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Schweiz. Bern, 3. August. (Köln. Ztg.) Die Prüfung der Frage des Anschlusses der iteleniscen Zufahrts⸗ linien an die Simplon-⸗Bahn soll Seitens der von der Regierung Italiens bezeichneten Ingenieure an Ort und Stelle schon in der nächsten Woche stattfinden, und zwar im Verein mit den Ingenieuren der schweizerischen Westbahn⸗ gesellschaft. Nach Berichten aus Lausanne wäre die Verständigung über die noch zweifelhaften Punkte so gut wie gewiß. — Die gesammte Zolleinnahme der Schweiz während der ersten sieben Monate d. J. beträgt 13 295 618,90 Frs., also 1 488 889,92 Frs. mehr als im vorigen Jahre während der gleichen Zeitdauer.
Großbritannien und Irland. London, 3. August. (A. C.) Im Unterhause fragte vorgestern der Irländer M. Red⸗ mond den Chef der Admiralität: ob es Thatsache sei, daß Prinz Ludwig von Battenberg über die Köpfe von 30 britischen Offizieren hinweg zum Befehlshaber von J. M. S. „Dread⸗ nought“ ernannt worden sei, und wenn so, welche Be⸗ fähigungen dieser Prinz besitze, daß er Offizieren von längerer Dienstzeit vorgezogen werde. Lord G. Hamilton antwortete: der Prinz sei noch nicht zum Befehlshaber des „Dreadnought“ ernannt, aber seine Ernennung dazu werde wahrscheinlich erfolgen. Nach einer Prüfung der Zeug⸗ nisse derjenigen Offiziere, die für den Posten wählbar sind, habe er gefunden, daß Prinz Ludwig kraft seiner Erfahrung und langen Dienstzeit der tauglichste Offizier dafür sei. Pickersgill kündigte hierauf an: er würde, falls Prinz
udwig zum Commandeur des „Dreadnought“ ernannt werde, den Antrag stellen, daß sein Gehalt gestrichen werde.
Bei den britischen Marine⸗Manövern spitzen sich jetzt die Entscheidungen zu. Wie der Marine⸗Minister im Unterhause mittheilte, wurde gestern Falmouth von dem unter dem Befehl des Admirals Freemantle stehen⸗ den Angriffsgeschwader genommen. Das Letztere, aus den Panzerschiffen „Agincourt“, „Black Prince“, „Iron Duke“ und zwei Thurmschiffen bestehend, kam im Hafen von Falmouth gestern kurz vor Tagesanbruch an und blieb mehrere Stunden vor Anker liegen. Ungefähr um 1 ½ Uhr des Nachmittags segelte das Geschwader wieder ab, den Lizard westlich liegen lassend. Die Thurm⸗ sches segelten etwas in die See hinaus, worauf sich das Ge⸗ schwader in Schlachtlinie aufstellte. Die General⸗Idee der Manöver ist, daß Admiral Freemantle versuchen soll, die Themsemündung und London zu nehmen. Der vorgeschobene Theil des Vertheidigungsgeschwaders bewacht Tag und Nacht die Meerenge von Dover. Einzelne Schiffe werden weit hinaus in den Kanal geschickt. Besonders umfangreich sind die Vor⸗ sichtsmaßregeln bei Nacht. Die meisten Schiffe kehren in die Downs zurück und von da kreuzen einige bis in die Nähe der französischen Küste. Sie haben sofort Meldung zu erstatten, sobald etwas Verdächtiges in Sicht kommt, sei es vermittelst der Dampfsirenen oder mittelst Raketen, die bei klarem Wetter 30 Meilen weit sichtbar sind. Alle Schiffe haben einen solchen Abstand von einander, daß sie sich gegenseitig Signale geben können. — Auch von der im St. Geoorgs⸗Kanal manövrirenden Flotte liegen Nachrichten vor. Ein Kreuzer des Angriffs⸗ geschwaders, welcher sich den Anschein gab, als sei er ein transatlantischer Dampfer, hatte gestern 12 Meilen von Holyhead ein Gefecht mit den im Hafen liegenden Kanonen⸗ und Torpedobooten zu bestehen. Der Kreuzer nahm darauf nördlichen Kurs. Beide Parteien schreiben sich den Sieg zu.
Der Sekretär der britischen und ausländischen Anti⸗ Sklaverei⸗Gesellschaft, Charles H. Allen, hat einen Brief von Emin Pascha erhalten. Das Schreiben ist aus Wadelai, vom 10. Februar 1887, datirt; Emin Pascha spricht sich darin sehr hoffnungsvoll über seine Aussichten aus. U. A. schreibt er, daß er im Begriff sei, eine Reise in das Land Kaba⸗Rega's zu unternehmen.
Aus Simla, vom heutigen Tage, wird telegraphirt: „Gholam Haider Khan und Sikander Khan haben sich mit allen ihren Truppen in die Stadt Khelat i Ghilzai zurückgezogen. Diese Bewegung wird als Anzeichen dafür aufgefaßt, daß sie sich nicht stark genug fühlen, in offenem Felde den Rebellen entgegenzutreten.
— 4. August. (A. C.) Der Herzog und die Herzogin von Connaught haben sich, begleitet von ihren beiden ältesten Kindern, nach Aix⸗les⸗Bains begeben. Der Herzog kehrt am 21. d. über Brindisi nach Indien zurück, die Herzogin folgt später.
300 Mitglieder des Unterhauses haben an den Marquis von Salisbury eine Petition eingereicht, die zu Gunsten einer auf der canadischen Pacific⸗Eisenbahn einzurichtenden Postverbindung nach China und Australien eintritt.
Zur Förderung der im Jahre 1888 in Melbourne zu veranstaltenden Centennial⸗Ausstellung hat sich in London mit Genehmigung der Königin eine Königliche Kom⸗ mission gebildet, deren Präsident der Prinz von Wales und deren Vize⸗Präsident Lord Rosebery ist.
Einer Meldung aus Gibraltar zufolge wurde Zobehr Pascha, der egyptische Sklavenhändler, welcher vor geraumer Zeit in der dortigen Festung unter dem Verdacht, gegen die englische Regierung in Egypten intriguirt zu haben, internirt worden, am 3. d. auf freien Fuß gesetzt, nachdem er sich schriftlich verpflichtet hatte, künftighin nichts gegen die britische Regierung zu unternehmen.
