Neuvorpommern gemacht werden; ja selbst aus Schleswig⸗Holstein, einer der fundirtesten und reichsten Provinzen der Monarchie. Dort ist an⸗ gegeben der Rückgang der Pachtpreise auf 25 %. Aus Westfalen, selbst aus der Rheinprovinz, wo der partielle Besitz vorliegt, überall, meine Herren, werden dieselben Angaben gemacht. Ich meine, meine Herren, daß dieses außerordentlich schlagende und sehr betrübende Zahlen sind.
Was den Rückgang der Grundstückpreise anbetrifft, so wird in dieser Beziehung der Rückgang zwar auch konstatirt, er hat aber noch keine so frappanten Dimensionen angenommen. Es liegen in den östlichen Provinzen, also in Posen und Westpreußen, in dem Bericht des landwirthschaftlichen Centralvereins eine „Reihe Angaben vor, worin auch der Verkaufspreis, sowohl bei freihändigen wie Subhasta⸗ tionsverkäufen, angegeben ist. Ich bin bereit, wenn es etwa gewünscht wird, die Zahlen besonders anzuführen. (Zuruf links: Ja wohl!) — Das scheint der Fall zu sein. Ich werde also einige dieser Zahlen, die besonders auffallend sind, unter Angabe der Namen der Orte hier wiederholen. 1 8
Es ist also der Rückgang der Kaufpreise zu konstatiren in den östlichen Provinzen, obgleich auch in anderen Provinzen solche Rück⸗ gänge konstatirt werden. Die Rückgänge allerdings sind größer in den mit mehr leichtem als schwerem Boden, wo also bereits ein intensiver Betrieb der Landwirthschaft möglich ist und seit Jahren durchgeführt wird. Der Rückgang in Posen C11““ Trzebow im Kreise Krotoschin folgender: ein Gut mit 240 ha und einer Dampfbrennerei ist im Jahre 1885 subhastirt und sub hasta mit 277 000 ℳ bezahlt worden, welches 8 Jahre früher, 1877, mit 387 000 ℳ freihändig bezahlt wurde — 25 % etwa niedriger, und es war kein devastirtes Gut, wie besonders
bemerkt wird.
Kussowo, Kreis Bromberg, mit 426 ha und 5226 ℳ Grund⸗
steuer⸗Reinertrag, wurde vor 8 Jahren mit 420 000 ℳ bezahlt, jetzt
um 360 000 ℳ verkauft.
8 im Zwangsverkauf mit 162 000 ℳ bezahlt worden.
8 preise bis auf 50 „% konstatirt wird.
5
Aus dem Marienburger Werder wird ge⸗ meldet: ein Gut von 30 ha, also ein mittelgroßes Gut, welches im Jahre 1883 mit 223 000 ℳ bezahlt worden ist, ist im Jahre 1885 Dasselbe wird gemeldet aus Westfalen, wo ein Herabgang der Kauf⸗ und Pacht⸗ Meine Herren, also diese beiden Angaben sind auch positive und auf Thatsachen beruhende Wahr⸗ ehmungen. 3 8 Ich komme nun zu dem Punkt der steigenden Verschuldung der ländlichen Bevölkerung. In dieser Beziehung sind die Ermittelungen, welche angestellt worden sind, noch nicht alten Datums; das ist ja hne Zweifel bedauerlich, aber wenn sie uns auch aus neuerer Zeit rst vorliegen, so wird man diesen Angaben doch darum eine besondere Bedeutung beimessen können, weil sich sicher in den letzten Jahren, wie ich eben ausgeführt habe, nicht eine Steigerung der Bodenpreise vollzogen hat, sondern im besten Falle ein Stillstand, vielfach ein Herabgang. Es ist in dem letzten Jahre eine Aufnahme für die ganze Monarchie gemacht worden über die Zunahme der Hypothekar⸗Verschuldung. Die Gesammtergebnisse liegen mir vor; sie werden demnächst im Druck vervielfältigt werden; sie sind sehr umfassende Tabellen, die in dieser Geschwindigkeit nicht im Druck haben vervielfältigt werden können. Diese Aufnahmen führen die Zunahme der Hypothekarverschuldung getrennt auf für den ländlichen und städtischen Besitz. Ich glaube, die Zahlen für den städtischen Besitz hier nicht besonders aufführen zu müssen, weil sie meines Erachtens nicht besonders charakteristisch sind, jedenfalls verschiedener Deutung fähig. Es ist bei der Steigerung der städtischen Verschuldung offenbar in Rechnung zu ziehen, daß das Wachsen der großen Städte alljährlich den Werth von bisher ländlich benutzten Grundstücken plötzlich zum Werth von Bauplätzen steigert, und daß bei der großartigen Bauthätigkeit, die ja z. B. in Berlin alljährlich eine Mittelstadt zur Unterbringung von 30 bis 40 000 Menschen zu bauen hat, neue Werthe geschaffen werden, so daß die steigende Hypothekarverschuldung wahrscheinlich hier in einem gewissen Verhältniß steht mit der Steigerung der vorhandenen Bodenwerthe, bezw. mit der Schaffung ganz neuer Werthe. Ich glaube also diese Zahlen nicht hier anführen zu sollen, obgleich sie zur Verfügung stehen; da ⸗ egen sind die Zahlen für die ländliche Verschuldung folgende: Es d im Jahre 1886/87 summa summarum in den Ober⸗Landes⸗ gerichts⸗Bezirken der Monarchie 624 Millionen — ich will bloß die Millionenvollzahlen nennen, im stenographischen Bericht werden Sie mir erlauben, die übrigen Zahlen beizufügen — es sind also eingetragen 624 Millionen, zur Löschung sind gelangt 490 Millionen. Es ist also in dem Zeitraum eines einzigen Jahres in Preußen eine steigende Verschuldung von 133 Millionen zu konstatiren. Daß diese steigende Verschuldung nicht wahrscheinlich für Meliorationszwecke, für produk⸗ tive Zwecke, sondern möglicherweise für konsumtive ver⸗ wandt ist, die Deutung steht wenigstens Jedem offen und scheint mir sehr nahe zu liegen. Meine Herren, diese Statistik ergiebt, daß in sämmtlichen Ober⸗Landesgerichts⸗ Bezirken die Eintragungen die Löschungen weit übersteigen, und für die beiden Ober⸗Landesgerichts⸗Bezirke, in denen das umgekehrte Ver⸗ hältniß der Fall ist, lassen sich für die überwiegenden Löschungen sehr leicht Erklärungen finden, die keineswegs ein Beweis für den etwa dort gestiegenen Wohlstand sind. Es übersteigt nämlich die Zahl der Löschungen diejenige der Eintragungen im Ober⸗Landesbezirk Kassel. Dort sind Eintragungen von 14 Millionen und Löschungen von 24 Millionen zu konstatiren, also hier ein Peas der letzteren von über 9 Millionen. Allein, leider erklärt sich diese sonst erfreuliche Ziffer wahrscheinlich nicht dadurch, daß diese Schulden abgezahlt sind, son⸗ dern sie erklärt sich dadurch, daß dort neue Grundbücher angelegt sind, daß die preußische Grundbuch⸗Ordnung eingeführt ist, und daß also wahrscheinlich im Aufgebotsverfahren eine sehr große Fabl von alten, längst nicht mehr validen Hypotheken zur Löschung gelangt ist. Aach diese Differenz würde eher nach der Zahl der Verschuldungen zu wachsen.
