1887 / 228 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 29 Sep 1887 18:00:01 GMT) scan diff

Se. Kaiserliche und Fübislis⸗ Hoheit der Kronprinz ist, laut Meldung des „W. T. B.“, mit dem Gefolge ke. Ih in Venedig l'Europe daselbst abgestiegen.

eingetroffen und im Hotel de

Der Bundesrath hat in seiner Sitzung vom

27. September d. J. beschlossen, daß den Materialsteuer ent⸗ richtenden Brennereien mit Vorbehalt des Widerrufs zu gestatten sei, ihr gesammtes Erzeugniß zu dem niedrigeren Abgabensatz von 50 herzustellen.

Der Disziplinarhof für nichtrichterliche Beamte trat gestern zu einer Sitzung zusammen.

Die in diesen Tagen durch die Zeitungen gegangene Nachricht, daß unter dem Vorsitz des Staatssekretärs des Reichs⸗Postamts, Dr. von Stephan, in einer Kommission die Frage der Nothwendigkeit einer Ausdehnung der vom Reich subventionirten Postdampferlinien nach Ost⸗Afrika erörtert werde, entbehrt, wie wir von zuständiger Seite erfahren, jeder Begründung.

„— S. M. Kanonenboot „Hyäne“, Kommandant Kapitän⸗ Lieutenant Galster II., ist am 28. September cr. in Kiel ein⸗ getroffen.

Sachsen. Leipzig, 27. September. (Lpz. Tgabl.) Anfangs Oktober steht das Eintreffen des Thronerben von Griechenland, des Kronprinzen Konstantin, Herzogs von Sparta, und ebenso das des Prinzen Maximilian von Baden zu erwarten, welche den Vorlesungen an hiesiger Universität beiwohnen werden.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 28. September. (Th. C.) Das gestern erwähnte Landtags⸗Abschieds⸗ dekret wird, nachdem der Großherzog dasselbe bereits am Sonntag vollzogen, heute veröffentlicht. In dem Dekret wird zunächst eine große Zahl von Gesetzen aufgeführt, die der Landtag in den zwei Sitzungsperioden, in welche die Session diesmal zerfallen ist, berathen hat, und die inzwischen bereits verkündigt worden sind. Es sind dies 21 Gesetze, darunter Nachträge zu dem Gesetz über den Civilstaatsdienst, über die Besoldungen und Alterszulagen der Volksschullehrer, über die Aufnahme von Taubstummen und Blinden in der Staatsanstalt, über die Landeskredit⸗ Anstalt, Gesetze über die Aufhebung des fiskalischen Chaussee⸗ und Brückengeldes, über die Gültigkeit eines Nachtrags zur v] über die Heranziehung von Militär⸗ personen zu den Gemeindeabgaben, über die Gewährung von Rechtshülfe an Behörden anderer deutscher Staaten, Nach⸗ träge zu dem Gesetz über die Irrenheilanstalten und über die Aufnahme hülfsbedürftiger Geisteskranker, Gesetze über die Führung und den Gebrauch von Waffen Seitens der Beamten in Straf⸗ und Gefangenen⸗ anstalten, über die Theilbarkeit zusammengelegter Grundstücke, über die Prüfung der Deckhengste, Nachträge zu den Gesetzen über die Fischerei und die Schonzeit des Wildes, vor Allem das Gesetz über das Kostenwesen in Gerichts⸗ und Verwaltungssachen, das Stans geset für die nächste Finanzperiode und ein Gesetz zur Erläuterung des revi⸗ dirten Gesetzes über die Steuerverfassung. Einige vom Landtage bisher nicht erledigte Vorlagen über die Ausdehnung der Unfall⸗ und Krankenversicherung auf die land⸗ und forst⸗ wirthschaftlichen Arbeiter sowie Ausführungsbestimmungen zu dem Reichsgesetz über die Abwehr und Unterdrückung von Vieh⸗ seuchen werden anderweit dem Landtage wieder vorgelegt werden. Des Weiteren gedenkt das Abschiedsdekret mit besonderer Befriedi⸗ gung der Verwilligungen des Landtages für das Goethe⸗National⸗ Museum, die Betriebseröffnungen auf den Bahnen Weimar Berka—Blankenhain und Weimar-— Großrudestedt —Rasten⸗ berg; gleichzeitig wird mitgetheilt, daß die preußische Regierung sich im Prinzip bereit erklärt habe, eventuell die Bahn von Fulda nach Tann bis Geisa ö und auf eigene Rechnung die Zweigbahn Oberröblingen —Allstedt zu bauen. Des Weiteren be⸗ merkt das Abschiedsdekret, daß die Regierung Bedenken trage, dem Antragdes Landtages auf Aufhebung der von andern Berechtigten als der Staatskasse erhobenen Straßen⸗ und Brückengelder zu geben, und daß dem Wunsche des Landtages ent⸗ . die im Staatsbesitz befindlichen Aktien der Weimarer

ank verkauft worden sind. Wie aus dem Abschiedsdekret hervorgeht, beabsichtigt die Regierung einem später ein⸗ zuberufenden Landtage die bisher nicht erledigten Vorlagen sowie einige noch in der Vorbereitung begriffene Gesetzentwürfe zugehen zu lassen.

FElsaß⸗Lothringen. Metz, 29. September. (W. T. B.) Die Strafkammer des hiesigen Landgerichts ver⸗ urtheilte den am 19. d. M. wegen Anheftens eines aufrührerischen Plakats verhafteten Sohn des

olizeikommissars Schnäbele zu dreiwöchigem

efängniß und 20 Geldstrafe. Der Angeklagte erklärte bei der Vernehmung: er bedauere sehr, was er gethan habe. Vom Gericht wurde angenommen, daß der am 24. Juni 1872 geborene Angeklagte Einsicht in die Strafbarkeit seiner Handlung gehabt habe; es wurden dem⸗ selben aber mildernde Umstände bewilligt, auch ausgesprochen, daß die erlittene Untersuchungshaft dem Angeklagten auf die Strafe anzurechnen sei.