— 4. August. (W. T. B.) In der heutigen Unter⸗ haussitzung erklärte in Beantwortung mehrerer an ihn gerichteter Anfragen der Unter⸗Staatssekretär Fergusson: es sei ganz unmöglich, mit Sicherheit anzugeben, welcher Ueber⸗ schuß oder welches Defizit beim egyptischen Staatshaus⸗ halts⸗Etat sich herausstellen werde, bevor das Rechnungs⸗ jahr abgeschlossen und die Bilanz eingegangen sei. Jedenfalls sei aber ein etwaiges Defizit nicht von England zu decken. Was die Markenschutz⸗Novelle anbelange, so würden, sobald dieselbe die Königliche Sanktion 25 habe, die Mächte in einem Rundschreiben aufgefordert werden, den englischen Unterthanen denselben Schutz gegen Mißbrauch
nd Fälschung zu gewähren, den das neue englische Gesetz ausländischen Unterthanen biete. — Die in Tokio zur Revision des Vertrages mit Japan abzuhaltende Konferenz sei auf Antrag der japanischen Regierung auf unbestimmte Zeit vertagt worden. — Was die Lösun der afghanischen Grenzfrage anbetreffe, so sei na dem jüngsten Abkommen mit Rußland die russische Grenze zwar um 11 ½ Meilen gegen Herat vorgeschoben; es
soll den Anlaß zu den Unruhen gegeben haben.
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land abgetretene Gebiet am Kuschk und Kaschar werde auf 825 Quadratmeilen, das Afghanistan in der Nähe des Oxus zugestandene Gebiet werde auf 770 Quadrat⸗ meilen geschätzt, und es ergebe sich daraus eine Differenz von 55 Quadratmeilen zu Ungunsten Afghanistans. Trotzdem sei bei dem getroffenen Arrangement der virkliche Vortheil auf Seiten Afghanistans und die englische Regierung halte die vereinbarte Lösung der Grenzfrage, Alles in Allem genommen, für eine billige. — Der erste Lord des Schatzes, Smith, erklärte auf eine bezügliche Anfrage: von einer Mission des Papstes nach Irland sei ihm nichts bekannt. Der zur Jubelfeier der Königin in England erschienene päpstliche Gesandte Persico reise in Irland als Privatmann und aus Privatgründen. Irgendwelcher Schriftwechsel zwischen der englischen Regierung und dem Vatikan habe darüber nicht stattgefunden.
Bei den Flottenmanövern, die in der vergangenen Nacht im englischen Kanal stattfanden und sich bis zur Themse erstreckten, und bei denen die Admirale Freemantle und Hewett gegen einander manövrirten, platzten an Bord der Kanonenboote „Curlew“, „Blackprince“ und „Norden⸗ felt“ mehrere Kanonen; vier Matrosen wurden dabei entsetzlich verstümmelt, eine Anzahl anderer mehr oder weniger verletzt.
— 5. August. (W. T. B.) Se. Kaiserliche und Königliche S0 der Kronprinz wird in einigen Tagen die Insel Wight verlassen, um einen kurzen Ausflug nach Schottland zu machen. Von dort lehre der Kronprinz nach Deutschland zurück. Ihre Kaiserliche und König⸗ liche Hoheit die Kronprinzessin wird erst später ab⸗ reisen. Nach hier eingegangenen Nachrichten sind Briefe Stanley's in Stanleypool eingetroffen, nach welchen Stanley am 18. Juni am Wasserfall des Flusses Aruwhimi angekommen war und sich vorbereitete, die Ueberlandreise anzutreten.
Frankreich. Paris, 2. August. (Fr. C.) Heute früh fand ein kurzer Kabinetsrath statt, in welchem nur laufende Angelegenheiten erledigt wurden. Nach der Sitzung arbeitete der Conseils⸗Präsident mit dem General⸗Gouverneur Algeriens, Tirman. Derselbe unterbreitete ihm einen Plan zur Um⸗ gestaltung des algerischen Budgets, wonach Algerien alle seine Ausgaben selbst bestreiten soll, ausgenommen die mili⸗ tärischen und die Zins⸗Bürgschaften für die bestehenden Bahnen.
In Folge der zwischen dem Kriegs⸗Minister und den Eisenbahnen getroffenen Verständigung wird bei der probeweisen Mobilmachung eines Armee⸗Corps, da nun die Landwehr zu dieser Probe nicht eingezogen wird, der Eisensahn .. des betreffenden Corpsbezirks keine Störungen erleiden, obwohl die Truppen die be⸗ treffenden Bahnen requiriren und in Betrieb werden. — Der Bau einer strategischen Eisen⸗ bahn zwischen Liverdun und Nancy hat für die nächsten Tage eingestellt werden müssen, weil die Be⸗ wohner des ersteren Orts mit Stöcken, Schaufeln und Gabeln über die 200 am Bahn au beschäftigt gewesenen Italiener herfielen und dieselben v prieben. Eine Brigade Gendarmen mußte von Toul nach ½ Cerdun beordert werden. Eine von einem Italiener gegen eiten Franzosen begangene Mordthat
nehmen
Italien. Rom, 4. August. (W. T. B.) Der König und die Minister werden morgen hier wieder eintreffen.
Die Meldung hiesiger Blätter, daß zur Abfahrt eines aus 10 000 Mann bestehenden Truppencorps nach Afrika Befehl ertheilt worden sei, wird von Seiten des Kriegs⸗Ministeriums für vollständig erfunden erklärt.
Stradella, 4. August. (W. T. B.) Das Leichen⸗ begängniß des verstorbenen Minister⸗Präsidenten Depretis nahm einen würdigen und imposanten Verlauf. Prinz Amadeus, die Minister, Senatoren und Deputirten, sowie die zahlreichen Deputationen aus Rom und anderen Städten geleiteten den Sarg bis zum Grabe. Gegen elf Uhr war die Trauerfeierlichkeit beendigt.
Bulgarien. Wie die „Pol. Corr.“ erfährt, hat die Pforte thatsächlich, in ihrer Eigenschaft als suzeräne Macht Bulgariens, an den Prinzen Ferdinand von Coburg eine Mittheilung gelangen lassen, wenngleich diese nicht in Form einer Note erfolgt ist. In dieser Kundgebung beschränkte sich die otto⸗ manische Regierung ausschließlich darauf, dem Prinzen Ferdinand von jedem plötzlichen Entschluß abzurathen und an ihn die eindringliche Mahnung zu richten, vor Allem die durch die bestehenden Verträge vorausgesetzten Entscheidungen der Groß⸗ mächte abzuwarten. Aus Konstantinopel wird gemeldet, daß der Gedanke, zur Fhesh lds. der bulgarischen Frage eine Konferenz der Signatarmächte des Berliner Vertrages einzuberufen, allerdings einen Augenblick in Pfortenkreisen aufgetaucht sei, jedoch im Hinblick auf die Aus⸗ sichtslosigkeit, für einen derartigen Vorschlag die erforderliche Zustimmung aller Kabinette zu finden, bald wieder fallen⸗ gelassen wurde und kaum mehr weiter im diplomatischen Wege verfolgt werden dürfte.
Dänemark. Kopenhagen, 1. August. (Hamb. Nachr.) Der Kultus⸗Minister Scavenius erklärte gestern in seinem Wahlkreise, daß die Aussicht auf einen Ausgleich der politischen Parteien nur gering sei, da die Oppo⸗ sitionsführer wegen Berg's andauernder Kampflust nicht wagen dürften, 1 Willen durchzusetzen. Der Streit würde beendigt sein, sobald die Widersacher die Rechte des Königs und des Landsthings anerkennen und für die Landes⸗ vertheidigungsfrage eintreten. Das Ministerium sei ent⸗ schlossen, die bisherige Politik fortzusetzen, so lange es des Königs Vertrauen genieße; nur auf diesem Wege könne das G aus der gegenwärtigen schwierigen Lage befreit werden.
