Solms, gerichtet und lautet: „Graf Launay hatte die Güte, mir ein Telegramm des Minister⸗Präsidenten Crispi mitzutheilen, das sich mit meinen direkt an Crispi gerichteten Danksagungen für die hervorragende Kundgebung der italienischen Kammer kreuzte. Haben Sie die Güte, mündlich dem Minister⸗Präsidenten Crispi den Ausdruck der Dankbar⸗ keit zu wiederholen, welche Se. Majestät der Kaiser und ganz Deutschland für dieses großartige Zeugniß der internationalen Sympathie und der gegenseitigen freundschaftlichen Gesinnungen der beiden Völker empfinden.“
— 8. März. (W. T. B.) Die Regierung übermittelte gestern dem Botschafter in Paris, Menabrea, Gegen⸗ vorschläge, auf Grund welcher die Verhandlungen über
Handelsvertrag mit Frankreich wieder aufzunehmen wären. — Das Comité für die Pariser Weltausstellung nahm einstimmig eine Tagesordnung an, in welcher dasselbe sein Bedauern über das gegenwärtige Zollregime und die Hoffnung aus⸗ spricht, daß beide Nationen durch gegenseitige Zugeständnisse eine bessere, ihren Interessen entsprechendere Lösung werden finden können. Inzwischen werde das Comité sein Werk fort⸗ setzen und in einem Monat wieder eine Sitzung halten.
Schweiz. Bern, 7. März. (W. T. B.) Der Bundes⸗ rath hat den eidgenössischen Gesandten in Rom mit der Uebergabe einer Note an die italienische Regierung beauftragt, durch welche die Eröffnung offizieller Verhand⸗ lungen über die Simplonbahn, deren Anschlüsse an die schweizerischen und die italienischen Bahnen sowie über die Herstellung der internationalen Bahnhöfe gewünscht wird.
Niederlande. Haag, 7. März. (W. T. B.) Von den am 6. d. M. stattgehabten Wahlen zur Zweiten Kammer sind die Resultate aus 74 Wahlbezirken bekannt.
Gewählt sind 22 Liberale, 20 Katholiken und 16 orthodoxe Protestanten. In der Stichwahl befinden sich 18 liberale, 12 katholische, 10 orthodorx⸗protestantische, 2 konservative und 1 radikaler Kandidat, außerdem der Sozialist Nieuwenhuis. lus 10 Wahlbezirken ist das Resultat noch unbekannt. — 8. März, Morgens. (W. T. B.) Von den 100 neuen Sitzen der Zweiten Kammer haben bis jetzt die Anti⸗Liberalen 43 erlangt. Wegen 18 anderer Sitze stehen sie mit Liberalen zur Stichwahl. Von 9 Wahlbezirken sind die Resultate noch unbekannt.
Zeitungsstimmen. 8 Deutsche volkswirthschaftliche Correspon⸗
‿—8 2 Häußert zu dem Erlaß des Handels⸗Ministers: ltesten de fmannschaft beschäftigt noch immer die in — gane, he sich berufen erachten, in gen Frag : ganisirung resp. der Reorganisirung wenigen rten Th der Börse einzutreten, eine Urngeschicklichkei in der Argumentation entwickelt wird, di eistet. Und hier wieder ist es ei, die Vertreterin des laisser fair Mordio über die Eiugriff 6 Staats, le bschaftlichen Fragen nur Nachtwächter⸗ 2 Organisation der s Verstaallichung der Börse si schrecklichen Erlaß vo F. äth en Börseninter⸗ essenten, welche nach schen, in künstlicher Weise auf die Bildung der Getreidepreise zu eine „secessio in sacrum montem“ - 9 wi Getrei aus dem Korn⸗ vr;pafpe
entstanden sei Straße, später in ¹
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zum Mindesten leichtfertigen und oberflächlichen Raisonnement läßt sichnur erwidern, das die Börsen sich bekanntlich in solche theilen, die nach be⸗ stimmten Regeln und unter staatlicher Beaufsichtigung ihre Geschäfte absolviren und solche, die sich jeder Kontrole und Beeinflussung ent⸗ ziehen, welch letztere man dann mit dem „Epitheton ornans“ von „Winkelbörsen“ zu belegen pflegt. Der Rath, den die „Vossische Zeitung“ den Aeltesten der Kaufmannschaft giebt, sie mögen zu den⸗ jenigen primitiven Einrichtungen zurückkehren, welche zweifellos für die jetzt bestehenden Organisationen als Muster gedient haben, heißt heutzutage nichts Anderes, als dem bedeutsamen Berliner Getreidemarkt den Rath geben, zu dem Range einer elenden Winkel⸗ börse herabzusinken.