Oesterreich⸗Ungarn. Pest, 27. September. Das Amtsblatt veröffentlicht folgendes Kaiserliche Hand⸗ schreiben an den Minister⸗Präsidenten von Tisza:

„Lieber von Tisza! Von den erfreulichsten Eindrücken erfüllt, betrete Ich den Rückweg in die Hauptstadt, nachdem Ich anläßlich der eben beendeten diesjährigen größeren Truppenübungen mehrere Theile des Landes besuchte. Ueberall habe Ich mit Freude wahrge⸗ nommen, daß traditionelle Treue und Patriotismus in jeder Gegend Meines geliebten Königreichs Ungarn im alten Mutter⸗ lande sowohl als in den Theilen desselben im Herzen der Bevölkerung unwandelbar fortleben, wie sich dies auch in zahlreichen, Liebe für Meine Person und treue Anhänglichkeit an den Thron bezeugenden Kundgebungen und

nbarte. Noch mehr erhöht sich aber diese Freude dadurch,

n Truppenübungen berührten Gegenden nicht nur

albehörden und deren Organe ihre Aufgabe eifrigst

und zur vollen Zufriedenheit erfüllten sondern auch die gesammte Bevölkerung wie Ich Mich hiervon nicht nur aus den Be⸗ ichten der einzelnen Truppen⸗Kommandanten, sondern auch durch Meine persönlichen ahrnehmungen überzeugte, allen An⸗ orderungen der Truppen mit der größten Zuvorkommenheit und Opferwilligkeit zu entsprechen und dem Militär die

wärmste Sympathie zu bezeigen bestrebt war. Indem Ich hierüber Meiner aufrichtigen Anerkennung Ausdruck zu geben wünsche, beauf⸗ trage Ich Sie, in den gedachten Landestheilen überall und Allen Meine Befriedigung und Meinen Dank zu verkünden für diese neuer⸗ lichen Beweise der Treue und des Patriotismus, mit welchen die Bevölkerung Meine Erinnerungen an die in Meinem geliebten Seirelc Ungarn stets freudig verbrachten Tage auch diesmal be⸗ reicherte.

Klausenburg, 24. September 1887.

1 Franz Joseph m. p u diesem Schreiben bemerkt der „Pester Lloyd“:

„Dieser Königliche Dank, der helltönende Schlußaccord all der bedeutsamen Manifestationen, welche das Land in den letzteren Wochen aus dem Munde des Monarchen vernommen, wird den Eindruck jener Kundgebungen nur noch vertiefen und alle Kreise der Nation zu neuer Begeisterung emporstimmen. Die mannigfachen Aeußerungen der Liebe und Verehrung, welche Sr. Majestät auf seiner Reise in den verschiedenen Theilen Ungarns zuflogen, waren völlig spontane, frei von allem Erkünstelten und Gemachten, und sie sind der unmittelbare Ausdruck der ungeheuchelten Empfindungen, welche jedes ungarische Herz für den Monarchen hegt, der Allen voranleuchtet in echt konstitutioneller Sesinnung und in hoher Pflichterfüllung zum Besten der Wohlfahrt des Vaterlandes und der Macht und Größe Oesterreich⸗Ungarns. Selbst dem schlichten Sinne mußte sich die Wahrnehmung aufdrängen, mit welchem Ernst und mit welcher Weisheit unser König seinen erhabenen Herrscherberuf auffaßt, mit welch' opfervoller Hingabe er den Obliegenheiten des obersten Kriegsherrn, wie des Friedensfürsten gerecht wird, und so gesellt sich zu der dankbaren Liebe auch das Gefühl der Be⸗ wunderung für die glänzenden Tugenden dieses Monarchen, der sich dafür auch einer Popularität erfreut, wie sich ihrer kaum irgend ein zweiter unter den europäischen Souveränen rühmen kann. Die politische Welt erblickt denn auch mit Recht in der ungetrübten Harmonie zwischen dem König und dem Volk, in den Kundgebungen, worin sich die untrennbare Zu⸗ sammengehörigkeit des dynastischen und nationalen Gedankens ausdrückt, die beste Bürgschaft für das Gedeihen und den friedlichen Fortschritt der Monarchie, und die Gewähr nicht minder dafür, daß Oesterreich⸗Ungarn alle Prüfungen, die ihm vielleicht noch vorbehalten sein mögen, erfolgreich bestehen werde. Ja in diesem Zeichen gegenseitiger, opferwilliger Hingebung zwischen dem Monarchen und der Nation ist der Sieg verbürgt über jede Schwierigkeit im Innern, wie über jede auswärtige Gefahr.“ 1

28. September. (W. T. B.) Die heutige funfzig⸗ jährige Jubelfeier des ungarischen National⸗ Theaters hierselbst wurde durch eine Festvorstellung be⸗ gangen, welcher der Kaiser, der Erzherzog Joseph und eine überaus glänzende, auserwählte Gesellschaft beiwohnten. Der Kaiser wurde bei seinem Erscheinen mit Eljens be⸗ grüßt. Nach der Vorstellung fand ein Fest anket statt, an welchem Vertreter der Regierung, des Parlaments sowie der Literatur, Kunst und Wiffenschaft theilnahmen.

—, 29. September. (W. T. B.) Die Thronrede, mit welcher der Reichstag heute eröffnet wurde, empfiehlt Sparsamkeit und Hebung der Einkünfte ohne Ueberbürdung der Nation. Die Rede kündigt Vorlagen an über die Vervollkomm⸗ nung des Rechtsschutzes, über Ablösung der Regalien und über Erneuerung des Finanzausgleichs mit Kroatien sowie des Wehrgesetzes, dessen Gültigkeit abläuft. Die Beziehungen Oesterreich⸗Ungarns zu sämmtlichen auswärtigen Mächten seien freundschaftliche und gute, die Weltlage erheische aber die Vervollkommnung der Wehrmacht. Die Regierung sei eifrig bestrebt, den Frieden zu erhalten, und es sei gegründete Hoff⸗ nung vorhanden, daß dersellg. auch weiterhin gesichert sei.

Niederlande. Amsterdam, 26. September. Köln. Ztg.) Der Zweiten Kammer ist der Haushaltsvoranschlag für Indien auf das Jahr 1888 zugegangen. Die Ausgaben sind mit 138 876 522, die Einnahmen mit 133 784 060 Gulden be⸗ rechnet, was also einen Fehlbetrag von 5 092 462 Gulden ergeben würde. Wenn aber in Anschlag gebracht wird, daß unter den Ausgaben 6 774 340 Gulden für den Bau von Eisen⸗ bahnen und 1 140 000 Gulden für die Herstellung einer tele⸗ graphischen Verbindung zwischen Java, Bali und Celebes begriffen sind, also einmalige und überdies produktive Ausgaben, und wenn dabei berücksichtigt wird, daß der Ver⸗ kaufspreis für Kaffee (47 C. für ½ kg) weit unter dem gegenwärtigen Marktpreis angenommen ist, so verschwindet der Fehlbetrag thatsächlich, und es würde sich sogar noch ein Ueberschuß herausstellen. Indessen ist andererseits nicht zu übersehen, daß der Voranschlag den Ertrag der Kaffee⸗Ernte auf 400 000 Picols (1 Picol = 61,7 kg) schätzt, während die letzten aus Indien eingetroffenen Telegramme nur von einer Ernte von 250 000 Picols wissen.

