Den nuafahrungase örden werden die behufs Durchfüh⸗ nfa
rung der staatlichen
vorschriften gleichzeitig übersandt. Berlin, den 8. Dezember 1887. . 3 Der Minister der öffentlichen Arbeiten.
MNinisterium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.
Dem Kreis⸗Thierarzt Macks zu Langenschwalbach im Untertaunuskreise ist, unter Entbindung von seinem gegen⸗ wärtigen Amt und unter Anweisung seines Wohnsitzes in Seehausen, die Kreis⸗Thierarztstelle des Kreises Osterburg
verliehen worden.
Finanz⸗Ministerium.
Die Kataster⸗Sekretäre Jahr in Münster, sowie die Kataster⸗Controleure Arenz in Schweich, Brostowski in Flensburg, Debray Hartmann Langenschwalbach, Klein in Liegnitz, Kreuder in Pinneberg und Lentz in Lyck sind zu Steuer⸗
Schnieber
in Göttingen,
Inspektoren ernannt.
versicherung erlassenen Ausführungs⸗
Maybach.
8 16 8 8
111““
in Hildesheim und
in Gr.⸗Strehlitz, Jung in Konkiel in Breslau,
Nachdem durch die Bekanntmachungen der Königlich sächsischen Kreishauptmannschaft zu Dresden
2
vember und 3. Dezember d. J. („Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 276 und 285) die Nummern 8, 10 bis 12, 14, 16 bis 28 des 3. Jahrgangs der zu New⸗York „Deutsch⸗Amerikanische herausgegeben vom Nationalverband der Vereinigten Staaten, verboten worden sind, wird Grund der 8§. 11 und 12 gefähtlichen Bestrebungen der Sozialdemo 1878 (Reichs⸗Gesetzblatt S. 351) auch des Blattes „Deutsch⸗Amerikanische Bäcker⸗Z gebiet hierdurch verboten. b 13. Dezember 1887. Der Reichskanzler. In Vertretung: von Boetticher.
Druckschrift: 1u“ gehülfen auf
Berlin, den
vom 22. No⸗
wöchentlich erscheinenden Bäcker⸗Zei⸗
der Bäcker⸗
des Giesetse gegen die gemein⸗
ratie vom 21. Oktober die fernere Verbreitung eitung“ im Reichs⸗
Königlich Preußische Armee. Ernennungen, Beförderungen e. Berlin, berg⸗Ludwigsdorff, Sec. Lt. vom Drag. Regt. Kommando zur Dienstleistung bei dem Königlichen Marstall um ein
Im aktiven Heere.
Jahr verlängert.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Berlin, Steinhaeuser, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 57,
10. Dezember. der Abschied bewilligt.
1 Königlich Bayerische Armee. Ernennungen, Beförderungen 4. Dezember. im Verhältniß à la suite Regts., auf ein weiteres halbes Jahr beurlaubt. Koch, Major à la suite des 4. Jäger⸗Bats.,
Im aktiven Heere. Rittm., unter Belassung
Dezember.
zum Bats. Commandeur im 13. Inf. Regt., à la suite des 16. Inf. Regts., Comp Chef im 1. Jäger⸗Bat. ernannt. Röger, Pr. Lt. des 18. Inf. Regts. kommandirt zum Topographischen Bureau des Generalstabes,
unter Stellung à la suite seines Truppentheils, als Lehrer zur Kriegs⸗
schule versetzt.
Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. Sec. Lt. des 12. Inf. Regts., Generalstabes kommandirt.
Abschiedsbewilligungen. Wölfle, Major, Bats Commandeur im 13 Inf. Regt., mit Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen Hauptm., Comp. Chef im 1. leihung der Aussicht auf Anstellung im Civildienst, mit Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform, der Abschied be⸗
zember.
antner,
willigt.
Im Sanitätscorps. 7. Dezember. 1. Kl., des 4 Inf. Regts, Militärverhältnissen ertheilt.
8. Dezember.
auf Nachsuchen der Abschied aus allen
Dr. Edelbrock, Assist. Beurlaubtenstandes, behufs Uebertritts dienste, der Abschied bewilligt. 8
und Versetzungen. 8. Dezember. v. Franken⸗ Nr. 3, dessen
und Versetzungen. Frhr. v. Rokenhan, des 2. Chev.
Ulrich, Hauptmann Lehrer an der Kriegsschule, zum
Graf v. Bullion, zum Topographischen Bureau des Im aktiven Heere. 8. De⸗
8 der Uniform, Jäger⸗Bat., unter Ver⸗
Meyer, Assist. Arzt
Arzt 2. Kl. des in Königlich preuß. Militä
Nichtamtliches. Deutsches Reich. Berlin, 14. Dezember.
Pbegsesn.
der Kaiser und König Geheimen Civilkabinets Spoazierfahrt.
— Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichstages befindet sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (I11.) Sitzung des Reichs⸗ 1 — welcher der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten, Staats⸗Minister Dr. Lucius und Kommissarien beiwohnten, stand auf der Tagesordnung die Fortsetzung der zweiten Berathung fend die Abänderung des Zur Diskussion stand zunächst die Position Fol 1,50 ℳ; Vorlage der Regierung 3 ℳ; ion hatte diesen Vorschlag abgelehnt.
w und Dr. Delbrück beantragten einen Zoll Der Referent Abg. Freiherr von Ow Kommissionsverhandlungen, Haferbau gerade für d sei. Der kleine Bauer habe guten Haferpreisen, da e halb empfahl Redner den Der Abg. Rickert spra aus, daß der Vorredner als Reserent der Kommission, welche die Ablehnung jedes Zolles beschlossen habe, Beim Hafer handele es sich um ein Futtermittel,
von
empfehle.
entgegen und machten sodann eine
e ärmeren Gegenden von Bedeutung
r den Hafer meistens verkaufe. Des⸗ von ihm vorgeschlagenen höheren Zoll.
Se. Majestät nahmen heute den Vortrag des
es Gesetzentwurfs, betref⸗ Zolltarifs (Getreidezölle). „Hafer“: jetziger die Kommis⸗ Die Abgg. Freiherr
ss⸗ von 5 ℳ verwies auf die aus denen hervorgehe, daß der
vornehmlich ein Interesse an
seine Verwunderung daruͤber
seinen Antrag
ie Besitzer noch Ha aber nicht entscheiden
nicht nothwendig.
