Pest, 23. Oktober. (Prag. Abdbl.) Die gesammte Presse, ohne Unterschied der Partei, konstatirt den günstigen Ein⸗ druck, den das Exposé und das Finanzprogramm des Minister⸗Präsidenten auf das ganze Haus hervorgerufen haben, und hebt fast einmüthig hervor, daß der Voranschlag und das Exposé sich vortheilhaft von den früheren unter⸗ scheiden, sowie, daß das Programm sich in einem der Größe der Finanzfrage entsprechenden Rahmen bewegt; dasselbe be⸗ weise, daß Hr. von Tisza, der sich der schwierigen Aufgabe unterzogen, die Regelung des Staatshaushalts herbeizuführen, mit Ernst und Eifer die Erfüllung derselben in Angriff ge⸗ nommen habe.
Großbritannien und Irland. London, 24. Oktober. (W. T. B.) Das Befinden Gladstones, welcher in Folge von Erkältung und Ermüdung anläßlich der Nottingham⸗ Bankette gezwungen war, während der letzten Tage das Bett zu hüten, hat sich gebessert.
In dem im Südosten von London gelegenen Stadtviertel Rotherhithe fand heute Nachmittag eine von Seiten der Radikalen veranstaltete öffentliche Kundgebung zu dem Zweck statt, damit gegen die Unterdrückung politischer Versammlungen und gegen jeden Eingriff in die Preßfreiheit in Irland und England Protest einzulegen. Die Zahl der Menge, welche sich an der Kundgebung betheiligte, betrug etwa 10 000; Unordnungen kamen nicht vor.
— 25. Oktober. (W. T. B.) Die „Times“ bemerkt zu dem Abschluß der englisch⸗französischen Konvention be⸗ treffs des Suezkanals und der Neuen Hebriden: die versöhnliche Stimmung Frankreichs dürfte wohl auch durch die Erwägung hervorgerufen worden sein, daß Frankreich in Europa nicht zu viele Freunde habe.
— (A. C.) Aus Birma wird gemeldet:
Rangun, 21. Ortober. Die Nachrichten aus Ober⸗Birma lauteten in der vorigen Woche unbefriedigend. Aus irgend einer nicht leicht verständlichen Ursache haben in mehreren Distrikten erneute Ruhestörungen stattgefunden. Das zuletzt veröffentlichte Bulletin meldet Räubereien oder Scharmützel in elf Distrikten, während aus sieben Distrikten gar keine Rapports eingingen. Die Distrikte in der Umrunde von Mandalay befinden sich in ungeregeltem Zustande. So wird von der Grenze des Distrikts Ava, unmittelbar im Süden von Mandalay, eine große Zusammenrottung von Freibeutern gemeldet. In Tsagain wurde ein loyaler Thugyi ermordet. In Kyouksay herrscht das Freibeuterwesen vor. In Myingyan hat die militärische Polizei die Bande Potoke's zersprengt, wobei 6 Mann getödtet und viele andere verwundet sowie Waffen und Munition erbeutet wurden. Auch wurde bei dieser Gelegenheit viel geraubtes Eigenthum zurückerlangt. Die im Norden Mandalays den Fluß patrouillirenden bewaffneten Boote haben viele Freibeuter gefangen genommen. In Minhu verlautete gerüchtweise, daß ein Angriff auf die Stadt beabsichtigt werde, weshalb in allen Richtungen starke Militär⸗Abtheilungen ausgesandt wurden. In Salim griffen die Truppen die Freibeuter an und schlugen sie aufs Haupt. Viele Klagen werden über Räubereien im Sittang⸗Thale laut, desgleichen über Plünderung von Flößen auf dem Flusse Sittang. Die Polizeimacht in Unter⸗Birma erfordert dringend eine Reformirung, und man sieht ein, daß ein durch und durch tüchtiger Offizier an deren Spitze gestellt werden müsse.
Frankreich. Paris, 21. Oktober. (Fr. C.) Der „Temps“ schreibt: „Es bedarf keiner großen Anstrengung der Einbildungskraft, um zu finden, welches das Hauptziel der Thätigkeit der auf den 25. Oktober einberufenen Kammern sein sollte. Die Kammer hat große Ersparnisse am Budget verlangt und das alte Kabinet gestürzt, und das neue Kabinet ist gerade mit Bezug auf die Wünsche der Kammer in Bezug auf Ersparnisse gebildet worden. Das neue Ministerium hat sich an diese Aufgabe gemacht und ein neues Budget entworfen, in welchem Ersparnisse von 129 Millionen, darunter allein 81 Millionen an den ordent⸗ lichen Ausgaben, figuriren, und zwar ohne daß eine neue Steuer vorgeschlagen, ein Anlehen beantragt wäre oder der Aufwand für begonnene außerordentliche Arbeiten zu leiden hätte.“ Es sei nun Sache der Kammer, vor Allem zu diesen Vorschlägen Stellung zu nehmen. Thue sie dies nicht, so werde das Land dies bitter vermerken und seinem Unwillen darüber bei den nächsten Wahlen Ausdruck geben. Das „Journal des Débats“ meint: die Abgeordneten müßten eine andere Haltung annehmen, wenn sie bei den nächsten Wahlen bestehen wollen. In der Tiefe des Volkes, in den Massen mache sich ein dumpfes Mißbehagen fühlbar, eine wachsende Unruhe, eine eigenthümliche Ungeduld über die leeren Streitereien und unfruchtbaren ve eteten ein gebieterisches Bedürfniß nach Stetigkeit und Ruhe. „Wehe der Partei, wehe der Regierung, welche dieses Bedürfniß nicht begreift und ihm nicht Befriedigung gewährt. Die kleinen Wahlkombinationen, die Vermittelungs Ministerien, die Konzentrirungspläne, all dies kann plötzlich weggeschwemmt werden. Wenn die . von der wir bereits Zeuge gewesen sind, noch zwei Jahre fortdauert, so werden die Wahlen sehr wahrscheinlich den Republikanern, selbst wenn sie konzentrirt sind, eine bittere Ueberraschung bringen.“
Der „Temps“ stimmt Hrn. Clémenceau darin bei, daß die Kammer Reformgesetze zu machen gewählt worden sei, nimmt aber die Trennung von Staat und Kirche von der Zahl dieser Gesetze aus, weil sie nur eine Schein⸗ reform sei, nur die Leidenschaften entfache und nicht zum Vortheil der Republik sei, auch weder im Parlament noch in der Kammer die Mehrheit für sich habe. Was die anderen von Clémenceau gewünschten Reformen, die der Steuern, sowie Schutzgesetze für die Arbeiter betreffe, so wolle dieselben auch Hrn. Rouvier, aber Clémenceau unterstütze dessen Regierung nicht, obgleich sie die Mehrheit der republikanischen Abge⸗ ordneten auf ihrer Seite habe; er beanspruche für die Minder⸗ heit das Recht, die Mehrheit zu unterjochen.
