gebäude tagen und am 7. November, Vormittags 11 Uhr, eröffnet werden wird. Hier finden wir, nach Erledigung der eigenen Angelegenheiten des Kollegiums, folgende Gegenstände auf der Tagesordnung:
I. Vorlagen des Rinisters für Landwirthschaft, Domänen und
1) Antrag des Vereins der Züchter edler Merinowollen, betreffend
Koncentration des Wollhandels. Referent: Graf Pückler⸗Schedlau, Korreferent: Kennemann⸗Blenka.
2) Prämiirung neuer Kartoffelzüchtungen und Erprobung der⸗ selben auf Versuchsstationen. Referent: Rittergutsbesitzer Heine⸗ Emersleben, Korreferent: Oekonomie⸗Rath Kiepert⸗Marienfelde.
II. Anträge von landwirthschaftlichen Centralvereinen bezw. Mit⸗ gliedern des Kollegiums. 8
1) Vorlage des Unter⸗Staatssekretärs Marcard, betreffend das ländliche Genossenschaftswesen. Referent: Oekonomie⸗Rath Nobbe⸗ Niedertopfstedt; Korreferent: Professor von Miaskowski⸗Breslau. 8 2) Referat des Professors Fleischer⸗Bremen über die neuen Fort⸗ schritte der Kultur der Hoch⸗ und Niederungs⸗Moore. 8 . 3) Mittheilung des Freiherrn von Hammerstein⸗Loxten über die Kolonisationsbestrebungen in den Emsmooren.
— Der Kaiserliche Gesandte am Königlich serbischen Hofe, Graf von Bray⸗Steinburg, hat Belgrad mit Urlaub verlassen. Während der Abwesenheit desselben von seinem Posten fungirt der Legations⸗Sekretär Graf von Luxburg als interimistischer Geschäftsträger. — Der Königlich bayerische Gesandte am hiesigen Aller⸗ öchsten Hofe, Graf von Lerchenfeld⸗Köfering, ist vom rlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.]
— Der hiesige amerikanische Gesandte, George H. Pendleton, hat einen ihm von seiner Regierung bewilligten kurzen Urlaub angetreten. Für die Dauer der Abwesenheit desselben von Berlin fungirt der Legations⸗Sekretär Chapman Coleman als interimistischer Geschäftsträger. 8⸗
Merseburg, 27. Oktober. (W. T. B.) Der Land⸗ tag der Provinz Sachsen hat den bisherigen Landes⸗ Direktor, Grafen Wintzingerode, auf fernere 12 Jahre zum Landes⸗Direktor wiedergewählt.
Hannover, 27. Oktober. Der Provinzial⸗Landtag hat in seiner gestrigen (6.) Sitzung den Antrag des Provinzial⸗ Ausschusses, betreffend den Beitrag zu den Grund⸗ erwerbskosten zum Ausbau des Dortmund⸗Ems⸗ hafen⸗Kanals, mit einem von dem Abg. Struckmann ein⸗
brachten Amendement genehmigt. Der Provinzial⸗Ausschuß aatte beantragt:
„Der Provinzial⸗Landtag wolle beschließen, zum Ausbau des Dortmund⸗Emshafen⸗Kanals einen Beitrag für die Grunderwerbs⸗ kosten im Betrage von 335 556 ℳ zu bewilligen, jedoch bei dieser Bewilligung bevorworten, daß diese Bewilligung unter der Bedingung erfolge, daß a. zunächst der Nachweis erbracht sein müsse, daß die Garantieleistung für die Kosten des Grunderwerbs, soweit letztere durch von den Interessenten übernommene Verpflichtungen zu baaren Geldleistungen nicht gedeckt werden, anderweit gesichert sei, oder daß diese esetzlich fixirte Forderung im gesetzlichen Wege aufgehoben sei, b. die Industrie in Rheinland und Westfalen zu den auf die Provinz Han⸗ nover vom Exekutivcomité vertheilten Beiträgen zu den Grunderwerbs⸗ kosten 503 333 ℳ übernehme oder daß dieser Beitrag auf anderem Wege gedeckt werde, c. die Leistung der vom Exekutivcomité auf die Kreise und sonstigen Korporationen in den Provinzen Hannover und Westfalen vertheilten Beiträge in deren Gesammtumfange gesichert sei, d. der Beschluß nur fünf Jahre verbindlich sei.“
Der Abg. Struckmann stellte den Antrag: im Ausschuß⸗ antrage die Worte von „jedoch“ an zu streichen und dafür zu sagen: „unter Ablehnung jeder weiteren Garantie, die Frist von fünf Jahren aber aufrecht zu erhalten, binnen deren der Anfang des Kanalbaues erfolgt sein müsse.“ Ebenso gelangte ein Antrag des Abg. Fürbringer zur Annahme: „die Regierung zu ersuchen, nachdem die Provinzen Westfalen und Hannover nach Möglichkeit zu den Grunderwerbskosten des Kanals bei⸗ getragen, den nicht gedeckten Rest auf die Staatskasse zu über⸗ nehmen oder eine Aenderung des Gesetzes zu veranlassen.“
Bayern. München, 26. Oktober. (Allg. Ztg.) Der Prinz⸗Regent ist mit seiner Schwester, der Herzogin Adelgunde von Modena, heute Nachmittag hier wieder eingetroffen. — Der Prinz und die Prinzessin Ludwig Ferdinand kamen heute Abend aus Italien zurück.
— 27. Oktober. (W. T. B.) Die Gemeindebevoll⸗ . wiesen in ihrer heutigen Berathung mit 31. hegen Stimmen den Protest der Bürgerversamm⸗ ung ab und beschlossen vielmehr mit 32 gegen 18 Stimmen die dritte Bürgermeisterstelle nicht auszuschreiben sowie den Vertrag mit dem Rechtsrath Ruppert zu ge⸗ nehmigen.
— 28. Oktober. (W. T. B.) Im Finanzausschuß erklärte der Finanz⸗Minister heute bei der Berathung des Etats für das Königliche Haus auf eine bezügliche An⸗ frage des Abg. Frhrn. von Stauffenberg: der Verkauf von Kunst⸗ und Werthsachen aus dem Nachlaß des Königs Ludwig II. nach Stuttgart, Straßburg und New⸗York sei Sache der Privatschatulle; der Landtag sei in dieser Frage inkompetent. Im Uebrigen verführen die Kuratoren des Königs loyal und patriotisch; die hauptsächlichsten Kunstsachen blieben den Königlichen Schlössern in Bayern erhalten.