Der Minister für Landwirth Gründe vor, den nahme eines Haferzolles von 4
brück ihre Anträge auf einen
großer Mehrheit angenommen. 1 auf 2 ℳ für Buchweizen ang
Für Hülsenfrüchte verlangt Erhöhung von 1 auf 2 ℳ
Der Abg. Brömel sprach si erhöhung aus,
Regierung angenommen. Für Gerste wird eine Erhöh
verlangt.
Die Abgg. Freiherr von Ow
einen Zollsatz von 3 ℳ
Der Referent Abg. Freiher
Kommissionsverhandlungen mit,
Gerstezolles das Interesse
würde.
gegen die Erhöhung des Gerstezo sei, über eine Erhöhung
1a Exportbrauerei würde au
von Ow angenommen würde. Der Abg. Goldschmidt äußer
heute wohl leider auch die Erhöhun werden würde, die den Schaden zufügen würde.
könnte. Deshalb
Der Abg. von Puttkamer ( auffallen,
vorgeschlagen sei, hier nur eine
sprechen. Das Brauereigewerbe in einer Nothlage. ergeben sollte, so würde dieselbe
völkerung des Nordens. den Norden gegenüber dem Süde Der Minister Dr. Lucius
gierung,
die bayerischen Interessen gebühre das Brauereigewerbe freuliche Thatsache.
nicht überall
öüberall in glänzender Lage Berlin die
bayerischen großen Br
so bat Redner, die Erhöhung nich Der Abg. von Puttkamer Deutschland für Brauereizwecke
Darauf wurde die heit angenommen.
Der Abg. Dr. Delbrück, der den Zusatz anzunehmen:
Sobald an 60 Börsentagen i
180 ℳ, für die Tonne Weizen mit
bekannt gemacht. äußerte dann, weil bei jedem Untergang einer Stück moralischen Kapitals
rung des Getreides.
noch so mächtige Börsengruppe
weit steigern,
Man könnte
sonst sit ontmen werden sollte. Nach
des Blattes.)
— Die IX. Kommission wurfs eines Gesetzes, betreffend Oeffentlichkeit lungen, hat sich folgendermaße (Sachsen) Vorsitzender, Abg. Dr. des Vorsitzenden, die Abgg. Dr.
Schriftführer.
das die meisten Landwirthe noch zukaufen müßten. Referent habe nur die Interessen seiner gehabt, wo allerdings gerade der kleine Besitz vorwiege, und se verkauften. 1— sein. Die Einfuhr von Hafer sei auch ohne Zollerhöhung zurückgegangen, deshalb sei ein Schutz
hin, daß die Regierung im Allgemeinen eine Verdoppelung der bestehenden Zonsah⸗ beantragt habe;
afer höher zu treffen. Der Abg. von Wedell⸗Malchow empfahl dann die An⸗
Darauf zogen die Abgg. ha en von Ow und Dr. Del⸗ Zoll von 5 ℳ zurück.
Der Antrag von Wedell⸗Malchow wurde dann mit 145
gegen 125 Stimmen abgelehnt, und der Zollsatz von 3 ℳ mit
Mit derselben Mehrheit wurde die Zollerhöhung von Brömel sich gegen jede Erhöhung ausgesprochen hatte.
Der Abg. Graf Stolberg beantragte einen Zoll von 3 ℳ, der Abg. Freiherr von Ow einen
2 1 während der Minister Dr. Lucius bat, nicht über die verlangten Zollsätze hinauszugehen.
Der Abg. Graf Stolberg hielt bei der Hochwerthigkeit der Hülsenfrüchte an dem Satz von 4 ℳ fest, nur im Ab⸗ lehnungsfalle bat er um einen Zoll von 3 ℳ
Beide Sätze wurden aber abgelehnt, und die Vorlage der
der kleinen Brauereien gegenüber den großen geltend gemacht sei, zumal in Deutschland die zum Brauen erforderliche Gerste nicht in genügender Menge gebaut
Der bayerische Ministerial⸗Rath von Stengel erklärte sich um 50 Proz hinauszugehen.
dem Weltmarkt beeinträchtigt werden, falls der Antrag
schlossenen Zollerhöhung eines unentbehrlichen Lebensmittels
kleinen . 1 . Die Motive die deutsche Landwirthschaft die für die Brauerei erforderliche Gerste weder der Qualität, noch der Quantität nach herstellen önnte sei jede Zollerhöhung sie würde entweder das Bier vertheuern oder schlechter machen.
daß, während sonst eine Verdoppelung der Zollsätze
verlangt werde. Es scheine sich hier um ein spezifisch Interesse zu handeln. Die Produktion an Gerste sei in Deutschland groß genug, um den Anforderungen der Brauereien zu ent⸗
Wenn sich eine
die des Branntweins, des Getränkes der ländlichen Be⸗ Die Annahme der Vorlage würde
1 führte dem Vorredner gegenüber aus, daß es sich nicht um einen Antrag der bayerischen Re⸗ sondern um eine Vorlage in dessen Schoß die Vorlage eingehend
noch prosperire, so sei das nur eine er⸗ Der Abg. Meyer (Halle) bemerkte,
teten. Diese könnten den Zoll wohl ertragen, kleinen, die dann von den großen aufgesogen werden würden. Da auch eine Verschlechterung des Biers zu
würde, die aber meistens nach England exportirt würde. Regierungsvorlage mit großer Mehr⸗
Berliner Getreidebörse der Preis für die Tonne Roggen mit wenigstens
ist, treten für die Positionen Weizen und Roggen (Nr. 9a und b
des Zolltarifs) und Mühlenfabrikate ꝛc. ) die Sätze des Zolltarifs vom 24. Mai 1885 wieder in Kraft. Der Tag der Veränderung wird durch den Reichskanzler festgestellt und
daß der Grundbesitz
. 1 zu Grunde gehe; er wolle einen Schutz der Landwirthschaft, aber nicht eine Vertheue⸗ 1 Das bezwecke sein Antrag, dessen Aus⸗ führbarkeit keine Hindernisse entgegenständen. könne den Preis dauernd so um eine Herabsetzung des Zolles zu ermöglichen. die Zahlen allenfalls ändern, wenn der Antrag
dem noch der Staats⸗Minister Dr. Lucius und der
Abg. Meyer (Halle) den Antrag Delbrück bekämpft hatten, wurde dieser von seinem Verfasser zurückgezogen.
