1888 / 9 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 11 Jan 1888 18:00:01 GMT) scan diff

bei der Artillerie 7, beim Ingenieu Zu Obersten wurden befördert bei der Infanterie 52 (1), bei der Ka⸗ vallerie 6 (1), bei der Artillerie 9, beim Ingenieur⸗Corps 5. Zu Oberst⸗Lieutenants wurden befördert bei der In⸗ santerie 91 (6), bei der Kavallerie 28 (2), bei der Artillerie 27 (1), beim Ingenieur⸗Corps 14 (1). Zu Majors wurden befördert bei der Infanterie 191 (3), bei der Kavallerie 42 (13), bei der Artillerie 47 (2), beim Ingenieur⸗Corps 15 (1). Zu Hauptleuten resp. Rittmeistern wurden befördert bei der Infanterie 413 (1), bei der Kavallerie 66 (1), bei der Artillerie 93, beim Ingenieur⸗Corps 33. Zu Premier⸗Lieutenants wurden befördert bei der Infanterie 547, bei der Kavallerie 106, bei der Artillerie 124, beim Ingenieur⸗ Corps 40. Zu Second⸗Lieutenants wurden befördert bei der Infanterie 408, bei der Kavallerie 131, bei der Artillerie 93, beim Ingenieur⸗Corps 44.

Nach der im Reichs⸗Eisenbahnamt aufgestellten, in der Ersten Beilage veröffentlichten Nachweisung über die im Monat November v. 8 auf deutschen Bahnen (aus⸗ schließlich der bayerischen) beförderten Züge und deren Verspätungen wurden auf 39 größeren Bahnen bezw. Bahn⸗ netzen mit einer Gesammtbetriebslänge von 33 245,31 km befördert: An fahrplanmäßigen Zügen: 14 826 Courier⸗ und Schnellzüge, 133 323 Personenzüge, 66 481 gemischte Züge und 130 222 Güterzüge; an außerfahrplanmäßigen Zügen: 2200 Courier⸗, Schnell⸗, Personen⸗ und gemischte Füge und 27 077 Güter⸗, Materialien⸗ und Arbeitszüge. Im Ganzen wurden 855 435 828 Achskilometer bewegt, von denen 232 078 344 Achskilometer auf die fahrplanmäßigen Züge mit Personenbeförderung entfallen. Es verspäteten von den 214 630 fahrplanmäßigen Courier⸗, Schnell⸗, Personen⸗ und emischten Zügen im Ganzen 1374 oder 0,64 Proz. (gegen ,71 Proz. in demselben Monat des Vorjahres und 0,95 Proz. im Vormonat). Von diesen Verspätungen wurden jedoch 463 durch das Abwarten verspäteter Anschlußzüge hervorgerufen, so daß den aufgeführten Bahnen nur 911 Verspätungen 88 0,42 Proz.) zur Last fallen (gegen 0,58 Proz. im Vormonat). In demselben Monat des Vorjahres verspäteten auf den eigenen Strecken der in Vergleich zu ziehenden Bahnen von 201 771 beförderten fahrplanmäßigen Zügen mit Personen⸗ 8b 967, oder 0,48 Proz., mithin 0,06 Proz. mehr. In Folge der Verspätungen wurden 670 Anschlüsse versäumt Legen 684 in demselben Monat des Vorjahres und 823 im Jormonat). Bei 9 Bahnen sind Zugverspätungen und bei 14 Bahnen Anschlußversäumnisse nicht vorgekommen. In der Nachweisung sind diejenigen Bahnen, auf welchen Zug⸗ verspätungen vorkamen, nach den mittleren Verhältnißzahlen der geleisteten Zug⸗ und Achskilometer zu der Zahl der Ver⸗ spätungen geordnet; danach nehmen die Hessische Ludwigsbahn, die Main⸗Neckarbahn und die Werrabahn die ungünstigsten Stellen ein. Wird die Reihenfolge der Bahnen statt nach der Zahl der Verspätungen, nach der Zahl der Anschluß⸗ versäumnisse bestimmt, so ist die Stellung der Oberhessischen Bahnen, der Unterelbeschen und der Dortmund⸗Gronau⸗ „Enscheder Eisenbahn die ungünstigste.

Das Bundesamt für das Heimathwesen hatte während des Geschäftsjahrs vom 1. Dezember 1886 bis dahin 1887 498 Spruchsachen zu erledigen, und zwar 451 neue und 17 rückständige aus dem Geschäftsjahr 1886/87. Erledigt wurden durch Zurücknahme der Berufung 7, durch Erkenntniß bezw. Beweisresolut in 30 Sitzungen 453, unerledigt blieben 38 Sachen. Von den 498 Sachen waren 429 Landessachen, davon 421 preußische und 69 interterritoriale Sachen, davon 37 preußische.

Der Adreß⸗Kalender für die Königlichen Haupt⸗ und Residenzstädte Berlin und Potsdam sowie für Char⸗ lottenburg (redigirt im Bureau des Ministeriums des Innern; Berlin, Carl Heymann's Verlag) ist auf das Jahr 1888 im 174. Jahrgang erschienen.

Der Bervollmächtigte zum Bundesrath, Kaiserliche Unter⸗Staatssekretär Schraut, ist von Straßburg hier ein⸗ getroffen.

Sachsen. Dresden, 10. Januar. (Dr. J.) Der Ständeversammlung ist der Entwurf zu einem Gesetz wegen einiger Abänderungen der Verfassungsurkunde vom 4. September 1831 zugegangen. Danach soll an Stelle des §. 21 der Verfassung folgende Bestimmung treten:

§. 21. Privateigenthum des Königs ist alles dasjenige, was der⸗ selbe vor der Gelangung zum Throne bereits besessen hat, sowie das⸗ jenige Vermögen, was er während seiner Regierung aus Privatrechts⸗ titeln erwirbt; es steht ihm darüber die freie Disposition unter den Lebenden und auf den Todesfall zu. Hat der König über dieses Ver⸗ mögen nicht disponirt, so wächst dasselbe bei seinem Ableben dem Hausfideikommisse zu. Ueber Ersparnisse an der Civilliste steht dem König die freie Disposition unter den Lebenden zu, bei seinem Ableben aber fallen solche ebenfalls dem Hausfideikommisse anheim.

Baden. Karlsruhe, 9. Januar. (Karlsr. Ztg.) Von dem Erbgroßherzog und der Erbgroßherzogin sind aus Cannes gute Nachrichten eingetroffen. Ihre Königlichen Hoheiten verließen am 7. d. früh Genua, blieben einige Stunden in San Remo bei Ihren Kaiserlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin und trafen Abends nach 6 Uhr in Cannes ein. Die Erb⸗ großherzoglichen Herrschaften bewohnen das Hôtel du Pavillon und werden voraussichtlich dort einige Monate verweilen.