Großbritannien und Irland. London, 28. Sep⸗ tember. (A. C.) Die „Times“ bezeichnet den jetzt in Irland versuchten Widerstand als eine Art von „Bürger⸗ krieg mit beschränkter Haftung“; denn, sagt das Blatt, die Feinde von Gesetz und Ordnung sind, während sie nicht anstehen, Massen von erregten Hitzköpfen in Konflikt mit der Polizei zu bringen, darauf bedacht, si hinter jeder Brustwehr legaler Privilegien zu ver chanzen. O'Brien zum Beispiel zögere nicht, während er die Miene eines Märtyrers annehme, auf seinem Appellrecht zu bestehen, welches die endgültige Erledigung seines Prozesses bis zum 31. Oktober hinausschiebe. Die „Times“ findet es bedauer⸗ lich, daß das Verbrechengesetz nicht eine schleunigere Erledi⸗ gung von Appellen vorschreibe; es könne jedoch kaum an⸗ genommen werden, daß das Gesetz keine Abhülfe des Skandals ewähre, daß ein Verurtheilter während seiner provisorischen

elassung auf freiem Fuß sein Vergehen sogar unter er⸗ schwerenden Umständen wiederhole. Die Regierung müsse indeß die Anwendung des Gesetzes stetig fortsetzen, selbst wenn O'Brien und weniger hervorragende Gesetzesübertreter eine zeitweilige Straflosigkeit erlangten durch die nachsichtige Natur der Prozedur, die sie als die schmachvollste und grau⸗ samste brandmarken.

In Dublin fand gestern eine Sitzung des Central⸗ ausschusses der Nationalliga unter dem Vorsitz des Lordmayors von Dublin statt. Eine ungewöhnlich große von Personen, darunter viele Engländer, wurde zu Mitgliedern der Liga gewählt. Der Sekretär verlas auch eine ungewöhnlich lange Liste von Beiträgen. Der Vor⸗ sitzende beglückwünschte die IE dazu, daß, wie er sagte, „die versuchte Unterdrückung der Nationalliga kläglich mißlungen sei“. Die Liga könne verfolgt, aber nicht unterdrückt werden. Trotz des Verbots der Regierung hätten sämmtliche Zweige der Nationalliga am vorigen Sonn⸗ tag Versammlungen abgehalten. Der Lordmayor empfahl schließlich, an jedem Sonntage in ganz Irland Liga⸗Versamm⸗ lungen abzuhalten, wenn möglich zu einer und derselben Stunde. Die Nationalliga werde ihre Thätigkeit erst ein⸗ stellen, nachdem Irland Homerule gewährt worden sei.

(M. A. Z.) Am Sonnabend kam hier ein aus Wadelai, vom 17. April, datirter Brief Emin Pascha's

an, worin Emin schreibt: selbst wenn Stanley dort ankomme, werde er nicht mit demselben zurück⸗ kehren. Er habe 12 Jahre ausgeharrt, und würde es für das größte Unrecht ansehen, seinen Posten zu verlassen. Er wolle Gordon's Werk fortsetzen und dort die möglichste Civilisation einführen. Früher oder später müßten auch jene Länder in den Kreis des Fortschritts gezogen werden, und er bleibe unbedingt so lange an seinem Platz. Das Einzige, was England zu thun brauche, sei der Abschluß eines Vertrages mit Uganda und Unyoro, um eine sichere Straße nach der Küste zu eröffnen, welche nicht von der Laune irgend eines kindischen Königs oder von irgend einem Araber⸗Chef abhinge. Wadelai sei durch Grasbrand ganz zerstört worden, allein mit Hülfe eines benachbarten Negerfürsten habe Emin Wadelai wieder schöner als früher aufgebaut. Nur unter den größten Anstrengungen seien gerettet. Waffen und Munition.

m Februar brachen durch einen Sturm Brände in fast jeder

tation aus. Ihr Leben, führt der Brief weiter aus, spinne sich jetzt regelmäßig wie früͤher ab. Sie säen, ernten, spinnen, bessern die Dampfer aus und bauen einige neue Boote. Er, Emin, occupire alle ihm von Gordon an⸗ vertrauten Stationen, und er wiederhole, er würde es für schmählich halten, dieselben aufzugeben und zu verlassen, wenn die Entsatz⸗Expedition ankomme. Er und sein Volk hätten böse Zeiten durchgemacht, aber sie seien mit Ausnahme der Egypter gute tapfere Menschen. Ein Fremder, erklärt Emin, könnte nur schwer sein Werk fortsetzen, und er werde daher keines⸗ wegs desertiren. England solle bloß für eine sichere Straße nach der Küste sorgen: mehr brauche weder er noch sein Volk.

Frankreich. Paris, 26. September. (Fr. C.) Die „Agence Havas“ erwidert auf die Andeutungen einiger Blätter, daß die Fabrikation des Lebel⸗Gewehrs im Hinblick auf das Budget nicht in dem bisherigen Maße fort⸗ gesetzt werden solle: „Diese Nachricht ist schon mehrmals de⸗ mentirt worden, und wir thun es aufs Neue. An dem Tage, da der General Ferron das Portefeuille des Krieges übernahm, ertheilte er Befehl, mit allen erdenklichen Mitteln die Fabrikation der Gewehre nach dem Modell von 1886 zu beschleunigen, und seitdem hat das Er⸗ zeugniß der Waffenfabriken in einer stets wachsenden Pro⸗ portion zugenommen. Es ist durchaus unrichtig, daß die Ab⸗ striche von dem außerordentlichen Budget für 1888, in welche der General Ferron willigte, auf Kosten der Gewehre und der dazu erforderlichen Patronen vorgenommen wurden. Die von dem Parlament geforderten Kredite waren übrigens so be⸗ rechnet, daß die Produktion der WICö bis zur Vollendung der Arbeit das Maximum liefern soll.“ Gleichzeitig schreibt der „Temps“ über dieselbe Angelegenheit: „Unsere Privat⸗ nachrichten gestatten uns, hinzuzufuüͤgen, daß die Zahl der Lebel⸗Gewehre, welche am 1. Juni 1887 eine äußerst geringe war, heute beträchtlich genug ist, um die schleunige Ausrüstung einer großen Anzahl von Einheiten zu ermöglichen.“

