1888 / 84 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 28 Mar 1888 18:00:01 GMT) scan diff

Die Staatsschulden⸗Tilgungskasse kann sich in einen Schriftwechsel mit den Inhabern der Obligationen über die Zahlungsleistung nicht einlassen.

Formulare zu den Quittungen werden von den gedachten Kassen unentgeltlich verabfolgt. v“

Berlin, den 27. März 1888. 1

Hauptverwaltung der Staatsschulden. Sydow.

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Bekanntmachung.

Die Immatrikulation auf hiesiger Universität für s bevorstehende Sommer⸗Semester 188s8 findet am 16., 21., 28. April cr., Vormittags 9 Uhr, und am 3. Mai cr., Nachmittags 3 Uhr, da Prüfungszimmer des Universitäts⸗Gebäudes tatt.

Behufs derselben haben die Studirenden, welche von einer anderen Universität kommen, ein vorschriftsmäßiges Abgangs⸗ zeugniß von jeder früher besuchten Universität nebst dem Schulzeugniß im Original, diejenigen Inländer und An⸗ gehörigen anderer deutscher Staaten, welche die Studien erst beginnen, Zeugnisse der Reife, die Ausländer wenigstens einen Paß oder sonstige Legitimationspapiere vorzulegen.

Nachträgliche Immatrikulationen bedürsen einer besonderen Bewilligung.

Halle a. S., am 26. März 1888.

Der Rektor der vereinten Friedrichs⸗Universität Halle⸗Wittenberg. Kaehler.

Angekommen: Se. Excellenz der Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums, Minister des Innern von Putt⸗ kamer, aus der Provinz Hannover.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 28. März. Se. Majestät der Kaiser und König hörten heute Vormittag die Vorträge des Chefs des Civilkabinets.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Augusta begab Sich gestern Abend mit Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden zum Besuch Beider Majestäten nach Charlottenburg.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz wohnte gestern Morgen von 9 ¼ Uhr ab den Compagnie⸗Besichtigungen im Exerzierhause des 2. Garde⸗ Regiments z. F. bei und nahm, in das Königliche Schloß zurückgekehrt, um 12 ½ Uhr militärische Meldungen entgegen.

Um 3 ¼ Uhr begab Sich der Kronprinz nach Charlotten⸗ burg zu Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin und empfing Abends 5 ½ Uhr den Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Grafen von Bismarck⸗Schönhausen.

Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin empfing gestern um 3 Uhr den Besuch Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden.

In der heute, am 28. d. M., unter dem Vorsitz des Staats⸗Ministers, Staatssekretärs des Innern von Boetticher abgehaltenen Plenarsitzung ertheilte der Bundesrath dem vom Reichstage angenommenen Entwurf eines Gesetzes über die unter Ausschluß der Oeffentlichkeit stattfindenden Gerichts⸗ verhandlungen und dem Entwurf einer Verordnung wegen Abänderung und Ergänzung der Ausführungsbestimmungen zu dem Gesetz über die Kriegsleistungen die Zustimmung, er⸗ klärte sich mit der weiteren Ausprägung von Einpfennig⸗ stücken zum Betrage von etwa 600 000 ein⸗ verstanden und genehmigte die von den Ausschüssen für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr vorgeschlagenen Abänderungen von Tarasätzen sowie die von denselben Aus⸗ schüssen zu dem Entwurf des amtlichen Waarenverzeichnisses zum Zolltarif gestellten Anträge. Außerdem wurde über die Wiederbesetzung der Stelle eines Mitgliedes der Kommission für die Ausarbeitung des Entwurfs eines bürgerlichen Gesetz⸗ buchs, über die vom Reichstage bei der Berathung des Reichs⸗ haushalts⸗Etats für 1888/89 gefaßten Resolutionen und über eine Eingabe, betreffend die Zollerstattung für Arrak in

Flaschen von über 50 kg Bruttogewicht, Beschluß gefaßt.

Die Wertherhöhung, welche bei der theilweisen Enteignung eines Grundstücks für das Restgrundstück in Folge der neuen von dem Unternehmer zu schaffenden An⸗ lage beispielsweise in Folge der Verbreiterung der Straße, an welcher das Grundstück liegt eintritt, findet nach einem Urtheil des Reichsgerichts, V. Civilsenats, vom 9. No⸗ vember v. J., in Preußen bei der Berechnung der Entschä⸗ digungssumme jedenfalls dann nicht zu Gunsten des Unter⸗ nehmers eine Berücksichtigung, wenn die durch die neue An⸗ lage geschaffenen Vortheile gleichmäßig für alle anliegenden Grundstücke eintreten.

Der Vorstand einer Eisen⸗ und Stahl⸗Berufsgenossen⸗ schaft hatte es abgelehnt, den Betrieb eines Civil⸗In⸗ genieurs, welcher ein technisches Bureau besitzt und die Ausführung vom Dampfkessel⸗ und Dampfmaschinen⸗Anlagen nebst Transmissionen für verschiedene Zwecke übernimmt, wobei er je nach dem Gegenstande und den Verhältnissen vier bis sechs Monteure und ebenso viele Hülfsarbeiter, zeitweilig insgesammt mehr als zehn Arbeiter beschäftigt, auch während der für die fertigen Anlagen zu leistenden Garantiezeit von vier und sechs Wochen den Betrieb der Dampfanlage durch einen der Monteure leiten läßt, in das Genossenschaftskataster aufzunehmen. Das Reichs⸗Versicherungsamt hat durch Bescheid vom 9. Januar d. J. (Nr. 504) der hiergegen er⸗ hobenen Beschwerde stattgegeben, da der bezeichnete Be⸗ trieb sich als ein Hülfsbetrieb der Großindustrie, in welchem die sonst regelmäßig von Arbeitern der be⸗ treffenden Maschinen⸗ ꝛc. Fabrfk selbst ausgeführten Mon⸗ tirungsarbeiten als ausschließliche Gewerbsthätigkeit abgezweigt sind, darstellt und daher nach der Natur der vorgenommenen

Arbeiten als Fabrik im Sinne des §. 1 Absatz 1 und 5 des Unfallversicherungsgesetzee, mithin als unfallversicherungs⸗ pflichtig zu erachten ist.

