erinnerte. Mit allen Fehlern, welche sie von dieser Presse annehmen, können jene Herren Kritiker
doch nicht umhin, darauf zu verweisen, daß unsere Industrie den in⸗
ländischen Markt derart beherrsche, wie es in einem nicht von einer chinesischen Mauer umgebenen Lande nur möglich sei. Die Erkennt⸗ niß, daß dem so sei, daß unsere Industrie vor Allem jenes Gebiet sich erobert habe, welches ihr am nächsten liegt und an Aufnahmefähigkeit mit jedem anderen konkurriren kann, hin⸗ dert aber die Ungeduldigen nicht, unserer Regierung und deren Politik Vorwürfe der herbsten Art zu machen, an dem Be⸗ stehenden zu zerren und sich den falschen Rathgebern anzureihen. Die Herren ignoriren eben, wenn die Lust zum Kritisiren sie überkommt, gar zu gerne, daß jener glückliche Zustand, wie er von den Kritikern selbst dargestellt wird, das Werk unserer nationalen Wirthschafts⸗ politik ist. Diese Politik hat den Schutz der inländischen Industrie damit am vollkommensten erreicht, sie hat aber auch, wie nicht ge⸗ leugnet werden kann, nicht versäumt, Vorkehrungen aller Art zu treffen, um dem Export dieser Industrie, der stetigen Erweiterung unserer Absatzgebiete die Wege zu bahnen, was beispielsweise durch die Subvention der Dampfschiffverbindungen mit Ost⸗Asien und Australien geschehen ist.
Wo, möchten wir fragen, hielten wir denn wohl, wenn nicht be⸗ reits vor 8 Jahren durch die Voraussicht unseres leitenden Staats⸗ mannes die neue Aera inaugurirt worden wäre, welche eine voll⸗ kommene Veränderung in dem bisher Gewohnten, die Verhütung der vollständigen Ueberschwemmung des Reichs mit fremden Waaren be⸗ deutete? Sind wir also bisher gut gefahren, so ist wohl kein Grund vorhanden, jetzt plötzlich mit aller Gewalt eine „Sturm⸗ und Drangperiode“ herbeizuführen und die Gefahr heraufzubeschwören, daß leichtfertiges Vorgehen die bisher er⸗ rungenen Vortheile vollständig wieder in Frage stelle. Außerdem ge⸗ hören nach der Theorie des „do ut des“ zum Abschlusse von Handels⸗ verträgen, wie jene Ungeduldigen sie wollen, bekanntlich zwei Parteien; die „Neue Freie Presse“ macht in dieser Beziehung in ihrer Nummer vom 23. d. M. die folgende Bemerkung, die wir den Drängern zur Beherzigung mittheilen: „Jeder möchte, daß der Andere seine Grenze öffne, ohne daß er selbst an seinen Zöllen irgendwie Zugeständnisse zu machen braucht.“
— Die „Elberfelder Zeitung“ schreibt:
Die deutsche Industrie hat neuerdings eine Reihe ehrenvoller Aufträge zu verzeichnen, welche für den guten Ruf der deutschen Ar⸗ beit im Auslande Zeugniß ablegen. Die große Hartmanne’sche Maschinenfabrik in Chemnitz ist beauftragt, eine Reihe von Tuch⸗ webestühlen in Rumänien aufzustellen, und die Gruson’'sche Hartguß⸗ fabrik in Magdeburg hat aus der Schweiz einen bedeutenden Auftrag an der Befestigung des Gotthardtunnels, sowie gleichfalls aus Rumänien einen Auftrag auf Geschütze und Geschützmaterial in Höhe von 7 Millionen Francs erhalten. Ferner ist den Werken von Krupp und Gruson die ge⸗ sammte Ausrüstung der neuen belgischen Maasforts mit Kanonen, Panzerthürmen und Panzerplatten übertragen worden; letzteres, wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ bemerkt, auf Empfehlung der Generale Brialmont und Nicaise, von denen der Erstere bekanntlich im vorigen Jahre in Bukarest die Wettschießversuche zwischen den Systemen Krupp und Bange (Franzose) geleitet hatte. Daß der Firma Siemens u. Halske in Berlin der Bau einer elektrischen Straßenbahn Seitens der Stadt Pest übertragen worden sei, wurde schon früher erwähnt.
