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5. Oktober. (W. T. B.) Ein Telegramm der „Agence Havas“ meldet: Ueber den Zwischenfall mit dem französischen Minister⸗Residenten
Myre de Vilers in Antananarivo wird Tamatave, vom 21. September, berichtet: der fngafische Minister⸗Resident habe ein Gesuch des amerikanischen Residenten Campbell um Er⸗ theilung des Exequatur dem madagassischen Premier⸗ Minister zugestellt; Letzterer habe das Exequatur auch er⸗ theilt, dabei aber außer auf den Protektoratsvertrag mit Frank⸗ reich auch auf dessen Beilagen und namentlich auf ein Schreiben Peatrimonio's an den französischen Admiral Miot Bezug ge⸗ nommen. Der französische Minister⸗Resident habe hiergegen formellen Einspruch erhoben, weil dem gedachten Schreiben Seitens Frankreichs niemals eine diplomatische Bedeutung beigelegt worden sei, und, als sein Widerspruch erfolglos geblieben, habe derselbe seine Flagge eingezogen und abzu⸗ gedroht. Nach den letzten Nachrichten aus Tananarivo stehe indeß ein Ausgleich zu erwarten. Die Verbannung des madagassischen Ministers des Auswärtigen stehe mit der Angelegenheit in keinerlei Zusammenhang.
— 5. Oktober. (W. T. B.) Der Marine⸗Minister empfing heute ein Telegramm aus Mozambique, in welchem gemeldet wird, daß die Beziehungen zwischen
dem französischen General⸗Residenten Le Myre in Madagaskar und der Howa⸗Regierung wieder aufgenommen worden seien.
Bulgarien. Ueber die am 26. September Namens der etheiligten Regierungen unterzeichnete serbisch⸗bulga⸗ rische Eisenbahn⸗Konvention wird der „Pol. Corr.“ aus Sofia gemeldet: Abweichend von den Beschlüssen der Conférence à quatre wurde bestimmt, daß als Grenzstation er bereits in vollem Bau befindliche bulgarische Bahnhof in Zaribrod zu gelten habe. Die Vereinbarung geht dahin, daß ein Theil des Bahnhofs dem serbischen Eisenbahnbetriebe zur Benutzung überlassen bleibt, und daß dortselbst auch die Zoll⸗, Paß⸗ und Polizeikontrole von beiden Seiten durch stabile Funktionäre gehandhabt wird. Den Betrieb der Linie bis zum Bahnhof Zaribrod (d. h. von der serbischen Grenze aus) versieht die serbische Regierung, und für die Ueber⸗ nahme der Verantwortlichkeit in Rücksicht etwaiger Vorkomm⸗ nisse auf der Strecke vom Bahnhof Zaribrod bis zur wirk⸗ lichen serbisch⸗bulgarischen Grenze wird der serbischen Regie⸗ rung eine gewisse Entschädigungssumme gezahlt werden. Alle anderen auf die technische Leitung und das Reglement bezugnehmenden Bestimmungen entsprechen den Vereinbarungen, wie solche zwischen der serbischen österreichisch⸗ungarischen Regierung bestehen. Die
Ratifizirung der unterzeichneten Konvention wird erst am 15. November d. J. erfolgen, shshtemr die bulgarische Regierung das Uebereinkommen der demnächst zusammentretenden kleinen Sobranje hat. Da die Konvention derzeit im Namen der beiderseitigen Regierungen und nicht in dem der Souveräne unterzeichnet wurde, so wird auch derselbe Vorgang bei der Ratifikation befolgt werden, was in dieser Angelegenheit vor⸗ läufig das einzige politische Moment von Interesse bietet. — Die Eisenbahnstrecke Vakarel —Ichtiman — Pobitkamik wurde von den Mitgliedern der serbischen Eisenbahnkommission besichtigt; dieselben äußerten ihre volle Befriedigung über den muster⸗ haften Bau durch die bulgarische Eisenbahngesellschaft Grosew.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 5. Oktober. König und der Kronprinz sind gelern Abend von t. Außer einer
Der 188 nach Sofiero bei Helsingborg abgerei
agd auf der Insel Hven im Sunde werden noch auf ver⸗ schiedenen größeren Besitzungen Jagden stattfinden, zu denen der König und der Kronprinz sowie auch Prinz Oskar Ein⸗
ladungen angenommen haben. Die Rückkehr nach der Haupt⸗ stadt wird um die Mitte des Monats stattfinden.
Dänemark. Kopenhagen, 5. Oktober. In der estrigen Sitzung des Landsthings wurden von dem Justiz⸗ Ninister und dem Minister des Innern außer mehreren
provisorischen Gesetzen noch einige kleinere Gesetz⸗ entwürfe vorgelegt, u. A. beiressend den Handel und die Aufbe⸗ wahrung von Gift und anderen gesundheitsschädlichen Stoffen, die Anwendung von Tag⸗ und Nachtsignalen für dänische Schiffe in Seegefahr, Verhaltungsmaßnahmen beim Ausbruch anstecken⸗ der Krankheiten unter den Hausthieren ꝛc. — Im Folkething legte gestern der Finanz⸗Minister das Finanzgesetz für 1887/88 vor. Die Einnahmen sind auf 53 777 872 Kr. und die ordentlichen Ausgaben auf 55 878 705 Kr. veranschlagt. Der Minister bemerkte, daß die Einnahmen um ca. 400 000 Kr. höher berechnet seien als im dieszährigen Finanzgesetz, und zwar seien die indirekten Steuern um 300 000 Kr. und die Einnahmen aus der Staatslotterie, die um 10 000 Loosen erweitert werden solle, um 100 000 Kronen höher berechnet. Die Ausgaben seien dagegen um ca. 6000 000 Kronen geringer angesetzt als im diesjährigen Budget. Der Fehlbetrag von ca. 2078000 Kronen sei jedoch nur ein scheinbarer, denn in Wirklichkeit sei eine Verbesserung des Status um ca. 200 000 Kr. vorhanden, da unter den Ausgaben sich auch die Rückzahlung der in den Jahren 1784 und 1785 in Amsterdam und im Jahre 1788 in Antwerpen aufgenommenen Anleihen im Betrage von ca. 1 600 000 Kronen befinde. Die für das laufende Jahr erlassenen provisorischen Finanzgeseze befänden sich in Uebereinstimmung mit den Beschlüssen des Landsthings. Bezüglich des vorgelegten Gesetzentwurfs, betreffend die Anlage eines Freilagers in Verbin⸗ dung mit dem Zollamt in Kopenhagen, bemerkte der Finanz⸗ Minister, daß er diesen Gesetzentwurf schon wiederholt, aber erfolglos vorgelegt habe. Er hoffe jedoch, daß derselbe, da er von wesentlicher Bedeutung für den Handel Kopenhagens sei, jetzt die Fastimmmape des Reichstages finden werde. Nachdem das Thing die schleunige Berathung einer Vorlage, betreffend den Handelstraktat mit Spanien, beschlossen hatte, wurden noch einige Ausschußwahlen vorgenommen.
In einer gestern Abend von den Mitgliedern der Linken des Folkethings abgehaltenen Sitzung wurde, wie „Politiken“ berichtet, beschlossen, die Ausgleichsverhand⸗ lungen mit dem Ministerium Estrup fortzusetzen. Gegen diese Taktik der Partei, also auch gegen die event. Bewilligung eines Finanzgesetzes, stimmten außer dem früheren Präsidenten Berg nur vier Mitglieder.