(Schw. M.) Zum ersten Mal sind bei diesem Land⸗ tage sämmtliche Budgets, auch die der ausgeschiedenen Etats (Eisenbahn, Badeanstalten) gleichzeitig und sofort bei Beginn der Tagung oschleg⸗ worden. Die Budget⸗ kommission erkennt in dem letzterstatteten Bericht des Abg. Friderich diese Neuerung als einen dankenswerthen Fortschritt an, der es ermögliche, einen klareren Einblick in die Gesammtlage des Staatshaushalts zu gewinnen, sowie Nachtragsforderungen nur in äußerst dringenden Fällen einzubringen. Dem Eisenbahnbetriebsbudget sür 1886 war ein Bahnnetz von 1319,09 km zu Grunde gelegt; die weiter in Aussicht ge⸗ nommene Linie Wolfach —Schiltach mit 9,72 km gelangte am 4. November 1886 in Betrieb, die Bahnstrecke Freiburg- Neustadt mit 34,89 km aber erst am 23. Mai 1887. Das Ergebniß des Betriebsjahrs war im Ganzen ein sehr günstiges, denn die Staatsbahnlinien für sich allein ergaben ein Mehr gegenüber dem Vor⸗ anschlag von 506 365 ℳ, und dieses Mehr steigert sich auf 992 300 ℳ, wenn man die übrigen Dotationsposten der Eisen⸗ bahn⸗Schuldentilgungskasse hinzurechnet. Dazu kommt noch weiter, daß das Agio der begebenen Obligationen ebenfalls den Voranschlag um fast 300 000 übersteigt.

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Oesterreich⸗Ungarn. Prag, 10. Januar. Im Landtage brachten Mattusch und Koiczala einen Antrag ein, die Regierung aufzufordern, auf Grund des §. 11 des Reichs⸗Schulgesetzes dem Reichsrathe einen Gesetz⸗ entwurf vorzulegen, nach welchem dem Reichsrathe nur die Feststellung der Grundprinzipien des Schul⸗ wesens, die nbrig Ausführung aber der Kompetenz der Landtage vorbehalten bleiben 8

Pest, 9. Januar. (Wien. Ztg.) Im Abgeordneten⸗ hause widmete der Präsident dem verstorbenen Präsidenten des Oberhauses, Baron Sennyey, einen ehrenden Nach⸗ ruf, erklärte, daß er im Namen des Hauses einen Kranz auf dessen Sarg niederlegte, und forderte das Haus auf, ein Bei⸗ leidschreiben an die Wittwe zu richten. Minister⸗Präsident von Tisza legte sodann einen Bericht über den Fortschritt des Baues des neuen Parlamentsgebäudes vor. Minister Baron Fejérväry unterbreitete einen Gesetzentwurf behufs Einberufung der Reservisten und der beurlaubten Landwehr zur Einübung des Repetirgewehres zu einer siebentägigen Waffenübung.

Großbritannien und Irland. London, 9. Januar. (A. C.) Prinz Albert Victor, der älteste Sohn des Prinzen von Wales, feierte heute seinen 24. Geburtstag. Die Prinzessin Louise trat, begleitet von ihrem Gemahl, dem Marquis von Lorne, am Sonnabend eine Reise nach Malta und Algier an und traf am Abend in Paris ein.

Aus Calcutta, vom 9. Januar, berichtet ein Telegramm des „Reuter'schen Bureaus“:

Der heutige „Englishman“ veröffentlicht die Nachricht, daß große Schaaren Thibetaner nach Sikkim ziehen. Das Blatt meint: die indische Regierung werde wahrscheinlich die Nothwendigkeit erkennen, ungesäumt eine Abtheilung Truppen abzusenden. (Vgl. Asien.) Oberst Warburton kam gestern mit 7 Maliks vom

Khyber⸗Paß hier an.

Frankreich. P† ½ 5 2. Januar. (Köln. Ztg.) Zwischen dem Seine⸗Präfes, Rohzulbelle und dem Vorstand des Pariser Gemeinder Cadinc ist ein neuer Konflikt aus⸗ hehscch Der Gemeinderath hatte bei der Budget⸗

erathung eine Direktion als Behörde für das Personal und das Geräth errichtet und dadurch das Budget um 25 000 Fr. jährlich mehr belastet, der Präfekt aber erkannte den Antrag nicht an und wandelte die Behörde in ein einfaches „Bureau“ um. Der Vorstand des Gemeinderaths hat in Folge dessen an den Präfekten ein Schreiben gerichtet, in dem es heißt: Sie haben den Beschluß des Gemeinderaths nicht allein nicht ausgeführt, sondern auch Maßregeln ergriffen, welche Ihrerseits für das republikanische Personal der Verwaltung bedrohliche Bestrebun⸗ gen andeuten. Ohne den Beschlüssen des Gemeinderaths vor⸗ zugreifen, erheben wir den kräftigsten Einspruch gegen diese Haltung, welche wir die Pflicht haben der öffentlichen Meinung bekannt zu geben.“ Man erwartet, daß dieser abermalige Mecehavif über seine Befugnisse die Gegnerschaft des auf⸗ sässigen Gemeinderaths, an deren Spitze der Justiz⸗Minister Fallisres steht, vermehren wird.

10. Januar. (W. T. B.) Deputirtenkammer. Der Alters⸗Präsident Pierre Blanc hielt bei dem heutigen Wiederzusammentritt der Kammer eine Ansprache, in welcher er die Hoffnung aussprach, daß diese Session fruchtbarer sein möge, als diejenige des abgelaufenen Jahres. Er empfahl den Republikanern Eintracht, um die geplanten Reformen durch⸗ zuführen. Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde Floquet mit 258 von 351 abgegebenen Stimmen zum Präsidenten der Kammer gewählt. 54 Zettel waren theils unbeschrieben, theils ungültig, 38 Stimmen zersplitterten sich.

Im Senat hob der Alterspräsident Carnot hervor, mwie der Kongreß durch die Präsidentenwahl den Wunsch nach innerem und äußerem Frieden, sowie seine Achtung gegenüber den Verfassungsgesetzen kundgegeben habe. Dieser wesentliche Umschwung, welcher sich so leicht vollzogen habe, müsse Vertrauen zu dem gesunden Ehö;b zu den verfassungsmäßigen Einrichtungen des Landes einflößen.

Italien. Rom, 10. Januar. (W. T. B.) Der Papst empfing heute in Gegenwart von sechs englischen Bischöfen 450 englische Wallfahrer. Der Herzog von Norfolk überreichte eine Adresse, in deren Beantwortung der Papst über die gegenwärtige Lage der katholischen Kirche in England und deren wachsendes Gedeihen sprach. Auch der Freiherr von Franckenstein wurde heute vom Papst empfangen.