Amerika. Atlanta (Georgia), 2. August. (R. B.) Das Repräsentantenhaus des Staats Georgia hat eine Bill genehmigt, wonach es als ein strafbares Vergehen bezeichnet wird, weiße und farbige Kinder zusammen zu unterrichten. Für die Vorlage stimmten 122 Abgeordnete und nur 2, welche Farbige waren, dagegen.
Zeitungsstimmen.
Die „Elberfelder Zeitung“ schreibti:: In erfreulicher Weise haben wir in der jüngsten Zeit den Ab⸗ schluß einer großen Anzahl von Kartellen und Produktions⸗ und
dafür abgeben, daß der Solidaritätssinn in den Kreisen unserer Industrie wieder im Erstarken begriffen ist, nachdem er eine Weile zu schlummern schien. Es ist das wie gesagt eine durchaus erfreuliche Erscheinung, denn der genossenschaftliche Geist ist es, der die Stärke der Industrie deng . Sich im wüthenden Konkurrenzkampfe gegenseitig vernichten, das soll und darf nicht das Ziel sein, nach dem die Industrie strebt; durch einen Zusammenschluß muß man suchen zu einem Ausgleich zu kommen, und den Grundsatz: Leben und leben lassen! ins Praktische zu übersetzen.
Da kommen aber wieder die Gegner in hellen Haufen, und ver⸗ weisen auf das „Verwerfliche“ der Kartelle und Interessenverbände Ihnen gegenüber ist das Wort am Platze, das Dr. A. Peez in Wien schon 1883 aussprach: „Von dem Worte „Interessenverbände“ sollte man sich nicht gar zu sehr schrecken lassen.“ Das gilt auch heute noch und wird immer gelten. Mit Recht bemerkt Peez, daß Gewerbe und Industrie nicht um Gotteswillen arbeiten, sondern aus Interesse, und zwar aus materiellem Interesse. Jede Organisation der Gewerbe wird bei dem Interesse anknüpfen müssen; Auswüchse zu beseitigen, dazu ist eben der Staat als Vertreter der Gesammtheit berufen. Dem Unter⸗ nehmer liegt natürlich das Halten des Preises am nächsten, aber ist dies so verwerflich? Eine gewisse Stetigkeit des Preises liegt auch im allgemeinen Interesse und von dem Halten des Preises sind die Kartelle bereits zur Bewirkung einer nützlichen Stetigkeit der Pro⸗ duktion vorgeschritten: sollten sie nicht auch zu weiteren Fortschritten zu bewegen sein? „Wir sind bestimmt dieser Ansicht“, sagt Peez, „durch eigene Erfahrungen belehrt, wie viel reformatorische Bereit⸗ willigkeit in den Produzenten lebt, wenn sie einmal Ver⸗ trauen gefaßt haben.“ Zu dem Arbeiter gelangt man entweder durch den Agitator oder durch den Produzenten. Nur noch ein dritter Weg steht offen: die direkte Verstaat⸗ lichung der Produktion. Will man diese nicht oder noch nicht, so bleibt die Bildung von festen Interessentenvereinigungen ein Ziel, das sich von den gegenwärtig bestehenden Verhältnissen nicht gar zu weit entfernt. Den Weg dazu bieten die Kartelle. Dieses Verhältniß zuerst scharf erkannt zu haben, ist ein großes Verdienst der 1883 er⸗ schienenen Kleinwächter'schen Schrift über die Kartelle, welche dadurch, daß sich ihre Grundgedanken erstens auf eine vielhundertjährige Ver⸗ gangenheit und zweitens auf eine jetzt wieder spontan aufgewachsene Erscheinung aus der Gegenwart berufen dürfen, einen besonders ernsten Charakter trägt.
Außer dem vorhin dargelegten Einwande, der nur eine leere Phrase ist, wird nun von denen, die im Allgemeinen den Interessen⸗ vertretungen, also auch den Kartellen günstig gestimmt sind, der Furcht vor einer monopolistischen Ausbeutung des Publikums durch die In⸗ dustrie Ausdruck gegeben. Doch ist auch diese Furcht sicher un⸗ begründet, wenn es sich um die Industrie handelt. Solche Preis⸗ verabredungen, welche die Konsumenten belasten, können wohl bei Naturprodukten vorkommen, die nur in einer bestimmten Menge vor⸗ handen sind, wie Getreide. Baumwolle, Fet h aber nicht bei Industrie⸗Erzeugnissen, die jeder Zeit in beliebiger Menge hergestellt wer⸗ den können. Der Egoismus der Einzelnen wird es auf die Dauer nie zu einer Preisnormirung kommen lassen, die einer Ausbeutung der Konsumenten gleichkäme; sowie dieser Moment eintritt, pflegen er⸗ fahrungsmäßig alle Kartelle in die Brüche zu gehen. Und zum Schutze dagegen halten wir auch die obligatorische Errichtung solcher Interessen⸗ vertretungen oder die “ Umbildung der Berufsgenossen⸗ schaften für verwerflich. Das beste Vorbeugungsmittel gegen die Auswüchse der Interessenvertretungen ist die Privatinitiative, und diese muß bleiben. Wenn es das Interesse der Industrie erheischt, komner sie selbst zu einer Vereinigung, wie es gegenwärtig zahlreich geschieht.
Daneben ist aber auch die Wirkung hoch anzuschlagen, welche die in der sozialreformerischen Gesetzgebung in Deutschland zur Anwen⸗ dung gelangte genossenschaftliche Zusammenfassung der Industrie aus⸗ übt. Die bringt die Interessenten einander um Vieles näher, als sie früher standen, und erleichert so wesentlich die Bildung von Interessen⸗ verbänden zum Zwecke der Preishaltung und Produktionsregelung. Die Sozialreform legt also den Fabrikanten nicht nur Verpflichtungen auf, sondern sie bringt ihnen durch den Geist der Versöhnung, der Solidarität, auch Vortheile. Wenn das erst allgemein anerkannt sein wird, hat die Sozialreform erst den richtigen Boden gefunden.
Statistische Nachrichten.