Centralblattfür das Deutsche Reich. Nr. 30. — Inhalt: Konsulatwesen: Ernennung. — Ermächtigung zur Vornahme von Civilstands⸗Akten. — Zoll⸗ und Steuerwesen: Abberufung eines Stations⸗ontroleurs. — Finanzwesen: Nachweisung über Einnahmen des Reichs vom 1. April 1887 bis Ende Juni 1887. — Justizwesen: Abänderungen der Dienstweisung, betreffend die Einziehung und Ver⸗ rechnung der für die Geschäfte des Reichsgerichts in Ansatz kommen⸗ den Kosten. — Marine und Schiffahrt: Erscheinen des II. Nachtrags zur amtlichen Schiffsliste für 1887. — Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.
Amtsblatt des Keichs⸗Postamts. Nr. 46. — Inhalt Verfügungen: vom 20. Juli 1887. Aufhebung der getrennten Buch⸗ führung bezüglich der verschiedenen Ausgaben der Reichs⸗Wechsel⸗ stempelmarken; — vom 21. Juli 1887. Zulässigkeit von Postpacketen im Verkehr mit Nassau (Bahama⸗Inseln) und mit Tanger (Marokko.)
Justiz⸗Ministerial⸗Blatt. Nr. 29. — Inhalt: Allge⸗ meine Verfügung vom 23. Juli 1887, betreffend den Stempel zu Schuldverschreibungen.
Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 31. — Inhalt: Amtliches: Cirkularerlaß vom 14. Juli 1887. — Personalnachrichten. — Nichtamtliches: Das Geschäftshaus für das Landgericht und Amts⸗ gericht Berlin II. — Die Pariser Stadtbahnen. — Aus dem neuen Rom (Fortsetzung). — Zur Berechnung der Schienenlaschen. — Ver⸗ mischtes: Preisbewerbungen auf dem Gebiet des Beleuchtungswesens in Rußland. — Ausgrabungen in der Türkei. — Schneepflüge der Gotthardbahn. — Ruß⸗ und Funkenfänger. — Ueber den technischen Unterricht in den Vereinigten Staaten.
Quellen beruhender Form
Statistische Nachrichten.
Unter Benutzung der in Heft III/IV der „Zeitschrift des Königlich preußischen Statistischen Bureaus“ (Jahrgang XXVI) ent⸗ haltenen tabellarischen Uebersicht über den Beruf und Erwerbszweig der im preußischen Staat während des Jahres 1885 Gestor⸗ benen bezw. der Eltern derselben (mit Ausschluß der Todtgeborenen) ergiebt es sich, daß die Kinder (über 0 bis 15 Jahre), bezw. Erwachsenen (über 15 Jahre) an der Sterblichkeit mit folgenden Prozentsätzen betheiligt sind: 1) bei der Land⸗ wirthschaft, Viehzucht, Weinbau, Gärtnerei, Forstwirthschaft und Jagd mit 60,89 % bezw. 39,11 %, 2) bei der Fischerei mit 63,21 % bezw. 36,79 %, 3) beim Bergbau, Hütten⸗ und Salinenwesen mit 76,94 % bezw. 23,06 %, 4) bei der Industrie der Steine und Erden mit 63,50 % bezw. 36,50 %, 5) bei der Metallverarbeitung mit 65,63 % bezw. 34,37 %, 6) bei der Fabrikation von Maschinen, Werkzeugen, Instrumenten ꝛc. mit 63,43 % bezw. 36,57 %, 7) bei der chemischen Industrie mit 45,15 % bezw. 54,85 %, 8) bei der Industrie der Heiz⸗ und Leuchtstoffe mit 47,38 % bezw. 52,62 %, 9) bei der Textil⸗Industrie mit 51,31 % bezw. 48,69 %, 10) bei der und Lederindustrie mit 58,48 % bezw. 41,52 %, 11) bei der