... Alllein es ist auch nicht abzusehen, was denn die Herren Aeltesten über den Erlaß des Herrn Ministers für Handel und Ge⸗ werbe in Harnisch gebracht haben kann. Wollen die Herren etwa die Kompetenz des Herrn Ministers bestreiten? Bestreiten, daß er das Recht habe, nicht derjenigen Meinung zu sein, welche in dem am 19. Dezember vorigen Jahres erstatteten und sorg⸗ fältig vor der Oeffentlichkeit geschützten Berichte niedergelegt wurde, und zu verlangen, daß positive Vorschläge gemacht werden mögen, wie der Handel für Getreide in einer mehr entsprechenden Weise orga⸗ nisirt werden könne? Das preußische Einführungsgesetz zum deut⸗ schen Handelsgesetz sagt doch wohl deutlich genus, daß die Geneh⸗ migung des Handels⸗Ministers zur Abänderung und Ergänzung be⸗ stebender Börsenordnungen erforderlich und daß in den Börsenordnungen insbesondere zu bestimmen ist, wie die laufenden Preise und Course fest⸗ zustellen, wie die Feststellung zu veröffentlichen und wie Zeugnisse darüber zu ertheilen sind. Es hieße nun doch die Stellung des Handels⸗Ministers auf ein allzu bescheidenes Niveau den autonomen Börsenkorporationen gegenüber herabdrücken, wollte man dem Handels Minister die Be⸗ fugniß absprechen, seinerseits zur Beseitigung beobachteter Mißstände im Getreidehandel, in der Art der Schlußscheinbestimmung, in der Organisation der Sachverständigenkommission und in Betreff der An⸗ forderungen, welche an die Qualität des als lieferungsfähig zuzu lassenden Getreides zu stellen sind, die Initiative zu ergreifen und dafür zu sorgen, daß seinen Anordnungen auch Rechnung getragen werde. Die Berliner Getreidebörse ist zweifellos dazu bestimmt, die Getreideprei e in der Weise zu regeln, daß die Verwer⸗ thung der Erzeugnisse der einheimischen Landwirthschaft nicht in künst⸗ licher Weise gehemmt werde; und in der That, die Beeinflussung der Preise durch künstliche Mittel ist gerade beim Getreidegeschäft in einer viel nachhaltigeren Weise durchzusetzen, als beim Effektenhandel, wo das „Meinung machen“ immer nur für kurze Zeit gelingen kann und sich meistens innerhalb der Spekulation selbst abspielt. Wir wollen keineswegs behaupten, daß wirklich grobe Mißbräuche an der hiesigen Getreidebörse vorgekommen sind; allein es ist in der That nicht abzusehen, warum denn der Getreidehandel bei strengeren Bestimmungen, als solche jetzt vorhanden sind, nicht be⸗ stehen könne, und warum denn durch die Einführung von solchen Be⸗ stimmungen, welche ja dem Sinne der Verfügung des Handels⸗ Ministers zufolge nur einer größeren Sicherheit für den Käufer und den Verkäufer bei dem Abschluß von Getreidegeschäften gewidmet sein sollen, die Berliner Getreidebörse an Bedeutung und Ansehen cine Einbuße erleiden soll. Die Herren Skandalmacher mögen sich doch einmal die sehr detaillirten Bestimmungen der Wiener Frucht⸗ und Mehlbörse über den Handel in Weizen. in Roggen, in Hafer, n orn und Hirse, Mehl⸗ und Mahl⸗ „
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- Gerste, Haidek
produkten, Malz, Hülsenfrüchten, Oelsaaten, Rüböl, Oelkuchen, Spiritus und Brot ansehen und sie werden finden, daß die Aufregung, welche hier zu Agitationszwecken erzeugt worden, eine absolut unbegründete, eine durchaus künstlich herbeigeführte genannt werden muß.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
7. März. st d D. Dr. C. Hense im
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hre.
Nach einer in der italienischen „Gazzetta ufficiale“ vom 28. v. enthaltenen amtlichen Publikation ist am 26. v. M in Rom ein neuer Handels⸗ und Schiffahrtsvertrag zwischen Italien und Spanien unterzeichnet worden. Gleichzeitig haben die beiderseitigen Be⸗ vollmächtigten ein Protokoll unterzeichnet, wonach der bisherige italienisch⸗ spanische Handelsvertrag noch einmal bis zum 1. Mai 1888 verlängert werden soll, um bis zur Ratifikation des neuen Vertrages keinen vertragslosen Zustand eintreten zu lassen. Ein Gesetzentwurf, welcher die italienische Regierung ermächtigt, den bisherigen Handelsvertrag
bis zum 1. Mai 188s fortbestehen zu lassen, ist der italienischen De⸗ putirtenkammer bereits zugegangen.
— Die Verwaltung der Frankfurter Bank wird die Ver⸗ theilung einer Dividende von 43 ℳ oder 5,02 % für das Jahr 1887 bei der Generalversammlung beantragen.
*
Submissionen im Auslande.
Niederlande. 1) Gemeentelyke Gasfabriek zu Deventer: Lieferung von 100 000 hl Gaskohlen.
Auskunft an Ort und Stelle.
2) 12. März, 12 Uhr Mittags. Kononstraat 16:
Lieferung von großen Posten Schmiede⸗ ꝛc. Kohlen).
Auskunft an Ort und Stelle.
3) 22. März, 12 Uhr Mittags. maar im Comptoir:
Lieferung von 35 000 Säcken Gaskohlen.
Auskunft an Ort und Stelle
4) 22. März, 12 Uhr Mittags. 's Ryks Centraal Magazyn von Militaire Kleeding, Uitrusting enz. zu Amsterdam:
Lieferung von 3000 wollenen Schlafdecken nach Muster.
Bedingungen im genannten Magazin käuflich für 50 Cents.