Der zweite Ober⸗Landesgerichtsbezirk, wo die Löschungen die Ein⸗ tragungen übersteigen, ist Posen. Auch das würde offenbar überraschen, wenn man das so liest. In Posen betragen die Neueintragungen 42 Millionen, die Löschungen 50 Millionen, die Löschungen über⸗ steigen also die Eintragungen um 8. Millionen, aber leider er⸗ klärt sich auch das wohl durch die Thätigkeit der Ansiedelungs⸗ kommission, die bis jetzt für gegen 20 Millionen Mark Güter dort gekauft hat, größtenthefle sub hasta, bei welcher Gelegenheit natürlich eine Abstoßung und Löschung von Hypotheken stattfand. Also auch hier ist eine erfreuliche Abnahme der Verschuldung nicht zu konstatiren.
Ein ähnliches Verhältniß ist in dem nächst anscheinend best⸗ situirten Ober⸗Landesgerichtsbezirk zu konstatiren. Es ist das der Ober⸗ Landesgerichtsbezirk Stettin. Dort sind für 25 Millionen Eintragungen und für 22 Milionen Löschungen erfolgt, also hier überwiegt die Zahl der Eintragungen auch noch die Löschungen, aber doch bloß in unerheb⸗ licher Weise, leider ist aber auch hierfür eine naheliegende Erklärung zu finden nämlich die, daß im Stettiner Bezirk auch erhebliche An⸗ käufe einmal für die Stiftungen und dann für die Köni liche Hof⸗ kammer stattgefunden haben, so daß also wahrscheinlich die Löschungen, die sich auf einige Millionen beziffern, die mit diesen Transaktionen verbunden gewesen sind, auch hier das an sich günstig scheinende Bild
noch verschlechtern.
Meine e ein weiterer Beleg für die sich mindernde Leistungsfähigkeit der ländlichen Bevölkerung würde in der Sub⸗ hastationsstatistik zu finden sein. Es findet seit 1881 eine regel⸗ mäßige Aufnahme der stattgehabten Subhastationen durch die Ge⸗ richte statt. Die Zahl der Subhastationen hat im Jahre 1881 in der Monarchie 17 473 betragen und dieselben umfassen
ein Areal der landwirthschaftlich benutzten Flächen von 106 957 ha
mit einem Grundsteuer⸗Reinertrag von 913 675 ℳ Die Zahl der
24
88 000 ha und einem Grundsteuerreinertrag von 823 000 ℳ
1 81
Zwangsverkäufe hat sich seit 1881 regelmäßig vermindert; die Zahl derselben hat 1885 nur 10 309 Subhastationen mit einer Rlüche von etragen. Dagegen ist sie in dem letzten Jahre wieder gestiegen, zwar nicht auf die Höhe der alten Zahl, jedoch übersteigt der Flächeninhalt der sub⸗ hastirten Fläche und der Grundsteuerreinertrag die Zahl vom ahre 1881. Es ist also auch hier eine positive Ver⸗ schlechterung in den letzten zwei Jahren nachzuweisen. Die
Zahl der Subhastationen 1886 betrug 10 500, der Flächeninhalt 108 459 ha, also mehr als der von 1881, und der Grundsteuer⸗ reinertrag betrug 993 242 ℳ 8
Meine Herren, jch meine hiermit eine ganze Reihe von beachtens⸗ werthen und wesentlichen Thatsachen beigebracht zu haben, die wohl unzweifelhaft einen Rückgang des ländlichen Wohlstandes und des Gewerbes, welches der Landwiethschaft obliegt, konstatiren kann. Ich glaube, daß die angeführten Thatsachen wohl genügen, um die Vor⸗ lage nach dieser Richtung zu begründen. b 8 8
Nun sind von verschiedenen Seiten Wünsche oder Vorschläge laut geworden, man hat auch in diesem Hause die Begründung der Vor⸗ lage oberflächlich, nicht erschöpfend gefunden. Ich meine, diese That⸗ sachen dürften aber doch wohl genügen für den, der unbefangen ur⸗ theilen will, daß hier eine schwere Krisig, ja ein Nothstand vorliegt. Ich meine, der Ruf, noch eine besondere Enquete anzustellen, um diese v weiter zu klären und zu eruiren, ist deshalb nicht gerecht⸗
ertigt.
Ich für meine Person bin gewiß kein Feind von solchen Enqueten und statistischen Aufnahmen; im Gegentheil, ich habe es zu einem regelmäßigen Zweig meiner Thätigkeit seit Jahren gemacht, diese Verhältnisse zu verfolgen, und ich kann sagen, das Landwirthschaftliche Ministerium in Preußen befindet sich jedenfalls in einer permanenten Enquete über die Lage der landwirthschaftlichen Bevölkerung. Ich bin durchaus geneigt und bereit, nach jeder Richtung die wünschens⸗ werthen Thatsachen so weit wie möglich noch ergänzen zu helfen; ich bin in diesen Bestrebungen aber vielfach an bestimmte Grenzen ge⸗ kommen, die nicht in der Leistungsfähigkeit des Beamtenpersonals der landwirthschaftlichen Verwaltung liegen, sondern die in der Ueber⸗ bürdung der Selbstverwaltungsorgane und der sämmtlichen Verwal⸗ tungsbeamten der Monarchie liegen, die mit statistischen und sonstigen Aufgaben neben großen organisatorischen Aufgaben überlastet sind, so daß ihnen nach dieser Richtung nicht wohl Weiteres zuzumuthen ist. Ich würde auch glauben, die angeführten Zahlen sprechen doch genug, um das zu erkennen, daß, wenn man überhaupt die jetzige Lage als die einer schweren Krisis ansieht, wenn man geneigt ist, über diese Krisis hinwegzuhelfen, man dann nicht Jahre uüͤber die Anstellung von Enqueten verlieren kann, sondern daß das, was man für zu thun richtig hält, dann sofort und in genügender Weise geschieht. Meine Herren, in diesen Grenzen bewegt sich meines Erachtens die Vorlage der verbündeten Regierungen. Nach den vorgeschlagenen Sätzen würden die gegenwärtigen Getreidepreise, selbst wenn sie, was nach den bisherigen Erfahrungen nicht geschehen wird, in vollem Maße eintreten, noch nicht das Mittel der letzten zehn Jahre erreichen, es in keinem Falle übersteigen. Wenn man dem die gestiegenen Arbeitslöhne gegenüberhält, so kann man mit Sicherheit sagen, der Konsument wird durch die Höhe der orgeschlagenen Sätze nicht belästigt werden. Ich würde deshalb glauben, daß die vorgeschlagenen Sätze richtig bemessen sind, und ich würde nicht empfehlen können, auf eine Herabminderung derselben zu denken. Will man Abhülfe, so mag man sie so geben, daß sie genügen kann.