ndustrie der Holz⸗ und Schnitzstoffe mit 61,08 % bezw. 38,92 %, 12) bei der Industrie der Nahrungs⸗ und Genußmittel mit 62,69 % bezw. 37,31 %, 13) beim Gewerbe für Bekleidung und Rei⸗ nigung mit 55,68 % bezw. 44,32 %, 14) beim Baugewerbe mit 64,91 % bezw 35,09 %, 15) beim polvygraphischen Ge⸗ werbe mit 57,94 % bezw. 42,06 %, 16) beim künstlerischen Betriebe für gewerbliche Zwecke mit 57,12 % bezw. 42,88 %, 17) beim Handel und Versicherungswesen mit 57,38 % bezw. 42,62 %, 18) beim Verkehrsgewerbe mit 67,85 % bezw. 32,15 %, 19) bei der Beherbergung und Erquickung mit 59,75 % bezw. 40,25 %, 20) a] bei den Dienstboten und persönlichen Dienstleistungen mit 69,62 % bezw. 30,38 %, b) bei den Fabrikarbeitern mit 73,55 % bezw. 26,45 % und c] bei den Tagelöhnern und Arbeitern mit 58,82 % bezw. 41,18 %, 21) bei der Gesundheitspflege und dem Krankendienst mit 27,79 % bezw. 72,21 %, 22) bei der Erziehung und dem Unterricht mit 57,40 % bezw. 42,60 %, 23) bei den Künsten der Literatur und Presse mit 48,99 % bezw. 51,01 %, 24) bei der Kirche, dem Gottesdienst und der Todtenbestattung mit 35,23 % bezw. 64,77 %, 25) bei der Kaiserlichen und Königlichen Hof⸗ und Haus⸗, sowie Reichs⸗, Staats⸗, Gemeinde⸗ und anderen öffentlichen Verwaltungen, soweit nicht anderswo inbegriffen, mit 54,91 % bezw. 45,09 %, 26) bei dem stehenden Heere, der Kriegsflotte und Gendarmerie mit 50,02 % bezw. 49,98 %, 27) bei allen übrigen Berufsarten mit 56,35 % bezw. 43,65 % 0und 28) bei den Personen ohne bestimmten und bekannten Beruf mit 11,91 % bezw. 88,09 % — überhaupt mit 53,61 % bezw. 46,39 %. — Bemerkenswerth ist der hohe Prozent⸗ antheil der Kinder an der Sterblichkeitsziffer bei Gruppe 3 und 20 b
Kunst, Wissenschaft und Literatur. (Carl Freund), Berlin
Im Verlage von Freund & Jeckel 1887, erschien eine Biographie Scheffel's unter dem Titel: „Scheffel's Leben und Dichten“ von Johannes Proelß. Mit vielen Original⸗Briefen des Dichters und 10 Abbildungen. — Bisher fehlte es an einer erschöpfenden Biographie Scheffel's: Alles, was bis dahin über ihn geschrieben war, ist nur als einzelner Beitrag anzusehen. Johannes Proelß hat sich der dankenswerthen Mühe unterzogen, uns ein vollständiges Bild des Dichters zu geben, welches das Werden, Schaffen und Vollenden desselben in eingehender, auf authentischen von Anfang bis zu Ende zeigt. Der staunenswerthe Fleiß, welchen der Biograph auf seine Arbeit ver⸗ wandte, ist von schönem Erfolge gekrönt worden und macht sein Buch zu einer werthvollen Bereicherung der Biographik. Die durchaus sachliche, Vorzüge und Fehler des da⸗ hingegangenen Dichters in gleicher Weise würdigende Darstellung ist ein besonderer Vorzug des Proelß'schen Werkes und unterscheidet es vortheilhaft von Büchern ähnlicher Gattung, welche nur zu oft auf Kosten der Wahrheit den Gegenstand der Behandlung im denkbar günstigsten Licht darzustellen bemüht sind. Die beiden ersten Ab⸗ schnitte des Werks behandeln die Jugendzeit Scheffel’'s und beschäf⸗ tigen sich mit seinen Knaben⸗ und Studentenjahren. Es waren behag⸗ liche Verhältnisse, denen der junge Scheffel entstammt: die Noth des Lebens ist nie an ihn herangetreten, und seine Jugendzeit unterscheidet sich wesentlich von den trüben Kinderjahren, der Zeit der Entbehrung und des mühsamen Durchschlagens, welche so manchem unserer namhaften Dichter beschieden war. Eine gewisse Aehnlichkeit zwischen den