Italien. Rom, 24. September. (M. Allg. Ztg.) Die „Gazzetta Uffiziale“ veröffentlicht das Dekret, durch welches ein Minkster⸗Präsidentschafts⸗Sekretariat eingerichtet wird. Dasselbe soll aus einem Sekretariats⸗Chef, einem Sekretär, einem Archivar und einem Schreiber bestehen und hat die Aufgabe, unter der Leitung des Minister⸗Präsidenten alle Vorschläge und Anträge zu prüfen, welche behufs Vorlegung im Ministerrath dem Präsidium von den einzelnen Ministerien zugehen, und nöthigenfalls Aufklärungen von den letzteren einzuholen, sowie ihnen solche zu liefern. Das Sekretariat dient ferner als Mittelstelle zwischen den Ministerien und dem Staatsober⸗ haupt, soweit es die dem König vorzulegenden Dekrete be⸗ trifft. Es erhält dieselben von den Ministerien, prüft, ob sie den Gesetzen und Reglements entsprechen, und läßt sie nach der Unterzeichnung an die Ressorts zurückgehen. Das Sekretariat hat ferner die Aufgabe, den Minister⸗Präsidenten über die Manifestationen der öffentlichen Meinung auf dem Laufenden zu halten. Es berichtet demselben täglich über die beachtenswerthen Kundgebungen öffentlicher Versammlungen, Vereine und Vertretungen, sowie über die Aeußerungen der in⸗ und ausländischen Presse aller Parteien, namentlich so⸗ weit dieselben die von der L Regierung ergriffenen oder zu ergreifenden Maßregeln betreffen. Aber das neue Präsidentschafts⸗Bureau soll nicht blos mit den Ministerien regelmäßige Beziehungen als nothwendiges Zwischenglied zwischen ihnen und dem Ministerrath sowie dem König haben, sondern auch mit sämmtlichen anderen unabhängigen Instituten und Körperschaften, dann auch mit den Privaten über die Gegenstände korrespondiren, bezüglich deren das Minister⸗Präsidium interpellirt werden kann. Es verhandelt mit den Kommissionen, deren Vorsitz dem Minister⸗Präsidenten zusteht, während es die ihm zugehenden chriftstücke, welche Kompetenzen eines bestimmten Ressorts betreffen, dem letzteren zugehen läßt. Schließlich hat das Bureau den Mi⸗ nistern die Einladungen zu den Sitzungen des Ministerraths zuzustellen, denselben die Beschlüsse des letzteren kundzuthun und ein genaues Verzeichniß der Beschlüsse zu führen sowie alle an das Präsidium gelangenden oder von ber selben aus⸗ gehenden Schriftstücke gesondert zu registriren.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 29. Sep⸗ tember. (W. T. B.) Der türkische Botschafter am hiesigen Hofe, Schakir Pascha, ist von seiner Reise nach der Krim hier wieder eingetroffen.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 24. Sep⸗ tember. (Köln. Ztg.) Von den Wahlen zur Zweiten Kammer des Reichstages sind bis jetzt 117 auf Gegner und 88 auf Anhänger der Getreidezölle gefallen.

Dänemark. Kopenhagen, 28. September. (W. T. B.) Der König wohnte heute mit seinen Fuͤrstlichen Gästen den bei Ringsted stattgehabten Manövern bei. Der Kaiser von Rußland haette sich nicht zu den Manövern hepeben sondern kam mit seinen beiden Töchtern hierher und fuhr in einer Droschke nach Amalienborg.

Afrika. Egypten. Kairo, 27. September. (A. C.) Der Nil fällt bei und unterhalb Wady⸗Halfa. Jede Gefahr wird jetzt als beseitigt betrachtet.

Zeitungsstimmen.

Die „Deutsche volkswirthschaftliche Corre⸗ spondenz“ schreibt über Getreidepreis und Brotpreis:

Die neuerdings aufgetauchten Vorschläge, betreffend die Erböhun der Zölle auf Getreide, haben auch die alte Polemik über die dadur

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eigeführte Vertheuerung des Brotes wieder angeregt. Zum Theil herbfis fühft olemik an einen Aufsatz an, „den Hr. von Scheel in den Seih en Jahrbüchern für Nationalökonomie und Statistik

öffentlichte. von Scheel geht von der Ansicht aus, man dürfe gar nicht einen Zusammenhang zwischen den Preisen für Getreide, Mehl und Brot in der Weise voraussetzen, daß zeitlich und örtlich die Unter⸗ schiede zwischen ihnen immer die gleichen sein müßten, denn der Preis des Brotes bestehe aus dem des Rohprodukts, der Vergütung der sonstigen Betriebsauslagen und dem Unternehmergewinn. Hr. von Scheel sucht nunmehr eine passende Vergleichung zu finden. Er nimmt an, daß die meisten Betriebsauslagen, wie die Ausgaben für Miethe, Löhne ꝛc. nicht von Jahr zu Jahr in der Weise schwanken, wie die Getreide⸗ und Mehlpreise, daß man deshalb bei einem Ver⸗ gleich einzelner Jahre miteinander innerhalb einer kurzen Jahresreihe diesen Faktor als konstant ansehen könne; zu untersuchen bliebe dar⸗ nach nur die Bewegung der beiden anderen Faktoren, nämlich des Rohstoffpreises (d. h. für den Bäcker der Mehlpreis) und des Unter⸗ nehmergewinns (d. h. des Ueberschusses über die aus Rohstoffpreis und sonstigen Betriebsausgaben gebildete Summe).

Auf Grund dieser, mittelst des Materials des Dresdener Sta⸗ tistischen Amts angestellten Untersuchungen des Hrn. von Scheel wird sodann in der „offiziösen Presse“, wie die „Freihandels⸗Correspon⸗

