Bei der Einsegnungsfeier der Leiche des verstorbenen Wirklichen Geheimen Raths von Langenbeck ließ Sich Ihre Majestät in Wiesbaden durch den Königlichen Kammerherrn und Schloßhauptmann, Freiherrn von Ompteda vertreten.
Der General⸗Intendant der Königlichen e Graf Bolko von Hochberg, ist von München zurückgekehrt. — Das Schulgeschwader, bestehend aus S. M. Kreuzer⸗Fregatten „Stein“ (Flaggschiff), „Moltke“, Gneisenau“ und „Prinz Adalbert“, Geschwader⸗Chef ontre⸗Admiral von Kall, ist am 3. Oktober cr. in Plymouth eingetroffen. S. M. Kanonenboot „Iltis“, Kommandant Kapitän⸗ Lieutenant von Eickstedt, ist am 4. Oktober cr. in Amoy angekommen.
Köln, 5. Oktober. (W. T. B.) Se. Majestät der König der Belgier kam gestern Abend auf der Rückreise von Baden⸗Baden hier an und setzte heute die Heimreise fort.
Württemberg. Stuttgart, 2. Oktober. Wie die M. „Allg. Ztg.“ hört, soll der Landtag im November wie⸗ der einberufen werden. Was den zur Berathung kommenden Stoff anbelangt, so dürften darüber die definitiven Beschlüsse erst nach der Rückkehr des Minister⸗Präsidenten Dr. Frelbertn von Mittnacht gefaßt werden. Auf jeden all ist Seitens des Ministeriums des Innern ein sehr umfassendes Material für die Verhandlungen vorkbereitet. Hieher gehört der Entwurf eines Verfassungsgesetzes, mit dessen Vorlegung die Regierung im Vertrauen auf allseitiges Entgegenkommen den erneuten Versuch machen will, zu einer Verständigung über eine veränderte Zusammensetzung beider Kammern der Ständeversammlung zu gelangen. Ebenso sind die Vorarbeiten für Gesetze, durch welche unter Festhaltung der bewährten Grundlagen der Organi⸗ sation der Gemeinden und Almtskörperschaften die Selbstverwaltung erselben weiter entwickelt, den besonderen Bedürfnissen der größeren Gemeinden Berücksichtigung geschenkt und die Aufsichtführung der höheren Behörden im Sinne der Vereinfachung neu bestimmt werden soll, vollständig beendigt, so daß die Entwürfe fix und fertig daliegen. Außerdem ist auch noch ein Gesetzentwurf über Bewässerungs⸗ und Entwässerungsanlagen im Zusammenhange mit anderen Theilen des Wasserrechts zu erwarten.
Anhalt. Georgium, 3. Oktober. (Anh. St.⸗A.) Die Erbprinzessin und die Prinzessin Antoinette Anna nebst Gefolge sind heute hier wieder eingetroffen.
Desterreich⸗Ungarn. Wien, 3. Oktober. (Wien. Abdp.) Die Kommission, welche unter Leitung des Be⸗ von Trentini von österreichischer und des Hrn. Alexander Ritter von Aumüller von italienischer Seite die österreichisch⸗italienische Grenze zu begehen und wo nöthig richtigzustellen hatte, hat, wie dem „Boten f. Tirol“ aus Trient gemeldet wird, in den letzten Tagen ihre Arbeiten beendet. Während der ganzen Zeit, als die Kommission tagte,
herrschte stets das beste Einvernehmen und der freundlichste
Verkehr zwischen allen betheiligten Mitgliedern.
— 5. Oktober. (W. T. B.) Wie die „Presse“ meldet, hat die italienische Regierung ihre Forderungen in Bezug auf den abzuschließenden Tarifvertrag auf schrift⸗ lichem Wege nach Wien gelangen lassen und gleichzeitig die Bitte ausgesprochen, daß auch Oesterreich seine öö vor Beginn mündlicher Verhandlungen schriftlich mittheile. Aus diesem Anlaß findet am 6. Oktober eine Sitzung der österreichisch⸗ungarischen Zollkonferenz statt.
Pest, 5. Oktober. (W. T. B.) „Nemzet“ sagt gegen⸗ über anderweitigen Zeitungsmeldungen: die Regierung werde von dem bereits bewilligten Kredit von 45 Millionen Gulden höchstens 20 bis 21 Millionen in Anspruch nehmen und selbst die Beschaffung dieser Summe bei ungünstigem Geldmarkt verschieben.
Großbritannien und Irland. London, 4. Oktober. (A. C.) Die Untersuchung über die neulichen Un⸗ ruhen in Nitchelstown wurde gestern wieder auf⸗ genommen. Als Hauptzeuge wurde der Kreis⸗Polizei⸗Inspektor Brownrigg vernommen, welcher entschieden in Abrede stellte daß er den Befehl, zum Feuern gegeben habe. Er habe viel⸗ mehr, als sich die Polizei in die Kaserne zurückzog, den Leuten befohlen, nicht zu schießen, was dieselben bezeugen könnten. Er sei außer Stande, zu sagen, wer den Befehl zum Feuern gegeben habe.
Der „Vorstand der irischen National⸗Liga in Großbritannien macht bekannt, daß eine National⸗ 8s am 29. d. M. in Cardiff zusammentreten werde.
Der Deputation, welche dem 1. der Vereinigten Staaten die von der Internationalen Schiedsgerichts⸗Gesellschaft entworfene Adresse be⸗ züglich der Einsetzung eines Schiedsgerichts zur Entscheidung aller zwischen England und den Vereinigten Staaten entstehenden Streitigkeiten, überreichen wird, gehören außer einer Anzahl von Parlamentsmitgliedern, auch drei Vertreter des Kongresses der Gewerkvereine an. Die Adresse ist von 230 englischen, schottischen und wallisischen, dagegen von keinem irischen Abgeordneten unterzeichnet worden. In dieser Woche begeben sich die letzten Mitglieder der Deputation nach Amerika.
Der Ausweis für das mit dem 30. September endigende zweite Quartal des laufenden Finanzjahres ist nicht ungünstig. Die Einnahmen beliefen sich während dieses
eitraums auf 17 866 986 Per. Sterl. gegen 17 464 562 Pfd.
terl. im be ve en. uartal von 1886, was eine Zu⸗ nahme von 402 424 Pfd. Sterl. bedeutet. Die Getränke⸗ steuer, Stempelgefälle, die Einkommensteuer, die Post und der Telegraph sowie verschiedene andere Einnahmequellen lieferten, verglichen mit dem entsprechenden Quartal des Vorjahres, Mehrbeträge, während die Einnahmen aus den Zöllen, der Gebäudesteuer und der Verzinsung von Darlehen an Lokal⸗ behörden hinter denen des entsprechenden Zeitraums von 1886 zurückblieben. Die Einnahmen in dem am 30. September endigenden Halbjahr des laufenden Fiskaljahres überstiegen
ie in dem entsprechendenn Halbjahr von 1886 u l“
die den Eisenbahnen
Aus Süd⸗Afrika liegen folgende Meldungen des „Reuter'schen Bureaus“ vor:
Kapstadt, 14. September. Die hiesige Handelskammer faßte gestern eine Resolution, in welcher die Regierung aufgefordert wurde, eine nach Parijs, an der Grenze von Transvaal, zu bauende Eisenbahn durch eine Subvention zu unterstützen. Sollte die Regierung des Transvaal dagegen sein, so solle die Kimberley⸗ Sesen ahn sogleich bis zur Grenze des Transvaal auf britischem Gebiet weitergeführt werden.