Familienverhältnissen des jungen Goethe und denjenigen Scheffel's läßt sich nicht verkennen. Hier wie da wohlgeordnete Ver⸗ mögensverhältnisse, ein Elternpaar, das mit Liebe und Verständniß die erste Entwickelung des Knaben leitet und beobachtet; der Vater ein ernster Mann, die Mutter eine genial veranlagte Frau, welche von dem weitgehendsten Einfluß auf den Sgeist des Knaben ist. Joseph, wie der eigentliche Vorname des Dichters heißt, soll Jurist werden, und obwohl er hierzu nicht die geringste Lust verspürt, so wagt er doch nicht gegen den entschiedenen Willen des Vaters anzukämpfen. Wie er über sein juristisches Studium dachte, das hat er wohl in jener bekannten Stelle des „Trompeters von Säckingen“ ausgesprochen. Nachdem Proelß in seinem „Das Karls⸗ ruher Stadtkind“ überschriebenen ersten Kapitel die Knabenjahre an⸗ schaulich und mit liebevollem Verständniß geschildert, macht er uns im folgenden Abschnitt mit dem „Studiosus Scheffel“ bekannt, dem zu fröhlichen Späßen aufgelegten Burschen, der trotz reger Betheili⸗ gung an dem akademischen Treiben fleißig ins Kolleg ging, um zu rechter Zeit sein erstes Examen zu machen. Proelß giebt in seinem Buch auch Aufschluß über die Stellungnahme des jungen Scheffel zu den studentischen Korporationen, und wir erfahren, daß Scheffel sich der Heidelberger Burschenschaft anschloß, deren Richtung seinem Wesen zu⸗ sagte. Am 2. November 1848 wird der zweiundzwanzigjährige Scheffel Rechtspraktikant, nachdem er zuvor als diplomatischer Sekretär am Sitz der Bundesregierung in Frankfurt a. M. gewirkt und Welcker bei einer staatsmännischen Mission an die dänische Grenze begleitet hatte. Proelß giebt ein anschauliches Bild jener unruhigen Zeiten und läßt uns aus handschriftlichen Aeußerungen des jungen Scheffel dessen Stellungnahme zu den politischen Ereignissen kennen lernen. Der Eintritt Scheffel's in den „Engern“, einen Kreis lebensfroher begabter Leute, regte ihn zu manchem frischen Lied an, das später in seinem „Gaudeamus“ Aufnahme fand. Im Jahre 1850 zog der Rechtspraktikant und Dr. jur. Scheffel nach Säckingen, um als Dienstrevisor beim dortigen Bezirksamt in den Verwaltungszweig der juristischen Praxis eingereiht zu werden. Eine Inschrift auf dem dortigen Kirchhof wurde die Ver⸗ anlassung zu der Dichtung des „Trompeter“, der edoch erst weit später vollendet wurde. In diese Zeit fällt das Erwachen des künst⸗ lerischen Dranges, die Erkenntniß, daß sein Beruf ein anderer sei als die nüchterne Geschäftsthätigkeit eines praktischen Juristen, und wunderbarer Weise verfällt der junge Scheffel in eine eigenthümliche Selbsttäuschunz, indem er sich, statt auf den mächtig sich in ihm regenden Dichtergenius zu hören, für die darstellende Kunst, und zwar für die Malerei bestimmt glaubt. Eine hochbegabte, von ihm heiß⸗ geliebte. Schwester hat auf diesem Gebiet recht erfreu⸗ liche Fortschritte gemacht, ihr Bruder beschließt jetzt, sich gleichfalls der Kunst zuzuwenden. Schwer war es, den Widerstand des Vaters zu besiegen, welcher gegen das Ver⸗ lassen der sicheren juristischen Laufbahn schwerwiegende Bedenken hatte, schließlich