5) 30. März, Vorm. 10 ½ Uhr. Ryks-Waterstaat Provincie Noord-Brabant zu 's Hertogenbosch im Gebäude des Provinciaal⸗ Bestuur:
Loos Nr. 58. Lieferung von 3 neuen Pontons und Aus⸗ führung der zugehörigen Arbeiten für die Schiffbrücke über die
Geschutgietery im Haag, Steinkohlen (Maschinen⸗,
Gemeente-Gasfabriek zu Alk⸗
Maas zu Hedel (Provinz Noordbrabant). Bedingungen käuflich bei den Buchhändlern Gebr. van Cleef, Spui Nr. 28 a, im Haag. Belgien.
1) 21. März, Mittags. Börse zu Brüssel: Lieferung von 25 Loosen von je 50 000 kg Mineralöl zu Beleuchtungszwecken für die Verwaltung der Staatseisenbahnen. Ablieferungsort Malines (Mecheln). Das Lastenheft wird nächstens zur Ausgabe gelangen.
2) Nächstens, 11 Uhr Vormittags, Wartesaal 1. Klasse der Station Binche: Bau einer Ankunftshalle mit Wohnung für den Stationschef. Voranschlag 28 897 Fr. Vorläufige Kaution 1500 Fr. Auskunft beim Ingenieur Betriebschef Tondelier zu Binche.
Spanien. 2
Die näheren Bedingungen zu der in Nr. 61 des „Reichs⸗Anzeigers“
veröffentlichten Submission Spanien 2, betreffend Holzpflasterung in
Madrid, liegen in spanischer Sprache beim „Deutschen Reichs⸗ zur Einsicht aus.
Verkehrs⸗Anstalten.
(W. T. B.) Der deutsche Postdampfer eute Morgen von Korsör nach Kiel in See. sör wird morgen wahrscheinlich wieder Hamburg⸗Amerikarn f New⸗York
B.) Der Union⸗Dampfer
Theater und Musik. letzte Concert des Hrn. Frederic Lamond findet in der Sing⸗Akademie, unter Mit⸗
Mannigfaltiges. e 92, ist das
ein Berliner Künstler, Wilhelmstraße 92, 22
von H. Makart „Bacchus und Ariadne“ aus⸗
gestellt. Das Bild ist im Besitz eines schottischen Kunstmäcens und gehört zu den anerkannt besten Schöpfungen des verstorbenen Meisters. Gleichzeitig findet im Verein eine von der E. A. Fleischmann schen Hof⸗Kunsthandlung in München veranstaltete Kollektiv⸗ Ausstellung von Werken hervorragender Münchener Meister statt, in welcher die besten Namen, wie Defregger, Claus Mever⸗ Schreyer, Seitz, Diez, Gabr. Max, Grützner, Voltz u. A. vertreten sind.
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1¹) Nachts stürmisch, anhaltend Regen. ²); Regen ³) Nachts starker Schneefall. ⁴)
Irotaen Freitag:
stürmisch. Die Dreizehn. Benutzung eines
Uebersicht der Witterung. Anfang 7 Ubr F inimum wvelches pon YNord vest um Ansa Ein Minimum, welches von Nordwesten kommend, Sonnabend:
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estern die westliche Ostsee passirte, verursachte am des Reservisten
an westdeutscher Küste
Heute dauert die lebhafte, vorwiegend west⸗ iche und südwestliche Luftströmung mit regnerischem ziemlich warmem Wetter fort. Nur an der chen Küste liegt die Temperatur unter der nor⸗
n und meist auch unter dem Gefrierpunkt. An eutschen Küste ist ziemlich viel Niederschlag ge⸗
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Deutsche Seewurte. S
Wallner-Theater. Freitag: Zum 7. Male:
von A. Valabrégue und M. Ordonneau. Durand und Durand. — Ver⸗
n 8 bitctoria-Theater. t 3 Zum 604. Male: Die Reise um die Welt
die Welt in 80 Tagen. 1“
Walhalla-Theuter. Freitag: 8. Gesammt⸗ Gastspiel der Münchener Mitglieder des Theaters am Gärtnerplatz, unter Leitung des baver. höchst komischen Entrées und Hofschauspielers Hrn. Max Hofpauer. üern Der Herrgottschnitzer von Ammergau. Volks⸗ stück mit Gesang und Tanz von Dr. L. Ganghofer 5 Phänomene der Luft.
Friedrich- Mit neuer Ausstattung.
stürmisch estli 27 24 der G stürmische westliche (nach dem Französischen von Duru und Chivot) 8 1 4 4 ; und Verlag⸗ von F. Zell. Musik von Julius Stern. In Scene ————— ————- Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verl gesetzt von Julius Fritzsche.
— Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Maria von der Wall mit Hrn. Prem.⸗Lieut. Ferdinand Frhrn. v. El⸗ 8 desheim). — Frl. Ida Witte mit Hrn. Landrath 1 8 111“
Nesidenz-Theater. Freitag: Zum 77. Male: Francillon. Schauspiel in 3 Akten ron A. Dumas (Sohn). Deutsch von Paul Lindau.
e-Theuter. Geistinger mit
Wilhelmstädtischen Tbesters 1 mstadti en Theaters.
ndirt: Drei Paar Schuhe.