Schweiz. Bern, 10. Januar. (Bund.) Gemäß dem bundesräthlichen Beschluß ist ie Einfuhr von gebrannten Wassern zu Zwecken der absoluten Denaturirung bei Ein⸗ haltung der einschlägigen Bestimmungen des Bundesraths⸗ beschlusses vom 2. September 1887, betreffend das De⸗ naturiren von Alkohol, und gegen Entrichtung des be⸗ treffenden Zollsatzes bis auf weiteres Jedermann gestattet. Die Alkoholverwaltung ist beauftragt, die erforderlichen Maßnahmen zu treffen, um baldmöglichst gemäß Art. 6 des Alkoholgesetzes absolut denaturirte Waare ebenfalls zum Verkauf bringen zu können. Hinsichtlich der Abgabeorte, Preise und Bezugsbedingungen für solche Verkäufe wird der Erlaß eines bundesräthlichen Reglements vorbehalten. Von dem im Art. 19 des Alkoholgesetzes nieder⸗ gelegten Recht des Bundes zur Uebernahme oder Besteuerung der im Lande befindlichen Vorräthe an monopolisirten ge⸗ brannten Wassern wird kein Gebrauch gemacht.

Niederlande. Haag, 6. Januar. (Allg. Ztg.) Die Königliche Familie ist seit dem 29. v. ..8189, dem Sommerschlosse „Het Loo“ hierher zurückgekehrt. Der König erfreut sich des besten Wohlseins. Der Königliche Kammer⸗ herr im außerordentlichen Dienst, Freiherr van Brienen van de Groote Lindt, welcher vom König beauftragt war, den Papst anläßlich seines eeser⸗Hubile umg⸗ in dessen Namen zu beglückwünschen und ihm ein Königliches Hand⸗ sc. h zu überreichen, hat sich am 31. v. M. dieser Aufgabe entledigt.

Asien. Aus Calcutta, vom 8. Januar, meldet ein Telegramm der „Daily News“:

Die Zustände in Sikkim und Thibet werden immer ver⸗ wickelter. Der Radscha von Sikkim ist in sein Gebiet zurückgekehrt. Die Intriguen der Thibetaner in demselben sind aber größer als je. Die nationale Partei fürchtet, daß Thibet das Land erobere, und hofft deshalb auf Schutz von Indien. Die Thibetaner werden immer aggressiver in ihrem Auftreten. Es kann daher nöthig werden, Truppen an die Grenze zu werfen, falls China nicht seine Autorität geltend macht. Thibau soll wegen seiner Unpäßlichkeit von Ratnageèri

nach dem Fort Sattara übersiedeln. Eyub verläßt diese Woche Meshed. Es heißt, daß sein Bestimmungsort Kurrachee sei. Der Emir begab sich von Kabul nach Jellalabad, um den Winter in einem milderen Klima zu verleben.

Zeitungsstimmen.

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Anknüpfend an den Plan einer Umwandlung der ge⸗

sammten, zu 3 Proz. verzinslichen britischen Staatsschuld und das stetige Fl des Zinsfußes in allen Ländern, sowie an die Thatsache, daß in England wie auf dem Kontinent, hunderttausend und mehr Menschen arbeitslos sind, bemerkt die „Schlesische Zeitung“:

Unbestreitbar ist, daß auch bei uns zahllose Hände feiern, und zwar nicht nur seit Beginn des Winters, sondern seit Jahren schon. Das die Nachfrage überwiegende Angebot von Arbeitskräften ergiebt sich schon aus den niedrigen, das Existenz⸗Minimum nicht erreichenden Löhnen, welche in vielen Fabriken, namentlich in solchen, mit denen eine Hausindustrie verbunden ist, gezahlt werden. Wie schlimm es insbesondere um den Lohn für weibliche Arbeitskraft steht, zeigen die ““ Zustände, welche in der deutschen Reichs⸗Hauptstadt obwalten.

Es darf also mit Fug und Recht behauptet werden, daß in der europäischen Kulturwelt ein großer Ueberschuß an Kapital und an Arbeitskraft herrscht. Nun aber sind Kapital und Arbeitskraft die Quellen allen Reichthums. Warum, fragen wir, werden diese Quellen nicht ausgenutzt, warum wird die Produktion nicht gesteigert und damit der Gesammtwohlstand gemehrt?

Wir sind darauf gefaßt, daß man uns aus den Kreisen der Industrie und des Handwerks auf diese Frage entgegnet. Es wird schon viel zu viel an Gütern erzeugt, wir leiden an Ueberproduktion, die Konkurrenz drückt Alles nieder, es fehlt am Absatz, an der Konsumtion. Unter merkantilem Gesichtspunkt müssen wir uns diesen Einwand gefallen lassen, unter volkswirthschaftlichem nicht. Volkswirthschaftlich betrachtet erscheint die Steigerung der Pro⸗ duktion immer als ein Segen für die große Gesammtheit. Es geht kein Weizenkorn, das der Erde abgerungen wird, kein Kleidungsstück, kein Kunstwerk, das die menschliche Hand erzeugt, keine Kohle, die aus der Tiefe ans Tageslicht gefördert wird, un⸗ genutzt verloren; Alles, was in vernünftiger Weise erzeugt wird, findet seinen Konsumenten, kommt also der großen Gesammtheit zugut. Einzig und allein in der Steigerung der Produktion liegt der Fortschritt allgemeiner Kultur. Je mehr es der Dinge giebt, die zur Befriedigung der Bedürfnisse verwandt werden können, umsomehr Menschen können ihre Bedürfnisse befriedigen und was nicht hoch genug zu beachten ist umsomehr wachsen die Bedürfnisse der Gesammtheit, oder mit anderen Worten: umsomehr steigt ihre Kultur. Die Mehrung der Produktion bedingt einfach die Steigerung des Existenzminimums, und Steigerung des Existenzminimums ist ja Fortschritt der Kultur, und zwar der geistigen wie der leiblichen. Denn erst wenn das robe Bedürfniß befriedigt ist, vermag sich der Mensch zu idealen Genüssen aufzuschwingen.

Unter allgemeinem volkswirthschaftlichen Gesichtspunkt kann also von einer Ueberproduktion nicht die Rede sein. Wenn das Wort dennoch unter merkantilem Gesichtspunkt Berechtigung hat, so handelt es sich immer nur um bestimmte Erwerbsgebiete, auf denen zeitweis mehr erzeugt wird, als zur Befriedigung des in der Gesellschaft gerade obwaltenden Bedürfnisses erforderlich ist, ein Fall, der nur aus⸗ nahmsweise eintritt und in der Regel auf ein übermäßiges Hinauf⸗ treiben der Preise, auf Ueberspekulation oder auf außerordentliche, sich jeder Voraussicht entziehbende Ereignisse zurückzuführen ist. Eine solche Ueberproduktion führt der Regel nach zu Handelskrisen, die zwar den Untergang einer Anzahl von Gewerbtreibenden, aber nie den Untergang der erzeugten Güter herbeiführen können. Die letzteren müssen zu billigeren, die Herstellungskosten nicht deckenden Preisen losgeschlagen werden, was dann wiederum die Folge hat, daß eine große Zahl von Menschen den Gebrauch und den Genuß der ihnen bis dahin nicht zugänglichen Güter kennen lernt, daß sich also für die nachfolgenden Erzeuger die Konsumentenzahl steigert.