aber doch dem Zureden der Mutter nachgab, sodaß Joseph im Jahre 1852 einen längeren Urlaub nachsuchte und noch im Früh⸗ ling des elben Jahres das heiß ersehnte Italien betrat. So anregend und werthvoll diese Reise für den zu krankhafter Verstimmung neigen⸗ den jungen Scheffel war, so verhängnißvoll sollte dieselbe für ihn werden. Seine Kunstgenossen sahen ihn als einen tüchtigen Zeichner an, betrachteten ihn jedoch nur als Dilettanten und gaben schließlich ihrer Verwunderung darüber Ausdruck, daß er, statt eines Dichters durchaus ein Maler werden wolle, zu dem ihm das Zeug fehle. Tief verstimmt, konnte sich Scheffel ihrer Ansicht
doch nicht verschließen und ihnen ist es zu verdanken, wenn er endlich seinem eigentlichen Gebiet, der Dichtkunst sich völlig zuwandte. Der Schmerz aber über die erlittene Täuschung war eines jener trüben Momente, welches wesentlich zu der späteren Verbitterung Scheffel's beitragen sollte. Nachdem Scheffel auf Capri im April 1853 den „Trompeter“ vollendet, wandte er sich in einsamer Schaffensthätigkeit einem historischen Stoff, dem „Ekkehard“ zu, dessen Vollendung ihn, wie er selbst sagt, einen außerordentlichen Aufwand an Zeit und Mühe gekostet, an dem „er sich schier zu Schanden gearbeitet hat“. Dieser Roman ist denn auch das vollendetste und werthvollste Werk des Dichters geworden, und die Zeit, wo Scheffel an ihm arbeitete, bedeutete den Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens. Das nächstfolgende Kapitel hat Proelß mit einer gewissen Absichtlichkeit „Katastrophen“ überschrieben, und wirklich finden wir in demselben alle jene trüben Ereignisse im inneren und außeren Leben des Dichters aufgezeichnet, welche die hoffnungsfreudige künstlerische Laufbahn desselben wider Erwarten kürzen sollten. Eine schwere Krankheit mit ihren verderb⸗ lichen Einflüssen raubte dem Dichter auf lange Zeit hin die zur Schaffung neuer Werke erforderliche Schwungkraft; als er genesen, bezeichnet er sich selbst als „sensibel, krittlig, schwermüthig.“ Der Tod der heißgeliebten Schwester trug wesentlich zur Verdüsterung der ohnehin traurigen Gemüthsverfassung des Dichters bei. Proelß schließt das Kapitel mit den Worten: „Viel schwere Heimsuchung und Ent⸗ täuschung, Krankheit und Gram hatten, seit er nach Beendigung des „Ekkehard“ das geliebte Heidelberg verlassen, am Mark seiner Lebenskraft gezehrt und das Feuer seiner Lebenslust scheinbar zu Asche gewandelt; aber noch genügte ein starker Anhauch aus den Lenzgefilden der auf⸗ gefrischten Jugenderinnerungen, um die schlummernden Funken zur Flamme zu entfachen, die lustig hinüberzüngelte in die Schöpfungen einer gereiften humoristischen Kunst.“ Der folgende Abschnitt zeigt uns den Dichter, im Banne der Wartburg.