stattfindenden
Der B. im Auge
Sonderinteressen dürften
schaft ꝛc. Dr. Lucius wies darauf
es lägen keine
ℳ
enommen, nachdem der Abg.
die Regierungsvorlage eine
solchen von 4 ℳ ch auch hier gegen jede Zoll⸗
ung von 1,50 ℳ auf 2,25 ℳ und von Helldorf beantragten
r von Ow theilte aus den daß gegen die Erhöhung des
lles, da es nicht zweckmäßig Pr. Die in ihrer Konkurrenzfähigkeit
te, daß nach der gestern be⸗
g des Gerstezolls angenommen Brauereien empfindlichen selbst gäben zu, daß
nur schädlich, denn
Plauth) meinte: Es müsse
Steigerung um 50 Prozent bayerisches
befinde sich jedenfalls nicht Vertheuerung des Bieres doch nicht so groß sein, wie
n benachtheiligen.
des Bundesraths handle, geprüft und auch nd berücksichtigt seien. Wenn
daß die Brauerei sich befinde, wenn auch hier in auer ihre Bierpaläste errich⸗ nicht aber die
befürchten sei, t zu bewilligen.
(Plauth) äußerte, daß in brauchbare Gerste gebaut
beantragt hat, im §. 1 folgen⸗ m Laufe eines Jahres an der wenigstens 220 ℳ notirt worden
(Nr. 25 J 2 des Zolltarifs)
geschützt werden müsse, Grundbesitzerfamilie ein gut
Keine auch
(Schluß
zur Vorberathung des Ent⸗ die unter Ausschluß der Gerichtsverhand⸗ n konstituirt: Abg. Klemm Meyer (Jena), Stellvertreter Porsch und von Reinbaben,
— Die Rang⸗ und Quartier⸗Liste der Kaiser⸗ lich deutschen Marine für das Jahr 1888 ist (im Verlage von Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Königliche Hofbuch⸗ handlung zu Berlin) erschienen. Sie ist am 1. November d. J abgeschlossen; am 1. Mai k. wird ein Nachtrag, die Personalveränderungen für den Sommerdienst enthaltend, aus⸗ gegeben werden.
— Hat der Gerichtsvollzieher bei einer Zwangsvoll⸗ streckung Sachen gepfändet und in Besitz genommen, sodann aber diese Sachen wieder in den Gewahrsam des Schuldnerz zurückgebracht, ohne an denselben die vollzogene Pfändung
ersichtlich zu machen, so ist nach einem Urtheil des Reichs⸗ gerichts, III. Strafsenats, vom 17. Oktober d. J., die Pfän⸗ dung unwirksam, und der Schuldner, welcher diese Sachen veräußert, ist straffrei.
—— Durch Allerhöchste Ordre vom 16. November d. J ist den Beschlüssen, welche die Stände des Kreises Mogilno über die Ausführung von Chausseebauten im Kreise auf den Kreistagen vom 5. Oktober 1883 und 10. Juni d. J. inhalts der bezüglich der Verwendung des Kapitals der Kreis⸗ Kommunal⸗Fonds und der Belastung der Kreiseingesessenen mit Kreisabgaben zur Verzinsung und Tilgung einer bei dem Reichs⸗Invalidenfonds behufs Ausführung der Chausseebauten aufzunehmenden Anleihe von 166 000 ℳ gefaßt haben, die Allerhöchste Genehmigung ertheilt worden. Zugleich ist dem Kreise Mogilno, welcher beschlossen hat, von den geplanten Chausseebauten zunächst die Verlängerung der Chausseen von Mogilno nach Gembitz und von Tremessen nach Slowikowo bis nach Orchowo zur Ausführung zu bringen, das Ent⸗ eignungsrecht für die zu diesen Chausseebauten erforder⸗ lichen Grundstücke, sowie gegen Uebernahme der künftigen chausseemäßigen Unterhaltung der Straßen das Recht zur Er⸗ hebung des Chausseegeldes nach den Bestimmungen des Chausseegeld⸗Tarifs vom 29. Februar 1840 einschließ⸗ lich der in demselben enthaltenen Bestimmungen über die Befreiungen sowie der sonstigen, die Erhebung betreffenden zusätzlichen Vorschriften — vorbehaltlich der Abänderung der sämmtlichen voraufgeführten Be⸗ stimmungen — verliehen worden. Auch sollen die dem Chausseegeld⸗Tarif vom 29. Februar 1840 angehängten Bestimmungen wegen der Chaussee⸗Polizeivergehen auf die gedachten Straßen zur Anwendung kommen.
— Das Protokoll über die zweite Sitzung des Preußischen Volkswirthschaftsraths am 6. 8 M.
befindet sich in der Ersten Beilage.
— Der Kaiserliche Gesandte bei der Schweizerischen Eid⸗ genossenschaft, Wirkliche Geheime Legations⸗Rath und Kammer⸗ herr von Bülow, ist vom Urlaub nach Bern zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Gesandtschaft wieder über⸗ nommen.
Der Königliche Gesandte von Kusserow ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Uͤrlaub nach Hamburg zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Gesandtschaft wieder übernommen.