Die im Juniheft zur Statistik des Deutschen Reichs veröffent⸗ lichte Nachweisung der auf die Zölle und Steuern des Reichs bezüglichen Prozesseführt für dasEtatsjahr 1886/87 ergiebt eine Gesammtzahl von 32 032 anhängig gewordenen und 30 711 erledigten derartigen Prozessen auf (gegen 29 364 bezw. 29 741 im Vorjahr). Zu Geldstrafen wurden verurtheilt wegen Defraudation 17 896 Personen (18 876 im Vorjahr), und wegen Ordnungswidrigkeit 13 295 (13 625 im Vorjahr); zu Freiheitsstrafen (abgesehen von den in Freiheitsstrafen umgewandelten Geldstrafen und den zusätzlichen Freiheitsstrafen) 764 Personen (436 im Vorjahr). Soweit Ver⸗ urtheilungen wegen Defraudation in Frage kamen, hat sich der Betrag der hinterzogenen Gefälle auf 70 610 ℳ (80 000 ℳ im Vorjahr), und der Betrag der erkannten Geldstrafen auf 456 216 ℳ (im Vorjahr 479 209 ℳ) belaufen; und wegen Ordnungswidrigkeit sind 65 142 ℳ Geldstrafe erkannt worden (61 533 ℳ im Vorjahr). Speziell an Zoll⸗ prozessen ist im Etatsjahr 1886/87 eine nicht unbeträchtlich größere Zahl angefangen und erledigt worden als im Vorjahr (17393 bezw. 17226 gegen 15 982 bezw. 15 738), aber trotzdem ist der Betrag der einfachen Ge⸗ fälle, deren Hinterziehung im letzten Jahr zu Defraudationsstrafen geführt hat, hinter dem entsprechenden Betrage des Vorjahrs zurück⸗ geblieben (38 600 ℳ gegen 41 854 ℳ6). In der überwiegenden Mehr⸗ zahl und mehr als früher hat es sich dabei um Bagatellprozesse ge⸗ handelt, deren größere Zahl weniger einer eigentlichen Zunahme des Schleichhandels als vielmehr der umsichtigen und energischen Grenz⸗ bewachung und den verschärften Kontrolmaßregeln zuzuschreiben ist.
— Das vom Keiserlichen Statistischen Amt herausgegebene „Statistische Jahrbuch für das Deutsche Reich“ enthält in seinem soeben erschienenen 8. Jahrgange 1887 zum ersten Male die Ergeb⸗ nisse der Erhebungen über die Krankenversicherung der Ar⸗ beiter. Die Nachweisungen beziehen sich jedoch nur auf diejenigen Kassen, welche den Bestimmungen des Reichsgesetzes vom 15. Juni 1883 entsprachen. Von den freien Hülfskassen, den auf Grund des Reichsgesetzes vom 7. April 1876 eingeschriebenen Hülfskassen und den auf Grund landesrechtlicher Vorschriften bestehenden Hülfskassen, sind also die dem §. 75 des Gesetzes nicht entsprechenden nicht zur Nachweisung gekommen. Kassen mit örtlichen Verwaltungsstellen (oder sogenannten Spezialstellen) sind nur am Kassensitz, also nicht so oft, wie sie solche Stellen haben, gezählt, was insbesondere hinsichtlich der örtlichen Vertheilung der Mitglieder der eingeschriebenen Hülfskassen in Betracht kommt. — Es bestanden, dieser Statistik zufolge, im Deutschen Reich am Schlusse des Jahres 1885 im Ganzen 18 776 Arbeiter⸗Krankenkassen mit 4 294 173 Mitgliedern (auf 1 Kasse kamen also 228,7 Mitglieder). Die Kassen theilten sich der Art nach in: Gemeinde⸗Krankenversiche⸗ rungskassen, 7024 mit 586 584 Mitgliedern; Ortskrankenkassen, 3693 mit 1 534 888 Mitgliedern; Betriebs⸗ (Fabrik⸗) Krankenkassen, 547³ mit 1 261 200 Mitgliedern; Bau⸗Krankenkassen, 83 mit 12 115 Mit⸗ gliedern; Innungs⸗Krankenkassen, 224 mit 24 879 Mitgliedern; ein⸗ geschriebene Hülfskassen, 1805 mit 730 722 Mitgliedern; auf landes⸗ rechtlicher Vorschrift beruhende Hülfskassen, 474 mit 143 785 Mitgliedern. — Was die einzelnen Staaten betrifft, so kamen auf Preußen 8227 Kassen mit 2 262 613 Mitgliedern (also auf 1 Kasse 275,0), und zwar: Gemeinde⸗Krankenversicherungskassen 1411 mit 155 822 Mitgliedern, Orts⸗Krankenkassen 2751 mit 1 137 825 Mitgliedern, Betriebs⸗(Fabrik⸗)Krankenkassen 3110 mit 719 443 Mitgliedern, Bau⸗ Krankenkassen 49 mit 6905 Mitgliedern, Innungs⸗Krankenkassen 111 mit 13 326 Mitgliedern, eingeschriebene Hülfskassen 745 mit 216 072 Mitgliedern, auf landesrechtlicher Vorschrift beruhende Hülfskassen 50 mit 13 220 Mitgliedern. Von den einzelnen Provinzen hatte die
werde aber dieser Veränderung der Grenze eine strategische Wichtigkeit nicht beigelegt. Das von Afghanistan an Ruß⸗
Preisvereinigungen zu verzeichnen gehabt, die einen deutlichen Beweis
meisten Kassen die Provinz Rheinland, nämlich 1552 Kassen mit
Raps 199 t (—), Sämereien und
442 226 Mitgliedern (durchschnittlich 284,9); dann folgt di Provinz Sachsen mit 1100 Kassen und 264 084 1eaongs Mte gliedern und demnächst die Provinz Brandenburg mit 1 081
assen und 205 967 (190,5) Mitgliedern. Die Stadt Berlin hatte Ende 1885 141 Kassen mit 252 103 Mitgliedern (durch⸗ schnittlich 1788 Mitglieder auf jede Kasse). — In Bagyern bestan⸗ den 4317 Kassen mit 371 432 Mitgliedern (durchschnittlich auf jede Kasse also 86). Dieselben ge in 3901 Gemeinde⸗Krankenversiche⸗ rungskassen mit 250 308 Mitgliedern; 10 Ortskrankenkassen mit 6011 Mitgliedern; 327 Betriebs⸗ (Fabrik⸗) Krankenkassen mit 83 304 Mitgliedern; 4 Bau⸗Krankenkassen mit 1214 Mitgliedern; 0 Innungs⸗Krankenkassen; 33 eingeschriebene Hülfskassen mit 6548 Mitgliedern und 42 auf landesrechtlicher Vorschrift beruhende Hülfskassen mit 24 047 Mitgliedern. — Sachsen hatte Ende 1885 aufzuweisen 2151 Kassen mit 556 167 Mit⸗ gliedern (auf 1 Kasse 258,6) und zwar Gemeinde⸗Kranken⸗ versicherungskassen 567 mit 57 821 Mitgliedern; Ortskranken⸗ kassen 392 mit 168 081 Mitgliedern; Betriebs⸗ (Fabrik.) Kranken⸗ kassen 751 mit 157 606 Mitgliedern; Bau⸗Krankenkassen 11 mit 1329 Mitgliedern; Innungs⸗Krankenkassen 33 mit 4849 Mitgliedern; eingeschriebene Hülfskassen 318 mit 127 841 Mitgliedern; auf landes⸗ rechtlicher Vorschrift beruhende Hülfskassen 79 mit 38 640 Mit⸗ gliedern. — Von den anderen deutschen Staaten hatten: Württemberg 443 Arbeiter⸗Krankenkassen mit 151 632 Mitgliedern (auf 1 Kasse 342,3); Baden 508 Kassen mit 130 737 Mitgliedern (257,4); Hessen 582 Kassen mit 102 057 Mitgliedern (175,4); Mecklenburg⸗Schwerin 283 Kassen mit 25 971 Mitgliedern (91,8); Sachsen⸗Weimar 118 Kassen mit 20 744 Mitgliedern (175,8); Mecklenburg⸗Strelitz 16 Kassen mit 4 213 Mitgliedern (263,3); Oldenburg 115 Kassen mit 15 152 Mitgliedern (131,8); Braunschweig 405 Kassen mit 51 121 Mitgliedern (126,2); Sachsen⸗Meiningen 69 Kassen mit 18 975 Mitgliedern (275,0); Sachsen⸗Altenburg 150 Kassen mit 26 066 Mitgliedern (173,8); Sachsen⸗Coburg⸗Gotha 67 Kassen mit 17 205 Mit⸗ gliedern (256,8); Anhalt 159 Kassen mit 38 208 Mitgliedern (240,3); Schwarzburg⸗Sondershausen 24 Kassen mit 4498 Mitgliedern (187,4); Schwarzburg⸗Rudolstadt 55 Kassen mit 9028 Mitgliedern (164,1); Waldeck 11 Kassen mit 1592 Mitgliedern (144,7); Reuß äͤ. L. Kassen mit 11 612 Mitgliedern (154,8); Reuß j. L. 72 Kassen mit 15 378 Mitgliedern (213,6); Schaumburg⸗Lippe 10 Kassen mit 1703 Mitgliedern (170,3); Lippe 39 mit 13 625 Mitgliedern (349,4); Lübeck 62 Kassen mit 7598 Mitgliedern (122,5); Bremen 86 Kassen mit 18 171 Mitgliedern (211,3); Hamburg 181 Kassen mit 257 223 Mitgliedern (1421,1); Elsaß⸗Lothringen 551 Kassen mit 161 452 Mit⸗ gliedemn (293,0).