— 5. Oktober. (W. T. B.) Der Erbprinz Wilhelm Alexander von Nassau ist heute Vormittag hier ein⸗ getro een und hat sich alsbald nach Fredensborg begeben.
HEAsien. Afghanistan. (A. C.) Aus Bombay, vom 4. Oktober, wird dem „Reuter'schen Bureau“ telegraphirt: Aus Gundamuck, vom 24. v. M, datirte Nachrichten melden, daß in Bajaur ernste Kämpfe stattgefunden haben, und daß
Omra Khan
5* 6
von Jundol über Abu Bakar, den Sohn des Akhund von Smat, den Sieg errang. Der Emir hat die Chefs der benachbarten Stämme ersucht, Omra Khan zu züch⸗ tigen, gegen den sich jetzt auch ganz Bajaur, mit Ausnahme von Dir, in Waffen erhoben hat.
Afrika. Egypten. (A. C.) Dem Londoner „Standard“ wird aus Kairo, vom 3. Oktober, telegraphirt: Mr. Vincent wird in der nächsten Woche in Kairo erwartet. Seine An⸗ wesenheit ist sehr nothwendig, da die Aussichten für das nächste Budget nicht ermuthigend sind. Der Ackerbau hat große Verluste durch die Ueberschwemmungen erlitten, und es wird daher die Einkassirung der Landsteuer in diesem Jahre sehr schwer werden. Alle Annahmen der Finanzkonvention werden sich dieses Jahr als falsch erweisen. Die Einnahme aus den Zöllen, dem Loskauf vom Militär, der Gebäude⸗ und Gewerbesteuer mag etwas höher werden, aber, während die Konvention in der Daira und den Domänen ein Defizit von 250 000 Pfd. Sterl. veranschlagte, wird dasselbe 400 000 Pfd. Sterl. betragen. Ebenso wird die Armee, welche 3500 Mann zählen sollte, jetzt aber 9000 Mann zählt, 200 000 Pfd. Sterl. mehr kosten. Außerdem muß für den türkischen Tribut und andere Zahlungen, welche nicht mehr verschoben werden können, Fürsorge getroffen werden. Es wird daher schwer halten, ohne eine neue Anleihe auszu⸗ kommen. — Aus dem Sudan wird gemeldet, daß Wad Nedjoomi von Dongola zurückberufen worden ist und auch der Gouverneur von Berber einen Nachfolger erhalten hat. — Lupton Bey befindet sich in Omdurman. — Es wird jetzt verbürgt, daß der ursprüngliche Mahdi nicht an den Blattern gestorben ist, sondern daß er von zwei Frauen seines Harems vergiftet wurde. Eine derselben ist jetzt in Isneh angekommen.
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Zeitungsstimmen.
Die „Berliner Politischen Nachrichten“ äußern:
Der Besuch des Herrn Crispi in Friedrichsruh liefere den augen⸗ fälligen Beweis für die Festigkeit und Innigkeit der Verbindung der drei mitteleuropäischen Mächte. „Was insbesondere die nahen und intimen Beziehungen zwischen Deutschland und Italien anlangt, so beruhen dieselben nicht blos auf dem vollen gegenseitigen Ver⸗ trauen der Kabinette, sondern auch auf der Sympathie der beiden Nationen, welche, noch vor nicht allzulanger Zeit ein geographischer Begriff, durch eigene Kraft in dem leeen Menschenalter die nationale Einheit errungen haben. In dem festen und vertrauensvollen Zu⸗ sammenstehen der mitteleuropäischen Mächte, welchen das Ziel der Erhaltung des Friedens gemeinsam ist, liegt die sicherste Garantie für die friedliche Weiterentwickelung Europas. Was immer in diesen Tagen in Friedrichsruh verhandelt ist, so dürfen die Staaten und Völker Europas fest darauf rechnen, daß durch die Verhandlungen des Staatsmannes Crispi mit dem Staatsmanne Bismarck der Frieden und das Gedeihen der europäischen Völkerfamilie wirksam ge⸗ fördert wird.“
— Die „National⸗Zeitung“ schreibt:
Gegenüber den so intimen und festen Beziehungen, welche Italien und Deutschland verbinden, bedarf es nicht besonderer Ereignisse, um eine Zusammenkunft zu erklären, wie diejenige, die jetzt in Friedrichsruh stattfinden wird; es liegt in der Natur der Sache, daß von beiden Staaten die Uebareinstimmung in den leitenden Gesichtspunkten in der Behandlumg der europäischen Fragen fort⸗ während gesucht und festgehalten werden muß.. Daß die Be⸗ mühungen des italienischen Ministers der Sache eines gesicherten Friedens gewidmet sind, halten wir für zweifellos, wie Hr. Crispi sich sicher auch von der Fortdauer des festen Entschlusses Deutsch⸗ lands, für die Erhaltung des Friedens seinen ganzen Einfluß ein⸗ zusetzen, überzeugen wird. Unter allen Umständen liegt in der Begegnung der beiden Staatsmänner ein neuer hocherfreulicher Beweis für die feste und lebenskräftige Gestaltung des deutsch⸗italienischen Bündnisses und des Ernstes und Nachdrucks, mit welchem Hr. Crispi die durch dieses Bündniß gezogene politische Linie verfolgt.
— Die „Vossische Zeitung“ bemerkt:
Nur mit aufrichtiger Genugthuung begrüßen wir den Freund der deutschen Nation auf deutschem Boden. Der Name Francesco Crispi hat hier zu Lande einen guten Klang; sein Träger ist bekannt nicht nur als ein Mann von seltener Thatkraft und staatsmännischer Einsicht, nicht nur als das ausgezeichnete Oberhaupt der entschieden liberalen Partei seines Vaterlandes, sondern auch als ein echter Patriot, der Deutschland in den Tagen der gefahrvollen Entscheidung bedeutsame Dienste geleistet hat.