Kassel, 13. Dezember. Der Provinzial⸗Landtag der Provinz Hessen⸗Nassau ist gestern von dem Ober⸗
eröffnet worden: 8 Geehrte Herren! “ 8 ’’ ernster Zeit treten Sie diesmal zusammen. Voll Sorge und innigster Theilnahme sind die Gedanken und Gefühle Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Seines hohen Hauses wie des ganzen Volkes auf unsern Kronprinzen gerichtet, welcher, von schwerem Leiden ergriffen, im Süden weilt. Gott wolle die heißen Wünsche und Ge⸗ bete für Seine Genesung in Erfüllung gehen lassen. Die erneuerte Berufung des Provinzial⸗Landtages ist früher erfolgt, als Sie vielleicht erwartet haben. Sie ist dadurch noth⸗ wendig geworden, daß die landwirthschaftliche Berufsgenossenschaft der Provinz beschlossen hat, ihre Verwaltung an die gesetzlichen Organe der Selbstverwaltung zu übertragen. In Folge dessen bedarf es der Bildung des Provinzial⸗Ausschusses und hierzu der Einführung der für den Provinzialverband bisher nicht in Kraft getretenen, bezüglichen Abschnitte der Provinzialordnung durch eine Königliche Verordnung, zu deren Erlaß die vorgängige Anhörung des Provinzial⸗Landtages erforderlich ist. Der Entwurf dieser Verordnung gelangt noch heute in Ihre Hände. Nach der Berathung desselben wird es Ihre Aufgabe sein, ein Provinzialstatut zu beschließen, die Wahl des Provinzial⸗Ausschusses vorzunehmen und über die Wahrnehmung der laufenden Geschäfte der kommunalen Provinzialverwaltung Bestimmung zu treffen. Inndem Sie auf diese Weise den Provinzialverband mit den Ein⸗ richtungen ausrüsten, deren er zur Vollendung seiner Gestaltung hedarf, werden Sie zugleich, und wie ich nicht bezweifle, zu Ihrer Genugthuung, an der Ausführung der heilsamen Gesetze mitwirken, welche in der Kaiserlichen Botschaft vom 17. November 1881 ihren Ausgang haben Auf Grund Allerhöchster Ermächtigung eröffne ich den zweiten Provinzial⸗Landtag der Provinz Hessen⸗Nassau. Der Alters⸗Präsident, Bürgermeister Winter aus Hom⸗ berg, gab⸗ in seiner Erwiderung der lebhaften Theilnahme des Provinzial⸗Landtages an der schweren Erkrankun Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kron⸗ prinzen, sowie den ehrfurchtsvollen Gesinnungen gegenüber Sr. Majestät dem Kaiser und König Ausdruck und die Versammlung schloß sich dieser Kundgebung in einem auf Se. Maäjestät ausgebrachten dreimaligen Hoch an. Nachdem sodann der Ober⸗Vorsteher von Schutzbar ge⸗ nannt Milchling zum Vorsitzenden und der Justiz⸗Rath Hilf aus Limburg zum stellvertretenden Vorsitzenden, sowie die Schriftführer durch Akklamation gewählt worden waren, beschloß die Versammlung, für die Berathung des vorgelegten Entwurfs einer Königlichen Verordnung wegen Einführung des vierten und fünften Abschnitts des zweiten Titels der Provinzialordnung vom 8. Juni 1885 für den Provinzialverband der Provinz Hessen⸗Nassau einen aus 15 Mitgliedern bestehenden Ausschuß zu wählen. Die Wahl dieses Ausschusses wurde alsbald vorge⸗ nommen.
— Der Kommunal⸗Landtag des bezirks ist gestern durch den Grafen zu Eu
in vierwöchentlicher Tagung seine lediglich auf dem Gebiet der kommunalen Bezirksverwaltung liegenden Geschäfte er⸗ ledigt hatte.
Der Vorsitzende brachte auf Se. Majestät den Kaiser und König ein Hoch aus, in welches die Versammlung mit Begeisterung einstimmte.
Sachsen. Dresden, 13. Dezember. Christian zu Schleswig⸗Holstein ist
Regierungs⸗ Ober⸗Präsidenten enburg geschlossen worden, nachdem der Landtag
(Dr. J.) Prinz heute Vormittag
aus Anlaß des
Dahinscheidens der Prinzessin Pauline zu
Präsidenten Grafen zu Eulenburg mittels folgender Rede
eswig⸗Holstein von Berlin hier angekommen und im 5 8 Hotel abgestiegen. Aus gleicher Veranlassung wird heute Abend die Frau Prinzessin Wilhelm aus Berlin erwartet.
essen. Darmstadt, 13. Dezember. (Darmst. Ztg.) Der ist gestern Abend von Jagdschloß Ratsfeld in Thüringen hierher zurückgekehrt. Heute Vormittag trafen der Erbprinz und die Erbprinzessin von Sachsen⸗ Meiningen mit der Prinzessin Feodora hier ein. Höchst⸗ dieselben wurden von dem Großherzog sowie der Prin⸗ essin Irene am Bahnhof empfangen und nach dem Neuen Palais geleitet.
Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 13. Dezember. Das Befinden des Großherzogs ist, wie den „Mecklenb. Nachr.L“ aus Cannes gemeldet wird, in Folge der dort herrschenden günstigen Witterung bereits ein bedeutend besseres als vor dem Antritt der Reise nach dem Süden.
— 13. Dezember. (W. T. B) Der Landtag in Stern⸗ berg hat 120000 ℳ für einen Anbau zum Rostocker Kranken⸗ 1 sowie 190 000 ℳ zum Bau einer Augenklinik daselbst
ewilligt.
5
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 13. Dezember. (W. T. B.) Das „Wiener Fremdenblatt“ schreibt: Angesichts der Kon⸗ jekturen und Kommentare, welche einige speziell ungarische Blätter an das Gerücht von einer Demission des Grafen Kälnoky knüpfen, erscheint es nothwendig, von Neuem auf das Bestimmteste zu konstatiren, daß das Gerücht ausschließlich auf ein Börsenmanöver zurückzuführen ist und daher auch alle Erörterungen, mit denen inländische und ausländische Blätter diese in ernsteren Kreisen nicht einen Augenblick beachtete Nachricht begleiten, von selbst hinfällig werden.