Hessen. Darmstadt, 27. Oktober. (Darmst. Ztg.) Prinz Christian zu Schleswig⸗Holstein ist heute Vormittag zum Besuch der Großherzoglichen Familie hier eingetroffen.
Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 27. Einer Einladung Sr. Majestät des Kaisers zu den Hofjagden in der Schorspalde entsprechend, begiebt sich morgen der Herzog Johann Albrecht dorthin und gedenkt am Sonntag hierher wieder zurückzukehren. — Am hiesigen Großherzoglichen Hofe wird am Dienstag, den 1. k. M., der Großherzog von Sachsen eintreffen, dessen Tochter, die Frau Herzogin Elisabeth mit ihrem Gemahl, dem Herzog Johann Albrecht, hier zum Besuch verweilt.
Mecklenburg⸗Strelitz. Neustrelitz, 27. Oktober. In dem neuesten „Offiziellen Anzeiger“ ist eine den am 16. November d. J. in Sternberg zu eröffnenden allgemeinen mecklenburgischen FMg betreffende Bekanntmachung ent⸗ lten, nach welcher die Großherzoglich Mecklenburg⸗Strelitz⸗ i. Capita proponenda sich auf 1) die gewöhnliche Landes⸗ Kontribution und den Landesbeitrag, sowie 2) die Bewilli⸗ gung des Edikts zur Deckung der Bedürfnisse der Central⸗ Steuerkasse beziehen.
Waldeck. Arolsen, 25. Oktober. (Schw. Merk.) Die Herzogin von Albany hat sich heute hier von ihren Eltern
Oktober.
ereist. Daselbst wird die Herzogin zum Besuch bei der Fürst⸗ ichen Familie bis zum 5. November verweilen und sich dann wieder nach England begeben. 11“
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 27. Oktober. (W. T. B.) Die österreichische Delegation ist heute von dem Minister, Grafen Kälnoky, eröffnet worden und hat Revertera mit 48 von 49 Stimmen zum Präsidenten und Chlu⸗ metzky mit demselben Stimmenverhältniß zum Vize⸗Prä i⸗ denten gewählt. Die Budgetvorlage für die Dele⸗ gationen beziffert das nach Abzug der Einnahmen zu eckende Erforderniß im Ordinarium auf 90 100 000 Fl., im Extraordinarium auf 18 600 000 Fl. Hiervon sind zur Beschaffung der Repetirgewehre nebst Munition 15 ½2 Millionen erforderlich. Das Budget für Bosnien ergiebt einen kleinen Ueberschuß.
Die ungarische Delegation hat den Kardinal Hay⸗ nald zum Präsidenten und den Grafen Ludwig Tisza zum Vize⸗Päsidenten gewählt. Der Empfang der Delegationen beim Kaiser findet am nächsten Sonnabend Mittag statt.
Niederlande. Amsterdam, 25. Oktober. (Köln. Ztg.)
i Dordrecht sind seit gestern mit dem Grafen von aris auch der Herzog von Chartres, der Prinz von Joinville, der Herzog von Nemours, der Herzog d'Audiffret⸗Pasquier und etwa 70 orleanistische Deputirte und Sematoren, deren Namen übrigens so viel als möglich geheim gehalten werden, eingetroffen.
Großbritannien und Irland. London, 27. Oktober. (W. T. B.) Die Herzogin von Connaught ist heute mit ihren Kindern nach Indien abgereist.
Der irische Agitator Wilfrid Blunt ist von dem Gericht in Woodford zu zwei Monaten Gefängniß ver⸗ urtheilt worden, hat aber durch seinen Vertheidiger Appellation dagegen einlegen g
Einem Telegramm aus Durban, von heute, zufolge hat sich der Gouverneur von Natal, Havelock, nach dem Zululande begeben, um Dinizulu, den Sohn Cetewayo's, und die anderen unbotmäßigen Häuptlinge des Zululandes zur Unterwerfung zu bringen.
Liverpool, 27. Oktober. (W. T. B.) Der Sekretär des Schatzamts, Worms, empfing heute eine Deputation von Kaufleuten und bestätigte derselben, daß alle be⸗ theiligten Mächte, Frankreich einbegriffen, sich bereit er⸗ klärt hätten, an einer Konferenz über die Zucker⸗ prämien Theil zu nehmen, und daß diese Konferenz wahr⸗ scheinlich schon in nächster Zeit stattfinden werde.]
Frankreich. Paris, 27. Oktober. (W. T. B.) Der Minister des Auswärtigen, Flourens, empfing heute Vor⸗ mittag den Botschafter, Grafen von Montebello, welcher sich demnächst auf seinen Posten in Konstantinopel zurückbegiebt.
In Folge der neulich über die Lage der Dinge in Marokko eingegangenen Nachrichten ist von der Regierung beschlossen worden, das nach Tanger entsandte Panzerschiff „Courbet“ wieder nach Frankreich zurückzubeordern.
Die Bureaux der Deputirtenkammer wählten heute die Kommission zur Berathung über den Antrag Cuneo's, betreffend die Einsetzung einer Untersuchungs⸗ Kommission wegen der Ordensangelegenheit. Alle Mitglieder der Kommission, welche der vorgeschrittenen Richtung angehören, sind dem Antrage günstig.
— 27. Oktober, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Senats begründete Isaac die von ihm ein⸗ gebrachte Interpellation über die Dekrete, betreffend die Vereinigung der indisch⸗chinesischen Besitzungen unter einem General⸗Gouverneur, und hob namentlich hervor, daß die Befugnisse des Kolonialraths von Cochinchina durch diese Dekrete zu sehr eingeschränkt würden. Etienne erwiderte: der Kolonialrath von Cochinchina habe sich viel zu sehr mit Personalfragen und bei Weitem nicht genug mit den Interessen der Steuerzahler beschäftigt. Der Minister des Auswärtigen, Flourens, legte dar, daß die Dekrete lediglich den Zweck hätten, die Organisation der Kolonien zu vereinfachen, das für dieselben erforderliche Truppen⸗ kontingent herabzumindern und die Ausgaben einzu⸗ schränken. Hierauf wurde eine von Bozérian vorgeschlagene und von der Regierung acceptirte Tagesordnung angenommen, welche von den Erklärungen der Regierung Akt nimmt. Das Haus vertagte sich sodann bis zum nächsten Donnerstag.