“ Zu dem Burghauptmann von Arnswald stand die Scheffel'sche Familie in freundschaftlicher Be⸗ ziehung. Arnswald machte den Großherzog von Sachsen auf den „Ekkehard“ und dessen Dichter aufmerksam, und der kunstsinnige Fürst, welcher die Restaurirung der Wartburg gerade in Angriff nahm, ließ dem Dichter durch Arnswald die Anregung zugehen, sich durch ein Werk nach seiner Wahl an der Erneuerung der Wartburg zu betheiligen. Der Großherzog suchte Scheffel für seine Umgebung zu gewinnen, und dieser war trotz mancher Bedenken nicht abgeneigt, dem ehrenvollen Ruf zu folgen, wenn nicht ein anderes, bereits zu dem Fürsten von Donaueschingen eingegangenes Verhältniß ihn auf ein Jahr als Bibliothekar der Fuͤrstlichen Bibliothek zu Donaueschingen verpflichtet hätte, sodaß von dem dauernden Aufenthalt am Hofe des Groß⸗ herzogs vorläufig abgesehen werden mußte. Scheffel machte sich jedoch uein neues Werk, einen Roman in der realistischen Darstellungs⸗ weise des „Ekkehard“, welcher den Sängerkrieg auf der Wartburg be⸗ handeln sollte, der aber niemals zur Vollendung gelangt ist; die Hauptergebnisse seiner diesbezüglichen Vorarbeiten legte Scheffel später in lyrischer Form in der Liedersammlung „Frau Aven⸗ tiure“ nieder. Proelß giebt eingehend darüber Aufschluß, warum der Roman nicht zu Stande gekommen ist. Von nieder⸗ drückendem Einfluß auf das ohnehin reizbare Gemüth des Dichters war in dieser Zeit die für ihn schmerzliche Absage, welche ihm zu Theil wurde, als er um die Hand einer von ihm hochgeschätzten jungen Dame in Heidelberg anhielt; die bittere Enttäuschung, welche Scheffel hier erfuhr, ist von nachhaltiger Wirkunz auf seine Gemüths⸗ stimmung gewesen. Er sagt selbst in einem Brief: „Ich hab' seither nicht gewußt, daß solche Dinge so tief in den Menschen schneiden und die Seele in ungewohnte Sturmbewegung jagen.“ Lange hat es ge⸗ währt, bis der Dichter diesen Schmerz einigermaßen verwunden hatte. Im Winter 1862—63 machte Scheffel die Bekanntschaft des jungen Anton von Werner, eine Freundschaft, welche sich zu einer innigen ge⸗ staltete. Im Jahre 1863 finden wir Scheffel in ländlicher Abgeschlossen⸗ heit zu Pienzenau in Ober⸗Bayern, von wo aus er die Gedicht⸗ sammlung „Frau Aventiure“ dem Großherzog von Sachsen⸗Weimar übersandte. Die Nähe Münchens und der Umgang mit ihm wahr⸗ haft sympathischen Menschen verhinderte, daß der Dichter sich trüben Gedanken hingab. Im Winter 1863—64 reiste Scheffel wieder nach Karlsruhe und verlobte sich dort mit Karoline von Malzen, der Tochter des damaligen bayerischen Gesandten zu Karlsruhe, Freiherrn von Malzen, welche schon seit einigen Jahren in dem Scheffel'schen Hause verkehrte. „Es war Neigung, und zwar auf beiden Seiten durch vorher erlebte Enttäuschungen gefestete Liebe, was die Herzen zu einander führte,“ sagt Proelß. Am 22. August 1864 fand dann zu Karlsruhe die Hochzeit statt. Die Freude über dieses Ereigniß, von welchem man den wohlthätigsten Einfluß auf die Gemüthsverfassung des Dichters erwartete, wurde leider schon im Frühjahr darauf durch den Tod der Frau Majorin Scheffel getrübt, ein Unglück, welches den Dichter seiner treuesten Freundin beraubte und ihn selbst in Verhältnisse drängte, welche schwer auf ihm lasteten, denn jetzt mußte er die Sorge für den bis⸗ her von der Mutter gepflegten geistesschwachen Bruder Karl über⸗ nehmen und dieser Sorge wie der Verwaltung des Vermögens seine Pläne auf Reisen wie Studien und Arbeiten in ländlicher Zurückgezogen⸗ hbeit opfern