Durban, 13. September. Der Präsident der Neuen Republik, Lucas Meyer, hat sich nach Prätoria begeben, um mit dem Präsidenten Krüger über die Annexion der Neuen Republik an Transvaal zu unterhandeln. — Aus dem Zulu⸗ lande wird gemeldet, daß Dinizulu einen eingeborenen Häuptling getödtet hat und sich im Ngomi⸗Walde verborgen hält. — Die Eisenbahn an der Delagoa⸗Baäi naht sich der Vollendung. Am Hafen soll ein Damm ins Wasser gebaut werden, so daß die größten Oceanschiffe anlegen und ihre Fracht direkt in die Eisen⸗ bahnwaggons verladen können.
Aus Birma wird gemeldet:
Rangun, 2. Oktober. Berichte aus Ober⸗Birma besagen, daß kleine Räubereien noch immer stark vorherrschen. In Myingian wurde von den Freibeutern eine Polizeistation niedergebrannt. Der einzige Distrikt, der ernstlich gestört ist und sich nicht unter militärischer Kontrole befindet, ist JWaw. Der Gesundheitszustand der Truppen in Ober⸗Birma ist gegenwärtig unbefriedigend, aber es darf eine Besse⸗ rung erwartet werden, wenn die Zustände des Landes es gestatten, daß die jetzt besetzten ungesunden Stationen geräumt werden.
Frankreich. Paris, 3. Oktober. (Fr. C.) Der Handels⸗Minister Dautresme wohnte gestern Abend in seiner Vaterstadt Elbeuf einem ihm zu Ehren veranstal⸗ teten Banquet bei, auf welchem er die übliche Rede hielt. Der Minister sprach von den Handelsinteressen der gewerbe⸗ treibenden Stadt, die er zu fördern verhieß, und von der allgemeinen Politik des Ministeriums, welche von allen Seiten Anfechtungen erfährt. Dann fuhr er fort:
„Was hat denn das Ministerium begangen? Wessen zeiht man uns? Ehrgeizige zu sein? Hat einer von uns seine Haltung geändert, seitdem er im Ministerium sitzt? Orleanisten zu sein? Hat einer von uns an den Herzog von Aumale geschrieben? Dem Klerikalismus günstig zu sein? Worauf stützt man eine solche Beschwerde? Nein, was man uns vorwirft, das ist, daß wir uns enthalten, eine Kampf⸗ regierung zu sein. Wohlan, ich wiederhole, was Hr. Rouvier und was vor ihm Hr. von Freyecinet gesagt hat: Wir wollen nicht Frankreich kommandiren, sondern es überzeugen. Auf der Rechten sehen wir Männer, welchen ihre Vergangenheit, ihre Geburt, ihre Beziehungen verbieten, aus den Reihen, wo sie stehen, hervorzutreten. Diesen haben wir nichts zu geben, nichts zu gewähren, und wir werden ihnen niemals ein Prinzip oder einen. Beamten opfern. Aber neben ihnen giebt es Wähler, die ein Mißverständniß uns entfremdet hat, und wenn eine Politik im Stande ist, sie zur Republik zurückzuführen, so ist es die unsrige. Die Rechte warf alle Kabinette zu Boden in der Hoffnung, das erschöpfte Land werde in den Armen eines Retters Hülfe suchen. Da sie damit ihr Ziel nicht erreicht, hat sie ihre Taktik geändert: daher die Manifeste der letzten Zeit. Aber mit diesen Trompetenstößen werden die Flüchtlinge nicht aufgehalten werden. Kaiserreich und Königthum liegen in derselben Gruft eingemauert. In dieser Lage ist es die Pflicht der Republikaner, das Land zu beruhigen, welches im Innern die Sicherheit, nach Außen die Achtung vor der französi⸗ schen Fahne will, und daß wir uns auf der Höhe dieser patriotischen
Pflichten zu behaupten wissen, haben die Vorgänge der letzten Zeit
gezeigt.“
Der Budgetausschuß der Kammer prüfte vorgestern den Budgetentwurf der Finanzverwaltung und beschäftigte sich besonders mit dem Bedarf für den Dienst der kurzlaufenden Schatzscheine (schwebende Schuld) und für
zu zahlenden 1“ Es werden im laufenden Jahre für 100 Millionen Schatzscheine fällig, von denen nach dem Haushaltsgesetz für 1887 ein Betrag von 15 Millionen baar eingelöst, der Rest aber gegen neue Schatzscheine umgetauscht, also verlängert werden sollte. Wie das Ministerium indessen mittheilt, konnten in Folge einer Ersparniß von Zinsen 18 statt 15 Millionen ein⸗ gelöst werden. Als Bürgschaftszuschuß an die Eisenbahnen wurde ein Betrag von 85 Millionen Franken vorgesehen und vom Ausschuß genehmigt. Dieser Zuschuß überstieg im laufenden Jahre 100 Millionen; allein in letzter Zeit haben sich bekanntlich die Bahn⸗Einnahmen wieder merklich gehoben. Ferner setzte der Ausschuß den Zinsfuß für die dem Staate von den öffentlichen Anstalten der Städte und Departements, wie Armenpflegen, Kirchenstiftungen ꝛc. in Verwahrung ge⸗ gebenen Gelder von 3 auf 2 Proz. herab, was eine Ersparniß von dreiviertel Millionen Franken ergiebt. Auch die Verzinsung der Beamten⸗Kautionen, die ursprünglich 5 Proz. betrug, im Jahr 1816 auf 4 und im Jahr 1844 auf 3 Proz. herabgesetzt wurde, soll nach dem Vorschlag des Bericht⸗ erstatters F. Faure auf 2 Proz. herabgesetzt werden. Sodann erörterte der Ausschuß das Kapitel der bürgerlichen Ruhe⸗ gehälter, das sich auf nicht weniger als 62 ⅛½ Millionen Franken beläuft: 1 ⅛ Millionen mehr, als für das laufende Jahr bewilligt worden sind. Der Berichterstatter beantragte, den ganzen Mehrbedarf zu streichen, um sich damit gegen die, wie er behauptete, von den Ministern bisweilen aus persönlichen oder politischen Rücksichten verfügten Pensionirungen auszusprechen; der Ausschuß lehnte jedoch diesen Antrag ab, weil dessen Wirkung nicht die Minister, sondern die in Ruhestand Versetzten betreffen würde, die mit dem Bezug ihrer Pensionen warten müßten, bis die Mittel durch den Tod älterer Pensionirten frei würden. Der Ausschuß erklärte sich jedoch damit einverstanden, zu ver⸗ hindern, daß Beamte willkürlich und vorzeitig in Ruhestand versetzt werden. .