Die Deputirtenkammer hat in ihrer heutigen Sitzung den Kredit zur Gewährung lebenslänglicher Pensionen an die bei der Februarrevolution von 1848 verwun⸗ deten Personen mit 333 gegen 193 Stimmen bewilligt. Die Budgetkommission nahm die Vorlage wegen Konvertirung der 4 ½ prozentigen Rente einstimmig an. Der Berichterstatter der Kommission, Ribot, wird seinen Bericht am Sonnabend vorlegen. In Deputirten⸗ kreisen nimmt man an, daß die Berathung der Vorlage durch die Kammer unmittelbar darauf erfolgen werde. Die Vorsitzenden der verschiedenen Gruppen der Rechten erklären die Gerüchte von zwischen denselben be⸗ stehenden Meinungsverschiedenheiten für unbe⸗ gründet. — (Fr. C.) Durch die Vorlage über Renten⸗ um wandlung soll ein Kapital von ungefähr 165 Mill. Frcs. disponibel werden, wovon 100 Mill. zur Deckung der außer⸗ ordentlichen Ausgaben verwendet, die übrigen 65 zu anderweitiger Verfügung bleiben sollen. Nach dem „Temps“ bedarf es für das Projekt eigentlich gar keiner Rechtfertigung. Wenn die 3 prozentige Rente, dieser Prüfstein des staatlichen Kredits, nahezu 82 Fr. gelte und sich mit ungefähr 3,67 Proz. kapi⸗ talisire, so sei es in der That unzulässig, daß der Staat noch Renten zu 4 ½ oder 4 Proz. fortführe. Die Landesvertheidigungs⸗Kommission hat sich gegen die vom Kriegs⸗Minister vorgeschlagenen Befesti⸗ ungsarbeiten ausgesprochen; es handelt sich dabei haupt⸗ schich um Verkleidung der Kasematten mit Beton (Stein⸗ mörtel).
Italien. Mailand, 28. Oktober. (W. T. B.) Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kron⸗ Senschns ist mit dem Prinzen Fenris und der
rinzessin Victoria, Königlichen Hoheiten, heute von aveno nach Monza gereist, um Ihren Majestäten dem König und der
erabschiedet und ist mit ihren Kindern nach Bentheim ab⸗
ESerbien. Belgrad, 27. Oktober. (W. T. B.) Die Gerüchte aus Sofia, betreffend Ansammlungen von bulgarischen Emigranten auf serbischem Gebiet, werden authentischerseiis als unbegründet bezeichnet. Amtlicherseits angestellte Recherchen erwiesen, daß sich keinerlei bulgarische Emigranten zur Zeit in Serbien aufhalten; eine ganz unbedeutende Zahl habe noch im vergangenen Sommer Serbien verlassen, nachdem die Regierung die nothwendigen Maßnahmen ergriffen.
Bulgarien. Sofia, 27. Oktober. (W. T. B.) Die Sobranje ist heute von dem Prinzen Ferdinand mit einer Rede eröffnet worden, in welcher es heißt: „Nach den Ereignissen, die das Vaterland überlebt hat, bin ich glücklich, die Vertreter meines vielgeliebten Volks in der Hauptstadt begrüßen zu können, die beauftragt sind, mit der Regierung für die Ehre und Größe Bulgariens zu arbeiten. Mit Einstimmigkeit zum Fürsten von Bul⸗ garien gewählt, habe ich es für meine heilige Pflicht gehalten, mich alsbald in mein neues Vaterland zu begeben und die Zügel der Regierung zu ergreifen. Von dem ersten Tage meiner Thronbesteigung an sind Ordnung, Ruhe und Sicherheit in Bulgarien vollständig hergestellt gewesen, und ich bin glücklich, konstatiren zu 1öenen, daß mein theueres bulgarisches Volk sich frriedlichen Arbeiten widmet, von welchen seine moralische und mate⸗ rielle Wiederaufrichtung, sowie die Wiederbefestigung der Sympathien des Sultans und der Mächte für Bulgarien abhängen. Die Liebe und Ergebenheit des tapferen bul⸗ garischen Volks und der braven bulgarischen Armee geben mir die Kraft und den Muth, mich unserem großen Werke zu weihen und ohne Unterlaß an dem Fortschritt, an dem Ruhm und an dem Glück des theuern Vaterlandes zu arbeiten. Die Regierung wird Ihnen wichtige Gesetz⸗ entwürfe vorlegen: ich bin überzeugt, daß Sie bei deren Berathung mit Aufmerksamkeit, Eifer und Erfahrung zu Werke gehen werden, und bitte um Gottes Segen für Ihre Arbeiten zum Wohl des Vaterlands. Ich erkläre die Sitzung der Sobranje für eröffnet.“ — An der Eröffnungs⸗Sitzung nahmen 204 Deputirte Theil. Zum Präsidenten der Sobranje wurde Tontscheff gewählt.!
Afrika. Egypten. Kairo, 26. Oktober. (R. B.) Ein Corps von 800 Derwischen erschien gestern in Wady⸗ Halfa, aber das Fort Kormoussa eröffnete ein Feuer auf den Feind und zwang denselben, sich zurückzuziehen. Oberst⸗ Lieutenant Wodehouse rückte mit einem Bataillon Infanterie und einem berittenen Corps zur Verfol⸗ gung der Derwische aus, stieß mit denselben bei Abkeh zusammen und sprengte sie auseinander, wobei er ihnen schwere Verluste zufügte. Zwei Egypter wurden getödtet und i verwundet. Im Gemai⸗Passe sollen
zwei 2000 Derwische unter dem Befehl von Osman Ezoeb stehen. — Ein örtliches Fieber, nicht gefährlicher Natur, grassirt in Kairo. Der Khedive, General Stephenson und sein ganzer Stab, sowie Sir Edgar Vincent sind krank. Die Ursache ist die Infiltrirung des Nils und Mangel an Drainage. —— (W. T. B.) Nach einer Meldung aus Kairo (über London vom 27. Oktober) sind in Folge neuerlicher lebhafter Angriffe, denen die Garnison von Wady⸗Halfa aus⸗ gesetzt war, ansehnliche Verstärkungen nach Wady⸗Halfa gesandt worden.
Zeitungsstimmen. .