Ich kann vielmehr den Gedankengang verstehen und ihm folgen, der z. B. im Deutschen Landwirthschaftsrath hervorgetreten ist, der auch besonders ausgedrückt ist in einer Resolution des Deutschen Landwirthschaftsraths, die ja auch dem hohen Haufe wahr⸗ scheinlich zugegangen ist. Darnach soll den verbündeten Regie⸗ rungen die Fakultät gewährt werden, in gewissen Theuerungs⸗ fällen eine Herabsetzung der Zölle bis auf den Betrag der jetzigen vorzunehmen. Meine Herren, ich zweifle, daß die verbündeten Regie⸗ rungen diese Vollmacht annehmen und davon Gebrauch machen würden; es würde dadurch eine Unsicherheit und eine Ungewißheit in die Verhältnisse kommen, die in keiner Weise wünschenswerth ist. Sollte der Fall einer Gesammtmißernte eintreten, sollte eine uner⸗ wartete Preissteigerung der nothwendigsten Lebensbedürfnisse eintreten, dann ist es meines Erachtens viel leichter, durch Berufung des Reichs⸗ tages im gewöhnlichen Wege eine Herabsetzung zu bewerkstelligen, als eine solche unbestimmte Vollmacht auszusprechen.
Ich möchte aber auch empfehlen, nicht an der Höhe der Sätze zu rütteln. Es tritt in der landwirthschaftlichen Literatur, und zwar bei genauen und tiefen Kennern nicht blos der heimischen landwirth⸗ schaftlichen Verhältnisse, sondern auch der in andren, neuen Ländern, in Amerika und in Indien, obwaltenden Verhältnisse die Ansicht hervor, daß möglicherweise mit der jetzigen Produktion jener Länder ein gewisser Höhepunkt erreicht sei; es tritt die Anschauung hervor, daß dort das beste Land bereits okkupirt ist, daß auch dort die Produktionskosten im wesentlichen Maße gestiegen sind und weiter steigen werden, daß man in den dortigen flüssigen Verhältnissen leichter wieder sich anderen Zweigen des Erwerbs zuwendet, daß man den Weizenbau schon jetzt vielfach aufgiebt, weil er schon unrentabel geworden ist. Das ist möglich. — Es wird ferner die Behauptung aufgestellt, daß auch in Bezug auf die Transportkosten, sowohl vom Osten als vom Westen, vielleicht auch das Minimum erreicht ist —, und ein Minimum giebt es in allen diesen Dingen, das Minimum sind Selbstkosten —, daß auch in den Transportkosten möglicherweise ein Minimum erreicht ist, unter das herabzugehen ein Geschäftsmann — und das sind Geschäftsleute, die sich diesen Ge⸗ werben widmen — nicht im Stande ist. Ist aber diese Anschauung richtig, handelt es sich blos um einen augenblicklichen, um einen vor⸗ übergehenden Nothstand, dann ist es auch richtig, die Sätze so zu normiren, daß sie jetzt wirksam helfen können. Niemandem von uns ist Prophetengabe verliehen, es kann also Niemand sagen: „Wir haben das Minimum der Preise erreicht“; allein möglich ist es doch. Also, wenn man die Sätze so bemißt, daß sie jetzt einen Ausgleich bieten können, um die landwirthschaftliche Bevölkerung existenzfähig zu erhalten, ihr über die Schwierigkeiten der jetzigen schweren Nothlage hinwegzuhelfen, so ist damit meines Er⸗ achtens ein großes wirthschaftlich richtiges und patriotisches Werk geleistet. Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß im Reichstage ebenso⸗ wohl das Verständniß wie sicher der gute Wille vorhanden ist, dem wichtigsten Stande im Lande, welcher den Kern der Wehr⸗ und Nähr⸗ kraft repräsentirt, nach besten Kräften zu helfen und ihn leistungs⸗ fähig zu erhalten, soweit der Reichstag dazu in der Lage ist.
— Im weiteren Verlauf der gestrigen (5.) Sitzung des Reichstages erklärte bei fortgesetzter erster Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Abänderung des Zolltarifs, der Abg. von Helldorff: Seine politischen Freunde seien ohne Ausnahme der Ansicht, daß es sich hier keineswegs um das Interesse eines einzelnen Standes handele, um ein eminentes Interesse des gesammten wirthschaftlichen Lebens; denn die Frage, ob die deutsche Landwirthschaft noch fernerhin Getreide olle bauen können oder nicht, sei eine Lebensfrage der ganzen tation. Durch den Export Rußlands, Ungarns, Amerikas sei die deutsche Landwirthschaft in Gefahr, er⸗ drückt zu werden, und er habe kein Bedenken, es auszusprechen: seine Partei wolle allerdings einen Schutzzoll haben, der hoch genug sei, um das billig produzirte aus⸗ ländische Getreide möglichst von Deutschland fern zu halten; sie wolle einen Zoll scha een, der dem ausländischen Getreide möglichst die Thür verschließe, womit auch der Ertrag der Getreidezölle sich verringern würde. Da die Wähler die Getreidezölle wo ten, sehe man aus den zahlreichen Petitionen für dieselben, die durchaus nicht durch eine Agitation zu Stande gekommen seien; sie würden vielmehr von allen Interessenten mit einem wahren Fanatismus unterschrieben, gleichviel welcher politischen Richtung sie angehören möchten. Im Gegensatz zu den Ver⸗ hältnissen in der Industrie könne der Landwirth seine Un⸗ kosten nicht willkürlich verringern, die Lö ne, die er zu zahlen habe, seien vielmehr stetig gestiegen. Eine Aenderun im Betriebe der Landwirthschaft angesichts der täglich wachsenden Kon⸗ kurrenz des Auslandes sei unmöglich. Die Verweisung auf den
also
Anbau von Handelsgewächsen sei der reine Hohn, dennd sich der Großgrundbesitzer überhaupt nicht befassen. Die l⸗ steuer sei allerdings eine schwere Ungerechtigkeit gegen 8i Landwirthschaft, aber gegenüber der Nothlage und der tonkur se des Auslandes hätte ihre Aufhebung nur die Bedeutung efen Bagatelle. Und wenn man erst die zum Anbau fähige 1** fläche vermindere, stehe man schon sehr nahe dem Abgrund . Kaufpreis für Grund und Boden habe nie und nimmer in ein direkten Verhältniß zur Rente des Bodens gestanden, dabei spräcn noch verschiedene andere Faktoren mit. Der Abg. Reichensper 4. frage, warum haben die Herren zur Zeit einer übergroßen Pre steigerung so theuer gekauft? Der größte Theil der Grund⸗ besitzer habe doch nicht freiwillig gekauft. Der Abg. Nick 1 habe über die Zollfragen Ansichten geäußert, die vor 25 Jahre maßgebend gewesen. Seitdem hätten sich die Verhä 9 zwischen Freihandel und Schutzzoll geändert. Auf gewiesene Länder, wie das damalige Deutschland Rußland, verlangten eine andere Bei den Schlußfolgerungen in Bezug auf Preis bildungen werde oft leichtsinnig operirt. Der Schut des deutschen Eisens gegen die englische Einfuhr habe den Pra in Deutschland verringert. Handle es sich nun wirklich um die Vertretung der Interessen eigennütziger Agrarier, Abg.