denz“ sagt, eine Tabelle zusammengestellt, aus der hervorgeht, daß

eine Gleichheit der Bewegung zwischen Roggenpreis und Brotpreis nicht vorhanden ist, daß vielmehr die Differenz in den Preisen von Mehl und Brot eine von den Preisschwankungen des Roggens ganz unabhängige ist. Die Gegner der Getreidezölle behaupten nun, daß die Benutzung der Ausführungen des genannten Nationalökonomen Seitens der s Presse eine tendenziöse sei. Begründet wird dieser Vorwurf damit, daß gegen die angestellte Vergleichung sich vor Allem der Einwand machen läßt, daß 1 kg Brot gar nicht 1 kg Mehl entspricht, in 1 kg Brot vielmehr nur ungefähr ¾ kg Mehl enthalten sind und daß demnach, wenn 1 kg Mehl im Preise um 5 fällt, unmöglich die im Brot verbackenen ¾ kg Mehl ebenfalls um 5 fallen können. Weiter wird behauptet, daß Hr. von Scheel seine Ziffern „gewissermaßen unter Würdigung dieses Umstandes“ selbst korrigirt, und die tendenziöse Benutzung des betreffenden Auf⸗ satzes darin gefunden, daß „diese von Hrn. von Scheel selbst vorgenommenen Korrekturen von der offiziösen Presse einfach mit Stillschweigen übergangen werden“. Sehen wir zu, welchen Werth diese angeblich nicht beachteten Zahlen haben. Es heißt in dem Auf⸗ atz an der betreffenden Stelle: „Nach einer von Dresden uns reundlichst gegebenen Auskunft war nun für die betreffende Sorte in neuerer Zeit die Ausbeute beim Backen so, daß 100 kg Mehl 0/1 164 kg Teig und 141,4 kg Brot II. Sorte warm gewogen, ergaben. Wenn man nun annimmt, daß das Brot durchschnittlich erst 24 Stunden nach Fertigstellung verkauft wird, und während dieser Zeit jedes Kilogramm durch Eintrocknen 20 g Verlust erleidet, so würden 141,4 kg minus 2,8 kg = 138,6 kg Brot aus 100 kg Mehl erzielt werden.“ Indem Hr. von Scheel alsdann dasselbe Verhältniß auf die Preise anwendet und den Ankaufspreis des Mehles zu Grunde legt, erhält er folgendes Schlußresultat: 8

Das zu 1 kg Brot Differenz zwischen diesem

rwendete Mehl Preis und dem Preis ete für 1 kg Brot

1878

1879

1880

1881

1882

1883

1884 .

Diese Zusammenstellung zeigte die bekannte Thatsache, daß der

Unternehmergewinn sinkt, wenn die Rohstoffe steigen, weiter

aber auch nichts, und wir wissen nicht, warum die Weglassung dieser

Tabelle ein tendenziöses Manöver Seitens der Schutzzollpresse sein

soll. Sie wurde nur weggelassen, weil sie auch für den Bäckerei⸗

betrieb eine längst bekannte Thatsache zahlenmäßig bewies; für die in

Rede stehende Frage haben diese Ziffern aber nicht den geringsten

Werth. Es bleibt die Thatsache bestehen, daß der Brotpreis nur

selten den Aenderungen des Getreidepreises folgt. Aber selbst, wenn

das geschehen würde, wäre damit noch nichts gegen die Getreidezölle

gesagt. Denn es wäre noch der Beweis zu erbringen, daß die Ge⸗

treidezölle den Getreidepreis steigern, und diesen Beweis sind uns die

Freihändler schuldig geblieben, während wir ihnen gezeigt haben, daß

der Getreidepreis trotz der Zölle fortwährend gesunken ist. Angesichts

der diesjährigen reichen Ernte würde voraussichtlich kaum eine vor⸗

übergehende Erhöhung des Getreidepreises durch eine Erhöhung der Zölle eintreten.

Ueber die Arbeiterwohlstands⸗Verhältnisse in Sachsen entnimmt die „Leipziger Zeitung“ dem Jahresbericht der

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Fabrikinspektoren Folgendes:

Dresden. Wenngleich der wirkliche Verdienst der Arbeiter in der letzten Hälfte des Jahres durch die verminderte Arbeitszeit in einigen Fabriken etwas zurückging, so ist doch im Allgemeinen bei regel⸗ mäßiger Beschäftigung der Arbeiter, sowie bei gleichmäßigem Bezug der fast gleich gebliebenen Löhne die Lage der Arbeiter als eine be⸗ friedigende zu bezeichnen, da die hauptsächlichsten Nahrungsmittel eine Preiserhöhung nicht erfuhren. Fast durchgängig ist aber zu bemerken, daß die Genußsucht auch in den Arbeiterfamilien wächst. Sie bezieht sich nicht nur auf die Kleidung, sondern nament⸗ lich auch auf den Genuß feinerer Lebensmittel. uch wird von den Arbeitgebern viel darüber geklagt, daß sich die Arbeiter zu viel den Vereinen und politischen Versammlungen hingeben, in Folge dessen sie sich ihren Familien entziehen und, weil übernächtig, nicht die nöthige Frische zur Arbeit mitbringen. Die mit dem zu frühen Hei⸗ rathen und dem geringen Sparsinn verbundenen ungünstigen Umstände sind dieselben geblieben, wie bereits im Jahresbericht für 1885 näher angegeben ist. Zwickau. Eine Abnahme der Putz⸗ und Ver⸗ Fagungefucht und des Wirthshauslebens ist leider fast noch nirgends

ervorgetreten; dagegen hat man im hiesigen Bezirk weniger Ver⸗ anlassung gehabt über Ehelosigkeit und Konkubinate, sowie über Trau⸗ verweigerungen zu klagen. Leipzig. Da eine allgemeine Herab⸗ setzung der Arbeitslöhne und Steigerung der Lebensmittelpreise nicht stattfand, ein Herabgehen der Löhne vielmehr nur in sehr geringem Maße vorkam, während in einzelnen Fällen eine kleine Er⸗ höhung derselben zu verzeichnen war, da ferner die Zahl der Arbeiter zunahm, also auch ein fühlbar werdender Mangel an Arbeitsgelegenheit sich nicht bemerkbar machte, so dürfte die allgemeine wirthschaftliche Lage der Arbeiter sich nicht verschlechtert haben. Für Hebung der wirthschaftlichen Lage der Arbeiter in den letzten Jahr⸗ zehnten und für vermehrte Verbreitung der Erkenntniß, daß dem Ar⸗ eiter eine sachgemäße Ernährung nützlicher ist, als eine Steigerung von Vergnügungen, dürfte vielmehr der Umstand sprechen, 88 der leischverbrauch im Allgemeinen zugenommen hat. Derselbe ist im önigreich Sachsen in den letzten vier Jahrzehnten bei Rindfleisch von 15,0 Pfund im Jahre 1846 auf 23,9 Pfund im Jahre 1885 und bei Schweinefleisch von 21,2 Pfund auf 40,8 Pfund für ein Jahr und den Kopf der Bevölkerung gestiegen. Meißen. Die Lebens⸗ mittelpreise haben, soviel der Inspektion bekannt, nennenswerthen seränderungen nicht unterlegen.