Niemand wird behaupten, daß das Brachliegen oder doch die wenig produktive Anlage ungeheuerer Kapitalien und das Feiern von Millionen von Händen, wie es heute im europäischen Abendlande zu konstatiren ist, im Großen und Ganzen auf eine Ueberproduktion in letztgedachtem Sinn zurückzuführen ist. Die partiellen Handelskrisen, die wir in den letzten fünfzehn Jahren erlebt haben, sind überwunden, und wenn beute die beiden in Fülle vorhan⸗ denen Mittel zur Erzeugung von Gütern, also zur Steigerung des allgemeinen Wohlstandes, wenn Kapital und Arbeitskraft trotz erweiterter Verkehrswege, trotz der Erschließung neuer Absatzgebiete, trotz nie rastender Entwickelung der Technik ungenutzt bleiben, so kann diese betrübende Thatsache nicht auf Ueberproduktion, sondern nur auf den Mangel an allgemeinem Vertrauen in die politischen Verhält⸗ nisse zurückgeführt werden.

Nichts aber ist ungerechtfertigter als dieser Mangel an Ver⸗ trauen. Wir leben in der friedlichsten Epoche, von der die Ge⸗ schichte weiß. Seit 17 Jahren herrscht in der europäischen Kultur⸗ welt Frieden; nur an ihren Grenzen, auf der Balkanhalbinsel, tobten auf relativ kurze Zeiten Kriege, an denen die germanische und die romanische Welt jedoch keinen Theil hatten. Selbst die sogenannte fünfzigjährige Friedensepoche, welche der Erschöpfung Europas durch die napoleonischen Kriege folgte, hat eine gleiche Dauer thatsächlichen Friedeng nicht aufzuweisen. Von den großen Fragen, welche seit dem Erwachen des von der Kabinetspolitik des Jahres 1815 gänzlich miß⸗ achteten Nationalitätsgedankens Europa in dauernder Spannung hielten, sind die wesentlichsten, die italienische, die schleswig⸗holstei⸗ nische und die deutsche, in befriedigender Weise gelöst; nur die orien⸗ talische ist noch offen. Aber auch sie ist durch die Aufrichtung der selbständigen Königreiche Rumänien und Serbien ihrer Lösung wesent⸗ lich näher gebracht. Was noch erübrigt, wird seinen Austrag finden, ohne Deutschland und wohl auch ohne die Mehrzahl der europäischen Staaten in Mitleidenschaft zu ziehen.

Diese Lage der Dinge und der neuerdings in Frankreich einge⸗ tretene Umschlag sind wahrlich dam angethan, das Vertrauen in den Frieden zu festigen und der von unserem Kanzler eben der Geschäfts⸗ welt zugerufenen Mahnung, „sich nicht verblüffen zu lassen“, Anspruch auf Gehör zu geben. Wir müssen freilich darauf gefaßt sein, daß derjenige Theil der Presse, welcher sei es im Interesse der Baisse⸗ spekulation an der Börse, sei es aus eingefleischtem Russen haß, sei es in dem guten Glauben, unserer Diplomatie für den Augen⸗ blick Handlangerdienste zu leisten nicht müde wurde, den Keiegsteusel an die Wand zu malen, Alles aufbieten wird, seinen Rückzug durch Hinweise auf weitere Bedenken und Gefahren zu decken. Aber wir hoffen doch, daß Handel und Wandel durch die eben gewonnene neue Erfahrung endlich zu der Erkenntniß gelangt sein werden, daß durch Krieg⸗in⸗Sicht⸗Artikel Europa nicht in Flammen gesetzt wird. Möge sich unsere Hoffnung erfüllen um der allgemeinen Wohlfahrt und ganz besonders um des sozialen Friedens willen. Denn nichts ist geeigneter, den Umsturz⸗ parteien Waffen in die Hand zu geben, als die Steigerung des Massenelends, diese unabweisbare Folge des jeden Unternehmungsgeist lähmenden Mangels an Vertrauen in die Erhaltung des Friedens.

Zur Frage der Verlängerung des Sozialistengesetzes erhält der „Hannoversche Kourier“ von einem ange⸗ sehenen Mitgliede der nationalliberalen Partei eine Zuschrift, in welcher zunächst darauf hingewiesen wird, daß, so lange die Verschärfungen des Soziaälistengesetzes und die Gründe derselben nicht bekannt gegeben seien, eine bestimmte Stellungnahme nicht möglich sei. nach dem Zeitraum der Gültigkeit des spruchreif und eine Verständigung hierüber mit

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Gesetzes für

müssen.

Vermischtes.

Dagegen wird die Frage der Regie⸗

rung für nicht allzuschwer erklärt. Man habe sich bei den kurzen Zeiträumen, für welche das Gesetz in Krast gesett wurde, in der Annahme des Verschwindens der Sozialdemokratie getäuscht und erkennen müssen, daß nicht von dem Sozialistengesetze, sondern nur von einer lange wirkenden positiven Fürsorge für die arbeitenden Klassen, welche die spätere Gesetzgebung des Reichs sich zur Aufgabe gemacht und bereits weit gefördert habe, und von dem alle Besitzenden mehr und mehr durchdringenden und ihr Verhalten regelnden Be⸗ wußtsein der Pflichten, welche sie gegen die Nichtbesitzenden haben, eine Aussöhnung der bestehenden Klassengegensätze und die Rückkehr der Arbeiter von den Irrwegen, auf welche sie geleitet sind, zu erwarten sei.

„Die unerläßliche Voraussetzung der Verlängerung des Gesetzes auf fünf Jahre,“ so heißt es wörtlich in der Zuschrift, „welche die Regierung beabsichtigen soll, würde daher die bereits beantragte Ver⸗ längerung der Legislaturperioden auf den gleichen Zeitraum sein. Wird diese Verfassungsänderung beschlossen, so wäre damit für uns der durchschlagende Grund gegen eine Verlängerung des Sozialisten⸗ gesetzes über drei Jahre hinaus beseitigt und die Frage der Geltungsdauer innerhalb des Rahmens von fünf Jahren zu einer bloßen Zweckmäßigkeitsfrage geworden. Unter diesem Ge⸗ sichtspunkte wäre dann zunächst zu prüfen, ob anzunehmen, daß die sozialdemokratische Bewegung ihre gemeingefährliche, auf den Umsturz der bestehenden Staats⸗ oder Gesellschaftsordnung gerichtete Tendenz voraussichtlich schon vor Ablauf von fünf Jahren verlieren werde, und es daher nicht zu rechtfertigen sei, dieselbe und ihre An⸗ hänger noch für solchen Zeitraum unter ein Ausnahmegesetz zu stellen. Nach der bisherigen Entwickelung der sozialdemokratischen Partei in Deutschland wird leider diese Frage einmüthig verneint werden Ebenso wenig wird aus der Thätigkeit der vollziehenden Organe bei Anwendung des Gesetzes, die zwar nicht irrthumsfrei, aber im Großen und Ganzen eine durchaus lovale gewesen ist, ein ausreichender Grund gegen die Verlängerung der außerordentlichen Befugnisse der Exekutive auf fünf Jahre herzunehmen sein.“ 8

Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits⸗ amts. Nr. 2. Inhalt: Gesundheitsstand. Volkskrankheiten in der Berichtswoche. Zeitweilige Maßregeln ꝛc. Sterbefälle in deutschen Städten von 40000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. Witterung. Thierseuchen in Frankreich im 3. Vierteljahre 1887. Lungenseuche in Irland. Veterinärpolizeiliche Maßregeln. Medizinalgesetzgebung ꝛc. (Preußen.) Filial⸗Apotheken. (Berlin.) Desinfektion bei ansteckenden Krankheiten. (Reg.⸗Bez. Potsdam.) Anzeigepflicht bei ansteckenden Krankheiten (Bayern.) Leichenschau und Zeit der Beerdigung. (Mecklenburg⸗Schwerin). Beförderung von Thieren auf Eisenbahnen. (Spanien.) Einfuhr und Unter⸗ suchung von Alkohol. (Schweden) Unterdrückung von ansteckenden Krankheiten unter den Hausthieren. (Schluß.) Rechtsprechung. (Landgericht Leipzig) Verkauf verdorbener Bratheringe. Kongresse, Verhandlungen von gesetzgebenden Körperschaften, Vereinen ꝛc. 16. Schlesischer Bädertag. (Argentinien.) Ueberwachung der Ein⸗ wandererschiffe. Gesetzentwurf. Gesundheits⸗Kongreß in Lima. (Berlin.) Geheimmittel.

Statistische Nachrichten.

Die deutsche Sterbetafel (1871/81), welche bereits im Statistischen Jahrbuch des Deutschen Reichs für 1887 veröffentlicht wurde, ist nunmehr mit eingehenden Erläuterungen und graphischen Dar⸗ stellungen im Novemberheft der statistischen Monatshefte mitgetheilt. Es wird dazu eine Analyse des statistischen Materials, aus welchem, sowie eine Auseinandersetzung der Rechnungsmethode, mittelst welcher sie gewonnen ist, gegeben, und es werden ihre Ergebnisse mit den⸗ jenigen verschiedener anderer Sterbetafeln verglichen. Auf Material und Methode soll hier nicht eingegangen werden. Im Uebrigen wird bemerkt, daß die Tafel die Absterbeordnung der Reichsbevölkerung darstellt, indem sie deren Absterben von Altersjahr zu Altersjahr angiebt. Danach sterben schon im ersten Lebensjahre, wenn man die Todtgeborenen einrechnet, 28 ½ % der neugeborenen Knaben und 24 ½ % der neugeborenen Mädchen; geht man aber von den Lebendgeborenen allein aus, so belaufen sich die Zahlen auf 25 ¼ bezw. 21 ¾ %. Diese Sterblichkeit ist so greß wie die der Greise um die Mitte oder in der zweiten Hälfte der 80er Jahre. Verfolgt man die Tafel vom jüngsten bis zum höchsten Alter, so bemerkt man bei beiden Geschlechtern eine Anfangs sehr rasche, dann sich immer mehr ermäßigende Abnahme der Sterblichkeit, bis sie bei beiden Ge⸗ schlechtern im Alter von 13 Jahren ein Minimum erreicht. Von den Kindern, welche eben 13 Jahre alt geworden sind, sterben im Laufe des neuen Lebensjahres bei den Knaben nur 3 ½, bei den Mädchen nur 39310 %, so daß in diesem Alter die Sterblichkeit bei den ersteren 82 mal, bei den letzteren 62 mal so ge⸗ ring als diejenige der Neugeborenen (mit Einschluß der Todt⸗ geborenen) des betreffenden Geschlechts ist. Von da ab steigt sie, bei jedem Geschlecht mit einer kurzen Unterbrechung. zuerst langsam, dann immer rascher bis zum höchsten Alter. Die Unterbrechung findet beim männlichen Geschlecht kurz vor der Mitte der 20er, beim weiblichen in der ersten Hälfte der 40er Jahre statt. Das männliche Geschlecht zeigt nämlich beim Alter von 18 bis etwa 22 Jahren eine im Vergleich zu den vorhergehenden und nach⸗ folgenden Altersjahren besonders starke Sterblichkeitszunahme, worauf kis zum Alter von 24 oder 25 Jahren eine, allerdings nur sehr geringe, Abnahme eintritt, wäbrend das weibliche Geschlecht beim Alter von 41 bis 43 oder 44 Jahren eine sich fast gleich bleibende Sterblichkeit aufweist. Wie in diesen Lebensjahren, so unterscheidet sich bei fast jedem Alter die Sterblichkeit des weiblichen von der des männlichen Geschlechts, und zwar meistens so, daß sie dahinter zrück⸗ bleibt. Schon bei den Neugeborenen zeigt sich, wie aus den eben darüber mitgetheilten Zahlen hervorgeht, dieser Unterschied in recht erheblichem Maße. Mit wachsendem Alter nimmt er ab und verkehrt sich sogar beim Alter von 9 bis 15 Jahren in sein Gegentheil. Im ganzen ferneren Lebenslauf überschreitet die weibliche Sterblichkeit die männliche dann aber nur noch einmal, nämlich beim Alter von 27 bis 35 Jahren, während bei jedem anderen Alter das männliche Geschlecht ungünstiger steht. Der Vergleich mit den Ergebnissen von Sterbetafeln fremder Bevölkerungen (der schweizerischen, französischen, englischen, niederländischen, dänischen, schwedischen und norwegischen) fällt für das Deutsche Reich nicht günstig aus. Namentlich steht dieses in der Sterblichkeit der jüngsten Lebensjahre am un⸗ günstigsten, was hauptsächlich von der überaus sarken Kinder⸗ sterblichkit in einem großen Theile von Süddeutschland herrührt. Mehrere deutsche Staaten und Landestheile, z. Schleswig⸗Holstein, Mecklenburg, Oldenburg, haben im geraden Gegensatz dazu eine außerordentlich geringe Kindersterblichkeit, doch wiegt das die Höhe derselben in anderen Gegenden des Reichs nicht auf. Etwa vom 8. Lebensjahr an fällt der Vergleich weniger zu Ungunsten des letzteren aus; beim Alter von 10 bis 20 Jahren kann man die deutsche Sterblichkeit sogar eine vergleichsweise günstige nennen, und auch weiterhin, bis etwa zum 40. Lebensjahr, hält sie sich, wenn man von den skandinavischen Staaten absieht, mit der⸗ jenigen in den fremden Staaten iemlich auf gleicher Stufe. Bei höherem Alter steigt sie aber wieder darüber hinaus. Dabei ist indeß zu bemerken, daß die fremden Staaten, mit welchen der Vergleich angestellt ist, etwa von den Niederlanden abgesehen, sich einer besonders günstigen Sterblichkeit erfreuen. Hätte der Vergleich auf Oesterreich, Ungarn, Italien und Rußland erstreckt werden können, so würde er im Allgemeinen wohl nicht ungünstig für das Deutsche Reich ausgefallen sein. Das läßt sich allenfalls aus den bezüglichen statistischen Nachweisungen dieser

