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Magistratssitzung gab Bürgermeister Dr. von Widenmayr
folgendes gestern an ihn. gelangte Telegramm aus Pots-⸗
dam bekannt:
„Aufrichtigsten Dank Ihnen und den Stadtverordneten von München für Ihr theilnehmendes Telegramm, von dem Ich Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Kronprinzen sogleich Kenntniß gegeben.
Wilhelm, Prinz von Preußen.“
Bürgermeister Dr. von Widenmayr äußerte nach Be⸗ kanntgabe dieser Depesche: „Wenn auch seitdem die Nach⸗ richten trüber und schmerzlicher wurden, so hoffen wir dennoch, daß durch Gottes Gnade das Befinden des Kronprinzen sich doch noch zum Bessern wenden möge.“ Zur Dokumentirung dieses Wunsches erhob sich das Kollegium von den Sitzen.
Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, 15. November. (Magd. Ztg.) Die letzte Session der gegen⸗ wärtigen Legislaturperiode des Landtages ist heute durch den Chef des Ministeriums, Geheimen Staatsrath von Wolffersdorff, eröffnet worden. Die Hauptaufgabe dieser Session ist die Berathung des Staatshaushalts⸗ etats. Der Etat wurde zunächst der Finanz⸗Kommission zur Vorberathung überwiesen.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 15. November. (W. T. B.)
er Kaiser empfing heute Vormittag den Professor Dr. Schrötter in Audienz und ließ sich über den Krankheitszustand des deutschen Kronprinzen ausführlichst berichten.
Der Budgetausschuß der österreichischen Dele— gation begann heute nach Genehmigung des allgemeinen Berichts die Berathung über das Extra⸗Ordinarium des Heeresbudgets. Der Kriegs⸗Minister Graf Bylandt⸗ Rheydt entwickelte, indem er auf mehrere Fragen des Referenten Czerkawski antwortete, in einer nahezu drei⸗ stündigen Darlegung die Frage des Repetirgewehres analog seiner am 8. d. M. im Heeresausschuß der ungarischen Delegation gegebenen Ausführung. Den finanziellen Theil der an ihn gerichteten Fragen in Betreff der Einheitspreise der Gewehre, sowie der Gesammtkosten behielt sich der Minister vor, in der nächsten Ausschußsitzung näher zu beleuchten. Nachdem der Obmann des Ausschusses für die erschöpfenden Darlegungen des Ministers im Namen des Ausschusses wärmstens gedankt hatte, wurde die weitere Berathung auf morgen vertagt.
— 16. November, Nachmittags. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der ungarischen Delegation erklärte der Präsident, Graf Tisza: er glaube einem Wunsche der Delegation zu begegnen, indem er die tief⸗ gefühlte Theilnahme derselben über die Besorgniß erregende Nachricht ausdrücke, welche im „Reichs⸗Anzeiger“ leider in einer bereits jeden Zweifel ausschließen⸗ den Form über die ernste Gefährdung der Gesund⸗ heit des Deutschen Kronprinzen vorliege. Gleich⸗ zeitig sprach der Präsident die Hoffnung aus, daß die göttliche Vorsehung die traurigen Folgen des ernst auftretenden Uebels von der Kaiserlichen Familie und der deutschen Nation abwenden werde. Die Delegation gab ihre allgemeine Zu⸗ stimmung zu erkennen. 1
Agram, 14. November. (Wien. Ztg.) Der Klub der Nationalpartei genehmigte den Bericht des Budget⸗ Ausschusses. Die Generaldebattte im Landtage beginnt am Freitag.
Großbritannien und Irland. Londo n, 14. November. (A. C.) Die blutigen Vorgänge, zu denen das Verbot der Abhaltung von Volksversammlungen auf dem Trafalgar⸗ Square gestern geführt hat, werden von der gesammten Londoner Presse heute ausführlich besprochen. Die „Times“ schreibt:
„Sir Charles Warren empfängt heute Morgen die Glückwünsche und den Dank der gesammten gesetzliebenden Bevölkerung dieses Landes für die vollständige und wirksame Durchführung des Gesetzes, welche das einzige Bollwerk der Volksfreiheit ist. Dank seiner meister⸗ haften Vorkehrungen und der fähigen Hingebung, mit welcher die⸗ selben von der unter seiner Leitung stehenden Polizeimacht ausgeführt wurden, wurde der entschlossene Versuch, die Metropole der Gnade des rauflustigen Pöbels zu überliefern, völlig vereitelt. Hohe Motive oder Uebermaß der Begeisterung konnten bei den gestrigen Ausschreitungen nicht den Vorwand bilden, sondern die Menge wollte sich nur ihrer ungezügelten Leidenschaft hin⸗ geben und Excesse gegen Eigenthum und Person verüben, welche zu verhindern die Hauptaufgabe der Polizei ist. Sir Charles Warren gebührt die Anerkennung, daß er gestern einen planmäßigen Versuch, die elementaren Sicherheitsventile jeder civilisirten Gesellschaft zu beseitigen und London zu terrorisiren, indem die Straßen in die Gewalt der Verbrecherklasse kamen, gründlich zermalmt hat. Es erübrigt noch hervorzuheben, zumal da das Gegentheil jeden⸗ falls gesagt werden wird, daß die Polizei mit der größten Mäßigkeit und Milde vorging. So lange es möglich war, suchten die berittenen Schutzleute die sich ansammelnden Gruppen auseinanderzujagen und die Polizei ließ nicht nur Ströme von Schmähreden, sondern selbst gewaltthätige Handlungen über sich ergehen, ehe sie zur Wiedervergel⸗ tung schritt. Man kann höchstens sagen, daß sie zu langmüthig war. Als aber der Pöbel die Pferde über die Nase schlug, von hinten mit Spazierstöcken auf die Thiere einhieb, sich zu zwei, drei Mann an den Zügeln festhielt, war es eine baare Unmöglichkeit, energische Maßregeln zu vermeiden. Es steht zu hoffen, daß die Richter