Gesang in 3 Akten und einem Theater. Freitag: Faust. An⸗ Marie Geistinger, als Gast.) Sonnabend und folgende Schuhe. 1 Sonntag: Pariser Leben. Marie Geistinger, als Gast.) Central-Theater. Freitag: Kostümen und
— üd;
Schwank in 3 Akten Hie.“ Posse mit Gesang in 1 Akt von Dekorationen;,
Durand. in 4 Akten von W. Mannstädt.
Halbe Preise!
Freitag:
Großes Ausstattungs⸗ 75 Kün (10 Solisten). 0 Künf
Sonn
Zum 8. M.:
Schulpferd, geritten von Hrn
Dieselbe Vorstellung.
Wilhelmstädtisches Theater. Zum 29. M.: trets Operette in 3 Akten mit freier künstler. französischen Sujets von F. Zell.] I W“ F. Ze für die Familie Hager. Zum 1. Male: Die Hochzeit Sonntag: 2 Vorstellungen. Posse mit Gesang in 4 Akten
ZZEI
Görlitz, bearbeitet von Alois Berla. (Leni:
Tag
Mit ganz neuen Geboren: Ein Sohn: Requisiten. Zum
14. Male: Die Himmelsleiter. Ger rn. 2 phe. Anfang 7 ½ Uhr. — Eine Tochter: Hrn. Dr. med. Franz
Sonnabend: Dieselbe Vorstellung. zeldmann (Düsseldorf). — Hrn.
um d. Concert-Haus. Freitag: — ee -1 in 80 Tagen, nebst einem Vorspiel: Die des Kavenmeisters Herrn Karl Meyder, frhrn. von Gres . L Wette um eine Million. S 8 . W. stück mit Ballet von A. d'Ennerv und Jules Verne. 8 Sonnabend und folgende Tage: Die Reise um Sonnab
Streich⸗Orchester
Circus Renz. Freitag: Komiker⸗Vorstellung es Königl. unter Mitwirkung sämmtlicher Clowns in ihren g.
„Emir“, Mohrenschimmelhengst, Apportirpferd, dress. und vorgef. von Hrn. Franz Renz. 2 — „Kandelaber“,
Auftreten der Schulreiterin Frl. Wagner. — Die Touristen, oder: Ein Sommertag am Tegernsee. Große Original⸗Pantomime. — Auf⸗ treten der vorzüglichsten Reitkünstlerinnen und Reit⸗
Son nabend: Parade⸗Gala⸗Vorstellung zum Benefiz
E. Nenz, Direktor.
Brasch (Prüm). — Frl. Käthe Schönemann mit Hrn. Reg.⸗Baumeister Ludwig Glaser (Berlin). — Frl. Gertrud Fritze mit Hrn. Stabsarzt Herman Nitze (Glindow — Thorn). — Frl. Auguste O link mit Hrn. Förster Wilh. Waldmann 2 — Riefensbeek a H.). — Frl. Elise Hrn. Zahnarzt Heinr. Neugebauer (Köl — Frl. Pauline Stiller mit Hrn. Lehrer Anton Wahlich (Breslau). — Frl. Helene Pampel mi Hrn. Dr. med. H. Harms (Stade — Rock Island, Illinois). 1 Verehelicht: Hr. Amtsrichter Karl Menschirz mit Frl. Maria Wagner (Kleve). Hrn. Wilhelm Stautt (Berlin). — Hrn. C. von Pfoertner (Ottolangen⸗
(Laaspbe.
dorf). — Hrn. Apotheker R. Cobet (Laasphben
den Mitglie Lobensbils ¼*n
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Drei Paar
Gesangsposse D Amtsrichte
iemeyer (Hamburg). — Hrn. Hermam 5 4 Whw⸗
. (Berlin). — Hrn. Direktor Whut
LE“ (Birmingham). — Hrn. Liect. Gesellschafts⸗ — Hrn. Gut⸗
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.Gesellschafts⸗Concert. 1“ ö“
— Weinhändler Gustav b (Berlin). — Hr. Hofgärtner und Pr.⸗Lieut. a. v. Fritz Jancke (Brühl). — Hr. Gymnasialdirekte Dr. E. C. Hense (Schwerin i. M.). — Hr. Steuer⸗Inspektor Ludwig Wiechmann (Verden. — Frl. Johanne Brasack (Barby). — Hr. Ritter⸗ gutsbesitzer Julius von Zaborowski (Soecknick;— Hrn. Hotelbesitzer Paul Langner Sohn Panl (Dels i. Schl.). — Frau Rösle Marquardt, ge⸗ Schwaderer (Besigheim). — Hr. Pastor emer. Achatz Holscher (Hannover).
Intermezzos. — — Auftreten der
Otto Hager. —
“
Redacteur: Riedel.
Verlag der Expedition (Scholn).
Berlin:
2
Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. 1 Sechs Beilagen
feldt (Hil inschließlich Börsen⸗Beilage). v. Elverfeldt (Hil⸗ keinschließlich Börsen⸗Beilage)
„Anzeiger und Königlich Preußischen
E r ste Bei 1a ge
Staats⸗Anzeiger. 1888.
Berlin, Donnerstag, den §. März
Königreich Preußen.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.
Bekanntmachungg.