Ein Arbeiter R., welcher Mitglied einer Betriebs⸗ krankenkasse war, suchte und fand Aufnahme in das städtische Krankenhaus zu E. auf Grund einer ärztlichen Bescheinigung, in welcher ausdrücklich gebeten war, demselben auf Kosten der Krankenkasse Kur und Pflege zu gewähren. Nach Beendigung der Kur, welche nur 10 Tage erforderte, liquidirte E. die entstandenen Kosten in Höhe von 1 pro Tag bei der Krankenkasse, in Höhe von 50 bei dem Armenverband des Unterstützungswohnsitzes. Die abweisende erstrichterliche Entscheidung wurde vom Bundesamt für das Heimathwesen durch Urtheil vom 4. Februar d. J. bestätigt. R., so heißt es in dem⸗ selben, war Mitglied einer Krankenkasse, welche gesetzlich ver⸗ pflichtet ist, ihm freie ärztliche Behandlung zu verschaffen und zu diesem Zweck die Aufnahme in ein Krankenhaus veranlassen konnte. Dadurch war die armenrechtliche Hülfsbedürftigkeit des R. beseitigt. Es ergiebt sich aber auch aus dem Umstande, daß die Krankenhausverwaltung kein Bedenken getragen hat, die Aufnahme des R. auf Grund des ärztlichen Er⸗ suchens vorzunehmen, daß die Krankenpflege auf Kosten der Krankenkasse eingeleitet worden ist. Es kann daher in der Krankenhauspflege des R. eine Armenunterstützung überhaupt nicht gefunden werden.

Auf Allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Kaisers und Königs werden Ende dieses Monats folgende Truppen⸗ theile verlegt: 1) das Infanterie⸗Negiment Nr. 132 unter Uebertritt in den Verband des XV. Armee⸗Corps, 61. In⸗ fanterie⸗Brigade von Glatz nach Straßburg, 2) das 1. Rheinische Infanterie⸗Regiment Nr. 25 unter Uebertritt in den Verband des XIV. Armee⸗Corps, 56. Infanterie⸗ Brigade von Straßburg nach Rastatt, 3) das 1. Ober⸗ schlesische Infanterie⸗Regiment Nr. 22 unter Uebertritt in den Verband des VI. Armee⸗Corps, 24. Infanterie⸗Brigade von Rastatt nach Glatz.

Die 1. Reitende Batterie des Hessischen Feld⸗ Artillerie⸗-Regiments Nr. 11 wird mit dem 30. Sep⸗ tember d. J. von Fulda nach Kassel verlegt.

Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich von Hohen⸗ zollern, General⸗Major à la suite des 2. Garde⸗Dragoner⸗ Regiments und Commandeur der 3. Garde⸗Kavallerie⸗Brigade, hat sich auf 10 Tage mit Urlaub nach München begeben.

Der hiesige chinesische Gesandte Hung ist vom Haag, wohin er sich behufs Ueberreichung seines Beglaubigungs⸗ schreibens begeben hatte, nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der Präses der Ober⸗Militär⸗Examinations⸗Kommission, General⸗Lieutenant des Barres, ist von einer kurzen Dienst⸗ reise nach Dresden hierher zurückgekehrt.

Nach Beendigung des Kursus bei der Artillerie⸗ Schießschule haben sich die zu demselben kommandirt gewesenen Hauptleute und Lieutenants der Artillerie in ihre resp. Garnisonen zurückbegeben.

Bayern. München, 27. März. (Allg. Ztg.) Prinz Luitpold, des Königoeichs Bayern Verweser, hat nach⸗ stehende, im Anschluß an die diesjährigen größeren Truppen⸗ übungen zu vollziehende Aenderungen in der Disloca⸗ tion der Armee verfügt: die 5. Escadron des 4. Che⸗ vauleger⸗Regiments König von Neu⸗Ulm nach Augsburg; die 1. Escadron des 4. Chevauleger⸗Regiments König von Augsburg nach Neu⸗Ulm; die 3. Escadron des 5. Chevauleger⸗Regiments Erzherzog Albrecht von Oesterreich von Zweibrücken nach Saargemünd; die 4. Escadron des 5. Chevauleger⸗Regiments Erzherzog Albrecht von Oesterreich von Saargemünd nach Zweibrücken; die 2. Escadron des 6. Chevauleger⸗Regiments Großfürst Konstantin Nikolajewitsch von Neumarkt nach Amberg; die 1. Escadron des 6. Chevauleger⸗Regiments Großfürst Kon⸗ stantin Nikolajewitsch von Amberg nach Neumarkt.

Sachsen. Dresden, 27. März. (Dr. J.) Der König ertheilte gestern dem Königlich preußischen Gesandten, Grafen Dönhoff, eine feierliche Partikular⸗Audienz, in welcher Se. Majestät das Notifikationsschreiben der Thron⸗ besteigung Sr. Majestät des Königs Friedrich III. von Preußen, sowie das neue Beglaubigungsschreiben des Gesandten entgegennahm.

(W. T. B.) Der Schluß des Landtages fand heute Abend in der Ersten Kammer durch den Staats⸗ Minister, Grafen von Fabrice, in Anwesenheit der Mit⸗ glieder beider Kammern und sämmtlicher Minister statt. Nachdem der Referent des Gesammt⸗Ministeriums, Geheim⸗ Rath Dr. Held, das Königliche Dekret verlesen hatte, welches den Staats⸗Minister von Fabrice zum Schluß des Landtages ermächtigt, sprach Letzterer im Auftrage des Königs den Kammern den Allerhöchsten Gruß und die Anerkennung über die Ergebnisse des Landtages und dessen erfolgreiche Thätigkeit aus. Redner schloß mit den Worten: „Wenn wir heute unter dem frischen Eindruck uns befinden des über das Deutsche Reich durch den Heimgang seines großen ruhmreichen Kaisers verhängten schweren Mißgeschicks und darüber aufrichtigen Herzens trauern, so haben wir dennoch reichen Anlaß, im Hinblick auf unseren Königlichen Herrn freudigen Herzens der Zukunft 296e Wir thun dies mit fester Zuversicht und vollem Vertrauen, daß Sachsen unter Seiner Allerhöchst weisen Führung gedeihe, zur Blüthe sich entwickele, sich und Deutschland zu Nutz und Frommen. Das walte Gott! Gott segne Sachsen! Gott segne den König!“ Der Präsident der Ersten Kammer, von Zehmen, brachte sodann

ein begeistert aufgenommenes Hoch auf den König aus.