— (Prag. Ztg.) Die Arbeiten der Landtage schreiten rüstig vorwärts. Ueber den Zeitpunkt des Schlusses der dies⸗ jährigen Session verlautet, daß einzelne Landtage, so der mährische und oberösterreichische, ihre Verhandlungen bereits am 21. oder 22. d. M. zu beschließen gedenken. Andere Land⸗ tage aber werden über Neujahr hinaus versammelt bleiben, zumal der Reichsrath kaum vor Ende Januar zusammentreten dürfte. . 88 14. Dezember. (W. T. B.) Das „Fremdenblatt“ führt aus, die optimistische Auffassung in der inländischen und auswär⸗ tigen Presse über das Verhältniß Oestereich⸗Ungarns zu Rußland scheine auf einer vollständigen Verwechselung der militärischen und politischen Situation zu beruhen. Die
iplomatischen Beziehungen zu Rußland seien andauernd urchaus freundlicher Natur. Was die militärische Situation nlange, so sei Nichts geändert oder gebessert. Wenn auch n der letzten Zeit nichts Erschwerendes hinzugekommen sei, so sei doch ohne Zweifel eine militärische Macht⸗ verschiebung an der Grenze im Zuge, welche schon jetzt die ernsteste Wachsamkeit herausfordere, und wenn fortgesetzt, eine successive Erhöhung der österreichisch⸗ ungarischen Grenzstreitmacht zur Erhaltung des militärischen Gleichgewichts erheischen würde. Die Tendenzen der öster⸗ reichischen Politik seien andauernd friedliebend. Die von französischer Seite verbreitete Nachricht, als ob die deutsche Regierung und die deutsche Presse durch Kriegslärm die Militärvorlagen im Reichstage durchbringen wollten, sei eine ganz alberne Fabel. Am Schluß heißt es: Wir glauben, die Regierung handelt ganz entsprechend den Interessen der Monarchie, wenn sie Alles aufbietet, um ein günstiges politisches Verhältniß zu Rußland zu er⸗ halten und Alles zu vermeiden, was eine friedliche und freundliche Auseinandersetzung hindern könnte „ dabei jedoch stets auf das Sorgsamste wachend, daß in dem Falle des Scheiterns dieser Bemühungen die militärische Situation der Monarchie nicht von vornherein eine un⸗ günstigere geworden sei. Die Aeußerungen der Vertretungs⸗ körper berechtigen zu der Zuversicht, daß die gesammte Be⸗ völkerung bei aller Friedensliebe und allem Friedensbedürfniß jederzeit bereit ist, für die Sicherheit des Reiches mit seiner ganzen und vollen Kraft einzutreten.
Pest, 12. Dezember. (Wien. Ztg.) Der Finanz⸗ ausschuß des Abgeordnetenhauses verhandelte den Voranschlag des Finanz⸗Ministeriums und votirte denselben.
Großbritannien und Irland. London, 13. Dezember. A. C.) Der Herzog von Norfolk begab sich gestern nach Rom als Träger eines eigenhändigen Glückwunsch⸗ schreibens der Königin Victoria an Papst Leo XIII. anläßlich seines Priesterjubiläums. Er überbringt dem Papst auch verschiedene kostbare Geschenke.
Frankreich. Paris, 13. Dezember. (W. T. B.) Die heute in den Kammern verlesene Botschaft des Prä⸗ sidenten Carnot sagt: Seine Wahl lege ihm große Pflichten auf; sie bezeichne den Willen des Landes, jeden Grund für Zwistigkeiten zu beseitigen. Die Sorge für die vitalen Interessen des Vaterlandes, für seinen Ruf in Europa, für seinen legitimen Einfluß habe jene Einigkeit zur gebieterischen Pflicht gemacht; nur derselbe patriotische Gedanke habe auf einen einzigen Namen die Stimmen der Wahlen konzentrirt. Die Regierung werde sich bemühen, die Uebereinstimmung zu erleichtern, indem sie das Parlament zur Thätigkeit auf dem Allen gemeinsamen Gebiet der moralischen und materiellen Interessen zu wirken berufe. Durch Beruhigung, durch Sicherheit und Vertrauen werde er bestrebt sein, dem Lande ein ruhiges Fortschreiten und praktische Reformen zu verschaffen, welche bestimmt seien, die nationale Arbeit zu ermuthigen, den Kredit zu be⸗ festigen, eine Belebung der Geschäfte herbeizuführen und große industrielle Wettkämpfe für das Jahr 1889 zu veranlassen. Er werde sich namentlich angelegen sein lassen, die Finanzen zu verbessern, ein wirkliches Gleichgewicht des Budgets und eine tadellose Handhabung der öffentlichen Geschäfte herbeizuführen. Einen besonders großen Platz in seiner Sorgfalt werde die bewaffnete Macht zu Wasser und zu Lande einnehmen, deren Ehre und Inter⸗ essen der Nation überaus theuer seien. Die Sache der Kammern werde es sein, der Regierung die Macht ur Verwirklichung dieses Programms zu sichern und dem “ eine dauerhafte Aera geordneter, friedlicher und fruchtbarer Thätigkeit zu verschaffkern. Die Kammern würden damit Europa das werthvollste Unterpfand geben für den lebhaften Wunsch, den Frankreich hege, beizutragen zur Be⸗ festigung des allgemeinen Friedens, und sie würden die Auf⸗ rechterhaltung und die Entwickelung seiner guten Beziehungen
1
zu den auswärtigen Mächten erleichtern. Die Botschaft schließt mit einem Appell an den Patriotismus der Kammern zur Entwickelung des Fortschritts sowie für die Beruhigung und Eintracht. Die Regierung werde ein aufmerksamer und ent⸗ schlossener Wächter der Verfassung und der Gesetze sein. Frank⸗ reich aber werde auf solche Wetle, nach Außen genchtet, ruhig und glücklich im Innern, in Frieden und Arbeit sich vor⸗ bereiten können zu einer würdigen Jubelfeier des Jahres 1789. — Kammer und Senat vertagten sich nach Ver⸗ lesung der Botschaft bis zum nächsten Donnerstag, nachdem der Minister⸗Präsident Tirard eine Vorlage ein⸗ gebracht hatte, in welcher die Bewilligung der provi⸗ sorischen Zwölftel beantragt wird.
Die äußerste Linke beschloß, morgen mit der radikalen Linken die Frage wegen Bewilligung der pro⸗ visorischen Zwölftel zu berathen. 1
Die Anklagekammer hat die Niederschlagung des Prozesses gegen Wilson verfügt.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 13. Dezember.