Nachtrag zu Nr. 38 des Central⸗Blatts für das Deutsche Reich. Inhalt: Zoll⸗ und Steuerwesen; Vorläufige Bestimmungen zur Ausführung der Reichsgesetze, betreffend die Be⸗ teuerung des Branntweins, vom 24. Juni 1887 und vom 8. Juli 1868, und betreffend die Steuerfreiheit des Branntweins zu gewerb⸗ lichen Zwecken, vom 19. Juli 1879.

Eisenbahn⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 29. Inhalt: Staatsvertrag zwischen Preußen und Sachsen⸗Meiningen wegen An⸗

8 8

lage einer Eisenbahn von Themar nach Schleusingen durch die Werra⸗

Eisenbahngesellschaft. Vom 3. Mai 1887. (G.⸗S. S. 451.) Staatsvertrag zwischen Preußen und Württemberg wegen Herstellung einer Eisenbahn von Tuttlingen nach Sigmaringen (Inzigkofen). Vom 15. Juni 1887. (G.⸗S. S. 456.) Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 13. September 1887, betreffend Gleich⸗ stellung außerpreußischer Lehranstalten mit den Technischen Hochschulen in Preußen. Nachrichten.

Statistische Nachrichten.

Die Handelskammer in Hamburg veröffentlicht soeben einen „Statistischen Auszug und verschiedene Nachweise in Bezug auf Hamburgs Handelszustände im Jahre 1886“. Wir entnehmen den interessanten Zusammenstellungen folgende haupt⸗ sächlichen Daten: Die Einfuhr in Hamburg betrug im Jahr 1886 an Gewicht 71 149 000 Doppel⸗Ctr. netto, an Werth mit Ausschluß der Kontanten 2 080 716 000 ℳ, außerdem an Kontanten 49 635 000 In dem Jahrfünft von 1861—65 betrug die Einfuhr durch⸗ schnittlich 20 968 000 Doppel⸗Ctr. im Werthe von 894 830 000 außer 166 233 000 Kontanten, 1866—70 26 120 000 Doppel⸗Ctr. im Werthe von 1 098 270 000 außer 105 165 000 Kontanten, 1871 75 35 867 000 Doppel⸗Ctr. im Werthe von 1 670 439 000 außer 221 853 000 Kontanten, 1876 80 47 893 000 Doppel⸗Ctr. im Werthe von 1 785 233 000 außer 204 719 000 Kontanten, 1881 85 63 529 000 Doppel⸗Ctr. im Werthe von 2 121 491 000 außer 66 196 000 Kontanten. Der Gewichtsmenge nach war die Einfuhr von 1886 am größten, dem Werthe nach stehen die Jahre 1884 mit 2 229 967 000 und 1883 mit 2 228 215 000 voran. Von der gesammten Einfuhr Hamburgs kamen in 1886 dem Werthe nach für 111 607 000 oder 5,4 % aus den Vereinigten Staaten von Amerika exkl. Kalifornien 11885 123 461 000 oder 6 %), 62 585 000 oder 3 %

1885 55 845 000 oder 2,7 %) aus Brasilien, 11 403 000 oder 0,5 % (1885 7 269 000 oder 0,4 %) aus China und Japan, 13 972 000 oder 0,7 % (1885 17 486 000 oder 0,8 %) aus Afrika, im Ganzen aus außereuropäischen Ländern seewärts 344 800 000 oder 16,5 % (1885 356 395 000 oder 17,4 %); die Einfuhr zur See betrug ferner aus Großbritannien 394 594 000 oder 19 % (1885 394 176 000 oder 19,3 %), aus Frankreich

52 003 000 oder 2,5 % (1885 48 140 000 oder 2,3 %) und die

gesammte Einfuhr seewärts 936 822 000 oder 45 % (1885 933 032 000 oder 45,6 %); die Einfuhr betrug endlich von und über Altona 53 109 000 oder 26 % (1885 58 506 000 oder 2,9 %), von und über Harburg 26 516 000 oder 1,3 % (1885 20 987000 oder 1 %), von der Nieder⸗Elbe 12 498 000 oder 0,6 % (1885 12 170 000 oder 0,6 %) und mit der Altona⸗ Kieler, Berlin⸗Hamburger, Lübeck⸗ und Venlo⸗Hamburger Eisenbahn und mit Fuhrwerk 823 602 000 oder 39,5 % (1885 780 252 000 oder 38,1 %, im Ganzen wie oben 2 080 716 000 (1885 2 045 907 000 ℳ). Den Ausfuhrhandel Hamburgs in 1886 kennzeichnen folgende Angaben: Es wurden ausgeführt seewärts exkl. nach und über Altona 3 229 378 Doppel⸗Ctr. netto im Werthe von 254 686 350 ℳ, nach der Ober⸗Elbe 3 467 227 Doppel⸗Ctr. netto im Werthe von 44 124 315 ℳ, mit der Berlin⸗Hamburger Eisenbahn 1 574 151 Doppel⸗Ctr. netto im Werthe von 254 242 320 ℳ, mit der Altona⸗Kieler Eisenbahn 150 187 Doppel⸗ Ctr. netto im Werthe von 27 286 815 ℳ, nach und über Altona 1 371 245 Doppel⸗Ctr. netto im Werthe von 78 348 765 ℳ, die übrige Ausfuhr betrug 1 739 734 Doppel⸗Ctr. netto im Werthe von 73 191 960 ℳ, und die Total⸗Ausfuhr exkl. Kontanten 11 531 922 Doppel⸗Ctr. netto im Werthe von 731 880 525 ℳ; außerdem 6869 Doppel⸗Ctr. Kontanten im Werthe von 188 270 070 .