Die technische Eisenbahnkommission für Tong⸗ king hat in ihrem im „Journal officiel“ veröffentlichten Be⸗ richt an den französischen Minister der Auswärtigen An⸗ gelegenheiten den Bau der folgenden fünf Eisenbahn⸗ linien vorgeschlagen, von denen die drei ersten bei der Un⸗ zulänglichkeit der vorhandenen Wasserstraßen als im handels⸗ politischen und militärischen Interesse dringend erfor⸗ derlich zur sofortigen Ausführung empfohlen werden: 1) Die Linie Hanoi — Port Courbet, 175 km; sie verbindet Hanoi mit dem günstigsten Hafenplatz Tongkings. Die übrigen vier Linien bilden den Anschluß aus dem Innern an diese Linie. 2) Die Linie Bac⸗Ninh nach der chinesischen Grenze (Provinz Kouang⸗Si), 125 km. Diese Bahn wird dem gewöhnlichen Wege von Annam nach China folgen. 3) Die Linie Hanoi — Punnan, 300 km. Diese soll die Verlängerung der Linie Port Courbet —Hanoi bilden und auf dem linken Ufer des Rothen Flusses konstruirt werden. 4) Die Linie Laos nach der Hauptlinie; sie wird entweder durch das Thal des Schwarzen lußes nach Luang Prabang oder in dem Thalbecken des Song⸗Ma nach Muong⸗Luong führen. 5) Eine Verbindungsbahn zwischen Tongking und dem nördlichen Annam (von Hanoi über Ninh⸗Binh nach Hué). Die Dauer
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der betreffenden Konzessionen ist auf 99 Jahre festgesetzt. Der Konzessionär hat die zum Unterbau nöthigen Gelder der Re⸗ gierung vorzuschießen, welche ihm innerhalb 90 Jahren mit einem Zinsfuß von 6 Proz. zurückgezahlt werden.
Das französische Schiff „La Dives“ hat einige kanakische Dörfer auf den Neuen Hebriden bom⸗ bardirt, nachdem die Eingeborenen französische Ansiedler ge⸗ plündert hatten.
Spanien. Madrid, 3. Oktober. (R. B.) In Folge der hier eingegangenen Meldungen von der ernsten Erkrankung des Sultans von Marokko wird heute ein militärisches Corps von Madrid abgehen, um die Gar⸗ nisonen in den Besitzungen in Nord⸗ Afrika zu verstärken, damit Spanien vorbereitet sei, im Fall des Ablebens des Sultans bei möglichen Ereignissen seine Interessen wahren zu können.
Serbien. Belgrad, 4. Oktober. (W. T. B.) Nach dem nunmehr vorliegenden offiziellen Wahlresultat gehören von 142 in die Skupschtina Gewählten 65 der liberalen und 71 der radikalen Partei an. — Alle Meldungen über den Zeitpunkt und den Ort des Zusammentritts der Skupschtina werden als verfrüht bezeichnet.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 4. Oktober. (W. T. B.) Der Kriegs⸗Minister, General⸗Major Ryding, hat seine Entlassung genommen; an seiner Stelle ist General⸗Major Freiherr von Peyron zum Kriegs⸗ Minister ernannt worden.
Dänemark. Kopenhagen, 4. Oktober. Die feierliche Eröffnung der 40. ordentlichen Reichstagssession fand gestern Vormittag im Festsaale der Universität statt. Alle Minister sowie die meisten Mitglieder der Rechten beider Thinge waren erschienen, während sämmtliche Mitglieder der Linken fehlten. Der Conseils⸗Präsident Estrup verlas ein Aller⸗ höchstes Reskript, auf Grund dessen er im Namen des Königs den Reichstag für eröffnet erklärte. — Im Lands⸗ thing eröffnete der Abg. Neergaard als Alterspräsident die Sitzung und leitete die Wahlen des Bureaus. Zum Präsidenten wurde der Abg. Liebe und zu ize⸗ Präsidenten die Abgg. Plong und Rosenörn gewählt. — Im Folkething leitete der Abg. Alberti die Vorstands⸗ wahlen. Gewählt wurden der Abg. Högsbro zum Präsidenten und die Abgg. Bojsen und Hörup zu Vize⸗Präsidenten. Vom Conseils⸗Präsidenten war die Mittheilung eingegangen, daß dem Thinge folgende Vorlagen gemacht werden sollten: vom Finanz⸗Minister der Entwurf des Finanz⸗ Festhes für 1888/89, das vorläufige und das provi⸗ orische Finanzgesetz für gegenwärtiges Jahr, Gesetzentwürfe, betreffend die Anlage von Freilagern, die Verwaltung der Staatswälder und das Pensionswesen; vom Minister des Iünag Gesetzentwürfe, betreffend das Lehrlingswesen, die
unstbutter und die Gehälter der Post⸗ und Telegraphen⸗ beamten; vom Marine⸗Minister wird eine außerordentliche Bewilligung für die Entwicklung der Flotte verlangt werden. — Der Bericht über die Staatsverwaltung im Finanzjahre 1885/86 ist dem Reichstage zugegangen. Die Staatsrevisoren Högsbro und Hörup beantragen, die Decharge zu verweigern, da dem Reichstage kein Finanzgesetz oder Nachtragsbewilligungsgesetz für genanntes Finanzjahr vorgelegen habe. Dagegen beantragen die Staatsrevisoren Dinesen und Dresing die Anerkennung und Genehmigung, da die vorläufigen “ als vollgültige und zur Führung der Staatsverwaltung nöthige Gesetze anzusehen seien. — Von dem Finanz⸗Minister wurden heute Uebersichten über die Ein⸗ nahmen und Ausgaben im Finanzjahre 1886/87 veröffentlichh. Die mit 55 865 987 Kronen eingestellten Einnahmen ergaben danach nur 54 769 601 Kr. Gerin⸗ gere Einnahmen weisen auf: die Domänen mit 627 688 Kr. gegen den Voranschlag von 950 755 Kr., die Zinsen der Staatsaktiven mit 3482619 Kr. gegen 5 307 011 Kr., die Zölle und Branntweinsteuer mit 27 180 907 Kr. gegen 28 661 000 Kr. u. s. w. Die Aus⸗ gaben, zu 55 549 236 Kr. veranschlagt, beliefen sich auf 58 091 293 Kr. Der Fehlbetrag von 3 321 692 Kr. wurde aus den Staatskassenbeständen gedeckt, die am 31. März 1886 62 495 996 Kr. und nach Abzug des Fehlbetrags am 31. März 1887 59 174 303 Kr. betrugen.