Der Londoner „Economist“ schreibt nach der „Deut⸗ schen Industrie⸗Zeitung“ über den Aufschwung des deutschen Handels im Osten:
Eine der überraschendsten Thatsachen in der kommerziellen Rivalität, in welcher Deutschland gegenwärtig mit England steht, ist die große Aufmerksamkeit, welche es Ost⸗Asien, und namentlich China und Japan zuwendet. Es sind mehrere Gründe dafür vorhanden. Zunächst nehmen sich diese Länder mit größerer Zuvorkommenheit der europäischen Zivilisation und der Europäer an; diese veränderte Haltung eröffnet für industrielle Nationen vielversprechende Aus⸗ sichten. Deutschland ist natürlich im Vergleich zu England spät auf dem Schauplatz erschienen, es sucht aber, wie sich nicht verkennen läßt, die verlorene Zeit wieder einzuholen, und das haben die englischen Fabrikanten zu ihrem Schaden erfahren. Alsdann wird auch der Handel dieses Landes in bemerkenswerther Weise durch den im vorigen Jahre einge⸗ richteten direkten Dampferdienst zwischen Deutschland und Ost⸗Asien begünstigt, welcher der Ein⸗ und Ausfuhr bereits eine große An⸗ regung gegeben hat. Was Japan anbetrifft, so haben indeß besondere Verhältnisse zur Schaffung dieser engen kommerziellen Verbindung mit Deutschland geführt. Die japanische Regierung ist gegenwärtig mehr zu Gunsten Deutschlands als anderer europäischer Nationen ein⸗ genommen, eine Neigung, die sich in der verschiedensten Weise gezeigt hat, insbesondere durch das Engagement deutscher Architekten für den Bau von Staats⸗ und öffentlichen Gebäuden, von deutschen Ingenieuren für die Ausführung wichtiger Werke und von deutschen Post⸗ und andern Beamten für die Einführung deutscher Methoden in die ver⸗ schiedenen Branchen des öffentlichen Dienstes. . ..
Die deutschen Fabrikanten thun ihr Aeußerstes, um das Geschäft in Japan zu „poussiren“ und die gegenwärtigen günstigen Kon⸗ junkturen möglichst auszunutzen. Allerdings ist der Handel zwischen beiden Ländern bis jetzt noch gering, allein der Unternehmungsgeist ist vollständig erwacht und es werden keine Mühen, keine Versuche und keine Kosten ge⸗ scheut, um das große Ziel, England und andere Rivalen auszustechen, zu erreichen. Die Fabrikanten werden von der Presse angespornt, und es wird ihnen versichert, daß sie, wenn sie nur wollen, sich in Japan „die leitende Stellung mit verhältnißmäßig kleinen Opfern“ sichern können — ich zitire hier aus einem der hervorragendsten deutschen Blätter —, während sie von der Regierung und den Rhederei⸗ gesellschaften ebenfalls ermuthigt werden. Der Antheil, welchen Deutschland an dem Schiffahrtsgeschäft der japanischen Vertragshäfen hat, geht aus der folgenden vergleichenden Zusammenstellung hervor, welche Dampfer und Segler für das Jahr 1885, das letzte, für welches Daten vorhanden sind, umfaßt:
Eingelaufen
Ausgegangen Zahl Tonnen
1 Zahl Tonnen englische 568 731 980 750 730 780 nXppß] 159 279 224 161 295 franzssische. 77 133 460 78 135 097 cF4* 53 58 414 54 59 212 andere Nationen . .. 54 51 589 56 52 969 975 1 134 722 982 1 139 353 apankicht 111 8459 2 837 563 Seit 1886 hat jedoch der deutsche Postdampferdienst begonnen, und in Folge dessen werden die Verhältnisse andere sein. Dentschland importirte von Japan im Jahre 1885 für 463 933 Yen, während die Einfuhr Englands 2 411 978 Yen betrug; dagegen bezifferte sich der Import Deutschlands in den ersten acht Monaten des verflossenen Jahres bereits auf 619 259 Yen, eine sehr erhebliche Zunahme. Noch günstiger stellen
Flagge
Königin von
Italien einen Besuch
8 E“
abzustatten. 9
die Verhältnisse sich für Deutschland beim Export. Die in YPokohama
igen deutschen Firmen führten von England allein für arsäigen Yen ein, während ihr gesammter Fmport sich auf 5 194 000 Yen belief. Die Ausfuhr Deutschlands umfaßte Glas und Glaswaaren aller Art, Papier, Färbemittel, Droguen und Chemi⸗ kalien, grobe Stoffe, Leder, Flanelle, farbige Stoffe, Buckskins, Wollen⸗ und andere Stoffe. Diese Thatsachen und Ziffern genügen, um zu beweisen, daß Deutschland die Wichtigkeit der Kultivirung des Handels mit Japan vollständig begreift und daß, was noch mehr ist, seine Bemühungen von Erfolg gekrönt sind. 8
Was China betrifft, so hat Deutschland, Dank derselben Energie und direkter und indirekter Unterstützung der Regie⸗ rung, dort noch größere Fortschritte gemacht. Man braucht nur auf die großen Geldsummen hinzuweisen, welche in die Taschen der deutschen Schiffsbauer — zwei neue Panzerschiffe für China, King⸗Puen“ und „Lai⸗YBuen“, sind beim Stettiner „Vulkan gebaut worden — geflossen sind, auf die wohlbekannten freundschaft⸗ lichen Beziehungen, welche seit einigen Jahren zwischen den Re⸗ gierungen von Berlin und Peking, sowie zwischen den diplomatischen Vertretungen beider Länder und den bez. Höfen, an denen sie akkreditirt sind, herrschen, und endlich auf die chinesische Anleihe von 5 Mill. Mark, die kürzlich mit so großer Bereitwilligkeit in Deutschland untergebracht worden E Freilich hat das Eisenbahn⸗Syndikat seinen unmittelbaren Zweck im vorigen Jahre nicht erreicht, als es eine Mission binausschickte, aber es wäre zu viel behauptet, wollte man sagen, die Mission habe keine guten Folgen gehabt. Den Agenten gelang cs einfach nicht, sich die Kontrakte zu sichern, weil keine Eisenbahnen zu bauen waren, allein ihr Empfang von Seiten der Regierung war ein sehr freundlicher, und nach den Berichten eines der elegirten, Namens Exner, hat Deutschland als Folgen dieser Mission alles zu erwarten, wenn die Früchte auch nicht alle auf einmal reifen. Bis jetzt hat England thatsächlich noch das Monopol des Schiffahrts⸗ jeschaͤfts in China, wie die folgenden Ziffern für das Jahr 1886
beweisen: Zahl —. 19 193 2 702
413
88
Tonnen 14 006 720 1 499 296 143 766
Flagge. englische deutsche amerikanische. französische 123 154 400 japanische. 380 AEEI1“
Im Jahre 1885 betrug die Zahl der deutschen Schiffe 2230, oder 472 weniger als im verflossenen Jahre. Dazu ist nicht uninteressant, was der englische Konsul in Tschifu vor einiger Zeit schrieb. „Bezüglich der Schiffahrt“, sagt er, „ist es bemerkenswerth, daß die Zahl der diesen Hafen besuchenden deutschen Dampfer in der Zunahme begriffen ist. Die Schiffe sind sehr praktisch ausgerüstet und gebrauchen ver⸗ hältnißmäßig wenig Steinkohlen. Die deutschen Kapitäne und Schiffs⸗ offiziere begnügen sich mit niedrigen Gagen, und die Folge davon ist, daß die deutschen Dampfer zu niedrigerer Fracht fahren können, als die englischen“ Er fügt noch hinzu, daß die Kapitäne und Steuerleute der meisten auf jene Hafen fahren⸗ den englischen Segelschiffe entweder Deutsche oder „Skandinavier sind. Ebenso wie das deutsche Schiffahrtsgeschäft, wächst auch der deutsche Exporthandel. Eine Menge Fabrikanten haben die alten Methoden abgeschafft und betreiben den Handel jetzt durch eigene Agenten, welche sie von Deutschland hinausschicken. Seitdem der Postdampferdienst begonnen hat, ist das Geschäft noch mehr erleichtert, und der Norddeutsche Lloyd berichtet, daß er auf jeder Reise nach Ost⸗ Asien volle Ladung befördert hat. .“