ie Bewegung der Krankenkassen und ihrer Mitglieder,
Krankheitsfälle und ⸗Tage, Einnahmen und Ausgaben im Jahre 1885 gestaltete sich für das Reich im Ganzen wie folgt: Bei Beginn des Jahres 1885 bestanden im Reiche 17 511 Krankenkassen, im Laufe desselben wurden neu errichtet 1431, geschlossen 166, so daß am Schluß des Jahres ihre Zahl 18 776 betrug. Von diesen waren: 7024 Gemeinde⸗Krankenversicherungskassen, 3693 Ortskranken⸗ kassen, 5473 Betriebs⸗(Fabrik⸗)Krankenkassen, 83 Bau⸗Kranken⸗ kassen, 224 Innungs⸗Krankenkassen und 2279 freie Hülfskassen. Die Zahl der Mitglieder betrug in Tausenden bei Beginn des Jahres 3727,), am Schluß 4294,2 (eintraten im Laufe des Jahres 3838,6, ausschieden 3271,6 Mitglieder). Die Erkrankungsfälle bezifferten sich in Tausenden auf 1804,8 (nämlich bei der Gemeinde⸗Krankenversicherung 206,1, bei den Orts⸗Kranken⸗ kassen 617,1, bei den Betriebs⸗Krankenkassen 643,3, bei den Bau⸗ Krankenkassen 10,4, bei den Innungs⸗Krankenkassen 13,2, bei den freien Hülfskassen 314,7), die Krankheitstage auf 25 301,2. Das Ver⸗ mögen bewerthete sich in Tausenden von Mark auf 26 075,9; die Einnahmen betrugen, gleichfalls in Tausenden von Mark, 66 100,3, die Ausgaben 52 646,8. Auf 1 Mitglied kamen Erkrankungsfälle 0,4, Krankheitstage 6,1. Vermögen 6,2 ℳ Beiträge und Eintrittsgeld 13,4 ℳ, sonstige Einnahmen 2,4 ℳ, Ausgaben für Krankheitskosten 11,4 ℳ, sonstige Ausgaben 1,2 ℳ Von den Krankheitskosten ent⸗ fielen Prozent: auf Ausgaben für den Arzt (bei sämmtlichen Kranken⸗ kassen zusammengenommen) 18,8 %, für Arznei und sonstige Heilmittel 14,9 %, Krankengeld, Sterbegeld und Unterstützung an Wöchnerinnen 56,8 %, Verpflegungskosten an Anstalten 9,5 %. Auf einen Er⸗ krankungsfall kamen 14,1 Tage und 26,4 ℳ Kosten. — Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 24. Juli bis inkl. 30. Juli cr. zur Anmeldung gekommen: 196 Ehe⸗ schließungen, 943 Lebendgeborene, 38 Todtgeborene, 839 Sterbefälle.
— Die „Berliner Börsen⸗Zeitung“ berichtet: Das Getreide⸗ geschäft in Königsberg ist in dem abgelaufenen Monat Juli cr., was den Import vom Inlande betrifft, bedeutend lebhafter gewesen als das im Juli v. J. Es wurden an Getreide, Saat ꝛc. in Tons à 1000 kg aufgemessen 4952 t (Juli v. J. 760 t), und zwar Weizen 84 t (151 t), Roggen 1142 t (14 t), Gerste 194 t (31 t), Hafer 2045 t (137 t), Erbsen 141 t (102 t), Bohnen 22 t (—), Wicken 14 t (20 t), Leinsaat 25 t (—), Rübsen und Raps 1234 t (294 t), Sämereien und Diverse 51 t (11 t). Weniger lebhaft gegen das vorige Jahr war der Import vom Auslande; es wurden 6101 t aufgewogen gegen 5393 t im Juli v. J., und zwar Weizen 467 t (345 t), gegen 723 t (2332 t), Gerste 433 t (365 t), Hafer 1262 t (603 t), Buchweizen 339 t (902 t), Erbsen 1031 t (298 t), Bohnen 272 t (—), Wicken 78 t (14 t), Leinsaat 199 t (171 t), Hanfsaat — (4 t), Rübsen und Raps 488 t (51 t), Sämereien und Diverse 809 t (308 t). wurden nach dem Inlande 2417 t (2379 t) und seewärts 16 750 t (11 522 t) und zwar Weizen 2884 t (4768 t), Roggen 4534 t (3752 t), Gerste 1501 t (298 t), Hafer 3226 t (308 t), Buchweizen 607 t (1274 t), Erbsen 1815 t (553 t), Bohnen 492 t (137 t), Wicken 81 t (122 t), Leinsaat 438 t (306 t), Hanfsaat 185 t (4 t), Rübsen und iverse 788 t (—).