— 4. Oktober. (W. T. B.) Bei Einbringung des Budgets im Folkething theilte der Finanz⸗Minister mit, daß die Staatsschulden durch die Auszahlung der Amsterdamer Anleihen von 1764 und 1785 und der Antwer⸗ pener von 1788 um 1 600 000 Kronen vermindert werden
würden.
„Amerika. New⸗York, 3. Oktober. (A. C.) Der Präsident Cleveland hielt heute in der Börse zu St. Louis eine Rede, in welcher er sagte: er wisse den Werth
fleißiger, mäßiger und sparsamer Ausländer, welche das
amerikanische Bürgerrecht zu erwerben wünschten und
sich mit den durch die Gesetze und Einrichtungen der Ver⸗ einigten Staaten gewährleisteten Freiheiten zufrieden gäben, wohl zu schätzen. Es lasse sich leicht unterscheiden zwischen solchen Leuten und Einwanderern, welche sich nicht assimi⸗ lirten und nur nach Amerika kämen, um daselbst Ruhestörun⸗ gen anzufachen.
Süd⸗Amerika. Argentinien. Buenos⸗Aires, 5. Oktober. (W. T. B.) Während des Monats September d. J.
sind hier 41 Dampfer mit 8650 Einwanderern einge⸗
troffen. Die Monats 3 095 für Rosario.
Asien. Aus Afghanistan meldet „Reuter's Bureau“:
Lahore, 3. Oktober. Die „Civil and Military Gazette“ bestätigt heute die Nachricht, daß der Emir Abdurrahman schwer erkrankt ist.
Bombay, 3. Oktober. Nach den letzten von Kabul einge⸗ gangenen Nachrichten entbot der Emir kürzlich Isa Khan nach Kabul. Der Letztere kam jedoch nicht selbst, sondern sandte Awaz Minbashi, den hervorragendsten Mann des Abab⸗Stamms. Der Emir war darüber so erbittert, daß er Minbashi und dessen Gefolge sofort ins Gefängniß werfen ließ. — Auf Befehl des Emirs wurden die Ghilzai⸗Kaufleute von der städtischen Abgabe befreit, welche sonst auf allen in die Hauptstadt gebrachten Waaren ruht.
Kalkutta, 2. Oktober. Ein eingeborener Berichterstatter mel⸗ det die Wirkung der Nachricht von dem Entkommen Eyub'’s in Kabul. Der Emir soll die Chefs mehrerer Stämme ein⸗ berufen und mehr Mannschaften zur Garnisonirung von Kabul und Ghuzni verlangt haben. Er schaffte auch verschiedene Abgaben ab. — Ein heutiges Telegramm aus Quetta besagt, 8 Eyub’s ungewisses Schicksal im südlichen Afghanistan fortdauernd das höchste Interesse errege.
“
1“ betrugen während desselben Pesos für Buenos⸗Aires und 541 600 Pesos
Seine Parteigänger glauben zuversichtlich,
Southampton bringen und nur 500 Rup. berechnen.
daß er die Nachbarschaft von Farah erreichen werde. Nur ein einziger Ghilzai⸗Chef von Bedeutung hat die Grenze erreicht; derselbe befindet ich unter Aufsicht in Quetta. Die Uebrigen haben sich nach Norden 58es um sich den Suleiman Khel Ghilzais anzuschließen, von denen sich gerüchtsweise eine Sektion unter Waffen befinden soll.
Afrika. (W. T. B.) Ein Telegramm des „Reuter'schen Bureaus“ berichtet: Aus Tamatave, vom 21. v. M., wird gemeldet: es seien zwischen der Regierung von Madagascar und dem dortigen franzöfischen Minister⸗Residenten sehr gespannte Beziehungen ein⸗ getreten: der französische Minister⸗Resident hätte seine Flagge eingezogen und Antananarivo verlassen, und der bisherige madagassische Minister des Auswärtigen wäre verbannt worden.
Zeitungsstimmen. Gegenüber den Darstellungen der deutschfreisinnigen und
demokratischen Presse, als ob die Einführung fünfjähriger
Legislaturperioden eine für das deutsche Verfassungsleben ganz uneihönfe Neuerung bedeute, stellt die „Kölnische itung“ fest:
36 daß gie Verfassungen der meisten größeren deutschen Bundes⸗ staaten längere Legislaturperioden haben als dreijährige. Sechsjährige Gesetzgebungsperioden bestehen in Sachsen, Württemberg, Bayern, Hessen, Sachsen⸗Meiningen, Resß ä. L., Reuß j. L., Schaumburg⸗ Lippe und Lippe. Von den übrigen Staaten hat Preußen die drei⸗ jährige Gesetzgebungsperiode, Baden die vierjährige, während die kleineren Staaten, deren Ständeversammlung nur aus einer Kammer besteht, sich zumeist zu Gunsten der dreijährigen Gesetzgebungsperiode entschieden haben. Abgesehen von Preußen haben die größeren Bundesstaaten ohne Ausnahme längere als dreijährige Gesetzgebungsperioden, und es ist wohl zu beachten, daß es in erster Lnie die süddeutschen Staaten sind, deren Verfassungen diesen Punkt wesentlich anders regeln, als die Reichsverfassung, ohne daß jemals die längere Dauer der Gesetzgebungsperiode einen Anlaß zur Un⸗ zufriedenheit daselbst gegeben hätte. Die Zufriedenheit, welche in diesen Staaten ganz allgemein in Ansehung dieser Verfassungseinrichtung seit langer Zeit besteht, beweist zur Genüge, daß man daselbst für die Vorzüge einer Einrichtung nicht blind ist, welche die Aufregung und Beunruhigung einer Wahl möglichst selten zu machen sucht. Der Umstand, daß es gerade die süddeutschen Bundesstaaten sind, welche vier⸗ und sechsjährige Gesetzgebungsperioden besitzen, ist aber weiter ein Beweis für die Unwahrheit des Vorwurfs, die Verlängerung der Gesetzgebungsperioden beschränke die Volksrechte. Wenn man in Staaten, die in durchaus liberalem Sinne regiert und verwaltet werden, seit vielen Jahrzehnten unter den vierjährigen und sechs⸗ jährigen Gesetzgebungsperioden gelebt hat, ohne von einer Verkümme⸗ rung des Mitwirkungsrechts des Volks bei Gesetzgebung und Ver⸗ waltung etwas zu bemerken, ohne sich über die unstatthafte Ein⸗ schränkung der dem Volke zustehenden Befugnisse zu beklagen, dann kann die Einführung einer ähnlichen Einrichtung für das Reich doch wohl kaum eine reaktionäre Maßregel sein, dann kann in einer Nach⸗ ahmung dieser erprobten Einrichtungen Seitens des Reichs doch nur von dem blinden Parteieifer ein Angriff jauf die Volksrechte erblickt werden. Es wäre wunderbar, daß eine Einrichtung im Heimathlande der deutschen Volkspartei mit den Volksrechten verträglich sein, im Reiche dagegen dieselben in schwerster Weise verletzen sollte. . ..