Für die Turnlehrerinnen⸗Prüfung, welche im Frühjahre 1888 zu Berlin abzuhaltenz ist, habe ich Termin auf Freitag, den 11. Mai d. J. und folgende Tage anberaumt. “
Meldungen der in einem Lehramt stehenden Bewerberinnen sind bei der vorgesetzten Dienstbehörde spätestens bis zum 28. März d. J., Meldungen anderer Bewerberinnen unmittel⸗ bar bei mir spätestens bis zum 12. April d. J. anzubringen.
Die nach §. 4 des Prüfungs⸗Reglements vom 21. August 1875 beizubringenden Zeugnisse über Gesundheit, Führung und Lehrthätigkeit können nur dann Berücksichtigung finden, wenn sie in neuerer Zeit ausgestellt sind.
Berlin, den 3. März 1888.
Der Minister
der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten. Im Auftrage: de la Croix.
Königliche Akademie der Künste. BFeiaguntmachung Sommerkursus der Lehranstalten für Musik.
4. Akademische Meisterschulen für musikalische Komposition.]
Vorsteher: die Professoren Bargiel, Freiherr von
Herzogenberg, Ober⸗Kapellmeister Taubert. — Die Meisterschulen haben den Zweck, den in sie aufge⸗ nommenen Schülern Gelegenheit zu weiterer Ausbildung in der Komposition unter unmittelbarer Leitung eines Meisters zu geben. Genügend vorbereitete Aspiranten, welche sich einem der genannten Meister anzuschließen wünschen, haben sich bei demselben in den ersten Wochen des April persönlich zu melden und ihre Kompositionen und Zeugnisse (insbesondere den Nach⸗ weis einer untadelhaften sittlichen Führung) vorzulegen. Ueber die künstlerische Befähigung der Bewerber zur Aufnahme in die Meisterschule entscheidet der betreffende Meister. Der Unterricht ist bis auf weitere Bestimmung unentgeltlich.
B. Hochschule für Musik. 3⸗ Direktorium: Die Professoren Joachim, von Herzogen⸗ berg, Rudorff, Schulze und Spitta.
Die Aufnahme-Bedingungen sind aus dem Prospekt er⸗ sichtlich, welcher im Bureau der Anstalt, W., Potsdamer⸗ straße 120, unentgeltlich zu haben ist.
Die Anmeldungen sind schriftlich und portofrei unter Beifügung der unter Nr. VIII. des Prospekts angegebenen nöthigen Nachweise spätestens bis zum 31. März an das Direktorium der Anstalt, W., Potsdamerstraße 120, zu richten.
Die Aufnahmeprüfungen finden statt:
) für Klavier und Orgel am 9. April, Morgens 9 Uhr, für Gesang am 9. April, Nachmittags 4 Uhr,
3) für die Orchester⸗Instrumente am 10. April, Morgens
für Komposition am 10. April, Nachmittags 4 Uhr,
5) für die Chorschule und den Chor am 12. April, Vor⸗ mittags 11 Uhr.
Die Aspiranten haben sich ohne weitere Benachrichtigungen zu den Aufnahmeprüfungen einzufinden. “
C. Institut für Kirchenmusik, Oranienburgerstraße 29. Direktor: Professor Haupt.
Zweck der Anstalt: Ausbildung von Organisten, Kantoren, wie auch von Musiklehrern für höhere Lehranstalten, insbeson⸗ dere Schullehrer⸗Seminare.
Ausführliche Prospekte sind durch den Direktor des Instituts zu beziehen.
Die Aufnahme⸗Prüfung und Beginn des Sommer⸗ Semesters findet am Montag, den 9. April, Morgens 9 Uhr, im Lokale des Instituts statt.
Berlin, den 24. Februar 1888.
Der Vorsitzende der musikalischen Sektion des
M. Blumner.
liche Universität Göttingen. Vorlesungen für das landwirthschaftliche Studium im Sommer⸗ Semester 1888. a. In der Fachwissenschaft. Einleitung in das Studium der Landwirthschaft: Prof. Drechsler. — Ackerbaulehre, allgem.