(W. T. B.) Sämmtliche Mitglieder des Mini⸗
steriums haben dem König ihre Entlassu ng überreicht.
51 König ersuchte dieselben, vorläufig weiter im Amt zu eiben.
Zeitungsstimmen.
*
betreffend die großgewerblichen Syndikate: b Das in London erscheinende Fachblatt „Industries“ bringt in der neuesten Nummer Erörterungen über den oben erwähnten Gegen⸗ stand. Wir halten die darin zu Tage tretenden Anschauungen für um so beachtenswerther, weil sie Zeugniß ablegen von der in dem Lande des Freihandels sich geltend machenden Umwandlung der wirth⸗ schaftlichen Anschauungen, einer Umwandlung, welche bedingt und ge⸗ tragen ist von den Erfahrungen und Erscheinungen im englischen Wirthschaftsleben. Den Ausführungen des genannten Fachblattes entnehmen wir, ohne zunächft unsererseits Bemerkungen beizufügen, das Folgende: 6 8e Chsa volkswirthschaftliche Erscheinung, welche in Deutschland immer größere Fortschritte macht, hat in unserem Lande das lebhafteste Interesse erweckt: es ist ein Versuch gemacht worden, die Güter⸗ erzeugung und Preisbildung künstlich zu ordnen. Großgewerbe⸗ treibende haben sich vereinigt, um den nachtheiligen Folgen eines zügellosen Wettbewerbes entgegenzuwirken und die Preise auf einer lohnenden Höhe zu halten. Dies sind die zugestandenen Ziele der verschiedenen sogenannten Vereinigungen, Kartelle, Konventionen und Syndikate, und so lange dieselben streng eingehalten werden, sind die Syndikate nur ein Mittel, um dem Einfluß der natürlichen Be⸗ dingungen, Umstände und Ereignisse eine raschere Wirkung einzuräu⸗ men. Ein großer Theil der Gewerbethätigkeit Deutschlands ist gegen⸗ wärtig dieser künstlichen Einschränkung unterworfen. Wir finden die höchste Entwickelung des Systems im Eisengewerbe, das nun voll⸗ ständig durch Syndikate, welche mit einander in Verbindung stehen, geleitet und beaufsichtigt wird. Im Wesen dieser Vereinigungen liegt nichts Neues. Dieselben haben in ähnlicher Form und für gleiche Zwecke schon früher bestanden. Das Neue ist nur die allgemeine An⸗ wendung der Syndikate. Das System ist aber auch schon für die erste Zeit auf der breiten und erschöpfenden Grundlage, die wir nun sehen, versucht worden. Jeder Entwickelungszustand bietet denn auch eine Fülle der Belehrung. In unserem Lande wird dessen Fortschritt mit höchstem Interesse verfolgt, weil erstens die Ergebnisse auf diese oder jene Weise die Wettbewerbungsfähigkeit unseres mächtigsten Rivalen ernstlich beeinflussen werden, dann aber, weil die Zeit heranrückt, da wir selbst durch die Macht der Verhältnisse gezwungen sein werden, ähnliche Maßregeln zum Schutz unserer Gewerbe zu ergreifen. Der Strom der Zeit geht offenbar in dieser Richtung. Wir hören aus allen Theilen des Festlandes und aus den Vereinigten Staaten von überall günstig aufgenommenen Absichten, die Gewerbe zu einigen. Diese Vereinbarungen der Arbeitgeber unterscheiden sich in nichts von den Vereinigungen der Arbeitnehmer. Mit ähnlichen Absichten und den gleichen Einschränkungen stützen sich beide auf den Grundsatz gegenseitigen Zwanges und gemeinschaftlichen Wirkens für das Wohl der Berufsgruppe. Eine Arbeitervereinigung ist nicht nothwendig ein Verband, der von einer feindseligen Gesinnung gegen die Arbeitgeber getragen ist und ihnen gegenüber als Zwangsmittel dient. Ihre ur⸗ sprüngliche Absicht besteht darin, den Wettbewerb unter den Arbeitern zu ordnen, und so lange diese Absicht als der Hauptzweck ihres Be⸗ stehens hochgehalten wird, muß eine Arbeitervereinigung als ein berechtigtes Mittel für die Erreichung eines wünschenswerthen Zu⸗ standes betrachtet werden. Welches aber auch die Verdienste dieser Vereinigungen sein mögen, sie bestehen und gedeihen. Begünstigt durch politische und gesellschaftliche Umgestaltangen, haben sie ihren Einfluß rasch vermehrt und Anstoß zur Bildung verwandter Ver⸗ einigungen gegeben, von welchen die Syndikate der Arbeitgeber eine Gattung bilden. Die Gegenwart ist ein Zeitalter der Vergesell⸗ schaftung und es ist nicht unbegründet, wenn man von dem „kontro⸗ lirenden“ Syndikat mit seiner gemeinschaftlichen Verkaufsstelle erwartet, daß es von Dauer ist und eines der Elemente des künf⸗ tigen Gewerbebetriebes bilden wird. Solche Verbindungen werden durch die Bedürfnisse der Zeit ins Leben gerufen, und seit sie einem Bedürfniß entsprechen, sind sie in Wirksamkeit. Ihr Mißbrauch beginnt, sobald ihr berechtigtes Ziel außer Acht gelassen wird. Wenn eine Arbeitervereinigung die große Macht, welche sie besitzt, mißbraucht, um von dem Arbeitgeber einen Lohn zu erzwingen, der