— Die „Berliner Politischen Nachrichten“ schreiben:
Wie wir bereits vor längerer Zeit mittheilen konnten, hat der Centralverband deutscher Industrieller, um eine zuverlässige statistische Unterlage für die Beurtheilung der Frage der Alters⸗ und Invaliden⸗ Versicherung zu gewinnen, an seine Vereine und Unterverbände einen Fragehogen verschickt, in welchem die Industriellen um Angabe der
erhältnisse der in ihren Betrieben etwa schon vorhandenen Alters⸗ und Invalidenkassen ersucht wurden. Der zum Centralverband ge⸗ hörige Oberschlesische Berg⸗ und Hüttenmännische Verein hat diese Enquêéte nun bereits abgeschlossen und veröffentlicht. Und in der That, der Verein konnte diese Publikation mit einer gewissen Genug⸗ thuung vornehmen, denn die Leistungen, welche seine Mitglieder auf dem fraglichen Gebiet aufweisen können, sind hervorragende.
Die innerhalb des Vereinsbezirks vorgenommene Umfrage er⸗ streckte sich auf 80 000 Arbeiter und von diesen 80 000 ist nur für 2400, d. i. nur für 3 %, zur Zeit noch keine Gelegenheit vorhanden, sich für den Alters⸗ und Invaliditätsfall zu versichern. Von den übrig bleibenden 77 600 Arbeitern sind wirklich versichert: 73 600, d. i. 92 % der Gesammtzahl von 80 000; die fehlenden 4000 sind nur deswegen nicht versichert, weil sie eine Versicherung nicht beantragt haben (bei einigen Kassen sind die Arbeiter zum Beitritt nicht ver⸗ pflichtet, sondern nur berechtigt) oder weil ihnen der Eintritt in die Kassen ihrer Jugend, ihres Geschlechts oder mangelhafter Gesundheit halber statutengemäß zur Zeit nicht gestattet werden darf.
Für die wirklich versicherten 73 600 Arbeiter sind insgesammt 22 Kassen vorhanden, von denen eine, die des Oberschlesischen Knapp⸗ schaftsvereins, allein mit 58 130 Arbeitern ca. 80 % der Gesammt⸗ zahl umfaßt. Das Vermögen sämmtlicher Kassen betrug Ende 1886 ca. 7 440 000 ℳ, ihre Einnahme pro 1886 von den Arbeitern ca. 1 518 000, von den Arbeitgebern ca. 1 382 000 und an Zinsen ꝛc. ca. 285 000 ℳ An Invaliden⸗, Wittwen⸗, Waisen⸗ und sonstigen Unter⸗ stützungsgeldern zahlten die Kassen in dem genannten Jahr an Arbeiter selbst ca. 1068 000 und an die Hinterbliebenen von Arbeitern ca. 724 000 ℳ Der von den Kassen im Jahr 1886 erzielte Gesammt⸗ überschuß beläuft sich auf ca. 459 000 ℳ und ist zweifellos nur des⸗ wegen so hoch, weil ein großer Theil der Kassen noch ganz neuen Datums ist, ihre Leistungen daher den zu erwartenden normalen Stand noch nicht erreicht haben.
Das sind geradezu erstaunliche Ziffern, und nach dieser ersten Zusammenstellung eines der zum Centralverbande gehörigen Vereine darf man auf das Ergebniß der gesammten Enquete gespannt sein. Jedenfalls geht schon aus dieser einen Publikation hervor, daß es keine leeren Worte sind, wenn unseren Industriellen nachgerühmt wird, daß sie ein Herz für die Leiden ihrer Arbeiter haben und ihnen bei den Folgen der Gefahren, welche leider mit unserer modernen Betriebsweise unzertrennbar verknüpft sind, helfend zur Seite stehen. Ueber eine Million Mark bringen die Arbeitgeber innerhalb eines einzigen Montanindustriebezirks jährlich freiwillig für Zwecke der Alters⸗, Invaliden⸗, Wittwen⸗ und Waisenversorgung auf!
Man wird danach wohl behaupten dürfen, daß Deutschland auf dem Felde der Alters⸗ und Invalidenversorgung der industriellen Arbeiter schon heute an der Spitze sämmtlicher civilisirten Nationen marschirt und die Herren, welche es sich zum Lebenszweck gesetzt haben, unseren Industriellen die Arbeiterfreundlichkeit abzusprechen, werden sch Angesichs solcher Thatsachen — einen anderen Beruf suchen müssen.
— Ueber die Beliebtheit der Dampfer des Norddeutschen Lloyd in Ost⸗Asien sagt, wie wir der „Weser⸗Zeitung“ entnehmen, die „Ceylon⸗Times“: 6“
Nichts ist bemerkenswerther als die Art und Weise, wie die deutsche Dampferlinie in wenigen Monaten die beliebteste von allen für Reisende aus Ceylon geworden ist. Wahrscheinlich würde sich, wenn man eine Statistik aller seit Eröffnung der deutschen Linie von Colombo abgegangenen Passagiere hätte, herausstellen, daß diese mehr befördert hat, als irgend eine andere, die Pen. u. Oriental nicht ausgenommen. Warum das? Die Schnellig⸗ keit und Billigkeit der Fahrt gegenüber der P. u. O. wird der Grund sein. Ein Star⸗, oder Clan⸗ oder B. I.⸗Dampfer berechnet 450 Rup. für eine 28 — 30 Tage dauernde Fahrt, während die deutschen Schiffe den Passagier in 22 bis 23 Tagen nach 50 Rupien
8 11u“ “
mehr für eine Woche Ersparniß an der Seereise ist wahrlich billig. Wer nicht erster Klasse fahren kann, ist auch in der zweiten gut genug aufgehobeu und kommt in einer Woche weniger nach Hause. Ver⸗ schiedene unserer englischen Linien werden sich gewaltig aufrappeln wenn sie gegen den Norddeutschen Lloyd das Feld behaupten wollen.