— Einem Leitartikel der „Kölnischen Zeitung“ ent⸗ nehmen wir folgende Stellen:
Die deutsche Regierung hat mit jener edlen Vornehmheit, die nur ein ruhiges Machtgefühl verleiht, dem deutsch⸗französischen Zwischenfall schon vor dem Abschluß der Untersuchung des That⸗ bestandes durch ein hochherziges Vorgehen jede Schärfe benommen. Kleine Staaten sind genöthigt, mit ängstlicher Eifersucht auch den Schein zu vermeiden, als ob sie im Verkehr mit mächtigen Nachbarn ihrer Würde oder ihrem Rechte irgend etwas vergäben; der Vertreter einer Großmacht dagegen vermag ohne nervöse Aengstlichkeit zu handeln. Trifft es sich doch just, daß die Anwesenheit Crispi's in Friedrichsruh einen großartigen Ausblick auf jenes waffengewaltige Europa eröffnet, welches gewillt ist, die bestehende Vertheilung von Macht und Einfluß aufrecht zu erhalten. Deutschland und Italien sind natürliche Verbündete, weil beide das natürliche Bestreben haben müssen, ihre junge Einheit fest⸗ wurzeln zu lassen; keines dieser beiden Völker kann wünschen, das Große, was sie erreichr haben, in einem gewagten Glücksspiel um Kleineres einzusetzen. Der persönliche und herzliche Verkehr des hoch⸗ begabten italienischen Staatsmannes mit dem verantwortlichen Lenker der deutschen Geschicke ist gewiß dazu angethan, die starken Interessen⸗ bande, welche die beiden Völker umschlingen, noch fester zu knüpfen. ... Deutschland konnte die Opfer des Grenzzwischenfalles um so leichter entschädigen, weil es an der Spitze eines mächtigen Friedens⸗ bundes steht und sich sicher fühlt; die deutsche Regierung aber braucht im Chauvinismus keine Lebenskraft zu suchen, weil sie stark genug ist, um vorübergehende Wallungen der Volksstimmung nicht fürchten zu müssen. In Frankreich, wo fast jede Regierung wie Lin schwaches Rohr von jeglichem Windhauch der öffentlichen Meinung hin und her gewiegt wird, dürfte man es schwer finden, in ähnlichen Fällen ebenso ruhig und objektiv zu verfahren. Die letzten Zwischenfälle haben ergeben, daß die maßgebenden republi⸗ kanischen Politiker zur Zeit keinen Krieg wollen und ernstlich be⸗ müht sind, beruhigend zu wirken; aber diese maßgebenden Franzosen haben das Heft nicht so fest und sicher in Händen, daß sie die Radikalen und Monarchisten, die sich zu rastlosen Fackelläufern der Kriegsfurie ausgebildet haben, mit einer geringschätzigen Handbewegung bei Seite schieben könnten. Da nun die deutschen und die französischen Zeugenaussagen über den be⸗ dauerlichen Vorfall an der Grenze in einem anscheinend unlösbaren Widerspruch zueinander stehen, so würde die französische Regierung in eine üble Lage gerathen sein, wenn nicht Deutschland durch freund⸗ liches Entgegenkommen eine Wendung zum Bessern herbeigeführt hätte. In diesem Sinne faßt auch die englische Presse das deutsche Vorgehen auf. Der „Standard“ meint, Fürst Bismarck habe sich gerade deshalb beeilt, Zugeständnisse, welche mit der Würde Deutsch⸗ lands vereinbar seien, zu machen, weil die Untersuchung über den Thatbestand in eine Sackgasse zu gerathen drohe; Deutschland könne
zutreten pflegt, wirken wird.
8 8 111““ 18“ 88 8 dabei das thörichte Triumphgeschrei eines Theiles der französischen Presse, welche Barmherzigkeit und Versöhnlichkeit als eine Demüthi⸗ gung darzustellen suche, sehr wohl verachten; der deutsche Reichskanzler habe sich moralisch ins Recht gesetzt, um in der Lage zu sein, in 8 — des technischen Rechts seinen Standpunkt um so fester zu be⸗ aupten.
— Der „Post“ entnehmen wir Folgendes:
Seit den Anfängen des Zollvereins hat zwar niemals eine ah⸗ solut freihändlerische oder absolut protektionistische Politik bestanden aber es haben sich doch ziemlich regelmäßig mehr schutzzöllnerische und mehr freihändlerische Perioden abgewechselt. Die Herrschaft der einen wie der anderen Richtung dauerte ungefähr je ein halbes Menschen⸗ alter, 5 dann auf ähnlich lange Zeit der gegnerischen Richtung Plat zu machen.
Die letzte mehr freihändlerische Periode umfaßt den Zeitraum von dem Abschluß des preußisch⸗französischen Handelsvertrages bis zur Zollreform von 1879, mithin einen ein halbes Menschenalter un etwas übersteigenden Zeitraum. Sie erreichte ihren Höhepunkt in Jahre 1873, als die Abschaffung der Eisenzölle durch eine Verbindung der einseitigen Vertreter der Ientezesen der Konsumenten mit den Vertretern landwirthschaftlicher Interessen durchgesetzt wurde. Kaum war es damals möglich, eine kurze Uebergangszeit zu erreichen, ob⸗ wohl der der Gründerzeit folgende Krach in Amerika bereits ausge⸗ brochen war und auch in Europa die sicheren Vorboten des schweren Sturmes wahrnehmbar waren. Wer damals die Wiedereinführung der Eisenzölle vorhersagte, wurde einfach verlacht. Man glaubte mit unbedingter Sicherheit eine andauernde Wendung zu einer entschieden freihändlerischen Richtung herbeigeführt zu haben.
Der Verlauf der Dinge war bekanntlich ein wesentlich anderer Kaum 5 Jahre nach jenem Freihandelsgesetz war in dem Reichstage eine entschieden schutzzöllnerische Mehrheit vorhanden und der Boden für den bekannten Dezemberbrief des Kanzlers geebnet.
Seit dem Uebergange zu einer mehr schutzzöllnerischen Politik mittels der Tarifnovelle von 1879 sind über acht Jahre verflosfen. Die Zeit ist daher nicht fern, innerhalb deren in den früheren Perio⸗ den der Höhepunkt der Bewegung erreicht wurde und von der ab die Reaktion sich zu entwickeln begann. Um so nothwendiger ist es für Diejenigen, welche die Politik des Schutzes der nationalen Arbeit für Deutschland noch für längere Zeit für Fzweck⸗ mäßig, ja unerläßlich erachten. Vorsicht und Ueberlegung walten zu lassen, um den Eintritt einer Reaktion gegen dieselbe zu verhüten. Dabei werden die Lehren der Vergangenen nicht unbeachtet bleiben dürfen. Es wird insbesondere aus den Er⸗ fahrungen der letzten freihändlerischen Periode zweierlei zu beachten sein: die schutzzöllnerische Reaktion gegen die Freihandelspolitik setzte bei der Thatsache ein, daß die Eisenzölle in dem Moment aufgeche wurden, wo eine industrielle Krisis der schwersten Art begann, ihr Sieg war entschieden, sobald es gelungen war, die Landwirthe von der Freihandelspartei abzutrennen. 1
Wendet man die hieraus sich ergebenden Schlüsse auf die gegen⸗ wärtige schutzzöllnerische Periode an, so ergiebt sich, daß sorgsam Zollmaßregeln zu vermeiden sind, welche bei dem nicht unwahrschein⸗ lichen Eintritt gewisser Verhältnisse als ein Exceß der Schutzzol⸗ politik empfunden werden müßten, und daß mit nicht minderer Sorg⸗ samkeit jeder Lockerung der Verbindung der Industriellen mit den Landwirthen behufs Durchführung der Schutzzollpolitik vorgebeugt werden muß. Beide Voraussetzungen werden zutreffen müssen, wenn die bestehende gemäßigte Schutzzollpolitik auf längere Zeit bestehen soll. Unter ihnen aber ist die Aufrechterhaltung der Ver⸗ bindung der Industriellen und der Landwirthe von vielleicht noch größerer Bedeutung, als die andere. Wenn daher eine weitere Verschärfung des Zollschutzes verlangt wird, so würden bei der Beschlußfassung die augenblicklich vorhandenen Verhältnisse nicht allein entscheidend sein dürfen. Es wird auch erwogen werden müssen, wie der Zoll für den Fall einer wesentlichen Veränderung derselben, wie sie zeitweise ein⸗ Man wird daher z. B. bei der Frage der Erhöhung des Getreidezolls nicht allein die gegenwärtige Lage der Dinge nach drei hintereinanderfolgenden verhältnißmäßig guten Ernten, sondern auch die Wirkung des Zolls im Fall einer Mißernte in Be⸗ tracht zu ziehen haben. Nicht minder wird die Zollpolitik sich nicht einseitig von den Interessen, sei es der Industrie, sei es der Landwirthschaft leiten lassen dürfen, vielmehr wird gebührende Rücksicht auf die konkurrirenden Interessen des anderen Haupterwerbszweiges zu nehmen sein. Will man daher nicht Gefahr laufen, dieselben Erfahrungen zu machen, nie die Freihändler im vorigen Jahrzehnt, so wird die wichtige Zollfrage nicht mit kurzsichtiger Leidenschaft und Hast behandelt werden dürfen. Ruhe, Umsicht und nüchterne, kühle, allseitige Erwägung aller ein⸗ schlagenden sachlichen und taktischen Momente sind vielmehr die pöllig unerläßliche Vorbedingung für eine der Nationalwirthschaft wirklich dienliche Lösung der schwebenden Zollfragen.