exemplarische Strafen über die Verhafteten verhängen und das be⸗ sonders über die Rädelsführer, welche die Menge aufreizten. Hinter den Letzteren aber stehen noch größere Verbrecher, welche in der Presse und sonstwo Alles aufgeboten haben, einen englischen Sonntag in einen blutigen Carneval zu verwandeln. Diese Lei h⸗ Brut sollte auch kurz, streng und summarisch bestraft werden und ihnen der Deck⸗ mantel, für sich selbst Propaganda zu machen, entrissen werden. Wie das Gesetz jetzt ist, ist es die Frage, was besser ist, sie in Unklage⸗ zustand zu versetzen, oder sie schweigend zu verachten. Der ẽ „Standard“ sagt: . „Eines ist jetzt gewiß. Mag es kosten was es wolle, dieser be⸗ waffnete Widerstand gegen die Regierung muß wirksam unterdrückt werden. Es hält schwer, einzusehen, wie er sich von regelrechter Rebellion unterscheidet. Die Tumultuanten von Trafalgar⸗Square machen kein Hehl daraus, daß sie durch reine Gewalt ihrer Deutung des Gesetzes Recht verschaffen wollen. Sie rotten sich dazu in großen Massen zusammen und handeln nach einem wohl⸗ überlegten Plane. Wenn das nicht offener Aufruhr ist, so möchten wir wissen, was es dann ist. Auf alle Fälle muß jeder verständige Mensch einsehen, daß solche Vorgänge in einem civilisirten Gemein⸗ wesen nicht zu dulden sind. Daß große Abtheilungen von Polizei⸗ mannschaften und Militär im Mittelpunkt Londons zu Vertheidigungs⸗ zwecken aufgestellt werden müssen, daß der Verkehr gestört, daß der Sonntag Woche für Woche entheiligt wird durch die Eitelkeit Ein⸗ zelner und die Rauflust Anderer, ist mehr als selbst der langmüthige Engländer sehr lange ertragen kann. Aber die Rädelsführer, nicht die Dummen, welche sie zum Narren halten, sollten vornehmlich be⸗ straft werden. Die Anstifter dieser Versammlungen, welche nicht der Wunsch, einen Mißstand zu beseitigen, sondern die liebe eigene Eitel⸗
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würde gewiß Niemand bedauern, sei ihr Loos welches es wolle. Es ist sehr wohl möglich, daß die Agitatoren noch nicht ihr Schlimmstes gethan haben. Was wird sich in dem Falle ereignen? Jedenfalls sollten die selbstsüchtigen und grausamen Volks⸗ verführer, welche diese unwissenden Massen zusammenbringen, um damit ihren eigenen ehrgeizigen Zwecken zu dienen, für Alles verant⸗ wortlich gemacht werden. Das Schlimmste an der Sache ist, daß Staatsmänner und Politiker, welche den Verschwörern ihre Schafs⸗ kleider herabreißen und dieselben in ihrer wahren Gestalt dem Volk zeigen sollten, offen ihr gesetzwidriges Benehmen billigen.“
Nachträglich wird noch berichtet:
Den gefährlichsten Theil der Tumultuanten, welche gestern die blutigen Ausschreitungen auf dem Trafalgar⸗Square begingen, bildeten ohne Zweifel die Sozialisten und Irländer. Doch kamen schon Zusammenstöße vor Ankunft der verschiedenen Züge vor. Schon um 3 Uhr wurden verschiedene berittene Schutzleute vom Pferde gerissen. Das Gejohle und die auf Polizei und Militär herabgeschütteten Hohn⸗ reden waren entsetzlich. Die Entscheidung kam erst verhältnißmäßig spät. Es war um 5 Uhr, als die Garde⸗Grenadiere mit aufgepflanztem Bajonnet, die Gewehre mit scharfen Patronen geladen, von der St. George's Kaserne nach dem Square marschirten, und vor der Na⸗ tionalgalerie Aufstellung nahmen. Von da ging das Regiment zum Angriff auf die Menge über, welche eingekeilt zwischen Polizei und Militär nur geringen Widerstand leistete. Seltsamerweise hatte der Pöbel das Erscheinen der Grenadiere mit Hochrufen begrüßt, welche sich jedoch bald in Schmähungen verwandelten, als die Soldaten mit dem Kolben die Menge vor sich hertrieben. Kurz nach 5 Uhr säuberte die berittene Polizei das Südende des Squares. Bei einem Angriff hörte man plötzlich das Geklirr der mit einem Mauerstein eingeworfenen Fenster⸗ scheiben eines Ladens für elektrische Apparate. Diebe machten sich die Gelegenheit sofort zu Nutze, jedoch scheinen sie wenig für sie Werthvolles gefunden zu haben, da eine ziemliche Anzahl Apparate wieder hineingeschleudert wurde. Um ½7 Uhr gelang es dem 1. Leib⸗ Garde⸗Regiment, die Fahrwege von der noch zurückgebliebenen Menge gänzlich zu säubern, während das 2. Lrib⸗Garde⸗Regiment die Straßen nach den Regierungsgebäuden freimachte. Etwa nach 7 Uhr kehrten die Earde⸗Regimenter in ihre Kasernen zurück. Auch eine große An⸗ zahl Constabler, welche 10 Stunden ununterbrochen Dienst gehabt hatten, konnten um diese Zeit zurückgezogen werden.
Heute trug der Trafalgar⸗Square wieder sein gewöhn⸗ liches Aussehen, und nichts erinnerte an die gestrigen blutigen Vor⸗ gänge.
keit dazu treibt,
Nur die große Anzahl der Polizeipatrouillen, welche auf dem Bürgersteige von 12 zu 12 Yards auf⸗ und abmarschirten und nament⸗ lich das Denkmal umstanden, zeigte, daß die Polizei auf eine mög⸗ liche Wiederholung der Ausschreitungen gefaßt war. Niemandem wurde erlaubt, auf dem Square stille zu stehen. Die Zahl der gestern verwundeten Schutzleute ist noch nicht genau festgestellt, da viele zur Dienstleistung von entlegenen Stadttheilen herangezogen worden waren.
Der Exekutiv⸗Ausschuß der radikalen Föde⸗ ration hielt gestern Abend eine Sitzung ab und beschloß, daß am Mittwoch eine Versammlung von Delegirten statt— finden solle, um am nächsten Sonntag noch einmal den Versuch zu machen, ein Meeting auf dem Trafalgar⸗ Square abzuhalten.
Frankreich. Paris, 13. November. (Fr. C.) Die bisyerigen Ergebnisse der nebeneinander hergehenden gerichtlichen und parlamentarischen Untersuchung werden heute von den Zeitungen lebhaft erörtert. Betreffs der Briefe Wilson's ist zu erwähnen, daß die Quästur noch 110 Bogen Papier aus dem Jahre 1881 her besitzt, welche dasselbe Wasserzeichen tragen wie die Wilson’'schen und der von Douville⸗Maillefeu gezeigte. Die Behauptung des Papierfabrikanten: dieser Stempel sei erst von 1885 an benützt worden, erwiese sich mithin als falsch. Allein der Fabrikant erklärt jetzt: er habe ftüher wohl das geriffte Papier mit dem Kursiv⸗
„ und von dieser Sorte sei
schtifäszeichen (anglaise) hergeste as noch auf der Quästur befindliche, aber erst von 1885 an glatten (Velin⸗) Papiers, auf welchem Wilson's Briefe geschrieben sind, benützt
sei dieses Zeichen auch für die Herstellung des worden. Man hat übrigens, obwohl Wilson seine Unter⸗ schrift auf den fraglichen zwei Briefen anerkennt, die Frage aufgeworfen: ob die Umschreibung der Briefe nicht von der Limouzin selbst vorgenommen worden sein könnte. Darüber sollen Handschriftenkundige vernommen werden. Ein anderer Punkt, der noch dunkel ist, betrifft das Entkommen Aubanel's, welcher der Veröffentlichung des Mobilmachungs⸗ Geheimnisses beschuldigt und polizeilich berwacht war. Der Polizei⸗Präfekt hat dem Kammerausschuß erklärt: er habe vom Kriegs⸗Minister nicht den Befehl zur Verhaftung er⸗ halten. Die „Justice“ verlangt, daß der Kriegs⸗Minister ge⸗ fragt werde, weshalb er he Verhaftung nicht wie die weit weniger dringliche Caffarel's, angeordnet habe.