Baden. Karlsruhe, 25. März. (Allg. Ztg.) Der 22. März gehört wohl für immer dem Gedächtniß des Kaisers Wilhelm. Im ganzen Lande haben an diesem Tage Schulfeierlichkeiten, Gottesdienste und besondere Akte der Gedächtnißfeier stattgefunden; namentlich zählten die Versammlungen in Karlsruhe, Freiburg und Kon⸗ stanz Tausende von Festtheilnehmern. Das Miillitär hatte an diesem Tage wieder besondere Gottesdienste. Kaiserdenkmäler sind in Baden bereits ge⸗ plant in Mannheim, Pforzheim, Freiburg, Konstanz, Karlsruhe und einigen kleineren Orten. In Mannheim haben zwei angesehene Bürger die Sammlung mit Gaben von je 3000 eröffnet; in Pforzheim sind die Sammlungen ebenfalls im Gange; in Freiburg soll eine große Kaiserbüste in den neuen Anlagen aufgestellt werden; auch ist schon an anderen Orten der Gedanke verwirklicht, Kaiserbäume zu pflanzen, Gedenksteine und Büsten aufzuͤstellen.

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26. März. Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Groß⸗ herzogin haben nach dem Todestage Sr. Maäjestät wei⸗ land des Kaisers Wilhelm in strenger Zurückgezogenheit in Berlin gelebt und vorzugsweise mit Ihrer Majestät der Kaiserin Mutter verkehrt. So lange die vielen aus⸗ wärtigen Fürsttichkeiten dort anwesend waren, unterstützten Ihre Königlichen Hoheiten die Kaiserin Mutter beim Empfang der Fürstlichen Gäste und nahmen Allerhöchstderselben soviel als möglich die Mühen der Repräsentation ab. Im engeren Kreise der Königlichen Familie fand ein reger Verkehr statt; zeitweise besuchten die Großherzoglichen Herrschaften Se. Majestät den Kaiser in Charlottenburg und begaben Sich dort wiederholt in das Mausoleum an den Sarg Kaiser Wilhelm's, und zwar zuletzt am 22. März.

Ihre Königlichen Hoheiten beabsichtigen noch bis nach Ostern in Berlin zu verbleiben, ebenso wird voraussichtlich Ihre Königliche Hoheit die Kronprinzessin von Schwe⸗ den und Norwegen so lange dort verweilen, während Se. Königliche Hoheit der Kronprinz von Schweden 2 .1.“ am 26. März nach Stockholm zurückzukehren gedenkt.

Die Großherzogin hat die vielen schweren Gemüths⸗ erschütterungen mit glaubensstarker Hingebung ertragen und keine wesentlichen Schädigungen der Körperkräfte dadurch er⸗ liiten. Für das Augenleiden der Großherzogin ist diese Schmerzenszeit natürlich nicht günstig, doch hat sich eine Ver⸗ schlimmerung des Leidens nicht kundgegeben.“

Hessen. Darmstadt, 28. März. (W. T. B.) Die Konfirmation der Prinzessin Alix fand heute in der Schloßkirche in Gegenwart des Großherzogs sowie der ge⸗ sammten Großherzoglichen Familie statt. Auch Prinz Heinrich von Preußen, die Landgräfin von Hessen und die Erbprinzessin von Anhalt waren annesend. Die Konfirmation vollzog der Superintendent Sell.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 26. März. (Th. C.) Der Großherzog empfing heute den Königlich preußischen Gesandten von Derenthall zur Ueberreichung der Schreiben, durch welche derselbe als Gesandter König Friedrich's III. am Großherzoglichen Hofe beglaubigt wird. Später empfing auch die Großherzogin den Gesandten.

Der Landtag hat in seiner Sonnabendsitzung, der Vor⸗ lage der Regierung entsprechend, diese ermächtigt, dem Verein zur Begründung und Erhaltung einer Arbeiterkolonie in Thüringen ein zeitlich unbestimmtes und unverzinsliches Darlehn in Höhe von 40000 zu gewähren. In den Ver⸗ handlungen ward aus der Mitte des Landtages die Vorlage lebhaft befürwortet und namentlich auch die Nothwendigkeit einer Arbeiterkolonie als Schlußstein der Maßnahmen gegen das Unwesen der Wanderbettelei, der Verpflegungs⸗ stationen u. s. w. hervorgehoben. Die ablehnende Hal⸗ tung des Meininger Landtages wurde lebhaft bedauert. In seiner heutigen Sitzung berieth der Landtag, der sich am Schluß derselben bis zum Herbst vertagte, die Vorlage über die Heranziehung der Eisenbahnen zu den Gemeinde⸗ abgaben. Es kam indessen nicht zu einer Beschlußfassung, da im Verlauf der allgemeinen Berathung der Antrag gestellt und angenommen wurde, den Gegenstand erst in der Herbst⸗ session zu erledigen.