— Kunst, Wissenschaft und Literatuir.s
Die Bleichsucht und sogenannte Blutarmuth. Deren Entstehung, Wesen und gründliche Heilung von Dr. August Dyes, Ober⸗Stabsarzt I. Kl. in Hannover. Berlin 1887. A. Zimmer. W., Köthenerstr. 42. Preis 2 ℳ — In Abweichung von der ee. herrschenden Ansicht hält der Verfasser die Bleich⸗ sucht nicht für eine Folge von Blutmangel im Allgemeinen, sondern nur für eine Folge des örtlichen Blutmangels im Feeäö unter der Haut. Bei den Bleichsüchtigen sei ebenso wenig angel an Blut vorhanden wie bei ganz gesunden und blühenden Personen, welche sich der Kälte anhaltend aussetzten und dadurch bleich würden. Bei beiden seien die Blutadern der inneren Organe und insonderheit die großen Venen der Bauchhöhle desto mehr mit Blut überfüllt, wie jede Leichenöffnung lehre. Während bei den⸗ jenigen, welche sich der Kälte andauernd aussetzten, infolge der zeitweiligen Verengung der unter der Haut liegenden Haar⸗ gefäße die Blutkügelchen von der peripherischen Cirkulation aus⸗ geschlossen seien, sei der Blutumfluß im Haargefäßgewebe der Bleich⸗ süchtigen dadurch wesentlich beeinträchtigt, daß das Venenblut dieser Kranken zahlreiche farblose Blutkügelchen enthalte, welche wegen ihrer Zähigkeit außer Stande seien, im Paerefss gewet⸗ gehörig zu kreisen. Die durch abgestorbene Blutkügelchen geschaffene Störung der Cirku⸗ lation des Blutes sei lediglich durch Ausscheidung der farblosen Blut⸗ kügelchen zu beseitigen. Zu diesem Zweck empfiehlt der Verfasser kleine Aderlässe. Daß er sich der Blutentziehung bei der Behandlung „sogenannter“ Blutarmen mit günstigem Erfolg bedient, versichert er nicht nur, sondern verweist 1b auf das Zeugniß seiner militärischen Vorgesetzten. Jede Anregung zur Linderung der menschlichen Leiden ist dankbar anzuerkennen. Die weitere Prüfung muß jedoch der medi⸗ zinischen Fachwissenschaft überlassen bleiben.
— „Meisterwerke der Holzschneidekunst⸗ (Verlag von J. J. Weber in Leipzig). 105. Lieferung (IX. Bandes 9. Lieferung). Pr. 1 % — Die neueste Nummer dieser Sammlung künstlerisch ausgeführter, auf feinem Papier besonders abgedruckter Holzschnitte
Exportirt
Rehe; nach der Natur gezeichnet von Chr. Kröner. — Motiv von der Stilfser Joch⸗Straße; nach dem Gemälde von Otto von Kameke. — Günstige Kritik; nach dem Gemälde von L. Blume⸗Siebert. — Verspätetes Mittagessen; nach dem Gemälde von Adolf Eberle. — Vor dem Rath der Drei in Venedig; nach dem Gemälde von Karl von Pilotv. (Zweiseitig.) — Die Fahne der Brandenburger in der Schlacht bei Vionville; nach dem Gemälde von Georg Koch. — Holzschnitt ist, wie früher, auch eine textliche Erklärung bei⸗
— Die am 6. August erscheinende Nr. 2301 der „Illu⸗ strirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Zum 150jährigen Jubiläum der Universität Göttingen. 21 Abbildungen: Die Göttinger Sieben. Nach Porträts aus der Konfliktszeit. G. H. Ewald. G. G. Gervinus. Fr. Chr. Dahlmann. W. E. Albrecht. Wilhelm Weber. Wilhelm Grimm. Jakob Grimm. Studententrachten aus verschiedenen Perioden. Originalzeichnung von Robert Geißler. Berühmte Göttinger Professoren der Vergangenheit. 11 Abbildungen. Nach authentischen Porträts gezeichnet von F. Waibler. Aug. Ludw. Schlözer. A. G. Kästner. G. Chr. Lichtenberg. Chr. G. Heyne. Joh. Fr. Blumenbach. A. H. L. Heeren. Gustav Hugo. Friedrich Bouterwek. Joh. Friedr. Herbart. Karl Fr. Gauß. Otfried Müller. Die Festmedaille (Vorder⸗ und Rückseite). — Göttingen aus der Vogelschau, gezeichnet von Robert Geißler. (Zweiseitig.! — Schlüssel zur Ansicht von Göttingen. — Kaiser Wilhelm in Gastein. 3 Abbildungen. Originalzeichnungen von Franz Amling. Fahrt nach Gastein. — Ankunft in Gastein. — Das Kaiserfenster. — Die von der Kaiserin Augusta dem Kaiser geschenkte Vase am Opern⸗ platz in Berlin. Nach der Natur gezeichnet von Wilhelm Geißler. — Vom Verbandstage der deutschen Friseure in Berlin: Das Schau⸗ frisiren im Concerthause. Originalzeichnung von Wilhelm Geißler. — Orientirungskarte des Verlaufs der totalen Sonnenfinsterniß am 19. August. Entworfen von Wilhelm Kranz. — Polvtechnische Mit⸗ theilungen: Das am 5. Juli gehobene Bauer'sche Taucherschiff. 3 Figuren. — Frauenzeitung: Emilie Flygare⸗Carlén.
Gewerbe und Handel.
„Die kürzlich aus Melbourne gemeldete Erhöhung des Eingangszolles auf Rübenzucker um 3 Pfund per Tonne kommt, wie uns von dort mitgetheilt wird, seit dem 27. v. M. zur Anwendung, vorbehaltlich der nachträglichen Ratifikation durch das Parlament. Letztere gilt für sicher.