Staaten schließen, wenn auch geeignete Sterbetafeln für die Ge⸗ sammtbevölkerung derselben nicht vorhanden sind. Auch die Sterbetafeln für die Bevölkerung verschiedener deutscher Staaten und Gebietstbeile sind in den Vergleich einbezogen worden. Aus den Ergebnissen wird hier bezüglich der Berliner Sterbetafel (für 1876/79 von Dr. Böckh) hervorgehoben, daß danach in Berlin die Sterblichkeit besonders unter den Kindern eine sehr ungünstige ist. Mit Einrechnung der Todtgeborenen sterben daselbst 34,7 % der neugeborenen Knaben und 30,2 % der neugeborenen Mädchen schon im ersten Lebensjahr, und auch in den folgenden Altersjahren bleibt die Sterblichkeit groß. Dagegen ist dieselbe bei beiden Geschlechtern im Alter von 10 bis 27 Jahren, beim weiblichen Geschlecht auch weiterhin, recht günstig zu nennen, während sie beim männlichen Geschlecht im höheren Alter wieder ungünstig wird, und es auch bis fast zum höchsten Alter bleibt. Berlin hat unter diesen Um⸗ ständen eine durchschnittliche Lebensdauer der männlichen Neugeborenen (einschl. Todtgeborenen) von nur 28,7, der weiblichen von 33,6 Jahren, das ist weniger, als einer der zum Vergleich herangezogenen Staaten, im Deutschen Reich stellt dieselbe sich auf 34,0 bezw. 37,1, in Nor⸗ wegen, wo sie am größten ist, auf 45,0 bezw. 48,1 Jahre. Wir machen beiläufig darauf aufmerksam, daß die Arbeit auch als Separat⸗ Abdruck im Buchhandel (Verlag von Puttkammer und Mühlbrecht hierselbst) erschienen ist. 8 G

(N. A. Ztg.) Zur Zeit bestehen in Berlin 171 Gemeinde⸗ schulen mit 2848 Klassenzimmern (einschließlich 44 unbesetzte) und 1 Privat⸗Elementarschule mit 12 Klassen, zusammen 172 Schul⸗ anstalten mit 2860 Klassenzimmern. Von den 2448 Klassenzimmern der Gemeindeschulen sind 2323 in eigenen Schulhäusern ꝛc. der Stadt, 525 in gemietheten Räumen. Es sind also in Benutzung 2816 Klassen⸗ zimmer. Sogenannte fliegende (d. b. überzählige) Klassen bestehen 57. Es wird also in 2873 Klassen unterrichtet. Die Zahl der einge⸗

schulten Kinder betrug am 1. Mai 1887 156 180 (76 680 Knaben, 79 500 Mädchen), am 1. November 1887 159 042 (78 238 Knaben, 80 804 Maͤdchen). 57, also um 77.

Die Zahl der fliegenden Klassen fiel von 134 auf

G Kunst, Wissenschaft und Literatur. 8

Annalen des Deutschen Reichs für Gesetzgebung, Ver⸗ waltung und Statistik. Staatswissenschaftliche Zeitschrift und Materialiensammlung. Unter Mitwirkung von Dr. A. Arndt u. A herausgegeben von Dr. Georg Hirth und Dr. Max Seydel. (Verlag von G. Hirth in München und Leipzig.) Nr. 1. Inhalt: Verfassungsänderung während der Regentschaft. Von Prof. Dr. J. Kohler in Würzburg. Die Zeugnißverweigerung der Reichstags⸗ mitglieder wegen einer in Ausübung ihres Berufs gethanen Aeuße⸗ rung. Von Rechtsanwalt Dr. L. Fuld in Mainz. Die Alters⸗ und Invalidenversicherung der Arbeiter. Denkschrift über die Er⸗ richtung der Alters⸗, Invaliden⸗ und Reliktenversorgung für das Ar⸗ beiterpersonal der bayerischen Staats⸗Eisenbahnverwaltung. Die Entwickelung des Immobiliar⸗Feuerversicherungswesens in Preußen bis zum Jahre 1866. Von Regierungs⸗Assessor Oskar Simon in Osnabrück. Miscellen: Die Entwickelung der Pfandbriefschuld in Preußen. 1 Die „Blätter für literarische Unterhaltung“, Verlag von F. A. Brockhaus, Leipzig, blicken mit dem Erscheinen der, ersten Nummer des neuen Jahrgangs auf eine siebenzigjährige Ver⸗ gangenheit zurück. Der Begründer derselben war August von Kotzebue. Elf Jahre hindurch hat Hermann Marggraff sie herausgegeben, drei⸗ undzwanzig Jahre hindurch Rudolf von Gottschall; dreißig Jahre lang, von 1852 1883, hat der Chef der Verlagshandlung, Heinrich Brockhaus, die Zeitschrift geleitet. Gegenwärtig werden sie von Dr. Friedrich Bienemann herausgegeben, welcher in einem Vor⸗ wort an die Leser einen kurzen Ueberblick über die Geschichte des Blattes giebt. Die „Blätter für literarische Unterhaltung“ erscheinen wöchentlich einmal; der Abonnementspreis für das Vierteljahr beträgt 7,50 ℳ, 15 halbjährlich, für das ganze Jahr 30 ℳ. Bestellunten nehmen alle Buchhandlungen und Postämter des In⸗ und Auslandes an. Das erste Heft des vorliegenden einundsiebenzigsten Jahrgangs hat folgenden Inhalt: An die Leser; vom Herausgeber. J. E. Kuntze behandelt in einem Aufsatz Luther als dramatisches Thema, und giebt hier mancherlei beachtenswerthe Winke für die in neuerer Zeit in Auf⸗ nahme gekommenen Lutber Festspiele, wobei er namentlich auf das Herrig' e eingeht, dem er den Vorzug vor dem Henzen'schen giebt. In einem darauf folgenden Abschnitt kritisirt Wilhelm Büchner die im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen veröffentlichte Weimarer Goethe⸗Ausgabe. (Weimar, Böhlau, 1887.) Hieran schließt sich eine von Ernst Ziel verfaßte eingehende Besprechung der neuesten Dichtung von Rudolf von Gottschall: „Merlin's Wanderungen“ (Breslau, Schottländer, 1888), sowie eine Besprechung der von W. Rudow übersetzten und im Verlage von Barsdorf, Leipzig, in zweiter Auflage herausgegebenen „Rumänischen Volkslieder“ von Karl Schratten⸗ thal. Karl Sallmann bespricht sodann Paul Lemcke's Buch: „Der deutsche Kaisertraum und der Kyffhäuser“ (Magdeburg, Faber, 1887); Oswald Külpe rezensirt Gustav Theodor Fechner's: „Büchlein vom Leben nach dem Tode“, 3. Auflage (Hamburg, Voß, 1887); Leon Wespy bespricht die „Mythologischen Landschaften“, Lichtdrucke nach Gemälden von Edmund Kanoldt, mit begleitenden Dichtungen von A. Leschivo (Leipzig, Amelang, 1887). In einem Feuilleton findet sodann noch eine Reihe literarischer Erscheinungen Erledigung. Den Meschlof des inhaltreichen, 16 Quartseiten umfassenden Hefts macht eine Bibliographie, welche Neuigkeiten vom Büchermarkt anzeigt. Das bewährte Blatt wird auch in seinem einundsiebenzigsten Jahr⸗ gang in literarischen Kreisen willkommen sein.