Bremen, 26. März. (Wes.⸗Ztg.) Am Sonntag Mhasen fand im Schütting eine Vorbesprechung wegen Errichtung eines Denkmals für den verewigten Kaiser Wilhelm statt. Allerseits war man der Ansicht, daß die erforderlichen Geldmittel durch freie Beiträge aufgebracht wer⸗ den könnten und müßten; ebenso, daß nur ein Reiterstandbild dem Charakter unseres Kaisers und der Größe unserer Stadt angemessen sei. Es wurde beschlossen, ein Comitée für ein auf diese Weise zu errichtendes Denkmal zu bilden.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 27. März. Das „Gesetzblatt für Elsaß⸗Lothringen“ veröffentlicht das Gesetz, betreffend die Feststellung des Landeshaushalts⸗ Etats für Elsaß⸗Lothringen für das Etatsjahr 1888/89. Der Etat ist danach in Ausgabe auf 44 175438 ℳ, in Einnahme auf 44 175 438 festgestellt, und zwar: im ordentlichen Etat in Ausgabe auf 41 235 282 ℳ, näm⸗ lich: auf 38 905 664 an fortdauernden, und auf 2329618 an einmaligen Ausgaben; in Einnahme auf 43 793 638 ℳ; im außerordentlichen Etat, in Ausgabe auf 2 940 156 ℳ, und in Einnahme auf 381 800

Oesterreich⸗Ungarn. Pest, 26. März. (Prag. Ztg.) Der Präsident der Königlichen Kurie, Perczel, ist ge⸗

storben.

Agram, 26. März. (Wien. Ztg.) Das Amtsblatt veröffentlicht den von der Justizabtheilung verfaßten Gesetz⸗ entwurf bezüglich der Abänderung und Ergänzung der Strafprozeßordnung. Dieser Entwurf wird nächster Tage in einer Konferenz unter dem Vorsitz des Banus end⸗ gültig redigirt und dem nächsten Landtage vorgekegt werden.

Großbritannien und Irland. London, 27. März. W. T. B.) Im Oberhause wurde heute die von Fhrer Maäjestät der Königin ertheilte Genehmigung zur Con⸗ version der Staatsschuld verlesen. Hierauf vertagte sich das Haus bis zum 13. April.

Im Unterhause erklärte der Unter⸗Staatssekretär Fergusson: den Mächten sei ein Vorschlag zugegangen, wonach die Gesetze, betreffend Auflegung von Stempel⸗ gebühren und Patentsteuer auf Fremde zwischen der egyptischen Regierung und der Staatsschulden⸗ Kommission geregelt werden sollen. Solche Gesetzentwürfe seien bereits sorgfältig vorbereitet und von England gebilligt, welches bemüht sei, die Zustimmung anderer Mächte zu er⸗ halten. Das Unterhaus hat sich bis zum 5. April vertagt.

Frankreich. Paris, 26. März. (Köln. Ztg.) Der Minister des Auswärtigen, Flourens, überreichte heute dem italienischen Botschafter, General Menabrea, eine Note über die italienischen Gegenvorschläge in Betreff des Handelsvertrages, in der Frankreich nähere Mittheilun⸗ gen über mehrere Punkte in den Gegenvorschlägen verlangt.

27. März. (W. T. B.) Der Präsident Carnot ha: auf den Antrag des Kriegs⸗Ministers und nach vorgängiger Berathung des Ministerrathes das Dekret unterzeichnet, durch welches General Boulanger entsprechend dem über⸗ einstimmenden und mit Stimmeneinhelligkeit gefaßten Gut⸗ achten des militärischen Untersuchungsraths von Amts⸗ wegen mit Pension in den Ruhestand versetzt wird.

Die „Karlsruher Zeitung“ schreibt: „Ihre

Der Kommandant des französischen Mittelmeer⸗ geschwaders hat in einem hierher erstatteten Bericht erklärt, daß von dem Geschwader kein Schuß nach der Richtung des italienischen Handelsschiffs „Solferino“ hin abgegeben worden sei.

Der Senat genehmigte das Budget des Ministe⸗ riums des Auswärtigen und dasjenige des Ministeriums des Innern unter Wiederherstellung der Kredite für die Gefängnißgeistlichen im Seine⸗Departement und der Geistlichen an Taubstummeninstituten. Bozerian brachte einen Antrag, betreffend die Unterdrückung des Ordenshandels, ein. Ein ähnlicher Antrag wurde in der deputirtenkammer von Marmonier eingebracht.

In einer heute stattgehabten Versammlung der Gruppen der Linken wurde über eine eventuelle Inter⸗ pellation über die allgemeine Politik berathen, doch schien kein Mitglied der Versammlung geneigt, die Initiative zu einer solchen zu ergreifen. Die äußerste Linke beauftragte ihr Bureau mit der Abfassung eines Gesetzentwurfs, betreffend die

„Revision der Verfassung; derselbe soll noch vor den

Osterferien eingebracht werden.

28. März. (W. T. B.) Der deutsche Botschafter

Graf Münster überreichte dem Präsidenten Carnot gestern sein neues Beglaubigungsschreiben. Das Comité für die Wahl Boulanger's beschäftigt sich mit der Frage, ob von der Kandidatur Boulanger'’s im Aisne⸗Departement zu Gunsten des Radikalen Doumer, der für eine neue Wahl als Anhänger Boulanger's aufzustellen wäre, Abstand genommen werden solle.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 28. März. (W. T. B.) General von Werder wurde gestern behufs Notifikation der Thronbesteigung Sr. Majestät des Kaisers Friedrich in feierlicher Audienz vom Kaiser Alexander und darnach auch von der Kaiserin empfangen. Vom Winterpalais aus, wo der General abgestiegen war, wurde derselbe im Hof⸗Galawagen zur Audienz im Anitschkoff⸗ palais abgeholt.

Italien. Rom, 27. März. (W. T. B.) Der außer⸗ ordentliche Abgesandte Sr. Majestät des Kaisers Friedrich, Prinz zu Hohenlohe⸗Ingelfingen, ist heute nach Berlin zurückgereist. Am Bahnhofe waren zur Verabschiedung der deutsche Botschafter sowie das Personal der Botschaft und zahlreiche Mitglieder der deutschen Kolonie anwesend.

Aus Massovah wird amtlich gemeldet: Gestern Nacht ist auf der ganzen Front zwischen Subarguma und dem Fort Jangus die Annäherung des Feindes signalisirt worden. Die italienischen Truppen nahmen die Kampf⸗ aufstellung ein; der Feind ist bis auf eine Stunde von den Vorposten der Italiener vorgerückt. Indeß sind die Italiener in ihrer Stellung heute Morgen noch nicht angegriffen worden; auch erscheint ein Angriff nicht bevorstehend.

