— Der Archiv⸗Hülfsarbeiter Dr. phil. Joseph Hansen ist von Koblenz an das Staats⸗Archiv zu Münster in Westfalen versetzt worden.
— Der Dampfer „Hohenzollern“, mit den abgelösten Besatzungen S. M. S.„Olga“ („Bismarck“ und, Sophie“) ist am 29. August cr. in Port Said eingetroffen, und hat am 30. d. M. die Heimreise fortgesetzt.
S. M. Kreuzer „Albatroß“, Kommandant Korvetten⸗ Kaäpitän von Frantzius, ist am 29. August cr. in Rockhampton (Queensland, Australien) eingetroffen, und beabsichtigt, am 2. September cr. wieder in See zu gehen.
Kiel, 30. August. (W. T. B.) Das Manöver⸗ geschwader geht heute nach dem Lister Tief.
Bayern. Kissingen, 30. August. (W. T. B.) Der Staats⸗Minister, Staatssekretär des Innern, von Boetticher, alsbald zu dem Reichskanzler Fürsten von Bismarck begeben. — Heute Abend ist die Fürstin Bismarck hier angekommen; dieselbe wurde von dem Fürsten Reichskanzler am Bahnhof empfangen.
Württemberg. Friedrichshafen, 30. August. (St.⸗A. f. W.) Der König hat sich heute mittelst Extrazuges zu etwa achttägigem Aufenthalt nach Bebenhausen begeben. Im Ge⸗ folge Sr. Majestät befinden sich der General ⸗Adjutant General⸗Major Freiherr von Molsberg, der Hofmarschall Freiherr von Wöllwarth, der Kabinets⸗Sekretär Legations⸗ Rath Freiherr von Herman, die Flügel⸗Adjutanten Major Freiherr von Reischach und Major Freiherr von Watter, der Geheime Hofrath von Jackson und als Gast der Kammerherr Freiherr von Brüsselle⸗Schaubeck.
Stuttgart, 30. August. Der „St.⸗A. f. W.“ widmet dem verstorbenen Staats⸗Minister des Innern, von Hölder, folgenden Nachruf:
Julius von Hölder, geboren zu Stuttgart am 24. März 1819, tudirte zu Tübingen Rechts⸗ und Staatswissenschaft, betrat die Lauf⸗ ahn des Juristen und wurde 1848 unter dem Ministerium Duvernoy Ministerial⸗Assessor und Regierungs⸗Rath im Ministerium des Innern, von wo aus er im Oktober 1850 als Regierungs⸗Rath in die Ab⸗ ösungskommission berufen wurde. In den fünfziger Jahren rat Julius Hölder aus dem Staatsdienst aus und widmete
sich der Advokatur und der parlamentarischen Thätigkeit, in
elcher er bald Hervorragendes leistete. Seine von Anfang seines ffentlichen Auftretens an deutschnationale Gesinnung, die Klarheit und Entschiedenheit seines Wesens, die Reinheit seines Wollens und ie ihm verliehene Gabe einer machtvollen Beredsamkeit machten hn zum anerkannten Führer der liberalen Bewegung in Württem⸗ erg während der fünfziger Jahre. Als in den sechziger Fahren die Ziele der national und frreisinnig gesinnten Harteien in Deutschland eine ausgeprägtere Gestalt ge⸗ ovannen und auch in Württemberg eine Scheidung der Parteien sich vollzog, wurde Julius Hölder mit anderen gleichgesinnten Männern der Begründer der deutschen Partei, die er lange Jahre hindurch im württembergischen Abgeordnetenhause und hernach im Deutschen Reichstage im Anschluß an die nationalliberale Partei und ihre nach rechts neigende Abzweigung vertrat. Julius Hölder's politisches Wirken lebt heute im Gedächtniß der reiferen Genera⸗ tion; unvergessen ist vor allem seine Thätigkeit für das Zustande⸗ kommen der Ablösungs⸗Gesetzgebung und die Wirksamkeit, die er bei Ausbruch des Krieges 1870 im Sinne eines patriotischen Anschlusses an den gemeinsamen Kampf gegen den deutschen Erb⸗ feind entfaltet hat. Sein unermüdliches Wirken in der Volksvertretung unseres engeren Vaterlandes, seine bei aller Entschiedenheit und Klar⸗ heit des Wollens stets maßvolle Haltung ließen ihn nach Weber's Tod als den würdigsten Mann für den Präsidentenstuhl des Abge⸗ ordnetenhauses erscheinen, und er hat diesen schwierigen Posten durch drei Landtage hindurch mit einer von Freund und Gegner unbe⸗ strittenen kraftvollen Autorität vertreten. Und nach dem Tode des Ministers von Sick (Hktober 1881) fand Se. Majestät der König in Julius von Hölder den Mann des Allerhöchsten Vertrauens, dem er die Leitung des Ministeriums des Innern übertrug. Organisatorische Aufgaben der umfassendsten Art, vor denen ein minder energischer Geist und eine weniger freudige Arbeitskraft leicht zurückgeschreckt wären, warteten seiner auf dem hohen verantwortungsvollen Posten, bei dessen Antritt ihm auch das Ver⸗ trauen des ganzen Landes entgegenkam. Nur 6 Jahre der Wirksamkeit waren ihm vergönnt, aber die Thütig⸗ keit, die er während derselben entfaltete, war eine so reiche, vielumfassende und fruchtbringende, daß sie noch auf lange Zeit hinaus in unserem öffentlichen Leben fortwirken wird. Leider war es dem Verstorbenen nicht vergönnt, all das auszubauen, wozu er so treffliche Grundlagen gelegt hat; aber darum ist sein Werk nicht vergeblich gewesen, sein Name wird, wie in der ruhm⸗ reichen Geschichte der Einigung des deutschen Vaterlandes, so auch auf den Tafeln unserer württembergischen Landesgeschichte für immer mit hohen Ehren verzeichnet stehen. Sein Gedächtniß bleibe im Segen! .