— 22. Oktober. (Fr. C.) In dem heutigen Ministerrath brachte der Ackerbau⸗Minister Barbe das Dekret, betreffend die Neuordnung der Forstverwaltung, zur Unter⸗ zeichnung des Präsidenten der Republik. Diese Neuordnung vermindert das Beamtenpersonal um 3 General⸗Inspektoren, 3 Faeeir hätren und 15 Oberförster. Die hierdurch erzielte Ersparniß soll theilweise zur Aufbesserung der Gehalte der niedern Forstbeamten verwendet werden. — Ferner unterzeichnete Herr
révy die Verlegung der Fakultäten von Douai nach Lille, wodurch die in letzterer Stadt vereinten Hoch⸗ schulen den Charakter einer Universität erhalten. — Endlich zeigte der Kriegs⸗Minister an, daß die Mobilmachungs⸗ haoh; nur 5 von den 7 für sie bewilligten Millionen bean⸗ prucht habe.
Die Kammern haben für die Herbstsession keine Vorstandswahl vorzunehmen, da die Vorstände für das ganze Jahr gewählt werden, und können daher am nächsten Dienstag
obenan auf seine Tagesordnung s die Lehrergehalte, die Reform des ntersuchungsverfahrens in Strafsachen, die Freiheit des Begräbnißwesens und die Be⸗ schränkung der Oeffentlichkeit bei den Hinrichtungen. — 24. Oktober. (W. T. B.) Der Minister des Auswärtigen, lourens, und der englische Ge⸗ schäftsträger, gerton, unterzeichneten heute Nach⸗ mittag 3 Uhr die Konventionen über die Neutralisirung des Suezkanals und über die Neuen Hebriden. — Der Kriegs⸗Minister Ferron hat weiteren Ersparnissen im Betrage von 9 Millionen Francs im Etat des Kriegs⸗Ministeriums zu estimmt; die gesammten Ersparnisse in diesem Etat gegenüber dem vom General Boulanger aufgestellten Voranschlag betragen somit etwa 28 Millionen. — Die Budgetkommission beschloß, die Fonds für geheime Zwecke gänzlich zu streichen.
Italien. Turin, 24. Oktober. (W. T. B.) Der Minister⸗Präsident Crispi und die anderen Minister mit Ausnahme des Kriegs⸗Ministers sind hier eingetroffen.
Amerika. Washington, 20. Oktober. (R. B.) In Salt Lake City, im Staate Utah, begann gestern in dem Prozeß gegen die Mormonen⸗Kirche und auf den Antrag zur Ernennung eines Massenverwalters die Beweis⸗ aufnahme. Die dem Gerichtshof unterbreiteten Thatsachen, die auch von dem gegnerischen Anwalt zugegeben werden, be⸗ weisen, daß John Taylor verschiedenen Staats⸗Präsident⸗ schaften das in mehreren Distrikten belegene S thum in Werthe von 26 898 239 Doll. überwies, und daß der Kirche nur der Temple⸗Häuser⸗Block in Salt Lake City, veranschlagt N 150 000 Doll., das Zehnten⸗Viertel, im Werthe von 50 000 Doll., und der Amelia⸗Palast, geschätzt auf 50 000 Doll., verbleiben. Es wurde indeß darauf ge⸗ drungen, daß der Massenverwalter in seinen Recherchen nach Kircheneigenthum nicht auf die obigen einzelnen Posten be⸗ schränkt sein solle. Die Kirche behauptet, daß die Korporation der Mormonen⸗-Kirche aufgelöst und daß in der Konferenz im April d. J. Verwalter ernannt worden seien, um die Ob⸗ hut über solches Eigenthum zu übernehmen, welches der Kirche zu behalten nicht erlaubt war.
New⸗York, 24. Oktober. (W. T. B.) Die „New⸗ York Times“ veröffentlicht ein Telegramm aus Phila⸗ delphia, welches die Nachricht fuͤr falsch erklärt, daß die Konzessionen zur Gründung einer chinesisch⸗ame⸗ rikanischen Bank nicht zu Stande gekommen seien. Die Supplementarverhandlungen seien beendigt und das Ueber⸗ einkommen bereits am 12. d. M. unterzeichnet worden. Der Vertreter Li⸗Hung⸗Chang's befinde sich noch in Phila⸗ delphia, wo er in den letzten Monaten verschiedene Ko ferenzen mit Wharton und Barker gehabt hahbe.
Zeitungsstimmen.
4 8 ” 5 8 116“
Die „Berliner Politischen Nachrichten“ schreiben:
In einem Artikel der „Vossischen Zeitung“ über Berufsgenossen⸗ schaften, welcher als aus dem Verwaltungskreise dieser Genossen⸗ schaften herrührend bezeichnet wird, werden Bedenken gegen die Selbst⸗ verwaltung derselben aus der thatfächlichen Entwickelung der Ver⸗ waltungskosten, deren Verschiedenbeit durch Zahlehrvergleiche illustrirt wird, hergeleitet, und dabei insbesondere auch auf die Bewilligung sehr erheblicher Dotationen an einen Genossenschafts⸗ und einen Sektionsvorstand exemplifizirt. Zugleich wird die Frage angeregt, ob nicht die Aufsichtsbehörde gegen die diesen Bewilligungen zu Grunde liegende Auslegung vom Gesetz und Statut einzuschreiten habe.
Was zunächst den letzteren Punkt anlangt, so ist die Aufsichts⸗ behörde so berechtigt wie verpflichtet, gegen Ungesetzlichkeiten ein⸗ zuschreiten, gegen einen wie immer unzweckmäßigen Gebrauch der den Genossenschaften gesetzlich übertragenen Befugnisse bietet ihr das Gesetz keine Handhabe. Man wird auch etwaige Fehlzriffe auf diesem Gebiete nicht zu tragisch nehmen dürfen. Ohne Zweifel sind einzelne Berufsgenossenschaften in Bezug auf die Anstellung hochbezahlter Geschäftsführer und auf kostspielige Bureaueinrichtungen zunächst über das Maß des wirklichen Bedürfnisses hinausgegangen. Allein gegen die bezüglichen Beschlüsse der Berufsgenossenschaften kann nicht die Reichsaufsicht, sondern lediglich die Selbstthätigkeit der Berufs⸗ genossen Hülfe gewähren. In dieser e wird ohne Zweifel die Mittheilung der Verwaltungsergebnisse der Berufsgenossenschaften, welche dem Reichstage in der bevorstehenden Session gemacht werden wird, fördernd wirken. Wenn erst die verschiedene Höhe der Ver⸗ waltungskosten der Berufsgenossenschaften in vollem Umfange öffentlich bekannt wird, werden ohne Frage die Genossen der verhältnißmäßig theuer verwalteten Genossenschaften zu einer eingehenden Nachprüfung der bezüglichen Beschlüsse angetrieben werden und zugleich in den Einrichtungen der billiger ver⸗ walteten Genossenschaften werthvolle Fingerzeige dafür erhalten, wie dem Uebel zweckmäßig abzuhelfen ist. Wo immer nach dem Ergebniß dieser Prüfung eine Ermäßigung der Verwaltungsausgaben durchführ⸗ bar erscheint, wird sie voraussichtlich unter dem Druck solcher Wahr⸗ nehmungen und Vergleiche von selbst sich vollziehen, ohne daß es eines Eingreifens der Aufsichtsbehörde bedürfte, und der zeitweilig über das richtige Maß gesteigerte Verwaltungsaufwand wird dann nicht mehr als ein Lehrgeld bedeuten, wie cs mehr oder minder bei allen Neueinrichtungen gezahlt wird.