Genua, 27. März. (W. T. B.) Der Hafenkapitän leitete eine Untersuchung über den von dem Kommandanten des „Solferino“ erstatteten Bericht ein und vernimmt als Zeugen die Schiffsmannschaft und die Passagiere.

Brindisi, 27. März. (W. T. B.) Der griechische Minister des Aeußeren, Dragumis, ist von Korfu hier eingetroffen und hat die Reise nach Wien und St. Petersburg fortgesetzt.

Türkei. Konstantinopel, 24. März. (Wien. Ztg.) (Reuter⸗Meldung.) Der französische Botschafter Graf Monte⸗ bello überreichte heute der Pforte die Suez⸗Kanal⸗Kon⸗ vention. Ibrahim Bey, Sohn des gewesenen Khedive Ismail Pascha, wurde zum Staatsrath ernannt. Der Gouverneur von Damaskus, Nachid Pascha, ist gestorben. Der Sultan hat die Demission Gadban Effendis angenommen.

Rumänien. Bukarest, 27. März. (W. T. B.) Bei dem gestrigen Bankett im National⸗Theater zu Ehren des Minister⸗Präsidenten Bratiano wurde der Familie desselben, als sie die Loge betrat, in welcher auch die Gemahlinnen der anderen Minister sich befanden, Ovationen dargebracht. Nach dem Bankette wurde Bratiano unter Zurufen nach Hause geleitet.

28. März. (W. T. B.) Zu der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer hatten der Opposition angehörige Deputirte eine Anzahl Personen in die Kammer eingeführt, um daselbst Lärm zu provoziren. Aus der von den Anstiftern des Auf⸗ tritts geführten Gruppe wurde ein Revolverschuß abgefeuert, durch welchen der Thürsteher am Eingang der Kammer tödtlich verwundet wurde. Herbeigezogene Soldaten stellten die Ordnung wieder her. In Folge der über den Vorgang stattgehabten Verhöre sind die Deputirten Fleva und Philippesco, sowie mehrere Journalisten, darunter Cretzulesco und Costaforo, verhaftet worden. Die Untersuchung dauert noch fort.

Dänemark. Kopenhagen, 27. März. (W. T. B.) Der Kronprinz von Schweden und Norwegen und Prinz Reuß, welcher beauftragt ist, den Regierungs⸗ antritt Sr. Majestät des Kaisers Friedrich dem hiesigen Hofe zu notifiziren, sowie die italienischen Ge⸗ sandten in Kopenhagen und Stockholm, Marquis Maffai und Graf Zannini, sind heute hier eingetroffen.

Zeitungsstimmen.

Die „Wiesbadener Presse“ schreibt:

Bevor der am Dienstag geschlossene Reichstag auseinanderging,

hat er noch einmal ein Bild erhebender Eintracht gewährt, wie an jenem Tage, wo er die große Rede des Fürsten Bismarck über die politische Lage mit der einmüthigen Genehmigung der Wehrvorlage und der damit in Verbindung stehenden Anleihe beantwortete. Seitdem die Schreckenskunde von dem Hinscheiden Kaiser Wilhelm's in den Reichs⸗ tag gelangte, haben dort die parlamentarischen Streitereien keine Stätte mehr gefunden. Ja, die Parteien haben sich sogar zu mehreren ein- müthigen Kundgebungen, ohne daß es einer Auseinandersetzung be⸗ durfte, erhoben: zu der Adresse an Se. Majestät den Kaiser, zu dem ankesvotum für die auswärtigen Parlamente und zu der einstimmi⸗ gen Annahme eines Antrags wegen Errichtung eines Kaiser Wilhelm⸗ Denkmals. Diese Kundgebungen der Eintracht entsprechen vollkommen den Empfindungen, welche die ganze Nation in diesen Tagen beseelten. Wie sie es als eine Störung ihrer Gefühle der Trauer empfunden haben würde, wenn auch bei jenen Gelegenheiten Meinungsverschiedenheiten sich geltend gemacht hätten, so erkennt sie die Kundgebungen des Reichstages dankbar als einen würdigen Ausdruck ihrer eigenen Ge⸗ fühle an, und wir zweifeln nicht, daß sich der Reichstag mit diesem seinem Verhalten allenthalben neue Freunde und warme Anerkennung erworben hat. Niemand wird verlangen und erwarten, daß bei der alltäg⸗

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lichen politischen Arbeit eine ähnliche Harmonie Platz greife: nur im Kampf der Geister ist Leben und Fortschritt, und wo Gegensätze fehlen, greift nur zu leicht Interesselosigkeit, Gleichgültigkeit und Langeweile um sich. Leider aber hat es Zeiten gegeben, wo über den Partei⸗ kämpfen alles andere vergessen wurde. Die Kundgebungen der Ein⸗ tracht im Reichstage zeigen in beredter Weise, daß es doch noch Punkte giebt, in denen die Parteien einig sind. Sie geben uns die Gewißheit, daß die Parteileidenschaften noch nicht in dem Maße die Oberhand ge⸗ wonnen haben, als daß sie nicht zurücktreten, wenn die höchsten Interessen auf dem Spiele stehen. Kaiser Wilhelm hat so auch durch sein Hinscheiden einigend und friedebringend gewirkt, und wie er die Nation geeint hat, so hat sein Hintritt auch die Parteien geeinigt, dem Streit ein Ende bereitet! dieses erfreuliche Zeichen der Ein⸗ müthigkeit wird hoffentlich nicht ohne tiefere Wirkung bleiben. Die Parteien haben es an sich selbst erlebt, daß alle ihre Kämpfe und Streitigkeiten vor größeren mächtigeren Eindrücken hinfällig werden und verschwinden. Deshalb sollten sie und darin wird die ganze Nation mit uns übereinstimmen in Zukunft nicht ihre ganze Kraft der Pflege der Gegensätze widmen, sondern vielmehr darauf bedacht sein, immer mehr das einigende Moment im Auge zu be⸗ halten, und, wenn auch die Gegensätze nicht aus der Welt geschafft werden können, so doch ihr ganzes Dichten und Trachten darauf richten, sie zu mildern und in der Form zu mäßigen; sonst würden sie ihre Kraft an Dingen verschwenden, die ihrer ganzen Bedeutung nach derselben nicht werth wären. Eintracht macht stark! Der Reichstag hat niemals einen größeren Beweis seiner Macht und Stärke gegeben, wie als die Parteien sich einig zeigten, nicht nur untereinander, sondern auch mit dem erhabenen Träger der Krone. Hieran festzuhalten und stets nach dieser Richtung hin zu wirken, ist die würdige Aufgabe, die sich aus dem, was wir soeben erlebt haben, für alle ergiebt, wenn hieraus dauernder Segen entspringen soll. Möchten die Parteien nach dieser Richtung hin mehr und mehr zu wirken trachten: das Andenken an den verstorbenen Kaiser könnte nicht besser als gerade auf diese Weise geehrt werden.