Erport an⸗ und heute Zoll⸗ und Handelspohän⸗
Junkerinteressen, Großgrundbesitzer⸗Intere sen? Der Reichensperger halte es für eine unanfechtbare Wahrheit daß nur der Vortheil von der Höhe der Getreidepreise habe, der mehr Getreide produzire als konsumire. Gerade die kleinen Landwirthe in Baden wollten noch höhere Zölle, bis 10 ℳ und noch höher. Nicht nur die Besitzer von mehr als 5 kn hätten einen Vortheil von der Zollerhöhung. Gerade in der Heimath Reichensperger's, in der Rheinprovinz, habe der mitt⸗ lere bäuerliche Grundbesitz überdies nur wenig über 5 ha; ein Be⸗ sitzer von 50 Morgen gehöre schon zu den verhältnißmäßig wohlhabenden Bauern. Alle diese müßten Getreide verkaufen um zu existiren und ihre Steuern bezahlen zu können. Nach den Motiven seien direkt an der Landwirthschaft etwa 25 Millionen, mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung betheiligt, dazu käme noch die große Zahl der indirekt Ne⸗ theiligten: Handwerker, Stellmacher, Schmiede, Sattler ꝛ. Und wer stelle die Konsumenten für die übrigen In⸗ dustrien? Wenn man der Landwirthschaft nicht helfe säge man den Ast ab, auf dem man sitze. Die wirkliche, sichere Basis für die Industrie liege nicht im Auslande, sondern in einem wohlhabenden kon⸗ sumtionsfähigen Inlande. Deshalb müsse England stets für seine Existenz zittern. Auf die frühere Brotpolitik, die Theuerungspolitik, sehe man jetzt als auf einen über⸗ wundenen Standpunkt herab: statt einer Theuerung müsse man jetzt einer Entwerthung vorbeugen. An den jetzigen Zuständen sei unbestreitbar der Börsenverkehr schuld, der statt seines wirklichen Berufs der Vermittelung des Handelsverkehrs, sich einem wüsten Interessenspiel hingebe. Mit Rücksicht auf den vorliegenden Antrag über die Brotpreise sei zu er⸗ wähnen, daß die Brotpreise der absteigenden Tendenz der Getreidepreise nicht gefolgt seien. Diese Frage interessire allerdings nur die Großstädte, da auf dem Lande sich Jeder selbst sein Brot backe. Wenn die Getreidepreise auf einem gewissen Niveau erhalten werden müßten, so seien auch im Verhältniß dazu die Brotpreise festzulegen. Nur durch intensive Wirthschaft und Ansamm⸗ lung von Kapital könne man ein genügendes Quantum bauen. Dann werde auch lohnende Beschäftigung für den Arbeiter vorhanden sein, und das sei die beste Art einer inneren Kolonisation und die Grundlage vernünftiger Sozialpolitik. Die rückwirkende Kraft des G sei noth⸗ wendig, um der Spekulation während der Verhandlungen nicht Thür und Thor zu öffnen. Gewisse Korrekturen unbedeutender Art könnten immerhin eintreten. Zu seinem Bedauern sei nun die Mehrheit entschlossen, die Vorlage an eine Kommission zu verweisen. Er warne davor; der Handelsstand habe das größte Interesse an der baldigen Entscheidung der Frage, und eine Erörterung in der Kommission über die Getreidezölle sei völlig werthlos. In der zweiten Lesung könnte man allenfalls diejenigen Punkte, die eine genauere sachverständige Prüfung erforderten, wie die Mühlenfabrikate u. s. w., an eine Kom⸗ mission verweisen; in der Hauptsache müsse aber die Meinung im Plenum feststehen.
Der Abg. Geibel erklärte: der Mehrheit seiner Freunde zu gegen die Regierungsvorlage, sondern gegen jede weitere Er⸗ höhung der Getreidezölle stimmen würden. Schon die Zoll⸗ erhöhung von 1885 habe die Landwirthe enttäuscht, ganz natürlich, weil der Handel gewußt habe, daß eine Erhöhung kommen würde und eine große Quantität Getreide aus dem Auslande nach Deutschland geschafft habe. Dieses Ge⸗ treide sei augenblicklich nicht gebraucht worden, hätte aber 1886 auf den Preis drücken müssen. Jett liege die Sache ähnlich, und die Schuld trage der Minister Lucius, der im Frühjahr im Abgeordnetenhause die Zusage oder die Wahrscheinlichkeit ausgesprochen, daß Preußen im Bundesrath eine Getreidezollerhöhung beantragen würde. Der Preis des Getreides sei jedoch nur ein Faktor
er sei beauftragt, im Namen erklären, daß sie nicht nur
bei der Berechnung des Ertrages des Getreidebaues, der andere
Fertar sei die Menge des gebauten Getreides. Der Minister ucius meinte, eine Enquete würde zu lange aufhalten und zu schwierig sein. Er (Redner) wünsche nun gerade, daß die Landwirthe klar und offen ihre Bücher zur Verfügung stellten. Allerdings wäre diese Enquete schwer. Denn, ohne seinen Berufsgenossen zu nahe zu treten, erkläre er ruhig: unter 1.