— Ueber die von deutschfreisinniger Seite gegen die Ver⸗ längerung der Legislaturperiode vorgebrachten Argumente äußert sich die „Elberfelder Zeitung“ folgendermaßen:
Ein dem Berliner Freisinn ziemlich nahestehendes auswärtiges Blatt spottete neulich über die den spezifisch nationalen Parteien an⸗ gehängte Bezeichnung des „Mischmasches“. Nach seiner Ansicht traf auf die nationalliberale, die freikonservative und die konservative Partei zusammen diese Benennung jedenfalls viel weniger zu als auf die deutsche Opposition. Freisinn und Sozialdemokratie im Bunde mit einer Partei, deren Wähler an Festtagen die päpstliche Flagge aufziehen; das sei ein weit stärkerer „Mischmasch“, meinte das aus⸗ wärtige Blatt. Hoffentlich wird es über seine Ketzerei seitdem maß⸗ gebenden Orts belehrt worden sein.
... An sich betrachtet hat die Frage nach der Dauer der Legis⸗ laturperioden mit dem Liberalismus oder seinem Gegentheil, nicht das Geringste zu thun. Das Natürlichste erscheint eigentlich die gleiche Dauer von Etats⸗ und Wahlperioden; die (nächst Sachsen⸗ Weimar) älteste Verfassung eines deutschen Einzelstaats, die babe⸗ rische des 26. Mai 1818 enthielt je sechsjährige Wahl⸗ und Budget⸗ perioden; bis 1. Mai 1865 hat formell jene Bestimmung gedauert; thatsächlich freilich war sie doch längst durchbrochen und tagte jener Landtag häufiger als alle sechs Jahre. Die konstitutio⸗ nelle Entwickelung führt eben von seldst zu kürzeren Buͤdger⸗ perioden. Von dem radikalen Standpunkt aus gesehen hat deshalb auch der sozialdemokratische Antrag auf einjährige Wahlperioden eine gewisse formelle Logik für sich; jeder Wähler hilft dann nach seinem Theile die von ihm für jedes Jahr der Oeffentlichkeit zu leistenden Bei⸗ träge bestimmen. Nur daß die Wahlpraxis selbst für die sozialdemo⸗ kratische Partei sich bald als völlig unleidlich herausstellen würde. Aber inwieweit nach einmal außer von jener Partei von sämmtlichen Faktoren für unmöglich gehaltener einjähriger Wahlperiode die dreijährige freisinniger sein sollte als die fünffährige, ist absolut nicht abzusehen; man müßte denn mit Wallenstein's Seni den Ziffern eine mystische Bedeutung beimessen wollen. Obendrein bei den für fünf Achtel der gesammten deutschen Bevölkerung gleichzeitig maßgebenden preußischen Abgeordnetenwahlen mit der gleichfalls bisher dreijährigen Mandatsdauer. Bis 1878 folgten diese Wahlen einander wenigstens auf dem Fuße und ging es also in Einem hin, wenn auch bei dem Vorantritte der preußischen Wahlen in ungeeigneter Reihenfolge; in dem ersten Jahrzehnt des Norddeutschen und des Deutschen Reichstage hat regelmäßig die Verstimmung der preußischen Landtagswahlen den deutschen Reichstagswahlen nach ihrem Theile Stimmung und Terrain verderben helfen. Seit der Reichstagsauflösung von 1878. ist für nahezu zwei Drittel der deutschen Reichsangehörigen jede achtzehn Monat⸗ politische Hauptwahl. Wer das bei ruhiger Ueberlegung nicht für zuviel ansieht, der muß von der Gemüthsruhe der deutschen Nation eine übertrieben hohe Vorstellung besitzen. Von dem publizistischen Standpunkt aus könnte man sich mit jener Häufigkeit des Wahl⸗ kampfes ja nur einverstanden erklären; das Zeitungsinteresse gewinnt bei häufigeren Kraftproben der Parteien. Aber für die Bevölkerung als solche, gleichviel mit welcher Parteifarbe, haben sich bisher die Wahlen viel zu sehr gehäuft. Die Wahlen sind für die Nation da⸗
nicht wie es gelegentlich manchmal den Anschein haben könnte, die Nation für die Wahlen und die Wahlpolitiker. Das Mittel Zweck werden zu sehen ist in der Geschichte eine ziemlich häufige Beobachtung; in diesem Fall aber muß man sich jener Entwickelung ganz entschieden widersetzen. Die Nation hat noch mehr zu thun als wie jetzt ungefähr ein Sechstel ihrer Zeit in dem Fieber der zu schlagenden oder soeben geschlagenen Wahlen zu liegen.
Im Uebrigen ist auch das Interesse der Oppositionsparteien an den bisherigen kurzen Wahlperioden eigentlich nicht abzusehen. Nach ihrer Behanptung war ja der diesjährige 21. Februar das Ergebniß des „blinden Franzosenschreckens“, um stärkere Ausdrücke unzitirt zu lassen; normaliter ist nach ihrer Behauptung die Mehrheit der deutschen Nation für die in den Reichstagen 1881—1887 bestandenen
arteiverhältnisse eingenommen. Desto besser also für sie. Künftig besitzt dann eben gegen einige dem gespendete Wahlunter⸗ stützung das Centrum seine doppelte Mehrheit statt wie bisher drei so nunmehr fünf Jahre und kann künftig auf fünf Jahre der Frei⸗ sinn die gewiß selbstlose Rolle spielen, den Reichskanzler mit dem Centrum rechnen müssen zu sehen, statt wie jetzt mit der national⸗ liberalen Partei. Denn der Wahlsieg des 21. Februar war ja doch nur „ein Angstprodukt“? Die jeweilige Stabilisirung dieses Zustandes liegt also doch auch in dem Interesse des Freisinns, und wie jedes freisinnige Interesse also auch in demjenigen der „Volksfreiheit“? Oder vielleicht doch nicht so ganz?
Statistische Nachrichte.