Das Märzheft des „Deutschen Handels⸗Archivs“ enthält folgende Artikel über die Lage der Industrie und des Handels während des Jahres 1887 in:

Chemnitz (Ende Dezember).

Baumwollenspinnerei. Sämmtliche Spinnereien hatten im vierten Quartal eine außerordentlich große Nachfrage nach Gespinnsten aller Art, zweicylindrige Garne ausgenommen, zu verzeichnen, so daß der Bedarf, nachdem die Lager schon während des Sommers geräumt waren, kaum zu befriedigen war. Die Preise haben sich nach und nach im Verhältniß zur Steigerung des Rohmaäterials gebessert, so daß die meisten Qualitäten am Ende des Quartals 4 bis 6 höher standen, als zu Anfang desselben.

Die wesentliche Besserung in der Lage der Baumwollspinnereien liegt darin, daß sie wenigstens den Konjunkturnutzen verdienen, so⸗ fern sie sich noch zu niedrigen Preisen Rohmaterial gesichert haben, während im vergangenen Jahre die auch damals gestiegenen Baum⸗ wollpreise ohne Wirkung auf die Garnpreise blieben. Für Garne, welche aus jetzt gekaufter Baumwolle hergestellt sind, ist der Verkaufs⸗ preis noch wenig befriedigend. Es ist demnach anzunehmen, daß bei Fortdauer des Bedarfs der Garnpreis noch steigen wird. Für das neue Quartal sind die Aussichten nicht ungünstig; die Ausschlag gebenden englischen Spindeln sind sehr stark für China und Indien beschäftigt und haben keine Veranlassung, durch Angebote den deutschen Markt zu drücken. ..

Die Wollkämmereien waren im Oktober und November schwach beschäftigt. Der Dezember brachte wieder genügende Beschäftigung, welche am Jahresschluß als sehr reichlich zu bezeichnen war. ...

Für die Streichgarnspinnereien beginnt gewöhnlich im Oktober eine schwächere Beschäftigung, da Streichgarne vorzugsweise für Winter⸗ artikel verwandt werden. In diesem Jahre aber dauerte die volle Beschäftigung bis in den Dezember. Die Preise sollen aber nach wie vor sehr gedrückt sein. ...

Die Lage der Eisenindustrie, sowohl der Hütten, wie der Walz⸗ werke, ist im Allgemeinen als eine erheblich gebesserte anzusehen. Der Bedarf hat, namentlich für Roheisen, erheblich zugenommen, so daß trotz der gesteigerten Produktion die alten Lagerbestände, welche früher oft auf den Preis drückten, geräumt werden konnten. Vorrath ist weder auf den Hütten noch auf den Walzwerken zu finden, und die Nachfrage bleibt anhaltend gut..

Koblenz (Ende Januar).

In Uebereinstimmung mit der allerseits gebesserten Lage der Eisenindustrie haben auch die Verhältnisse unseres Eisenerzbergbaues wieder eine hoffnungsvolle Gestaltung gewonnen, und es ist vorzugs⸗ weise der jahrelang vernachlässigte Rotheisenstein, welchem die ein⸗ getretene Besserung zu Gute kommt. Die einst sehr umfangreichen Vorräthe davon wurden rasch vergriffen; bei der Andauer des ein⸗ getretenen Umschwunges aber behalten die Grubenbesitzer begründete Aussicht, lohnende Betriebe wieder aufnehmen zu können. Dem Bergrevier Weilburg, wo noch reiche Lager Rotheisensteins vorhanden sind, wird die veränderte Lage vorzugsweise gut zu Statten kommen. In der Nachfrage nach den übrigen Sorten hat sich im Verlaufe des letzten Quartals mindestens nichts verschlechtert. ...

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Vpon dem Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, fortgesetzt von Dr. Moriz Heyne, Dr. Rudolf Hildebrand, Dr. Matthias Lexer, Dr. Karl Weigand und Dr. E. Wülcker (Leipzig, Verlag von S. Hirzel) wurde soeben des VII. Bandes 11. Lieferung, enthaltend die Artikel „Platzbaum“ bis „Preßvergehen“, bearbeitet von Dr. M. Lexer, ausgegeben. Bis jetzt sind von dem Froßen nationalen Werk nunmehr vollständig erschienen: der I. Band (A, B). bearbeitet von Jacob Grimm, mit dem Porträt Wilhelm Grimm (Preis 16 ℳ), der II. Band bearbeitet von Jacob und Wilhelm Grimm (Preis 15 ℳ), der III. Band (E bis „Forsche“), bearbeitet von. Jacob Grimm und Karl Weigand des IV. Bandes 1. Abtheilung 1. Hälfte („Forschel“ bis „Gefolgs⸗ mann“), bearbeitet von Karl Weigand und Rudolf Hildebrand (Pr. 20 ℳ), des IV. Bandes 2. Abtheilung (H bis J), bearbeitet von Moriz Heyne (Pr. 23 ℳ), der V. Band (K), bearbeitet von Rudolf Hilde⸗ brand (Pr. 25 ¾ ℳ), und der VI. Band (L bis M), bearbeitet von Moriz Heyne (Pr. 30 ℳ). Noch nicht beendet sind: des IV. Bandes 1. Ab⸗ theilung 2. Hälfte, von welcher die Lieferungen 1 kis 7 („Gefoppe“ bis „Genug“), bearbeitet von Rudolf Hildebrand (Pr. der Lieferung 2 ℳ), erschienen, der VII. Band, von welchem Lieferung 1 bis 11 (N bis „Preßvergehen“), bearbeitet von Matthias Lexer (Pr. je 2 ℳ), vorliegen, der VIII. Band, der bis Lieferung 3 (R bis „Reich“), bearbeitet von Moriz Heyne (Pr. je 2 ℳ), vorgeschritten ist, und der XII. Band, von dem die 1. Lieferung (V bis „Verdammen“), bear⸗ beitet von E. Wülcker, im Druck erschien. Des VII. Bandes 12. Lie⸗ ferung (P), bearbeitet von Matthias Lexer, und des XII. Bandes 2. Lieferung (V), bearbeitet von E. Wülcker, befinden sich unter der Presse.

