1887 / 258 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 03 Nov 1887 18:00:01 GMT) scan diff

Apia.) Schulgeschwader: S. M. S. „Stein“ (Fla BFenn Adalbert“, „Gneisenau“, „Moltke“ 11. F üschiff) st

/10. 25./10. Cadix 29./10. 29./10. Malaga. ost⸗ on: bis 14,/11. Spezia [Italien], vom 15./11. 4 Nehesh

S. M. Torpedo⸗Divisionsboot „D 1“ 14./9. Kiel. S. M. Torpedoboot „S 2“ Kiel 28./9. 3,/10. Wilhelms⸗ haven. S. M. Torpedoboote „S 39“, „S 40“, „S 41“ Danzig 28./10. S. M. Torpedoboot „H 1“ Danzig 29./10.

Hannover, 1. November. (Hann. Courier.) Im weiteren Verlauf der gestrigen 10. Sitzung des 21. Hannoverschen Provinzial⸗Landtages wurde die Berathung des Gesetz⸗ entwurfs über Verfassung der Realgemeinden fortgesetzt. Es gelangten §S§. 5—8 mit einigen Aenderungen sowie 9—12 fast ohne Debatte, mithin das Gesetz als Ganzes zur Annahme. Hierauf gelangte die Vereinigung der Gemeinden Geestendorf und Geestemünde zur Verhandlung.

In der heutigen (11.) Sitzung war der erste Gegenstand der Tagesordnung die Ersatzwahlen zur Gewerbekammer; die betreffenden Vorschläge wurden durch Akklamation ge⸗ nehmigt. Sodann gelangte zur Verlesung ein Schreiben des Ober⸗Präsidenten betrefks der Uebersichten über den hannoverschen Klosterfonds. Einstimmig zur Annahme gelangte ein diesbezüglicher Antrag der Abgg. Lauenstein und Struck⸗ mann. Nach Erledigung einiger kleinen Angelegenheiten und nachdem Schatzrath Müller über die Feststellung des Etats der Gewerbekammern der Provinz für 1888/89 und über ausgesetzte Petitionen des Haushalts⸗Etats referirt hatte, wurde der Land⸗ tag durch den Königlichen Kommissarius, Wirklichen Geheimen Rath und Ober⸗Präsidenten von Leipziger mit folgender Rede geschlossen:

Hochgeehrte Herren! Am Schluß Ihrer diesjährigen Verhandlungen angelangt, dürfen

Sie mit ganz besonderer Befriedigung auf dieselben zurückblicken.

Durch die Bewilligung eines Beitrags zu den Grunderwerbs⸗ kosten des Dortmund⸗Ems⸗Kanals haben Sie Ihr lebhaftes Interesse an diesem für die Verkehrsverhältnisse bochwichtigen Unternehmen be⸗ kundet und dessen Ausführung wesentlich gefördert.

Durch die Annahme des Antrags des Provinzial⸗Ausschusses, be⸗ treffend die Erwerbung einer größeren Fläche des linksemsischen Moors behufs deren Kultivirung und Kolonisation, haben Sie sich in dankens⸗ werther Weise an den gleichartigen Bestrebungen der Königlichen Staatsregierung betheiligt.

Beide Beschlüsse werden nicht verfehlen, für die zunächst bethei⸗ ligten Landestheile, wie auch für die Provinz Hannover sich als nutz⸗ bringend zu erweisen. 8 „Die Vorlagen der Königlichen Staatsregierung haben Sie einer eingehenden Berathung unterzogen.

Ueber die Vereinigung von ländlichen Gebieten mit der Stadt Harburg und der Gemeinden Geestemünde und Geestendorf haben Sie sich einmüthig zustimmend geäußert.

n Zn 6 E1“ die Verfassung der Real⸗ einden der Provinz Hannover, Sie i esentli Ficeihanc üfce haben Sie im Wesentlichen Ihr

. en Haushalts⸗Etat der Provinz haben Sie fe 2 wiederum in reichem Maße für die histsfteestent, gad und gemeinnützige Zwecke Mittel bewilligt.

In der zuversichtlichen Erwartung, daß Ihre diesjährigen Ver⸗ 8 Provinz zum Segen gereichen werden, schließe ich auf Fen ne. 126 der Provinzial⸗Ordnung den 21. Hannoverschen

Nach dem Schluß dieser Ansprache brachte der Vorsitzende des Provinzial⸗Landtages, Kaiserliche Botschafter Erbland⸗ Marschall Graf zu Münster⸗Derneburg, ein dreimaliges Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König aus, in welches die Versammlung lebhaft einstimmte.

Bayern. München, 1. November. (Allg. Ztag. Der Prinz⸗Regent empfing heute Morgen dan sehhee Aa)ushen Schwester, der Eescet hih Adelgunde von Modena, die ersten Glückwünsche zu seinem Namensfest; alsdann kamen um 9 Uhr aus gleicher Veranlassung die Söhne Sr. Königlichen Hoheit mit ihren Gemahlinnen, Kindern und Enkeln, sowie die Prinzessin Therese, hierauf die Mitglieder des mili⸗ tärischen Hauses und dann die Bediensteten. Während des Hochamts im Dom wohnte der Prinz⸗Regent einem Amte in der Allerheiligen⸗Hofkirche bei. Bei der amilientafel waren außer den bereits genannten höchsten Herrschaften von Geladenen noch erschienen: Erbfürstin Helene von Thurn und Taxis, sowie Prinz Ernst von Sachsen⸗ Meiningen. Der Herzog Georg von Sachsen⸗ Meiningen kam gestern Abend von Meiningen hier an und setzte heute Vormittag die Reise nach Salzburg fort.

Sachsen. Leipzig, 1. November. (Dr. J.) Am heutim Morgen ist der erste Spatenstich zu der Eiadhs des Fegp. ziger Siegesdenkmals gethan worden. Dasselbe wird nachdem die jahrelange Meinungsverschiedenheit über die Platzfrage beseitigt worden ist, auf der Nordseite des Markts aufgestellt werden. 1

1 Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 2. November. Die Abreise der Großherzoglichen Herrschaften von Schwerin nach Cannes ist, wie die „Meckl. Nachr.“ hören, auf den 28. d. M. festgesetzt. Gestern Abend ist der Groß⸗ herzog von Sachsen zum Besuch am Großherzoglichen Hofe hier eingetroffen.

—Anhalt. Dessau, 1. November. (Anh. St.⸗A.) Der Fürst und die Fürstin von Schwarzburg⸗Sonders⸗ hausen sind heute hier eingetroffen.