Landwirthen hätten nicht 10 eine geregelte Buchführung. Zur doppelten italienischen 1“ brauche auch der Land⸗ wirth die Hülfe eines ausgebildeten Geschäftsmannes; aber auch die einfachste Buchführung fehle, wenigstens beim Bauernstande. Er habe nun eine kleine Privatenquete veran⸗ staltet und führe ein Beispiel an, das typisch sei: „Das Gut umfaßt 500 Morgen und hat reinen Getreidebau und Vieh⸗ zucht. Die Preise, welche dies Gut 1881 resp. 1886 erzielte, sind folgende: für Raps 12,70 ℳ resp. 10 ℳ; -für Weizen 12,25 resp. 7,85 ℳ; für Roggen 9,90 resp. 6,75 ℳ; für Hafer 8 resp. 6 %ℳ Der Gesammtertrag aber betrug 1881 nur 23 702 ℳ, 1886 24 091 ℳ Der wirklich gelöste Be⸗ trag für das verkaufte Getreide betrug 1881 13 129 ℳ, 1886 13 541 ℳ Der Brutto⸗Erlös ist also nicht gefallen, sondern gestiegen. Die 11““ betrugen auf jenem Gut 1876—80 im Durchschnitt 10 609 ℳ, 1881—85 10 101 ℳ, 1871 — 75 10 428 ℳ, sie sind also nicht höher eworden.“ Unleugbar sei eine Nothlage eines Theils der andwirthschaft wirklich vorhanden, Uüofern die Einnahmen aus dem Getreide gegen 1871— 75 gesunken seien. Wie sei dem abzuhelfen? Eine Erhöhung der Getreidezölle, also der
1“ 8 “ 1
eidepreise, werde einem Theil de 1 gortheile bringen, aber nur für eine Reihe Die einzige Rettung aus der in niedrigeren Güterpreisen.
Man sollte
Uoshung der Getreidepreise unterbrechen. wirke als ein süßes,
als er selbst brauche. umgesehen, wieviel Centner Brotfrucht auf
ölkerung fielen. 388 jede Woche 20 Brote zu 6 P
aahr, ganz Mee u.
Morgen Brotfrucht gebaut.
485 Pfd.
habe, twa Das gelte von dem
Bevölkerung. 75 Proz. von einer Erhöhung
großen Theil der Landwirthe der Getreidepreise
Hypothekenzinsen u. s. w.
als er sein Getreide verkauft habe.
von Landeskultur⸗Rentenbanken und durch
Kredit. Der Landwirth selbst müsse sich zu helfen suchen durch eine rationelle, dem Kulturfortschritt entsprechende Wirthschaft.
Arbeiter von der
Daß die ländlichen B Vortheil hätten,
einen ganz kleinen
der Geldlöhnung Platz
löhnung bereits
der sich auf Industrie und Sozialpolitik.
schädigenden Maßregeln fahren. Der Arbeiter werde von
berührt, insofern der Zoll auf den wirke. Diese Frage des Brotpreises lasse sich zu Ort beantworten.
der
sei, dann werde er verbittert.
Der Abg. Gehlert meinte, alle freihändlerischen Reden
r Landwirt jetzigen Kalamität bestehe
jetzt vollziehenden Gesundungsprozeß nicht Dieses Mittel aber gefährliches Gift. Kleinste Theil, 25 Proz. der Landwirthe, baue mehr Getreide, Er habe sich im Meiningenschen
den Kopf der Eine bäuerliche heenc. von 10 Köpfen zu 6 8. also 120 Pfd. pro
Poche, das mache etwa 6 Ctr. 24 Pfd. pro Kopf auf das abgesehen von dem Bedarf an Weizen zu Koch⸗ schnittlich pro Ein Bauer, 20 Morgen besitze, werde auf 5 ½ Morgen 26 Ctr. 27 Pfd. Brotfrucht bauen; er werde aber zum Verzehren, auch wenn er weder Knecht noch Magd, sondern nur Frau und Kinder 32 Ctr. 50 Pfd., zur Aussaat 5 ½ Ctr., im Ganzen 38 Ctr. brauchen, also 11 Ctr. zukaufen müssen. der
s. w. In Meiningen würden durch
einen Nitzen ganz entschieden nicht. Der kleine Landmann sei in der Regel mit seinen Ersparnissen nach der Ernte zu Ende. Dann werde das Getreide Tag und Nacht gedroschen, nach der Ernte aber seien die Preise gedrückt und er müsse sein Getreide billig verkaufen, um seine Schulden, zu bezahlen und schließlich im Winter Mehl und Brot zu einem viel höheren Preise kaufen, Hier könne nur der Einzelstaat helfen durch ein gerechtes Steuersystem, Ent⸗ lastung der Gemeinden, Erleichterung der Melioration, Errichtung ) einen gesicherten
bestreite er nicht; er werde aber um so eher schwinden, als die Natural⸗
dhhs ein in hohem Maße vollzogen habe. besonderer Wichtigkeit sei der Einfluß der Getreidezollerhöhung Dieser Einfluß werde ein ungünstiger sein. Das Ausland werde naturgemäß in seinen gegen die deutsche Industrie fort⸗
Brotpreis
Wenn eine Vertheuerung des Brotes eintrete in Folge einer allgemeinen Kalamität, eines Kriegs⸗ falles oder einer Mißernte, so werde der Arbeiter, wenn nicht gern, so doch ohne Murren diese Erhöhung des Getreidepreises tragen, wisse er aber, daß sie eine Folge der Zollerhöhung
von der si
1
he wirkliche trieften von Jahren.
diesen sich durch eine
in anderen Ländern;
an die Wenn an 60
Nur der Herren vom ein Volk mit
Millionen Mark
sparen.
der
bäuerlichen hätten also direkten
von vor 70 — 100 Jahren auch nicht ein
aufgetaucht. Die Freihändler
Steuern, die Massenarmuth des Manchesterthums ist.
verwiesen.
besser wegkämen? Sei der
Zollerhöhung
selbe Richtung gehöre der wirthschaft möge auf
mehr und mehr auf Gemüsebau ꝛc. einrichten.