Die Rechte der Kammer hat beschlossen, sich, falls der Untersuchungsrichter Athalin die Untersuchung gegen Wilson als ergebnißlos einstellt, der von radikaler Seite geplanten Interpellation anzuschließen.
Bei den Senatswahlen am 5. Januar handelt es sich um 81 Sitze, die bisher 63 Republikaner und 18 Monarchisten innegehabt hatten.
— 13. November. (Köln. Ztg.) heute als Nachfolger Thibaudin's den Posten als Platz⸗ kommandant von Paris übernommen. — Gestern be⸗ schloß die außerste Linke in ihrer Parteiversammlung: welche Ergebnisse auch die vom Ju stiz⸗Minister angeordnete Untersuchung bringen werde, essolle mit allen zu Gebotestehen⸗ den Mitteln darauf hingearbeitet werden, daß vollständiges Licht in die Sache komme. Die Union der Rechten beschloß, sich einer Interpellation der Linken anzuschließen, wenn eine solche verlangt werde, und für eine Tagesordnung zu stimmen, welche vollständiges Licht für die Sache verlangt.
— 14. Novpember. (Köln. Ztg.) Die Polizei hatte für das Eintreffen des Generals Boulanger in Paris große Vorsichtsmaßregeln getroffen; das Wetter war heute indeß so schlecht, daß sich nur wenig Volk auf dem Lyoner eingefunden hatte, und als der Zug um 5 ¼ Uhr einlief, kam Boulanger nicht zum Vorschein. Er war in Charen⸗ ton ausgestiegen und fuhr von dort in das Hotel du Louvre, wo bei seinem Eintreffen Alles ruhig blieb. Boulanger war nicht in Clermont, sondern in Riom in den Zug gestiegen, um in Clermont keine Kundgebung zu veranlassen. Nach seiner Ankunft empfing der General sofort mehrere Bericht⸗ erstatter, so den der „Lanterne“ und des „Intran⸗
sigeant“. (W. T. B.) Die parlamenta⸗
General Gillon hat
— 15. November. rische Untersuchungskommission vernahm heute die Baronin Reymond⸗Seillisre. Dieselbe erklärte, von ihrem Manne gehört zu haben, daß er dem Deputirten Wilson ungefähr zwei Millionen gezahlt habe, um Liefe⸗ rungen zu erhalten, daß er aber niemals etwas Nennens⸗ werthes dieser Art bekommen habe. Die Baronin Seillière brachte noch andere belastende Momente vor, jedoch ebenfalls nur nach Aeußerungen ihres Mannes. Der Banquier der Familie Seilliére, Demachy, erklärte: er habe niemals davon
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sprechen hören, daß der Baron Seillisre in irgend
welchen geschäftlichen Beziehungen zu Wilson gestanden habe.
Den Zeitungen zufolge beschloß der Untersuchungs⸗ Polizei⸗
richter, das Verfahren auch auf den Präfekten Gragnon und auf den Souschef der Sicherheitz⸗ polizei, Goron, als für die Unterschiebung der Wilson'schen Briefe verantwortlich, auszudehnen. Der „Temps“ will so ar wissen, Wilson würde nur als Mitschuldiger gerichtlich ver⸗ folgt werden, während Gragnon und Goron als Haupt. schuldige wegen antwortung gezogen werden würden. — Heute Abend fand die Vernehmung Wilson's durch den Untersuchungs⸗ richter statt.
— 16. November. (W. T. B.) In dem gestrigen Verhör vor dem Untersuchungsrichter blieb Wilson bei seiner Behauptung, daß die fraglichen beiden Briefe im Jahre 1884 geschrieben worden seien, während ein Sach⸗ verständiger erklärte: dieselben seien erst neuerdings geschrieben. Der Papierfabrikant bestätigte, daß das Papier der Briefe im Jahre 1885 hergestellt sei. Der Untersuchungs⸗ richter hat auf heute den Sekretär Wilson’'s, dessen Schrift wiedererkannt wurde, vorgeladen.
General Leflo ist heute Vormittag gestorben.
Italien. Spezia, 15. November. (W. T. B.) Zu Ehren der Offiziere des hier vor Anker liegenden deutschen Geschwaders wurde heute von Offizieren der italienischen Marine ein Frü⸗ hstück gegeben, an welchem die italienischen Admirale Cottrau Spitzen der Civil⸗ und Militärbehörden theilnahmen.
Serbien. Belgrad, 14. November. (Wien. Ztg.) Der Sektions⸗Chef im Ministerium des Aeußern, Christiec, wurde zum Hofsekretär ernannt. Der Sekretär der Gesandt⸗ schaft in St. Petersburg, Mihajlovic, wurde in der gleichen Eigenschaft nach Konstantinopel versetzt. — Die serbischen General⸗Konsuln in Salonich und Uesküb sind heute nach ihren Bestimmungsorten abgereist.
Dänemark. Kopenhagen, 15. November. ach einer Nittheilung des Vorstandes der vereinigten Linken des Reichstages an einige hiesige Blätter sind in den Dele⸗ girten⸗Versammlungen dieser Partei, welche auf Ver⸗ anlassung des Vorstandes in letzter Zeit in allen Landestheilen stattgefunden haben, folgende Fragen zur Diskussion und Abstim⸗ munggestellt worden: „Unterstützt die Versammlung die Politik, die auf Grundlage bestimmten Widerstandes gegen die Bewil⸗ ligungen für die provisorischen Gesetze und Kopenhagens Be⸗ festigung das Finanzgesetz durch alle Stadien und eventuell bis zum gemeinschaftlichen Reichstagsausschuß führen will?“ Oder „schließt sie sich der von einer Minderheit vorgeschlagenen Taktik an, die darauf hinausgeht, daß diesem Ministerium kein Finanzgesetz bewilligt werden soll und daß man deshalb nöthigenfalls den Uebergang des Gesetzes zum Landsthing verweigern soll?“ In allen Versammlungen ist die erstere Alternative mit großer Majorität angenommen und somit Seitens der liberalen Partei der Standpunkt der reinen Negation verlassen worden, den jetzt nur noch der frühere Folkethings⸗Präsident Berg und sein kleiner Anhang vertreten.