Schwarzburg⸗Sondershausen Sondersh

S CG6. hausen 1. November. (Hann. Cour.) Der Landtag ist f 1 14. November einberufen. ““

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 2. November. Die Landes⸗Ztg. für Elsaß⸗Lothringen“ veröffentlicht das am 19. Oktober von Sr. Majestät dem Kaiser vollzogene Gesetz, betreffend die gesetzlichen Feiertage. Nach demselben gelten in Elsaß⸗Lothringen, außer den als gesetzliche Feiertage anerkannten Tagen, nämlich: Weihnachten, Neujahr, Christi Himmelfahrt, Mariä Himmelfahrt und Allerheiligen, als allgemeine Feiertage im Sinne der Reichsgesetze, sowie als Feier⸗, Fest⸗ und Ruhetage im Sinne des Code de procédure civile (Artikel 1033) und des Enregistrementsgesetzes vom 22. Erimaire VII (Artikel 25 und 54) der Charfreitag der Ostermontag und der Pfingstmontag. 8

(Pr.) Mar 1G unga⸗ en Delegation eine Sitzung ab, in welcher das Er⸗

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 1. November. dente Mittag hielt der Marine⸗Ausschuß der Fhidernih zu Ende berathen und unverändert nach dem

Eine Debatte

rüstung der Torpedoboote, wobei die Theilung dieses Postens in zwei Theile beantragt wurde. Das gesammte Netto⸗ erforderniß der Kriegsmarine beträgt 11 223 224 Gulden, also 7185 Gulden mehr als im Voranschlage des vorigen

Jahres. 8

Pest, 1. November. r.) Die dritte Gerichts⸗ kommission des Abgeor netenhauses ist heute in Angelegenheit der Kaposvarer Wahl des Handels⸗Ministers Grafen Szechenyi wieder zusammengetreten und hat nach dreistündiger Berathung die Beschlußfassung für den 3. d. M.

anberaumt.

Großbritannien und Irland. London, 2. November. (A. C.) Der Marquis von Hartington hielt gestern in Plymouth bei einem Gabelfrühstück der liberalen Unio⸗ nisten eine Ansprache, im Verlaufe welcher er u. A. sagte: „Die Opposition möchte gern eine Auflösung des Parlaments herbeiführen und sobald als möglich Neu⸗ wahlen haben, und ihr Trachten geht dahin, den Ein⸗ druck zu erzeugen, daß eine Auflösung bevorstehe. Es giebt indeß keinen Grund, warum das gegenwärtige Parlament ein kurzes Leben haben sollte. Die Schwierigkeiten, die einem herzlichen Hand in Hand gehen der zwei Flügel der Unionisten⸗ partei im Wege stehen, werden in der kommenden Session voraussichtlich geringer sein als in der vor Kurzem ge⸗ schlossenen. Der Regierung sollte eine ehrliche Probe gegönnt werden in der Durchführung der Verwaltung Irlands unter der gegenwärtigen Verfassung, und den liberalen Unionisten liegt die Pflicht ob, der gegenwärtigen Verwaltung eine feste, wenn auch nicht blinde Unter⸗ stützung angedeihen zu lassen und das zwischen den zwei Sektionen der Unionistenpartei bestehende Bündniß dadurch zu befestigen, indem sie die Konservativen veranlassen, ihr Gemüth liberalen Ideen aufzuschließen. Unsere Gegner schöpfen Genugthuung aus der anhaltenden Gesetzlosigkeit, die in ein⸗ hens rheleg erchi 1 Diese Genugthuung dürfte

en Gladstone'schen Liberalen die Sympathi 2s ische Volkes rauben.“ ngpcczts, Seß. Fseltschn

Die gestern in England und Wales mit Ausschluß von London vorgenommenen Gemeinderathswahlen sind, soweit Berichte darüber vorliegen und wo politische Einflüsse zur Geltung kamen, im Allgemeinen zu Gunsten der liberalen Partei ausgefallen. Der „Daily News“ zufolge gewannen die Anhänger Gladstone’s 65 Sitze, die Konservativen 49 und die dissentirenden Liberalen 3, nämlich einen von den Konserva⸗ tiven und zwei von den Anhängern Gladstone’s.

Mit der Einkerkerung O'Brien's im Gefängniß von Cork scheinen noch nicht alle Schwierigkeiten vorüber zu sein, welche dieser Agitator der Regierung bereitet. Wie ver⸗ lautet, hat er sich geweigert, die Sträflingstracht anzulegen und dem Gouverneur des Gefängnisses erklärt: er würde sie eher tödten lassen als dies thun oder die gemeinen Arbeiten verrichten, welche Sträflinge in der Regel verrichten müssen. Vor der Anwendung von Zwang hat sich der Gouverneur von der irischen Gefängnißbehörde Weisungen erbeten.

Der Marquis von Salisbury, der Lordkanzler und fast alle anderen Kabinets⸗Minister haben die Ein⸗ ladung des neuen Lordmayors, Alderman de Keyser zu dem Bankett in der Guildhall am 9. d. M. angenommen.

Aus Simla wird der „Daily News“ gemeldet, daß der Radschah von Kaparthala, einem kleinen, aber stets sehr loyalen Staat im Pendschab, dem Beispiel des Nizams von Hyderabad folgend, der indischen Regierung für die Ver⸗ theidigung der indischen Grenze die Summe von fünf Lac Rupien (50 000 Pfd. Sterl.), sowie seine ganze Armee zur Verfügung gestellt habe.

Frankreich. Paris, 31. Oktober. Das „Journal officiel“ veröffentlicht heute das Dekret über die Befug⸗ nisse des General⸗Gouverneurs in Ost⸗Asien. Das Dekret vermindert die gegenwärtige Zahl der dortigen Beam⸗ ten. Als General⸗Sekretär wird dem General⸗Gouverneur Constans Hr. Klobukowski beigegeben werden.