N
n und spezieller Theil: Prof. Drechsler. — Die Ackerbausysteme:
Prof. Griepenkerl. — Samenkunde: Dr. Edler. —. Die landw. Thierproduktionslehre: Prof. Griepenkerl. — Racenkunde: Prof. Griepenkerl. — Züchtungslehre: Prof. Esser. — Fischzucht: Dr. Edler. — Die Lehre vom Futter: Prof. Henneberg. — Landw. Baukunst: Königl. Reg.⸗Baumeister Wever. — Landw. Maschinenkunde: Kultur⸗Ingenieur Luedeke. — Feldmessen und Nivelliren: Ders. — Wiesenbau: Ders. — Landw. Praktikum; Uebungen im landw Laboratorim: Prof. Drechsler, Dr. Edler; Uebungen im Anfertigen landw. Berechnungen: Prof. Drechsler. — Uebungen in agrikulturchemischen Laboratsrium: Prof. Tollens, Dr. F. Meyer. — Demonstrationen in der Maschinen⸗ und Geräthe⸗ Sammlung: Prof. Drechsler, Kultur⸗Ingenieur Inehele — Demonstrationen und Exkursionen: Proff. Drechsler, Griepen⸗ kerl, Henneberg, Tollens. 8
b. In den Grund⸗ und Hülfs⸗Wissenschaften. — All⸗
gemeine Zoologie: Prof. Ehlers. — Spezielle Zoologie I: Der⸗
selbe. — Die äußeren Krankheiten der Hausthiere: Prof. Esser. — Beurtheilungslehre des Pferdes und Rindes: Derselbe. — Klinische Demonstrationen im Thierhospital: Derselbe. — Ueber kulturfeind⸗ liche Thiere: Dr. Henking. — Grundzüge der Botanik: Prof. Berthold. — Tägliche Arbeiten im pflanzenphysiologischen Institu
vorigen Jahre die Bewilligung für den Ausbau
Prof. Berthold. — Mitikroskovisch botanischer Kursus: Prof. V Berthold. — Palacontologie: Prof. von Koenen. — Ueber die geologischen Verkallnisfe des nördlichen Deutschlands: Prof. von Koenen. — Experimental⸗Physik; praktische Uebungen im physi⸗ kalischen Laboratorium: Prof. Riecke. — Geschichte und gegen⸗ wärtiger Zustand der Wetterprognose: Dr. Hugo Meyer. — Allgem. Chemie: Prof. Victor Meyer. — Grundzüge der Chemie für Landwirthe: Dr Pfeiffer. — Pflanzennährungslehre: Prof. Tollens. — Praktisch⸗chemische Uebungen: Prof. Tollens, Dr. F. 4*
2
—1 2 82
Meyer. — Praktische Nationalökonomie: Prof. Cohn. — Allge⸗ meine Volkswirthschaftslehre: Prof. Lexris. — Ueber Geld⸗ und Münzwesen: Derselbe. — Ueber Staatsschulden: Prof. Mithoff.
c. In Rücksicht auf allgemeine Bild insbesondere für Studirende höherer Semester. Bezüglich der lesungen über Physiologie, Philosophie, Anthropologie, Mathematik, historische und Staatswissenschaften, über Erd⸗ und Völkerkunde, Literärgeschichte und Sprachen wird auf das (durch jede Buchhandlung zu beziehende) Verzeichniß der Vorlesungen auf der Universität Göttingen während des Sommerhalbjahres 1888 verwiesen.
d. Körperliche Uebungen: Reitunterricht: Universitäts⸗ Stallmeister Rittmeister Schweppe. — Fechtkunst: Universitäts⸗
Fechtmeister Grüneklee.
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Beginn des Semesters am 16. April, der Vorlesungen am
Nähere Auskunft über alle das landwirthschaftliche Studium an iger Universität betreffenden Verhältnisse in der Schrift: Drechsler, landwirthschaftliche Studium an der Universität Göttingen (Berlin, Parey) und durch den Unterzeichneten. Göttingen, im Februar 1888. Dr Gustav ordentlicher Professor und Di 3 Instituts der Univerf
Nichtamtliches.
Preußen. Berlin, 8. März. Im weiteren Ver⸗ lauf der gestrigen (55.) Sitzung des Reichstages er⸗
bahnen in Süddeutschland hier ausgesprochen worden, sei von allen Seiten angenommen, daß es sich um einen außergewöhn⸗ lichen Fall handele, der nicht wiederkehren werde. Man sei aber schon damals der Meinung gewesen, daß diesem ersten Schritt andere folgen würden. Dagegen werde sich nun nichts thun lassen. Der erste Schritt sei da, die anderen folgen nach.
Der Nachtrags⸗Etat geht an die Budgetkommission.
Die beiden auf die Wahl des Abg. von Kulmiz bezüg⸗ lichen Anträge des Abg. Rickert, die gestern nur handschriftlich vorlagen, werden, nachdem sie gedruckt sind, in nochmaliger Abstimmung von dem Hause angenommen.
Es folgt die dritte Berathung des Gesetz betr. die unter Ausschluß der Oeffentlich findenden Gerichtsverhandlungen.