8 vorläufigen Ergänzung des Vorstehenden werden noch folgende weitere Mittheilungen gegeben: 1
Am 18. Oktober 1881, nachdem 5 Tage zuvor Minister von Sick verschieden war, wurde von Hölder zum Minister des Innern er⸗ nannt, und so trat er — ein drastisches Zeichen des Wechsels der Zeiten, der Geschicke und der Anschauungen — an die Spitze des Departements, aus dessen Dienst er im Jahre 1853 auf sein An⸗ suchen „sehr gerne“ entlassen worden war. Mit idealen Hoffnungen, mit jugendlicher Frische und mit rastloser Thätigkeit über⸗ nahm er die ihm gestellten neuen Aufgaben; er wollte alle die Ziele verwirklichen, die er in Jahrzehnte langer parlamentarischer Thätigkeit der Staatsregierung als die zu erstrebenden vorgestellt hatte. Und Manches, was er auf gesetzgeberischem Gebiete erstrebt, hat er auch erreicht. Ein neues Landtagswahlgesetz, das Gesetz über die Farrenhaltung, das Feldbereinigungsgesetz, die Landes⸗Feuerlösch⸗ ordnung, das Gesetz über die Gemeinde⸗Angehörigkeit, mehrere Ausführungsgesetze zu Reichsgesetzen, namentlich zum Kranken⸗ versicherungsgesetz, zum Unfallversicherungsgesetz und zum Vieh⸗ seuchengesetz sind neben zahlreichen Verordnungen und Verfügungen, unter denen hier die neuen Vollziehungsverfügungen zur Bauordnung und zur Gewerbeordnung und die Prüfungsordnung für den höheren Verwaltungsdienst hervorgehoben sein mögen, die Zeugen seines viel⸗ seitigen, energischen und segensreichen Schaffens. Seine Hauptthätig⸗ keit aber galt in den letzten Jahren der Aufstellung einer neuen Ver⸗ waltungsorganisation, deren Durchführung er wiederholt als die ihm noch verbliebene Lebensaufgabe bezeichnete und die auch während seiner Krankheit immer wieder sein Denken und Hoffen er⸗ füllte. Zu Anfang dieses Jahres war es ihm gelungen, die fertig⸗ gestellten Entwürfe einer neuen Gemeinde⸗ und einer neuen Bezirks⸗ ordnung nebst Motiven dem Königlichen Staats⸗Ministerium zu übergeben, und die Berathung derselben im Königlichen Geheimen Rath war für die nächsten Wochen vorgesehen — da raffte ihn ein tragisches Loos hart an der Schwelle des Ziels, das er erreichen wollte, hinweg. Während der letzten Etatsberathung Anfangs April d. J. war ein Nierenleiden, das schon vorher sich dann und wann leicht angekündigt hatte, zu jähem Ausbruch gekommen; die Versuche, zunächst in Baden⸗Baden und dann, nach dazwischenliegender kurzer Wiederaufnahme der Amtsthätigkeit, in Stachelberg und auf dem
Rigi Heilung zu finden, blieben fruchtlos, und am 24. d. M. sah er sich genöthigt, die Erklärung ahzugeben, daß er bei Ablauf des ihm bis zum 31. August von Sr. Königlichen Majestät gnädigst verwilligt gewesenen Urlaubé noocch nicht im Stande sein
ist heute Nachmittag 3 Uhr hier eingetroffen und hat sich;
werde, die Geschäfte seines Amts wieder zu übernehmen. In den letzten Wochen war er von schweren Leiden heimgesucht, die ihn aber nicht abhielten, noch bis zum 24. d. M. sich über den Fortgang der Geschäfte mit stets gleichem Interesse zu informiren und bezügliche Anordnungen zu treffen. Schließlich aber verließ ihn die lange festgehaltene Hoffnung der Wiedergenesung, und seinem nahen Ende entgegensehend, verfaßte er selbst noch eine auf sein Streben und Thun kurz hinweisende Anzeige seines Todes. Heute, am 29. August, um 9 Uhr 40 Minuten, ist er, nach einer von schweren Beklemmungen und Erbrechungsanfällen erfüllten Nacht im Alter von 68 ½ Jahren sanft verschieden. Ein Mann von den edelsten, in seltenem Verein verbundenen Gaben des Geistes und Herzens ist in ihm hingegangen; seine Verdienste um Volk und Land sichern ihm für alle Zeiten einen Ehrenplatz in der württem⸗ bergischen Geschichte, und die tiefe und aufrichtige Trauer um ihn geht über die Kreise seiner Familienangehörigen, denen er ein liebe⸗ voller Gatte, Vater und Bruder war, seiner Amtsuntergebenen, denen er ein wohlwollender und liebenswürdiger Vorgesetzter war, und seiner politischen Freunde, die in ihm bis zum Schluß den früheren Führer verehrten, weit hinaus.
Mecklenburg⸗Schwerin. Ludwigslust, 30. August. (Meckl. Anz.) Nach dem heute Morgen 8 Uhr über das Be⸗ finden der Herzogin Paul Friedrich ausgegebenen Bulletin macht die Besserung günstige Fortschritte.
Reuß j. L,. Ebersdorf, 28. August. (Lpz. Ztg.) Gestern hat auf dem hiesigen Schlosse die Verlobung der Prinzessin Elisabeth, einzigen Tochter des regierenden Fürsten, mit dem Prinzen Hermann zu Solms⸗Braun⸗ fels stattgefunden.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 28. August. (Wien. Ahdp.) Für den Zusammentritt des kroatischen Landtages werden bereits die entsprechenden Vorbereitungen getroffen. Der Klub der Nationalpaxtei hält am Mittwoch, den 31. d. M., in den Klublokalitäten eine Sitzung ab.
Schweiz. Bern, 30. August. (Bund.) Der Bundes⸗ rath hat den schweizerischen Minister in Paris, Hrn. Dr. Lardy, bevollmächtigt, einen Freundschafts⸗, Niederlassungs⸗ und Handelsvertrag, nebst einer Vereinbarung über die Auslieferung von Verbrechern, zwischen der Schweiz und Ecuador mit dem Bevollmächtigten des letzteren Staats, Hrn. Antonio Flores, abzuschließen.
Großbritannien und Irland. London, 29. August. (A. C.) Das Unterhaus hielt am Sonnabend eine Sitzung, in der die Allotments-Bill, d. h. die Vorlage, welche ländlichen Arbeitern die Erwerbung einiger Morgen Ackerlandes erleichtert, durch die Einzelberathung gefördert wurde. Die Novelle erfuhr keine weesentlichen Veränderungen, ausgenommen daß sie auf Irland ausgedehnt werden soll. Die Regierung behielt sich jedoch vor, auf diese Frage im Laufe der Berichterstattung noch zurückzukommen. Die Annahme der Bill Seitens des Unterhauses ist nunmehr gesichert, doch dürfte das Oberhaus einige der radikalsten Bestimmungen derselben beanstanden.
Am dex Mobstmamlebde neee Gladstone's gegen die Proklamirung der National⸗ liga als gefährliche Verbindung betheiligten sich 466 Mitglieder. Die Majorität bestand aus 227 Konservativen und 45 liberalen Unionisten, die Minorität aus 103 Gladstonianern, 84 Parnelliten und 7 liberalen Unionisten, unter Letzteren Chamberlain und Jesse Collings. Kein Gladstone'scher Liberaler stimmte mit der Mehrheit und kein Konservativer mit der Minderheit.