Aber auch abgesehen davon entbehrt die Insinuation, daß der⸗ artige Vorgänge unbeachtet bleiben, um im geeigneten Falle eine Verstaatlichung der Unfallversicherung herbeizuführen, sofern dabei die Regierung ins Auge gefaßt sein sollte, jeglicher thatsächlichen Unter⸗ lage. Der Regierung wohnen auch nicht entfernt derartige Hinter⸗ gedanken bei, sie legt umgekehrt gerade den entschiedensten Werth auf die berufsgenossenschaftliche Organisation und ist mit vollständigem Vertrauen in die Selbstverwaltung der Berufsgenossenschaften erfüllt. Daß aus den Reihen der Berufsgenossenschaften der Wunsch nach Verstaatlichung hervorträte, wäre eher denkbar. Nicht minder thatsächlich unbegründet ist endlich die Behauptung, daß der Zeitpunkt zur Revision des Unfallversicherungsgesetzes gekommen sei. Ohne Zweifel zeigen sich in der Ausführung desselben mancherlei Uneben⸗ heiten, allein, bevor wieder die Klinke der Gesetzgebung mit Nutzen ergriffen werden kann, müssen doch ungleich mehr Erfahrungen vor⸗ liegen, als sie nach kaum zweijähriger Geltung des Unfallversicherungs⸗ gesetzes zu sammeln waren.
— In der „Landes⸗Zeitung für Elsaß⸗Lothrin⸗ gen“ lesen wir:
Ueber den ihm übermittelten Bericht des Elsässischen Fischerei⸗ vereins läßt sich der „Temps“ in voller Anerkenntniß der Verdienste und Erfolge dieses Vereins auf dem Gebiete der Fischzucht folgendermaßen aus, indem er die Bestrebungen der elsässischen Gesellschaft seinen eigenen Landsleuten zur Nachahmung anempfiehlt: „Die Tabelle über das Einsetzen von Fischen in den Flüssen liefert chon ein äußerst lehrreiches Material. Unsere (d. h. französischen) Fischzüchter, die nur ins Große gehen wollen, konzentriren hauptsäch⸗ lich ihre Thätigkeit auf Forellen und fremdländische wie einheimische Lachse, Fische zwar von hohem handels⸗ und gastronomischen Werth, die sich aber nicht allen unseren Flüssen akklimatisiren. Allerdings, wenn sie das Einsetzen von 100 000 Forellen in einen Fluß ankün⸗ digen, so bringt das einen sehr guten Effekt hervor, und den Lieb⸗
sofort her Arbeiten beginnen. Die Deputirtenkammer dürfte einige Vorlagen, die bereits vom Senat angenommen sind,
etzen, darunter Gesetze über
heitsamts sind in der Zeit vom 9.
indessen genügt dies Staunen darob im Publikum doch noch nicht, unsere sis entvölkerten Flüsse wieder zu bereichern. Unsere elsässischen Nachbarn scheinen viel praktischer zu sein; jedenfalls verschmähen auch sie die A der Fischzucht nicht, aber vorläufig schränken sie ihren Ehrgeiz ein und begnügen sich für die meisten Flüsse mit dem Einsetzen von Schleien, Aalen, Hechten, und selbst von sie wenigstens ihres Erfolges sicher Hinsichtlich eines zweiten treffliches Beispiel: obwohl er nur aus 574 Mitgliedern besteht, er⸗ muthigt er dennoch durch Aussetzung von Prämien nicht allein zur Unterdrückung von Uebertretungen der Fischereigesetze, sondern auch zur Ausrottung der Fischfeinde, der Fischotter und des Fischreihers; er hat z. B. 5288 ℳ Prämien für 475 große und 7 kleine Fischottern und 856 ℳ für 422 Köpfe von alten und 8 jungen Reihern bezahlt. Wer bekümmert sich bei uns um diese Wasserräuber, die in Schaaren unsere großen und kleinen Flüsse ausrauben 7...Eine ausgezeichnete Neue⸗ rung haben die Pachtbedingungen für Fischerei erfahren; seitdem der Elsässische Fischereiverein so rüstig zur Wiederbevölkerung der Flußläufe aus Werk geht, hat sich der Pachtzins für Fischerei in den einzelnen Kantonen erheblich erhöht — im Gebiete der Ill verdreifacht; und die Verwaltung hat den Pächtern die Verpflichtung auferlegt, jähr lich in ihrem Kantone eine bestimmte Zahl ein⸗ und zweijähriger Karpfen einzusetzen. Die letztere Bestimmung erscheint uns in der That ganz vortrefflich. Wenn man sich entschließen könnte, diese Maßregel auch bei uns zu adoptiren, so würde sich die Wiederbevölkerung unserer Faüss⸗ ohne große Kosten von Seiten der Regierung und ohne den
ächtern allzu große Lasten aufzubürden, vollziehen. Die volks⸗ wirthschaftlichen Erfolge des Elsässischen Fischereivercins springen nun ebenfalls sofort in die Augen: während früher auf dem Straßburger Fischmarkt der Preis für ein Pfund Hecht sich auf 2 — 2 ½ ℳ belief, kostet dasselbe jetzt nur noch 1 ℳ — hier haben wir also ein billiges und gutes Volksnahrungsmittel.. In seinen Bestrebungen wird der Elsässische Fischereiverein in jeder Hinsicht von der Regierung unter⸗ stützt, wie man denn auch gerechter Weise anerkennen muß, daß im Jagd⸗ und 3 von Seiten der deutschen Verwaltung außerordentlich viel im Interesse des ölonomischen Volkswohls ge⸗ schieht: durch Einführung des deutschen Systems der Verpachtung des Jagdrechts durch die Gemeinden ist es der deutschen Regierung bereits gelungen, den Wildbestand in Elsaß⸗Lothringen seinem Waldareal entsprechend wiederherzustellen, und so wird sie auch in ihrem Be⸗ streben nicht still stehen, die Wasserläufe Elsaß⸗Lothringens wieder zahlreich zu bevölkern. Wir hegen unsererseits den dringenden Wunsch, daß unsere Regierung, diesem Beispiel der Deutschen folgend, die ökonomischen Hülfsmittel schätzen lerne, welche der Landmaynn bei der jetzigen Theuerung der Lebensmittel in der gehörigen Ausbeutung unserer Flüsse finden kann.“
Bei diesem Anlaß möchten wir hervorheben, daß die Sorgfalt der deutschen Verwaltung für die materielle Wohlfahrt Elsaß⸗ Lothringens überhaupt in der französischen Presse doch nicht selten unumwundene Anerkennung findet und der eigenen, zu sehr durch Parlamentshändel beschäftigten Regierung und Volksvertretung als leuchtendes bezw. beschämendes Beispiel vorgehalten wird. Schreiber dieser Zeilen hat auch aus dem Munde von in Frank⸗ reich lebenden Elsässern mehr als einmal eine hohe Anerkennung der Leistungen und Bestrebungen Deutschlands auf diesem Gebiet ver⸗ nommen. Namentlich solche Emigranten, die in der französischen Provinz wohnen und zeitweise sich in ihrer alten Heimath jenseits der Vogesen umsehen, können, wenn sie mit offenen, unbefangenen Blicken um sich schauen, sich nicht dem Unterschied verschließen, der zwischen den französischen Departements und dem Reichslande zu Gunsten des letzteren hervortritt.
— Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ bemerkt:
Für die Konkurrenz, welche der russische Roggen dem deutschen Produkte auf unseren Märkten macht, ist nicht ohne Interesse, die dort und bier von den Landwirthen aufzuwendenden Produktionskosten mit einander zu vergleichen.
In den östlichen Provinzen beträgt der durchschnittliche Tagelohn landwirthschaftlicher Arbeiter — nach offenbar sehr mäßiger Schätzung — für Mann und Frau zusammen 1,65 ℳ, während derselbe sich in Rußland auf ca. 25 Kopeken stellen dürfte. Da nun der Roggen⸗ preis sich zur Zeit bei uns auf etwa 114 ℳ pro Tonne stellt, so ent⸗ spricht der Marktpreis für 1000 kg Roggen etwa dem Tagelohn eines Arbeiterpaares für 68 ¾ Tage.
Bestände in Rußland ein gleiches Verhältniß, so würde sich der Produktionswerth für den Landwirth für 1000 kg Roggen auf 68 mal 25 Kop. oder auf 17 Rubel 16 Kop. stellen. Unter den bestehenden Valutenverhältnissen bedeuten diese 17,16 Rubel für den russischen Produzenten jedoch 30,5 Rubel, so daß derselbe für 1000 kg Roggen 121,6mal soviel erhält, als ihm ein Arbeiterpaar pro Tag an Lohn kostet, während der deutsche Produzent nur 68,6 mal sov iel erzielen kann.
Statistische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ 8 bis 15. Oktober von je 1000 Bewohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 18,8, in Breslau 24,5, in Königsberg 32,3, in Köl 15,6, in Frankfurt a. M. 13,6, in Wiesbaden 19,1, in Hannover 19,3, in Kassel 134, in Magdeburg 17,8, in Stettin 27,0, in Altona 22,1 in Straßburg 17,6, in Metz 15,3, in München 24,8, in Nürnberg 22,1 in Augsburg 24,7, in Dresden 17,4, in Leipzig 18,8, in Stuttgart 19,2, in Karlsruhe 14,4, in Braunschweig 19,9, in Hamburg 23,5, in Wien 18,9, in Pest 25,7, in Prag 23,7, in Triest 25,0, in Krakau 32,8 in Amsterdam 18,0, in Brüssel 20,8, in Paris 19,7, in Basel — in London 16,7, in Glasgow 23,4, in Liverpool 17,9, in Dublin 27,3, in Edinburg 16,1, in Kopenhagen 25,6, in Stockholm 15 Christiania 19,4, in St. Petersburg 21,6, in Warschau 31,6, in Odessa 26,7, in Rom 26,0, in Turin —, in Venedig 19,0, in Alexrandria 44,0. Ferner in der Zeit vom 18. bis 24. September: in New⸗York 25,3, in Philadelphia 18,7, in Baltimore 17,0, in Kalkutta 22,6, in Bombay 25,9, in Madras 43,7. 28 Die allgemeine Sterblichkeit blieb auch in dieser Berichtswoche in den meisten Großstädten Europas eine günstige, wenn auch aus vielen derselben, besonders aus deutschen Städten, ein wenig größere Sterblichkeitsverhältnißzahlen als aus der Vorwoche mitgetheilt wer⸗ den. Einer sehr günstigen Sterblichkeit (noch nicht 15,0 pro Mille und Jahr berechnet) erfreuten sich Frankfurt a. M., Bochum, Halle, Barmen, Kassel, Karlsruhe, Darmstadt. Eine etwas höhere Sterb⸗ lichkeit, die aber noch nicht 20,0 pro Mille und Jahr erreichte, melden sehr viele Orte, von denen wir hier nur Berlin, Potsdam, Dresden, Leipzig, Straßburg, Metz, Stuttgart, Wiesbaden, Mainz, Hannover, Magdeburg, Braunschweig, Köln, Düsseldorf, Elberfeld, Wien, Paris, London, Liverpool, Edinburg, Amsterdam, Stockholm, Christiania, Venedig u. a. erwähnen wollen. Auch in Bremen, Brüssel, St. Petersburg, war die Sterblichkeit eine nur mäßig hohe; eine hohe Sterblichkeit (über 35,0 pr. M.) wird aus keiner deutschen Stadt ge⸗ meldet. — Unter den Todesursachen kamen Darmkatarrhe und Brech⸗ durchfälle der Kinder fast aller Orten in noch seltenerer Zahl als in der Vorwoche zur Mittheilung; nur in Berlin, Hamburg, Breslau, Königsberg, Paris, Straßburg, Warschau überstieg die Zahl der Sterbefälle die normale ein wenig. — Die Theilnahme des Säug⸗ lingsalters an der Sterblichkeit war eine verminderte, von 10 000 Le⸗ benden starben, aufs Jahr berechnet, in Berlin 59, in München 92 Säug⸗ linge. Akute Entzündungen der Athmungsorgane führten in etwas geringerer Zahl als in der vorangegangenen Woche zum Tode. — Von den Infektionskrankheiten kamen Sterbefälle ang Masern, Schar⸗ lach, Unterleibstyphus und Pocken etwas mehr, an Diphtherie und Keuchhusten etwas weniger zur Meldung. — Todesfälle an Masern waren in Paris, London, Kopenhagen, in letzterer Stadt in der Be⸗
habern von Forellen läuft das Wasser dabei im Munde zusammen;
richtswoche bis 42, gesteigert; Erkrankungen an Masern kamen in
Berlin die g pc Plurg eine größere Zahl von Sterbefällen hervorgerufen; auch wurde aus
Karpfen, dden meisten Orten, aus denen Mittheilungen vorliegen, eine Steige⸗
Barschen; hier sind Punktes giebt uns der Elsässische Fischereiverein ebenfalls ein vor -·
in Berlin, Nürnberg, —
fälle an
ildes⸗ openhagen (848 rkran⸗ 5 Zahl zur Anzeige. — Das Scharlachfieber hat in eiche, in London, Liverpool, Dublin, Warschau, St. Peters⸗
Hamburg, Nürnberg, in den Regierungsbezirken Erfurt und 11 est, Edinburg, Christiania und ngen) in
rung der Erkrankungen ersichtlich. — Die Sterblichkeit an Diph⸗ herie und Croup war in Breslau, München, Altona, Frankfurt a. M., Dresden, Hamburg, Wien, Paris eine kleinere, in Berlin, Leipzig, Nürnberg die gleiche, in Königsberg, London, Christiania, Warschau eine größere als in der Vorwoche. Erkrankungen haben Christiania, St. Petersburg etwas ab⸗ genommen, während sie in Breslau, Frankfurt a. O., Ham⸗ urg, Wien, Kopenhagen in größerer Zahl zur Meldung elangten. — Typhöse Fieber bedingten in Ham⸗ urg, London mehr, in Paris und St. Petersburg weniger Opfer; Erkrankungen kamen aus den meisten Städten, aus denen Mit⸗ heilungen vorliegen, in gesteigerter, nur aus Hamburg und St. Peters⸗ urg in etwas verminderter Zahl zur Anzeige. — An Flecktyphus wurden aus dem Regierungsbezirk Wiesbaden mehrere Sterbefälle, aus St. Petersburg eine Erkrankung, aus Kopenhagen ein Todesfall an epidemischer Genickstarre gemeldet. — Der Keuchhusten verlief in Berlin und London milder, aus Hamburg, Kopenhagen und St. Petersburg wurden etwas weniger