„In der Generaldiskussen nimmt das Wort Abg. Singer: Dieses Gesetz, welches das Fundament der Justizpflege in einschneidender Weise alterire, werde durch die nationalliberale Partei unterstützt, und sie werde von dem Volke später dafür ver⸗ antwortlich gemacht werden. Aber daß eine Partei, die die Oeffentlicheit der Gerichtsverhandlungen noch vor einigen Jahren als eines der ersten Palladien empfohlen habe, jetzt daran gehe, diese Eigenschaft des konstitutionellen Staats ab⸗ zubröckeln, dafür würde von ihr Rechenschaft gefordert werden. Die Nationalliberalen gäben dieses Recht preis, ohne dafür Gründe anzugeben. Es sei der Versuch gemacht worden, die wahren Gründe dem Reichstage zu verheimlichen. Es seiern nur vertrauliche Mittheilungen in der Kommission gegebern
entwurfs, kerit Rati⸗
geben und den Mitgliedern derselben zur Pflicht gemacht worden, sie nicht zur Kenntniß des Reichstages und Landes zu bringen. Dies spreche deutlich dafür, daß die Gründe, die äußerlich geltend gemacht worden seien, den eigentlichen Gründen nicht entsprächen. Die Aeußerung des Geheimen Raths Kayser in der Kommission, daß es nicht wünschenswerth sei, daß ein Kriminal⸗Polizeibeamter seine Aussagen in öffentlicher Gerichts⸗ verhandlung mache, weil er dann als geheimer Polizist nicht mehr zu verwenden sei, sowie die Erklärung, daß auch die innere Sicher⸗
klärt bei der ersten Berathung des Gesetzentwurfs über die heit des Staats mit dem Gesetz geschützt werden solle, bewiesen,
Auslegung des Artikels II des Gesetzes vom 30. August 1871, betreffend die Einführung des Strafgesetzbuchs für das Deutsche Reich in Elsaß⸗ Lothringen, der Abg. Hartmann: Die Regierung in Elsaß⸗ Lothringen habe in Rücksicht auf die Verurtheilten, gegen die der Strafvollzug ausstehe oder noch nicht beendet sei, ein dringendes Interesse daran, möglichst bald zu wissen, ob die Bestimmungen Geltung haben sollten oder nicht. Der Vor⸗ wurf gegen die verbündeten Regierungen, daß der Gesetz⸗ entwurf nicht zeitiger eingebracht worden sei, sei unbe⸗ gründet. Das Reichsgerichtserkenntniß, das zu der Novelle den Anstoß gegeben, sei erst im November v. J. ergangen, und dann sei abzuwarten gewesen, ob das Reichsgericht bei dieser Rechtsprechung verharren würde. Die Sache sei aber auch an sich sehr einfach. Man habe auf die Frage, ob jene Bestimmungen noch zu Recht beständen, nur mit Ja oder Nein zu antworten; zu einer Amendirung sei gar kein Raum. Für die Bejahung der Frage spräche, daß in langer Praxis die Gerichte in Elsaß⸗Lothringen übereinstimmend die Gültigkeit angenommen hätten, und ebenso habe im Jahre 1879 auch das Reichsgericht entschieden. Es könne dann leicht der Fall eintreten, daß, trotz der jüngsten Reichsgerichtsentscheidung vom November v. J., die Gerichte in Elsaß⸗Lothringen bei ihrer Meinung beharrten und auf Grund jener französischen Gesetze verurtheilten, wie dies das Straßburger Landgericht bereits gethan hätte; das Reichsgericht würde dann diese Urtheile nur soweit aufzuheben in die Lage kommen, als ein Revisions⸗ grund vorliege. Wegen desselben Vergehens würde hiernach der eine Angeklagte bestraft, der andere freigesprochen werden können. Das sei ein unerträglicher Zustand, der im Wege der Gesetzgebung beseitigt werden müsse. Gingen die Gerichte
aber auf die Ansicht des Reichsgerichts ein, dann sei der Re⸗
gierung in Elsaß⸗Lothringen eine werthvolle Waffe entwunden.
Mit dem Paragraphen über groben Unfug, so dehnbar er sei,
komme man bei den abnormen Verhältnissen im Reichslande nicht
aus. Es kämen staatsgefährliche Dinge vor, die unter diesen
Paragraphen nicht gebracht werden könnten. Ueber groben
Unfug hätten ferner in erster Linie die Schöffengerichte zu
urtheilen; und wie diese im Reichslande den Paragraphen in
politischen Fragen handhaben würden, beantworte sich von
selbst. Die Regierungsvorlage habe also die Kontinuität der
Rechtssprechung für sich, und den Umstand, daß die schneidigen
Waffen, die in jenen Paragraphen gegeben seien, nicht ent⸗
behrt werden können. Seine Partei werde deshalb auch ohne
Kommissionsberathung für die Vorlage stimmen.
Der Antrag Träger auf Kommissionsberathung wird abgelehnt, die zweite Berathung wird also ohne Weiteres im Plenum erfolgen.
Die Gesetzentwürfe, betreffend den Reingewinn aus kriegsgeschichtlichen Werken des Großen Genergl⸗ stabes, und betreffend die Ausführung der am 9. September 1886 zu Bern abgeschlossenen Uebereinkunft wegen Bildung eines internationalen Verbandes zum Schutze von Werken der Literatur und Kunst, werden ohne Debatte in erster und zweiter Berathung erledigt.
Es folgt die erste Berathung eines Nachtrags⸗Etats zum Etat für 1888/89 (Aufnahme einer Anleihe für militärische Eisenbahnen).
Abg. von Bennigsen: Mit Rücksicht auf die Bedeutung der Vorlage, bei welcher es sich um eine Summe von 18 Millionen Mark handele, beantrage er, dieselbe der Budget⸗ kommission, und zwar zur schleunigen Prüfung und Bericht⸗ erstattung zu überweisen.