Gladstone wird dem Vernehmen nach die Parlaments⸗ ferien auf seiner Besitzung Hawarden zubringen und seinen Edinburger Wählern keinen Besuch abstatten. Die einzige Rede, welche er voraussichtlich bis zur Wiedereröffnung des Parlaments halten wird, ist die für die Jahresversammlung der Nationalen Liberalen Föderation in Nottingham von ihm zugesagte.
Zwischen Großbritannien und der Republik San Sal⸗ vador wurde ein Abkommen für die Verlängerung des zwischen den beiden Staaten bestehenden Freundschafts⸗, Handels⸗ und Schiffahrtsvertrages vom 24. Oktober 1862 getroffen.
Die aus den Panzerschiffen „Agincourt“, „Minotaur“, „Monarch“, „Sultan“, „Iron Duke“ und „Curlew“ bestehende Kanalflotte traf heute Morgen in Liverpool ein. Die Stadt wird eine Anzahl Festlichkeiten für die Offiziere des Geschwaders veranstalten, und die Mannschaften werden in der St. Georgs⸗Halle bewirther werden.
Auf dem Trafulgar⸗Square wurde am Sonnabend Abend eine von dem Exekutivrath der liberalen Liga orga⸗ nisirte Massenversammlung abgehalten, um gegen die Proklamation Protest einzulegen, welche die irische Natiynalliga als eine staatsgefährliche Verbindung erklärt. An der Kundgebung betheiligten sich sämmtliche liberalen und radikalen Vereine Londons. Die verschiedenen Kontingente marschirten mit klingendem Spiel und zahl⸗ reichen Bannern und Fahnen nach dem Square. Viele der letzteren hatten dem Zweck der Kundgebung entsprechende Inschriften. Auf dem Square waren vier „Platsorms“ errichtet, von denen herab Ansprachen gehalten wurden. Unter den Rednern befanden sich die englischen radikalen Unterhausmitglieder Shirley, Quin und Conybeare sowie die irischen Abgeordneten Biggar und Nolan. Das Thema der Redner bildeten ausschließlich die Leiden Irlands⸗ und die Sympathie der englischen Demokratie mit dem irischen. Volk. Die Sozialdemokraten hatten, obwohl sie zur Betheili⸗ gung an der Protest⸗Kundgebung nicht eingeladen worden, ihre eigene „Platform“, von welcher der Anarchist Ward in Hemdsärmeln die Menge haranguirte. Es wurde eine Re⸗ solution angenommen und alsdann „Hochs“ auf Gladstone und Parnell sowie „Pereats“ auf das Zwangsgesetz ausge⸗ bracht, worauf die Kundgebung in Ordnung ihren Abschluß fand.
— 30. August. (A. C.) Das Unterhaus beschästigte sich gestern nach Erledigung der Anfragen mit der Berathung der irischen Posten des Civilverwaltungsbudgets. Anläßlich des Postens für den Unterhalt der irischen Po⸗ lizei lenkte Dillon die Aufmerksamkeit des Hauses auf die beständige Zunahme der für diesen Zweck ausgeworfenen Summe. Im Jahre 1859, als die Bevölkerung Irlands 6 Millionen Seelen zählte, habe sie 700 000 Pfd. Sterl. gekostet, und jetzt, wo die Bevölkerung cus 3 ¾ Millionen herabgesunken sei, koste der Jahres⸗ unterhalt der Polizei 1 412 000 Pfd. Sterl. Der Ober⸗ Sekretär für Irland, Balfour, erklärte diese Zunahme aus
’der verwundet worden.
den herrschenden Zuständen. Die Verantwortlichkeit dafür trügen Diejenigen, welche Alles gethan, um die Unzufrieden⸗ heit und Unordnung in Irland zu nähren. Der Posten wurde nach sechsstündiger Debatte schließlich genehmigt.
— 30. August. (W. T. B.) Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz traf heute Abend 8 Uhr in London ein und begab Sich vom Bahnhof nach dem Buckingham⸗Palast. Morgen werden Ihre Kaiser⸗ lichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin in Queenborough zusammentreffen und von dort aus mit den Prinzessinnen Töchtern nach Deutschland abreisen.
Im Unterhause kündigte der Unter⸗Staatssekretär des Auswärtigen, Fergusson, heute an: Die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika habe ein⸗ gewilligt, eine neue Kommission zur Berathung der Frage über die nordamerikanischen Fischereien einzusetzen; als Hauptkommisser Englands werde dabei Joseph Chamberlain fungiren. — Ferner theilte der Unter⸗Staatssekretäͤar mit: der Emir von Afghanistan habe seinerseits das jüngste englisch⸗ russische Abkommen bezüglich der afghanischen Grenze angenommen. — Der erste Lord der Admiralität, Lord Hamilton, erklärte: falls das verstärkte Nordsee⸗ geschwader zum Schutz der englischen Fischer in der Nordsee sich unzureichend erweise, müßten weitere Maßregeln erwogen werden.
Serbien. Belgrad, 30. August. (W. T. B.) Der serbische Gesandte in Konstantinopel überreichte de Pforte eine Note, in welcher auf Grund der Conférenc à quatre das Verlangen ausgesprochen wird, daß die Linie Wranja —Salonichi eröffnet und dem Ver kehr übergeben werde.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 31. August (W. T. B.) Das „Journal de St. Pétersbourg“ be spricht die Aeußerungen verschiedener Wiener Blätter über in Macedonien drohende Ruhestörungen und bemerkt dazu: Wenn irgend etwas zu Ruhestörungsversuchen auf⸗ muntern könne, so sei es gerade das „Gehenlassen“, zu welchem die Pforte in Bezug auf die Verträge von den gedachten Wiener Blättern aufgefordert werde. Die Pforte sei ausreichend gerüstet, um die Drohungen der Freunde des Prinzen von Coburg mit Ruhestörungen nicht fürchten zu müssen; sicherlich würde es aber für die Pforte übel ausschlagen, wenn sie Rechte, die ihr die Verträge zu⸗ sicherten, bei Seite lassen und den Prinzen von Coburg eine illegale Gewalt ruhig ausüben lassen wollte. In dieser Beziehung komme der Pforte die Initiative zu; die Pforte habe sich darüber zu entscheiden, ob sie, indem sie hierau verzichte, die möglichen Folgen dieses Verzichts auf sich nehmen wolle.