Asien. Afghanistan. (A. C.) Ein in London einge⸗ troffenes Telegramm aus Calcutta vom 13. November meldet:
Im südlichen Afghanistan herrscht Ruhe, und dieselbe wird jetzt, wo keine Gefahr ist, daß Eyub Khan auf dem Schauplatz erscheint, auch erhalten bleiben, wenigstens bis zum Frühjahr, wo der Ghilzai⸗ Aufstand möglicherweise aufs Neue ausbricht. Zu hoffen steht jedoch, daß der Emir jetzt, wo er der Furcht vor einem Rivalen enthoben ist, nicht wieder seine früheren Grausamkeiten beginnt. Mittler⸗ weile ist der Winter angebrochen, und der Emir hat seine Truppen nach Ghilzai und anderen festen Plätzen zurückgezogen. Der berüchtigte Ghilzai⸗Räuberhauptmann Sadu soll jüngst am Fieber gestorben sein, und es heißt, daß die unzufriedenen Stämme durch den Abfall vieler Genossen sehr geschwächt worden sind.
8 2 Zeitungsstimmen.
Das „Bromberger Tageblatt“ sagt in einem
Artikel über die Verschärfung der politischen Parteigegensätze:
Dem auf dem Felde der Politik heimischen Mann, insbesondere dem Parlamentarier, dem politischen Redacteur und solchem, der seine Person in die Arena der Partei⸗Agitation gestellt hat, ist eine im Ganzen höchst unerfreuliche Erscheinung nicht neu, welche aber leider von Tag zu Tag mehr hervortritt, nämlich die leidenschaftliche tiefe Erbitterung, mit welcher der Streit der Meinungen von den Anhängern der verschiedenen politischen Parteien geführt wird. Es zeitigt dies nach mehrfachen Richtungen hin für das Gemein⸗ wesen und den guten Fortgang der öffentlichen Geschäfte eine durchaus schädliche Wirkung; denn nicht nur, daß der oft rohe Ton, in welchem die Diskussion geführt wird, sich auch auf alle Verhält⸗ nisse im politischen Leben weiterpflanzt, wodurch das Ansehen der Deutschen auch dem Auslande gegenüber vermindert wird, mehr aber noch in den Augen ihrer selbst; derselbe erzeugt auch eine Feindselig⸗ keit zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen, welche die soziale Kluft, die zu überbrücken ja die vornehmste Aufgabe der gegenwärtigen Gesetzgebung ist, immer mehr erweitert; ferner aber, und das halten wir für nicht minder wesentlich, trägt diese zur Schau getragene Gehässigkeit dazu bei, das überzeugende Element, welches ja in solchen öffentlichen Dis⸗ kussionen liegen soll, vollkommen aus ihnen zu entfernen, die Streiten⸗ den in ihren divergirenden Ansichten noch mehr zu bestärken und den strittigen Gegenstand so sehr mit nicht hingehörigem Beiwerk zu um⸗ geben, daß der Kern der Sache trotz aller Mühe nicht mehr heraus⸗ entwickelt werden kann. Mit einem Wort, diese richtigerweise so⸗ genannte „Versumpfung des Meinungsstreits“ trägt nur dazu bei, um das Ziel vollkommen zu verdunkeln und die Fäden, welche zu ihm gelangen sollen, zu verwirren. Gerade in dem jetzigen Augen⸗ blick, wo die gesammte zivilisirte Welt Deutschlands Vorgehen in wirthschaftlicher, sozialer und kirchenpolitischer Hinsicht mit aufmerk⸗ samen Blicken verfolgt, wo die deutschen kolonialen, sozialreformatorischen und Schutzzollbestrebungen so viele Kritik im In⸗ und Auslande hervorrufen, müßte der Parteikampf sich bemühen, auf dem Plan ruhiger, sachgemäßer Erörterungen stehen zu bleiben, welche gewiß nutzbringende Folgen haben werden. Aber mehr noch! Die un⸗ geahnte Macht und Hekrlichkeit, zu welcher das unter dem Szepter unseres allverehrten Kaisers geeinte Deutschland gelangt ist, und welche uns zur führenden Nation in Europa erhob, hat uns zum Gegenstand des Neides und Hasses vieler anderer Nationen ge⸗ macht, und wenn auch die Friedenspolitik unseres großen Kanz⸗ lers uns im Auslande Achtung und mancherlei Bundes⸗ genossen verschaffte, so bleibt doch das Sprichwort zu Recht bestehen: „Viele Feinde, wenig Freunde. Wir wollen hoffen, daß in dem Moment, wo die Feindseligkeiten des Auslandes gegen uns zum thatsächlichen blutigen Ausdruck kommen sollten, sich das Wort des Herrn Windthorst bewahrheiten möchte, welcher bei Ge⸗ legenheit einer parlamentgrischen Rede des Fürsten Bismarck über unser früheres koloniales Mißverhältniß zu England sagt
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der Unterschiebung der Briefe zur Ver⸗
und Denegri, sowie die
heit irgend etwas Anderes erreichen wollen,
solchen Redensarten an seine Seite zu fesseln. gern offen zugestehen, daß wir unseren ehrlichen Gegnern wohl zu⸗
knüpfend an einen Vorfall in einem hiesigen
Auslande gegenüber die Deutschen Mann für Mann für die Sache des Vaterlandes eintreten würden; aber es ist gewiß von größter Wichtigkeit, daß dem Auslande niemals der Gedanke kommen könnte, als wäre es inz der Lage, angesichts der hiesigen heftigen Partei⸗ fehden im Trüben fischen zu können. . . Wodurch ist nun diese leidige Verbitterung des Parteigeistes hervorgerufen? Die Antwort auf diese Frage ist leicht, wenn wir eine schwache Seite des mensch⸗ lichen Charakters ins Auge fassen, nämlich die, daß der sich im Un⸗ recht befindende Mensch, oder der, welcher im Wortkampf unterlag, nicht leicht sich selbst oder der von ihm verfochtenen Sache die Schuld an der vermeintlichen Zurücksetzung beimessen wird, sondern glaubt, durch heftige Angriffe, die natürlich meist über das Ziel hinausschießen, das verloren gegangene Terrain wieder erobern zu können. Gekränkte Eitelkeit wird in der Regel dabei eine Rolle spielen. So auch im politischen Parteikampf. Als der Liberalismus das öffentliche Leben be⸗ herrschte, waren die Gegensätze schwächer, weil der auf der Grundlage geschichtlicher Entwickelung beruhende Konservatismus in dem Libera⸗ lismus eine natürliche zum Theil auch nicht unberechtigte Zeiterschei⸗ nung würdigte und ein volles Verständniß für die Ursachen der liberalen Anschauung von jeher bekundet hat, wenn er diese auch nicht zu theilen vermochte. In der neueren Zeitepoche aber, wo der Liberalismus an den in seinem Körper schon seit Langem angesammelten chronischen Krankheiten langsam dahinsiecht, wo die mancherster⸗ liche Doktrin mit ihrem gesammten demokratischen Zubehör der gesunden nationalen Idee, dem korporativen gemein⸗ nützigen Gedanken weichen mußte, sucht der Liberalismus in seiner bei den Freisinnigen und Sozialdemokraten, wie dem katho⸗ lischen Intransigententhum am meisten ausgeprägten Form durch Drehungen und Windungen, Entstellung der Wahrheit und persön⸗ liche Insinuationen in die Deroute, auf welcher er sich in allen öffent⸗ lichen Verhältnissen befindet, einen Halt zu bringen. Wenn man von der Richtigkeit seiner politischen Ansicht überzeugt ist, dann braucht es derartiger Mittel nicht, um die Majorität für sich zu gewinnen, und wären sonach unsere Oppositionsmänner ihrer Sache ganz gewiß, dann wäre es nicht nöthig, daß sie die konservativ⸗nationale Gegnerschaft, die sogenannten Kartellbrüder, mit feilem Spott zu überschütten trachteten, und sie des Eigennutzes, der Ehrlosigkeit und Falschheit bezichtigten. Der „arme Mann“ brauchte im Phrasen⸗Almanach jener Partei keine fo große Rolle zu spielen, wie dies thatsächlich geschieht, um Gimpel damit zu fangen, denn der Gedanke, daß die „Kartellbrüder“ in Wahr⸗ wie die Wohlfahrt der Allgemeinheit, wird bei dem politisch gebildeten Freisinnigen nicht uftauchen, sondern er sucht nur die unkundige große Masse mit Wir unsererseits wollen
wir ihre Wege für
rauen, daß sie das Beste wollen, doch halten p Zege aber mit anständigen
falsch und bekämpfen sie aus diesem Grunde,
ehrlichen Waffen. ..