1. November. (Fr. C.) Nach den gestrigen Mitthei⸗

lungen des Deputirten Cavaignac, Berichterstatters über das Budget des Kriegs⸗Ministeriums, hat dieses Budget in den letzten fünf Jahren um 60 Millionen abge⸗ nommen. Dasselbe betrug für das Jahr 1884 596 Millionen für 1885 582 Millionen, für 1886 574 Millionen, für 1887 555 Millionen, für 1888 536 Millionen. Während dieses Zeitraums blieben die Ausgaben beständig hinter den Voranschlägen zurück: so waren für 1884 596 Millionen bewilligt, aber nur 591 Millionen aus⸗ gegeben worden, und von den für 1886 bestimmten 574 Mil⸗ lionen wurden 11 Millionen zurückgelegt. Der Ausschuß hat den Vorschlag Cavaignac's genehmigt: 9. Millionen, die er in verschiedenen Kapiteln des Kriegsbudgets ersparen zu können meint, für die Wiederaufnahme der 19 000 Mann zu ver⸗ wenden, welche im vorigen Jahre aus Sparsamkeitsrücksichten abgeschafft worden waren. Das Budget wird also im nächsten Jahre für 484 588 Mann zu sorgen haben. Der Pariser Gemeinderath verwarf gestern mit 49 gegen 20 Stimmen das Budget der Polizeipräfektur nach einem ziemlich herben Meinungsaustausch zwischen dem Präfekten Gragnon und mehreren Mitgliedern der Versamm⸗ lung. Noch zwei andere Beschlüsse, welche ebenfalls auf die Polizeipräfektur Bezug haben, wurden der eine mit 50 gegen 14, der andere mit 54 gegen 4 Stimmen gefaßt. Nach dem ersten soll der Gemeinderath allein das Recht haben, die Polizei zu organisiren sowie das Personal der städtischen Polizei zu ernennen und zu leiten. Nach dem zweiten soll ein Spezialbericht über die Ausgaben der Polizei⸗ Präfektur im Jahre 1886 ausgearbeitet und veröffentlicht werden, um die Einwohnerschaft über das Vorgehen der Ver⸗ waltung zu belehren. Die Verwerfung des Budgets der Pohe zetet durch den Pariser Gemeinderath wiederholt sich Ig.ecses ee a e seit E Jahren regelmäßig, und ebenso regelmäßig pflegt der Minister des . 3 öluß ae avescn g s Innern den Be⸗ 3. November. (W. T. B.) Der Ministerrath trat gestern Abend zu einer Sitzung zusammen, um Beschlüsse zu fassen über die Stellungnahme des Kabinets zu der Kon⸗ vertirungs⸗ und der Enquete⸗Frage. Die Minister werden morgen dem Präsidenten Grévy die gefaßten Reso⸗ lutionen unterbreiten. Das „Journal des Debats“ behauptet: die Koalition gegen das Ministerium betreffs der Konvertirungsfrage sei eine sehr starke.

Schweiz. Bern, 1. November. (Bund.) Der Bundes⸗

egierungsvoranschlage angenommen wurde. ergab sich nur bei dem ü 8 11111A“

die Erzeugung und Aus⸗

rath hat beschlossen, daß für Alkohol zur Herstellung

Denaturirung zu ertheilen sei; er hat vielmehr das und Zoll⸗Departement angewiesen, 1) nur reinen, d. h. un⸗ denaturirten Alkohol für diesen Zweck abzugeben, 2) für die auf den inländischen Erzeugnissen lasende Monopol⸗ gebühr bei der Ausfuhr im Sinne von Artikel 5 des Gesetzes Rückvergütung zu leisten und 3) alle spiri⸗ tuösen Erzeugnisse dieser Branche bei der Einfuhr mit der festen Monopolgebühr von 80 Fr. für den Metercentner zu belegen. Die Direktion der Schweizerischen Nordostbahn hat mit Zuschrift vom 18. Oktober dem Bundesrath einen Finanzausweis, betreffend den Bau der Moratoriumslinien, mit dem Gesuch über⸗ macht, ihr seine Rückäußerung darüber zugehen zu lassen Der Bundesrath ist, auf dieses Begehren aus folgenden Gründen zur Zeit nicht eingegangen:

„Nach Art. 13 des Eisenbahngesetzes erfolgt die Ansetzung der Frist für die Leistung des Finanzausweises in jedem einzelnen Fall durch die Bundesversammlung, und es steht dem Bundesrath das Recht nicht zu, die Prüfung des Finanzausweises vorzunehmen bevor die Grundlage dazu durch die Ertheilung einer Konzession oder durch eine Fristerstreckung von Seiten der gesetzgebenden Be⸗ hörde geschaffen ist. Von dieser verbindlichen Vorschrift darf im vorliegenden Fall um so weniger abgewichen werden, als Art. 3 des Bundesbeschlusses vom 14. Februar 1878 in Fütgrreinscimmung

mit der angerufenen gesetzlichen Bestimmung ausdrückli

die Neufestsetzung der Aahweis. für dr ghene aadgh linien unvorgreiflich den gesetzlichen Befugnissen der Bundesversamm⸗ lung für jede einzelne Linie zu geschehen habe.“

Diesen Bestimmungen gemäß wird der Bundesrath seine Vorschläge, zunächst für die rechtsufrige Zürichseebahn den beiden Räthen unterbreiten und den Finanzausweis erst zu prüfen in der Lage sein, wenn diese Behörde ihren Be⸗ schluß über die Fristerstreckkung gefaßt haben wird. Am 19. Oktober hat die Auswechselung der Ratifi⸗ kationen der zwischen der Schweiz, Baden und Elsaß⸗Lothringen unter dem 18. Mai 1887 abgeschlossenen Uebereinkunft über die Anwendung gleichartiger Bestimmungen für die Fischerei im Rhein und seinen Zuflüssen einschließlich des Bodensees stattgefunden. Der Bank in Basel ist unter der nach Art. 12 b. des Banknotengesetzes durch das Wechselportefeuille zu leistenden Garantie die Erhöhung der Emissions⸗ sumnie von 14 auf 16 Millionen Franken bewilligt worden.

Almerika. Washington, 31. Okt. (A. C.) Der Prä⸗ sident Cleveland empfing heute die britische Friedens⸗ und Schiedsgerichts⸗Deputation, welche Mr. Andrew Carnegie ihm vorstellte. Sir Lyon Playfair richtete im Namen des britischen Parlaments folgende Worte an den 6bböö 8

„„Ich habe die hohe Chre, eine Deputation von zwölf Parlaments⸗ mitgliedern vorzustellen, welche Ihnen, als Oberhaupt 1b . Nation, und durch Sie dem Kongreß, eine Denkschrift überreichen wollen zu Gunsten der Gründung eines Schiedsgerichts in politi⸗ schen Streitigkeiten, wenn es der Diplomatie nicht gelungen ist, dieselben beizulegen. Diese Denkschrift ist von 233 Mit⸗ gliedern des Unterhauses, mehr als cinem Drittel der Gesammt⸗ zahl, unterzeichnet worden. Sie ist das Ergebniß des glühenden Wunsches der Arbeiter des Vereinigten Königreichs, die Freundschaft und den Frieden, welche jetzt zwischen den beiden verwandten Völkern diesseits und jenseits des Atlantischen Ozeans bestehen, für alle Zeiten zu erhalten. Selbst wenn durch diese Denkschrift auch nicht die sofortige Gründung eines Schiedsgerichts er⸗ reicht wird, so werden Sie, Herr Präsident, anerkennen, daß diese Denkschrift einen bedeutungsvollen Beweis für das brüderliche Gefühl bildet, welches unsere arbeitenden Klassen für ihre Blutsverwandten in den Vereinigten Staaten hegen. Sind internationale Schiedsgerichte erst eingeführt, so werden sie einen Schritt in der Geschichte der Civilisation bilden Wir sind beide gemeinsame Erben der Traditionen und des Ruhms der angelsächsischen Race, von welcher wir den Geist der Versöhnlichkeit geerbt haben, welcher die Entwickelung beider Länder so sehr unterstützt hat. Die Zeit ist günstig für die Erwägung der Frage, da die ganze Welt sich in Furcht befindet vor einem neuen Kriege, den die Fortschritte der Wissenschaft zu einer ungeheueren brutalen Schlächterei von Menschen und frevelhaften Verwüstung von Eigenthum machen würden. Die Kosten bedrohen die Grundlage des nationalen Kredits und selbst der nationalen Zahlungsfähig⸗ keit. Die Rüstungen verschlingen jetzt 3 % der gesammten Einnahmen Europas. Die Vereinigten Staaten sind fast das einzige Land, welches geringe Ausgaben für Kriegszwecke hat, weil sie es nicht für nöthig halten, einen Krieg mit ausländischen Nationen in Rechnung zu ziehen. Daher können Vorschläge zu Schiedsgerichtsverträgen eher hier als in Europa gemacht werden. Auf alle Fälle könnte ein Schiedsgerichts⸗ vertrag zwischen dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten abgeschlossen werden. Es würde für andere Nationen ein ruhmreiches Beispiel sein und die beiden angelsächsischen Nationen zu Friedensstiftern der Welt machen.“