Ueber die Verunglückungen (Totalverlu Seeschiffe in den Jahren 1886 und 1885 sind im Augustheft zum Jahrgang 1887 der Statistik des Deutschen Reichs Zusammen⸗ stellungen veröffentlicht, welche den in den Bänden 27 und 21 „Neuer Folge“ der Statistik des Deutschen Reichs enthaltenen Verzeichnissen der im Jahre 1886 bezw. 1885 als verunglückt angezeigten, registrirten deutschen Seeschiffe entnommen sind. In dem Verzeichniß für 1886 (Band 27 Neue Folge) sind 122 Schiffe mit 39 929 Reg.⸗Tons Netto⸗Raumgehalt aufgeführt, welche innerhalb des genannten Jahres verunglückten; hiervon sind 7 verschollen, 57 ge⸗ strandet, 24 gesunken, 2 verbrannt, 22 in Folge schwerer Beschädigungen und 10 durch Kollisionen verloren gegangen. Auf einem Schiffe, welches verunglückte, während es im Trocken⸗ dock stand, befand sich z. Zt. des Unfalls keine Besatzung an Bord. Auf den übrigen 121 Schiffen befanden sich zusammen 1059 Mann Besatzung und 19 Passagiere, von denen 99 Mann oder 9,3 % der Besatzung und 3 oder 15,8 % der Passagiere bei den Ver⸗ unglückungen ihr Leben verloren. Alle diese Zahlenangaben sind übrigens noch unvollständig, weil noch nicht über alle im Jahre 1886 verunglückten deutschen Seeschiffe Nachrichten vorliegen. Dagegen dürfen die betreffenden Erhebungen für das Jahr 1885 nunmehr als vollständig betrachtet werden. Nach denselben gingen in diesem Jahre 148 deutsche Seeschiffe mit 37502 Reg.⸗T. Raumgehalt verloren, und zwar sind 79 gestrandet, 2 gekentert, 25 gesunken, 2 verbrannt, 13 ver⸗ schollen, 17 in Folge schwerer Beschädigungen und 10 durch Kollisionen verunglückt. Dabei büßten 149 Personen (147 Mann Besatzung und 2 Passagiere) ihr Leben ein. Im Vergleich zum Bestande der registrirten deutschen Seeschiffe am 1. Januar 1885 beträgt der Schiffsverlust im Laufe desselben Jahres 3,5 % gegen 2,7 % im Jahre 1884 und 3,9 % 1883. Der Zahl der Schiffe nach stellt sich demzufolge das Verlustverhältniß für das Jahr 1885 zwar etwas ungünstiger als im Vorjahre, erreicht aber noch nicht dasjenige das Jahres 1883 und bleibt — wenn man noch weiter zurückgreift — hinter den Ergebnissen der Jahre 1882 und 1881 (5,4 % bezw. 5,3 %) um 1,9 % bezw. 1,8 % zurück. In Bezug auf die umgekommene Schiffsbesatzung ist dies Verhältniß auch im Zergleich zum Vorjahr, welches bereits eine verhältnißmäßig geringe Verlustziffer aufweist, noch ein etwas besseres geworden, da bei den Verunglückungen des Jahres 1885 nur von je 272 Seeleuten, welche auf deutschen Kauffahrteischiffen dienten, 1 Mann ums Leben kam, wogegen 1884 schon von 183 und 1883 von je 81 1 Mann sein Leben verlor.
— Die Entwickelung der Kohlenproduktion von 1870 bis 1885. — In den Conrad'schen „Jahrbüchern für National⸗ ökonomie und Statistik“ (XIV. Bd., 4. u. 5. Heft) berichtet Professor von Pbilippovich über den Schlußbericht, welchen die Königliche Kommission zur Untersuchung der Ursachen des Niedergangs von Handel und Industrie in Großbritannien im Januar d. J. nach anderthalb⸗ jähriger Thätigkeit entfaltet hat. Sie hält dafür, daß die englische Industrie in dem Maße weniger elastisch ausdehnungs⸗ fähig wird, als sie äußeren Hemmnissen stärkeren Grades begegnet. Ein solches Hemmniß ist vor allem der energische und organisirte Mit⸗ bewerb anderer Nationen in den wirthschaftlichen Beziehungen. Es äußert sich in dem verhältnißmäßig rascheren Wachsthum der Pro⸗ duktionsmengen in fremden Staaten. Dies zeigt in Bezug auf Kohlen die Gegenüberstellung der im Jahre 1870 und der 1885 gewonnenen Mengen, wie sie folgende Uebersicht giebt:
Produktionsgebiet: Millionen Tonnen
1870 Großbritannien . 109,0 Vereinigte Staaten. 35,4 Deutschland . 4 26,3 Frankreich. 13,2 hA“ 13,6 11161.1*“ 4,2 11“ Nur Belgien steht daher in dem Maße des Fortschritts hinter England zurück; alle anderen Staaten zeigen ein verhältnißmäßig stärkeres Wachsthum ihrer Produktionsmengen. Absolut allerdings hält England noch immer den beiden ihm am nächsten kommenden Staaten, Deutschland und den Vereinigten Staaten, zusammengenommen das
1885 %
Gleichgewicht; allein die Stärke des Emporwachsens dieser zeigt an,
daß ihre Produktionsfähigkeit eine große ist.
Kunst, Wissenschaft und Literatur
Von dem „Anzeiger des Germanischen National⸗ Museums“ (in ist soeben die Nummer für September und Oktober 1887 (II. Bandes Nr. 5) zur Versendung gelangt. Die Chronik des Museums hat zunächst über „Stiftungen“ Folgendes zu berichten. Die Bemühungen der Direktion, durch Gipsabgüsse ein möglichst deutliches Bild der Entwickelung der mittelalterlichen Plastik Deutschlands zur Anschauung zu bringen, haben besonders in den jüngsten Jahren große, allseitige Theilnahme gefunden, und es sind dem Museum von Regierungen, Städten, Stiftungen, Vereinen, Familien und Einzelnen Abgüsse in großer Zahl zugekommen, deren Originale in irgend welchen Beziehungen zu den Stiftern gestanden haben. Dahin gehören die Stiftung von Abgüssen Augsburgischer Kunstdenkmale von Seiten der Stadt Augsburg, die Abgüsse von Grabsteinen, welche durch Nachkommen der Verstorbenen gestiftet worden sind, die Abformungen des uralten Reliefs von den Extern⸗
einen bei Detmold und des Roland in Bremen, zu deren Stiftung sich freie Vereinigungen von Kunst⸗ und Alterthumsfreunden in Det⸗ mold und Bremen gebildet hatten, und vieles Andere. Die Direktion des Museums hatte sich nun auch an die Großherzoglich badische Regierung mit der Bitte gewandt, für eine Reihe von Jahren all⸗ jährlich eine kleine Summe bestimmen zu wollen, mittels welcher nach und nach die schönsten und wichtigsten mittelalterlichen Skulp⸗ turen, die sich im Großherzogthum Baden erhalten haben, zunächst die des Freiburger Münsters, für die Anstalt abgeformt werden könnten. In Beantwortung dieses Gesuchs ist der Direktion von der Großherzog⸗ lichen Generalstaatskasse für das Jahr 1887 der Betrag von 300 ℳ zuge⸗ gangen. — Auch die Bibliothek des Museums hat von Seiten der Groß⸗ herzoglich badischen Regierung, speziell dem badischen Ministerium der