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Ein Soldatenleben in Krieg und Frieden. Von Hermann Lüders. Illustrirt vom Verfasser. reis elegant ge⸗ heftet 5 ℳ, fein gebunden 6 (Stuttgart, Deutsche Verlags⸗Anstalt). Dieses Werk des bekannten Soldatenzeichners ist von echt patriotischer Liebe zu dem Soldatenstand getragen. In Lüders lebt der Geist des neuen Deutschen Reichs, und das giebt dieser großen Fülle von Bildern aus dem Soldatenleben in Kriegs⸗ und Friedenszeit, welche der Künstler als Selbsterlebtes hier bietet, ihr besonderes und höchst charakteristisches Gepräge. Wir machen in diesem Werke die Feldzüge in Böhmen 1866 und in Frankreich 1870 mit, das ist der Kernpunkt. Dann aber werden wir auch eingeweiht in alle Leiden und Freuden des Soldatenlebens von dem ersten Anpassen des Rekrutenrocks bis zu den Goldborten des Oberjägers. Alles dies ist schlicht, wahr und mit warmer Liebe zum Soldatenstande, zu Kaiser und Reich, aber auch mit Humor, beschrieben und gleichzeitig veranschaulicht durch prächtige Bilder, voller Kraft und Leben, überraschend naturwahr, photographisch treu und doch geistvoll, und von bedeutendem künstlerischen Werth, so daß wir in diesem Buch eines jener außergewöhnlichen Werke erhalten, das zur Unterhaltungslektüre gehört, dabei eine populäre und doch künstlerische Abspiegelung des deutschen Soldatenlebens gewährt und zugleich einen zeitgeschichtlichen Werth besitzt. Auch stellt das prächtige Buch in Bild und Wort eine Geschichte des Entstehens der neuen deutschen Armee dar, die um so eindrucksvoller wirkt, als sie aus dem Stoff selbst sich ergab und völlig unabsichtlich ist. Man darf diesem Buch von Lüders einen glänzenden Erfolg im deutschen Volk prophezeien.

Pandekten von Heinrich Dernburg, ord. Professor der Rechte an der Universität Berlin. 2. Lieferung des III. Bandes. (Verlag von H. W. Müller in Berlin.) Der III. Band umfaßt das Familien⸗ und Erbrecht und bildet den Schluß des Werkes. Mit Klarheit, Präzision und Gründlichkeit legt uns der Verfasser den gegenwärtigen Zustand des gemeinen Rechts in Deutschlands dar. Die Ergebnisse der Wissenschaft und Praxis sind in erschöpfender Weise berücksichtigt. Dernburg weiß, worauf sich die Ge⸗ danken des jungen Juristen, der es mit dem Stu⸗ dium ernst meint, richten und richten müssen. Die dogmatischen Sätze sind mit Schärfe vor Augen gelegtt; die Rechts⸗ geschichte ist nur so weit berücksichtigt, als es deren Verhältniß er⸗ heischt, und jede störende Breite ferngehalten; hierzu tritt no die meisterhafte 88 der Darstellung, sodaß die Lektüre zum Genuß wird. Das Erscheinen der Schlußlieferung des ganzen Werks ist für den Beginn des Winter⸗Semesters zugesichert.

Die am 1. Okrober erscheinende Nr. 2309 der Illustrirten Zeitung enthält folgende Abbildungen: Von den Kaisertagen in Stettin. 3 Abbildungen. Originalzeichnungen von unserem Spezial⸗ zeichner Th. Rocholl. Fahrt des Kaisers zum Manöver. Der Kaiser auf dem Manöverfeld. Besuch des Prinzen und der Prinzessin Wil⸗ helm auf den Werften des Vulkan zu Bredow. Aus den salzburger Alpen: Zell am See und Umgebung (zweiseitig). Weinschlauch⸗ träger in Nöthen. Brunnenfigur in Bronze von August Sommer in Rom. Paul Gautsch v. Frankenthurn, österreichischer Kultus⸗ und Unterrichts⸗Minister. Der neue Salondampfer der Königlichen in Potsdam. Justus Karl Lion. Feun ests ach einem Gemälde von Cipriano Cei.

er Rothenburger Einsiedler. Die Schach spielenden Meerkatzen im Naumburger Dom. Schach: Meister des Schachspiels: 36) J. Arnous de Rivisre. Polytechnische Mittheilungen: Eine Pracht⸗ wiege, Geschenk der Königin Carola von Sachsen für ihre Nichte, die Erzherzogin Maria Josepha. Großes Wasserrad zu Hamah in Syrien. Ein Dampf⸗Dreirad. Wollenberg’s Hosenknopf. Vorder⸗ und Rückansicht. Füllofen, Patent Münter. 2 Figuren. Moden: Moderne Kleidertaillen. 6 Figuren. Frauenzeitung: Auguste Schmidt. 1 1G

Von der im Verlage von Franz Lipperheide (Berlin) erschei⸗ nenden Zeitschrift: „Die illustrirte Zeit“ liegen uns die drei neuesten Nummern (33— 35) vor. Dieselben enthalten wiederum eine reiche Fülle von künstleris ausgeführten Illustrationen und zeigen auch im Text das Bestreben der Redaktion, durch einen gediegenen

Inhalt für die Unterhaltung Bildung der Leser zu sorgen. Sorgfältige und zahlreiche Modebeilagen sind den Heften beigegeben. Der vierteljährliche Abonnementspreis für die „Illustrirte Zeit“ beträgt 2,50 ℳ, die Ausgabe mit allen Kupfern 4,25 Mit Beginn

des neuen Quartals wird die „Illustrirte Zeit“ übrigens jetzigen

rauen⸗ Neben den 24 Mode⸗Nummern und 12 Schnittmuster⸗Beilagen der „Modenwelt“ wird das Blatt fernerhin jährlich 28 Unterhaltungs⸗Nummern bieten, sodaß in jeder Woche eine

Titel ablegen und unter dem alten: „Illustrirte

Zeitung“ weitererscheinen.

Nummer ausgegeben wird.

Veterinärwesen.

Italien. In der italienischen Gemeinde Piateda ist die „Agalassia contagiosa“ (ansteckende Milchkrankheit) unter den Ziegen und Schafen

ausgebrochen. Niederländisch⸗Indien. In Tyloewar und Seoekaradja, Abtheilun 1 West⸗Java ist neuerdings die Rinderpest festgestellt worden. Die Maul⸗und Klauenseuche herrscht auf Java, insbesondere der Umgegend von Samarong in bedeutendem Umfange.