Nachdem noch Mr. Wilson im Namen des Gewerkschafts⸗ Kongresses gesprochen, erwiderte Präsident Cleveland: glaube im Namen des amerikanischen Volkes sprechen zu können, wenn ich Ihnen die Versicherung ertheile, daß unser Volk die Tödtung von Menschen zur Förderung des nationalen Ehrgeizes abgeschafft zu sehen wünscht und mit Freuden das Erscheinen friedlicher Mittel begrüßt, um nationale Streitfragen zu schlichten, soweit sie mit der Zertheidigung und dem Schutz der Nationalehre verträglich sind. Das Volk meines Landes rühmt sich, daß es in seiner Prosperität und Entwickelung mehr Siege des Friedens aufweisen kann als irgend eine andere Nation. Zugleich zeigt unsere Geschichte, daß wir es mit Jedem an wirklichem Patrio⸗ tismus aufnehmen können.“

2. November. (W. T. B) Der oberste Gerichts⸗ hof der Vereinigten Staaten hat das Cassations⸗ gesuch der in Chicago verurtheilten Anarchisten ver⸗ worfen. Dieselben werden also hingerichtet werden, wofern nicht der Gouverneur von Illinois Begnadigung eintreten läßt.

Zeitungsstimmen.

Die „Braunschweigischen Anzeigen“ äußern

2. November 1887: 1s b Die Wiederkehr des Tages, an welchem unser geliebter und all⸗ verehrter Regent mit seiner erlauchten Gemahlin unter dem begeisterten Jubel von Stadt und Land bei uns einzog und die Regierung des Herzogthums antrat, fordert uns auf, dem innigen Dank dafür, daß die damals gehegten Wünsche uns in reichstem Maße in Erfüllung gegangen sind, besonderz auch heute Ausdruck zu geben. ie unver⸗ geßlichen Worte, welche der hohe Herr an jenem Tage auf die Begrüßung Seitens der Vertreter des Landes, deren einstimmige Wahl ihn zu unserm Schirmherrn und Landesvater erkoren, erwiderte; die Versicherung ferner, daß er ein Herz für Braunschweig mitgebracht habe und daß es seine unablässige Sorge sein werde, des Landes Wohlfahrt und Ge⸗ deihen nach besten Kräften zu fördern, haben durch sein thatkräftiges Walten zum reichen Segen für unser Herzogthum volle Bestätigung gefunden Dem leuchtenden Vorbilde Sr. Majestät unseres erhabenen Kaisers folgend, hat der ritterliche Prinz die Regierung des seiner

pharmazeutischer Produkte keine Bewilligung zur relativen

Fürsorge anvertrauten Landes mit Gerechtigkeit und weiser Milde

Finanz⸗

geführt, und gleich ihm hat seine hohe Gemahlin sich Aller Herzen durch Leutseligkeit und Werke christlicher Liebe gewonnen. Auch für Braunschweigs Vergangenheit bekundet der Regent in dem Bestreben, die Einrichtungen seiner weisen Vorfahren zu erhalten, auszubauen und zu fördern, unausgesetzt das lebhafteste Interesse; so ist es ihm unter Gottes Segen gelungen, das Land in seinen Beziehungen zu Kaiser und Reich zu erhalten und zugleich im Sinne des hochseligen Herzogs, dessen letzte bewährte Rathgeber auch ihm noch zur Seite stehen, die Regierung fortzuführen. 8 ““

Zwei Jahre sind seit dem für Braunschweig ewig denkwürdigen Tage des feierlichen Einzugs Sr. Königlichen Hoheit dahingegangen, der laute rauschende Jubel ist verklungen, aber nicht allein die freu⸗ dige Erinnerung an jenen Tag ist uns geblieben, sondern auch die Liebe und das Vertrauen, die ihm die höchste Weihe gaben, und das damals geknüpfte schöne Band hat sich im Laufe der Zeit nur noch gestärkt und befestigt. So senden wir auch heute dem geliebten Herrscherpaar unseren ehrerbietigen Gruß, welchen wir so Gott will recht bald dem hohen Herrn, seiner verehrten Gemahlin und den hoffnungsvoll heranblühenden Prinzlichen Söhnen wieder von Angesicht zu Angesicht darbringen werden mit dem treuen Wunsche, daß der Himmel uns den theuren Regenten und sein erhabenes Haus noch lange erhalte!

Das „Bromberger Tageblatt“ schreibt zur Er— öffnung des Orientalischen Seminars in Berlin: 8 b