Justiz, des Kultus und des Unterrichts, ein hervorragendes Geschenk
erhalten, bestehend in den Miniaturen der Manesse'schen Liederhand⸗ chrift. — Die Sammlung der Gipsabgüsse ist übrigens, wie weiterhin
gemeldet wird, neuerdings um ein werthvolles, längst ersehntes Stück
v““ ste) deutscher
Zunahme
bereichert worden. Die⸗Verwaltung des Königlichen Provinzial⸗ Museums zu Breslau hat nämlich in der Voraussetzung eines ähn⸗ lichen Gegengeschenks einen Abguß von dem merkwürdigen Grabmal des Herzogs Heinrich IV. von Schlefien in der heiligen Kreuzkirche zu Breslau geschenkt. — Die in der vorigen Nummer des „Anzeigers“ gemeldete Stiftung des Hrn. von Lanna in Prag für die Porzellan⸗ sammlung betrug nicht 300 ℳ, wie irrthümlich dort ge⸗ sagt, sondern 500 ℳ; eine solche von 300 ℳ hat der genannte Gönner des Museums indessen jetzt der früheren folgen lassen. — An der Spitze der Geschenke für das Kupferstichkabinet ist eine eigenhändige Radirung von der Prinzessin Maria, Gräfin von Flan⸗ dern, der Geschenkgeberin aufgeführt, darstellend das Schloß zu Sig⸗ maringen. — Angekauft wurdens für die kunst⸗ und kulturgeschicht⸗ lichen Sammlungen: eine Partie Lederschuhe und Sohlen, eine Spindel und ein Gagatring römischen Ursprungs aus Mainz, einige frühmittelalterliche Seidengewebe, eine holzgeschnitzte Madonna mit Kind (aus dem 16. Jahrhundert), eine bemalte zinnerne Figur eines Landsknechts auf sechsseitigem Untersatz (wohl Träger eines Leuchters, 16. Jahrhundert), ein Kästchen mit bemalten Holz⸗ schnitten nach Jost Amman, sechs Porzellanfiguren (Fa⸗ brikat von Höchst, 18. Jahrhundert) und eine Streichzither. — Ferner kann die Chronik eine ganze Reihe neu angemeldeter Jahresbeiträge verzeichnen und von mancherlei anderem Zuwachs der kunst⸗ und kulturgeschichtlichen Sammlungen, des Kupferstichkabinets, der Bibliothek und des Archivs berichten, welcher durch Ankauf, Ge⸗ schenk und Depositum erfolgt ist. — In dem 9. Bogen II. Bandes der „Mittheilungen aus dem Germanischen National⸗Museum“, welcher der Nummer des „Anzeigers“ beiliegt, beschreibt Direktor A. Essenwein zwei schöne Rococo⸗Oefen, welche sich im Be⸗ sitz des Museums befinden und von denen Abbildungen beigegeben sind. Dr. P. J. Rée bespricht einen Buch⸗ einband vom Jahre 1686, welcher einst das „Saalbuch der Stifftung der Frembden Sondersiechen“ umschloß (in der Samm⸗ lung des Museums) und der wegen der charakteristischen Abbildung eines solchen, mit der vor Annäherung warnenden Klapper ausge⸗ statteten Kranken, auf dem vorderen Deckel, kulturgeschichtlich inter⸗ essant ist. Hans Bösch giebt eine Liste der in dem „Todtengelänt⸗ buch“ (in der Bibliothek des Museums) aufgeführten Nürnberger Maler des 16. Jahrhunderts. — Ferner sind dem „Anzeiger“ die Bogen 8 bis 11 des Katalogs der im Germanischen National⸗ Museum befindlichen vorgeschichtlichen Denkmäler beigelegt. — Die nächste Nummer des „Anzeigers“ wird Anfangs Dezember ausgegeben werden und den Schluß des Katalogs der vorgeschichtlichen Denkmäler enthalten.
— Der kürzlich erschienene 52. Jahrgang der gut renommirten Jahrbücher des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Alterthumskunde, herausgegeben vom Archivar Dr. Schildt zu Schwerin, zeichnet sich durch Reichhaltigkeit und Gediegenheit aus. Er bietet folgende Beiträge: 1) Untersuchungen zur jüngeren Bronze⸗ zeit in Mecklenburg, von Dr. R. Beltz, Gymnasiallehrer zu Schwerin. Mit 2 Tafeln. — 2) Castrum Wustrow, von Archivar Dr. Schildt zu Schwerin. Nebst 1 Tafel. — 3) Die Wappen der bis 1360 in den heutigen Grenzen Mecklenburgs vorkommenden Ge⸗ schlechter der Mannschaft, von Dr. med. Crull zu Wismar. — 4) Rostocks Stellung in der Hansa, von Stadtarchivar Dr. C. Koppmann zu Rostock — 5) Geschichte der Stadt Laage. Erster Theil. Von Pastor C. Beyer zu Laage. Nebst 3 Tafeln. — 6) Mecklenburgische Truppen im dänischen Dienste, von Oberst⸗ Lieutenannt Frhrn. von Sell zu Berlin. — 7) Kleinere Mit⸗ theilungen: 1) Die Alt⸗Kalensche Pfarrhufe zu Damm. — 2) Der Grabstein des Abtes Joh. Billerbeck, gest. 1349, in der vormaligen Klosterkirche zu Dargun. Von Landdrost C. von Pressentin zu Dargun. — 3) Nachgrabungen auf der Fischerinsel im Tollense⸗See und auf dem Wustrauer Felde, von Archivar Dr. Schildt zu Schwerin. — Die Arbeit des Dr. Crull, eines der ältesten und verdientesten Geschichts⸗ und Alterthumsforscher Mecklenburgs ist eine größere Studie. Von 693 Wappen und Schildfiguren bringt der Versasser theils die Abbildungen, theils die Erklärungen. Die „Geschichte der Stadt Laͤage“ von Pastor Beyer, der sich durch eine historische Erzählung „Pribislav“, die demnächst zu Leipzig in Buchform erscheinen wird, schon im vorletzten Jahre vortheilhaft be⸗ kannt gemacht hat, ist gleichfalls eine umfängliche und verdienstvolle Leistung. Die Abhandlung des Oberst⸗Lieutenants Freiherrn von Sell liefert aus den Akten des Großherzoglichen Eeheimen und Haupt⸗Archivs zu Schwerin und anderen Quellen lesens⸗ werthe Daten und Nachweise. Gleichzeitig mit dem 52. Bande der Jahrbücher erschien ein von dem verstor⸗ benen Sekretär im Statistischen Bureau Ludwig Fromm zu Schwerin sehr sorgfältig angefertigtes Register über die Jahrgänge 31 — 50 der Jahrbücher und Jahresberichte des Vereins. (279 S. 8.) — Der neue Vorstand des Großherzoglichen Archivs, der bisherige Stadt⸗Archivar Dr. Grotefend aus Frankfurt a. M., hat sein neues Amt angetreten. Demselben wird von der Stätte seiner bisherigen zwölfjährigen Wirksamkeit ein warmer Nachruf ge⸗ widmet. Sein Verdienst sei neben seinen wissfeeschaftlichen Arbeiten nicht nur die Neugestaltung des Frankfurter Archivs, dessen reiche und für die deutsche Kaisergeschichte besonders bedeutsame Schätze durch ihn der wissenschaftlichen Forschung zugäng⸗ lich gemacht wurden, sondern er habe auch außerhalb seiner Berufs⸗ sphäre erfolgreich gewirkt.