Nr. 55. — Inhalt: Postverbindung mit
Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Verfügungen: vom 24. September 1887. Helgoland. . 1
Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits⸗ amts. Nr. 40. — Inhalt: Gesundheitsstand. — Volkskrankheiten in der Berichtswoche. — Volkskrankheiten und Sterblichkeit im August 1887. — Sterbefälle in deutschen Städten von 40000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. — Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Cholera⸗Nachrichten. — Witterung. — Zeitweilige Maßregeln ꝛc. — Thierseuchen in Großbritannien. — Tuberkulose bei Schlachtthieren. — Medizinalgesetzgebung ꝛc. (Preußen. Reg.⸗Bez. Düsseldorf.) Verfahren bei ansteckenden Krankheiten. — Obligatorische Leichenschau. — Rechtsprechung. (Reichsgericht und Landgericht Passau.) Töpfergeschirr mit bleihaltiger Glasur. — Kongresse. Sanitätskonvention in Owosso. — Sterbefälle in deutschen Orten mit 15 000 und mehr Einwohnern für den Monat August 1887. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes.
Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteo⸗ rologie. Organ des Hydrographischen Amts und der Deutschen Seewarte. Herausgegeben von dem Hydrographischen Amt der Admiralität. Fünfzehnter Jahrgang. 1887. Heft IX. — Inhalt: Die Taifune der Chinesischen Meere. Von Kapt. D. Ruete. (Hierzu Tafel 15 — 19.) — Aus dem Reisebericht des Kapts. G. Inhülsen, Führers der deutschen Brigg „J. H. Lübken“. Beobachtungen in Kaiser Wilhelms⸗Land, dem Bismarck⸗Archipel, Apia und Lefuka. (D. S.) — Meerestemperatur⸗Beobachtungen im östlichen Theil des Südatlantischen Oceans und in der Walfisch⸗Bai. (D. S.) — Die Untersuchungen von Elias Loomis über die Form, Ausdehnung und Fortpflanzung der barometrischen Maxima, sowie über die Beziehungen der Maxima und Minima, besprochen von Dr. J. van Bebber. (D. S.) — Bericht über die zehnte auf der Deutschen Seewarte im Winter 1886— 87 abgehaltene Konkurrenz⸗Prüfung von Marine⸗Chronometern. — Bericht über die im Winter 1886 — 87 auf dem Kaiserlichen Obser⸗ vatorium zu Wilhelmshaven abgehaltene Prüfung von Marine⸗Chrono⸗ metern. — Kleine Notizen. — Tabellen. — Kartenbeilagen.
Statistische Nachrichten.
Das diesjährige Augustheft zur Statistik des Deutschen Reichs bringt eine Abhandlung über die Schiffsunfälle an der deutschen Küste während des Jahres 1886, d. h. über die⸗ jenigen zur amtlichen Kenntniß gelangten Unfälle, von denen Schiffe an der deutschen Seeküste selbst, auf dem Meere in einer Entfernung von nicht mehr als 20 Seemeilen von der Küste oder auf den mit dem Meere in Verbindung stehenden, von Seeschiffen befahrenen Binnengewässern im Jahre 1886 betroffen wurden. Derartige Unfälle sind im Ganzen 162 gezählt, welche (bei 64 Kollisionen) 226 Schiffe betrafen. Die Erhebungen der vorhergehenden 4 Jahre hatten ergeben: für 1885 170 Unfälle und 220 betroffene Schiffe, für 1884 230 bezw. 299, für 1883 218 bezw. 273 und für 1882 225 bezw. 272. Die Abnahme der Unfälle in den Jahren 1885 und 1886 darf hauptsächlich als eine Folge der günstigen Witterungsverhältnisse betrachtet werden, welche in diesen Jahren in den deutschen Küstengewässern herrschten. Nur 22 Unfälle oder 13,6 % im Jahre 1886 und 32 Unfälle oder 18,8 % im Jahre 1885 — gegenüber 30,4 %, 31,3 % und 41,8 % in den Jahren 1884, 1883 und 1882 — werden ursächlich auf stürmisches Wetter zurückgeführt. Die Zahl der bei den Unfällen an der deutschen Küste vorgekommenen Totalverluste von Schiffen ist im Laufe der letzten 5 Jahre erheblich zurückgegangen; dieselbe betrug 1882 83, 1883 60, 1884 56, 1885 39 und 1886 36, im letztgenannten Jahre also nur etwa 3⁄¶ der für das Jahr 1882 festgestellten ent⸗ sprechenden Zahl. Der Verlust an Menschenleben bei sämmt⸗ lichen Unfällen im Jahre 1886 bezifferte sich nur auf 9 Mann der Besatzung der betreffenden Schiffe und 4 Passagiere (1885 24 Mann Besatzung und 3 Passagiere, 1884 56 bezw. 2, 1883 45 bezw. 2 und 1882 18 Mann Besatzung und keine Passagiere). Unterscheidet man die Unfälle nach ihrer Art, so sind im Jahre 1886 an der deutschen Küste gestrandet 48 Schiffe, gekentert 3, gesunken 24, in Kollision gerathen 128 und von sonstigen Unfällen betroffen 23 Schiffe. Der Gattung nach bestanden die von diesen Unfällen betroffenen Schiffe aus 86 Dampfschiffen (38,1 %) und 140 Segelschiffen (61,9 %). Von den 86 Dampfern waren 7 Räderdampfer, 78 Schraubendampfer und 1 Dampfbagger. Unter den 140 Segelschiffen befanden sich 8 Voll⸗ schiffe, 20 Barken, 6 Schoonerbarken und dreimastige Schooner, 3 Briggen, 20 Schoonerbriggen und Schooner, 4 Galeassen und Galioten, 2 Gaffelschooner, 16 Kuffen und Tialken, 48 Ever, Schaluppen, Schniggen, Mutten und dergleichen, 2 Leichterfahrzexnge und 11 luß⸗ und Haffkähne. Ihrer Verwendung nach zerfallen diese Schiffe in 196 Kauffahrtei⸗ schiffe, 2 Leichter, 7 Fischerfahrzeuge, 6 Passagier⸗ und Föhrdams sir, 9 Schleppdampfer, 2 Leuchtschiffe und je ein Lootsenfahrzeug, Zoll⸗ kreuzer, Eisbrecher und Dampfbagger. Von der Gesammtzahl der Unfälle entfallen 55 auf das Ostseegebiet (0,69 auf je 10 Seemeilen Küstenstrecke) und 107 auf das Nordseegebiet (3,63 auf je 10 See⸗ meilen Küstenstrecke), und von den sämmtlichen von den Unfällen be⸗ troffenen Schiffen fuhren 151 Schiffe unter deutscher und 73 unter fremder Flagge; von 2 Schiffen blieb die Nationalität unbekannt.