Die Eröffnung des Orientalischen Seminars, einer Lehranstalt für die Sprachen des Orients von der Nordostküste Afrikas bis zur fernen Nordgrenze von China, welche berufen sein wird, unserer Kolonial⸗ politik und unserem überseeischen Handel eine kräftige Stütze zu sein, hat am 27. Oktober in feierlicher Weise in Berlin statt⸗ gefunden. Durch einen Zufall nur war ein Jahrestag von hoher Wichtigkeit für diesen Akt gewählt worden, nämlich der der Uebergabe von Metz an den verewigten Prinzen riedrich Carl. Aber auch in diesem Zufall liegt eine große Feeenzang. denn erst die gewaltigen Waffenerfolge in den Kämpfen um Deutschlands Einheit sind die Ausgangspunkte des mächtigen Aufschwungs in unserem nationalen Leben geworden. Vor 26 Jahren entsandte Preußen, in bescheidenem Umfange, seine erste ostasiatische Expedition, um die ersten Beziehungen zum fernen Osten zu knüpfen; heute ist der deutsche Seemann, der deutsche Kaufmann nicht nur heimisch an jenen fremden Küsten, deren Bewohner zu unserem poli⸗ tischen, wissenschaftlichen und wirthschaftlichen Leben längst in dauernden Verkehr getreten sind, sondern deutsche Beamte, deutsche Land⸗ und See⸗Offiziere, deutsche Gelehrte und Aerzte, deutsche Baumeister, deutsche Techniker sind nach China und Japan von den dortigen Regierungen berufen worden, um die politische und militärische Organisation jener Länder, ihre Bauten und öffent⸗ lichen Einrichtungen den Anforderungen europäischer Civilisation näher zu bringen, in ihrer Mitte wissenschaftliche Institute zu begründen und an der Ueberleitung der gesammten Lebensformen jener Länder in ein entwickelteres Kulturleben thätig zu sein. An den afrikanischen Küsten hat entschlossene That weite Gebiete für Deutschland in Besitz genommen, deren Entwickelung die Mitarbeit aller Berufsstände fordert; allüberall aber, an allen Küsten, auf allen Meeren, hat der deutsche Handel eine siegreich fortschreitende Stellung eingenommen, entfaltet sich die deutsche Flagge zu einem von allen Völkern geachteten, vielen als ein befreundetes Zeichen deutscher Tüchtigkeit und Macht. Das Bedürfniß nach einer, den weitesten Kreisen zugänglichen Pflegestätte der Sprachen jener Länder hatte sich damit von Jahr zu Jahr dringender herausgestellt. War zwar an den meisten deutschen Universitäten Gelegenheit zur Erlernung der Sprachen des Orients zu wissenschaftlichen Zwecken geboten, so handelte es sich jetzt mehr um eine auf die vielen Bedürfnisse des praktischen Lebens gerichtete Vorbildung, mit welcher zugleich die Landes⸗ und Völkerkunde der betreffenden Sprachgebiete zu verknüpfen war. Wie das in Berlin neu errichtete Museum für Völkerkunde hervor⸗ gegangen ist aus einem durch die zunehmenden Berührungen mit fremden, weniger oder gar nicht civilisirten Völkern erwachsenen Be⸗ dürfniß, so soll das Orientalische Seminar allmählich den Anforde⸗ rungen gerecht werden, welche durch die Ausdehnung unseres konsularen und diplomatischen Dienstes, der Handels⸗, Schiffahrts⸗ und kolo⸗ nialen Unternehmungen hervorgerufen worden sind und von Jahr zu Jahr zunehmen.

Die Errichtung dieser Lehranstalt für die Sprachen des Orients, unternommen vom preußischen Staat unter Betheiligung des Reichs, ist daher ein Markstein in der Entwickelung der gesammten Bezie⸗ hungen Deutschlands zu den fremden Welttheilen, zunächst zu Afrika und Asien. Aehnliche Anstalten in Wien und Paris sind den beiden Ländern außerordentlich nützlich gewesen, bei dem regen Unternehmungs⸗ geist des deutschen Volks wird das Orientalische Seminar in Berlin sich mit der Zeit als ein mächtiger Hebel für Deutschlands Stellung auf dem Weltmarkt erweisen

Die „Deutsche volkswirthschaftliche Corre⸗ spondenz“ sagt über „die deutschen Eisenzölle sonst und jetzt“:

Unsere Freihandelspartei stellt bekanntlich fortgesetzt die Erhöhung des deutschen Zolltarifs vom 22. Mai 1885 als die radikalste Schutz⸗ zollleistung hin, welche je dagewesen; auch in ihrem Eifer gegen die Getreidezölle geht sie von dieser Ansicht aus und richtet die nächsten Angriffe stets in erster Linie gegen die Eisenindustrie, welche von ihr nun einmal als die Haupturheberin des autonomen Zolltarifs von 1879 angesehen wird. Allerdings haben die Freihändler zur Zeit ihrer Herrschaft der Eisenindustrie außerordentlich hart und rücksichtslos mitgespielt; vielleicht glauben sie deshalb jetzt derselben auch die größten Vorwürfe machen zu müssen. Fassen wir das ominöse Jahrzehnt 1867 1877 ins Auge, so weist dieses nicht weniger als vier Mal Ermäßigungen der Eisenzölle auf, und im letzten Jahre desselben war man, abgesehen von ganz feinen Waaren, auf dem Standpunkt der absoluten Zollfreibeit angekommen. Dies war geschehen, obwohl gerade um jene Zeit die deutsche Eisenindustrie mitten in der schärfsten Krisis stand und gleichzeitig alle unsere benachbarten Länder darauf bedacht waren, ihre eigene Eisenindustrie durch Zollerhöhungen vor der Krisis nach Möglichkeit sicher zu stellen. Auf freihändlerischer Seite spricht man stets in gehobenen Worten von der Ruhe, welcher unsere Industrie bedürfe; allein damals in den Jahren 1867—1877 scheint man dieses Ruhebedürfniß nicht allzusehr anerkannt zu haben; man würde sonst nicht alle zwei Jahre mit Zollermäßigungen hervor⸗ getreten sein.

Wie dem nun auch sei, von keiner Seite kann behauptet werden, daß der Zolltarif des Jahres 1879 bezw. 1885, was die Eisenzölle anlangt, hinter das Jahr 1865, mit welchem die Freihandelsära in Deutschland begann, zurückgegangen ist; ja wir sind heute trotz einer ausgedehnten Erhöhung des Tarifs im Jahre 1885, im Ganzen noch freihändlerischer als zu jener Zeit und verdienen deshalb Seitens jedes dünh voreingenommenen Politikers ob dieser Mäßigung noch An⸗ erkennung.

Wenn wir nämlich unseren bestehenden Eisenzolltarif mit dem des Jahres 1865 vergleichen, so ergiebt sich folgende Uebersicht:

Es betrug der Einfuhrzoll für 50 kg 1 Roheisen, Brucheisen, Abfälle ꝛc. 1 0,75 Stabeisen ö 2,50 VVZI14 3,50 Radkranz⸗, Pflugschareisen 3,50 Eck⸗ und Winkeleisen 3,50 Schienen⸗Laschen... 2,50 Platten, Bleche, rohe 3,50

b öö’“ 5,25 Weißblech

lackirte ꝛc. 7,50 Draht

2,50 u. 3,5 Gußwaaren, ganz grobe . . . . .. 1,20 Eisen, roh vorgeschmiedet . . . . . . 2,50 AH6 9 3,50 Röhren, schmiedeeiserne 4,00 Grobe Eisenwaaren. ö““ 4 u. 8,00 Feine Eisenwaaren ... 12

Hiernach sind also die Eisenzölle sämmtlich, mit einziger Aus⸗ nahme derjenigen für ganz grobe Gußwaaren, gegenwärtig niedriger, als sie 1865 waren; ja dieser Rückgang beträgt sogar mit einigen wenigen Ausnahmen mehr als 50 %. Ein solches Schutzsystem aber, welches man offenbar eher ein gemäßigtes Freihandelssystem nennen könnte, wird bei den heutigen internationalen Konkurrenzverhältnissen doch kein rechtlich denkender Mensch der Ausbeutung des Publikums beschuldigen; geschieht es dennoch von gewisser Seite, so weiß heute bei uns Jeder, was er von diesem Häuflein Unzufriedener zu halten hat.