von Jacob und (EIGö9)

Gewerbe und Handel.

In der 25. ordentlichen Generalversammlung der Aktionäre der Preußischen Hypotheken⸗Versicherungs⸗Aktien⸗ Gesellschaft wurde die Bilanz genehmigt und Decharge ertheilt. Die von der Verwaltung vorgeschlagenen Statutenänderungen, wonach die Aktionäre statt der hinterlegten Aktienwechsel mit Genehmigung des Vorstandes und Aufsichtsraths auch die Vollzahlung auf die Aktien leisten können, welche letzteren alsdann als Inbaber⸗Aktien ab⸗ gestempelt werden sollen, fand die Genehmigung der Hauptversamm⸗ lung sowohl, als auch der zu diesem Zweck berufenen beiden besonde⸗ ren Generalversammlungen. Die Statutenänderungen bedürfen der Bestätigung der zuständigen Ministerien, die demnächst eingeholt wird. Sobald Vorstand und Aufsichtsrath Vollzahlungen zulassen wollen, wird eine öffentliche Bekanntmachung an die Aktionäre ergehen.

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(Preis 16 ℳ),

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In dem Geschäftsbericht der Baugesellschaft für Mittelwohnungen für das Jahr 1887 werden die Ergebnisse angesichts der allgemeinen Geschäftslage als zufriedenstellend und günstig bezeichnet. Trotz bedeutender Kosten, welche die Regulirung und Abtretung der Straßen an die Gemeinde in Weißensee, die Her⸗ stellung der dortigen Entwässerungskanäle verursachten, kann den Aktionären die Vertheilung einer Dividende von 2 % vorgeschlagen werden. Durch die erwähnte unentgeltliche Abtretung der Straßen des Bau⸗ terrains in Weißensee an die Gemeinde verringerte sich der Terrain⸗ besitz in 1887 um 13 941 qm = 981,70 Qu.⸗Ruthen, wogegen der Buchwerth der Ruthe entsprechend höher 61 aufgenommen worden ist. Durch Verkäufe trat ferner eine Verringerung um 5889 qm = 415,1 Qu.⸗Ruthen ein, die zum Durchschnittspreise von cga. 144,40 ℳ, für den Gesammtbetrag von ca. 60 100 und mit einem Bruttogewinn von 41 705,10 erfolgt sind. Im Hypotheken⸗ Conto vermehrten sich die ausstehenden Forderungen durch die Ver⸗ käufe um 158 694 ℳ, verringerten sich dagegen durch Rück⸗ zahlungen vIv31111“ als Bestand 234 795 an Hypotheken verbleibt. Das Haus Georgen⸗ kirchstraße 32 wurde mit einem Gewinn von 6000 verkauft. Das Gewinn⸗ und Verlust⸗Conto ergiebt einen Bruttogewinn von 59 9884 Nach Abzug bezw. nach Abschreibung der Steuern und Unkosten, sowie nach Rückstellung von 3661 für Straßenpflaste⸗ rungs⸗Reserve⸗Conto verbleiben 18 941 ℳ, wovon 5 % für den Reservefonds mit 905 ℳ, 9 % für den Aufsichtsrath mit 1548 ℳ, 6 % für den Vorstand mit 1032 ℳ, im Ganzen 3486 verwendet werden, so daß noch 15 454 übrig bleiben, welche die Vertheilung einer Dividende von 2 % mit 14 448 und einen Vortrag aufs Neue von 1006 gestatten.

Nach dem Geschäftsbericht der Kommunalständischen Bank für die Preußische Oberlausitz in Görlitz ist das Resultat des Geschäftsjahres 1887 fast das gleiche wie das des voran⸗ gegangenen. Nach Abzug der für das Delkredere⸗Conto in Reserve gestellten 50 000 sind, wie die Bilanz zeiot, 334 335 oder 7,43 % des Stammkapitals an die Landsteuerkasse abgeliefert worden, während der Ertrag des Jahres 1886 7,46 % repräsentirte. Der Ge⸗ sammtumsatz der Bank betrug in 1886 494 150 576 ℳ, in 1887 425 797 270 Der offizielle Diskontosatz der Reichsbank war zwar durchschnittlich um 0,13 % höher als im Vorjahr, gleichwohl blieb der Ertrag aus den Wechseln geringer, weil ein nicht unwesentlicher Theil derselben nur gegen den niedrigen Privatdiskontsatz zu erlangen gewesen ist, und der Geldbetrag der diskontirten Wechsel um etwa 5 000 000 gegen das Jahr 1886 zurückblieb.

In der ordentlichen Generalversammlung der Osnabrücker

Bank wurde die vorgelegte Bilanz genehmigt, die Dividende für 1887 den Anträgen gemäß auf 7 % festgestellt und dem Vorstande Decharge ertheilt.