Die Nr. 2 der im Verlage von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig ifche gt Zeitschrift „Die christliche Welt, Evangelisch⸗Luthe⸗ risches Gemeindeblatt für die Gebildeten“ hat folgenden Inhalt: Aus dem Berufsleben des Herrn. I. Die neuen Forschungen im Morgenlande und das Alte Testament: 1) Umfang und Bedeutung der alten Denkmäler im Allgemeinen Die Diaspora⸗Konferenz in Dessau. Noch einmal das Ulmer Münster und Herr Reichensperger. Unsre Kunst. 3. Das Sittenbild. Zwei historische Romaue: Gepa. Die Aebtissin von Säckingen. Aus der innern Mission: Evangelische Arbeitervereine in Rheinland und Westfalen. Geist⸗ liche Pflege der Soldaten. Winterarbeit für arme Lohnarbeiter. Verschiedenes: Ein Gegenstück zum Prozeß Thümmel vor dreißig Jahren. Evangelischer Pastoralbund. Nachtrag zum Inhalts⸗ register des vorigen Jahrgangs. 1

Eine Wintertagswirklichkeit. Antwort auf: „Ein Sommernachtstraum.“ Berlin. Verlag von Friedrich Luckhardt. 1888. Ladenpreis 1 Vor einigerz Zeit erschien unter dem Titel: „Ein Sommernachtstraum“ eine Schrift, welche, da sie als ein Veto gegen das fertiggestellte Infanterie⸗Exerzir⸗Reglement betrachtet wurde, in den militärischen Kreisen der Reichshauptstadt Aufsehen erregte. Die vorliegende Broschüre, zu deren Abfassung der unge⸗ nannte Verfasser sich durch die Wahrnehmung veranlaßt sah, daß die Ideen des Verfassers des „Sommernachtstraumes“ bei dem Einen Beunruhigung, bei dem Andern Besorgniß erweckt hatten, ist die Ant⸗ wort auf diefelbe. Inhalt: I. Aus den letzten 20 Jahren. II. Das Schlachtfeld⸗Drückebergerthum. III. Ueber Salvenfeuer und und die Wirkung des Artilleriefeuers. IV. Reserve⸗ und Berufsoffuzier. V. Kriegszucht. VI. Ist Nervosität Feigheit? VII. Das Gesetz der Verantwortung und der Kriegsenergle. VIII. Duell und Erziehung. IX. Ueber Fahnen im Gefecht und Ortsgefecht. X. Schluß.

Joseph Baer u. Co., Buchhändler und Antiquare in Frankfurt a. Main, Roßmarkt 18, haben eine Reihe von Katalogen eröffnet, die sie regelmäßig zum Sommer⸗Semester zu veröffentlichen 6 Dieselben sollen einen Ueberblick über diejenigen Theile ihres Lagers enthalten, die für Universitätskreise von besonderem Interesse sind, und diese in den Stand setzen, rasch ihre letzten Er⸗ werbungen kennen zu lernen. Die soeben zur Versendung gelangten 4 Verzeichnisse bringen die neuesten Erwerbungen auf dem Gebiet der Jurisprudenz und Staatswissenschaft, auf dem der klassischen

Philologie und Archaeologie, auf dem der Geschichte und ihrer Hülfs⸗

wissenschaften und auf dem der Astronomie, Mathematik, Physik, Chemie, Zoologie und Botanik. 8 4 Ueber das Woher und Wohin des gegenwärt geophysischen Zustandes. Von Hermann Habenicht Gotha. (Mit einer Karte) Vortrag, gehalten vor der geologisch⸗ geographischen Sektion der 60. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Wiesbaden, im September 1887. Wien, Pest, Leipzig. A. Hartleben's Verlag. Bericht über die Thätigkeit der Elbinger Alter⸗ thums⸗Gesellschaft im Vereinsjahr 1886/87. Sevarat⸗ Abdruck aus den Schriften der Naturforschenden Gesellschaft zu Danzig. N. F. VII. Bd. 1. Heft.)

Das Januarheft der „Internationalen Revue über die gesammten Heere und Flotten“ (Verlag der Buchhand⸗ lung von Th. Fischer in Kassel) hat folgenden Inhalt: Freunde und Feinde des Ottomanischen Reichs und die Nothwendigkeit der Erhal tung dieses Bollwerks für Mittel⸗Europa. Von Dr. B. v. Brauns. Die Festungsverstärkung brieflich besprochen. Dritter Brief. Die Polen im Deutschen Reich. Die Londoner Commercial Union und der Deutsche Offizier⸗Verein. Die Sturdee'sche Preisschrift über Seekriegführung. Ueber ein neues Gesetz der Treffwahr⸗ scheinlichkeit der Geschosse. Vom Artillerie⸗Hauptmann Petitcol. Die Kreuzerflotten aller Seemächte. Von Spiridion Copcevic. Improved Breech Loading. 40 and 70 pr. Guns. Was ist aus der Hope⸗Kanone geworden? Von v. H. Italiens neueste Truppen⸗Konzentrationen am Rothen Meere. Italienische Cor⸗ Von Rh ... n. Faut-il une déclaration de guerre

Land⸗ und Forstwirthschaft.

„Honig⸗ und Schwarm⸗Bienenzucht“ von J. G. Kanitz, Redackeur der „Preußischen Bienenzeitung“. 5. neubearbeitete Auf⸗ lage mit 24 Original⸗Holzschnitten. Oranienburg, 1888. Ed. Frey⸗ hoff's Verlag. (Preis eleg broch. 2 ℳ) Der Verfasser, aus⸗ gehend von dem Standpunkt, daß sich ein lohnender Bienenzucht⸗ betrieb nur durch die kombinirte Schwarm⸗Bienenzucht erzielen lasse, hat von diesem Gesichtspunkt aus den Magajinstock her⸗ gestellt. Die Behandlung der Bienen im Kanitz'schen Magazinstock hat schon seit 47 Jahren besonders in Ost⸗ und Westpreußen, Polen und Rußland große Verbreitung gefunden; sie verdient aber auch in anderen Gegenden bekannt zu werden. Das Buch, welches in seiner fünften Auflage zum ersten Mal allgemein durch den Buch⸗ handel vertrieben wird, ist volksthümlich geschrieben und durch sauber ausgeführte Original⸗Holzschnitte illustrirt. Zeitschrift für Forst⸗ und Jagdwesen. (Berlin, Verlag von Julius Springer.) 1. Heft. Inhalt: Dr. Carl von Fischbach, G Hohenzollern'scher Ober⸗Forstrath. Abhandlungen: Die Einwirkung von Wasser auf Buchen⸗ und Eichenstreu. Von E. Ra⸗ mann in Eberswalde. Zur Erkennung einer Rackelhenne. Von I Dr. Altum. Ueber den Anbau der Carya- und Juglans-