Erkrankungen bekannt. — Die Zahl der Todesfälle an rosenartigen Entzündungen des Zellgewebes der Haut hat in London zugenommen. Sterbe⸗ ocken kamen aus Lyon 1, aus Pest, Prag und St. Petersburg je 2, aus Rom 4, aus Paris 5, aus Triest 8, aus Warschau 17, neue Erkrankungen aus den Regierungsbezirken Königs⸗ berg und Aachen 1 bezw. 2, aus Wien 4, aus St. Peterburg 6, aus Pest 10 zur Anzeige. — Die Nachrichten über die Cholera in Italien lauten andauernd günstig. In Rom kamen vom 3. bis .Oktober noch 70 Erkrankungen und 15 Todesfälle, in Neapel vom bis 5. Oktober 6 Erkrankungen und 6 Todesfälle zur Kenntniß. In der Umgegend von Neapel kamen nur aus Pozuoli 2 Erkrankungen und 3 Todesfälle zur Meldung. Auch in Messina hat die Epidemie erheblich abgenommen. Vom 4. bis inkl. 9. Oktober kamen noch 75 Erkrankungen und 21 Sterbefälle zur Anzeige. In Palermo kamen vom 3. bis 5. Oktober nur noch wenige neue Erkrankungen zur Kenntniß. b “
Auch in dieser Berichtswoche blieb der Gesundheitszustand in Berlin ein günstiger und war die Sterblichkeit eine noch kleinere als in der Vorwoche. Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder kamen weniger zum Vorschein, die Zahl der durch sie hervorgerufenen Sterbefälle blieb fast die gleiche wie in der vorangegangenen Woche. Die Sterblichkeit der Säuglinge war eine geringere. Akute Ent⸗ zündungen der Athmungsorgane zeigten in ihrem Vorkommen keine wesentliche Veränderung. Von den Infektionskrankheiten gelangten typhöse Fieber nur in beschränkter Zahl zur Anzeige; Erkrankungen an Scharlach und Diphtherie, ron denen erstere im Stralauer Viertel und in der Tempelhofer Vorstadt, letztere auch noch im Schöneberger Vorstadt⸗ bezirk und in der jenseitigen Luisenstadt größere Verbreitung fanden, kamen etwas weniger zur Meldung. Masern traten dagegen, besonders in der Rosenthaler Vorstadt, häufiger als Erkrankungsursachen auf. Erkrankungen am Kindbettfieber kamen weniger, rosenartige Ent⸗ zündungen des Zellgewebes der Haut etwas häufiger zur ärztlichen Behandlung. Der Keuchhusten rief wohl noch zahlreiche Erkrankungen hervor, doch hat die Zahl der Sterbefälle etwas abgenommen. Rheumatische Beschwerden aller Art kamen häufiger in ärztliche Be⸗
andlung. 1
b — Der Bergwerk.⸗, Hütten⸗ und Salinenbetrieb im Königreich Bavern im Jahr 1886. — Nach den Mittheilungen des Königlichen Ober⸗Bergamts München standen im Jahre 1886 in Bayern 167 Werke im Betrieb und vertheilten sich dieselben mit 68 Werken auf den Bergbau, mit 6 auf den Salinenbetrieb und mit 93 auf den Hüttenbetrieb. Die Gesammtproduktion belief sich auf 883 605,374 t im Werth von 24 591 395 ℳ Beschäftigt waren in sämmtlichen Betrieben 9974 Arbeiter. Im Vergleich zum Vorjahr erfuhr die Produktion einen Rückgang von 40 772,037 t im Werth von 2 051 189 ℳ, auch waren 13 Werke weniger im Betrieb. Auf den Berg⸗ bau entfielen von der oben angegebenen Gesammtproduktion bei 68 Be⸗ trieben und 4243 beschäftigten Arbeitern 686 343,369 t im Werthe von 5 830 132 ℳ Der Werth der produzirten Mengen ist gegen das Vor⸗ jahr trotz der geringeren Produktion (die Abnahme betrug 16 655,846 t) um 229 928 ℳ gestiegen; ebenso war die Zahl der Arbeiter um 127 Köpfe höher als 1885. Bei dem Salinenbetrieb wurden von 216 Arbeitern (gegen 223 in 1885) 42 636,280 t im Werthe von 190 035 ℳ erzielt, was gegen das Vorjahr eine Zunahme von 647 348 t im Werthe von 33 646 ℳ bedeutet. Der Hüttenbetrieb brachte bei 5515 beschäftigten Arbeitern einen Gesammtertrag von 154 625,725 t im Werthe von 16 860 328 ℳ; gegen 1885 hat sich die Produktions⸗ menge um 24 763,539 t im Werthe von 2 314 763 ℳ verringert und der Arbeiterstand um 102 Köpfe abgenommen.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Die Reichsgesetze vom 25. Juni, 5. und 12. Juli 1887, über I. den Verkehr mit blei. und zinkhaltigen Gegen⸗ ständen, II. die Verwendung gesundheitsschädlicher Farben bei der Herstellung von Nahrungmitteln ꝛc., III. den Verkehr mit Ersatzmitteln für Butter, mit Ausführungsbestim mungen, nebst einem Anhang, das Gesetz, betreffend die Abänderung des Nahrungsmittelgesetzes, vom 29. Juni 1887, enthaltend. Mit Einleitung, Erläuterungen, technischen Materialien und Sachregister, bearbeitet und herausgegeben von R. Haas, Kaiserlicher Landrichter in Metz. Nördlingen. Ver⸗ lag der C. H. Beck'schen Buchhandlung. 188. . Preis 2 ℳ 80 ₰. — Die vorliegende Bearbeitung der drei Spezialgesetze, welche sich unmittelbar an das Nahrungsmittelgesetz anschließen und einzelne Zweige des Verkehrs mit Nahrungsmitteln, Genußmitteln und Ge⸗ brauchsgegenständen einer näheren Regelung unterwerfen, ist im Allge⸗ meinen auf denselben Grundlagen erfolgt, wie sie für die Bearbeitung der in demselben Verlage erschienenen Ausgabe des Nahrungsmittel⸗ gesetzes maßgebend waren. Das zu leichterem Verständniß und richtiger Auslegung dienliche gesetzgeberische Material (Begründung, Kom⸗ missionsberichte und Reichstagsverhandlungen) wurde in möglichster Vollständigkeit theils in den Einleitungen, theils in den Anmerkungen zu den Gesetzesparagraphen zu verwerthen gesucht. Hierbei war der Verfasser insbesondere bestrebt, aus dem sehr umfangreichen Material der den drei Gesetzentwürfen beigegebenen „Technischen Erläuterungen“ alles Dasjenige, was zum Verständniß und zur praktischen Hand⸗ habung der Gesetze für den Richter, Verwaltungsbeamten und Tech⸗ niker von Wichtigkeit und bleibendem Werth erschien, zusammenzu⸗ stellen und, soweit es nicht bereits in den Anmerkungen Berücksich⸗ tigung finden konnte, in zusammenhängenden Auszügen einer jeden Abtheilung anzuschließen. — Die Novelle zum Nahrungsmittelgesetz, welche als Zusatz zum §. 16 des letzteren auf die in obigen Gesetzen geregelten Gebiete Anwendung zu finden hat, ist in ähnlicher Bearbei⸗ tung dem Ganzen als Anhang beigegeben.
— Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landes kunde, herausgegeben von dem Königlich württem⸗ bergischen Statistischen Landesamt. Jahrgang 1886. Stuttgart, W. Kohlhammer, 1887. — Der vorliegende neue Jahr⸗ gang der „Württembergischen Jahrbücher“ schließt sich sowohl in der als nach der Eintheilung des Stoffs dem vorhergehenden an.
ie in letzterem behandelten einzelnen Abschnitte erscheinen auch dies⸗ mal sämmtlich wieder; neu hinzugekommen sind jedoch: ein Abschnitt, betreffend die „Bezirks⸗ und Gemeindeverwaltung“, welchem die Mittheilungen des Ministeriums des Innern zu Grunde liegen, sowie ferner die Abhschnitte „Medizinal⸗ wesen“ und „DOeffentliche Armenpflege und Wohlthätigkeit“. In dem Abschnitt „Stand der Bevölkerung“ sind die endgültigen Ersebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 eingehend berück⸗
Feftvöe sgatt. Produ
sichtigt. Der Abschnitt „Gewerbe und Handel“ bietet sodann eine Darstellung der gewerblichen Betriebe (nach Gewerbegruppen), auf Grund der Aufnahmen vom 5. Juni 1882 und nach den Ober⸗Aemtern geordnet. In dem Abschnitt „Finanzwesen“ findet sich eine vergleichende Uebersicht über die Staats⸗Rechnungsergebnisse der laufenden Ver⸗ waltung für die 21 Etatsjahre 1864/65 — 1884/85 nebst Prozent⸗Be⸗ rechnungen. Das neueste Jahrbuch ist, abgesehen von dem Witte⸗ rungsbericht und dem Anhang, von dem ordentlichen Mitglied des Statistischen Landesamts, Finanz⸗Assessor Dr. Binder, bearbeitet. — Das 1. Heft enthält die statistischen Daten über Stand und Be⸗ wegung der BI“ Bodenbenutzung und Ernten, Viehstand, tion der Bergwerke, Salinen und Hütten. er Abschnitt „Gewerbe und Handel’ erscheint in der oben angedeuteten Weise erweitert; dann folgen die Statistiken des Verkehrs und der Verkehrsmittel, über Geld⸗ und Kreditwesen, Versicherungswesen, Preise und Löhne, Medizinalwesen, Bezirks⸗ und Gemeinde⸗Verwal⸗ tung, Wahlen, Oeffentliche Armenpflege und Wohlthäͤtigkeit, Justiz⸗ wesen, Kirchenwesen, Unterrichts⸗ und Erziehungswesen, Kriegswesen, inanzwesen. In einem Anhang wird ein summarischer Witterungs⸗ ericht über das Jahr 1885 sowie eine Uebersicht über die Hagel⸗ beschädigungen in Württemberg in den Jahren 1828 bis 1886 geboten. Das 2. Heft enthält den „Medizinalbericht von Württemberg für die Jahre 1882, 1883 und 1884“, im Auftrage des Ministeriums des Innern herausgegeben vom Königlichen Medizinal⸗Kollegium, bear⸗ beitet vom Medizinal⸗Rath Dr. Pfeilsticker (mit 17 Uebersichts⸗ kärtchen); dazu im Anhang meteorologische und bevölkerungsstatistische Mittheilungen sowie Angaben über die Morbidität in den Heil⸗ anstalten, von Dr. R. Elben. Im 3. Heft sind die Witterungs⸗ berichte vom Jahre 1885 und 1886, verfaßt vom Professor Dr. von Zech veröffentlicht. Angeschlossen sind: Wasserstandsbeobachtungen an den württembergischen Pegelstationen in den Jahren 1884, 1885 und 1886, mitgetheilt von der Königlichen Ministerial⸗Abtheilung für den Straßen⸗ und Wasserbau, sowie Wärmemessungen in und an dem Bodensee zu Kreßbronn, als Beitrag zur Klimatologie der Seegegend, vom Inspektor C. Regelmann. Das 4. Heft enthält die Statistik der Bevölkerungsbewegung im Jahre 1885, sowie Uebersichten über die württembergische Literatur vom Jahre 1885 und 1886, letztere verfaßt vom Ober⸗Bibliothekar, Ober⸗Studienrath Dr. von Hevd. — Die zweite Hälfte der Heftserie bilden die „Württembergischen Viertel⸗ jahrshefte für Landesgeschichte“ (IX. Jahrgang 1886), zwei stattliche Bände mit landes⸗ und kultur Füterhs interessanten, mannigfaltigen Beiträgen, auf die wir noch zu ommen. — Ein Supplementband endlich bietet eine Uebersicht über den gesammten Inhalt der „Württem⸗ bergischen Jahrbücher“ von 1818 bis 1885, nebst Sach⸗, Personen⸗ und Ortsregister für diese 68 Jahrgänge. Dem Vorwort zu diesem Registerbande entnehmen wir über die Geschichte der „Jahrbücher“ folgende Angaben: „M. Joh. Dan. Georg Memminger, seit 1798 Adjunkt, 1802 erster Lehrer an der Lateinschule zu Cannstatt, hatte durch eine Reihe von Aufsätzen in Zeitschriften, sowie durch zwei Bücher über Cannstatt (1812), Stuttgart und Ludwigsburg (1817) seine hervor⸗ ragende Befähigung für die Landesbeschreibung und Landesgeschichte bekundet, als er mit dem trefflichen Buchhändler Cotta den Ent⸗ schluß faßte, einem Bedürfniß, das in dem neugeschaffenen König⸗ reich, unter der neuen vielversprechenden und vielleistenden Re⸗ gierung sich fühlbar machte, abzuhelfen und ein Jahrbuch herauszugeben, das „eine allgemeinere und sicherere Kenntniß des Vaterlandes verbreiten und durch getreue Ueberlieferung das auf die Nachkommen bringen sollte, was entweder in Kurzem gänzlich ver⸗ essen, oder später nur mit Mühe zu erforschen sein würde.