— Verwaltungsbericht des Magistrats der König⸗ lichen Haupt⸗ und Residenzstadt Breslau für die drei Etatsjahre vom 1. April 1883 bis 31. März 1886. In dem soeben erschienenen stattlichen Bande, welcher den allgemeinen Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeinde⸗Angelegenheiten in der zweitgrößten Stadt Preußens für die Zeit vom 1. April 1883 bis 31. März 1886 enthält, ist die Anordnung des Stoffes zur Vergleich⸗ barkeit mit den früheren Ergebnissen der Verwaltung nahezu dieselbe geblieben, wie in den seit 1875, erschienenen vier Berichten für die Jahre 1870 bis 1883. Demgemäß enthält der erste Theil Beiträge zur allgemeinen Statistik, welche sich über folgende Kapitel verbreiten: 1) Stadtgebiet. 2) Grundstücke und Ge⸗ bäude. 3) Besitzwechsel an Grundeigenthum. 4) die Wohnungen und Haushaltungen, die Geschäftslokale und leerstehenden Gelasse. 5) Be⸗ völkerungsstand nach den Zählungen von 1861—1885. 6) Die Be⸗ rufsverhältnisse der Bevölkerung. 7) Die gewerblichen Verhältnisse. 8) Bewegung der Bevölkerung und Gesundheitsverhältnisse. 9) Meteo⸗ rologische und physikalische Verhältnisse. 10) Landwirthschaft und Viehhaltung. 10, Verkehr. 12) Preise und Konsumtion. 13) Ein⸗ kommensverhältnisse. 14) Wahlen. — Der zweite Theil, welcher über die Kommunalverwaltung berichtet, zerfällt in drei Unter⸗Abtheilungen. Davon enthält die erste die Ausgabezweige in folgenden Abschnitten: 1) Armenwesen. 2) h 3) Schul⸗ und Bildungswesen. 4) Kirchenwesen. 5) Kommunal⸗ Begräbnißplätze. 6) Verwaltung der polizeilichen Einnahmen und Ausgaben. 7) Sicherungswesen und Marstall. 8) Bauwesen. 9) Oeffentliche Anlagen. 10) Einquartierungs⸗ resp. Servis⸗ und Militär⸗Angelegenheiten. 11) 1“ 12) Standesämter. 13) Statistisches Amt. 14) Stadtschuldenwesen. Die zweite Unter⸗ Abtheilung behandelt die Einnahmequellen in folgenden Abschnitten: 15) Das Grundeigenthum der Stadtgemeinde. 16) Steuern. 17) Han⸗ dels⸗ und Verkehrs⸗Abgaben, Gefälle ꝛc. 18) Städtische Gas⸗ und Wasserwerke. 19) Städtische Bank. 20) Städtische Sparkasse. 21) Städtisches Leihamt. 22) Städtische Feuersocietät. 23) Gewerbe⸗ Angelegenheiten. Die dritte Unter⸗Abtheilung giebt allgemeine Ueber⸗ sichten über den Finanzzustand und in einem Anhange werden die von 1883 bis 1886 hinzugetretenen Stiftungen und Legate aufgeführt. Wir kommen auf den reichen Inhalt demnächst noch zurück.
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Wien, 30. September. (M. Allg. Ztg.) Den statistischen Er⸗ gebnissen über die Cioilrechtspflege in den im Reichsrath vertretenen Königreichen und Ländern im Jahre 1884 ist von der statistischen
Centralkommission ein Anhang über die Ehescheidungen, Ehe⸗-
trennungen und Ehe⸗Ungültigkeitserklärungen beigefügt. Nach demselben zählte man 747 Fälle, um 38 mehr als im Jahre 1883. Von denselben waren 312 einverständliche Scheidungen, Wund 344 Scheidungen erfolgten auf Grund richterlicher Erkenntnisse. In 65 Fällen erfolgte die Ehetrennung, in 26 die Ungültigkeitserklärung; 232 Fällen lag das Einverständniß beider Ehetheile, 129 das Verschulden des Mannes, 25 die Schuld der Frau und 23 das Verschulden beider Theile zu Grunde. Die Scheidung erfolgte nach einjähriger Ehe in 53, nach ein⸗ bis fünf⸗ jähriger Ehe in 243, nach fünf⸗ bis zehnjähriger Ehe in 172, nach zehn⸗ bis zwanzigjähriger Ehe in 224 und nach fünfundzwanzig⸗ bis dreißigjähriger Ehe in 29 Fällen. Dem Stande und der Be⸗ schäftigung nach waren von der Gesammtzahl der geschiedenen Männer 111 Landleute, 130 Arbeiter und Gesellen, 56 Diener, 260 Kauf⸗ leute, Industrielle und Gewerbsleute, 18 Rentiers, 82 Beamte, Lehrer, Aerzte und Gelehrte, 11 Schriftsteller und Künstler, 6 Militärs, und d Rest gehörte verschiedenen anderen Ständen an.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Durch Allerhöchste Kabinets⸗Ordre vom 3. September 1887 ist eine neue „Kriegs⸗Etappen⸗Ordnung“ genehmigt worden, die vom Kriegs⸗Ministerium soeben (in der Königlichen Hofbuchhand⸗ lung von E. S, Mittler u. Sohn in Berlin; Pr. 1,20 ℳ) herausgegeben wird. Dieselbe regelt die Leitung und Organisation des gesammten Etappen⸗ wesens während eines Krieges, einschließlich der Beziehungen, in welche dasselbe zum Eisenbahnwesen, zum Feld⸗Sanitätswesen, zur Militärtelegraphie und zur Feldpost tritt.
— Vorschriften, betreffend die im Auslande zu erledigenden Ersuchungsschreiben der Justizbe hörden. Von Dr. W. Cahn, Kaiserlichem Legations⸗Rath im Auswärtigen Amt. Verlag von H. W. Müller in Berlin. Preis 2 ℳ — In einer allgemeinen Verfügung des preußischen Justiz⸗Ministers sind unterm 20. Mai d. J. diese Vorschriften zur Kenntniß der Gerichts⸗ behörden gebracht. In fast jeder einzelnen Bestimmung finden sich jedoch zahlreiche Hinweise auf 8 Staatsverträge, Bekanntmachungen ꝛc, die bei der Anwendung zu beachten, aber nicht immer sofort zugäng⸗ lich sind. Der Herausgeber, welcher in seiner amtlichen Stellung an der Ausarbeitung dieser „Vorschriften“ theilgenommen, hat nun in dem vorliegenden Werkchen jene Ergänzungen an Ort und Stelle ein⸗ gereiht, so daß das zeitraubende Aufsuchen derselben bei dem Ersuchen um Gewährung der Rechtshülfe erübrigt wird.