rten. Mitgetheilt von der preußischen Hauptstation des forstlichen Versuchswesens durch Professor Dr. Schwappach. Monats⸗ und Jahresmittel der Bodentemperatur auf dem Felde und im Kiefern⸗ walde. Von Dr. J. Schubert in Eberswalde. Mittheilungen: Feinde des Buchenaufschlags. Von Professor Dr. Altum. Ueber den Einfluß des Waldes auf die Regenmenge. Waldbeschädigungen durch Naturereignisse in den preußischen Staatsforsten während des Wirthschaftsjahres 1887, mitgetheilt von der preußischen Hauptstation des forstlichen Versuchswesens durch Professor Dr. Schwappach. Statistik: Resultate der Forstverwaltung im Regierungs⸗Bezirk Wiesbaden in der Zeit von 1872 bis 1885. Von Forstassessor Goebel. Forststatistisches aus Elsaß⸗Lothringen. Von Oberförster Ney in Hagenau i. E. Massen⸗ und Preisbewegung der Eichen⸗ rinde auf den Hauptrindenmärkten seit dem Jahre 1876. Gewitter in den Fürstlich Lippe'schen Staatsforsten während des Jahres 1886. Literatur. Notizen

Aus dem Walde. Wochenblatt für Forstwirthschaft. (P.

Weber, Frankfurt a. M.) Nr. 2. Inhalt: I. Abhandlungen: Die Grundlagen der Sterbekasse für das deutsche Forstpersonal. (Fortsetzung und Schluß.) Vermischtes. II. Mittheilungen: Die 34. Versammlung des badischen Forstvereins. Statistisches: Die Körperschaftswaldungen des Großherzogthums Hessen. Dienst⸗ und Personal⸗Nachrichten. Briefkasten.

Gewerbe und Handel.

Nach einer in der „Gaceta de Madrid“ vom 4. d. M. ent⸗ haltenen Bekanntmachung der Madrider Stadtverwaltung vom 2. d. M. können die am 31. v. M. fällig gewordenen Coupons der Madrider Stadtanleihen von 1861 und 1868 und der Accisenschuldscheine (Titulos de sisas) bei der Schuldenabthei⸗ lung der Stadtkämmerei in der Zeit von 11 Uhr Vormittags bis 2 Uhr Nachmittags in der üblichen Weise präsentirt werden, und zwar: der Coupon 52 der Anleihe von 1861 und die Accisenschuld⸗ scheine an jedem Dienstag und Mittwoch und der Coupon 19 der Anleihe von 1868 an jedem Montag und Dienstag.

Der Hoflieferant J. C. Schmidt in Erfurt versendet soeben seinen Samen⸗ und Pflanzenkatalog für 1888. Bei Anordnung desselben sind verschiedene Verbesserungen eingetreten; von selbstgezogenen und fremden Neuheiten ist nur das aufgenommen worden, was von der großen Anzahl der sogenannten Neuheiten wirk⸗ lich aufnahmewürdig und empfehlenswerth ist. Unter den Neuheiten 1888 empfiehlt der Katalog diesmal eine neue, allerfrüheste, zart⸗ schotige Brech⸗Krupbohne, eine Petersilienwurzel mit gefüllten Blättern, genannt: „Ruhm von Erfurt“ (Fr. A. Haage), ferner eine Triumphaster, dunkelscharlach (Haͤege und Schmidt), eine Melica altissima atropurpurea (J. C. Schmidt), ein Chenopodium Atriplicis „Victoria“ (V. Döppleb), eine Phlox Drummondi fimbriata (Grashoff), eine Phlox Drummondi cuspidata „Stern von Quedlinburg“ (Grashoff), eine Statice superba (Haege und Schmidt), endlich eine Verbena hybrida compacta coccinea (Platz u. Sohn), sowie eine Reihe vorjähriger Reuheiten. Der Katalog zeigt ferner die von J. C. Schmidt als Spezialität ein⸗ geführten Sortimente von Gemüse⸗ und Blumensamen in farbigen Düten an. Jede Samendüte trägt auf der Vorderseite eine künstle⸗ risch in Buntdruck ausgeführte Abbildung des betreffenden Gegen⸗ standes und auf der Rückseite die Kulturanweisung in drei Sprachen. Der Katalog enthält ferner ein Pflanzenverzeichniß und giebt beachtens⸗ werthe Winke für die Zucht und Behandlung derselben. Als passenden Schmuck für unsere modernen Neubauten empfiehlt die Firma die Anlage von Vorgärten, deren künstlerische Ausstattung sie sich besonders angelegen sein lassen wird; über Schmidt's auszieh⸗ bare Blumen⸗ und Fensterkasten, welche zum Fensterschmuck geeignet sind, giebt der Katalog nähere Auskunft. Ein alpha⸗ betisches Verzeichnis sämmtlicher Pflanzen ist dem Katalog angehängt, ferner eine Gartenliteratur; die Firma hält die hier ver⸗ zeichneten, von ihr als vorzüglich empfohlenen Werke, welche zum Selbstunterricht in allen Zweigen des Gartenbaus geeignet sind, auf Lager und liefert dieselben zum Ladenpreise. Der geschmackvoll aus⸗ gestattete Katalog ist mit einer großen Zahl in den Text gedruckter Abbildungen geschmückt; ein künstlerisch ausgeführtes B att, welches sechserlei Stiefmütterchen in Farbendruck darstellt, gereicht ihm zu besonderer Zierde. Beiliegen dem stattlichen Heft zwei Bestellzettel auf rothem und weißem Papier, der eine für Bestellungen auf Samen, der andere für solche auf Pflanzen bestimmt; diese Trennung ermög⸗ licht eine raschere Ausführung der Aufträge. Die Handlung sendet auf Verlangen gratis und franko ihren Katalog über gärtnerische Ge⸗ brauchsgegenstände, enthaltend: Schaufeln, Spaten, Hacken, Messer, Säagen Rasenmähmaschinen, Mistbeetfenster, Thermometer, Dünger, Bast ꝛc.

Aus Dortmund wird der „B. Börs.⸗Ztg.“ unter dem 8. d. M. geschrieben: Im Eisengeschäft herrscht eine feste und zuversicht⸗ liche Stimmung und man geht allgemein mit den besten Hoffnungen auf eine weitere günstige Entwickelung des Geschäfts in das neue Jahr hinein. Der Verkehr in Heiintscen Eisenerzen nimmt in er⸗

freulicher Weise zu und mit der Steigerung des Bedarfs geht die