— Vom Berliner Pfandbrief⸗Institut sind bis Juli 1887 8 566 200 ℳ 3 ½ % ige, 20 354 700 ℳ v 44 648 700 ℳ 4 ½ % ige und 9 469 500 ℳ 5 %öige, zusammen 83 039 100 ℳ Pfandbriefe ausgegeben, wovon noch 8 425 800 ℳ 3 ½ %oige, 17 405 400 ℳ 4 %oige, 27 319 800 ℳ 4 ½ % ige und EETöö nsamunen “ ℳ Pfandbriefe Seitens er Grundstücksbesitzer verzinslich sind. Es sind zugesiche be nicht 88 900 ℳ CC’“
— Dem Geschäftsbericht der Aktiengesellschaft für den Bau andwirthschaftlicher Maschinen und Geräthe und für Wagenfabrikation H. F. Eckert entnehmen wir, daß die traurige Lage der Landwirthschaft in allen Absatzgebieten, sowie die politischen Beunruhigungen und die Zollverhältnisse auf das Geschäft während des verflossenen Jahres ungünstig eingewirkt haben. Auch macht sich bej, dem verminderten Äbsatz und der ge⸗ ringeren Kaufkraft eine Ueberproduktion bemerkbar, die zur Folge hat, daß Verkäufe nur zu niedrigeren Preisen und unter Auf⸗ wendung verhältnißmäßig größerer Unkosten möglich sind. Der Ge⸗ schäftsgewinn ist bedeutend zurückgegangen und beziffert sich einschließ⸗ lich des vorjährigen Vortrages von 3394 ℳ im Ganzen auf 17 124 ℳ Vom Spezial⸗Reservefonds muß die Summe von 152 632 ℳ zur Abschreibung werden, wovon 138 243 ℳ auf einen Ausfall bei einem früheren russischen Geschäftsfreunde kommen. Neben diesem Verlust gelangt noch ein Betrag von 14 389 ℳ zur Abschreibung. Der Spezial⸗Reservefonds beziffert sich somit nach Abschreibung obiger Ver⸗ luste auf 376 312 ℳ gegenüber einer Debitorensumme von insgesammt 1 397 549 ℳ Die übrigen Abschreibungen des vergangenen Jahres betragen zusammen 44 163 ℳ Die Ausgaben für Instandhaltung des Betriebsinventars und der Gebäude im Betrage von 57 386 ℳ sind auf Betriebsconto ebucht. Die durchschnittliche Arbeiterzahl betrug 588. Die Vorräthe betragen 1 2 gegen 1885/86 ges 1:7009 997,73 ℳ 1 067 916,86 ℳ
albfertiges. 317 134,74 „ 369 127,14 „ vWD““ 284 215,21 „ 276 089,89 „
Laut Gewinn⸗ und Verlust⸗Conto betrug der Bruttogewinn 225 253 ℳ Davon gehen ab die Betriebskosten mit 163 965 ℳ und die Abschreibungen mit 44 163 ℳ, so daß ein Reingewinn von 17 124 ℳ verbleibt, der wie folgt vertheilt wird: dem Reservefonds 686 ℳ, für Tantième 1556 ℳ, ½ % Dividende 12 000 ℳ und Vor⸗ trag auf neue Rechnung 2882 ℳ
— Vom schlesischen Montanmarkt wird der „Voss. Ztg.“ unter dem 3. d. M. berichtet: Nachdem sich die Lage der Hochofen⸗ Industrie gegen Ende des vorigen Monats in überraschend schneller Weise einschneidend geändert hatte, dergestalt, daß dieses Vorkomm⸗ niß seine Rückwirkung auch auf andere Geschäftszweige nicht verfehlte, konzentrirte sich die Aufmerksamkeit der betheiligten Kreise in hohem Grade auf die Maßnahmen, welche die oberschlesische Eisenbahn⸗ bedarfs⸗Aktiengesellschaft traf, um die nach der Kesselexplosion auf der Friedenshütte seit dem 24./25. v. M. nicht mehr durch die eigenen Hoch⸗ öfen aufzubringenden Rohprodukte in anderer Art zu beschaffen. Es war nicht zu verkennen, daß an Stelle der bisherigen Zuvielerzeugung von Roheisen eine Minderproduktion von Belang — ebenso ein Rückgang der Gewinnung von Hohofenblei — getreten war. Das Minder⸗ quantum des erblasenen Roheisens betrug wenigstens 10 000 Kilo⸗Ctr. pro Woche. Von den bis jetzt kaltgestandenen oberschlesischen Hoch⸗ öfen werden indessen zur Deckung des Ausfalls von Roheisen 2 bis 3 Oefen im Laufe dieses Monats den Betrieb wieder be⸗ ginnen. Die steigende Preisrichtung auf dem Roheisenmarkte hHielt seit dem vorigen Monat an. Es gewinnt dabei den An⸗ schein, daß die marktgängig gewesene Notiz von 4,75 — 4,70 ℳ für gewöhnliches Puddlings⸗Roheisen weiter anziehen wird. Die billigeren Sorten von Gußeisen standen auf 5,20 — 5,30 — 5,40 ℳ — Gußwaaren⸗Fabrikanten haben in der neueren Zeit einerseits wieder mehr zu thun, andererseits standen sie wegen neuer Arbeiten in Unterhandlungen. — Im Walzeisengeschäft ist neben dem regen Verkehr nach dem Inlande eine ziemlich lebhafte Nachfrage für Exportwaare vorherrschend. Zweifellos hatte die Befürchtung, daß jetzt neue Heraufsetzungen der Walzeisenpreise bevor⸗ ständen, die Kauflust rege erhalten und zur Beschleunigung der Aufträge angespornt. In Folge dieser Vorgänge, wie in Anbetracht der Geschäftslage in anderen Eisenhütten⸗Bezirken, konnte an eine Preiserhöhung für Walzeisen um 0,50 ℳ pro Kilo⸗Centner gegen die bis dahin normirten Festsetzungen herange⸗ gangen werden. Einen ansehnlichen Absatz, auch nach dem Auslande hin, erzielten fagonnirte Fabrikate. Ziemlich guter Beachtung begegnen sowohl grobe als Handelsbleche. Mit Berücksichtigung der älteren Abmachungen bewegen sich die Stabeisen⸗Grundpreise zwischen 12,75 — 13 — 13,755 ℳ Qualitätssorten kosten 13,50 — 14 — 14,50 ℳ, gewöhnlichere Eisenbleche 15,50 — 16 — 16,50 ℳ Der Absatz von Stahlfabrikaten ging leidlich flott von Statten. In der Metall⸗ branche wurde die Preistendenz für Rohblei dadurch begünstigt, daß neuerdings zum Mindesten 350 — 400 Mtr.⸗Ctr. Hochofen⸗Blei weniger als im Vormonat produzirt werden. Eine gute Meinung erhielt sich auch für Zink⸗ und Metall⸗Fabrikate, indem der Bedarf resp. die Anschaffungen für den unmittelbaren Konsum eine be⸗ friedigende Ausdehnung erlangten. Für Rohzink erzielte man 28,20 — 28,40 ℳ, durch Umschmelzen gereinigtes und Ia⸗Produkt kam auf 28.50 — 29,20 ℳ, fr. Breslau, zu stehen. Mit Ausnahme geringerer Sorten notirte Weichblei 25,50 — 25,75 ℳ — Auf dem Steinkohlenmarkt stand der Verkehr partiell unter dem
Fertiges
aus der „Illustrirten Zeitung“ bringt folgende Bilder: Im Vorbei⸗ gehen; nach dem Gemälde von Henrik Nordenberg. — Schwarze
Einfluß des Minderbedarfs an Kessel⸗ und Backkohlen für den, durch
“ 1
betrieb, indessen kam ein Mehrverbrauch an Kohlen bei Fabrik 5 und Kalköfen zur Geltung. Cer Fohlen bei Fehr 88 taltete sich immer noch der Abgang von groben Flammkohlen. Gas⸗ haltiges Material ist beachteter. Da die Sommerpreise ablaufen der Haltung. gb önigsberg i. Pr., 5. August. (W. T. B.) Die Betriebs⸗ einnahme der Ostpreußisch en Südbahn pro Zun nach vorläufiger Feststellung im Personenverkehr 100 650 ℳ, im Güter⸗ verkehr 135 604 ℳ, an Extraordinarien 16 600 ℳ, zusammen 252 864 ℳ, darunter auf der Strecke Fischhausen — Palmnicken 3679 ℳ im Monat Juli 1886 provisorisch 233 829 ℳ, mithin gegen den entsprechenden Monat des Vorjahres mehr 19 035 ℳ; im Ganzen vom 1. Januar bis 31. Juli 1887 1 903 638 ℳ (definitive Ein⸗ nahme aus russischem Verkehr nach russischem Stil), gegen provi⸗ smrssch “ ℳ im Vorjahre, mitbin gegen den entsprechenden 8 8 203 805 90 „Fnit; 25 55 1u““ mehr 203 805 ℳ, gegen definitiv 1 882 259 ℳ Nürnberg, 3. August. (Hopfenmarktbericht von 2 Seit dem letzten Bericht vom 28. v. M. trafen täglich enieod hels. Postsäckchen Frühhopfen hier ein — alles Ankommende fand bald zum Preise von 200 ℳ per 50 kg Nehmer. — Nach dem heutigen Stande der Pflanze dürften, wenn kein ungeeignetes Wetter mehr eintreten sollte, Bayern, Württemberg und Baden im großen allgemeinen Durch⸗ schnitt die vorjährige Ernte annähernd erreichen, während Elsaß⸗ Lothringen und die norddeutschen Produktionsbezirke einen Ausfall gegen das Vorjahr erwarten. Die Steiermärker Frühhopfen⸗Ernte fällt dieses Jahr wesentlich kleiner als 1886 aus. — Im 1886 er ist das Geschäft ganz still und beschränkt sich der Umsatz auf wenige sices Preise sind nominell, aber für gute Waare immer noch ziem⸗ Bradford, 4. August. (W. T. B.) Wolle ig, Preis unverändert, Garne ruhig, Stoffe .. ““ Buenos⸗Alres, 5. August. (W. T. Monats Juli d. J. sind hier 52 Dampfe wanderern eingetroffen. Die Zollei desselben Monats 2 775 000 Pesos fü Pesos für Rosario.