Amerika. New⸗York, 27. August. (A. C.) In Wolf Creek (Colorado) fand am vorigen Donnerstag ein Kampf zwischen 100 Ute⸗Indianern unter dem Häupt⸗ ling Colorow und einer Sheriffswache von 55 Mann statt, die von 100 Mann Kavallerie unterstützt waren. Neun Indianer wurden getödtet, auch sind mehrere Weiße gefallen Der Kampf dauerte bis zum Ein- bruch der Dunkelheit, und man erwartete seine Erneuerung am folgenden Morgen. Die bis jetzt vorliegenden Einzelheiten sind sehr dürftig.
Asien. (A. C.) Aus Afghanistan wird dem Reuter'schen Bureau über Bombay gemeldet, daß der Emir noch immer
in Paghman weilt. Sein Befinden sei im Allgemeinen gut, obwohl er in jüngster Zeit an der Gicht gelitten, welche an
Heftigkeit zugenommen habe. Gegen Mitte September gedenkt der afghanische Herrscher sich nach Ghuzni zu begeben.
Ein Telegramm desselben Bureaus aus Teheran vom
28. d. M. meldet: es sei dort die Nachricht eingegangen, daß vie jüngst aus Teheran geflüchteten afghanischen Chefs, 14 oder 15 an Zahl, das auf der Hochstraße nach Mesched gelegene Sabzawar passirt hätten. Auf der Flucht hätten sie schnitten, und jetzt reisten sie langsam durch das Land. Eyub Khan und einige der übrigen Chefs seien unter den Flüchtlingen erkannt worden; diese Meldung bedarf jeder Bestätigung. Wenn sie wahr ist, wird Cyub's baldige
Gefangennahme als sicher betrachtet. — Einer späteren Meldung
zufolge hätten sich die Flüchtlinge in Sabzawar in zwei Ab⸗
theilungen geschieden, von denen eine die Richtung nach Süden
eingeschlagen und die andere die Reise auf der Straße nach Mesched fortgesetzt habe. Ungeachtet dieser Gerüchte herrscht noch immer die Meinung, daß Eyub Khan sich auf russischem Gebiet befinde. Die persischen Militärbehörden an der Grenze vom Kaspischen Meere bis nach Beludschistan entfalten die größte Wachsamkeit, um die Flüchtlinge am Ueberschreiten der Grenze zu verhindern.
Ein Telegramm der „Times“ meldet u. A. Folgendes:
Calcutta, 28. August. In Quetta ist die Nachricht einge⸗ troffen, daß die nördlichen Ghilzais in den Distrikten Katawaz und Gardez östlich von Ghuzni unter der Führung des vor einiger Zeit aus Indien entflohenen Sirdar Muhamed Noor Khan und eines Suleiman Khayl Ghizai, b erhoben haben. Der Aufstand im Süden ist einst⸗ weilen zu Ende; die meisten Landbewohner haben die von Gholam Hyder angetragene Amnestie angenommen und sind in ihre Heimstäütten zurückgekehrt. Dieser General soll jetzt beim Emir in Ungnade gefallen sein, weil er nicht genügend Strenge gezeigt habe. Es steht jetzt fest, daß der Emir, trotz seines Ver⸗ sprechens, aufs Neue Befehle gegeben hat, die verhaßten Steuern einzutreiben. Seine Truppen bauen ein Fort im Hotaklande. Viele Aufständische haben sich auf Gebiet geflüchtet, meistens Nasiris und Povindahs, außerdem etwa 100 Hotaksfamilien und verschiedene Führer anderer Stämme. Die Hauptführer befinden sich noch in Tirwa, um eine andere Gelegenheit abzuwarten, und Eyub Khan's Flucht mag eine solche schaffen. Jedenfalls wird sie gr6 Aufregung in Afghanistan verursachen und, wenn er einmal seinen Fuß auf afghanischen Boden setzt, o wird Abdurrahman Mühe haben, sich seiner zu erwehren. In der That sind viele Afghanen der Ansicht, daß Abdurrahman’s Herr⸗ schaft dann nicht eine Woche dauern würde. Herat war, als die letzten Nachrichten abgingen, ruhig, obgleich die Truppen von Kabul doch einen meuterischen Geist zeigen. Wenn es Eyub gelingt, den persischen Grenzwachen zu entschlüpfen, was wahrscheinlich nicht sehr schwer fallen dürfte, so werden sich die Kabuler Regimenter ihm sofort anschließen und das Volk, welches seine frühere Tyrannei ver⸗ gessen hat, wird ihn ohne Zögern als Fürsten annehmen. Fort⸗ während zirkuliren Erzählungen von der Grausamkeit Abdurrahman's. So giebt die Zeitung „Pioneer“ einen Bericht über die Hinrichtung Taimur Schahs, des Führers der Meuterei in Herat, mit entsetzlichen Einzelheiten.
maßen:
friedigen.
fast täglich die Telegraphendrähte zer⸗
Namens Sader, sich
britisches
Zeitungsstimmen.
Der „Berliner Börsen⸗Zeitung“ entnehmen wir folgenden Bericht über die allgemeine Geschäftslage:
Der Geschäftsgang in den verschiedenen Zweigen der Tertil⸗ Industrie, wie überhaupt in den großen Branchen des Waaren⸗ geschäfts im Monat August wird uns mit wenigen Ausnahmen als befriedigend geschildert; allerdings werden in diesem Monat und in dem darauf folgenden die meisten Abschlüsse, welche zur Deckung des Herbstbedarfs dienen, perfekt. Wir möchten aber nicht unerwähnt lassen, daß eine allgemeine Besserung des geschäftlichen Verkehrs, Muth zu neuen Unternehmungen, Geneigtheit zum Abschluß weit⸗ gehender Transaktionen auch dadurch herbeigeführt worden sind, daß der früheren Beängstigung in Bezug auf die politischen Ver⸗ hältnisse eine ruhigere Auffassung der Lage gefolgt ist. Die bereits im Frühjahr entwickelten Keime der Besserung, die durch die plötzlich anftretenden Kriegsgerüchte vernichtet wurden, kommen jetzt wieder zur Entfaltung. Das internationale Geschäftsleben fühlt sich von einem Alp, der es schwer bedrückte, befreit und ist im Begriff, allmählich dasjenige Vertrauen wieder zu gewinnen, ohne welches eine gedeihliche Entwickelung unmöglich ist. Für ein weiteres Fortschreiten der geschäftlichen Thätigkeit spricht die Thatsache, daß bestehende Fabrik⸗Etablissements erweitert werden, daß verschiedene großartig an⸗ gelegte Neugründungen theils in Angriff genommen worden sind, theils aber in nächster Zeit zur Ausführung gelangen werden. Ver⸗ schiedene Branchen haben dadurch zu leiden, daß ihr Export durch neuerdings aufgerichtete Zollschranken beeinträchtigt wird. .. Der Export im Monat August hat sich nach den Vereinigten Staaten wohl kaum besser gestaltet als im Vorjahre, allerdings war er damals recht bedeutend, einzelne Branchen haben sogar einen Rückgang ihres Exports dorthin zu beklagen. Nach England dürfte sich die Ausfuhr stabil gehalten haben, sie zeigt eine Verminderung nach Italien, der Schweiz, Ruß⸗ land und Oesterreich, während die anderen Länder wohl das gleiche Quantum wie bisher aufgenommen haben; eine Zunahme und zwar eine recht bedeutende, ist in unserem Verkehr mit Süd⸗Amerika be⸗ merkbar. Vielen Fabrikanten sind belangreiche Aufträge für Süd⸗ Amerika, und zwar hauptsächlich durch größere Kommissionshäuser zugegangen, theils aber auch wurden deutsche Fabrikplätze von einer größeren Anzahl südamerikanischer Einkäufer besucht. Die Zunahme dieses Exports ist wohl in erster Linie auf den reicheren Bodenertrag und die dadurch bedingte größere Aufnahmefähigkeit jener Länder zurückzuführen.