Der „National⸗Zeitung“ entnehmen wir aus dem Geschäftsbericht des heute hierselbst zusammentretenden Deutschen Landwirthschaftsraths Folgendes:

Die Lage der Landwirthschaft, die sich als eine stets ungünstiger werdende herausstellt, schien dem Vorstande ein beschleunigtes Vor⸗ gehen des Landwirthschaftsraths zu gebieten. Insbesondere trat die Frage in den Vordergrund, ob gegenüber dem stetigen Sinken der Preise landwirthschaftlicher Produkte auf fast allen Gebieten der landwirthschaftlichen Produktion und gegenüber dem Umstande, daß die von der Erhöhun der landwirthschaftlichen Zölle im Jahre 1885 erwartete irkung nicht eingetreten war, weitere Zollmaßregeln nothwendig seien. Hierzu trat die in der letzten Zeit viel behandelte Frage der Aufhebung des Identitätsnachweises für die Ausfuhr von Getreide, von welcher Maßnahme sich zahlreiche Interessenten eine Wieder⸗ belebung des zur Zeit völlig daniederliegenden Getreide⸗Ausfuhrhandels und damit zugleich eine Hebung der Preise versprechen. Beide Fragen mußten gleichzeitig erörtert werden im Hinblick auf den bevor⸗ stehenden Ablauf des deutsch⸗österreichischen Handelsvertrages, bei dessen Wiedererneuerung die deutsche Getreidezollpolitik von maß⸗ gebender Bedeutung sein muß. Der Vorstand hat im Hinblick auf die Wichtigkeit dieser Fragen und gleichzeitig im Hinblick darauf, daß bei denselben innerhalb der einzelnen Theile der deutschen Land⸗ wirthschaft widerstrebende Interessen zur Geltung kommen, es für zweckmäßig erachtet, durch Hinzuziehung einer Anzahl anderer, dem Ausschuß nicht angehöriger Mitglieder, den Ausschuß zu verstärken, um schon aus dieser Versammlung mit einiger Sicherheit entnehmen zu können, mit welchen Anschauungen betreffs der vorerwähnten Fragen man im Landwirthschaftsrath würde zu rechnen haben. Die Verhandlungen waren sehr eingehender Natur und führten im Allge⸗ meinen zu einer Uebereinstimmung der Ansichten. Man einigte sich zu positiven, dem Plenum zu unterbreitenden Anträgen.

Statistische Nachrichten.

Die vom Statistischen Amt des Reichs veröffentlichten Nach⸗ weisungen der deutschen überseeischen Auswanderung über deutsche Häfen und die Häfen Antwerpen, Amsterdam und Rotterdam geben die Zahl der ausgewanderten Deutschen für den September d. J. auf 8155, für die 9 Monate Januar bis September zusammen auf 80 763 an. Darunter sind auch die über England beförderten Aus⸗ wanderer insoweit gezählt, als sie schon in den deutschen Häfen wegen ihrer Ueberfahrt kontrahirt hatten. Im vorigen Jahre belief sich die Auswandererzahl im September auf 9138, war also etwas größer; hingegen war die entsprechende Zahl für die 9 Monate nur 61 734. Das „Statistische Jahrbuch für das Großherzog⸗ thum Baden’“ ist bestimmt, eine Sammlung des hauptsächlichsten statistischen Zahlenmaterials zu bringen, welches sich im Gange der ver⸗ schiedenen Zweige der Staatsverwaltung durch jährliche oder in längeren Zeiträumen wiederholte Ermittelungen und Zusammen⸗ stellungen und durch einmalige besondere Erhebungen ergiebt.