Uebergang, Von
Zollerhöhung ein⸗ nur von Ort
schützten in ihrem Bedingungen. Industrie
Es sei
ttlichen Entrüstung, welche das händlerherz über dieses Vorgehen empfinde. dabei vollständig, daß die Arbeiter sich wohler sonst würden die Amerikaner hier ein⸗ wandern, nicht deutsche Arbeiter nach Amerika. auf eine Anfrage zurück, die er seit den letzten Tarifdebatten Freihandel
einer
wende, so müsse es sich diese 60 Millionen am Aber was sei die Wirkung dieses verminderten Kon⸗ sums auf die Produktion, oder auf das, was nenne? Wenn also durch die Erhöhung der in der ganzen Welt das Loos der arbeitenden Klassen nicht schlechter geworden sei, so sei das nur dadurch möglich gewesen, daß entweder die Arbeiter einen dieser Bedürfnisse erhalten hätten, duktion das von ihr gelieferte Quantum zu einem billigeren dagegen in Modalitäten differirten. Preise abgegeben habe. Die ganze Mehrbelastung werde also noth⸗ wendig von den Schultern der Arbeit auf die Produktion abgewälzt. Die Volkswirthschaft sei eine Erfahrungs⸗ wissenschaft, die Lehrsätze des Freihandels seien aus der Zeit geschöpft, einziger neuer Gedanke sagten, die Getreidezölle würden den deutschen Export schädigen. wenn sie die Löhne nicht erhöhten? Der Börsenmann, der Großhändler sei der eigentliche arme Mann, um den den Freihändlern das Herz blute. Die einfache Logik lehre, daß die nothwendige Folge der inneren Natur Mit den Getreidezollen werde das Einkommen der Börsenleute und Großhändler Was aber beweise es, wenn Hr. Geibel Rickert Leute kennten, die infolge der doppelten Buchführung Preis der Produkte gesunken und seien die Kosten der Herstellung um 33 ⅛ bis 50 Proz. höher geworden, so stehe es doch prinzipiell fest, daß die Landwirth⸗ schaft heute unter unmöglichen Bedingungen arbeite. Einzelne Ausnahmen bewiesen nichts für den Durchschnitt. gute Rath, die deutsche Land⸗ Kosten einzelne Dabei diese Frage der Existenz der Landwirthschaft mit der Existenz des Vaterlandes selbst zusammenfalle. Gesetzgebung würde ein Verbrechen wider das Vaterland sein. Man habe die Wollzucht verfallen lassen, man Zuckerrübenbau ins Treibhaus gesetzt; die Landwirthschaft Gesetze, welche und nicht auf Spezialartikel verwiesen, sondern welche sie Inhalt innerhalb der natürlichen deutschen eine und Landwirthschaft zu erzeugen oder finden zu wollen. schaft zu Grunde, so verliere die Industrie 20 Millionen sichere Konsumenten. Es sei Thatsache, daß Mitte der 60 er Jahre,
E11“
Frei⸗ Man übersehe befänden, als
Er komme habe
Milliarde davon für
stellen Einkommen, Getreide auf⸗
man das Kapital Lebensmittelpreise
höheren Lohn zur Bestreitung oder aber, daß die Pro⸗
Schultern der
und seitdem sei in dieser Schule
Wie könne das geschehen,
bereits verringert; zutreten.
und Hr. sein? stimmen. In die⸗ Körnerfrüchte sich
Artikel, Viehzucht, werde übersehen, daß
der
Eine darauf gerichtete
habe den man hrauche aber für sie nicht auf das Treibhaus
wirk große Thorheit, zwischen zulehnen. einen Gegensatz künstlich Gehe die Landwirth⸗
einzig wirksame Mittel. habe er noch zu erklären, daß sie Mehrheit, beinahe einstimmi
gegen die Ziffer der Vorlage, sie sei rhöhung der Getreidezölle. sie die Niedersetzung einer Kommission von 28 Mitgliedern. Der Abg. Lorenzen äußerte: wirthschaft nicht mehr so wie früher, aber in vielen Fällen bei guter Bewirthschaftung sei sie dennoch lohnend. rechnung der Rente eines Grundstücks Betracht, z. B. ob ein Grundstück zu namentlich ob ökonomisch und rationell gewirthschaftet werde. Die Landwirthschaft leide nicht allein Noth, sondern auch andere Geschäfte, z. B. die Eisen⸗Industrie, Schleuderpreisen leide. bemüht, Die Hauptsache sei
zweckmäßige E
schaftung der Güter. die Zollerhöhung steigen; was aber würden die weiteren Folgen Er sei ein Großgrundbesitzes, a der Bevorzugung der Großen gegenüber den Kleinen zu⸗ Dieses Gesetz werde wiederum ein ganz gefährliches Ding gegenüber den Sozialisten sein. großen Brennereien vor den kleinen, lieferten, bevorzugt worden. Preise steigen würden, 1885 eines Anderen belehrt worden; sicherlich werde aber von Neuem eine Unzufriedenheit und Verhetzung der Arbeiter gegen die Landwirthe die Folge sein. die Hauptsache. seit vielen Jahren die Klippen zu umgehen, welche Deutsch⸗ land in einen militärischen Krieg hätten verwickeln können, so werde das Reich Fn kommen, icher Krie
als die deutsche Freihandelsweisheit ihre größten Triumphe gefeiert habe, Amerika von den Schutzzöllen auf die Prohi⸗ bitivzölle übergegangen sei. Außer England habe kein Kultur⸗ staat einen niedrigeren Tarif als Deutschland, und der fran⸗ zösische Freihändler wäre mit dem deutschen Tarif zufrieden. Er halte es geradezu für das Gefährlichste, daß die deutsche wollen. Industrie in Folge einer durch Menschenalter hindurch durch den Freihandel zerfressenen Gesetzgebung gezwungen gewesen sei, sich hauptsächlich auf den Export einzurichten. Deutschland müsse Zölle Munde ab⸗ v um die natürliche Ueberlegenheit der ausländischen Arbeits⸗ edingungen auszugleichen und um an Stelle der seitherigen freihändlerischen Liebesphrasen Waffen in die Hände zu be⸗ kommen, sich gegen das Uebelwollen der Ausländer zu wehren. Der Getreidezoll sei namentlich den Russen gegenüber das seiner politischen Freunde der Vorlage in überwiegender
Namens im Prinzip zustimmten, daß sie
aber durchaus für eine Endlich beantragten
Allerdings lohne die Land⸗
Bei der Be⸗ kämen viele Fragen in theuer gekauft sei und
die auch unter In Schleswig Holstein habe man sich Selbsthülfe der Noth entgege eine rationelle Bewirth⸗ Die Kornpreise würden vielleicht durch
mit
ees der Landwirthschaft, speziell des er als Reichstagsmitglied könne er nicht
So seien auch die die das beste Produkt Ueber die Voraussetzung, daß die sei man durch die Zollerhöhung von
Für ihn liege darin Wenn es dem Fürsten Bismarck gelungen sei,
durch diese Zollpolitik in einen politischen der viel gefährlicher werden könne als ein
g. Deshalb müsse er bitten, die Vorlage ab
Ein Vertagungsantrag wurde angenommen. Nach einigen persönlichen Bemerkungen vertagte sich das Haus um 4 ½ Uhr auf Freitag 11. Uhr.