Abg. Schrader: Dem Antrage, daß eine so umfassende Vorlage in der Kommission vorberathen werde, werde von keiner Seite widersprochen werden können. Es sei dies noth⸗— wendig auch deshalb, weik-die⸗Motivirung unvollständig und darauf berechnet sei, in der Kommission ihre Erweiterung namentlich dahin zu erfahren, warum gerade diese Eisenbahn⸗ linien vervollständigt werden sollten. Er enthalte sich, auf Einzelheiten weiter einzugehen, und wolle nur bemerken, daß das, was er vorhergesagt habe, sich erfüllt habe. Als im
—= . 1 gesetzes habe man geglaubt, damit alles todt machen zu können,
daß die Meinung, es handele sich hier nur um Landes⸗
und Hochverrathsprozesse, nicht zutreffe. Die Tendenz des Gesetzes richte sich wesentlich gegen die sozialdemokratische 1111“ H928 N. 81I1I1“
Partei. In der ersten Zeit des Bestehens des Sozialisten⸗
was den Bestrebungen der herrschenden Klassen Widerstand leiste. Nachdem die Wahlen den Beweis geliefert, daß dieses Gesetz nicht geeignet sei, die Sozialisten zu vernichten, habe
man angefangen, zu dem gemeinen Recht zurückzukehren und habe auf dieses die Anklagen gegen die Sozialisten gestützt. Dabei sei nun zum Vorschein gekommen, daß die Oeffentlichkeit der Gerichtsverhandlungen recht unbequem sei. Um die Anklagen zu begründen, die darauf gerichtet seien, nachzuweisen, daß in seiner Partei eine strafbare geheime Verbindung bestehe, habe man zu
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Mitteln greifen müssen, die der Oeffentlichkeit nicht bekannt Diese Prozesse hätten ihre Basis auf Aus⸗
werden sollten. sagen von Geheimpolizisten gefunden, die ihrerseits sich auf Aussagen von Vertrauenspersonen bezogen hätten, welche nicht genannt werden dürften. Gerade zu einer Zeit wo die jüngsten Verhandlungen über das Sozialistengesetz noch frisch im Gedächtniß seien, hätte ein solches Gesetz nicht beschlossen werden sollen. Bei gemeinen Verbrechen sei die Oeffentlichkeit gleichgültig. Aber gerade der politisch Ange⸗ klagte sei der Gefahr ausgesetzt, unter der Subjektivität des Richters zu leiden. Der Schweigebefehl sei vollends eine juristische Monstrosität. Der Angeklagte werde dadurch ver⸗ hindert, nach Mitteln zu suchen, sich von einer Strafe zu reinigen, die vielleicht auf Grund falscher Aussagen ihn ge⸗ troffen habe. Der Verurtheilte dürfe nicht einmal über die Ursache der Strafe sprechen; er dürfe seine Familie, seine Freunde, seine Vertheidigung garnicht in einem ihm zustehen⸗ den Maße anwenden. Man schiebe die Hoch⸗ und Landes⸗ verrathsprozesse, für deren Verhandlung unter Ausschluß der Oeffentlichkeit bis zu einem gewissen Grade alle Parteien eingetreten wären, nur vor, um den Majoritäts⸗ parteien es möglich zu machen, für die Vorlage zu stimmen. Die eigentlichen Prozesse, die unter Ausschluß der Oeffentlichkeit würden verhandelt werden, seien aber die poli⸗ tischen Prozesse, namentlich die gegen die sozialdemokratische Partei. Die Gerichte würden vielleicht nicht an allen Orten gleich dem Antrage des Staatsanwalts auf Ausschluß der Oeffentlichkeit zustimmen; aber das fortgesetzte Verlangen der Staatsanwälte werde allmählich seine Wirkung auf die Ge⸗ richte nicht verfehlen. Seitdem auf einer Seite angefangen worden sei, Werth darauf zu legen, daß die Oeffentlichkeit ausgeschlossen werde, mehrten sich schon die geheimen Gerichts⸗ verhandlungen jedes Jahr. Eine Statistik darüber wäre sehr interessant. Als das Strafprozeßgesetz gemacht worden, hätten selbst die Konservativen nicht für den Ausschluß der Oeffentlichkeit gestimmt. Die Nationalliberalen sagten immer, sie sähen keine Reaktion. Darüber wundere er sich nicht; sie V sähen die Reaktion nicht, weil sie sie selbst machten.
Abg. Kulemann: Der Vorredner habe absolut kein neues Argument gegen die Vorlage vorgebracht. Derselbe mache die nationalliberale Partei für dieses Gesetz verantwort⸗ lich, sie sei aber nach wie vor der Ansicht, daß durch dasselbe das Palladium der Oeffentlichkeit der Gerichtsverhandlungen nicht in Frage gestellt werde. Sie könne nach oben wie nach unten ihre Abstimmung über die Vorlage vertreten, sie werde sich auch mit den Wählern in keinem Widerspru damit befinden. Gegen die Sozialdemokraten an nch sei das Gesetz allerdings nicht gegeben, wohl aber sei es durch die Anarchistenprozesse veranlaßt. An den Boraussetzungen für den Ausschluß der Oeffentlichkeit
der Gerichtsverhandlungen werde nichts geändert, und die von Hrn. Singer angeführten Fälle ständen in keinem sach⸗ lichen Züsammenhange mit der Vorlage. Auch eine Schmäle⸗ rung des Rechts des Angeklagten auf Revision werde durch die nichtöffentliche Verkündung der Urtheilsgründe nicht ein⸗ treten. Redner geht nun auf die einzelnen Bestandtheile des Gesetzes in juristischer Beziehung ein und erläutert die Be⸗ stimmungen, welche bezüglich der nichtöffentlichen Verkündigung
der Eisen⸗
der Urtheilsgründe, des Schweigebefehls und der Veröffent⸗ v“ v “ 8
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