— Sooeben erschien: „Ebhardt's Moden⸗Album“, Heft 18 (1887, Heft 2), Herbst⸗ und Wintermoden 1887/88 (Druck und Verlag von Franz Ebhardt u. Co., Berlin W., 8/9 Ringstraße und Joachimsthalerstraße 18/19, 2,20 ℳ). — Inhalt: Mehr als 200 Holzschnitt⸗Illustrationen, darstellend: Vollständige Anzüge für Damen. — Vollständige Anzüge für Mädchen. — Vollständige Anzüge für Knaben. — Einzeltheile von Toiletten. — Verschiedene Handarbeiten. — Pavier⸗ und Cartonnageartikel. — Beilagen: 1) Eine farbige Handarbeitstafel. 2) Ein farbiges Maskenbild. 3) Ein großes Pano⸗ rama mit Winter⸗Confections. — Der reiche Inhalt dieses Hefts bietet den Damen Vorbilder für die einfachste Haustoilette wie für den eleganten Visitenanzug, Modelle für Confections und Kinder⸗ anzüge, werthvolle Winke über Anfertigung der einzelnen Kleidungs⸗ stücke und nützliche Angaben über Wahl und Verbrauch des Stoffes. „Praktische Verwendbarkeit“ ist als Stempel Allem aufgedrückt, was in Wort und Bild in diesem Album geboten wird; mit Vermeidung alles unnützen Redeschwulstes ist Verständlichkeit und Klarheit zur Richtschnur genommen. Das Bereich der Handarbeiten ist berün⸗ sichtigt durch eine höchst praktische Liste, angebend, welche Farben zu den einzelnen Mustern der Ebhardt'schen Aufplättmuster genommen werden müssen, ferner durch eine detaillirte Anleitung zur Herstellung der reizenden Filigranarbeit, und schließlich durch eine Reihe hübscher
Phantasiearbeiten.
— Die in Leipzig am 8. d. M. erscheinende Nr. 2310 der „Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Zum 60. Geburtstag Arnold Böcklin's. 6 Abbildungen: Porträt Arnold Böcklin's. Villa am Meer. Nach einem Gemälde von Arnold Böcklin in der Galerie Schack zu München. Die Najaden. Nach dem Gemälde von Arnold Böcklin im Museum zu Basel. Die Todteninsel. Nach dem Gemälde von Arnold Böcklin im Museum zu Leipzig. Von Piraten überfallene Burg am Meer. Nach dem Gemälrde von Arnold Böcklin. Im Spiel, der Wellen. Nach dem Gemälde von Arnold Böcklin. (Doppelseitige Beilage) — Der Singer und die Merker. Titelbild aus „Ein teutsches Meisterlieder“ buch“ aus dem Jahre 1600. — Alois v. Brinz, † am 13. Sep⸗ tember. — Bernh. v. Langenbeck, † am 30. September. — Die neue Synagoge in München. — Der Hallenbau der neuen Synagoge in München. — Drei Tage auf dem Montblanc zum Zwecke meteorologischer Beobachtungen. 4 Abbildungen: Aufstieg mit 24 Führern. — Zeltlager auf dem Gipfel. — Das Innere des Zeltes. — Ausrüstung eines Beobachters mit Gesichtsmaske und Schneebrille. — Der französische Revanche⸗Agitator Paul Désroulöde. — Poly⸗ technische Mittheilungen: Pianino mit Paul von Janko s Neu⸗ Klaviatur. Anordnung der Tasten der Jankö'schen Neu⸗Klaviatur. — Moden: Herbsthüte. 4 Figuren.
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und Forstwirthschaft. 1
Die Zeitschrift „Das Pferd“, redigirt von Frhrn. von Boeltzig, Verlag von Friese u. von Puttkamer in Dresden, bringt in ihrer zehnten Nummer des Jahrgangs 1887 folgende Beiträge: Die Entstehung des englischen Vollblutpferdes. Von R. Köcher, Ober⸗Stabsarzt a. D. und Kreis⸗Thierarzt. — Einige Bemerkungen über die Artikel „Das 6 als Kunst“ in Nr. 2 und die Zäumung des Wagenpferdes in
r. 9. Von Fr. Ehrhardt. — Ueber Sitz und Füber. Von Friedrich Triebel. — Zu frühe Benutzung der Pferde. Von Dr Giers⸗ berg⸗Eimsbüttel. — Wie lang soll der Pferdehäcksel sein? Von Heinrich Theen⸗Söby. — Verschiedene Krankheitsursachen der Hau thiere. Von Ableitner, M. V. A. a. D. — Ein „untrügliches“ Mittel. Von Heydebrand⸗Lasa, Major z. D. — Umschau. — Patent⸗ liste. — Literatur. — Sprechsaal. — Inserate. 1
Veterinärwesen.
Vereinigte Staaten von Amerikͤa.. Das Texasfieber ist nunmehr auch unter dem Rindvieh Alkony, Grafschaft Miami, und zu Springfield Clarke (Ohio), ausgebrochen. 1
“ Gewerbe und Handel.