Nach dem Gesagten muß man zrgehen, daß die deutsche Kon⸗ kurrenz in China und Japan nicht ignorirt werden darf. Es ist nutzlos, sich mit dem Gedanken zu trösten, daß Deutschland seine steigende merkantile Bedeutung zum größten Theil seiner politischen Stellung verdankt und daß, wenn diese Stellung einmal — sei es durch den Verlust oder den Rücktritt derjenigen, welche Deutschlands Größe geschaffen haben — leiden sollte, auch sein kommerhzielles Prestige einen Stoß erhalten würde. Das ist im besten Fall nur Spekulation, und diesen vagen Möglichkeiten steht die nicht anzu⸗ zweifelnde Thatsache von den ungeheuren Fortschritten gegenüber, welche Deutschland in allen industriellen und technischen Angelegenheiten ge⸗ macht hat und noch macht. Es läßt sich jetzt weder der Unternehmungs⸗ geist seiner Fabrikanten bestreiten, noch ihre Fähigkeit, die besten Waaren zu produziren und zu Preisen, welche die Kon⸗ kurrenten oft nicht einhalten können. Niedrige Arbeitslöhne und längere Arbeitsstunden, in manchen Industrien auch Sonntagsarbeit, haben vielleicht viel zu thun mit der Billigkeit der deutschen Waaren, und hier ist möglicherweise ein Hoffnungsstrahl vorhanden, wenn man sieht, wie das Arbeitsproblem in Deutschland seiner Reife entgegen⸗ geht. Zieht man aber diese Erwägungen auch in Betracht, so steht man doch noch der Thatsache gegenüber, daß England in Deutschland seinen großen Rivalen sieht und daß eines der kommerziellen Schlacht⸗ felder der Zukunft der Osten ist. Australien ist ein zweites.“
— Die „Berliner Börsen⸗Zeitung“ berichtet: Die Nachrichten, die uns über den Geschäftsbetrieb unserer 9* Spinnereien zugehen, lauten im Allgemeinen recht befriedigend. So⸗ viel ist schon heute mit Sicherheit zu konstatiren, daß der Betrieb sich gegen das Vorjahr fast überall vergrößert hat; daß auch der Gewinn gewachsen, wird von einigen, doch nur wenigen Seiten zu⸗ gegeben, von anderen aber wieder, und diese sind in der Mehrzahl, verneint, doch scheinen auch hier bessere Aussichten vorhanden zu sein, wenn man sich zu Vereinigungen, wie diejenige der niederrheinischen Baumwollspinner, entschließt, welche eine mäßige Erhöhung des Grundpreises bereits beschlossen haben, um dem mißlichen Hreisstande, wenigstens in etwas, aufzuhelfen. Die Zunahme der Beschäftigung der Spinnereien ist hauptsächlich auf vergrößerten Export von Webwaaren aller Art zurückzuführen, auch der inländische Konsum weist für bestimmte Zweige einen vermehrten Bedarf auf. So wird berichtet, daß die Leinen⸗Industrie besser als im Vorjahre beschäftigt ist, die Ausfuhr von Fabrikaten der Textil⸗Industrie hat sich bis Ende August dieses Jahres um 43 167 D.⸗Ctr. gehoben, wo⸗ gegen die Einfuhr sich um 3233 D.⸗Ctr. verringert hat. Wenn diese Ziffern deutlich für die Zunahme unseres Exports sprechen, weisen die veröffentlichten statistischen Ziffern über die Ein⸗ und Ausfuhr von Garnen auf vermehrte Beschäftigung der Spinnerei hin, die erst jetzt wegen des in verschiedenen Branchen stattfindenden Saisonwechsels etwas nachgelassen hat. Was aber für eine günstige Auffassung der geschäftlichen Lage im Allgemeinen spricht, ist, daß das Vertrauen sich wiederum befestigt hat, daß man neuen Chh näher tritt, daß man die Ausführung groß angelegter geschäftli er Transaktionen in Erwägung zieht, daß überall wieder das Bestreben hervortritt, rationelle Vergrößerungen der Umsätze, durch Kultivirung neuer Absatzgebiete, durch Vervollkommnungen und Neueinrichtungen zu erstreben. Man ist sich gerade in den Kreisen unserer Spinner der Stellung, welche die deutsche Industrie jetzt auf dem Weltmarkt ein⸗ nimmt, voll bewußt, daher die unablässigen Anstrengungen, welche ge⸗ macht werden, um unsere Industrie in dem Bezug von Garnen voll⸗ ständig unabhängig vom Auslande zu stellen, Bestrebungen, welche von Jahr zu Jahr erfolgreicher auftreten, wenn sie auch vorläufig die Konkurrenz des Auslandes noch nicht völlig ausschließen können. Wenn von verschiedenen Seiten darauf aufmerksam gemacht wird, daß unsere Ausfuhr, namentlich in Textiil⸗ Fabrikaten, nach den Vereinigten Staaten in nächster Zeit eine rückgängige Bewegung annehmen wird, weil die eigene Produktion daselbst mächtigen Aufschwung nimmt, so stehen diesem Umstande, der sich vielleicht für den Einzelnen recht fühlbar machen dürfte, die Thatsachen gegenüber, daß andere Theile des Weltmarktes die Auf⸗ nahmefähigkeit deutscher Produkte gerade in den letzten Jahren ver⸗ doppelt haben. Wir haben selbst schon an dieser Stelle darauf auf⸗ merksam gemacht, daß sich unsere Ausfuhr nach Südamerika ganz erheb⸗ lich vergrößert hat, unser Handel mit dem äußersten Orient, mit China und Japan, hat sich innerhalb 20 Jahren verzehnfacht. Unser Export nach Spanien betrug im Jahre 1879 9 Mill. Francs, derselbe ist seitdem bis auf 175 Mill. Francs ge⸗ tiegen. In demselben Maße, wie die deutsche Industrie sich aus⸗
Weltmarkt an Ansehen. Der französische Export von Industrie⸗ produkten betrug im Jahre 1882 noch 1853 Mill. Francs, am Schluß des Vorjohres aber kaum noch 1500 Mill. Francs, und zwar bei steigender Einfuhr fremder Industrieprodukte, deren im Jahre 1877 für 470 Mill. Francs eingeführt wurden, heute dageen wird schon die Ziffer von 800 Mill. Francs überstiegen. Im Jahre 1868 kon⸗ sumirte England 58,7 % aller nach Europa gelangenden Baum⸗ wolle, der Kontinent 41,2 %, bereits vor drei Jahren stellte sich das Verhältniß 52,3 zu 47,7 und seitdem ist eine weitere Verschiebung zu Ungunsten Srpag, eingetreten. Der eng⸗ lische Antbeil am Welthandel ist innerhalb zehn Jahren um 5 % ge⸗ sunken. Sprechen diese Ziffern deutlich für die Ausbreitung des Mitbewerbs, so hat die deutsche Textilindustrie daran den größten Antheil. Eine weitere fortschreitende Beherrschung des Weltmarkts deutscherseits ist mit Sicherheit anzunehmen, und wir können daraus wohl nicht mit Unrecht auf eine gedeihliche Entwicklung unserer Spinnerei schließen, welche in erster Reihe durch eine Aufbesserung der in Frage kommenden wirthschaftlichen Verhältnisse beeinflußt wird.
Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 59. — Inhalt: Verfügungen: Vom 21. Oktober 1887. Betheiligung der deutschen Post⸗Agentur in Shanghai am Postpacketaustausch. — Vom 22. Ok⸗ tober 1887. Post⸗Dampfschiffverbindung zwischen Stralsund und Malmö.
Statistische Nachrichten.
Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 16. Oktober bis inkl. 22. Oktober cr. zur Anmeldung gekommen; 586 Eheschließungen, 886 Lebendgeborene, 38 Todtgeborene, 536 Sterbefälle.
— In dem Beilagenheft zur Zeitschrift des Königlich bayerischen Statistischen Bureaus, Jahrgang 1887, welches „Beiträge zur Morbiditäts⸗Statistik Bayerns“ enthält, liegt die Morbiditäts⸗ Statistik von Oberfranken und Unterfranken vom Jahre 1884, bearbeitet von den Kreis⸗Medizinal⸗Räthen Dr. Jos. G. Egger und Dr. Gregorius Schmitt, vor. Die statistische Arbeit bezieht sich auf eine Reihe von Infektionskrankheiten, welche zunächst einzeln in ihrem Auftreten verfolgt werden; alsdann folgt ein kurzer, textlicher allgemeiner Ueberblick. Außerdem gewähren eine Reihe von Tabellen, Diagrammen, Kartogrammen und graphischen Darstellungen eine schnelle Uebersicht über die vorgekommenen Krank⸗ heitsformen in numerischer, örtlicher und zeitlicher Beziehung. Wir führen folgende Hauptdaten an: In Oberfranken wurden in 1884 beobachtet überhaupt 9766 Krankheitsfälle, welche in den Rahmen dieser Statistik fallen, d. i. gegen 1882 und 1883 weniger 1237 und 573 Fälle. Es kamen vor von Kindbettfieber 145 (1882 92, 1883 54) Fälle oder 1,48 % aller eingetragenen Krank⸗ heiten, von Wechselfieber (Malaria) 164 (1882 237, 1883 175) Fälle oder 1,67 %, von Unterleibs⸗Typhus 388 (1882 284,1883 448) Fälle oder 3,97 %, von Ruhr 35 Fälle oder 0,35 %, von Blattern 4 Fälle, von Scharlach 852 (1882 1094, 1883 653) Fälle oder 8,72 %, von Diphtheritis 931 (1882 1056, 1883 653) Fälle oder 9,53 %, von Croup 197 (1882 206, 1883 131) Fälle oder 2,01 %, von Masern *233 (1882 1573, 1883 2202) Fälle oder 2,38 %, von Rothlauf 545 (1882 381, 1883 316) Fälle oder 5,58 %, von Keuchhusten 659 (1882 494, 1883 938) Fälle oder 6,74 %, von Genickstarre (Meningitis cerebrospinalis) 30 Fälle oder 0,30 %, von Kinderdiarrhöe 628 ( 1882 535, 1883 510) Fälle oder 6,31 %, von Lungenentzündung 2249 (1882 2114, 1883 2073) Fälle oder 23,02 %, von Tuberkulose 1841 Fälle oder 19,03 % sspeziell von Lungenschwindsucht 1626 (1882 1155, 1883 1340) Fälle oder 16,84 %, von Gelenkrheumatismus 769 (1882 532, 1883 530) Fälle oder 7,87 %, von granulöser Augenentzündung 95 (1882 228, 1883 86) Fälle oder 0,97 % aller einge⸗ tragenen Krankheiten. Trichinose wurde in 1 Fall, Cholera überhaupt nicht beobachtee. — In Unterfranken wurden gemeldet von Brechdurchfall 1215 Fälle oder 8,1 % aller Erkrankungen, von Cholera 0 Fälle, von Diphtheritis und Croup 3321 Fälle oder 22,2 %, von Dysenterie 22 Fälle oder 0,1 %, von Erysipelas (Roth⸗ lauf) 777 Fälle oder 5,2 %, von Intermittens (Wechselfieber) 61 Fälle oder 0,4 %, von Meningitis cerebrospinalis (Genickstarre) 43 Fälle oder 0,3 %, von Morbilli (Masern) 445 Fälle oder 3 %, von Paro- titis epidemica (Ohrdrüsen⸗Entzündung) 273 Fälle, von Pneumonia crouposa (Lungenentzündung) 3636 Fälle oder 24,3 %, von Puerpural⸗ fieber (Kindbettfieber) 198 Fälle oder 1,3 %, von Byämie und Sep- tichaemie (Blutvergiftung) 20 Fälle, von Rubeola (Rötheln) 82 Fälle oder 0,5 %, von Scarlatina (Scharlach) 1722 Fälle oder 11,5 %, von Tussis convulsiva (Keuchhusten) 2133 Fälle oder 14,3 %, von Typhus abdominalis (Unterleibs⸗Typhus) 605 Fälle oder 4 %, von Varicella (Blattern) 366 Fälle oder 2,4 %.