Dieser Aufgabe ist auch der gegenwärtige achtzehnte Jahrgang für das Jahr 1885 gewidmet. Derselbe schließt sich nach Einrichtung und Inhalt zunächst dem in Eintheilung und Anordnung des Stoffes gegen die früheren Jahrgänge abgeänderten und erweiterten Jahrgang für 1884 an. Dabei haben die Einzeldarstellungen mehrfache Ab⸗ weichungen, sowohl im Sinne der Ergänzung und Erweiterung, als der Kürzung und Vereinfachung etfren indem es einerseits im Plane liegt, das Jahrbuch nach und nach zu bereichern und zu ver⸗ bessern, andererseits angezeigt erscheint, dessen Umfang nicht übermäßig zu vermehren und die Darstellung der Ergebnisse periodischer oder besonderer Erhebungen im Allgemeinen nicht oder nur in gekürzter Form zu wiederholen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die „Zeitfragen des christlichen Volkslebens“, begründet vom Ober⸗Kirchen⸗Rath Dr. Mühlhäußer und Professor Dr. Geffcken, fortgeführt von E. Freiherrn von Ungern⸗Sternberg in Berlin und Pfr. G. Schlosser in Frankfurt a. M., bezwecken, Aufgaben und Pflichten unserer Zeit, soweit die Natur des Gegen⸗ standes es zuläßt, im Licht des Evangeliums erkennen zu lassen, indem die wichtigsten Fragen der Gegenwart erörtert werden. Die Be⸗ handlung der einzelnen Gegenstände liegt in der Hand bewährter Fachmänner, und nur solche Arbeiten werden gebracht, welche zur Orientirung auf allen Gebieten des staatlichen, kirchlichen, wie des gesammten Kulturlebens beitragen. (Heft 90) Band XIII., Heft 2, das vor Kurzem zu Heilbronn im Verlag von Gebrüder Henninger (für den Preis von 1 20 ₰) erschienen, enthält einen Aufsatz von G. Schlosser über „Fortschritt, Fortentwickelung, Fort⸗ bildung im Kulturleben“. Der Verfasser verbreitet sich in seiner gründlichen Arbeit ausführlich über die verschiedenen Ansichten, die über den Fortschritt der Menschheit im Allgemeinen und ins⸗ besondere auf dem religiös⸗kirchlichen Gebiete herrschen, und feißt daß wir in kirchlicher Fortbildung begriffen sind. Ein Fortschritt sei es auch im kirchlichen Leben, daß wir, ohne die Hauptaufgabe der Kirche zu vergessen, eine Gestaltung auch der irdischen Verhältnisse nach christlichen Grundsätzen erstrebten. Die thätige Theilnahme am vaterländischen Leben sei gewachsen, insbesondere auf sozialem Gebiet. Das kräftige Auftreten einer konservativen Partei, die Grundsätze der „Kaiserlichen Botschaft“, das vom Reichskanzler als leitender Grund⸗ satz der Reformgefetzgebung aufgestellte praktische Christenthum, das Eintreten für Wiederaufrichtung guter Ordnungen im Handwerker⸗ leben, in neuen zeitgemäßen Innungen, Lehrlingszucht u. s. w. bewiesen einen entschiedenen Fortschritt des Einflusses des kirchlichen Lebens, christlicher Grundsätze auf die Neugestaltung des gesammten Volkslebens. Unter der Ueberschrift „Bibliotheca Juridica. Systematisches Verzeichniß der neueren und gebräuch⸗ licheren auf dem Gebiete der Staats⸗ und Rechts⸗ wissenschaft erschienenen Lehrbücher, Kompendien, Gesetzbücher, Kommentare hat die Roßberg'sche Buchhandlung (Verlag, Sortiment, Antiquariat) in Leipzig einen Katalog rechts⸗ und staatswissenschaftlicher Schriften, welche in derselben vorräthig sind, herausgegeben. Die daselbst verzeichneten Schriften sind in folgenden Abtheilungen verzeichnet: Sachregister, Autorenregister. Rechtswissenschaft: Bibliographie, sowie Rechts⸗ geschichte; Eneyklopädie sowie Methodologie; Naturrecht sowie Rechts⸗ philosophie; Rechtsquellen und Rechtsalterthümer; Justizgesetzgebung und Justizpflege; Privatrecht (I. Lehrbücher, Entscheidungen, Zivil⸗ prozeß, Konkursrecht; II. Familienrecht, Eherecht, eheliches Güter⸗ recht, Vormundschaftsrecht; III. Erbrecht; IV. Handels⸗ und Wechsel⸗ recht, Genossenschaftsrecht; V. Seerecht, Schiffsrecht. Seeversiche⸗ rung; VI. Versicherungsrecht; VII. Patent⸗, Marken⸗ und Musterschutz, sowie literarisches Recht; VIII. Recht des Grundeigentbums ([Hypotheken⸗Recht, Sachenrecht])); Staats⸗ und Amtsanwaltschaft, Rechtsanwaltschaft und Notariat; Beamten⸗ recht, Strafrecht, Strafprozeß und gerichtliche Medizin; Strafvoll⸗ streckung, Straf⸗ und Besserungsanstalten, Verbrecherwesen; Kirchen⸗ recht, Staats⸗ und Völkerrecht; Staatsverträge, Politik, Diplomatie, Konsular⸗ und Gesandtschaftswesen; Gesetzsammlungen und deren Kom⸗ mentare; Verwaltungskunde (I. Allgemeines, Landeskultur, Kom⸗ munalwesen, Niederlassung, Heimathsverhältnisse; II. Polizeiwissen⸗ schaft; III. Baurecht, Gesinderecht, Gewerberecht, Hülfskassenrecht, Kranken⸗ und Unfallversicherungsrecht; IV. Berg⸗, Fischerei⸗, Forst⸗