8 Vom Berliner Pfandbrief⸗Institut sind bis September 1887 8 875 500 ℳ 3 ½ %õ ige,
44 678 100 ℳ 4 ½ % ige und 9 476 400 ℳ 5 %ige, 83 407 500 ℳ Pfandbriefe ausgegeben, wovon noch 8 735 100 ℳ 3 ½ % ige, 17 364 300 ℳ 4 %oige, 27 113 700 ℳ 4 ½ %oige und 4 412 400 ℳ 5 %ige, zusammen 57 625 500 ℳ Pfandbriefe Seitens der Grundstücksbesitzer verzinslich sind. Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben 635 100 ℳ, im Laufe des Monats September 1887 1 2 Grundstücke mit einem Feuer⸗Versicherungswerth von 176 ℳ b
— Auf die Interimsscheine der in Liquidation befindlichen Fonds Maklerbank gelangt jetzt die Restquote mit 21 ℳ 75 ₰ zur Rückzahlung. Da 225 ℳ oder 90 % auf die mit 250 ℳ einge⸗ zahlten Aktien bereits am 1. Mai v. J. bezahlt worden sind, erhalten die Aktionäre aus der Liquidation nahezu den Gesammtbetrag der Einzahlung zurück. “
— Nach dem Geschäftsbericht der Berliner Maschinen bau⸗Aktien⸗Gesellschaft, vormals L. Schwartzkopff, für das Jahr 1886/87 ist die Verwaltung in der Lage, eine Divi⸗ dende in Vorschlag zu bringen, welche die letztjährige noch um ein Geringes übersteigt, nämlich 35 % gegen 33 ½ % des Vorjahres. Zu Abschreibungen wurden dieses Mal nur 540 000 ℳ gegen 920 000 ℳ im Vorjahre verwendet. In Folge der zu voller Zufriedenheit aus⸗ gefallenen Torpedo⸗Lieferungen für die italienische Regierung ist es der Direktion im Dezember vorigen Jahres gelungen, einen ferneren bedeutenden Kontrakt für Italien abzuschließen unter der Bedingun daß der größere Theil des Auftrages in Italien selbst ausgeführt werde. Zu diesem Behufe wurde der Bau von Werkstätten auf eigene Rechnung in Venedig begonnen. Die Gebäude, welche erforderlich sind, werden im Laufe dieses Winters, die Installationen der Werkstätte im nächsten Sommer beendet sein. Alle bis dahin an das italienische Gouvernement zu liefernden Objekte werden inzwischen noch von den Berliner Etablissements hergestellt. Im Ganzen sind bis zum 30. Juni d. J. erst 88 681 ℳ für Ankauf der Grundstücke und die ersten Baukosten für Venedig verausgabt. Wie im vorigen Jahre sind auch in dem letztabgelaufenen die gesammten Modelle wiederum mit nur 1000 ℳ, alle Zeichnungen nebst Bibliothek mit 5000 ℳ, sämmtliche Bureau⸗Inventarien sowie das Patent⸗Conto auch nur mit je 1000 ℳ in Inventur gestellt. Am 1. Januar d. J. ist der Rest der Berliner Hypothek mit 1 159 560 ℳ zurückgezahlt. Die auf dem Kieler Etablissement noch ruhenden 40 000 ℳ sind erst per 1. Januar 1889 rückzahlbar und werden dann abgestoßen werden, womit der gesammte Grundbesitz hypothekenfrei wird. Der Umsatz des abgelaufenen Geschäftsjahres beziffert sich auf 8 820 158 ℳ (1885/86 8457 134 ℳ). An definitiven neuen Aufträgen liegen in runder Summe für 8200 000 ℳ (1885/86 7 000 000 ℳ) vor, wovon auf Italien allein 4 400 000 ℳ entfallen, welche kontraktlich bis 1893 zu erledigen sind, während ernste Unterhandlungen wegen anderweiter größerer Geschäfte schweben. In Folge des geringen Umschlages im Lokomotivbau schwankt die Kopfzahl des Personals zwischen 1700 bis 1900 gegen 1800 bis 2000 im Vorjahr. Für die Garantie⸗ und Schädenreserve wurden 130 000 ℳ (1885/86 80 000 ℳ) eingestellt. In der Bilanz figuriren die Debitoren incl. 2 998 804 ℳ Banquierguthaben mit 4 031 110 ℳ, die Kreditoren mit 1 086 485 ℳ Der Effektenbesitz der Gesellschaft bezifferte sich auf 621 149 ℳ und der Kassenbestand auf 342 7504 ℳ Die Betriebsmaterialien, Vorräthe und in Arbeit befindlichen Maschinen sind mit 1 405 740 ℳ bewerthet.
— Dem Geschäftsbericht der Vereinigten Chemischen Fabriken zu Leopoldshall, Aktiengesellschaft, für das Jahr vom 1. Juli 1886 bis 30. Juni 1887 sind folgende Mittheilungen ent⸗ nommen: Der erzielte Gewinn war zwar nicht dem früherer guter Jahre gleich, doch zeigt er einen erfreulichen Fortschritt, 1 011 791 ℳ gegen 867 859 ℳ des Vorjahres. Im Laufe des 2. Semesters trat eine allmähliche Besserung der Nachfrage nach Chlorkalium ein, welche eine Steigerung der täglichen Normal⸗Carnallit⸗För⸗ derung von 45 000 auf 50 000, Mitte März dann proviso⸗ risch sogar auf 55 000 Centner nothwendig machte. Letztere pro⸗ visorische Förderziffer besteht heute noch und muß nach Maßgabe der abgeschlossenen Verkäufe bis Schluß des Kalenderjahres aufrecht e halten werden. Die Fabriken produzirten: Chlorkalium 333 400 Ctr. gegen 290 840 Ctr. im Vorjahr, Düngesalze 33 710 Ctr. gegen 77 951 Ctr, Glaubersalz raffinirt und calcinirt 40 713 Ctr. gegen 43 702 Ctr., Diverses 184 498 Ctr. gegen 120 844 Ctr. Die Fabriken verbrauchten für Kohlen 277 888 ℳ gegen 290 203 ℳ, für Löhne 416 127 ℳ gegen 413 560 ℳ im Vorjahre. Die Kohlenförderung be⸗ trug 1 134 465 hl gegen 1 030 255 bl. Das Kohlenbergwerk in Groß⸗ Mühlingen hat ohne jede Störung gearbeitet; eines gleich unge⸗ störten Betriebes erfreute sich das Bergwerk „Ludwig II.“ Die Karnallitförderung desselben auf den konventionsmäßigen Antheil be⸗ trug 1 129 623 Ctr., wozu noch 245 700 Ctr. Hülfsförderung für das in Betriebsstörung befindliche Werk in Aschersleben kommen, so daß sich die Gesammtkarnallitförderung auf 1 375 323 Ctr. stellt, in einem Gesammtverkaufswerth von 757 125 ℳ An Düngesalzen wurden auf „Ludwig II.“ verkauft 130 028 Ctr., an Steinsalz 504 735 Ctr. Die in der Bilanz aufgeführten Effekten im Betrage von 464 593 ℳ be⸗ stehen aus 328 000 ℳ 4 % Preußische Konsols, 100 000 ℳ 4 % Deutsche Reichsanleihe, 21 900 ℳ 4 % Prioritäts⸗Obligationen der Rheinischen Eisenbahn. Für den nach Abzug von 171 218 ℳ Abschreibung auf die Fabriken, 54 000 ℳ Abschreibung auf die Grube verbleibenden Ueberschuß von 786 524 ℳ schlägt der Aufsichtsrath der General versammlung folgende Verwendung vor: Gratifikationen für die Be⸗ amten 9000 ℳ, Invalidenfonds 12 000 ℳ, 5 % von 786 524 an den gesetzlichen Reservefonds 39 326 ℳ, 6 % Dividende auf die Stammaktien 612 000 ℳ, 6 % auf die Stamm⸗Prioritätsaktien 66 024 ℳ, 4 % von 678 024 ℳ Tantième an den Aufsichtsrath 27 121 ℳ, Spezial⸗Reservefonds, Zugang für Zinsen 19 162 ℳ, Vortrag auf neue Rechnung 1890 ℳ
— Dem Geschäftsbericht der „Vereinigte Stralsunder Spielkarten⸗Fabriken“ Aktiengesellschaft für das Geschäftsjahr vom 1. Juli 1886 bis 30. Juni 1887 entnehmen wir Folgendes: An Stempelsteuer wurden im verflossenen Geschäftsjahre 260 122 ℳ, pro 1885/86 223 051 ℳ bezahlt. Die Gesammtsumme der Verkäufe von gestempelten und ungestempelten Spielkarten, Kartenspänen u. s. w beläuft sich auf 537 883 ℳ, 1885/86 469 816 ℳ, demnach hat die Gesellschaft 68 067 ℳ Mehrumsatz im letzten Geschäftsjahre gegen das voraufgegangene erzielt. Die Verluste auf ““ betragen in diesem Geschäftsjahre 2188 ℳ Nach geschehener Bekanntmachung des in der Generalversammlung vom 16. Oktober 1886 gefaßten Beschlusses, den Inhabern von Aktien B. durch Nachzahlung von 25 % oder 150 ℳ pro Aktie die Umwandlung ihrer Aktien in Litt. A. frei zu