— Die „Staatsbürger -Zeitung“ schreibt, an⸗ Vergnügungs⸗ lokal, unter der Ueberschrift: „Mehr Nationalgefühl!“ u. A.: ... Schlimmer noch als auf diesem Gebiet steht es mit dem Verhalten der Deutschen auf dem Gebiet der gewerblichen Erzeugnisse. Während die Franzosen alles Mögliche thun, die Erzeugnisse deutscher Kunst und deutschen Gewerbefleißes von ihrem Markt auszuschließen, öffnen wir ihnen, wie der Geschäftsnachweis des Pariser Handelshauses „Au bon marché“nachweist, in „grenznachbarlicher Freundschaft“ die Arme und die Börse, gleichgültig darüber wegsehend, ob deutsche Firmen dieselben Waaren nicht mindestens ebenso gut und dementsprechend ebenso billig liefern können wie sie. Es muß eben weit herkommen, um unsere Modeherrchen und Modedamen zu befriedigen. Das ist um so schlimmer, als allgemein bekannt ist, daß die deutschen Ge⸗ werbetreibenden sich alle Muͤhe gegeben haben, keiner andern Nation der Welt nachzustehen, und stolz auf den Erfolg ihres Strebens sein können. Das Einzige, wogegen sie heute noch anzukämpfen haben, ist der Unverstand derer, die Alles, was aus dem Auslande kommt, höher schätzen, weil es ihrer Eitelkeit und Prahlsucht entspricht, mit dem „Neuesten aus Paris“ Parade zu machen.
Allen diesen Leuten müßte die Schamröthe ins Gesicht steigen, wenn sie darüber nachdenken, wie weit die Franzosen gehen, wenn es ihnen darauf ankommt, ihren Chauvinismus gegen Deutschland heraus⸗ zukehren. Ein interessantes Beispiel darüber erzählt die „Krefelder Zeitung“ in Folgendem: „Im Auftrage einer Krefelder Firma sandte die „Krefelder Zeitung“ ein Inserat an die Zeitung „Le Progréès du Nord“ in Lille und fügte die Insertionsgebühren sofort bei. Beides, der Betrag und das Inserat, kamen sofort zurück, begleitet von folgender Begründung: „Monsieur, la campagne entreprise dans notre journal contre les produits allemands, nous empêéche d'accepter votre annonce.“ (Mein Herr, der in unserer Zeitung gegen die deutschen Erzeugnisse unternommene Feldzug hindert uns, Ihre Annonce anzunehmen.)
Das zeigt sehr deutlich, daß der Franzose Opfer zu bringen
vermag, wenn es sich um die Befriedigung seines Nationalstolzes handelt. Wir verlangen diese Art des Nationalstolzes nicht, wohl aber verlangen wir, daß der Deutsche das Nationalgefühl, welches ihm innewohnen muß, wenn er sich der großen Nation würdig er⸗ weisen will, auch in der That bewährt; daß er nicht in Leichtsinn und Oberflächlichkeit vergißt, was er seinem eigenen. Volke — und, fügen wir hinzu, sich selber schuldig ist. „Wir schließen heute damit ab, behalten uns indessen vor, auch in Betreff anderer Dinge, namentlich auf dem Gebiet der Wissen⸗ schaft, auf die Gefahren hinzuweisen, denen wir durch die Liebäugelei mit dem Auslande entgegengehen.
„— Das „Centralblatt für die Textilindustrie“ äußert über Deutschlands Flachs⸗ und Hanf⸗Industrie:
Während in Deutschland zu Anfang der siebziger Jahre die mechanische Flachsspinnerei noch unbedeutend war, ist hier gegenwärtig eine große Anzahl von Betrieben dieser Art in Thätigkeit, welche, durch angemessene Einfuhrzölle unterstützt, einen großen Theil des in⸗ ländischen Bedarfs jetzt selbst decken, außerdem aber noch eine an⸗ sehnliche Ausfuhr ihrer Erzeugnisse aufzuweisen haben. Dadurch, daß gleichzeitig aber auch in Frankreich, Belgien und Rußland die lachs⸗ und Hanfspinnerei einen großen Aufschwung nahm, ist diesem ehemals blühenden Industriezweig Großbritanniens eine so empfindliche Kon⸗ kurrenz erwachsen, daß derselbe jetzt in der That einem beschleunigten
iedergange entgegeneilt.
Pie nun die deutsche Baumwollenindustrie ganz und die Wollen⸗ industrie zum größten Theil ihr Rohmaterial vom Ausland zu beziehen gezwungen sind, so ist leider auch die deutsche Flachs⸗ und Hanfindustrie zum größten Theil mit dem ihren auf das Ausland angewiesen. Es sind zwar schon große Anstrengungen gemacht worden, eine Vermehrung des Flachs⸗ und Hanfbaues in Deutschland herbei⸗ fuführen, allein bis jetzt ohne Erfolg; derselbe ist sogar im Rückgange begriffen. Die Ermittelung der landwirthschaftlichen Bodenbenutzung im Deutschen Reich während der Jahre 1878 und 1883 hat nämlich ergeben, daß die Anbaufläche des Flachses als Hauptfrucht von 133 890 ha im Jahre 1878 auf 108 297 ha im Jahre 1883, also um 19,1 %, und die Anbaufläche des Hanfes in derselben Zeit von 21 181 ha auf 15 255 ha, also um 28 %, zurückgegangen ist.