— Die „Vossische Zeitung“ äußert sich über das Wesen und die zeitige Lage des Berliner Geschäfts folgender⸗
In Berlin kommen täglich durchschnittlich tausend Fremde an. Ein großer Theil derselben, welcher jetzt und in den nächsten Wochen
unsere Stadt besucht, wird nur zu dem Zweck zu uns geführt, um
Einkäufe für das bevorstehende Herbst⸗ und Wintergeschäft zu machen. Aus allen Theilen des Reichs, aus den größten Städten, -ebensowohl wie aus den kleinsten, kommen jetzt die Inhaber der großen und kleinen Modewaarenmagazine, vom größten Konfektionshaus bis zu dem kleinsten Putzgeschäft, zu uns, um mit den Neuanschaffungen unserer ausgebreiteten, vielseitigen und bedeutenden Modewaren⸗Industrie ihre Läden zu füllen und die Bedürfnisse ihrer Kundschaft zu be⸗ Es ist merkwürdig, welchen Umschwung die Handhabung des Geschäfts in den letzten Jahren genommen hat. Je mehr unsere
RNeichshauptstadt vorgeschritten ist, je mehr sie sich in ihrem Aeußeren verändert hat, je mehr ihre Vorzüge sich nach außen hin verbreitet haben, ganz in demselben Maße hat der Zufluß Fremder, die nur Geschäfte halber hierher kommen, zugenommen.
1 1 0r Während noch in frühecen Jahren für viele Geschäfte der Schwerpunkt ihrer Thätigkeit
im Reisegeschäft lag, während früher die großen Umsätze durch die
Reisenden erzielt wurden, tritt heute der persönliche Einkauf, der durch
die Anwesenheit der Käufer an unserem Platze bewirkt wird, viel mehr
in den Vordergrund und ist für gewisse Geschäftszweige überhaupt aus⸗ schlaggebend geworden. Eine weitere Folge des regelmäßigen Besuches unserer Stadt durch auswärtige Kaufleute besteht darin, daß viele große Engrosgeschäfte, die in anderen Städten ihren Wohnsitz hatten, hierher übergesiedelt sind, um ebenfalls aus der Anwesenheit so vieler Käufer Nutzen zu ziehen; namentlich haben Leipziger, Frankfurter Geschäftsfirmen ihr Hauptgeschäft oder aber Zweiggeschäfte hierher verlegt. Die Zahl der auswärtigen Fabrikanten, welche Muster oder
Vorrathslager nach Berlin legen, wächst, wir möchten fast sagen,
äglich. Diese Vortheile, welche den eintreffenden Käufern hier geboten 9 b
werden, indem sie im Stande sind, sich hier am Orte vollständig
versorgen zu können, ohne nöthig zu haben, wie früher entlegene Fabrikorte aufzusuchen, ziehen immer noch deren mehrere herbei, so daß wohl Berlin heute unbestritten als Mittelpunkt, nicht allein
des Modewaarenhandels, sondern der gesammten deutschen Textil⸗ Industrie, dasteht — 1 schaffenen Rufes, der uns aus diesem Grunde mit um so mehr Stolz
Berlin sucht sich aber auch dieses selbst ge—
rfüllen kann, würdig zu erweisen. Die dunkeln engen Geschäfts⸗ räume verschwinden mehr und mehr, helle luftige Räume sind an deren Stelle getreten und wenn man oft von Geschäftspalais spricht, o verdienen unsere Waarenhäuser, die in den letzten Jahren entstanden ind, diesen stolzen Beinamen nicht mit Unrecht. Der Känufer findet heute in unseren modernen Geschäften jede Bequemlichkeit; kaum hat er noch Treppen zu steigen, Fahrstühle sorgen für seine Beförde⸗ ung, die Waaren werden ihm geordnet vorgeführt, so daß er schnell
seine Wahl rreffen kann; überall sind Räume vorhanden, um
Stoffe auf ihren Lichteffekt hin prüfen zu können. Man sucht dem Käufer überall den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen, um die Anstrengungen, die ein umfangreicher Einkauf oft genug mit sich bringt, so viel wie möglich zu erleichtern. In dieser Beziehun chon hier große Geschäfte für die Befriedigung materieller Genüsse, indem sie Frühstücksstuben eingerichtet haben, in welchen sich die geehrte Kundschaft ebenso behaglich als gut verpflegt befindet. Wir kommen vielleicht auch in dieser Beziehung bald den Engländern gleich, deren roße Geschäfte oft Lese⸗-, Schreib⸗, Wasch⸗ und Erfrischungszimmer nthalten. Man berichtet uns, daß die hiesigen Konfektionsgeschäfte, enen in erster Reihe der Besuch der Kunden gilt, mit dem Geschäfts⸗ ang bis jetz zufrieden sind; es wird ziemlich viel gekauft, der Verkehr vickelt sich glatt ab, Käufer finden ebenso hübsche Sachen als ange⸗ messene Vorräthe, so daß ihnen die Wahl nicht schwer fällt. Außer Winter⸗ mänteln werden Herbstartikel, wie kurze Jaquets und Regenmäntel, beson⸗ ders viel gesucht. Als neue Mode hat sich die Anwendung von Verschnü⸗ rungen durch Soutache bewährt; ferner kauft man Pelz⸗ und Feder⸗ besätze recht gern, während man in Stoffen weiche und gelockte Stoffe, (Curls, Montagnacs), dann sogenannte Mattelassés, ferner Trikot⸗ stoffe und Seidenplüsche sehr gern wählt. Ebenso gut wie die Konfektion sind aber auch andere Geschäftszweige, welche Mode⸗ artikel führen, beschäftigt. So hat sich der Verkehr in Trikot⸗ taillen wieder gehoben; unsere Wollenwaarenfabrikanten haben augenblicklich gut zu thun, die umfangreiche Wüäschefabrikation soll namentlich für Hemdenartikel sehr belangreiche Aufträge haben; großen Aufschwung hat die hiesige Putzfeder⸗Industrie genommen, wohl hauptsächlich begünstigt von der Mode, welche Strauß⸗ und Hahnenfedern die Winterhüte unserer Damen schmücken läßt. Fabrikanten von Filzhüten sollen so be⸗ schäftigt sein, daß sie kaum im Stande sind, augenblicklich allen Anforderungen zu genügen. Für wollene Fantasiewaaren liegen große Ausfuhraufträge vor, und so könnten wir noch recht viele Fabrikationszweige anführen, denen es an Beschäftigung augenblicklich nicht mangelt, die alle aus der Hierherkunft fremder Einkäufer Nutzen ziehen. Liegen über den augenblicklichen Verkehr nun auch fast überall günstige Nachrichten vor, so bewährt sich doch auch hier das bekannte Sprichwort: „Ende gut, Alles gut,“ denn fast überall hängt es von dem ferneren Verlauf des Geschäfts ab, zum großen Theil auch von der Witterung, von den Nachbestellungen, ob unsere Fabrikanten auch am Schluß des Jahres sich ebenso befriedigt über den Geschäftsgang äußern wie augenblicklich.