— Eine vergleichende statistische Studie über das Wachsthum der städtischen Bevölkerung in Frankreich und anderen Ländern hat M. E. Levasseur unter dem Titel: „Les populations urbaines en France comparées à celles de l'étranger“ veröffent⸗ licht (Paris, Picard, 1887). Wie wir einer von Prof. Supan verfaßten Besprechung des Werls im Literaturbericht des letzten Hefts von „Petermann'’s Mittheilungen“ entnehmen, stellt sich, Levasseur zufolge, die Zu⸗ bezw Abnahme der städtischen und ländlichen Be⸗ völkerung in Frankreich in Prozenten folgendermaßen dar: Ländliche Bevölkerung 1846 — 81: Abnahme 0,2 %, städtische Bevölkerung (über 2000 Einwohner) 1846 — 81; Zunahme 1,4 %, Städte über 20 000 Einwohner, ohne Paris 1836 — 81: Zunahme 3,2 %, Paris 1801 — 81: Zunahme 3,9 %. In Frankreich vermindert sich sonach die ländliche Bevölkerung stetig, während sich in Deutschland die städtische Bevölkerung nur rascher als die ländliche vermehrt. Uebrigens ist es von den französischen Städten nicht etwa Paris, welches am schnellsten an Einwohnerzahl zunähme, sondern von den 77 Städten mit über 20 000 Einwohnern haben sich im Jahre 1881 14 rascher vermehrt als die Hauptstadt. So zeigen z. B. Boulogne eine Zunahme um 2400 % (1801; 1600 Einwohner, 1881: 25 825 Einwohner), St.⸗Pierre les Calais eine Zunahme um 1500 % (1801: 2600 Einwohner, 1881: 32 290 Ein⸗ wohner), Neuilly eine Zunahme um 1150 % (1801; 2400 Einwohner, 1881: 25 235 Einwohner), Roubaix eine Zunahme um 1037 %
1801: 8000 Einwohner, 1881: 91 757 Einwohner), St. Denis eine Zunahme um 1000 % (1801: 4425 Einwohner, 1881: 13 895 Einwohner), Vincennes eine Zunahme um 900 % (1801: 2000 Einwohner, 1881: 20 530 Einwohner). Dagegen haben 28 von jenen 77 Städten ihre Bevölkerung nicht ver⸗ doppelt. Rouen hat z. B. nur um 22 %, Caen nur um 20 % zu⸗ genommen; nahezu stationär blieben St. Dieppe und St. Omer (Zu⸗ nahme 10 % bezw. 5 %). Paris hatte um das Jahr 1340 eine Einwohnerzahl von 274 000, 1675 eine solche von 540 000 auf einem Flächenraum von 1104 ha, also 489 auf den Hektar; 1788 599 000. Einwohner auf einer Fläche von 3370 ha, also 178 auf den Hektar; 1801 547 700 Einwohner auf gleicher Fläche, also 163 auf den Hektar; 1811 622 600 Einwohner auf gleicher Fläche, also 185 auf den Hektar; 1831 785 800 Einwohner auf einer Fläche von 3438 ha. also 229 auf den Hektar, 1861 1 696 700 Einwohner auf einem Flächenraum von 7802 ha, also 217 auf den Hektar; 1886 2 256 000 Einwohner auf gleichem Flächen⸗ raum, also 289 Einwohner auf den Hektar. Die wechselnde Dichtigkeit der Bevölkerung auf den Hektar erklärt sich durch die jeweilige Einverleibung von Theilen der Umgebung. Die Dichtigkeit der Bevölkerung in den Arrondissements schwankte 1886 zwischen 733 und 106 Einwohnern auf den Hektar, die der einzelnen Quartiere von Paris zwischen 1025 und 60 pro Hektar. Interessant ist der Ver⸗ gleich von Paris mit anderen Großstädten, namentlich wenn man
b Dichtigkeit pro ha: in Proz. Ganze Bebaute von a Fläche Fläche
73,3 291
2 von London. Berlin. Hamburg Bäbapes 1 udapest. — — Meiiwcb . . . 2178 458 20,6 148 68 Charakteristisch für die Großstädte ist die Eigenthümlichkeit, daß die Eingeborenen darin die Minderheit bilden. So berechnet sich die Zahl derselten für 1881 in Paris auf nur 32 % gegenüber 56 % aus anderen Departements oder aus den Kolonien eingewan⸗ derten Franzosen. Die andere, den meisten Großstädten eigenthüm⸗ liche Erscheinung, das Vorwiegen des weiblichen Geschlechts, gilt auch für Paris, während Rom, St. Petersburg, Antwerpen eine Ausnahme von dieser Regel machen. — Für Alter und Civilstand der Bevölkerung von Paris und ganz Frankreich im Jahre 1881 ergiebt sich Folgendes: Es standen im Alter von 0 bis 15 Jahren in Paris 20 %, in ganz Frankreich 26,7 v0, im Alter von 15 bis 60 Jahren in Paris 72,3 %, in Frankreich 61,0 %, über 60 Jahre in Paris 7,3 %, in S 12,3 %. Ledig waren in Paris 52,8 %, in ganz Frankreich 51,8 %; verheirathet in Paris 39,4 %, in Frankreich 40,2 %; verwittwet in Paris 7,8 %, in Frank⸗ reich 8,0 %. Die Relativzahlen der Geburten haben in der Periode von 1750 bis 1885 ziemlich stetig abgenommen, aber ebenso auch die Sterbefälle, während die der Ehen ziemlich konstant geblieben ist. Ganz außerordentlich groß ist die Kindersterblichkeit: im Alter bis 5 Jahre starben 1882 von 1000 Kindern in 467, in Frankreich 229; für das Jahr 1874/75 lauten die betreffenden Zahlen 102 und 65.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
„Die preußische Kirchengesetzgebung nebst den wichtigsten Verordnungen, Instruktionen und Ministerialerlassen unter Berück⸗ sichtiaung der Reichsgesetzgebung und der Rechtsprechung der Gerichts⸗ und Verwaltungsgerichtsbehörden“, zusammengestellt von Dr. Kries, Re⸗ gierungs⸗Rath in Danzig. Danzig, Verlag und Druck von A. W. Kafemann. 1881. — Bei dem Gange, welchen die kirchliche Gesetz⸗ gebung der Neuzeit genommen hat, erscheint ein Werk, welches die gesammte Gesetzgebung dieser Art möglichst vollständig enthält, als ein praktisches Bedürfniß. Diesem Bedürfniß trägt das vorliegende treffliche Werk durchaus Rechnung. Es enthält die wichtigsten Gesetze und Ver⸗ ordnungen ꝛc. sowohl für die evangelische und für die katholische Kirche als auch für verwandte Religionsgesellschaften, berücksichtigt ein⸗ schlägige Ministerialerlasse, gerichtliche und verwaltungsgerichtliche Entscheidungen und macht die abgeänderten und aufgehobenen Bestimmun⸗ gen ersichtlich. — Das Werk zerfällt in 6 Theile mit folgendem Inhalt: Der 1. Theil enthält (in 2 Abschn.) kirchenrechtliche Bestimmungen des Allgem. Landrechts, welche theils aufgehoben sind, theils noch eine gewisse praktische Bedeutung haben oder noch ganz besitzen; der 2. Theil