“ Die fehr zweckmäßige Anlage dieses „Württembergischen Jahrbuchs“ — so rühmt Pauli in Memminger's Nekrolog 1840 — sowie der reichhaltige und ebenso lehrreiche als unterhaltende Stoff gewannen dem Unternehmen gleich Anfangs die Theilnahme des E und es erfreute sich der Mitwirkung mehrerer unterrichteter Männer Auch nachdem Memminger 1820 in das neuerrichtete Königliche Statistisch⸗topographische Bureau als das wissenschaftliche Mitglied desselben berufen worden, setzte er das Jahrbuch fort, seit 1822 zugleich als Organ des Bureaus und des Vereins für Vaterlandskunde unter dem Titel: „Württembergische Jahrbücher für vaterländische Geschichte, Geographie, Statistik und Topographie“, in zwei jährlichen seften bis zum Jahrgang 1838. Nach seinem Tode (20. Fe⸗ ruar 1840) übernahm das Statistisch „topographische Bureau die Herausgabe der Jahrbücher, im Wesentlichen unter Beibehaltung des bisherigen Plans, wonach sie das Organ bilden für die offizielle Statistik, wie für die Forschungen über vaterländische Geschichte, Alterthümer, Topographie, Meteorologie ꝛc. Dieser Plan und Cha⸗ rakter der Zeitschrift hat auch in späteren Jahren, nachdem 1863 der Titel in „Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landeskunde“ vereinfacht, 1872 Druck und Format verändert wor⸗ den, nur in zwei Richtungen eine Fortbildung erfahren: 1878 durch Verlegung des geschichtlichen Stoffs in eine besondere Ab⸗ theilung, die „Württembergischen Vierteljahrshefte für Landes⸗ eschichte“, welche zugleich das Organ der Alterthumsvereine des andes bilden, 1885 durch Vereinigung des regelmäßig wiederkehren⸗ den Statistischen in einem jeden Jahrgang eröffnenden „Statistischen Jahrbuch“.“ — Eine Einsicht in den reichen Inhalt der 68. Jahr⸗ gänge der Jahrbücher bietet die dem Registerbande vorangeschickte Inhaltsübersicht. Unter den Mitarbeitern, deren Liste dem Vorwort angehängt ist, finden sich viele Namen der besten verdientesten Männer des Landes. “ 1 — Julius Thaeter. Das Lebensbildeines deutschen Kupferstechers. Zusammengestellt aus schriftlichem Nachlaß von Anna Thaeter. Mit Thaeter’'s Porträt in Lichtdruck. Frark furt a. M. Verlag von Joh. Alt. 1887. — Julius Thaeter hatte in der für seinen Lehrer, Professor Amsler in München, verfaßten, bis zum Jahre 1820 reichenden Selbstbiographie seine Jugendjahre geschildert. Später unternahm er eine Fortsetzung seiner Lebens⸗ beschreibung, kam aber damit nur bis zum Jahre 1843. Um dieses Biographiefragment womöglich zu ergänzen und noch zu vervoll⸗ ständigen, benutzte Thaeter's Tochter nicht allein ein sehr ausführliches Tagebuch ihres Vaters aus seiner Nürnberger Studienzeit, sondern außerdem auch spätere einzelne Tagebuchnotizen, auf losen Blättern verstreute Aufzeichnungen und zahlreiche Briefe von Thaeter und an Thaeter. Auf diese Weise entstand die „Selbstbiographie“ Thaeter's, welche in 8 Abtheilungen von 1804 bis 1820 reicht und den 1. Thei! der vorliegenden interessanten Schrift bildet. Der Biographie sind eine Anzahl Briefe aus der Correspondenz Thaeter's mit (20) Freunden und Kunstgenossen beigefügt, welche als Beitrag zur persönlichen Charakteristik ihrer kunstgeschichtlich bekannten Verfasser Vielen will⸗ kommen sein dürften. — Den Schluß der vorliegenden Schrift bildet ein der Augsb. Xlg. 88 .* von 1867 (Nr. 201, 202) entnommener und hier in einem „Anhang“ mitgetheilter Aufsatz „Ueber Repro⸗ duktion in der bildenden Kunst“.
— Joseph Baer u. Co., Buchhändler und Antiquare in Frankfurt a. M. und Paris, haben wiederum zwei Lager⸗Kata⸗ loge, 206 und 207, ausgegeben. Kat. 206 umfaßt in 956 Schriften die „Neuere Philosophie von Descartes bis zur Gegenwart“, die zum Theil die Bibliothek des verstorbenen Direktors Heinr. Viehoff in Trier bildeten; Kat. 207 bringt dagegen unter dem Titel „Die klassische Periode der deutschen Literatur von Klopstock's Auftreten bis zu Goethe’'s Tode“ ein Verzeichniß von 2923 Schriften (u. A. über Goethe 364, über Schiller 795) und enthält die Bibliotheken von Hermann Kletke und Heinrich Viehoff sowie einen Theil der Bücher⸗ sammlungen von Chr. Friedr. Nicolai (1733 — 1811) und Karl Hoff⸗ meister. Auf die Wichtigkeit der beiden Kataloge und der darin auf⸗ geführten Werke braucht wohl nicht erst noch ausdrücklich aufmerksam gemacht zu werden.
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Land⸗ und Forstwirthschaft. 8
Die auf der Deutschen landwirthschaftlichen Aus⸗ stellung zu Frankfurt a. M. im Juni ausgestellten Dörr⸗
apparate und Schälmaschinen wurden von der Veranstalterin er Ausst der Deutschen Landwirthschafts⸗Gesellschaft, in den
Tagen vom 4. bis 7. Oktober zu Frankfurt einer Prüfung unier⸗ worfen. Bedauerlicherweise hatte die Firma Hillig⸗Berlin den aus⸗ gestellt gewesenen Apparat verkauft und somit die Gelegenheit ver⸗ säumt, den Apparat eigener Erfindung im Betriebe zu zeigen; der Fabrikant Schniter⸗Zürich hatte seinen Apparat vor der Prüfung zurückgezogen. Es erschienen daher nur am Platze der amerikanische Apparat von Ryder in drei verschiedenen Größenformen, die Waas⸗ sche sogenannte Geisenheimer Wanderdörre in zwei verschiedenen Größenformen und ein Apparat von Röhr in Hildesheim. Die Prüfung war auf’s Beste vorbereitet und von kundigen Männern ge⸗ leitet, so daß sie den Anspruch machen kann, Thatsachen festgestellt zu haben. Das Resultat beim Dörren von Apfelschnitten war inner⸗ halb der 30 stündigen Dörrperiode folgendes: 8 8 8. Kohlen⸗ Ge⸗
“ “ — Rohe ver⸗ dörrte “ Aepfel brauch “
kg
von Ryder 1 (1. Preis) 741 2 (I. 276
422 . 5 qöö Kleinapparate 136 —
„ 8 21174 58 16,7
Für die sich g Schälmaschinen erhielt Apparat »Unikum“ und „Blitz“ von Herzog⸗Reudnitz je einen Preis. Obwohl die Prüfung sich naturgemäß nur auf die Arbeit der Maschinen be⸗ ziehen konnte, so konnte doch die allgemein geschäftliche Leistung dahin festgestellt werden, daß ein befriedigendes Resultat beim Dörren von Obst in Deutschland nur dann vorausgesagt werden kann, wenn recht günstige Vorbedingungen vorhanden sind, wie passende Auswahl und niederer Preis des Rohmaterials, Verwerthung der Abfälle zu Obst⸗ wein und große geschäftliche Routine überhaupt. Jedenfalls werden wir noch Manches lernen müssen, ehe wir mit Nord⸗Amerika in der Obstkonservirung in wirksamen Wettbewerb treten können.
Großapparate Mittl. Apparate „ R 1“
Gewerbe und Handel.