Desto erheblicher ist nun die Einfuhr von Flachs und Hanf, und damit der Verbrauch fremden Flachses und Hanfes im deutschen Zollgebiet bis vor Kurzem gestiegen, wie aus folgenden Angaben ersichtlich ist:
Einfuhr in Doppel⸗Centnern Ausfuhr in Doppel⸗Centnern Flachs Hanf Flachs anf 363 691 406 891 232 300 235 407 502 592 545 124 318 717 345 840 741 802 389 501 526 518 240 661 675 608 418 258 422 150 218 639 651 854 403 077 381 550 199 541 571 675
im Jahre 1880 1881 1882 1883 1884
1885 1886
416 029 341 571 223 770 0 320 752 237 514 160 868
Hiernach stellte im &
Nachdem also des Verbrauchs fre getreten war, hat gezeigt. Der bei we lands ist Rußland, länder reichlich und Hanfeinfuhr folgendermaßen:
Es wurden ein
im Jahre
1880 1881 1882 1883 1884 1885 1886
mit beiden Rohstoffen versorgt. in das deutsche Zollgebiet verhielt sich seit 1880
Doppel⸗ Centner Gesammteinfuhr 316 726 445 867 697 482 636 096 598 916 506 264 359 656
sich der Verbrauch auf Doppel⸗Centner Flachs
anf 131 391 171 484 183 875
1 199 284 215 284
148 840 253 458 199 619
203 536
192 259
183 416 159 884 bis zum Jahre 1884 eine erhebliche Steigerung
mden Flachses und Hanfes in Deutschland ein⸗
sich in den beiden letzten Jahren darin ein Rückgang
item wichtigste Flachs⸗ und Hanflieferant Deutsch⸗ welches auch alle übrigen europäischen Industrie⸗ Rußlands Flachs⸗
geführt Flachs Hanf Prozensatz der Doppel⸗ Prozentsatz der Centner Gesammteinfuhr 87,1 336 686 82,7 88,7 463 637 85,1 94,0 309 006 79,3 94,2 330 352 79,0 91,9 302 638 75,1 88,6 327 838 78,8 85,4 230 255 71,8
Hat sich hiernach neuerdings auch unverkennbar eine Abnahme in
der Betheiligung
Rußlands an der Flachs⸗ und Hanfversorgung
Deutschlands gezeigt, so ist dieselbe doch immer noch so außerordent⸗
lich groß, daß dieser Umstand jederzeit
Gefahren sowohl die Geschäftswelt bedenkt, daß
im Jahre
im Stande ist, die größten für die diesbezügliche Industrie, wie für in Deutschland herbeizuführen. Wenn man 1884 in Deutschland 31 Flachs⸗
spinnereien einschließlich Zwirnereien und Bleichereien mit einem Ge⸗
schäftskapital
von 59 218 000 ℳ, 48
mechanische Webereien
nebst einzelnen hausindustriellen Betrieben mit einem Geschäftskapital
von 29 709 724 ℳ, mit einem Kapital
endlich 7 Hanfspinnereien und Bindfadenfabriken von 12 500 000 ℳ gezählt wurden, so geht daraus
ohne Weiteres hervor, daß eine weitere Ausdehnung unseres Flachs⸗
und Aufschwung,
Hanfbaues nicht nur der vaterländischen Industrie einen weiteren sondern auch der landwirthschaftlichen Bevölkerung eine
neue Quelle des Wohlstands eröffnen könnte.
Amtliche Nachrichten des Reichs⸗Versicherungs⸗
am ts.
Jahrgang III.
Nr. 23. — Inhalt: Amtlicher Theil.
Ergebnisse der auf Grund der Bekanntmachung vom 21. Juli 1887
in Verbindung mit
erfolgten Anmeldungen und verwandter Betriebe und Arbeiter,
vom 14. Juli 1887
§§. 21 und 22 des Seeunfallversicherungsgesetzes unfallversicherungspflichtiger Seeschiffahrts⸗ sowie der Bekanntmachung
in Verbindung mit §. 11 des Bauunfallversiche⸗
rungsgesetzes erfolgten Anmeldungen unfallversicherungspflichtiger Bau⸗
betriebe und Arbeiter.
Beschlüsse.
Veröffentli gmts. betr. — Gesundheit Sterbefälle
— Desgl. in größeren Berliner Krankenhäusern. — Desgl.
Nr. 46. — Inhalt:
— Rekursentscheidungen. — Bescheide und
chungen des Kaiserlichen Gesundheits⸗ Bekanntmachung, die Pharmakopöe sstand. Volkskrankheiten in der Berichtswoche. —
in deutschen Städten von 40 000 und mehr Einwohnern.
Städten des Auslandes. — Erkrankungen in in deutschen Stadt⸗ und Land⸗
bezirken. — Cholera⸗Nachrichten. — Flecktyphus im Reg.⸗Bez. Marien⸗
werder. — Gelbfieb
im Reg.⸗Bez. Liegnitz 1883 — 1885. — Desgl. im berg. — Witterung. — Thierseuchen in Ungarn, Desgl. in Schweden. —
liche Maßregeln. —
polizeiliche Untersuchung der Schi dienende Materialien.
Liqueurbereitung
er in Havanna. — Sanitäts⸗ und Medizinalwesen Reg⸗Bez. Brom⸗ — Zeitweilige Maßregeln gegen Volkskrankheiten. 29. Juni bis 27. September 1887. — Desgl. in Dänemark. — Veterinär⸗polizei⸗ dee eäc ꝛc. (Spanien.) Gesundheits⸗
e. — (Brasilien.) Zur Wein⸗ und — Rechtsprechung. (Ober⸗
Landesgericht Dresden.) Bezeichnung als Medizinalperson. — Begriff
des Feilhaltens. —
Geschenkliste.
Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 46. — Inhalt:
Nichtamtliches: in Charlottenburg.
Hauptges
am Gebäude der technischen Hochschule der Geleise
ims — Ueber den Einfluß des Verfüllens
mit Kies auf die Temperatur und die Ausdehnung der Schienen. —
Vermischtes: Neue
Patente.
Statistische Nachrichten.
Die Statistik der unter den §. 1 des U nfallversicherungs⸗
gesetzes und §. 1 mit den bis zum
von 243 974 Betrieben mit 3 031 709 Arbeitern.
des Ausdehnungsgesetzes fallenden Betriebe schloß 20. November 1886 eingegangenen Anmeldungen Seither sind in
Folge des See⸗ und des Bau⸗Unfallversicherungsgesetzes 4032 See⸗
schiffahrtsbetriebe mit 40 584 Arbeitern
43 616 Arbeitern b langt. Im Ganzen
Ar und 1354 Baubetriebe mit is zum 1. September 1887 zur Anmeldung ge⸗ sind mithin bis zu jenem Tage bei dem Reichs⸗
Versicherungsamt angemeldet worden 249 360 Betriebe mit 3 115 909
Arbeitern.