B.) Während des mit 6500 Ein⸗
betrugen während
Verkehrs⸗ Anstal en.
London, 4. August. (W. T B.) Der Union⸗Dampfer „Athenian'“ ist heute auf der Ausreise in Capetown angekommen.
Der Castle⸗Dampfer „Norham Castle“ ist gestern auf der Ausreise von London abgegangen.
Sanitätswesen und Quarantänewesen
„Bulgarien.
Die bulgarische Regierung hat für diejenigen von Sizilien und der Küste von Süd⸗Italien kommenden Schiffe, welche nicht bereits in einem türkischen Hafen die Quarantäne durchgemacht haben, eine solche von fünf Tagen verfügt.
Berlin, 5. August 1887.
Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.)
Bei der gestern fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 176. Königlich preußischer Fagsgte fielen 88 der Nachmittags⸗Ziehung:
3 Gewinne von 30 000 ℳ auf Nr. 6120. 7944. 122 438.
1 Gewinn von 10 000 ℳ auf Nr. 188 369.
7 Gewinne von 5000 ℳ auf Nr. 12 713. 50 376. 52 752. 97 827. 120 260. 129 937. 144 456.
28 Gewinne von 3000 ℳ auf Nr. 3339. 4733. 4936. 33 148. 50 956. 51 059. 66 266. 70 793. 82 310. 86 448. 92 641. 94 217. 94 996. 112 657. 122 267. 134 987. 136 015. 136 693. 143 474. 149 552. 154 355. 156 683. 159 727. 160 763. 164 396. 173 904. 179 917. 188 760.
26 Gewinne von 1500 ℳ auf Nr. 11 519. 38 536. 41 284. 48 755. 55 557. 81 033. 82 537. 109 084. 109 459. 114 793. 123 614. 124 358. 128 609 132 487. 144 625. 148 247. 152 172. 157 774. 160 067. 167 945. 172 647. 173 242. 184 636. 189 132.
42 Gewinne von 500 ℳ auf Nr. 4120. 4221.
8856. 11 449. 15 930. 17 457. 31 220. 31 298.
34 863. 36 650. 40 810. 48 351. 50 003. 58 762. 66 357. 70 017. 72 580. 75 249. 80 781. 81 572. 107 341. 109 654. 115 787. 117 002. 117 341. 127 909. 136 191. 139 800. 141 292. 145 250. 145 270. 150 300. 158 767. 158 821. Ieh 1EIe 176 574. 180 185. 181 429. 183 385.
Nr. 154 829 mit 3000 ℳ gezogen fehlt im gestrige Vormittags⸗Bericht. .
Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 176. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Vor⸗ mittags⸗Ziehung:
1 Gewinn von 75 000 ℳ auf Nr. 86 079. 1 Gewinn von 15 000 ℳ auf Nr. 48 365. 7 Gewinne von 5000 ℳ auf Nr. 9378. 32 708. 70 154. 157 776. 174 507. 189 221.
35 Gewinne von 3000 ℳ auf Nr. 149. 1151. 6057. 11 546. 16 807. 22 069. 34 315. 38 008. 41 429. 58 317. 60 352. 64 982. 66 318. 72 764. 81 030. 85 067. 93 226. 118 167. 121 607. 130 107. 131 998. 140 877. 142 066. 145001. 146 441. 147 226. 160 835. 162 078. 165 280. 169 706. 172 381. 172 693. 176 060. 180 745. 181 379.
31 Gewinne von 1500 ℳ auf Nr. 11 094. 19 545. 19 586. 19 631. 19 647. 21 704. 27 619. 29 045. 34 473. 43 108. 55 893. 57 735. 60 119. 60 796. 69 391. 75 168. 83 060. 95 272. 96 654. 118 702. 118 712. 119 295. 120 401. 131 583. 141 738. 146 322. 148 472. 155 896. 159 365. 173 430. 186 387. 37 Gewinne von 500 ℳ auf Nr. 3440. 9461. 20 387. 27 082. 56 083. 62 645. 63 535. 65 603. 76 648. 96 172. 104 747. 108 714. 112 826. 114 852. 118 968. 124 557. 125 543. 127 632. 129 574. 135 750. 136 869. 139 640. 147 262. 150 956. 155 795. 158 844. 158 993. 168 424. 176 084. 181 172. 182 773.
24 225. 103 946.
19 596. 76 440. 115 264. 131 781. 151 523. 177 580.
London, 4. August. (A. C.) Auf der Midland⸗Eisen⸗ bahn stießen gestern, nahe der Station Normanton, zwei 111 g vF wurgen stark beschädigt und zwei Waggons fast in Atome zerschellt. Dassagiere erlitten stark Schnitt⸗ und Bruchwunden. 8
Hrn. Heinrich Bötel's letzte Gastrollen sind morgen (Sonnabend) der Lyonel in „Martha“ Sonntag
Kroll's Theater.
der „Troubadour“. Die vortreffliche Altistin des Hamburger Stadt⸗ Theaters, Fr. Heink, welche am Dienstag sich als Azucena großen Beifall erwarb, singt diese Rolle auch am Sonntag. Auch an den letzten Abenden dürften, wie fast an jedem der bisherigen 16 Gast⸗
den Unfall auf der Friedenshütte gestörten Hochöfen⸗ und Kokerei⸗
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spiel⸗Abende des Sängers, kein Platz leer b