— Reiche Leute. Von Ludovika Hesekiel. (Gotha Friedr. Andr. Perthes, 1887. Preis 3,60 ℳ) — Die auf belletristi⸗ schem Gebiet rühmlich bekannte Verfasserin läßt hier einen tiefen Blick in das Leben reicher Leute thun, um davon zu überzeugen, daß der Reichthum vor mancherlei Beschwerden, Nöthen, Gefahren und Schmerzen nicht zu schützen vermag, dagegen oft noch besondere Un⸗ annehmlichkeiten und Schwierigkeiten mit sich bringt, unter denen die Reichen Erfahrungen sammeln und zur rechten Lebensweisheit geführt werden sollen. Die Verfasserin ist mit dem wirklichen Leben, seinen Verhältnissen und Verwickelungen durch richtige Beobachtung genau bekannt und versteht es, Bilder von oft überraschender Wahrheit zu zeichnen, durch welche ein Licht auf die verschiedensten Gesell⸗ schaftskreise sowohl als auf die Stimmungen und Erfahrungen der einzelnen Herzen geworfen wird. Die handelnden Personen sind in einer Weise charakterisirt, daß man an ihnen Interesse gewinnt und der Entwickelung ihrer Lebensschicksale mit Spannung folgt. Die Darstellung ist um so wirksamer, als sie das Thatsächliche überall
psychologisch vermittelt und somit die Anwendung aufs Leben, welche aus der Erzählung gewonnen werden soll, in ungezwungener Weise im
Innern des Lesers selbst entstehen läßt. Gewiß wird dieses neue Werk aus der gewandten Feder Ludovika Hesekiel’'s von der gebildeten Leser⸗ welt mit Dank entgegengenommen werden. 3 — Weihnachtsfreude. Eine Sammlung unserer schönsten vierstimmigen Weihnachtslieder und ⸗Chöre in liturgischer Ordnung. Dritte Auflage. Herausgegeben von Daniel von Cölln, Ober⸗ Pfarrer zu Brück in der Mark. — Das Büchlein, welches ürzlich in klein Quartformat erschienen ist, bietet das voll⸗ ständige Material und eine eingehende Anweisung zu einer lieblichen Weihnachtsfeier der Kinder in Kirche, Schule und Haus, wie sie in der mehr als sechsundzwanzigjährigen Amtsthätigkeit des Herausgebers entstanden und mancher Gemeinde durch dauernden Gebrauch lieb und werth geworden ist. Nachdem seit einiger Zeit der Vorrath der beiden ersten starken Auflagen völlig vergriffen war, erwies sich die Veranstaltung einer dritten Auflage als nothwendig, welche sich von ihren Vorgängerinnen wesentlich dadurch unter⸗ scheidet, daß vielfach ausgesprochenem Wunsche gemäß alle in derselben
enthaltenen Lieder und Chöre jetzt vierstimmigen Satz erhalten haben und darum auch mit Klavierbegleitung gespielt werden können, das 8
schöne Recitativ aus Händel's Messias „Es waren Hirten“ u. f. w. in einer durch Kinder keicht ausführbaren Bearbeitung aufgenommen ist und die liturgische Anordnung eine noch mehr abgerundete Gestalt erhalten hat 8 ) einer edlen und freudebringenden Festfeier dienen, indem sie jedem mitwirkenden Kinde Text und Melodie der zu singenden Lieder und Chöre und die Reihenfolge der Bibelworte in die Hand giebt; si ihrer gefälligen Ausstattung — der bunte Umschlag ist ge⸗ schmückt durch einen Weihnachtsbaum, das Büchlein selbst aber mit einem den Kindern viel Freude bereitenden Titelbilde „Die Hirten
auf dem Felde“ — als ein hübsches Weihnachtsgeschenk dar, das sich
namentlich zur Vertheilung bei größeren Bescherungen in Schulen,
Vereinen und Anstalten eignet; endlich aber will sie der christlichen
Familie am heiligen Abend neben dem schönen plastischen Schmuck, welchen die Züllchower Anstalten darbieten, Gelegenheit geben, ihrer Weih⸗ nachtsfreude auch im Liede Ausdruck zu geben. Der Umschlag ist deshalb
so eingerichtet, daß in ein leeres Feld der Name hineingeschrieben werden und in dieser Weise durch das Büchlein jedem Festtheilnehmer S Die
Platz unter dem Weihnachtsbaum angewiesen werden kann. „Weihnachtsfreude“ ist in jeder Buchhandlung (Kommissionär: Buch⸗ handlung des Vereinshanses in Leipzig) für 20 ₰ zu haben. Bei größeren Partien empfiehlt sich die direkte Bestellung bei dem Heraus⸗ geber, welcher nach vorheriger Einsendung von 4 ℳ 25 Expl. postfrei liefert. nommen, daß Postvorschuß erhoben werden darf, doch muß in diesem Falle das Packet unfrankirt geschickt werden. — Die altbewährte „Illustrirte 25 welche sich seit März d. J. unter dem Titel „Die illustrirte Zeit“ mehr dem allgemeinen Interesse der Familie zugewandt hatte, widmet sich auf vielseitigen Wunsch der Leserinnen von nun ab wieder ledig⸗ lich den Frauen und hat dementsprechend auch ihren früheren Titel wieder angenommen. Das empfehlenswerthe Blatt dient bereits vier⸗ zehn Jahre lang den Interessen der Frauen mit immer wachsendem Erfolge und hat durch die Vielseitigkeit und Gediegenheit seines Inhalts unter den belletristischen Zeitschriften Deutschlands eine angesehene Stellung errungen. Der Unterhaltungstheil bringt sorgfältig ausgewählte Erzählungen, fesselnde Plaudereien und zahlreiche, durch instruktive Abbildungen erläuterte Rubriken, in welchen insbesondere die mannig⸗ faltigen praktischen Bedürfnisse des Hauses und der Familie behandelt werden: Hauswirthschaft, Gärtnerei, Mode, Handarbeiten, Erzeugnisse des Kunstgewerbes und andere in den Wirkungsbereich der Frauen fallende Gebiete erfahren die eingehendste Berücksichtigung. Der tech⸗ nische Theil enthält, wie bisher, den vollen Umfang der „Moden⸗ welt“. Außerdem werden der durch kunstvoll E“ tionen reich ausgestatteten Zeitschrift noch farbige Modenbilder und ebensolche Stickmuster⸗Vorlagen, sowie Stickmuster⸗Beilagen („Extra⸗ blätter“*) beigegeben. 8 16“ “ 8. — Kirchhoff u. Wigand in 8 haben über ihr anti⸗ quarisches Bücherlager Katalog 732 (Theologie betr.) veröffent⸗ licht. Derselbe enthält ein Verzeichniß von 3789 Schriften unter
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Die „Weihnachtsfreude“ will zunächst zur Vorbereitung
aufzusagenden sodann aber bietet sie sich in
Wenn der Bestellung der Betrag nicht beiliegt, wird ange⸗
Frauen⸗Zeitung“,