— In dem Ersatzjahr 1886/87 oder 0,73 % der
Mannschaften preußischen Staats
wurden 101 456 preußische männlichen Bevölkerung des
bei dem Landheer und bei der Marine ein⸗
gestellt. Der Prozentantheil der Ausgehobenen an der bezüglichen
männlichen Bevölkerung ist von Provinz zu Provinz verschieden, er
bewegt sich zwische
n 0,96 und 0,59. Es gelangten zur Aushebung:
in Posen 7908 Mann oder 0,96 % der maͤnnlichen Bevölkerung, in
Ostpreußen 8427 od Schlesien 15 801 od
Hohenzollern 253 oder 0,79 %, in Sachsen 8493 oder
wig⸗Holstein 3974 o
in Pommern 6121 oder 0,83 %, in in Westpreußen 5494 oder 0,80 %, in in Hessen⸗Nassau 5523 oder 0,71 %, 0,71 % in Hannover 7562 oder 0,700 o, in Schles⸗ der 0,69 %, in Rheinland 14 332 oder 0,66 %, in
er 0,90 %, er 0,81 %,
Westfalen 7078 oder 0,63 %, in Brandenburg mit Berlin 10 490 oder 0,59 %. — Von den ausgehobenen Mannschaften wurden 1160 oder 3,16 % bei der Marine eingestellt, und zwar: aus Schleswig⸗Holstein
425 oder 10,69 % d aus Westpreußen 21 aus Ostpreußen 337
oder 2,19 %, aus Sachsen 178 oder 2,10 %, 2,08 %, aus Westfalen 145 oder 2,05 %, 1,58 %, aus Schlesien 223 oder 1,41 %,
1,21 %, aus Posen
er Ausgehobenen, aus Pommern 573 oder 9,36 %, 8 oder 5,10 %, aus Hannover 370 oder 4,93 %, oder 4,00 %, aus Brandenburg mit Berlin 2360 aus Rheinland 298 oder aus Hohenzollern 4 oder aus Hessen⸗Nassau 67 oder 73 oder 0,92 %.
Kunst, Wissenschaft und Literatur. 8
Luise,
Herausgegeben von
entze's Verlag. hat den
er Herausgeber
Königin von Preußen, in
ihren Briefen⸗ (Berlin 1888. Otto 13 Bogen 5 ℳ)
die Briefe der
Julius W. Braun. Prachtband mit Goldschnitt, Versuch unternommen,
Königin, zu einem Ganzen vereint in chronologischer Reihenfolge und
mit erläuternden Anmerkungen Dank liebenswürdigsten kommens Seitens Derijenigen,
bieten.
zusteht, ist es dem hundert — darunter nicht veröffentlichter
enossen, als an Privatleute und önigin Luise von Preußen gedruckt vorzulegen,
Volk hochwillkomme
versehen, dem deutschen Volk darzu⸗ und verständnißvollsten Entgegen⸗
welchen ein Verfügungsrecht daran Herausgeber der Sammlung gelungen nahe an eine erhebliche Anzahl bisher überhaupt noch — sowohl an Familienglieder und Standes⸗ Behörden gerichteter Briefe der die dem deutschen
n sein werden. 2⸗ 8—
— Die Civilversorgung der Militäranwärter. Grundsätze für die Gesetzgebung der Subaltern⸗ und Unterbeamten stellen bei den Reichs⸗ und Staatsbehörden mit Militäranwärtern nebst Ausführungsbestimmungen, sowie den Gesammtverzeichnissen der den Militäranwärtern vorbehaltenen Stellen, Textausgabe mit An⸗ merkungen und Sachregister bearbeitet von Gustav Liebau, Geh exp. Sekretär und Kalkulator im Reichsamt des Innern. Berlin. Carl Heymann’'s Verlag. 1887. Preis 6 ℳ — Durch die neue „Grundsätze für die Besetzung der Subaltern⸗ und Unterbeamtenstelle bei den Reichs⸗ und Staatsbehörden mit Militäranwärtern vor 7./21. März 1882“ ist bekanntlich das Versorgungswesen der Militär personen für das Reichsgebiet auf eine einheitliche Grundlage gestell worden. Zu diesen Grundsätzen sind nun im Lauf der Zeit von Reichs wegen mehrfache Bekanntmachungen erlassen worden, welche sich auf die Stellenverzeichnisse für den Reichs⸗, Staats⸗, Privat⸗Eisenbahn dienst beziehen. Ferner haben die Bundesregierungen zur Ausführung der Grundtäze Bestimmungen getroffen, welche bezwecken, den Landes behörden nähere Anleitung über die richtige Handhabung der neuen Vorschriften zu ertheilen. Die Anstellungsgrundsätze, sowie die sämmt⸗
lichen für das Reich und die einzelnen Bundesstaaten ergangenen Voll⸗ 1
zugsvorschriften werden in dem vorliegenden Werk mit den erforder⸗
lichen Anmerkungen und Erläuterungen wiedergegeben. Die
Benutzung des höchst brauchbaren Werkes ist durch ein sorgsam ausgeführtes Sachregister erleichtert. Das Buch für die betheiligten Kreise unentbehrlich. Sämmtlichen interessirten Civil⸗ und Militärbehörden, sowie den Inhabern sorgungsscheins, welche eine Anst llung im Reichs⸗ oder Staatsdienst erstreben, wird das einschlägige Material in praktischer, übersichtlicher Form und Eintheilung an die Hand gegeben.
— Im Verlage von C. T. Wiskott in Breslau sind bereits zwei hübsche Weihnachtsbücher für die Jugend erschienen. Das eine derselben hat viele Kleinen zum vorjährigen Fest erfreut und liegt jetzt in neuer Auflage vor: „ König Nobel“ (Ladenpreis 6 ℳ), ein heiteres Bilderbuch von Julius Lohmeyer, llustrirt von Fedor Flinzer. Die unerschöpfliche Thiersage hat dem Dichter den Stoff geliefert, den er in anziehender Weise für Kinder verarbeitet hat. Die auftretenden zahlreichen Thiere sind sämmtlich charakteristisch und mit Humor gezeichnet, die Verse glatt, abwechslungsvoll und dem kindlichen Standpunkt der Leser entsprechend, das Liebste aber werden ihnen doch wohl die zahlreichen, großen prächtigen bunten Bilder sein, mit denen der Künstler sie geschmückt hat.