geschieht hier immer noch mehr; sorgen doch jetzt
Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 49. Inhalt: Verfügungen: vom 21. August 1887. Post⸗Dampfschiffverbindung Stettin —Kopenhagen. — Bescheidungen: vom 14. August 1887. Beförderung der lithographischen und hektographischen Verviel⸗ fältigungen der mit der Schreibmaschine hergestellten Schriftstücke gegen die Drucksachentaxe.
Ministerial⸗Blatt für die gesammte innere Verwal⸗ tung in den Königlich preußischen Staaten. Herausgegeben im Bureau des Ministeriums des Innern. Nr. 7. — Inhalt: I. Allge⸗ meine Verwaltungssachen. Abänderung des Regulativs vom 30. No⸗ vember 1883 zu dem Gesetze, betr. die Befähigung für den höheren Verwaltungsdienst. — Uebersicht über die Thätigkeit der Schieds⸗ männer i. J. 1886. — II. Behörden und Beamte. Theilung des Kreises Mülheim a. d. Ruhr. — Ausscheidung der Stadtbezirke Bonn und Koblenz aus den Kreisen gleichen Namens. — III. Ver⸗ waltung der Kommunen, Korporationen und Institute. Hauptüber⸗ sicht über den Geschäftsbetrieb der Sparkassen pro 1885/86. — IV. Polizeiverwaltung. Gendarmerie. Gehbühren der Gendarmen bei ihren Vernehmungen vor Gericht. — V. Verwaltung der öffentlichen Arbeiten. Remuneration der Bau⸗Inspektoren für Nebenarbeiten. — VI. Militär⸗ und Marine⸗Angelegenheiten. Bestimmungen zur Aus⸗ fübrung des Gesetzes vom 17. Juni 1887, betr. die Fürsorge für die Wittwen und Waisen von Angehörigen des Reichsheeres und der Marine.
Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 35. — Inhalt: Amtliches: Personalnachrichten. — Nichtamtliches: Ueber die Kunst des Wölbens. — Anlage einer Quellwasserleitung. — Wieder⸗ herstellung des Rathhauses in Breslau. — Keidel's Lüftung für Ofenheizung. — Vermischtes: Verhalten eines massiven Eishauses beim Brande. — Herstellung einer wasserdichten Kellersohle in der Markthalle IV. in Berlin. — Feuersicherheits⸗Maßregeln für Fluß⸗ schiffe in Rußland. — Parallelwerksanlagen an der Mündung des Mississippi.
Nr. 35 A. — Inhalt: Nichtamtliches: Die Facçaden⸗Malerei am Rathhause in Freiburg i. B. — Berechnung des Materialbedarfs fur den eisernen Ueberbau von geraden Straßenbrücken. — Der Viadukt über den Retiro in Brasilien. — Vermischtes: Herstellung der wasserdichten Kellersohle in der Markthalle IV in Berlin. — Preis⸗ bewerbung um Pläne für ein Theater in Stockholm. — Ausstellung für Beleuchtungsgegenstände und Erzeugnisse der Naphtha⸗Industrie in St. Petersburg.
Gewerbe und Handel.
Das sechste Jahr des Verbandes deutscher Handlungs⸗ gehülfen in Leipzig ist in befriedigendster Weise verlaufen. Auf⸗ genommen wurden 3379 neue Mitglieder, denen ein Abgang von etwa 1000 Mitgliedern gegenüber steht. Die effektive Mitgliederzahl be⸗ ziffert sich auf 9500. Die Zahl der neubegründeten Kreisvereine be⸗ trägt 41. Die Stellenvermittelung wurde von 1787 Stellesuchenden und 1365 Firmen durch Anmeldungen von Vakanzen benutzt. Der Fonds zur Unterstützung Stellenloser betrug etwa 3500 ℳ Die Kranken⸗ und Begräbnißkasse hatte am 30. Juni 1827 Mitglieder. In die Wittwen⸗ und Waisenkasse haben sich nur erst 181 Mitglieder aufnehmen lassen. Die Altersversorgungs⸗ und Invaliditätskasse hat schon 44 Mitglieder aufzuweisen. Das Gesammtvermögen an Kassa und Werthpapieren beträgt: Verband 17 966 ℳ, Wittwen⸗ und Waisenkasse 36 972 ℳ, Kranken⸗ und Begräbnißkasse 26 836 ℳ, Altersversorgungs⸗ und Invaliditätskasse 6362 ℳ, zusammen 88 136 ℳ
— Der Aufsichtsrath der Württembergischen Kattun⸗ Manufakrur Heidenheim hat, einer Mirtheilung der „Frkf.⸗Ztg.“ zufolge, auf Antrag des Vorstandes beschlossen, der Generalversamm⸗ lung eine Dividende von 20 % vorzuschlagen gegen 16 % im Vorjahr.