Nach dem Geschäftsbericht der Köln ischen Wechsler⸗ und Kommissionsbank haben sich die Erträgnisse etwas gehoben. Es wurden erübrigt auf Sorten 7073 (1886 6834), Wechsel 78 997 (70 877), Effekten 21 (81 (20 847), Zinsen 204 323 (195 957), Provision 122 590 (120 377), zusammen 434 066 (+ 19 172 ℳ). Durch Abschreibungen auf nothleidende Conti im Betrage von 36 083 (17 579) ist dieses Plus wieder absorbirt worden, sodaß der verbleibende Reingewinn von 298 324 (297 770) den vorigjährigen nur wenig übersteigt Dieser Gewinn soll wie folgt vertheilt werden: zur Kapital⸗Reserve 20 000 (wie im Vorjahre), 5 % Dividende 259 710 (wie im Vorjahre), Tantiémen 18 045 (17 729), Vortrag auf 1888 560 (331). Der Reservefonds erreicht mit der oben angeführten Zuwei⸗ sung die Höhe von 285 000

Das Gewinn⸗ und Verlust⸗Conto der Oldenburgischen Landesbank ergiebt für das Jahr 1887 einen Reingewinn von 167 301 (gegen 129 859 im Vorjahre), welcher nach Ver⸗ gütung der vertragsmäßigen Tantièmen und der Dotirung des Re⸗ servefonds eine Gesammtdividende von 12,57 % gegen 9,90 % im Jahre 1886 vom eingezahlten Aktienkapital darstellt. Die Ver⸗ waltung beantragt, aus dem erzielten Reingewinn die Vertheilung einer Dividende von 10 % an die Aktionäre, die Auszahlung von 30 258 als Gewinn⸗Antheil an die Großherzogliche Regierung und die Uebertragung von 10 086 an den Reservefonds, der durch diese Zuweisung sich auf 366 682 gleich 30,55 % des eingezahlten Aktienkapitals erhöht. Von größeren Geschäften führt der Bericht die in Gemeinschaft mit der Firmwa von Erlanger u. Söhne in Frank⸗ furt a. M. und der Oldenburgischen Spar⸗ und Leihbank übernom⸗ mene und mit gutem Erfolg durchgeführte Konvertirung der 4 % kon⸗ solidirten oldenburgischen Staatsanleihe in 3 ½ % im Betrage von 14 465 300 an. Von Verlusten blieb die Bank vollständig ver⸗ schont. Der Gesammtumsatz ist im Berichtsjahre wiederum nicht unwesentlich, um rund 73 Millionen Mark, gestiegen.

In diesem Jahre ist ein Jahrhundert verflossen, daß die deutsche Cigarrenfabrikation, welche vom volkswirthschaftlichen Stand⸗ punkt aus von keiner anderen Industrie an Bedeutung übertroffen werden dürfte, irs Leben getreten ist; denn in dem „Handbuch der Taback⸗ und Cigarrenfabrikation“ von Ladislaus von Wagner findet sich folgender Passus: „Im Jahre 1788 errichtete der Tabackfabrikant H. Schlottmann zu Hamburg die erste Cigarrenfabrik, nachdem er bei seinem früheren Aufenthalt in Spanien die Be⸗ handlungsweise kennen gelernt hatte. Anfänglich wollten seine Cigarren keine Käufer finden, und er mußte sie wegschenken; denn man war zu jener Zeit, wo Cigarren in Hamburg noch wenig geraucht wurden, so gewohnt, sie blos als Geschenk anzunehmen. Als mehrere Schiffe in der Folge Cigarren aus Amerika mitbrachten und diese in Partien verkauft wurden, ging es bald besser mit seiner Unternehmung und dem Vertrieb seiner Waare. In den Jahren 1796 und 1797 wurde das Cigarrenmachen in Hamburg zur Mode und bald ein wahres Bedürfniß, auch etablirten sich neben Schlott⸗ mann, sowohl in Hamburg wie in Altona noch einige Fabriken, bis endlich heutigen Tages die Cigarrenfabrikation einer der wichtigsten Industriezweige Hamburgs geworden ist.“

Kottbus, 27. März. (W T. B.) In der Generalversammlung der Aktionäre der Niederlausitzer Bank zu Kottbus wurde die Jahresbilanz, sowie die Vertheilung einer Dividende von 4 ½ % pro 1887 einstimmig genehmigt und dem Aufsichtsrath und der Direktion Decharge ertheilt. Die Auszahlung der Dividende erfolgt in Kottbus sofort, in Berlin vom 4. bis 30. Aprilsc. Das ausscheidende Mitglied des Aufsichtsraths, Hr. Alwin Ball in Berlin, sowie die bisherigen Revisoren wurden wiedergewählt. Anläßlich des andauernden Rück⸗ gangs der Umsätze und des Gewinns wurde Seitens der Aktionäre die Verwaltung noch dahin interpellirt, ob es falls die Fortdauer dieses Zustandes bestehen bleibe nicht angemessener sei, die Liqui⸗ dation der Gesellschaft ins Auge zu fassen. Seitens der Verwaltung wurde erwidert, daß ihr derartige Anregungen auch schon mehrfach brieflich gegeben worden seien und daß sie dieselben ernstlicher Er⸗ wägung unterziehen werde.

Dresden, 28. März. (W. T. B.) In der heute stattgehabten Generalversammlung der Dresdener Bank waren 28 Aktionäre anwesend, welche 11 882 Stimmen vertraten. Die vorgelegte Bilanz wurde genehmigt, ebenso die Vorschläge der Verwaltung bezüglich der Gewinnvertheilung Die Dividende von 7 % gelangt sofort zur Auszahlung. Die ausscheidenden Aufsichtsrathsmitglieder wurden wiedergewählt.

St. Petersburg, 27. März. (W. T. B.) Der griechische General⸗Konsul Banquier Condoyanaki ist gestern hier ge⸗ storben. Wie der „Herold“ hört, werde die Firma liquidiren.

Washington, 27. März. (W. T. B.) Der Präsident Cleveland hat eine Botschaft an den Kongreß gerichtet, in welcher demselben gesetzgeberische Maßregeln zur Verhinderung der Ein⸗ fuhr von Schweinen und Schweineprodukten aus Frank⸗ reich und Deutschland anempfohlen werden, da nach Mitthei⸗ lungen des amerikanischen Gesandten in Berlin und des amerikanischen Konsuls in Marseille in diesen Ländern unter den Schweinen eine Seuche herrsche, die den Genuß von Schweinefleisch zu einem gesund⸗ heitsgefährlichen mache.