Er siedelte von seinem Landhause zu Seon wieder na Karlsruhe über. Daß das cheliche Leben Scheffel's sich zu keinem glücklichen gestaltete, ist hinlänglich bekannt. Proelß sieht den Grund dafür bauptsächlich in der großen Verschiedenheit in wesentlichen Auf⸗ fassungen des Lebens, in Scheffel's Antivpathie gegen konventionelle Gesellig keit, der Reizbarkeit seines Wesens, seinem Bedürfniß bald nach Einsam⸗ keit, bald nach der heiteren Geselligkeit im Kreise gleichgesinnter Männer. Seine Frau stand diesen Neigungen fremd gegenüber. A. von Werner sagt darüber in seinen Erinnerungen: „Zwischen den beiden Ehegatten war eine Entfremdung, eine Erkältung eingetreten, „Gott weiß wann und wie“, schrieb mir Scheffel ...“ Der Umstand, daß ihm das häusliche Glück versagt war, hat ihm das dichterische Schaffen verleidet und der fröhliche Liedermund des Gaudeamus⸗Sängers blieb bitter und ver⸗ schlossen. Der „Juniperus“, das „Gaudeamus“ und die „B psalmen“ sind die letzten namhaften poetischen Produkte dieser Zeit; weniger bedeutende verriethen die Abnahme des dichterischen Ver⸗ mögens. Im Jahre 1869 starb der alte Major Scheffel; Joseph er⸗ warb bald darauf die „Seehalde bei Radolfszell“, welche von da ab sein ständiger Wohnsitz war. Nach langen Jahren und Leiden ist Scheffel am 9. April 1886 in Karlsruhe gestorben, ein Dichter, dessen Frohsinn athmende Werke die in ihm wohnende Verbitterung und Vereinsamung nicht ahnen ließen, die ihm aber einen ehrenvollen Platz in der Literatur und im Herzen des deutschen Volks für alle Zeit sichern. — Johannes Proelß hat sich durch sein treffliches Werk den Dank aller Verehrer des berühmten Dichters erworben.
— Der Verein für Geschichte und Alterthumskunde des Herzogthums und Erzstifts Magdeburg hat das 2. Heft 22. Jahrgangs 1887 seiner Zeitschrift, der „Geschichts⸗ blätter für Stadt und Land Magdeburg“ erscheinen lassen (Magdeburg, Verlag der Schäfer'schen Buchhandlung — A. Rüdiger). Dasselbe hat folgenden Inhalt: Beiträge zur Geschichte der Universität Halle. Die Cives academici. Von Waldemar Kawerau. — Der Streit Kardinals Albrecht, Erzbischofs zu Magdeburg, mit dem Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen um die magdeburgische Burggrafschaft. Von Fr. Hülße. — Bernhard, Graf von Wölpe, erwählter Erzbischof von Magdeburg. Von H. Holstein. — Geschichte des Nahrungs⸗ zustandes und der Erwerbsquellen der Stadt Aken a. Elbe. Von W. Zahn, Pfarrer. — Die beiden ältesten Siegel der Stadt Magde⸗ burg. Von L. Clericus. G
Land⸗ und Forstwirthscha
Im Deutschen Reich wurden nach der „Zeitschrift des König⸗ lichen preußischen Statistischen Bureaus“ geerntet (die Ernte⸗ statistik umfaßt das Deutsche Reich ohne Lippe, das Erntejahr die Zeit vom 1. Juli des einen bis zum 30. Juni des folgenden Jahres, die Ein⸗ und Ausfuhrstatistik das deutsche Zollgebiet einschl. Luxem⸗ burg) während des Erntejahrecs: 1880/81: 4 952 525 t (zu 1000 kg) Roggen, 2 345 278 t Weizen, 2 145 617 t Gerste und 4 228 128 t Hafer; 1881/82: 5 448 404 t Roggen, 2 059 139 t Weizen, 2 076 160 t Gerste und 3759 789 t Hafer; 1882/83: 6 390 407 t Roggen,