1. Steckbriefe und Untersuchungs⸗Sachen.
2. Zwangsvollstreckungen, Aufgebote, Vorladungen u. dergl.
3. Verkäufe, Verpachtungen, Verdingungen ꝛc.
4. Verloosung, Zinszahlung ꝛc. von öffentlichen Papieren.
5. Kommandit⸗Gesellschaften auf Aktien u. Aktien⸗Gesellsch.
Oeffentlicher
6. Berufs⸗Genossenschaften.
7. Wochen⸗Ausweise der deutschen Zettelbanken. 8. Verschiedene Bekanntmachungen.
9. Theater⸗Anzeigen.
10. Familien⸗Nachrichten.
In der Börsen⸗Beilage.
1) Steckbriefe und Untersuchungs⸗Sachen.
s42354] Steckbrief. 1
Gegen den unten beschriebenen Kaufmann Hugo Wittenberg, am 22. Juli 1356 in Rawitsch ge⸗ boren, welcher sich verborgen hält, soll eine durch Urtheil des Königlichen Schöffengerichts zu Berlin vom 8. Februar 1886 erkannte Gefängnißstrafe von zwölf Tagen vollstreckt werden. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das nächste Gerichts⸗ gefängniß abzuliefern, falls er nicht nachträglich die an erster Stelle erkannte Geldstrafe mit sechszig Mark bezahlen sollte.
Berlin, den 23. November 1887.
Königliches Amtsgericht I. Abtheilung 93. (L. S.) Jacobi. 98
Beschreibung: Alter 31 Jahre, Größe 1 m 79 cem, Statur schlank, Haare schwarz, Stirn hoch, Bart schwarzer Vollbart, Augenbrauen schwarz, Nase ge⸗ wöhnlich, Mund gewöhnlich. Zähne vollständig, Kinn spitz, Gesicht länglich, Gesichtsfarbe blaß, Sprache deutsch; besondere Kennzeichen: keine.
[42353] Steckbrief.
Gegen den Käthner Michel Ojus aus Jodekrandt, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Meineides verhängt. Es wird ersucht, dense ben zu heec ten und in das nächste Justiz⸗Gefängniß abzu⸗ jefern.
Russ, den 25. November 1887.
Königliches Amtsgericht.
142355] Steckbriefs⸗Erledigung.
Der diesseits unterm 1. August d. Js. hinter den Lehrling Arthur Gabriel, geboren am 5. Juli 870 zu Danzig, wegen Hehlerei in den Akten J. III. D. 532. 87 erlassene Steckbrief wird zurück⸗ genommen.
Berlin, den 29. November 1887.
Königliche Staatsanwaltschaft I.
[37101] 1) Der
Grenadier Klempner Karl Wilhelm Schniegler, am 10. November 1860, zu Golzow, Kreis Lebus, geboren, evangelisch, zuletzt in Golzow wohnhaft,
2) der Gefreite Knecht Christian Hermann Paschke, am 2. August 1859 zu Zechin, Kreis Lebus, geboren, evangelisch, zuletzt in Zechin wohnhaft,
3) der Gefreite Kutscher Ferdinand Wilhelm Schultz, am 13. Februar 1851 zu Bellin, Kreis Königsberg N.⸗M., geboren, evangelisch, zuletzt in Letschin wohnhaft, 8
werden beschuldigt, als beurlaubte Reservisten ohne Erlaubniß ausgewandert zu sein und ohne von der eva se egten “ der Militärbehörde nzeige erstattet zu haben.
Uebergretung gegen §. 360 Nr. 3 des Strafgesetzbuches.
Aae elben needeäreguf Anordnung des Königlichen mtsgerichts hierse auf
den 48. Februar 1888, Vormittags 9 Uhr,
vor das Königliche Schöffengericht in Seelow zur
Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben werden dieselben auf Grund der nach §. 472 der Strafprozeßordnung von dem Königlichen Bezirks⸗Kommando zu Frank⸗ furt a. O. ausgestellten Erklärungen verurtheilt werden.
Seelow, den 31. Oktober 1887.
Boese, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts.
[42470]
Nr. 6938. In der Strafsache gegen Franz Xaver Hunn von Gottenheim u. Gen. wegen Verletzung der Wehrpflicht:
Beschluß.
Nach Ansicht §. 140 St.⸗G.⸗B. und §§. 480, 326
St.⸗P.⸗O. wird zur Deckung der die Angeklagten
Franz Xaver Hunn von Gottenheim,
Otto Redle von da,
Karl Friedrich Fuchs von Ihringen,
Josef Frenzle von Merdingen,
Maier Bloch von Ihringen möglicherweise treffenden höchsten Geldstrafe und Kosten mit zusammen je 400 ℳ — Vierhundert Mark — das diese Angeklagten dereinst zufallende, im Deutschen Reich befindliche Vermögen in Höhe von Vierhundert Mark mit Beschlag belegt.
Freiburg, den 15. November 1887.
Großherzogl. Landgericht, Strafkammer II.
gez. Haaß. Eisenlohr. Simmler.
Die Uebereinstimmung vorstehender Ausfertigung mit der Urschrift beurkundet.
Freiburg, den 15. November 1887.
Der Gerichtsschreiber des Gr. Landgerichts. (L. S.) (Unterschrift.) Dies veröffentlicht: Freiburg, den 28. November 1887. Der Gr. Staatsanwalt. (L. S.) Geiler. [42356]
Nachstehend verzeichnete Person wird beschul⸗ digt, als Wehrpflichtiger in der Absicht, sich dem Eintritte in den Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte zu entziehen, ohne Erlaubniß das Bundesgebiet verlassen oder nach erreichtem militär⸗ pflichtigen Alter sich außerhalb des Bundesgebiets aufgehalten zu haben.
Vergehen gegen §. 140 Abs. 1 Nr. 1 St.⸗G.⸗B.
Dieselbe wird auf
Freitag, den 27. Januar 1888,
Vormittags 10 Uhr, vor die Strafkammer des Kaiserlichen Landgerichts zu Saargemünd zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird dieselbe auf Grund der nach §. 472 der Strafprozeßordnung von der Kreisdirektion zu Kolmar über die der An⸗ klage zu Grunde liegenden Thatsachen ausgestellten Erklärung verurtheilt werden, nämlich:
Mettauer, Ludwig Napoleon, geboren den “ 1865 zu Kolmar, zuletzt zu Folpers⸗ weiler.