Wite. Do ee bee Saatenmarkt. Der Umsatz in Weizen betrug 120 000 Meter⸗ Centner; die Preise waren 5 bis 15 Kreuzer billiger, als Sonnabend. In Roggen wurden 25 000 Meter⸗Centner zu Sonnabendpreisen, in Gerste 150 (00 Meter⸗Centner zu 15 bis 30 Kreuzer billigeren Preisen umgesetzt. In Hafer schwaches Geschäft zu unveränderten Preisen, Mais fest und behauptet, Herbstweizen 4, Frühjahrsweizen 7, Früh⸗ jahrsroggen 3, Herbsthafer 5, Frühjahrshafer 2 Kreuzer billiger. Mais durchweg 4 Kr. höher.
Antwerpen, 30. August. (W. T. B.) Wollauktion. Angeboten 825 B. Buenos⸗Aires⸗, 1130 B. Montevideo⸗ und 174 B. diverse Wollen. Verkauft wurden 418 B. Buenos⸗Aires⸗, 649 B. Montevideo⸗ und 9 B. diverse Wollen. Preise unverändert.
New⸗York, 19. Augast (New⸗York. Hdls.⸗Ztg.) Ein sorgfältiger Ueberblick über die allgemeine Lage des Geschäfts, unter Ein⸗ schluß der Aussichten desse ben für den Herbst, läßt die Anzeichen eines guten, stetigen Handelsverkehrs zu Tage treten. Manufakturwaaren und assortirte Waaren nehmen gegenwärtig in großen Quantitäten ihren Weg nach den Distributions⸗Centren im Inlande; aus New⸗ England sowohl wie aus dem Süden und dem Südvesten laufen ansehnliche Bestellungen ein und nirgends macht sich eine Lager⸗ überbürdung bemerkbar. Auch der Außenhandel läßt sich durchaus gut an; wir brauchen in dieser Beziehung nur früher Ge⸗ sagtes zu wiederholen, daß, wenn auch die Maisernte in manchen Landstrichen mißrathen, und die Kaufkraft der betreffenden Distrikte darunter zu leiden haben wird, auf der anderen Seite der Ertrag der übrigen Getreide⸗Arten im Verein mit der Aussicht auf eine der größten wenn nicht die größte Baumwollernte, uns nicht nur eine Abundanz für einheimischen Konsum, sondern einen bedeutenden für Exportation disponiblen Ueberschuß sichert. — Mit den Auswüchsen übertriebener Spekulation, welche sich in vielen Branchen breit zu machen hegonnen hatte, ist jetzt fast vollständig aufgeräumt worden, ohne tiefgreifende Schädigung weiterer Kreise als der betheiligten Spekulanten selbst, und entschieden zu großem Vortheil für die ge⸗ sunde Fortentwickelung des legitimen Geschäfts. „New⸗York, 29. August. (W. T. B.) Weizen⸗Ver⸗ schiffungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Ver⸗ einigten Staaten nach Großbritannien 176 000, do. nach Frank⸗ reich 11 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents 85 000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 56 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents — QOrts.
Kapstadt, 9. August. (A. C.) Die Goldausfuhr aus der Kap⸗Kolonie und Natal lewerthete sich im Jahre 1886 auf 134 769 Pfd. Sterl, gegen 69 543 Pfd. Sterl. im Jahre 1885 und in den ersten 6 Monaten von 1887 auf 80 193 Pfd. Sterl
Submissionen im Auslande.
Niederlande. 1) 14. September, Mittags 12 Uhr. Ministerium van Waterstaat, Handel en Nyverheid im Haag, im Ministerialgebäude: Loos Nr. 977. Lieferung von bearbeitetem Eichenholz für Weichen und Querschwellen, in 2 Abtheilungen. Tarxwerth 8500 Fl. bezw. 1300 Fl. Bedingungen auf Franco⸗Anfrage käuflich bei den Buchhändlern van Cleef, Spui Nr. 28a im Haag.
2) 15. September, Mittags 12 Uhr. Kolonial⸗Ministerium
(Technisches Bureau) im Haag: Loos V. Lieferung des Eisenwerks zum Unterbau von Platten⸗, Langholz⸗ und Sandwagen für die Staats⸗Eisenbahnen auf Sumatra. Auskunft an Ort und Stelle. Bedingungen käuflich für 1,50 Fl. beim Buchhändler Martinus Nyhoff im Haag, Nobelstraat 18. —
Einschreibung muß durch in Holland wohnhafte Personen erfolgen.
Verkehrs⸗Anstalten.
London, 30. August. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Tartar“ ist gestern auf der Heimreise in Plymouth ange⸗
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kommen, der Union⸗Dampfer „Mexican“ hat heute auf der Ausreise Madeira passirt.
London, 29. August. (A. C.) Einem Ausweise des Handels⸗ amts zufolge wurden bei dem Betrieb von Eisenbahnen in Großbritannien und Irland im vorigen Jahre 938 Per⸗ sonen getödtet und 3539 verletzt. Davon waren 95 getödtete und 1342 verletzte Passagiere, aber von diesen wurden durch Unfälle, welche Bahnzügen zustießen, oder Zusammenstöße von Zügen nur 8 getödtet und 615 verletzt. Die übrigen 87 Todesfälle und 727 Ver⸗ letzungen sind einer Reihe anderer Ursachen zuzuschreiben, insbesondere dem Mangel an Vorsicht Seitens der Personen selber. Von dem Rest waren 425 getödtete und 2010 verwundete Beamte oder Bedienstete der Eisenbahngesellschaften ꝛc. Selbstmörder gab es 80. Durch unbefugtes oder unvorsichtiges Betreten der Geleise wurden 286 Personen getödtet und 116 verwundet, und aus verschie⸗ denen anderen Ursachen verloren 52 Personen ihr Leben und trugen 71 Verletzungen davon. Außerdem verzeichnen die Eisenbahngesell⸗ schaften 51 Getödtete und 3868 Verletzte durch Unfälle auf ihren Linien, die nicht mit der Bewegung von Zügen im Zusammenhang stehen. Die Gesammtzahl der im Jahre 1886 beförderten Passagiere ist au 390 angegeben: 28 371 359 mehr als 1885. Nach diesen Ziffern berechnet, kommt ein Getödteter auf je 7 637 730 Passagiere und ein Verletzter auf je 540 674. Im Jahre 1885 kam ein Getödteter auf je 6 385 421 und ein Verletzter auf je 617 542 Passagiere.
Sanitätswesen und Quarantänewesen.
Portugal. Durch eine unterm 24. August 1887 veröffentlichte Verfügung
des Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern werden:
1) der Hafen von Bombay seit dem 1. August 1887 für von Cholera „verseucht“, 2) die übrigen Häfen der Präsidentschaft Bombay seit demselben Tage für der Cholera „verdächtig. erklärt. Schweden.