12 ältere Bestimmungen aus den Jahren 1815 — 1850, namentlich über
Ressortverhältnisse; der 3. Theil die neueren grundlegenden Ver
fassungs⸗ und Verwaltungsgesetze nebst den dazu gehörigen Verord
nungen (A für die katholische Kirche, 5 von 1875 und 1876; B. für die evangelische Kirche, 11 von 1873—1887); der 4. Theil die (4) hauptsächlichsten Gesetze, betreffend einige verwandte Religions
gesellschaften (Lutheraner, Mennoniten, Alt⸗Katholiken, Baptisten-⸗ gemeinden); der 5. Theil die (20) kirchenpolitischen Gesetze, vom
4. Juli 1872 bis 29. April 1887; der 6. Theil (16) neuere Kirchen⸗
gesetze und Instruktionen, betreffend die evangelische Landeskirche aus
den Jahren 1880 — 1886. — Den Gesetzen sind viele gute Anmerkungen
beigefügt, welche zwar keine eigentlich wissenschaftlichen Erörterungen
bieten, aber doch überall gute Fingerzeige für den praktischen Gebrauch
eben.
“ Nr. 20 von „Mode und Haus“ (III. Jahrgang Viertel⸗ jahrespreis nur 1 ℳ) ist soeben, 32 Seiten stark, mit „Illustrirter Kinderwelt“, „Illustrirter Belletristik“ und zwei Extrabeilagen er⸗ schienen. Das Hauptblatt enthält in gewohnter Mustergültigkeit 20 Modeabbildungen und 15 Handarbeitenvorlagen, während das Unterhaltungsblatt neben dem wohlgetroffenen im xylographischen Atelier der Verlagsgesellschaft hergestellten Porträt des jüngst ver⸗ storbenen Professors Dr. Langenbeck, ein hübsches Genrebild nach dem Originalgemälde von Professor Tuttiné „Erst zahlen“, ver⸗ öffentlicht. Der interessante Haustheil und Meinungsaustausch sind in 35 dem Hauswirthschaftswesen gewidmeten Artikeln ver⸗ schiedensten Inhalts vertreten. Die „Illustrirte Kinderwelt“ (Redaktion Karl Neumann Strela) wird durch ein illustrativ veranschaulichtes Gedicht von J. Terjan „Marie, die Vogelhüterin“ eingeleitet. Dieser Kinderpoesie schließen sich stimmungsvolle Kindergeschichten an. — Abonnements zum Quartalspreise von 1 ℳ bei allen Postanstalten und Buchhandlungen. Probenummern versendet die Exvedition von „Mode und Haus“ Berlin W., Lützowstraße 81, auf Wunsch gratis und franko. 1
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Die Ausfuhr von lebenden Schafen aus Island nach England und Schottland hat in den letzten Jahren einen be⸗ deutenden Umfang angenommen. Den größten Theil der für englische Rechnung aufgekauften Schafe liefern die Süd⸗ und Nordkösten der Insel, weniger die Ostküste, während von der Westküste wegen der sehr sparlichen Bevölkerung keine Ausfuhr stattfindet. Den Transport besorgen eigens dafür eingerichtete große englische Dampfer. Eine Firma in Leith bezog im vorigen Jahre gegen 25 000 lebende Schafe aus Island und in diesem Jahre bis Mitte Oktober schon ca. 26 000 Stück. Außerdem sind für Rechnung verschiedener Konsumvereine größere Partien Schafe nach England gesandt. Die ganze diesjährige Ausfuhr wird auf ca. 40 000 Stück Schafe geschätzt. Zur Ausfuhr kommen fast ausschließlich nur aus⸗ gewachsene Hammel, die in diesem Jahre durchschnittlich mit 14 bis 16 Kronen das Stück bezahlt wurden. Da in diesem Frühjahr in zwei Distrikten an der Nordküste allein gegen 20 000 Schafe wegen Futtermangel umgekommen sind, auch auf vielen anderen Stellen eine große Sterblichkeit unter den Schafen stattgefunden hat, außerdem auch eine Menge Schafe geschlachtet werden, deren Fleisch in ge⸗ salzenem Zustande zur Ausfuhr kommt, besonders nach Dänemark, so beginnt man auf Island ernstlich zu befürchten, daß eine in gleichem Maßstab während der nächsten Jahre fortgesetzte Schafausfuhr den Bestand so verringert haben wird, daß zum großen Schaden des Landes jede Ausf uf Jahre hinaus aufhören muß
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Veterinärwesen.
Schweden.
Die Königlich schwedische Regierung hat unter dem 23. Septem⸗ ber d. J. eine Verordnung über die zur Verhütung und Unterdrückung ansteckender Hausthierkrankheiten vorgeschriebenen Maßregeln erlassen, welche am 1. April 1888 in Kraft tritt. “
Artikel I dieser Verordnung enthält allgemeine Vorschriften darüber, welche Krankheiten der Hausthiere als ansteckend zu de⸗ trachten sind und was bei Ausbruch derselben schten ist gehören zu diesen Krankbeiten: 3 28
Rinderpest unter Wiederkäuern; “
Bösartige Lungenkrankheit unter dem Horndieh; Foß oder Springwurm unter Tbhieren des Pferdegeschlechts; en unter Schafen; nsteckende Maul⸗ und Klauenseuche unter Wieder⸗ käuern und Schweinen; Krätze unter Schafen;
r
auch die bebaute Fläche berücksichtigt; Levasseur stellt darüber folgende U :
Bösartige Klauenseuche unter Schafen und Ziegenz Milzbrand unter Hausthieren;
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