Das andere Buch betitelt sich: „Der Thierstruwwelpeter“, ein komisches Bilderbuch von demselben Verfasser. Es ist eine origi⸗ nelle Idee, wie hier geschieht, den Gedanken des berühmten Struwwelpeter hineinzutragen in die drollige Thierwelt! Die Einfälle und Unarten der kleinen Menschenkinder hier von Thierkindern aus⸗
führen zu lassen. Auch der Erwachsene kann sich der berückenden Komik
dieser Gestalten, Fabeln und lustigen Parodien nicht entziehen. Wie der Original⸗Struwwelpeter wird auch dieses Buch einen dauernden Ehrenplatz unter den Jugendschriften einnehmen. Der Preis stellt sich auf 4,50 ℳ Die Ausstattung beider Bücher ist glänzend.
— Von Wilh. Koch's (vormals Wilh Koch & Reimer) Anti⸗ quariat in Königsberg i. Pr. sind 3 Kataloge (Nr. 33 — 35) er⸗ schienen. Katalog 33 enthält ein Verzeichniß von 1420 Theologie be⸗ treffenden Schriften und zwar unter folgenden Abtheilungen: I. Allge⸗ meines, Encyklopädien, Zeitschriften, Vermischtes; II. Biblische Philologie und Exegese (1) Bibelausgaben, 2) Biblische Philologie und Konkordanzen, 3) Exegese und Kritik [Allgemeines, Altes Testa⸗ ment, Neues Testament], 4) Biblische Archäologie und Geographie, Biblische Theologie des Alten Testaments, Judaika, 5) Leben Jesu und der Appostel, Biblische Theologie des Neuen Testaments); III. Patristik; IV. Kirchen⸗ und Dogmen⸗ geschichte, Christliche Archäologie; V. Religionsphilosophie und Systeme der außerchristlichen Völker. — Katal. 34 reicht von Nr. 1421 — 2846 und verzeichnet Schriften über Theologie (VI. System. Theologie; Praktische Theologie [1) Pastoraltheologie, Katechetik, Lehrbücher der Religion; 2) Liturgie, Hymnologie; 3) Homiletik, Predigten, Prakt. Bibelauslegung; 4) Missionswesen; 5) Gebet⸗, Andachts⸗ und Er⸗ bauungsbücher]; VII. Kirchenrecht und Kirchenverfassung sowie Kirchenpolitik) und über Philosophie. — Katal. 35 führt 221 Schriften über Landwirthschaft auf.
— Den Verehrern der älteren Richtung unserer Malerei, welche ihr Ideal noch hauptsächlich in strenger Linienschönheit suchte, bereitet das neue (4.) Heft der „Kunst für Alle“ (herausgegeben von Friedr. Pecht; München, Verlagsanstalt Bruckmann) einen seltenen Genuß durch einen Aufsatz Richard Paul's über den bisher noch wenig vor die Oeffentlichkeit getretenen Münchener Meister Karl Baumeister, von dessen hochbedeutendem Talent acht vortreffliche Illustrationen beredtes Zeugniß ablegen. An künst⸗ lerischen Gaben bringt das Heft, aus dessen Tertinhalt noch eine überaus ansprechend geschilderte Kriegserinnerung von Heinrich Lang besonders hervorgehoben sei, in ganzseitigen Reproduk⸗ tionen ferner: Ludwig Herterich's „Johanna Stegen“, welche bis vor Kurzem die Berliner akademische Ausstellung zierte, einen „Sturm im Hochgebirge“ von J. E. Schindler, Karl Spitzweg's „Serenade“ und eine von J. von Brandt und den übrigen Häuptern der polnischen Malerkolonie Münchens gemeinsam mit Proben ihrer Kunst versehene Palette. Der Preis des Heftes beträgt 75 ₰.
Die Verlagshandlung giebt unter dem Titel: „Franz bach's zeitgenössische Bildnisse“ demnächst eine Auswahl von 40 der heryorragendsten Bildnisse des Meisters in Heliogravüre. Es wird eine Ausgabe vor der Schrift in 25 Exemplaren zum Preise von 175 ℳ und eine solche mit der Schrift zum Preise von 100 ℳ erscheinen.
München, 15. November. (Allg. Ztg.) In der heutigen Festsitzung der Königlichen Akademie der Wissen⸗ schaften wurde das Ergebniß folgender Wahlen im Jahre 188 bekannt gegeben: A. Als ordentliche Mitglieder: die bisherigen außer⸗ ordentlichen Mitglieder: a. für die philosophisch⸗philologische Klasse: 1) Dr. Nikolaus Wecklein, Königlicher Studienrektor und Professo am Königlichen Marximilians⸗Gymnasium in München ; b. für die mathe⸗ matisch⸗physikalische Klasse: 2) Dr. Hugo Seeliger, ordentlicher öffentlicher Professor für Astronomie an der Königlichen Universität München und Direktor der Königlichen Sternwarte in Bogen⸗ hausen; c. für die historische Klasse: 3) Dr. Karl Theodor Heigel, ordentlicher Professor für Geschichte und Direktor des Historischen Seminars an der Königlichen Universität München. B. Als außerordentliche Mitglieder: a. für die philosophisch⸗philo⸗ logische Klasse: 4) Friedrich Keinz, Custos der Koͤniglichen Hof⸗ und Staatsbibliothek in München; b. für die mathematisch⸗physikalische Klasse: 5) Dr. Leonhard Sohnke, ordentlicher Professor für Experimentalphysik an der Königlichen Technischen Hochschule in München: c. für die historische Klasse: 6) Dr. Franz von Reber, ordentlicher Professor für Kunstgeschichte und Aesthetik an der Königlichen Technischen Hochschule in München, Direktor der Central⸗Gemälde⸗Galeric. G. a. für die philosophisch⸗philologische Karl Otto Ribbeck, ordentlicher Philologie an der Universität Leipzig; lingk, Kaiserlich russischer Geheimer Rath, derzeit in Leipzig; 9) Dr. Johann Fritzner in Christiania; b. für die mathematisch⸗ physikalische Klasse: 10) Nikolaus von Kokscharow, Kaiserlich russi⸗ scher Geheimer Rath ꝛc. in St. Petersburg, bisher korrespondirendes Mitglied; c. für die historische Klasse: 11) Dr. Giuseppe de Leva, Professor der Geschichte an der Universität Padua; 12) Dr. Hermann Baumgarten, ordentlicher Professor für Geschichte an der Uni⸗ versität Straßburg, Beide bisher korrespondirende Mitglieder; 13) Dr. Gotthard Victor Lechler, ordentlicher Professor der Theologie an der Universität Leipzig. D. Als korrespon⸗ dirende Mitglieder: a. für die philosophisch⸗philologische Klasse: 14) Dr. Edward William West aus England. derzeit in München; b. für die mathematisch⸗physikalische Klasse: 15) Dr. Max Nöther, außerordentlicher Professor für Mathematik an der Universität Er⸗ langen; c. für die historische Klasse: 16) Dr. Robert Poöͤhlmann,
Klasse: 7) Dr. Professor der 8) Dr. Otto von Böht⸗
Johann klassischen
ist
des Civilver⸗
Als auswärtige Mitglieder:
8 8