Durch Beschluß der Strafkammer dahier vom 22. November 1887 ist das im Deutschen Reiche befindliche Vermögen des Genannten zur
Deckung der ihn möglicherweise treffenden höchften
Geldstrafe und der Kosten des Verfahrens mit Be⸗ schlag belegt. Faßpemtant. den 29. November 1887. eer Kaiserliche Erste Staatsanwalt.
2) Zwangsvollstreckungen, Aufgebote, Vorladungen u. dgl.
[42405] Aufgebot.
Nr. 12 157. Das Gr. Amtsgericht dahier hat unterm Heutigen folgendes Aufgebot erlassen:
Markus Scherzinger, Fabrikarbeiter von Güten⸗ bach, hat unter Glaubhaftmachung des Verlustes des auf seinen Namen ausgestellten Sparkassenbuches der Spar⸗ und Waisenkasse Furtwangen, ausgestellt unter dem 4. Oktober 1871 mit Nr. 1359 über eine Einlage von 31 Fl. 48 Kr., welche sich in Rücksicht auf Ein⸗ und Ruͤckzahlungen mit den bis 31. De⸗ zember 1886 berechneten Finsen auf ℳ 106,05 er⸗ höht hat, das Aufgebot beantragt.
Der Inhaber des Sparkassenbuches wird aufge⸗ fordert, spätestens in dem von Gr. Amtsgericht Tri berg auf den Gerichtstag in Furtwangen am
Mittwoch, den 16. Mai 1888, Vormittags 9 Uhr, anberaumten Aufgebotstermine seine Rechte anzu⸗ melden und das Sparkassenbuch vorzulegen, widrigen⸗ falls dessen Kraftloserklärung erfolgen wird. Triberg, den 25. November 1887. 6 u“ Großherzogliches Amtsgericht. 1 Der Gerichtsschreiber: Becherer
[42404] Aufgebot.
Die Wittwe Zimmermann, Henritte, geb. Rath, in Schadendorf, hat das Aufgebot des ihr gehörigen, auf den Namen „Henriette Rath in Schadendorf“ lantenden, angeblich verlorenen Sparkassenbuchs der städtischen Sparkasse zu Merseburg Nr. 24 926 über 95 ℳ Einlage und 28 ℳ 7 44 eönaa beantragt. Der Inhaber der Urkunde wird aufgefordert, spätestens in dem auf den 7. Juli 1888, Vormittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer Nr. 37, anberaumten Aufgebotstermine seine Rechte anzumelden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunde erfolgen wird.
Merseburg, den 21. November 1887.
Königliches Amtsgericht. Abtheilung V.
[42374] ꝙ1 1
Die verwittwete Inspektor Eckert zu Kattowitz hat das Aufgebot des auf ihren Namen lautenden und an jeden Inhaber zahlbaren Sterbekassenbuchs des Sterbekassenvereins zu Kattowitz Nr. 97, bestehend aus dem Receptionsschein vom 26. Februar 1865 und einem gedruckten Statut des gedachten Sterbe⸗ kassenvereins zum Zwecke der Amortisation des Buchs beantragt. 1—
Das letztere ist angeblich auf bisher unermittelte Weise verloren gegangen.
Der Inhaber desselben wird daher aufgefordert, spätestens in dem auf
den 23. März 1888, Vormittags 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer 26, an⸗
8 116““
beraumten Aufgebotstermine seine Rechte anzumelden und das qu. Buch vorzulegen, widrigenfalls seine Kraftloserklärung erfolgen wird. 8 8 Kattowitz, den 25. November 1887. Königliches Amtsgericht. [42477] Aufgebot.
Der Peter Zöller von Katzwinkel hat das Au gebot eines von der Wissener Volksbank e. G. zu Wissen ausgestellten, auf den Namen des Antrag⸗ stellers lautenden Einlagebuchs über einen am 1. Januar 1887 vorhandenen Bestand von 206 ℳ 44 ₰, wovon am 4. Juni 1887 20 ℳ zurückgezahlt sind, beantragt. Der Inhaber der Urkunde wird aufgefordert, spätestens in dem auf
den 13. Juli 1888, Vormittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer Nr. 3, anberaumten Aufgebotstermine seine Rechte anzu⸗ melden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunde erfolgen wird.
Wissen, den 29. November 1887.
Königliches Amtsgericht.
[42372]
Die Ehefrau Caroline Wimpfheimer zu New⸗ York City und die Wittwe des Bergwerksdirektors Mielchen, Anna, geb. Gregor, zu Kattowitz, haben das Aufgebot der Antheilscheine der Per abch Braunschweigischen Prämien⸗Anleihe vom 1. März 1869 Serie 3769 Nr. 50, Serie 8382 Nr. 19, Serie 8383 Nr. 11 — Serie 2147 Nr. 33 und 34 — beantragt.
Die Inhaber dieser Antheilscheine werden damit aufgefordert, spätestens in dem auf
den 16. Juni 1888, Morgens 11 Uhr, vor Herzoglichem Amtsgerichte, Zimmer 27, an⸗ gesetzten Termine ihre Rechte anzumelden und die Urkunden vorzulegen, widrigenfalls solche für kraftlos erklärt werden werden.
Braunschweig, 26. November 1887.
Herzogliches Amtsgericht. L. Rabert.
[42410 schluß. 8
1) Die verwittwete Freistellenbesitzer Hentschel⸗ Charlotte, geborene Baumgart, zu Mersine,
2) die verehelichte Freistellenbesitzer Gentner, Louise, geborene Hentschel, im Beistande ihres Ehemannes Paul Gentner zu Schlaupp,
3) der Freistellenbesitzer August Hentschel z
ersine,
4) die verehelichte Freistellenbesitzer Röhricht Pauline, geborene Hentschel, im Beistande ihres Ehemannes Wilhelm Röhricht zu Piskorsine,
haben das Aufgebot des Grundstücks Nr. 5 Mersin
in Größe von 11 Hektar 21 Ar 70 Qu.⸗Metern,
mit 147 ℳ 27 ₰ Grundsteuer⸗Reinertrag, zum Zweck der Besitztitelberichtigung, beantragt. Es werden daher alle Eigenthumsprätendenten auf⸗ efordert, ihre Ansprüche und Rechte auf das Grund⸗
tück spätestens im Aufgebotstermine,
am 14. Juni 1888, Vormittags 9 Uhr,
vor dem unterzeichneten Gericht, Terminszimmer II.
Eine Mehrheit sei zwar