mit der Lage des Geschäfts außer Verhältniß steht, d. h. eine rein künstliche Lohnhöhe, so wird sie zu einem Hemmniß auf dem Pfade der industriellen Entwickelung und fördert die Noth ihrer Mitglieder. Glücklicher Weise führen in einem solchen Falle die Hindernisse, welche ins Leben treten, sobald der natürliche Lauf der Dinge verletzt werd, dieselben rasch einem Zustande der Machtlosigkeit zu. In gleicher Weise verwandeln sich die Syndikate der Unternehmer, welche in Zeiten der Noth geeignet sind, den Geschäftsgang günstig zu beeinflussen, in schädliche Einrichtungen und gefährden sich selbst, wenn sie versuchen, von den Verbrauchern Preise zu erzwingen, welche durch die Lage des Handels nicht gerechtfertigt sind. Das sind unumstößliche Grundsätze; aber sie werden, wie alle grundlegenden Wahrheiten, oft mißachtet. Von diesen Gesichtspunkten aus beurtheilt, ist das deutsche Eisengeschäft gegenwärtig in einer unbefriedigenden Lage. Uebermüthig gemacht durch den unerwarteten Grad des Erfolges, den der Kampf egen den Strom der Widerwärtigkeiten erzielt hatte, ließen die ndustriellen die Gier Herrin ihres Urtheils werden. Die Errichtung von ein oder zwei örtlichen Syndikaten zu der Zeit, als das Eisen⸗ geschäft die tiefste Ebbe erreicht hatte, übte eine sehr fühlbare Wirkung aus. Die Verbraucher, welche während der Zeit des Preisfalles nur für die dringenden Bedürfnisse des Augenblicks kauften, waren von Vorräthen vollständig entblößt und beeilten sich bei den ersten An⸗ zeichen des wiederauflebenden Geschäfts, sich die Vortheile, welche der Stand des Markts bot, zu sichern. Deren Kauflust war ferner be⸗ lebt durch die Aussicht auf höhere Preise, welche durch die Thätigkeit bestehender und die Bildung neuer Syndikate bedingt wurden. Von da begann die Thätigkeit, welche im Laufe des Jahres weitere Fort⸗ schritte machte. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Wirkung der Ver⸗ einigungen gut. Die Bewegung des Handels hatte sich gewendet und seine Fluth war durch die Einwirkung der Vereinbarungen begünstigt. Ermuthigt durch diesen ersten Erfolg, machte sich der Wunsch geltend, das ganze Geschäft unter den Einfluß der Syndikate zu bringen. Nachdem wenige vereinzelte Anstrengungen eine allgemeine Belebung
des Geschäfts zur Folge gehabt, nahm man an, daß eine weitere Aus⸗
‚Die Industrie“ äußert über ein englisches Urtheil,
“
dehnung des Systems, mit Einigkeit und Kraft durchgeführt, noch weit günstigere Ergebnisse herbeiführen werde. Durch die Verhältnisse be⸗ günstigt, wurde in jedem großen Bezirk der Eisenindustrie, in West⸗ falen, Mittel⸗ und Süddeutschland und Schlesien ein Syndikat ein⸗ gerichtet und zwischen denselben ein Verband gebildet, um ihnen ein gemeinschaftliches Handeln zu ermöglichen. In diesem Augenblick egann die Schwäche des Systems an den Tag zu treten. Da die Unternehmer das ganze Geschäft in Händen hatten, kamen dieselben in Versuchung, ihre Macht zu mißbrauchen. Etwas Weniges zur Be⸗ lebung des Geschäfts trug auch die wirklich verbesserte Lage bei, aber es bedurfte keiner besonders scharfen Urtheilskraft, um zu erkennen, daß die nahezu fieberische Thätigkeit, welche das dritte Jahresviertel kennzeichnete, zu großem Theil darin ihren Ursprung nahm, daß in Felge des Vorgehens der Syndikate höhere Preise erwartet wurden.
Bewegung mußte deshalb als eine rein spekulative aufgefaßt werden.“
Das englische Fachblatt schildert nun mit Uebertreibung die „wilde Hast“, mit welcher die Preise auf eine unnatürliche Höhe ge⸗ trieben worden seien, und fügt dann hinzu, daß im einheimischen Geschäft kaum ausreichende Gründe für eine solche Freigeras ag vorliegen. Der Verbrauch überschreite die Erzeugung kaum fühlbar, und es sei kaum erforderlich nachzuweisen, daß die letztere rascher als der erstere zunimmt. Aber wenn für das einheimische Geschäft nur geringe Ursache vorliege, welche die raschen und großen Fortschritte der Preise rechtfertige, so sei g letztere im ausländischen Geschäft kein Grund vorhanden. In Belgien zwar waren die Eisenmärkte belebt; aber die außergewöhnliche Thätigkeit der letzten vier Monate ist hauptsächlich durch lebhafte Nachfrage für italienische Rechnung wegen der im nächsten Jahre bevorstehenden Erhöhung der Eisenzölle verursacht. In Frankreich ist die Eisen⸗Industrie ernstlich bedroht. In England ist das Bischen Leben, das sich in der ersten Hälfte des Jahres zeigte, erloschen, und die Aussichten in den Vereinigten Staaten sind weit entfernt davon, die europätschen Unternehmer zu ermuthigen.