Laut Bekanntmachung des Königlich schwedischen Kommerz⸗ kollegiums vom 23. August 1887 ist das italienische Gebiet Campanien als von der Cholera befallen erklärt worden.
Tunis.
Durch Ministerialbeschluß vom 16. August 1887 ist die gegen Provenienzen aus IJtalien und Sardinien bestehende achttägige Quarantäne auf eine 24 stündige medizinal⸗polizeiliche Beobachtung herabgesetzt worden. Dagegen bleibt die achttägige Quarantäne gegen Provenienzen aus sämmtlichen Häfen der Provinz Neapel (einschließ⸗ lich der Inseln des Golfes von Neapel) und Süd⸗Italiens bis zur Spitze St. Maria di Leuca, sowie aus Sizilien und Pantelleria in Kraft.
Berlin, 31. August 1887.
n, Politische Correspondenz Friedrich's des Großen.
Vierzehnter Band. 1756 — 1757. (November 1756 bis April 1757.)
Redigirt von Dr. Albert Naudé. Berlin, Verlag von Alexander
Duncker, Königlichem Hofbuchhändler. 1886. 560 S. 8. Preis 14 ℳ (Schluß.)
Das Gros der Dokumente gruppirt sich um die Aktion gegen Oesterreich im Besonderen welche unter des Königs direkter und Höchsteigener Leitung sich vollzieht. Da die Aufmerksamkeit der Histo⸗ riker wie der Militärschriftsteller heute diesem Hauptaste des siebenjährigen Krieges sich vorwiegend zuwendet, so ist die hier zum ersten Male gebotene erreichbare Vollständig⸗ keit der urkundlichen Belege von größtem Werthe; denn auch scheinbar untergeordnete Truppenbewegungen, die kleinsten Operationen und Gefechte sind belegt, alle offiziellen Berichte ohne Ausnahme (und mit kritischen Anmerkungen über redaktionelle Ab⸗ wandlung ihres Textes) mitgetheilt, so daß der rothe Faden des stra⸗ tegischen Verlaufs nach allen Seiten hin dem Auge deutlich erscheint. Der Herausgeber hat im Sachregister unter der Rubrik „Oesterreich“ das reichhaltige Material übersichtlich angeordnet. Wir machen hier besonders aufmerksam auf die Nachweisungen über die Bemühungen des Königs, Nachrichten über den österreichischen Feldzugsplan von 1757, wie über die österreichische Finanzlage zu erhalten; die Nach⸗ richten über die Uneinigkeit unter den österreichischen Heerführern; die Vermuthungen und Ansichten des Königs über die österreichischen Kriegspläne im kommenden Frühjahr; vor Allem auf die Zusammen⸗ stellung der Daten über die Entstehung des preußischen Operations⸗ plans. Die Aktenstücke, welche den Operationsplan betreffen, machen, in ihrem alle Generale umfassenden und durch die diplomatischen Berichte und Erlasse durchflochtenen Ensemble, wohl die wichtigste Partie des Bandes aus.
Die Konstellation am politischen Himmel des Deutschen Reichs erscheint für den König außerordentlich gefahrdrohend. Von den größeren deutschen Staaten schließen Bayern und Württemberg Subsidienverträge mit Frankreich ab, auch Mecklenburg⸗ Schwerin und Köln sind Bundesgenossen Frankreichs, der Kurfürst von Mainz ein Parteigänger des Wiener Hofes. Zu Eng⸗ land halten nur Braunschweig, Hessen⸗Kassel und Sachsen⸗Gotha, welche gegen Subsidien Truppen stellen. Der regierende Herzog Karl
von Braunschweig unterhält fortdauernd eine aufmerksame Freund-d
schaft mit Friedrich dem Großen; von ihm empfängt er wichtige ge⸗ heime Nachrichten. Die vier Fürstlichen Häuser Anhalt hatten sich auf dem Reichstage zu Regensburg für Oesterreich erklärt. Auf ihre Entschuldigung ertheilte der König am 31. März 1757 folgende eigen⸗ händige Weisung zur Antwort: „Weilen sich die Fürstliche Häuser Anhalt excusiret haben über das contraire Votum, so ihr Delegirter in Regensburg gegen mich gegeben hat, so muß ihnen geschrieben werden, daß die heste Art sich zu exeusiren wäre, wenn sie mir 600 Rekruten liefern wollten; dann wollte ich gewisse glauben, daß sie an ihres Ministers Votum keinen Theil hatten“ (S. 450). Und als die vier Fürsten in der Folge unter dem 12. April vorstellten, daß sie der Aufforderung des Königs wegen Mangel an Leuten nicht nachkommen könnten, schrieb der König auf die Rückseite der Eingabe: „Ihre Neutralität wird ihnen bekommen wie denen Hunden das Grasfressen“ (S. 522). — Schwerer lastete der Unwille des Königs auf dem ungetreuen Markgrafen von Ansbach, seinem Schwager, welcher gegen den Rath seiner eigenen Minister auf dem Reichstage die österreichische Partei erwählt hatte. Nach vergeblichem Versuch, ihn zu seiner Pflicht zurückzuführen, schließt der König ein langes Kabinets schreiben an den Markgrafen mit dem eigenhändigen Zusatz: „Sie 1bG mich nicht ungestraft beleidigt haben! Und wenn Gott mich am Leben läßt, so soll die Reue nicht auf sich warten lassen.“ Die ge⸗ woͤhnliche verbindliche Schlußformel in der Ausfertigung hatte Fried⸗ rich zweimal durchstrichen! (26. Februar 1757.) Der Versuch des Königs, auf den Herzog Karl Eugen von Württemberg durch dessen in preußischen Diensten stehenden Bruder, den Prinzen Friedrich Eugen, einzuwirken, schlug trotz des nahen verwandtschaftlichen Ver⸗ hältnisses — der regierende Herzog war Schwiegersohn der Mark⸗ Fsti Wilhelmine von Baireuth — fehl. So hatte sich denn der ei Weitem größere Theil des Deutschen Reichs gegen den König erklärt.
Gegenüber der von allen Seiten drohenden Gefahr, gegenüber dem Verrath seiner Mitfürsten am Reich ist Friedrich von dem zu⸗ versichtlichen Vertrauen auf den Sieg seiner gerechten Sache erfüllt; er ist sich wohl bewußt der Hort der deutschen Freiheit und des Protestantismus zu sein. Am 1. Novpember 1756 schreibt er an die Markgräfin von Baireuth: „Ich habe durch meine Minister Kunde von den Umtrieben der Oesterreicher in den Kreisen des Reichs. Man versichert mich, daß sie sich mit deren Neutralität nicht begnügen.’“ (Sie sollten vielmehr öffentlich sich gegen Preußen