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Veterinärwesen; VII. Schulgesetzgebung; VIII. Heerwesen und Ma⸗ rine; IX. Verkehrswesen (Post, Eisenbahn, Telegraphen und Land⸗ straßen). Staatswissenschaft: Allgemeines sowie Sozialismus, Volkswirthschaft, Finanzwissenschaft, Statistik, Humoristika, Zeit⸗ schriften, Kalender, Vermischtes, Anzeigen. Das braunschweigische Antiquariat von Richard Sattler in Braunschweig hat den Antiquariats⸗Katalog Nr. 27 versandt. Derselbe enthält ein Verzeichniß von 1800 Schriften, die unter folgende Abtheilungen vertheilt sind: I. Geschichte, Kulturgeschichte, Archäologie, Memoiren, Biographien; II. Ge⸗ nealogie, Heraldik, Numismatik, Almanache; III. Geographie, Reisen; IV. Naturwissenschaft, Geologie, Paläontologie; V. Literatur⸗ geschichte, Germanistik; VI. Deutsche schönwissenschaftliche Literatur, Uebersetzungen; VII. Kunst und Theater, sowie Prachtwerke; VIII. Fremdsprachliche Literatur; IX. Klassische Philologie und Alterthumskunde, sowie alte Drucke; X. Jurisprudenz; XI. Ver⸗ mischtes. Unter den zusammengestellten Schriften befinden sich viele werthvolle und interessante, besonders machen wir auf die 1. Abtheilung aufmerksam. Die am 12. d. M. erscheinende Nr. 2314 der „Illustrirten Füit g enthält folgende Abbildungen: Merkur. Statue von Konstantin Dausch. Das neutrale Gebiet von Chablais und Faucigny in Nord⸗Savoyen. (Karte.) General⸗Lieutenant v. d. Burg, kommandirender General des II. preußischen Armee⸗Corps. Aus dem Königsschloß auf Herrenchiemsee. 3 Abbildungen: Das Speise⸗ zimmer. Die Spiegelgalerie. Die Treppenhalle. Entdecktes Ge⸗ heimniß. Gemälde von N. Gysis. (Sweiseitig.) Von der deutschen Kriegsmarine: Die neue Kreuzer⸗Korvette „Irene“. Originalzeichnung von H. Penner. Emile Zola. Ein Hochzeitsbitter in Oberbayern. Originalzeichnung von Jul Carben. Aus dem 2. Band der „Völkerkunde“ von Prof. Dr. Friedrich Ratzel (Leipzig, Bibliographisches Institut). 8 Abbildungen: Mädchen aus Queensland. Ein tätowirter Jüngling aus Süd⸗Australien. Süd⸗ Australierin. Hölzerner Gürtel der Australier. Tanzschmuck austra⸗ lischer Frauer. Halsband der Australier aus Känguruzähnen. Weib und Kind aus Neu⸗Südwales. Mann aus Neu⸗Südwales. Poly⸗ technische Mittheilungen: Zerlegbares Krankenhaus im Garnison⸗ Lazareth zu Tempelhof bei Berlin (System zur Nieden). 3 Figuren. Moden: Herbstkostüm. Einfache Gesellschaftstoilette. Clown⸗ kragen. Tüllpuff als Haarschmuck. Schwerin, 2. November. Heute, Mittags 12 Uhr, fand durch den Staats⸗Minister von Bülow die feierliche Eröffnung der ersten deutschen Geigenmacherschule statt. Paris, 31. Oktober. (Fr. C.) Bei Calmann⸗Lévy erscheint soeben der erste Band eines groß angelegten neuen Werks von Ernest Renan: „Histoire du peuple d'Israëöl“. In der Vorrede schreibt Renan: „Um den Plan, den ich vor mehr als vierzig Jahren faßte, die „Geschichte des Ursprungs des Christen⸗ thums“ zu erzählen logisch durchzuführen, hätte ich eigentlich mit dem heute vorliegenden Bande anfangen sollen. Wenn ich dies nicht that, wenn ich mich mit dem „Leben Jesu“ mitten in meinen Gegenstand stürzte, so geschah dies, weil die Lebenszeit unsicher ist und mir vor Allem darum zu thun war, die ersten 150 Jahre des Christenthums zu durchforschen. Und dann, ich gestehe es, zog Jesus mich an. Die Träume eines Gottesreichs, dessen Satzung die Nächstenliebe und die gegenseitige Hingebung wäre, haben mich immer entzückt. Sobald mir schien, daß ich Zeit haben würde, die Geschichte Israels so zu behandeln, wie ich die Geschichte Jesu, der Apostel und der ersten Kirchen behandelte, gewann ich neue Kraft. Seit sechs Jahren widmete ich meinen ganzen Fleiß dieser großen Arbeit. Sie ist gegenwärtig bis zur Zeit des Esra, d. i. bis zur endgültigen Einsetzung des Judaismus, entworfen. Wenn ich sterben sollte, so könnte man das Ganze veröffentlichen, das drei Bände bilden würde. Nur wären die zwei letzten weniger zur Reife gelangt als der erste. Bleibe ich am Leben, so erscheint der zweite Band in einem Jahre, der dritte in zwei Jahren. Sollte ich dann noch die nöthige Kraft besitzen, so würde ich in einem Bande die Geschichte der Zeit der Hasmonäer schreiben. So wäre das „Leben Jesu“ wieder erreicht, und hätte ich den Ring, den ich durchlaufen wollte, völlig geschlossen. Dieser vierte Band ist viel leichter zu ent⸗ werfen als die anderen; ich möchte beinahe sagen, daß er nicht auf zwei verschiedene Arten gemacht werden kann, und wenn ich nicht die Zeit hätte, ihn zu schreiben, so würde ich meine Verleger bitten, eines der zahlreichen Werke, welche in Deutschland über diesen Gegenstand vorhanden sind, übersetzen zu lassen und so meine Arbeit zu vervollständigen. Ich gestehe aber, daß die Freude, mein Werk vorrücken zu sehen, mich dermaßen aufrecht erhält, das ich es vollenden zu können hoffe. Dann werde ich freudig den Lobgesang des alten Simeon anstimmen: Nun, Herr, lässest Du Deinen Diener hinfahren, nach Deinem Wort, in Frieden.⸗ T. Colani, welcher an der protestantischen Fakultät zu Straßburg lehrte, ehe er Mit⸗ arbeiter der „République Frangaise“ wurde, widmet heute in diesem Blatt dem Werke Renan's eine Besprechung, in der er betont, d Renan der erste Franzose sei, welcher die Geschichte Jsraels schreiben unternommen. Seine Vorgänger müßten alle im Auslan gesucht werden. Der Theologe stellt dem Verfasser das Lob aus: gehe bald als Untersuchungsrichter, bald als Beichtvater, bald Romanschriftsteller vor, und man werde seine Erzählung mit wach⸗ sendem Interesse lesen, weil die Gestalten immer deutlicher hervor⸗ träten. Die Männer vom Handwerk freilich, fügte Colani hinzu, würden daran mancherlei auszusetzen finden und mit Renan weder über den Werth gewisser Dokumente noch über die Entwickelung gewisser er Ideen übereinstimmen.

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Gewerbe und Handel.

Bei den Abrechnungsstellen der Reichsbank sin Oktober cr. 1 280 491 100 abgerechnet worden,

1 117 293 400 im September cr. und 1 210 662 800 Oktober 1886.

Die Wahlen zur Ergänzung des Aeltesten⸗Kol der Berliner Kaufmannschaft und zur Finanzk finden laut einer Bekanntmachung in der Zeit vom 5. bis zember statt. 1 .“

Dem Bericht des Vorstandes der Berliner Weißbier⸗ Brauerei⸗Aktien⸗Gesellschaft vorm. Carl Landré für das Geschäftsjahr 1886/87 entnehmen wir Folgendes: Zu Malz wurden verarbeitet 1 381 908 kg Weizen und 285 131 kg Gerste. Die Instandhaltung der Gespanne und des Fuhrwerks hat größere Anschaffungen nöthig gemacht, weshalb außer der gewöhnlichen Ab⸗ schreibung von 25 % auch dieses Mal wieder eine Extra.Abschreibung von 5000 vorgenommen werden mußte. Die übrigen Abschreibungen sind in der bisherigen Höhe bemessen worden und betragen seit Bestehen der Gesellschaft einschließlich des letzten Geschäftsjahres 657 696 In den 15 Jahren des Bestehens der Gesellschaft sind durchschnittlich 8,10 % pro Jahr als Dividende zur Vertheilung gekommen. Reservefonds Nr. 1 hat gegenwärtig einen Bestand von 29 643 ℳ. Der Reservefonds Nr. 2 ecrreicht durch die diesjährigen Zuschüsse cinen Bestand von 128 802 Der erzielte Geschäftsgewinn deträgt 208 390 Aus demselben gelangt eine Dividende von 10 ½⅜ % zur Vertheilung; nach Dotation des Reservefonds 1 und Zablung der Tantièmen an Vorstand und Aufsichtsrath verbleidt noch ein Vortrag von 2616 für das nächste Jahr.

Dem Geschäftsbericht des Hörder Bergwerks⸗ und Hütten⸗Vereins pro 1886/87 sind folgende Darlegungen ent⸗ nommen: Die Konjunktur für die Eisen⸗ und Stahl⸗Industrie hat sich in der zweiten Hälfte der Berichtsperiode insofern wesentlich zum Besseren gewendet, als es nicht allein seitdem und dis deute möglich gewesen ist, mehr Aufträge zu erlangen und die meisten Betriebs⸗ Abtheilungen der Hermannshütte ziemlich ausreichend und regel⸗ mäßig zu beschäftigen, sondern auch für die am tiefsten gesunkenen Fabrikate wesentlich bessere Preise zu erzielen, wogegen freilich die Preise der Hauptfabrikate für Eisenbahn⸗Oberbaumaterial in Folge der verschärften ausländischen Konkurrenz noch weiter als früb

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Nähnadeln, Schreibfedern, Uhrfournituren 30

und Jagdrecht, Wasserreche; V. Armenwesen; VI. Medizinal⸗ und —— 8 71 1 2

der ge⸗* sunken sind. Die Roheisen⸗Produktion des Eisenwerks hat betragen

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