Gewerbe und Hasndell. Die Direktion der Concordia, Kölnische Lebens⸗

Versicherungs⸗Gesellschaft theilt mit, daß die beschlossenen

neuen Versicherungsbedingungen, nach welchen für die Zahlung der Prämien ausgedehntere Fristen bewilligt und die Unanfechtbarkeit der Policen in weitem Umfang gewährleistet wird, die behördliche Genehmigung erhalten haben. b

Die Generalversammlung des Eschweiler Bergwerks⸗ vereins stellte die Dividende pro 1886/87 auf 4,50 pro Aktie oder 1 ½ % fest und genehmigte den vorgelegten Betriebsplan pro 1887/88. Nach dem Geschäftsbericht pro 1886/87 be der Gesammt⸗ Brutto⸗Ueberschuß 531 611 ℳ, wovon 427 176 auf Kohlenbetrieb, 31 183 auf Hüttenbetrieb und 73 251 auf Grundbesitz und Wohnungen entfallen; hiergegen stehen im Soll die Ausgaben auf Zins⸗ und Amortisations⸗Conto, Dispositionsfonds und Tantièmen⸗ Conto mit 61 847 Zu Abschreibungen wurden außer 146 667 direkte Abschreibungen für Maschinenentschädigung noch 267 701 ℳ, also in Summa 414 368 verwandt. Aus dem alsdann (unter Be⸗ rücksichtigung von 3937 Vortrag von voriger Rechnung) ver⸗ bleibenden Reingewinn von 206 000 wurde der Reservefonds statut⸗ gemäß mit 20 600 dotirt. Die Kohlenförderung einschließlich 907 t Bestand = 406 288 t (397 136 t) ist gegen das Vorjahr um 0,24 % gestiegen; die Selbstkosten sind um 1,6 pro Tonne gefallen, dagegen der Durchschnittsverkaufspreis um 12,6 pro Tonne ge⸗ sunken. Die Kokesproduktion zum Verkauf betrug 51 978 t (1885/86 49 901 t), auf Concordiahütte 24 083 t (35 570 t). Die Roheisen⸗

Erzeugung ergab 19 970 t (18 751 t) oder pro Tag 54 712 kg

(51 372 kg). Die Fabrikationskosten find um 1,20 pro Tonne niedriger, dagegen ist der Verkaufspreis um 1,71 gegen das Vor⸗ jahr gefallen. 1

Nach dem in der Generalversammlung der Aktionäre der Bredower Zuckerfabrik Aktien⸗Gesellschaft zum Vortrag gebrachten Geschäftsbericht hat die Fabrik in der vorjährigen Campagne 394 265 Ctr. Rüben verarbeitet und davon eine Ausbeute von ca. 12 % Zucker gewonnen. Der erzielte Gewinn von 20 119 maürher zu Abschreibungen verwandt. Dem Aufsichtsrath wurde Decharge ertheilt.

Nürnberg, 27. September. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held.) Die Situation des Markts hat sich in dieser Woche bis jetzt nicht geändert, insbesondere ist der Preisstand im Wesent⸗ lichen der bisherige geblieben. Die heutige Landzufuhr betrug circa 1200 Ballen, hierzu kommen noch mäßige Quantitäten eingetroffener Hallertauer, Württemberger und sonstiger auswärtiger Sorten. Für Kundschaft lag gute Frage vor und es nahm dieselbe alle Qualitäten,

besonders aber gute Mittelmarkthopfen zu 55 62 An England⸗ Exporteure gingen circa 450 Ballen ab, meistens Markthopfen zu

52 56 Gute Waare ist sehr gesucht und behauptet ihren Prei fest. Die Stimmung ist ruhig bei fortwährender Kauflust.

Notirungen: Gebirgshopfen 80 90 ℳ, Markthopfen Ia 70 75 do. mittel 57 62 ℳ, do. gering 48 52 ℳ, Hallertauer 70 90

Buitenzorg, auf

Württemberger 70 100 ℳ, Badische 70 100 ℳ, Elsässer 65 85 ℳ,

Wollnzacher 100 115

London, 28. September. (W. T. B.) Wollauktion. Tendenz stetig, Preise unverändert.

St. Petersburg, 29. September. (W. T. B.) Wie die „Börsenzeitung“ ausführt, ist das Finanz⸗Ministerium in der Lage, das diesjährige Budget⸗Defizit durch die letzte vierprozentige innere Anleihe decken zu können, und sei eine neue Anleihe im Ausland nicht durchaus erforderlich. Die Gerüchte über stattgehabte Versuche, eine solche in Paris abzuschließen, hätten lediglich die faktische Unterlage, daß die Reichsbank die in ihrem Portefeuille befindlichen Werthpapiere unter vortheilhaften Bedingungen zu begeben geneigt wäre.

Washington, 28. September. (W. T. B.) Das Schatzamt kaufte heute 99 950 Doll. 4 % Obligationen und 153 950 Doll 4 ½ % Obligationen. 8

Submissionen im Auslande.

Belgien.

1) 10. Oktober, 10 ½ Uhr Vormittags. Rathhaus zu Gent, Bau einer Schule in der Rue van Hulthem. Voranschlag 56 000 Fr. Kaution 3000 Fr. Offerten bis spätestens 8. Oktober.

2) 21. Oktober, 11 Uhr Vormittags. Provinzial⸗Gouvernements⸗ Gebäude zu Hasselt. Bau des letzten Theils der Route Maeseyck zur niederländischen Grenze zwischen dieser und dem Orte Molen⸗ beersel. Voranschlag 34 000 Fr. Vorläufige Kaution 1600 Fr. Preis der Pläne 7,70 Fr. Lastenheft Nr. 56 bei der Administration des Fonte et chaussées et des mines, rue de Louvain No. 24, ;

Brüssel käuflich. 8 Niederlande.

1) 4. Oktober, 11 ½ Uhr Vormittags. Arnhem:

Loos Nr. 18. Lieferung in 2 Abtheilungen von Steinkohlen und Grus für Gemeindezwecke.

Auskunft an Ort und Stelle.

2) 5. Oktober, 12 Uhr Mittags. (Provinz Gelderland):

Lieferung von gewöhnlichen groben Steinkohlen und von Nuß⸗ kohlen für den Bedarf der Schulen und des Gemeindehauses.

Auskunft an Ort und Stelle. 1

3) 13. Oktober, Nachmittags 1 Uhr. Dykgraaf en Heemraden van den Haarlemmermeerpolder in der Sekretarie des Polders zu Haarlem, Jansweg: 8 3

Lieferung und Aufstellung von sechs Dampfkesseln nebst Zubehör für das Pumpwerk „de Cruquius“ bei Heemstede.

Bedingungen auf Franko⸗Anfrage für 2,50 Fl. käuflich bei der Poldersekretarie zu Haarlem.

Schweden.

7. November, Mittags. Stockholm. Expedition des Zeug⸗ meisters (Tygmästarens Expedition; Artillerigarden. Lieferung von 30 000 kg Kalisalpeter.

Näheres an Ort und Stelle.

6 Verkehrs⸗Anstalten. Ham burg, 29. September. (W. T. B.) Der Hereiks „Teutonia“ der Hamburg⸗Amerikanzschen acketfahrt⸗ Aktiengesellschaft hat, von Westindien kommend, heute Lizard

passirt. 4 London, 28. September. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer

Gemeentebestuur

Gemeentebestuur zu Epen

„Hawarden Castle“ ist heute von London abgegangen

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