1u 8
Ueber die Arbeitseinstellungen fügen die Berichte der Fabrikinspektoren außer den bereits von uns skizzirten allge⸗ meinen Betrachtungen eine Uebersicht der im Berichtsjahre vorge⸗ kommenen Strikes bei. Die Glasmacher in Dresden, welche in Betrieben arbeiten, die allen gerechten hygienischen Anforderungen entsprechen, verdienten 1885 im Durchschnitt nach Abzug der Löhne für Gehülfen 1600 — 1800 ℳ Die im Sommer 1886 agitatorisch herbeigeführte Arbeitseinstellung der Siemens'schen Glasmacher be⸗ zeichnet der Aufsichtsbeamte deshalb als ein frivoles Spiel mit. dem Wohl und Wehe zahlreicher Familien, welche lange Zeit nur von Strike⸗Unterstützungen leben konnten. Die Folge dieser Arbeitseinstellung war der Zuzug vieler auswärtiger Arbeiter, der Wegzug der jüngeren Glasarbeiter aus Dresden, und die schließliche, „nach langem Bitten und bitteren Er⸗ fahrungen erfolgte Wiederaufnahme der verheiratheten Arbeiter. Im Bezirk Potsdam⸗Frankfurt wurden lokale Arbeitseinstellungen der Bauhandwerker durch Hetzereien hervorgerufen. Es handelte sich um Erzwingung der zehnstündigen Arbeitszeit. Sie wurde durchgesetzt und brachte eine scheinbare Lohnsteigerung, thatsächlich jedoch einen Minderverdienst von 25 % durch die Herabsetzung der Arbeitszeit von 13 auf 10 Stunden. Der Aufsichtsbeamte bemerkt, das sei wider⸗ sinnig, wenn Saisonarbeiter, wie die Bauhandwerker, welche nur sechs Monate im Jahre gute und sichere Arbeitsgelegenheit hätten, ihre Zeit nicht voll ausnützen wollten. Die Strikes von Kesselschmieden in Stettin, Cigarrenarbeitern in Posen, der Gießer in der Emaillir⸗ anstalt der Lauchhammer'schen Werke, der Bäckergesellen in Altona, der Hutarbeiter in Breslau⸗Liegnitz und kleinere Arbeitseinstellungen in Leipzig hatten keinen Erfolg für die Arbeiter. Von größerer Bedeutung war der Leipziger Buchdruckerstrike, bei dem es sich um Aufstellung eines vollständig neuen Tarifs handelte, der auch durch beiderseitiges Entgegenkommen ohne größere Arbeitseinstellungen zu Stande kam, immerhin aber Veranlassung gab, daß etwa 300 Ge⸗ hülfen, durch Zuzug von Außen ersetzt, arbeitslos wurden. Nach dem neuen Tarif sind die Satzpreise für je 1000 Buchstaben um 6 8 % erhöht, zum Theil ist auch die sogenannte „Sprach⸗Entschädigung“ gesteigert worden. Die bisherige Arbeitszeit von 9 ½ bis 10 Stunden wurde beibehalten; das „gewisse Geld“ wurde von 19,50 auf 20,50 ℳ wöchentlich erhöht. Hierbei nahm man auch Rücksicht auf die Lehr⸗ zeit der Gehülfen. Die Entschädigung der Ueberstunden wurde eben⸗ falls anders geregelt. Auch über das Halten von Lehrlingen, welches nach der Zahl der Gehülfen bemessen werden soll, enthält der neue Tarif eingehende Vereinbarungen, die binnen drei Jahren zur Ausführung gelangen sollen, sodaß inzwischen eine etwa vorhandene größere Lehrlings⸗ zahl in den einzelnen Betrieben ausgeglichen werden kann. Endlich ist auch hinsichtlich der sogenannten Lokalzuschläge eine Erhöhung von 2 ½ — 5 % ein⸗ getreten. In Baden erlangten die in den Freiburger Parquetfabriken, Möbelfabriken und Bauschreinereien beschäftigten Schreiner und Glaser eine Herabsetzung der Arbeitszeit von 11 ½ auf 10 Stunden. Nach einem Strike von einmonatiger Dauer ging als Resultat der gepflogenen Verhandlungen eine neue Arbeitsordnung und ein ins Einzelne durchgearbeiteter Lohntarif hervor, welchem die Arbeitgeber mit Ausnahme einiger kleiner Meister beitraten. Die getroffenen Vereinbarungen haben sich nach halbjährigem Bestehen als für beide Theile befriedigend erwiesen. Die Zimmerleute in Darmstadt er⸗ reichten durch Arbeitseinstellung eine Erhöhung der Löhne von 2,60 ℳ auf 2,90 ℳ und das Versprechen der Lohnsteigerung auf 3 ℳ
Ungeachtet der im Berichtsjahre vorgekommenen Arbeitseinstellun⸗ gen, von denen wir nicht alle aufgeführt haben, scheint aber, wie die Fabrikinspektoren hervorheben, das Verhältniß zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern wohl in einzelnen Bezirken, nicht aber im All⸗ gemeinen schroffer geworden zu sein, vielmehr lassen die zahlreichen Fälle langjährigen Verweilens von Arbeitern in derselben Fabrik, welche bei besonderen Gelegenheiten zu Festlichkeiten und Annerkennun⸗ gen, namentlich auch im Königreich Sachsen, häufiger Veranlassung gaben, in dieser Beziehung günstige Rückschlüsse zu.
— Der Aufsichtsrath der Berliner Brauerei⸗Gesell⸗ schaft Tivoli hat die Dividende für das mit dem 30. September cr. abgelaufene Geschäftsjahr auf 6 ¾8 % festgesetzt.
— Der Rechnungsabschluß des Dortmunder Steinkohlen⸗ bergwerks Louise Tiefbau für 1886/87 ergiebt eine Betriebs⸗ einnahme von 1 163 503 ℳ (im Vorjahre 1 247 715 ℳ), eine Be⸗ triebsausgabe von 978 435 ℳ (1 025 571 ℳ), und demnach einen Be⸗ triebsüberschuß von 185 067 ℳ (222 143 ℳ). Die Förderung hat 4 568 912 Ctr. betragen (4 621 885 Ctr.). Von dieser Förderung wurden 862 256 Ctr. zu Koaks verarbeitet und dabei 593 025 Ctr. Koaks oder 69 % ausgebracht; die ganze Koaksproduktion ist zum Durchschnittspreise von 32,19 ℳ abgesetzt. Aus dem Verkauf der theils in aufbereitetem, theils in unaufbereitetem Zustande abgesetzten 3 515 700 Ctr. Kohlen wurden 925 290,79 ℳ oder 26,32 ℳ pro 100 Ctr. erzielt. Von den Betriebsresultaten zeigen die am meisten maßgebenden einige Besserung. Zu dem Betriebsüberschuß von 185 067 ℳ treten an Eingängen aus dubiosen Forderungen 57 925 ℳ, so daß das Jahr 1886/87 mit einem Gesammtüberschuß von 242 992 ℳ abschließt. Davon sind zu reserviren für Bergschäden 24 211 ℳ, für Beiträge zur Unfall⸗Berufsgenossenschaft 7100 ℳ, zusammen 31 411 ℳ Von den verbleibenden 211 581 ℳ gelangen sodann zufolge Beschlusses des Aussichtsraths zur Abschreibung 10 5655 ℳ und als Tantième zur Verrechnung 2896 ℳ, zusammen 13 461 ℳ, während die verbleibenden 198 120 ℳ die Vertheilung einer Dividende von 3 ½ % ermöglichen. — Nach dem Geschäftsbericht dauert die in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahrs begonnene Aufbesserung der Markt⸗ lage zur Zeit noch an, und es erscheint die Hoffnung auf einen weiteren mäßigen Fortschritt zum Bessern berechtigt. Der Aufsichtsrath schlägt den Erwerb der Zeche Bruchstraße bei Langendreer vor, auf welcher in dem Geschäftsjahr vom 1. Juli 1886 bis 30. Juni
887 2 955 000 Ctr. Kohlen gewonnen wurden mit einer
Ausbeute von 145 739 ℳ und eeinschließlich der den