„Industries“ fährt dann fort: 8
„Niemand wird überrascht sein zu erfahren, daß ein Gefühl des Mißbehagens und der Sorge, das allmählich sich in Bestürzung ver⸗ wandelt, sich der deutschen Verbraucher von fertigem Eisen bemächtigt. Maschinenbauanstalten, welche stark für die Ausfuhr arbeiten, sehen mit Entmuthigung einen Stand der Dinge, welcher den auswärtigen Handel zu vernichten droht. Wie können dieselben mit dieser schweren Last auf den neutralen Märkten mit begünstigteren Milbewerbern wetteifern? Welchen Werth hat eine hohe technische Erziehung und eine überlegene kaufmännische Tüchtigkeit, wenn dieselben durch ein System gefesselt sind, welches sie in Bezug auf die so überaus wich⸗ tigen Herstellungskosten benachtheiligt? Das Ende kann mit annähern⸗ der Sicherheit vorausgesagt werden. Die deutschen Eisengewerbe⸗ treibenden haben durch die Hast, mit welcher sie reich zu werden strebten, ihre Gans erstickt, und dadurch die Gelegenheit verloren, einen Vorrath goldener Eier zu sammeln. Die Einigungen, deren Macht sie mißbraucht haben, werden rasch in Verfall gerathen und Mißtrauen gegen das ganze System erwecken. Uns erscheint die Frage unter einem anderen Gesichtspunkt. Wir können diesem industriellen Selbstmord mit Ruhe zusehen...“
Die Bemerkungen des englischen Fachblattes zu der Kartellfrage verdienen aus mehreren Gesichtspunkten unsere Beachtung. Zunächst deswegen, weil dieselben glauben machen wollen, als ob dem briti chen Eisengewerbe die Vereinbarungen vollständig fremd und deren †. iß bräuche unbekannt wären. Mit einer für Eingeweihte leicht erkenn⸗ baren Heuchelei stellt sich das englische Blatt so, als ob die Erschei⸗ nungen im deutschen Kartellwesen Auswüchse wären, die man jenseits des Kanals bisher vermieden hätte, während doch thatsächlich die Ver⸗ ständigungen der deutschen Werke sich von denjenigen des britischen Eisengewerbes durch Zweckmäßigkeit und die Reife des ihnen zu Grunde liegenden wirthschaftlichen Verständnisses vortheilhaft unter scheiden. Es soll nicht geleugnet werden, daß Mißbräuche sich be⸗ sonders in der Zeit der ersten Versuche einzuschleichen vermögen und daß das deutsche Vereinigungswesen von denselben nicht frei ist. Aber das englische Fachblatt giebt ja selbst zu, daß erst Erfahrungen gesammelt werden müssen und daß man erst durch sie zu dem Ziele gelangt, welchem die Industrie nun einmal entgegengeht. Das ge⸗ nannte Blatt bewegt sich aber gerade bei diesem Zugeständniß in einem argen Widerspruch mit seinen sonstigen Ausführungen, die eigentlich die in Deutschland hervortretende Bewegung verurtheilen. Wie un⸗ verträglich diese Kritik mit jenem Zugeständniß ist, das beweist der Schluß des Aussatzes von „Industries“, worin dem britischen Eisengewerbe vorausgesagt wird, daß es die gleichen Wege wie das deutsche zu gehen haben werde, freilich erst die Erfahrungen des letzteren abwarten müsse. Die Aussage, daß die deutsche Industrie, indem sie sich enger zusammenschließt, einen Selbstmord begehe, kann also wohl nicht ernst genommen werden. Wir unsererseits können nu wünschen, daß das britische Eisengewerbe nicht zu lange zögert, di deutschen Erfahrungen sich zu Nutze zu machen.
— Dem „Deutschen Handelsarchiv“ (Dezember⸗ heft) wird aus Kottbus (Mitte Oktober) geschrieben:
Die im abgelaufenen Quartal in der Textilindustrie in Kottbus begonnene Ausgabe der Sommermuster für 1888 war annähernd von 6 demselben Erfolg begleitet, wie im Vorjahr. Die langsamere Ent⸗ wickelung des Geschäfts, die zunächst darin zum Ausdruck kommt, daß noch viele Kunden mit ihren Aufträgen rückständig sind, an deren Ein⸗ 8 gang jedoch nicht gezweifelt wird, liegt an der stetigen Kon⸗ junktur des Rohmaterials in diesem Jahr. Dem gegenüber kann sich dieses Mal das Lagergeschäft ruhiger als im entsprechenden Zeitabschnitt des Vorjahres entwickeln weil sich die Grossisten nicht Hoffnungen auf höhere Preise hingeben und sich in Folge dessen mit ihren Aufträgen weniger überhasten, als im August vorigen Jahres. Der um 30 % höhere Preisstand des Rohmaterials ist ganz ohne Einfluß auf eine etwaige Preisbesserung bei der Aus⸗ gabe der neuen Muster geblieben. Die große Konkurrenz hat es zu verhindern vermocht, daß die Versuche, die Wollenpreise mit denen für fertige Waare in befriedigenden Ausgleich zu bringen, irgendwie nennenswerthen Erfolg haben konnten.
Die Buckskinfabrikation in Peitz hat sich reger Nachfrage nach fertiger Waare zu erfreuen gehabt, und läßt sich bei normaler Ent⸗ wicklung dem 2. Quartal gegenüber eine nicht unerhebliche Besserung gegen das Vorjahr konstatiren.
Die augenblicklich herrschende Vorliebe für gemusterte Stoffe hat sich in Finsterwalde in erfreulicher Weise geltend gemacht, indem die dortigen Fabriken stets voll dschn t waren und theil⸗ weise sogar mit Ueberstunden arbeiten mußten. Etwas nachgelassen hat dagegen die Nachfrage für glatte schwere Tuche, wenn auch hierin das Geschäft besser als im Vorquartal war. Erfreulicher Auf⸗ schwung läßt sich im Exportgeschäft, besonders in dem durch Ham⸗ burg vermittelten, konstatiren, während Italien ein schwächerer Ab⸗ nehmer war.
Der Aufschwung in der Herstellung von Kammgarnstoffen hat auch im vergangenen Vierteljahr ungeschwächt fortgedauert und läßt dennoch vorläufig eine nur wenig merkliche Ueberproduktion in die Erscheinung treten. Im Gegensatz zu der etwas schleppend ver⸗ laufenen Wintersaison hat die Sommersaison allgemein befriedigt, wie denn alle namhafteren Spinnereien flott mit der Ausführung der Aufträge für nächsten Sommer beschäftigt sind und bei der stetigen Konjunktur des Rohmaterials befriedigenden Nutzen zu erzielen hoffen.
In der mechanischen Leinenweberei herrschte reges Leben; es galt die im 2. Quartal von den Zuckerfabriken eingegangenen Aufträge auf Preßdrells auszuführen. Im Auslande machte sich regere Nachfrage nach diesen Fabrikaten geltend, welche indessen auf eine Besserung der niedrigen Preise ohne Einfluß blieb, da der Artikel in hohem Grade unter der Konkurrenz der Fabrikate aus reiner Jute zu leiden hat.
Smyrnateppiche waren im 3. Quartal wesentlich lebhafter als im vorhergehenden und im gleichen Zeitabschnitt des Vorjahres be⸗ gehrt und gewähren gute Aussichten auch für die nächste Zeit.
Maschinenfabriken und Eisengießereien haben sich weiter der im Vorquartal bereits zu Tage getretenen Besserung der Geschäftslage